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Antikriegsmanifest von Konstantin Wecker auf seiner Utopia-Tournee, 2. März 2022

03.03.2022

Es sind schreckliche und erschütternde Zeiten: Als Antimilitarist und Pazifist bin ich fest davon überzeugt, dass nur eine internationale Friedens- und Antikriegsbewegung diesen verbrecherischen Angriffskrieg von Putins Machtapparat gegen die Menschen in der Ukraine stoppen kann und wird. Dafür müssen wir aufstehen und auf die Straßen und Plätze dieser Welt ziehen, auch um die Gefahr eines noch viel größeren Krieges zu verhindern!

Meine Gefühle und Gedanken und meine ganze Empathie und meine Solidarität sind bei den Menschen, die in der Ukraine verletzt und getötet werden: stündlich müssen mehr Menschen um ihr Leben fürchten. Es sind immer die Menschen, die Natur und die Tiere, die unter den Kriegen am meisten leiden.

Ich bin verzweifelt und doch sage ich Euch: Hoffnung machen mir die mutigen Menschen in Russland und weltweit: Es werden aktuell immer mehr Menschen in Russland, die unter den schwierigsten Bedingungen gegen alle Repressionen eine Antikriegsbewegung aufbauen. Auch ihnen gehört unsere volle Unterstützung und Solidarität. Hoffnung machen mir auch alle mutigen Menschen in der Ukraine und weltweit, die sich nicht von autoritären Herrschern unterwerfen lassen wollen. Deshalb: Grenzen auf für alle Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, aber bitte wirklich für alle Menschen: auch für die schwarzen Student*innen, die dort seit teils vielen Jahren leben und studieren. Aber natürlich auch Grenzen auf für alle Menschen aus Syrien, Kurdistan, Afghanistan, Irak, Jemen oder der Türkei, die u.a. auch vor deutschen Bomben und Waffen und vor den Bomben des großrussischen Putin-Imperiums oder des Nato-Imperiums aus ihren Ländern fliehen.

Lasst uns unsere FriedensfreundInnen in Russland unterstützen: Es braucht dort eine Massenmobilisierung gegen den Aggressionskrieg, eine Aufforderung an alle russischen Soldaten, sofort den Befehl zu verweigern und zu desertieren. Nur eine Revolte unter den russischen Soldaten kann diesen Krieg sofort stoppen! Und die Älteren unter uns werden sich erinnern: So war es auch in Vietnam - der Anfang vom Ende des US-Angriffskrieges damals war die massenhafte Desertion und die Revolten der einfachen US-Soldaten gegen ihre Offiziere und Generäle.

Wir brauchen sofort eine blockübergreifende und internationale Friedens- und Antikriegsbewegung: Und wir brauchen wieder eine Vision eines friedlichen europäischen Hauses, wie es u.a. Gorbatschow für eine Friedensordnung nach dem Kalten Krieg vorgeschlagen hatte.

Und ich sage: Die Ampel ist auf dem Holzweg: 100 Milliarden Euro für ihre Aufrüstung werden keinen Frieden schaffen, sondern lediglich die Aktienkurse der Waffenindustrie in die Höhe treiben und den Klimawandel weiter anheizen.

Stattdessen würden 100 Milliarden Euro für ein gesamteuropäisches Sofortprogramm für einen sofortigen Energiewandel mit erneuerbaren Energien das Weltklima schützen und zugleich die Energiepläne von „lupenreinen Demokraten“ wie Putin ins Leere laufen lassen.

Gerade in den finstersten Stunden dieses Angriffskrieges bleibe ich dabei: Wir dürfen uns nicht dumm machen lassen von der Macht und unserer aktuellen Ohnmacht: Wir müssen die Herzen von Millionen Menschen erreichen, damit die russischen Soldaten desertieren und sie das Morden der mutigen Menschen in der Ukraine stoppen.

Deshalb begleitet mich heute auf meiner Reise nach Utopia: Ich werde weiter für eine herrschaftsfreie Welt kämpfen, denn nur eine sozial gerechte Welt solidarischer Menschen wird uns von Kriegen, Klimawandel, Rassismus, Patriarchat und Kapitalismus befreien.

Eine weltweite Bewegung von unten ist viel realistischer als die tödliche und zerstörerische Machtpolitik der Militärblöcke: Denn nur eine solche Bewegung kann das jahrtausendealte Patriarchat stoppen, das sich vor allem auch durch Kriege und militärischen Gehorsam immer wieder aufs Neue an der Macht hält.

In diesem Sinne:
Solidarität und Zärtlichkeit zwischen den Menschen
gegen alle grenzen, gegen alle kriege, gegen alle imperien

 

Konstantin Wecker

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