70 Jahre Pilzberatung

23. Mai 2017 – Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V.

70 Jahre Pilzberatung in Wismar

Fundbesprechung während einer öffentlichen Pilzlehrwanderung in den 1950er Jahren. Rechts die damals stadtbekannte Pilzfrau Annalotte Heinrich. In der Mitte unser dienstältester, heute noch aktiver Pilzfreund Hans - Jürgen Willsch. Das junge Mädchen rechts ist leider unbekannt.

Fundbesprechung während einer öffentlichen Pilzlehrwanderung im Jahre 1964. Links die damals stadtbekannte „Pilzfrau“ Annalotte Heinrich. In der Mitte unser Dienstältester, heute noch aktiver Pilzfreund, Hans – Jürgen Willsch. Das junge Mädchen rechts ist leider unbekannt.

Am Dienstag, dem 23. Mai 2017, luden wir zu 18.00 Uhr in das TGZ – Technologie- und Gewerbezentrum, Alter Holzhafen 19, in 23966 Wismar ein.

Rechts Kreispilzsachverständige Annalotte Heinrich und in der Mitte die Wismarer Ortsbeauftragte Sigrid Steinbrecher während einer Pilzwanderung um 1980 herum.

Links Kreispilzsachverständige Annalotte Heinrich und in der Mitte die Wismarer Ortsbeauftragte Sigrid Steinbrecher während einer Pilzwanderung um 1980.

Auf Anregung des Vorstandes der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. wurde Anfang des Jahres beschlossen, aufgrund der jahrzehntelangen, vorbildlichen Absicherung der Pilzberatung im Raum Wismar, eine informative und retrospektive Feierstunde zu begehen. Soweit wir es zurückverfolgen können, gibt es die Pilzberatungsstelle in unserer Hansestadt schon seit der Nachkriegszeit, spätestens jedoch seit den 1950er Jahren. Zunächst in einer kleinen Räumlichkeit des Wismarer Rathauses, aber schon bald mit einer richtigen Geschäftsstelle in Form eines Ladenlokals in bester zentraler Lage. Dazu gehörig ein Schaufenster in dem ständig Frischpilzausstellungen über die aktuelle Lage an der Pilzfront informierten und natürlich eine Gegenüberstellung der wichtigsten Speise- und Giftpilze erfolgte. Ein zeitaufwändiges Unterfangen, auf das ich mich vor allem in den 1980er und 90er Jahren spezialisierte. Ich (Reinhold Krakow) stieg hier im Jahre 1981 mit ein.

Schaufensterausstellung in den 1990er Jahren. Damit sie deratig sehenswert wird, ist es zweimal wöchentlich erforderlich sie nei zu bestücken. Eine echte Herausforderung, die ich aber unzählige mahle meiserte und die mir trotz des hohen arbeits- und zeitaufwandes sehr viel Spaß gemacht hat und die durch ein hohes Interesse interessierte Menschen gewürdigt wurde.

Schaufensterausstellung in den 1990er Jahren. Damit sie derartig sehenswert wurde, war es zweimal wöchentlich erforderlich, sie neu zu bestücken. Eine echte Herausforderung, die ich  unzählige male meisterte und die mir trotz des hohen Arbeits- und Zeitaufwandes sehr viel Spaß gemacht hat und die durch ein hohes Interesse vieler Menschen entsprechend gewürdigt wurde.

Nachdem es mit Unterstützung des Gesundheits- und Umweltamtes noch viele Jahre nach der Wende weiter gehen konnte, war Ende 2002 plötzlich Schluß. Die Stadt sah keine Möglichkeit mehr, die Pilzberatungsstelle in der bisherigen Form zu unterhalten. Nach Resignation und Arbeitslosigkeit reifte bei mir die Idee, ein mykologisches Informationszentrum aus Privatinitiative heraus und mit Unterstützung der Agentur für Arbeit entstehen zu lassen. Ich mietete mir ein Ladenlokal an und ab September 2003 gab es für die Wismarer Pilz – und Naturfreunde wieder einen Anlaufpunkt. Der „Steinpilz – Wismar“ war geboren.

Es gibt wieder einen Pilzladen in Wismar. Eröffnung der neuen Bersatungsstelle in der ABC - Straße 28. Nach einem Jahr wurde in ein größerese Domiziel gegenüber, in die ABC Straße 21 ungezogen. Hier haben wir dank des Städtischen Wohnungsunternehemens WOBAu - Wismar einen geminderten Mietzins, den wir jährlich neu beantragen müssen.

Es gibt wieder einen Pilzladen in Wismar! Eröffnung der neuen Beratungsstelle in der ABC – Straße 28. Nach einem Jahr wurde in ein größeres Domizil gegenüber, in die ABC Straße 21, umgezogen. Hier brauchen wir, dank des städtischen Wohnungsbauunternehmens Wobau – Wismar, nur einen geminderten Mietzins zahlen, den wir aber jährlich neu beantragen müssen.

Nahezu zeitgleich wurde die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. aus der Taufe gehoben und ich wurde Mitglied. Es entwickelte sich die Gruppe der Pilzfreunde unter dem Dach des Vereins, die zusammen mit der Plattdeutsch – Runde die beiden tragenden Säulen der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. bilden. Die Zahl der Mitglieder unserer Pilzgruppe hat sich derzeit auf etwa 40 eingepegelt. Dabei konnten wir beispielsweise auch Pilzfreunde aus Hamburg, Berlin, Lübeck, Schwerin, Düsseldorf, Grevesmühlen, Arpshagen, Bad Kleinen, Bargteheide u. a. Orten gewinnen.

Auf der Internetseite www.steinpilz-wismar.de werden unsere Aktivitäten seit dem Jahre 2009 dokumentiert und wir haben dadurch auch einen gewissen Bekanntheitsgrad im deutschsprachigen Raum erlangen können. Trotz vieler Unwegbarkeiten ist es uns gelungen, den „Steinpilz – Wismar“ bis zum heutigen Tag zu erhalten. Nicht zu vergessen, das wichtigste dabei ist die Verhinderung von Pilzvergiftungen, also die Pilzberatung und Aufklärung. Es sind geregelte Sprechzeiten vorhanden, die gerne von den Bürgern genutzt werden. Viele tausend Beratungen konnten durchgeführt und natürlich auch unzählige ungenießbare und giftige Arten aus den Sammelkörben heraus gefischt werden.  In Notfällen müssen wir Ärzten und Kliniken mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kartierung von Großpilzen in unserer Region. Erkenntnisse daraus sind beispielsweise in die Roten Listen der gefährdeten Großpilze Mecklenburg – Vorpommerns eingeflossen. Das städtische Umweltamt brachte bereits im Jahre 1995 die Broschüre „Großpilze der Hansestadt Wismar“ heraus. Intensiv kartiert wurde und wird der Nordwestmecklenburger Raum etwa seit 1990 von Benno Westphal, Jürgen Schwik, Brigitte Schurig und Reinhold Krakow. Wie stark unsere Region bereits im Hinblick auf die Verbreitung vieler Großpilzarten untersucht wurde, ist beispielsweise auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, kurz DGfM, ersichtlich. Siehe untere Verlinkung „Pilzkartierung M-V“. Im Suchfeld den wissenschaftlichen oder deutschen Namen eingeben! Auch auf unserer Internetseite stelle ich nach und nach Daten und Verbreitungskarten meiner Kartei ein. Mit dem Pilzverein „Heinrich Sternberg Rehna e.V.“ sind wir freundschaftlich verbunden und treffen uns beispielsweise einmal jährlich am Roten See bei Brüel zu gemeinsamen Exkursionen. Vereinsfreundin Irena Dombrowa bietet Lehrgänge zum Fischereischein an, die zusätzlich der Finanzierung unseres Informationszentrums zu gute kommen.

besonders wenn größere Veranstaltungen wie die alljährliche Großpilzausstellung Ende September sind viele fleißige Helfer erforderlich. Die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft

Besonders wenn größere Veranstaltungen, wie die alljährliche Großpilzausstellung im September anstehen, sind viele fleißige Helfer erforderlich. Ohne die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. wären derartige Veranstaltungen nicht zu realisieren.

Das Programm

  • Begrüßung der Gäste mit kleiner musikalischer Umrahmung.

Vereinsmitglied und Hobby – Musiker Helmut Meier gab zwei Pilzlieder zum besten, die er im Jahre 2004 für die Gruppe der Pilzfreunde komponierte.

  • Vortag von Dr. med. Oliver Duty vom Landesgesundheitsamt zum Thema Pilzberatung in Mecklenburg – Vorpommern, die bundesweit in ihrer Form einmalig ist. Er ist zugleich Landespilzsachverständiger und koordiniert die Aufgaben aller in unserem Bundesland tätigen Pilzberater.

Dr. Duty bei seinem Vortrag.

Erlass zur Pilzberatung in unserem Bundesland – einmalig in Deutschland!

Von links: Dr. Björn Berg – Vorsitzender der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V., Ulrich Klein – Vereinsmitglied und Referent, Reinhold Krakow vom Steinpilz – Wismar und Werner Voß – Pilzberater aus Warin.

  • Ulrich Klein und Reinhold Krakow gingen im Anschluss mit einer Power – Point – Präsentation auf die Geschichte der Pilzberatung in Wismar ein, soweit wir es zurückverfolgen können.

Zu Beginn einiges Grundsätzliches zum Thema Pilze von Ulrich Klein.

Zu dieser öffentlichen Veranstaltung waren alle herzlich eingeladen, die Hintergründe und wissenswertes über die jahrzehntelange Pilzberatungstätigkeit in Wismar und in Mecklenburg – Vorpommern erfahren wollten und denen es am Herzen lag, dass dieses auch in Zukunft so bleiben mag. Wir konnten die vorhandene Beamer – Technik nutzen und unsere PowerPoint – Präsentation wurde zu einem echten Erlebnis.

Es wurde ein Catering Service beauftragt, der für das leibliche wohl sorgte.