26. Juni 2021 – Öffentliche Pilzlehrwanderung
Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Grünlings
Sie führte durch den Gespensterwald Nienhagen
Alle guten Dinge sind drei, heißt es in einem bekannten Sprichwort, denn es war heute der dritte Anlauf im Nienhäger Holz und dem zugehörigen Gespensterwald eine öffentliche Lehrwanderung durchzuführen. Vor einigen Jahren wollten wir hier am 04. November 2017 unterwegs sein, das wurde uns von der zuständigen Forstbehörde aber untersagt, da wenige Tage vorher ein schwerer Herbststurm zahlreiche Bäume umlegte b. z. w. sie in Schieflage brachte, so dass Lebensgefahr bestand und der Wald erst gesichert und von den Gefahrenquellen beräumt werden musste. Wir verlegten die Wanderung auf Empfehlung des Forstamtes Bad Doberan damals in den Kellerswald.
Am 15. Juni 2019 hatte ich diese Tour erneut im Programm. Wieder drohten Unwetter durch Gewittertief Ludger und der Termin musste kurzfristig abgesagt werden. Schwere Gewitter zogen damals über die Küstenregionen und Westmecklenburg. Es war ein denkwürdiger Unwettertag und wären wir gewandert, hätte uns das heftige Donnerwetter mit schweren Gewitterböen voll erwischt. Am Abend des denkwürdigen Juni – Tages entstand obiges Foto während des Abzuges der Gewitterfront mit Blick auf die Ostsee. Heute hat es nun endlich geklappt. Das Wetter war gut und alle 8 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten eine wirklich schöne Wanderung mit Frischpilzen in einer außergewöhnlichen Kulisse direkt an der Ostseeküste.

Zur Einstimmung brachte uns Phillipp Müller ein Tablett aktuell wachsender Frischpilze mit, die er den Teilnehmern auch sogleich erläuterte.

Dieser junge Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) ist über seine erhöhte Nährstoffaufnahme ins Schwitzen geraten.

Dieser Pyrenomycet ist an toten Buchenstämmen nicht selten. Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia).

Ein Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius) hat es sich auf dem Stamm einer umgestürzten Birke gemütlich gemacht.

Grünes Totholz im Wald ist gar nicht so selten. In der Regel zeichnet ein gleichfarbiger Schlauchpilz dafür verantwortlich. Der Grünspan – Becherling.

Ein nicht mehr ganz junger und daher auch nicht mehr pfannentauglicher Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) an einem liegenden Robinien – Stamm.

Eine Sonderstellung im Pilzreich nimmt der Gemeine Spaltblättling (Schizophyllum comune) ein. Um sich vor zu starker Austrocknung zu Schützen und auch um Feuchtigkeit aufzunehmen, kann er seine gespaltenen Lamellen je nach Bedarf öffnen und schließen.

Nun heißt es die Augen auf, denn gerade dieser Bereich des Nienhäger Holzes, der Gespensterwald, ist für seinen vielfältigen Pilzreichtum bekannt.

„Auf die Bäume ihr Affen, der Wald wird gefegt“, lautet ein bekannter Spruch. Nur das hier keine Affen den Besen in die Hand nehmen und auch keine Gespenster. Das Fegen übernimmt der permanent wehende Seewind.

Bänke am Küstenwanderweg laden zu verweilen ein. In der Tat gibt es kaum ein schöneres Plätzchen, wie oberhalb des Steilufers am Gespensterwald, mit Weitblick auf die Ostsee hinaus.

Ein Grauer Wulstling (Amanita excelsa) wie er im Buche steht. Wir finden ihn keineswegs nur unter Fichten, auch unter Buchen ist er zuhause.

Fachgerechtes Ernten ist bei diesem Speisepilz besonders wichtig. Also nicht abschneiden, sondern vorsichtig heraus Hebeln mit einem Messer.

Wir sehen eine einfache, zwiebelförmige Stielbasis. Der giftige Pantherpilz hätte um die Stielknolle einen deutlichen Wulst, das sogenannte Bergsteiger – Söckchen.

Zwischen den Moospolstern schieben sich einige Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) an die Frühsommerluft.

Weil es einfach ein toller Anblick ist, hier noch ein Guttationströpfchen schwitzender Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).

Milchweiße Samthäubchen (Conocybe albipes) sind eigentlich Bewohner offenerer Graslandschaften. Aber üppige Gräser und viel Licht gibt es auch im Gespensterwald.

Eine runzelig – schleimige Hutoberfläche weist der Gemeine Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) auf.

Die Wurzel ist leider abgebrochen. Uns viel aber auf, das der Pilz gefärbte Lamellenschneiden besitzt.

Für gewöhnlich sind die Lamellenschneiden des Gemeinen Wurzelrüblings weiß, es gibt aber auch Formen, so wie hier, bei denen sie bräunlich getönt ist.

Der Top – Fund unserer heutigen Wanderung war der Leuchtende Weichporling (Pycnoporellus fulgens) an einem liegenden Buchenstamm. Der Pilz ist in Norddeutschland eine absolute Rarität! Nichts für den Gaumen, dafür aber für die Augen.

Von diesem Baby – Perlpilz (Amanita rubescens) hat schon jemand genascht. Und das roh! Da er Hämolysine enthält, die die roten Blutkörperchen zerstören können, sollte er unbedingt gut erhitzt werden, bevor er auf dem Teller landet.

Giftig ist der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus rutilans). Dafür soll er sich hervorragend zum Färben von Wolle eignen.

Die stark zum gilben neigende Spitzwarzige Tramete (Antrodiella hoenelii) ist in der Regel auf Buchenholz spezialisiert. Zähfleischig und daher ungenießbar.

Der Grüne Speisetäubling (Russula heterophylla) ist bisher nur sehr selten in Mecklenburg – Vorpommern nachgewiesen worden. Genau wie sein fleischroter Verwandter ein sehr guter Speisepilz.
Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!