Wetter und Pilze im Raum Mecklenburg
Tagebuch Wetter und Pilze November 2023
Mittwoch. 01. November (Allerheiligen) – The Moody Blues – Unvergessen ihr Welthit: Nights In White Satin – Wir starten in die letzte Runde der Pilzsaison 2023. Und die läuft immer noch auf Hochtouren. Auf Hochtouren laufen auch meine Trockner seit Sonntag Abend. Das Infozentrum hat sich inzwischen in eine Sauna verwandelt. 98 % Luftfeuchtigkeit zeigt mein Hygrometer an. Die Schaufenster sind beschlagen und das Wasser läuft an den Scheiben hinunter. Allmählich wächst mir das Ganze über den Kopf und ich entwickle allmählich eine Allergie gegen Steinpilze. Ich kann den Duft der trocknenden Herrenpilze einfach nicht mehr riechen. Und das Trocknen gestaltet sich auch recht schwierig, weil die Pilze viel Wasser aufgenommen haben. Ich freue mich schon auf die Jahresendabrechnung beim Strom. Klar, dass ich die Preise für Trockenpilze erhöhen muss. Auch die Pilzwürze wird zukünftig etwas teurer werden, möchte ich nicht noch Verluste einfahren. Aber was soll` s, die Chance muss genutzt werden.
Eigentlich muss ich meinen Vorrat an getrockneten Steinpilzen im Sommer einfahren, da ich im Herbst durch die hohe Veranstaltungsdichte kaum Zeit dafür habe. Und der Sommer brachte ja schon einen heftigen und ergiebigen Schub, der auch eingebunkert wurde. Da der Herbstschub in diesem Jahr ungewöhnlich spät gestartet ist und ich die Hauptveranstaltungen hinter mir gebracht habe, fand ich ab Sonntag ein wenig Zeit, um auch von diesem Wachstumsschub noch etwas profitieren. Das Ganze hat sich aber unerwartet zum Stress entwickelt und so war es gut, dass ich im einvernehmen mit unserem Schweriner Pilzfreund Michael beschloss, die heutige Mittwochsexkursion im 4. Quadranten von Lübtheen – Süd ausfallen zu lassen. Zu viel Zeit wäre schon durch die Fahrerei drauf gegangen. Ich werde diese Exkursion natürlich nachholen, wenn nicht anders in die Termin – Planung für das nächste Jahr mit einbinden. Dennoch wollte ich kurz in den Wald, den Mittwoch ist nun mal mein Exkursionstag. Es eröffnete sich ein kleines Zeit – Fenster von etwa 2 Stunden vor dem dunkel werden. Weiterweg fahren wäre unklug gewesen, also blieb ich ganz in der Nähe von Wismar. Ich steuerte den Buldt bzw. Hexenberg und schließlich nochmals kurz das Luisenholz an. Im Endeffekt hatte ich mir schon wieder neue Arbeit eingehandelt, denn im Hand umdrehen füllte sich mein Weidenkorb wiederum mit Herrenpilzen.
Donnerstag, 02. November (Allerseelen) – Auch eine wunderbare Nummer von Moody Blues: Question – Stressig geht es derzeit bei mir zu. Eigentlich hätte ich längst schon die Rückstände unserer großen Pilzausstellung von vor einem Monat beseitigt haben sollen. Aber der große Mitteltisch, mit den inzwischen wenigstens schon Moos freien Nagelflächen, ist immer noch nicht abgebaut. Ich weiß derzeit wirklich nicht, was ich zuerst machen soll und ich muss langsam, aber sicher (oder doch eher schneller), den Fokus auf das bevorstehende Adventsgeschäft legen. Bis dahin ist noch viel vorbereitende Arbeit nötig. Abbau der Ausstellungsflächen, die Schaufenster leer Räumen und putzen und vieles, vieles mehr.
Und da kommen nun all die Steinpilze dazwischen. Morgen habe ich versprochen, mit einem Wismarer Pilzfreund nochmals in den Wald zu fahren. Kann gut sein, dass nochmals die Trockner aktiv werden müssen. Den letzten Korb Steinpilze habe ich gerade auf mein Schweizer Gerät geschnitten. Fünf größere Siebe voll sind es nochmal geworden. Die Ernte von gestern. Auch in der Pilzberatung herrschte heute wieder ein größerer Andrang. Der Renner sind weiterhin Champignons. Sowohl die leicht giftigen Karbol, wie auch verschiedene andere, durchaus empfehlenswerte Arten. Gestern war auch eine jüngere Dame in der Pilzberatung, die sich ihrer Delikatessen nochmals versichern wollte. Tags zuvor hatte sie sich eine Mahlzeit Karbol – Champignons gebraten. Schön gewürzt mit reichlich Speck, Zwiebeln, Salz und Pfeffer. Es hat ihr gemundet und Symptome gleich null! Na dann weiter so, oder nicht? Ich glaube nicht! Sonst wäre sie nicht in die Beratung gekommen.
Vorgelegt werden des weiteren verschiedene Riesenschirmpilze und natürlich Röhrlinge. Derbe Rotfüßchen. Maronen und auch Steinpilze. Dabei immer wieder richtig kapitale Stücke. Spaßeshalber lege ich da schon mal den einen oder anderen auf die Waage. So auch heute ein Topp – Exemplar eines Herrenpilzes, jung und kernig, von über 500g Gewicht! Das ist etwa das Doppelte einer durchschnittlichen empfohlenen Pilzmahlzeit, für die in der Regel 250g veranschlagt werden. Aber auch die problematischen Nebelkappen wecken nun wieder das Interesse der Pilzsucherinnen und Sucher. Auch einzelne Hallimasch sind dabei. Allmählich scheint sich die Natur darauf zu besinnen, welches um diese Jahreszeit eigentlich auf dem Plan stehen sollte. Ich denke, dass der Scheitel der aktuellen – Steinpilz – Welle überschritten sein sollte. Derbe Rotfüßchen und Maronen können auch in den kommenden Wochen noch reichlich auftreten. Es sei denn, es wird frühwinterlich kalt. Aber dass scheint vorerst nicht der Fall zu sein. Es bleibt verhältnismäßig mild, obwohl zum Ende der nächsten Woche auch mal deutlich frischere Luft mit Nachtfrostgefahr einfließen könnte.
Freitag, 03. November – The Pogues – Fairytale Of New York – Heute war ich mit meinem Wismarer Pilzfreund Hartmut zu einer Speisepilz – Tour verabredet. Gegen 08.00 Uhr holte er mich von zu hause ab und ich hatte als Ziel die Höltingsdorfer Forst ausgesucht. Ein überwiegend mit Buchen bestandenes und recht großes Waldgebiet auf besseren Böden. Natürlich sind auch Nadelforste eingestreut. Es gehört zu unseren artenreichsten Wäldern und ist natürlich auch für Mykophagen eine gute Adresse. In der Regel einmal im Jahr zieht es mich hier her und dann drehe ich meist meine obligatorische Runde. Heute zu zweit. Wäre es eine Kartierungs – Exkursion gewesen, hier wäre ordentlich etwas zusammen gekommen. Unglaublich, was an den geschotterten Waldwegen abging. Cortinarien über Cortinarien (Haarschleierlinge). Einige bekannt, andere wären eher ein Fall für die Sequenzierung.
Nebelkappen sind jetzt gut zu Gange, aber kaum Hallimasch und nur wenige Stockschwämmchen. Natürlich waren auch große Mengen von Helmlingen und Trichterlingen vertreten. Wachsblättler punkteten durch zahlreiche Elfenbein – Schnecklinge. Leider keine Totentrompeten, die hier in manchen Jahren die Körbe füllen können. Am Fuße einer mächtigen und alten Eiche begeisterte uns ein Klapperschwamm. Hochwertigere Speisepilze waren vor allem durch Fichten – Reizker, Maronen – Röhrlinge, teils in sehr guter Qualität, Derbe Rotfüßchen, einzelnen Braunen Filzröhrlingen, aber auch Steinpilzen vertreten. Dazu noch ein Büschel schöner und junger Stockschwämmchen. Aber auch frische Anis – und Wald – Champignons. Das Aufkommen der Herrenpilzen hielt sich heute jedoch in Grenzen. Es wurde schon ganz schön geschnitten.
Entgegen zu meiner herkömmlichen Route, bog ich heute mal kurz in eine kleine Schneise ein, die mir schon aus einiger Entfernung sehr interessant aussah. Eine thermophile Buchenkante auf einer Seite, eine Lichtung auf der anderen Seite. Es kam mir Verwesungsgeruch entgegen. Klar, hier dürften die Steinpilze bereits das zeitliche Segnen, dachte ich mir. Und so war es auch. Sie lagen auf der Seite und gammelten vor sich hin. Zumindest die Fruchtkörper, die nicht von Vorgängern gefunden worden waren, denn hier wurde auch ganz schön gemetzelt. Aber niemand sieht alles und einige Herrenpilze waren dann auch noch für mich dabei. Was hier aber die Qualität des Standortes unterstrich waren ganze Felder der herrlichsten Glückspilze. Es war ein Anblick für die Götter! Kaum jemals habe ich so eine Üppigkeit von leuchtend Roten Fliegenpilzen auf engstem Raum gesehen.
Fliegenpilze unter Buchen zeigen genau wie Mehlpilze, die hier neben Pfeffer – Röhrlingen auch vertreten waren, immer auch einen Standort von Steinpilzen an. Ich bin mir sicher, hier stehen auch diese wie die Soldaten, zumindest wenn sie einen frischen Schub bekommen und es noch niemand mitbekommen hat. Ein Märchenhaftes Stück Höltingsdorfer Forst! Unterdessen war Irena heute im Mildenitzgebiet unterwegs und teilte mir mit, dass sie in eine Schwämme von Maronen – Röhrlingen gelangt ist. Die meisten sehr junge Dinger in allerbester Qualität! Die Schieben zumindest dort endlich in nennenswerten Mengen und im optimalen Zustand. Sie war dort bis zum Einbruch der Dunkelheit erfolgreich unterwegs. So liegt wieder einmal ein sehr interessanter und pilzreicher Spätherbsttag hinter uns. Und das Wetter spielt auch weiterhin mit, denn es soll mild bleiben, wenn auch allein der Jahreszeit bedingt der Temperaturtrend leicht nach unten zeigt.
Sonnabend, 04. November – Heute die 2. CD der Pogues life – The Irish Rover – The Pogues &The Dubliners – Welch ein sonniger Novembermorgen heute. Es stand kein Termin im Planer und so schlief ich aus. Noch vor wenigen Tagen war es morgens schon richtig dunkel, musste ich schon etwas früher aufstehen. Heute gegen 08.00 Uhr ein strahlend schöner Tag mit blauem Himmel. Eigentlich wollte ich gleich am Vormittag in mein Info – Zentrum und etwas schaffen. Zielstellung war der endgültige Abbau meiner großen Ausstellungsfläche. Aber das Wetter war zu schön und ich entschloss mich spontan in den Wald zu fahren. Ich grübelte nicht lange. Ich hatte Lust nach so vielen Steinpilzen mal nach den derzeit verstärkt wachsenden Maronen – Röhrlingen Ausschau zu halten. Das sind ebenfalls ganz hervorragende Pilze zum trocknen und sie entwickeln dadurch ein wunderbares Pilzaroma. Maronen – Röhrlinge auf dem Trockner und ein wunderbarer Duft nach Waldpilzen breitet sich aus.
Ich suchte mir als Ziel das Westenbrügger Holz aus. Dort gibt es einen Fichtenbereich mit sauberen Moosflächen. Hier hatte ich auch das Moos für unsere Ausstellungsflächen geholt. Das dürfte für mein Vorhaben die richtige Adresse sein, dachte ich mir. In Westenbrügge angelangt wurde ich sogleich daran erinnert, in welcher Jahreszeit wir uns inzwischen befinden. Es ist November und damit die Zeit der Großen Treib- und Gesellschaftsjagden. Waldweg Gesperrt wegen Jagt. Es besteht Lebensgefahr. Da hörte ich auch schon die Büchsen knallen. Das war also nichts, schade! Und nun? Ich überlegte in die nahen Biendorfer Tannen zu fahren. Da fiel mir allerdings ein, du warst in diesem Herbst ja noch gar nicht in der phantastischen Fichteninsel bei Perniek. Dann bleiben die Maronen eben im Wald und ich werde dort sicher keine lange Weile schieben, denn hier könnte ich mich angesichts des Pilzreichtums und der Artenvielfalt den ganzen Tag aufhalten.
Und es gingen auch einige Stunden drauf. Kamera raus aus der Tasche, Kamera rein in die Tasche. Dann wieder Knieen oder besser gleich ganz auf den Waldboden legen und Fotos schießen. Immer wieder Fotos schießen. So hatte ich heute auch meine ganz private Jagd mit reichlich Treffern. Denn bekanntlich ist ja die Suche nach Pilzen die vornehmste Art aller Jagden. Sicher sehen es aber einige Weidmänner ganz anders. Belassen wir sie in ihrem Irrglauben. In diesem kalkreichen Fichtenstück war jedenfalls wieder der Teufel los. Unzählige nach Marzipan duftende Wohlriechende Schnecklinge waren nur noch Kopflos vertreten. Es standen also nur noch die Stiele. Schnecklinge, aber auch die bitteren Grünblättrigen Schwefelköpfe, scheinen beim Wild sehr beliebt zu sein. Das stellte ich bereits in früheren Zeiten fest, als ich diese Konkurrenz auch bei den Frost – Schnecklingen in kauf nehmen musste. Ist es Rehwild, welches sich hier hoffentlich genussvoll den Magen voll schlägt? Warum auch nicht, die Tiere sind hier schließlich zu hause.
Wie oben erwähnt, müssen Reh und Co. aber gerade in diesen Wochen auf der Hut sein, denn man will ihnen an` s Leder, oder besser an` s Fleisch! Es war heute wieder eine Freude hier in den Fichten bei Perniek auf der Pirsch gewesen zu sein. An Speisepilzen gab es vor allem junge Fichtenreizker und einige frische Kuhmäuler. Unter den Kiefern auch Edel – Reizker, aber es wäre mir zu mühselig geworden, die noch kleinen Edelpilze in Größenordnungen zu Sammeln, dass es sich gelohnt hätte, nochmals ein Dörrgerät zu belegen. Pilze für mich zum Essen sammle ich ja nur sehr selten.
Sonntag, 05. November – The Allen Brothers – Ain`t That Skippin`And Fyin` – Aufgenommen 1927. Eine individuelle Pilzwanderung führte heute in die Forste zwischen den Ortschaften Grevesmühlen, Börzow und Questin. Organisiert und eingefädelt hatte die Tour unser Vereinsmitglied Christian Boss. Er geht seit einiger Zeit regelmäßig zum Yoga und konnte dort auf offene Ohren stoßen, als er den Vorschlag einer geführten Pilzwanderung zu gehör brachte. So trafen wir uns am Vormittag in Höhe des dortigen Bahndamms, mitten im Zielgebiet. Sehr aufgeschlossene Damen und Herrn trafen hier auf eine Vielzahl, ihnen zumeist unbekannter Großpilze. Der sandige Mischwald mit Kiefern – Dominanz stand über und über voll von Frischpilzen. So gab es ständig neues zu entdecken und vorzustellen. Vieles davon natürlich nicht unbedingt für den Kochtopf geeignet, aber vielleicht um wissenswertes zu Vermitteln.
Am Ende war in den Körben eine durchaus bunte Mischung enthalten, die ohne fachmännische Begleitung ganz sicher so nicht zustande gekommen wäre. Und ein Mischpilzgericht ist ja nicht zu verachten, zumindest wenn neben einigen minderwertigeren Arten auch gute, geschmackvolle Speisepilze dabei sind. Die bunten Mischungen wurden beispielsweise von Derben Rotfüßchen, Maronen – Röhrlingen, Pfifferlingen, Violetten Lacktrichterlingen, Edel – Reizkern, Riesen – Schirmpilzen, einigen Täublingen, Grünspan – Träuschlingen oder auch Tonfalben Schüpplingen gebildet. Auch ein Perlpilz oder Rehbraune Dachpilz waren dabei. Mit dem Wetter hatten wir insgesamt noch Glück. Nur kurzzeitig regnete es etwas und es war für November recht mild. Mild und zeitweise nass soll es auch in der neuen Woche weitergehen. Dazu wird es zeitweise sehr windig. Wir haben eben Herbst! Dabei wird immer mal etwas kühlere Luft und dann wieder mildere Luft heran geführt. Nachtfröste sind bis auf weiteres nicht in Sicht, obwohl es bei Aufklaren und abflauen des Windes am Erdboden mal bis auf nahe 0 Grad abkühlen könnte. Aber dass sollte unseren derzeit wachsenden Frischpilzen kaum etwas ausmachen.
4 Liter befanden sich heute in meinem Regenmesser.
Montag, 06. November – Dr. Humphrey Bate – How Many Biscuites Can You Eat – Die Aufnahme stammt von 1928. In wenigen Wochen feiern wir den 1. Advent und es geht dann mit Riesenschritten schon in Richtung Weihnachten und dem Jahresende entgegen. Kaum zu Glauben, da die diesjährige Hochsaison bei den Frischpilzen einfach kein Ende nehmen möchte. Erst waren viele verdutzt, dass bereits im Hochsommer so reichlich und unverhofft viele Pilze wuchsen. Als dann die Saison so richtig durchstarten sollte, so wie es die meisten kennen, hielten sich die Schwammerln oftmals wieder bedeckt. Hitze und Trockenheit im September waren dafür verantwortlich. Genau so verantwortlich waren diese auch für den sich bis weit in den Spätherbst hinein ziehenden Hauptwachstumsschub des Jahres.
Der Oktober brachte viel Regen und legte den Grundstein für ein sehr stabiles und artenreiches Pilzaufkommen, welches sich im Verlauf immer weiter aufschaukelte. Pilzarten, die wir zu dieser späten Jahreszeit eigentlich in größeren Mengen vorfinden können, hielten und halten sich teilweise immer noch zurück. Die Nebelkappen sind zwar voll durchgestartet, aber wo bleibt der Hallimasch? Diese Frage stellte heute auch ein junge Dame in der Pilzberatung. Sie zweifelte fast an ihren Funden von einigen, wenigen Hallimasch, da sie nur einzeln und in kleinen Büscheln wuchsen. Nicht in den Größenordnungen, wie wir es eigentlich gewohnt sind. Ja, die Pilzwelt ist ein wenig durcheinander geraten. Statt der Hallimasch wuchsen verstärkt Steinpilze. Ich hoffe jedoch, die Fans dieser Massenpilze werden in den kommenden Wochen noch auf ihre Kosten kommen.
Ganz anders im Herbst des letzten Jahres. Wir konnten uns vor Wenzelspilzen kaum retten, dafür dünnte das allgemeine Pilzaufkommen im Verlauf des Herbstes immer mehr aus. Ein heftiger Schub zum Monatswechsel September/Oktober 2022, ausgelöst durch ein kompaktes Regengebiet Mitte September, und danach kaum noch nennenswerte Regenfälle bis in den Winter hinein. Auch der Spätherbst des vergangenen Jahres war ausgesprochen mild, ja noch deutlich wärmer als in diesem Jahr. Aber es fehlte an Substanz, also Feuchtigkeit im Boden. In diesem Herbst Regen satt und das wird in den zunehmend trockenen Zeiten mal richtig ausgenutzt. Wer weiß. wann es wieder so günstig wird.
Auf Kachelmannwetter ist heute ein Video zum längerfristigen Spekulationsbereich zu sehen. Hier wurden die Langfristmodelle zum kommenden Winter vorgestellt und ausgewertet. Natürlich mit höchster Vorsicht zu genießen! Im großen und ganzen soll sich zumindest bis einschließlich Januar nicht all zu viel an der eingespielten Westwetterlage ändern. Also nichts mit klirrend kaltem Winter. Allerdings steigen die Chancen zumindest im Februar dafür leicht an. Nun, das würde eigentlich dem Muster der letzten Jahre gerecht. Zwar nicht unbedingt ein Eiswinter, aber zumindest deutlich frischer als die Monate zuvor. Wir erinnern uns: wenn wir ab März auf die ersten wärmeren Wetterlagen hofften, gab es meist trocken – kalte Luftmassen aus dem hohen Norden oder Osten. Und das zog sich dann sogar noch bis in den April oder Mai hinein. Soll heißen, milde Winter und unterkühlte Frühjahre scheinen der Trend zu sein. Nun gut, alles nur spekulativ, aber ein gewisser Trend in diese Richtung ist nicht von der Hand zu weisen.
In meinem Regenmesser befanden sie heute 3 Liter!
Dienstag, 07. November – Yellow Jackets – Huskin` Bee – Wie ich finde, eine recht fetzige Nummer von 1930. Allmählich komme ich auch im Info – Zentrum voran. Die Mittelfläche ist abgebaut und auch schon erste Bereiche mit weihnachtlichen Servietten ausgelegt. Das erste Schaufenster leer geräumt und die Fenster geputzt. Am Donnerstag geht es weiter, so dass ich spätestens Anfang nächster Woche die ersten Adventsgestecke präsentieren kann. Der erste Advent ist in diesem Jahr zum spätest möglichen Termin am 03. Dezember. Also in der Ruhe liegt die Kraft. Glaubt man den heutigen Modellläufen des amerikanischen GFS, eines der führenden Wettermodelle, so scheint sich die Witterung daran zu erinnern, dass wir mit großen Schritten in Richtung Winter gehen.
In der Aspekt – Abfolge eines Pilzjahres beginnt der Winter bereits Mitte November. Nimmt man es ganz genau, am 16.11., also in 9 Tagen. Bei den Wetterfröschen am 1. Dezember und kalendarisch, also astronomisch, erst am 22. Dezember. Wie dem auch sei, bisher hieß es in den Modellen, es bleibt bei einer im großen und ganzen milden Westwetterlage. Daran hat sich auch nichts wesentliches geändert, aber mitunter reißt die Serie der Tiefs vorübergehend auch mal ab. So zieht zum Wochenende mal ein Tief richtig durch und die Kette wird von einem Hochkeil durchtrennt. So kann zwischen dem Tief, welches dann etwa über dem Baltikum berechnet wird, und dem Hoch Kaltluft aus dem hohen Norden angezapft werden. Dieses Szenario ist seit Tagen klar, aber schnell sollten eigentlich die Fronten der nächsten Tiefs wieder mit milderer Luft nachrücken.
Das scheint auch für größere Teile Deutschlands zu stimmen. Nur der Nordosten könnte, wie so oft und einfach nur klassisch, in der Kaltluft verbleiben, weil sich wohl dieser schmale Hochdruck – Riegel immer wieder regenerieren kann und die Tiefausläufer mit milderer Luft ausgebremst werden. Der Abendlauf des genannten Wettermodells simuliert heute sogar den Aufbau einer Luftmassengrenze in etwa im Verlauf der Elbe. Auch dass wäre mehr als klassisch! Im Mittagslauf nur schwach angedeutet, legte der Abendlauf richtig was drauf. An der genannten Luftmassengrenze werden starke Schneefälle simuliert! Wir in M-V verbleiben demnach in der Kaltluft bei zunehmend frostigen Temperaturen. Von der Ostsee können weitere Schneefälle ins Binnenland ziehen. Aber abwarten! Die gestrigen Läufe berechneten für den selben Zeitabschnitt milde Frühlingsluft. Nur dass wir nicht schlecht aus der Wäschen schauen, wenn plötzlich Schneeflöckchen, Weißröckchen in Anbetracht der sich annähernden Adventszeit angestimmt werden sollte. Und dann kann endlich auch an der Pilzfront Normalität eintreten. Irgendwann muss ja mit dem späten Massenwachstum Schluss sein!
Mittwoch, 08. November – Woody Brothers – Like Likker Better Than Me – Die Luftmassengrenze, die gestern das Mittelfrist – Modell der Amerikaner (GFS) drin hatte, wurde heute wieder verwaschen. Der Hochkeil kann sich offensichtlich nicht durchsetzen und wird von den von Westen heranrückenden Tiefausläufern überlaufen. So kann sich zwar etwas kühlere Luft durchsetzen, aber frostig wird es noch nicht. Eher im Verlauf der kommenden Woche wieder milder. Aber ab Mitte des Monats geht die Tendenz dann zum Aufbau einer größeren Hochdruckzone über Mittel- und Osteuropa. Kommt es so, werden die Tiefs zumindest für eine Weile von uns fern gehalten. Die Luft kommt zur Ruhe und kann in den langen Nächten immer weiter auskühlen. Dann ist es vorbei mit der milden Witterung und zumindest in den Nächten sind einige Minusgrade möglich.
Bis dahin wird es an der Frischpilzfront noch sehr lebhaft weiter gehen. Wobei nun aber immer mehr die Spätherbstarten die Regie übernehmen bzw. bereits übernommen haben. So standen heute in der Haushaltforst reichlich Graukappen und Rötel – Ritterlinge herum. Auch der Hallimasch befindet sich auf dem aufsteigenden Ast. Es waren heute immer mal wieder welche zu sehen und ganz zum Schluss hätte ich sogar meinen Korb mit Honiggelben Hallimasch füllen können. Aber ich hatte keinen Bock mehr, denn es war fast schon dunkel. Ja, heute gab es wieder eine reguläre Mittwochsexkursion. Wir begannen mit dem Messtischblatt Bad Kleinen = 2234/1. Hier befindet sich im ersten Quadranten das Drispether Moor und der Zickhusener Bereich der Haushalt Forst. Auf der neueren Topographischen Karte als Buchholz bezeichnet. Nun ja, dieser Edelwald wurde selbstredend schon hinreichend kartiert, so dass heute nicht wirklich viel neues dabei gewesen war. Wie in den meisten anderen Wäldern derzeit auch, tummelten sich unzählige Pilzfruchtkörper auf den Waldböden, aber auch an Stubben und Stämmen. Es gab kaum einen Quadratmeter des Waldbodens ohne Frischpilze!
Allerdings geht die Artenvielfalt allmählich doch schon zurück. Damit zwar nicht unbedingt die Quantität, aber die Qualität. Dennoch konnten wir am Ende auf eine gut drei Stunden währende und erfolgreiche Exkursion zurück blicken. Gegen 13.00 Uhr trafen sich dazu unsere neue Pilz- und Vereinsfreundin Maria aus Lübstorf, Dr. Wulf Schultze aus Hamburg, Chris Engelhardt aus Lübeck und natürlich auch wieder Michael Junge aus Schwerin. Ach so, ich, Reinhold Krakow, war natürlich auch mit dabei. Das Wetter war optimal. Recht mild und die gelegentlichen Sonnenstrahlen zauberten eine wunderbare Stimmung in den spätherbstlichen Wald.
Donnerstag, 09. November – Roy Spreckled – Great Spreckled Bird – Das alte Stück von 1936 dürfte bekannt vorkommen. Haben nicht die Hardrocker von Status Quo in den 1970er Jahren mit dieser Melodie einen ihrer größten Hits landen können? – Status Quo – Wild Side Of Life – „Trüb sind des Novembers Tage, Kälte wird uns schon zur Plage, ist es jedoch umgekehrt, bleibt der Herbst noch ungestört. Nordlicht an der Himmelshöh`, verkündet zeitig Eis und Schnee. November Morgenrot mit langem Regen der Aussaat droht. Wenn im November die Stern` stark leuchten, lässt dies auf baldige Kälte deuten. Wenn der November wittert, so wittert auch der Lenz. Novemberwetter muss neblig sein, denn November warm und klar, wenig Segen für das nächste Jahr. Ist der November kalt und klar, wird trüb der Januar.“ So zu lesen im Wetteregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“. Was man nun davon in Zeiten des Klimawandels halten soll sei mal dahin gestellt.
Nordlichter gab es vor wenigen Tagen ziemlich deutlich über ganz Deutschland. Zumindest dort, wo sich mal eine Wolkenlücke am abendlichen Himmelszelt auftat. Und das war im äußersten Nordwesten von Mecklenburg, im Raum Dassow, der Fall. Unser Pilz- und Naturfreund Chris Engelhardt hatte die Lage im Blick und fuhr promt von Lübeck aus dorthin. Es gelangen ihm schöne Bilder von dem in unseren Breiten recht seltenen Naturschauspiel. Chris weilte aber kürzlich für längere Zeit im hohen Norden, in Lappland, und konnte dort noch viel beeindruckendere Fotos von Polarlichtern im Bild festhalten. Er tat es auch im Hinblick auf diesbezügliche Vorträge in seiner Heimatstadt, aber auch für uns Pilzfreunde. Zumindest für unsere Vereinsmitglieder, die zu unserem Neujahrstreffen am 30. Januar 2024 sehr herzlich in das Info – Zentrum eingeladen sind. So haben wir es heute besprochen und als Thema für unseren Jahresauftakt festgelegt. Also bitte schon mal in den neuen Terminplaner für 2024 eintragen! Siehe auch unter Termine!
Also wie ist es im Bauernkalender zu lesen, leuchten die Nordlichter, so droht baldige Kälte. Nun ja, kälter wird es in den nächsten Tagen tatsächlich, aber sicher nicht derart wie hier gemeint ist, nämlich schon richtig frühwinterlich. Vielleicht mal geringer Frost in Bodennähe. Völlig normal zu dieser Jahreszeit. Anfang der Woche schiebt sich aus Südwesten wieder mildere Luft herein. Diese soll auch sehr feucht sein und viel Regen im Gepäck haben. Bis Freitag nächster Woche werden für Mecklenburg 40 – 50 Liter berechnet. Dazu droht Sturm besonders in der Südhälfte der BRD. Ob sich danach wirklich ein Hochdruckgebiet mit frostigen Nächten durchsetzen kann, scheint noch nicht ganz klar. Der Abendlauf des GFS zeigt statt dessen nach wie vor eine fast schon chaotische Tiefdrucktätigkeit. Dabei können durchaus winterliche Überraschungen dabei sein.
In meinem Regenmesser befanden sich heute 1,5 Liter.
Freitag, 10. November – The Shelton Brothers – Aura Lee – Auch diese Melodie aus dem Jahre 1938 sollte hinreichend bekannt sein. „Melancholie liegt über der Landschaft. Fast ständig tropft es von den kahlen Bäumen, die in mattem, nassgrauen Licht wie Spukgestalten aussehen. Es riecht jetzt nach Moder und Humus.“ So weit ein kurzer Auszug aus Bernhard Michels Buch „Abendrot – Schönwetterbot“. Weiter ist zu lesen das im 16. Jahrhundert deshalb der November auch Kot – Monat genannt wurde. Also etwas salopper ausgedrückt war der 11. Monat des Jahres ein Scheißmonat. Nun ja, sicher drückt das Novembergrau vielen Menschen auf` s Gemüt. Es ist eben der Monat der Vergänglichkeit. Die Natur geht schlafen und wir Gedenken der Toten. Für mich ist der November einer der schönsten und stimmungsvollsten Monate des Jahres. Ich liebe ihn, auch mit seiner tristen Düsternheit.
Ich mag das neblige Grau in den Wäldern und die Stille, die dort nun eingezogen ist. Einfach eine ganz besondere Stimmung. Aber bevor wir so richtig depressiv werden, geht uns ja schon bald wieder ein erstes Licht auf. Der Totensonntag beendet das Kirchenjahr und am 1. Advent beginnt ein neues. Ob gläubig oder nicht, es ist ein schöner Moment in der dann beginnenden dunkelsten Zeit des Jahres, wenn die erste Kerze auf dem Adventskranz oder einem Gesteck in der frühen Abenddämmerung entzündet wird. Und das soll auch das Stichwort des heutigen Tages sein. Ich brauchte noch etwas Dekorationsmaterial für meine Adventsgestecke, die es ab nächster Woche wieder im Mykologischen Informationszentrum zu kaufen gibt. Zwar habe ich in der letzten Saison bereits reichlich auf Vorrat gebastelt, aber es wird auch in diesem Jahr neue Kreationen geben, die in den kommenden Wochen entstehen sollen.
So brauchte ich noch Rentierflechte, Blaugräser und auch kleine Kiefernzapfen standen auf meiner „Einkaufsliste“. Bis auf die Zapfen konnte ich alles finden. Ich hatte übers Jahr jedoch versäumt kleine Zapfen einzusammeln und heute war mir die gebotene Qualität nicht mehr fein genug. Die größeren Zapfen der Schwarzkiefer müssen es nun richten. Ich fuhr deswegen heute in den Raum Sternberg. In den Bereich der Oberen Seen. Also dort hin, wo wir am vorletzten Wochenende eine öffentliche Wanderung durchführten. Im Vergleich von vor 2 Wochen hat dass Frischpilzaufkommen hier nachgelassen. Zumindest gab es nur noch wenige Parasole oder auch Röhrlinge. Dafür sind nun endlich die beliebten Frostschnecklinge erschienen. Zwar noch nicht so, wie ich es gerne sehen würde, aber für eine Mahlzeit hätte es gereicht. Und das Wetter entsprach ganz und gar nicht dem oben thematisierten Klischee. Vielmehr erinnerte es etwas an den April. Dunkle Wolken mit Schauern und Sonnenschein im Wechsel, bei relativ milden Temperaturen. Eine tolle Stimmung bot sich mir mal wieder und alles andere als grau und trist.
Sonnabend. 11. November (St. Martin) – Gene Autry – Blueberry Hill Und diese Nummer machte Fats Domino Jahre später zum Welthit! – Wir Gedenken heute also dem heiligen Martin und manche Feiern den Beginn der Faschings- und Karnevals – Saison. „Ist es an Martini nicht trocken und kalt, die Winterkält` nicht lange hält. Zieht zu Martini die Spinne ins Gemach, kommt ihr gleich der Winter nach. Wenn um Martini Nebel sind, wird der Winter meist gelind. Ist um St. Martin der Baum schon kahl, macht der Winter keine Qual; wenn das Laub nicht vor Martini fällt, sich ein harter Winter lange hält.“ Soweit wieder einige Bauernweisheiten aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot.“
Noch befinden wir uns aber im Spätherbst und der will vom Winter noch nicht viel wissen, auch wenn es allmählich immer weiter abkühlt. Allenfalls könnte es in ruhigeren Nächten, insbesondere wenn der Himmel klar ist, zumindest mal Frost in Bodennähe geben. Zu Wochenbeginn versucht schon wieder mildere Luft zu uns zu gelangen. Mit ihr wohl auch reichlich Regen. Bisher war jedoch nicht ganz klar, in wie weit dieses Wetter bis zu uns in den Nordosten voran kommen kann. Im Verlauf sollte es aber schon wieder abkühlen und zumindest vorübergehend könnte sich dann zunehmend Hochdruck breit machen. Aber anders als im Sommerhalbjahr bedeutet das zu dieser Jahreszeit nicht unbedingt Sonnenschein. Oft bildet sich Nebel und Hochnebel und es wird dann trist und grau, wie für den November typisch. Das hat aber auch sein gutes, weil es dann nicht so stark auskühlen kann und nennenswerte Fröste könnten uns eventuell auch in absehbarer Zeit erspart bleiben.
Der Nachmittagslauf des GFS rechnete im letzten Monatsdrittel wieder verstärkte Tiefdrucktätigkeit über dem Ost – Atlantik, die auch sehr weit nach Süden ausgreifen soll. Mit reichlich Wind könnte uns dann sehr milde Frühlingsluft um die Ohren wehen. Ob das den Austern – Seitlingen und anderen Winterarten, die dann an den Start gehen sollten schmeckt, sei mal dahin gestellt Schließlich wollen wir nicht immer nur Steinpilze oder Maronen sehen. Das langt für dieses Jahr nun wirklich! Trotz dem fanden bekannte von mir heute im Wald bei Kletzin prächtige, kapitale Steinpilze und sie waren hell auf begeistert, denn sie hatten die kürzliche Schwemme einfach verschlafen. So ist es, wenn man sich nicht an dieser Stelle informiert! Und unser Pilz – und Vereinsfreund Christian Boss war heute auf Schelfwerder bei Schwerin unterwegs und konnte zwei ganz tolle Arten finden, die ich schon seit etlichen Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen habe. Den Orangefalben- und den Lärchen – Schneckling. Die Wälder auf Schelfwerder sind ja ohnehin eine Fundgrube für den fortgeschrittenen Pilzfreund und Hobby – Mykologen.
Sonntag, 12. November – Gene Autry – You Are My Sunshine – „Wenn es vom 12. – 16. November sehr warm ist, wir häufig das letzte Dezemberdrittel kälter als üblich.“ So zu lesen im immer wieder zitierten Bauernregelbuch von Bernhard Michels. Nun, sehr warm war es heute nicht. Eher verweilten wir im Durchschnitt mit für die Jahreszeit üblichen Temperatur – Niveau von etwa 8 Grad über dem Gefrierpunkt. Dazu war es leicht durchwachsen und neben einigen Sonnenstrahlen zogen auch immer wieder mal mehr oder weniger kompakte Wolkenfelder durch und gelegentlich schauerte es auch etwas. Aber tatsächlich macht sich für die Jahreszeit ausgesprochen milde Luft auf den Weg nach Deutschland. Morgen kann es im Südwesten der BRD bis zu 17 Grad geben, während wir im Nordosten noch in gleicher Luftmasse bleiben.
Am Dienstag ist dann die milde und sehr feuchte Luft auch bei uns angekommen. Mit viel Regen und Wind. Unwetterartige Regenfälle drohen aber ganz im Süden und die Menschen können sich dort schon mal in gefährdeten Regionen auf eine Hochwasserlage einstellen. Sehr wechselhaft und teils auch ziemlich windig geht es dann in der Woche weiter, wobei die Temperaturen wieder etwas zurück gehen. Zumindest wird Frost zunächst keine große Rolle spielen.
Themenwechsel, heute stand nach längerer Zeit mal wieder eine Vereinsexkursion auf dem Programm. Ziel war das Rühner Holz bei Bützow und das Stammrevier unserer Pilzfreundin Catrin, aber auch von Hanjo aus Bützow. Es waren jedoch nicht nur Vereinsmitglieder dabei, sondern auch Gäste aus Güstrow, Lübeck und Ratzeburg. Catrin führte uns durch ihren Hauswald und der Wald stand, wie nicht anders zu erwarten, stramm voller Großpilze.
So war es heute genau die richtige Möglichkeit um gelerntes im Zuge einer Pilz – Coach – Ausbildung zu festigen. Das war jedenfalls das Anliegen unseres aus Lübeck angereisten Pilzfreundes. Eine bunte Vielfallt wurde uns geboten. Vor allem jede Menge saprophytische Arten, aber auch Unmengen von Mykorrhiza – Pilzen, hier in erster Linie von einigen Milchlings- und Täublings – Arten. Die Volkstümlichkeit hätte es heute jedoch schwer gehabt. Es standen zwar reichlich Derbe Rotfüßchen herum, aber da war ein Großteil entweder vom Goldschimmel befallen oder bereits überständig. Vereinzelt mal eine Marone oder auch noch mal ein Steinpilz im besten Alter, neben überwiegend überständigen.
Für etwas fortgeschrittene, die sich trauen auch Lamellenpilze zu Sammeln, waren Frost – Raslinge, Violette Rötel – Ritterlinge, Hallimasch, Stockschwämchen und einige andere dabei. Auch punktuell Trompeten – Pfifferlinge und die für den Trauermonat November so wichtigen Füllhörner, die Totentrompeten. Es gab aber auch nicht alltägliche Pilze zu bewundern, so die schönen Buchen – Klumpfüße und andere Schleierlinge. Schön war auch das sicher öfter übersehene Wurzel – Graublatt oder die weniger zu übersehenden Herkuleskeulen. Alles in allem eine sehr kurzweilige Sonntagsexkursion und eine der pilzreichsten in diesem Jahr.
Montag, 13. November – Ted Daffan – Born To Lose – „Witterungstendenz: Vom 13.11. – 22.11. spätherbstliches Hochdruckwetter, in den Bergen sonnig, im Flachland neblig bis Dauernebel und Frost; Smoggefahr.“ So in „Abendrot – Schönwetterbot“ Nun, derartiges steht eher nicht auf dem Wetterfahrplan für den genannten Zeitraum. Allerdings kann sich vielleicht kurzzeitig mal etwas Zwischenhoch durchsetzen und in klaren Nächten ist dann auch zunehmend mit Frost zu rechnen, vielleicht auch mal etwas Nebel. Bodenfrost gab es in der vergangenen Nacht in geringer Form ganz im Südwesten von M-V. Hier war es gering bewölkt und dann strahlt es schon mal stärker aus. Je nach Zugbahn der Tiefs kann auf dessen Rückseiten im weiteren Verlauf auch mal deutlicher Kaltluft angezapft werden. Schließlich hat es sich über Skandinavien schon ordentlich eingewintert.
Heute herrschte am Vormittag goldener Sonnenschein, also ganz und gar nicht das Wetter, welches der Bauernkalender prognostiziert. Was mich allerdings verwundert, ist der Hinweis auf Smoggefahr. Viele dieser Regeln stammen ja aus dem Mittelalter und dort war die industrielle Luftverschmutzung oder die durch Autoverkehr denkbar gering. Wie dem auch sei, Smogg und Nebel sind zumindest dieser Tage nicht angesagt. Zu windig und zu wechselhaft. Am Nachmittag zog es sich dann zu und es setzte Warmfrontregen ein. Morgen wird es deutlich milder, am Mittwoch gelangen wir auf die Rückseite des verantwortlichen Tiefs und schon kühlt es wieder etwas ab. Das Spiel geht dann im Verlauf der Woche weiter. Die Wahrscheinlichkeit für Kaltlufteinbrüche wächst jedoch in der 3. November – Dekade. Immer wieder werden in den Läufen des amerikanischen GFS Optionen auf Frost und sogar erste Schneeflocken gerechnet.
So sollten alle Pilzfreundinnen und Freunde noch die Gelegenheit nutzen auf die Pilzsuche in Wald und Flur zu gehen. Einen solchen Spätherbst werden wir sehr wahrscheinlich so schnell nicht wieder erleben! Zu merken ist das auch weiterhin in der Pilzberatung. Immer noch kommen die Menschen teils mit vollen Körben. Heute beispielsweise mit Riesenschirmpilzen, Champignons, Mönchsköpfen, Graukappen, aber auch immer noch mit einigen Steinpilzen. Auch der eine oder andere Flockenstielige Hexenröhrling und natürlich auch Hallimasch sind dabei, um nur einige zu nennen. Es ist schon bemerkenswert, was derzeit noch abgeht. Und es ist ein wenig merkwürdig, weil ab heute bei mir bereits die Vorweihnachtszeit begonnen hat. Die ersten Gestecke stehen im Schaufenster und meine kleine Topffichte bekam eine Lichterkette, die vor der Eingangstür auf die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit aufmerksam macht. Morgen geht es weiter und ich hoffe, ich kann auch in diesem Jahr wieder einige meiner Kreationen von fast natürlich bis zutiefst kitschig unter die Leute bringen.
Übrigens jährt sich heute zum 51. mal der Tag des historischen Niedersachsenorkans oder auch Orkan Quimburga genannt. Es war der Stichtag für mich, an dem ich begann mir eine kleine Wettertabelle anzulegen, in der ich ab diesem 13. November 1972 dann täglich meine Eintragungen zum Wetter tätigte. Ich habe diese Tabelle immer noch vor Augen und auch die Windwurfflächen in meinem ersten Hauswald bei Wismar, den Rohlstorfer Tannen. Chaotisch sah es in einem Fichtenbestand aus, in dem ich davor gerne unterwegs war. Der Bereich war so geschädigt, dass er komplett neu aufgeforstet werden musste.
Dienstag, 14. November – Heute Aufnahmen aus dem Jahre 1938 – Hank Penny – Now Ain ´t You Glad Dear – 11 Liter habe ich heute gegen 13.00 Uhr in meinem Regenmesser vorgefunden. Wasser ist reichlich vorhanden und nach den lang anhaltenden Trockenperioden ein Segen für die Natur. Nur in Süddeutschland wird es nun allmählich zu viel des Guten. Dort gibt es bereits erste Überschwemmungen. Regen ist auch weiterhin mit dabei und teils ist es recht stürmisch, so auch heute. Das war nicht unbedingt ein Tag um die Wälder zu Durchstreifen. Morgen flaut er deutlich ab und das ist auch ganz gut so. Allerdings kühlt es wieder ein wenig ab. Schauer müssen wir aber auch morgen wohl in Kauf nehmen. Hoffentlich nicht wenn ich mich auf mein Zweirad setze, um in das Zielgebiet der anstehenden Mittwochsexkursion zu fahren.
Der 2. Quadrant des Messtischblattes von Bad Kleinen steht auf dem Plan. Das wir uns auf ein reichhaltiges Frischpilzaufkommen freuen dürfen, steht außer Zweifel. Der Spätherbst im letzten Jahr war sehr trocken und auch die anderen Trockenperioden werden in diesem Jahr kompensiert. Allerdings sah es heute auf dem Wismarer Friedhof nicht besonders pilzreich aus. Das habe ich dort schon anders gesehen. Aber das ist ja auch eine Parkanlage und die haben ihren Zenit ja meist in den Sommermonaten. Auf einer Rasenfläche wuchsen jedoch zahlreiche Karbol – Champignons. Dort habe ich auch einen ganz bestimmten Stubben, der oft zahlreich Winterrüblinge hervor bringt. Hier herrschte noch die Ruhe vor dem „Sturm“. Es muss kälter werden! Grund für meinen Friedhofsbesuch war der Todestag meiner Mutter. Ich stellte ihr ein Licht auf das Grab und natürlich gehen einem viele Gedanken durch den Kopf. Erinnerungen an Kindertage, so der erste Friedhofsbesuch mit meinen Eltern, der mir in besonderer Erinnerung geblieben ist, weil ein Gewitter aufzog und wir uns unter dem Vordach der Trauerhalle unterstellen mussten.
Auch die Liebe zur Vorweihnachtszeit habe ich ihr zu verdanken. Mir wurden zur Adventszeit die Mandeln heraus genommen, weil ich an ihnen zu Ersticken drohte. Dafür musste ich einige Tage in der Wismarer Poliklinik am Lindengarten verbringen. Ein einschneidendes Erlebnis, kannte ich bis dahin nur das behütete Elternhaus. Nun ganz alleine in einem fremden Zimmer. An der Decke hing ein großer, mit Lametta geschmückter Kranz, der mich faszinierte. Ich erinnere mich an das grünliche Licht, dass durch die milchige Fensterscheibe der Tür zur Krankenstube schien. Ich hatte Heimweh und wollte im Schlafanzug und auf Zehenspitzen das Krankenhaus verlassen. Ich hatte es auch fast geschafft, bis mich eine Krankenschwester aufgriff und zurück in mein Bettchen brachte. Aber als ich nach gelungener Operation, ich sehe noch das Blut im Schälchen vor mir und spüre noch den wunden Hals danach. Ich bekam zunächst nur irgendwelche Säfte zu trinken, damit die Wunden verheilen konnten.
Wieder zu hause und noch schlaftrunken auf der Couch liegend, holte meine Mutter einen Karton heraus, in dem ebenfalls ein grüner Kranz steckte, mit einem roten Ständer mit Sternfuß und ebenfalls roten Schleifen. Darauf vier Kerzen, auch in klassisch rot. Das war das erste mal, dass ich mit diesem Brauch bewusst in Berührung kam und er brachte etwas Farbe und Licht in die damals noch recht graue Welt. Fernseher hatten wir noch nicht. Einzig ein altes Röhrenradio. Es war trotzdem schön!
Mittwoch, 15. November – Johnny Bond – Tomorrow Never Comes – Am Vormittag schauerte es immer wieder etwas und selbst zum Start in Wismar zur Mittagszeit regnete es noch schauerartig. Trotz dem setze ich mich auf mein Zweirad und fuhr in Richtung Bad Kleinen. Die nächste Mittwochsexkursion war angesagt. Nach einer kleinen Umleitung traf ich dort kurz nach halb eins ein. Hier warteten schon Chris und Phillip auf mich und auch Maria aus Lübstorf traf zur selben Zeit ein. Uns stand im 2. Quadranten des MTB: 2234 die Haushalt – Forst Bad Kleinen oder der Südteil der ehemals Großherzoglichen Forst Moitentin zur Auswahl. Wir entschieden uns für letzteres Gebiet und setzen dazu nach Hohen Viecheln um.
Laub- und Nadelforste auf eher sandigen Böden finden wir hier vor. Von besonderem Interesse war hier der Lostener See. Hier gibt es auch kalkreichere Stellen, die dann auch entsprechende Arten hervorbrachten. Einige, wenige Schleierlinge oder auch die Kalk liebenden Violettlichen Schwindlinge. Ansonsten war hier jetzt der klassische Spätherbst – Aspekt voll im Gange. Viele Nebelkappen, aber auch Violette Rötel – Ritterlinge sowie Hallimasch waren häufig. Da auch einige Büschel noch geschlossener, junger Honiggelber Hallimasch dabei waren, die aber auf halber Höhe der Hangterrassen zum Lostener See wuchsen und die Phillip entdeckt hatte, sammelte er sie mir freundlicherweise zum Einfrieren für einen späteren Pilzimbiss ein.
Es gab frische Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und auch der eine oder andere Steinpilz war dabei. Aber es stand ja in erster Linie die Kartierung im Mittelpunkt. Sicher waren auch einige der etwa 80 notierten Arten neu, aber viel neues ist hier dann doch nicht zu erwarten, da aus diesem Quadranten schon viele Pilzarten bekannt sind. Maria hatte auch wieder eine bunte Mischung für die Küche dabei. Bunt natürlich besonders durch Violette Rötel – Ritterlinge und Rotgelbe Stoppelpilze. Röhrlinge wollte sie nicht dazwischen haben und so blieben die Hexen und Steinpilze im Wald. Zwischenzeitlich ereilte mich ein Anruf einer besorgten Mutti aus Wismar. Ihr Sohn (7 Jahre) hatte zusammen mit zwei anderen Kindern auf dem Gelände ihrer Schule den Hut eines Blätterpilzes gegessen. Ich bat um aussagekräftige Fotos und darauf war für mich eindeutig Hallimasch zu sehen. Am Abend, als ich wieder im Info – Zentrum war, kamen beide zu mir und legten mir auch den vermuteten Hallimasch vor. Der ist natürlich roh giftig, aber trotz allem nichts dramatisches. Das Kind hatte keinerlei Symptome, die eigentlich hätten schon eintreten können. Ein ausführliches Gespräch mit der Gift – Notrufzentrale machte der Mutti zusätzlich Angst und ihr liefen die Tränen über die Wangen. Ich versuchte zu trösten, denn es sei wirklich nichts gefährliches. Die Gift – Notrufzentrale meinte es natürlich gut und hatte mögliche Gift – Häublinge auf dem Schirm. Aber das konnte ich ausschließen und bezüglich Hallimasch kam dann auch von dort die Entwarnung.
Zurück zum Moidentiner Forst. Er war schon zu meiner Kinderzeit ein häufig aufgesuchtes Pilzrevier. Nur wenige Minuten mit der Bahn und wir waren mitten im Wald. Hallimasch und Krause Glucken waren hier oft angesagt. Ich erinnere mich auch, als ich noch als Schulkind mit einem meiner Klassenkameraden hier unterwegs war und ich im damaligen Fichten – Hochwald einen einzigen, aber schönen Steinpilz fand. Den überließ ich nach langen Überredungsversuchen seinerseits im Tausch mit einer Stange Kugel – Kaugummi von der Firma Hitschler, schließlich meinem Klassenkameraden Axel. Es war ja zu DDR – Zeiten und der exotische Kaugummi aus dem Westen zog dann doch. Denke ich daran zurück, mir tun geradezu die Zähne weh von dem süßen Zeug. Aber so war es damals. Westkaugummi stand bei uns Kindern hoch im Kurs, weil er sich geschmeidiger Kauen ließ als der schnell hart werdende Gummi – Beton aus dem Osten.
Donnerstag, 16. November – Country & Western Musik aus dem Jahre 1947: Hank Williams – Move It On Over – Wir gehen nun in die 2. Hälfte des Novembers. Laut Aspekt – Abfolge eines Pilzjahres beginnt nun die 8. und damit letzte Jahreszeit des Pilzkalenders: der Winter (Mitte November – Januar). Laut Michael – Hennig – Kreisel, Bd.1 sind für diesen Zeitabschnitt typisch: Samtfuß – Winterpilz, Mennigroter Bostling, Winter – Helmling, Austern – Seitling, Winter Porling und Winter – Trompetenschnitzling. Natürlich kann man hier nicht wie mit dem Lineal eine Trennlinie ziehen. Die Übergänge der Aspekte sind fließend. Solange keine ernst zu nehmenden Fröste auftreten, klingt das derzeit noch reichliche Frischpilzaufkommen nur zögerlich ab. Schließlich sind wir eigentlich erst auf dem Höhepunkt des Spätherbst – Aspektes angelangt.
Der viele Regen, in meinem Messbecher fand ich heute 18 Liter vor, begünstigt in diesem Jahr die saprophytischen und typischen Spätherbstarten besonders. Im letzten Jahr war es viel zu trocken. Erst zeigten sie sich kaum, nun stehen die Wälder voll von kaum zu übersehenden Nebelkappen. Sie können jetzt endlich mal aus dem vollen Schöpfen. Aber auch viele andere Streubewohner nutzen die überaus günstigen Bedingen in diesem Spätherbst. Einige Arten können durchaus Fröste vertragen. Sollte es jedoch kräftiger frieren, wird das Überangebot relativ rasch abklingen und dann geht es in den realen Winter. Die Großwetterlage arbeitet daran. In den Wettermodellen sind immer wieder Berechnungen zu sehen, die von Norden her polare Kaltluft anzapfen und auch Schneefälle können schon mal dabei sein. Hier kommt es aber darauf an, aus welcher Richtung uns die winterkalte Luft erreicht. Kommt sie über die warme Nordsee, ist nasskaltes Schmuddelwetter angesagt. Kommt sie direkter über Skandinavien oder sogar aus Nordosten zu uns, dann gibt es wirkliches Winterwetter, wie wir es uns vielleicht auch gerne wünschen. Dabei muss aber der Atlantik nachhaltig durch ein Hochdruckgebiet abgeriegelt werden. Danach sieht es derzeit nur Ansatzweise aus, so dass es eher wahrscheinlicher sein dürfte, dass wir meist im Schmuddelwetter verbleiben, mit zwischenzeitlichen Einschüben von deutlich milderer Meeresluft.
Also ein auf und ab der Temperaturen. Und das erleben wir ja schon seit Tagen. Ein Tief vor unserer Haustür hat sich auf der Ostsee eingedreht und schickt uns immer wieder schauerartige und zunehmend kältere Regenfälle. Es zapft also schon mal etwas Kaltluft an und besonders die Nacht auf Sonnabend kann frostig werden. Schnell nähert sich zum Sonntag von Westen her das nächste Tief mit viel Regen und wieder deutlich milderer Luft. Vielleicht sollten wir angesichts dieser Aussichten für unsere letzte öffentliche Lehrwanderung am kommenden Sonnabend unbedingt ein Sägemesser mit nehmen. Die Pilze könnten hartgefroren sein! Ehrlich geschrieben graut mir schon vor Sonnabend, sollte ich bei frostigen Temperaturen mit meinem Zweirad zum Zielgebiet, dem Kröpeliner Stadtholz fahren müssen. Aber was solls, soll ja gesund sein und härtet ab.
Freitag, 17. November – Musik von 1947. Johnny Cash machte diesen Titel später weltweit bekannt: Merle Travis – Sixteen Tons – Regen, Regen und nochmals Regen. Heute Mittag waren 8,5 Liter in meinem Messbecher in der historischen Altstadt von Wismar enthalten. Er steht auf dem Hof des Info – Zentrums, in der ABC Straße. Allerdings ist er nicht so platziert, wie es eigentlich sein sollte. Er steht nur etwa 1 Meter von einer hohen Hauswand entfernt. Ist Wind mit im Spiel, und dass ist ja meistens der Fall, kann der Wert dadurch verfälscht bzw. verweht werden. Aber ich habe ja keine offizielle Messstation, sondern es soll ja nur grundsätzlich dokumentieren, in wie weit die Niederschläge auch für unsere Interessen relevant sein könnten.
Das Messen der Regensummen ist vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten, aber durchaus auch im Herbst wichtig. Im Winter ist es für uns eher belanglos und ich hole den Regenmesser auch Ende des Monats herein, um ein Gefrieren und damit ein Platzen des Messkolbens zu verhindern.
Ein Tief vor Rügen hatte sich nahezu ortsfest eingedreht und uns immer wieder mit seinen Schauerstraßen beehrt. Es hat relativ kalte Luft aus dem frostigen Skandinavien mit einbezogen und diese konnte über der noch recht warmen Ostsee reichlich Feuchtigkeit aufnehmen. So bildete sich immer wieder aufs neue Konvektionsbewölkung und es schauerte permanent. Hätten wir jetzt Hochwinter, so wäre das ganze möglicherweise als Schnee niedergegangen. Es hatte etwas vom sogenannten Ostseestrich.
Dem Tief geht aber im laufe der Nacht die Puste aus und die Schauertätigkeit kommt allmählich zum erliegen. Falls es dann in den zunehmend windschwachen Verhältnissen auflockern oder gar aufklaren sollte, ist Nebel und leichter Frost möglich. Der Winter streckt also langsam seine Fühler aus. Der Abendlauf des amerikanischen GFS kann sich aber noch immer nicht entscheiden bezüglich einer möglichen Einwinterung. Zwar steilt die Anströmung rückseitig der weiterhin heran ziehenden Tiefs immer mal auf nördliche Richtungen auf, aber so richtig kann sich dieses Muster bis Ende des Monats wohl nicht durchsetzen. Es wird wohl weiterhin ein auf und ab bei den Temperaturen geben. Aber frostige Einlagen und auch mal nasse Schneefälle sind mittelfristig möglich. Genauso wie Einschübe milder Atlantikluft. Der nächste diesbezüglich beehrt uns am Sonntag und Montag. Und das Ganze geht auch wieder mit reichlich Regen über die Bühne. Hoffen wir also, dass es zumindest vorübergehend mal ordentlich abkühlt und Väterchen Frost sein Zepter schwingen möge. Wir haben Steinpilz und Co. satt und wollen endlich Winterpilze sehen! Übrigens haben sich bei unserem Pilz- und Vereinsfreund Christian Boss aus Wismar, auf seinem Hinterhof an einer Weide, die Samtfuß – Winterrüblinge angekündigt. So soll es sein, zumindest bis Ende Januar, dem Ende des Wachstumsaspektes Winter.
Sonnabend, 18. November – Ist das nicht schon Rock `N` Roll? Hank Penny – Penny Blows His Top – Die Nacht über blieb es dank des Rügen – Tiefs noch meist dicht bewölkt und es schauerte gelegentlich auch noch etwas. Das schirmte ab und der befürchtete Frost blieb aus. Er fand westlich von M-V statt, nämlich dort wo ein klarer Streifen am Himmel die Sterne funkeln ließ. Recht frisch war es trotzdem und am morgen durchbrach dann die Sonne das Gewölk zusehends. Aber sogleich bildete sich am frühen Vormittag regional vorübergehend Nebel. Insgesamt entwickelte sich aber ein ausnehmend schöner Novembertag. Einfach traumhaft schön, mit blauen Wolkenlücken, teils strahlendem Sonnenschein, teils Nebelfelder, teils auch dicke Konvektionsbewölkung, ähnlich wie an einem labilen Sommertag.
So gestaltete sich die letzte Pilzlehrwanderung des Jahres zu einem Erlebnis. Sozusagen als Entschädigung zum verregneten und stürmischen Saison – Start am 01. April im Wald bei Krönkenhagen. Und das damals bei ähnlich niedrigen Temperaturen. Wir brauchten heute allerdings keine Säge, um die möglichen „Eispilze“ zu ernten. Ziel der Jahresabschluss – Wanderung war das Kröpeliner Stadtholz. Es ist schon eine weile her, als wir hier das letzte mal unterwegs waren. Da war Sohn Jonas noch klein, im Kindergarten – Alter und inzwischen ist er bereits im Kreise der erwachsenen angekommen. Wie doch die Zeit vergeht! Mit 7 Pilzfreundinnen und Freunde fand die Wanderung fast im intimen Rahmen statt. Das Waldgebiet steht auf besseren Böden und ist überwiegend von Buchenwäldern geprägt. Aber auch ein wenig Fichtenforst und natürlich auch andere Waldbäume, die ja immer mehr oder weniger mit eingestreut sind. Auch ein etwas nasser Erlenbruchwald tangierte unsere Wanderstrecke heute.
Und wie nicht anders zu erwarten, stand auch dieser Wald voll von Großpilzen. Ungewöhnlich pilzreich für die Jahreszeit auch hier. Viele Nebelkappen, Horngraue Rüblinge, einige typische späte Täublinge, aber auch mal ein wunderbarer Frauentäubling. Natürlich waren vor allem auch die nah verwandten Milchlinge sehr zahlreich und auch noch mit verschiedene Arten vertreten. Auch einige Totentrompeten waren dabei und Stubbenpilze sowieso. Hallimasch war aber weitgehend überständig, dafür Stockschwämmchen in meist guter Qualität. Sowohl in der Normalform, aber auch in sogenannter steriler Form. Die große Steinpilz – Schwämme war natürlich auch hier bereits abgeklungen, aber trotz allem schoben vereinzelt immer noch junge und knackige hinterher. Dazu die herrliche, altgoldene Spätherbststimmung durch das wunderbare Wetter. Ein würdiger Abschluss unserer Wandersaison 2023. Das bedeutet aber nicht, dass es in diesem Jahr gar nicht mehr in die Wälder geht. Es stehen noch 2 Mittwochsexkursionen aus und am 30. Dezember soll unsere Silvester – Wanderung statt finden. Zumindest falls es das Wetter erlaubt.
2,5 Liter fand ich heute in meinem Messbecher vor.
Sonntag, 19. November (Volkstrauertag) – Und Ende der 1940er Jahre ging es dann doch schon mit großen Schritten in Richtung des Rock `N` Roll: Bill Haley – Rovin` Eyes – Den heutigen Sonntag verbrachte ich im Info – Zentrum. Adventsgestecke standen auf dem Programm. Die ersten sind unters Volk gebracht und ich hoffe, es werden noch weitere Folgen. Schließlich hatte ich in der vergangenen Saison schon mal reichlich auf Vorrat gebastelt. Manchmal müssen dann einige echte Pilze ausgetauscht werden, weil Insekten sie bis zum Zerfall durchlöchert haben. Ich behandele die zu verbastelnden Pilze nämlich nicht mit irgendwelchen, chemischen Mitteln. Natur ist nun mal Natur. Kritisch wird es meist, wenn beispielsweise Schmetterlings – Trameten, Striegelige Trameten sowie Buckel – Trameten mit eingebunden sind. Auch Zunderschwämme sind mit Vorsicht zu genießen und aus diesem Grunde verarbeite ich genannte Arten nur recht sparsam.
Besser geeignet für Gestecke sind hingegen die Rotrandigen Baumschwämme. Sie sehen nicht nur besonders schön aus, sondern halten auch den Attacken der gefräßigen Kleinkriminellen meist für Jahre stand. Unverwüstlich sind jedoch Eichenwirrlinge. Hier scheinen die in ihnen enthaltenen Gerbstoffe, die sie sehr wahrscheinlich den Eichen entziehen, die Schädlinge fern. Trocken gelagert sind Eichenwirrlinge auch nach Jahrzehnten noch so gesund, wie gerade gesammelte.
Zur Wetterlage. Wie erwartet gab es wieder reichlich Regen. In meinem Messbecher fand ich gegen 11.00 Uhr 12 Liter vor und weitere Regenschauer folgten am Nachmittag. Dazu ist es auch wieder deutlich milder geworden. Die milde Luft hält sich auch noch morgen, bevor es am Dienstag mit den Temperaturen wieder auf Talfahrt geht. So schlimm, wie genau vor einem Jahr wird es aber noch nicht. Damals gab es nicht nur den ersten Frost, sondern auch schon kräftige Schneefälle, die auch für kurze Zeit eine tolle Winterlandschaft zauberten. Es war damals vor allem der schon des Öfteren zitierte Ostsee – Strich, mit seinen Schauerstraßen in Küstennähe. Auch Lake – Effekt genannt.
Aber der erste Schnee scheint nun auch nicht mehr weit zu sein. Zunächst wird es zum Donnerstag und Freitag nochmals deutlich milder, aber zum nächsten Wochenende soll dann eine Kaltfront mit Regen, Schnee und Graupel – Gewittern Väterchen Frost im Gepäck haben. Das amerikanische GFS – Model rechnet derartiges ja schon seit geraumer Zeit und die Anzeichen dafür scheinen sich zu verdichten. Und der Abendlauf des genannten Wettermodels setzte heute noch einen drauf. Sollte es so kommen, fallen ab dem nächsten Wochenende mögliche Niederschläge bis etwa zum Nikolaustag nahezu durchweg als Schnee. Bildet sich tatsächlich schon eine Schneedecke und die Zufuhr polarer Kaltluft hält an und gelangt zumindest vorübergehend unter Hochdruckeinfluss, kann es schon mal richtig kalt werden. Da tauchte am Abend durchaus auch schon mal die Minus 10 Grad auf. Kommt es so, dann wars das mit der Pilzsaison 2023. Freuen wir uns dann auf die echten Winterarten, denn die werden von dieser Entwicklung ganz sicher profitieren. Aber abwarten ob es wirklich so kommt, denn andere Wettermodelle sind nicht ganz so offensiv aufgestellt und das GFS ist ohnehin recht sprunghaft. Allerdings, wie geschrieben, es wird schon seit Tagen so ähnlich angedeutet und daher sollte diese Option durchaus ernst genommen werden.
Montag, 20. November – Sons Of The Pioneers – Riders In The Sky – Ein Klassiker der Country & Westernmusik schlechthin, den jeder kennt. Zumeist in der Version von Johnny Cash. Cowboys und Indianer waren in meiner Kindheit schwer angesagt. Nicht nur ich sammelte damals kleine Figuren aus Hartgummi oder auch aus Gips bzw. ähnlichem Material und wir Kinder tauschten dann auch gerne mal. Ich weiß noch, als ich in einem Spielwarengeschäft in Wismar meinen ersten, kleinen Beutel mit Indianer – Figuren ergattern konnte. Das regte die kindliche Fantasie an und wir träumten von ferne, exotische Länder. Und natürlich waren auch die Western- und Indianerfilme sehr beliebt, nicht nur bei uns Kindern. Ob Winnetou oder die Filme mit DEFA – Chef – Indianer Goyko Mitic. Im Fernsehen liefen Serien wie Bonanza, Rauchende Colts oder auch die Leute von der Shiloh – Ranch. Das waren noch Zeiten!
Ein feuchtmilder Spätherbsttag liegt hinter uns. Das wird sich morgen und am Mittwoch ändern. Es sickert erwärmte skandinavische Kaltluft ein und die Nacht zu Mittwoch dürfte die bisher kälteste des diesjährigen Herbstes werden. Am Erdboden kann es durchaus bis auf minus 5 Grad runter gehen. Erwärmte Kaltluft daher, da sie noch über das relativ warme Wasser der Nord- und Ostsee streicht. Erste Schneeflocken sollten sich aber dennoch zwischen die Regentropfen mischen können. Das könnte sogar zumindest in Richtung Vorpommern heute Nacht schon der Fall sein. Grund dafür ist das Regentief, welches heute über einem relativ schmalen Streifen Norddeutschlands länger anhaltende und ergiebige Regenfälle brachte und nun nach Osten abzieht. Dadurch kann der Ostseestrich etwas aufleben und strichweise können Schauer in das Binnenland ziehen. Mittwoch wird es dann recht freundlich, aber ziemlich kalt werden, bevor ab dem Abend mit einem großen Tief, welches nach Skandinavien zieht, wieder feuchtmilde Suppe von der Nordsee einsickern kann. Am Freitag soll dann die nächste Kaltfront folgen, mit kräftigen Schauer und die Niederschläge können dann teils in fester Form niedergehen. Manche Wettermodelle rechnen sogar mit einer ersten, dünnen Schneedecke in M-V am nächsten Wochenende.
Im großen und ganzen kann man konstatieren, der Winter versucht bei uns Fuß zu fassen. Von den sehr winterlichen Läufen von gestern hat der Abendlauf des GFS heute wieder etwas Abstand genommen. Es geht eher nasskalt weiter, wobei immer wieder auch Kaltluft mit etwas milderer Luft vermischt werden. Also bis zum Nikolaustag eher nichts halbes und nichts ganzes. Aber abwarten, ich habe das Gefühl, dass hier wirklich kräftig daran gebastelt wird, die Großwetterlage Winterfest zu machen. Schließlich hat sich seit Wochen über Nordeuropa ein Kaltluft – Reservat angesammelt, welches schnell auch zu uns ausstrahlen kann. Übrigens herrscht derzeit über den mittleren und nördlichen Teilen von Schweden und Finnland Rekordkälte für November. An einige Orten geraten sogar die jemals tiefsten Temperaturen, die überhaupt je in einem Winter gemessen wurden, in Gefahr. Dort herrscht also wirklich klirrende Kälte! Paradox dazu ist der Sachverhalt, dass gestern weltweit der wärmste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen registriert wurde. So warm wie gestern war es also in unserer moderneren Zeit noch nie auf dem blauen Planeten.
In meinem Regenmesser waren heute 4 Liter enthalten.
Dienstag, 21. November – Tommy Duncan – Gamblin` Polkadot Blues – Im September 2003 öffnete ich das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar, in der Nachfolge der vormals städtischen Pilzberatungsstelle und aus reiner Privatinitiative heraus, in der ABC in Wismar. Zur selben Zeit wurde die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. gegründet und man trat an mich heran, ob ich nicht auch Mitglied dieses Vereins werden möchte. Wir hatten ein gemeinsames Ziel, nämlich die neu gegründete Anlaufstelle für Ratsuchende zum Thema Pilze zu fördern und zu erhalten. Es gab in der Gemeinnützigen Gesellschaft e. V. nicht nur die Pilzfreunde. Eine Ehrenamtsbörse und eine Plattdütsch – Rund zur Förderung des Plattdeutschen Sprache rundete das Ganze ab.
Die Gruppe der Pilzfreunde ist im laufe der Jahre zu stärksten Säule des Vereins geworden und auch die allermeisten Aktivitäten entfallen auf die Gruppe der Pilzfreundinnen und Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar. e. V. Nun sind seit dem viele Jahre ins Land gezogen und die damaligen Initiatoren des Vereins haben sich zum Teil aus Altersgründen inzwischen zur Ruhe gesetzt. Auch die Plattdeutschen haben sich Anfang des Jahres aus unserer Mitte verabschiedet. Auf unserem Jahresabschlusstreffen des Vorstandes wurde heute Abend entschieden, da im nächsten Jahr wieder turnusmäßig Neuwahlen anstehen, dass der alte Vorstand nicht noch einmal die Führung der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. übernehmen möchte. Auch hier spielt zum Teil die Altersstruktur eine Rolle. Im großen und ganzen sind es, neben der Puppenbühne Firni, ohnehin nur noch die Pilzfreundinnen und Freunde, die den Verein mit ihren Aktivitäten darstellen. Nun muss überlegt werden, wer aus den Reihen der Pilz – Mitglieder ab nächstes Jahr in den Vorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. gewählt werden möchte, damit der Verein nicht gänzlich seine Tätigkeit einstellen muss. Er stützt nämlich ganz entscheidend auch das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar und sollte es nicht gelingen, könnte auch der Fortbestand dieser Einrichtung in Frage gestellt sein. Also liebe Pilzfreundinnen und Freunde, wer hat Lust in den neuen Vorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. gewählt zu werden und damit ein klein wenig Verantwortung für eine gute Sache zu übernehmen? Auch wenn daraus praktisch ein Pilzverein werden sollte, der natürlich auch weiterhin das Prädikat e. V. führen darf.
Mittwoch, 22. November (Buß – und Bettag) – Hank Williams – Lost Highway – Ich hoffe, alle Leserrinnen und Leser des Tagebuch haben diesen Tag würdig begangen. Buße getan und Gebete gesprochen, für was und welches auch immer. Ich muss zugeben, ich war diesbezüglich doch sehr zurückhaltend, obwohl es durchaus einiges zu Bußen gegeben hätte. Mit Gebeten habe ich es auch nicht so dolle. Und wenn doch, dann in Richtung Petrus, der wohl auch für das Wetter zuständig sein soll. Für den Gott der Pilze habe ich keinen Heiligen zum anbeten gefunden. Oder doch? Am 23. April ist der Tag des heiligen Georgs. Der u.a. für das Erscheinen der Maipilze zuständig sein soll. Am 28. September hat der St. Wenzel die Hallimasch aus der Reserve zu locken. Diesbezüglich klemmte es in diesem Jahr. Er hat heute hoffentlich entsprechend Buße getan! Selbst Wochen nach seinem Stichtag waren kaum Hallimasch in Wald und Flur anzutreffen. Erst ab November zeigte er sich zunehmend, wenn auch nicht in den eigentlich üblichen Ausmaßen.
Auf unserer heutigen Mittwochsexkursion war der Hallimasch anwesend. Meist überständig, aber es schoben auch junge Büschel nach. Es stand der dritte Quadrant des Messtischblattes Bad Kleinen auf dem Plan. Dazu trafen sich Irena, Maria, Christian und Reinhold gegen 13.00 Uhr am Netto – Markt in Lübstorf. Wir fuhren sogleich in Richtung Haushalt Forst. Dieses mal betraten wir das Exkursionsgebiet von Rote Flöte aus. Also ganz am anderen Ende, wo wir bisher nur selten mal unterwegs waren. Trotz der ersten, leicht frostigen Nacht, stand der Buchen/Eichenwald nach wie vor voller Frischpilze. Einige trugen auch schon Erfrierungen davon, aber den meisten hat es kaum etwas ausgemacht. Und die Masse bildeten spätherbstliche Saprophyten, die ohnehin nicht so leicht von Väterchen Frost zu beeindrucken sind. Allen voran natürlich Nebelkappen und Fuchsige Rötel – Trichterlinge. Als gute Speisepilze waren Violette Rötel – Ritterlinge vertreten, aber auch wie bereits erwähnt, einige junge, noch geschlossene Dunkle Hallimasch. Ansonsten Milchlinge, Täublinge, verschiedene Keulenpilze oder auch junge Eselsohren. Vereinzelt noch einige Wulstlinge, wenige Derbe Rotfüßchen und auch noch ein Steinpilz im letzten Stadium der Verwesung.
Das Wetter war zwar ziemlich frisch, aber noch schwach windig und damit schön ruhig für eine Waldwanderung. Das wird sich ändern. Der Wind frischt ab heute Nacht stürmisch auf und weht nochmals sehr milde Atlantik – Luft zu uns. Ab morgen Abend wird es dann richtig turbulent. Eine Kaltfront führt zum Freitag und Sonnabend besonders in der Höhe sehr kalte und eisige Luft heran. Bei bis zu minus 38 Grad in etwa 5 Km Höhe kann sich jeder ausmahlen was los sein wird. Aprilwetter vom feinsten! Heftige Regen- Schneeregen, Schnee und Graupelschauer werden niedergehen. Auch Gewitter werden dabei sein. Es wird also richtiges Wetter geben. Und wie schon in den letzten Tagen immer wieder angedeutet, wird auch weiterhin an einer Umstellung der Großwetterlage gearbeitet. Die Weichen werden nun, und das scheint inzwischen relativ sicher zu sein, auf Winter gestellt werden. Dabei kann es gebietsweise auch zu Schneefällen kommen. Statt altgolden, bzw. inzwischen auch schon ziemlich grau, könnten unsere Wälder bald ein weißes Winterkleid tragen. Und das hat ja auch seinen Reiz.
Donnerstag, 23. November – Richard Prine – Adam`s Apple – Der heilige Klemens, den wir heute verehren, ist ein wichtiger Lostag im Bauernkalender. So ist im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels folgendes zu lesen. „Dem hl. Klemens traue nicht, denn selten hat er ein mildes Gesicht. St. Clemens (jetzt mit C geschrieben) uns den Winter bringt.“ Und damit könnte diese Bauernregel tatsächlich mal zutreffen. Zwar hatte Clemens uns heute sein seltenes, mildes Gesicht gezeigt, aber ab morgen geht es abwärts mit den Temperaturen. Ja, es war heute mild, aber trotz dem ungemütlich mit zeitweiligem Nieselregen und viel Wind. Am späten Nachmittag wurde der Regen jedoch stärker und kurzzeitig hat es regelrecht geschüttet. Es war die Kaltfront, mit der die Anströmung auf nördliche Richtungen dreht. So gelangen wir schon im laufe der Nacht unter einen Höhentrog mit sehr kalter Luft in etwa 5 Km Höhe. Diese zieht zunächst über die Nordsee zu uns und wird durch die hohe, vertikale Temperatur – Differenz kräftig labilisiert und nimmt ordentlich Feuchtigkeit auf. Die Folge ist eine immer stärker zunehmende Schauertätigkeit, die morgen Abend ihren Höhepunkt erreichen soll. Es kommt zu teils kräftigen Schauern und Gewittern, wobei die Niederschläge in gemischter Form auftreten können. Also Regen, Schnee oder Graupel. Der Wind bleibt stürmisch und besonders in kräftigen Schauern und Gewittern kann es zu schweren Sturmböen kommen.
So wird davor gewarnt, morgen die Wälder zu betreten. Äste können abbrechen oder sogar Bäume umstürzen durch die plötzlich auftretenden Böen. Auch Blitzeinschläge können gefährlich werden! Im weiteren Verlauf bleibt Bewegung in der Wetterküche. Immer wieder können Tiefdruckgebiete mit ihren Niederschlägen mitmischen und diese fallen zunehmend als Schnee. Mal beeinflusst uns ein Tief aus Nordwesten, dann wieder aus Nordosten. Dreht dabei die Strömung auf Nordost, kann zeitweise der Ostsee – Strich, also der Lake – Effekt in Gange kommen. Starke Schneeschauer währen im Ostseeumfeld angesagt. Aus heutiger Sicht ist auch ein Streifen zwischen Lübeck und Wismar diesbezüglich gefährdet. In der erweiterten Mittelfrist soll dann ein Tief von der Biskaya Kurs auf Mitteleuropa nehmen. Das schaufelt dann wieder mildere Luft heran, die aber möglicherweise nicht den Nordosten Deutschlands erreichen kann. Hier könnte bei uns eher eine Ostströmung mit kontinentaler Kaltluft in Gange kommen. Auch dann wären neue Schneefälle zu erwarten, die vorübergehend auch mal in Regen übergehen können. Alles in allem geht es ab sofort winterlich weiter. Im Pilzwinter befinden wir uns ohnehin schon und nun stimmt sich auch die Witterungstendenz darauf ein. Und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass es richtig weiß werden könnte. Wer dann trotzdem Lust auf eine Pilzwanderung verspürt, sollte den Schneebesen nicht vergessen. Bleibt es grau, bitte ein Sägemesser mit nehmen. Tiefkühlware ist angesagt.
Freitag, 24. November – Hank Williams – Jambalaya – In späteren Jahren auch in Europa bekannt gemacht durch die Carpenters. Wie voraus gesagt, haben uns besonders zum Abend hin kräftige Schneeregenschauer und Graupelgewitter erreicht. Zumindest kurzzeitig verwandelten sich die Gehwege in Wismar zu Rutschbahnen. Es Graupelte heftig. Dort, wo es blitzte, donnerte es besonders stark. Auf Kachelmannwetter kann man die Stärke der Blitze abrufen. Starke Knaller und an der Nordsee gab es gleich mehrere Wilde Hausrüttler. Gerade auch diese Kaltluft – Gewitter können nicht selten mit zwar meist nur einzelnen, dafür aber mitunter zerstörerischen Blitzschlägen daher kommen. Insgesamt war das Wetter tagsüber zwar sehr windig, aber nur selten gab es stärkere Schauer.
Auch nach Durchzug der Konvektionszellen am Abend kann es sich vorübergehend wieder beruhigen, da wir zeitweise von Föhn – Effekten des Skandinavischen Gebirges profitieren können. Bei der starken Nordwest – Anströmung kann es daher zur Wolkenauflösung beim Überströmen der Gebirge kommen und diese Aufheiterungen können dann bis nach Norddeutschland ausgreifen. Aber wir müssen auch im weiteren Verlauf mit Schauern rechnen, die dann oft als Schnee niedergehen. Neue Tiefs in der kommenden Woche versuchen immer mal etwas mildere Luft einzuschieben, so dass es auch mal schneeregnen oder regnen kann. Aber im großen und ganzen scheint der Winter bis weit in das erste Dezember – Drittel die Oberhand bei uns im Nordosten zu behalten.
Somit wird das bis zuletzt üppige Frischpilzaufkommen in unseren Wäldern zur neige gehen. Sicher, einige Saprophyten werden sich noch nicht so schnell beeindrucken lassen. Buchen und Eichen und natürlich auch die anderen Laubbäume haben bereits ihren Stoffwechsel in den Winter – Modus herunter gefahren und damit stellen auch die Mykorrhiza – Arten ihr Wachstum bald ein. Zumal die meisten von ihnen kaum Frosthart sein dürften. Sicher, die eine oder andere Marone ist hart im nehmen, aber der Fokus sollte nun bald auf die typischen Winterarten gelegt werden. Ihre Fruktifikation wird sicher durch das kalte Wetter angeregt. Heute fand ich übrigens 6 Liter in meinem Messbecher vor. Das Resultat des gestrigen Kaltfrontdurchgangs.
Sonnabend, 25. November – The Hollies – Hier eines der bekanntesten Stücke der Hollies: Long Cool Woman– Jetzt am Abend liegt der Tag der heiligen Katharina schon fast hinter uns. Der Katharinentag gilt auch als wichtiger Lostag im Bauernkalender. So ist in „Abendrot – Schönwetterbot“ folgendes zu lesen: „Wenn auf Kathrein kein Schneefall ist, auf St. Andreas (30.11.) kommt er gewiss. Wenn` s schon wintert am Katharinentag, kommt der Eismond (Januar) sehr gemach.“ Schneefall gab es heute regional immer mal. Gerade jetzt am Abend ziehen einige Schneeschauer von Dänemark her bis nach Nordwestmecklenburg hinein. Es wintert also durchaus und so könnte der Januar demnach nicht besonders streng ausfallen. Ferner ist im Buch von Bernhard Michels zu lesen: „Ist die Witterung um den 25. November zu trocken, so folgt in 4 von 5 Jahren ein zu trockener Februar; ist die Witterung nass, folgt in 3 von 5 Jahren ein nasser Februar. Wie es um Katharina, trüb oder rein, so wird auch der nächste Hornung sein.“ Legende der Hl. Katharina
Nun, falls es im Februar zu trocken werden sollte, kann es uns noch relativ egal sein. Aber der März möchte schon feuchter ausfallen, denn hier beginnt dann spätestens die Grundsteinlegung für den Frühling. Für unseren Vorfrühlings – Aspekt der Lorcheln und Morcheln. Aber das ist alles noch ein Weilchen hin und derzeit beschäftigt uns der Übergang vom Spätherbst zum Winter. Und was uns das aktuelle Wetter bietet, nenne ich mal Vorwinter – Light. Tags einige Plusgrade, nachts mit Mühe und Not mal etwas unter dem Gefrierpunkt. Zumindest in den Küstennahen Gebieten, weil der Wind meist von See her weht. Und tief winterlich wird es wohl auch in den nächsten Tagen nicht werden. Zumindest was die Temperaturen betrifft, die höchstens mal in den leichten Frostbereich abrutschen. Grund ist, dass nach wie vor viel Bewegung in der Wetterküche sein wird. Immer wieder nehmen Tiefdruckgebiete, mal mit etwas milderer, mal mit etwas kälterer Luft Kurs auf uns. Mal kann es schneien, mal regnen. Bei stärkeren Intensitäten könnte es auch mal weiß werden. Es bleibt also interessant beim Wetter und die Grundtendenz in der Mittelfrist sieht auch weiterhin winterlich aus. Sollte sich tatsächlich im Verlauf eine nennenswerte Schneedecke bilden, kann es auch deutlich frostiger werden. Bis dahin werden die vielen Frischpilze in unseren Wäldern nicht so schnell verschwinden. Typische Spätherbstarten haben dafür nur ein müdes Lächeln übrig und werden weiterhin präsent sein.
4 Liter fand ich heute in meinem Regenmesser vor.
Sonntag, 26. November (Totensonntag) – Hier noch einmal The Hollies mit einer nochmals ziemlich rockigen Nummer, die mich bereits als Jugendlicher echt begeisterte: The Hollies – The Day That Curly Billy Shot Down Crazy Sam McGee – Sicher war heute wieder der Tag des Jahres, wo unsere Friedhöfe besonders gut besucht waren. Wir gedenken unserer verstorbenen und die Gräber werden winterfest gemacht. Auch endet heute eigentlich das Jahr. Zumindest ist es in der Kirche so. Am kommenden Sonntag beginnt das neue Kirchenjahr. So feiern wir den 1. Advent und die erste Kerze wird auf den Adventskränzen oder auch Gesteck entzündet. Brennt dann die vierte, so steht die Geburt von Jesus kurz bevor und in diesem Jahr fällt Heiligabend sogar mit dem 4. Advent zusammen. Ein Kindlein ist uns geboren, so heißt es in Liedern zur Weihnacht. Symbolisch steht dieser Glauben auch für einen, so möchte ich es einmal interpretieren, neuen Jahreszyklus des Lebens. Jedes Leben beginnt mit der Geburt und der Tod beschließt es wieder. Dafür steht der Totensonntag. Im wesentlichen könnte es man auch auf den Kreislauf eines Naturjahres übertragen. Wobei eigentlich das neue Naturjahr mit dem Frühling an den Start gehen sollte.
Demnach wäre also der März an erster stelle, denn die Wintermonate stehen ja für die Ruhe in der Natur, die Kraft sammelt für ein neues Erwachen im Frühling. Aber ganz so ist es natürlich nicht. Das Leben wird auch von Schnee und Frost nicht völlig zum erliegen gebracht, es läuft nur auf Sparflamme und bei uns Menschen weiterhin auf Hochtouren. Die derzeitige frühwinterliche Witterung soll noch eine Weile andauern und zieht dadurch allmählich einen Schlussstrich unter die Pilzsaison 2023. Nur das hier nichts absolut ist. Wir warten auf die Winterpilze, die in milderen Phasen das Zepter an der Pilzfront übernehmen. Und für die beinharten Pilzfreundinnen und Freunde (besser Hobby- oder Profi – Mykologinnen und Mykologen) beginnt jetzt eigentlich die wirklich interessante Zeit, zumindest in milderen Abschnitten. Die Feuchtigkeit der Wintermonate lässt viele Pilzarten, die von der Allgemeinheit meist so gut wie keine Beachtung erfahren, erst so richtig aufleben. Starten wir mit unseren Großpilzen im Frühling in die neue Saison, so neigt sich für die Winterfans eine interessante Zeit dem Ende zu. So ist es zumindest in unseren, meist milden und regenreichen Wintermonaten.
Ständig Frost und Schnee können aber auch hier einen Riegel vorschieben, ähnlich wie wochenlange Trockenphasen in den übrigen Monaten des Jahres. Und leichter Frost und etwas Schnee haben ja bereits Einzug gehalten und es soll auch zunächst so weiter gehen. Heute war ich jeden Falls nicht in Wald und Flur unterwegs. Ich wurde als Beisitzer zu einer Fischereiprüfung nach Sternberg verpflichtet. Etwas 30, oft noch sehr junge Anglerinnen und Angler, dürfen sich in den nächsten Tagen ihre Angelberechtigung von der zuständigen Behörde abholen.
Montag, 27. November – The Clash – Rock The Casbah – Nun wissen wir es bereits, der März des nächsten Jahres wird kalt und frostig! „Wenn es friert an St. Virgil, bringt der März noch Kälte viel“. So steht es im Bauernkalender. Heute hat der Virgil von Salzburg seinen Gedenktag und es war leicht frostig. Gerne hätten wir im März doch schon etwas milderes und vor allem feuchteres Wetter. Aber der heilige Virgel möchte es anders haben. Und damit liegt er oft gar nicht so schlecht. In den letzten Jahren wurde es im März, nach überwiegend milden Wintern, tatsächlich meist ziemlich frisch mit oft frostigen Nächten. Bei uns im Nordosten ist es sogar fast die Normalität, ein unterkühltes und oft zu trockenes Frühjahr. Wäre schön, wenn es mal anders kommen würde.
Aber bis zum Frühling ist es noch etwas hin, schauen wir lieber den derzeit sich darstellenden Realitäten in `s Auge. Und die sind winterlich und werden es auch in absehbarer Zeit noch bleiben. Immer wieder ziehen Tiefdruck – Gebiete nach Deutschland herein, die teils Schneefälle, teils aber auch Regen bringen. In M-V dürfte jedoch meist die feste Phase dominieren. Mit anderen Worten, es kann immer mal schneien und es besteht durchaus auch die Möglichkeit, dass sich eine geschlossene Schneedecke ausbilden kann. Im laufe der Nacht lebt der Ostseestrich wieder etwas auf und Schneeschauer können zumindest, und besonders zum morgen hin, auch die Küstennahen Gebiete tangieren. In der Nacht zum Mittwoch zieht von der Nordsee her ein Schneetief mit kräftigen Schneefällen auf. Noch ist nicht ganz klar, ob es südlich an M-V vorbei zieht oder ob zumindest Mecklenburg von den Schneefällen erfasst werden kann. Das Super – HD von Kachelmannwetter hat heute Abend reichlich Schnee für uns in der Rechnung. So könnte es gut sein, dass unsere letzte Mittwochsexkursion in diesem Jahr zu einer richtig romantischen Winterwanderung werden könnte. Also Schneebesen mitbringen, sonst wird es wohl kaum etwas mit unseren Waldkobolden. Und die dürften ja inzwischen wieder reichlich gewachsen sein, denn heute um 10.18 Uhr war Vollmond! So soll es ja bei zunehmenden Mond sein!? Spaß bei Seite, dass gilt ja hauptsächlich für Freunde der Herrenpilze (aber wenn die Schieben, Schieben natürlich auch viele andere Arten) und diesbezüglich hatte ja die vergangene Mondphase gezeigt was möglich ist. Übrigens wird der November – Vollmond auch Nebelmond genannt, weil es in klaren Nächten auch schnell mal einnebeln kann. In Nordamerika wird er Bibermond genannt. Die Indianer jagten den Bibern hinter her, um ihnen ihre wärmenden Pelze über die Ohren zu ziehen. Und heute hat übrigens der Herr Celsius Geburtstag, der Erfinder der Gradeinteilung auf unserem Thermometer.
Dienstag, 28. November – Eines meiner Lieblingsstücke von: The Clash – Police & Thieves – Frau Holle war in der Nacht bzw. heute morgen strichweise schon mal recht fleißig. Insbesondere Nordwestmecklenburg war heute morgen weiß. In Wismar fielen etwa 2 cm Neuschnee, weiter nach Westen war es noch etwas mehr. Der Lake – Effekt von der Ostsee her machte es möglich. Jetzt am Abend zieht von der Nordsee her ein kleines Schneetief auf, so dass Zuwachs in der Schneehöhe zu erwarten ist. Wir können bis morgen Nachmittag mit 5 – 10 cm rechnen. Wenn das Tiefzentrum zum Nachmittag und Abend über Norddeutschland weiter nach Osten gewandert ist, kommt im Anschluss wieder der Ostsee – Strich in Gange. Es scheint nun also richtig einzuwintern. So wird wohl auch unsere für morgen geplante und letzte Mittwochsexkursion in diesem Jahr in den Schnee fallen. Allenfalls ein Winterspaziergang in verschneiter Landschaft wäre möglich. Also eine Wanderung durch den Winterwald in Einstimmung auf die Adventszeit. Außer meiner Wenigkeit hatten Christian aus Wismar und Christopher aus Lübeck ihre Teilnahme angekündigt. Christian hat inzwischen davon Abstand genommen und Chris wartet zunächst den Straßenzustand von morgen früh ab. Eine Winterwanderung wäre nämlich auch mal ganz schön und anschließend war und ist noch ein Besuch des netten Gartenkaffees in Wiligrad geplant.
Wir warten also ab, was Frau Holle uns bis morgen Vormittag serviert. Sollte bei ihr gerade die Pechmarie in Diensten stehen, würden wir sogar noch eine echte Pilzexkursion hin bekommen. Aber ich vermute mal, es wird die fleißige Goldmarie der Frau Holle kräftig zur Hand gehen, denn diese Menge an Schnee aus den Betten zu schütteln wäre für die ältere Dame allein wohl doch etwas zu anstrengend. Und der Winter soll, glaubt man den Berechnungen der Wettermodelle, noch bis mindestens Mitte Dezember bleiben. Seit Wochen hat sich über Nordeuropa ein Kältereservat etabliert, dass nun immer mehr zu uns ausstrahlt. In Skandinavien ist es derzeit bis zu 10 Grad kälter als im langjährigen Durchschnitt! Und jetzt breitet sich über Deutschland, insbesondere auch über Norddeutschland, eine Schneedecke aus. Im Zusammenspiel mit klaren Nächten kann es somit immer weiter auskühlen. Im Abendlauf des GFS waren heute im weiteren Verlauf der Mittelfrist Werte von bis zu minus 20 Grad zu sehen!
Mittwoch, 29. November – Ein dreier – CD – Set ging heute morgen bei mir an den Start. The Psychedelic Journey. Also Drogen beeinflusste Rockmusik aus der hohen Zeit dieser Musikrichtung den 1960er bis in die 1970 Jahre hinein. Reichlich gute Musik ist damals entstanden. Oft auf LSD – Trip und damit wären wir ja wieder bei unseren Pilzen, die es möglich machten, tolle Ideen im bunten Bilder – und Wahrnehmungsrauch musikalisch umzusetzen. Die Droge wird aus dem Mutterkorn – Pilz gewonnen, macht nicht abhängig und hat auch zu keine direkten, auf den Konsum zurück zu führende Todesfälle zur Folge. Anders mit dem Mutterkorn selber, welches hoch giftig ist und im Mittelalter zu Massenvergiftungen geführt hat, da es Getreide befällt und daher in die Lebensmittel, insbesondere Brot, gelangte. Ein Qualvoller Tod war die Folge. Die Gliedmaßen verfaulten einem am lebendigem Leibe bis schließlich der Tod eintrat. Hier eines der größten Hits der damaligen Zeit. Weiß ist heute nicht nur beim Wetter in, sondern auch hier spielt diese Farbe (ist weiß überhaupt eine Farbe?) eine Rolle. Der weiße Hase nennt sich das Stück und geht eigentlich auf das Märchen „Alice im Wunderland“ ein: Jefferson Airplaine – White Rabbit –
Heute morgen war alles klar. Die Goldmarie steht derzeit bei Frau Holle in Diensten. Sie hatten beide kräftig die Betten geschüttelt und auch tagsüber flockte es immer mal mehr oder weniger weiter. In Wismar kamen gut 10 cm zusammen. Gebietsweise war es sogar noch mehr. Insbesondere nach Süden zu fiel jedoch auch etwas weniger. Ja, es wäre heute eine Mittwochsexkursion im verschneiten Winterwald geworden. Und in Lübeck sah es keinesfalls anders aus. Chris war im Dauereinsatz mit Schneeschieben und bei den heutigen Straßenverhältnissen wäre es auch nicht zumutbar und auch zu gefährlich, nur wegen einer Mittwochsexkursion die recht weite Strecke in Angriff zu nehmen. So fiel die letzte Mittwochsexkursion des Jahres tatsächlich dem Schnee zum Opfer. Sie wird zu einem späteren Termin nachgeholt. Vielleicht zu unserer Silvesterexkursion am 30. Dezember. Das wäre dann auch ein würdiger Jahresabschluss und das Gartenkaffee in Wiligrad sollte wegen dem verlängerten Wochenende zum Jahreswechsel auch geöffnet haben. Natürlich muss dann auch das Wetter mitspielen. Und die Winterpilze könnten dann richtig zu Gange sein, denn so wie es die Wettermodelle derzeit sehen, ist diese winterliche Witterungsphase wahrscheinlich zum 2. Advent Geschichte.
Der Atlantik soll in der nächsten Woche richtig aufdrehen. Das sehen derzeit viele Wettermodelle so. Die Tiefdruckgebiete stürmen demnach mit voller Wucht gegen das Kältebollwerk an. Eine starke Südwestströmung wird berechnet und die aus heutiger Sicht eine richtige Mild – Düse gerade auch nach Norddeutschland richten soll. Ein Hauch von Frühlingsluft soll uns um die Ohren wehen. Genau das richtige für uns Pilzfreunde. Erst die Kälte, dann eine deutliche Milderung. Austern – Seitling und Winterrübling werden es dankbar annehmen. So könnte es mit frischen Wildpilzen in das neue Jahr gehen. Übrigens geht morgen der meteorologische Herbst zu Ende. Er war wieder ein recht warmer und vor allem feuchter. Der nasseste seit gut 20 Jahren! Das haben wir an der Pilzfront zu spüren bekommen. Allerdings erst mit hinreichender Verzögerung, aber dann richtig. Bis vor wenigen Tagen ging es noch ziemlich rund. Nun haben Väterchen Frost und Frau Holle dem treiben aber ein abruptes Ende gesetzt.
Donnerstag, 30. November – Hier ein ganz besonders schönes Stück Musik von der zweiten CD obigen Psychedelic – Albums: The Flower Pot Man – Let´ s Go To San Francisco – Und das war er heute, der Andreastag. Ein wichtiger Lostag im Bauernkalender: Wirft herab Andreas Schnee, tut`s dem Korn und Weizen weh. Schau in der Andreas Nacht, was für Gesicht das Wetter macht; so wie es ausschaut, glaubt`s fürwahr, bringt`s gutes oder schlechtes Jahr“. Nun, mit Schnee hat der Andreas heute bei uns nicht geworfen. Dass hatten ja schon die Frau Holle und die Goldmarie gestern erledigt. Und wie soll es heute Nacht aussehen? Es wird doch ziemlich kalt mit bis zu minus 12 Grad! In der vergangenen Nacht gab es in Schleswig – Holstein sogar schon die minus 18! Und Schnee könnte im laufe der Nacht tatsächlich noch etwas geworfen werden. Schneeschauer von der Ostsee her. Erst im laufe der nächsten Woche scheint es der Kälte wohl an den Kragen zu gehen. Mal schauen, wie es dann weitergeht?
An dieser Stelle ist nun Schluss. 8 Monate sind mal wieder abgewettert. Die Pilzsaison 2023 liegt hinter uns und ich denke, wir können zufrieden sein. Natürlich gab es wieder Längen durch Trockenheit, aber zwischendurch ging ordentlich die Post ab. Und eines haben wir wahrlich nicht jedes Jahr, nämlich zwei mal im Jahr Hochsaison. Einmal im Hochsommer und dann nochmals im Spätherbst. Freunde von Steinpilzen, und von denen soll es ja nicht wenige geben, dürften sich die Hände und Augen gerieben haben. Das war ja schon nicht mehr feierlich!
Zu verdanken haben wir diese Erfolge vor allem den Trockenzeiten zwischen durch und der teilweise dann auch hohen Temperaturen. Regnet es darauf wirklich mal ergiebig, so wird gleich ordentlich überproduziert. Apropos Regen. Innerhalb der letzten 8 Monate konnte ich insgesamt 424 Liter in meinem Regenmesser einfangen. Viel zu wenig, normal wären nach der mir zur Verfügung stehenden Klimatabelle 633,8 Liter! Jedenfalls war der November mit 90,5 Litern deutlich zu nass in Wismar. 70 Liter wären normal für den letzten Herbstmonat.
So möchte ich an dieser Stelle allen danken, die mir die Treue beim Lesen meines Tagebuches gehalten haben. Viele, viele Abendstunden sind dafür wieder drauf gegangen. Viele Exkursionen und Wetterbeobachtungen, viele Fotos und, und, und! 8 Monate sind dokumentiert und kommen so nicht wieder. Freuen wir uns schon mal auf das nächste Jahr, dem Jahr des Schopftintlings, welcher von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum Pilz des Jahres 2024 auserwählt wurde. Mit dem diesjährigen Sumpfhaubenpilz hatten wir ja unsere Probleme, ihn auch mal in freier Wildbahn zu Gesicht zu bekommen. Und es kommen auch neue Herausforderungen auf uns zu. Beispielsweise was wird aus der Gruppe der Pilzfreunde, da sich die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V., unter dessen Dach sie bisher agierte, zum 30.06.2024 auflösen möchte? Es liegt an uns, den Verein weiterhin mit Leben zu erfüllen. An den Pilzfreundinnen und Pilzfreunden ganz allein! Aus unserer Mitte heraus sollte sich ein neuer Vereinsvorstand bilden, der Bereit ist, etwas Verantwortung zu übernehmen. Es wäre schön! Sollte es nicht gelingen, werde ich versuchen das Mykologische Informationszentrum auch weiterhin zu erhalten. Ohne den Verein im Rücken wird es aber deutlich schwieriger. Wer dieses Vorhaben gerne unterstützen möchte, über eine kleine Spende würde ich mich sehr freuen! Sicher, es gibt viel wichtigeres wofür man gerade auch in der Weihnachtszeit spenden kann, aber ich denke, es ist auf dieser Homepage, die nicht von Werbung verseucht ist, einiges an Gegenleistung vorhanden.
Die Konto – Nummer ist ganz oben, über dem Wetter – Widget unter „Förderer und Sponsoren“ zu finden.
So wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Tagebuches eine schöne Adventszeit, ein friedliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das neue, hoffentlich auch wieder schöne und interessante Pilzjahr 2024!
Und hier ein musikalischer Weihnachtsgruß von meinem Lieblingssänger, dem Frontmann der Heavy Metal – Band Judas Priest, Rob Halford. Klar, dass eines der schönsten Weihnachtslieder überhaupt, von ihm interpretiert, für mich Gänsehaut pur bedeutet: Rob Halford – Holy Night
Wenn nichts dazwischen kommt, startet das Tagebuch wieder am 01. April 2024!