02.11.2025 Öffentliche Wanderung im Rühner Forst
Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr der Amethystfarbenen Wiesenkoralle
Im Rühner Forst
Sehr kurzfristig entschlossen wir uns, heute eine Öffentliche Wanderung im Rühner Forst durchzuführen.
Bis Mitte dieser Woche war aufgrund der geringen Artenvielfalt in diesem Bereich noch gar nicht daran zu denken. Vor allem, da am Donnerstag im Haushaltforst bei Schwerin gähnende Leere herrschte. Doch die Niederschläge der letzten Tage und die noch milden Temperaturen zeigten heute endlich wenigstens hier ihre Wirkung. Eine Artenvielfalt, mit der Niemand so richtig gerechnet hat, bot sich uns heute.
An erster Stelle sind die Steinpilze (Boletus edulis) zu nennen – viele junge Exemplare wanderten in die Sammelbehälter. Aber auch andere essbare Pilze, wie feste Herbstrotfußröhrlinge, Schirmpilze, Champignons, Schopftintlinge und Violette Rötelritterlinge erfreuten die Mykophagen.
Natürlich sahen wir uns dabei auch die anderen Pilze an – es handelte sich schließlich um eine Lehrwanderung. Und auch dort erfreuten uns viele Pilzarten – darunter auch einige nicht so häufig vorkommende Arten.

Butter-Rüblinge (Rhodocollybia butyracea) auf Schritt und Tritt. Der zäh-faserige Stiel ist an der Basis aufgeblasen erweitert und dort häufig von lockerem, weißen Myzelfilz überzogen.

Bereifte Rotfußröhrlinge (Xerocomellus pruinatus). Wegen der recht kompakten Fruchtkörper heißt er auch Stattlicher Rotfußröhrling. Darüber hinaus wird die Art im Volksmund auch Herbstrotfuß genannt, weil sie bevorzugt im Herbst oder zumindest in herbstartigen Kälteperioden fruktifiziert.

Der Sternschuppige oder Grobschollige Riesenschirmling (Macrolepiota rhodosperma) sieht dem Parasolpilz (Macrolepiota procera) ähnlich und steht diesem sehr nahe, ist aber kleiner, langstieliger und schlanker. Er hat einen dicken wolligen und am Rand ausgefransten Ring, der am Stiel verschiebbar und doppelt ist. Der Stiel ist im Gegensatz zum Parasol nur fein genattert und kann (muss aber nicht) beim Ankratzen der Stielrinde röten.

Charakteristisch für den Grobscholligen Riesenschirmling sind die großen, sich an den Rändern ablösenden Hutschuppen und die große, sternförmige Schuppe in der Hutmitte. Der Hutgrund ist weißlich bis cremebräunlich und wollig längsfaserig.

Die stark nach Anis bzw. Mandeln riechenden Schiefknolligen Anis-Champignon (Agaricus essettei) starten auch noch einmal durch.

Weiße Rettich-Helmlinge (Mycena pura, var. alba) werden nicht als eigene Art, sondern wird als Varietät des Lila Rettichhelmlings angesehen.

Charakteristisch für den Violetten Rötelritterling (Collybia nuda) sind neben der violetten von Hut, Lamellen und Stiel auch der aromatisch süßliche Geruch nach Multivitaminsaft und die leicht vom Hutfleisch ablösbaren Lamellen.

Und wir bleiben farblich bei lila: Violette Lacktrichterlinge (Laccaria amethystina). Er verfügt über relativ wenige, weitstehende Lamellen, die wie der ganze Pilz violett gefärbt sind.

Lila geht es weiter – ältere Exemplare des Laubholz-Knäuelings (Panus conchatus). Die muschel- bis fächerförmigen Fruchtkörper wachsen in der Regel in büscheligen Knäueln, seltener einzeln. Der Hut ist jung lila bis weinrot gefärbt und blasst im Alter ockerfarben aus.

Hier sehen wir wunderschön die Velumreste als weiße flockige Schüppchen auf dem Hut und den Stiel mit weißen gürtelförmigen Velumzonen.

Hier ein älteres Exemplar des nächsten Steinpilzanzeigers – der Pfeffer-Röhrling (Chalciporus piperatus).

Ähnlich sieht der Weiße Büschelrasling (Leucocybe connata) aus. In älterer Pilzliteratur wurde er als essbar beschrieben. Später wurden jedoch Inhaltsstoffe identifiziert, die in hohen Mengen in ihm vorkommen und möglicherweise mutagen wirken könnten – deshalb sollte man ihn nicht mehr essen.

Mit seinem zitronengelbem Stiel ist der Gelbstielige Dachpilz (Pluteus romellii) ein unverwechselbarer Vertreter seiner Gattung.

Seinen Namen verdankt der Gemeine Schwefel-Ritterling (Tricholoma sulphureum) seinem widerlichen und unangehmen stark schwefelartigen stechendem Geruch.

Büschelig auf Laubholz finden wir den Großen Blut-Helmling (Mycena haematopus). Der Pilz scheidet bei Verletzung einen rötlichen Saft aus.

Ein besonders schöner und seltener Pilz unter den Faserlingen ist der Purpurne Mürbling – Psathyrella bipellis.

Der Fleischrote Gallertbecher (Ascocoryne sarcoides) bildet neben seiner Hauptfruchtform (den gallertartigen Bechern) eine keulenförmige Nebenfruchtform aus, die Coryne dubia genannt wird.

Hier sehen wir sehr schön die ziegelrote Färbung des Hutes und die flockigen Velumreste an Hut und Hutrand des Ziegelroten Schwefelkopfes (Hypholoma lateritium).

An Nadelholzstümpfen und dicken Ästen finden wir den büschelig wachsenden Geflecktblättrigen oder Gemeinen Flämmling (Gymnopilus penetrans).

An stark vermorschtem Totholz der wunderschöne Orangeseitling (Phyllotopsis nidulans) mit seinem pelzigen Hut.

Der Striegelige Schichtpilz (Stereum hirsutum) dagegen besiedelt relativ frisches Totholz von Laubbäumen und überzieht es mit dünnen, flächig-ausgebreiteten und an den Rändern muschelförmig bis wellig abstehenden Fruchtkörpern.

Ebenfalls am Wegrändern ist derzeit die Herbst-Lorchel (Helvella crispa) zu finden. Wie fast alle Lorchelarten ist dies kein Speisepilz – auch wenn bei manchen Arten nur geringe Mengen an dem Gift Gyromitrin und Monomethylhydrazin festgestellt wurden, verursacht es eventuell Organschädigungen.

Derzeit begegnen wir vielen Fälblingen. Das sind Pilze mit „falber“ Farbe an Hut, Lamellen und Stiel – ähnlich Milchkaffee. Die Hutoberfläche ist kahl, schmierig bis klebrig/schleimig und in der Mitte dunkler gefärbt.

Hier haben wir Tongraue Tränen-Fälblinge agg. (Hebeloma crustuliniforme agg.). – ein schwer zu bestimmendes Artenaggregat. Ein Merkmal sind Tröpfchen ausgeschiedener Flüssigkeit an den Lamellenschneiden, die beim Eintrocknen Flecken von ungleichmäßig verteiltem Sporenpulver hinterlassen.

Geweihförmige Holzkeulen (Xylaria hypoxylon) mit Konidiensporen, die den Pilz wie weiß bestäubt erscheinen lassen. Schnippt man mit dem Finger dagegen oder bläst man sie an, wird eine weiße Sporenwolke freigesetzt.

Die essbaren Kaffeebraunen Gabeltrichterlinge (Pseudoclitocybe cyathiformis) waren heute auch fast überall zu finden.

Die gedrängt stehenden Lamellen laufen sichelförmig am Stiel herab, sie sind oft gegabelt und teilweise queradrig verbunden. Der Stiel zeigt eine typisch weißfaserige bis netzartige Struktur.

Heute fanden wir gleich 2 Vertreter der Lärchenröhrlinge.
Links Graue Lärchen-Röhrlinge (Suillus viscidus) und rechts Goldgelbe Lärchen-Röhrlinge (Suillus grevillei).

Und den Bericht dieser Öffentlichen Wanderung schließen wir natürlich mit einer Gruppe Steinpilze ab.













