Vereinsexkursion Peeschen Tannen

01. November 2020 – Vereinsexkursion der Pilzfreunde

Vereinsexkursion

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. Gruppe der Pilzfreunde

Sie führte durch die Peeschen Tannen

In den Peeschen Tannen am 01. November 2020.

Es wurde mal wieder Zeit für eine Vereinsexkursion. Ursprünglich standen die Peeschen Tannen bereits zum 24. Oktober im Rahmen einer öffentlichen Lehrwanderung auf meinem Plan. Aber durch diverse Termin – Abstimmungen  und Verschiebungen hinsichtlich der großen Ausstellungen und des Pilzseminars, die dann leider ausfielen, musste dieser Termin verschoben  und auf eine Vereinsexkursion verlegt werden. Gerne waren deshalb auch Gäste eingeladen, denn im wesentlichen geht es auf unseren Vereinsexkursionen nicht viel anders zur Sache, wie bei einer normalen Lehrwanderung. Nur das der Kartierung eine etwas größere Rolle zukommt. Wir finden hier sandige Böden vor, die überwiegend mit Nadelbäumen bestanden sind. Leider hat sich in diesem Gebiet die Spätblühende Traubenkirsche besonders stark ausgebreitet und den Wald „verpestet“. Aber dass sollte uns nicht davon abhalten, heute hier auf Pilzpirsch zu gehen. Das Wetter war für November überaus mild und das nun schon spätherbstliche Pilzaufkommen zeigte sich außerordentlich vielseitig.

Der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist immer ein Blickfang.

Tonfalbe Schüpplinge (Pholiota lenta) finden sich besonders im Spätherbst auf Holzresten. In manchen Jahren auch im März und April. Ihr Fruchtkörper ist von einer dicken Schleimschicht überzogen und wer sich nicht daran stört und ihn sicher zuordnen kann, darf ihn sogar als Mischpilz einsammeln.

Im Spätherbst und Winter finden wir überaus häufig den Orangeroten Kammpilz (Phlebia radiata) meist an Laubholz. Aber er schreckt auch vor Nadelholz nicht zurück, so wie hier an Kiefernstubben als Ausgangspunkt. Der Pilz kann dann auch auf Erdreich oder so wie hier, auf Moos, übergehen.

Ich nenne ihn gerne, wenn ich beispielsweise mit Kindern unterwegs bin, Badekappenpilz. Seine wenig appetitliche, schleimige und spangrüne Huthaut lässt sich in einem Zuge wie eine Badekappe abziehen. Ein Vorteil, will man den essbaren Grünspan – Träuschling (Stropharia aeruginosa) in der Küche verwenden.

Die Natur – Apotheke hat geöffnet. Der Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus) wird von einigen Menschen als Magenbitter verwendet. Er soll  Magenbeschwerden lindern helfen.

Butter- oder Horngrauer Rübling? Schwer zu sagen, eher eine Mischform von beiden Varianten. Vom Stiel her, mit seinen rotbräunlichen Farben, eher ein Butter – Rübling, vom Hut her meiner Auffassung nach eher ein Horngrauer Rübling (Collybia butyracea/asema). Essbar, aber minderwertig, sind sie beide.

Diese Rüblinge neigen dazu, sich bei feuchtem Wetter mit Wasser vollzusaugen (hygrophan) und wirken dann viel dunkler, besonders der Hut.

Ein junger Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). In starken Wachstumsphasen sondert er gerne sogenannte Gutationströpfchen ab, hier sind es allerdings nur Wassertropfen des nächtlichen Regens.

Eine Plantage von Binsen – Röhrenkeulchen (Macrotyhula filiformis), in die sich zwei Mäuseschwänzchen (Baeospora myosura) verirrt haben.

Besonders an den Schnittflächen von Laubholz, gerne an lagernden Holzstapeln längst der Waldwege, findet sich im Spätherbst und Winter der Violette Knorpelschichtpilz (Chondrostereum purpureum).

An Flügel von Faltern erinnern die oft rosettenartigen Konsolen der Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor). Auch dieser sehr häufige Porling wird in der Naturheilkunde verwendet. Es werden ihm positive und unterstützende Effekte in der Krebstherapie nachgesagt.

Immer unter Birke: der Weißflockige Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus). Ungenießbar.

Fototermin am Wegrand.

Auch der Echte Pfifferling (Cantharellus cibarius) stand am bemoosten Waldwegrand. Links oben steht ein Flatter – Milchling.

Schleimpilze (Myxomyceten) in Aktion.

Im feuchten Winterhalbjahr inzwischen ein sehr häufiger Holzbewohner ist der Krause Aderzähling (Plicatura crispa).

Durch wechselnde Witterungs- und Temperaturverhältnisse schollig aufgesprungen ist hier die Huthaut des Fleischroten Speisetäublings (Russula vesca.

Die vom Rand etwas zurückgezogene Huthaut ist eines der wichtigsten Merkmale dieses Sprödblättlers, der zu unseren schmackhaftesten Speisepilzen gehört. Fleischroter Speisetäubling (Russula vesca).

Ein Steinpilz (Boletus edulis) wie aus dem Bilderbuch, direkt auf dem Mittelstreifen eines Waldweges.

Steinpilze fachgerecht ernten heißt herausdrehen und nicht abschneiden!

Im Fichtenforst einige Korallenpilze. Fichten – Koralle (Ramaria flaccida).

Dehnbare Helmlinge (Mycena epipterygia) senden zarte Antennen aus. Ausgelöst vom Helmlingsschimmel (Spinellus fusiger).

Zimt – Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus).

Fuchsiger Röteltrichterling (Lepsta flaccida). Obwohl Trichterlings – Habitus gehört der überaus häufige Streuzersetzer zu den Rötelritterlingen. Essbar.

Aus Nadelholz heraus wächst der Nadelholz – Hörnling (Calocera furcata).

Süßlich – fruchtig, nach Amylazetat, riecht der Gelbe Bonbon – Rötling (Entoloma icterinum). Rote Liste Art, die gerne an Ruderalstellen vorkommt.

Hier sehen wir zwei besonders schöne und farbfreudige Pilzarten des Nadelwaldes. Links den an Kiefernholz wachsenden Purpurfilzigen Holzritterling (Tricholomopsis rutilans) und rechts den auf dem Waldboden vorkommenden Roten Heringstäubling (Russula xerampelina). Beide sind essbar.

Runzlige Korallenpilze (Clavulina rugosa) finden sich oft in größeren Trupps in Wäldern. Ohne Speisewert.

Noch einmal bildschöne Tonfalbe Schüpplinge (Pholiota lenta).

Aber es kommt noch schöner. Wunderbar frische Orangeseitlinge (Phylotopsis nidulans).

Orangefärbung und haarig – filzige Hutoberfläche sind die markantesten Merkmale dieses in Ausbreitung begriffenen Holz – Zersetzers.

Stiele werden kaum ausgebildet.

Der Orangeseitling ist zwar essbar, sollte aber wegen seines noch recht zerstreuten Vorkommens und wegen seiner Schönheit lieber geschont werden.

Der Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) ist hingegen ein volkstümlich gern gesammelter Massenpilz. Gegen seine Verwendung in der Küche ist natürlich nichts einzuwenden, zumal er ohnehin zu den schmackhaftesten Speisepilzen überhaupt gehört.

Dieser gelbbräunliche Häubling ist uns in der letzten Zeit immer wieder im Moos der Nadelwälder aufgefallen. Chris Engelhardt hat sich mit ihm etwas näher beschäftigt und ihn als Glockigen Häubling (Galerina pumila) bestimmt. Foto: Engelhardt.

Hier die Sporen von Galerine pumila. Foto: Engelhardt.

Und noch ein weiteres Foto von Chris Engelhardt mit den teils bauchigen Cheilo – Zystiden, teilweise mit Basalschnallen.

Eine wunderschöne und pilzreiche Vereinsexkursion geht zu Ende. Schnell noch ein Erinnerungsfoto. 01.11.2020 in den Peeschen Tannen.

Wann startet die nächste Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!