14.05.2020 – Donnerstagsexkursion

14. Mai 2020 – Donnerstags- und Kartierungsexkursion

Donnerstagssexkursion

Das Messtischblatt Langen Brütz war an der Reihe

Exklusiv auch für interessierte Pilzfreunde

Ziel war das Warnow – Durchbruchstal bei Karnin.

Heute stattete ich dem ersten Quadranten des Messtischblattes Langen Brütz = 2335/1 im Rahmen meiner Mittwochsexkursionen einen Besuch ab. Ausnahmsweise mal an einem Donnerstag, weil mir das regnerische Wetter tags zuvor zu ungemütlich erschien. Im Quadranten sind mehrere kleine Wäldchen oder Waldbereiche und auch sonst recht interessante Flurstücke enthalten. Vor wenigen Jahren hatte ich diese Topographische Karte schon einmal zu meinen Mittwochsexkursionen im Programm. Damals spät im November und früh im April. Da ich mir inzwischen weitere Karten zugelegt habe, wurden die Mittwochsexkursionen nochmals neu ausgelost und dadurch auch anders geordnet. Für die nächsten 7 Jahre steht der Ablaufplan fest. Das interessanteste Gebiet dürfte in diesem Quadranten das NSG Warnowtal bei Karnin sein. Das Gebiet ist eine Fundgrube hinsichtlich vieler Großpilze und wurde selbst schon während mykologischer Fachtagungen begangen und kartiert. Es wird also schwierig wirklich neues zu entdecken. Es sei denn, man spezialisiert sich auf kleine Ascomyceten, Phytoparasiten oder andere, teils schwierig zu bearbeitende Pilzgruppen, die ohne Mikroskopie kaum auskommen. So weit soll es auf unseren Mittwochsexkursionen in der Regel nicht gehen. Ich habe aber nichts dagegen, wenn sich entsprechende Experten für das Angebot der Mittwochsexkursionen begeistern könnten.

So war der heutige sonnige, aber dank der Eisheiligen unterkühlte Donnerstag, ein Glücksgriff. Die Sonne sorgte im teils tief in die Landschaft eingeschnittenen Warnowtal für angenehme Temperaturen und es grünte und blühte allerorten. Die vielseitige Struktur dieses Naturschutzgebietes im Zusammenhang mit der frisch ergrünten und erblühten Natur machte die heutige Exkursion zu einem ganz besonders schönen und eindrucksvollen Erlebnis. Eine Perle landschaftlicher Schönheit in Mecklenburg und ein Geheimtipp, wer Ruhe und Erholung sucht.

Unweit der Ortschaft Kleeberg führt dieser Feldweg hinunter nach Karnin.

Eine Infotafel enthält wissenswerte Erläuterungen und Fakten zum Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin.

Es geht einen imposanten Hohlweg hinunter.

An totem und liegendem Buchenholz findet sich der Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia).

Immer weiter geht es in den Grund und die Hänge links und rechts des Hohlweges werden immer höher und steiler.

Eine Buchenruine ist von zahlreichen Zunderschwämmen besetzt.

Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) und das von ihm befallene Buchenholz hatte sogar einmal wirtschaftliche Bedeutung. Aus dem Holz wurden Bleistifte hergestellt, aus dem Zunder beispielsweise Mützen und Hüte. Er soll zur Wundheilung eingesetzt worden sein und er diente zum Feuerentfachen.

Am Ende des Hohlweges erreicht der Wanderer bald die kleine und stille Ortschaft Karnin.

Die Hanglagen sind zunehmend mit Buchen bestanden.

Sicher werden zu gegebener Zeit auch interessante Pilzarten an den Steilhängen auftauchen. Allerdings sind hier bergsteigerische Fähigkeiten angebracht.

Am Ortseingang Karnin folgte ich linker Hand einem Naturlehrpfad und alsbald wandelte sich das Landschaftsbild. Nach kurzer auwaldartiger Umgebung Übergang zur Besenginsterheide mit Kiefern und Eichen.

Besenginster (Cystisus scoparius). Die Pflanze blüht zwar prächtig, ist aber giftig!

Die Blüten warten auf ihre Bestäuber und erfreuen unser Auge.

Dazwischen immer wieder ausgedehnte Bestände vom Maiglöckchen.

Maiglöckchen (Covallaria majalis). Schön, aber ebenfalls giftig!

Weiter führt mich der Weg durch die lichte, helle Landschaft in fast völliger Abgeschiedenheit.

Offenes, extensives Grasland umrandet von Wäldern, Sümpfen und Mooren unweit der Warnow.

Zur Abwechslung mal ein Frischpilzchen. Bitterer Zapfenrübling (Strobilurus tenacellus). Kaum zu Glauben, das er in der Agrarindustrie zeitweise eine große Rolle spielte, da aus ihm ein Inhaltsstoffe zur Bekämpfung von Getreidepilzen gewonnen wurde, sogenannte Strobilurin – Fungizide.

Das Eschensterben lässt grüßen.

Weißdorngebüsch. Gerade im Mai eine gute Adresse für Kochtopf – Mykologen, da unter ihnen gleich drei gute Speisepilze gefunden werden können.

Gezielte Nachsuche führte auch schnell zum Erfolg. Schild – Rötling (Entoloma clyppeatum), die häufigste der drei Arten unter Weißdorn und Schlehenhecken sowie unter Obstbäumen in Gärten. Guter Speisepilz, aber gut durchgaren, da roh giftig!

Die artenreiche Gattung der Rötlinge enthält nur wenige Speisepilze. Die Bezeichnung Rötling rührt von dem rosarötlichen bis fleischfarbenen Sporenpulver her, das hier auf den Hüten und Stielen zu erahnen ist. Weitere Arten, die an beschriebenen Standorten auftauchen können und essbar sind, ist der Blasse Pflaumen – Rötling und gelegentlich auch der Maipilz.

Immer wieder sind hier eindrucksvolle Spuren des Bibers zu finden. Er spielt zur Erhaltung der Moore im Naturschutzgebiet Warnow – Durchbruchstal Karnin eine gewichtige Rolle und man hofft, dass es auch in Zukunft so bleibt.

Ein herrliches Gebiet nicht nur für oben genannte Frühlingspilze.

Auf selbigem Weg, einige Meter vor mir, war noch jemand unterwegs. Leider konnte ich ihn nur von hinten ablichten. Kurz nach dem Foto drehte er sich zwar für Bruchteile von Sekunden zu mir, suchte aber sogleich das Weite. Schade, dass er sich nicht noch für ein ordentliches Porträt – Foto Zeit nahm. Ich denke, Herr Fuchs hatte einen dringenden Termin zum Kaffee – Kränzchen mit Frau Elster. Ossis wissen, was ich meine!

Auch der blaue Himmel mit einigen Schönwetterwölkchen bot ideale Kontraste für die Landschaftsfotografie.

Nach der offeneren Ginster- und Weißdorn – Landschaft folgen herrliche, alte Buchenwälder.

Tolle Licht- und Schattenspiele.

Nachdem ich den Naturlehrpfad zurück gewandert bin, erreichte ich wieder das Örtchen Karnin mit seiner Naturschutzstation.

Eingangsbereich zur Naturschutz – Station.

Das Objekt bietet Platz für 25 Übernachtungen mit Frühstücksraum. Enthält DU/WC, 1 Tagungsraum, Grillplatz mit Feuerstelle, Sitzecken, Spiel- und Liegewiese. Zeltplätze und Stellflächen für Wohnmobile sind in begrenzter Form vorhanden. Sollte das keine Option für spätere Pilzseminare sein? Wir werden sehen.

Ein Lehrbeispiel für Braunfäule, ausgelöst von verschiedenen Pilzarten. Hier scheint es wohl eine alte Weide gewesen zu sein und als Übeltäter könnte der Schwefelporling in Betracht kommen.

Info – Tafel zur Warnow. Sie entspringt in Grebbin und mündet in Warnemünde in die Ostsee.

Einerseits fast ein Wildwasserfluss.

Andererseits zumindest augenscheinlich ein fast stehendes Gewässer.

An alten Buchenstämmen in unmittelbarer Flussnähe durch die hohe Luftfeuchtigkeit besonders schöne und üppig ausgebildete Konsolen des außerordentlich häufigen Striegeligen Schichtpilzes (Stereum hirsutum).

Hier ein besonders schöner Farbkontrast. Die orangen Tönungen der Unterseite mit hellgrüner Algenbildung im Zusammenspiel mit der weißlichgrauen, striegeligen Oberfläche.

Ganz zum Schluss, direkt am anfangs gezeigtem Hohlweg, noch ein richtiger Pilz mit Hut und Stiel. Ein Glockenschüppling aus der Gattung Conocybe. Es ist zwar Frühling, dennoch scheint er mir für einen Frühlings – Glockenschüppling zugehörig nicht in Betracht zu kommen. Der müsste einen deutlichen Ring besitzen, welcher allerdings auch mal abfallen kann. Wir verbleiben also bei Conocybe spec.!

Inzwischen ist es schon spät und die Sonne steht bereits tief. Zeit zur Heimfahrt.

Zum Abschied noch ein Blick auf den Homberg. Mit knapp 100 Metern gehört er für mecklenburgische Verhältnisse schon zu den markanten Erhebungen. Vom „Gipfel“ aus hat man einen herrlichen Blick auf die Landeshauptstadt Schwerin und mit etwas Glück und zur richtigen Jahreszeit auch gleich noch einen Sack voller Steinpilze.


Die Artenliste aus dem NSG Warnow – Durchbruchstal Karin im MTB 2335/1: Holunder – Rindenschichtpilz, Echter Zunderschwamm, Rotbuchen – Rindenkugelpilz, Striegeliger Schichtpilz, Flacher Lackporling, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Birken – Zungenporling, Bitterer Zapfenrübling, Schmetterlings – Tramete, Gemeiner Spaltblättling, Schild – Rötling, Eichen – Rindensprenger, Eichen – Zystidenrindenpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Angebrannter Rauchporling, Buckel – Tramete, Adlerfarn – Fleckenpilz, Striegelige Tramete und Bovistähnlicher Schleimpilz.


Wer Lust hat mich auf meinen Mittwochsexkursionen zu begleiten, ist herzlich dazu eingeladen. Einfach anrufen oder eine E – Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de