Pilztagebuch Oktober 2012/1

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter/Pilze im Oktober 2012

Stubbenpilze haben im Oktober Hochsaison. Neben den hier angebildeten Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) wachsen jetzt vor allem auch Hallimasch in großen Mengen an Laub- und Nadelholz. Standortfoto am 26.09.2012 im Wald bei Vorbeck.

Stubbenpilze haben im Oktober Hochsaison. Neben den hier abgebildeten Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) wachsen im Oktober vor allem auch Hallimasch in großen Mengen an Laub- und Nadelholz. Standortfoto am 26.09.2012 im Wald bei Vorbeck.

Montag. 01. Oktober – Wir dürfen wohl den pilzreichsten Monat des Jahres begrüßen. Wer über eine genügende Artenkenntnis verfügt, wird in den nächsten Wochen kaum ohne eine schmackhafte Pilzmahlzeit aus Wald und Flur heimkehren. Aber auch Klassiker wie Maronen, Butterpilze, Derbe Rotfüßchen, Steinpilze, Birkenpilze und Rotkappen haben einiges nach zu holen und werden in diesem Jahr ihr maximales Wachstum im Oktober haben. Wir erwarten  auch das große Heer der Streuzersetzer wie Graukappen, Violette Rötel – Ritterlinge, Champignons und Schirmpilze. Auch echte Ritterlinge gab es bisher kaum, sie werden ebenfalls loslegen.

Die leckeren Riesenschirmpilze läuten in der Regel die einzelnen Wachstumschübe ab Juli ein. Sie haben in den letzten Wochen deutlich zugelegt. Dieser Korb wurde mir heute zur Begutachtung in die Pilzberatung gebracht. 01.10.2012.

Die leckeren Riesenschirmpilze läuten in der Regel die einzelnen Wachstumsschübe ab Juli ein. Sie haben in den letzten Wochen deutlich zugelegt. Dieser Korb wurde mir heute zur Begutachtung in die Pilzberatung gebracht. 01.10.2012.

Dienstag, 02. Oktober – Gestern Abend riefen mich Jonas und Irena noch an und teilten mir mit, dass sie einen ganzen Wassereimer voll herrlichster Birkenpilze und einige, wenige Espen – Rotkappen gesammelt hätten. Sie werden für unseren nächsten Pilzimbiss sicher gestellt und die schönsten Exemplare bereichern unsere Ausstellung in den kommenden Tagen. Die Wachstumsbedingungen in Bezug auf die Feuchtigkeitsverhältnisse normalisieren sich allmählich, sind aber immer noch recht unterschiedlich. Pilz arme, trockene Regionen liegen immer noch dicht neben feuchteren, pilzreicheren Revieren. Auch sind die Wachstumsschübe durch die unterschiedliche Niederschlagsverteilung der letzten Wochen durcheinander geraten. Während es in dem einen Wald schon wieder nachlässt oder noch gar nicht losgegangen ist, fängt es in dem nächsten Gebiet gerade wieder an. Vor allem das schmackhafte und ergiebige Derbe Rotfüßchen hebt gerade zu einem stärkeren Wachstumsschub an. Es löst das qualitativ minderwertigere Rotfüßchen der Sommermonate ab. Anders sieht es in einigen Regionen des süddeutschen Raumes aus. Bayern hat in den letzten Wochen immer wieder sehr starke und ergiebige Niederschläge abbekommen. Die Wälder sind feuchtigkeitsgesättigt. Die Folge soll sein, dass man sich in entsprechenden Revieren vor Steinpilzen kaum retten kann. So etwas ist momentan bei uns wohl nicht zu befürchten, es sei denn, wir bekommen in kürze ebenfalls noch sehr ergiebige Niederschläge, und da soll in den nächsten Tagen tatsächlich einiges auf uns zu kommen.

Der Braune Leder - Täubling (Russula integra) ist ein klassischer Kiefernbegleiter auf sandigen Böden. Wie für die großen Leder - Täublinge typisch verfärben sich die Lamellen mit zunehmendem alter orangebräunlich. Es sind also Ockersporer. Sehr guter Speisepilz. Standortfoto am 26.09.2012 am Woseriner See.

Der Braune Leder – Täubling (Russula integra) ist ein klassischer Kiefernbegleiter auf sandigen Böden. Wie für die großen Leder – Täublinge typisch, verfärben sich die Lamellen mit zunehmendem Alter orangebräunlich. Er gehört also zu den Ockersporern innerhalb der Täublinge. Sehr guter Speisepilz. Standortfoto am 26.09.2012 am Woseriner See.

Mittwoch, 03. Oktober, Tag der deutschen Einheit Für das bis vor kurzem äußerst schlechte Pilz Jahr, wird man nun immer öfter entschädigt. Es ist zwar immer noch sehr unterschiedlich, aber Pilze gibt es inzwischen praktisch überall. Allerdings halten sich die Erträge an klassischen Röhrenpilzen vielfach noch in Grenzen, es sei denn, man erwischt eine Ecke, so wie wir heute, wo gerade ein kräftigerer Schub stattfindet. Irena, Jonas und ich waren gemeinsam auf Tour. Ziel war zunächst das Schweriner Stadtgebiet, allerdings die weitläufigen, teils bewaldeten Randgebiete. Wir suchten wieder das Birken- und Zitterpappelwäldchen auf, wo Irena und Jonas vorgestern schon viele Birkenpilze fanden. Es grenzt an ein Plattenbaugebiet in ruhiger Lage. Als wir aus dem Auto stiegen, bestieg gleichzeitig eine Anwohnerin ihr Auto mit einen Pilz Korb, den sie in den Kofferraum stellte. Offensichtlich wollte Sie in einen entfernteren Wald zum Pilze suchen fahren. Das aber ein kleines Pilzparadies vor ihrer Haustür liegt, hat sie sicher noch nicht mitbekommen. Es gab hier wieder zahlreiche Birkenpilze in bester Qualität. Am meisten beeindruckte uns aber ein reichliches und ergiebiges Vorkommen des Pappel – Ritterlings. Dieser essbare, fleischige Ritterling soll z. B. bei bestimmten Allergien, wie Heuschnupfen, Linderung versprechen. Allerdings muss er regelmässig gegessen werden. So habe ich es jedenfalls vor vielen Jahren in einem Fachartikel gelesen. Wir füllten also unsere Sammelbehältnisse mit Birkenpilzen und Pappel – Ritterlingen. Anschließend waren wir noch kurz in folgenden Wäldern: Sternbuchholz – im Buchenwald einige frische Derbe Rotfüßchen und Steinpilze. Bei Consrade schöne Butterpilze, Edel – Reizker und Graue Erdritterlinge. Bei Kobande viele frische Riesen – Schirmpilze und bei Demen einige frische Butterpilze und Maronen – Röhrlinge. Natürlich auch viele weitere Pilzarten für unsere Dauerausstellung.

Birkenpilze (Leccinum scabrum) und Pappel - Ritterlinge waren in allerbester Qualität, so wie überhaut die vielfach frischen Pilze zur Zeit kaum von Insekten - Larven befallen sind. Standortfoto in einem Birkenwäldchen in der Landeshauptstadt Schwerin am 03.10.2012..

Birkenpilze (Leccinum scabrum) und Pappel – Ritterlinge waren in allerbester Qualität, so wie überhaut die vielfach frischen Pilze zur Zeit kaum von Insekten – Larven befallen sind. Standortfoto in einem Birken/Pappelwäldchen in der Landeshauptstadt Schwerin am 03.10.2012.

Donnerstag, 04. Oktober – Heute regnete es fast den ganzen Tag recht kräftig und ergiebig. Ein richtiger Landregen wie wir ihn lange nicht mehr gehabt haben. Es sind flächendeckend in unserem Einzugsgebiet zwischen 10 und 20 Liter gefallen. Morgen kommt das nächste Regengebiet. Es sind nochmal 5 – 10 Liter prognostiziert. Damit dürfte Trockenheit in dieser Pilzsaison wohl kein Thema mehr sein, so dass auch in den letzten trockenen Regionen endlich reichlich Feuchtigkeit vorhanden sein dürfte, um die Pilze sprießen zu lassen. Wollen wir nun hoffen, das frühwinterliche Kaltlufteinbrüche noch lange auf sich warten lassen, damit die etwas verspätete Hochsaison nun überall durchstarten kann. Es wird auch die Pilzberatung immer öfter in Anspruch genommen, wobei die Leute aus Ermangelung an reichlich Röhrenpilzen, oft auch ihnen mehr oder weniger unbekannte Arten einsammeln, in der Hoffnung, dass etwas davon schon essbar sein möge. Es soll aber auch Gebiete in Mecklenburg Vorpommern geben, wir mir heute Tagebuchleser mitgeteilt haben, wo es schon sehr viele Röhrlinge geben soll, z. B. in der Recknitz – Niederung. Auch die Maronen scheinen allgemein stärker im kommen zu sein. Ich habe unsere Ausstellung heute wieder erneuert. Es liegen 145 Arten auf den Flächen. Neu in diesem Jahr sind: Wiesen – Champignon, Feinschuppiger Ritterling, Gift – Häubling, Berindeter Seitling und Verfärbender Schleimkopf.

Essbar sind auf jeden Fall diese schönen Pappel - Ritterlinge (Tricholoma populinum). Wir haben sie gestern reichlich geerntet. Sie werden blanchiert und für unsere nächsten Imbiss eingefroren. Beim Sammeln solcher braunen Ritterlinge muss unbedingt auf die Baumart geachtet werden, unter denen sie vorkommen, denn der sehr ähnliche, aber schwach giftige Weißbraune Ritterling wächst immer unter Kiefern. Standortfoto am 03.10.2012 in Schwerin.

Essbar sind auf jeden Fall diese schönen Pappel – Ritterlinge (Tricholoma populinum). Wir haben sie gestern reichlich geerntet. Sie werden blanchiert und für unseren nächsten Imbiss eingefroren. Beim Sammeln solcher braunen Ritterlinge muss unbedingt auf die Baumart geachtet werden, unter denen sie vorkommen, denn der sehr ähnliche, aber schwach giftige Weißbraune Ritterling wächst immer unter Kiefern. Standortfoto am 03.10.2012 in Schwerin.

Freitag, 05. Oktober – Heute war ich den ganzen Tag im „Steinpilz“, da noch zwei Kühlschränke voller Pilze abzuarbeiten waren. Das heißt, ein Teil gelangte auf unsere Ausstellungsflächen und ein großer Teil mußte geputzt, blanchiert und eingefroren werden. Auch Irena und Jonas haben heute wieder einen Korb voller Birkenpilze geholt, die ebenfalls für unsere Imbisstage im Gefrierschrank landen werden. Heute hat uns ein weiteres Regengebiet überquert und wir haben nun verbreitet zwischen 20 und 30 Liter in den letzten drei Tagen bekommen. Einzig der äußerste Nordwesten hat etwas weniger abbekommen. Die nächsten Wochen werden voraussichtlich sehr pilzreich werden! Wie schon erwähnt, habe ich heute unsere Ausstellung weiter ausgebaut und es liegen jetzt 182 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei sind: Grauer Erdritterling, Weißbehangener Schüppling, Gestielter Erdwarzenpilz, Wolfs – Täubling, Kastanienbrauner Stäubling, Schwarzweißer Weichritterling, Blauer Träuschling, Moor – Birkenpilz und Birken – Reizker.

Diese wunderbar blaublättrigen Schleierlinge (Cortinarius specc.), die ich leider aus Zeitmangel noch nicht näher Bestimmen konnte, standen in Mengen neben zahlreichen Birkenpilzen, Pappel - Ritterlingen u. a. Arten im besagten Birken- und Espenwäldchen in Schwerin. Standortfoto am 03.10.2012

Diese wunderbar blaublättrigen Schleierlinge (Cortinarius spec.), die ich leider aus Zeitmangel noch nicht näher Bestimmen konnte, standen in Mengen neben zahlreichen Birkenpilzen, Pappel – Ritterlingen u. a. Arten in besagtem Birken- und Espenwäldchen in Schwerin. Standortfoto am 03.10.2012

Sonnabend, 06. Oktober – Heute waren wir zu einer Vereinsexkursion in den Segeberger Forst in Schleswig Holstein eingeladen. Bei strömendem Regen durchstreiften wir diesen Edelwald unter Führung unserer Gastgeber. Das sehr gute Pilzaufkommen entschädigte uns für das nasse Wetter allemal und erstmals auf einer Vereinsexkursion in diesem Jahr, füllten sich alle unsere Körbe mit Maronen, Steinpilzen und einigen Pfifferlingen. Vor allem Maronen waren hier zur Höchstform aufgelaufen. Das dritte, ergiebige Regengebiet in Folge innerhalb der letzten drei Tage, hat nun endgültig den Grundstein für pilzreiche Wochen gelegt. Wo es nicht schon los gegangen ist, wird es in den nächsten Tagen soweit sein. Es ist mit einem starken Maronen – Schub zu rechnen. Auch Steinpilze werden deutlich zulegen. Dieses Szenario scheint nun ziemlich sicher zu sein. Natürlich werden auch viele andere Arten wachsen, so dass in den nächsten Wochen überall Pilze in großen Mengen zu finden sein werden. Damit meine ich alle Großpilze, die mit dem blossen Auge zu erkennen sind, egal ob essbar, ungenießbar oder giftig!

Jonas freut sich zu diesen jungen und kerngesunden Steinpilzen. Er bot sie mir heute zum Tausch gegen zwei siamesische Maronen - Röhrlinge an. 06.10.2012 im Segeberger Forst.

Jonas freut sich zu diesen jungen und kerngesunden Steinpilzen. Er bot sie mir heute zum Tausch gegen zwei siamesische Maronen – Röhrlinge an. 06.10.2012 im Segeberger Forst.

Sonntag, 07. Oktober – Heute war ich wieder mit Pilzfreunden einer Dargetzower Sportgemeinschaft zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Dargetzow ist ein Stadtteil der Hansestadt Wismar und seit vielen Jahren geht es im Spätsommer oder Herbst einmal in den Wald. Ich hatte heute die Kobander Tannen ausgesucht, also ein klassisches Maronengebiet. Im Vergleich zu unserer gestrigen Wanderung durch den Segeberger Forst, sah es hier vergleichsweise armselig aus. Allgemein deutlich weniger Pilze, aber am Ende der Tour waren dennoch alle zufrieden. Es gab zwar Maronen, Butterpilze und Steinpilze, aber für dieses gute Gebiet einfach noch zu wenig. Es gehört zu den Bereichen, die noch vor kurzem einfach viel zu trocken waren. Jetzt hat allerdings der ergiebige Dauerregen der letzten Tage selbst die sonst so staubtrockenen Sandwege in reine Schlammwüsten und Seenlandschaften verwandelt. Ich Denke, hier können wir in den nächsten Wochen noch einiges erwarten. Siehe auch unter „Individuelle Pilzwanderungen 2012“.

Neben Maronen, Butterpilzen, Ziegenlippen, Rotfüßchen und Riesenschirmpilzen gab es auch die herrlichsten Steinpilze (Boletus edulis) in einer selten erreichten Qualität. Es war für die glücklichen Finder ein unvergessenes Erlebniss. Standortfoto am 07.10.2012.

Neben Maronen, Butterpilzen, Ziegenlippen, Rotfüßchen und Riesenschirmpilzen gab es auch die herrlichsten Steinpilze (Boletus edulis) in einer selten erreichten Qualität. Es war wohl für die glücklichen Finder ein unvergessliches Erlebnis. Standortfoto am 07.10.2012.

Montag, 08. Oktober – Da es nun immer offensichtlicher Pilze gibt, wird die Pilzberatung auch wieder etwas stärker frequentiert. Einige Leute sind aber der Meinung, dass jetzt kaum noch Pilze kommen werden, da es inzwischen viel zu kalt sei. Dem muss ich energisch widersprechen. Wir sind inzwischen mitten im Oktober und die gegenwärtigen Temperaturen, inklusive geringen Nachtfrösten, sind völlig normal für diese Jahreszeit und der Oktober ist bekanntlich ein traditioneller Hochsaison – Monat. Da es in der vorangegangenen, wärmeren Jahreszeit, einfach zu trocken war, wird nun einiges nachgeholt. Selbstverständlich ist kaum mehr mit wärmeliebenden Sommerarten zu rechnen, aber so beliebte Speisepilze wie Maronen, Steinpilze, Butterpilze, Derbe Rotfüßchen oder Hallimasch mögen es sowieso kühler. Hinzu kommen nun verstärkt auch schon erste Spätherbst – Arten wie Graukappen, Violette Rötel – Ritterlinge, Safran – Schirmpilze, Rauchblättrige Schwefelköpfe und nach den ersten Nachtfrösten die beliebten Frostschnecklinge, um nur einige zu nennen. Die Hauptsaison ist in diesem Jahr also nach hinten verschoben und wird bis in den November andauern. Gebietsweise gibt es in Deutschland zu Zeit sogar eine große Steinpilzschwämme, wie mir berichtet wurde. Sie werden in Dimensionen eingesammelt, die ich hier lieber nicht erwähnen möchte. Auch im Hamburger Raum, so erzählte mir heute eine nette Dame, habe sie viele Steinpilze in den letzten Tagen gefunden. Bei uns kann man zur Zeit ebenfalls fündig werden und was nicht selbstverständlich ist, alle berichten von einer Super – Qualität. Also nichts wie in die Wälder, die Norm ist günstig, nicht nur für Steinpilze! Heute habe ich unsere Austellung wieder erneuert. Es liegen 156 Arten auf den Flächen, davon erstmals in diesem Jahr zu sehen: Leberbrauner Milchling, Fleischbrauner Rötel – Ritterling, Graukappe, Natternstieliger Schneckling, Geselliger Schwefelkopf und Violetter Rötel – Ritterling.

Manchmal muss mann allerdings ein bischen Suchen, aber wenn dann ein Nest solcher wunderbarer Herrenpilze (Boletus edulis) entsdeckt ist, schlägt das Herz eines jeden Sammlers höher. 07.10.2012.

Manchmal muss man allerdings zunächst eine geraume Zeit suchen und Ausdauer an den Tag legen, aber wenn dann ein Nest solch wunderbarer Herrenpilze (Boletus edulis) entdeckt ist, schlägt das Herz eines jeden Sammlers höher. 07.10.2012.

Dienstag, 09. Oktober – Heute war ich mit einer 15 köpfigen Gruppe des AWO Sozialdienstes, der Rostocker Tagesstätte „Sprungfeder“, zu einer individuellen Pilzwanderung im Sültener Forst unterwegs. Bei schönem, sonnigen, allerdings recht windigem Wetter, fanden wir reichlich Pilze. Der Waldboden wird inzwischen auch hier von unzähligen Pilzfruchtkörpern bevölkert. Viele Helmlinge, Milchlinge, Flaschenstäublinge u. a. Arten stehen teils wie gesät. Aber auch Butterpilze, Maronen, Birkenpilze und besonders Derbe Rotfüßchen waren vertreten und wanderten in die Körbe. Im Buchenwald gibt es letztgenannte Röhrlings – Art zur Zeit in solchen Mengen wie seit Jahren nicht. Die Körbe füllten sich umgehend! Am Nachmittag bin ich dann noch mal alleine in solche Biotope gefahren und habe nochmals eine ganze Menge von ihnen zum Trocknen geholt, denn unsere Trockenpilzbestände müssen endlich wieder aufgefüllt werden. Auch einige Steinpilze waren mit dabei. Die Qualität der Pilze ist, vom Goldschimmelbefall und Schnecken – Fraß einmal abgesehen, weiterhin ausgezeichnet. Die Steinpilze durchzog z. B. nicht eine einzige Made, dafür waren allerdings die Schnecken hungrig!

Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) gibt es zur Zeit in Buchenwäldern in großen Mengen. Sie sind qualitativ wesentlich besser als das normele Rotfüßchen der Sommermonate. Während der Madenbefall auch hier sehr gering ist, werden viele aber wieder vom Goldschimmel befallen. Standortfoto am 09.10.2012 im Sültener Forst.

Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) gibt es zur Zeit in Buchenwäldern in großen Mengen. Sie sind qualitativ wesentlich besser als das normale Rotfüßchen der Sommermonate. Während der Madenbefall auch hier sehr gering ist, werden allerdings viele wieder vom Goldschimmel heimgesucht. Standortfoto am 09.10.2012 im Sültener Forst.

Mittwoch, 10. Oktober – Eigentlich wollte ich am Vormittag schon in die Pilze um Derbe Rotfüßchen zu holen. Aber leider regnete es und ich sah davon ab, mich während der Fahrt mit meinem Kleinkraftroller nass regnen zu lassen. Aber ab Mittag besserte sich das Wetter und ich fuhr in das Revier Weiße Krug. Ich suchte humusreiche und mit herumliegendem, altem Astmaterial früherer Durchforstungen ausgestatteten Buchenwald auf, um den Korb mit diesen Filzröhrlingen zu füllen. Mir geht es nach wie vor um Trockenpilzmaterial. Pilzfruchtkörper ohne Ende übersäten den Waldboden und dazwischen immer wieder große Trupps der gesuchten Röhrlinge. Man brauchte sich nur die besten auszusuchen. Hat man erst einmal welche entdeckt, sind in unmittelbarer Nähe oft zahlreiche weitere vorhanden. In etwa zwei Stunden hatte ich den großen Weidenkorb gefüllt, fast nur mit Derben Rotfüßchen. Die Qualität ist weiterhin sehr gut! Nur einige junge Schiefknollige Anis – Champignons, Honiggelbe Hallimasch und einen jungen Steinpilz konnte ich nicht stehen lassen, denn eigentlich war heute artenreines Sammeln angesagt. Dabei fällt es mir allerdings ganz schön schwer, die vielen anderen Arten stehen zu lassen, sammle ich doch sonst meist nur für unsere Ausstellung und da ist Vielfalt gefragt. Irena hat heute Abend wieder einen Korb voller Pappel – Ritterlinge für die Pilzsuppe aus Schwerin mitgebracht. Der Standort ist unheimlich produktiv.

Der Korb ist voll und das Ziel erreicht. Der Inhalt liegt am Abend schon auf den Trocknern. Es reichte für knapp drei Dörrgeräte. Die Hallimasch und die Champignons, die unten im Korb liegen, gehen in die Pilzsuppe, die wir am Wochenende in Rehna zu den Tagen der Pilze anbieten werden.

Der Korb ist voll und das Ziel erreicht. Der Inhalt liegt am Abend schon auf den Trocknern. Es reichte für knapp drei Dörrgeräte. Die Hallimasch und die Champignons, die unten im Korb liegen, gehen in die Pilzsuppe, die wir am Wochenende in Rehna zu den Tagen der Pilze anbieten werden.

Donnerstag, 11. Oktober – Heute Abend habe ich den größten Teil meiner Frischpilzausstellung abgeräumt, denn die nächsten drei Tage bleibt der „Steinpilz – Wismar“ geschlossen. Grund sind die 13. Tage der Pilze in Rehna. Wie immer sind auch wir bei diesem Highlight voll involviert. Morgen wird die große Frischpilzausstellung im Kreuzgang der alten Klosteranlage zu Rehna bereits aufgebaut. Am Sonnabend starten vom Langen Haus ausgehend Pilzwanderungen in die Wälder der Region. Auch die am Sonnabend geplante und von Wismar ausgehende Wanderung ist hier integriert. Von 10.00 – 18.00 Uhr am Sonnabend und von 10.00 – 16.00 Uhr am Sonntag kann dann eine der größten Pilzausstellungen Norddeutschlands bewundert werden. Pilzsammler können ihre gesammelten Werke vom Fachmann Prüfen lassen und an einem kleinen Imbisstand gibt es eine herzhafte Pilzsuppe, Kaffee und frische Waffeln. Wahrscheinlich können auch wieder Fachbücher und Kalender käuflich erworben werden. Das die Ausstellung sehr sehenswert, sprich von einer großen Artenfülle geprägt sein wird, dürfte wohl außer Frage stehen, denn wir erleben momentan den Höhepunkt der diesjährigen Pilzsaison, auch wenn einige Pilzsucher immer noch nicht so recht zufrieden sind. Angesichts der Pilzknappheit der zurückliegenden Monate, ist jetzt schon fast das Pilzparadies ausgebrochen, jedenfalls was das Aufkommen von Pilzen allgemein angeht. Kein Vergleich zu den pilzleeren Wäldern vor nur wenigen Tagen und Wochen. Wer über eine halbwegs vernünftige Artenkenntniss verfügt, wird zur Zeit kaum ohne eine leckere Pilzmahlzeit aus dem Wald heimkehren. Im Buchenwald gibt es gebietsweise Unmengen von Derben Rotfüßchen und auch viele andere Röhrlinge wachsen, wenn auch eher oft in bescheideneren Mengen. Es gibt wunderbare Stockschwämmchen, Hallimasch zeigt sich immer öfter und sogar die ersten vorzüglichen Rauchblättrigen Schwefelköpfe sind erschienen. In der Humusschicht tauchen immer mehr Graukappen, Violette Rötel – Ritterlinge, Fuchsige Rötel – Trichterlinge und Safran – Schirmpilze auf.

Auch der jung essbare Flaschen - Stäubling (Lycoperdon perlatum) ist in großen Mengen vertreten. Solange die kugeligen Köpfchen noch weiß und druckfest sind, können sie in den Sammelkorb wandern. Frieder Gröger schreibt in seinen berühmten Büchlein Pilze und Wildfrüchte In heißem Fett gebraten sehr wohlschmeckend!. Standortfoto im Revier Weiße Krug am 10.10.2012.

Auch der jung essbare Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum) ist in großen Mengen vertreten. Solange die kugeligen Köpfchen noch weiß und druckfest sind, können sie in den Sammelkorb wandern. Frieder Gröger schreibt in seinen berühmten Büchlein „Pilze und Wildfrüchte“:“ In heißem Fett gebraten sehr wohlschmeckend!“. Standortfoto im Revier Weiße Krug am 10.10.2012.

Freitag, 12. Oktober – Auf dem Weg nach Rehna machte ich Halt im Gadebuscher Stadtwald. Ich wollte Ausstellungspilze Suchen, aber das allgemeine Pilzaufkommen in diesem gehaltvolleren, von Rotbuchen dominierten Laubwaldgebiet, lag deutlich unter dem in den letzten Tagen in anderen Regionen gewohnten Niveau. Meist nur allgemeine Arten, die ganz sicher auch von anderen Suchern gefunden werden, denn es waren wieder viele Helfer unterwegs, um eine möglichst große Bandbreite der unterschiedlichsten Pilzarten zu besorgen. Nicht zuletzt zahlreiche Schüler, denn Torsten Richter ist Biologie – Lehrer seiner Stadt. Kann es einen schöneren Bio – Unterricht geben, als im Wald auf Pilzpirsch zu gehen? Unterdessen fand ich Unmengen herrlichster Stockschwämmchen an mächtigen, alten Buchenstubben. Daran kam ich dann doch nicht vorbei und ein mühseliges Ernten begann. Immerhin wurden es mehrere Kilo dieser Edelpilze, also soviel, um einen großen Behälter schmackhafter Pilzsuppe zu kochen. Sie wurden am Abend blanchiert und eingefroren. Im Anschluß meiner Exkursion fuhr ich weiter nach Rehna und ab 14.00 Uhr begann der Aufbau der großen Pilzschau, die ab morgen 10.00 Uhr im Kreuzgang der alten Klosteranlage zu bewundern sein wird. Ich kann nur Anmerken, es ist überwältigend, was wieder zusammen gekommen ist. Pilze so weit das Auge reicht! Weit über 300 Arten!

Während Katrin und Torsten Richter, Jürgen Schwik, Alexander Glomb, Roland Lebendig, Reinhold Krakow und weutere Helfer die Pilze im Kreuzgang sondierten und platzierten sowie beschilderten, wurden am Hintereingang immer neue Kisten voller Pilze angliefert. 12.10.2012.

Während Katrin und Torsten Richter, Jürgen Schwik, Alexander Glomb, Roland Lebendig, Reinhold Krakow und weitere Helfer die Pilze im Kreuzgang sondierten, platzierten und beschilderten, wurden am Hintereingang immer neue Kisten voller potentieller Ausstellungsobjekte angeliefert. 12.10.2012.

Sonnabend, 13. Oktober – Heute morgen trafen sich zunächst einige Pilzfreunde am Busbahnhof in Wismar. Es stand wieder eine öffentliche Pilzlehrwanderung auf dem Programm. Sie war dieses mal in die Tage der Pilze in Rehna integriert. Wir fuhren also zunächst nach Rehna, wo sich vor dem Langen Haus viele weitere Pilzwanderer einfanden. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorsitzenden des Pilzvereins, Torsten Richter, wurden die 13. Tage der Pilze offiziell eröffnet. Gegen 10.00 Uhr starteten dann mehrere Exkursionsgruppen in verschiedene Wälder der Region zu geführten Lehrwanderungen. Die Wismarer Gruppe und weitere Interessenten fuhren unter meiner Leitung in den Botelstorfer Wald. Das allgemeine Pilzaufkommen war hier im Vergleich zu anderen Wälder eher mäßig. Als wir am frühen Nachmittag wieder in Rehna eintrafen, herrschte in der alten Klosteranlage bereits Hochbetrieb. Irena hatte wieder Waldpilzsuppe und Pilzpfanne sowie frische Waffeln im Angebot, die reißenden Absatz fanden. Pilzberater Alexander Glomb und meine Wenigkeit schauten während dessen noch zahlreiche Körbe der Sammler durch und fischten noch allerlei ungenießbare oder sogar giftige Fundstücke aus dem Sammelgut, so dass jeder seine gesammelten Werke ruhigen Gewissens zu hause zubereiten und verspeisen konnte. Zugleich war natürlich auch die große Pilzausstellung im Kreuzgang zu bewundern und erregte immer wieder großes Erstaunen, wie viele verschiede Pilze, in den unterschiedlichsten Formen und Farben, unsere Wälder und Fluren bevölkern und wie viele davon sogar essbar seien.

Nachdem der große Ansturm auf unser Speiseangebot abgeflaut war, führte Pilzberaterin Irena Dombrowa interessierte Gäste durch die vielfältige Ausstellung und gab spezielle Tips über die richtige Verwertbarkeit der unterschiedlichen Speisepilze und ging natürlich auch auf ihre giftigen Doppelgänger ein. Die große Pilzschau ist auch morgen noch in der Zeit zwischen 10.00 und 16.00 Uhr zu besichtigen. 13.10.2012.

Sonntag, 14. Oktober – Nach dem wir gestern Abend zurück bei Irena in Keez waren, begannen sogleich die Vorbereitungen für den heutigen Tag. Wieder ging die halbe Nacht drauf, um die nächste Pilzsuppe und Pfanne vorzubereiten. Dieses mal waren auch meine vorgestern gesammelten Stockschwämmchen mit dabei. Nach kurzer Nacht brachen wir heute morgen wieder in Richtung Rehna auf. Während sich Irena zusammen mit Petra Nickel vom hiesigen Pilzverein um das leibliche Wohl der Ausstellungsbesucher kümmerten, vervollständigten Torsten Richter und meine Wenigkeit die große Pilzschau mit weiteren Exponaten, die noch in der Warteschleife standen b. z. w. der näheren Bestimmung harrten. Auch von Pilzsucher wurden einige interessante Funde für die Ausstellung spendiert. Ich Denke, es sind am Ende wieder an die 400 Großpilzarten aus westmecklenburgischen Gefilden zusammen getragen worden. Es war einfach gigantisch, was hier für einen symbolischen Eintrittspreis von nur 2 Euro geboten wurde.

In meiner Eigenschaft als Pilzberater wurde ich auch immer wieder gebeten, die Körbe der Sammler durch zu schauen. Hier waren aber schon schon versiertere Pilzfreunde am Werk, den Derbe Rotfüßchen, Violette Lacktrichterlinge und Herbstrompeten so wie ein weiterer Korb mit den schönsten Trompeten - Pfifferlingen zeugen von einer gewissen Ahnung und Spürsinn für echte Köstlichkeiten. Da macht die begutachtung der gesammelten Werke einfach nur Spass.

In meiner Eigenschaft als Pilzberater wurde ich auch immer wieder gebeten, die Körbe der Sammler durch zu schauen. Hier waren schon versiertere Pilzfreunde am Werk, denn Derbe Rotfüßchen, Violette Lacktrichterlinge und Herbsttrompeten so wie ein weiterer Korb mit den schönsten Trompeten – Pfifferlingen, zeugten von einem gewissen Spürsinn für echte Köstlichkeiten. Da macht die Begutachtung der gesammelten Werke einfach nur Spaß. 14.10.2012.

Montag, 15. Oktober – Die Meinungen und Bewertungen zum aktuellen Pilzaufkommen gehen bei den verschiedenen Pilzsammlern momentan auseinander. Von „nicht viel los“ bis hin zu „Wahnsinn“, fallen die Bewertungen aus. Nicht viel los ist zur Zeit wohl im Hinblick auf das Wachstum von Steinpilzen und Maronen. Es gibt zwar welche in guter Qualität, aber Mengen mäßig eher bescheiden. Der Wahnsinn ist hingegen weiterhin bei den Derben Rotfüßchen zu verzeichnen. Bis hin zu „Ich hätte einen ganzen LKW voll Laden können“, gehen die euphorischen Bekundungen einiger Pilzfreunde. In der Tat erleben wir zur Zeit einen Super – Schub dieser wunderbaren Röhrlinge, wobei die Erträge von Wald zu Wald erheblich schwanken. Ob Steinpilze und Maronen in den nächsten Wochen noch deutlicher zulegen werden, bleibt abzuwarten. Besonders bei Maronen könnte ich es mir gut vorstellen, denn es soll in den nächsten Tagen und dann für längere Zeit wieder deutlich wärmer werden. Die kühle Phase geht zu Ende und die zu erwartende Wärme dürfte nach dem vielen Regen wohl noch einiges bewirken. Heute habe ich unsere Ausstellung wieder aufgebaut und es liegen jetzt 161 Arten auf den Moosflächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Weißbrauner Ritterling, Buntstieliger Helmling, Rillstieliger Helmling, Gefleckter Helmling, Großer Rettich – Fälbling, Falber Milchling, Gurken – Schnitzling, Milder Milchling, Kuhpilz, Ringloser Butterpilz und Pinsel – Schüppling.

Das Derbe Rotfüßchen wird oft als Ziegenlippe eingesammelt. Hier sehen wir in der Mitte eine Ziegenlippe. Sie besitzt niemals rötliche Stielfarben und zeinet sich durch leuchtend goldgelbe Röhrenmündungen aus.

Das Derbe Rotfüßchen wird oft als Ziegenlippe eingesammelt. Hier sehen wir, flankiert von zwei Derben Rotfüßchen, in der Mitte eine Ziegenlippe. Sie besitzt niemals rötliche Stielfarben und zeichnet sich durch leuchtend goldgelbe Röhrenmündungen aus. Foto am 10.10.2012 im Revier Weiße Krug.

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