Mittwochsexkursion am 28.04.2021

28. April 2021 – Kartierungsexkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion durch den Wolfsbruch

Auch für interessierte Gäste

Es ging in den MTB – Quadranten 2033/3 = Boltenhagen

Im dritten Quadranten des Messtischblattes Boltenhagen finden sich einzelne, kleinere Wälder, die für unsere Mittwochsexkursion in Betracht kamen.  Da wäre beispielsweise der Wald westlich Thorstorf zu nennen. Hier war ich schon vor einiger Zeit im Rahmen der Mittwochsexkursionen im damals trockenen Sommer 2018 unterwegs und auch eine durchaus ergiebige öffentliche Lehrwanderung führte schon mal im Spätherbst hier her. Sogar in Begleitung von Wismar – TV. Weitere, kleine Waldbereiche finden sich südlich von Klütz. Eines davon trägt die Bezeichnung Wolfsbruch. Ob der Wolf hier angesichts seiner weiteren Ausbreitung zuhause ist, kann ich nicht sagen. Wir haben ihn nicht gesehen. Wir, das waren zwei Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. Das Wetter zeigte sich von seiner schönen Seite und es war sogar mit 13/14 Grad der wärmste Tag der Woche. Das überschaubare Waldgebiet ist im inneren teils mit intaktem Erlenbruch versehen und umrandet mit trockeneren Laubwäldern. Vom Termin her konnten wir kaum einen besseren Zeitpunkt für diese Frühlingsexkursion ausgewählt haben. Der Waldboden war über weite Strecken ein Blütenmeer und das sonnige Wetter trug seinen Teil für diesen positiven Eindruck bei. Das Angebot an Frischpilzen hielt sich zwar in Grenzen, wer es jedoch auch auf eine Pilzmahlzeit abgesehen hätte, wäre nicht enttäuscht worden. Zwar keine luxuriösen Morcheln, aber dafür frische, zartfleischige Schuppige Porlinge. Hier einige Impressionen von heute:

Runzliger Schichtpilz (Stereum rogosum).

Die schwarzen Strukturen auf dem Baumstumpf werden vom Tintenstrichpilz (Bispora antennata) hervorgerufen.

Weite Poren sind kennzeichnend für den Winter – Stielporling (Polyporus brumalis).

Der nah verwandte Mai – Stielporling (Polyporus lepideus) besitzt viel engere Porenöffnungen. Beide Arten wuchsen am selben Stubben.

Anemonen – Becherling (Dumontinia tuberosa). Foto: Christopher Engelhardt.

Diese Schlauchpilze parasitieren Buschwindröschen und wachsen aus einen sogenannten Sklerotium (verhärtete Dauerform des Pilzes) heraus.

Der Wald ist noch unbelaubt und lässt viel Sonnenlicht durch. Aufgrund des unterkühlten April – Wetters können sich die Frühblüher in diesem Jahr viel Zeit lassen und dadurch nicht nur die Insekten, sondern auch den Waldspaziergänger erfreuen.

Hohe – Schlüsselblume (Primula elatior).

Der Silberfleck (Phlyctis argena) reagiert auf KOH mit einer rötlichen Verfärbung. Eine häufige Flechte an den Stämmen von glattberindeten Bäumen.

Zahlreiche Birnen – Stäublinge (Lycoperdon pyriforme) aus dem letzten Herbst fanden sich um und an alten Baumstümpfen.

Dieser windgetrocknete Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) gehört zu den Freiblättlern. Die Blätter stehen frei, erreichen nicht die Stielspitze.

Ein Phytoparasit an Rosengewächsen, der Rosenrost.

Dieses kleine Büschel Blätterpilze schob sich am Grunde eines alten Laubbaum – Stubbens empor und gab uns Rätsel auf.

Nur eines scheint klar zu sein. Es handelt sich um einen Vertreter der Gattung Agrocybe, zu deutsch Ackerling.

Im Zentrum des Wolfsbruchs befinden sich Feuchtbereiche.

Im Buchenbereich finden sich zahlreiche Baumstümpfe, die mit Porlingen besetzt sind. Hier ist es eine Buckel – Tramete (Trametes gibbosa).

Die Poren der Buckel – Tramete (Trametes gibbosa) sind sehr vielgestaltig und erinnern teilweise eher an Lamellen. Hier schien die Schöpfung sich nicht einig geworden zu sein, den Pilz mit Lamellen oder mit Poren auszustatten. Man einigte sich auf einen Mittelweg.

Auf der feuchten und dunklen Unterseite von totem Eichenholz findet sich ausnehmend häufig und oft in großen Mengen das Schneeweiße Haarbecherchen (Dasyscyphus niveus). Hier ist es bereits etwas vergilbt.

Die Unterseiten feuchten Holzes lieben auch die Weichbecherchen der Gattung Mollisia. Foto: Chris Engelhardt.

Um die genaue Art festzustellen, müssen die kleinen Ascomyceten in der Regel mikroskopisch untersucht werden. Chris hat sich entsprechend Zeit genommen und ist beim Braungrauen Weichbecherchen (Mollisia olivaceocinerea) gelandet. Auch dieses Foto stammt von Christopher Engelhardt.

Und hier sehen die Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme). Ein häufiger Pyrenomycet an toten Laubholzstämmen und Ästen. Foto und Bestimmung: Chris Engelhardt.

Eine recht häufige Art an toten Laubholzknüppeln und Ästen ist der Ablösende Rindenpilz (Cylindrobasidium evolvens).

Ja, und zum Schluss sogar noch etwas küchentaugliches. Junge Schuppige Stielporlinge (Polyporus squamosus).

Aus einem feucht liegenden Laubbaumstamm brachen etliche Fruchtkörper dieses jung essbaren Porlings heraus.

Beim fotografieren muss Einsatz gezeigt werden. Foto C. Engelhardt.

Mir fiel ein, dass ich mir eigentlich schon lange vorgenommen hatte, einige essbare Wald- und Wiesenpilze einem persönlichen Geschmackstest zu unterziehen und nahm deshalb einige Fruchtkörper mit.


Hier die Artenliste von MTB 2033/3 = Wolfsbruch: Brauner Scharbockskrautrost, Zugespitzter Kugelpilz, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Striegeliger Schichtpilz, Runzliger Schichtpilz, Warziges Eckenscheibchen, Judasohr, Holunder – Rindenschichtpilz, Rotbrauner Borstenscheibling, Tintenstrichpilz, Winter – Stielporling, Mai – Stielporling, Anemonen – Becherling, Geweihförmige Holzkeule, Birnen – Stäubling, Schmetterlings – Tramete, Riesenporling (mumifiziert), Rehbrauner Dachpilz, Rosenrost, Eichen – Zystidenrindenpilz, Braungraues Weichbecherchen, Angebrannter Rauchporling, Birken – Zungenporling, Birken – Blättling, Buckel – Tramete, Striegelige Tramete, Schneeweißes Haarbecherchen, Echter Zunderschwamm, Schuppiger Stielporling, Ablösender Rindenpilz, Bovistähnlicher Schleimpilz und Ampfer – Rost.


Wir verabschieden uns vom Wolfsbruch am 28. April 2021.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!