Oktobernachlese

Tagebuch Wetter und Pilze im Oktober 2010 (Oktobernachlese)

Pilzwachtum und Wetter im Oktober 2010 – Fortsetzung

26. Oktober – Von der ersten Tageshälfte bis in den Nachmittag hinein hatten wir strahlenden Sonnenschein. In der Sonne ließ es sich sogar richtig gut aushalten. Im weiteren Verlauf des Nachmittages und am Abend trübte es aus nordwestlicher Richtung wieder ein. In der Nacht und morgen kann aus dichten Wolken auch etwas Regen fallen. Hiermit ist eine grundlegende Wetterumstellung verbunden. Es stellt sich für längere Zeit eine milde bis sehr milde West- bis Südwestwetterlage ein. Dabei bleibt es zunächst überwiegend trocken. Auch die Bodenfrostgefahr im Binnenland ist kein Thema mehr. Was das Pilzwachstum angeht, könnte dieser Umstand eventuell nochmals einen positiven Einfluss auf die Fruchtkörperbildung einzelner Arten ausüben. Ich erwarte zumindest, dass spätherbstliche Pilze wie die Rötel – Ritterlinge und Graukappen nochmals einen frischen Wachstumsschub bekommen. Vielleicht können sogar einige Röhrlinge nochmals leicht aktiviert werden. Hier Denke ich insbesondere an das Derbe Rotfüßchen. Aber dennoch sollte man in diesem Jahr nicht mehr viel in dieser Hinsicht erwarten.

Frostschnecklinge (Hygrophorus hypothejus) brauchen anscheinend erst einmal Bodenfrost umzu gedeihen.
Frostschnecklinge (Hygrophorus hypothejus) brauchen anscheinend erst einmal Bodenfrost, damit die Fruchtkörperbildung angeregt wird. Man findet diesen mild – aromatischen Speisepilz in sandigen Kiefernwäldern in der Zeit zwischen Oktober und Januar. Standortfoto im Gebiet der Oberen Seen bei Sternberg am 24.10.2010.

27. Oktober – Heute war eigentlich mein mittwöchentlicher Exkursionstag. Er fiel leider in`s Wasser. Gerade um die Tagesmitte zog ein schmales, aber recht markantes Regengebiet durch, so dass ich davon absah, bei diesem ungemütlichen Wetter mit meinem Kleinkraftroller zu einer Pilztour zu starten. Der Regen gehörte zu einer ersten Wetterfont, die die Zufuhr deutlich milderer Luftmassen einleiten. Besonders am Sonnabend, zu unserer nächsten Pilzwanderung, soll es schön und mild werden. Unsere Pilzausstellung hat immer noch recht viel zu bieten. 134 Arten liegen derzeit auf unseren Ausstellungsflächen. Wir hatten heute den ganzen Tag geöffnet. Die Ausstellung schauten sich gerade mal zwei Leute an. Die Saison geht merklich dem Ende entgegen! Letzte Woche war noch reger Betrieb, dank der Herbstferien. In erster Linie sind es Urlauber, die über unsere einmalige Einrichtung stolpern und dann gerne die Möglichkeit wahrnehmen, sich eine derartige Frischpilzausstellung mit Seltenheitswert anzuschauen. Für viele Einheimische ist es nichts besonderes, die kommen meistens nur an den drei Tagen im Jahr, wenn es unsere  große Pilzschau zu sehen gibt oder nehmen die Pilzberatung als solches in Anspruch.

Eine der 134 Arten ist auch der Geschmückte Gürtelfuß (Cortinarius armilatus)
Eine der 134 Arten ist auch der Geschmückte Gürtelfuß (Cortinarius armillatus). Diese Schleierlingsart wächst im Spätsommer und Herbst stets bei Birken und ist durch die rötlichen Gürtel um den Stiel gut charakterisiert. Standortfoto am 20. Oktober 2010 im Sültener Forst.

28. Oktober – Es ist zwar etwas milder geworden, aber der heutige Tag, mit seinem tristen Grau und dem gelegentlichen Regen, besonders am Abend, erinnerte schon sehr an den bevorstehenden November. Für Morgen und Sonnabend sind die Prognosen schon deutlich lichter mit zumindest zeitweiligem Sonnenschein. Dieser dürfte dann auch du zu beitragen, dass die Temperaturen noch um einige Grad steigen. – Von der Pilzfront kann ich leider nichts neues mitteilen. Aber am Wochenende werde ich auf jeden Fall wieder unterwegs sein und von meinen Beobachtungen an dieser Stelle berichten.

Diese spätherbstliche Pilzmischung gelangte heute mit auf die Ausstellungsfläche. Sie wurden am 24.10.2010 im Gebiet der Oberen Seen bei Sternberg gesammel.
Diese spätherbstliche Pilzmischung gelangte heute mit auf die Ausstellungsfläche. Die Pilze wurden am 24.10.2010 im Gebiet der Oberen Seen bei Sternberg gesammelt.

29. Oktober – Die milde Luft ist jetzt auch bei uns voll angekommen, man könnte denken, besonders in der heutigen Kombination mit viel Sonnenschein, es wird wieder Frühling. Aber die vielfach von den Bäumen fallende, goldene Blätterpracht, kündigt leider den nahenden Winter an. Um so mehr sollte man diese letzten goldenen Oktobertage für Aktivitäten im freien nutzen. So sind pilzinteressierte Naturfreunde morgen wieder zu einer öffentlichen Pilzlehrwanderung eingeladen. Treffpunkt ist um 08.00 Uhr auf dem ZOB Wismar, in der Wasserstraße. Mit dem PKW geht es in ein mit Kiefern aufgeforstetes Kiesabbaugebiet in der Nähe von Neukloster. Im Sommer gibt es hier Schubweise sehr viele Körnchen – Röhrlinge. Im Herbst Butterpilze, Erdritterlinge, Edel – Reizker, Frostschnecklinge, Violette Rötel – Ritterlinge und manches mehr. Allerdings sollten die Erwartungen für morgen nicht mehr ganz so hoch angesetzt werden. Die Myzelien sind in diesem Jahr schon sehr erschöpft!

In der Rubrik Durch die Barniner Tannen" ist ein Foto von einem wunderschönen Pantherpilz abgebildet. Diese Bild sorgte bei einigen Pilzfreunden für heftige Diskusionen, ob es doch nicht eventuell ein Perlpilz sein könnte. Hier habe ich ihn heute nochmals fotografiert. Deutlich ist die Riefung auf dem Hutrand zu erkennen, ungeriefte Manschette und auch die charkteristisch gesäumte Stielknolle ist noch recht gut zu erkennen.
In die Rubrik „Durch die Barniner Tannen“ habe ich ein Foto eines sehr schönen Pantherpilzes gestellt, dass bei einigen Pilzfreunden für angeregten  Gesprächsstoff sorgte. Man war der Meinung, es könnte sich eventuell auch um einen Perlpilz handeln. Hier der gleiche Pilz heute nochmals fotografiert. Der geriefte Hutrand, die ungeriefte Manschette und die gesäumte Stielknolle sind noch recht gut zu Erkennen. Auch keinerlei weinrötliche Färbungen am Pilz (obwohl es auf dem Bild etwas in diese Richtung schimmert) sprechen eindeutig für den stark giftigen Pantherpilz (Amanita pantherina). 29.10.2010.

30. Oktober – Bei bestem Ausflugswetterwetter führte uns die heutige Pilzwanderung in den Kiefernforst bei Perniek. 14 Pilzfreunde nahmen daran teil. Die Artenvielfalt war zwar nicht mehr sehr groß, aber dennoch füllten sich die Körbe der Sammler recht schnell (siehe auch unter „Spätherbstwanderung bei Perniek“). Der harte Kern der Wismarer Pilzfreunde fuhr im Anschluss, nach dem wir kurz zuvor noch  „Werners Eisdiele“ in Neukloster einen Besuch abstatteten, auf meinen Vorschlag hin, in den Selliner Wald. Dieser liegt auf halber Strecke zwischen Neukloster und Wismar. Hier hatte ich am 28.10.2007 zwei alte Buchenstämme mit zahlreichen Ästigen Stachelbärten entdeckt. Nach dem im letzten Jahr keine mehr erschienen waren, wollte ich nun wissen, ob es in diesem Jahr nochmals welche gibt oder ob das Substrat nicht mehr genug Nährstoffe für diesen recht seltenen Pilz bereitstellen kann. Aber, welch ein Glück! Wieder waren zahlreiche Fruchtkörper an den beiden, inzwischen schon stark zersetzten Stämmen, erschienen. Es war zwar nicht mehr so üppig, wie noch vor drei Jahren, aber immerhin ein tolles Erlebnis für diejenigen unter uns, die dieser Art noch niemals in freier Natur begegnet sind.

Stark zerfallen sind die Buchenstämme bereits. Die Pilze leisten ganze Arbeit. Der Anblick ist aber immer wieder schön. 30.10.2010 im Wald bei sellin.
Stark zerfallen sind die Buchenstämme bereits. Die Pilze leisten ganze Arbeit. Der Anblick ist aber immer wieder schön. 30.10.2010 im Wald bei Sellin.
Da staunen Hans - Jürgen, Helga, Erika und Thomas von den wismarer Pilzfreunden nicht schlecht. 30.10.2010.
Da staunen Hans – Jürgen, Helga, Erika und Thomas von den Wismarer Pilzfreunden nicht schlecht. 30.10.2010.
Der essbare Ästige Stachelbart (Hericium coralloides) braucht naturnahe Lebensräume mit entsprechendem Totholzanteil. Durch starkes Beräumen und Durchforsten der Wälder ist der Pilz in Deutschland vom Aussterben bedroht!
Der essbare Ästige Stachelbart (Hericium coralloides) braucht naturnahe Lebensräume mit entsprechendem Totholzanteil. Durch starkes Beräumen und Durchforsten der Wälder ist der Pilz in Deutschland vom Aussterben bedroht! In Mecklenburg – Vorpommern kann man ihm noch ab und zu begegnen. Standortfoto am 30.10.2010.
Auf Vorschlag aus Mecklenburg - Vorpommern wurde der wunderschöne Pilz im Jahre 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum "Pilz des Jahres 2006" gekührt. Standortfoto am 30.10.2010 im Selliner Wald bei Wismar.
Auf Vorschlag aus Mecklenburg – Vorpommern wurde der wunderschöne Pilz im Jahre 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum „Pilz des Jahres“ erkoren. Standortfoto am 30.10.2010 im Selliner Wald bei Wismar.

31. Oktober – Es war heute zwar auch relativ mild, aber tristes Novembergrau bestimmte die Szenerie beim Wetter. Am Nachmittag regnete es vorübergehend sogar etwas. Trotzdem fuhr ich heute in den Schlemminer Staatsforst. Der ist um diese Jahreszeit eigentlich eine gute Adresse, wenn es darum geht, meine Ausstellung mit attraktiven Pilzen zu Bestücken. Aber auch hier, in den guten Buchenwaldbereichen, triste Einöde! Am häufigsten waren wenig schmackhafte Zitronen Täublinge und ungenießbare Buchen Spei – Täublinge zu finden. An besseren Speisepilzen gab es nur Trompeten – Pfifferlinge, diese aber stellenweise zahlreich und in guter Qualität. An Röhrlingen fand ich nur eine überständige Marone. In den Vorjahren gab es um diese Zeit hier die herrlichsten Steinpilze, in diesem Jahr keine Spur. Nicht einmal die für den Spätherbst so typischen Derben Rotfüßchen waren vertreten.

Der Oktober 2010 war gekennzeichnet durch einen rapiden Artenschwund des am Anfang noch sehr üppigen Pilzwachstums. Hier für sind meines Erachtens zwei Hauptgründe anzuführen. Erstens, die von Mitte August bis Anfang Oktober dauernde, ungewöhnlich intensive Wachstumsphase sehr vieler Arten neigte sich natürlicherweise dem Ende entgegen und zum zweiten hatten wir in der ersten Oktoberdekade sehr ungünstige Witterungseinflüsse durch trockene Ostluft. Diese Kombination führte zu einem starken Artenrücklauf. Teilweise vertrockneten die Pilze schon am Standort. Im weiteren Verlauf besserten sich die Bedingungen zwar wieder, aber die Power ist in diesem Jahr einfach raus. Die meisten Myzelien sind erschöpft.

In den gehaltvollen Buchenwäldern gibt es jetzt punktuell sehr viele Trompeten - Pfifferlinge.
In den gehaltvollen Buchenwäldern gibt es jetzt punktuell sehr viele Trompeten – Pfifferlinge (Cantharellus tubaeformis). Er gilt als guter, essbarer Pilz, der sich laut Frieder Gröger „Pilze und Wildfrüchte“, besonders als Fleischzugabe oder für Pilzsalate eignet. Standortfoto am 31.10.2010 im Schlemminer Staatsforst.

Und hier noch einige Pilzfotos aus dem Oktober 2010

Der Verfärbende Schneckling (Hygrophorus cossus) wächst zertreut unter Buchen auf Kalk. Standortfoto am 09. 10.2010 im Radebachtal bei Nlankernberg. Essbar.
Der Verfärbende Schneckling (Hygrophorus cossus) wächst zerstreut unter Buchen auf Kalk. Standortfoto am 09.10.2010 im Radebachtal bei Blankenberg. Essbar.
Nach der September - Pilzschwämme stank es manchen Buchenwälder buchstäblich zu Himmel. Unzählige Ruinen des Dickblättrigen Schwarztäublinge zeichnete dafür verantwortlich.
Nach der September – Pilzschwämme stank es in manchen Buchenwälder buchstäblich zum Himmel. Unzählige, vermodernde Ruinen des Dickblättrigen Schwarztäublings zeichneten dafür verantwortlich. Haushalt Forst im Oktober 2010.
Die einzelnen Hallimasch - Arten wuchsen in dieser Saison zeitlich etwas versetzt. Waren sie an einer Stelle schon durch, kamen sie woanders erst richtig in Gang. Hier ein Büschel des Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea) am 15.10.2010 im Warnowtal bei Gädebehn.
Die einzelnen Hallimasch – Arten wuchsen in dieser Saison zeitlich etwas versetzt. Waren sie an einer Stelle schon durch, kamen sie woanders erst richtig in Gang. Hier ein Büschel des Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea) am 16.10.2010 im Warnowtal bei Gädebehn.
Ebennfalls am 16.10.2010 fotografierte ich diese wunderschönen Anis - Champignons (Agaricus specc.) am Straßenrand unter Kiefern zwischen Kritzow und Weberin.
Ebenfalls am 16.10.2010 fotografierte ich diese wunderschönen Anis – Champignons (Agaricus spec.) am Straßenrand unter Kiefern zwischen Kritzow und Weberin.
Diese Espen - Rotkappe (Leccinum rufum) hat einen Hauch von Frost abbekommen und die ziegelrote Hutfärbung schlug mehr in rotbräunlich um. 20.10.2010 in der Nähe von Neukloster.
Diese Espen – Rotkappe (Leccinum rufum) hat einen Hauch von Frost abbekommen und die ziegelrote Hutfärbung schlug mehr in rotbräunlich um. 20.10.2010 in der Nähe von Neukloster.
Am gleichen Standort stehen auch Weiden und das ruft den Beringten Erdritterling auf den Plan. Der Standort unter Weiden und sein beringter Stiel machen diesen essbaren Erdritterling unverwechselbar. 20.10.2010 bei Neuklosten am Standort fofografiert.
Am gleichen Standort stehen auch Weiden und das ruft den Beringten Erdritterling (Tricholoma cingulatum) auf den Plan. Das Vorkommen unter Weiden und sein beringter Stiel machen diesen essbaren Erdritterling unverwechselbar. 20.10.2010 bei Neukloster am Standort fotografiert.
Ebenfalls im gleichen Gebiet, aber immer unter Pappeln wächst der dickfleischige und ergiebige Pappel - Ritterling (Tricholoma populinum). Er riecht starkr mehlartig und soll ein recht guter Speisepilz sein. Auch soll er bei Allergien, insebesondere Heuschnupfen hilfreich sein. Standortfoto am 20.10.2010.
Ebenfalls im gleichen Gebiet, aber immer unter Pappeln, wächst der dickfleischige und ergiebige Pappel – Ritterling (Tricholoma populinum). Er riecht stark mehlartig und soll ein recht guter Speisepilz sein. Auch soll er bei Allergien, insbesondere Heuschnupfen, hilfreich sein. Standortfoto am 20.10.2010.
Unter Buchen und Eichen wächst der ungenießbare Schwefel - Ritterling (Tricholoma sulphureus). Sein widerlicher, leuchtgasartiger Geruch charakteriesieren ihn sehr gur, so dass er wohl kaum mit andren Arten verwechselt werden kann. Standortfoto am 23.10.2010 am Roten See bei Brüel.
Unter Buchen und Eichen wächst der ungenießbare Schwefel – Ritterling (Tricholoma sulphureus). Sein widerlicher, leuchtgasartiger Geruch und die schwefelgelbe Färbung charakterisieren ihn sehr gut, so dass er wohl kaum mit anderen Arten verwechselt werden kann. Standortfoto am 23.10.2010 am Roten See bei Brüel.
Allenfalls der Grünling (Tricholoma equestre) könnte als Verwechslungspartner in Frage kommen. Aber dieser schmackhafte Ritterling soll ja nunmehr potentiel gefährlich sein. Es kann bei übermässigem Genus die Musklelatur geschädigt werden! Standortfoto am 24.10.2010 bei Sternberg.
Allenfalls der Grünling (Tricholoma equestre) könnte als Verwechslungspartner in Frage kommen. Aber dieser schmackhafte Ritterling soll ja nunmehr potentiell gefährlich sein. Es kann bei übermäßigem Genus die Muskulatur geschädigt werden! Standortfoto am 24.10.2010 bei Sternberg.
Und mit diesem Mehr an Fliegenpilzen von den Tagen der Pilze in Rehna am 02.10.2010 möchte ich es für diesen Monat belassen sein.
Und mit diesem „Meehr“ an Fliegenpilzen von den „Tagen der Pilze“ in Rehna am 02. und 03.Oktober 2010, möchte ich diese Monatsnachlese schließen.

Weiter geht es bei „Wetter und Pilze November 2010“