Tagebuch Mai 2015/2

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im Mai 2015/2

Mit diesem schönen Stimmungsfoto von Christian Ehmke möchte ich den zweiten Teil unseres Mai - Tagebuches eröffnen. Er hat das Bild vor wenigen Tagen aufgenommen. Es zeigt einen Fruchtkörper der Hochgerippten Becherlorchel (Helvella acetabulum). Essbar.

Mit diesem schönen Stimmungsfoto von Christian Ehmke möchte ich den zweiten Teil unseres Mai – Tagebuches eröffnen. Er hat das Bild vor wenigen Tagen aufgenommen. Es zeigt einen Fruchtkörper der Hochgerippten Becherlorchel (Helvella acetabulum). Essbar.

Sonnabend, der 16. Mai – Eine öffentliche Pilzwanderung stand heute wieder auf dem Programm. Das Strohkirchener Holz bei Bernstorf, südwestlich von Grevesmühlen, war unser Zielgebiet. Laubwälder auf gehaltvolleren Böden, bestanden überwiegend von Buchen, Eichen, aber auch Eschen, Ahorn, Erlen u. a. mit teils Wasser führenden Gräben und Waldtümpeln. Besonders im Herbst soll es hier eine durchaus interessante Pilzflora geben. Heute war allerdings davon kaum etwas zu spüren, wir befinden uns ja auch nicht im Herbst. Aber nicht einmal die bekannten und klassischen Frühlingspilze ließen sich blicken. Da wir aber Torsten Richter und Christopher Engelhardt vom Rehnaer Pilzverein trafen, schlossen wir uns ihnen an, um den Uferbereich eines kleinen Waldtümpels etwas näher mykologisch zu untersuchen und dank ihrer Fachkompetenz konnte einiges, durchaus sehr interessantes entdeckt werden. Siehe unter „Waldtümpel rettete Pilzwanderung“ – Das Wetter war dazu dem Wonnemonat Mai wenig entsprechend und eher kühl und novemberhaft grau. Meine Arbeitszeit heute: 07.45 – 23.30 Uhr.

Einer der schönsten Funde der heutigen Waldtümpelkartierung war der hier unter starker Vergrößerung von Christopher Engelhard fotografierte Schleimpilz Trichia decipiens auf einem nass liegendem Holzstückchen.

Einer der schönsten Funde der heutigen Waldtümpel – Kartierung war der hier unter starker Vergrößerung von Christopher Engelhard fotografierte Schleimpilz Trichia decipiens auf einem nass liegendem Holzstückchen.

Sonntag, 17. Mai – Gegen Mittag bin ich nochmals in den „Steinpilz“ gegangen, um die restliche Internetarbeit vom Sonnabend zu erledigen. Am späten Nachmittag fuhr ich nach Keez. Irena hatte mir einige Pilze in einer Frischhaltedose von Schwerin mitgebracht, die sie beim Ernten von Maipilzen nebenbei eingesammelt hatte. Es handelte sich um Blasse Pflaumen – Rötlinge und Hochgerippte Becherlorcheln. Von letzteren hatte sie ein Riesenexemplar in eine Extra – Dose gelegt, da sie annahm, es könnte sich um eine andere Art handeln, aber es war auch nur eine jener Becherlorcheln. – Vom Wetter her war es in sehr frischer Luft heute wieder sehr windig und neben etwas Sonnenschein gab es immer wieder mal sehr kurze, aber mitunter recht heftige Regen- und Graupelschauer. Mengenmäßig waren sie aber nicht der Rede wert. Meine Arbeitszeit heute: 12.15 – 16.30 Uhr und nochmals von 17.00 – 18.30 Uhr.

Hier ein Vergleichsfoto. Das Riesenexemplar in der Mitte mit etwa 12 cm Höhe und 8 cm Apotheziendurchmesser. Die kleineren lagen zwisch 3 und 5 cm im Durchmesser. Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum). Essbar.

Hier ein Vergleichsfoto. Das Riesenexemplar in der Mitte mit etwa 12 cm Höhe und 8 cm Apotheziendurchmesser. Die kleineren lagen zwischen 3 und 5 cm. Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum). Essbar.

Montag, 18. Mai – Heute habe ich wieder unsere, derzeit leider immer noch recht bescheidene Frischpilzausstellung erneuert und dabei natürlich auch oben abgebildete Becherlorcheln auf die Moosfläche gelegt. Als ich die Pilze gegen 15.00 Uhr auf die Ausstellung brachte, sah auch das Riesenexemplar der Becherlorchel noch so aus wie auf obigem Foto. Nur wenige Stunden später, nach dem ich die Pilze einem kurzen Wasserbad unterzogen hatte, war das große Exemplar kaum noch wieder zu erkennen. Noch nie hatte ich, sieht man einmal von Stinkmorcheln, Scharlachroten Gitterlingen oder Tintenfischpilzen ab, die ebenfalls eine rasante Entwicklung an den Tag legen, einen Pilzfruchtkörper in der Ausstellung, der so schnell seine Form veränderte und um das doppelte „gewachsen“ b. z. w. sich ausgebreitet hatte. Der Apotheziendurchmesser betrug um 15.00 Uhr noch 8 cm, um 20.00 Uhr waren es 16 cm! Eine Verdoppelung innerhalb von nur 5 Stunden! Es liegen 66 Arten auf der Fläche. Zum ersten mal in diesem Jahr sind zu sehen: Buchenfruchtschalen – Holzkeule, Getigerter Sägeblättling und Blasser Pflaumen – Rötling. Meine Arbeitszeit heute: 09.00 – 22.30 Uhr.

Nach nur fünf Stunden hatte sich das große Exemplar der Hochgerippten Becherlorchel (Helvella acetabulum) völlig ausgebreitet. Wasser hatte die Zellen rasant ausgedehnt und der Pilz hat seine schöne, pokalartige Apothezienform verloren. Am original - Standort wäre er am heutigen Abend, bei feuchtmilder Luft und einsetzendem Regen sicher auch sehr schnell in die Veränderung gegangen. Trockene Luft und Wind verhindert in der Regel ein schnelles Pilzwachstum!

Nach nur fünf Stunden hatte sich das große Exemplar der Hochgerippten Becherlorchel (Helvella acetabulum) völlig ausgebreitet. Wasser hatte die Zellen rasant ausgedehnt und der Pilz hat seine schöne, pokalartige Apothezienform verloren. Am Original – Standort wäre es am heutigen Abend, bei feuchtmilder Luft und einsetzendem Regen, sicher auch sehr schnell in die Veränderung gegangen. Trockene Luft und Wind verhindert in der Regel ein schnelles Pilzwachstum!

Dienstag, 19. Mai – Heute Abend trafen sich die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft wieder zu einem Themenabend im Steinpilz – Wismar. Unser Thema waren die wichtigsten Park- und Waldbäume und einige ihrer Mykorrhiza – Partner. Dazu konnten wir auch einige Gäste und sogar Urlauber in unserer Mitte begrüßen. Inzwischen sind auch die letzten unserer Laubbäume ergrünt und die Zeit der Mykorrhiza – Pilze kann beginnen. Ende Mai erscheinen in der Regel vereinzelt erste Täublinge, aber auch Röhrlinge. Flockenstielige Hexen – Röhrlinge unter Buchen und Eichen in unseren Wäldern sowie Netzstielige Hexen – Röhrlinge vor allem unter Linden und Birken in Parkanlagen sind einige von ihnen. Spätestens Ende Mai sind sie in der Regel schon recht häufig zu finden. Ob es in diesem Jahr auch klappen wird? Es ist etwas fraglich, da es einfach immer noch zu kühl ist. Wettertechnisch befinden wir uns weiterhin eher im April, als im Wonnemonat Mai und das bleibt bis auf weiteres wohl auch so. Mindestens bis einschließlich Pfingsten wird sich an dem kühlen Schauerwetter nicht viel ändern. Wenn schon wechselhaft, dann aber bitte mit mehr Regen. Die Schauer bringen nicht viel an wertvollem nass und dieses wird durch Sonne und Wind gleich wieder verflüchtigt. Meine Arbeitszeit heute: 13.00 – 22.30 Uhr.

Auch diese Art zählt zu den Mykorrhiza - Pilzen. Wir finden sie aktuell unter Rosengewächsen wie Pflaumen und Schlehen. Es ist der Blasse Schlehen - Rötling (Entoloma sepium). Wie für alle Rötlinge typisch, sind auch hier die Lamellen mit zunehmendem alter durch die Sporen rötlich getönt = Rötling. Essbar.

Auch diese Art zählt zu den Mykorrhiza – Pilzen. Wir finden sie aktuell unter Rosengewächsen wie Pflaumen und Schlehen. Es ist der Blasse Schlehen- oder Pflaumen Rötling (Entoloma sepium). Wie für alle Rötlinge typisch, sind auch hier die Lamellen mit zunehmendem alter durch die Sporen rötlich getönt = Rötling. Essbar.

Mittwoch, 20. Mai – Heute hatten sich Raritätenjäger Andreas Okrent und Lorchelfreund Christian Ehmke gegen Mittag im Steinpilz – Wismar verabredet, um zu den Weißstieligen Lorcheln zu fahren und nochmals Fotos zu schießen. Ich schloss mich ihnen an und es war schon erstaunlich wie zahlreich und üppig diese sehr seltene Art auf dem ausgehagerten Kiesboden zwischen locker stehenden Kieferngruppen wuchsen. Offensichtlich macht den Pilzen relative Trockenheit, Wind und intensive Sonneneinstrahlung wenig aus. Die ersten Pilze waren hier bereits im April erschienen und wegen der damaligen Trockenheit hatte Christian angst, dass sie sich nicht ordentlich entwickeln würden und am Standort vertrocknen könnten. Beim nächsten Besuch brachte er also Wasser mit und goss sie. Interessanterweise sind genau diese Pilze nicht mehr weitergewachsen und eingegangen, während sich die Fruchtkörper ohne künstliche Wasserzufuhr prächtig entwickelten. Insbesondere für Christian war es heute ein doppelt freudiges Ereignis, denn ganz unverhofft gesellten sich zwischen den Weißstieligen noch Rillstielige Lorcheln, die er bisher noch nicht vor die Fotolinse bekommen konnte. Christian betreibt seit kurzem den unten verlinken Lorchel – Auftritt. Im Anschluss fuhren Andreas und ich ein letztes mal in diesem Jahr in die Maipilze. Im ersten Gebiet war so gut wie nichts mehr zu finden, im zweiten füllte sich unser Weidenkorb innerhalb einer knappen halben Stunde randvoll. Alles in allem ein erfolgreicher Exkursionstag. Meine Arbeitszeit heute: 12.00 – 22.00 Uhr.

Weißstielige Lorchel (Helvella monachella).

Weißstielige Lorchel (Helvella spadicea). Für Mecklenburg – Vorpommern sind in der aktuellen Verbreitungskarte der DGfM bisher nur drei Fundpunkte eingetragen. Gefunden bisher auf der Insel Rügen, bei Schwerin und in der Schaalseeregion. Dieser Fundpunkt liegt am Farpener Stausee bei Farpen auf lehmig – kiesigen Untergrund bei locker stehenden Kieferngruppen mit einigen Laubbäumen wie Weiden, Pappeln und Birken in der Nähe. MTBQ: 2035/1. Standortfoto am 20.05.2015.

Donnerstag, 21. Mai – Neben den Frühlingsklassikern unter Rosengewächsen wie der Schild- und der Blasse Pflaumen – Rötling, starten zaghaft auch die ersten Mykorrhiza – Pilze des Sommers durch. Gestern habe ich erste Täublinge gefunden und Andreas Okrent schickte mir heute über Handy Bilder von Hexen – Röhrlingen. Er hat sie bei Graal – Müritz gefunden, junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, sowohl in der braunhütigen Normalform, als auch in der komplett gelben Variante. Damit erscheinen sie pünktlich Ende Mai. In manchen Jahren sind sie auch schon etwas früher zu finden. Auch erste Sommersteinpilze wären eigentlich fällig, aber ich glaube, es ist für diese wärmeliebende Dickröhrlingsart immer noch zu kühl. Außerdem sind die Niederschläge bei uns einfach zu spärlich. Punktuell gab es zwar immer mal auch kräftigere Regengüsse, aber Wind und die zu dieser Jahreszeit intensive Sonneneinstrahlung lassen die wenige Feuchtigkeit schnell wieder verdunsten. Vorläufig soll es mit dem Wetter auch in ähnlicher Form weiter gehen. Meist für die Jahreszeit zu kühl mit einzelnen Schauern. Der Trend scheint aber längerfristig, wenn die Wettermodelle recht behalten sollten, allmählich in Richtung Sommerwetter zu gehen. Spätestens pünktlich zum meteorologischen Sommerbeginn, am 01. Juni, soll sich ein warmes Schönwetterhoch durchsetzen können, dass zeitweise wohl auch etwas schwächeln und einige Gewitter zulassen könnte. Sollte es in diesem Zusammenhang stärkere Regenereignisse geben, könnte wir einen ersten Schub der beliebten Sommersteinpilze erwarten. Allerdings ist das alles eher noch Wunschdenken. Bis dahin werden wir wohl allenfalls Einzelstücke finden, mit denen wir vorlieb nehmen müssen. Ich habe heute die Ausstellung erneuert. Es liegen nun 68 Arten auf der Fläche. Zum ersten mal in diesem Jahr sind mit dabei: Gilbender Erdritterling, Verblassender Täubling, Breitblatt, Weißstielige Lorchel und Striegeliger Rübling.

Meine Arbeitszeit heute: 09.00 – 20.00 Uhr.

Unweit der oben fotografierten Lorcheln wuchsen gestern auch unter Birken die ersten Täublinge der Saison. Es handelt sich um den Verblassenden Täubling (Russula pulchella), einem strengen Birkenbegleiter. Zwar essbar, aber minderwertig. Standortfoto am 20.05.2015 am Farpener Stausee.

Unweit der oben fotografierten Lorcheln wuchsen gestern auch die ersten Täublinge der Saison. Es handelt sich um den Verblassenden Täubling (Russula pulchella), einem strengen Birkenbegleiter. Zwar essbar, aber minderwertig. Standortfoto am 20.05.2015 am Farpener Stausee.

Freitag, 22. Mai – Heute setzte ich die vor Jahren begonnene Waldumrundung zwischen Neukloster und Warin weiter fort. Das letzte mal war ich im vergangenen Sommer hier diesbezüglich unterwegs. Ich machte an der Stelle weiter, wo ich im vergangenen Jahr aufgehört hatte. Ein Stückchen in Ufernähe am großen Wariner See entlang. Sandige Wälder mit Lärchen, Buchen, Eichen, Birken, Kiefern, Fichten und an feuchteren Stellen auch mit Erlen bestanden. Es war hier staubtrocken. Von den örtlich kräftigen Schauern der letzten Zeit ist hier kaum etwas zu sehen gewesen. Auf meiner gut einstündigen Runde konnte ich nicht einen einzigen Frischpilz entdecken. Das Beste waren noch einige vorjährige Fruchtkörper des Laubholz – Harzporlings an einem alten, liegenden Buchenstamm.

Meine Arbeitszeit ging heute von 10.00 – 21.00 Uhr.

An den alten, trockenen, vorjährigen Stengeln des Schilfes am Wariner See fielen mir diese schwärzlichen Strukturen auf. Sicherlich verursacht von einem Schlauchpilz. Ob es sich um den Schilf - Kugelpilz (Leptosphaeria arundinacea) handeln könnte, vermag ich leider nicht zu sagen.

An den trockenen, vorjährigen Stängeln von Schilf am Ufer des Großen Wariner Sees fielen mir diese schwärzlichen Strukturen auf. Sicherlich verursacht von einem Schlauchpilz. Ob es sich um den Schilf – Kugelpilz (Leptosphaeria arundinacea) handelt, vermag ich leider nicht zu sagen.

Sonnabend, 23. Mai – Eigentlich war für heute und morgen unser traditionelles Maipilz – Wochenende angesagt. Da unsere Chef – Köchin aber noch immer teilweise Krank geschrieben ist und nach dem sogenannten „Hamburger Model“ zur Zeit nur etwa 3 Stunden am Tag arbeiten darf, müssen wir es leider ausfallen lassen. An zu wenigen Maipilzen hat es daher nicht gelegen. Die Tiefkühlbestände sind reichlich gefüllt, auch wenn die allmählich zu Ende gehende Maipilz – Saison in diesem Jahr eher durchwachsen daher kommt. Irena hat gestern aber noch einen ganzen Schwung Blasse Pflaumen – Rötlinge eingefroren. Ebenfalls ein guter Speisepilz des Frühlings. – Vom Wetter her bleibt es vorläufig weiterhin leicht wechselhaft mit trockenen und sonnigen Tagen, die im Wechsel mit Tagen stehen, an denen es, so wie heute, etwas regnen oder einzelne Schauer geben kann. Dabei soll es für die Jahreszeit weiterhin eher kühl bleiben. Es ist bei uns daher nicht gerade extrem Trocken, wie in einigen Teilen in Mitteldeutschlands, aber um ein für die Jahreszeit maximales Pilzaufkommen zu ermöglichen, gab es dennoch zu wenig Niederschlag. Zu Bedenken wäre auch folgender Aspekt. Das Frühlingspilzaufkommen wird allmählich dem Ende entgegen gehen und die Sommerpilze werden sich zunächst nur sehr zögerlich durchsetzen können, auch bei höheren Niederschlagsmengen dürfen wir noch nicht all zu viel erwarten.

Meine Arbeitszeit heute: 11.30 – 20.00 Uhr.

Um so erfreuter war heute Lorchelfreund Christain Ehmke, als er auf dem Gelände des Wismarer Bürgerparks die ersten Gruben - Lorcheln (Helvella lacunosa) entdecken konnte. Die Lorchelart ist recht häufig und wächst noch bis zum späten Herbst. Essbar, aber etwas zäh und möglicherweise roh giftig. Foto: Christian Ehmke.

Um so erfreuter war deshalb Christian Ehmke heute, als er auf dem Gelände des Wismarer Bürgerparks die ersten Gruben – Lorcheln (Helvella lacunosa) entdecken konnte. Die Lorchelart ist recht häufig und kann noch bis zum späten Herbst hinein gefunden werden. Essbar, aber etwas zäh und möglicherweise roh giftig. Foto: Christian Ehmke.

24. Mai – Pfingstsonntag – Vom Wetter her machte der heutige Sonntag seinem Namen alle Ehre. Angenehm temperiert sowie heiter bis sonnig – das beste Ausflugswetter. Es ging aber nur bedingt in die Pilze. Gäste hatten sich angesagt und am Nachmittag statteten wir dem Schweriner Schlosspark einen Besuch ab. Hier gibt es auch äußerst interessante Pilzecken, besonders im Randbereich mit seinen alten Buchen, Eichen und Linden. Leider gaben sie heute kaum etwas her. Die einzigen Frischpilze die ich dort fand war eine Gruppe Gelbblättriger Rüblinge, eine dem Waldfreund – Rübling nahe stehende Art, die von manchen auch nur als Form des selben betrachtet wird, aber wesentlich seltener vorkommt. Daher hatten mich diese kleinen Pilze hoch erfreut und ich machte einige Fotos. Danach ging es den Schweriner Fernsehturm hinauf. Von hier aus hat man bei guter Sicht, so wie heute, einen phantastischen Ausblick auf die Wald- und Seenreiche Umgebung und natürlich auch auf die Landeshauptstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten.

Unterdessen hat Raritätenjäger Andreas Okrent für uns die diesjährige Steinpilz - Saison eröffnet. Und das gleich mit einem der seltenen Kiefern - Steinpilze (Boletus pinophilus). Er fand dieses junge und knackige Exemplar im Radebachtal. Wenn es wärmer und feuchter gewesen wäre, hätten wir sicher jetzt die ersten Sommersteinpilze erwarten können, aber ich glaube vor Juni werden wir in diesem Jahr wohl keine zu Gesicht bekommen. Foto: Andreas Okrent mit seinem Handy.

Unterdessen hat Raritätenjäger Andreas Okrent für sich und natürlich mit diesem Foto auch für uns die diesjährige Steinpilz – Saison eröffnet. Und das gleich mit einem der seltenen Kiefern – Steinpilze (Boletus pinophilus)! Er fand dieses junge und knackige Exemplar heute im Radebachtal. Wenn es wärmer und feuchter gewesen wäre, hätten wir sicher auch die ersten Sommersteinpilze erwarten können, aber ich glaube, vor Juni werden wir in diesem Jahr wohl keine zu Gesicht bekommen. Foto: Andreas Okrent am 24. Mai 2015 mit seinem Handy.

25. Mai – Pfingstmontag – Den heutigen Feiertag nutzte ich um eine Route für unsere  Pilzwanderung am kommenden Sonnabend zu erkunden. Es geht in die waldreiche Umgebung von Schloss Hasenwinkel und dem Bibowsee. Ich umrundete weitläufig den Bibowsee, aber die etwa 6 Km lange Runde, die ich heute ablief, ist leider für eine öffentliche Wanderung nur teilweise geeignet, da ich ein beträchtliches Stück durch Kornfelder gelaufen bin und auch noch an einer steilen Bahnböschung ohne Weg entlang kam. Ansonsten ein schönes und abwechslungsreiches Gebiet. Einen Teil der heute erkundeten Strecke werden wir auf jeden Fall abwandern. Übermorgen möchte ich dazu noch eine gangbare Verlängerung auskundschaften. Das Frischpilzaufkommen war aufgrund der relativen Trockenheit sehr dürftig. Es gab vor allem einige frische Frühlings – Ackerlinge, vereinzelt einen Frühlings – Mürbling, einen Zapfen – Rübling oder einen alten Champignon. Das Wetter war dazu recht kühl mit einigen Regentropfen. Irena war unterdessen mit Jonas noch einmal nach Schwerin in den Schlosspark gefahren. Hier hatte ein Kinder – Tobeland sein Domizil aufgeschlagen. Irena suchte, während Jonas sich austobte, nochmals einige Maipilzstellen in der waldreichen Umgebung auf und konnte zum letzten mal einen großen Korb voll ernten. Teils waren sie aber hinreichend vermadet. Dazu gesellten sich sehr schöne Schild – Rötlinge und auch die ersten frischen Nelkenschwindlinge waren erschienen. Meine investierte Zeit heute 11.00 – 18.00 Uhr.

Dieser dicke und mastige Hasen - Stäbling oder Getäfelter Stäubling (Calvatia utriformis) wuchs auf einem Trockenrasen unweit der Klinik am Bibowsee. Er war schon vom Waldrand aus zu sehen. Jung und schnittfest, so wie auch dieser noch, kann er ähnlich wie Riesenboviste in Scheiben geschnitten und gebraten werden. Riesenbovist fand ich übrigens im Schloßpark Hasenwinkel ebenfalls zwei junge Exemplare. Standortfoto am 25.05.2015.

Dieser dicke und mastige Hasen – Stäubling oder Getäfelter Stäubling (Calvatia utriformis) wuchs auf einem Trockenrasen am Bibowsee. Er war schon vom Waldrand aus zu sehen. Jung und schnittfest kann er ähnlich wie Riesenboviste in Scheiben geschnitten und gebraten werden. Riesenboviste fand ich heute übrigens im Schlosspark Hasenwinkel ebenfalls zwei junge Exemplare. Standortfoto am 25.05.2015.

Dienstag, 26. Mai – Sehr kühle Luft, teils frischer Wind und einige, unergiebige Schauer, so präsentierte sich der heutige Tag. Ähnlich soll es auch noch in dieser Woche weitergehen. Der Mai ist und bleibt in diesem Jahr einfach unterkühlt. Wenn es dazu wenigstens ergiebig regnen würde, wäre dem zumindest etwas positives abzugewinnen. Nach den neuesten Berechnungen der Wettermodelle steigen die Chancen auf deutlich wärmeres Wetter ab der nächsten Woche. Vorher könnte es laut Niederschlagsprognose vielleicht doch noch etwas stärker regnen und auch die wärmere Phase kann möglicherweise einige Niederschläge mitbringen. – Heute besuchten mich u. a. zwei Damen aus Graal – Müritz und fanden ganz toll, was wir hier machen, denn sie sind auch Fan unseres Internet – Auftrittes und bedauern es, dass sie nicht so ohne weiteres, da etwas weit weg, an unseren Wanderungen teilnehmen können. Sie schauten sich die, zugegeben, zur Zeit immer noch etwas dürftige Ausstellung an und bekamen von mir auf Anfrage auch noch eine ausführliche Beratung in punkto Stockschwämmchen und Verwechslungsmöglichkeiten. Da von April bis November für die Besichtigung zwei Euro pro Person fällig werden, bat ich höflich um diesen Betrag. Gleich zu Beginn und auch nochmals beim hinaus gehen. Sie signalisierten mir, den Betrag zwischenzeitlich in meinen Geldpilz mit dem Schlitz ganz oben gesteckt zu haben, in den tatsächlich die Eintrittsgelder hinein kommen. Die insgesamt fälligen 4 Euro schrumpften sie aber auf ganze 1.50 Euro!?. 2 + 2, meine Damen, sind bekanntlich 4. So haben wir es in der Schule gelernt! Wie heißt es so schön, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Ich finde, wer auch schon den Steinpilz – Wismar mit seiner nahezu täglichen Berichterstattung und dem vielen wissenswerten zu diesem Thema nutzt und dann noch nicht einmal den symbolischen Besichtigungspreis von 2 Euro übrig hat, muss wirklich arm dran sein! So kann der Steinpilz – Wismar nicht überleben! Auf der Roten Liste als vom Aussterben bedroht steht er ohnehin schon lange genug! – Die Ausstellung habe ich heute wieder erneuert. Es liegen 64 Arten auf der Fläche. Davon sind zum ersten mal in diesem Jahr dabei: Riesenbovist (frisch), Hasenstäubling (frisch), Milder Kiefernzapfenrübling, Nelkenschwindling, Schild – Rötling und Laubholz – Harzporling (vorjähriges Exemplar). Meine Arbeitszeit: 10.00 – 22.00 Uhr.

Der Schild - Rötling (Entoloma clypeatum) zählt zu den besten und ergiebigsten Speisepilzen im Frühling. Er wächst ausschließlich unter Rosengewächsen wie Schlehen oder Obstbäumen. Die grauen, hygrophanen Hüte können bei Trockenheit ausblassen und ähneln dann dem helleren, an gleicher Stelle und Jahreszeit wachsenden Scxhlehen - Rötling, der ebenfalls essbar ist. Später im Jahr wächst besonders unter Eichen der sehr ähnliche Weißstielige Rötling. Er soll giftverdächtig sein. Foto: 25.05.2015.

Der Schild – Rötling (Entoloma clypeatum) zählt zu den besten und ergiebigsten Speisepilzen im Frühling. Er wächst ausschließlich unter Rosengewächsen wie Schlehen oder Obstbäumen. Die grauen, hygrophanen Hüte können bei Trockenheit ausblassen und ähneln dann dem helleren, an gleicher Stelle und Jahreszeit vorkommenden Schlehen – Rötling, der ebenfalls essbar ist. Später im Jahr wächst besonders unter Eichen der sehr ähnliche Weißstielige Rötling. Er soll giftverdächtig sein. Foto: 25.05.2015.

Mittwoch, 27. Mai – An dieser Stelle möchte ich, bezugnehmend auf den Vortag, erwähnen, dass es auch umgekehrt geht. Es gibt Menschen, die über dass kleine Besichtigungsendgeld oder den geringen Obolus, der für eine Pilzberatung erhoben wird, meine Arbeit und Verantwortung mit einer zusätzlichen Spende honorieren. Denen ein herzliches Dankeschön! – Heute war Mittwoch und somit Exkursionstag. Ich unternahm nochmals eine Tour rund um das Schloss Hasenwinkel, um eine bestmögliche Route auszukundschaften für unsere Pilzwanderung am kommenden Sonnabend. Wir werden von Schloss Hasenwinkel aus entlang am bewaldeten Ufer des Bibowsees bis zum Steder See bei Warin wandern. Leider ist es auch hier teils staubtrocken, so dass es statt einer Lehrwanderung wohl eher eine Leerwanderung werden wird. Aber eine Tour an frischer Waldluft in herrlicher, sehenswerter mecklenburgischer Landschaft dürfte allemal ein wenig entschädigen. Allen voran der dortige Schlosspark mit seinem in voller Blüte stehenden Rhododendron. Meine Arbeitszeit heute: 13.00 – 20.00 Uhr.

Diese kleinen Gelbblättrigen Rüblinge (Collybia axculpta) fotografierte ich am Pfingstsonntag am Standort im Schweriner Schloßpark. Sie sind nahe mit dem viel häufigeren Waldfreund - Rübling verwandt. Essbar

Diese kleinen Gelbblättrigen Rüblinge (Collybia exculpta) fotografierte ich am Pfingstsonntag am Standort im Schweriner Schlosspark. Sie sind nahe mit dem viel häufigeren Waldfreund – Rübling verwandt. Essbar.

Donnerstag, 28. Mai – Es ist ja nicht so, dass es wochenlang nicht geregnet hätte. Es gab immer mal wieder einige Schauer oder etwas Regen, allerdings viel zu wenig. Die Luft war meist auch recht trocken und Sonne und Wind ließen alles schnell verdunsten. Heute ist nun wieder ein Gebiet mit schauerartigen Regenfällen über uns hinweg gezogen. Ich schätze, es könnten im Schnitt 3 – 5 Liter gefallen sein. Gut genug, um die Oberböden etwas anzufeuchten. Unter dichten, belaubten Bäumen wird nicht viel davon angekommen sein. Es kann in den nächsten Tagen aber noch einiges hinzu kommen. Speziell zu Beginn der nächsten Woche, wo sich vorübergehend über Deutschland, von Nord nach Süd, eine Luftmassengrenze aufbauen könnte, die sehr warme Mittelmeerluft im Osten Deutschlands von kühler Meeresluft im Westen trennen würde. An ihr könnte es dann zur Ausbildung von stärkeren Niederschlägen und teils heftigen Gewitter kommen. Hoffen wir also auf eine spannende und niederschlagsträchtige Entwicklung. Meine Arbeitszeit heute: 09.00 – 21.00 Uhr.

Kräftige Regenfälle brauchen auch diese schmackhaften Speisepilze, um erscheinen zu können. Es handelt sich um Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades). Sind sie erst einmal erschienen, können sie sich am Standort lange halten. Durch Wind und Sonne schurren sie zusammen und bei einsetzender Feuchtigkeit leben sie wieder auf. Das erklärt die Bezeichnung Schwindlinge. Diese Pilze wurden am letzten Wochenende in Schwerin gefunden.

Kräftige Regenfälle brauchen auch diese schmackhaften Speisepilze um erscheinen zu können. Es handelt sich um Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades). Sind sie erst einmal erschienen, können sie sich am Standort lange halten. Durch Wind und Sonne schurren sie zusammen und bei einsetzender Feuchtigkeit leben sie wieder auf. Das erklärt die Bezeichnung Schwindlinge. Diese Pilze wurden am letzten Wochenende in Schwerin gefunden.

Freitag, 29. Mai – Um die Pfingstzeit fand unserer Vereinsmitglied Andreas Herchenbach auf seinem Grundstück unter einem jungen Nadelbaum aus Zufall einige Trüffeln. Klein und weichfleischig. Da ich mich mit Trüffeln nicht besonders gut auskenne, habe ich ihn an einen der besten Pilzexperten Mecklenburgs, dem Adalbert Ricken – Preisträger Benno Westphal aus Bobitz bei Wismar, verwiesen. Er hatte in seiner unermüdlichen Bestandsaufnahme der heimischen Pilzflora eine Zeit lang intensiv Trüffeln in Mecklenburg gesucht und kartiert. Dabei sind ihm allerhand Arten untergekommen. So nahm Andreas Kontakt zu ihm auf und heute war Ortstermin. Benno hatte auch gleich eine Idee. Es ist auf jeden Fall keine echte Trüffel, sondern eine Wurzeltrüffel. Wir finden einige Vertreter dieser Gattung zum Beispiel recht häufig in unseren Kiefernaufforstungen, da sie teilweise mit ihrem Scheitel aus dem sandigen Boden hervorschauen. Die hier festgestellte Art ist allerdings ein Einwanderer aus Amerika: Rhizopogon hawkerae. Wurzeltrüffeln sind keine Speisepilze, aber zumindest weiß Andreas jetzt, was unter seiner Tanne wächst. Ein Dankeschön an Benno Westphal! – Meine Arbeitszeit heute: 13.45 – 21.00 Uhr.

Hier sehen wir eine weitere, recht häufige Frühjahrsart, den Frühlings - Ackerling (Agrocybe praecox). Der essbare Pilz ist in Laub- und Nadelwäldern, aber auch besonders zahlreich auf Rindenmulch zu finden. Beigegelbe hüte, graue bis tabakbräunliche Lamellen, ein Häutchen zwischen Hutrand und Stiel, der später als Ring den Stiel säumt und rettichartige Geruch mit Anklang an Kakao kennzeichnen ihn. Essbar. Foto am 26.05.2015 am Bibowsee.

Hier sehen wir eine weitere, recht häufige Frühjahrsart, den Frühlings – Ackerling (Agrocybe praecox). Der essbare Pilz ist in Laub- und Nadelwäldern, aber auch besonders zahlreich auf Rindenmulch zu finden. Beigegelbe hüte, graue bis tabakbräunliche Lamellen, ein Häutchen zwischen Hutrand und Stiel, der später als Ring letzteren säumt und rettichartiger Geruch mit Anklang an Kakao kennzeichnen ihn. Essbar. Foto am 26.05.2015 am Bibowsee.

Sonnabend, 30. Mai – Gegen 08.30 Uhr war heute Treff am Schloßpark Hasenwinkel zu einer weiteren Pilzlehrwanderung. Dazu hatten sich trotz wechselhaftem Wetters 10 Pilzfreunde aus Wismar und der Region eingefunden. Dazu noch ein Journalist von der Schweriner Volkszeitung und Pilzberater Klaus Warning aus Bützow, der den Tornado in seiner Heimatstadt am 5. Mai unbeschadet überstanden hat. Entgegen meinem anfänglichen Pessimismus fanden wir doch so einiges, so dass es nicht die befürchtete Leerwanderung wurde, sondern eine wirkliche Lehrwanderung. Siehe unter „Keine Leerwanderung am Bibowsee“. Meine Arbeitszeit heute: 07.40 – 22.45 Uhr.

Zu den heutigen Funden zählten auch einige Stellen mit Waldfreund - Rüblingen (Collybia dryophila). Essbar, aber minderer Güte.

Zu den heutigen Funden zählten auch einige Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila). Essbar, aber von minderer Güte.

Sonntag, 31. Mai – Der Hauptfrühlings- und zweite Saisonmonat Mai lag deutlich unter dem, was wir von ihm erwarten können. Es gab zwar Morcheln und Maipilze in moderaten Mengen, aber ansonsten ließ die Artenvielfalt deutlich zu wünschen übrig. Ursächlich dürfte die relative Trockenheit im Zusammenspiel mit unterdurchschnittlichen Temperaturen und viel Wind sein. So hielten sich auch erste Röhrlinge noch sehr zurück. Nur vereinzelt wagte sich schon ein Hexen – Röhrling hervor und den besten Fund in punkto Röhrlinge konnte noch Raritätenjäger Andreas Okrent am Pfingstsonntag im Radebachtal verbuchen, ein knackiger Kiefern – Steinpilz! Meine Arbeitszeit heute: 11.00 – 15.00 Uhr und 17.30 – 18.30 Uhr.

Auch einige frühe Sandröhrlinge konnte Andreas um Pfingsten herum am Rande des Ribnitzer Moores herum finden. Hier wachsen sie jedes Jahr ab April, ansonsten findet man diese trockene Schmierröhrlingsart kaum vor August. Essbar. Standortfoto Andreas Okrent mit seinem Handy.

Auch einige frühe Sandröhrlinge (Suillus variegatus) konnte Andreas um Pfingsten herum am Rande des Großen Ribnitzer Moores finden. Hier wachsen sie jedes Jahr ab April, ansonsten findet man diese trockene Schmierröhrlingsart kaum vor August. Essbar. Standortfoto: Andreas Okrent mit seinem Handy.

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