Pilztagebuch Mai 2012/1

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im Mai 2012

Im Wonnemonat Mai ist Maipilzzeit. Er wächst in der Regel von Ende April bis Mitte Juni in oft großen Hexenringen mit einer hohen Fruchtkörperanzahl und kann dann in kürzester Zeit und von einer einzigen Stelle sogar große Körbe füllen. Ein wirklich ergiebiger, schmackhafter Speisepilz. Standortfoto in einem Pappelwald bei Wismar am 02.05.2012.

Im Wonnemonat Mai ist Maipilzzeit. Er wächst in der Regel von Ende April bis Mitte Juni in oft großen Hexenringen mit einer hohen Fruchtkörperanzahl und kann in kürzester Zeit und an einer einzigen Stelle selbst große Körbe füllen. Ein wirklich ergiebiger und schmackhafter Speisepilz. Standortfoto in einem Pappelwald am 02.05.2012.

Dienstag, 01. Mai (Maifeiertag) – Heute waren Irena, Jonas und ich zu einer kleinen Erkundungstour zu mehreren Stellen aufgebrochen. Zunächst bekamen die Maipilze noch ein wenig Wasser, da Sonne und starker Ostwind bei frühsommerlichen Temperaturen die Austrocknung stark förderten. Dann ging es in die Kiefernaufforstung bei Jesendorf und Irena sammelte fleißig Schwarzweiße Becherlorcheln zum Einfrieren für unsere nächste Pilzsuppe. Darin haben sie sich bereits in Vorjahren bewährt. Im Anschluss ging es noch an den Schweriner See zu einer Morchelstelle, an der ich im vergangenen Jahr 49 Exemplare Ernten konnte. Ich wusste noch ganz genau die Stelle, an der sie standen. Es war nicht eine zu sehen! Das gleiche an einer weiteren Stelle bei Ventschow, wo vor zwei Jahren ebenfalls mehr als fünfzig Fruchtkörper von der Dickfuß – Variante der Speisemorchel standen. Hier das gleiche Trauerspiel – nicht eine! Deshalb ist für mich die Morchelsaison in diesem Jahr offiziell beendet, es sei denn, es kommt noch zu Zufallsfunden. Ich werde mich ab morgen den Maipilzen zuwenden. – Beim Wetter gibt es etwas erfreulichere Aussichten, als noch kürzlich befürchtet. Feuchtere Gewitterluft konnte sich auch bis zu uns durchsetzen, wovon am Abend zahlreiche Cumulus – Wolken der Gattung castellanus und floccopus kündeten, die untrüglich auf Gewitterluft schließen lassen. Die ersten Gewitter sind Richtung Vorpommern auch schon gesichtet worden. Morgen und am Donnerstag sollen wir, also der Nordosten Deutschlands, sogar der Gewitter – Schwerpunkt sein. Wollen wir hoffen, dass auch unser Einzugsgebiet etwas davon ab bekommt. Ab Wochenende soll es dann aber empfindlich kühl werden, wobei der Einfluß des gefürchteten Skandinavien – Hochs sich wohl doch eher in Grenzen halten wird, so dass auch bei uns weitere Niederschläge möglich sind. Es dürfte den Maipilzen und Co. zu gute kommen!

Schwarzweiße Becherlorcheln (Paxina leocomelaena) waren heute in Jesendorf stellenweise immer noch reichlich zu finden, fingen aber bei dieser Ostwindlage bereits an, Trockenschäden auf zu weisen.

Schwarzweiße Becherlorcheln (Paxina leucomelaena) waren heute in Jesendorf stellenweise immer noch reichlich zu finden, fingen aber an, bei dieser Ostwindlage, Trockenschäden aufzuweisen.

Mittwoch, 02. Mai – Heute habe ich begonnen meine Maipilzstandorte abzuernten. Zunächst fuhr ich in einen schattigen Ahornwald, wo es dicht beieinander etwa drei Mycelien gibt, von denen aber nur eines Pilze hervorbrachte. Es fehlt an ausreichend Feuchtigkeit! Danach war ein Pappelwald dran, in dem es ebenfalls mehrere Stellen gibt. Hier brachten zwei von mindestens 4 Standorten Maipilze hervor. Damit war der erste Korb halbwegs gefüllt und Vereinsfreund Peter Kofahl machte sich ans Putzen, Blanchieren und Einfrieren. Am Nachmittag, als Sohn Jonas von der Schule Heim kam, ging es zu unseren Pilzen, die ich mehrmals seit Ende April mit Wasser bedacht hatte. Wir ernteten sie zwar unter einer großer Mückenplage, aber dennoch voller Freude, dass sie sich so gut entwickeln konnten, in ca. einer Stunde ab. Das Biotop ist hier recht trockener Erlenbestand mit einzelnen Eichen und etwas Holunder. Die Pilze wachsen hier versteckt zwischen Brenneseln und Himbeergestrüpp. Danach ging es in eine kleine ländliche Parkanlage, wo mindestens zwei Stellen bekannt sind, von denen eine Pilze hervor brachte, die ich vor einigen Tagen auch schon einmal mit Wasser bedachte. Die Pilze wachsen hier zwischen kräftig grünem Parkrasen unter Linden und Eichen, wobei der Hexenring bis in ein Privatgrundstück hinein läuft und die Pilze dort, in geringerer Zahl, unter Fichten weiter wachsen. Unterdessen erreichte mich heute eine E – Mail von unserem Pilzfreund Ulrich Klein aus Hohen Schönberg, der es gestern auf einer privaten Pilztour auf immerhin 191 Käppchenmorcheln und zwei Fingerhut – Verpel gebracht hat. Herzlichen Glückwunsch! Es gibt also doch Morcheln. Sie sind eben ein sehr launisches Völkchen! Vom Wetter her gab es heute bei uns nichts neues zu vermelden. Sonne satt und tagsüber wieder ein recht kräftiger Ostwind bei sehr angenehmen Temperaturen. Für Pilze keine gute Konstellation. Aber morgen soll es die Gewitterzone, die von Süden her aufkommt, endlich auch bis zu uns geschafft haben. Heute gab es besonders in den mittleren Regionen Deutschlands stellenweise schwere Gewitter mit den entsprechenden Schäden. Örtlich sind zwischen 20 und 40 Liter in kurzer Zeit gefallen, teils mit Großhagel! So schlimm braucht es ja nicht kommen, aber ein kräftiger Regenguss in unseren Pilzrevieren wäre wirklich sehr zu begrüßen!

Sohn Jonas nach erfolgreicher Maipilzernte am später Nachmittag. Danach ging es noch zu einer Parkanlage und auch der zweite Korb des heutigen Tages wurde fast voll und

Donnerstag, 03. Mai – Die labile Zone mit der Gewitterluft erreichte uns am Morgen. Dabei kam es, so wie auch den ganzen Tag über, zu einzelnen, meist schwachen Schauern. Das war nicht einmal der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein! Schade, in vielen Regionen Deutschlands brachten die Gewitter der letzten Tage recht ordentliche Regenmengen, aber wir im Norden haben leider wieder den kürzeren gezogen. Allerdings soll die Witterung unbeständig weitergehen. Morgen kann es noch einige Schauer geben und am Wochenende gibt es laut Prognose der Wetterfrösche vor allem in der Mitte und im Süden unseres Landes wieder viel Regen. Es bildet sich neuerlich eine Luftmassengrenze aus, denn von Norden dringt fast spätwinterlich kalte Luft langsam Richtung Süden vor. Die Nächte sind dann Bodenfrostgefährdet. Am wenigsten Niederschlag soll wieder bei uns fallen! – Ich war heute Abend noch zu einem Waldgebiet an der Ostseeküste gefahren, dass einige unserer ergiebigsten Maipilzstellen beherbergt. Hier war es Staubtrocken und es gab nicht einen Maipilz! Im vergangen Frühjahr herrschte noch eine größere Dürre, aber damals gab es zumindest an zwei Stellen in diesem Gebiet eine kleine Ernte. Ich Denke, wir haben dieses Desaster dem rekordtrockenen März zu verdanken. Dafür habe ich zwei Robinien gesehen, an denen die Schwefelporlinge ganz frisch durch die Rinde brachen!

Auf unserer Ausstellungsfläche befinden sich heute 68 Pilzarten. Neu in diesem Jahr sind: Strickmuster – Morchel, Spitzmorchel, Hasen – Stäubling, Rehbrauner Dachpilz, Frühlings – Mürbling, Ockerblättriger Rötling, Maiporling und Schwarzroter Stielporling.

Während ich schon die Hoffnung auf einige schöne Morcheln aufgab, gelangte unser Pilzfreund Ulrich Klein aus Hohen Schönberg am vergangenen, langen Feiertagswochenende in einen richtigen Morchel - Segen von insgesamt 191 Käppchen - Morcheln und als i - Tüpfelchen noch zwei Fingerhut Verpel obendrauf. Lieber Ulrich, wir Gratulieren dir ganz neidvoll auf das herzlichste! Weiter so!

Freitag, 4. Mai – Heute drohten immer wieder dunkle Wolken, aber ihre Feuchtigkeit behielten sie hübsch oben. Regen ist für unsere Region laut Niederschlagsvorhersage bei www.wetter-online.de erst frühestens Mitte nächster Woche zu erwarten. Ich schätze, mindestens die Hälfte der mir bekannten Maipilz – Standorte hat bis jetzt noch keine Fruchtkörper hervorgebracht und wird es wahrscheinlich in diesem Jahr auch nicht mehr tun.  Dafür scheinen in den nächsten Wochen recht ordentlich Schwefelporlinge im kommen zu sein. Pilzfreundin Sina Mews aus Schönberg schickte mir gestern Abend noch Fotos von einer Weide, aus der die schwefelgelben Konsolen reichlich hervor quollen. Auch ich habe gestern Abend zwei Bäume gesehen, an denen sich dies bezüglich etwas entwickelt. Wir haben jetzt zwar schon einige Kilo Maipilze für unseren Imbiss am Pfingstwochenende zusammen, werden uns jetzt aber zunehmend auf Schwefelporlinge konzentrieren, denn in Scheiben geschnitten und panniert sind sie eine Delikatesse, ähnlich Hähnchenfleisch.

Unterdessen tauchen Vereinzelt schon die ersten frischen Bauchpilze des Jahres auf. Diesen jungen Hasen - Stäubling (Calvatia utriformis habe ich am 2.05.2012 auf einem Waldweg bei der Suche nach Maipilzen entdeckt. Jung kann er ähnlich wie der Riesenbovist in Scheiben geschnitten, panniert und gebraten werden. Standortfoto.

Sonnabend, 05. Mai – Heute brachen wir vom Wismarer Busbahnhof zur 3. öffentlichen Pilzlehrwanderung des Jahres auf. Zielgebiet war die Nordwestmecklenburgische Ostseeküste zwischen Groß Schwansee und Barendorf. Bei kühlem, aber zunehmend sonnigem und angenehmen Frühlingswetter, wanderten wir hier paralel zum Ostseestrand den dortigen Radfern – und Wanderweg entlang und schauten nach jahreszeittypischen Frischpilzen aus. Eigentlich ein viel versprechendes Gebiet, aber angesichts des Feuchtigkeitsmangels hängten wir unsere Erwartungen entsprechend tief. Trotzdem gelang es uns einige frische Pilze zu entdecken. Zunächst sicherte Pilzfreundin Helga Köster ihr Abendbrot mit jungen und zarten Schuppigen Porlingen ab. Kurze Zeit später gelang dieses auch den Pilzfreunden aus Grevesmühlen mit den ersten, frisch in der Natur gewachsenen und gesammelten Champignons des Jahres und zum Schluss gesellte sich sogar die einzige Speisemorchel, die wir heute fanden, hinzu. An Frischpilzen waren außerdem noch einige Grünblättrige Schwefelköpfe, Goldmistpilze und ein Kiefern – Zapfenrübling im Angebot. Siehe auch unter „Ostseeküstenwanderung 2012“.

Bei den Champignons handelte es sich um die weiße Variante des Zweisporigen Champignons (Agaricus bisporus var. albidus). Er gilt als Stammvater der meisten heut zu Tage angebotenen Zuchtchampignons. Standortversetztes Foto am 05.05.2012 bei Barendorf.

Sonntag, 6. Mai Die Niederschlagskarte bei www.wetter-online.de zeigt die Niederschlagsverteilung über Deutschland innerhalb der letzten drei Tage an. Fast überall gab es zumindest etwas Regen, vielfach auch recht ergiebige Niederschläge. Nur der äußerste Nordwesten und unsere Region hat nichts davon ab bekommen. Der letzte, leichte Regen, liegt über eine Woche zurück und richtig ergiebige Niederschläge gab es bei uns seit dem Winter nicht mehr. Für unseren nächsten Imbiss zu Pfingsten müssen wir uns nun auf Baumpilze konzentrieren. Irena hat in den letzten Tagen größere Mengen von Schuppigen Porlingen verarbeitet und eingefroren, denn die erhoffte Maipilz – Ernte ist auch in diesem Jahr wieder mehr als mager! Eigentlich haben wir in diesem Frühjahr kein dauerhaftes Schönwetterhoch und es gibt immer wieder teils erhebliche Niederschläge, nur bei uns kommt davon kaum etwas an. Die unbeständige Witterung soll auch weiter anhalten, so dass ich hoffe, das die Niederschläge in absehbarer Zeit auch unser Einzugsgebiet stärker erfassen werden. Ergiebige Niederschläge sind dann dringend geboten, denn unser Blick geht jetzt in Richtung erster Sommerpilze, die spätestens Ende Mai zu erwarten sind.

Ob es dieses Jahr wieder Pilzbouetten mit Schuppigen Porling geben wird? Wir werden uns überaschen lassen, was Irena in diesem Jahr daraus schmackhaftes Zaubert. Standortfoto am 06.05.2012 im Hellbachtal.

Montag, 07. Mai – Heute waren wir, die in den letzten Tagen praktisch trocken geblieben sind, der Regenschwerpunkt. Bei fast schon spätwinterlich frischen Temperaturen und grauem Himmel, tröpfelte es zeitweise, fast lustlos, so vor sich hin. Wir haben es dabei im Schnitt wohl auf 1 – 2 Liter pro qm geschafft. Also praktisch nichts! Das hilft uns nicht weiter, aber in deutlich wärmerer Luft, sind im Verlauf der Woche weitere Regenfälle, die hoffentlich etwas kräftiger ausfallen werden, vorhergesagt. Schließlich spekulieren wir für Ende Mai/Anfang Juni mit dem ersten, kleineren Schub von Sommerarten wie ersten Hexen – Röhrlingen und Sommersteinpilzen. Den ersten Birkenpilz brachte mir Irena am Wochenende von der Frühjahrstagung der Pilzberater Mecklenburg – Vorpommerns, die wie immer in Teterow stattfand, mit. In der Pilzberatung tauchten Rotbraune Riesen – Träuschlinge auf. Ich habe heute wieder unsere Ausstellung aufgefrischt. Es sind 66 Arten zu sehen, davon erstmals in diesem Jahr mit dabei: Grünblättriger Schwefelkopf, Blasiger Becherling, Birkenpilz, Grünspan – Becherling.

Am Wochenende verarbeitete Irena größere Mengen von Schuppigen Porlingen. Die zartesten Stücke wurden blanchiert und eingefroren, die etwas zäheren Teile kamen auf Drahtgitterroste und werden getrocknet. Sie werden dann zu Pilzmehl gemahlen. Ob sie dann geschmacklich als Suppenwürze etwas bringen werden, müssen wir Testen, wenn nicht werden wir sie leider entsorgen müssen.

Dienstag, 8. Mai – Noch eine Anmerkung zum obigen Bild. Wir werden davon absehen, die getrockneten Stücke von Birken – Zungenporlingen, zu Pilz – Tee zu verarbeiten. Sie werden als Dekorationsmaterial zukünftiger Pilzgestecke dienen. Unterdessen sammelten Irena und Jonas gestern Abend noch gut drei Kilo Maipilze für unsere Pilzpfanne. Ich holte heute von Resten einer ehemals mächtigen, alten Weide, gut sechs Kilo Schwefelporlinge. Die werden in Schnitzelportionen geschnitten, blanchiert und eingefroren. Paniert und gebraten schmecken sie ganz vorzüglich, allerdings kaum nach Pilz, eher nach Geflügelfleisch. – Beim Wetter geht es auf und ab. Mal spätwinterlich kalte Luft aus dem hohen Norden, dann wieder lauwarme, feuchtigkeitsgesättigte Luft aus subtropischen Breiten. Am Wochenende soll wieder, pünktlich zu den Eisheiligen, kalte Polarluft folgen. Die Kollision dieser beiden, grundverschiedenen Luftmassen soll in den nächsten zwei bis drei Tagen über Deutschland für erhebliche Turbulenzen sorgen. Die Meteorologen warnen vor einer Unwetterlage! Bereits morgen soll es, auch bei uns, verbreitet zu Schauern und Gewittern kommen. Am Donnerstag sollen sich über West- und Norddeutschland schwere Gewitter zusammen brauen, die alles im Gepäck haben können, was Gewitter so an Überraschungen zu bieten haben: blitzintensive Entwicklungen, sehr große Regenmengen, Hagel, schwere Sturmböen bis hin zu möglichen Tornados. Es sieht endlich auch mal für unsere Region nach Regen satt aus! Siehe auch unter: www.unwetterzentrale.de oder www.wetter-online.de

Das Zerstörungswerk des Schwefelporlings! Einst eine mächtige Weide, aber der Pilz hat im Laufe der Jahre ganze Arbeit gemacht. Der Baum ist zusammengebrochen. Das Holz zerfällt in Würfel und ist leicht wie Kork, aber wesentlich bröckliger. Noch vor wenigen Jahren konnte man hier bis zu einem halben Zentner Schwfelporling ernten, heute waren es, im Hintergrund andeutugsweise zu sehen, noch etwa sechs Kilogramm. 08.05.2012 am Ostseestrand bei Wismar.

Mittwoch, 09. Mai – Heute habe ich keine größere Exkursion unternommen, sondern mir einige Bäume, von denen ich weiß, dass sie vom Schwefelporling befallen sind, angeschaut. Zunächst eine Allee in der Nähe von Wismar, die aus Pflaumenbäumen besteht. Hier wurde einmal bereits von Unbekannt geerntet und an etlichen, weiteren Obstbäumen sind sie im kommen. Dann fuhr ich zu zwei Robinien, an denen in der vergangenen Woche frische Pilzdurchbrüche zu sehen waren. Sie stehen frei in Ostseenähe und sind durch Wind und trockene Luft in`s Stocken geraten und somit kaum gewachsen. An einer dicken Weide im Wismarer Stadtgebiet waren im vorigen Jahr um diese Zeit schöne Pilze dran, in diesem Jahr tut sich hier noch nichts. Oftmals pausieren sich auch und setzen ein Jahr aus. Am Abend fuhr ich eine weitere Pflaumenallee bei Brüel ab. Hier waren ebenfalls einige Bäume mit Schwefelporlingen besetzt. Von zweien nahm ich fast schon ausgewachsene Konsolen für unsere Ausstellung mit, denn zum Essen waren sie bereits zu fest. Die anderen waren widerum noch zu frisch und zu klein. Es gibt in diesem Jahr also reichlich Schwefelporlinge, was in früheren Jahren für mich oftmals ein Hinweis war, dass es möglicherweise ein  eher schlechtes Pilzjahr werden würde. Irgendwann fiel mir auf, immer wenn es im Frühjahr viele Schwefelporlinge gab, war der Rest des Pilzjahres nicht sonderlich berühmt! Aber ich kann diese These in keiner Weise Untermauern oder Begründen und hoffe, dass es in diesem Jahr nicht zutrifft!

An den meisten Bäumen, die ich heute begutachtete, brachen sie so wie hier an diesem Pflaumenbaum, erst ganz frisch und jung durch die Rinde. Zum Schnitzel Schneiden einfach noch zu klein!. Standortfoto am 09.05.2012.

Donnerstag, 10. Mai – Vom angekündigten Donnerwetter war über Deutschland bis gegen 19.00 Uhr noch nichts zu Hören und zu Sehen. Es zogen im Tagesverlauf nur gelegentliche, leichte Regenfälle in der Nordwesthälfte durch. Jetzt am Abend sind einige, teils kräftige Schauerechos auf dem Niederschlags – Radarbild zu sehen. Aber über dem Nordosten Frankreichs und den Benelux – Staaten sind kürzlich die ersten Gewitter entstanden. Sie ziehen am Abend und in der Nacht nach Deutschland herein und können sich noch verstärken. Dabei liegt Mecklenburg in ihrer Zugrichtung. Immerhin sind laut Regenvorhersage für heute und morgen, insbesondere während der kommenden Nacht, 10 – 20 Liter für unser Gebiet prognostiziert. Ich hoffe, wir werden diesbezüglich nicht enttäuscht. Die gestrigen Gewitterschauer haben meist nur zwischen 1 bis 5 Liter in Nordwestmecklenburg gebracht. In Keez, bei Brüel, kamen gestern Abend gegen 20.00 Uhr bei einem kräftigen Gewitterschauer 6 Liter zusammen. Das war zwar ein beeindruckender Regenguss, aber wir brauchen wesentlich mehr! 21.00 Uhr – in Wismar und ganz Nordwestmecklenburg hat Starkregen eingesetzt. Die Gewitterentwicklungen west/südwestlich nehmen stark zu! Ich Denke, in den letzten 15 Minuten hat Wismar schon mindestens 5 Liter bekommen, und das ist wohl erst der Anfang. Es sieht gut aus! Regen- und Blitz – Radar sind unter www.wetter-online.de nahezu life zu verfolgen.

Mächtige Gewitterwolken ballten sich gestern Abend bei Brüel in Mecklenburg zusammen. Das Gewitter brachte 6 Liter in unseren Regenmesser ein. 09.05.2012.

Freitag, 11. Mai – In der Nacht zogen noch weitere, teils kräftige Schauer durch. Zu Unwettern kam es bei uns aber nicht. Die Gewitterzone lag heute über der Mitte Deutschlands und hat dort am Nachmittag und besonders am Abend heftige Gewitter gebracht. In unserem Einzugsgebiet sind bei den Gewitterschauern am Mittwoch und Donnerstag verbreitet Niederschlagsmengen zwischen 10 und 20 Liter erreicht worden. Nur der äußerste Nordwesten hat kaum 5 Liter bekommen, dafür gab es in Umfeld des Schweriner Sees sogar mehr als 20 Liter. Alles in allem erst einmal ganz gut. – Nachdem ich während der letzten Tage meine Maipilzstandorte nicht mehr besuchte und erst auf Regen wartete, starte ich heute die zweite Runde diesbezüglich. Maipilze sind hart im Nehmen. Sie wachsen ohnehin recht langsam und waren vielfach schon ins Stocken geraten. Stehen sie in der Humusschicht versteckt, sind sie vor Austrocknung einigermaßen geschützt, aber auch Pilze, die schon etwas welk geworden sind, da sie teils der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, teils dem Wind Preis gegeben waren, können sich nach einer kräftigen Regendusche recht gut erholen. Nur wenn sie komplett vertrocknet waren, sind sie nicht mehr zu retten. Diese Eigenschaft, dass sich schon ziemlich ausgetrocknete und verwelkte Pilze nach dem Regen wieder mit Wasser vollsaugen und wie frisch gewachsen aussehen und dazu auch noch  Verwendungsfähig sind, besitzen nur wenige Pilzarten. In der Regel kennen wir dieses von den Schwindlingen, aber die sind viel kleiner und dünnfleischiger. So ist unser Pilzfreund Eberhart Heyne heute Vormittag in unseren besten Maipilz – Wald gefahren und konnte zwei große Körbe voll Ernten. Ich fuhr am Abend ebenfalls dorthin und nahm mit, was ich mit kriegen konnte. Mein ziemlich großer Korb quoll fast schon über! Die Qualität ist teils mäßig, teils hervorragend. Der Entwicklungsstand der einzelnen Hexenringe reicht von noch zu klein, die blieben stehen, bis hin zu „Es wird höchste Zeit“. Auch an Stellen, wo vor ca. acht Tagen noch nichts zu sehen war, standen jetzt recht ordentlich Pilze!

Es wurde höchste Zeit, dass diese schönen Pilze - Mai - Schönköpfe (Calocybe gambosa) endlich Wasser bekommen haben. An diesem Standort der gelbhütigen Form habe ich die meisten Pilze noch stehen gelassen. Sie sind hier besonder kräftig und kompakt im Wuchs und diese Eigenschaft sollen siie schließlich noch entfalten dürfen. Standortfoto am Abend des 11. Mai 2012.

Sonnabend, 12. Mai – Heute habe ich an einigen, weiteren Maipilz – Stellen noch einen halben, größeren Korb voll Ernten können. Vielfach hat aber durch das stockende Wachstum aufgrund zu trockener Witterung der Madenbefall schon deutlich zugenommen. Außer Maipilze waren noch Grünblättriger Schwefelköpfe, Rehbraune Dachpilze und vor allem Glimmer – Tintlinge vertreten. – Das Wetter war erwartungsgemäß deutlich frischer als an den Vortagen und es wehte ein unangenehm kalter und ruppiger Westwind. Vereinzelt zogen schwache Regenschauer über` s Land, deren feuchtes Nass aber gleich wieder vom Winde verweht wurde. Laut Mittelfristprognose der Wetterfrösche ist auch weiterhin mit Schauern und Gewittern zu rechnen. Dabei soll es vor allem ab der Wochenmitte mit den Temperaturen wieder bergauf gehen. Ein stabiles Schönwetterhoch ist zum Glück nicht in Sicht!

Neben Maipilzen waren gestern und heute immer wieder Büschel und Ansammlungen von Glimmer - Tintlingen (Coprunus micaceus) zu sehen. Sie sollen ganz jung sogar essbar sein, aber Bitte ohne Alkohol! Standortfoto 12.05.2012.

Sonntag, 13. Mai Heute fand wieder eine Vereinsexkursion statt. Sie stand im Zusammenhang mit unseren Warnow – Exkursionen. Zielgebiet waren die Stadttannen bei Crivitz. Dieses Waldgebiet grenzt an den Barniner See, den die Warnow durchfließt. Die Stadttannen bestehen zum großen Teil aus Kiefernforsten, aber auch Fichten, Birken und besonders zum Seeuferbereich auch mächtigen Eichen und Buchen. Da es hier sehr sandig ist, war das recht trockene Wetter in diesem Frühjahr dem heutigen Frischpilzaufkommen sehr abträglich und wir fanden diesbezüglich kaum etwas. Einzig einige frische Grünblättrige Schwefelköpfe, einen Ockerblättrigen Rötling, Schwarzrote Stielporlinge und einige ganz junge Schwefelporlinge. Siehe auch unter „Am Barniner See“. Auf dem Wege zum Treffpunkt unserer heutigen Exkursion fand Pilzfreund Peter Kofahl am morgen im Wismarer Stadtgebiet große Mengen von Riesen – Träuschlingen auf Holzschredder. In einem Gebüsch des weiteren zahlreiche, ganz frische und noch geschlossene Karbol – Champignons. Der erste Schub von Gift – Champignons in unseren städtischen Anlagen startet also durch!

Den interessantesten Pilz des heutigen Tages und weut darüber hinnaus brachte Klaus Warning heute morgen mit zu unserer Exkursion. Es ist die bei uns sehr sektene Trollhand, die in Skandinavien häufiger vorkommt. Der Pilz wächst meist gemeinsam, so wie auch hier, mit dem Tabakbraunen Borstenscheibling (Hymenochaete tabacina) an alten Weidenästen, aber auch anderen Gehölzen. Lang hat er nach diesem Highlight gesucht. Eine tolle Sache!

Montag, 14. Mai – Meine rechte Hand im „Steinpilz“, Peter Kofahl, hat heute eine ausgiebige Exkursion unternommen und ist vor allem in punkto Schwefelporling fündig geworden. Er hat sie portionsweise zurecht geschnitten, blanchiert und eingefroren. Unser Vorrat für den Pfingstimbiss bekommt immer mehr Substanz. Auch Ausstellungspilze wie Grünblättrige Schwefelköpfe, prächtige Riesen – Träuschlinge und Stadt – Champignons waren mit dabei. Ich war heute Abend noch kurz zu einem Pappelwäldchen gefahren, dass mir aus der Ferne Maipilz – Verdächtig erschien. Es waren auch einige Exemplare dort, aber nicht ergiebig. Das Gras ist in diesem lichten Bestand einfach zu hoch. – Beim Wetter wurde es im Vorfeld einer morgen hereinziehenden Kaltfront heute wieder etwas wärmer. Stichwort Kaltfront, sie wird uns voraussichtlich ab morgen Nachmittag mit Schauern und Gewittern beehren. 5 – 10 Liter werden prognostiziert. Danach wird nochmals ein Schwall sehr kalter Polarluft auf direktem Wege von Norden zu uns geführt. Die Eisheiligen sind noch nicht zu Ende! Auch für Mittwoch ist aprilhaftes Schauerwetter vorhergesagt. Ich hoffe, an beiden Tagen werden die Niederschläge recht ergiebig ausfallen, denn danach soll für unsere Region mit Regen erst einmal Schluss sein.

Ich habe heute wieder unsere Ausstellung erneuert. Es liegen 64 Arten auf der Fläche, davon erstmals in diesem Jahr mit dabei: Frühlings – Ackerling, Schild – Rötling, Glocken – Düngerling, Hochthronender Schüppling, Karbol – Champignon, Rotbrauner Riesen – Träuschling, Ansehnlicher Scheidling und Stadt – Champignon.

Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) gestern in Schwerin fotografiert. Sie sind in diesem Jahr recht häufig. Sie sie noch so jung wie dieses Exemplar, so sind sie noch butterweich und können gegessen werden. Sie müssen aber gut gegart werden, da sie roh giftig sind und Fruchtkörper die an Eichen wachsen, sollten wegen der Gerbstoffe gewässert werden.

Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) gestern in Schwerin fotografiert. Sie sind in diesem Frühjahr recht häufig. Sind sie noch so jung wie dieses Exemplar, also  butterweich, können sie gegessen werden. Es empfiehlt sich aber, sie noch etwas größer werden zu lassen, um daraus ordentliche Scheiben zum panieren Schneiden zu können. Sie müssen dann gut gegart werden, da sie roh giftig sind und Fruchtkörper die an Eichen wachsen, sollten wegen der Gerbstoffe gewässert werden. Standortfoto am 13.05.2012.

Dienstag, 15. Mai – Heute war ich unterwegs um weitere Schwefelporlinge zu besorgen. Zunächst in einer Wismarer Parkanlage. Hier waren an einer Weide gleich mehrere Fruchtkörper, aber die größten leider in gut drei bis vier Meter Höhe. Ohne eine kleine Leiter war kein rankommen. Dann fuhr ich eine Pflaumenbaum – Allee ab. Hier waren an etlichen Bäumen kleine bis mittelgroße Exemplare dran, die teils aber während des Wachstum in`s Stocken geraten sind, weil es in den letzten Tagen zeitweise sehr windig war. Unter einer Schlehen – Hecke fand ich im Anschluss noch ein Nest mit Schild – Rötlingen. Leider waren die meisten bereits überständig, aber einige Ausstellungsexemplare waren noch in Ordnung. Inzwischen überlegte ich, wie ich wohl den beiden Schwefelporlingen an besagter Weide habhaft werden könnte. Da ich mit dem Roller unterwegs bin, kann ich keine Leiter transportieren. Aber wir haben zum Glück noch unsere Pilzfreunde und ich rief Thomas Harm an, ob er heute Abend noch ein halbes Stündchen für einen kleinen Arbeitseinsatz mit Leiter Zeit hätte und er sagte spontan zu. Da er im Wismarer Autohaus Preuss arbeitet, war es kein Problem mit einem Kleintransporter nach Feierabend, in den nicht nur eine Leiter bequem Platz finden, vorbei zu schauen, um die Pilze für unseren Imbiss sicher zu stellen. Ungünstig war allerdings, dass gerade zu dieser Zeit kräftiger Regen niederging, obwohl er natürlich sehr willkommen war. Am Nachmittag und Abend gab es nämlich recht verbreitet Schauer und Gewitter, insbesondere in unserem östlichen Einzugsgebiet zwischen Wismar und Rostock.

Prächtige Schwefelporlinge an dieser Weide, aber leider etwas hoch. Während ich den Unteren gerade noch auf Zehenspitzen abschneiden konnte, war es bei dem Oberen nicht mehr möglich und auf der Rückseite des Baumes hing noch ein Aparat, sogar noch etwas höher. Eine Leiter muss her! 15.05.2012.

Prächtige Schwefelporlinge an dieser Weide, aber leider etwas hoch. Während ich den Unteren gerade noch auf Zehenspitzen abschneiden konnte, war es bei dem Oberen nicht mehr möglich und auf der Rückseite des Baumes hing noch ein Apparat. Eine Leiter muss her! 15.05.2012.

So sieht es schon besser aus und der Regen machte gerade in diesem Moment eine kleine Pause. Die beiden Fruchtkörper werden einige schmackhafte Pilzschnitzel liefern. 15.05.2012.

So sieht es schon besser aus und auch der Regen machte gerade in diesem Moment eine kleine Pause. Die beiden Fruchtkörper werden  so einige schmackhafte Pilzschnitzel liefern! 15.05.2012.

Weiter geht es bei „Wetter und Pilze Mai 2012/2“