Unsere Großpilze im Wandel der Jahreszeiten
Der Frühsommer
(Mitte – Ende Juni)
Dieser kurze Zeitabschnitt ist mykologisch und botanisch gekennzeichnet durch den Übergang vom Frühling zum Sommer. In guten Pilzjahren, oder wenn der letzte Herbst zu trocken war, und jetzt gute Wachstumsbedingungen herrschen, kann sich unter umständen schon ein beachtliches Pilzaufkommen entwickeln. So gab es beispielsweise in den Jahren 1993 und 1998 (beides sehr gute Pilzjahre) schon um diese Jahreszeit reichlich Frischpilze in Wald und Flur. Der Sommer und Herbst 1997 waren sehr trocken, so dass nur wenige Pilze wachsen konnten. Als es dann endlich, Mitte Oktober, ergiebig regenete, war es für viele Arten schon zu spät. Im Mai und Juni, sowie auch im weiteren Verlauf des Jahres 1998 gab es aber Ideale Bedingungen mit viel Regen. Es setzte ein für diese frühe Zeit ungewöhlich starkes Pilzwachstum ein. Von Mitte Juni an herrschte schlicht und ergreifend Hochsaison bei den Pilzen. Wulstlinge, Schirmpilze, Champignons, Täublinge und Milchlinge, Röhrlinge und Pfifferlinge, also fast alles, was des Pilzsammlers Herz höher schlag läßt, war zu finden. Sogar der in den Herbst gehörende Hallimasch konnte sich nicht zurück halten. Solch ein hohes Pilzaufkommen zu so früher Zeit ist aber die Ausnahme! Es zeigt aber, was unter bestimmten Voraussetzungen zu dieser Jahreszeit schon möglich ist.
Typische Pilzarten für diesen Aspekt sind:
Waldfreund Rübling (Collybia dryophila). Ein kleiner, essbarer Blätterpilz in fast allen Waldgesellschaften.
Schuppiger Sägeblättling (Lentinus lepideus). Zähfleischiger, recht ansehlicher Blätterpilz auf Kiefernholz, an trocknen, sonnigen Standorten. Ungenießbar.
Breitblättriger Rübling (Megacollybia plyphylla). Großer Blätterpilz des Waldes, oft Aspektbestimmend. Schwach giftig!
Skerotien Porling (Polyporus tuberaster) Kleiner Verwandter des Schuppigen Porlings, an Laubholz. Ungenießbar.
Nach kräftigen Regenfällen zieren jetzt oft auffällige „Hexenringe“ von kleinen, dünnstieligen, ledergelblichen Blätterpilzen viele Wiesen- und Rasenflächen. Es handelt sich um den Nelken– oder Feldschwindling (Marasmius oreades), ein schmackhafter und beliebter Speisepilz, der sich besonders zum trocknen als Würze für Suppen und Soßen eignet. Ebenfalls auf Wiesen, in Wäldern und Parkanlagen, sogar mitten in den Städten gibt es jetzt erste Anis– und Stadtchampignons, aber auch den giftigen Karbol– oder Giftschampignon (Agaricus xanthodermus), der immer wieder mit den essbaren Arten verwechselt wird. Er kann starke Verdauungsstörungen bewirken, die sich in heftigen Brechdurchfällen äußern. Bei Berührung, besonders beim anreiben der Hutoberfläche oder der Stielbasis, tritt sofort eine markante gelbverfärbung ein und er riecht unangenehm nach Karbol oder Medizin. Die Vergiftungen sind aber in der Regel nicht lebensbedrohlich. Er hat mehre Wachstumsschübe im Jahr und erscheint oft sehr zahlreich am Standort, meist etwa 8 – 10 Tage nach stärkeren Regenfällen.
Anders bei blassen Formen des Grünen Knollenblätterpilzes (Amanita phalloides) oder des Frühlings – Knollenblätterpilzes (Amanita verna), letzterer besitzt sogar einen rein weißen Hut. Sie sind die gefährlichsten Giftpilze und 95% aller tödlichen Pilzvergiftungen gehen auf ihr Konto. Auch sie können vereinzelt schon auftauchen und ganz jung mit Champignons verwechselt werden. Deshalb niemals zu junge Pilze zum Verzehr sammeln, erst wenn man genau sieht, um welche Art es sich handelt!