Tagebuch April 2023

Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im April 2023

Ganz im zarten Lindgrün der Osterzeit präsentierten sich diese Buckel – Trameten (Trametes gibbosa) heute im Wald bei Krönkenhagen.

Frühblüher an der Pilzfront, neben Schneeglöckchen und Krokussen, aber viel, viel seltener, sind die Tulpenbecherlinge (Microstoma protractum) am 06. März 2023 bei Bernburg.

Sonnabend, 01. April – Willkommen im Ostermonat! Auch Knospenmonat, Keimmonat oder Gauchmonat genannt, in dem mit Glück (man soll sich dann auch etwas Wünschen) die ersten Rufe des Kuckkucks den Frühling auch akustisch Einläuten. Wir feiern im April nicht nur das Osterfest, und die mythologische Auferstehung von Jesus, sondern vor allem die der Natur. Sein Name leitet sich aus dem lateinischen Begriff „aperire“ ab. Das bedeutet so viel wie öffnen (Knospen). Vom römischen Dichter Ovid wurde der April als Monat besungen, der die Erde, die Knospen und die Blätter ebenso öffnet wie die Herzen der Menschen. Von Pilzen war und ist hier nicht die Rede, die ja durchaus auch unsere Herzen öffnen und beglücken können. Leider bei den allermeisten nur dann, wenn man sie auch verspeisen kann. Ein Urinstinkt, denn in der Natur dreht sich schließlich alles um das Fressen und gefressen werden. Aber der moderne Mensch leidet zumindest in unseren Breiten keinen Hunger und kann den Pilzen auch ohne gleich an` s Essen zu denken, vieles abgewinnen. Ganz zu schweigen, dass sie trotz allem in unserem Leben eine wichtige Rolle im täglichen Leben spielen, auch ohne den gefüllten Korb mit Speisepilzen.

Gallertpilze lebten bei der heutigen Nässe so richtig auf, so wie diese Zerfließenden Gallerttränen (Dacrymyces stillatus) im Wald bei Krönkenhagen.

So blieben die Körbe auf unserer heutigen Pilzlehrwanderung zur Saisoneröffnung zwar nicht ganz leer von Speisepilzen, aber weit entfernt davon, gefüllt zu sein. Trotz Regenwetters trafen sich morgens 4 Menschen um durch den Wald bei Krönkenhagen, zwischen Wismar und Grevesmühlen, ganz offiziell in die neue Pilzsaison zu starten. Laub- und Nadelwald wechselten einander ab und anders als im vergangenen Jahr auf unserer ersten Wanderung im April, gab es auch Fischpilze. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Und hier ist es der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica), den das Regenwetter so richtig aufleben läßt. Des weiteren sehen wir noch den Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina) als graurosa Belege auf dem Eichen – Ast im Wald bei Krönkenhagen.

Trotz derzeit gut durchfeuchteter Oberböden, herrsch westlich und östlich von Wismar in etwa 2 Meter Tiefe noch eine außerordentliche Trockenheit. Grafik vom Helmholtz – Zentrum für Umweltforschung aufhttp://www.wetter-online.de

Und das ist auch kein Wunder, denn denn auch der März 2022 war ausgesprochen trocken und sonnig. Er war zumindest bei uns im Nordosten einer der trockensten März – Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Ganz anders in diesem Jahr. Deutschland – Weit war der März 2023 der nasseste seit 20 Jahren! In unserem Einzugsgebiet, also im Mecklenburgischen, sind auf die Fläche meist zwischen 50 und 60 Liter auf den Quadratmeter gefallen. Laut Klimatabelle für Wismar ist im März mit durchschnittlich 65,8 l/qm zu rechnen. Damit dürften wir also im langjährigen Mittel liegen. Nicht zu trocken, nicht zu feucht. Gerade richtig für den Start in den Pilzfrühling. Und da hat der heutige Dauerregen nochmal einen drauf gesetzt. Ich habe meinen Regenmesser erst gegen 15.00 Uhr eingehengt, da war es bereits schon abgetrocknet. Ich denke aber, wir haben nochmal 10 – 15 Liter zum Start in den April bekommen. Und das war auch gut so, denn nennenswert scheint in den nächsten 2 Wochen nichts mehr hinzu kommen zu wollen. Soll das altbekannte Spiel wieder seinen Lauf nehmen? Blockierende Hochdruckgebiete riegeln den feuchtigkeitsbringenden Atlantik ab und trockene Kontinentalluft übernimmt. Dazu in den kommenden Tagen auch noch richtig kalt, mit teils erheblichen Nachtfrösten. Im Binnenland kann es am Erdboden bis auf minus 8 Grad abkühlen. Das wird unseren Frühlingspilzen gar nicht recht sein. Sie dürften zwar kaum Schaden nehmen, aber im Zusammenspiel mit der trocken Luft und den möglicherweise nun ausbleibenden Niederschlägen nicht gerade günstig. Allerdings bin ich nicht ganz unglücklich darüber, dass es jetzt erst einmal unterkühlt weiter geht. Schließlich haben wir am 1. Mai – Wochenende unser diesjähriges Frühlingsseminar. Also bitte Zurückhaltung an der Pilzfront, wenn ich bitten darf!

Das nasse Wetter bekam auch den beliebten Judasohren (Hirneola auricula – judae) heute bestens und sie wurden  reichlich eingesammelt.

Übrigens, wer wissen möchte, was in den zurückliegenden, durchaus pilzreichen Wintermonaten so los war, findet reichlich bebilderte Informationen in den Winterimpressionen


Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismarbis zum 16. April, 2.00 Uhr: minimal 5,4 l/qm; maximal 43,2 l/qm und im Mittel 17,8 l/qm.


Am Rande mal etwas Kultur. Jeden morgen lege ich zum Kaffee ein Exemplar meiner sehr umfangreichen CD – Sammlung ein. Natürlich meist Musik aus meiner Jugendzeit. Heute war es diese wilde Punk – Formation und eine der wichtigsten Bands in der anarchischen Punk – Szene Ende der 1970er Jahre. Ihre Konzerte endeten nicht selten in brutalen Saalschlachten, aber die Musik ist immer noch geil. 

 

Sonntag, 02. April – Nach dem phänologischen Kalender befinden wir uns im Nordosten Deutschlands derzeit im Erstfrühling. Er beginnt beispielsweise mit der Forsythien – Blüte und endet mit der Blüte des Löwenzahns und mit der Blattentfaltung der Buche. Nach dem Kalender der Pilzaspekte weilen wir zwischen Ende März und Anfang Mai im Vorfrühling. Nach Michael – Hennig – Kreisel wird dieser von folgenden Großpilzen gekennzeichnet: Lärchen – Trichterling, Frühlings – Rötling,  Scheibenlorchel, Frühjahrs – Lorchel, Riesen – Lorchel, Graublättriger Schwefelkopf, alle Morchel – Arten und Verpeln, Anemonen – Becherling, Milder- und Bitterer Nagelschwamm. Das sind natürlich nur die wichtigsten Vertreter dieses Zeitraums und es können noch weit mehr Arten auftreten. Kultur – Info: Sham 69.de

Frühjahrslorcheln teils dicht an dicht, ganze Nester. So zahlreich gab es diese Gift – Lorcheln in der Kiefernforst bei Jesendorf schon seit Jahren nicht mehr. 02.04.2023.

Die ersten Blüten des Löwenzahn habe ich in Wismar übrigens an exponierten Stellen bereits am 27. März registriert. Und besonders in den städtischen Revieren grünt und vor allem blüht es bereits kräftig. Es sieht schon richtig nach Frühling aus, während es in den Wäldern noch ziemlich trist ausschaut. Zumindest auf den ersten Blick. Auf den 2. Blick und für den Pilzliebhaber, der weiß wo er jetzt schauen sollte, keineswegs. Schon auf der gestrigen Regenwanderung gab es einige Frischpilze. Wie übrigens den gesamten Winter auch. Heute aber ging es in die Nadelforste und die sind im April ja immer eine Gute Adresse für Frischpilze.

Typisch für die Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta) ihre hirnartig gewundenen, kaffeebraunen Hüte auf meist kurzen Stielen. Jesendorf am 02.04.2023.

Irena entdeckte voller Begeisterung die erste Scheiben Lorchel (Gyromitra ancillis).

So luden mich heute Irena sowie Jonas und seine Freundin zum Kaffee und frischem Rhabarber Kuchen nach Keez ein. Im Anschluss konnte ich alle drei dafür begeistern noch einen kleinen Ausflug in den Wald zu unternehmen. Das Wetter war klar und aprilfrisch, der März und insbesondere auch der gestrige Apriltag, hinlänglich feucht und der Entwicklungsstand in der Natur geradezu prädestiniert, um nach Lorcheln Ausschau zu halten. Traditionell ging es in die Kiefernforst bei Jesendorf. Eine oft gute Zeigerstelle um die Lage einzuschätzen. Gab es im vergangenen Jahr um diese Zeit wegen der damals herrschenden Trockenheit kaum welche, so scheint in diesem das Defizit des letzten gleich mit ausgeglichen zu werden. Bereits nach wenigen Schritten standen die Frühjahrslorcheln längst des Waldweges und auch auf dem Mittelstreifen. Man musste sich wirklich vorsichtig bewegen, um nicht einige von ihnen zu zertreten. Jonas fing an zu zählen, gab es aber bald auf. Immer wieder neue Gruppen, manchmal schon alleine 10 – 15 Exemplare auf engstem Raum.

Die Scheiben Lorcheln (Gyromitra ancillis fruktifizieren auf altem, modrigem Holz von Kiefern und Fichten.

Inzwischen stieß auch Irena einen Freudenschrei aus. Sie hatte sich abseits des Weges auf die Suche nach Scheiben – Lorcheln begeben und hatte ein erstes Prachtstück entdeckt. Später sollten ganze Nester von ihnen auftauchen bzw. von uns entdeckt werden. Ja, die Lorcheln legen zumindest in der Jesendorfer Forst einen würdigen Start in die Pilzsaison 2023 hin. Und dazu in aller bester Frische und Qualität! Wir dürfen gespannt sein, ob sich die gesuchten Morcheln in diesem Frühling ein ähnliches Stelldichein liefern. Böhmische Verpel soll es ja in den dafür geeigneten Biotopen weiter im Süden in diesem Jahr in Mengen geben.

Nach und nach entdeckten wir immer neue Nester der Scheiben – Lorcheln. Wir haben sie bereits des öffteren verspeist, obwohl in ihnen auch das Lorchel – Gift Gyromitrin enthalten sein sollen. Im Vergleich zu den ähnlichen Morchelbecherlingen ist ihr Geschmack allerdings recht fade.

Alles hängt nun auch von der Wetterentwicklung im April ab. Derzeit ist es einfach wieder zu kalt und es wird sich noch ein Weilchen ziehen, bis es zumindest wieder etwas wärmer werden soll. Ergiebige Niederschläge sind allerdings bis Mitte des Monats in den Wettermodellen nicht mehr zu sehen.

Lorchel – Forst bei Jesendorf am 02. April 2023. Übrigens wachsen hier nicht nur Lorcheln, sondern auch Spitzmorcheln.


Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 17.04. – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 0,4 l/qm, im Mittel 12,4 l/qm und maximal 32,4 Liter.


Meine Morgenmusik heute, wie auch morgen.

 

Montag, 03. April – Ich möchte natürlich nicht mit meinen musikalischen Hörgewohnheiten, die ich hier zum Besten gebe, irgend jemandem meinen Musik – Geschmack aufdrängen. Aber auch der Musikgeschmack eines Menschen soll eventuell auch Aufschlüsse auf seinen Charakter oder die Persönlichkeit geben können. Ganz unter dem Motto „Sage mir mit wem du gehst und ich sage dir wer du bist“. Ja, ist es denn wirklich so einfach, über diese Floskel einen Menschen zu beurteilen? Ich glaube kaum. Es zeugt nur von Schubladen – Denken und Intoleranz anderen gegenüber. Allerdings ist es auch nicht ganz falsch, denn viele Menschen kommen einfach nicht aus ihrem hineingeboren Milleu heraus. Mich natürlich einbezogen. Ein Arbeiterkind und damit Zeit Lebens ganz unten. Dienstältester Langzeitarbeitsloser der Hansestadt Wismar! Da ich aber, dank meiner offiziell nicht vorhandenen Arbeit, Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten kennen gelernt habe, ist es mir zumindest im Ansatz möglich zu behaupten, dass gegenseitiger Respekt besser ist, als Abgrenzung und Vorurteilen ihren Lauf zu lassen. Wir sitzen alle im selben Boot, freilich in unterschiedlichen Schichtungen. So wird man mich schon allein über meinen vielfältigen Musikgeschmack nicht beurteilen können. Von Op. bis Pop, so hieß einstmals eine Musiksendung des NDR. Dem kann ich mich nur anschließen. So ertönten heute und werden auch morgen früh Seemannslieder bei mir zu hören sein, zum Frühstückskaffee. Dazu habe ich schon allein geographisch einen nicht zu leugnenden Bezug und gerade auch die Shantys mit ihrer Seemannsromantik berühren mich sehr wohlwollend als Kind von der Waterkant.

Wunderbare, anisartige Düfte, umschmeichelten unsere Nasen am Sonnabend während der Wanderung durch den Wald bei Krönkenhagen. Duft – Trichterlinge (Clitocybe fragrans) machten es möglich. Leider toxisch! 

Dieses schöne Stimmungsfoto gelang Christian Boss auf unserer Wanderung am Sonnabend. Ein tropfender Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) an einer Erle bei Regenwetter.

Aber ich schweife ja schon wieder mächtig vom eigentlichen Thema ab. Geht es nicht um Wetter und Pilze? Das Wetter derzeit, einfach lausig! Zumindest von den Temperaturen her. Das wäre eine Wetterlage für richtigen Hochwinter, wenn sie 2 Monate früher eingetreten wäre. Aber sie war vorhersehbar. Ende Februar/Anfang März gab es über dem Nordpol eine Stratosphären – Erwärmung und diese wirkt sich meist Wochen später in einer gestörten Zirkulation aus. Der Atlantik wird abgeblockt, dass steuernde Islandtief füllt sich auf und ein starkes Skandinavien – Hoch, sowie Tiefdruckgebiete östlich von uns, schaufeln polare Kaltluft nach Mitteleuropa. Diese Witterung wurde also bereits vor Wochen angedeutet und ist wie erwartet eingetreten. Und wenn es „gut“ läuft, können diese großräumigen Strukturen bis in den Mai oder sogar Juni anhalten. Dabei bleibt es jahreszeitlich bedingt natürlich nicht so kalt wie derzeit. Schrittweise wird es wärmer, aber das wird wohl eine zähe Geschichte. Die Lorcheln sind voll in Aktion bei uns im Nordosten und im Südwesten der Republik toben sich bereits die Morchelbecherlinge, Morcheln und Verpel voll aus. Das wird bei uns noch ein Weilchen dauern. Wenn es nach mir geht, bitte erst zum Monatswechsel. Da kommt uns die derzeitige Aprilfrische doch sehr entgegen.

Ja, und das sollte er sein, der Topp – Fund unserer Wanderung im Wald bei Krönkenhagen vom 01. April, der recht seltene Winter – Rußnabeling (Gamundia striatula). Wie es sich gehört im Nadelhumus des Fichtenforstes. Er findet sich aber auch unter Kiefern und Wacholder und laut Erhard Ludwig, wenn auch selten, im Laubwald oder sogar auf Dünen. Die Nachprüfung der Sporen unter meinem recht einfachen Schülermikroskop ließen die feinkörnige Ornamentik der ellipsoiden Sporen nicht sicher erkennen (wird wohl auch oft übersehen). Die Cheilozystiden passten recht gut, aber die Abziehbarkeit der gelatinösen Huthaut war zumindest nach zwei Tagen Lagerung im Kühlschrank nicht möglich. E. Ludwig merkt dazu an, dass sich diese erst nach Frosteinwirkung einstellen soll.

Hier noch die möglichen Niederschlagsmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 18.04. – 2.00 Uhr: minimal 2,3 l/qm, maximal 49,5 l/qm und im Mittel 14,6 l/qm.


Am 1. April zum Morgenkaffee. Der große Rock `N` Roll Schwindel von den Sex – Pistols. Absoluter Kult einer der unkultiviertesten Combos der Musikgeschichte. Eine der für mich wertvollsten Scheiben meiner großen Sammlung mit emotionalen Bezug zur damaligen Zeit. Damals ausführlich im Programm von Jugendradio Dt 64 (DDR) vorgestellt und mitgeschnitten, irgendwo auf meinen Tonbändern im Keller.

 

Dienstag, 04. April – Ich hoffe, ich nerve nicht zu sehr mit meinen kulturell – musikalischen Ausschweifungen. Ich bin ja nun schon ein alter Sack und beginne auf mein Leben zurück zu blicken. Dabei spielte die Musik immer eine wichtige Rolle. Bei mir im Keller lagern noch mehrere Kisten mit von mir bespielten Spulentonbändern. Etwa 200 an der Zahl. Ich bin also auch in dieser Hinsicht ein Sammler. Ich möchte nicht wissen, wie viele Stunden ich vor dem Zusammenbruch der DDR vor dem Radio gesessen habe, um diverse Musik mitzuschneiden. Ungeordnet nach musikalischer Ausrichtung, immer so, wie es sich ergab. Ich tue mich schwer, die Erinnerungstücke zu entsorgen. Nach der Wende änderte sich alles und entsprechende Tonbandgeräte sind längst aus der Mode gekommen und auch kaum noch funktionstüchtig zu bekommen. So lief in der ersten Hälfte der 1990er Jahre bei mir das Radio in meinen Geschäftsräumen, bis mir endlich der Kragen platzte. Ich konnte diese leichte und seichte, ohrenfreundliche Schlager und Pop – Kost einfach nicht mehr ertragen und legte mir endlich einen CD – Player zu und begann mir einen neuen Grundstock von mir wichtiger Musik aufzubauen. Viel Geld ging dabei drauf. Inzwischen sind es mehrere tausend CDs, die mein riesiges Archiv bilden. Um nicht immer nur die Lieblingsscheiben zu hören, habe ich sie alphabetisch geordnet und so werden sie auch durchgehört. Der Buchstabe S ist derzeit an der Reihe. S wie Sex – Pistols. Die waren am ersten April an der Reihe. Wie der Zufall es wollte, die beiden größten Rabauken – Combos der Urzeit des Punk – Rock gleich hinter einander. Wie waren ich und meine Jugendfreunde stolz, wenn wir mal wieder einen rotzig- schnodderigen Kracher von den Pistols im Funk ergattern konnten. Ich könnte hier noch einiges an Erinnerungen diesbezüglich zum Besten geben, aber es soll ja schließlich um Pilze und Wetter in diesem Tagebuch gehen. Und um nicht missverstanden zu werden. Ich bin und war nie ein Punk. Aber der Punk – Rock war vor allem damals für die unterprivilegierten Arbeiter – Kids wichtig, um der konservativen Oberschicht (gerade auch in Großbritannien unter Thatcher) und der oft verlogenen, angepassten Spießbürgergesellschaft ihre Verachtung entgegen zu brüllen. Und diese Musik – Unkultur hatte einen gewaltigen und belebenden Einfluss auf die Entwicklung der Rock- und Pop – Musik bis zum heutigen Tag.

Hier sehen wir mal wieder eine künstlerische Arbeit mit verschiedenen Pilzmotiven von Catrin auf einem Flachen Lackporling. Es soll ein Geschenk für eine pilzbegeisterte Freundin sein.

Flache Quellwolken in arktischer Luft, der kältesten, zu dieser Jahreszeit möglichen Luftmasse.

So, genug abgeschweift. Wie sieht es aus an der Wetter- und Pilzfront? Lausig Kalt wie im Winter! Das gefällt der Pilzwelt genau so wenig, wie der Pflanzenentwicklung. Der Frost hält ganz Deutschland im Griff und in einigen Obstanbaugebieten weiter südlich wird es mal wieder kritisch. Große Ernteausfälle gilt es zu verhindern, mit Beregnung der Obstbäume oder Frostfackeln in den Weinanbaugebieten. Nun, wir brauchen keine Frostfackeln an den Standorten unserer Lieblinge aufstellen. Echte Frühlingsarten müssen Frost ertragen, andere Pilzarten, die nicht so sehr auf diesen frühen Zeitabschnitt angewiesen sind und keinen Frostschutzmechanismus besitzen, können schon mal Schaden nehmen. Sie haben später wieder die Möglichkeit zu fruktifizieren. So wird die Entwicklung derzeit zwar ausgebremst, aber aufzuhalten ist sie nicht mehr. Weiter südlich geht es ja schon richtig zur Sache und wir im Nordosten dürfen auf die kommenden Wochen hoffen. Das heißt, die Zeit von Frühjahrs – Lorchel und Co. ist ja auch bei uns bereits voll im Gange. Die Morchel – Zeit könnte spätestens ab der letzten April – Dekade durchstarten. Damit wären wir in der für uns üblichen Zeitspanne.

Hier sehen wir vier Exemplare des in feuchteren Nadelwäldern recht häufigen Scherbengelben Rötlings (Entoloma cetratum). 02. April in der Kiefernforst bei Jesendorf.

Um auszuschließen, dass es sich um den ähnlichen Kreuzsporigen Rötling handeln könnte, habe ich mein einfaches Schülermikroskop bemüht. Hier sehen wir keine Kreuze, aber die für viele Entoloma – Arten charakteristische eckig – kantige Sporenform.

Wichtig ist natürlich die zukünftige Wetterentwicklung. Es wird in der nächsten Zeit zwar zaghaft etwas milder werden, aber warmes Frühlingswetter liegt noch in weiter Ferne. Zumindest nach den aktuellen Modell – Berechnungen. Und wir verbleiben in einer blockierten Großwetterlage, in der Hochdruck dominant bleibt. Hochdruck bedeutet oft trockenes Wetter. Der hohe Luftdruck ist zwar am Boden dominant, aber in der Höhe sieht es etwas anders aus. Kleine Höhentiefs (Kaltlufttropfen) eiern in der Osterwoche über Europa herum. Sie schwimmen wie Fettaugen auf einer Suppe und ihre genaue Zirkulation ist schwer vorher zu sagen. Sie labilisieren unser Wetter zeitweise und es kann zu Schauern und Regenfällen, teils sogar Schneefällen kommen. Für ergiebige Mengen ist die Luft aber zu trocken. Vielleicht könnte es in Richtung nächster Woche in diesem Zusammenhang etwas mehr geben. Aber wir haben ja noch einen soliden Grundstock an Feuchtigkeit in den Böden und wollen nicht schon wieder herum jammern. Hoffen wir, dass sich zumindest Väterchen Frost bald aus dem Staub macht und sein Kristall – Zepter in Form eines  Petrus – Stabes dem Osterhasen übergibt.

Dieses Standortfoto sandte mir unser Schweriner Pilzfreund Michael Junge zu. Zu sehen ist der Voreilende Helmling (Mycena abramsii).

Hier noch die möglichen Niederschlagsmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 19.04 – 2.00 Uhr: minimal 1,5 l/qm, maximal 51,3 l/qm und im Mittel 15,2 Liter.


Meine heutige CD am Morgen. Das volle Geläut des Stephansdoms zu Wien mit anschließenden Orgel – Improvisationen.

 

Mittwoch, 05. April – Wenn ich nun schon mal damit angefangen habe, an dieser Stelle meine musikalische Morgenuntermalung zum Frühstücks – Kaffee, während der Zeitungschau oder der Lektüre diverser Musikzeitschriften zu kommentieren, möchte ich auch heute dazu einige Gedanken verlieren. Es ist Osterzeit und entsprechend wird dieses bei mir auch mit passender Musik gewürdigt. Eingeläutet wurde die festliche Zeit heute mit dem vollen Geläut des Stephansdom zu Wien und anschließenden, teils recht virtuosen Orgelimprovisationen von Peter Planyavsky in eben dieser Kathedrale. Eher zufällig entdeckten Irena und ich während eines Stadtbummels durch Wien im Jahre 2004 dieses beeindruckende Bauwerk, mit seinen reichhaltigen Verzierungen. Ein doch überwältigender Anblick im Vergleich zu unseren, zwar mächtigen, aber doch eher schlichten und schnörkellosen, hanseatischen Kirchenbauwerken der Backsteingotik. Wie der Zufall es wollte, fand hier auch gerade ein katholischer Gottesdienst statt, dem Irena unbedingt beiwohnen wollte. Und so kam es, dass wir uns noch im integrierten Kirchenladen umsahen und ich mir als Erinnerung neben stehend gezeigte CD zulegte. Sie läutet seit dem immer die Advents- und damit die Weihnachtszeit ein und auch an Ostern kommt sie regelmäßig zum Einsatz. Nicht das ich ein sonderlich religiöser Mensch wäre, aber Orgelmusik, immerhin die Königin aller Instrumente und auch im Hardrock und Heavy – Metal ein gern eingesetztes  Monumentalinstrument, finde ich einfach großartig.

Und hier noch ein kleiner Einschub zum Thema: Was mache ich eigentlich im Winter? Ausführliche Saison – Planung, Eintüten zum Verkauf von Trockenpilzen, Herstellen und Eindosen von Pilzpulver, Auswerten unserer Exkursionsergebnisse und Aufarbeiten meiner auf Karteikarten geschriebenen Datensätze in der Rubrik „Daten und Verbreitungskarten“.

Wir unternahmen damals einen Wochenend – Kurztripp nach Österreich und Tschechien. Wir hatten in Wismar gerade den Steinpilz installiert und wollten uns dazu in einem Pilzmuseum in Österreich umschauen und vielleicht auch einige Inspirationen und Ideen mit nach hause nehmen. Nur das wir schließlich im falschen Ort landeten. Daraus wurde also nichts und so ging es über Wien und Tschechien wieder zurück nach Deutschland. Ein kleinen Zwischenstopp legten wir im Erzgebirge ein und schauten uns kurz im Wald um. Es war ziemlich trocken. Nur einige Scheidenstreiflinge, Perlpilze und auch mal ein Birkenpilz konnten wir finden. Ich erinnere mich auch noch daran, dass ich mir damals einen runden Substratballen von Kräuterseitlingen gekauft hatte, aber sich einige Zeit nicht viel zeigte. Innerhalb dieses Wochenendes unserer Abwesenheit entwickelten sich jedoch rasant zwei wirklich imposante Exemplare, die uns bei unserer Ankunft in heimischen Gefilden begrüßten.

Die Warnow bei Gädebehn heute Nachmittag in der Frühlingssonne.

Der Rostbraune Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus) in ausgedehnter, resupinater Wuchsform an einem alten Haselnussstamm im Warnowtal Gädebehn.

Und nun wieder zum Heute. Es war Mittwoch und somit starteten auch wieder unsere Mittwochsexkursionen. Bis Ende November soll es nun nahezu jeden Mittwoch in die jeweiligen Quadranten der ausgelosten Messtischblätter gehen. Heute stand der letzte Quadrant der Topographischen Karte im Maßstab 1: 25 000, 2335 = Langen Brütz, auf dem Programm. Wir schlossen also an die letzten spätherbstlichen Mittwochsexkursionen des vergangenen Jahres an. Ziel war das Warnowtal bei Gädebehn und die Gädebehner Forst. Dazu trafen sich am Nachmittag Irena, Catrin, Hanjo und meine Wenigkeit an der Warnowbrücke in Gädebehn. Zunächst durchstreiften wir ein Stück des von Laubwäldern bestandenen Ufers der Warnow und wechselten schließlich in die sauren Nadelwälder der Gädebehner Forst. Vor Jahren hatte ich hier mit Irena ein reichhaltiges Vorkommen von Frühjahrslorcheln entdecken können. Da Catrin noch nie welche am Standort gesehen hatte, hofften wir ihr dieses heute bieten zu können. Aber wie das so ist, übers Knie brechen lässt es sich nicht und obwohl wir noch die Stelle von damals wiederfanden und in Augenschein nahmen, war diesbezüglich nichts zu machen.

Catrin entdeckte aber voller Stolz zahlreiche Kleiige Haselbecherlinge (Encoelia furfuracea).

Und Pilzfreund Hanjo aus Bützow freute sich sehr über diese Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa), die er bisher noch nicht in freier Natur bewundern durfte.

Mit Hängen und Würgen konnten wir aber zumindest eine Scheibenlorchel entdecken. In erster Linie ging es uns aber um die Bestandsaufnahme und um alles, was wir makroskopisch im Feld an Großpilzarten ansprechen konnten. Und mit über 50 gefundenen, bestimmten und geschriebenen Pilzarten  konnte sich das Ergebnis für Anfang April durchaus sehen lassen. Vieles davon dürfte in diesem doch schon recht gut bearbeiteten Quadranten freilich nicht neu sein, aber zumindest mein Datenfundus wurde etwas erweitert. Die trockene Kaltluft hat inzwischen durchaus ihre Spuren hinterlassen. Es wird Zeit, dass sich die Großwetterlage endlich wieder in Richtung pilzfreundlich ausrichtet. Aber noch werden uns des nachts Minusgrade begleiten und einen zunehmend ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung der Frühlings – Pilzfront ausüben.

Allmählich wird es selbst den hartgesottenen Lorcheln zu viel. Diese Scheiben – Lorchel (Gyromitra ancilis) ist an ihren Rändern frostgeschädigt. Die harten Nachtfröste, das Wiederauftauen und wieder gefrieren ist selbst ihnen zu viel. Standortfoto heute in der Gädebehner Forst.

Gründonnerstag, 06. April – Die Nacht war wieder sehr frostig, aber nach dem sich Väterchen Frost verflüchtigt hatte, strahlte die Sonne von einem nahezu wolkenlosen Himmel und bei schwachem Wind konnte die intensive Sonneneinstrahlung die Luft am Nachmittag auf etwas über 10 Grad erwärmen. Zwar immer noch recht aprilfrisch, aber durchaus ein Tag zum wohlfühlen. Inzwischen wird der Schönwetterstreifen aber immer schmaler, da sich von Westen, wie auch von Osten her, jeweils ein „Osterei“ nähert. Auch Kaltlufttropfen oder Höhentief genannt. Das westliche Exemplar sorgt im Westen für Regen, das östliche im Osten und besonders morgen für Schauerwetter. Zur weiteren Wetterentwicklung später.

Auch in der vergangenen Nacht war Väterchen Frost wieder mit seinem Kristallzepter unterwegs.

ich bin kein gläubiger Christ, aber ich finde die Gregorianischen Choräle haben etwas zu tiefst sinnliches und meditatives. So fühlt sich für mich Ostern an.

Zunächst möchte ich noch auf meine heutige Morgen CD eingehen. Traditionell am Gründonnerstag läuft bei mir morgens der Gregorianische Kalender. Gregorianische Choräle werden auf Papst Gregor dem 1., dem Großen, zurück geführt. Er residierte von 590 – 604. Eigentlich ein echt schlimmer Finger, der freie, ungläubige Menschen mit brutaler Gewalt und Folter zum Katholizismus zwingen wollte. Ich habe bereits als Kind intuitiv gespürt, dass von dieser Kirche etwas dunkles, mystisches, ja bedrohliches ausgeht. Obwohl meine Mutter auch katholisch war, hat sie uns als Kinder, sicher auch wegen des atheistischen Geistes, der in der DDR herrschte und in dessem Sinne die Jugend erzogen werden sollte, davon fern gehalten. Ich bin ihr sehr dankbar dafür! Ich weis noch genau, dass in unserem Schlafzimmer über dem Bett meiner Mutter ein kleines Bild der Gottesmutter Maria hing. Wie oft ich damals gefragt habe, wer die Maria denn sei, weiß ich nicht mehr.  Ich habe nie eine befriedigende Antwort darauf erhalten. Damals liefen noch öfter die dunkel kostümierten Nonnen in der Öffentlichkeit herum. Sie waren mir unheimlich. Um es gelinde auszudrücken, dass auch heute, in unserer aufgeklärten und modernen Zeit, noch ein Papst mit mittelalterlichen Ansichten in Rom in Macht und Würde residieren kann und darf, finde ich mehr als befremdlich. Und wenn tatsächlich etwas positives aus DDR – Zeiten übrig geblieben ist, so ist es der im Osten doch weit verbreitete Atheismus. Nichts gegen die 10 Gebote. Aber sie nur mit dem Christentum in Verbindung zu bringen, empfinde ich als Augenwischerei. Es sind die humanistischen Lebens- und Anstandsgrundsätze eines jeden Menschen und die eigentlich auch jeder als selbstverständlich erachten sollte, ohne gleich ein Christ sein zu müssen. So schrecklich die Hexenprozesse im Mittelalter auch für die unschuldig betroffenen Menschen waren, so leben diese Gestalten in Märchen und Fantasiegeschichten fort. Es gibt in diesem Monat bei mir, wie auch in der Weihnachtszeit oder um Pfingsten herum, jeden Abend einen Märchenfilm. Gestern zum Beispiel war „Tischlein deck dich“ an der Reihe. Zwar ohne Hexe und Teufel, dafür mit Zauberei, um die Bösen mit dem Knüppel aus dem Sack einen Denkzettel zu verpassen. Auch so wunderbare Pilznamen wie Hexen – Röhrling, Satanspilz oder Teufelsurne haben wir dem religiösen Aberglauben zu verdanken. Man stelle sich vor, dass Böse in der Welt würde aussterben. Die Menschen würden humanistisch miteinander umgehen. Welchen Sinn hätte die barmherzige, katholische Kirche dann noch zu erfüllen? Gedanken des von mir sehr verehrten bayerischen Liedermachers Konstantin Wecker. So fragt er sinngemäß in einem weitern, seiner vielen aufrüttelnden und nachdenklichen Lieder: „wann werden wir Menschen endlich Gottlos sein?“

Hier sehen wir den wohl bedeutsamsten Fund unser gestrigen Mittwochsexkursion. Im Moospolster unter Fichten fand Hanjo zwei Blätterpilze. Lärchen waren etwas weiter entfernt, aber trotz allem handelt es sich um den recht seltenen Lärchen – Trichterling (Clitocybe vermicularis). Typisch auch seine weißen Myzelfäden an der Stielbasis, der oben weiß beflockte Stiel und die ablösbaren Lamellen, ähnlich einem Rötel – Ritterling.

Und hier zur Abwechslung mal eine Verbreitungskarte der DGfM für den in M-V nur sehr zerstreut nachgewiesenen Kiefern – Fältling (Leucogyrophana mollusca), den Catrin gestern an einem Nadelholzstubben fand. Leider ist er nicht neu in der Gädebehner Forst, den Jürgen Schwik hatte ihn bereits am 12.10.1996 dort festgestellt. Aber es ist eine Bestätigung, dass die Art dort noch zu hause ist.

Und nun zu dem, welches unser eigentliches Anliegen ist. Wetter und Pilze. Ich hoffe, ich bin mit meinen ehrlichen Gedanken zu Gott und die Welt niemandem zu nahe getreten. Schließlich bin ich doch nur ein recht ungebildeter Prolet. Ich bitte um Nachsicht! Die Großwetterlage soll sich im laufe der kommenden Woche umstellen. Der Atlantik soll wieder stärker durchgreifen und es setzt eine Westwetterlage ein. Dadurch wird es zwangsläufig milder und auch recht viel Regen wird prognostiziert. Danach wird sich zeigen, welche Auswirkungen die starken Nachtfröste tatsächlich auf die Entwicklung an der Frühlingspilzfront bei uns haben werden. Wie es danach weiter geht ist eher Spekulation. Da tischten die beiden führenden Wettermodelle, das amerikanische GFS und das Europäisch ECMWF, heute völlig Gegensätzliches auf. Nach dem GFS soll nach Durchzug der Tiefdruckgebiete die Strömung wieder auf Nordost drehen und uns würde nachmals arktische Kaltluft mit beträchtlichen Nachtfrösten fluten. Das ECMWF sieht unter Hochdruckeinfluss jedoch zunehmend wärmeres, ja sommerliches Wetter für die übernächste Woche. Es bleibt also spannend.

Hier sehen wir die leckeren Fichten – Zapfenrüblinge (Strobilurus esculentus). Die trockene Luft lässt sie bereits beginnen zu welken. Der Frost kann ihnen aber nichts anhaben.

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass es heute auf Kachelmannwetter ein Video zum kommenden Sommer gab. Es gibt sogenannte experimentelle Langfristmodelle, die versuchen, einen groben Trend für den kommenden Sommer zu errechnen. Und das sieht mal wieder nicht sehr gut für uns aus. Wenn wundert das noch? Juni, Juli und August überdurchschnittlich warm bis heiß und zu trocken. Einzig der August könnte bei uns im Norden etwas zu kühl ausfallen. Wir werden sehen.

Den Ziegelroten Schwefelkopf (Hypholoma lateritium) kennen wir aus dem Herbst. Er kann aber auch in milden Wintern und im Frühling gefunden werden. 05.04.2023 in der Gädebehner Forst.


Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 21.04. – 2.00 Uhr. Im Minimum 7,8 l/qm, maximal 58,6 l/qm und im Mittel 29,1 Liter

Und heute morgen ging es bei mir akustisch noch einmal gregorianisch zur Sache.

Karfreitag, 07. April – Ich möchte hoffentlich nicht nerven und nochmals einige Gedanken zum Besten geben, die mir an diesem denkwürdigen und stillen Feier-, oder eher Trauertag, durch den Kopf gehen. Wie oben bereits angemerkt, mit meiner religiösen Erziehung war es ja nicht weit her. Ich entsinne mich jedoch an einen Karfreitag, vielleicht war ich um die 10 Jahre damals. Für uns junge Erdenbürger (mein Bruder und ich) und nicht nur uns, sondern auch anderen Kindern, mit denen wir damals spielten und die Straßen unsicher machten, war irgendwie schon Ostern und wir freuten uns darauf, welch süße Naschereien uns der Osterhase in die Osternester legen würde. Es war ein wenig wie Weihnachten. Schade, dass er nicht schon an Karfreitag kam. Aber an diesem Tag soll es ja um einen Menschen gehen, Jesus genannt, der heute stirbt und an Ostern wieder aufersteht. Wie dem auch sei, wir waren jung und hatten anderes im Sinn. So ging ich an besagtem Karfreitag zu dem mittelalterlichen Bachlauf, namens Frische Grube, der sich durch die historische Altstadt von Wismar zieht. Ausgehend vom Mühlenteich, entwässert er in den Hafen. In früheren Zeiten wurde in ihm die Wäsche gewaschen und daher gab es in der Feldsteineinfassung hier und da Treppenstufen hinunter. Bewaffnet mit einem großen Einweckglas und einem Käscher wurden Stichlinge (kleine Fische) gefangen und mit nach hause genommen. Es mussten ja nicht immer nur Spinnen und Eidechsen sein, oder auch Kaulquappen, die sich schließlich am besten machten, da sich aus ihnen dann doch irgendwann kleine Frösche entwickelten.

Die Frische Grube kurz vor der Einmündung in den Wismarer Hafen. Genau an dieser Stelle spielte es sich damals ab. Der Treppenabstieg rechts existiert auch heute noch.

Die Fische gingen aber bald ein und ich ersann, mir ein kleines, aber richtiges Aquarium einzurichten. Mit bunten, exotischen Fischen aus der Zoo – Handlung. Ja, was soll ich sagen, Fische waren und sind ein Erkennungszeichen der Christen. Wichtig vor allem in Zeiten der Christenverfolgung im römischen Kaiserreich. Dass sollte ich aber erst viele Jahre später zur Kenntnis nehmen. So wird also heute wieder der Kreuzigung von Jesus gedacht. Ans Kreuz genagelt als Ketzer und Gotteslästerer. Als jemand, der vorgab der Sohn Gottes zu sein. Das konnten die Kirchenoberen von damals nicht durchgehen lassen. Wie würde es Jesus wohl ergehen, wenn er an Ostern tatsächlich wieder auferstehen würde und in unsere Zeit gelangte? Dazu hat sich die Liedermacherin Bettina Wegner bereits vor etlichen Jahren Gedanken gemacht: Bettina Wegner – Jesus

Und hier ein wunderbarer Fund, den Pilzfreund Leon Brandl aus Bernburg im Mitteldeutschen entdeckt hat. Ich habe den Mosaik – Schichtpilz (Xylobolus frustulatus) bisher nur ein einziges mal in natura gesehen. Herzlichen Glückwunsch!

Auch dieser Topp – Fund gelang Leon kürzlich. Wir sehen die Raupen – Kernkeule (Ophiocordyceps gracilis), die sich auf im Waldboden lebenden Schmetterlingslarven entwickelt.

Kommen wir aber endlich zum eigentlichen Anliegen dieses Tagebuches.  Heute haben uns die Wolken und leichte Niederschläge des südosteuropäischen Ostereis erreicht. Trotz leichter Warmluftadvektion in der Höhe, war es mit 4 – 6 Grad in der Spitze wieder sehr erfrischend. Aber ich denke, damit haben wir allmählich auch die Talsohle durschritten. Die Wolken sorgen dafür, dass es nun des Nachts kaum noch in den negativen Temperaturbereich gehen sollte. Frisch wird es morgen aber auch noch bleiben, aber besonders am Ostermontag kann es sich mit 15 Grad schon mal etwas mehr nach Frühling anfühlen. Und danach wird die Rennstrecke für Wetterfronten vom Atlantik, die mit zeitweiligen Regenfällen, Schauern und Gewittern durchziehen, eröffnet. Eine wechselhafte und turbulente Wetterwoche steht bevor. Der Regen soll uns sehr willkommen sein, denn in Verbindung mit milderer und feuchterer Atlantikluft, sollte es der Entwicklung an der Frühlingspilzfront auf die Sprünge helfen. Und wenn alles klappt, denn auch das GFS geht nun in diese Richtung, könnte es übernächste Woche sogar richtig warm werden. Selbst frühsommerliche Werte zwischen 20 und 25 Grad wären nach derzeitigem Stand möglich. Der Regen und dann die Wärme, da dürfte es kein halten mehr geben. Hoffen wir nur, dass die Primordien und Jungmorcheln, die bereits seit längerer Zeit in den Starlöchern stecken, durch die harten Frostnächte keinen all zu großen Schaden genommen haben.

Auch bezüglich Morcheln war Leon bereits erfolgreich. Wir sehen eine wunderbar frische Kollektion von Spitzmorcheln (Morchella elata). Regen und mögliche Wärme könnten solches demnächst auch bei uns möglich machen.


Hier die möglichen Niederschlagsmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 22.04.2023 – 2.00 Uhr: minimal 12,3 l/qm, maximal 89,4 l/qm und im Durchschnitt können wir mit 34,7 Litern auf den Quadratmeter rechnen.  

Natürlich war auch heute morgen die musikalische Untermalung zum Kaffee eine der Osterzeit entsprechende.

Karsamstag, 08. April – Ja, es ist Osterzeit und daran kommen wir nicht vorbei und wollen es auch gar nicht. Allein beim Einschalten meines Radioweckers heute morgen wurde ich schon wieder daran erinnert, worum es dieser Tage eigentlich geht. Um die Kreuzigung von Jesus und seiner wieder Auferstehung, welches als Wunder morgen gefeiert werden soll. So auch das Thema heute morgen bei NDR – Info. Der Glaube an Wunder. Ehrlich gesagt, die Auferstehung von Jesus halte ich für ein Märchen. Aber Märchen sind nun mal wunderbar. Gestern Abend lief beispielsweise in meinem alphabetisch geordneten Märchenzyklus der russische Märchenfilm „Väterchen Frost“ oder auch „Abenteuer im Zauberwald“ genannt. Eines der schönsten Märchen meiner Kinderzeit und bis heute sehr sehenswert. Diese alten Märchenverfilmungen haben einen entscheidenden Anteil daran, dass in meiner Kindheit bereits die Weichen hin zur Liebe zum Pilzreich gestellt wurden. Als Stadtkind zog es mich schon immer in den Wald. Gelbe Pilze suchen als Kleinkind und mit riesigen, bunten, vermeintlich giftigen Täublingen, Fußball spielen. Der erste Steinpilz in der Kindergarten Truppe, alles in Demen bei Crivitz, dass hatte was. Und dann diese Filme, so wie gestern auch wieder, als die Filmbären die dicksten Steinpilze einsammelten. Steinpilze wurden in meiner Jugend dann zum Kultpilz. Jeden einzelnen betrachtete ich mir in Ruhe zu hause. Studierte ihre Variabilität und Anatomie. In Gedanken befand ich mich im Märchenwald bei den Hexen und Zauberern. Die konnten im Märchen „Der Hirsch mit dem goldenen Geweih“ sogar Pilze niesen! Aber alle Geschöpfe sollen ja von einem anderen Fabel- oder besser, Bibelwesens, dem lieben Gott, erschaffen worden sein. Stammen nun wirklich alle natürlichen Wesen, ja die gesamte Umwelt und selbst das Universum aus der Manufaktur Gottes? Der Österreichische, leider inzwischen verstorbene Liedermacher Ludwig Hirsch, den ich sehr verehre, ist diesem Sachverhalt auf den Grund gegangen: Ludwig Hirsch – Am Anfang

Hier sehen wir kein Osterei, sondern eine von zahlreichen Weißen – Buchenfruchtschalen – Haarbecherchen (Dasyscyphus virgineus) besetzte, eben solche Buchenfruchtschale. Catrin testete die fotografische Leistungsfähigkeit ihres neuen Handys aus.

Trotz des trüben und unterkühlten Wetters, öffneten heute immer mehr Löwenzähne an exponierten Standorten in der Hansestadt ihre gelben Blütenstände.

Nun zum eigentlichen Thema. Heute hatte ich unser Mykologisches Informationszentrum geöffnet, denn es sind auch viele Osterurlauber unterwegs und einige von ihnen stolpern dann doch voller Bewunderung und Begeisterung über diese außergewöhnlich Einrichtung und es entwickeln sich interessante Gespräche. So heute auch sehr naturverbundene Menschen aus Schleswig – Holstein, die dann auch mal eine kleine Spende in den Spendenpilz verschwinden lassen. Ich war also nicht im Feld und somit gibt es nichts wirklich neues zu berichten. Daher noch kurz die neuesten Trends zur Wetterentwicklung. Nach dem der Karsamstag nochmals sehr unterkühlt und in grauer Novemberstimmung daher kam, gelobt Petrus an Ostern Besserung. Morgen eher noch etwas bescheiden mit mehr Wolken und vielleicht auch einigen Regentropfen, aber am Ostermontag gelangen wir an die Vorderseite eines Atlantik – Tiefs. Daher dreht die Anströmung auf Südwest und deutlich wärmere Luft macht sich vorübergehend breit. Im weiteren Wochenverlauf soll dann, wie bereits oben erwähnt, die Westwetterlage an Fahrt aufnehmen. Bis in Richtung Wochenende ziehen dann immer wieder Regengebiete durch. Dabei wird mal mildere, mal kältere Luft herangeführt. In Einschüben von bis zu minus 35 Grad kalter Höhenluft kann es richtiges Aprilwetter mit kräftigen Regen-, Graupelschauer und Gewittern geben. Dabei können die starken Höhenwinde herunter gemischt werden und es ist mit Sturmböen zu rechnen! In der Folgewoche soll es sich dann für einige Tage beruhigen und unter Hochdruckeinfluss kann es sonniger und wärmer werden. Übrigens lagen die Höchstwerte heute vor drei Jahren bei 22 Grad! Ich war zu einer warmen, aber wegen der damals herrschenden Trockenheit, pilzarmen Mittwochsexkursion im Raum Karin unterwegs. Im letzten Monatsdrittel deuten die Wettermodelle auch weiterhin einen neuen Kälterückfall an.

Die Löwenzähne können es kaum erwarten, ihre gelbe Blütenpracht endlich zu entfalten. Nächste und besonders übernächste Woche sollte es soweit sein und mit ihnen starten dann auch die beliebtesten aller oberirdischen Schlauchpilze durch, die Morcheln. Hier sehen wir allerdings keine Morchel, sondern die Böhmische Verpel (Verpa bohemica). In Mitteldeutschland gefunden und fotografiert von Leon Brandl.

Die Niederschlagsprognose für die Hansestadt Wismar nach dem ECMWF bis zum 23.04. – 2.00 Uhr: minimal 14,2 l/qm, maximal 71,3 l/qm und im Mittel sind 37,1 Liter möglich.


Ja, irgend wie bin ich dich wohl religiöser als so manch treuer Kirchgänger. Heute und bis Dienstag meine musikalische Morgenuntermalung von Johann Sebastian Bach.

 

Ostersonntag, 09. April – Für viele Kinder sicher wieder ein sehr schöner Tag. Ostereier suchen oder wie bei mir damals, einen bunten Osterteller mit Naschereien zu bekommen. Kinder, noch unverdorben, sind für solch kleine Dinge zu begeistern und glauben mitunter sogar noch an den Osterhasen. Ach, wäre ich doch noch einmal Kind! Leider dauert es dann nicht mehr lange und sie werden zum Funktionieren, zu Pflicht und zu Kariere erzogen. Am besten studieren, um einen gut bezahlten Posten zu erhaschen. Sie werden schließlich mehr oder weniger ihre Unbekümmertheit verlieren. Es wird nicht lange dauern, bis sie einsehen müssen, wo der Zug des Lebens entlang führt. Oft, so wie bei mir, über holperige Gleise.

Hier noch ein Bild von Leon Brandl. Es zeigt den mächtigen Stamm einer gestürzten Eiche mit der Ausbreitung des Mosaik – Schichtpilzes auf Teilen des selbigen.

Der Papst hat seinen Ostersegen gegen Krieg und für ein friedliches Miteinander gegeben. Eingespielte Rituale seit langer Zeit. Ändern wird sich kaum etwas. Natürlich steht in dieser Zeit der Ukraine – Krieg im Mittelpunkt. Russlands Machthaber Putin und weitere verantwortliche für das unsägliche Blutvergießen im Osten von Europa haben dazu schließlich auch den Segen des Moskauer Patriarch Kyrill bekommen. Dem Oberhaupt der russisch Orthodoxen Kirche in Moskau. Wie sagte oder Schrieb einst der in Ungnade gefallene Philosoph Karl Marx -„Opium für das Volk“. Ja, welch eine Beruhigung für russische Mütter, deren Kinder im Krieg ihr Leben lassen müssen und derer, die ihre Heimat gegen den Aggressor verteidigen müssen. Weil ein immer noch gestriger meint, er müsse dem Westen zeigen, wo es lang geht und der nicht verkraften kann, dass der stalinistische Imperialismus nicht gesiegt hat. Die Sowjetunion zerfallen ist und ihm der Satan namens Nato immer stärker auf die Pelle rückt. Eine neue Weltordnung erzwingen möchte. Wie wurden wir in der DDR in diesem Sinne doch zum Hass auf den Westen erzogen. Dieser Geist scheint in Russland weiter zu leben. Heute darf ich meine Musik – Zeitschriften lesen, ohne nicht gleich Gefahr zu laufen, beim Studium westlicher Schund – Literatur ertappt zu werden. Ja, ich darf schreiben und veröffentlichen, was ich denke. Darf meine Meinung sagen und schreiben, auch wenn sicher nicht alles im Sinne der Leserinnen und Leser sein sollte. Und es ist sicher nur vereinfacht und meine ganz persönliche Meinung. Nicht der aller Mitglieder in der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. Stundenlang könnte ich über Gott und die Welt philosophieren, aber dafür müsste ich eine andere Homepage einrichten und an dieser Stelle soll es ja eigentlich völlig unpolitisch um Wetter und Pilze gehen. Aber geht das überhaupt? Nein! Zumindest nicht zur Osterzeit, die zum Nachdenken anregen soll, im christlichen, wie im politischen Sinne, Stichpunkt Ostermärsche für den Frieden.

So wie der Mosaik – Schichtpilz die Eiche als Substrat benötigt, ist auch der Eichen – Wirrling streng an Eiche gebunden. Er eignet sich auch vorzüglich für Gestecke, wird nicht von Schädlingen befallen und ist daher unverwüstlich. Dieses Ostergesteck ist mindesten 10 Jahre alt.

Allen Tagebuchleserinnen und Lesern möchte der Steinpilz – Wismar ein schönes und friedliches Osterfest wünschen!

Im vergangen Jahr habe ich mir nochmals das Jugendweihe – Buch „Der Sozialismus, deine Welt“ bestellt. Weil ich es in der Jugend kaum gelesen hatte, aber immerhin an das Positive im Osten glaubte. Der Kriegstreiber war schließlich der U.S. – Imperialismus. Stichwort Vietnam – Krieg, mit dessen fürchterlichen Bildern in Nachrichtenbeiträgen des Fernsehens ich schließlich aufgewachsen bin. Mit Abstand und angesichts der Kenntnis beider Systeme wollte ich es nochmals studieren und begreifen. Aber leider wird es sehr schnell monoton. Eine einzige schwarz/weiß Malerei. Schundliteratur im Geiste des Kalten Krieges! Autor hätte auch Karl Eduard von Schnitzler sein können. Wir Menschen müssen endlich lernen und begreifen, uns von keiner totalitären Macht mehr ausnutzen und unterdrücken zu lassen. Keiner religiösen und auch keiner weltlichen und schon gar nicht der Diktatur des Kapitals einfach so unter zu ordnen. Aber können wir das überhaupt, dem Kapitalismus, können wir dieser Diktatur entfliehen? Demokratie und Meinungsfreiheit ist ein hohes gut, aber wir müssen aufpassen, dass die Gier nach Reichtum und Macht nicht unsere eigene Lebensgrundlage untergräbt durch rücksichtslose Ausbeutung und Zerstörung der Natur, des Reiches Gottes. Dem Kapitalismus zumindest Sand in sein Getriebe zu streuen, wünschte sich schon vor Zeiten der von mir sehr verehrte Liedermacher Hannes Wader in einem seiner vielen kämpferischen, wie nachdenklichen Lieder. So ist Ostern auch seit Jahrzehnten die Zeit der Ostermärsche, gegen Krieg und für Frieden. Trotz allem, geändert hat sich nicht viel. Die Mächtigen werden immer genügend Rekruten finden und mit entsprechender Indoktrination für ihre Ziele gewinnen. Und gutes Geld als Köder, zieht immer.

Und dieser Köder soll Ratten anziehen und zur Strecke bringen. Statt dessen haben sich reichlich ominöse Pilze angesiedelt. Nur welche mögen es sein?. Mit dieser Frage und einigen Bildern wandte sich ein Ratsuchender aus Rastatt, bei Karlsruhe, an den Steinpilz – Wismar.

So, nun aber wieder zum eigentlichen Thema. Wettertechnisch war dieser Ostersonntag fast eine Kopie vom Karsamstag. Kühl und grau in grau. Aber morgen gibt es ja mal einen kurzen Einschub von Frühling und vielleicht werde ich das schönere Wetter nutzen, um mich mal wieder ein wenig an der Pilzfront umzuschauen. Viel neues wird das sicher nicht bringen. Die vergangene Woche war einfach Gift für die Entwicklung an der Frühlings – Pilzfront.

Der Größe und seiner Erscheinungsform nach fällt mir zu den Pilzen aus Rastatt nur der Violette Kronenbecherling (Sarcosphaera coronaria) ein. Toller Fund! Eine Art, die seit meiner Jugend auf meiner Fahndungsliste steht. In M-V bisher nur sehr selten nachgewiesen und streng an Kalk gebunden. 

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF bis zum 24.04. – 2.00 Uhr für Wismar: Minimal 17,5 l/qm, maximal 58,8 l/qm und im Mittel können 30,0 Liter zusammenkommen. Akkumuliert versteht sich.


Ja, auch heute ist der Osterhase unterwegs gewesen. Wie wir sehen, war er auf Pilzsuche. So wie wir, nach Giftpilzen!

 

Ostermontag, 10. April – Das Wetter war, wie erwartet, heute bestens für Aktivitäten im freien geeignet. Das nutzten natürlich viele Menschen für Osterspaziergänge aus. Nach dem ich die kühlen und trüben Tage nutzte, um im Infozentrum einiges zu erledigen, wie zum Beispiel eine Ausarbeitung zum Thema „Unsere Waldbäume und ihre Symbiose – Partner“ für einen Vortrag zu unserem diesjährigen Frühlingsseminar am Schweriner See (Siehe unter Termine!), ging es auch für mich heute an die milde Frühlingsluft. Schließlich möchte der Faden für die Berichterstattung in diesem Tagebuch nicht verloren werden. So traf ich mich am späteren Vormittag mit unserer Pilzfreundin Catrin auf halber Strecke zwischen Wismar und Bützow. Da es uns am vergangenen Mittwoch in der Gädebehner Forst nicht gelang, eine der für angehende Pilzberater wichtigsten Pilzart am Standort zu begegnen, so hofften wir, das es uns heute gelingen würde. So trafen wir uns im Raum Neukloster, genauer gesagt, in den Nadelaufforstungen bei Perniek. Natürlich galt es der Frühjahrslorchel auf die Spur zu kommen.

Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomelaena) heute in der Kiefernforst Perniek.

Frühjahslorchel (Gyromitra esculenta).10.04.2023 Kiefernforst bei Perniek.

Zunächst lernte Catrin aber die Schwarzweiße Becherlorchel kennen, die teils in größeren Trupps den grobkörnigen Sandboden unweit der Kiestagebaue bevölkerte. Aber dann war es soweit. Die ersten Gift – Lorcheln tauchten auf und Catrin war begeistert. Es ging nun Schlag auf Schlag und sie wollten gar kein Ende mehr nehmen. Dazu auch einige Blätterpilze wie verschiedene Zapfen – Rüblinge, vereinzelte Trichterlinge, Fälblinge, Erdwarzenpilze und zahlreiche Heide – Kahlköpfe. Wir setzten um in die Gegend am Neukloster See. Kiefernforste am Waldstadion, Erlenbruchwald am Klassbach und auch noch ein Stückchen durch dessen Tal. Auch hier sollten uns bald wieder Unmengen von Giftlorcheln erfreuen und beim Eis – Essen an der Badestelle am Neuklostersee beglückte uns sogar noch ein Zitzen – Stielbovist. Kurzum, es war ein sehr erfolgreicher Osterausflug zur Zeit der Huflattich – Blüte = Lorchelzeit!

Große Freude bereiteten uns auch an einer kranken Weide diese Muschelförmigen Feuerschwämme (Phellinus conchatus).

Und vielleicht noch diese Anmerkung. Wir kamen beim Tangieren des Klaasbachtals bei Neukloster mit einem älteren Ehepaar aus Bützow ins Gespräch. Catrin animierte die weibliche Hälfte zum Deko – Material sammeln und ich kam mit ihm kurz ins Gespräch. Und wie wenn es Gedanken – Übertragung gewesen wäre, kamen wir über Gott und die Welt zu sprechen. Wie sich zeigte, stehe ich mit meiner Beurteilung, wie weiter oben zum Besten gegeben, nicht alleine dar. Das beruhigt mich doch ungemein und dazu noch ganz ähnliche Denkansätze aus dem Mund eines Katholiken zu hören, wie sich im Gespräch heraus stellte. Das tut gut!

Nahezu ganzjährig findet sich auf sandigen, nähstoffarmen Böden, in lichten Nadelwäldern der Trockene- oder Heide Kahlkopf (Psilocybe montana). Er gilt zwar als giftig, psychoaktive Substanzen konnten in ihm aber nicht nachgewiesen werden. 10. April 2023 Kiefernforst Perniek.

Auf dem Regenradar ist jetzt am Abend schon ein erstes Regenband zu sehen, welches uns in der kommenden Nacht überqueren wird. Morgen gibt es dann in Höhenkaltluft typisches April – Wetter mit vielen Schauern. Zum Mittwoch zieht das nächste Tief mit Regenwolken auf. Der warme Trend für übernächste Woche wird nach den neuesten Berechnungen aber eher gedämpft. Es kann gut sein, dass die Anströmung eher auf Nordost dreht und uns wieder deutlich kühlere Luftassen erreichen. Hier ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.

Ein guter, leider bereits verstorbener Pilzfreund sagte einstmals, während einer Exkursion zu mir, die Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta) sei doch ein ziemlich hässlicher Pilz. So hässlich, das er schon wieder schön ist. Ich finde, trotz des verwurschtelten Hutes ein Pilz von einer ganz besonderen Esthätik. Keineswegs aber hässlich. 10.04.2023 in der Neukloster Forst.


Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF bis zum 25.04.2023 – 2.00 Uhr: minimal 11,7 l/qm, maximal 45,5 l/qm und im Mittel 26,7 Liter.

Trockener Kahlkopf (Psilocybe montana), den Catrin mit ihrem neuen Handy gestern bei Perniek fotografierte. Ihre Bestimmungs – App tippte auf Lacktrichterling!?

Dienstag, 11. April – Im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels habe ich folgendes über die Bedeutung der Winde im April gefunden. Nord/Nordwest: Typisch launisches Aprilwetter mit Wechsel zwischen Schönwetter, Schnee, Graupel, Regen und Gewittern. Insgesamt nasskalt empfundene Temperaturen zwischen 3 und 9 Grad. In klaren Nächten Frost bis minus 5 Grad. Ost/Nordost: Sonnige Hochdrucklage mit Schönwetterwolken. Morgens manchmal Nebel, tagsüber ist es frühlingshaft warm mit 13 – 20 Grad; nachts kann es noch empfindlich kühl werden mit Temperaturen unter minus 2 Grad. Bei Winden um Nordost insgesamt kühler. Südost/Süd/Südwest: Warme Witterung mit wechselnder Bewölkung und teilweise Regen im Norden und Westen. Nach Osten und Süden hin zunehmend sonnig mit Wolkenfeldern, die bei feuchter Luft erste Wärmegewitter bringen können. Temperaturen 18 – 25 Grad. West: Wechselhafte Tiefdrucklage mit Temperaturen von 13 – 18 Grad bei warmer Meeresluft und 7 – 13 Grad bei kalter Meeresluft. Immer wieder Durchzug von Regenfronten mit sonnigen Abschnitten. Neuschnee nur im Gebirge oberhalb von etwa 1500 Metern.

Auch erste Fälblinge (Hebeloma spec.) zeigten sich gestern in der Jungkiefernforst bei Perniek. Nichts ungewöhnliches dort im Frühling. Meist tauchen dann an solchen Sonderstandorten auch die ersten Butterpilze auf. Foto: Catrin Berseck.

Jungkiefer in Tagebaunähe. Dort gibt es sogar richtige, zum Teil vegetationsfreie Dünenkiefernbereiche auf blankem Sand.

In diesen Tagen haben wir es also mit einer Westwetterlage zu tun. Genauer gesagt, mit einer westlichen Winkellage, wie ich heute dazu lernen durfte. Regengebiete ziehen durch und wechseln sich mit aprilhaftem Schauerwetter ab. Zum Wochenende hin soll sich die Großwetterlage über Europa umbauen. Die Westwetterlage wird durch ein starkes Nordosteuropa Hoch zunehmend blockiert und es stellt sich eine Ost/Nordostlage ein. So soll es zunehmend trockner und stabiler werden und die Temperaturen können bei viel Sonne allmählich steigen. Im Verlauf können wir wohl auch mit bis zu 20 Grad rechnen.  Danach deuten die Mittelfristmodelle eine mögliche Umstellung auf Nord/Nordwest an, also wieder kühler und wechselhafter. Sollte es so kommen, können wir auch weiterhin auf einen recht ordentlichen Pilzfrühling hoffen. Aber ein wenig Skepsis sollte vielleicht doch angebracht sein, denn schnell könnte es bei zunehmend warmen und sonnigem Wetter zu trocken werden und sich die blockierenden Hochdruckgebiete für längere Zeit behaupten. Aber die Lorcheln sind ja voll im Gange, die Morcheln werden spätestens ab Ende nächster Woche auch bei uns durchstarten. Diesbezüglich sollte alles eingetütet sein. Dem Frühling der Großschlauchpilze steht kaum noch was im Wege. Viel wichtiger sind für mich aber die Maipilze. Hier herrscht großer Nachholebedarf und bei weiter günstigen Bedingungen könnte eine satte Ernte ins Haus stehen. Das wäre wichtig für meinen Tiefkühlschrank, um das Imbissgeschäft zur 30. Großpilzausstellung schon mal abzusichern.

Seit dem Herbst waren sie unermüdlich am Wachsen, sobald es nun wärmer werden wird, dürften sie sich bis zum Beginn der neuen kalten Jahreszeit zurück halten. Duft – Trichterling (Clitocybe fragrans). Giftig!

Seit heute Nacht sind in meinen Regenmesser bis 18.00 Uhr 4,5 Liter gefallen. Nicht besonders viel, aber immerhin. Richtig gut hat es in Teilen Schleswig – Holsteins mit mehr als 20 l/qm geschüttet. Aber bis zum Wochenende dürfte ja auch bei uns noch einiges dazu kommen.

Sanddünen – Kiefern bei Perniek. Schon kein Sonder-, sondern eher ein Extremstandort. Ostermontag 2023.

Hier noch die möglichen Regenmengen in akkumulierter Form nach dem ECMWF bis zum 26.04. – 2.00 Uhr für Wismar: im Minimum 13,1 l/qm, maximal 58,4 l/qm und im Mittel 25,7 Liter.

Meine heutige Morgen – CD. Maritim, mit echten Männer/Seemannschören von der Waterkant. Gute Laune Musik und bestens zum mitsingen geeignet. Besonders nach einem feucht – fröhlichen Kneipen – Besuch mit ordentlich Seegang.

Mittwoch, 12. April – Bevor Bruchpilot Quax, nein, der gut organisierte Tiefdruckwirbel Quax, so soll es heißen, heute seine feuchten Fronten zu uns hinein schob, brach ich zu meiner obligatorischen Mittwochsexkursion auf. Mit dem neuen Messtischblatt 2131 verschlug es mich ganz an die Westgrenze von Mecklenburg, an das Selmsdorfer Traveufer. Zu Zeiten der deutschen Teilung direktes Grenzgebiet. Die Zweiteilung haben wir längst hinter uns gelassen und wir können hier heute ganz gelassen und entspannt die Natur genießen. So durchstreifte ich heute die Forste südwestlich der Ortschaft Teschow und Nordwestlich von Selmsdorf. Direkt am Trave – Ufer, so wie bei einer öffentlichen Lehrwanderung zu selbiger Jahreszeit im vergangenen Jahr, bin ich nicht gewesen. Es überwogen meist sandige Nadelforste und Mischwaldbereiche.

Eine Milka – Lorchel (Gyromitra esculenta) in schönstem Schokoladenbraun in der Nadelforst am Selmsdorfer Trave – Ufer am 12.04.2023.

Der erste Quadrant des MTB Schönberg ist zugleich auch der am meisten von Waldflächen gesegnete. So hätte ich auch das Heidenholz oder den Rupensdorfer Wald sowie das angrenzende Kirchenholz für die heutige Exkursion aufsuchen können. Aber es ist Lorchel – Zeit und somit sind die sandigen Nadelforste vorzuziehen. Schließlich galt es der Frühjahrs – Lorchel habhaft zu werden. Nicht weil ich sie möglicherweise für unsere Pilzausstellung benötigte oder einen kulinarischen Kostversuch unter dem Motto „Pilze braten und Symptome Raten“ (Stenkelfeld) oder ein spannendes Spielchen namens Russisch Roulette im Schilde hatte. Nein, in meiner Kartei wollte ich einen neuen Fundpunkt setzen. Das hatte ich bereits im vergangenen Jahr im Hinterkopf, als ich hier zu einer öffentlichen Wanderung einlud, die auch gut angenommen wurde. Leider gelang es uns damals nicht. Es war auch viel zu trocken dafür. Heute hat es aber geklappt. An gleich drei verschiedenen Stellen erfreuten sie mich und man konnte heute auch ihre Farbvariabilität bestens studieren. Ansonsten war es hinsichtlich Frischpilzen sehr bescheiden. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Ältere Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta) wirken auf dem Hut oft wie mit Mehl bestreut. Es handelt sich um Selbstbestäubung. 12.04.2023.

Von wegen hässliche Pilze!

Zum Wetter: eigentlich wollte Catrin heute auch dabei sein, aber erst ab 15.00 Uhr. Und laut Regenvorhersage sollte der Regen von Quax so ziemlich genau um die Zeit an der Trave eintreffen. So startete ich bereits am Vormittag und punkt 15.00 Uhr brach ich von Selmsdorf wieder auf, um schnell noch dem bereits einsetzenden Regen zu entkommen. Es gelang mir gerade noch so. Ich zog das Regenband direkt hinter mir her und wenige Minuten nach meiner Ankunft in Wismar pladderte es los. Aber leider ist bis 20.00 Uhr nicht viel in meinen Regenmesser gelangt. Gerade einmal 1,2 Liter. Ich hätte mit mehr gerechnet. Aber bis Sonntag kann ja noch einiges hinzu kommen. Danach stellt sich die Großwetterlage auf für unsere Zwecke giftig um. Zwischen einem starken Blockadehoch über Skandinavien und tiefem Luftdruck über dem Mittelmeerraum stellt sich eine straffe Ostströmung ein. Sehr trockene und zunächst auch kühle Kontinentalluft fließt zu uns und der Ostwind kann stark auffrischen. Eine solche Wetterlage über mehrere Tage ist in der Regel der Super – Gau für das Frischpilzwachstum schlechthin!

Prachtstücke von Frühjahrs – Lorcheln (Gyromitra esculenta) mit einem Hang zur Riesen – Lorchel. 12. April 2023 in der Forst am Selmsdofer Trave – Ufer.

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 27.04.2023: minimal 11,1 l/qm, maximal 45,2 l/qm und im Mittel 21,1 Liter

Heute und morgen früh wurde und wird bei mir Silvester gefeiert. Obwohl, es sind Party – Hits, die kaum etwas mit dem Jahreswechsel zu tun haben.

Donnerstag, 13. April – Heute erreichte mich ein Päckchen aus Rastatt, ganz aus dem Südwesten der Republik. Inhalt die bereits weiter oben erwähnten Kronenbecherlinge. Sie wachsen dort auf einem Privatgrundstück direkt an altem Mauerwerk. Laut Literatur sollen es Waldpilze sein und vorwiegend unter Nadelbäumen fruktifizieren. Das kann gut sein, denn erst ab der Mittelgebirgsschwelle und hier vor allem auch in den Bergländern, ist dieser kaum verwechselbare Schlauchpilz recht häufig nachgewiesen worden. Wichtig ist vor allem, dass die Böden sehr kalkreich sein müssen. Da er eine saprophytische Lebensweise an den Tag legt, sind Gehölze auch nicht zwingend nötig. Nun konnte ich einen in unseren Breiten sehr seltenen Pilz auch endlich in den Händen halten und nochmals im Moos auf dem Hinterhof des Steinpilz-Wismar fotografieren. Tolle Sache und ganz herzlichen Dank an den Absender aus der Nähe von Karlsruhe!

Die Pilze sind nicht mehr die Jüngsten und die violetten Farben sind oft schon ausgeblasst oder einem gelblichbraun gewichen. Violetter Kronenbecherling (Sarcosphaera coronaria).

Trotz allem ist es noch ein Wunsch von mir, diesem beeindruckenden Pilz selbst einmal in Natur zu begegnen. Gefunden wurde er in M-V das erste mal nachweislich von Hanns Kreisel am 15.06.1955 auf der Insel Rügen bei Saßnitz – Waldhalle. Und hier scheint er über lange Zeit Standorttreu zu sein. Letzter Nachweis 25.05.2004. Im Jahre 2017 habe ich am 10. Mai im Ramen unserer damaligen DBU – Kartierung diese Lokalität zusammen mit Benno Westphal aufgesucht, wir konnten ihn aber nicht finden. Weitere Funde wurden am 28.05.1987 im NSG Ziegelwerder – Schweriner See –  getätigt und von Brigitte Schurig bestätigt. Standortstreu scheint auch eine Lokalität bei Feldberg zu sein. Hier hat ihn Udo Hopp am 01.01.1983 erstmals bei Plattenberg – Wald entdeckt und zumindest bis zum 18.05.2007 mit Unterbrechungen beobachten können.

Und hier noch einmal die gesamte Kollektion der Kronenbecherlinge (Sarcosphaera coronaria) aus Rastatt. Bezüglich Speisewert zeigt sich bei ihnen eine ähnliche Problematik wie bei der Frühjahrs – Lorchel. Zumindest roh sollen sie stark giftig sein!

Nicht giftig, aber wohl kaum schmackhaft dürften die Kelchbecherlinge der Gattung Sarcoscypha sein. Dieses Exemplar fotografiert ich gestern in der Forst bei Selmsdorf. Nicht unter Weiden, sondern im durchmischten Kiefernforst mit Laubbäumen. An einem Frühjahrslorchel – Standort. Daher vermute ich den Zinnoberroten Kelchbecherling (Sarcospcypha coccinea)? Auch das Rot scheint mir satter und dunkler zu sein als beim Österreichischen Kelchbecherling. Klarheit könnte aber wohl nur das Mikroskop geben.

Zum Wetter: heute Nacht gelangten noch einmal 4 Liter in meinen Messbecher. Da nun über Westeuropa hochreichend kalte Polarluft bis über das westliche Mittelmeer vorstoßen konnte, hat es die Bildung eines Regen- und Schneeträchtigen 5b – Tiefs ausgelöst. Dieses zieht nun nach Nordost und schlägt dann von Tschechien und Polen noch einen Hacken nach Deutschland hinein. Durch Warmluftadvektion entstehen kräftige Niederschlagsgebiete, die auch bis zu uns hoch an die Ostsee ausgreifen können. Besonders in Österreich fallen hohe Regenmengen und ab 1000 Metern schneit es dort kräftig. Der Osten Österreichs leidet schon seit längerem unter großer Trockenheit. Der Starkregen ist dort ausnahmsweise mal ein Segen. Ansonsten sind diese 5b – artigen Tiefs eher wegen ihres Unwetterpotenzials sehr gefürchtet. Aber noch ist das Mittelmeer relativ kühl, so dass nicht ganz so viel Feuchtigkeit wie im Sommer oder Herbst aufgenommen werden kann. Diese Tiefs haben manchmal auch bei uns hohe, teils unwetterartige Regen oder Schneefälle gebracht. So schlimm wird es dieses mal aber nicht. Ab morgen Nachmittag greifen die Aufgleitniederschläge von Polen her auf M-V über und besonders in einem Streifen von Mecklenburg nach Süden kann es zeitweise recht kräftig, teils sogar länger anhaltend regnen. Nach der aktuellen Prognose des Super HD von Kachelmann – Wetter, könnte der Regen am Sonnabendmorgen abgezogen sein. Wäre schön, denn es steht eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Plan. Bereits die 1. zum Saisonauftakt wurde zu einer patschnassen Angelegenheit.

Vereinzelt gab es gestern in der Forst unweit des Selmsdofer Trave – Ufers richtige Pilze mit Hut und Stiel. Und da es ja Menschen geben soll, die Wert auf Genießbarkeit von Pilzen legen, den darf und kann man Essen! Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus).

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 28.05.2023: minimal 6,3 l/qm, maximal 49,9 l/qm und im Mittel 20,5 Liter.  

Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack. Wir sehen eine Käppchen – Morchel (Mitrophora semilibera). Sie wuchs unweit der Kronenbecherlinge in Rastatt auf einem Privatgrundstück.

Freitag, 14. April – 5b – Tief Rudolph hat seine Regenwolken heute auch nach Mecklenburg hinein geschoben. Seit dem Mittag war und ist es regnerisch, aber viel ist bis um 19.30 Uhr nicht in meinen Messbecher gelangt. Gerade einmal 1 Liter! Das Hauptregengebiet hat sich nun aber von Osten allmählich auch in das westlichere Mecklenburg hinein verlagert. Es dürfte also noch einige Stunden regnen. In der zweiten Nachthälfte berechnen die Wettermodelle allerdings schon wieder ein Abklingen der Niederschläge und morgen früh sollte es demnach schon trocken sein. Wichtig, denn morgen steht die 2. öffentliche Lehrwanderung des Jahres auf dem Programm. Zum Start, am 1. April, hatten wir eine ähnliche Wetterlage. Auch damals sollte der Regen zu unserer Wanderung bereits durch sein, aber Fehlanzeige! Bis in den Nachmittag regnete es munter weiter bei einem ruppigen und kalten Nordostwind. Hoffen wir, dass die Rechnung dieses mal aufgeht und wir trockenen Fußes den Holmer Wald auf der Suche nach Frühlingspilzen durchschreiten dürfen. Das heißt, die Füße könnten bei ungeeignetem Schuhwerk natürlich noch nass werden, aber der Oberkörper bräuchte nicht durch einen Schirm oder geeigneter Regenbekleidung geschützt werden.

Hier sehen wir Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus), die Catrin für uns fotografiert hat. Eine essbare Pilzart für Abstinenzler und nahezu ganzjährig zu finden. 13.04.2023.

Und es kommt noch besser auf dem Grundstück ganz im Südwesten der BRD. Kronenbecherling, Käppchen – Morchel und die eigentliche Krönung, die Speise – Morchel (Morchella esculenta) in trauter Eintracht. Welch ein Pilz – Paradies!

Bodenfeuchtigkeit ist also reichlich vorhanden und das wird wohl auch in der nächsten Zeit sehr wichtig sein, denn es könnte für längere Zeit durch Hochdruckwetter keine nennenswerten Regenfälle mehr geben. Trockenkalte Polarluft soll sich mit reichlich Wind bei uns breit machen. In den Nächsten kann es am Erdboden wieder frösteln. Erst in der zweiten Hälfte der nächsten Woche könnte es etwas wärmer werden. Die Unsicherheiten in der Mittelfrist sind aber groß. So rechnete das GFS heute Mittag ab nächstes Wochenende wieder verstärkten Tiefdruckeinfluß mit Regenfällen. Der Abendlauf wollte davon nichts mehr Wissen. Erst zum Monatswechsel wurde Tiefdruck mit Niederschlägen angedeutet. Auch ist das sonnige Hochdruckwetter, welches noch vor wenigen Tagen prognostiziert wurde, längst nicht sicher. Es können Kaltlufttropfen mit minus 30 Grad kalter Luft in der Höhe zu uns eiern und viele Wolken mit Schauern im Gepäck haben. Dabei würde es weiterhin ausgesprochen kühl bleiben. Nichts mit angenehmer Frühsommer – Wärme, wie zunächst angenommen. Morgen könnte das Ganze vielleicht schon wieder in einem ganz anderen Licht erscheinen. Wie dem auch sei, für Freunde von Lorchel und Morchel ist ohnehin alles eingetütet. Hoffen wir, dass sich auch die mit Sicherheit massenhaft sich entwickelnden Primordien der Maipilze entsprechend entfalten können. Ideal wäre feuchtkühles, regnerisches Wetter bis in den Mai hinein und keine trockene Kontinentalluft aus dem Osten.

Auch dieses Kunstwerk haben wir Catrin zu verdanken. Welche Pilzart mag sich wohl auf diesem Pyrenomyceten, vermutlich dem Flächigen Eckenscheibchen (Diytrype stigma), ansiedeln wollen?

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF akkumuliert bis zum 29.04. für Wismar: minimal 6,8 l/qm, maximal 46,9 l/qm und im Mittel 19,7 Liter.

Meine Morgen CD heute. Der Soundtrack zum Film „Die Reifeprüfung“ mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle und der Musik von Simon & Garfunkel.

Sonnabend, 15. April – Wir hatten Glück, der Regen war am morgen durch aber es war zunächst in der feuchten Luft sehr neblig. Dieser lichtete sich aber bald und es wurde sogar recht freundlich. Pilzwetter vom feinsten! So trafen sich gegen 8.45 Uhr 5 Leute zu einer öffentlichen Lehrwanderung durch den Holmer Wald. Anreise aus Wismar, Katelbogen, Ratzeburg und Boltenhagen. Ich hatte den überwiegend aus Nadelbäumen bestehenden und auf Sandboden stockenden Holmer Wald ausgesucht, in der Hoffnung, die Frühjahrs – Lorchel als relevante Verwechslungsart gegenüber den Morcheln am natürlichen Standort vorzustellen und selbstredend auch nach weiteren Pilzarten Ausschau zu halten. Bereits nach wenigen Metern standen die ersten Exemplare der Frühjahrs – Lorchel vor uns und konnten am Standort studiert werden. Insgesamt hielt sich das Aufkommen von weiterten Frischpilzen eher im Ramen, aber fündig wurden wir immer wieder. Es kam also keine lange Weile auf und das Ziel einer Lehrwanderung konnte ohne wenn und aber erfüllt werden.

Die Frühjahrs – Lorchel (Gyromitra esculenta) hat nun ihren Zenit erreicht. Sie fruktifiziert in diesem Jahr ausgesprochen üppig. 15.04.2023 im Holmer Wald.

Im Anschluss suchte ich mit Catrin noch den Prosekener Grund auf, da sie darauf brannte, endlich die erste Morchel zu Gesicht zu bekommen. Ich war skeptisch und mein Gefühl enttäuschte mich nicht. Nichts zu machen, dafür aber reichlich frische Judasohren, Anemonen – Becherlinge und sehr schöne und frische Frühlings – Mürblinge. Fans von Morcheln sollten noch einige Tage Geduld haben, auch wenn nun immer mehr Löwenzähne ihre Blüten zeigen. Zum nächsten Wochenende hin sollte es Sinn machen, die Augen diesbezüglich offen zu halten.

Ganz frisch starteten heute im Prosekener Grund die Frühlings – Mürblinge (Psathyrella spadiceogrisea) durch.

Und weil sie so schön ist. Hier noch ein dreiköpfiges Exemplar der Gift -Lorchel (Gyromitra esculenta) im Holmer Wald.

Zum Wetter: Tief Rudolf dreht weiterhin über Deutschland seine Kreise und beregnet nach wie vor einige Landstriche außerhalb von M-V. Rudolf wird sich aber wieder nach Süden zurück ziehen und Mitte der Woche dem nächsten Höhentief Platz machen. Dieses ist angefüllt mit sehr kalter Luft in der Höhe, die sich auch am Boden mit weiterhin gedämpften Temperaturen bemerkbar machen dürfte. Es soll von Ost nach West über Deutschland ziehen und auch Schauer im Gepäck haben. Bei uns an der Küste könnte ein strammer und kalter Nordost wehen. Es bleibt also ungemütlich und erst zum nächsten Wochenende tendieren die Wettermodelle zu freundlicherem und wärmerem Wetter. Wie es dann weiter geht, ist höchst unsicher. Kann sein, dass sich die warme Luft länger halten kann. Der Abendlauf des GFS berechnet zu Ende April bei uns im Nordosten einen neuen Streifschuss von sehr kalter Polarluft mit Schneeflocken, die sich unter dem möglichen Regen mischen könnten. Gleichzeitig bricht in der Südwesthälfte nach diesem Modell regelrecht der Sommer aus. Aber dass ist alles Spekulation und sollte bitte nicht so ernst genommen werden. In meinem Messbecher haben heute Nacht noch einmal 4 Liter eingefunden.

Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa) am 15. April 2023 im Prosekener Grund am Standort fotografiert.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 30.04. – 2.00 Uhr in akkumulierter Form: minimal 1,8 l/qm, maximal 36,8 l/qm und im Mittel: 13,6 Liter.

Das erste Album, welches das amerikanische Gesangs – Duo heraus gebracht hat.

Sonntag, 16. April – Zu Simon & Garfunkel habe ich noch Erinnerungen aus meiner Jugendzeit. Meine Eltern legten sich im Laufe der 1970er Jahre ein neues Röhrenradio von RFT (Rundfunk und Fernsehtechnik) zu. Es war ein Gerät der Marke Türkis. Im Gegensatz zu dem alten, hatte es UKW (Ultrakurzwelle) und somit einen weitaus klareren Empfang als Geräte die nur mit Kurz, – Mittel, oder Langwelle ausgestattet waren. Zu dem hatte ich mir bereits ein erstes Spulentonband – Gerät zugelegt und war begeistert über den sauberen Klang. Zu den ersten Titeln, die ich nun in klarer Qualität, wenn auch noch nicht in Stereo, aufnahm, gehörten auch einige Stücke von Simon & Garfunkel. Vom Berliner Rundfunk nahm ich sogar fast eine halbe Stunde in der Mitschnitt – Sendung „Duett“ ihre wundervollen, oft leisen und gefühlvollen Lieder auf. Noch heute berührt mich diese Musik. Paul Simon arbeitet übrigens derzeit an einem neuen Album, welches wohl Mitte Mai erscheinen soll. Er verarbeitet darin einen Traum, der ihm nicht mehr aus dem Sinn gehen wollte. Immerhin zählt er inzwischen bereits an die 80 Lenze!

Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) sind auch im Frühling nichts besonderes. Foto: Catrin Berseck.

Nochmals zu den Radio Geräten. UKW war natürlich eine gute Sache, aber speziell auf die Mittelwelle wollte und konnte ich lange Zeit, sogar bis heute, nicht verzichten. Bei Gewitter – Lagen wurde und wird auch heute teilweise noch bei mir die Mittelwelle in einem Senderfreien Bereich eingestellt und ich kann Gewitter anhand sogenannter Atmosphärischer Störungen mit einem ganz charakteristischen Zischen und Knacken verfolgen. In Zeiten ohne Regenradar war es für mich praktisch die einzige Möglichkeit Entfernung und Stärke der Gewitter zu beurteilen. Natürlich nur grob und nur in ihrer Blitz – Aktivität und Entfernung. Je lauter die Geräusche wurden, um so näher kam das Gewitter. Bei großen Gewitter – Fronten oder starken Zellen waren die einzelnen Entladungen nicht mehr heraus zu hören. Es war und ist ein einziges, wildes knistern und knacken. Blitzreiche Gewitter also. Ich konnte auch heraus hören, ob das Gewitter alterte, gerade auch bei lang gezogene Gewitterfronten und die bald den Geist aufgeben werden. Die Blitze wurden/werden seltener und ihre Entladungen dauern länger. Manchmal gibt es in solchen Fronten letzte Blitze, die über hunderte von Kilometern die Wolken entlang laufen bzw. zucken und überall nochmal die letzten Ladungsreserven aus dem System ziehen, bis die überschüssige Energie schließlich raus ist. Man kann auch hören, wann die ersten Blitze zucken, falls Gewitter angesagt sind ob bei einer diffusen Brodellage ein frisches Gewitter entstanden ist. Bei kurzem, aber kraftvollen Knistern, kann man davon ausgehen, dass es sich um ein heftiges Gewitter, mit oft schlagkräftigen, nicht selten Bodenblitzen, handelt. Selbst wenn das Gewitter noch weit entfernt ist und keine Wolken, Donner oder Wetterleuchten zu beobachten sind. Atmosphärischen Störungen im Radio durch Gewitter ausgelöst sind auch heute noch Musik in meinen Ohren. Auch deshalb, weil ich Gewitter liebe! Es ist die Krönung allen Wetters!

Diesen mumifizierten Blätterpilz aus dem letzten Herbst fanden Catrin und Reinhold am 09. April bei Perniek unter Fichten. Es könnte sich um einen Fichten – Reizker handeln, der vom Grünen Schmarotzer – Pustelpilz (Peckiella viridis) befallen worden ist. Solche Pilze nennt man, wenn sie noch frisch sind, Steinreizker. Der Parasit soll den Geschmack der Pilze ändern und sie sollen dann nach Seelachs schmecken! (Frische Pilze, keine Mumien!)

Diese Pilze wuchsen in Keez aus einem Blumentopf, wo ursprünglich Basilikum enthalten war. Ich habe sie nicht näher untersucht. Zum Zaubern sind sie wohl eher nicht geeignet.

Mit Gewittern werden wir es in den kommenden Tagen wohl kaum zu tun bekommen, selbst wenn ein kurzes nicht ganz ausgeschlossen ist. Grund ist ein neues Höhentief, welches uns Mittwoch und Donnerstag beschäftigen wird. Angefüllt mit minus 30 Grad kalter Luft in fünf Kilometer Höhe. Die Schichtung wird instabil, Konvektion entsteht und fertig ist das klassische Aprilwetter. Im Zuge des Tiefs wird auch der Wind bei uns an der Küste stark auffrischen. Es wird also nach vorübergehend recht sonnigen Phasen wieder ziemlich ungemütlich. Gemütlicher dann aber in Richtung Wochenende, mit deutlich ansteigenden Temperaturen. Laut abendlichem GFS – Lauf folgt aber der nächste Absturz auf dem Fuße. Lausig kalte Luftmassen, die nach dem gestrigen Lauf erst zum Monatswechsel gerechnet wurden, sollen nun deutlich früher über uns hereinbrechen. Das Gute daran: neue Regen- und Schneefälle, also Feuchtigkeit für unsere Pilze. Ein weiterer Vorteil wäre, dass die Entwicklung an der Frischpilzfront, die am kommenden Wochenende einen deutlichen Schub erfahren dürfte, wieder ein wenig gedämpft und verzögert werden sollte. Damit haben wir länger etwas von Morchel und Co. Und was die Maipilze anbelangt, feuchtkühle Witterung erhöht die Qualität!

Und hier ein hübscher Unterwassergruß von unserem Pilzfreund Christopher Engelhardt, der seit einigen Wochen auf Korsika weilt. Wir sehen eine Pferde – Aktinie oder auch Purpurrose (Aktinia equina). Sie gehört zu den See – Anemonen. Ob es an ihnen auch Anemonen – Becherlinge gibt?

Die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 01. Mai – 2.00 Uhr: minimal 1,8 l/qm, maximal 50,4 l/qm und im Mittel 18,5 Liter.

Meine CD heute zum Morgenkaffee. Wundervolle, verträumte und nostalgische Lieder aus längst vergangenen Zeiten.

Montag, 17. April – Langer Tag im Info – Zentrum. Ich nutzte ihn um die restliche Osterdekoration einzupacken und bis nächstes Jahr im Keller zu verstauen. Danach ging es an die Erneuerung der Dauerausstellungsfläche. Pilze runter und das alte Moos abräumen und neues, frisches rauf, dass ich am Sonnabend von unserer Pilzwanderung aus dem Holmer Wald mitgebracht hatte. Durch den Regen war es mit Wasser voll gesogen und durfte nicht zu lange in den Mülltüten stehen. Ein würziger Waldduft breitete sich sogleich im Steinpilz – Wismar aus. Am Donnerstag werden dann die Pilze wieder aufgebracht und dann auch lebende, die schon seit Tagen in Frischhaltedosen im Kühlschrank auf ihren Auftritt warten. Dann wird die Ausstellung auch mit entsprechenden Aufstellern vor dem Info – Zentrum beworben.

Frische Judasohren (Hirneola auricula – judae) am 15. April im Prosekener Grund.

Wunderbar frische Frühlings- oder Schmalblättrige Mürblinge (Psathyrella spadiceogrisea) am Sonnabend im Prosekener Grund am Standort fotografiert.

Zum Wetter. Das war heute in Mecklenburg recht passabel. Besonders am Vormittag schien die Sonne, am Nachmittag wurde es wolkiger und der Nordostwind frischte bereits auf. Über Skandinavien steigt nun der Luftdruck immer höher und bei uns eiern kleine oder auch größere Höhentiefs herum, zwischen denen die Druckunterschiede ausgeglichen werden müssen. Das ist die Aufgabe des Windes, der bis Mittwoch immer mehr zulegen und dann auch sehr unangenehm zu Spüren sein wird. Was uns frösteln lassen wird, kann bei den Frischpilzen zur Austrocknung führen, zumindest wenn sie zu exponiert stehen. Derartige Wetterlagen sind für das Frischpilzwachstum das reinste Gift! Außerdem wird es bis Mittwoch immer kälter. In der Nacht zum Donnerstag soll dann der Kaltlufttropfen über Norddeutschland in Richtung Frankreich durch ziehen. Mit Regen und teils sogar Schnee im Gepäck. Dort bleibt er dann liegen und soll sich zu einen regulären Bodentief umwandeln und uns dadurch einen kräftigen Temperaturanstieg auf der Rückseite, die dann zu einer Vorderseite wird, bescheren. Dieser wird aber nicht von Dauer sein. Anfang nächster Woche saugt das Tief dann wahrscheinlich auf seinem Weg nach Skandinavien wieder lausig kalte Luft an. Weitere Regen und Schneefälle wären die Folge. Das GFS hat für die nächsten zwei Wochen reichlich Niederschläge bei meist für die Jahreszeit zu kühlen Temperaturen in der abendlichen Rechnung. Kühl und feucht, dass sollte uns (gemeint sind die Pilze) sehr entgegen kommen, auch wenn wir uns eigentlich endlich nach wärmerem Wetter sehnen.

Ein wunderbar kross gebackenes und duftendes Rosenbrötchen, möchte man vermuten. Weit gefehlt! Es handelt sich um einen Riesenbovist (Langermannia gigantea) mit etwa 30 cm im Durchmesser. Dieser liegt seit letztem Sommer auf meiner Ausstellung. Er war damals frisch und weiß und wollte sich noch ausdehnen und reifte aus, mit diesem originellen Ergebnis.

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 02. Mai 2023 – 2.00 Uhr: minimal 4,0 l/qm, maximal 64,5 l/qm und im Mittel 31,5 Liter.


Wunderbare Morgenunterhaltung auch heute wieder. Paul Simon & Art Garfunkel auf einem Waldweg. Sie wollen doch nicht etwa nach Mushrooms Ausschau halten?

 

Dienstag, 18. April – Heute Vormittag war ich mit unserem Pilzfreund Michael aus Schwerin in Jesendorf verabredet. Ziel war die Kiefern – Aufforstung am Kiesabbaugebiet zwischen Jesendorf und Tarzow. Der Wunsch von Michael war, endlich mal eine Spitzmorchel in ihrem natürlichen Umfeld zu finden. Neben den Frühjahrs – Lorcheln können sie hier tatsächlich (mit sehr viel Glück) gelegentlich mal auftreten. Obwohl ich zwei mir genau bekannte Standorte mit ihm absuchte, erbrachte es leider keinen Erfolg. Vor einigen Jahren gab es hier sogar einige Speisemorcheln, weit entfernt von jeglicher Esche und auch in einem völlig ungewohnten Umfeld unter Jungkiefern, in Begleitung von Schwarzweißen Becherlorcheln und verfrühten Butterpilzen. Aber das war wirklich mal eine Eintagsfliege, während wir die Spitzmorcheln hier immer mal wieder seit vielen Jahren beobachten konnten.

Originelle Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomelaena). 18.04.2023 Kiefernforst Jesendorf.

Die Fingerhut – Verpel (Verpa conica) stehen kurz vor der Streckung. Foto: Phillip Müller.

Nun, heute sollte es leider nicht sein, dafür aber Frühjahrslorcheln in großen Populationen. Ein Massen – Aspekt wie ich ihn, wenn überhaupt, bisher nur selten erlebt habe. Und nicht nur hier, auch in anderen, dafür geeigneten Forsten, erlebt dieser wichtige Frühlingspilz in diesem Jahr einen überwältigen Auftritt. Auch Catrin hatte gestern bei Neukloster Unmengen dieser Pilze. Hier wird einiges nachgeholt, insbesondere auch wegen der Trockenheit im Frühling letzten Jahres. Werden es ihnen die Morcheln und Maipilze gleich tun? Das ist gut möglich! Wenn die Witterung mitspielt, können wir diesbezüglich in den kommenden Wochen großes erleben. Und die Witterung scheint mitzuspielen. Bis vor kurzem hatte ich noch bedenken, weil sich ein starkes Skandinavien – Hoch aufgebaut hat und dadurch nennenswerter Regen nicht mehr zu uns gelangen könnte. Das scheint sich nun aber anders darzustellen.

Bitterer Zapfenrübling (Strobiluris tenacellus) heute bei Jesendorf.

Auch die Speisemorcheln (Morchella esculenta) wollen es nun wissen. Streckung ab dem Wochenende! Phillip Müller schoss das Foto heute. Auch in Bützow wurden Morcheln gesichtet!

Zunächst beehrt uns ab morgen von Osten her ein Kaltluftropfen wie er im Lehrbuch steht. Das besondere daran ist, dass er uns zum Wochenende die Wärme bringt. Wenn auch nur vorübergehend. Zuvor saugt er aber von Nordosten mit stark auffrischendem Wind sehr kalte Luft an. Morgen Abend und in der Nacht zum Donnerstag kann er es bei uns in M-V dann regnen lassen durch Warmluft – Advektion. So werden wir die ersten sein, die in den Genuss seiner warmen Seite gelangen und so wie es heute aussieht, wird sich die Warmluft ausgerecht im sonst doch so unterkühlten Nordosten am längsten halten können, während der wärmere Südwesten der Republik schnell wieder in kältere Luft gelangen könnte. Die Regenfälle werden durch Aufgleiten von Warmluft bei uns im Nordosten ausgelöst und sie können strichweise sogar recht ergiebig ausfallen (15 – 30 l/qm). Am Wochenende stehen dann erstmals in diesem Jahr die 20 Grad auf der Agenda. Das wird der Startschuss zur Morchel – Explosion endlich auch bei uns im Nordosten werden. Auf Kachelmannwetter wurde heute auch die Modelprognose für den Monat Mai vorgestellt. Er soll zu nass und zu kühl ausfallen! Kann uns etwas besseres passieren? Pilz Heil!

Es war einfach eine Pracht, die uns heute in der Jesendorfer Kiefernforst geboten wurde. Welch ein Überfluss dieser wunderbaren Schlauchpilze. In Finnland eine Gourmet –  Spezialität in der gehobenen Gastronomie.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF bis zum 03. Mai – 2.00 Uhr für Wismar in akkumulierter Form: minimal 2,6 l/qm, maximal 72,2 l/qm und im Mittel 25,7 Liter.

Meine musikalische Morgenbegleitung in den Tag. Die erste Scheibe eines Doppelalbums von den Simple Minds.

Mittwoch, 19. April – Der zweite Quadrant der Topographischen Karte 2131 = Schönberg war heute im Ramen der Mittwochsexkursionen an der Reihe. Gegen 14.00 Uhr trafen sich Catrin, Phillip und Reinhold in Malzow. Hier ging es in ein schmales Waldgebiet in der Maurine – Niederung. Erlen/Eschenbruchwald im wesentlichen. Entweder so nass, dass man kaum trockenen Fußes unterwegs sein konnte, oder aber in höheren Lagen richtig trocken und sehr winddurchlässig. Das reichlich herum liegende Totholz, nicht zuletzt durch das Eschen – Sterben hervorgerufen, lag hier einfach zu trocken. Außerdem blies der starke Nordost so heftig, dass es mächtig arbeitete im Gebälk. Wir brachen hier ab und das war auch ganz gut so, denn kaum waren wir an den Autos, krachte auch schon ein Baum mit voller Wucht auf den Waldboden. Das ging noch einmal gut! Deshalb bei stürmischen Verhältnissen lieber Wälder meiden. Wir setzten schließlich in den Schwanbecker Zuschlag um, der heute bereits zum dritten mal Ziel einer Mittwochsexkursion wurde. Allerdings das erste mal im Frühling. Dieses Waldgebiet ist kompakter und somit war es im Waldesinneren auch wesentlich ruhiger und ungefährlicher. Mit gut 50 Pilzarten, die wir notieren konnten, können wir durchaus zufrieden sein. Sicher ist vieles bereits schon kartiert worden, aber einige Frühlingsarten sind zumindest für meine Datenbank neu. Beispielsweise der Anemonen – Becherling, der Österreichische Kelchbecherling oder der Frühlings – Mürbling. Einige Funde müssen noch nachbestimmt werden. Und auch eine Pilzart, die wir eigentlich aus dem Herbst kennen, der Büschelige Mürbling, dürfte neu für diesen Quadranten sein. Ein Bericht folgt in Kürze. Info zu: Simple Minds

Diese Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) wirken doch ziemlich graublättrig. Trotz allem gut vom Graublätterigen S. durch den schwefelgelben Stiel, bitteren Geschmack und dem Erscheinen an Laubholz zu unterscheiden. 19.04.2023 in der Maurine – Niederung.

Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus) in der Maurine – Niederung. Durch Sonne und Wind beginnen sie bereits zu verwelken.

Zum Wetter: der Kaltlufttropfen sorgte heute für einen starken Gradienten und wie erwarten bliess der kalte Nordostwind ziemlich heftig und unangenehm. Heute Nacht zieht dann auch noch eine Regenschleife des unterkühlten Tropfens durch und leitet bereits die Zufuhr herum geholter, wärmerer Luftmassen ein. Das wird sich aber erst am Freitag richtig bemerkbar machen. Nennenswerter Regen wird aber wohl nur an unserer südlichen Landesgrenze fallen. Nach einem warmen Wochenende folgt Anfang kommender Woche der nächste Absturz. Besonders in Süddeutschland sollte man sich auf empfindliche Nachtfröste vorbereiten. Das könnte für viele Pflanzen und Obstgehölze zu einer echten Gefahr werden. Die Frühlingspilze sollten es aber ganz gut überstehen. Durch meist weiterhin lebhafte Winde ist die Frostgefahr bei uns im Nordosten nur gering.

Herrlich frische Frühlings – Mürblinge (Psathyrella spadiceogrisea) im Schwanbecker Zuschlag. Essbar.

Die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 04.05. – 2.00 Uhr: minimal 7,4 l/qm, maximal 62,3 l/qm und im Mittel 24,6 Liter.

Hier sehen wir eine etwas gedrungene und untersetzte Rindenmulch – Morchel, die Catrin für uns in Bützow fotografiert hat. Spitzmorchel (Morchella elata).

Donnerstag, 20. April – In dem Bauernregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels habe ich folgende Witterungstendenz gefunden: „Um die Mitte des Monats Tendenz zu ruhigem, trockenem Hochdruckwetter. Um den 20. April herrscht eine auffallende Tendenz zu Kälterückfällen und auch Schnee“. Nun, vor dem stürmischen Kaltlufttropfen war es relativ ruhig und der Kälterückfall bahnt sich zu Beginn nächster Woche an. Schnee gibt es zumindest in den Bergen wieder, aber auch bei uns sind Graupelschauer wahrscheinlich. Ob sich die Temperaturen bis zum Monatswechsel wieder erholen können, ist noch nicht sicher. Zumindest ob es auch bei uns wieder deutlich wärmer werden könnte. Für den Südwesten der BRD stehen die Chancen jedenfalls nicht schlecht. Wir im Nordosten dürfen uns aber zunächst auf ein warmes Wochenende freuen. Die abgetrocknete Erdoberfläche, vor allem durch den gestrigen starken Nordostwind, wurde heute Nacht wieder angefeuchtet. Besonders im Landesinneren und nach Süden zu hat es zeitweise doch recht kräftig geregnet. Entlang der Ostseeküste fiel jedoch kaum mal ein Tropfen. In meinen Messbecher gelangten aber immerhin noch 1,5 Liter.

Im Zusammenspiel mit der kurzzeitigen Wärme werden die lang ersehnten Morcheln nun auch bei uns ihren allgemeinen Durchbruch erleben. Erste Sichtungen gab es ja bereits in den letzten Tagen. Immer mehr Fundmeldungen trudeln inzwischen bei mir ein. Unser Bützower Pilzfreund Hanjo und Phillip aus Renzow machten den Anfang. Auch unser Vereinsmitglied Andreas Herchenbach ist fündig geworden. Am Nachmittag erreichte mich ein Anruf aus Neuburg, wo ebenfalls Morcheln gesichtet worden sind. Ich habe mich für morgen zum Foto – Termin angemeldet. Und bei den warmen Temperaturen der kommenden Tage werden sie allerorten sprießen. Schließlich haben sie ja etwas auszugleichen. Einen fast Totalausfall im Frühling des letzten Jahres gilt es zu kompensieren.

Hier ein Bild von Hanjo, ebenfalls aus Bützow. Ein schöner Größenvergleich. Sie sitzen in den Startlöchern und viele weitere werden sich ab dem Wochenende strecken. Spitzmorchel (Morchella elata).

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 05.05. – 2.00 Uhr: minimal 7,0 l/qm, maximal 52,9 l/qm und im Mittel 24,9 Liter.

Meine Kaffee – Musik heute morgen. Legendäre Lieder und Folk – Songs aus alten Zeiten. Ein Hörgenuss!

Freitag, 21. April – Das Wetter war heute schön, sonnig und endlich auch mal angenehm temperiert. Bestens geeignet, um mich auf meinen Leichtkraftroller zu setzen und zunächst nach Neuburg zu fahren. Ich besuchte meinen ehemaligen Klassenkameraden und Jugendkumpel Andre. Gestern rief er mich an, dass auf dem Rasen seines Grundstücks zwei Gemeine Morcheln wachsen. Er hatte sie nach seinem Pilzbuch so bestimmt. Es waren ganz normale Speisemorcheln. Eine große und eine Kleine. Wir klönten noch eine Weile über frühere Zeiten, natürlich Musik, denn in meiner wilden Jungendzeit war mein Zimmer Proberaum für unsere Hardrock und Metal – Band. Seine Frau ist Lehrerin in der dortigen Schule am Rietberg. Es ist die einzige Bildungseinrichtung, die seit vielen Jahren im Herbst Pilzwanderungen mit den Schüler der 4. Klasse mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart. Keine hundert Meter von seinem Grundstück entfernt, an einem Hohlweg zum nahen Wald, der mit Alteschen gesäumt ist, hatte ich vor Jahren Morchelbecherlinge und auch etliche Speisemorcheln finden können. Heute war nichts zu machen. Sie scheinen auf Andre` s Grundstück gewandert zu sein.

Dieses sonnige Morchelnest fand und fotografierte unser Pilzfreund Andreas Herchenbach vor wenigen Tagen.

Speisemorchel (Morchella esculenta) heute auf einer Wiese in Neuburg am Standort fotografiert. Der Pilz blieb natürlich stehen und darf seine Sporen dem Wind anvertrauen.

Um 14.00 Uhr hatte ich einen Termin in Gallentin, am Schweriner See, mit Uli` s Kinderland. Dort soll in 14 Tagen unser diesjähriges Frühlingsseminar starten. Es war noch etwas Zeit und ich fuhr noch schnell in den Wald am Farpener Stausee. Mit fiel ein, hier hatte vor Jahren unser Ostseepilz Christian Ehmke einen Standort der Nonnenhütigen Lorchel entdeckt, der auch über Jahre standorttreu blieb. Inzwischen stellen dort aber Angler und Wanderer ihre Autos ab und so war es auch kein Wunder, dass sich diese seltenen Schlauchpilze wohl zurück gezogen haben. Heute war zumindest für mich nichts zu machen. Es gab dafür aber unter den Kiefern reichlich Schwarzweiße Becherlorcheln und auch eine Gruppe von Frühlings – Mürblingen im Laubmischwald. Und mitten zwischen den Kiefern fand ich eine Prinzessin mit langem, schneeweißen Brautkleid. Sie stand Modell für ein Fotoshooting. Ob tatsächlich geheiratet werden sollte, oder nur Heiratsmoden für einen Katalog in schöner Umgebung festgehalten werden sollten, vermag ich nicht zu sagen. Mann ist ja schließlich nicht neugierig.

Nun wurde es aber Zeit aufzubrechen. In Gallentin begrüßten mich zwei Damen von der Objektleitung und führten mich zu den für uns vorgesehenen Bungalows. Es sind meist Mehrbettzimmer, aber bei den bisher 13 angemeldeten PIlzfreundinnen und Freunde, kein Problem auch ein Einzelzimmer zu bekommen. Auch unser Tagungs- bzw. Seminarraum scheint wie für uns zugeschnitten zu sein. Auf den ersten Blick alles wunderbar auf diesem großzügig und weitläufig angelegtem Areal. Unsere Hauptexkursionsgebiete sind fußläufig vom Objekt aus zu erreichen. Anmeldungen (Siehe unter Termine) können noch bis zum 30. April erfolgen. 

2 solcher Bungalows sind für uns reserviert.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar in akkumulierter Form bis zum 06.05.2023 – 2.00 Uhr: minimal 8.00 l/qm, maximal 45,0 l/qm und im Mittel 22,5 Liter.

Punk zum Morgenkaffee. Siouxie and the Banshees. Mein Lieblingstitel „Mittageisen“ ist leider nicht da drauf.

Sonnabend, 22. April (Tag der Erde) – Der 22. April ist ein Gedenktag, der am 22.04.1970 in den USA in` s Leben gerufen wurde. Der Senator Gayiord Nelson verfasste einen Umwelt – Aufruf für unseren geschundenen Planeten. 22 Millionen Amerikaner demonstrierten demnach u. a. für den Umweltgedanken, auf ein Autoverzicht, zum Bäume Pflanzen, Müllsammeln… Offensichtlich hat es aber bis heute nicht gereicht, so dass sich einige Leute auf den Straßen festkleben müssen, um diesem Gedanken Nachdruck zu verleihen. Jeder auf seine Weise mag man meinen. Den Verkehr larm legen, um wenigstens eines der damaligen Ziele zu erreichen, im Sinne einer besseren Umwelt, schlägt wohl eher ins Gegenteil um. Aber recht haben sie trotzdem. Der Straßenverkehr hat seit den 1970er um ein vielfaches zugenommen. Es gibt auf deutschen Autobahnen kein Tempolimit. Es darf gerast werden, was das Zeug hält. Die Auto – Lobby Hand in Hand mit der Politik sorgen dafür, dass das auch so bleibt. Wozu brauchen wir Luxus – Autos?, die in erster Linie nur ein Statussymbol darstellen und der Angeberei dienen. Beim Schreiben dieser Zeilen fahren Jugendliche mit ihren Autos mit laut dröhnender Musik Schau auf den Straßen der Stadt. Weil es einfach Cool ist und eine bestimmte Klientel beeindruckt werden möchte. Noch schlimmer die sogenannten Auto – Poser. Sofort still legen die Kisten und/oder Lappen einziehen! Es werden riesige Gewinne auf Kosten unseres Planeten gemacht und die mächtigen werden immer mächtiger. Die Hauptverantwortung für die Zerstörung unserer eigenen Lebensgrundlage ist dieses Wirtschaftssystem. Die Diktatur des Kapitals. Daran erkrankt unsere Erde und auch der Mensch. Habgier der Staaten, Unternehmen und des einzelnen Individuums. Info: Siuoxsie and the Banshees

Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomalaena) gestern am Farpener Stausee. 

Eine der Speisemorcheln (Morchella esculenta) aus der Lübschen Straße in Wismar von heute.

Zu positiverem. Heute erleben wir den bisher wärmsten Tag des Jahres. Verbreitet 20 Grad und mehr. Vorsicht ist geboten, denn die Bäume schlagen aus! Der Löwenzahn geht in die Vollblüte und auch die Rapsfelder bei uns im Nordosten zeigen ein erstes, zaghaftes Gelb. Es geht in den Vollfrühling. Gedämpft wird die Entwicklung dann aber wieder in der kommenden Woche, wenn lausig kalte Luft dem ersten Hauch des Frühsommers ein Ende setzt. An diesem Wochenende strecken sich die ersehnten Morcheln nun aller Orten. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Es dürfte wohl kaum einen Ort geben, wo keine auftauchen sollten. In Ortschaften noch viel eher als in mit Eschen bestandenen Wäldern, so sie denn überhaupt noch stehen. Auch in Wismar ist es soweit. Mein Computer – Experte Heino rief mich heute an, dass er beim Rasen – Mähen mal wieder Morcheln auf seinen Grundstück in der Lübschen Straße entdeckt hat. Eine hat er leider bereits rasiert, aber die anderen beiden brachte er mir soeben für die Ausstellung in das Info – Zentrum.

Und beide Speisemorcheln (Morchella esculenta) von Heino Standort versetzt auf dem Hof des Info – Zentrums fotografiert.

Hier die möglichen Regenmengen bis zum 07.05.2023 – 2.00 Uhr in akkumulierter Form für Wismar nach dem ECMWF: minimal 12,4 l/qm, maximal 52,2 l/qm und im Mittel 26,4 Liter.

Maipilz oder Georgsritterling (Calocybe gambosa). Anfang der Wochen von Phillip Müller fotografiert.

Sonntag, 23. April (St. Georg) – Ja, der Georstag ist nicht nur ein Heiligen – Gedenktag, sondern auch einer der wichtigsten Stichtage für uns Pilzfreunde. Im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ steht folgendes dazu: „Georgi zieht der Erde den Giftzahn – bei schönem Wetter wurde das Kleingeflügel ins Freie gelassen und die Landkinder mussten ab heute barrfuss gehen, um die Schuhe zu schonen. – Georgi bringt grüne Schuh – . Er war einer der wichtigsten Lostage für Bauern und Gärtner. Die um Georg herrschende Wetterlage wurde für einen längeren Zeitraum bestimmt. Das Wetter entschied, ob die Saat gut aufging und wie ertragreich die Ernte sein sollte. – Wenn am Georgstag die Sonne scheint, gibt es viele Äpfel. Nach alten Überlieferungen dürfen heute die Hexen ihr Unwesen treiben. Sie konnten der Saat und dem Wachstum Schaden zufügen. Jetzt ist beste Pflanzzeit für Kartoffeln. Kommt Georg mit dem Schimmel geritten, so kommt ein gutes Frühjahr vom Himmel. Ist es am Georgi warm und schön, wird es noch raue Wetter sehen. Zu Georgi müssen die Schweine ausgetrieben werden, und das Korn muss sich recken, dass sich kann eine Krähe verstecken. Zu Georgi blinde Reben, volle Trauben später geben.“

Frühlingsmürbling (Psathyrella spadiceogrisea) am Freitag am Farbener Stausee fotografiert.

Nun, dass sind alte Bauernregeln, die für uns nur bedingt von Interesse sein dürften. Wichtig für uns ist jedoch, dass ab heute der Georgsritterling, besser bekannt unter Maipilz oder Mairitterling, erscheinen soll. In der Tat hat er schon vor einigen Tagen seine ersten Köpfchen an die frische Frühlingsluft geschoben. Er wurde schon mehrfach gesichtet. Hoffen wir auf eine gute Ernte und die dürfte es geben, wenn das Wetter mitspielt. Kühl und feucht sollten die kommenden Wochen verlaufen. Wir werden sehen. Aber zunächst stehen ja nun die Morcheln an erster Stelle. Catrin hat in Bützow bei über 50 Exemplaren aufgehört zu zählen. Viele weitere sollen noch in den Starlöchern stecken. Nun war es vorübergehend wärmer und auch etwas Regen ist nach wie vor dabei. Die Norm steht günstig! In meinem Messbecher befanden sich am Mittag 1,5 Liter.

Anemonen – Becherling (Dumontinia tuberosa) am 19. April im Schwanbecker Zuschlag.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 08.05. – 2.00 Uhr: minimal 6,6 l/qm, maximal 47,6 l/qm und im Mittel 22,6 Liter.

Catrin hat gestern in der Kiefernforst Pernick diesen Erdritterling gefunden und fotografiert.

Montag, 24. April – Ein eher pilsiges, statt pilziges Wochenende liegt hinter mir. Nach dem mir Heino am Sonnabend Nachmittag seine beiden Speisemorcheln vorbei gebracht hat, die heute neben einigen anderen Frischpilzen meine Dauerausstellung bereichern, wurde ich am späteren Nachmittag zu einer Geburtstagsparty und Grillabend auf` s Land abgeholt. Ein Jugendkumpel und Schulkamerad feierte seinen kürzlich begangenen Geburtstag nach und Morchelbringer Heino war auf Schloss Ludwigslust zur Klosterbier – Verkostung geladen. Hatte ich in den Vorjahren Schulfreund Jürgen zu seiner Geburtstags – Party mit Frischpilzen (Sommersteinpilze oder Schuppige Porlinge) beglücken können, musste er dieses mal mit getrockneten Steinpilzen vorlieb nehmen. Frühjahrs – Lorcheln wollte ich ihm nicht antun, obwohl es unter dem Motto „Pilze braten und Symptome raten“ sicherlich einiges an Nervenkitzel gebracht hätte. Einzig Schwarzweiße Becherlorcheln hätte ich beisteuern können. Zum Nachdurst – Löschen ging es dann am Sonntag Vormittag zum pilsigen Frühschoppen in den Nikolai – Blick. Eine kurze Stipp – Visite am späteren Nachmittag im Seeblickpark brachte keine neuen Erkenntnisse oder doch? Maipilze waren noch nicht soweit. Die kommen hier traditionell etwas später und auch noch keine Ansätze bzw. Anzeichen von Schuppigen- oder Schwefelporlingen. Nicht weit entfernt, in einem Wohngebiet, hatte jedoch unser Vereinsmitglied Andreas Herchenbach Spitzmorcheln entdeckt. Ja, die Morcheln sind nun in Aktion. Ich dachte mir heute morgen, eigentlich dürften sie nun auch in der Pilzberatung auftauchen. Meist nicht von regulären Pilzsammlerinnen und Sammlern, sondern von Menschen, die eher zufällig über diese Edelpilze stolpern. Und genau so kam es auch. Eine glückliche Finderin legte mir ganz junge und frische Speisemorcheln vor. Gewachsen auf einer moosreichen Wiese, auf der bis vor einiger Zeit noch ein Apfelbaum stand. Also Biotop Streuobstwiese. An weiteren Frischpilzen wurden außerdem Ansehnliche Scheidlinge und Riesen – Träuschlinge vorgelegt.

Bei Catrins Erdritterling handelt es sich, wie zu unschwer zu erkennen ist, um den Gilbenden Erdritterling (Tricholoma argyraceum).

Zum Wetter: In meinem Messbecher fand ich gegen 18.00 Uhr wieder 1,5 Liter vor. Das Resultat der Schauer aus der vergangenen Nacht. Aktuell ziehen von Westen neuerlich schauerartige Regenfälle heran. Vielleicht bekommt der Raum Nordwestmecklenburg in den nächsten Stunden noch einige, wenige Liter ab. Danach bricht die Höhenkaltluft ein und in ihr können sich bis Mittwoch immer wieder Schauer bilden. Bei starken Winden werden dieses aber höchstens die zwischendurch wieder abtrocknende Bodenkrume anfeuchten. Ein kleines Tief am Donnerstag/Freitag könnte in der Mitte und im Süden der BRD kräftigere Regenfälle bringen. M-V bleibt nach jetzigem Stand außen vor. Und dann wird es wohl für längere Zeit trocken bleiben. Erst zum übernächsten Wochenende sind nach dem Abendlauf des GFS auch bei uns wieder nennenswerte Regenfälle möglich.

Junge Speise – Morcheln (Morchella esculenta) heute in der Pilzberatung vorgelegt.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 09.05.2023 – 2.00 Uhr für Wismar: minimal 4,3 l/qm, maximal 64,3 l/qm und im Mittel 21,3 Liter.

Dienstag, 25. April – Tag des Baumes (Markustag) – Folgendes fand ich dazu im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“: „In den Alpenländern findet vielerorts am Markustag ein kirchlicher Bittgang, die Markusprozession, statt, zum Segen der Feldfrüchte. Am heutigen Tag des Baumes gehen vielerorts – und in vielen Ländern – Schüler in die Wälder, um bei den Aufräumarbeiten und beim Aufforsten oder Pflanzen behilflich zu sein.

Was St. Markus an Wetter hält, so ist es auch mit der Ernte bestellt. Vor Markus der Bauer sich hüten mag, denn wenn `s vor Markus warm ist, wird`s nachher kalt. Witterungstendenz: In den letzten Tagen Neigung zu reichlich Niederschlägen.“

Am Sonntag war ich ja kurz im Wismarer Seeblickpark unterwegs. Ohne Pilze geht es hier nicht. Wenn nicht anders mit Phytoparasiten. Wir sehen hier den Ampferblatt – Rostpilz (Ramularia rubella).

Phillip hatte letzten Mittwoch auch wieder ein Auge für Phytoparasitisches, nämlich dem Scharbockskraut – Rostpilz (Uromyces ficariae). 19.04.2023 im Schwanbecker Zuschlag.

Und damit sollte der Bauernkalender in diesem Jahr recht haben. Vor Markus war es zumindest kurzeitig auch bei uns mal etwas wärmer, aber nun hat uns die Kaltluft wieder. In den folgenden Nächten stehen zumindest am Erdboden teils noch mal recht zünftige Minustemperaturen auf dem Zettel. Im Binnenland und bei Windstille sogar bis zu minus 5 Grad! Auch mit den reichlichen Niederschlägen soll er recht bekommen. Zum Freitag kann es gebietsweise kräftig Schütten und besonders im Süden der BRD auch gewittern. Ein Tief zieht von West nach Ost über Deutschland. Die Zugbahn ist noch nicht ganz klar, aber nach aktuellem Stand bleiben wir in M-V außen vor. Ergiebige Regenfälle wären nicht zu verachten und würde den Maipilzen den richtigen Schub versetzen. Leider entwickeln sich die Wachstumsbedingungen in Mecklenburg immer ungünstiger. Insbesondere der starke Wind ist kontraproduktiv. Morcheln und Maipilze an exponierten Standorten dürften bereits Schaden genommen haben. Das durchaus kräftige Regengebiet von gestern über Nordwestdeutschland drehte genau an der Westgrenze Mecklenburgs nach Norden ab. Wir sind Kummer gewohnt! Trost soll uns sein, dass die Mittelfrist weiterhin wechselhaft bleiben soll. In einem Video auf Kachelmannwetter wurden heute die experimentellen Berechnungen der großräumigen Wetterlage über Europa für den Monat Mai vorgestellt. So soll die erste Dekade in Deutschland (Ost) zu trocken und zu kalt ausfallen. Mitte Mai wird eine durchschnittlich temperierte Westwetterlage berechnet mit überdurchschnittlichen Regenmengen, also zu nass. Im letzten Monatsdrittel soll sich eine zunehmend sommerlich warme bis heiße Südwestwetterlage einstellen. Kräftige Schauer und Gewitter inklusive! Wir werden sehen. Fakt ist, das es zumindest im südwestlichen Deutschland eine regelrechte Morchel – Schwämme gibt. Zunehmend auch Maipilze satt. Auch der erste Flockenstielige Hexen – Röhrling wurde bereits gefunden! Was soll` s, wir leben im Nordosten der Republik und erleben meist einen vergleichsweise verarmten Frühlings – Aspekt.

Diese giftverdächtigen Frühlings – Samthäubchen (Cononcybe aporos) habe ich am 18. April in der Kiefernforst Jesendorf am Standort fotografiert.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form  für Wismar bis zum 10. Mai – 2.00 Uhr: minimal 3,9 l/qm, maximal 90,3 l/qm und im Mittel 22,5 Liter.

Ist das nicht wunderbar! Bei Phillip gibt es heute Maipilze vom feinsten. Überhaupt, so muss ein Korb mit Speisepilzen aussehen. Sauber und in bester Qualität. Anders sind wir es von Phillip auch nicht gewohnt. Einfach vorbildlich!

Mittwoch, 26. April – Alles klar, heute war Mittwoch. So hieß es auch wieder: „Auf zur Mittwochsexkursion“. Der dritte Quadrant der Topographischen Karte 2131 = Schönberg war an der Reihe. Bei zurück liegenden Mittwochsexkursionen wurde das größte Waldgebiet im Messtischblattbereich, zwischen Petersberg und Klein Siemz, besucht. Heute entschieden wir uns für ein Wiesen- und Auwaldgebiet bei Lockwisch bzw. Hof Lockwisch, mit dem kleinen Hofsee im Mittelpunkt. Wir, das waren Catrin aus dem Raum Bützow, Phillip aus Renzow sowie Christian und Reinhold aus Wismar. Wir trafen uns gegen 14.45 Uhr vor Ort und Phillip begeisterte sogleich mit Maipilzen satt, die er kurz zuvor geerntet hatte. Aber damit nicht genug, denn direkt zum Start am Hofsee begrüßte uns ein Nest mit Käppchen – Morcheln. Kein Wunder, der Löwenzahn steht in voller Blüte und Phillips vorwitzige Maipilze konnten es nicht abwarten, bis die Rapsfelder bei uns im Nordosten in der Vollblüte stehen. Aber es ging uns heute natürlich nicht nur um Fresspilze. Alles, für Feldmykologen einigermaßen ansprechbares, stand auf der Fahndungsliste. Diese war zum Schluss allerdings nicht so gut gefüllt wie an den Vorwochen, da einfach die abwechslungsreichen Mischwälder fehlten. Zumindest in dem heute begangenen Bereich und einen Kiefernforst, in der Verlängerung des Exkursionsgebietes, hatten wir ausgespart. Grund war, Catrin wollte noch nach Brook an die Ostsee, da wir hier vor Jahren ganz gute Erfolge bezüglich Morcheln hatten. Eine kurze Stippvisite am windigen Ostseestrand brachte aber nicht den erhofften Erfolg.

Wunderbare Maipilze hat Phillip heute einsammeln können. Ich werde mich dann auch allmählich kümmern müssen, dass ich meinen Gefrierschrank für unser nächstes Imbissgeschäft befüllt bekomme. 

Und auch dieser leckere Hexenring – Bildner ist schon erschienen. Nelken – Schwindling (Marasmius oreades) heute auf einer Wiese bei Hof Lockwisch.

Das Wetter war heute so, wie man es eigentlich für den April erwartet. Wechsel aus Sonnenschein und dicken Quellwolken mit einzelnen Regen – und Graupelschauern. Diese reichten aber kaum aus, um den vom Wind abgetrockneten Boden zu benässen. Auch morgen ist ähnliches Wetter angesagt. Vielleicht kann das für Freitag erwartete Tief, dass mit seinem Zentrum genau über Norddeutschland in Richtung Polen ziehen soll, die oberen Bodenschichten wieder anfeuchten: Die für Mecklenburg vorher gesagten  2 – 5 Liter sind zwar ziemlich dürftig, aber noch sind die Wälder nicht belaubt und das Nass kann bis zum Waldboden durchdringen.  Großes an Regen ist für uns im Nordosten wahrscheinlich vor Mitte Mai nicht mehr zu erwarten.

Nein, nein, kein Bild aus dem Herbst, von heute! Wir waren praktisch in drei Jahreszeiten unterwegs. Maipilze und Morcheln standen für den Frühling, Nelkenschwindlinge für den Sommer und diese Schmutzigen- oder Fleischbraunen Rötel – Ritterlinge (Lepista sordida) repräsentierten den Herbst. Alle samt gute Speisepilze. 26.04.2023 im Auwald zwischen Lockwisch und Hof Lockwisch.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar in akkumulierter Form nach dem ECMWF bis zum 11.05. – 2.00 Uhr: minimal 4,5 l/qm, maximal 76,6 l/qm und im Mittel 23,0 Liter. 

Aber etwas gutes hatte das unterkühlte April – Wetter der letzten Tage aber auch. Wunderbare Stimmungsbilder, so wie hier am Dienstag Abend der ausfallende Niederschlag einer Schauerwolke, der aber oft kaum den Erdboden erreichte und vom Winde verweht wurde.

Donnerstag, 27. April – Lausig kalt ist es weiterhin in unseren Breiten. Die Luft roch heute morgen nach Winter und nicht nach den zahlreichen Blüten des Frühlings. Insbesondere bei wärmeren oder sogar feuchtwarmen Wetterlagen ist die Luft zu dieser Zeit eigentlich vom schweren Duft der blühenden Rapsfelder geschwängert. Ganz anders im Südwesten des Kontinents. Auf der Iberischen Halbinsel fallen dieser Tage Allzeitrekorde in punkto Hitze. Heute wurden Spitzenwerte von bis zu 38 Grad erreicht! Eine so große Hitze, so früh im Jahr, gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Spanien noch nie! Wir würden uns freuen, wenn endlich mal die 20 Grad in Reichweite kommen würde. Daran ist im Nordosten aber nicht zu denken. In den kommenden Tagen erholen sich die Temperaturen zwar etwas, so dass wir in Richtung Wochenende auch mal die 15 Grad auf dem Thermometer sehen können.

Am Ostseestrand bei Brook in Blickrichtung auf die Lübecker Bucht am Abend des 26. April 2023.

Romantische Abendstimmung gestern auf dem Ostseefernradweg bei Brook.

In der nächsten Woche geht das Quecksilber aber erneut auf Talfahrt. Wieder bricht aus dem hohen Norden ein Schwall arktischer Kaltluft nach Süden aus und ganz besonders wir im Nordosten dürfen von der dann Maifrische einmal mehr profitieren. Erneut sind dann Bodenfröste wahrscheinlich. Und danach könnte es dann richtig los gehen, denn auf dem Kalender rücken die Eisheiligen näher. Vielleicht gehen diese dann ja auch gleich noch in die Schafskälte im Juni über. Wer weis? Das alles ist jedoch nicht das schlimmste für uns Natur – und Pilzfreundinnen- und Freunde. Es ist die nun wieder zunehmende Trockenheit. Insbesondere der starke Wind der letzten Tage wirkte sich sehr ungünstig aus. Meine Hoffnung lag eigentlich auf das Tief, welches morgen und in der Nacht zum Freitag gebietsweise recht viel Regen im Gepäck haben soll. Nur nicht für uns im Nordosten! Mit etwas Glück gibt es einige Schauer. Auf diesen Regen hatte ich eigentlich gehofft, damit die nun immer zahlreicher durchbrechenden Maipilze aufgefrischt und animiert werden. Das wird wohl nichts! So werde ich am langen Wochenende trotz allem mal meine wichtigsten Plätze aufsuchen und gegebenenfalls einen Arbeitseinsatz zur Sicherung unseres Imbissgeschäftes starten. Immer hin feiern wir am Montag ja auch noch den Tag der Arbeit. Ist das nicht paradox? Ausgerechnet am Tag der Arbeit wird gefaulenzt? Nicht bei mir, dass mache ich nicht mit!

Panoramablick vom Strand bei Brook auf die abendliche Ostsee am 26. April 2023.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 12. Mai – 2.00 Uhr: minimal 1,7 l/qm, maximal 58,7 l/qm und im Mittel 21,4 Liter.

Trockenpilze, entweder als Würzpulver gemahlen oder am Stück, sind ein beliebtes Mitbringsel und werden immer wieder für die Feinschmecker – Küche im Info – Zentrum erworben.

Freitag, 28. April – Lostag: „Friert es am Tag von St. Vital, friert es wohl noch 15 mal“ so steht es im Bauernregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels. Und es hat in den vergangenen Nächten immer mal gefroren. Heute Nacht hatten wir sogar wieder Luftfrost, denn die Dächer waren zum Sonnenaufgang weiß. Und Väterchen Frost wird auch in zukünftigen Nächten noch sein Kristall – Zepter schwingen. Zumindest am Erdboden ist weiterhin leichter Frost möglich. Nach aktuellem Stand sogar bis in Richtung Mitte Mai, zum Beginn der Eisheiligen. So wie es aussieht und wie die Mittelfristmodelle schon seit einer Weile andeuten, soll sich die Großwetterlage aber in der 2. Mai – Dekade umstellen. Während die erste Dekade als zu kühl und zu trocken bereits eingetütet ist, soll der Rest des Mai mit durchschnittlichen, teils auch etwas zu warmen Temperaturen daher kommen und er soll Deutschlandweit zu nass werden. Mehr Regen als im Klimamittel von 1990 – 2020 bringen. Und ich zitiere nochmals oben erwähntes Bauernregelbuch: Historische Wetterbeobachtung 1900 – „Ist die Vegetation durch gleichmäßig kalte, aber mit Ausnahme der Gebirge schneelos kalte Witterung um die dritte Aprilwoche zurückgehalten worden, so dass erst gegen Ende des Monats die Schlehe blüht, so folgt wahrscheinlich ein heiterer und wärmerer Mai.“ Nun, die Schlehe blüht schon eine Weile, ist mit ihrer Blüte trotz des kalten April fast durch. Und der Mai wird vorerst bei uns im Nordosten unterkühlt weiter gehen.

Diesen Pilz fotografierte unsere asiatische Pilzfreundin Yibo und bat mich um Bestimmungshilfe.

In der Draufsicht wäre nur eine Vermutung möglich gewesen. Yibu hat das Exemplar aber auch von unten fotografiert. Nun steht einer eindeutigen Bestimmung nichts mehr im Wege: Kurzstieliger Weichritterling (Melanoleuca brevipes).

Insgesamt betrachte ich diese Entwicklung doch mit gemischten Gefühlen. Mir wäre lieber, die erste Mai – Dekade verliefe zu nass für die Jahreszeit. Unterkühlt darf gerne sein. Günstiger hätte der Einfluss auf die Entwicklung der Maipilz – Bestände so kaum ausfallen können. Die Schönköpfe haben es in diesem Jahr immerhin ganz besonders eilig. Sie haben das Dürre – Frühjahr 2022 nicht vergessen und geben Gas! Können es kaum abwarten ihre Fruchtkörper so zahlreich wie möglich an die frische Frühlingsluft zu schieben. Nur die Witterung der letzten Zeit war nicht gerade günstig, zumindest an Wind exponierteren Standorten. Starke und kalte Ost – bis Nordostwinde lassen sie Welken und besonders auch die Morcheln an solchen Standorten weisen bereits teils erhebliche Trockenschäden auf.

Käppchen – Morchel (Mitrophora semilibera) mit Trockenschäden an den Rändern. 26.04.2023.

Was für Morcheln irreparablen Schaden bedeutet, können Maipilze aber wieder wett machen, so sie denn nicht total vertrocknet sind. Sie ziehen gut Wasser, können auffrischen und weiter wachsen, ohne dass sie in Fäulnis übergehen. So dürfen wir in der kommenden Nacht doch noch mit Regen rechnen. Teils sogar starke, schauerartige Regenfälle gehen seit einigen Stunden in Nordwestdeutschland nieder, mit Kurs auf Mecklenburg – Vorpommern. Teils goss es schon fast wolkenbruchartig, aber auch sonst regnet es ziemlich stark. Hoffen wir, dass sich diese Regenfälle auf dem Weg zu uns nicht wie so oft signifikant abschwächen. Eben dieses signifikante Wetter des Super HD sieht diese Regenfälle, inklusive Starkregenkern, genau auf unser Einzugsgebiet zuziehen. Dass wäre optimal für die Maipilze und so kann ich am Wochenende für mich die diesjährige Ernteschlacht eröffnen.

Yibu hat es vorbildlich gemacht und den Pilz auch noch aufgeschnitten. Typisch für den Kurzstieligen Weichritterling (Melanoleucea brevipes) ist der Stiel, der immer kürzer ist als der Hut breit! Der Pilz ist übrigens essbar.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 13.05.2023 – 2.00 Uhr: minimal 2,7 l/qm, maximal 43,8 l/qm und im Mittel 20,0 Liter. 

Gleich zu Beginn begeisterte diese Speise – Morchel (Morchella esculenta). Sie wird Modell für eine erstklassige Pilzmalerin von den Kieler Pilzfreunden stehen, die deswegen heute extra aus Lübeck angereist war.

Sonnabend, 29. April – Die 3. öffentliche Lehrwanderung des Jahres führte heute in den Prosekener Grund. Mein erstes Morchel- und Maipilzrevier in meiner Jugend. Morcheln und Maipilze waren damals für mich nur aus Büchern bekannt, so dass meine damalige Lehrmeisterin, die Kreisbeauftragte für Pilzaufklärung des Kreises Wismar, Annalotte Heinrich, Mitleid mit mir empfand und mich an dieses Revier heran führte. Sie beschrieb mir sogar ganz genau die Stellen, an denen ich schauen sollte. Es muss irgendwann in den 1970er Jahren gewesen sein. Ich schnappte mir mein Fahrrad und fuhr in das nicht weit entferne Gebiet zwischen Proseken und Zierow. Ich konnte es kaum fassen, als die ersten Maipilze vor mir standen und dazu noch ganz genau an den Stellen, die Annalotte mir beschrieben hatte. Auch die erste Morchel sollte ich an diesem Tag zu Gesicht bekommen. Auch nach ihrer Beschreibung, an einem kleinen Wassergraben und direkt am Wanderweg. Leider bereits zerstückelt, weil der Pilz sehr auffällig war. Es handelte sich nämlich um die Riesenform der Speise – Morchel, um eine Dickfuß – Morchel. Es beeindruckte mich sehr, wie dick tatsächlich der Stielumfang war. Das ist lange her und das Revier hat sich seit dem auch verändert. Die meisten der damaligen Stellen sind erloschen, aber zumindest die Morcheln haben sich gehalten. So hatten wir auch heute Glück und konnten sogar richtig fette Teile bewundern. Maipilze waren leider nicht zu finden, aber dafür sehr schöne, zartfleischige und ergiebige Schuppige Porlinge, vom Regen der Nacht aufgefrischte Judasohren und einige Stockschwämmchen wanderten in die Körbe der Kochtopf – Mykologinnen.

Die sehr ergiebigen und jung durchaus recht schmackhaften Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus) gehen nun auch wieder an den Start. 29.04.2023 im Prosekener Grund.

Im Anschluss fuhr ich noch mit Catrin in die Rohlstorfer Tannen, denn sie wollte doch noch einige Maipilze am Standort sehen. Nichts zu machen, nicht einen konnten unsere Augen erblicken! Und das, obwohl hier einige Hexenringe durchaus große Körbe hätten füllen können. Statt dessen hätte Catrin eher einen Frischlings – Schweine- oder auch  Hasenbraten mit nach hause bringen können. Ich weiß aber nicht so recht, ob Mama Wildschwein damit so ohne weiteres einverstanden gewesen wäre.

Unser Vereinsmitglied Andreas Herchenbach sandte mir gestern dieses Foto von seiner Ernte zu. Die Halbfreien Morcheln weisen teils erhebliche Trockenschäden auf den Käppchen auf. Hier sollten meist nur noch die Stiele Verwendung finden.

Nun hat es in der Nacht ja doch noch recht ordentlich geregnet. In meinem Messbecher befanden sich 7,5 Liter. Den Morcheln und Maipilzen wird das sehr gut getan haben und die letzten Morcheln, die sich noch nicht trauten oder konnten, werden sich nun strecken und auch die Maipilze wurden aufgefrischt und können nun richtig durchstarten. Allerdings dürfte es für längere Zeit der letzte nennenswerte Regen gewesen sein. Wettertechnisch geht es eher wieder sehr ungünstig weiter. Trockene Luft, häufige Nachtfröste und am Dienstag/Mittwoch wieder sehr starker Wind. Pilzwetter ist eine ganz andere Geschichte!

Sehr erfolgreich waren auch Bea und Christian aus Berlin. Nach Jahren der Frühlingstrockenheit hatte es dort endlich mal zur richtigen Zeit geregnet und das Resultat kann sich sehen lassen.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 14. Mai – 2.00 Uhr in akkumulierter Form nach dem ECMWF: minimal 3,8 l/qm, maximal 46,2 l/qm und im Mittel 17,7 Liter.

Sonntag, 30. April (Walpurgisnacht) – Zum heutigen Lostag fand ich im Bauernregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“ folgendes: „Die Nacht vom 30.04. zum 01.05. ist die so genannte Walpurgisnacht, einstmals als schlimme Hexennacht bekannt. Die Zeit des letzten Austobens der Winterkräfte. – Regen in der Walpurgisnacht hat stets ein gutes Jahr gebracht. Um Walpurgis fährt der Saft in die Birken. – Auf einen zu warmen April und Mai folgen meist ein zu warmer Sommer und Herbst, und sind die beiden zu kalt, so werden oft der Sommer als auch der Herbst zu kalt. Wie es im April und im Maien war, so schließt man aufs Wetter im Jahr.“

Bea und Christian aus Berlin sandten mir dieses schöne Bild zu. Eine Speise – Morchel (Morchella esculenta) wie aus dem Bilderbuch. Frisch und ohne Trockenschäden.

Wie der Mai am Ende klimatologisch abschließen wird, ist noch sein Geheimnis. Fest steht jedoch, dass der April zu kalt war und in weiten Teilen Deutschlands auch zu nass. Teils zu trocken war es jedoch in M-V. Während im Raum Wismar, westlich davon, aber auch in südöstlicher Richtung etwa durchschnittliche Niederschläge gefallen sein sollen, ist es zum anderen im Großraum Rostock und im Süden von Mecklenburg, vor allem in der Griesen Gegend, zu trocken gewesen. Ich habe in meinem Messbecher nur 31,8 Liter gemessen. Normal wären für Wismar 55,4 Liter! Allerdings steht mein Becher auch nur etwa 1 m von einer hohen Hauswand entfernt. Die kann natürlich bei windigem Regenwetter einiges abschirmen und den Inhalt verfälschen. Ungünstig für die Entwicklung in der Natur und somit auch für die geliebten Pilze war die oft trockene Luft mit häufigen Nacht- und Bodenfrösten. Dazu nicht selten ein trockener Ost- bis Nordwind. Und der morgen beginnende Mai schließt daran an. Der Maifeiertag wird allerdings versöhnlich daher kommen. Er wird der schönste und wärmste Tag der neuen Woche. Ab Dienstag kommt der Wolf (Tief) ohne Rotkäppchen mit seiner Kaltfront daher. Diese hat höchstens mal einen schwachen Schauer mit dabei, dafür frischt der kalte Nordwind wieder stark auf. Im Wochenverlauf versucht feuchtere und wärmere Luft nach Nordosten voran zu kommen. Diese hätte sogar zum Freitag etwas Regen für uns im Gepäck. Aber nach den neuesten Berechnungen wird daraus nichts. Das skandinavische Blockierungshoch hält dagegen und schickt statt dessen noch kältere, ja extrem kalte Luft nach Deutschland. Natürlich besonders zu uns in den Nordosten. Und das ausgerechnet am nächsten Wochenende zu unserem Frühlingsseminar. Dort heißt es dann warm anziehen, denn der Wind wird uns fast eisig um die Ohren blasen. All dass hat mit Pilzwetter nichts, aber auch gar nichts gemein.

Maipilze (Calocybe gambosa). Unten frisch, oben mit Trockenschäden durch Wind und Sonneneinstrahlung. 30. April 2023.

Küstenschutzwald auf der Insel Poel am 30. April 2023.

Die Natur macht deshalb in ihrer Entwicklung auch nur zaghafte Fortschritte. Überraschte uns am Mittwoch Phillip mit einer üppigen Maipilz – Ernte, so ist dieses nur einem besonders geschütztem und günstigen Standort zu verdanken. Windgeschütze, sonnige und lichte Ecken oder auch Täler, die thermisch begünstigt sind. Denn ich wollte an diesem verlängerten Wochenende eigentlich einen Arbeitseinsatz Maipilze starten. So fuhr ich heute auf die Insel Poel. Die hinkt in der Entwicklung ohnehin immer etwas hinter her, durch das noch kalte Ostseewasser. Schon bei meiner Ankunft wurde mir klar, mit viel Arbeit wird mein Besuch nicht verbunden sein. Der Raps zeigt hier gerade mal ein zartes Gelb. Noch weit entfernt von einer Vollblüte. Und die muss eingetreten sein, sollte es sich bezüglich Maipilze wirklich lohnen. Auch die Vegetation im Küstenwald war noch weit zurück und auch die Bäume ließen noch viel Licht durch. So wurde es auch sehr bescheiden. Im Prinzip fand ich nur einen Hexenring vor, der zumindest teilweise schon zum abernten geiegnet war. Teils wiesen die sonnig stehenden Pilze bereits Trockenschäden bzw. Sonnenbrände auf. Unter dem Laub zeigten sich noch viele Primordien, die darauf warten, zu ansehnlichen Pilzen heran wachsen zu können. Angesichts der ungünstigen Wetterentwicklung kann man nur hoffen, dass es ihnen noch gelingen möge. Ich denke, erst Mitte Mai könnte es hier Sinn machen, wenn überhaupt.

Von der Vollblüte ist der Raps auf der Insel Poel noch weit entfernt. 30.04.2023.

Ansonsten kann man mit dem ersten Frühlingsmonat bezüglich Frischpilzwachstum recht zu frieden sein. Frühjahrslorcheln produzierten fast über. Morcheln hatten einen schweren Stand, machten aber noch das Beste daraus. Der gestrige Regen wird hier wohl noch etwas aus der Reserve locken können.

Genau 1 Kilo betrug die Ausbeute heute. Ein zaghafter Anfang, aber es sind ja Maipilze und keine April – Schönköpfe.

Und hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 15.05 – 2.00 Uhr: minimal 1,4 l/qm, maximal 66,0 l/qm und im Mittel 22,3 Liter. 

Weiter geht es unter: „Wetter und Pilze Mai 2023“