Wulstlinge = Amanita
Zu den Wulstlingen gehören sowohl gefährliche Giftpilze als auch einige der besten Speisepilze. Viele sind am Stielgrund knollig verdickt (Knollenblätterpilze) und oft mit Hüllresten einer Volva (Hauttasche) ausgestattet. Die Beschaffenheit der Stielbasis ist einer der wichtigsten Bestimmungsmerkmale, daher die Pilze niemals abschneiden! Auch tragen viele Arten eine Manschette. Auch sie trägt für die Bestimmung einzelner Arten markante Merkmale. Nur bei den Scheidenstreiflingen ist keine Manschette vorhanden. Zu ihnen gehört der gefährlichste aller Giftpilze, der Grüne Knollenblätterpilz und einer der edelsten Speisepilze überhaupt, der Kaiserling. Alle Arten Leben in Symbiose mit Bäumen, bilden also eine Mykorrhiza. In Mitteleuropa etwa 36 Arten.
Grauer Wulstling (Amanita excelsa). Diese essbare Art kann bei Oberflächlichkeit leicht mit dem giftigen Pantherpilz verwechselt werden. Die Hüllreste auf dem Hut sind aber grau-schorfig, die Manschette ist deutlich gerieft und die Stielknolle ist nicht umrandet. Er wächst von Juni – Oktober in Laub- und Nadelwäldern. Bevorzugt aber, im Gegensatz zum giftigen Pantherpilz, der Sandböden liebt, hauptsächlich gehaltvollere Böden. Standortfoto am 28. Juni 2009 im Wald bei Levetzow/Kahlenberg.
Ähnlich dem Grauen Wulstling ist der häufigere Perlpilz (Amanita rubescens), ein guter Speisepilz, der roh giftig ist. Wir finden ihn in Laub- und Nadelwäldern von Ende Mai bis in den November. Auf dem Hut befinden sich in der Regel grauschorfige Hüllreste, die aber auch fehlen können. Die meist weiße Manschette ist oberseits gerieft und die Stielknolle ist einfach, ohne Huttasche oder abgesetztem Wulst. Irgendwo am Pilz ist meist das charakteristische Röten zu erkennen. Der rechte Fruchtkörper ist sternförmig aufgerissen, was Trockenheit geschuldet ist und nicht dem normalen Erscheinungsbild entspricht.
Perlpilz (Amanita rubescens), gelb beringte Form. Wir finden diese, etwas schmächtigere Variante, meist auf sauren Sandböden. Essbar, roh giftig! Die Pilze hat Wilhelm Schulz am 02.09.2015 fotografiert.
Rauer Wulstling (Amanita franchetii). Ähnlich einem kleinen Perlpilz, aber ohne Rötungen im Fleisch. Statt dessen gelbliche Hüllreste und Flockengürtel im unteren Stielbereich sowie gelb gesäumte Manschette. Im Laubwald und Parks. In diesem Fall unter einer solitär – Eiche im Schlosspark Wiligrad. Selten und gilt als giftig!
Stachelschuppiger Wulstling (Amanita solitaria). Diese in Mecklenburg sehr seltene, wärmeliebende Art gedeiht auf kalkhaltigen Böden im Laubwald. In diesem Fall im Buchenwald bei Schwerin. Er ist auf dem Hut mit pyramidenförmigen, stachelschuppigen Hüllresten verziert. Die Stielknolle besitzt, ähnlich wie beim Fliegenpilz, 1 – 3 konzentrisch angeordnete Warzengürtel. Die weißen Lamellen können leicht grünlich schimmern. Er gilt als giftverdächtig. Foto im September 2009.
Gelblicher Knollenblätterpilz (Amanita citrina). Er ist der häufigste der giftigen Knollenblätterpilze, obwohl er keinesfalls ein gefährlicher Giftpilz ist. Früher wurde er von dem tödlich wirkenden Grünen Knollenblätterpilz nicht unterschieden und ebenfalls für sehr giftig gehalten. Er soll aber keines der gefährlichen Amanita – Gifte enthalten und das Toxin Bufotenin, das in ihm nachgewiesen wurde, wird beim Verzehr dieser Pilze kaum für Unwohlsein sorgen, dafür wohl eher sein muffiger Geschmack. Er riecht außerdem nach rohen Kartoffeln und hat meist eine stark abgesetzte Knolle ohne Hautlappen. Die Art wächst besonders ab Spätsommer bis zum Spätherbst in Laub- und Nadelwäldern. Standortfoto am 25.08.2010 im Herrenholz.
Gelblicher Knollenblätterpilz – weiße Form (Amanita cirtina). Gelegentlich findet man den Gelblichen Knollenblätterpilz ganz in weiß. Zur Abgrenzung zu den tödlich giftigen Weißen- und Kegelhütigen Knollenblätterpilzen kann der Geruch zur Hilfe genommen werden. Er ist eindeutig muffig – kartoffelartig. Der Gelbliche Knollenblätterpilz ist nur leicht giftig. Er wächst vom Spätsommer bis zum Spätherbst in Laub- und Nadelwäldern. Die dicke, abgesetzte Knolle steckt nicht in einer lappigen Volva, so wie es bei den tödlichen Arten der Fall ist. Standortfoto im Herbst 2009.
Der Kegelhütige Knollenblätterpilz (Amanita virosa) ist tödlich giftig und bei uns in Mecklenburg nur sehr zerstreut in Buchenwäldern zu finden. Der weiße, sehr schlanke Pilz wächst meist einzeln oder zu wenigen Exemplaren. Sein Stiel ist typisch längsfaserig/rissig, die Manschette oft zerfetzt und die schwache, häutige Stielknolle sitzt tief im Boden. Er riecht unangenehm süßlich Rettich artig. Standortfoto am 29.08.2010 im Schlemminer Staatsforst.
Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) gilt als gefährlichster Giftpilz! Mehr oder weniger grünlicher Hut in unterschiedlichen Schattierungen, dicke, lappige Volva an der Stielknolle und süßlicher Honiggeruch sind seine wesentlichsten Kennzeichen. Er wächst von Ende Juni bis in den November unter Eichen, Buchen, Linden und Fichten. Die ersten Vergiftungsymptome treten frühestens nach 4, meist aber erst nach 6 – 24 Stunden auf und äußern sich durch Brechdurchfälle. Bereits 5 – 10g Frischpilze bei Kindern und 40 – 50g bei Erwchsenen können tödlich sein. Verantwortlich für die fatalen Folgen sind Amatoxine und Phalloidine. Bei rechtzeitiger, intensiv medizinischer Behandlung, kann das zerstörerische Wirken der Toxine auf lebenswichtige Organe, vor allem der Leber, gemindert werden und eine Rettung ist heut zu Tage möglich. Dennoch ist er immer noch für fast alle Todesfälle durch Pilzgenuss verantwortlich. Standortfoto in den Kobander Tannen.
Grüner Knollenblätterpilz, weiße Form (Amanita phalloides var. alba). Manchmal, wenn auch relativ selten, fehlen dem Grünen Knollenblätterpilz die grünen Farbpigmente und er tritt in allen Teilen komplett weiß auf. Alle anderen Merkmale stimmen mit der Normalform überein. Diese Pilze habe ich in den Kobander Tannen unter einer Buche fotografiert, wo sie fast alljährlich in zahlreichen Exemplaren wachsen. Wenige Meter daneben, unter weiteren Buchen und Fichten, stehen dann die richtig grünen „Mörder“. Er ist genauso tödlich wie die Normalform und kann besonders leicht mit Champignons verwechselt werden.
Der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist der Giftpilz schlechthin, den sprichwörtlich schon jedes Kind kennt. Er ist ein Schmuck unserer Wälder, wo er besonders unter Birken und Fichten im Herbst sehr zahlreich auftreten kann. Seine Fruktifikationsperiode beginnt aber bereits ab Juni. Seine rote Hut Farbe, die weißen Hüllreste, die weißen Lamellen und der ebenfalls weiße Stiel mit einer Knolle, die mit warzigen Gürtellinien verziert ist, charakterisieren ihn gut. Allerdings gibt es auch orangegefärbte – Formen. Auch die Hüllreste auf dem Hut können fehlen, z. B. nach stärkeren Regenfällen. Von einigen Naturvölkern wurde er wegen seiner berauschenden Wirkung oft als Droge genutzt. Vor Nachahmungen sei allerdings gewarnt, denn er enthält neben Ibotensäure und Muscimol eventuell noch weitere Giftstoffe, die zu ernsten Komplikationen führen können. Tödliche Vergiftungen treten aber kaum auf. Standortfoto am 28. Oktober 2009 im Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg
Brauner oder Königs – Fliegenpilz (Amanita regalis). Diese stolze und ebenfalls sehr hübsche Art kommt in Mecklenburg leider nicht vor. Ich habe den Pilz in Norwegen häufig in Fichtenwäldern gefunden. Er kommt anscheinend nur in den angestammten Arealen der Fichte vor. Hier soll er auf saurem Gestein wie Schiefer, Phyllit oder Gneis wachsen. Wer ihn in Norddeutschland finden möchte, muss sich schon zumindest in den Harz begeben. Auch im Erzgebirge, Thüringen usw. soll er zu Hause sein. Bis auf die braune Hut Farbe ähnelt er in den anderen Merkmalen dem viel häufigeren Roten Fliegenpilz und ist ebenso giftig! Dieses Foto habe ich von Wilhelm Schulz bekommen. Er hat den Pilz am 12.07.2013 im Harz gefunden und fotografiert.
Der Fransige Wulstling (Amanita strobiliformis) gehört zu den größten europäischen Blätterpilzen. Die Spannweite seiner Hüte kann 30 cm überschreiten. Da er fast nie in Wäldern, sondern eher in Parkanlagen unserer Städte und Dörfer vorkommt, erreicht er nur selten diese Größe, da er vorher meist zerstört wird. In Wismar wächst er im Sommer mitunter zahlreich auf Parkrasen unter Linden. Die grauweißliche Färbung mit gleichfarbigen Velum Resten auf dem Hut und der fransig behangene Hutrand bei auf geschirmten Exemplaren machen ihn leicht kenntlich, ja unverwechselbar, wenn man die quarkartige Konsistenz seiner Hutfransen beachtet. Foto: Andreas Okrent, im Sommer 2013 in der Hansestadt Wismar aufgenommen.
Grauhäutiger Scheidenstreifling (Amanita submembranacea). Der Pilz gilt in Deutschland als südlich verbreitete Art der Gebirgsnadelwälder. Es gibt aber auch einige Lokalitäten bei uns in Mecklenburg, wie mir Benno Westphal bestätigte. Ich fand diesen auffallend großen und kräftigen Scheidenstreifling mehrfach an einer sandigen Waldkannte bei Venzkow unter Quercus und Fagus. Auffallend ist neben der Größe auch die üppige, graue Volva. Dieses Foto hat uns Wilhelm Schulz aus Duisburg zur Verfügung gestellt. Er hat es in Seebachtal bei Mallnitz in Kärnten/Österreich im Jahr 2014 aufgenommen.
Porphyrbrauner Wulstling (Amanita porphyria). Der schlanke, hochbeinige, porhyrbraune Knollenblätterpilz ist von Juli bis Oktober in Nadel- und Mischwäldern zu finden. Besonders gern unter Fichten auf sauren Böden. Auf dem Hut finden sich häufig graue, häutig – warzige Hüllreste. Die Lamellen sind weißlich, frei bis angeheftet und stehen dicht. Der Stiel ist grauweißlich mit dünner, oft am Stiel angeklebter Manschette. Die Stielbasis ist stark kugelig angeschwollen mit einem wulstigen Saum. Schwach giftig und soll das Krötengift Bufotenin enthalten, welches nicht hitzebeständig ist. Standortfoto.
Riesen – Scheidenstreifling (Amanita ceciliae). Die prächtige, große, hochbeinige Art ist gekennzeichnet durch den hellbräunlichen Hut mit seinen dicken grauschorfigen Hüllresten und dem stark gerieften Hutrand. Der hohe, schlanke, nach oben zu verjüngte und weißliche Stiel besitzt keine Knolle. Zur Stielbasis treten aber meist mehrere, gürtelartige Zonen auf. Die Lamellen sind weiß. Wir finden die imposante Art auf sauren und kalkhaltigen Böden in Laub- und Mischwäldern. Gefunden unter Rot- und Weißbuchen, Eichen und Linden. In MV selten, wobei im äußersten Nordwesten Mecklenburgs eine Häufung festzustellen ist. Meist einzeln oder nur zu sehr wenigen Exemplaren. Dieses Foto wurde im Staatsforst Rehna (Woitendorfer Wald) von Reinhold Krakow aufgenommen. Essbar, aber wegen seiner Seltenheit und Schönheit zu schonen.
Narzißengelber Wulstling (Amanita gemmata). Schwach giftig! Er ist einer der ersten und auch einer der letzten Wulstlinge im Jahr. Die Art wächst also fast die gesamte Saison über, von Mai – November, in sandigen Wäldern. Er ist weit verbreitet, aber nie in größeren Mengen auftretend. Eher einzeln oder wenige Exemplare. Der zarte Pilz ist recht zerbrechlich. Gelbliche Huthaut mit weißlichen Hüllresten und gerieftem Hutrand. Der weißliche Stiel ist weich, meist flüchtig beringt und die Knolle wird von einem Wulst umrandet. Ohne besonderen Geruch.
Kammrandiger Wulstling (Amanita eliae). Ähnlich dem Narzißengelben Wulstling, aber mehr ockerrosa bis isabellfarben. Stark geriefter Hutrand. Hut mit zahlreichen, weißlichen Hüllresten, die auch vom Regen abgewaschen sein können. Stiel schlank und oft tief im Boden eingesenkt. Der Pilz ist selten und kommt meist einzeln in sauren Laubwäldern vor. Giftverdächtig! Foto Wilhelm Schulz am 24.08.2017 bei Olpe – Kimmicke im südlichen Sauerland.