Pilztagebuch Mai 2012/2

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze Mai 2012/2

Der Mai 2012 ist der Monat der Schwefelporlinge. Sie haben im Jahr zwei Wachstumzeiten. Zunächst im Mai/Juni und dann wieder im August/September. Oftmals fällt der Frühlingsschub intensiver aus. In diesem Jahr ist er besonders gut. Standortfoto am 15.05.2012 an einem Pflaumenbaum bei Wismar.

Der Mai 2012 ist der Monat der Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus). Sie haben im Jahr zwei Wachstumszeiten. Zunächst im Mai/Juni und dann wieder im August/September. Oftmals fällt der Frühlingsschub intensiver aus. In diesem Jahr ist er besonders gut. Standortfoto am 15.05.2012 an einem Pflaumenbaum bei Wismar.

Mittwoch, den 16. Mai – Statt Schwefelporlinge, waren heute wieder Maipilze angesagt. Ich habe den heutigen Exkursionstag dafür genutzt, einem Küstenabschnitt mit mehreren Maipilzstellen einen Besuch abzustatten. Insgesamt fand ich an drei Standorten welche. Zunächst nur zwei Einzelexemplare, dann den ersten Ring, von denen die meisten schon überständig waren und schließlich noch einen Hexenring mit zahlreichen, besonders kräftigen und fleischigen Fruchtkörper in der Optimalphase. Der Korb war gefüllt. Allerdings hat der Madenbefall weiter zugenommen. Außer Maipilze fand ich noch einen jungen Frühlings – Ackerling, einen ausstellungswürdigen Schuppigen Porling und einige Schild – Rötlinge.Das Wetter war heute erwartungsgemäß recht kühl und am Nachmittag zogen einige Regenschauer über`  s Land. Insgesamt haben die Schauer von gestern und heute für eine ganz gute Überregnung gesorgt, tiefgründige Niederschlagsmengen waren es aber nicht. Ab dem Wochenende soll es wieder sommerlich warm werden mit zunehmender Gewitterneigung. Diesbezüglich gibt es aber noch einige Unsicherheiten, ob die Gewitter auch bis zu uns gelangen können. Die Gewitter- und Niederschlagsvorhersagekarten bei www.wetter-online.de von heute Abend beziehen für Sonnabend und Montag unsere Region voll mit ein und wir gelten als besonders gefährdet. Hoffen wir, dass es auch so kommt.

Schnell füllte sich heute mein Korb beim zweiten Hexenring. Es waren besonders schöne und kräftige Maipilze in einem Küstenschutzstreifen am Ufer der Ostsee. 16.05.2012.

Schnell füllte sich heute mein Korb beim zweiten Hexenring. Es waren besonders schöne und kräftige Maipilze in einem Küstenschutzstreifen am Ufer der Ostsee. 16.05.2012.

Donnerstag, 17. Mai (Christi Himmelfahrt)Heute bin ich mehrere Feld- und Waldwege zwischen Brüel, Crivitz und Schwerin abgefahren um nach Schwefelporlingen und Maipilzen Ausschau zu halten, aber ohne Erfolg. Nur ein Stubben mit leider schon überständigen Stockschwämmchen und ein Büschel frische Grünblättrige Schwefelköpfe. Am Abend waren dann Irena, Jonas und ich noch zu zwei bekannten Schwefelporlings – Bäumen gefahren, an denen auch etwas dran war. Beides Weiden. Zunächst ein mächtiger, alter Baum versteckt an einem Waldrand. Hier hingen in 2 – 5 m Höhe mehrere, große Trauben, die aber schon hart an der für Speisezwecke verwendungsfähigen  Grenze waren. Wir entschlossen uns, nur ein größeres Exemplar für die Ausstellung mit zu nehmen. An einem zweiten Baum, der schon halb im Wasser des Schweriner Sees lag, noch ein ganz junges, butterweiches, aber nicht all zu großes Exemplar. Im gleichen Moment bekam ich einen Anruf von unserem Pilzfreund Peter Kofahl, der heute zwei große Weidenkörbe mit jungen und saftigen Schwefelporlingen während eines Herrentags – Ausflugs ohne Alkohol fand. „Sie waren so frisch, dass mir beim Abschneiden der Saft in die Ärmel lief“. Das Wetter war heute zwar recht freundlich mit Sonne und starken Quellwolken im Wechsel, aber ausgesprochen frisch. Am morgen war es so kalt, dass es fast noch nach Schnee roch, wie man so schön sagt. Aber damit ist jetzt endlich Schluss, es wird wieder deutlich wärmer mit einigen Schauern und Gewittern in den nächsten Tagen. Allerdings sind die für unsere Region zu erwartenden Niederschlagsmengen, gegenüber von gestern, deutlich herunter korrigiert worden!

Eine von mehreren Trauben des Schwefelporlings (Laetiporus sulphureus) heute an einer mächtigen, alten Weide. Hier waren wirklich max. die Randbereiche noch saftig. Er wird unsere Frischpilzausstellung bereichern. Standortfoto am 17.05.2012 in der Nähe des Paradieses.

Eine von mehreren Trauben des Schwefelporlings (Laetiporus sulphureus) heute an einer mächtigen, alten Weide. Hier waren wirklich max. die Randbereiche noch saftig. Er wird unsere Frischpilzausstellung bereichern. Standortfoto am 17.05.2012 in der Nähe des Paradieses.

Freitag, 18. Mai – Vereinsfreund Peter Kofahl hat heute fast den ganzen Tag Schwefelporlinge gesäubert, geschnitten, gekocht und in Gefrierbeutel verfrachtet. Die meisten in Scheiben als Pilzschnitzel, aber auch klein gewürfelt für unsere Pilzpfanne. Wir haben jetzt einen großen Gefrierschrank mit Pilzen gefüllt. Es sind noch einige Herbstpilze aus der vergangenen Saison dabei, ansonsten Schwefelporlinge und Maipilze. Stichwort Maipilze. Ich habe heute noch einen Korb voll geholt. Ich bin zu dem Standort gefahren, wo sie am letzten Freitag noch zu klein waren. Es ist ein Hexenring von der gelben Variante, die hier besonders kompakt und massig werden. Es hätte nichts geschadet, wenn ich sie noch ein Paar Tage stehen gelassen hätte. Sie waren zwar deutlich größer, aber in der Masse immer noch jung und knackig. – Die Wetterlage stellte sich heute um und es wird wärmere Luft subtropischen Ursprungs wetterwirksam. Es wird in den nächsten Tagen also frühsommerlich. Einzelne Schauer und Gewitter können auch dabei sein, aber diese werden, falls sie überhaupt bei uns auftreten sollten, eher punktuell Regennachschub bringen. In der Mittelfristprognose steht nicht viel Regen für die nächsten zwei Wochen in Aussicht, bis auf einige Gewitterschauer, die immer mal auftreten können. Um einen deutlichen Wachstumsschub erster Sommerpilze auszulösen, ist der bis jetzt gefallene Niederschlag wohl zu mager gewesen. Dennoch rechne ich spätestens ab Pfingsten mit ersten Hexen – Röhrlingen und Sommersteinpilzen, vielleicht auch Birkenpilzen und Rotkappen.

Die Papsblüte ist untrenn bar mit der Maipilz - Saison verbunden. Beide haben ihren Höhepunkt überschritten. Die gelben Blüten dieser Ölfrucht verwandeln sich bald in die typischen Schoten und es geht dem Sommer zu. 17.05.2012 bei Langen Brütz.

Die Rapsblüte ist untrennbar mit der Maipilz – Saison verbunden. Beide haben ihren Höhepunkt überschritten. Die gelben Blüten dieser Ölfrucht verwandeln sich bald in die typischen Schoten und es geht dem Sommer entgegen. 17.05.2012 bei Langen Brütz.

Solche schönen, jungen und knackigen Maipilze wird man nun immer seltener finden. Stätestens Mitte Juni ist dann schluß mit ihnen. Sie werden dann von ihrem giftigen Doppelgänger, dem Ziegelroten Mairißpilz abgelöst. Standortfoto am 18.05.2012.

Solche schönen, jungen und knackigen Maipilze wird man nun immer seltener finden. Spätestens Mitte Juni ist dann Schluss mit ihnen. Sie werden dann von ihrem giftigen Doppelgänger, dem Ziegelroten Mairißpilz, abgelöst. Standortfoto am 18.05.2012.

Sonnabend, 19. Mai – Heute führte uns eine öffentliche Pilzlehrwanderung bei schönem Frühlingswetter durch den Holmer Wald bei Dassow/Flechtkrug. Überwiegend Kiefern- und Fichtenwald mit kleineren Buchenarealen lassen im Sommer und Herbst viele Speisepilze vermuten. Heute sah es allerdings sehr bescheiden aus. Siehe unter „Auf Pilzsuche im Holmer Wald“. – Das Wetter war dreigeteilt. Am Morgen, als ich unterwegs zum Treffpunkt für unsere Pilzwanderung war, musste ich mich im „Steinpilz“ schnell noch umziehen, da ich während der Fahrt von meiner Wohnung innerhalb von 10 Minuten völlig durchgenässt war. Zum Glück hatte ich noch trockene Sachen im Laden. Danach lösten sich die Regenwolken am Vormittag auf und es strahlte die Sonne bei angenehm warmer Luft und schwach windigen Verhältnissen. Am Abend kamen zeitweise wieder stärkere Quellwolken auf, aber es blieb trocken. Auch in den nächsten Tagen ist in vielen Regionen Deutschlands mit Schauern und Gewittern zu rechnen. Wenn wir Glück haben, kann sich vielleicht auch noch ein Regenguss bis in unsere Breiten verirren, so wie heute Morgen. Meist soll es im Küstenumfeld aber trocken bleiben und Regen ist dann in absehbarer Zeit kaum noch in Sicht. Es soll meist sonnig und warm bei zeitweise lebhaftem Ostwind sein.

Erste Waldfreund Rüblinge (Collybia dryophila) und Breitblättrige Rüblinge markierten heute den allmählichen Übergand vom Frühlings- in den Frühsommeraspekt.

Erste Waldfreund Rüblinge (Collybia dryophila) und Breitblättrige Rüblinge markierten heute den beginnenden Übergang vom Frühlings- in den Frühsommeraspekt.

Sonntag, 20. Mai – Heute Mittag war ich kurz in einer Wismarer Parkanlage, um zu schauen, ob sich bei unseren Parkpilzen vielleicht schon etwas tut, aber leider nichts zu sehen. Einzig an einer Weide, wo ich in der letzten Woche schon Schwefelporlinge abschnitt, kam wieder ein neuer, frischer, aber noch zu junger Fruchtkörper an einer Stelle weit unten am Stamm heraus. – Das Wetter war heute sommerlich warm und sonnig. Der trockene Ostwind lebte tagsüber deutlich auf und von den Niederschlägen der letzten Tage ist kaum noch etwas zu sehen.

Schwefelporlinge haben wir in den vergangenen Tagen reichlich eingefroren für unseren Pfingst - Imbiss am kommenden Wochenende.

Schwefelporlinge haben wir in den vergangenen Tagen reichlich eingefroren für unseren Pfingst – Imbiss am kommenden Wochenende.

Montag, 21. Mai – Während heute Abend ganz im Südwesten unseres Landes, in der Schwarzwaldregion, Land unter gemeldet wird, da es dort seit Stunden zu heftigen, blitzintensiven Gewittern mit Starkregen und möglicherweise auch Hagel kommt, dominiert bei uns heute und wohl auch in absehbarer Zeit, Hochdruckeinfluss. Dieser wird sich sogar noch verstärken und wenn das Gewittertief abzieht, soll in der zweiten Wochenhälfte richtig trockene Festlandsluft aus Nordosten einfließen, und dieses möglicherweise auch mit böigem Ostwind. Zunächst ist und bleibt es noch hochsommerlich warm, kühlt aber mit der trockenen Festlandsluft deutlich ab. Tagsüber wird es aber auch dann noch angenehm warm bleiben, es sei denn, der Wind weht kräftig von See her. Denkbar schlechte Bedingungen, wie so oft zu dieser Jahreszeit bei uns im Nordosten. Aber der Frühlingsaspekt geht ohnehin zu Ende und die sonnige und warme Witterung könnte für unsere wärmeliebenden Sommerarten anregend wirken. Sollte es dann in den nächsten Wochen auch bei uns zu stärkeren Niederschlägen kommen, der Idealfall währen 20 Liter oder mehr auf den Quadratmeter, und das möglichst in geballter Form, könnte der erste Wachstumsschub von Sommersteinpilz und Co. recht ordentlich ausfallen. In unserer Pilzausstellung sind aktuell 65 Arten zu sehen. Erstmals in dieser Saison auch: Breitblättriger Rübling, Weißer Anis – Champignon und Stockschwämmchen.

Diese Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus) habe ich heute Abend an den Überresten einer alten Weide bei Neukloster fotografiert.

Diese Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus) habe ich heute Abend an den Überresten einer alten Weide bei Neukloster fotografiert. Sie ist durch die zerstörerische Arbeit verschiedener Pilzarten inzwischen zusammengebrochen.

Dienstag, 22. Mai – Von der Pilzfront gibt es heute keine neuen Erkenntnisse. – Vom Wetter eigentlich auch kaum. Es war wieder sehr warm, insbesondere bis zum frühen Nachmittag. Später frischte der Nordostwind etwas auf und brachte eine leichte Erfrischung von der Ostsee her. Im äußersten Südwesten Mecklenburgs gab es am Nachmittag ganz vereinzelt ein kurzes Gewitter, aber kaum der Rede wert. Es wird zunächst trocken weitergehen.

Unter einer Weißdorn - Hecke fotografierte ich vor einigen Tagen diese Schildrötlinge (Entoloma clypeatum). Gestern schaute ich an einem ähnlichen Biotop nach dem Blassen Schlehen - Rötling aus, aber nichts, obwohl es eigentlich eine sehr verlässliche Stelle ist.

Unter einer Weißdorn – Hecke fotografierte ich vor einigen Tagen diese Schildrötlinge (Entoloma clypeatum). Gestern schaute ich an einem ähnlichen Standort nach dem Blassen Schlehen – Rötling aus, aber nichts, obwohl es eigentlich eine sehr verlässliche Stelle ist.

Mittwoch, 23. Mai – Heute war eigentlich wieder Exkursionstag, aber ich sah bei dem warmen und trockenem Wetter davon ab und habe mit Vereinsfreund Peter Kofahl lieber schon Vorbereitungen für unser Imbiss – Wochenende getroffen. Anschließend war Sohn Jonas an der Reihe und es ging an den Roten See zum Baden. Auf dem Nachhauseweg fuhren wir noch eine Pflaumenbaum – Allee ab, um nochmals nach Schwefelporlingen zu schauen. Wir fanden an drei Bäumen kleinere Exemplare, die ich für unsere Ausstellung mitnahm. – Während es heute wieder in einigen Regionen des Landes zu schweren Unwettern mit sintflutartigen Regenfällen, teils auch Hagelschlag kam, herrschte bei uns unter zunehmend stark auffrischendem Ostwind eitel Sonnenschein. Die Luft wird nun kühler und trockener bei zeitweise lebhaftem Ostwind. Zu Verdanken haben wir dieses, zunächst sehr ungünstige Wetter, einem sich verstärkenden Hochdruckgebiet über Skandinavien. In Kombination mit der noch unterkühlten Ostsee sorgt dieses in der nächsten Zeit für schönstes Urlaubswetter und Regen ist weit und breit nicht mehr in Sicht. Es kann zwar ganz vereinzelt ab Sonntag von Südosten her mal einen gewittrigen Schauer geben, aber den können wir, falls er überhaupt in M-V auftreten sollte, getrost in den Skat drücken. Einen potentiellen Vorteil hat dieses Wetter aber trotzdem. Je länger es trocken und möglichst auch warm ist, um so heftiger könnte der erste Schub von Sommerpilzen ausfallen. Allerdings brauchen wir dann keine kleckerweisen Niederschläge, sondern wie ich kürzlich bereits erwähnte, eine geballte Ladung. Bis dahin wird es wohl kaum spektakuläres von der Pilzfront bei uns zu berichten geben, anders als in den Regionen, die in der letzten Zeit von niederschlagsintensiven Gewittern betroffen waren. Hier kann es, zumindest Regional, schon etwas interessanter werden.

Heite Abend konnten wir an drei Pflaumenbäumen einer Alle noch drei kleinere Schwefelporlinge ernten. Frische kommen hier zunächst kaum noch nach. Erst ab August werden erneut einige erscheinen, aber nicht an den Bäumen wor im Frühjahr welche dran waren. Standortfoto am 23.05.2012 bei Brüel.

Heute Abend konnten wir an drei Pflaumenbäumen noch kleinere Schwefelporlinge ernten. Frische kommen hier zunächst kaum noch nach. Erst ab August werden erneut welche erscheinen, aber nicht an den Bäumen, wo im Frühjahr welche dran waren. Standortfoto am 23.05.2012 bei Brüel.

Donnerstag, 24. Mai – Nachdem es gestern Abend noch richtig ungemütlich wurde mit ruppigem Ostwind und einem Temperatursturz am späteren Abend, herrschte heute traumhaftes Sonnenwetter und es wurde angenehm warm. Richtiges Wohlfühlwetter in trockener Luft ohne Schwüle. Dafür ist Hoch „Otto“ über Skandinavien verantwortlich. Otto wird auch in den nächsten Tagen für viel Sonne und Trockenheit sorgen. Am Pfingstwochenende können sich aber auch vorübergehend einige dickere Quellwolken bilden und für ganz vereinzelte Schauer sorgen. Laut neuestem 14 – Tage Trend bei www.wetter-online.de soll sich das Skandinavienhoch alsbald wieder abschwächen und sich in den hohen Norden zurückziehen. Die mögliche Folge wäre eine sommerlich warme Südwestwetterlage mit wieder deutlich feuchterer Luft und durchziehenden Gewitter – Störungen. Wir können demnach vorsichtig hoffen, dass es auch uns in absehbarer Zeit mal mit kräftigeren Regengüssen erwischt.

Diese große Vogelstatue aus Holz hat massive Probleme mit Fußpilz bekommen. Der Sockel wird verziert non zahlreichen Konsolen des Striegeligen Schichtpilzes (Stereum hirsutum). Foto am 23.05.2012.

Diese große Vogelstatue aus Holz hat massive Probleme mit Fußpilz bekommen. Der Sockel wird verziert von zahlreichen Konsolen des Striegeligen Schichtpilzes (Stereum hirsutum). Standortfoto am 23.05.2012, Roter See bei Brüel.

Freitag, 25. Mai – Seit vielen Jahren ist er 25. Mai für mich der Stichtag um nach ersten Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen Ausschau zu halten. So fuhr ich heute kurz in einen sauren Buchenwald, der für mich als Zeigerstandort dieser Art seit Jahrzehnten dient. Es kommt nur ganz selten vor, das um diese Zeit keine „Hexen“ vorhanden sind. So waren  heute die ersten drei Exemplare am Standort, allerdings hätte ich schon eine Woche früher schauen können, denn zwei von ihnen waren bereits überständig und begannen teils zu schimmeln b.z.w. wurden von blauen Mistkäfern zerpflückt. Der dritte war noch recht frisch und fest, aber reichlich unfotogen, da sich trotz der Trockenheit schon zahlreiche Schnecken an ihm gütlich taten. Etwas überrascht war ich, dass ich schon ein Nest mit jungen Pfifferlingen entdeckte. Nicht das sie etwa zu früh wären, Ende Mai/Anfang Juni wird regulär die Brut angelegt, nein, eher habe ich der ungünstigen Entwicklungsbedingungen wegen noch nicht mit ihnen gerechnet. Wir brauchen jetzt dringend Regen, sonst werden sie sich in ihrer weiteren Entwicklung schwer tun. Nennenswerter Regen ist aber für den Nordosten Deutschlands auch weiterhin nicht in Sicht und die vorsichtigen Hoffnungen von gestern wurden bei meinem heutigen Studium der Mittelfristprognose auch schon wieder gedämpft. Anstatt der feuchtwarmen Südwestwetterlage, könnte ein neues, über den britischen Insel entstehendes Hochdruckgebiet, für zwar kühles, aber überwiegend trockenes Wetter sorgen. Da aber die Mittelfristprognosen auch mit der heutigen Messtechnik immer noch eine sehr gewagte Sache sind, können wir immer noch hoffen, dass sich doch vielleicht eine feuchtere und wärmere Variante durchsetzen könnte.

Dieser recht alte Flockenstielige Hexen - Rohrling (Boletus luridiformis). begann bereits zu Schimmeln. Die Art ist gegen Trockenheit rekativ unempfindlich und kann auch noch wachsen, wenn es wochenlang nicht geregnet hat. Standorftoto am 25.05.2012.

Dieser recht alte Flockenstielige Hexen – Rohrling (Boletus luridiformis). begann bereits zu schimmeln. Die Art ist gegen Trockenheit relativ unempfindlich und kann auch noch wachsen, wenn es wochenlang nicht geregnet hat. Standorfoto am 25.05.2012.

Sonnabend, 26. Mai – Heute haben wir das erste mal in diesem Jahr unseren Imbissstand aufgebaut. Es gab wieder unsere beliebte Waldpilzsuppe, Pilzpfanne, Pilzbouletten und panierten Schwefelporling. Selbstverständlich auch frische Waffeln, Tee und Kaffee. Das Wetter hätte dazu etwas durchwachsener sein können, denn bei strahlendem Sonnenschein und angenehm warmen Temperaturen zieht es viele Menschen doch eher in die freie Natur, als in die Stadt. Dennoch können wir mit dem ersten Imbisstag recht zufrieden sein und morgen ist ja auch noch ein Tag. Siehe auch unter „Maipilzwochenende 2012“. Jetzt, am frühen Abend, trübt es von Nordosten etwas ein und auf dem Niederschlagsradar sind auch leichte Regenfälle zu erkennen, die auf uns zu ziehen. Aber mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, wird es wohl nicht geben. Der weitere Trend deutet dann auf eine Nordwindlage hin. Auf direktem Wege wird aus den Polarregionen schrittweise immer kühlere Luft zu uns transportiert. Darin soll es im Verlauf der nächsten Woche besonders bei uns im Norden vermehrt zu Schauern oder auch zeitweiligen Regenfällen kommen. Erfahrungsgemäß sind aber bei dieser nördlichen Anströmung meist keine ergiebigen Niederschläge zu erwarten, so dass eine deutliche Entspannung an der Pilzfront eher unwahrscheinlich ist. Heute wurde auch die Pilzausstellung wieder erneuert und es liegen 64 Arten auf der Fläche, davon neu in diesem Jahr: Blasser Pflaumen – Rötling, Echter Pfifferling und Flockenstieliger Hexen – Röhrling.

Aber vielleicht reicht es ja aus, dass diese jungen Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) die ich gestern in einem Buchenwald nah bei Wismar fotografiert habe, nicht zum Vertrocknen verurteilt sind. Standortfoto am 25.05.2012.

Aber vielleicht reicht der Regen ja aus, dass diese jungen Pfifferlinge (Cantharellus cibarius), die ich gestern in einem Buchenwald nah bei Wismar fotografiert habe, nicht zum Vertrocknen verurteilt sind. Standortfoto am 25.05.2012.

Pfingstsonntag, 27. Mai Heute strahlte die Sonne wieder vom blauen Himmel und es wurde auch recht warm. Nur wenige, kleine Quellwolken waren aus dekorationsgründen am Himmel zu sehen. Die schwache Störung von gestern Abend und der vergangenen Nacht brachte leider nur den befürchteten Tropfen auf den heißen Stein. Einzig in Ostsee – Nähe zwischen Wohlenberg und Boltenhagen gab es etwas mehr Regen. Hier sind pro Quadratmeter zwischen 3 und 5 Liter gefallen. Aber auch diese Mengen sind für unsere Zwecke viel zu gering. Tatsächlich soll uns nun im laufe der Woche ein markanter Temperatursturz bevor stehen. Dieser verläuft schrittweise und zapft aus der Polarregion die zu dieser Jahreszeit wohl kältest mögliche Luft für uns an. Ob die damit einher gehenden Regenfälle von nennenswerter Natur sein werden, bleibt ab zu warten.

Diese jungen Rotbraunen Riesen - Träuschlinge (Stropharia rugosoannulata) fand Pilzfreund Peter Kofahl heute morgen auf dem Weg zum "Steinpilz" auf Holzschredder. Markannt sind auch die starken Myzelstränge, die großflächig das Substrat durchziehen. In Kultur wird die Art unter dem Namen Braunkappe vermarktet. Foto: 27.05.2012.

Diese jungen Rotbraunen Riesen – Träuschlinge (Stropharia rugosoannulata) fand Pilzfreund Peter Kofahl heute morgen auf dem Weg zum „Steinpilz“. Markant sind auch die kräftigen Mycel – Stränge, mit denen er großflächig das Substrat durchzieht. Guter Speisepilz. Foto: 27.05.2012.

Pfingstmontag, 28. Mai – Ich hatte heute vor, zu mehreren, recht weit auseinander liegenden Pilzstellen zu fahren. Insbesondere, wie immer seit Jahren zu Pfingsten, zu einigen Rotkappen – Standorten. Zunächst wollte ich allerdings einen Schwefelporling von der Insel Poel holen, den unser neuer Pilzfreund Hans gestern Abend noch entdeckt hatte. In der Regel nutze ich zu den Exkursionen meinen Kleinkraftroller, so auch heute. Das dumme war nur, dass er plötzlich, zum Glück noch in Wismar, den Geist aufgab. Ich schob ihn gleich zu meiner Jamaha – Vertragswerkstadt und musste umdisponieren. Irena war inzwischen wieder in Keez und wollte am Nachmittag mit Sohn Jonas zum Baden an den Roten See fahren. Wir vereinbarten darauf hin, dass ich am frühen Abend mit dem Bus nach Blankenberg komme und sie würden mich von dort mit dem Auto abholen. Ich konnte sie dann schließlich noch überreden, mit mir zu einer recht sicheren Stelle von Birken – Rotkappen zu fahren. Es war sehr trocken im Wald, aber Rotkappen sind ähnlich wie Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, hart im nehmen und Pfingsten waren in den letzten Jahren fast immer die ersten erschienen. Und tatsächlich hatten wir auch in diesem Jahr Glück. Drei Exemplare, zwei recht junge und ein schon älterer Fruchtkörper sowie ein überständiger „Flockie“ erfreuten uns und rundeten das diesjährige, lange Pfingstwochenende ab. Vom Wetter her war es heute wieder sehr freundlich, trocken und sommerlich warm. Es war für unsere Region einer der bisher wärmsten Tage des Jahres. Zum wohlfühlen fast schon wieder zu warm. Aber in den nächsten Tagen soll es ja mit den Temperaturen kräftig bergab gehen!

Zuerst hatte Jonas keine rechte Lust nach dem erfrischenden Bade noch mit in den Wald zu kommen, freute sich aber schließlich dennoch über diese schönen Rotkappen. 28.05.2012 im Naturpark Sternberger Seenland.

Zuerst hatte Jonas keine rechte Lust mehr nach dem erfrischenden Bad im Roten See, noch mit in den Wald zu kommen, freute sich aber schließlich dennoch über diese schönen Rotkappen. 28.05.2012 im Naturpark Sternberger Seenland.

Dienstag, 29. Mai – Im Vergleich zu gestern hat es sich heute schon deutlich abgekühlt. Das Wetter war dazu weiterhin recht freundlich mit viel Sonne und lockeren Wolkenfeldern. Es wehte allerdings ein recht lebhafter und böiger Wind. Wie so oft, ist Deutschland zur Zeit wettertechnisch zweigeteilt. Recht trockene und kühle Luft im Norden und feuchtwarme Gewitterluft im Süden. Hier sind auch in den nächsten zwei Tagen verbreitet gewittrige Regenfälle angesagt, während es bei uns im wesentlichen trocken bleiben soll. Erst am Wochenende können sich auch in unserer Region in labiler Höhenkaltluft zahlreiche Regen- und Graupelschauer entwickeln, die aber kaum zu einer tiefergründigen Überregnung führen werden. Ich habe heute wieder unsere Ausstellung erneuert und es liegen aktuell 60 Arten auf der Fläche. Erstmals mit dabei in dieser Saison: Birken – Rotkappe.

Hier habe ich nochmals die beiden jüngeren Birken - Rotkappen (Leccinum testaceoscabrum) von gestern fotografiert. Sie bereichern nun unsere Frischpilzasstellung. Foto: 29.05.2012.

Hier habe ich nochmals die beiden jüngeren Birken – Rotkappen (Leccinum testaceoscabrum) von gestern fotografiert. Sie bereichern nun unsere Frischpilzausstellung. Foto: 29.05.2012.

Mittwoch, 30. Mai – Da ich zur Zeit nicht mobil bin, gabs heute auch keine Exkursion. Die Motivation diesbezüglich ist bei dem trocknen Wetter ohnehin nur gering. Und die Trockenheit geht weiter, obwohl es heute den ganzen Tag wolkenverhangen war und Sonnenstrahlen waren selten. Am morgen drohten sogar mächtige, dunkle Quellwolken, aber mehr wie einige, wenige und örtliche Regentropfen waren nicht drin. Auch die angekündigten Schauer am Wochenende werden kaum Entspannung bringen. Dem gegenüber hat es in der letzten Zeit in vielen Regionen unseres Landes immer mal stärker geregnet und auch in den nächsten Tagen soll es fast überall kräftig regnen, nur bei uns nicht!

Vor einigen Tagen wurden mir diese Blassen Pflaumen - Rötlinge (Entoloma sepium) in die Pilzberatung gebracht und uns für unsere Pilzausstellung zur Verfügung gestellt, wo sie aktuell auch zu bewundern sind.

Vor einigen Tagen wurden mir diese Blassen Pflaumen – Rötlinge (Entoloma sepium) in die Pilzberatung gebracht und uns für unsere Ausstellung zur Verfügung gestellt, wo sie aktuell auch zu bewundern sind. Die essbaren Pilze wuchsen im Garten unter Obstbäumen.

Donnerstag, 31. Mai – Das umfangreiche Regengebiet eines Randtiefs, dass in der Nacht über Norddeutschland in Richtung Polen zieht, hat nun doch eine etwas weiter nördlich verlaufende Zugbahn eingeschlagen, als noch gestern vorhergesagt. Dadurch ist auch Mecklenburg im laufe des späten Nachmittags von ihm erfasst worden. So regnet es in Wismar seit etwa 17.00 Uhr in leichter Intensität. Jetzt ist es 20.00 Uhr und es ist noch nicht viel zusammen gekommen. Aber es scheint auf dem Niederschlagsradar noch einiges auf uns zu zu kommen. Es werden für unsere Region 2 – 10 Liter pro qm prognostiziert. Ich hoffe, es werden noch einige Liter mehr, denn sonst wäre es wieder nichts halbes und nichts ganzes. Es sollten schon mindestens 10 – 20 Liter fallen, um zumindest einen kleinen Grundstein für einen leichten Pilzschub Mitte Juni legen zu können. Ansonsten wird es wohl für einige kleinere Arten oder Champignons in unseren Anlagen ausreichen.

Mit dem Mai endet aus meteorologischer Sicht auch der Frühling. Und dieser war in unserer Region ausgesprochen trocken. So auch der Mai. Es gab zwar zwischendurch mal den einen oder anderen Regenguss, aber richtig ergiebige Regenfälle blieben aus. So verlief die Maipilzernte auch nur auf Sparflamme. Einzig Schwefelporlinge gab es recht viele. Ende des Monats vereinzelt erste Röhrlinge wie Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und Birken – Rotkappen. Wir werden sehen, was der Übergangsmonat Juni so zu bieten hat. Sicher ist aber jetzt schon, dass bis Mitte des Monats kaum etwas bedeutsames zu erwarten sein wird.

Auf Schreddermaterial wuchsen ab Mitte des Monats vereinzelt diese Ansehlichen Scheidlinge (Volvariella speciosa).

Auf Schreddermaterial wuchsen ab Mitte Mai vereinzelt diese jung essbaren Ansehlichen Scheidlinge (Volvariella speciosa).

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