Tagebuch Oktober 2019

Wetter und Pilze im Nordwesten Mecklenburgs

Tagebuch Wetter/Pilze Oktober 2019

Roter Fliegenpilz und Orangegelber Fliegenpilz (Amanita muscaria) heute in den Jülchendorfer Buchen. Gefunden von Irena während unserer Sammelexkursion anlässlich der 27. Großpilzausstellung am 01.10.2019.

Dienstag, 01. Oktober – Wie gestern, am Ende des September – Tagebuchs bereits erwähnt, brach ich heute zum Waldbaden im wahrsten Sinne des Wortes auf. Es regnete in Strömen und das war eigentlich wirklich kein Wetter um in die Pilze zu gehen. Aber die Ausstellung muss mit Frischmatetrial abgesichert werden, welches bei jedem Wetter zu organisieren wäre. Ich startete allerdings nicht mit meinem Zweirad, sondern setzte mich in den Bus und fuhr nach Blankenberg. Ich stattete dem Radebachtal einen Besuch ab. Das artenreiche Gebiet enttäuschte heute weitgehend. Gegen Mittag holte mich Irena ab und wir fuhren zunächst in die Jülchendorfer Buchen und schließlich in das Kaarzer Holz. Hier ging dann doch ganz gut die Post ab, so dass sich meine großen Sammelkörbe reichlich füllten. Auch für den Imbiss waren ordentlich Maronen, Steinpilze und vor allem sehr viele Edel – Reizker im Angebot. Nachteilig wirkte sich allerdings die Durchfeuchtung der Pilze aus. Am Abend bestückte ich mit dem Material meine Kühlschränke in vielen Frischhaltedosen und morgen geht es mit Pilzfreund Thomas in die nächste Runde. Ganztätige Exkursionen in unterschiedlichen Wäldern.

Mittwoch – 02. Oktober – Sammelexkursionen heute wieder von morgens bis abends. Ich war mit unserem Vereinsmitglied Thomas Harm unterwegs. Wir steuerten verschiedene Wälder mit unterschiedlichen Böden an. Zunächst kurz Perniek, dann den Hütter Wohld, den Staatsforst Tarnow, das Kaarzer Holz und schließlich die Wälder bei Weberin. Der Tag endete sehr erfolgreich. Auch unser früheres Vereinsmitglied Peter Kofahl war heute mit einem weiteren Pilzfreund unterwegs und sie hatten ebenfalls eine gute Ausbeute, von der sie einen nicht unbeträchtlichen Teil für unsere Großpilzausstellung am kommenden Wochenende spendierten. Alle fünf im mykologischen Informationszentrum befindlichen Kühlschränke sind nun nahezu ausgelastet. Besonders beeindruckend auf unserer heutigen Tour war ein riesiges Aufkommen von Champignons auf den Trockenwiesen bei Groß Görnow. Das hügelige Grünland wird zeitweise von Schafen beweidet und bietet nun schon seit Wochen einen phantastischen Anblick durch zeitweise sehr viele Riesenschirmpilze oder, so wie heute, durch Strohgelbe- und Gedrungene Champignons.  Ab morgen geht es an den Aufbau der 27. Großpilzschau in der Hansestadt Wismar. 

Bunt sind nicht nur die Wälder, sondern immer wieder auch unsere Sammelkörbe.

Donnerstag, 03. Oktober (Tag der deutschen Einheit) – Arbeiten, statt feiern, stand heute auf dem Programm. Die erste Runde des Aufbaus unserer Großpilzausstellung war zu absolvieren. Dabei unterstützte mich wie schon in den Vorjahren Ulrich Klein. Bis zum späteren Abend lagen immerhin bereits 198 Arten auf den Flächen. Morgen geht es in die nächste Runde und um 14.00 Uhr öffnet sich die Pforte zur offiziellen Eröffnung der Ausstellung. Gleichzeitig sind alle aktiven Helfer zu einer Kaffee – Tafel eingeladen und danach geht es mit vereinten Kräften an die Vorbereitungen zu unserem Pilzimbiss am Sonnabend und Sonntag. Irena war heute bereits äußerst fleißig und hat unter Mithilfe ihrer Schwester Betty und Familie kistenweise Champignons und Schirmpilze angeliefert. Sie haben die Pilze von den gestern erwähnten Wiesen geholt. So wurde bis in den späten Abend geputzt und blanchiert.

Frische Ernte von heute Nachmittag. Es handelt sich um Strohgelbe Champignons (Agaricus stramineus) und Gedrungene Champignons (A. spissicaulis).

Freitag, 04. Oktober – Um 14.00 Uhr öffneten wir die Pforte zu unserer 27. Großpilzausstellung in der Hansestadt Wismar. War es in den Vorjahren eher verhalten am ersten Nachmittag, was die Besucherzahl anbelangt, war heute gleich von Anfang an volles Haus. Dazu immer wieder Menschen, die mit ihren gesammelten Werken eine Beratung wünschten. Die Ausstellungsflächen waren inzwischen mit 223 Arten gut bestückt und die meisten Besucher hatten noch nie so viele bunte Pilze auf einmal gesehen. Natürlich wurde auch die Kaffee – Tafel wieder eingedeckt und es gab Kaffee, Tee und selbstgebackenen Kuchen. Danach standen vorbereitende Küchen – Arbeiten auf dem Programm und im Anschluss wurde mit einem Gläschen Sekt auf ein gutes Gelingen unseres Ausstellungwochenendes angestoßen.

Die weiteren Öffnungszeiten:

Sonnabend und Sonntag von 10.00 – 18.00 Uhr

Montag von 09.00 – 12.00 und 14.00 – 18.00 Uhr

Die Mittelfläche der Ausstellung heute Abend. Es liegen 223 Arten auf den Flächen. In drei Kühlschränken lagert weiterer Nachschub. Neue Arten, aber auch Auswechselmaterial.

Sonnabend, 05. Oktober – Hochbetrieb heute in und vor dem Steinpilz – Wismar. Insbesondere die fleißigen Helfer der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und unsere helfenden Gäste aus dem Spreewald hatten alle Hände voll zu tun, um hungrige Spaziergänger mit unseren herzhaften Pilzgerichten und frischen Waffeln zu versorgen. Die Pilzausstellung wurde ebenfalls gut besucht und auch wieder zahlreiche Beratungen standen auf dem Programm. Morgen besteht dann vorerst das letzte mal die Gelegenheit unseren Pilz – Imbiss in Anspruch zu nehmen. Die Pilzschau ist dann nochmals am Montag in voller Pracht für 2 Euro zu bewundern.

So manches Prachtstück wurde in die Beratung gebracht. Hier ist es eins von etlichen Exemplaren des essbaren Fahlen – Röhrlings. Er wog übrigens 832 Gramm.

Sonntag, 06. Oktober – Sonniges, aber kühles Herbstwetter mit Bodenfrösten hat sich eingestellt. Sicher nicht optimal, aber es soll bald ja wieder milder und feuchter werden. Der Pilzherbst geht weiter und auch heute herrschte während unserer Großpilz – Ausstellung wieder Hochbetrieb. Viele Beratungen, Besucher und auch der Imbiss erfreute sich großer Beliebtheit. Endlich sind auch die eingefrorenen Hallimasch aus der letzten Saison unter die Leute gekommen. In Form von Pilzsuppe und Pilzpfanne. Auch morgen und am Dienstag ist die Ausstellung noch im vollen Umfang zu besichtigen, allerdings ohne Speis und Trank. An dieser Stelle auch ein ganz großes Dankeschön an unsere Vereinsfreunde, die diesen Jahreshöhepunkt mit ihrer Zeit und ihrem unermüdlichen Fleiß ermöglichten.

Über 250 Pilzarten lagen heute auf den Flächen und gaben einen repräsentativen Überblick über das derzeitige Frischpilz – Aufkommen in Mecklenburg.

Montag, 07. Oktober (Gründung der DDR) – Letzter offizieller Tag der 27. Großpilzausstellung in Wismar. Es war heute wieder etwas ruhiger, aber Pilzberatungen nach wie vor sehr viele. Bis 17.00 Uhr hatte ich noch zu tun, bis die letzten Vorräte aus unseren Kühlschränken auf den Flächen lagen. So ist die Ausstellung auch morgen noch ab 14.00 Uhr ein letztes mal zu besichtigen.

Wie es an der Pilzfront aktuell aussieht, kann ich nur durch die mir in der Beratung vorgelegten Exemplare erahnen. Noch immer sind Karbol – Champignons häufig dabei. Die vorgelegten Waldpilze sind oft sehr gemischt. Der eine kommt mit meist grenzwertigen Maronen und Rotfüßchen in unser Info – Zentrum, der andere legt genannte Arten in Top – Qualität, fest und kernig vor. Es ist also weiterhin recht unterschiedlich. Wälder, in denen kaum etwas zu holen ist wechseln mit Bereichen ab, wo vieles an Röhrlingen bereits überständig ist. Andere Pilzsucher haben Glück und stoßen auf ein Areal, wo beispielsweise Maronen gerade in bester Qualität durchstarten. So heute auch ein Pärchen aus Rostock, die im Revier Weiße Krug unterwegs waren.

Dieses Bild stammt nicht aus einem russischen Märchenfilm, sondern von unserer Sammelexkursion vom vergangenen Mittwoch. Pilzfreund Thomas ist überwältigt von einem Birkenwäldchen, das vor Roten Fliegenpilzen nur so wimmelte. Fliegenpilze sind in diesem Herbst ausnehmend zahlreich zu beobachten.

Dienstag, 08. Oktober – Auch heute war unsere Großpilzausstellung noch bis 18.00 Uhr zu besichtigen. Danach baute ich die Pilzschau ab und mit einigen, noch gut erhaltenen Exponaten, belegte ich unsere kleinere Moosfläche, die für Frischpilze vorbehalten ist. So gibt es ab sofort „nur“ noch bis zum Herbst des kommenden Jahres die ständige Dauerausstellung unter dem Motto „Unsere Großpilze im Wandel der Jahreszeiten“ zu besichtigen. Aber auch diese ist, gutes Pilzwachstum vorausgesetzt, sehr sehenswert und informativ. Insgesamt gelangten von Freitag bis heute 277 Großpilzarten und 4 Kleinpilze zur Auslage.

In der Pilzberatung herrscht weiterhin reger Betrieb. Die Krönung war heute ein großer Weidenkorb mit 18 verschiedenen Wald- und Parkpilzen. Neben zahlreichen, leicht giftigen Karbol – Champignons, konnte ich daraus auch knapp 30 kapitale Pantherpilze heraus fischen. Es waren wirklich Exemplare in einer Größe und Stattlichkeit, wie man sie nur selten sieht. Dadurch erschienen sie für die unkundigen Sammlerinnen offensichtlich besonders attraktiv. Möglicherweise handelte es sich um die in den Gebirgen häufigeren Tannen – Pantherpilze, die grundsätzlich stattlicher als die herkömmlichen Panther – Wulstlinge sein sollen.

Zum Wetter: Nach dem es am Wochenende besonders in den Nächten schon empfindlich kalt mit Bodenfrösten war, stellte sich heute wieder eine mildere Westwindlage ein. Dabei regnete es zeitweise aus der Nacht heraus und tagsüber und am Abend gab es stellenweise Starkregenschauer. So ist heute wieder einiges an Wasser vom Himmel gekommen und Trockenheit sollte für den Rest der Saison kein Thema mehr sein.

Auch diese recht seltenen Haarschleierlinge gehörten zu unseren Ausstellungsexponaten. Sie gehören in den Formenkreis um Cortinarius vulpinus, dem Fuchsigbraunen Schleimkopf. Standortfoto am 01.10.2019 im Radebachtal bei Blankenberg.

Mittwoch, 09. Oktober – Nach einer Pause wegen unserer Großpilzausstellung stand heute wieder eine Mittwochsexkursion auf dem Programm. Das Messtischblatt 2439 – Karow wurde in Angriff genommen. Im ersten Quadranten befindet sich die Wooster Heide. Im Süden begrenzt durch den relativ großen Damerower See. Außerdem sind einige Naturschutzgebiete integriert, so das NSG Serrahn, das NSG Langhagensee, NSG Dünenkiefernwald und NSG Paschensee. Diese Schutzgebiete sind sicher z. T. sehr interessant, aber wurden heute ausgespart, da Irena mit dabei war und neben der Kartierung auch das Sammeln von Speisepilzen angesagt war. Dank ihrer Spürnase und ihren guten Augen, kam diesbezüglich wieder eine ganze Menge zusammen. Insbesondere viele Stockschwämmchen und Steinpilze, so dass insgesamt sieben Dörrgeräte seit gestern Abend auf Hochtouren laufen. Aber auch einiges an Maronen und Mischpilze mit zahlreichen Fichten – Reizkern war dabei. Natürlich auch Ausstellungsmaterial für die nun wieder reduzierte Ganzjahresausstellung. Auch außerhalb der Naturschutzgebiete ein tolles Revier. Neben freien Heideflächen gibt es hier sogar noch Steinpilz – trächtige, junge Fichtenschonungen! Hier darf man sich wehmütig von diesem moosreichen Wald bzw. Forsttyp verabschieden, denn diesen wird es in M-V in künftigen Jahrzehnten und Jahrhunderten kaum noch geben. Insbesondere die Buchenbereiche glänzten heute durch viele Stockschwämmchen und Steinpilze. In den Kiefern und Fichtenbereichen im Vergleich relativ wenige Maronen und kaum mal ein Steinpilz. Die Qualität der hier zu erwartenden Arten war auch dürftig. Zwar war es die bisher artenreichste Mittwochsexkursion in diesem Jahr, aber meist nur gängige Allerweltsarten. Ein ausführlicherer Bericht folgt irgendwann in den nächsten Wochen. 

Diese Steinpilze (Boletus edulis) sind zwar jung und auch meist noch relativ festfleischig, ihnen ist aber anzusehen, das sie bereits etwas Frost abbekommen haben. Ihre Erscheinungsform ändert sich geringfügig. Zwischen Röhren und Stiel bildet sich teilweise ein tiefer Graben und die Röhren quellen teils etwas polsterförmig hervor, ähnlich wie wir es vom Gallen – Röhrling her kennen. Solange die Pilze nach dem Frost nicht weich und schwammig werden, können sie noch gegessen werden. Ob sich die angefrosteten Exemplare geschmacklich verändern, vermag ich nicht zu sagen. 09.10.2019 in der Wooster Heide.

Donnerstag, 10. Oktober – In der Pilzberatung herrscht weiterhin Hochbetrieb. Der Renner sind immer noch Champignons, heute aber meist essbare Arten und natürlich Rotfüßchen, Maronen und Steinpilze. Auch die nun wieder reduzierte Ausstellung wird noch gut angenommen, da Herbstferien sind und zur Zeit viele Urlauber an der Ostsee – Küste weilen. Das durchwachsene und immer wieder nasse Wetter lädt eher zum Stadtbummel, als zu längeren Wanderungen in der Natur ein.

Und wie geht es Wettertechnisch weiter? Es bleibt sehr wechselhaft mit häufigen Regenfällen und zum Wochenende wird nochmals Sommerluft angezapft. Während man sich in der Südhälfte des Landes dabei sogar auf viel Sonnenschein freuen kann, bleiben bei uns an der Küste Regenwolken nicht fern. Im weiteren Verlauf sollte sich die wechselhafte Westwetterlage behaupten und neue Tiefausläufer über uns hinweg Schwänken. Die Natur freut sich, denn auch die tieferen Bodenschichten warten auf Wasser. Positiv ist auch, dass im Mittelfristtrend kein Kaltlufteinbruch auszumachen ist und dadurch die Temperaturen auf einem relativ hohem Niveau bleiben sollten. Dadurch kann der Pilzherbst in die Verlängerung gehen, wird im weiteren Verlauf dann aber nach und nach vom Spätherbst abgelöst. Da das große Defizit vieler Pilzarten noch nicht vollständig ausgeglichen ist, könnte es möglicherweise auch noch längere Zeit Maronen, Butterpilze, Steinpilze und Co geben.

Hier noch einmal ein vom Frost habituell etwas veränderter Steinpilz. Das Fleisch ist weiterhin druckfest und zeigt keine Auffälligkeiten. Außerdem waren alle Steinpilze von gestern so gut wie Madenfrei.

Freitag, 11. Oktober – Unsere Pilzfreundin Angelika aus Hagebök war heute im Züsower Forst unterwegs und teilte mir telefonisch mit, dass es dort derzeit stinkt. Übergroße Latschen von Steinpilzen sind am verwesen und breiten ihren üblen Geruch aus. Der Schub, so Angelika, sei durch und vorläufig ist auch in Bezug auf Steinpilze dort nichts mehr zu erwarten. Eventuell im November noch einige Exemplare. Von überständigen Steinpilzen habe ich heute im Paradies nichts gesehen. Ich war dort Ende September unterwegs und damals war es hier noch ziemlich trocken, aber es gab zumindest einige Steinpilze. Heute konnte ich nur ein großes Exemplar finden. Hier ist sicher in den nächsten Wochen noch Erwartungsgebiet. Ansonsten gab es deutlich mehr Frischpilze als vor gut zwei Wochen. An guten Speisepilzen waren vor allem Hallimasch und kleinere Riesenschirmpilze vertreten. Auch etwas Stockschwämmchen und einige andere Arten, die hätten in die Pfanne wandern können. Röhrlinge gab es so gut wie keine. Aber mich freute sehr, dass ich den Stamm, an dem ich im Februar wunderschöne Orangeseitlinge entdeckt hatte, die dann sogar ihren Auftritt im NDR – Fernsehen in Hamburg hatten, wieder entdeckte. Die Pilze befinden sich in Entwicklung.

Ordnung muss sein, sagten sich offensichtlich diese Roten Fliegenpilze (Amanita muscaria) und stellten sich in Reih und Glied auf. Unter Buchen und zusammen mit dem Pfeffer – Röhrling zeigten sie einen Steinpilz – Standort an. Der hatte allerdings gerade Pause. Standortfoto am 11.10.2019 im Paradies.

Sonnabend, 12. Oktober – Eine öffentliche Lehrwanderung führte heute in den Sültener Forst bei Groß Görnow. Bei regnerischem Wetter hatten sich hier gut 20 Pilzfreunde aus nah und fern, sogar aus Bayern, eingefunden. Das Mischwaldgebiet strotzte nur so vor Frischpilzen und es war auch recht artenreich. Der Waldboden war übersät von Fruchtkörpern aller Schattierungen und Größen. Von zarten Helmlingen bis hin zu mastigen Steinpilzen und Rotkappen. Auch der Pilz des Jahres war mit dabei, der Grüne Knollenblätterpilz. Am Ende waren trotz des nassen Wetters wohl alle durchaus zufrieden und hatten einiges in den Sammelkörben.

Ich fuhr von hier aus kurz nach Keez, um mir trockene Bekleidung anzuziehen und wurde bereits wenige Minuten später von Rechtsanwalt Hartmut Perlebach zu einer individuellen Pilzwanderung durch die Schwinzer Heide abgeholt. Wieder waren es um die 20 Pilzbegeisterte, einschließlich einiger Kinder. Auch hier herrschte ein üppiges Pilzaufkommen. Wer seine Körbe mit Maronen füllen wollte, war in den monotonen Kiefern- und Fichtenforsten an der richtigen Adresse. Wer es vielseitiger liebte, der ging in die Mischwälder, wo neben Maronen und anderen Röhrlingen auch die herrlichsten Steinpilze die Körbe füllten. Auch ich hatte hier wieder reichlich für meine Trockner einsammeln können. Die Rückblicke zu diesen Wanderungen werden noch eine Weile auf sich warten lassen, da ich derzeit einfach zu viel um die Ohren habe und ich es nicht schaffe die Homepage so zu pflegen, wie ich es eigentlich möchte.

Auch kurioses war heute im Sültener Forst dabei, so wie dieser siamesische Drilling von Graukappen (Lepista nebularis).

Sonntag, 13. Oktober – Ein Vereinsausflug in die Elberegion bei Hitzacker stand heute auf dem Programm. Eigentlich hätte er bereits im letzten Jahr stattfinden sollen, aber wegen der großen Trockenheit haben wir ihn auf dieses Jahr verlegt. So fuhren heute eine Handvoll Pilzfreunde von Wismar nach Hitzacker. Kurz vor der Elbebrücke bei Dömitz erwartete uns Dr. Jochen Sperber mit seiner Frau. Jochen ist vor zwei Jahren von Wismar nach Embsen gezogen und bereits damals war der heutige Ausflug angedacht gewesen. So starteten wir nach kurzer Wiedersehens – Begrüßung zunächst in einen sandigen Blaubeer – Kiefernwald bei Splietau. Zunächst gab es einen kleinen Imbiss von Irena und dann ging es an` s Maronen sammeln. Auch ein Steinpilz war dabei. Anschließend lud uns Jochen zum Mittagessen auf die Elbterrassen ein. Im Anschluß fuhren wir in einen sandigen Kiefernwald bei Seerau. Auch hier waren Maronen die dominanten Speisepilze. Noch ein Erinnerungsfoto und dann trennten sich unsere Wege gegen 16.00 Uhr. Irena, Jonas und ich schauten auf der Rückfahrt noch in einem Maronen – Revier zwischen Lübtheen und Neu Kaliß nach dem rechten. Auch hier wurden wir mit diesen leckeren Speisepilzen recht gut bedient. Insgesamt muss man sagen, wir haben es in diesen Regionen schon besser gesehen. Auch die Artenvielfalt ist mit der unseren nicht zu vergleichen. Hier war es noch längere Zeit trocken, als es im Mecklenburger Bereich schon reichlich Pilzaufkommen gab. Trotzdem laufen meine Dörrgeräte seit gestern Abend wieder auf Hochtouren und auch morgen werde ich mit dem Rest noch zu tun haben. 

Im Kiefernwald bei Seerau gab es diese Leberbraunen Milchlinge (Lactarius hepaticus) in solchen Mengen, wie ich es bisher noch nicht gesehen habe. Natürlich sollte man sich in der Gruppe der braunen Milchlinge auskennen, um ihn ansprechen zu können. Er ist ein Kiefernbegleiter und ein typischer Herbstpilz. Die leberbraune Färbung und die weiße Milch, die bei Verletzung vor allem aus den Lamellen austritt und sich nach wenigen Minuten gelb verfärbt, lassen diesen schönen Milchling leicht erkennen. Die Art steht in einigen Bundesländern auf der Roten Liste und in M-V soll er gar vom Aussterben bedroht sein. Ich denke, die Rote Liste sollte mal wieder eine Überarbeitung erfahren, denn so selten oder gar vom Aussterben bedroht ist der Pilz bei uns nicht! Standortfoto im Wald bei Seerau am 13.10.2019. Ungenießbar.

Montag, 14. Oktober – In der Pilzberatung herrscht weiterhin Hochbetrieb. Die Ratsuchenden geben sich die Klinke in die Hand. Mancher kommt gezielt mit wenigen Pilzen, andere Laden die Körbe mit allem voll, was ihnen attraktiv erscheint. Wie dem auch sei, die Wälder und Wiesen stehen nach wie vor voller Pilze. Von den wertvollsten Speisepilzen bis hin zu den gefährlichsten Giftpilzen. Jetzt kann jeder mit einer üppigen Mahlzeit aus Wald und Flur heimkehren und wer sich nicht auskennt oder eine Bestätigung zu seinen Fundstücken braucht, ist in der Pilzberatung bestens aufgehoben. Zwar nimmt der Anteil an Spätherbstarten immer weiter zu, aber auch auch die Röhrlings – Klassiker sind immer noch reichlich dabei. Klingt es in einem Gebiet etwas ab und sind dort meist überständige Pilze vorzufinden, schiebt es anderen Orts gerade wieder ganz frisch raus. So wurden heute auch neuerlich junge Karbol – Champignons vorgelegt und auch größere Mengen von den echten, großen Riesenschirmpilzen. Regional sind Steinpilze weiterhin kräftig am Start, in anderen Wäldern klingen sie gerade ab. Ähnliches bei Maronen. Irena war heute im Kaarzer Holz unterwegs und traf auf ein Revier von allerbesten Maronen, in einer derart guten Qualität, wie sie sie bisher kaum gefunden hat. Auch Steinpilze schoben hier wieder frisch. Es gibt in geeigneten Gebieten sehr viele Edel – Reizker und so könnte man die Liste noch beliebig weiterführen.

Auch das Wetter hat daran seinen Anteil. Viel Regen und ausgesprochen mild, ja sogar zeitweise fast unangenehm warm, so wie gestern. Auch morgen soll es wieder fast sommerliche Temperaturen geben, bevor in der Nacht zu Mittwoch starke Regenfälle aufkommen. Auch mittelfristig soll es sehr mild weitergehen.

Zu meinen Lieblingstäublingen gehört dieser Zedernholz – Täubling (Russula badia). Wir finden ihn in sandigen Kiefernwäldern und in Größe, Färbung und Gestalt ähnelt er stark dem im gleichen Revier vorkommenden Roten Heringstäubling. Letzterer wäre essbar und durch milden Geschmack und Geruch nach Fisch von diesem, sehr scharfen Täubling, zu unterscheiden. Hier gezeigte Art wird auch als Heimtückischer Täubling bezeichnet. Eine Kostprobe der Lamellen scheint zunächst mild, wird aber allmählich immer schärfer und führt zu einem beeindruckenden und sehr pikanten Geschmackserlebnis. Ich lasse ihn immer mal auf Wanderungen kosten und es ist einfach genial, mit welcher Heftigkeit er unsere Zungen verbrennen möchte. Ich liebe ihn dafür!

Dienstag, 15. Oktober – Manchmal, wenn auch recht selten, kommen dem einen oder anderen Besucher unseres pilzkundlichen Informationszentrums doch Worte über die Lippen, die gut tun. Gestern besuchte mich kurz ein älteres Pärchen von außerhalb, das sich über den immer noch existenten Steinpilz – Wismar derart freuten und ohne etwas nur so dahin zu reden, mir nahelegten, diese einmalige Einrichtung doch endlich zum Weltkulturerbe erklären zu lassen. Meine Antwort lautete natürlich, dass die Altstadt von Wismar ohnehin schon zum Welterbe gehöre und damit sei auch unsere Einrichtung mit einbezogen. Es gibt also wirklich einige Menschen, die die Einmaligkeit unseres kleinen Steinpilzes einzuordnen und zu schätzen wissen. Für nicht wenige stellt er jedoch eher ein Grund zur herablassenden Belustigung dar und es fallen ihnen keine besseren Sprüche ein wie „Scheiß Pilze, jetzt stillt Sie“ oder aber „Ich habe auch Fußpilz“. Leider sind die Leute mit Niveau, wie auch im wahren Leben, in der Minderheit.

In der Überschwänglichkeit des derzeitigen und meist von gemeinen Allerweltsarten geprägten Massenwachstums, scheinen die wahren Perlen der Pilzwelt in den Hintergrund zu treten. Um so schöner ist dieses Wiedersehen mit dem „Pilz des Jahres 2003“, dem Papageigrünen Saftling (Hygrocybe psittacina). Eine Art der immer seltener werdenden Magerrasen mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna. Foto: Christian Ehmke.

Mittwoch, 16. Oktober – Eine Mittwochsexkursion führte heute in den 2. Quadranten des Messtischblattes Karow. Fast der gesamte Quadrant ist von Wald bedeckt. Es handelt sich um einen Teilbereich der Nossentiner/Schwinzer Heide.  Kurz nach 13.00 Uhr trafen sich außer meiner Wenigkeit noch 6 weitere Pilzfreunde in Teerofen. Ich kümmerte mich um die Kartierung und der Rest wandte sich dem Sammeln von Speisepilzen, in erster Linie von Maronen – Röhrlingen, zu. Die Artenvielfalt hätte durchaus höher sein können, so dass ich mit gut 50 Pilzarten vorlieb nehmen musste. Dagegen füllten sich die Körbe der Kochtopf – Mykologen recht schnell. Auch ich hatte diesbezüglich einiges eingesammelt, so dass meine Trockner nun wieder auf Hochtouren laufen werden. Und die haben wirklich ganze Arbeit zu leisten, denn bei dem heutigen Dauerregen waren die Pilze entsprechend durchwässert.

Wenn das kein schönes, herbstliches Stimmungsbild ist! Die glücklichen Sammler und ihre Familien dürfen sich auf eine reichliche Pilzmahlzeit freuen. Zunächst steht jedoch Putzen auf dem Programm.

Donnerstag, 17. Oktober – Im Pilzkalender mit seinen 8 Jahreszeiten befinden wir uns nun im Wachstumsaspekt des Spätherbstes. Typisch für diese Jahreszeit sind laut M.H.K. folgende Arten: Schmutzbecherling, Staubfüßiger Trichterling, Weicher Trichterling, Winter – Fälbling, Dunkelscheibiger Fälbling, Frost – Schneckling, Marmorierter Rötel – Ritterling, Graukappe, Violetter Rötel – Ritterling, Lilastieliger Rötel – Ritterling, Überhäuteter Helmling, Buchen – Schleimrübling, Orangeroter Kammpilz, Kaffeebrauner Scheintrichterling, Gelbstieliger Muschelseitling, Grünling, Schnee – Ritterling und Grauer Erdritterling. Röhrlinge und Wulstlinge treten immer seltener auf und von den Täublingen sind nur noch wenige Arten vertreten. Es ist die Zeit zahlreicher Milchlinge, Ritterlinge, Rötel – Ritterlinge, Trichterlinge und Helmlinge. So in durchschnittlichen Jahren. In diesem läuft allerdings derzeit der Vollherbst weiter auf Hochtouren, wird sich allerdings allmählich in die bescheidenere Richtung bewegen und die meisten aufgeführten Arten sind ohnehin schon im Gange.

So herrscht auch in der Pilzberatung weiterhin Hochbetrieb. Neben Champignons waren heute Graukappen und Hallimasch häufiger dabei, aber auch ganz zum Schluss, am Abend, noch eine tolle Ernte von wirklich ganz frischen und festen Maronen aus dem Raum Warin. Pilze aller Orten und weiterhin in atemberaubenden Mengen! Die Pilzflora holt versäumtes nach und auch das Wetter spielt nun mit. Inzwischen scheint es eher zu viel des kostenbaren Nass, auf das wir solange gewartet haben, zu sein. Da tauchen immer wieder Fragen zur Konservierung der vielen Pilzfunde auf. Einige wollen sie sogar noch auf einen Faden an der Herbstluft trocknen. Das geht zu dieser Jahreszeit meist gründlich daneben. Sie faulen oder schimmeln eher oder verderben anderweitig. Das Beste ist es, sich ein Dörrgerät zuzulegen. Die gibt es im Elektro – Fachhandel oder im Internet. Wir haben im „Steinpilz“ mehrere Fabrikate in Benutzung. Von billig bis gehobene Preisklasse. Hier lohnt es sich tatsächlich etwas tiefer in den Geldbeutel zu greifen und sich ein hochwertigeres Gerät zu beschaffen, zum Beispiels von der Schweizer Firma Stöckli. Etwas Schleichwerbung darf sein.


Die Aspektabfolge eines durchschnittlichen Pilzjahres:

1. Schneeschmelze (Januar bis März)

2. Vorfrühling (Ende März bis Anfang Mai)

3. Frühling (Anfang Mai bis Mitte Juni)

4. Frühsommer (Mitte bis Ende Juni)

5. Sommer (Juli bis Mitte August)

6. Herbst (Mitte August bis Mitte Oktober)

7. Spätherbst (Mitte Oktober bis Mitte November)

8. Winter (Mitte November bis Januar)


Und wir blicken mal wieder etwas über den Tellerrand hinaus auf wenig beachtetes und auch nicht überall vorkommendes. Die Eingeschnürtsporige Keule (Clavaria krieglsteineri) hat Christian Ehmke für uns gefunden und in Szene gesetzt.

Freitag, 18. Oktober – Heute Nachmittag startete in Wiligrad unser diesjähriges Pilzseminar, das wieder unter dem Motto stand „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg“.  Dazu gab es zunächst wieder ein wenig Theorie. Vereinsmitglied Christopher Engelhardt aus Lübeck gab uns in Form eines Beamer – Vortrages einen Überblick über die Taxonomie der Großpilze und führte zu den jeweiligen Gattungen und Pilzgruppen auch Beispiele an. Am späteren Nachmittag wurde kurz der dortige Schlosspark nach Frischpilzen inspiziert, welches leider durch einen heftigen Gewitterschauer ein jähes Ende fand. Die Kürze hatte aber ausgereicht, um eine ansehnliche Palette an Großpilzen zusammen zu tragen und am Abend war somit reichlich Frischpilz – Material für Bestimmungsübungen vorhanden. In gemütlicher Runde bei Pils und Wein klang der erste Tag dann im Objekt der „Erlebnistage am Schweriner See“ aus.

Bereits bei der Ankunft begrüßten uns u. a. Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus) direkt vor unserer Tagungsstätte, dem Marstall (Hintergrund), der zum Gebäudekomplex des Schlosses Wiligrad gehört.

Sonnabend, 19. Oktober – Am Vormittag brachen wir zu unseren Exkursionen auf. Die Gruppe der Kursteilnehmer war mit 11 Pilzfreunden sehr überschaubar, so dass es für alle Teilnehmer sehr angenehm und hoffentlich auch lehrreich zuging. Wir starteten von der Tagungsstätte aus zunächst durch den Schlosspark Wiligrad und weiter durch den Haushalt Forst, den Hangterrassen zum Schweriner See entlang und an dessen Ufer weiter, bis sich zum Mittag hin die Runde in Wiligrad schloss. Es gab ein recht vielseitiges Frischpilzaufkommen. Von Erdzungen über prächtige Haarschleierlinge bis hin zum gemeinen Steinpilz. Nach der Mittagspause fuhren wir mit einigen Autos in den Zickhusener/Drispether Bereich der Haushalt Forst und drehten eine Runde durch dessen Zentrum, mit seinen interessantesten Pilzgebieten. Hier hätte die Artenvielfalt etwas größer sein können. Langeweile kam trotzdem nicht auf, da ständig neues besprochen und entdeckt werden konnte. Besondere Blickfänge boten mehrere Fundorte mit teils prächtig entwickelten Orangebecherlingen. Auch konnten wir endlich einen lang gehegten Wunsch einer netten Teilnehmerin aus Hamburg erfüllen, die zum letzten mal in ihrem 14. Lebensjahr einen Steinpilz in natura gesehen hatte. Sie stieß gleich auf ein ganzes Nest junger Steinpilze, die gerade im Begriff waren, sich durch das Buchenlaub zu schieben. Die Freude war riesig, denn inzwischen glaubte sie schon, dass Steinpilze nur im Märchen vorkommen würden. So ist das leider mit den Großstädtern. Nach dem Abendbrot ging es an die Bestimmungsarbeit.

Zu den bemerkenswertesten Funden zählten heute junge Maipilze (Calocybe gambosa) im Schlosspark Wiligrad. Morcheln waren, wir befinden uns hier bekanntlich in der Heimat der Morcheln, leider nicht auszumachen. Guter Speisepilz des Frühlings!

Sonntag, 20. Oktober – Letzter Tag unseres Pilzwochenendes. Nach dem wir Frühstückten brachen wir zu unseren Abschluss – Exkursionen auf. Da wir bisher auf besseren Böden unterwegs waren, wechselten wir zunächst an einen sandigen Kiefernstandort. Dieser war aber nicht sauer, sondern etwas kalkhaltig, da heute das Sammeln von Edel – Reizkern auf der Wunschliste stand. Somit führte uns unsere Route nach Perniek, in den Kiefernforst im ehemaligen Kiesabbaugebiet. Besagte Edelpilze gab es in Massen, so dass sich der Korb einiger Pilzfreunde innerhalb weniger Minuten bis zum Rand füllte. Ich suchte einen mir bekannten Standort von Pappel – Ritterlingen auf und auch hier waren ganze Straßen und Halbkreise mit diesem guten und ergiebigen Speisepilz dicht besetzt. Leider war ein Teil bereits überständig. Die nach Mehl riechende Art muss von der Huthaut befreit werden, da diese Bitterstoffe enthält. Wer mit Heuschnupfen ansitzt, kann durch diesen Pilz Linderung erhoffen. Vorausgesetzt, er wird über einen lämgeren Zeitraum regelmässíg verspeist.

In dichten Büscheln und Straßen, Inseln und Halbkreisen wucherten fast unvorstellbare Mengen dieses charakteristischen Pappelbegleiters. Schnell können sich die Sammelbehältnisse mit ihm füllen und man kann leicht größere Therapie -Vorräte gegen Heuschnupfen einsammeln. Am besten blanchieren und einfrieren. Standortfoto am 20.10.2019 bei Perniek.

 Nach Kaffee und Kuchen an frischer Waldluft trat ein Teil unserer Pilzfreude die Heimfahrt nach Berlin an. Die Restlichen fuhren in das benachbarte Klaasbachtal zur endgültig letzten Runde. Hier ist zu guter Pilzzeit immer etwas los, da die Hänge des Bachtales neben sauren Bereichen auch immer wieder Kalkeinlagerungen im Boden haben. Dem entsprechend vielseitig ist hier das Artenaufgebot. So war auch der Pilz des Jahres 2019, der Grüne Knollenblätterpilz, vertreten. Gegen 16.00 Uhr endete unser diesjähriges Herbstseminar und ist nun auch schon wieder Geschichte. Wir fühlten uns im Marstall in Wiligrad sehr wohl und ich denke, es hat allen sehr gut gefallen. Bis auf das kurze Gewitter am Freitag Abend, hielt das Wetter durch. Es blieb trocken und in milder Luft brauchte niemand frieren.

Auch im Klaasbachtal war uns das Steinpilz – Glück holt. Zwar entdeckte Pilzfreund Christian aus Berlin die Prachtkerle, aber Silja aus Hamburg, für die nun endlich ein Traum in Erfüllung ging, durfte sie mit in die Hansestadt an der Elbe nehmen.

Montag, 21. Oktober – Die Pilzberatung war nun aufgrund unseres Pilzseminars für mehrere Tage geschlossen. Das war heute deutlich zu spüren. Der Andrang war groß und der Renner waren wieder mal die giftigen Karbol – Champignons. Immer wieder startet er sein Massenwachstum auf` s neue und erregt das Interesse der Menschen. Es sind auch immer wieder Ratsuchende dabei, die ihn im Vorfeld schon verzehrt haben und ohne erkennbare Symptome geblieben sind. Das kommt durchaus vor, z. B. bei Menschen, die einen erhöhten Anteil an Magensäure besitzen.

Und es ist in der Tat oft nicht einfach, die essbaren Anis – Champignons von den giftigen Karbol – Egerlingen zu trennen. Ein oft bleierner Grundton in den oft kantigen Hüten und das meist sofortige gelbwerden bei Reibung der Huthaut oder an der Stielbasis, mit teils nur schwach wahrnehmbarem Karbol – Geruch, charakterisieren ihn trotzdem recht gut. Ansonsten ist er vom Ansehen her kaum von essbaren Arten zu unterscheiden. Auch hier ist ein essbarer Anis – Champignon dabei, der ebenfalls stark gilbt, aber nach Anis riecht. Er ist das mittige Exemplar der drei liegenden, mit dem eiförmigen Hut. Standortfoto am Ufer des Schweriner Sees im Buchenwald am 19.10.2019.

So geht die Pilzsaison munter weiter, auch wenn der Boom der gängigen Speisepilze allmählich abflauen dürfte. Auch stinken derzeit viele Wälder nach verwesenden Pilzleichen.  Allerdings herrscht ähnlich den Karbol – Champignons, auch bei den Steinpilzen ein auf und ab. In manchen Bereichen nur überständige, in anderen zur Zeit nichts und in wieder anderen brechen sie gerade wieder in bester Qualität aus dem Waldboden.

Dazu das überaus feuchte und sehr milde Wetter. Dieses soll uns auch weiterhin erhalten bleiben. Dabei ist nun kaum noch regnen zu erwarten und die Temperaturen bleiben auf hohem Niveau, ohne Nachtfröste. Erst zum Monatswechsel ist ein Kaltluft – Einbruch nicht ganz ausgeschlossen.

Einer der schönsten Funde des Wochenendes waren für mich diese Stachelbeer – Täublinge (Russula queletii). Eine Art, die wir vorwiegend in kalkreichen Bergfichtenwäldern vorfinden. Gelegentlich haben wir den ungenießbaren, scharf schmeckenden Sprödblättler auch in Mecklenburg vertreten. Standortfoto am 19.10.2019 im Schloßpark Wiligrad.

Dienstag, 22. Oktober – Eine Pilzwanderung mit Schülern der Astrid Lindgren Schule Wismar stand heute auf dem Programm. Wir trafen uns am Vormittag in Neuburg, am dortigen Sportplatz und Burgwall. Ich drehte mit den Schülern, der Lehrerin und einem Elternteil meine obligatorische Runde durch den dortigen Bereich der Farpener Forst. Laub- und Nadelwälder auf meist sandigem Untergrund. Die Kinder waren begeistert dabei, denn Pilze gab es auch hier auf Schritt und Tritt. Es galt nur die Besten herauszufiltern, die dann auch in die Sammelkörbe gelangten. Vor allem Riesenschirmpilze und Hallimasch, aber auch Röhrlinge wie Maronen, Rotfüßchen oder Butterpilze waren dabei. Steinpilze waren überständig und ansonsten sehr viele Spätherbstarten wie Graukappen oder Fuchsige Rötel – Trichterlinge.

Am Nachmittag öffnete ich unser Info – Zentrum und sogleich begann wieder der Ansturm der Ratsuchenden. Neben Maronen, Rotfüßchen, Riesenschirmpilzen und einigen Steinpilzen waren vor allem wieder Champignons der Renner. In der Regel Karbol – Egerlinge, aber auch wunderbare Anis – Champignons.

Auch auf unserer Pilzwanderung durch den Neuburger Wald waren heute Champignons dabei. Der Reibetest ergab allerdings ein völlig überraschendes Ergebnis. Anstatt gelblich oder Chromgelb, verfärbten sich die Egerlinge blutrot! Also ein Gift – Egerling ist es keinesfalls. Der Pilz ist essbar, sollte aber aufgrund seiner Seltenheit geschont werden. Es handelt sich um den Weißschuppigen Blut – Champignon (Agaricus benesii). In Norddeutschland sehr selten und nur regional in Mittel- und Südwestdeutschland etwas häufiger nachgewiesen.

Mittwoch, 23. Oktober – Die heutige Mittwochsexkursion führte in den dritten Quadranten des Messtischblattes Karow. Nach dem ich am Vormittag die Lieferung unseres neuen Gefrierschrankes abwarten musste, traf ich mich um 12 Uhr mit einer jungen Dame aus Hamburg sowie Christopher Engelhardt aus Lübeck am ZOB in Wismar und von dort aus fuhren wir mit zwei Autos zum Zielgebiet bei Karow. Hier erwarteten uns gegen halb zwei 2 weitere Pilzfreunde aus der Region, an der dortigen Draisine Station. Das sandige Gebiet gehört zum Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Heideartiges Gelände, moosreicher Fichtenforst und auch Laubwaldbereiche mit Eichen und Buchen sorgten für Abwechslung und wir konnten recht viele Arten Kartieren. Besonders der Birken – Kiefern – Eichenjungwald, direkt an der Draisine Station, war sehr pilzreich, aber auch der moosige Fichtenforst. In diesen Bereichen waren viele junge Pilze vertreten. Auch die schönsten, festen und knackigsten Maronen schoben aus dem Moos des Fichtenwaldes. So kamen heute die Hobby – Mykologen, wie auch die Mykophagen wieder voll auf ihre Kosten. Es war eine sehr schöne Tour, bei schönem Wetter und sehr interessierten und überaus netten Gästen. Der Bericht dazu folgt irgendwann später.

Zu den herausragenden Funden zählten diese Schneeweißen Ellerlinge (Cuphophyllus virgineus).

Donnerstag, 24. Oktober – Heute wurde der neue Gefrierschrank in Betrieb genommen und gleich wieder mit reichlich Pilzen bestückt. Teils noch Restbestände von Hallimasch, teils frisch eingefrorene Ware von Irena, die sie in den zurückliegenden Wochen weggefroren hatte. Kein Vergleich zu dem alten, der undicht war und dadurch ständig vereiste und auch viel Ernergie raubte. Auch die Dauerausstellung wurde wieder neu bestückt. Es sind 108 Arten für zwei Euro zu besichtigen.

In der Beratung nimmt es einfach kein Ende mit Karbol – Champignons. Seit Mitte September ist er mit Abstand der am häufigsten vorgelegte Pilz. Es ist enorm, welche Produktivität einige Pilzarten in diesem Herbst an den Tag legen. Die Saison läuft weiter auf Hochtouren und bis zum Wochenende bleibt das Wetter in sehr milder Luft noch pilzfreundlich. Zu Beginn der neuen Woche stellt sich die Großwetterlage um. Statt warmer Subtropikluft, breitet sich von Norden her polare Kaltluft bis weit in den Süden aus. Nachtfröste werden sich einstellen und dem maßlosen Pilzreichtum zusetzen. Die Hochsaison neigt sich nun dem Ende entgegen. Wer noch die Hoffnung auf qualitativ gute Maronen oder Steinpilze hat, sollte die kommenden Tage am Wochenende unbedingt nutzen. Insbesondere in Süddeutschland könnte es im Verlauf sogar schon frühwinterlich mit erstem Schnee werden. Aber auch anderswo können sich durchaus erste Flocken unter die Regentropfen mischen. Auch die Fröste werden in der Südhälfte wohl stärker ausfallen, als bei uns in Küstennähe. Die noch relativ warme Nord- und Ostsee könnte uns noch vor deutlicheren Minusgraden schützen. Dennoch kann es in Bodennähe im weiteren Binnenland durchaus auf minus fünf Grad runtergehen.

Zwar ist die große Röhrlingswelle bereits vorrüber, aber regional schieben immer noch frische nach. So gestern in einem moosreichen Fichtenforst bei Karow. Hier waren immer wieder junge, feste, teils boletoide Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) dabei. Überständige gab es in diesem Bereich kaum. Überhaupt war das vielfältige Pilzaufkommen im Vergleich zu vielen anderen Wäldern oft noch sehr frisch.

Freitag, 25. Oktober – Das ist vielleicht ein Pilzjahr, so etwas hat es noch nie gegeben! So oder ähnlich klingen die Sprüche vieler Leute oder Pilzsucher. Das Langzeitgedächtnis ist oft recht kurz, denn ähnliches gab es schon immer und wird es immer wieder geben. Nur die Zusammensetzung der Arten, die in der jeweiligen Saison besonders üppig fruktifizieren, ist immer anders. Gab es im letzten Herbst eine große Schwämme von Hallimasch und Falschen Pfifferlingen, waren es vor zwei Jahren Unmengen von Herbstrompeten und Schwefel – Ritterlingen. In diesem Jahr sind es in erster Linie Champignons und Egerlings – Schirmpilze, die eine nicht enden wollende und seit August anhaltende Wachstumswelle hinlegen. Champignons aller Orten und in oft riesigen Ansammlungen. Besonders in Siedlungsnähe sind es oft die giftigen Karbol – Champignons, die immer wieder zum Einsammeln verleiten. Er ist der häufigste Pilz der mir in der Pilzberatung vorgelegt wird. Viele „glückliche“ Finder gehen damit allerdings nicht zur Pilzberatung, da sie ja Champignons kennen. Ich möchte nicht wissen, wie oft dieser Giftpilz in den zurück liegenden Wochen verzehrt wurde. Sicher oft mit den entsprechenden Folgen. So auch gestern Abend, als durch die Giftnotruf – Zentrale Irena benachrichtigt wurde, wegen eines akuten Geschehens in Moidentin, bei Wismar. Eine Einweisung in die Klinik wurde erwogen. Ich bat allerdings zunächst den Patienten mit entsprechendem Pilzmaterial oder Putzresten zu mir in den Laden zu kommen, da ich ohnehin noch zu tun hatte. Eine kurze Zeit später war er in Begleitung im Info – Zentrum und legte mir ein wirklich schönes Prachtstück des Karbol – Champignons vor, der bei ihm etwa eine Stunde nach der Mahlzeit heftiges Erbrechen ausgelöst hatte. Dazu kam natürlich auch noch die psychische Belastung, die zusätzlich die Symptomatik verschärfen kann. Im Gespräch und unter Vorlage eines Fotos der verzehrten Pilze vor der Zubereitung, konnte ausgeschlossen werden, dass beispielsweise gefährlichere Wulstlinge in der Mahlzeit enthalten waren. Die Frage, ob er nun in die Klinik müsse, verneinte ich. Die Therapie hat mit dem Erbrechen begonnen und weiteres ist bei diesem Vergiftungssyndrom ohnehin kaum erforderlich. Die Schutzfunktion des Körpers hat gut funktioniert. Es gibt aber auch zahlreiche Menschen, denen der Karbol – Champignon nichts anhaben kann und sie essen ihn immer wieder. Die Frage ist nur, ob die sehr unangenehm riechenden Champignons wirklich ein Genuss sind?

Heute war ich kurz in das Seefelder Holz gefahren, um zu klären, wo wir unsere Autos bei der morgigen Pilzwanderung am besten Parken können. Dabei drehte ich auch eine kleine Runde. Gleich zur Begrüßung strahlte mich eine große Gruppe giftiger Karbol – Champignons an. An einer anderen Stelle eine nicht so große Gruppe essbarer Schiefknolliger Anis – Champignons (Agaricus abruptibulbus), die ich hier am Standort fotografiert habe. Auch sie werden bei Druck gelb und riechen intensiv nach Anis. Karbol – Champignons gilben nur kurz. Die Reaktion verschwindet nach wenigen Minuten wieder, während sie bei den essbaren Anis – Champignons erhalten bleibt und ins rostbräunliche nachdunkelt. Zumindest bei der hier gezeigten Art des Waldes.

Sonnabend, 26. Oktober – 13 Pilzbegeisterte durchstreiften heute Vormittag im Rahmen einer geführten Lehrwanderung das Seefelder Holz bei Mühlen – Eichsen. Das Wetter war sehr mild, allerdings recht windig. Im wesentlichen handelte es sich um Laubwald auf besseren Böden. Das Pilzaufkommen war reichlich, wie auch nicht anders zu erwarten. Der Lerneffekt war recht hoch und auch die Körbe der Speisepilzsucher füllten sich mit einem bunten Sammelsurium. Die Palette reichte von minderwertigeren Horngrauen Rüblingen, Grünen Anis – Trichterlingen und Kaffeebraunen Scheintrichterlingen über bessere Safran – Schirmpilze und Derbe Rotfüßchen bis hin zu schmackhafteren Hallimasch, Violetten Rötel – Ritterlingen, edlen Stockschwämmchen, vielen Anis – Champignons sowie einzelnen Maronen und Steinpilzen. Auch seltenere Schwarzblauende Röhrlinge oder die optisch besonders schönen Orangeseitlinge begeisterten besonders auch mich.

Der für mich bemerkenswerteste Fund waren diese Stummelfüßchen, die in großen Mengen einen stark vermoderten Baumstamm besiedelten und für Austern – Seitlinge gehalten wurden. Zunächst dachte ich an das Zerbrechliche Stummelfüßchen (Crepidotus autochthonus), da die Fruchtkörper wirklich sehr mürbe waren. Ich schickte dem Diplom – Biologen Torsten Richter aus Rehna eine Probe zum untersuchen zu, aber das Mikroskop entschied sich für das Abgeflachte Stummelfüßchen (Crepidotus applanatus). Die Art wurde in M-V noch nicht oft nachgewiesen. Standortfoto am 26.10.2019 im Seefelder Holz.

Sonntag, 27. Oktober – Bei angenehmem Wetter traf ich mich heute Mittag mit Irena im Paradies. Das Quantum der  Frischpilze hat im Vergleich zu meinem letzten Besuch etwas abgenommen. Hallimasch wucherte allerdings weiterhin reichlich. Anders als im letzten Jahr, annimiert er mich in dieser Saison nicht zum einsammeln. Es gibt zwar reichlich, aber nicht so, wie ich es liebe, einfach uneffektiv. Neben alten, überständigen, fruktifizieren oft auch immer junge, aber es macht einige Mühe sich die besten herauszufischen. Für eine durchnittliche Pilzmahlzeit jedoch kein Problem. Bei uns muss es sich aber lohnen, ohne ständig zu Selektieren. Das ist im letzten Jahr ganz anders gewesen und das Ernten machte Spaß. So sind zumindest die Beobachtungen meinerseits. Aber das macht gar nichts. Jedes Jahr liegen die Prioritäten etwas anders. In diesem Jahr war das große Maronen ernten und trocknen angesagt und unsere Bestände sind so üppig gefüllt, wie nie zuvor. Im Winter werden sie eingebeutelt, etikettiert und zum Verkauf angeboten. Es gilt das Info – Zentrum schließlich über eine lange Durststrecke zu bringen.

Irena freut sich über einen stattlichen Steinpilz, der immerhin 770g auf die Waage brachte. Komplett madenfrei landete er auf dem Trockner. Neben einigen Steinpilzen schoben auch ganz frisch Flockenstielige Hexen – Röhrlinge im Paradies.

Montag, 28. Oktober – Die Flut der Ratsuchenden ebbt nun allmählich ab. Trotzdem nutzten heute immer noch einige die Möglichkeit der Pilzberatung. Immer noch sind Champignons, aber auch Röhrlings – Klassiker sowie Riesenschirmpilz – Arten oft dabei. Das deutlich kühlere Wetter mit Nachtfrösten wird viele Pilzsucher abschrecken und sie werden für sich die diesjährige Pilzsaison abschließen. Bei uns ist es jedoch erst in gut einem Monat soweit. Immerhin hat der Spätherbst noch allerhand zu bieten. Ob Steinpilze und Co die kalten Nächte überstehen, bleibt abzuwarten. Mehrere Nächte mit Bodenfrost könnte ihr Wachstum sehr ungünstig beeinflußen und es könnten möglicherweise keine neuen Fruchtkörperanlagen mehr vorgebildet werden. Allerdings dürften die bereits vorhandenen, sofern sie noch im Waldboden stecken oder anderweitig geschützt stehen, diese Kaltphase überstehen und vielleicht nach möglicher Milderung ab dem Wochenende erneut durchstoßen. Zu Frostschäden kann es besonders an ungünstigen Standorten kommen. Auch führen Fröste dazu, dass die Fruchtkörper nicht mehr vom Myzel mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden bzw. ihre Zellen derart geschädigt wurden, das dieses micht mehr möglich ist. Die Pilze werden weich und pappig. Derartige Fruchtkörper dürfen nicht mehr gegessen werden!

Immerhin soll es ab dem Wochenende, wie bereits erwähnt, milder werden. Auch Nachtfröste sind dann bis auf weiteres kein Thema mehr. Ein kräftiges Tiefdrucksystem soll sich über dem Ostantlantik und Westeuropa einnisten und sehr milde, nach Südosteuropa sogar noch einmal richtig warme Spätsommerluft nach Norden transportieren. Wir dürften wohl zwischen den Stühlen sitzen, mit wieder reichlich Regen, aber immerhin auch milden Temperaturen und frostfreien Nächten. Hoffen wir also, das die Nachtfröste nicht allzuviel kaputt machen und die Saison in die Verlägerung gehen kann. Klassische Spätherbstpilze zeigen sich von dieser Entwicklung ohnehin unbeeindruckt. Übrigens sind inzwischen auch die beliebten Frostschnecklinge durchgestartet und in einigen Wäldern wollen es sogar die Herbsttrompeten so kurz vor Toresschluss noch einmal wissen.

Zusammen mit Steinpilzen schoben im Paradies in sonniger Lage zu den Hängen des Schwarzen Sees junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge in vor einigen Jahren stark durchforsteten Altbuchenbeständen mit Jungbuchen – Verbuschung.

Dienstag, 29. Oktober – Mit gleich zwei 4. Klassen der Regionalschule am Rietberg in Steinhausen – Neuburg ging es heute in den Wald. Während es am morgen noch schauerte, hatten wir am Vormittag bestes, sonniges Wohlfühlwetter. Es war wirklich eine Wohltat in der frischen und sonnigen Stimmung durch den goldenen Oktoberwald zu wandern. Allerdings war es mit 35 Schülern doch schon recht anspruchsvoll für mich, wenn jeder zuerst wissen möchte, was er gerade gefunden hat. Und Pilze gab es wieder reichlich. Leider waren die Hallimasch weitgehend überständig, aber dafür beglückten einige Maronen und Rotfüßchen in Top – Qualität. Umstrittene Graukappen hätten massenhaft in die Körbe der Kinder wandern können. Da sie nicht immer bekömmlich sind, wurden sie im Wald gelassen. Die Schüler waren alle durchweg begeistert bei der Sache, teils sogar mit richtig guten Pilzbüchern ausgestattet. Ein gesonderter Bericht folgt später.

Und falls es doch noch einen Regenschauer geben sollte, hat man gleich einen Schirm zur Hand.

Mittwoch, 30. Oktober – Zum letzten mal ging es heute in die Region Karow zu einer Mittwochsexkursion. Und dieses mal war ich wieder alleine unterwegs. Mehrere Teilbereiche der Nossentiner/Schwinzer Heide wurden in den letzten 4 Wochen angesteuert. Heute war der letzte Quadrant des Messtischblattes 2439 angesagt. So startete ich gegen Mittag bei sonnigem, aber recht frischem Wetter mit meinem Leichtkraftroller zum Zielgebiet. Zum Glück war es nahezu windstill und die Sonne wärmte zumindest etwas. Trotzdem ist es in der frischen Polarluft schon eine kleine Herausforderung so eine lange Strecke zu fahren. Aber es ist gesund und härtet ab. Ich startete meine Exkursion entlang des Ziegeleibruchs und am Naturschutzgebiet Samtoer See entlang in die Kleine Heide. Streckenweise sah es sehr pilzleer aus. Die Luft war hier weitgehend raus. Selbst am sonnigen Kieferwaldrand wuchs außer überständigen Butterpilzen, einigen Champignons und Kakao – Fälblingen kaum noch etwas. Auch im klassischen Maronen – Kiefernwald keine nennenswerten Frischpilze. Gleiches im Fichten – Hochwald. Nicht einmal die im Forst Farpen gestern so massenhaft vertretenen Nebelkappen waren hier zu sehen. Erst im inneren der Kleinen Heide, wo Buchen zwischen den Kiefern wuchsen, war ein zwar recht artenarmer, aber weitgehend frischer Wachstumsaspekt im Gange. Geprägt von den zu dieser Jahreszeit so typischen Zitronen– , Gallen- und Buchen – Spei – Täublingen sowie einigen Milchlingen und Wulstlingen. Vereinzelt an Nadelholz – Stubben Rauchblättrige Schwefelköpfe. Was mich sehr verwundert hat, obwohl das Gebiet entsprechend arm und sandig war, nicht ein einziger Frostschneckling. Auch kein Grünling oder Schnee – Ritterling, die hier eigentlich zu erwarten gewesen wären. Die Frostschäden an den Frischpilzen hielten sich in grenzen, aber wir müssen noch zwei am Erdboden richtig kalte Nächte überstehen, bevor es wieder milder werden soll. Der Bericht von heute folgt später, da noch etliche Veranstaltungsrückblicke in der Warteschleife stehen.

Während im reinen Kiefern – Hochwald nur vereinzelt noch eine überständige Marone zu sehen war, schoben in dem mit Buchen untermischtem Bereich noch ganz frische Exemplare. Hier hat erst der intensive Oktober – Regen für eine ausreichende Durchfeuchtung gesorgt und das nun frisch fallende Buchenlaub schützt die Pilze oft noch vor Frostschäden. Die Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) waren im Buchenlaub gut getarnt und für dieses Foto habe ich sie natürlich etwa günstiger platziert. 29.10.2019 in der Kleinen Heide.

31. Oktober – Reformationstag – Der Höhepunkt der Pilzsaison 2019 liegt hinter uns. Nach einer langen Durststrecke seit 2018 zeigten uns die Pilze, dass sie noch da sind. Es hatte endlich reichlich geregnet und somit begann ein überdurchschnittliches Wachstum vieler Arten, so wie wir es schon lange erwartet haben. Insbesondere waren wieder Champignons und Rosablättrige Egerlings – Schirmpilze ganz vorne dabei. In den Wäldern vor allem große Mengen von Maronen – Röhrlingen, aber auch Steinpilze und andere Klassiker. Auch erfreuten uns ganz besonders viele Fliegenpilze. Es herrschte schlicht Hochsaison und das war auch bei den Beratungen zu spüren. Gegen Ende des Monats schienen viele Pilzsammler gesättigt und ihr bedarf gedeckt zu sein. Das Wetter spielte natürlich mit. Nur zu Beginn des Monats und zum Ende hin gab es Bodenfrost. Zwischendurch in milder Luft viel Regen. So können wir auf einen überaus pilzreichen Oktober 2019 zurück blicken.

Während in den moosreichen und sandigen Nadelwäldern im wesentlichen die Luft raus zu sein scheint, könnte es im November in unseren Buchenwäldern noch etwas weiter gehen. Hier dauerte es, bis der Regen durch das geschlossene Laubdach reichlich Feuchtigkeit durchbringen konnte und zum anderen sind viele Pilze, die noch unter dem Schutz der Laubdecke heran wachsen, auch vor den derzeitigen Bodenfrösten relativ sicher. So schoben gestern in der Kleinen Heide reichlich frische Täublinge. Leider schmecken diese Buchen Spei – Täublinge (Russula mairei) sehr scharf und sind somit ungenießbar.


Um den Monatswechsel war es in einigen unserer besten Buchenwälder noch recht pilzarm. So auch in den Wäldern rund um die mecklenburgische Kleinstadt Rehna. Daher sagte der dort ansässige Pilzverein Heinrich Sternberg Rehna e.V. seine Tage der Pilze, die am letzten September – Wochenende geplant waren, ab. Aber kaum war dieser Beschluss gefasst, schossen auch hier immer mehr Kobolde aus den Böden der Wiesen und Wälder. Als Ausgleich lud der Vorsitzende des Pilzvereins, Torsten Richter, zu mehreren Pilzwanderungen an den folgenden Oktober – Wochenenden ein. Hier einige Fotos von den erfolgreichen Pilz – Touren rund um Rehna von Torsten Richter.


Fortsetzung unter „Wetter/Pilze November 2019“