Öffentlich rund um Turloff

22. Juli 2023 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Sumpf – Haubenpilzes

Durch die ehemalige Staatsforst Turloff

Rund um den früheren Forsthof Turloff führte uns die heutige Lehrwanderung. Er war bis zur Wende in Betrieb und ist inzwischen saniert und im Privat – Besitz, unter anderer Nutzung.

Der Steinpilz – Wismar lud zu einer hochsommerlichen Pilzlehrwanderung bei Dabel ein. Es ging durch die Wälder um den ehemaligen Forsthof Turloff, der früheren Staatsforst Turloff. Bekannte Persönlichkeit des Ortes ist der hier geborene Olympia – Sieger im Vielseitigkeitsreiten von 1936 in Berlin Ludwig_Stubbendorff

Laub- und Nadelforste sowie heideartiges Gelände zeichnen die vielseitige Wanderroute aus. Es war nicht das erste mal, dass eine Pilzwanderung rund um Turloff führte. So waren wir vor einigen Jahren hier sogar des Nachts unterwegs. Eine Nachtwanderung im Dürre – Sommer 2018. Klar, damals gab es kaum Frischpilze, aber wir hofften, dass es in diesem Sommer anders aussehen möge. Immerhin ist das Revier durchaus ein Gebiet für den hoffnungsvollen Mykophagen, denn auf den sauer – sandigen Böden gedeihen solch beliebte Kobolde wie Pfifferlinge, Maronen, Butterpilze, Birkenpilze, Edel – Reizker und Steinpilze. Zumindest die Eierschwämme erleben im Hochsommer bekanntlich ihre Hochzeit und Sommersteinpilze können nach Regenfällen auch prächtig gedeihen. Dazu verschiedene Wulstlinge und Täublinge. Allerdings sind die Bedingungen für gefüllte Körbe derzeit eher noch suboptimal, nicht aber im auf eine  Lehrwanderung, die es schließlich auch sein sollte. So war doch eine respektable Artenvielfalt gegeben, so dass diesem Anspruch durchaus genüge getragen wurde.

Zur Einstimmung hatte uns Catrin schon mal ein buntes Sammelsurium  von Täublingen mitgebracht.

In verschiedenen Dosen gab es weitere Pilze zu Bestaunen.

Wir starteten am Buchenberg.

Hier begeisterte uns alsbald ein nicht sonderlich häufiger Kornblumen – Röhrling (Gyroporus cyanescens).

Kleintiere des Waldes hatte ihn schon vor uns für sich entdeckt.

Auch diese schwach giftigen Schönfuß – Röhrlinge (Boletus calopus) sorgten für Begeisterung.

Der nächtliche Regen lässt den Hutschleim des Gemeinen Wurzelrüblings (Xerula radicata) im Blitzlicht meiner Kamera ordentlich spiegeln.

Ein wunderbar frischer Samtfuß – Krempling (Paxillus atrotomentosus). Er sollte später noch würdig auf sich aufmerksam machen.

Ähnlich dem Samtfuß – Krempling ist auch der Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla) nicht zum Verspeisen zu empfehlen.

Ganz anders verhält es sich mit diesen Fleischroten Speisetäublingen (Russula vesca). Sie gehören zu den schmackhaftesten Waldpilzen.

Besonders jung ist er eine Delikatesse. Man achte auf den weißlichen Hutrand!

Ein viel intensiveres Rot weist beispielsweise der Buchen – Spei – Täubling (Russula marei) auf. Er ist weniger kompakt und seine Lamellen schmecken brennend scharf. Vergleiche auch andere, rötliche Täublinge.

Der Buchen – Speitäubling (Russula mairei) gehört zu unseren häufigsten Täublingen in Buchenwäldern und wir können ihn dort praktisch bis in den Winter hinein antreffen.

Im Sommer und Herbst häufig ein Massenpilz unter Birken und Fichten, war er heute nur als Einzelstück vertreten und er war auch der erste Milchling, der mir in dieser Saison unter die Augen kam. Flatter – Milchling (Lactarius tabidus). Als Mischpilz brauchbar.

Dieser Vertreter, mit seinem rosa Röhrenfutter, sollte besser nicht in die Pilzpfanne geraten. Seine intensive Würzkraft ist dann doch zu viel des Guten. Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus).

Diese essbaren Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila) erscheinen nach den nächtlichen Regenfälle besonders frisch.

Am geschotterten Waldwegrand, in der Nähe einer Birke, zeigt sich ein Verblassender Täubling (Russula pulchella). Die mehr oder weniger intensive, himbeerrote Hutfärbung, ist noch am Rande zu erahnen. Geringwertiger Mischpilz.

Hier noch einmal in Schieflage.

Links des Weges wuchs obiger Täubling.

Grasig genug, um auch mal einen Nelkenschwindling (Marassmius oreades) auf den Plan zu rufen.

Oder auch diesen kleinen Vertreter der Ackerlinge = Agrocybe spec.

Fast ein kleines Kunstwerk, der Hutrand dieses leckeren Lilablättrigen Mürblings (Psathyrella candolleana), aber keineswegs typisch für diese Art.

Mittig ein sich gerade öffnender Tigel – Teuerling (Crucibulum laeve).

Im moosreichen Nadelwald, insbesondere von Fichte, keine Seltenheit, auch wenn der Pilz montane Lagen bevorzugt, ist der Feinschuppige Trichterling (Clitocybe squamulosa).

Er gehört in die Gruppe um den Gelbbräunlichen Trichterling, deren Vertreter alle essbar sind. Sein haselnussbrauner Hut ist sehr feinschuppig und nicht gebuckelt, sondern mit dunkler genabelt. Ein sehr eleganter und schöner Trichterling, der alleine auf Grund seines Habitus und Standortes leicht kenntlich ist.

Seine weißlichgrauen Lamellen stehen schon fast entfernt, sind nur schmal und weit am Stiel herablaufend. Nach M.H.K. manchmal auch gabelig und aderig miteinander verbunden.

Und schon wieder wurde etwas entdeckt.

Ein völlig vergoldeter Filzröhrling (Xerocomus spec.). Befallen vom Goldschimmel (Hypomyces chrysospermus).

Mitten auf einem schattigen und feuchten Waldweg gleich mehrere Arten beieinander. Hier sehen wir liegend eine Miniaturausgabe des Langstieligen Knoblauch – Schwindlings (Marasmius alliaceus), stehend daneben einen Rötling (Torsten Richter aus Rehna merkt an, dass es sich auch um eine andere Gattung handeln könnte) und links unten schimmert noch der Hut eines Zwerg – Bläulings.

Zwerg – Bläuling oder Lacktrichterling (Laccaria tortillis). Gerne mitten auf Waldwegen. Essbar, aber wenig lohnend.

Und hier gab es einige Nester von ganz besonders begehrten Waldpilzen.

Gemeint sind natürlich die dottergelben Eierschwämme (Cantharellus cibarius).

Während meines Fototermins mit den Pfifferlingen legte mit Catrin noch einen Täubling vor die Linse. Einen Braunvioletten Täubling (Russula bruneoviolacea). Hutfarbe verschieden blauviolett und unterschiedlich getönt mit schwarzen und fuchsigen Flecken, speckig glänzend sowie breit gerieftem Hutrand. Er darf als Mischpilz in den Korb wandern.

Lamellen blass strohgelb mit zitronenfarbenen Reflexen, dünn und nur mit wenigen kürzeren ausgestattet. Der weißliche Stiel kann besonders zur Basis hin gilben.

Ein klassisches Pfifferlings – Revier.

An feucht liegenden Ästen einige Gallerttränen (Dacrymyces spec.).

Samtfuß – Krempling (Paxillus atrotomentosus).

Und es geht auch noch üppiger.

Als Speisepilz nicht zu empfehlen.

Weiter geht es.

Vom Nadelwald in den naturbelassenen Laubwald.

Die Überreste dieser einst mächtigen Rotbuche bietet nicht nur dem Zunderschwamm eine hervorragende Lebensgrundlage.

Und dieser immer häufiger werdende Getropfte Saftporling (Oligoporus guttulatus) siedelt auf totem Nadelholz, vorzugsweise der Fichte.

Die Fichte benötigt auch der nah Verwandte Herbe Saftporling (Oligoporus stypticus).

Der sehr scharf schmeckende Sonnen – Täubling (Russula solaris) lebt in Partnerschaft mit Bäumen, nämlich mit der Buche.

Der Widerliche Kammtäubling (Russula pectinatoides) ist hinsichtlich seiner Baumpartner nicht so wählerisch. Er kommt unter Laub- und Nadelbäumen vor und ist ebenfalls ungenießbar.

Seine Stielbasis wird oft rotfleckig.

Der zartfleischige und gebrechliche Duftende Täubling (Russula odorata) ist auf Eiche angewiesen. Ihm entströmt ein fruchtiger Duft.

Er gehört in eine Gruppe von kleinen, mild schmeckenden Dottersporern mit rubin- bis weinrotem Hut, der hier zu den Rändern stark ausgeblasst ist.

Zu den großen Ockersporen zählt der Braune Ledertäubling (Russula integra). Seine Lamellen bleiben zunächst lange blass und er wächst unter Nadelbäumen, gern Kiefern, aber auch in Fichten- und Tannenwäldern.

Die Grundfarbe des Hutes ist braun, mit Abstufungen zu violett, Purpur, Blutrot, gelblich oder schön Schokoladenbraun. Er zählt zu den guten Speisepilzen.

Unser Gruppenfoto zur Erinnerung an eine schöne Wanderung durch die Staatsforst Turloff. Die Körbe sind zwar nur sehr dürftig befüllt, aber dafür war das vermittelte Pilz – Wissen um so üppiger. Und dafür ist sicher auch dieser Beitrag geeignet, einiges nachvollziehbar zu machen. 

Der ehemalige Forsthof Turloff heute Nachmittag. Im Gegensatz zu obigem Bild, fehlt die Eiche ganz links inzwischen.


Wann startet die nächste Lehrwanderung? – Siehe unter Termine!