Wanderung bei Hohen Pritz

27. Juli 2019 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Grünen Knollenblätterpilzes

Sie führte durch die Wälder bei Hohen Pritz

Unweit der Dabeler Holländermühle befindet sich der Parkplatz am Holzendorfer See. Er war heute Zweittreffpunkt zu unserer Wanderung.

In wenigen Tagen beginnt der August und somit der erste Monat der Hauptsaison. Die Artenvielfalt nimmt ab jetzt in der Regel merklich zu, günstige Witterung vorausgesetzt. In den Monaten August bis Oktober erreicht sie in der Regel ihr Maximum.  Leider sind die Bedingungen derzeit alles andere als günstig. Es hat zwar in den zurückliegenden Wochen immer mal etwas geregnet, örtlich durchaus ergiebig, aber Sonne, Wind sowie zeitweise große Hitze lassen das Regenwasser schnell wieder verdunsten. So waren die leichten Sandböden auf unserer heutigen Tour auch völlig ausgetrocknet und es gab kaum Frischpilze. Da wir aber zwei angehende Forstwirte bzw. Beamte mit dabei hatten, konnten wir auch einiges über die moderne Forstwirtschaft erfahren. Auch Wildspuren an der Vegetation und an Bäumen waren ein Thema, genauso wie der Borkenkäfer und natürlich die Klimaerwärmung.

Stichwort Klimaerwärmung und damit einhergehender Niederschlagsarmut. Der Holzendorfer See hat inzwischen schon viel Wasser verloren, wie diese Aufnahme am Beginn des Badesteges verdeutlicht.

Nach dem wir den Buchenberg rechts liegen gelassen hatten, erreichten wir ein lichtes Jungkieferngebiet mit Heidecharakter. Wir wanderten etwas verkürzt die Route unserer letztjährigen Nachtwanderung ab.

Gab es im vergangenen Dürre – Sommer eine reiche Mast von Eicheln, so sind es in diesem Jahr ungewöhnlich viele Bucheckern.

Auch schon die Äste dieser relativ jungen Buchen biegen sich unter der Last der Mast. Sie stehen hier auf besonders trockenen Sandböden. Ein Zeichen, dass es ihnen nicht gut geht. Es ist eine Panik – Reaktion zur Arterhaltung. Ähnliches kann sich an der Pilzfront auch einstellen, sollten sich im Verlauf endlich günstigere Wachstumsbedingungen ergeben.

Eine Waldlichtung. Das Gebiet ist recht vielfältig strukturiert, auch durch militärische Nutzung in früheren Jahrzehnten.

Adlerfarn – Fleckenpilz (Rhopographus filicinus).

Ein schöner und lichter Waldweg mit Buchenmischwald. Das heißt, es waren auch Eichen, Birken und Kiefern eingestreut. Das erhöht die Vielfalt der Pilzarten, die bei besseren Bedingungen hier sicher besonders üppig wachsen dürften.

Schuppige Sägeblättlinge (Lentinus lepideus) durch die Hitze fast zur Unkenntlichkeit zusammen geschnurrt. Wir finden sie ausschließlich an totem Kiefernholz und an trockenen, gern sonnigen Standorten.

Mahlbaum vom Schwarzwild – Fichte.

Ein naturnaher Waldbereich mit Kiefern und Fichten sowie Jungwuchs. Drahtschmiele, Moose und Blaubeeren.

Ein wenig Baumkunde und wissenswertes über Wildverbiss und warum es nicht so einfach ist, Jungeichen aufzuforsten.

Eichenwirrlinge (Daedalea quercina) sind strenge Spezialisten. Wir finden diese Porlinge mit den verwirrenden Lamellen auf der Unterseite ihrer Konsolen nahezu ausschließlich an totem Eichenholz. Allerdings wird in M. H. Kreisel  – Handbuch für Pilzfreunde, Bd. 2 auch Edelkastanie, Robinie, Rot- und Hainbuche sowie Kirsche angegeben.

Eine junge Stinkmorchel (Phallus impudicus) hat es schwer im trockenen Fichtenforst. Das Hexenei scheint kurz vor der Streckung, ist aber schon reichlich eingetrocknet.

Die Schützende Gallertschicht ist schon stark zusammen geschnurrt.

Hier war der Buchdrucker am Werk. Besser bekannt unter der Bezeichnung Borkenkäfer. Durch die Trockenheit sind viele Fichtenbestände akut gefährdet. Betroffene Bereiche müssen umgehend abgeholzt werden, um seine Ausbreitung zumindest ein wenig einzudämmen. Aber die Fichte wird nach und nach ohnehin aus den mecklenburgischen Wäldern verschwinden.

Ein Schadbild, dass an vielen Stämmen dieses Fichtenforstes zu sehen war. Verursacht durch Rotwild. Die Bäume, so haben wir gelernt, gehen daran nicht zu Grunde, aber der Wuchs des Stammes verändert sich.

Wir erreichen den ehemaligen Forsthof Turloff.

In seiner unmittelbaren Umgebung einige mächtige, alte und unter Naturschutz stehende Eichen.

Und endlich, während der letzten Schritte in Richtung Parkplatz, am grasigen Straßenrand, die ersten und letzten Frischpilze der heutigen Wanderung. Gelbbräunliche Trichterlinge (Clitocybe gibba).

Wenig Pilze – wenig Leute. Unter diesem Motto stand auch die heutige Wanderung mal wieder. Trotz alledem war sie kurzweilig und informativ. 27. Juli 2019 im ehemaligen Staatsforst Turloff bei Hohen Pritz.

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!