Öffentlich im Hohen Holz

13. Juni 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Ziel war das Hohe Holz

Nach dem ein erstes Gewitter am morgen gerade abgezogen war, nutzten wir das knappe Zeitfenster von 08.00 -12.00 Uhr, dass von der Unwetterzentrale nicht von Gewitter – Vorwarnungen belegt war.

Da es die erste Wanderung nach so langer Corona – Auszeit in diesem Jahr war, die wir nach den Lockerungen der Kontaktsperre durchführen konnten, wollte ich die wenigen Interessenten nicht enttäuschen, die sich am morgen trotz der brenzligen Wetterlage eingefunden haben. Wir nutzten also das knapp vorgegebene Zeitfenster um möglichst unwetterfrei durch das Hohe Holz zu kommen. Das war allerdings Präzisionsarbeit, denn bereits gegen 11.00 Uhr grummelte es schon wieder. Punkt 12.00 Uhr waren wir durch und das Gewitter zur Stelle. Trotz etwas mehr Regen, dass dieses Waldgebiet im Vergleich zu anderen Regionen in den letzten Wochen abbekommen hatte, war das Frischpilzaufkommen nicht der Rede wert. Immerhin fanden wir den für mich ersten Täubling des Jahres, ein Papagei – Täubling!

Da ich mit meinen Zweirad angereist war, sputete ich mich so schnell wie möglich in Richtung Norden, also nach Wismar zu kommen, weil sich die Gewitterzone offensichtlich aus süd/südwest bereit machte. Aber es war aussichtslos, da sich auf breiter Front neue Zellen bildeten und in Wismar zu diesem Zeitpunkt schon richtig die Post abging. Ich erwog kurz, dass schlimmste in einem Buswartehäuschen abzuwarten, überlegte mir aber, dass angesichts der nahezu stationären Konvergens ein schneller Durchzug der Gewitter nicht zu erwarten sei und fuhr durch die heftigen Regengüsse mit kleinkörnigem Hagel bis nach Wismar, wo das „Wasserbomben – Gewitter“ sich gerade anschickte, die halbe Stadt unter Wasser zu setzen. Selbst das recht hoch gelegene Rathaus auf dem Marktplatz bekam nasse Füße in Form vollgelaufener Kellerräume. Bei der Gelegenheit bekam ich das erste mal ein Gefühl von Aquaplaning, weil ich doch etwas zu zügig unterwes war. Und das waren nicht mehr als 70 – 80 kmh. Kein wunder, dass es bei derartigen Starkregen – Ereignissen immer wieder zu Unfällen, insbesondere auch auf Autobahnen kommt. Das war natürlich auch heute der Fall.

Das Hohe Holz ist uns nicht unbekannt. Vor fast 10 Jahren, am 12. September 2010, waren wir schon einmal von Wismar aus in diesem Revier. Es war damals eine der erfolgreichsten Pilzexkursionen überhaupt. Eine große Artenvielfalt und auch Speisepilze noch und noch. Die Körbe waren einfach zu klein, um die Schätze überhaupt alle mitzubekommen. Aber das machte garnichts. Jeder nahm soviel mit nach hause, wie er verwerten konnte. Und die Wanderung hatte einen hohen Lerneffekt. Siehe auch unter „Viele Pilze im Hohen Holz“. 

Gleich zu Beginn, direkt bei unseren abgestellten Fahrzeugen, eine Gruppe älterer Maipilze (Calocybe gambosa). Ein letzter Gruß des zu Ende gehenden Pilzfrühlings.

Diesen nicht näher bestimmten Weichritterling (Melanoleuca spec.) hatte Pilzfreund Robert zum zeigen mitgebracht. Er soll auf einer Art Komposthaufen gewachsen sein. Weichritterlinge haben eine saprophytische Lebensweise, ernähren sich als von Pflanzenresten. Unter ihnen soll es keine Giftpilze geben und praktisch wären alle Vertreter dieser diffusen Gattung essbar, sofern man sie auch als zugehörig zu den Weichritterlingen erkennen kann.

Embryonale Stinkmorcheln (Phallus impudicus). Der Pilz der Jahres 2020!

Vereinzelt einige giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare).

Ein toter Birkenast mit orangefarbener Dekoration. Es handelt sich um Striegelige Schichtpilze (Stereum hirsutum).

Die bereits vor gut zwei Jahren entdeckten Eichen – Feuerschwämme (Phellinus robustus) befinden sich immernoch in luftiger Höhe an einer älteren Roteiche.

Die nun feuchtwarme Witterung gefällt den Schleimpilzen gut. Hier ist es eine Gelbe Lohblüte (Fuligo septica), auch Drachendreck genannt.

Und hier sind es Blutmilchpilze (Lycogala epidendron).

Ausschließlich an alten, toten Eichenstämmen und Stubben finden wir den Rotbraunen Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).

So wie schon vor wenigen Wochen, während meiner Mittwochsexkursion, war ein llter Holzstapel mit allerlei Pilzfruchtkörpern besetzt. So auch diese jungen Rehbraunen Dachpilze (Pluteus atricapillus). Essbar.

Aus wettertechnischen Gründen, gibt es heute kein Gruppenfoto.

Wann steht die nächste Wanderung auf dem Plan? – Siehe unter Termine!