Wetter/Pilze Mai 2024

Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze Mai 2024

Start und Endpunkt unserer heutigen Maidemonstration durch die Redentiner Tannen.

Auch heute morgen wieder die Hard – Rocker aus Irland.

Mittwoch, 01. Mai (Tag der Arbeit)Ein irisches Volks- oder Räuberlied, welches wohl jeder schon in zumindest einer der unzähligen Versionen gehört haben sollte: Whiskey In The Jar1. Maifrüher internationaler Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse. Was habe ich mich als Kind auf diesen Tag gefreut. Schon Nächte zuvor war mein Schlaf unruhig, denn ich fieberte den bunten Maiumzügen entgegen. Das politische Brimborium drum herum interessierte mich nicht und spielte für mich keine Rolle. Ich wohnte damals in der Scheuerstraße in Wismar und am nahen Spiegelberg sammelten sich die uniformierten Kampfverbände der Werktätigen. Also die Mitglieder der Betriebskampfgruppen, um schließlich in geordneten Formationen durch die Straße in Richtung Markt zu marschieren. Überall Fahnen geschmückte Häuser und Straßen, Fahrzeuge mit frischem Birkengrün, Spielmannszüge und natürlich unzählige Transparente mit den Losungen zum 1. Mai, die von höchster Stelle zuvor in den Tageszeitungen bekannt gegeben worden sind. In der Schulzeit durfte ich einmal zur Maidemonstration meine Gerhart Hauptmann Schule im Alleingang ankündigen. Später führten unsere Maidemos allerdings eher zum Frühshoppen in die nächste Kneipe oder Disco, die schon am Vormittag geöffnet hatten und der Kampf mit den Bierhumpen begann. Rot Front, Genossen! Obwohl, Genosse war ich nur 18 Monate während meines Grundwehrdienstes.

Mein damaliger Steinpilzweg in den Redentiner Tannen heute. Links waren die Kiefern noch im Schonungsalter und der Weg war sonniger. Hier suchte ich eines Vormittags Schutz vor einem heftigen Gewitter, mit Füße zusammen hingehockt, im Jungwuchs, und möglichst weit weg von höheren Bäumen. Explosive Erdblitze ließen mit ihren ohrenbetäubenden Donnerschlägen den Waldboden erzittern und eine Sintflut ergoss sich über mich.

Der Pilz des Tages war heute eindeutig der Voreilende Ackerling (Agrocybe praecox). Hier in den Redentiner Tannen.

Unsere heutige Maidemonstration führte durch die Redentiner Tannen. Damit eröffneten wir die Topographische Karte von Neuburg = 2035. Wir, das waren Dorit aus Ratzeburg, Christian, Ingo und Reinhold aus Wismar. Bei herrlichstem, fast schon zu warmen Sommerwetter, drehten wir hier ganz gemütlich eine Runde, ohne krampfhaft nach Arten zu suchen, denn vieles ist hier ohnehin bekannt, denn das Waldgebiet war besonders zu meiner Jugendzeit mein Stammrevier. Im Sommer und Herbst war ich in der Regel zwei mal die Woche hier unterwegs und drehte meine obligatorische Steinpilz- und Pfifferlingsrunde. Klar, dass mir hier noch viele Erinnerungen gegenwertig sind und einige von denen gab ich heute auch zum Besten. Ich stellte meinen Steinpilzweg vor, auf dem ich meinen ertsten, schönen Steinpilz überhaupt fand. Mitten auf dem Sandweg war es in grauer Vorzeit. Der Hut schaute tatsächlich aus wie ein Feldstein, nur das er einen dicken, stämmigen Stiel tief im Sand eingesenkt besaß. An diesem Weg lernte ich den Sommersteinpilz vom gemeinen Steinpilz zu unterscheiden. Eine damalige, fast undurchdringliche Fichtenschonung beglückte mich 1987 mit einer Steinpilzschwämme, wie ich sie nur aus alten, russischen Märchenfilmen kannte.

In den 1970er Jahren war es eine junge Schonung. In den Reihen unter Nadelstreu schöne, große Pfifferlinge. Auch Steinpilze, Sand – Röhrlinge, Butterpilze und selbst schon mal eine Marone waren hier zu finden. Hier wurde ich auch mal ordentlich von wütenden Wespen traktiert. Es war zur Zeit als Gitte ihren Hit „Ich hab die große Liebe in Monte Carlo verspielt“ sang. Und am Wegrand wuchsen einstmals die gesuchten Wurzellorcheln. Heute gab es nur Schwarzweiße Becherlorcheln.

Auch diese Voreilenden Ackerlinge (Agrocybe praecox) waren hier heute zu finden. Gut ist auf der Oberseite der Stielberingung der dunkle Sporenabwurf zu erkennen.

Hier wurde ich unverhofft von einem der schwersten Gewitter überrascht, das ich je erlebt habe und welches von den Wetterfröschen so nicht angekündigt war. Ich hörte am Morgen extra das Live – Wettergespräch auf der Ferienwelle, welches aus der Seewetterdienststelle Warnemünde kam. Schon damals war es wichtig für mich, möglichst kein Wettergespräch zu verpassen. Ein Regengebiet soll durchziehen, aber welche Auswüchse es entwickeln sollte, davon war nicht die Rede. Ich stellte die Ecke vor, wo es damals die weiße Form des normalen Pfifferlings gab. Wo der Goldflüßige Milchling wuchs, wo ich den Kurzstieligen Leder – Täubling kennen lernte oder auch den Nebenweg, wo mir ein älterer Herr, der extra immer wieder mit dem Fahrrad von Dorf Mecklenburg in dieses Revier kam, meine schönen Pfifferlinge abspinstig machte. Schweren Herzens verkaufte ich ihm meine Beute, da er sich immer mächtig ins Zeug legen musste, um in seinem Alter den langen Weg hier hehr zu meistern und dann ist die jugendliche Konkurrenz schon früher vor Ort und noch dazu an den besten Stellen. Ja, er kannte dieses Revier schon lange vor mir. Er sagte damals mal zu mir, es gibt viele größere Wälder von Neukloster über Warin, den Sternberger Raum, aber dieser Wald ist etwas ganz besonderes. Nun, aus Sicht des Sonntagssammlers ja, ansonsten auch nur ein ganz normales Revier auf meist sauren Sandböden. Natürlich für anspruchslose Pilzsucher (Pfifferling, Steinpilz, Birkenpilz, Marone…), zu denen auch ich damals gehörte, eine gute Adresse. Von diesen Volkstümlichkeiten war heute natürlich noch nichts zu sehen. Es war recht artenarm, auch der Jahreszeit geschuldet. Frischpilze wuchsen aber immer mal wieder. In erster Linie Zapfenrüblinge und Voreilende Ackerlinge. Die haben dieser Tage einen echten Wachstumsschub.

Auch mitten in Wismar heute auf Rindenmulch am Poeler Tor Unmengen von Frühlings- oder Voreilenden Ackerlingen. Sehr üppig und in großen Büscheln. Gut sind auch die charakteristischen, weißen Myzelfäden an den Stielbasen und im Substrat zu erkennen. Der Pilz ist essbar, aber nur von mäßiger Qualität.


Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 16. Mai: minimal 7,8; maximal 71,2 und im Mittel 32,7 Liter.


Konzert – Atmosphäre heute morgen bei mir zu hause.

 

Donnerstag, 02. Mai – Das neben stehende Album besitzt nicht nur bei mir absoluten Kult – Status. Es ist zweifellos einer der besten Live Alben der Rockgeschichte. Ein Jugendfreund meinerseits liebte es über alles und er konnte völlig wegtreten, wenn er sich diese Konserve zu Gemüte zog. Leider nahm er ein ähnliches Ende wie Sänger Phil Lynnot. Beide weilen schon lange nicht mehr unter uns  und sind ähnlich jämmerlich zu Grunde gegangen. Die Musik „lebt“ jedoch weiter: Still In Love With You – Langer Tag, wie jeden Montag und Donnerstag im Mykologischen Informationszentrum. Ich nutzte ihn vor allem um unser Pilzwochenende in Welzin vorzubereiten.  Bücher und weitere Utensilien zusammen suchen. Auch ein wenig Einkauf von Getränken und Knabberzeug für zwischendurch. Zum Glück hat sich Pilzfreund Christian bereit erklärt, schon einiges in sein Auto zu laden, denn mit meinem Zweirad wäre ich sonst mehrmals auf hin- und Rücktour. Aber nichts destotrotz werde ich morgen ziemlich beladen den Weg dorthin antreten.

Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus) gestern Abend im Park am Seeblick. Trockene Wärme und Ostwind lassen Grüßen.

Auch diesem jungen Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) platzt bereits das Fell unter diesen Bedingungen.

Im Mittelpunkt stand heute das Erstellen meines morgigen Bilder – Vortrages in 8 Teilen. An Hand von Laptop und Beamer werde ich die 8 Wachstums – Aspekte eines Pilzjahres in Wort und Bild thematisieren. Dafür habe ich je Aspekt einige typische Pilzarten heraus gesucht. Häufige, wie auch seltenere Arten und auch solche, denen der durchschnittliche Pilzsucher kaum Beachtung schenkt. Natürlich ohne Vollständigkeit. Es wird also keine hochwissenschaftliche, schwer verdauliche Kost geben. Praktische Erfahrungswerte stehen im Vordergrund eines langjährigen Feldmykologen. Aber bitte den Begriff Mykologe nicht zu wörtlich nehmen, denn mit solchen Kapazitäten habe ich nur wenig gemein. Es bleibt eher volkstümlich.

Gestern war in der Tat nicht nur der Tag der Arbeit, sondern auch der des Voreilenden Ackerlings (Agrocybe praecox). Am Seeblick auf Rindenmulch ebenfalls Unmengen dieser Frühlingspilze.

An Überresten einer alten Weide quellen junge Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) aus der Rinde. Der Pilz hat über Jahre den Baum zerstört (Braunfäule). 01. Mai 2024.

So ist seine Volkstümlichkeit gestern Abend noch kurz vor dem finster werden in den Wismarer Seeblickpark gegangen, mit dem Ansinnen, schnell noch einige Schnappschüsse für dieses Tagebuch zu erhaschen. Der Park am Seeblick ist fast immer eine sichere Bank und es ist in der Tat noch nie vorgekommen, dass ich dort enttäuscht wurde. Es gab immer etwas zu entdecken und zu fotografieren, auch wenn es derzeit noch sehr bescheiden dort aussieht.

Beim Wetter steht nun ein Wechsel in` s Haus. Während bei uns noch der Sommer mit viel Sonne und Ostwind residierte, gab es in der großen Südwesthälfte der BRD doch recht verbreitet ein gehöriges Donnerwetter und teils hat es geschüttet wie aus Kübeln. Hinter der Tiefdruckzone war es heute ganz im Südwersten schon wieder fast lausig kalt.

Die Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus) am alten Eschen – Stubben sind in den letzten Tagen mächtig expandiert.

Morgen werden die Reste dieser Luftmassengrenze auch uns überqueren und vor allem in Richtung Vorpommern kann es am Nachmittag und Abend noch zu kräftigen Schauern und Gewittern kommen. Der Rest des Wochenendes wird dann wohl recht durchwachsen sein. So unterkühlt wie ganz im Süden wird es bei uns jedoch nicht. Ein Tief könnte sogar nochmals recht warme und feuchte Luft zu uns leiten, in der allerdings dann auch ein gewisses Potenzial für Schauer oder auch Gewitter steckt. Das GFS lässt es besonders am Sonntag auch mal stärker Schütten.

Der Mai ist gekommen, die Bäume…, nein die Käfer sind gelandet. Hier sogar auf einem Pilz. Catrin hat den sympathischen Brummer im Bild festgehalten.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 17. Mai: minimal 4,6; maximal 83,4 und im Mittel 29,0 Liter.


Ja, auch so etwas erklingt bei mir am Morgen, in nostalgischer Erinnerung an vergangene Zeiten, als Söhnen Jonas noch klein und niedlich war.

 

Freitag, 03. MaiUnsere Katze hat Junge – Am frühen Nachmittag startete ich mit meinem Zweirad und gut bepackt in Richtung Welzin, im Klützer Winkel. Pünktlich um 14.00 Uhr stand ich vor dem Objekt und nach und nach trafen die weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer dort ein. Während der Fahrt noch reichlich Ostwind und eine lang gestreckte Altocumulus castellanus in Blickrichtung Schleswig – Holstein kündigte bereits das abendliche Donnerwetter an. Ich hatte für unser diesjähriges Frühlingsseminar das Neusehlandhaus, die Alte Schule in Welzin, gebucht. Nach der Zimmersichtung und Belegung starteten wir zu einem Beamer – Vortrag zum Thema „Die 8 Wachstumsaspekte eines Pilzjahres“. Es war also eine bebilderte Pilzwanderung durch das Jahr. Natürlich mit reichlich Erläuterungen und Erfahrungen meinerseits und mit ausgewählten häufigen oder weniger häufig vorkommenden Beispielen.

Begrüßungsworte meinerseits in der Alten Schule. Foto: Hans – Peter Firniß.

Während unseres Abendspaziergangs bei Welzin.

Nach dem Abendbrot vertraten wir uns noch die Füße während einer kleinen Wanderung am Dorfrand und durch Wiesen und Feldgebüsche. Frischpilze gab es hier jedoch kaum und auch das Wetter wurde immer unruhiger. Dunkle Wolken und fernes Donnergrollen gaben uns zu verstehen, dass wir doch lieber wieder ein Dach über unseren Köpfen aufsuchen sollten. Ich fuhr fort mit meinem Beamer – Vortag. Es dauerte nicht lange und dunkle, graugelbe Stimmung hinter den Fenstern weckte unser Interesse. Ein Gewitter ist aufgezogen und es schütte ordentlich, Blitz und Donner inklusive. Eine Konvergenzzone (Zusammenströmen unterschiedlicher Windrichtungen) zwang die feuchtwarme Luft zum Aufsteigen und es bildeten sich zahlreiche, teils unwetterartige Gewitter. Teilweise zogen die Zellen immer wieder über die selben Regionen. So meldete sich Sohn Jonas aus Keez, bei Brüel, dass seit Stunden immer wieder neue Gewitter aufziehen und er inzwischen bereits an die 50 Liter im Messbecher einfangen konnte. Natürlich durch zwischenzeitliches entleeren, denn solche Mengen übersteigen das Fassungsvermögen herkömmlicher Regenmesser. Hier einige Messwerte von Kachelmannwetter: Boltenhagen 27,2; Kirchdorf/Poel 28,6; Wismar 39,1; Steinhausen – Neuburg 40,4; Rostock – Warnemünde 32,1; Schwaan 27,6; Poelchow 42,2; Baumgarten 22,6; Parum 30,8 und Spitzenreiter war Ventschow (nur wenige Kilometer Luftlinie von Keez entfernt) mit 63,8 Liter. Wenig bis nichts hat der Südwesten von Mecklenburg abbekommen. Marnitz, ganz im Süden, bildete die Ausnahme mit 26,5 Liter auf den Quadratmeter.

Hier schiebt sich etwas zusammen. Dunkle Wolkenbasen kündigen das nahende Gewitter an. In diesem Stadium noch auf keinen Regenradar zu sehen, aber der Wolkenbruch kann jeder Zeit losbrechen. Heute Abend von Welzin aus aufgenommen.

Auf geht es hinein in den Lenorenwald.

Sonnabend, 04. Mai2. Tag unseres diesjährigen Frühlingsseminars im Mecklenburgischen Welzin. Es ist der Tag der Exkursionen. Nach dem Frühstück brachen wir in den nahe gelegenen Lenorenwald auf. Das mit Abstand größte Waldgebiet im Klützer Winkel. Wir starteten von Kühlenstein aus. Der Starkregen vom Vortag hatte die Waldwege in eine Seenlandschaft und Schlammwüste verwandelt. Aber dennoch war es eine Wohltat, denn der tagelange trockene Ostwind hatte die Oberböden schon recht abgetrocknet und viele Pilze antrocknen, teils vertrocknen lassen. Aber im Waldesinneren war es nicht so dramatisch und der Landregen von vor einer Woche hat hier noch reichlich Feuchtigkeit hinterlassen, die nun noch ordentlich Nachschub erhalten hat.

Die zahlreichen Maipilze eines Hexenringes (Calocybe gambosa) haben sich nach den trockenen Verhältnissen durch den Regen wieder leidlich erholt.

Getigerte Sägeblättlinge (Lentinus tigrinus).

Bereits nach wenigen Minuten beglückte uns ein dicht besetzter Hexenring von Maipilzen. Direkt am Waldrand und zuvor dem Ostwind ausgesetzt. Die Pilze sahen auf den ersten Blick noch sehr frisch aus, aber zumindest die am äußersten Wald- und Wiesen/Feldrand waren zuvor schon stark angetrocknet gewesen. Da es so viele waren, hatte niemand Lust sie gleich abzuernten und stundenlang durch den Wald zu schleppen. Sie sollten zum Ende der Wanderung mitgenommen werden. Aber wie das so ist und schon des Öfteren so war, blieben sie schließlich doch in ihrem angestammten Revier und durften ihrer natürlichen Bestimmung nachkommen. Frischpilze gab es weiterhin in Form von Buchenwald – Wasserfüßen, Waldfreund – Rüblingen, Becherlingen der Gattung Peziza, verschiedenen Stielporlingen, attraktiven Getigerten Sägeblättlingen und einigen mehr. Selbst der Feinschmecker unter den Mykophagen ist zumindest dezent auf seine Kosten gekommen. Egon aus Berlin entdeckte einen fleischigen Flockenstieligen Hexen – Röhrling und in unmittelbarer Nachbarschaft auch noch einige frische Stockschwämmchen.

Der Hexen – Sabbath 2024 hat begonnen. Beschlossen von den Damen auf ihren Besen und ihren gehörnten Freunden in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg. Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis).

Auch im Lenorenwald sind viele Eschen inzwischen in die Waagerechte gegangen.

Wir gelangten an einen Waldrand, der ziemlich naturbelassen daher kam. Ein echter Frühlingswald und sehr Morcheln – Verdächtig. Nur das die hier zahlreich beheimateten Eschen unter ihrer allgemeinen Fallkrankheit litten und viele bereits kreuz und quer auf dem Waldboden lagen. Ausgerecht ein kleiner Schlauchpilz ist der Übeltäter. Also ein Verwandter der Morcheln. Für Morcheln ist es leider schon etwas zu spät, welches natürlich bedauerlich ist, da ich unser Pilzwochenende als Morchel – Seminar beworben hatte. Dafür wurden wir von schönen Orchideen entschädigt. Am Nachmittag fuhren wir in Richtung Ostseeküste und kehrten zunächst in einen Hofladen mit Kaffee bei Steinbeck ein. Hier ruhten wir uns ein wenig bei Kaffee und leckerer Hausmannstorte aus. Gestärkt brachen wir nun noch zu einer kleinen Exkursion am Küstensaum auf. Hier her wollte ich eigentlich den Schwerpunkt an diesem Wochenende legen, da es für Frühlingsarten eine besonders gute Adresse ist. Aber auch hier haben sich die Morcheln bereits verabschiedet. Maipilze waren immer mal dabei, aber in schlechter Qualität. Ansonsten Ackerlinge und Braune Raslinge, auch anspruchsvolle Rißpilze. Nach dem Abendbrot gab es die restlichen Wachstumsaspekte in gemütlicher Runde bei Wein und Pils.

Wir verabschieden uns vom Lenorenwald.

Die Abschlussexkursion unseres Seminar – Wochenendes führte durch Teile der Jamelner Forst.

Sonntag, 05. Mai – Dritter und letzter Tag unseres diesjährigen Pilzwochenendes in Mecklenburg. Nach dem Frühstück starteten wir zur Abschlussexkursion in das Gebirge, welches zur ehemaligen Staatsforst Jamel gehört. Sehr hügeliges Gelände mit Fichten, teils  durchaus imposanten Douglasien, aber auch von Buchenwäldern und Eichen bestanden. In den Senken kleinere Moore, Sümpfe und Erlenbrüche. Das Revier ist bei Wismarer Sonntagssammlern im Herbst sehr beliebt, da in wenigen Minuten Autofahrt erreichbar. Leider wurden hier kürzlich erhebliche forstwirtschaftliche Maßnahmen durchgeführt, da die Fichten unter der Trockenheit und dem Borkenkäfer – Befall der letzten Jahre litten und leiden. Daher waren die Waldwege ziemlich zerfahren und nach dem Starkregen sehr aufgeweicht und schlammig. Es bot sich also an, abseits der Wege die Wälder und Forste zu durchstreifen.

Wir befinden uns im Gebirge.

Welch ein urwüchsiger und kraftvoller Fuß einer alten Rotbuche am Waldrand des Gebirges.

Besonders auch am Waldrand mit seinen mächtigen Traufbäumen war es nicht uninteressant. Ein Teil der Gruppe brach schon etwas früher zur Abreise auf, der harte Kern drehte noch bis zum frühen Nachmittag seine Runden. Ein kleiner Rest, einschließlich meiner Wenigkeit, fuhren anschließend zum Mittagstisch in das Hähncheneck nach Grevesmühlen und anschließend schlenderten wir noch durch den umfangreichen Flohmarkt, der am heutigen Sonntag im dortigen Gewerbegebiet abgehalten wurde. Eigentlich spielte auch das Wetter über weite Strecken mit. Aber wie das so ist, ein Blick in den Himmel kündigte Ungemach an. Es braute sich wieder ordentlich etwas zusammen. Leider achten viele nicht darauf, bis dann die ersten, dicken Regentropfen herunter prasseln und dann ist es auch für die Standbetreiberinnen und Betreiber oft schon zu spät, ihre Ware schnell noch ins trockene zu Räumen. Tatsächlich ergoss sich unverzüglich ein wolkenbruchartiger Starkregen und wir strebten den Autos zu. Das Gewitter zog auch über Wismar hinweg und brachte innerhalb kürzester Zeit etwa 10 Liter in den Regenmesser von unserem Pilzfreund Christian Boss. Auch Hagel war dabei. Als ich am Abend meinen Regenmesser kontrollierte war er randvoll. So vollgefüllt hatte ich ihn bisher noch nie vorgefunden, gut 40 Liter! Dem nach hatten die Gewitter am Freitag Abend 30 Liter eingefüllt und das heutige nochmals 10 obendrauf.

Das schöne Erinnerungsfoto von unserem kleinen Frühlingsseminar 2024 entstand bereits gestern im Lenorenwald.

Zum Frühling ganz allgemein brach heute morgen rein musikalisch bei mir auch noch der Tierische aus.

Montag, 06. Mai – Und dass auch noch mit einem ganz besonders schmeichelhaften, ja heißem und kuscheligem Tiger April Stevens – Teach Me Tiger –  Das diesjährige Frühlingsseminar ist nun auch schon wieder Geschichte. Wie doch die Zeit dahin läuft! Vielen Dank an alle, die es möglich machten. Der Alten Schule in Welzin und allen, die sich die Zeit für ein Pilzwochenende in Mecklenburg nahmen. Ich überlegte, welches Thema ich im Theorieteil behandeln könnte und entschloss mich zu einer Reise durch das Pilzjahr, welches bekanntlich in 8 Jahreszeiten unterteilt wird. Den sogenannten Wachstumsaspekten: Schneeschmelze (Januar – März) , Vorfrühling (April – Anfang Mai), Frühling (Anfang Mai – Mitte Juni), Frühsommer (Mitte bis Ende Juni), Sommer (Juli – Mitte August), Herbst (Mitte August bis Mitte Oktober), Spätherbst (Mitte Oktober – Mitte November) und Winter (Mitte November – Januar).

Junge Sklerotien – Porlinge (Polyporus tuberaster) am Sonnabend im Lenorenwald. Sie sind derzeit mächtig am kommen und werden von manchem Mykophagen durchaus aufgrund ihres Wohlgeschmackes mitgenommen.

Diese mastigen Egerlinge wurden mir heute in der Pilzberatung vorgelegt. Etwa 20 cm im Hutdurchmesser und beide zusammen an die 400g schwer. Es handelt sich um Großsporige Anis – Champignons (Agaricus macrosporus), die durch die vorangegangene Ostwindlage auf dem Hut uncharakteristisch aufgesprungen sind und somit eher an einen ungenießbaren Salzwiesen – Champignon erinnern.

Da wir uns inzwischen bereits gut im Wonnemonat befinden, hat nun auch der Frühling nach dieser Aspekt – Abfolge Einzug gehalten. Tatsächlich befinden wir uns jedoch bereits seit Wochen im Pilzfrühling, da bekanntlich in diesem Jahr alles zeitiger in die Gänge gekommen ist. Welche Arten würden diesen Aspekt nach Michael – Hennig – Kreisel in erster Linie ausmachen bzw. charakterisieren? Da wären der Frühlings – Ackerling, er ist seit dem Monatswechsel richtig im Gange. Der Maipilz hat seinen Zenit bereits überschritten und ist am abklingen, wobei es immer noch Nachzügler geben dürfte. Der giftige Mai- oder Ziegelrote Rißpilz wächst in unseren Breiten  kaum vor Mitte Juni, ist also im Nordosten eher eine Art, die in den Frühsommer gehört. In diesem Jahr mag es aber durchaus möglich sein, dass wir ihn im laufe des Wonnemonats schon zu Gesicht bekommen. Der Frühlings – Weichritterling ist hier eigentlich auch fehl am Platz. Er fruktifiziert nach meinen Erfahrungen meist viel früher, nämlich im März und April. Typisch wären auf jeden Fall noch der Schild- und der Blasse Pflaumenrötling. Auch diese sind bereits seit einiger Zeit dabei, ihre Sporen zur Arterhaltung dem Winde anzuvertrauen. Schuppige Porlinge, Sklerotienporlinge, Maiporlinge und der Schwefelporlinge sind unterwegs. Auch erste Täublinge und Röhrlinge und nicht zu vergessen einige Champignon – Arten. Wir dürfen durchaus gespannt sein, womit uns der Mai in diesem Jahr noch überraschen wird.

Der Getigerte Sägeblättling (Lentinus tigrinus) ist eine Art, die durchaus charakteristisch für den Frühling ist, kann aber, wenn auch seltener, noch im Sommer und Herbst angetroffen werden. 04. Mai 2024 im Lenorenwald.

Mit der vor einem Jahr leider verstorbenen Rock – Röhre Tina Turner startete ich heute musikalisch in den Tag.

Dienstag, 07. MaiTina Turner – hier einer ihrer größten Hits, den sie selber komponiert und zusammen mit ihrem ersten Mann Ike eingespielt hatte. Ike & Tina Turner – Nutbush City Limits – Dieser Rock – Klassiker, der ihrem Geburtsort gewidmet ist, hat bis heute kaum etwas von seiner urwüchsigen Kraft und Energie verloren.  Unvergessen die Auftritte im Musik – Laden von Radio Bremen in den 1970er Jahren! Gestern und auch heute lagen wir noch auf der Rückseite eines Höhentiefs, welches uns in den vergangenen Tagen mit durchaus starken und ergiebigen Schauern und Gewittern versorgt hat. Es ist nach Nordosten gezogen hat uns von dort aus mit zunehmend kühlen Luftmassen versorgt. Im Süden und in der Mitte von Deutschland sorgte ein weiteres Höhentief gestern und heute gebietsweise für sehr ergiebige Regenfälle und Gewitter.

Hier eine Pilzart, die im Vorfrühling und Frühling nicht selten an feuchtem Laubholz zu beobachten ist. Der Haus – Tintling (Coprinus domesticus). Eine etwas größere Ausgabe des ähnlichen Glimmer – Tintlings, aber eher einzeln und aus einem braunen Myzelfilz, dem sogenannten Ozonium, heraus wachsend. 04.05.2024 im Lenorenwald.

Im Frühling und Frühsommer können wir nicht selten der Rillstieligen Lorchel (Helvella solitaria) begegnen. Foto: Catrin Berseck.

Beide Wasserspender werden sich nun aus unseren Gefilden verabschieden und zunehmend Hochdruck Platz machen. Es soll sich eine Art Omega – Lage entwickeln. Hoch über Mittel- und Nordeuropa, flankiert von zwei Tiefdruckgebieten weit westlich und östlich von uns. Ruhiges und trockenes, mäßig warmes Frühlingswetter steht in` s Haus. In der erweiterten  Mittelfrist berechnen die Wettermodelle, dass sich über dem Atlantik und bis zur Iberischen Halbinsel der Tiefdruck verstärken soll, und feuchtere Luftmassen zumindest in den Westen und Südwesten der BRD gelangen könnten. Zum anderen deutet einiges darauf hin, dass ein Osteuropa Tief im Zusammenspiel mit dem sich weiter in die Ostseeregion und nach Skandinavien verlagernden Hoch, kühle und trockene Luft in den Nordosten, also zu uns leiten könnte. Es scheint sich also eine Witterungsphase zu entwickeln, wie sie typisch ist für uns im Frühling und Frühsommer nordöstlich der Elbe. Oft sonniges Wetter in mehr oder weniger trockener Luft und kaum noch nennenswerten Regenfällen. Diese würden sich dann eher auf die große Südwesthälfte beschränken. Gut möglich, dass in der nächsten Woche ein neuerlicher Kampf der Titanen in Gange kommen könnte. Mit anderen Worten, die feuchtwarme Luft möchte gegen das Ostseehoch ankämpfen und der Ostwind dreht wieder ordentlich auf. Hoffen wir es nicht!

Hier hat Catrin für uns noch ein Vergleichsfoto angefertigt. Es zeigt links die Rillstielige Lorchel (Helvella solitaria) und rechst die Hochgerippte Becherlorchen (Helvella acetabulum).

Ein guter und ergiebiger Speisepilz, wenn auch nicht von allen gemocht, ist der Braune Rasling oder Büschel – Ritterling (Lyophyllum fumosum). Wir kennen ihn aus dem Herbst, er kommt aber immer mal wieder auch schon im Mai vor. Standortaufnahme am Ostseeradfernweg bei Steinbeck am 04.05.2024.

Viel Regen ist aber vorerst für uns wohl nicht mehr vorgesehen. Gebietsweise hat es ja nun ordentlich Wasser gegeben, aber es waren konvektive Ereignisse und teilweise kam kaum nennenswertes vom Himmel. Insbesondere in der Südwesthälfte von Mecklenburg. Da wären wir dann wieder bei den im Sommerhalbjahr so typischen Wetterlagen, mit ihren oft sehr differenzierten Niederschlägen. Zumindest dürfen wir in den vom Starkregen betroffenen Regionen auf ein erstes Aufflackern von Frühsommerarten hoffen. Zwischen dem Tag der Gewitter, dem am 03. Mai, und dem nächsten Vollmond liegen 20 Tage. Fans von Steinpilz und Co., und davon soll es ja einige geben, werden dem Ereignis ein erstes mal in diesem Jahr entgegen fiebern. Unsere Regel lautet ja 10 – 14 Tage nach dem auslösenden Niederschlagsereignis. Also dürften die Resultate ab der übernächsten Woche greifen und dass ist genau während der Phase des zunehmenden Mondes, wer daran glaubt. Natürlich sollte man nicht zu viel erwarten, aber die ersten Sommersteinpilze werden sicherlich sprießen. Womöglich auch schon vorher, denn richtig ausgetrocknet war es ja noch nicht.

Und hier noch ein Verwandter oben gezeigter Lorcheln, einen Vertreter der Gattung Peziza. Rein optisch möchte ich ihn als Blasenförmigen Becherling (Peziza vesuculosa) ansprechen. Gewachsen allerdings am Waldwegrand unter Buchen. 04. Mai 2024 im Lenorenwald.


Die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 22. Mai: minimal 0,2; maximal 83,6 und im Mittel 23,8 Liter.


Überwältigend fand ich heute die sehr stattlichen Hainbuchen in Waldrandnähe.

 

Mittwoch, 08. Mai (Tag der Befreiung)  – Tina Turner – Steamy Windows – Heute wurde also wieder die Woche geteilt. Für uns bedeutet dieser Sachverhalt, dass wieder eine Mittwochsexkursion auf dem Programm stand. Der 2. Quadrant der Topographischen Karte 2035 = Neuburg. Dieser ist jedoch nicht gerade von Waldflächen gesegnet. Es sind nur kleinere Areale und Wald – Inselchen, die wir hier vorfinden. Wir entschieden uns für ein kleines Laubwaldrevier südöstlich von Teschow und östlich von Caminshof. Durchflossen wird dieses von einem kleinen Bachlauf. Insbesondere der Westteil ist von teils stattlichen Rotbuchen, Hainbuchen und Eichen bestanden. Hier ist der Boden auch recht ausgehagert und somit im Sommer und Herbst sicher nicht uninteressant. Es beschämte mich durchaus ein wenig, dass ich hier noch nie zu bester Pilzzeit unterwegs war, denn aufgrund der Waldarmut dieses Quadranten liegen in meinen Datenbanken auch nicht überbordend viele Kartierte Großpilzarten vor. Schließlich zählt das Revier durchaus zum Nahbereich. Sicher werde ich es wohl demnächst des Öfteren zu guter Zeit aufsuchen, denn es scheint wirklich sehr vielversprechend zu sein.

Diese Astgabel Giraffenholz trat am Ende die Reise nach Ratzeburg an.

So trafen sich gegen 16.00 Uhr Dorit aus Ratzeburg, sowie Ingo und Reinhold aus Wismar am Bahnhof Teschow und wir fuhren ins Zielgebiet. Das Wetter war wunderschön, mit viel Sonnenschein und angenehm temperiert. Das noch gelbe Rapsfeld am Waldesrand und die sonnige Stimmung schlugen sich auf unser Gemüt und wir erlebten eine wirklich sehr angenehme und freundliche Exkursion. Nur das es so gut wie keine Frischpilze gab. Erst auf den letzten Metern, wir glaubten schon nicht mehr daran, standen plötzlich jeweils einen Waldfreund – Rübling und ein Frühlings – Ackerling vor uns.

Ich war heute zwar das erste mal, aber sicher nicht zum letzten mal in diesem herrlichen Wald bei Teschow unterwegs.

Ob Advent, Ostern, Himmelfahrt oder Pfingsten, der Gregorianische Kalender darf nicht fehlen!

Donnerstag, 09. Mai (Christi Himmelfahrt) – Ein sehr freundlicher Wettertag für die Herrn, die gerne auch mal im Freien, nicht selten auch lautstark mit Bollerwagen und reichlich geistiger Getränke unterwegs sind. Wie denn auch anders, es ist ja ein geistlicher Feiertag! Unterwegs war auch ich am Vormittag, aber leise und ohne geistlichem Getränk. Dafür mit geistlicher Musik zum Start in den Tag. Da war mal wieder der Gregorianischer Kalender Reihe, mit so manchem Gregorianischer Choral

Danach drehte ich mal wieder meine übliche Runde im Park am Seeblick in Wismar – Wendorf. War am 01. Mai zumindest schon mal ein Frauen – Täubling im Angebot, so hielten sich heute alle Vertreter der Mykorrhiza – Pilze, die dort auch schon ab Mai anzutreffen sein können, meinen Blicken fern. Aber wie kürzlich schon mal angemerkt, ohne Frischpilze geht es hier so gut nie vonstatten. Zunächst erblickte ich einen kleinen Gelbblättrigen Rübling und wenige Schritte weiter im Gebüsch zwischen Holzhäcksel kleine und junge Grünblättrige Schwefelköpfe.

Gelbblätriger Rübling (Collybia ocior). Ob eigenständige Art oder nur eine Form des Waldfreund – Rüblings lasse ich mal dahin gestellt.

Grünblättriger Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare). Leider durch Sonneneinstrahlung etwas überbelichtet.

Auffallend in diesem Frühjahr ist die Unterpräsenz des Grünblättrigen Schwefelkopfes in Wald und Flur. Haben wir sie in anderen Jahren durchaus schon früh im Jahre häufiger auf unseren Exkursionen finden können, so hielten sie sich bisher doch auffällig zurück. Des weiteren letzte Frühlings – Ackerlinge. Am ersten des Monats war hier ein richtiger Schub im Gange. Zwischen Rindenmulch versteht sich und hier gab es heute stellenweise reichlich Tintlinge und auch einen fast winzigen Dachpilz. Einzeln und Mutterseelen allein, ebenfalls auf Holzhäcksel, ein recht kräftiger Mürbling. Der am 01. Mai gerade so sich aus der Rinde einer ehemaligen Weide heraus zwängende Schwefelporling hatte sich gut gemausert und auch an anderen Stellen des Baumrestes quollen weitere heraus. Ersteres Exemplar musste nun mit, um die Pilzausstellung zu bereichern.

Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) heute am Seeblick. Die Entwicklung seit dem Bild vom 01.Mai.

Schuppiger Porling (Polyporus squamosus) und Blutmilchpilze (Lycogala epidendron) an Fraxinus – Stubben.

Schließlich besuchte ich wieder meinen Eschen – Stubben. Die Schuppigen Porlinge sind nun ausgewachsen, aber die Dimensionen der beiden Vorjahre konnten die sie nicht mehr erreichen. Wohl dem Umstand geschuldet, dass die Nährstoffe und der inzwischen erreichte Zersetzungsgrad des Holzes dieses so nicht mehr ermöglichten. Zusätzlich waren zahlreiche Blutmilchpilze zu sehen und an einem stark vermorschten Bereich des Stubbens fiel mir ein recht stattlicher Hutpilz in` s Auge, den ich zunächst für einen Rehbraunen Dachpilz hielt. Erst als ich ihn mir näher beim fotografieren des Hutes betrachtete, wunderte ich mich doch ein wenig über das etwas merkwürdig aussehende Dach der vermeintlichen Pluteus – Art. Ich hatte einen Verdacht, aber nein, doch nicht an einem solchen Standort und schon gar nicht auf einem Eschen – Stubben! Aber beim herausnehmen und umdrehen wurde mein Verdacht bestätigt. Es war ein Egerling, nämlich ein Garten- oder Zweisporiger Champignon! Ja, man erlebt immer wieder ungewöhnliches und kurioses!

Zweisporiger Champignon (Agaricus bisporus) im Mulch eines Eschen – Stubbens am 09. Mai 2024 im Park/Wald am Seeblick.

 

Heute morgen war bei mir Country – Time angesagt.

Freitag, 10. MaiBilly Ray Cyrus – Achy Breaky Heart – Ja, die Nummer kennt wohl jeder, oder? – Ruhige, entspannte Witterung hat uns dieser Tage im Griff. Hochdruck hat das Sagen, wobei wir im Nordosten derzeit immer mal von Wolkenfeldern überquert werden, die von der Nordsee um das Hoch herum geführt werden. Diese können hier und dort auch mal einen Tropfen fallen lassen. Hoffentlich sind sie in dieser und vielleicht auch den nächsten Nächten nicht all zu dicht, denn es besteht die Möglichkeit auch bei uns mal wieder Polarlichter zu sichten. Der Schwerpunkt des Hochs zieht sich in den nächsten Tagen immer mehr nach Nordosteuropa zurück und von Südwesten nähert sich zum Beginn der nächsten Woche eine Tiefdruckzone mit Schauern und Gewittern.

Die Gattung Psathyrella ist bei uns mit zahlreichen, oft nicht ohne weiteres zu bestimmenden Arten vertreten. Dieses Einzelstück fand ich gestern im Park am Seeblick in Rindenmulch. In Erhard Ludwigs Pilzkompendium ist der Aschgraublättrige Mürbling (Psathyrella tephrophylla) gut dargestellt. Benno Westphal hat ihn verbreitet im Nordwestmecklenburger Raum nachweisen können. Eine Art, die nicht zwingend mikroskopiert werden muss und die recht gut charakterisiert ist, nicht zuletzt durch ihren recht kompakten Habitus.

Pinar Özcelik hat diesen Albino in Braunschweigs Süden gefunden und fotografiert.

Wie schon kürzlich vermutet, stellt sich damit wieder nordöstlich der Elbe ein zunehmender Gradient ein und es entwickelt sich erneut eine Ostwindlage. Sehr ungünstig, obwohl derzeit und wahrscheinlich auch in der nächsten Woche pilztechnisch nicht viel zu erwarten sein dürfte. Es steht also wieder einmal ein Kampf der Titanen in` s Haus und ein trockener und böiger Ostwind wird die Oberböden gut abtrocknen und mögliche, exponiert stehende Pilzarten schon mal lufttrocknen. Also eine ähnliche Situation, wie wir sie in der vergangenen Woche hatten. Damals gelang es der Tiefruckzone mit ihrer vorlaufenden Konvergenz schließlich am Freitag dieses Szenario mit teils starken Schauern und Gewittern zu beenden. Ob es auch dieses mal gelingt? Noch gestern waren die Wettermodelle recht forsch aufgestellt und am Mittwoch wären auch wir wieder in der feuchten Gewitterluft. Die neusten Läufe haben aber zurück gerudert und es soll noch bis Mittwoch bei uns windig, trocken und warm bleiben.

Ob dem Diaperis boleti auch die weiße Form des Schwefelporlings angenehm wäre? Hier sehen wir ihn offensichtlich bei der Eiablage auf der Normalform von Laetiporus sulphures gestern im Park am Seeblick.

Wenn es gegen uns läuft, wird das Hoch stärker und drückt die feuchten Luftmassen wieder nach Südwesten zurück und es bleibt trocken nordöstlich der Elbe. Aber hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Aktueller Stand ist, dass uns teils ergiebige Regenfälle und Gewitter am Donnerstag und Freitag erfassen können. Es kann im Grenzbereich der beiden Luftmassen zu starkem Dauerregen kommen, mit bis zu 50 l/qm. Der erweiterte Mittelfristtrend sieht Stand heute dann für ganz Deutschland recht feuchtwarmes Wetter mit vielen Schauern und Gewittern vor. Das wäre dann Pilzwetter vom feinsten. Drücken wir die Daumen, dass sich die Computer der Meteorologen da nicht verrechnet haben. Der auf neben stehendem Bild zu sehende Gelbbindige Schwarzkäfer ist auf Baumpilze spezialisiert. Am liebsten mag er Schwefelporlinge und den Birken – Zungenporling.

So kennen wir ihn, den Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), aber die obige, weiße Variante, ist wohl eine absolute Rarität! Ja, die Natur hält immer wieder Überraschungen für uns parat. Foto gestern an Weide am Seeblick in Wismar – Wendorf.


Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 25.Mai: minimal 1,7; maximal 96,9 und im Mittel 33,8 l/qm.


Mit Tom Petty und seinen Herzensbrechern startete ich heute in den Tag.

 

Sonnabend, 11. Mai (Mamertus) – Die Eisheiligen gehen heute mit Mamertus an den Start. Bis zum 15. folgen noch Pankratius, Servatius und Bonifatius, welches die gestrengen Herrn sind. Beschließen tut den Reigen schließlich noch ein weibliches Wesen, die Kalte Sophie, die vor allem für den Süddeutschen Raum zuständig sein soll. Aber keine Angst, ihre Strenge in Form von Kälte oder sogar Frost haben sie in diesem Jahr nicht im Gepäck. Ganz im Gegenteil, es wird den gesamten Zeitraum recht warmes Wetter vorherrschend sein. Zumindest bei uns im Nordosten. Im Südwesten der BRD können die Temperaturen im laufe der kommenden Woche wieder zurück gehen, aber auch hier kann von eisheiliger Kälte nicht die Rede sein. Dafür bekommen die dort wieder Niederschläge und bei uns bleibt es wohl die ganze nächste Woche trocken, bei teils starkem und böigem Ostwind!

Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus) schoben sich heute dicht an dicht aus Holzhäcksel in einem Wismarer Park.

Auch der hübsche Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus) war in derartigen Mengen vertreten, wie ich es bisher nur selten gesehen habe.

Sollten uns Regen und Gewitter nach Stand gestern am Donnerstag erreichen, so ist diese Option nun Geschichte. Das Hoch scheint stärker zu sein, und hält das „schlechte Wetter“ von uns fern. Der Klassiker schlechthin. Aber ich hoffe, der Ostwind wird ab Ende nächster Woche wieder abflauen und vielleicht regt sich dann auch zaghaft an der Boleten – Front schon mal etwas. Ansonsten werden sich die Freunde von stärkeren Röhrlingsschüben schon mal vor Freude die Hände reiben und hoffen, dass es noch lange trocken und möglichst warm, vielleicht sogar heiß bleiben bzw. werden möge. Liebhaber von ausgeglicheneren Verhältnissen hoffen doch eher auf Gegenteiliges. Insbesondere wer sich aus den gelben Eierschwämmchen etwas machen sollte, dürfte gerne eine feuchtere Variante bevorzugen. Wir haben zwar erst knapp Mitte Mai, aber dieses Jahr sind wir dem Normalen ja um einiges Voraus. Hier könnte allmählich die erste Brut angelegt werden und dafür sind trockene Ostwindlagen das reinste Gift!

Auch auf dem kleinen Ententeich im Park ging es heute lebhaft zu. Hier durfte ich einer Kaninchenfütterung beiwohnen. Mutter Blesshuhn (Fulica atra) versorgt ihre Küken. Blesshühner sollen nämlich mit den Kaninchen verwandt sein.

Und die Kaninchen dürften den Hasen nicht all zu fern stehen, oder? Jedenfalls schoben ihre Pfoten unweit des Teiches in Mengen aus dem Holzhäcksel. Hasenpfote (Coprinus lagopus).

Wer sich aber ganz allgemein und nicht nur in kulinarischer Hinsicht für Pilze begeistern kann, tut gut sich derzeit Rindenmulch – Bereiche in Parks, Gärten und Ortschaften anzuschauen. Die starken Regenfälle der letzten Zeit lassen es hier ordentlich sprießen. Heute besichtigte ich solche Standorte in einer Parkanlage in Wismar – Wendorf. Nein, nicht am Seeblick, ein anderes Revier war ausnahmsweise mal an der Reihe. Ob der Park einen offiziellen Namen besitzt kann ich nicht sagen. So nenne ich ihn mal Krähenpark, denn hier hat sich eine lautstarke Gesellschaft dieser Vögel eingenistet. So wurde es nicht nur wegen der Krähen, neben einer mykologischen, auch eine ornithologische Exkursion. Und es ging auch ohne aufgespanntem Regenschirm noch mal gut. Bevor ich es noch vergesse, hier die obligatorische Hörprobe obiger CD von Tom Petty & The Heartbreakers . Eine gewisse Ähnlichkeit mit The Birds ist zumindest dem folgendem Stück von obiger CD nicht abzusprechen. The Waiting. Ansonsten ist die Musik von Tom Petty doch sehr spezifisch und unverkennbar eigenständig.

Es war heute schon ein goldiger Anblick, bei so vielen Bolbitius titubans, wie der Goldmistpilz auch auf Schlau genannt werden darf. 11.05.2024. 


Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 26.05: minimal 0,4; maximal 72,9 und im Mittel 31,2 l/qm. 

Tom Petty heute morgen.

Sonntag, 12. Mai (Muttertag) – Und außerdem war heute der Pankratius an der Reihe. Und natürlich Tom Petty – Saving Grace.  Ersterem fehlte vor allem eines, seine Strenge. Statt dessen Wohlfühlwetter vom feinsten! Ein sonniger Tag mit flachen, weißen Schönwetterwölkchen am blauen Himmel. Blau und fast wolkenlos wird der Himmel auch in der kommenden Woche bei uns im Nordosten sein. Dazu wird es sommerlich warm in trockener Kontinentalluft. Allerdings wird der Ostwind immer stärker auffrischen und uns teils unangenehm um die Ohren wehen. Dezent war er heute schon zu spüren. Sollten die Starkniederschläge vom 03. Mai tatsächlich einen ersten, zaghaften Schub von Sommerpilzen aus dem Boden kitzeln wollen, dürften diese auf denkbar ungünstige Entwicklungsbedingungen stoßen.

Weißgraue Schönwetterwölkchen schmückten den blauen Muttertags -Himmel heute im strahlenden Sonnenschein.

Und hier spiegeln sich Sonne, Wolken und blauer Himmel im Wasser eines kleinen Waldsees bei Tarzow wieder.

Jedenfalls nimmt der Mond inzwischen zu und die 10 – 14 Tage – Regel greift im Verlauf der neuen Woche und insbesondere auch zum kommenden Wochenende hin. Ich erwarte jedoch nichts großes. Viel zu früh im Jahr und ein nennenswerter Wachstumsdruck sollte auch nicht vorhanden sein. Derzeit sieht es sehr trübe in unseren Wäldern aus. Die Frühlingspilze sind im wesentlichen durch und nun warten wir auf den Frühsommer – Aspekt. Aber dieser beginnt laut Plan ja erst in einem Monat! Nun wird guter Rat teuer! Rutschen wir, falls sich nicht zuletzt auch wegen der ungünstigen Witterung wirklich kaum etwas entwickelt, in eine längere Depression?

Und noch ein stimmungsvoller Seeblick von heute Nachmittag.

Überständige Maipilze (Calocybe gambosa) heute an einem Sonderstandort bei Sternberg.

Frischpilztechnisch war es für mich heute sehr enttäuschend. Ich drehte mal wieder eine Runde durch verschiedene Reviere. Zunächst der kleine, kalkreiche  Fichtenbereich bei Perniek. So gut wie tot! Einzig letzte Schwarzweiße Becherlorcheln, wenige Zapfenrüblinge, aber immerhin zwei Haarschleierlinge zu meiner Freude. Nahezu tot auch ein Sonderstandort bei Sternberg. Nur alte Riesenboviste aus dem Vorjahr und überständige Maipilze. Auch Schildrötlinge fehlten auf ganzer Linie, sind sie sonst doch Mitte Mai mit ziemlicher Sicherheit hier anzutreffen. Alles schon durch! Ich kontrollierte auch zwei Standorte von Rotkappen und Sommersteinpilzen. Nicht die Spur! Allerdings konnte Catrin gestern bei Bützow fündig werden. Zwei junge Espen – Rotkappen!

Allerdings waren hier schon allerhand Vorkoster am Werk. Foto: Catrin Berseck.

Außerdem drangen heute die ersten Rufe von Cuculus canorus in meine Ohren. Eigentlich soll man sich dann auch was wünschen können, aber lassen wir das mal lieber. Was soll ich mir schon noch wünschen? Vielleicht das mir mein Augenlicht und die Gesundheit ganz allgemein noch ein Weilchen erhalten bleibt und das auch der Steinpilz – Wismar noch für ein Jahr durchhält. Dann soll ich offiziell in Rente gehen. Schauen wir mal! Noch kurz zurück zum Wetter. Der Kampf der Titanen, einer davon hört auf den Namen Uwe (das Hoch), wird uns also mit Ostwind auf die Nerven gehen und erst in Richtung Wochenende scheint Uwe seine Bastion Mecklenburg – Vorpommern den immer aufdringlicher werdenden Tiefdruckgebieten zu überlassen. Dann haben Schauer und Gewitter auch bei uns, zumindest aus heutiger Sicht, eine realistische Chance. Und ab dem Wochenende könnte es sogar richtig spannend werden. Ein V-b – artiges Tief soll sich nahe dem Golf von Genua bilden und eine ziemlich steile Laufbahn über die Alpen nach Norden einschlagen. Es würde sehr feuchtwarme, Wasserdampf gesättigte Luft im Gepäck haben und gebietsweise besteht dann eine teils große Unwettergefahr durch sintflutartige Regenfälle und den entsprechenden Überschwemmungen. Ja, so kennen wir unsere V – b` s wieder. Wo die Schwerpunkte der starken Regenfälle und Gewitter liegen werden, steht noch nicht fest. Derzeit eher irgendwo über der Mitte Deutschlands. Das amerikanische GFS rechnete am Abend allerdings eine andere Variante. Auch hier kommt von Süden verstärkt Tiefdruck auf, aber 1 – 2 Tage später. Also erst in der ersten Hälfte der übernächsten Woche.

Schönes Frühlingswetter über den Jülchendorfer Trockenhängen am Muttertag 2024.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 27. Mai: minimal 2,7; maximal 75,9 und im Mittel 25,7 l/qm.


Die CD von heute morgen.

 

Montag, 13. Mai  ( Servatius ) – Heute morgen also nochmals Tom Petty zum Morgenkaffee. Erstmals bin ich mit der Band am 06. April 1980 in Berührung gekommen. Damals war es der Sonntag, an dem die Sommerzeit wieder in beiden Teilen Deutschlands eingeführt wurde. Wir saßen bei mir zu hause und überspielten Langspielplatten, die jemand aus unserem Kumpel – Kreis von einem Platten – Tauschring ausgeliehen hatte. Neben bekannten Größen wie Pink Floyd, Jethro Tull, Black Sabbath oder Manfred Mann `s Earth Band waren für mich auch bis Dato unbekannte Gruppen dabei. So die deutsche Band Eloy und eben Tom Petty & The Heartbreakers. Es war eine ganz besondere Aura, mit dem plötzlich helleren Abend. Ein ganz besonderer Abend, sonnst könnte ich mich wohl kaum noch daran erinnert. Seit dem hatte ich auch den Sound der Band ganz gut im Ohr. Hier eines ihrer größten Hits, allerdings aus den 1990er Jahren: Mary Jane`s Last Dance.

Diese beiden Haarschleierlinge fand ich gestern unter Fichten bei Perniek. Ich vermutete zunächst Pilze aus dem Umfeld der Anomali – Gruppe.

Aber Benno Westphal vermutete eher den Rosastieligen Wasserkopf (Cortinarius vernus). Den kenne ich als typischen Frühlingspilz unter Birke. Hätte ich ihn also unter Birken gefunden, wäre auch für mich sofort alles klar gewesen. Aber was heißt schon klar? Klarheit, insbesondere auch bei dieser schwierigen Gattung, kann heut zu Tage nur noch eine Sequenzierung bringen. Also dürfen wir Vermutungen anstellen, mehr leider nicht!

Heute besuchte mich nach langer Zeit mal wieder unser Chef – Kartierer Benno Westphal, worüber ich mich sehr gefreut habe. Benno hat sein ganzes Leben, wie kaum ein anderer, in den Dienst der Pilzkartierung in Mecklenburg – Vorpommern gestellt. Derzeit ist er mal wieder gezielt auf der Trüffeljagd und konnte auch in den letzten Wochen gute Erfolge erzielen. Gewusst wo und wie, und natürlich nicht unter solch niederer Prämisse, teurer Gourmet – Happen habhaft zu werden. Nein, oft sind es diesbezüglich unbedeutende oder regelrecht ungenießbare Hypogäen, denen er nachspürt. Benno hat vor etlichen Jahren schon einmal einen Trüffel – Zyklus in sein Kartierungsprogramm aufgenommen und auch damals sehr erfolgreich (auch Edeltrüffel), wie er uns während einer Fachtagung anhand eines bebilderten Vortrages beweisen konnte. Im Rühner Holz hat er bei seiner Arbeit offensichtlich auch unseren Bützower Pilzfreund Hanjo getroffen. Zumindest passt die Beschreibung die Benno mir geben konnte, sehr gut.

Diese beiden Blätterpilze standen am Sonnabend  in unmittelbarer Nähe in einer Parkanlage in Wismar im Holzhäcksel. Oben sehr wahrscheinlich ein Mürbling der Gattung Psathyrella und unten ein Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus).

Und eben dort diese jungen Goldmistpilze (Bolbitius vitellinus).

Zum Wetter: Sonne pur heute vom wolkenlosen Himmel und der Ostwind war gut zu Gange. Und er wird weiter auffrischen in den nächsten Tagen. Der Kampf von Hoch und Tief geht unvermindert weiter und wird noch bis zum Wochenende anhalten. Schauer und Gewitter kommen kaum gegen den störrischen Uwe voran, der über Skandinavien und dem Ostsee – Raum dagegen hält. Erste Schauer sind aber zum Wochenende hin möglich. Heute wurden bei Kachelmannwetter wieder Karten für die erweiterte Mittelfrist vorgestellt. Demnach soll der Rest des Monats zum warm und viel zu nass ausfallen. Zu nass in der Südwesthälfte der BRD mit teils unwetterartigen Regenmengen über größere Flächen und durch gewittrige Verstärkungen sogar bis in den extremen Bereich. Wesentlich trockener soll der Nordosten ausfallen. Mit etwas Glück dürfen wir zumindest auf 20 – 50 l/qm hoffen. Zunächst wird es aber, abgesehen von den örtlichen Ereignissen der Gewitter vom 03. Mai, schon wieder sehr trocken und die Waldbrandgefahr steigt signifikant an.

Blasige Becherlinge (Peziza vesiculosa) am 11. Mai auf Holzhäcksel in einer Parkanlage in Wismar – Wendorf.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 28.05. für Wismar: minimal 0,3; maximal 80,3 und im Mittel 24,5 l/qm.

Heute morgen war zur Abwechslung mal ein Hörbuch an der Reihe.

Dienstag, 14. Mai (Bonifatius) – Da wurden Kindheitserinnerungen wach.  Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn waren 1968 der erste der legendären Adventsvierteiler, die ich im Fernsehen zur Kenntnis nahm. Die Geschichte und ihre Protagonisten berührte mich und ich zog schon damals Parallelen zu meiner Wenigkeit und den Dummheiten, die ich mit anderen Straßenkindern so verzapfte. – Und auch kein Verlass mehr auf unsere gestrengen Heiligen. Auch Bonifatius hatte rein gar nichts mit den Eisheiligen am Hut. Wolkenloser Himmel, und abseits der Seewindbereiche Sommerwetter von um die 25 Grad. Dazu trockene Luft und Ostwind. Und so geht es auch noch an den kommenden Tagen weiter. Nur das der Ostwind noch eine Schippe drauf legen könnte, denn die Luftdruckgegensätze zwischen dem Omega Hoch über der Ostsee und Skandinavien verschärfen sich noch etwas. Das südwesteuropäische Tief nimmt immer wieder neue Anläufe, und der UWE möchte sich das nicht bieten lassen. Der Nordosten, also wir, müssen dieses mit trockener und warmer Luft, intensiver Sonneneinstrahlung und Ostwind ausbaden.

Der Starkregen vom 03. Mai trägt erste Früchte. Eierboviste (Bovista nigrescens) heute im Seeblickpark Wismar – Wendorf.

Mondgläubige Steinpilz – Fans blicken zum Himmel. Aber nur der eingeweihte Pilzfreund, denn der Mainstream geht kaum vor August in die Herrenpilze.

Die Oberböden werden immer trockener und teils gibt schon sehr hohe Waldbrandgefahr! Und in der nach und nach immer größer werdenden Südwesthälfte der Bundesrepublik (wettertechnisch) sollte schon mal die Arche Noah bereit gehalten werden, denn hier wird in den nächsten Tagen ordentlich geflutet. Örtlich bis regional kann eine regelrechte Sintflut losbrechen und es wird sicher Orte geben, die Land unter melden werden. Ob dem Uwe zum Wochenende oder Anfang kommender Woche dann soweit die Puste ausgeht, dass Schauer und Gewitter auch bis zu uns durchbrechen können, steht noch in den Sternen. Die Berechnungen der Wettermodelle schwanken diesbezüglich von Lauf zu Lauf. Das amerikanische GFS war heute sehr optimistisch. Es ging am Abend sogar soweit, dass von Uwe in der nächsten Woche nichts mehr zu sehen ist. Mitteleuropa, uns eingeschlossen, liegt dann unter flachem Tiefdruckeinfluss mit Versumpfungstendenz.

Der Mond, der Kalender und die Auslöse – Niederschläge vom 03. Mai interagieren mal wieder bestens. Die ersten Herrenpilze der Saison, in Form von Sommersteinpilzen (Boletus reticulatus) haben das Licht der Welt erblickt. Standortfoto im Seeblickpark Wismar – Wendorf am 14.05.2024.

Der trockene Ostwind wird ihnen jedoch das Leben schwer machen.

Feuchtwarme, immer wieder zu Schauern und Gewittern neigende Luft würde die Witterung  dominieren. Auf Kachelmannwetter wurde heute auch schon mal bis in die erste Juni – Dekade geblickt. Im großen und ganzen kaum Änderung. Zu warm und zu nass für nahezu ganz Deutschland. Für uns kann das aber trotzdem bedeuten, dass nicht viel vom Himmel kommt, denn das noch recht frische Ostseewasser stabilisiert recht gut. Soll heißen, konvektive Umlagerungen und Überentwicklungen können auf Distanz gehalten werden. Hier könnte dann vor allem das tiefere Binnenland noch profitieren. Aber erst mal wollen wir die Resultate der regional ergiebigen Regenfälle der Gewitter vom 03. Mai sehen. Klar, dass hier noch nichts großes zu erwarten ist, denn es ist viel zu früh im Jahr, um eine größere Entwicklung anzuschieben. Aber der Mond nimmt zu und seit den auslösenden Niederschlägen sind heute genau 11 Tage vergangen. Und was soll ich sagen, die ersten Sommersteinpilze schieben! Ja, da konnte man mal wieder die Uhr nach stellen. Nur schade, dass die trockene Ostwindlage hier nicht förderlich ist und ein größerer Schub dürfte ohnehin nicht zu erwarten sein. Aber immerhin, es tut sich was!

Der Beste und schönste Fund für mich heute im Seeblickpark waren mehrere Büschel dieser hübschen Gelbstieligen Dachpilze (Pluteus romellii) auf Rindenmulch.


Bis zum 29.05. rechnet das ECMWF für Wismar folgende Regenmengen: minimal 0,0; maximal 74,2 und im Mittel 25,5 l/qm in akkumulierter Form.


Tom Waits heute morgen. Zwar habe ich nur zwei Tonträger von ihm in meiner Sammlung, aber diese gehören zu meinen absoluten Perlen!

Mittwoch, 15. Mai (Kalte Sophie) – Auch die einzige Eisheilige Dame  verschonte uns heute mit ihrer Strenge. Tom Waits ist ein absolutes Unikum! Invitation To The Blues Grotesk und tragisch, räudig, satirisch und komödiantisch, selbstironisch, einfach authentisch! Jazz, Blues oder Rock, oft sentimental, aber immer schnoddrig und dreckig. Going Out West  Obszön und vom Suff geprägte Stimme, einfach großartig! Keiner, der in irgendeine Nische zu stecken ist und der schon gar nicht den allgemeinen Konventionen des Musikgeschmackes entspricht. Ein echtes Unikum Schokoladen Jesus und immer wieder ein Hörgenuss der ganz besonderen Art. – Sommerwetter war wieder angesagt. Warm, kein Wölkchen am Himmel und lebhafter, trockener Ostwind. Und das dieses kein Wetter für unsere Belange ist, wurde auch auf der heutigen Mittwochsexkursion deutlich. Nicht ein einziger Frischpilz mit Hut und Stiel! Das Laub ist rascheldürr und die Oberböden staubig, teils sogar schon knochenhart. Aber es lohnte sich trotzdem, denn die Mücken sind derzeit in nahezu allen Wäldern gut in Form. Es wird also nicht langweilig und man bleibt in um sich schlagender Bewegung, es sei denn, man hat Mückentötolin bei sich. Aber das ist zu böse, denn bei dem Insektenschwund in Feld und Flur sollten wir doch dankbar sein, dass es die Minivampire noch so reichlich gibt! Und von einem Aufflackern an der Pilzfront war hier absolut nichts zu spüren. Nicht einmal ein Flockenstieliger Hexen – Röhrling im Buchenwaldbereich. Mag es daran liegen, dass wir heute noch nicht den 25. Mai schreiben. Das ist nämlich der Stichtag seit meiner Jugend, an dem ich fast alljährlich genau hier her fuhr, um die ersten Hexen der Saison zu begrüßen. Aber nicht immer war mir das Glück holt und es gab auch schon Jahre, in denen ich zu diesem Datum bereits überständige Exemplare vorfand. Aber heute ging es ja nicht darum, den ersten Boletus luridiformis zu begrüßen, das taten wir ja bereits am 4. des Monats im Lenorenwald.

Aber frisch gewachsen war zumindest dieser Grauweiße Saftporling (Oligoporus tephroleucus) an Corylus, zusammen mit zahlreichen Pyrenomyceten.

Schlanke Ahorn – Holzkeulen (Xylaria longipes) waren reichlich vertreten.

In den Rohlstorfer Tannen habe ich als Kind meine ersten Gehversuche in Richtung Pilzkunde gemacht. Mit einem Pilz – Brettspiel, da es gerade kein Bestimmungsbuch zu kaufen gab. Spiel hingeschmissen und die Pilze des jungen Kiefern/Fichtenforstes zusammen gesammelt und versucht zu bestimmen. Braunhütige Röhrenpilze waren für mich alles Butterpilze. Das es sich meist jedoch um Maronen oder Steinpilze handelte, war mir unklar und negierte ich auch. Butterpilz bleibt Butterpilz, braunhütig, mit einem Schwamm unter der Haube, basta! Und auch Pfifferlinge gab es reichlich. Ab zur Pilzberatung und hier kam die Ernüchterung. Alles Falsche! Aber jeder fängt einmal an und im Laufe der Zeit hat sich die Artenkenntnis dann doch ein wenig verbessert. Auch meine erste Flockenstielige Hexe habe ich damals im Buchenwald der Rohlstorfer Tannen mit einem Klassenkameraden zusammen gefunden. Zum Glück kam ein älterer, „pilzkundiger Herr“ des Weges und klärte uns über diesen gefährlich Typen auf, der mit dem Satan im Bunde stehe. Wir feuerten ihn sogleich ins Unterholz. Diese Begebenheit kam schließlich in der Pilzberatung bei Fräulein Heinrich zur Sprache, der damals stadtbekannten Pilzberaterin, bei der ich in die Lehre ging, und eine neuerliche Aufklärung über diesen Pilz folgte auf dem Fuße. Sie ergab gegenteiliges! Nun, es soll ja auch heute noch Leute geben, die mit solchem Unsinn im Kopf auf Pilzsuche durch die Wälder streifen, womöglich auch um andere Pilzfreunde aufzuklären. Unterwegs zur Mittwochsexkursion waren übrigens heute Dorit aus Ratzeburg, sowie Ingo und Reinhold aus Wismar.

Ziegelrote Kohlenkruste (Hypoxylon rubiginosum) heute in den Rohlstorfer Tannen.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 30.05. in akkumulierter Form nach dem ECMWF: minimal 0,2; maximal 92,8 und im Mittel 22,1 l/qm.


Ein zweites und letztes mal heute morgen der geniale Tom Waits.

Donnerstag, 16. Mai – Viele seiner von ihm skurril und kautzig dargebotenen Kompositionen bzw. Lieder, haben andere Künstler zu Hits gemacht. So zu sagen für den Massengeschmack hergerichtet. So auch dieses wunderschöne Liebeslied, welches zunächst hier im Original von  Tom Waits – Jersey Girl  zu hören ist. Gecovert hat es beispielsweise Bruce Springsteen auf seinem 5 LP – Live Album 1975 – 85. Ich kaufte mir diese Box während der Wendezeit in Hamburg, obwohl ich das Album bereits komplett auf Band konserviert hatte, weil es im DDR – Rundfunk zum Mitschneiden angeboten wurde. Die Nummer von Tom Waits ist tatsächlich die schönste und gefühlvollste Ballade, die auf diesen Platten zu hören ist: Bruce Springsteen – Jersey Girl  Heute drehte Uwe noch mal richtig auf und der Ostwind war doch mehr als spürbar. Ein warmer, sommerlicher Wind und nirgend wo in Deutschland war es wärmer, wie in einem Steifen von Mecklenburg Südostwerts. Und in der großen Südwesthälfte der BRD brodelten und brodeln immer wieder dicke Quellwolken empor und wachsen sich zu kräftigen Schauern und Gewittern aus. In einigen Regionen im Südwesten zieht dann ab dem Abend und nachts noch Starkregen aus den Alpen und der Schweiz auf und vereinigt sich mit den Gewitterzellen zu einem unwetterartigen Starkregengebiet. Hier sind Regenmengen von teils über 100 Litern ziemlich verbreitet möglich. Wenn das mal gut geht!

Tierbeobachtungen mal zur Abwechslung. Unsere Pilzkäfer fühlen sich auf den Schwefelporlingen am Seeblick richtig wohl und haben anscheinend auch noch Frühlingsgefühle.

Diaperis boleti

Aber dem Hoch Uwe soll in Richtung Wochenende die Puste ausgehen. Die feuchte Luft kann sich nach den neuesten Berechnungen auch bis zu uns ausbreiten. So dürfen wir am Wochenende mit dem Abflauen des für unsere Bedürfnisse so ungünstigen Ostwindes rechnen und gelegentlich soll dann der Duschhahn aufgedreht werden. Mücken und Schnecken werden sich freuen. Da sich das Zentrum des tiefen Luftdrucks nach Norddeutschland verlagern soll, wird die Musik vor allem auch bei uns gemacht. Zwar soll die Unwettergefahr bei weitem nicht so hoch werden, wie derzeit in den betroffenen Gebieten weiter im Süden, aber dort wo es richtig hochbrodelt, kann es auch ganz gut zur Sache gehen. Für die Mittelfrist rechneten die Wettermodelle gestern noch mit einer deutlichen Wetterberuhigung in ganz Deutschland. Das ist heute vom Tisch. Es deutet sich in der kommenden Woche eine Wiederholung der derzeitigen Wetterlage an. Wir im Nordosten gelangen an den Rand eines neuen Hochs über Skandinavien und der Ostwind frischt wieder auf. Von Südwesten nähern sich erneut unwetterartige Starkregenfälle und Gewitter. Wieder ist mit teils katastrophalen Regenmengen zu rechnen! Wo der Schwerpunkt dann liegen wird, ist noch nicht sicher. Der Abendlauf des GFS setzte unter anderem auch auf Teile Norddeutschlands. Einige Modelläufe lassen die Starkregenfälle und teils schweren Gewitter auch bis zur Ostseeküste ausgreifen. Das kann noch richtig spannend werden! Beim Wetter spielt also die Musik, weniger an der derzeit eher langweiligen Pilzfront!

Mykologie und Zoologie in Wismar – Wendorf am 14. des Monats.


Die möglichen Regenmengen bis zum 31. Mai 2024 für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form: minimal 8,3; maximal 89,1; und im Mittel 35,5 l/qm.


Musikalisch ging es heute morgen bei mir wieder mal absolut kultig zur Sache.

Freitag, 17. MaiTon Steine Scherben Ja, dass war der Sound der 1968er – Bewegung, des Straßenkampfes gegen dass damals immer noch ziemlich braun eingefärbte  Esteblischment in der alten Bundesrepublik und West – Berlin. Alt – Nazis bis in das Bundeskanzleramt, getarnt in der CDU (nicht nur). Ja, hoch leben sie, unsere „christlichen Mittmenschen“. Immer in der Nähe des Kreuzes! Und heute schickt sich eine ähnlich eingefärbte Soße wieder an, an die Spitze des Volkes zu gelangen, die Macht zu ergreifen. Und das Volk scheint wieder mal blind zu sein?! Rauch Haus Song – Und es ist schon eine gewisse Verpflichtung, immer am Ball zu bleiben, wenn man sich auf eine solche Geschichte wie dieses Tagebuch einlässt. Und das immerhin schon seit dem 01. April 2009! Und da es von Anfang an bebildert war und auch so bleiben soll, heißt es möglichst aktuell zu sein. So begab ich mich auch heute Vormittag wieder auf Motivsuche. Zugegeben, besonders originell ist es nicht, immer wieder den selben Schauplätzen zuzustreben. So war wieder einmal die Parkanlage am Seeblick mein Ziel. Aber das gilt ja hauptsächlich für die Kurzexkursionen – und Informationstouren, denn ansonsten bin ich durchaus sehr vielseitig unterwegs.

Objekt – Künstler Ostwind. Was wohl eine Pilzbestimmungs – App dazu vorschlagen würde? Meine Idee: Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus) heute im Park am Seeblick.

Angesichts der derzeitigen Witterung platzte diesem jungen Sommersteinpilz gleich der Kragen.

So steht morgen eine öffentliche Wanderung durch die ehemals Großherzogliche Forst Moidentin auf dem Programm. Konzipiert als Lehrwanderung, wird es wohl eher eine Leerwanderung werden. Grund, der Frühlings – Aspekt ist längst durch und der nächste Aspekt, der eigentliche Übergang vom Frühling zum Sommer, beginnt ja erst in einem Monat. Das wäre der Frühsommer – Aspekt. Da heißt es dann wohl Tee Trinken und abwarten, oder? Nein, das werden wir nicht und es kann durchaus interessant werden, wie die Natur mit diesen Herausforderungen umgehen wird. Und da sind Besuche von Parkanlagen nicht die schlechteste Idee. Wir wissen ja, dass besonders der Sommer hier die Hochzeit des Frischpilzwachstums bringt. Aber da ist es schon wieder, unser Problem! Bis zum Sommer ist es noch ein langer Weg, auch wenn er witterungstechnisch längst Einzug gehalten hat.

Die Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) haben es begriffen, müssen aber feststellen, dass ihnen die Witterung derzeit nicht entgegen kommt. 

Dieser Sommersteinpilz platzt gleich vor Wut auseinander. Gut ist hier jedoch das auch unter der Huthaut komplett weiße Fleisch zu erkennen. Beim Gemeinen Steinpilz zeigt sich eine rotbräunliche Einfärbung unter selbiger.

Und auch in der Parkanlage am Seeblick ist dieser Umstand inzwischen bemerkt worden. Neben letzten Frühlingspilzen will hier auch schon der Sommer durchstarten, wird aber in seinem Bemühen regelrecht im Keim erstickt. Tatsächlich hatte sich nun ein erster Schub vom Sommersteinpilzen auf den Weg gemacht, musste dieses Unterfangen aber bitter bereuen. Keine Chance wird ihm eingeräumt, seine Fruchtkörper ordnungsgemäß zu entwickeln. Kaum brechen die Steinpilz – Babys durch den harten Mergelboden, nimmt sich ihrer der permanent wehende Ostwind an und beginnt sie kunstvoll zu mumifizieren. Nicht einmal des nachts schläft er ein, um den Pilzen ein wenig entgegen zu kommen. Allerdings sind Sommersteinpilze hier derzeit die einzigen Mykorrhiza – Pilze, die sich an die trocken – warme Frühlingsluft wagen. Aber ab morgen ändert sich die Luftmasse. Sie wird feuchter und die Ostwindlage findet vorerst ihr Ende.

Den Sommersteinpilzen (Boletus reticulatus) wird es nichts mehr nützen. Sie sind regelrecht durch den Wind, aber vielleicht stecken ja noch welche im Boden? 17.Mai 2024.

Wir geraten in eine sumpfige Tiefdrucklage und selbst der Höhenwind schläft nahezu gänzlich ein. Da sich ab morgen und an den Folgetagen unter Zufuhr höhenkälterer Luft auch für Konvektion günstige Cape – Werte aufbauen können, sind endlich auch bei uns Schauer und Gewitter möglich. Morgen eher vereinzelt, ab Sonntag ziemlich verbreitet. Wir liegen dann in einem Bereich, in dem unwetterartige Entwicklungen durch heftigen Starkregen möglich sind, da sich die Zellen kaum verlagern und ihre Regen bzw. Hagellast an Ort und Stelle ablassen können. Weitere Schauer und Gewitter können bis Mittwoch folgen. Und hier kann es dann sogar richtig spannend werden. Schauen wir mal in den Südwesten der BRD, dort ist die Sintflut angekommen. Ortsteile stehen unter Wasser und Menschen müssen aus ihren Wohnungen evakuiert werden. Bei der kommenden Unwetterlage in der nächsten Woche bahnt sich ähnliches Ungemach an. Dieses mal durchaus auch weiter nördlich. Derzeit steht Nordwestdeutschland im Fokus möglicher Starkregenfälle und auch M-V ist Stand heute an diese Entwicklung angedockt. Vielleicht nicht mit dem intensivsten Dauerregen, dafür könnten wir jedoch von schweren Gewittern erfasst werden. Und auch der Ostwind könnte wieder stark auffrischen!

Am meisten Freude bereiteten mir heute wieder die Rindenmulch – Bereiche. Ich traute meinen Augen kaum, sollten sich hier schon Korallen entwickeln? Haben wir denn schon Herbst? Auf Rindenmulch, hier fällt mit eigentlich nur die Steife Koralle (Ramaria stricta) ein? Mich störten ein wenig die gelblichen Spitzen und die violett – rosa gefärbten Innenäste. 17.05.2024 Parkanlage am Seeblick.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 01. Juni: minimal 1,6; maximal 77,5 und im Mittel 37,7 l/qm.