Tagebuch April 2022

Tagebuch zu Wetter und Pilze in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im April 2022

Nicht das erste mal eröffnet der Österreiche Kelchbecherling (Sarcoscypha austriaca) die neue Saison. Das Bild entstand während einer außerplanmäßigen Mittwochsexkursion im Februar am Moorsee zwischen Gressow und Krönkenhagen.

Freitag, 01. April – Winter ade heißt es mal wieder und wir starten pünktlich, wie es sich gehört, zum ersten April in das neue Pilzjahr 2022. Wie mag es wohl werden? Nun, dass weiß niemand! Wie heißt es in einem Sprichwort so schön: Am Ende der Schlacht zählen wir die Toten! Leider hat dieser Spruch derzeit einen bitteren Zeit – Bezug. In Europa wurde ein widerwertiger Krieg angezettelt, der den gesamten Weltfrieden in Gefahr bringt. Was geht nur in solchen Köpfen vor? Leider wird der Militarismus gerade in Russland immer noch ganz groß geschrieben. Haben die noch nicht bemerkt, dass der kalte Krieg seit gut drei Jahrzehnten der Vergangenheit angehört. Für jeden guten Militär ist Friede Frust, also lassen wir es mal wieder richtig krachen, schießen die Städte und Wohngebäude in Schrott und die Menschen gleich mit, sofern es ihnen nicht gelingt, sich aus dem Staub zu machen. Und dabei haben doch längst Bill Gates und weitere superreiche Konsorten einen Krieg gegen die gesamte Menschheit vor gut zwei Jahren angezettelt und das Corona Virus in die Welt gesetzt. Und dann werden schnell Impfstoffe entwickelt, nicht um den Menschen davor zu schützen, nein, diese sollen noch gefährlicher sein! Die Geimpften werden  in wenigen Jahren das Zeitliche segnen, so die hellseherischen Verschwörungs – Theoretiker. Nun, ich habe mich drei mal Impfen lassen und als mich im Winter das Corona – Virus ansprang, gab es nur ein wenig Schnupfen und Husten. Danke an die Entwickler der Impfstoffe! Leider hat die Bundesregierung es immer noch nicht geschafft, eine allgemeine Impfplicht auf den Weg zu bringen. Ist mir jetzt auch egal, denn das Zeitliche werde ich ohnehin bald segnen. Gehöre ich inzwischen doch fast schon zum alten Eisen. Mir bleibt also nicht mehr zu viel Zeit, mich an meinem Leben und vor allem an unseren Pilzen und der schönen Natur zu erfreuen. Wollen wir hoffen, dass nicht vorher schon die Atompilze zur Fruktifikation gelangen.

Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus). Sie können nahezu ganzjährig auftreten. Dieses Foto entstand am 09. Februar 2022 am Vielbecker See bei Grevesmühlen. Essbar und wohlschmeckend. Allerdings nur ganz jung und ohne Alkohol.

Diese Schmutzigen- oder Fleischbrauen Rötel – Ritterlinge (Lepista sordida) fand und fotografierte Dr. Hella Wobst am 07. Februar bei Leer, während eines Waldspaziergangs. Essbar. Er ist noch bis Mai zu finden.

Lange Rede, kurzer Sinn, kommen wir zum eigentlichen Thema! Der zurück liegende Winter war mal wieder ein eher milder, mit wenig Schnee und Frost. Dafür im Januar und besonders im Februar mit viel Regen. Regional viel zu viel und ganze Wiesen und Äcker standen unter Wasser. Dann kam der März. Er drehte die Dusche ab und mutierte zum sonnigsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Regen Fehlanzeige! Dafür viele sonnige Tage und frostige Nächte. Die Sonne konnte an exponierten Stellen gut erwärmen, aber die fast täglichen Bodenfröste steuerten dagegen. So waren die Entwicklungsbedingungen der bereits in den Startlöchern sitzenden Lorcheln, Morcheln und Morchelbecherlinge alles andere als optimal und voreilige Exemplare gerieten ins Stocken b. z. w. erlitten Trockenschäden. Der viele Regen des Winters dürfte dem Wald aber gut getan haben und die Feuchtigkeit konnte bis in tiefere Bodenschichten vordringen. Für die Bäume sehr wichtig! Allerdings haben die Februar – Stürme ihnen zu schaffen gemacht. Gerade auch in Nordwestmecklenburg gab es schweren Windwurf in einigen Revieren, so beispielsweise um Grevesmühlen herum. Ganze Fichtenareal gingen zu Boden. Anderswo werden große Flächen abgeholzt, so dass sich sogar schon Bürgerinitiativen gebildet haben, um diesem Trend Einhalt zu gebieten. Dem wird wohl wenig Erfolg beschieden sein, gerade auch bei Privatwaldbesitzern. Von den Sturmschäden war wieder die Fichte, die schon unter der Trockenheit besonders zu leiden hatte, besonders betroffen. Es ist ein Trauerspiel, gerade auch für uns Pilzfreunde, da die Fichte doch einer der wichtigsten Waldbäume für uns darstellt. Auch jetzt im Frühling lohnt es sich, unter ihnen zu suchen. Essbare Zapfen – Rüblinge, Graublättrige Schwefelköpfe oder Scheiben – Lorcheln sind hier im April keine Seltenheit.

Der Grau- oder Rauchblättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) liebt es kühl. Wir finden ihn von Oktober bis April an Nadelholzstubben. Wer also diesen sehr wohlschmeckenden Speisepilze noch finden möchte, bevor er bei steigenden Temperaturen sein Wachstum einstellt, sollte diesen Monat noch dafür nutzen. Standortfoto am 14. Februar 2022 im Wald bei Levetzow/Kahlenberg.

Aber wir brauchen nach Wochen der Trockenheit endlich Regen. Und die Natur hat tatsächlich mit uns ein Einsehen. Die Großwetterlage hat sich begonnen, umzustellen. Der Hochdruck ist bereits abgebaut. Allerdings gibt dieser Tage der Winter noch einmal ein kleines Gastspiel. In Schleswig – Holstein und im Hamburger Raum hat es sogar noch einmal kräftige Schneefälle gegeben. Am Wochenende wird der Süddeutsche Raum von Frau Holle beehrt. Und dann beginnt sie wieder, die Regenzeit. Wie hieß es kürzlich bei http://www.kachelmannwetter.de: „Deutschland wird im April gebadet!“ Viel, viel Regen steht in Aussicht! Besonders im Westen Deutschlands und in den Staulagen der Gebirge. Am wenigsten im großen Nordosten, aber innerhalb der nächsten 10 Tage sind auch für Mecklenburg zwischen 40 – 60l/qm angesagt! Das ist eine gute Hausnummer und stimmt zuversichtlich. 

Auch der nicht seltene Winter – Helmling (Mycena tintinabulum) wird nun sein Wachstum einstellen. Standortfoto am 14. Februar im Wald bei Levetzow/Kahlenberg.

Der Panzower Bach am 02.04.2022.

Sonnabend, 02. April – Heute wurde die Pilzsaison 2022 vom Steinpilz – Wismar ganz offiziell eingeläutet. Nämlich mit einer Öffentlichen Lehrwanderung. Ziel war ein Waldgebiet zwischen Neu Teschow und Panzow. Laubwald, in erster Linie mit Rotbuchen bestanden und tangiert vom Panzower Bach, der hier teils ein kleines Bachtal eingeschnitten hat. Das Flüsschen mäandert sehr stark, so dass eine reizvolle Landschaft entstanden ist. Direkt am Bachlauf hat sich eine Auwald – ähnliche, aber oft nur schmale Zone gebildet, die mit Erlen und Eschen bestanden ist, sofern letztere nicht bereits abgestorben oder umgestürzt sind. Aber es stehen noch einige und somit nicht ausgeschlossen, dass es hier in Kürze auch die eine oder andere Morchel geben könnte. Ansonsten ist der ausgehagerte und inzwischen auch schon wieder sehr trockene Waldboden des Buchenwaldes für den Sommer und Herbst vielversprechend. Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und Sommersteinpilze können hier bereits im kommenden Monat erscheinen. Später auch Gemeine Steinpilze, Täublinge, Milchlinge, Wulstlinge und manches mehr. Heute konnten wir beispielsweise schwarze, mumifizierte Überreste von Dickblättrigen Schwarztäublingen finden. Viele alte Buchen wurden allerdings in den letzten Jahren heraus genommen oder sind den Winterstürmen zum Opfer gefallen. Daher ist der Wald recht licht geworden und es hat sich reichlich Buchen – Nachwuchs auf den Weg gemacht. Der Wald beginnt sich zu verjüngen. Frischpilze sahen wir heute keine. Dennoch war es eine recht pilzreiche Eröffnung der Saison. Pyrenomyceten, Schichtpilze und Porlinge waren reichlich vertreten. So gab es auch für eine interessierte Dame, die das erste mal mit dabei war und auch gleich der Gruppe der Pilzfreunde beigetreten ist, reichlich zu entdecken und zu lernen. Immerhin beabsichtigt sie, sich zur Pilzberaterin ausbilden zu lassen. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Überbleibsel aus den Winter – Monaten, der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica). 02.04.2022 am Panzower Bach.

Ein häufiger Pyrenomycet auf der Rinde von totem und noch recht frischen Buchenholzes. Die Rotbraune Buchenkohlenbeere (Hypoxylon fuscum). Ein Schlauchpilz und daher mit den beliebten Lorcheln und Morcheln verwandt.

Zum Wetter: Heute war es für April ausgesprochen frisch. Kaltluft arktischen Ursprungs ist eingeflossen. Bis auf wenige Schneeflocken war das Wetter aber recht ordentlich und auch die Sonne kam zeitweise zwischen den Quellwolken hervor. Jetzt am Abend ziehen von der Ostsee nochmals einige Schneeschauer Land einwärts. Ansonsten klart es sich auf und wir erwarten eine frostig kalte Nacht. Während in Süddeutschland über Schneeflächen hochwinterliche minus 20 Grad möglich sind, kommen wir mit Werten um minus 8 Grad am Boden noch relativ glimpflich davon. Alles in allem, Gift für unseren Vorfrühlingsaspekt, in dem wir uns noch bis Anfang Mai befinden. Wir im Norden haben nach überstandener Nacht dann aber die größte Kälte hinter uns. Ab Morgen beginnt die Anströmung sich zu zonalisieren. Das heißt, wir bekommen eine straffe Westwetterlage mit viel Regen und teils auch stürmischen Winden. Selbst ein schwerer Sturm ist wieder im Bereich des möglichen. Die Witterung kippt also in nächster Zeit auf das Grundmuster des Februars. Mit anderen Worten, Pilzwetter steht uns bevor. Ob die Morcheln doch noch reichlich wachsen werden, müssen wir abwarten. Der März war ihnen sicher nicht sonderlich zuträglich. Für die ergiebigen und beliebten Maipilze wird auf jeden Fall ein solider Grundstock für eine reichliche Fruchtkörperproduktion gelegt werden. Wichtig ist dann die Nachfolgewitterung in der 2. April – Hälfte und im Mai.


Die möglichen, akkumulierten Regenmengen laut ECMWF bis zum 17.04.2022 für Wismar: Minimum: 29,4 l/qm; Maximum: 110,9 l/qm; Mittel: 59,1 

Zinnoberroter Pustelpilz (Nectria cinnabarina) und darunter das Buchen – Eckenscheibchen (Diatrype disciformis). 02.04.2022 am Panzower Bach.

Blühender Löwenzahn heute an der Seebrücke in Wismar – Wendorf fotografiert. Liebhaber von Morcheln wissen, was das bedeutet. Regen muss her!

Sonntag, 03. April – Leicht wechselhaftes Aprilwetter stand heute auf der Agenda. Am Nachmittag zogen einige unergiebige Schauer über das Land. In der kommenden Nacht setzt Warmluftadvektion ein, die sich durch Aufzug hoher Wolkenfelder bemerkbar macht. Ab morgen früh kann dann Regen einsetzen, der die Trockenheit lindern wird. Weitere Regengebiet werden im laufe der Woche folgen und besonders zum Donnerstag und Freitag könnte sich eine Unwetterlage zusammen brauen. Wie oben im Tagebuch bereits erwähnt, es scheint eine Neuauflage des nassen und stürmischen Februar – Wetters zu geben. Allerdings wird die ganz kalte Luft vertrieben und nächtliche Bodenfröste werden seltener und milder.

Blick vom Seebad Wendorf über die Wismar – Bucht zur Holz verarbeitenden Industrie. In Wismar befindet sich einer der größten Holz – Cluster Europas. Hier werden täglich ganze Wälder angeliefert und verarbeitet.


Die möglichen, neuen Berechnungen des ECMWF für Wismar bezüglich akkumulierter Regenmengen bis zum 18.04.2022, 02.00 Uhr: minimal: 30,3 l/qm, maximal: 94,2 l/qm und im Mittel: 56,0 l/qm.

Frühjahrs – Lorcheln (Gyromitra esculenta) wachsen bereits seit März. Dieses Foto hat unser Pilzfreund Michael Junge aufgenommen. Auch Phillip Müller hatte im Jesendorfer Kiefernforst am 22.03.22 etliche Mini –  Lorcheln in der Grasnarbe eines Waldweges entdeckt. Ihnen wird der Regen hoffentlich nicht zu spät gekommen sein.


Montag, 04. AprilEndlich Regen! Seit dem Vormittag regnete es flächig, meist in leichter bis mäßiger Intensität. Die großen Mengen waren es bisher nicht, aber die Bäume sind noch nicht belaubt und daher ist ein nennenswerter Anfang gemacht. Bis 18.20 Uhr gelangten 4 Liter in meinen Messbecher. Das mag aber nicht ganz korrekt sein, da er mit etwa 1 m Abstand von einer Hauswand steht und heute ein stürmischer Wind wehte. Somit kann dieser Wert ein wenig vom Winde verweht sein. Aber weiterer Regen folgt in den nächsten Tagen. Morgen soll es nicht viel werden, aber ausgerechnet am Mittwoch kann es wieder sehr regnerisch werden. Das könnte meine Mittwochsexkursion gefährden. Wenn nicht anders, kann sie auf das Wochenende verlegt werden, da keine weitere Veranstaltung auf dem Plan steht. Am Donnerstag deutet sich immer mehr ein schwerer Sturm an. Nicht der Tag, um unseren Wäldern einen Besuch abzustatten.

Auch erste Schwarzweiße Becherlorcheln (Helvella leucomelaena) quälten sich aus dem grobkörnigen Sandboden und litten sichtlich unter den ungünstigen, trockenen Verhältnissen. Standortfoto Phillip Müller am 22.03.22 im Kiefernforst Jesendorf.

Auf dem Plan steht zum Monatswechsel ein Pilzwochenende in Mecklenburg. Dafür habe ich uns in das Haus der Naturfreunde in Karnin eingemietet. Das Objekt liegt in malerischer und ruhiger Lage im Warnowtal Karnin. Es ist sehr preiswert, allerdings gilt Selbstversorgung. Siehe unter Termine! Bisher liegen erst wenige Anmeldungen vor. Wer also Lust auf ein pilziges Wochenende mit Morchel – Potenzial hat, sollte sich bei mir und im Haus der Naturfreunde anmelden. http://www.schwerinersee.de

Haus der Naturfreunde im Warnowtal Karnin.


Die akkumulierten, möglichen Regenmengen vom ECMWF bis zum 19.04.2022: Minimal: 28,00 l/qm, maximal: 77,1 l/qm und im Mittel: 47,2 l/qm.


An dieses Buch kann ich mich noch sehr genau erinnern. Abgebildet auf dem Umschlag der Sommersteinpilz. Nach dieser und weiterer Zeichnungen im Inneren des Buches lernte ich damals den Sommersteinpilz vom Gemeinen Steinpilz zu unterscheiden.

Dienstag, 05. April – Vor einigen Tagen brachte mir ein Verwandter der früheren Kreisbeauftragten für Pilzaufklärung und Beratung in Wismar, Annalotte Heinrich, noch einige Bücher aus ihrem Nachlass in das Info – Zentrum. Wie nicht anders gewohnt, mit reichlich persönlichen Notizen von ihr versehen. Auch alte Zeitungsartikel und Info – Blätter fanden sich zwischen den Buchseiten. Mit dabei waren alle sechs Bände von Michael – Hennig – Kreisels „Handbuch für Pilzfreunde“. Besonders gefreut habe ich mich über einen dicken Wälzer, den ich noch aus meiner Kinder- und Jugendzeit in Erinnerung hatte. Es handelt sich um ein Buch von Albert Pilat, welches mit 120 Farbtafeln von Otto Usak ausgestattet ist. Es stammt aus dem Jahre 1954 und wurde vom Artia – Verlag in Prag herausgebracht. Während ich einige Bücher dieses Verlages in Tschechisch besitze, ist dieses Buch allerdings mit deutschem Text versehen. Auch dieses Werk ist mit einigen Schriftzügen von Fräulein Heinrich versehen. Daraus geht beispielsweise hervor, dass sie vom 03.07.1954 bis zum 30.09.1981 Kreisbeauftragte für Pilzaufklärung war. Ab 01.10.1981 übernahm  Siegrid Steinbrecher die Amtsgeschäfte als Kreisbeauftrage und ich stieg als jüngster Pilzberater des Bezirkes Rostock in Form eines Ortsbeauftragten mit ein. Siegrid Steinbrecher übte diese Funktion bis zur Wende aus und danach kümmerte ich mich um den Fortbestand dieser Einrichtung.

Die Unterschiede beider Arten in Text und Bild erklärt und Gegenüber gestellt. Diese Abbildungen nahm ich im Kopf mit in den Wald und freute mich nun riesig, dieses Buch nach so langer Zeit mal wieder in den Händen zu halten. Auch hier finden sich  persönliche Anmerkungen von Fräulein Heinrich.

Auch den Kiefern – Steinpilz hat der Zeichner Otto Usak gut getroffen, wie ich finde.

Zur aktuellen Entwicklung: Heute war es vergleichsweise ruhig. Bei meist stärkerer Bewölkung tröpfelte es gelegentlich ein wenig. Um 18.10 Uhr befanden sich in meinem Messbecher 1 Liter. Kaum der Rede wert, aber in der kommenden Nacht soll sich der Regen etwas verstärken und in Form einer Warmfront nach Nordosten schwenken. Der größte Teil Deutschlands befindet sich am Mittwoch somit im Bereich eines Warmsektors und die Temperaturen können örtlich bis auf 17 Grad steigen, bevor am Donnerstag im Gefolge einer markanten Kaltfront die Temperaturen wieder auf Talfahrt gehen sollen. Die Kaltfront kann mit Pauken und Trompeten, vor allem über die Mitte Deutschlands ziehen. Kräftige Regengüsse mit Blitz und Donner und schwere Sturmböen werden damit einher gehen. Morgen wird die Warmfront aber weiterhin über die Küstenregionen schleifen und später in die Kaltfront übergehen. Das bedeutet, dass es bei uns immer wieder regnen kann. Ich werde morgen entscheiden, ob es für mich Sinn machen würde, zur Mittwochsexkursion aufzubrechen. Ansonsten wird sie auf das Wochenende verlegt, genauer gesagt auf Sonntag, da am Sonnabend ein neuer Schwall hochreichender Kaltluft einfließen soll. Bei Temperaturen von -35 Grad in 5 Km Höhe ist mit turbulentem Aprilwetter zu rechnen.

Ein aktuelles Frischpilzfoto von heute. Aufgenommen auf dem Hof des Info – Zentrums an einem alten Erlen – Stubben. Wir sehen das Gallertfleischige Stummelfüßchen (Crepidotus mollis). Gut lässt sich die gelatinöse Schicht unterhalb der Huthaut erahnen, die so charakteristisch für diese dadurch leicht kenntliche Art ist.


Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen vom ECMWF bis zum 20. April, 2.00 Uhr: Minimal 22,7 l/qm, maximal 64,1 l/qm und im Mittel: 37,9 l/qm.


Mittwoch, 06. AprilNennenswert geregnet hatte es in der vergangenen Nacht und tagsüber gab es nur hin und wieder kurze, unergiebige Schauer. Um 18.00 fand ich in meinem Messbecher am Standort Steinpilz – Wismar, in der historischen Altstadt, 5 Liter vor.

Der Wald bei Großklützhöved war heute das Ziel meiner ersten, planmäßigen Mittwochsexkursion des Jahres.

Start und Endpunkt meiner Exkursion. Liebe Pilz- und Naturfreundinnen und Freunde. Kommt hier bloß nicht vom Wege ab. Der Wald ist privat und darf nicht betreten werden!

So stand heute der geplanten Mittwochsexkursion fast nichts im Wege. Den Reigen der diesjährigen  Mittwochsexkursionen eröffnete das Messtischblatt 1933 = Großklützhöved. Es besteht zu 90 % aus Ostsee. Nur im dritten Quadranten findet sich ein Zipfel Landfläche, eben bei Großklützhöved. Somit habe ich heute auch gleich das gesamte MTB abgearbeitet, denn mit marinen Pilzen kenne ich mich leider nicht aus. Etwas Wald findet sich hier unweit der SwinGolf – Anlage und des Cafe Großklützhöved, welches hungrige Wanderer und Golfspieler zum Kaffee und Kuchen einlädt. Auch heute war geöffnet, aber ich verzichtete auf einen Besuch, da ich gleich zu Beginn meiner Exkursion aufgefordert wurde, meinen Namen und meine Anschrift zu nennen. Grund war, dass ich es wagte, meinen Fuß in den dortigen Wald zu setzen. Dieser sei Privat und daher habe ich dort nichts zu suchen. Weder ein Zaun, noch ein Hinweisschild wies auf diesen Umstand hin. Selbstverständlich weigerte ich mich, meine Personalien preis zu geben und wies meinerseits darauf hin, dass es nicht ersichtlich sei, dass dieses Waldgrundstück Privat sei und nicht betreten werden darf. Ich machte deutlich, dass Jedermann das Recht besitzt, unsere Wälder, sei es Landesforst oder Privatwald, zu betreten und das auch abseits der Wege. Es sei denn, es handelt sich um sensible Schutzgebiete oder es findet gerade Holzeinschlag oder eine Treibjagd statt.

Kaum hatte ich den Häutigen Lederfältling (Byssomerulius corium) entdeckt und fotografiert, wurde ich zur Rede gestellt, was ich auf dem Gelände eines Privatwaldes zu suchen hätte und wurde aufgefordert, meinen Namen und Adresse zu nennen, sowie den toten Ast sofort wieder in den Wald zu legen.

Liebe Pilzfreundinnen und Pilzfreunde, lasst euch nicht von solchen Leuten einschüchtern! Sie besitzen nicht das Recht dazu, euch das Betreten von Wäldern zu untersagen und schon gar nicht, die Personalien zu verlangen. Dazu befugt sind einzig sich ausweisende Behördenmitarbeiter (Ordnungsamt, Forstamt oder Polizei). Waldregeln 5430072_t201902080

Selbstverständlich setzte ich meine Exkursion fort. Es handelt sich um gemischten Laubwald mit größeren Erlen und Eschenanteilen. Viele Eschen sind auch hier leider vom Eschen – Triebsterben in Mitleidenschaft gezogen und teils umgestürzt. Es steht aber noch ein nicht unerheblicher Teil, so dass es hier durchaus möglich sein könnte, dass zu gegebener Zeit (Löwenzahnblüte) die eine oder andere Morchel das Licht der Welt erblicken könnte. Heute war es dafür noch zu früh, aber es ist zu merken, dass der Regen der Natur bereits auf die Sprünge hilft. Sollte es, so wie es derzeit aussieht, ab nächste Woche deutlich wärmer werden, dürfte es kein halten mehr geben und die Natur wird regelrecht explodieren. Ein gesonderter Bericht von der heutigen Exkursion folgt in Kürze.

Die feuchtkühle Witterung der letzten Tage hat auch die Judasohren (Hirneola auricula – judae) wieder zum Leben erweckt. 06.04.2021 im Wald Großklützhöved.

Zuvor müssen wir noch einige Tage turbulentes Wetter, in wieder zunehmend kälterer Luft überstehen. Zumindest steht dadurch noch einiges an Wasser von oben auf der Agenda. Morgen herrscht in weiten Teilen Deutschlands Unwettergefahr. Besonders entlang einer Kaltfront kann es ordentlich zu Sache gehen. Die soll unser Einzugsgebiet gegen Mittag überqueren und kräftigen Regen mit Sturmböen im Gepäck haben. Aber erst auf ihrem weiteren Weg in Richtung Südosten wächst sie sich zu einer Unwetterfront mit zum Teil Schweren Sturmböen und Gewittern aus. Die nachfolgende Höhenkaltluft kann aber zum späteren Nachmittag und Abend auch bei uns kräftige Schauer und einzelne Gewitter auslösen. Es sollte also noch einiges an Regen zusammen kommen.

Ganz jung und frisch brechen diese Judasohren aus der Ritze des am Boden liegenden Holunderstammes heraus. Oberhalb erkennt man den kreideweißen Belag des Holunder – Rindenschichtpilzes (Lyomyces sambuci).


Das ECMWF berechnet heute bis zum 21.04.2022 – 2.00 Uhr folgende Regenmengen für die Hansestadt: Minimum: 19,5 l/qm, maximal: 89,3 l/qm und im Mittel: 37,2 Liter auf den Quadratmeter.


Bei der Osterdekoration war auch dieses kleine Gesteck dabei, welches ich vor etlichen Jahren in Keez gebastelt habe. Ganz einfach und sicher sehr kitschig, aber es ist mir an mein Herz gewachsen. Von Anfang an und es erinnert mich auch an eine schöne, gemeinsame Zeit mit Irena und Jonas in Keez.   

Donnerstag, 07. April – Langer Tag im Informationszentrum. Ich nutzte ihn, um unsere beiden Schaufenster zu putzen und neu zu gestalten. Immerhin rückt das Osterfest näher und ich entschloss mich, die Osterdekoration und alte Gestecke aus dem Keller zu holen. Richtig motiviert dazu war ich allerdings nicht. Nicht so wie vor Corona – Zeiten, als ich es kaum erwarten konnte, unseren Laden auf Ostern einzustimmen. In den letzten beiden Jahren machte es auch wenig Sinn, denn durch die Corona – Auflagen waren nicht viele Menschen zum Einkaufen oder zum Stadtbummel unterwegs. Auch Urlauber blieben aus b. z. w. durften erst gar nicht kommen. Die Stimmung war und ist leider auch derzeit immer noch sehr gedrückt. Aber was soll es, wir können nicht ewig in Lockdown – Stimmung sein, obwohl die Zeiten, in der wir gerade Leben, nicht gerade rosig sind. Eher bedrückend und beklemmend. Krieg im Osten und dazu wird noch vieles teurer. Besonders Energie und Sprit – Preise explodieren und im Gefolge viele andere Dinge des täglichen Bedarfs. Wie dem auch sei, im Steinpilz – Wismar ostert es jedenfalls.

Ostergesteck auf der Basis eines Eichenwirrlings.

Der Inhalt des Paketes von Catrin: Buckel – Tramete, Hölzchen mit Zinnoberroten Pustelpilzen, Laubholz – Harzporling mit zartem Anis – Duft, Pflaumen – Feuerschwamm und Holzkohlenpilzen.

Bevor ich mit den Schaufenstern anfing, öffnete ich noch ein Paket, welches mich gestern erreichte. Es stammt von unserer neuen Pilz- und Vereinsfreundin Catrin aus Katelbogen bei Bützow. Sie war bereits am Sonnabend mit zu unserer Wanderung und hatte im Anschluss noch bei Neukloster interessante Holzkohlenpilze entdeckt. Catrin möchte tiefer in die Materie einsteigen und war schon mit dem Bützower Pilzberater Klaus Warning einige male im Feld, um sich anlernen zu lassen. Klaus verwies sie zu uns und sie wurde sogleich Mitglied in der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. Ihr Ziel ist es, die Prüfung zur Pilzberaterin beim Landes Gesundheitsamt in Rostock abzulegen. Der Landespilzsachverständige, Dr. med. Oliver Duty, freut sich über jeden Nachwuchs. So ließ sie mir nicht nur die Holzkohlenpilze zukommen, sondern legte noch einige andere Arten in die Postsendung. Die Pilze werden unsere Dauerausstellung bereichern.

Holzkohlenpilz (Daldinia concentrica). Gestern war ich im Raum Boltenhagen zu meiner Mittwochsexkursion unterwegs. Eigentlich die Heimat der Holzkohlenpilze, aber der Wald bei Großklützhöved hielt sie vor mir verborgen.

Zum Wetter: Sturmtief Nasim zog heute von Dänemark weiter nach Südschweden. Die Kaltfront überquerte Mecklenburg um die Mittagszeit mit kurzzeitig heftigem Regen und Graupel. Nach kurzer Wetterberuhigung folgte am Nachmittag klassisches Aprilwetter mit Schauern und einzelnen Gewittern. Dazwischen fand immer mal die Sonne Platz, so dass das heute ein Tag für Liebhaber von Regenbögen war. Auch in der Nacht kann es weiter schauern. Morgen soll es bei uns weniger regnen, bevor am Sonnabend ein neuer Schwall sehr kalter Höhenluft folgen soll und das aprilhafte Schauerwetter wieder kräftig aufleben lassen wird.

In der nächsten Woche soll es dann aber wärmer werden. Zeigten die Berechnungen der letzten Tage doch eine deutliche und nachhaltige Erwärmung an, so ruderten die Modelle inzwischen wieder zurück. Es wird zwar wärmer, aber wie nachhaltig das sein wird, steht eher in den Sternen. Auch sollte es für einige Zeit unter Hochdruckeinfluss trocken bleiben. Aber auch dieses Szenario steht auf wackligen Füßen. Heute sieht es eher wieder wechselhafter aus, mit weiteren Regenfällen. Ich denke, nichts ist uns lieber, wie Wasser von oben.  

Weniger auf Wasser von oben angewiesen ist das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma). Besonders dekorativ und kontrastreich macht es sich an Birke, mit ihrer hellen Rinde. Der Schlauchpilz entwickelt sich zunächst unter der Rinde und sprengt diese dann auf. 06.04.2022 im Wald bei Großklützhöved.


In meinem Messbecher befanden sich um 18.25 Uhr 6 Liter.

Nach dem ECMWF können wir bis zum 22.04. – 2.00 Uhr akkumuliert folgende Regenmengen erwarten: minimal 14,6 l/qm, maximal 75,2 l/qm und im Mittel: 37,7 l/qm.


Auch dieses antiquarische Büchlein stammt aus dem Nachlas von Annalotte Heinrich. Es dürfte aus den 1030er Jahren stammen, weil es im Text auf die Volksgesundheit anspielt. Die Begründung der Pilzberatung ist im wesentlichen auf diese Zeit zurück zu führen.

Freitag, 08. April – Heute Vormittag kurz zum Baumarkt b. z. w. dem integrierten Gartenmarkt, um, wie jedes Jahr zum Saisonbeginn, etwas grünes und blühendes für meine Außendekoration im Eingangsbereich des Info – Zentrums zu besorgen. In der Regel Männertreu, aber auch anderes Blühzeug, dass nicht nur für wenige Tage oder Wochen seine insektenfreundlichen und für uns Menschen augenfreundlichen Blüten entfaltet. Allerdings weiß ich nicht, wer von der Insektenwelt auf blau blühendes Männertreu abfährt. Ich hatte Glück, es waren gerade noch zwei kleine Paletten mit insgesamt 20 Pflanzen im Angebot. Dazu noch einen größeren Topf mit bereits farbig blühenden Margariten. Ansonsten habe ich vor der Tür auch Koniferen und säe zusätzlich noch Wildkräuter – Samen mit ein.

Am Nachmittag ging es dann im Laden mit Frühjahrsputz weiter und ich baute die Dauerausstellung ab, um sie aufzufrischen und zu erneuern. Dabei musste einiges in der Biotonne landen, denn einige Porlinge sahen einfach nicht mehr optimal aus b. z. w. sie waren innerlich von Insekten zerfressen und drohten zu zerfallen. Nun muss frisches Moos organisiert werden und dann wird die Ausstellung pünktlich zu Ostern wieder in frischem Glanz erstrahlen. Tolle Rotrandige Baumschwämme u. a. Porlinge hatte ich bereits am Sonnabend von unserer Wanderung am Panzower Bach mitgenommen. In welcher Form dann auch Frischpilze zu sehen sein werden, liegt nicht vordergründig an mir, sondern eher daran, was nach den Regenfällen, trotz der unterkühlten Witterung, in der nächsten Zeit schon mal in Wald und Flur angeboten wird.

Diese Pilze haben meinen „Tüv“ überstanden und werden wieder auf die Ausstellungsfläche gelangen.

Zur Wetterentwicklung: heute gab es vereinzelte Regen- und Graupelschauer, örtlich auch mit Blitz und Donner. Morgen wird die Schichtung durch bis zu minus 35 Grad kalte Luft in 5,5 Km Höhe noch deutlich labiler. Daher werden die Schauer wieder zahlreicher und stärker ausfallen. Auch Gewitter können auftreten.

Unsere Ausstellungsfläche ist ein kleines Universum des Lebens. Natürlich wird hier auch gesponnen und das ist auch sehr wichtig, denn durch die lebenden Exponate gelangen allerhand Insekten in die Ausstellung. Hier sehen wir allerdings eine Spinne, die auch sonst eine häufige Untermieterin in vielen Wohnungen ist. Also ein Haustier. Ich bin zwar kein Spinnenexperte, aber es könnte sich um die „Spinne des Jahres 2018“ handeln, der Gewöhnlichen Fettspinne (Steatoda triangulosa), die es sich hier auf einem alten Birkenporling gemütlich gemacht hat. Fettspinnen gehören in die Familie der Kugelspinnen. Tatsächlich glänzt das Tier, als wäre es gerade einem Fettnäpfchen entsprungen. Ich hoffe, ich habe mir hier nichts zusammen gesponnen.

Eigentlich wollte ich morgen kurz in den Wald, um frisches Moos zu holen. Mal schauen, ob ich zwischen den Schauern einen günstigen Moment erwische. Auch am Sonntag kann es in weiter sehr kühler Luft noch verbreitet Schauern. Montag stellt sich die Anströmung auf Südwest um und deutlich wärmere Luftmassen machen sich auf den Weg bis zu uns in den Norden. Im Zusammenspiel mit den gefallenen Niederschlägen sollte die Natur dann einen Satz nach vorne antreten.

Hier sehen wir gleich mehrere, sporenbildende Organismen in trauter Eintracht. Zunächst den Stoppligen Drüsling (Exidia truncata), der zu den Gallertpilzen gehört. Dann die Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthorina parietina) und nicht zuletzt noch Moose. 06.04.2022 im Wald bei Groß Klützhöved.

Das Wetter zu Ostern kann aus heutiger Sicht noch nicht sicher vorher gesagt werden. Das amerikanische GFS – Modell, welches jeder kostenlos auf http://www.wetter-online.de unter „Modelkarten für unsere Profis“  durchlaufen lassen kann, rechnet mit einem neuen Vorstoß polarer Kaltluft und wieder verbreiteten Nachtfrösten. Andere Modelle, so wie das ECMWF, lassen es auch über Ostern relativ warm. Dafür sieht das GFS beim heutigen Abendlauf in der Woche nach Ostern warme Luftmassen, die von einem Italien – Tief aus dem östlichen Mittelmeerraum zu uns gelangen sollen. Ganz astrein soll es aber nicht bleiben, so dass es zumindest gelegentlich bis in die Mittelfrist zu Niederschlägen kommen kann. Und das sollte für uns auch das wichtigste sein.

Pilze in Massen kann man jetzt auf den abgestorbenen Stängeln der Großen Brennnessel antreffen. Zum einen das Orangerote Brennnesselbecherchen (Calorina fusarioides) und zum anderen (die schwarzen Punkte) den Zugepitzten Kugelpilz (Letosphaeria acuta). Fotografiert am 06. April 2022 im Wald Großklützhöved.

  • In meinem Messbecher befanden sich um 18.00 Uhr 3 Liter.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF bis zum 23.04.2022 – 2.00 Uhr: minimal 8,4 l/qm, maximal 79,2 l/qm und im Mittel 28,8 l/qm.


Auch die Ausrufung des Europäischen Pilztages geht auf das Konto des Tintling und somit auf Karin Montag zurück. Jeweils am 4. Sonnabend im September begehen die Pilze ihren Ehrentag.

Sonnabend, 09. April – Gestern flatterte mir der neue „Tintling“ in das Haus. Die „Bildzeitung“ für Laien und Fortgeschrittene bezüglich Pilze rundum http://www.tintling.com. Ausgabe 2/2022 im 27. Jahrgang. Herausgeberin ist Karin Montag im Saarland. Eine Powerfrau ohne Gleichen und welch eine Leistung diese Zeitschrift und viele andere Projekte in punkto Pilzkunde über so einen langen Zeitraum konstant und immer pünktlich aufrecht zu erhalten. Da darf getrost der Hut gezogen werden, sofern man einen auf hat! Schließlich sind es in Bälde drei Jahrzehnte! Ich weiß noch genau, als ich das erste Exemplar in den Händen hielt. Brigitte Schurig brachte es zu einer unserer gemeinsamen Kartierungsexkursionen mit Prof. Dr. Jürgen Schwik mit. Bereits kurz darauf abonnierte ich die Pilzzeitung und steuerte vor meiner digitalen Kariere auch zwei größere Artikel über die langjährige Pilzberatung in Wismar und schließlich über den Steinpilz – Wismar bei. Nicht immer ist alles korrekt bei den vielen Autoren und manches durchaus streitbar. So wurde hier auch schon so manch kleine Schlacht der Meinungsverschiedenheiten ausgetragen. Beispielsweise eine sehr konträre Diskussion über die sogenannten „Heilpilze“ und ob Pilzberater sich überhaupt mit diesem Thema beschäftigen b. z. w. diese bewerben und selbst verkaufen dürfen. Die kürzlich leider verstorbene und ehemalige Landespilzberaterin Mecklenburg – Vorpommerns, Frau Dr. Schmidt, war vehement dagegen und bezog ihrerseits heftige Kritik von Befürwortern dieser Praxis. Ich persönlich halte auch nicht viel davon, dass es die Aufgabe eines Pilzsachverständigen sei, sich diesem Thema beratungstechnisch zu verschreiben. So weit es mir möglich ist, gebe ich jedoch gerne Auskünfte diesbezüglich, würde aber nicht mit solchen Vitalpilzen Handel betreiben, denn das fällt sicher unter das Drogengesetz und dafür sind Apotheken oder Reformhäuser die bessere und vor allen befugtere Instanz. Und natürlich gibt es im www. allerhand Pülverchen und weitere Erzeugnisse diesbezüglich. Und manchmal habe ich den Eindruck, bei den Anbietern soll vor allem kräftig die Kasse klingeln. 

Pilzpülverchen gibt es freilich auch im Steinpilz – Wismar. Allerdings nicht bezüglich möglicher Heilwirkung, sondern zur Veredlung von Suppen und Soßen. Der Genusswert steht hier im Vordergrund.

Der Orangeseitling (Phylotopsis nidulans) hat besonders in jüngster Zeit einen deutlichen Zuwachs seiner Häufigkeit in Mecklenburg erfahren. Das Foto entstand im November 2020 in den Peeschen Tannen.

Aber nun bin ich ganz abgeschweift vom eigentlichen Thema, welches ich noch erwähnen wollte. So ist hier ein interessanter Artikel von Bernd Mühler aus Chemnitz über die fast explosionsartige Ausbreitung von fünf Pilzarten seit dem Jahr 2000 in Deutschland erschienen, welches ich auch für M-V bestätigen kann. Es handelt sich um folgende Arten: Krauser Adernzähling, Orangeseitling, Laubholz – Harzporling, Rosa – Helmling und  Blasse Borstentramete. Einzig letztere hat es noch nicht so recht bis zu uns geschafft. Dass heißt, angekommen ist die Blasse Borstentramete auch schon an der Ostseeküste, nämlich auf der Insel Poel, wo ich diesen markanten Porling vor wenigen Jahren an einer Buche im Eichenpark Schwarzer Busch fand. Alle anderen genannten Pilzarten sind in den letzten Jahren fast inflationär in Ausbreitung begriffen. Woran mag das liegen? Ist es die Klimaerwärmung? Außerdem wird die bekannteste Pilzvergiftung der Welt thematisiert. Um welche es sich handelt, brauche ich hier wohl nicht näher zu erwähnen, weil es ja ohnehin jeder weis. Wenn nicht, „Tintling“ besorgen! Auch gibt es in der aktuellen Ausgabe einen schönen, bildreichen Artikel von Dieter Wald, der neben Mykologischem auch weitere Flora und Fauna und noch etwas mehr Spinnerei, also Arachnologie, enthält.

Wesentlich häufiger ist in den letzten 10 Jahren der Krause Adernzähling (Plicatura crispa) in den Wäldern Mecklenburgs geworden. Foto im November 2020.

Aprilwetter klassisch war das heute mal wieder. Ich habe mir bei diesem ungemütlichem Wetter verkniffen, mit meinem Leichtkraftroller Moos aus dem Wald zu holen. Statt dessen entschloss ich mich, die gestern bereits weitgehend von Pilzen abgeräumte Dauerausstellungsfläche komplett abzubauen. Das heißt, im Hintergrund habe ich reichlich Baumstämme und Baumwurzeln zu liegen gehabt, die auch mal begutachtet werden mussten. Tatsächlich wurde einiges davon entsorgt, weil das Holz teilweise vollkommen vermorscht war und Streute wie eine Pulverbüchse. Das alte Moss wurde abgeräumt und insgesamt der Bereich aufgefrischt. 

Eine enorme Ausbreitung hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts auch der Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) in unseren Wäldern erfahren. Das Foto entstand auf der ersten  Pilzwanderung diesen Jahres am 02. April 2022 am Panzower Bach.

Mal schauen, ob es mir morgen gelingt, kurz in den Wald zu fahren. Es soll ja immer noch mit reichlich Schauern zu rechnen sein. Die Höhenkaltluft hält sich bei uns im Nordosten noch bis Montag, wobei die Schauer allmählich weniger und schwächer werden sollen. Dann geht es für einige Tage mit den Temperaturen sprunghaft nach oben. Spätestens am Donnerstag soll uns die nächste Kaltfront überqueren. Die Temperaturen sinken also wieder und etwas Regen soll damit auch verbunden sein. Für die Woche vor und an Ostern tischen uns die meisten Wettermodelle wieder ziemlich unterkühlte Aussichten auf. Das amerikanische GFS sieht an Ostern sogar noch einmal einen markanten Kaltlufteinbruch mit Schneeflocken und empfindlichen Nachtfrösten! Allerdings war der heutige Abendlauf dieses Modells für Ostern etwas versöhnlicher. Deutlich wärmer und auch regionale Niederschläge. Der Kaltlufteinbruch wurde auf die Tage nach Ostern verschoben.

Der Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) kann mitunter auch resupinate Fruchtkörperformen ausbilden. Manchmal duftet er sogar anisartig. Standortaufnahme am 02.04.2022 am Panzower Bach.

Mal schauen, wie weit sich zwei/drei wärme Tage auf die in den Startlöchern sitzende Vegetation auswirken. Ob die Löwenzähne dann schon vermehrt ihre gelbe Pracht entfalten werden. Ich könnte mir vorstellen, dass am langen Osterwochenende schon die eine oder andere Pilzfreundin und auch Pilzfreund kaum noch erwarten kann, die ersten Morcheln in das Osternest legen zu können. Nun, ich wäre diesbezüglich eher noch skeptisch.

Wenn nicht anders, kann man mit solchen Kandidaten vorlieb nehmen. Sie müssen aber ganz jung sein und unverzüglich verarbeitet werden. Auch sollte man auf das obligatorische Osterwasser im kleinen Schnapsgläschen verzichten. Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus) am 06. April 2022 am Standort Großklützhöved abgelichtet.

  • Um 17.35 Uhr befanden sich in meinem Messbecher 0,8 mm.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF bis zum 24.04 – 2.00 Uhr: minimal 3,5 l/qm, maximal 48,00 l/qm und im Mittel 18,1 Liter auf den Quadratmeter.


Sonntag. 10. April – Bis heute in den späteren Vormittag war das Wetter noch recht stabil. So nutzte ich gleich nach dem Frühstück den Vormittag, um schnell in den Wald zu fahren und etwas Moos für die Erneuerung der Ausstellung zu organisieren. Da ich kein Auto habe, sondern nur meinen Leichtkraftroller, sind meine Transportkapazitäten ziemlich begrenzt. Zwei kleinere Müllbeutel bekomme ich aber schon mit. Das wird wahrscheinlich nicht ganz reichen, so dass ich sicher noch eine Tour fahren muss. Meine Wohnung befindet sich direkt am westlichen Stadtrand von Wismar und so fuhr ich auch in Richtung Westen. Nach gut 10 Minuten erreichte ich bereits den Zielwald, die ehemalige Staatsforst Jamel, zwischen Wismar und Grevesmühlen. Schnell zeigten sich mir die Auswirkungen der Februar – Orkane.

Viele Fichten sind hier zu Boden gegangen und einige hängen noch verkantet zwischen standhafteren Exemplaren fest.

Aus der Ferne leuchtete mich etwas goldgelbes an und machte mich neugierig. Es ist aber nur ein umgedrehter Fichtenstamm gewesen, mit einem, für ihn nun ungünstig liegenden Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). 10.04.2022 in der Staatsforst Jamel.

Die Fichte ist hier der wichtigste Waldbaum und ich schätze etwa 20% des Bestandes ging hier zu Boden. Es sah stellenweise wie auf einem Schlachtfeld aus und einige Bäume hingen noch in Schieflage oder haben sich an noch stehenden angelehnt. Es ist also stellenweise lebensgefährlich, in diesen Bereichen unterwegs zu sein. Besonders schlimm sah es gerade auch dort aus, wo ich schönes Moos in Erinnerung hatte. So fuhr ich den anvisierten Waldweg ein Stück weiter durch, bis in das Gebirge. Ein sehr hügeliger Bereich, in dem ich im vergangenen Jahr im Rahmen eines Schülerprojektes im Auftrag des Forstamtes Grevesmühlen unterwegs war. Dieser Abschnitt nennt sich auf den Forstkarten auch tatsächlich „Im Gebirge“ Eine wirklich wunderschöne Ecke und die Fichtenforste werden hier teils von Buchenbeständen abgelöst. Auch hier wurde reichlich Holz heraus geholt, welches aber schon vor den Stürmen geschah. Sicher durch die Trockenheit der Jahre 2018/19 geschädigte Fichten. Hier fand ich schließlich auch das erhoffte Moos in der mir vorschwebenden Qualität. Überhaupt sah es hier sehr günstig für Frühlingspilze, insbesondere für Lorcheln aus. Schließlich haben wir unweit von hier, auf unserer ersten Pilzwanderung zur Saisoneröffnung im Jahre 2009, ein ganzes Nest von Riesen – Lorcheln entdecken können. Im Fichtenforst! In den Folgejahren war leider am damaligen Fundort nie wieder etwas von ihnen zu sehen. Diese seltene und schöne Lorchel scheint sehr unstet zu sein, wird aber sicher immer mal wieder in diesem Revier auftauchen. Heute hatte ich diesbezüglich Pech und habe auch nicht lange gesucht. Das Moss war wichtig und bevor durch den Tagesgang angefacht das April – Wetter  erneut einzusetzen drohte, wollte ich wieder in Wismar sein, zum Frühschoppen in meiner Stammkneipe, in der ich bereits sehnsüchtig erwartet wurde.

Im Gebirge. Im Hintergrund erkennt man den Übergang zum Buchenbestand.

Zum Wetter: Morgen noch ziemlich kühl, aber dann geht es zumindest für 2/3 Tage steil nach oben mit den Temperaturen. Eitel Sonnenschein wird es nicht geben, da die starke Südströmung reichlich Saharastaub im Gepäck haben soll. Pünktlich zum Osterwochenende rutschen die Temperaturen dann wohl wieder in den Keller. Besonders nach Ostern kann es nochmals empfindlich kalt mit Regen und Schneefällen werden. Ich weis nicht so recht, in punkto gutes Morchel – Jahr habe ich so meine Bedenken!  

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) von oben. Er wird auch unter der deutschen Bezeichnung Fichten – Porling geführt. Eigentlich suboptimal, da dieser schöne Porling an verschiedenen Nadel-, wie auch Laubhölzern fruktifizieren kann. Hier ist es eine umgestürzte Erle im Wald Großklützhöved am 06.04.2022.

  • In meinem Messbecher befanden sich um 19.00 Uhr 0,5 Liter!

Die akkumuliert berechneten Regenmengen für Wismar des ECMWF bis zum 25.04.2022: minimal 2,4 l/qm, maximal 34,7 l/qm und im Mittel sind 13,2 l/qm möglich.


In der Bildmitte Annalotte Heinrich und Siegrid Steinbrecher während der Fundauswertung auf einer Pilzwanderung um 1980 herum.

Montag, 11. April – In den Büchern, die ich kürzlich aus dem Nachlas meiner Lehrmeisterin Annalotte Heinrich erhalten habe, finden sich auch einige Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit, insbesondere aus den 1970er Jahren. Vor allem auch aus der Ostsee – Zeitung oder aus Zeitschriften. So lange ich Denken kann, bezogen meine Eltern dieses Blatt und ich übernahm diese Tradition. Schließlich habe ich auch ein Interesse an dieser Tageszeitung, weil ich meine Veranstaltungen dort angezeigt wissen möchte. Bevor der Steinpilz – Wismar online ging, habe ich auch einige Artikel für verschiedene Blätter zum Thema Pilze geschrieben, die freundlicherweise auch veröffentlicht wurden. Schließlich ist man ja auch angehalten, Aufklärungsarbeit zu leisten. 

Kapitän Brass in der OZ zu DDR -Zeiten.

So habe ich jetzt einen kleinen Artikel entdeckt, der mir sehr viel Freude bereitete. War es doch ein Wiedersehen mit Käpten Brass. Zu DDR – Zeiten ein muss für meine Mutter, denn hier stand mitunter auch kritisches drin und das brachte den Seemann manchmal ganz schön in Brass! Aber es gab an dieser Stelle auch Lob, für besonders gelungene Aktivitäten in unserer Stadt. So wurde die Pilzberatungsstelle erwähnt, mit ihrer ständigen Dauerausstellung im Schaufenster. War sie zunächst noch recht zurückhaltend in ihrer Präsentation, so baute ich sie schließlich immer mehr aus. Anstatt locker verteilter 5 – 10 Frischpilzarten, gab es bei mir, je nach Angebot, zwischen 30 und 50 Pilzarten zu sehen. Oftmals hatte ich ganz schön zu tun, alles wichtige dort unterzubringen und es sollte trotzdem übersichtlich sein und ein ansprechendes Gesamtbild abgeben.  Unzählige dieser arbeitsintensiven Schaufenster – Ausstellungen habe ich bis Ende 2002 dort präsentiert. Man kann vielleicht erahnen, wie viel Zeit, Arbeit und vor allem Herzblut darin steckte.

Leserbriefe bei Kapitän Brass in der Ostsee – Zeitung.

Jede Ausstellung anders und nur für 3 bis 4 Tage ansehnlich. Danach alles ausgeräumt und wieder neu dekoriert. Zwei mal die Woche und zwischendurch in den Wald und Nachschub holen, der dann im Kühlschrank zwischen gelagert wurde. Und oftmals hatte ich damit noch zu tun, wenn viele andere Menschen bereits ins Bett gingen, um am nächsten Tag ausgeruht zur Arbeit zu gehen. Der Dank waren meist die Menschen, die sich hier ständig über das aktuelle Frischpilzaufkommen informierten oder die aus Zufall so ein ganz außergewöhnliches Schaufenster entdeckten und fotografierten. Ich möchte nicht wissen (oder doch?) in wie vielen Fotoalben noch Bilder von meinen damaligen Ausstellungen versteckt sind. Auf einer Pilzwanderung war damals eine Dame aus Rostock mit dabei, die mir erzählte, wenn sie mal in Wismar sei, muss sie unbedingt das Pilzfenster besuchen. Dort sei ein Künstler am Werk und es gibt dort tolle und tatsächlich echte Pilze zu bewundern. „Nun, sagte ich, ein Künstler ist es ganz gewiss nicht. Der Mensch präsentiert und inszeniert nur die vergänglichen Kunstwerke der Natur“. 

Einer meiner unzähligen Schaufensterausstellungen in den 1990 er Jahren.

Bis zur Wende habe ich im Dreischicht  – System in der Wismarer Konsum – Großbäckerei gearbeitet. Nach Feierabend oder wenn ich Spätschicht hatte Vormittags, war die Pilzberatung an der Reihe. Ja, auch schon damals war ich praktisch immer im Dienst und daran hat sich bis heute nichts geändert. Trotz allem bin ich wohl der am längsten Arbeitssuchend gemeldet Hartz IV – Empfänger in der Hansestadt Wismar. Ein Sozialfall! Nur soviel zur  Wertschätzung meiner Lebensleistung. Arm wie eine Kirchenmaus werde ich dereinst von dieser Welt scheiden, aber ich habe zumindest meinem Leben einen Sinn gegeben und vielleicht auch anderen Menschen etwas davon abgegeben.

Während ich in längst vergangenen Zeiten schwelge, hat unsere Berliner Pilzfreundin Johanna Davids die Morchel – Saison 2022 eröffnet. Wir sehen eine Spitzmorchel (Morchella conica) am verschwiegenen Standort im Brandenburgischen. Anscheinend eine sehr zuverlässige Stelle, denn seit Jahren hat Johanna hier Glück. Allerdings meist nur wenige Exemplare. In diesem Jahr waren es drei, wobei die anderen beiden leider Trockenschäden aufwiesen, so Johanna.

  • Über Nacht gelangten noch 0,5 Liter Regenwasser in meinen Messbecher.

Das ECMWF berechnet akkumuliert bis zum 26.04 – 2.00 Uhr folgende, mögliche Regenmengen für Wismar: Im Minimum 2,6 l/qm, maximal 56,2 l/qm und im Mittel: 14,6 Liter.


Diese beiden Bitteren Zapfenrüblinge (Strobilurus tenacellus) waren die einzigen Frischpilze, die ich heute in der Kiefernforst Jesendorf fand.

Dienstag, 12. April – Da noch etwas Moos für die Neuauslegung meiner Ausstellungsfläche fehlte, fuhr ich heute nochmals in den Wald. Nämlich in die Kiefernforst bei Jesendorf. Natürlich drehte ich auch meine Runden, denn um diese Zeit ist hier eigentlich allerhand los bezüglich Frühlingspilze. Verschiedene Lorchel – Arten sind hier mitunter in beachtlichen Mengen zu finden und selbst Morcheln können hier das Herz des Pilzfreundes erfreuen. In der Regel Spitzmorcheln, aber vor einigen Jahren fanden sich sogar einige schwachbrüstige Speisemorcheln zwischen Jungkiefern auf aufgeschüttetem Boden. Heute auf ganzer Länge Fehlanzeige! Es gab immer mal teils erhebliche Schwankungen ihres Wachstums, aber das ich nicht die Spur einer Scheiben – Lorchel, Frühjahrslorchel oder Schwarzweißen Becherlorchel vorfinden konnte, war schon bemerkenswert und das gab es bisher nur sehr selten. Ehrlich geschrieben, ich kann mich kaum Erinnern, ob es das für mich hier überhaupt schon mal gab. Woran mag das liegen? Sicher an der Witterung der letzten Wochen, ja Monate.

Gefreut habe ich mich heute über diese Erdsterne (Geastrum spec.). Der Größe nach vermute ich Halskrausen – Erdsterne. 

Der milde, regenreiche Februar lieferte beste Startbedingungen für unsere Frühlingspilze und sicher waren schon die Fruchtkörperanlagen in Vorbereitung. Dann kam der März, mit praktisch kaum einem Tropfen Regen, viel Sonne, kühle Tage und frostige Nächte in meist trockener Luft über Wochen hinweg, dass war einfach Gift! Lorcheln waren im März ja bereits gefunden worden, gerieten aber ins Stocken und nach den jüngsten Regenfällen waren sie oft soweit trockenheitsgeschädigt, dass sie gleich in Fäulnis übergingen. So könnte ich es mir zumindest erklären. Allerdings ist es nicht überall so, denn gestern berichtete mir unser Pilzfreund Phillip Müller, dass in seinem Hauswald die Frühjahrslorcheln wieder dort stehen, wo wir sie im letzten Jahr während einer Pilzwanderung entdeckt haben. Im Fichtenforst!

Erdsterne gehören genauso wie Stäublinge und Boviste zu den Bauchpilzen, deren Sporen im Inneren der Fruchtkörper gebildet werden. Der die Sporen enthaltende Kopfteil dieser Beutel – Stäublinge (Calvatia excipuliforme) ist bereits samt Inhalt vom Winde verweht. 12.04.2022 bei Jesendorf.

Nun bleibt abzuwarten, was die gefallenen Niederschläge noch aus dem Boden locken können. Für Morcheln, an feuchteren Standorten wie Seeuferbereichen, sehe ich jedenfalls noch ganz gute Ausgangsbedingungen. Die Trockenheit im März dürfte hier nicht die große Rolle gespielt haben, höchsten das pilzunfreundliche Wetter insgesamt.

Die ähnlichen, aber kleineren Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum) werden nicht so schnell kopflos. Es bildet sich auf dem Scheitel eine kleine Öffnung und durch mechanische Reize werden die Sporenwolken nach und nach an die Umgebung abgegeben. Standortfoto am 12.04.2021 Kieferforst Jesendorf.

Ähnlich der größeren Buckel – Tramete, neigt auch die Striegelige Tramete dazu, auf der Konsolenoberseite zu veralgen. Die Poren sind bei dieser Art aber nicht länglich – lamelloid, sondern fast kreisrund. 12.04.2012 bei Jesendorf

Nun ist es ja kurzzeitig wärmer geworden, aber bereits an Ostern flutet gerade den Nordosten wieder polare Kaltluft mit empfindlichen Bodenfrösten. Lassen wir uns überraschen, was uns die nächsten drei bis vier Wochen bezüglich Morcheln zu bieten haben. Überbordernd dürfte es wohl nicht werden. Morgen können die Temperaturen auch in Mecklenburg mal die 20 Grad – Schwelle erreichen. In der Nacht zu Gründonnerstag zieht jedoch schon wieder eine erste Kaltfront durch. Das Gute, sie könnte sich gerade bei uns im Norden etwas intensivieren und noch einmal nennenswerten Regen bringen. 5 – 10 Liter auf den Quadratmeter liegen im Bereich des möglichen. Die Wetterentwicklung im Mittelfristzeitraum, bis gegen Ende des Monats, sieht gar nicht so schlecht aus. Zeitweise sollen ab der Woche nach Ostern Tiefdruckgebiete mit Schauern oder gebietsweise auch mal flächigen Regenfällen das Sagen haben. Das GFS simulierte allerdings in Ostseeküstennähe die geringsten Regenwahrscheinlichkeiten. Es könnte sich also oft um konvektive Niederschläge handeln, die das noch kalte Ostseewasser auf Distanz halten könnte. Hoffen wir es nicht, denn ich fiebere einer hoffentlich ergiebigen Maipilz – Ernte entgegen. 

Massenbestände bildet an toten Kiefern- und Fichtenstämmen der Gemeine Violettporling (Trichaptum abietinum) aus. Die Poren gehen hier zwar ins bräunliche über, sind in der Regel aber mehr oder weniger violett gefärbt. 12.04.2022 Kiefernforst Jesendorf.

  • Inhalt meines Regenmessers: 0,0 Liter.

Das ECMWF rechnet bis zum 27.05. – 2.00 Uhr für Wismar minimal 1,7 l/qm, maximal 35,9 l/qm und im Mittel mit 13,6 l/qm. Tendenz also seit Tagen fallend!


Auch wenn ich gestern bei Jesendorf erfolglos nach ihnen Ausschau gehalten habe, es gibt sie doch, die Scheibenlorcheln (Gyromitra ancillis). Phillip brachte mir heute dieses Exemplar zur Mittwochsexkursion mit.

Mittwoch, 13. AprilDer wärmste Tag des Jahres war dieser 13. April 2022 bisher in Mecklenburg. Außerdem stand Mittwoch auf dem Kalender! Klar, dass somit wieder unsere obligatorische Mittwochsexkursion auf dem Plan stand. Ein neues Messtischblatt, im Maßstab 1: 25 000 00, ging an den Start, nachdem es noch in vier Quadranten geviertelt wurde. Es handelt sich um die Topographische Karte 2133 = Grevesmühlen. Im ersten Quadranten hatten wir reichlich Auswahl an Wäldern, Seeuferbereichen oder auch kleineren Bachtälern. So standen der Westteil der Everstorfer Forst zur Diskussion oder auch die Nordspitze der Wotenitzer Tannen. Das Ufer des Ploggensees genauso wie das des Vielbecker Sees. Wir entschieden uns jedoch (wir, das war Phillip Müller und meine Wenigkeit) für ein kleines Bachtal nördlich des Naturschutzgebietes Santower See und anschließendem Wäldchen, welches vorwiegend von Pappeln bestanden war. Schließlich untersuchten wir noch einen kleineren Bereich des Ufersaumes vom Santower See.

Kleines Bachtal nördlich des Santower Sees am 13.04.2022.

Scharbockskraut – Sklerotienbecherling (Sclerotinia binucleata). Praktisch nur mikroskopisch vom Anemonen – Becherling zu unterscheiden. Zumindes wenn sowohl Scharbockskraut wie auch Anemonen zu gegen sind. 13.04.2022.

Eigentlich genau das richtige für eine Frühlingsexkursion und durchaus auch ein Morchel – Erwartungsgebiet. Von ihnen fehlte heute jedoch jede Spur, obwohl im begünstigten Stadtklima der Hansestadt Wismar immer mehr Löwenzähne ihre gelbe Blütenpracht entfalten. Aber Morcheln – Sammeln stand ohnehin nicht auf der Agenda, auch wenn wir sie nicht verschmäht hätten. Kartierten war angesagt und möglichst einige Bilder für dieses Tagebuch und dem sich anschließenden Bericht. So war es diesbezüglich auch recht erfolgreich und Phillip konnte einige Arten neu in seinen Gesichtskreis aufnehmen. An Frischpilzen gab es im wesentlichen „nur“ Sklerotien – Becherlinge, sowohl an Scharbockskraut, wie auch an Anemonen. Diese, an ihren Wirtspflanzen schmarotzenden Schlauchpilze, erleben in diesem Jahr einen imposanten Aspekt, denn auch Phillip konnte sie in den letzten Tagen gehäuft beobachten.

Anemonen – Becherling (Dumontinia tuberosa). 13.04.2022 Bachtal bei der Ortschaft Warnow.

Ein sehr schöner Fund waren auch diese Holzkohlenpilze (Daldinia concentrica). Schön sind die konzentrischen Zonen im Längsschnitt zu erkennen.

Zum Wetter. Heute war es doch schon mal sehr angenehm und in Wald und Flur gerieten wir fast schon ins Schwitzen. Das dürfte sich zumindest bei uns im Nordosten an den Osterfeiertagen wieder ändern. Es kühlt deutlich ab und in den Nächten stehen auch wieder Bodenfröste auf dem Programm. Bei http://www.kachelmannwetter.de sind heute Modellkarten der akkumulierten Regenmengen bis nächste Woche Sonnabend eingestellt und verdeutlichen, dass in großen Teilen Deutschlands nicht sehr viel Niederschlag bis dahin vom Himmel kommen soll. Was jedoch nicht so oft vorkommt, mit am meisten Regen kann noch bei uns in Mecklenburg erwartet werden. Das meiste davon soll in der kommenden Nacht und morgen fallen. Immerhin dürfte oder könnte es sich auf 10 – 20 l/qm summieren. Das wäre doch noch mal eine ganz gute Hausnummer. Zumindest berechnet es das ECMWF so. Das amerikanische GFS sieht die höheren Regenmengen eher in Vorpommern und andere Modelle berechnen kaum nennenswerte Mengen. Hoffen wir also darauf, dass das ECMWF recht behält.

Noch einmal Holzkohlenpilze (Daldinia concentrica). Jüngere, vitale Fruchtkörper, schimmern zunächst rotbräunlich, um im Alter völlig schwarz zu werden. Da sie gerne an toten Eschenstämmen wachsen, könnten diese Schlauchpilze eventuell vom Eschen – Sterben profitieren. 13.04.2022 Bachtal bei Warnow.

  • Bis heute Abend 20.30 Uhr befanden sich 0 Liter in meinem Messbecher.

Trotzdem an dieser Stelle wieder die akkumulierten und möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 28.04.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 5,4 l/qm, maximal 56,5 l/qm und im Mittel 22,2 l/qm.


Gründonnerstag, 14. AprilWie erwartet kam der Regen auch in der vergangenen Nacht. Zwar regnete es strichweise über mehrere Stunden in unterschiedlicher, schauerartiger Intensität, die Mengen blieben aber doch unter den Erwartungen der optimistischsten Wetter – Modelle zurück. In meinem Messbecher, in der Wismarer Altstadt, landeten 4,5 Liter. Trotz allem besser als nichts und da die Wälder immer noch nicht belaubt sind, kam der Niederschlag auch noch gut zu Boden. Viel ist zunächst, abgesehen von einzelnen Schauern, nicht mehr zu erwarten. An Ostern stellt sich wieder pilzfeindliches Wetter ein, mit viel Sonnenschein tagsüber und frostig kalten Nächten am Boden, in trockener Polarluft. Einzig der Wind dürfte kaum eine Rolle spielen.

Der Bovistähnliche Schleimpilz (Reticularia lycoperdon) kann als Charakterart des Monats April bezeichnet werden. Wir finden ihn recht häufig an Totholz oder auch noch lebenden Bäumen. Gerne in Erlen/Eschenwäldern. 13.04.2022 im Bachtal nördlich des Santower Sees bei Warnow.

Heute erreichte mich ein Päckchen von unserer Pilzfreundin Hella Wobst aus Ostfriesland, mit herzlichen Ostergrüßen und einem Osterkuchen, extra für mich nach hauseigener Rezeptur gebacken. Liebe Hella, ganz herzlichen Dank und ich werde ihn mir über die Feiertage schmecken lassen. Einen fleißigen Osterhasen auch dir und beste Grüße aus dem Steinpilz – Wismar von deinem Pilzfreund Reinhold.

Im laufe der nächsten Woche soll das Osterhoch dann von mehreren Tiefs in die Zange genommen und nach Norden abgedrängt werden. Da daran mehrere Tiefkerne beteiligt sein werden, hängt die weitere Entwicklung von ihren Positionen ab. Tendenziell soll sich bei uns im Norden eine eher östliche Anströmung einstellen, mit der zunehmend feuchtere, aber auch wärmere Luft einströmen kann. In dieser können sich dann immer mal Schauer und Gewitter entwickeln oder sogar mal ein geschlossenes Regengebiet eingesteuert werden. Selbst ergiebige Regenfälle stehen im Bereich des möglichen. Sollte sich diese Tendenz bestätigen, könnte das endlich der Durchbruch zum Pilzfrühling bei uns an der Ostsee sein. Im klimabegünstigten Südwesten ist es bereits soweit. Im Pilzticker werden aus Baden – Württemberg, speziell um Karlsruhe herum, reichlich Morchelbecherlinge, Spitz – und Käppchenmorcheln eingesammelt. Auch Speisemorcheln sind dabei. Der glückliche Finder spricht von rekordverdächtigen Erträgen! Sollten die zahlreichen Sklerotienbecherlinge, die derzeit bei uns fruktifizieren, auch ein Fingerzeig in diese Richtung sein? Warten wir es ab. Spätestens in drei Wochen werden wir schlauer sein. Das soll nicht heißen, dass wir noch drei Wochen warten müssen. Gewiss nicht, aber bis dahin sollte sich abgezeichnet haben, ob auch bei uns von einer guten Morchel – Saison sprechen können. Schließlich ist unser Klima doch ein wenig rauer.

Ein schöner Fund, über den ich mich während unserer gestrigen Mittwochsexkursion sehr gefreute habe, ist der Muschelförmige Feuerschwamm (Phellinus conchatus). Er findet sich in der Regel an alten Weiden. Standortfoto am Santower See – 13.04.2022.


Hier die möglichen, akkumulierten Niederschlagsmengen für die Hansestadt Wismar bis zum 29.04.2022 um 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 2,7 l/qm, maximal 63,8 l/qm und im Mittel 16,9 Liter.


Karfreitag, 15. April – Nach dem kurzen Wärmeeinschub, verbunden mit etwas Regen, also klassischem Pilzwetter, fanden wir uns heute in den Spätherbst zurück versetzt. Typisches, feuchtkaltes, hochnebelartiges Novembergrau mit etwas Sprühregen am Vormittag und dichtes, graues Gewölk am Nachmittag. Jetzt am Abend klart es von der Ostsee her allmählich auf und morgen werden wir wohl einen überwiegend sonnigen Karsamstag erleben dürfen. Dazu fließt zunehmend trockene Polarluft ein. Tagsüber, bei schwachen Windverhältnissen und intensiver Sonneneinstrahlung, dürfte es sich ganz gut aushalten lassen. Die kommenden Nächte werden jedoch wieder frostig kalt. Am Erdboden kann es empfindlich abkühlen, bis in den mäßigen Frostbereich! 

Der Apostel Judas solle sich an einem Holunder erhängt haben, nach dem er Jesus verraten hatte. Seine Lauscher aber schickt er immer noch aus dem Holz des Holunderstrauches. Jesus wurde darauf hin gekreuzigt und dessen Gedenken wir an Karfreitag. Standortfoto am 15.04.2022 (Karfreitag) im Prosekener Grund.

Gemeiner Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea) am 15.04.2022 im Prosekener Grund.

Es wird also wieder giftiger bezüglich pilzfreundlicher Verhältnisse. Sowohl durch die trockene Luft, wie auch durch die negativen Nachttemperaturen. Was die Aussichten in die Mittelfrist betrifft, steht nach heutigem Stand nicht viel Regen auf der Agenda. Die Wettermodelle haben wieder zurück gerudert. Demnach wären nennenswerte Regenfälle erst in Richtung Monatswechsel möglich. Das Nordeuropa – Hoch scheint, wie so oft, nicht so leicht weichen zu wollen. Gestützt auch durch das kalte Ostseewasser. Dennoch werden es mehrere Tiefs bereits in der kommenden Woche versuchen, von Osten und Süden her sich ihre Zähne an dem Bollwerk hohen Lustdrucks auszubeißen. Somit kann ein Höhentief von Osten einige Regenwolken bis nach M-V herein schieben und ein Mittelmeertief gleiches für den Süden der BRD inszenieren. Die Chancen auf etwas Regen stehen daher auch bei uns nicht so schlecht, ergiebig dürfte dieser aber nicht werden. Zumindest zeigt sich eine ziemlich einheitliche Grundtendenz in der Temperaturentwicklung. Es wird schrittweise wärmer und in der letzten April – Woche könnte angenehme Wärme vorherrschen und die Luft zunehmend feuchter werden, welches in kräftigen Schauern und Gewittern zum Monatswechsel münden könnte. 

Der Gemeine Trompetenschnitzling und der Winter – Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea) sind identisch. Finden kann man den häufigen Pilz aus der Rißpilz – Verwandtschaft praktisch ganzjährig, mit Schwerpunkt im Winter. Während man sich vor Rißpilzen in acht nehmen sollte, ist dieser Blätterpilz harmlos und könnte sogar gegessen werden.

Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa) als Massenpilz in diesem Jahr. Stellenweise regelrecht als Bodendecker. 15.04.2022 im Prosekener Grund.

Heute Vormittag bin ich zu einer kleinen Exkursion in den Prosekener Grund aufgebrochen. Ein klassisches Frühlingspilz – Revier. Natürlich habe ich gehofft, auch einen Morchelbecherling oder eine Mini – Morchel vor die Linse zu bekommen, aber Pustekuchen! Sicher steht hier irgendwo dergleichen, aber sie entzogen sich meinen Blicken. In erster Linie ging es mir um einige Fotomotive für dieses Tagebuch und da findet sich immer etwas. Da wäre beispielsweise ein Überangebot von Anemonen – Becherlingen zu nennen. Somit bestätigte sich, dass dieser interessante Schlauchpilz in diesem Frühling einen außergewöhnlichen Auftritt hinlegt. Hat man erst einmal eine Stelle entdeckt und geht in die Knie für ein Foto, offenbart sich einem erst das wahre Ausmaß an Apothezien, die das Auge erblickt und man kommt aus dem Staunen kaum noch heraus. Ich fotografierte was das Zeug hält und musste mich schließlich bremsen. Somit ist der Anemonen – Becherling die erste Großpilzart, die in diesem Jahr einen außergewöhnlich guten Auftritt hinlegt.

Ja, ich habe viele Fotos geschossen, deshalb hier nochmals die an Buschwindröschen schmarotzenden Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa) an Karfreitag 2022 im Prosekener Grund.


  • in meinem Messbecher befanden sich um 17.50 Uhr 0,2 mm.

Hier die herunter korrigierten, möglichen Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 30.04.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 1,0 l/qm, maximal 36,0 l/qm und im Mittel 11,3 Liter.


Der Prosekener Grund mit dem Prosekener Bach an Karfreitag des Jahres 2022. Ein klassischer Frühlingswald mit einem gewissen Morchel – Potenzial.

Am Selmsdofer Traveufer am Karsamstag.

Karsamstag, 16. April – 9 Pilz- und Naturfreundinnen und Freunde fanden sich heute zur 2. öffentlichen Lehrwanderung des Jahres ein. Ziel waren die Forste zwischen Selmsdorf und Teschow sowie das Selmsdorfer Traveufer, ganz im Nordwesten Mecklenburgs, an der Grenze zu Schleswig – Holstein. Das Traveufer ist als schützenwerter Landschaftsraum im Oktober 1990 unter Naturschutz gestellt worden. Bereits vorher war es 40 Jahre durch die innerdeutsche Grenze geschützt. Wir durchstreiften allerdings die Forste oberhalb der Schutzzone. Das Wetter war bestens! Die Sonne strahlte in klarer, aprilfrischer Luft vom blauen Himmel und alle waren gut gelaunt. Um so mehr, als sich doch hin und wieder einige Frischpilze zeigten. Zwar keine Lorcheln und Morcheln, aber dennoch waren wir mit Zapfen – Rüblingen, Glimmer – Tintlingen, Rehbraunen Dachpilzen, wunderschönen Kelchbecherlingen und einigem mehr gut bedient. Wir finden hier auf sandigen Böden vor allem Nadelforste, aber auch Buchenareale vor. Eigentlich auch ein Revier, welches Frühjahrs – Lorcheln beherbergen müsste und auch wird. Leider entzogen sie sich heute unseren Blicken.

Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus). Jung essbar, aber bitte ohne Osterwasser! 16.04.2022 im Waldgebiet südwestlich Teschow, unweit des Trave – Ufers.

Einige Nestlinge. Die Nester, oder besser, die Töpfe sind bereits leer, die Peridiolen vom Winde verweht. Topf – Teuerling (Cyathus olla) am 16.04.2022.

Zur Wetterentwicklung: Sonnige und trockene Ostertage mit Bodenfrösten sind eingetütet. Auch bis Mitte der kommenden Woche scheint der trockene Fahrplan fest zu stehen. Danach könnte es etwas wechselhafter mit einigen Schauern werden, welche von einem Kaltlufttropfen ausgelöst werden könnten, der von Osten her über Norddeutschland hinweg ziehen könnte. Die erweiterte Mittelfrist steht in den Sternen. Der GFS – Lauf von heute Nachmittag berechnete in Richtung Monatswechsel zunehmenden Tiefdruckeinfluss von Süden her, mit kräftigeren Niederschlägen in feuchtwarmer Luft. Der Abendlauf sieht zwar auch Tiefdruckeinfluss, aber von Norden her. Demnach würde es zu kräftigen Regen- und Schneefällen kommen, mit lausig kalten Nächten. Also das ganze Gegenteil. Nur in einem ähneln sich die beiden Läufe: Tiefdruckeinfluss entweder frühsommerlich warm oder spätwinterlich kalt.

Knackig frische Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus) scheinbar aus dem Erdboden heraus. Holzreste sind sicher vorhanden, denn an dieser Stelle wurde vor längerer zeit gesägt, ein Baum zerlegt. Essbar. 16.04.2022 am Standort abgelichtet.


Die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF bis zum 01. Mai 2022, 2.00 Uhr: minimal 0,4 l/qm, maximal 35,00 l/qm und im Mittel 10,6 Liter.


Schon am Karfreitag bin ich im Prosekener Grund dem Osterhasen begegnet, als er es sich vom Eierlegen einen Moment zwischen allerhand Angebrannten Rauchporlingen erholte.

Sonntag, 17. April (Ostern) – Ein schönes Osterfest wünscht der Steinpilz – Wismar allen Tagebuchlesern. Bei aprilfrischen Morgentemperaturen, aber  viel Sonne, dürfte es in diesem Jahr nicht das schlechteste Wetter zur Eiersuche gewesen sein. Oder war der Eine oder Andere nach ganz anderen Ostereiern Ausschau halten? Ich war es jedenfalls nicht, hatte es aber vor, mal durch einige städtische Kleingarten – Anlagen zu streifen, denn am Nachmittag herrschte in der klaren Luft und bei den schwachwindigen und sonnigen Verhältnissen bestes Wohlfühlwetter. Aber ich bin nach einem kurzen Frühshoppen in den Laden und wurde dort schließlich von einem Bekannten in ein längeres Gespräch verwickelt, so dass ich von dieser Idee abließ und statt dessen den Bericht von der gestrigen Wanderung zusammen stellte.

Diese beiden Schnecken hatten sich gesucht und gefunden am Karfreitag im Prosekener Grund.

Allmählich wird es auch bei uns spannend, was sich an der Morchelfront in diesem Jahr wohl tun könnte? Der Löwenzahn blüht an exponierten, warmen Stellen, bereits in Massen.

Ach, beinahe hätte ich es vergessen! Ich habe heute doch ein Morchel – Plätzchen in Wismar besucht, wo seit vielen Jahren 1 – 3 Speisemorcheln im April das Licht der Welt erblicken. Auf einer naturnahen Rasenfläche auf dem Grundstück meines Computer – Experten Heino. Meistens ruft er mich spontan an, wenn er gerade beim Rasenmähen ist und plötzlich die Morcheln ihn daran hintern. Da ich täglich an seinem Objekt vorbei fahre, kam mir heute morgen ganz spontan in den Kopf, schon mal den Standort in Augenschein zu nehmen. Aber ich konnte leider nichts entdecken. So werde ich wohl wieder telefonisch informiert werden, sollte es soweit sein.

Diese Strukturen erinnern an die Fellzeichnung von Giraffen und finden sich nicht selten auf Knüppeln vom Ahorn. Hervorgerufen sollen sie von der Schlanken Ahorn – Holzkeule werden. An Karfreitag im Prosekener Grund fotografiert.   

Zur Wetterentwicklung: Der Abendlauf des GFS – Modells rechnet in der kommenden Woche mit zunehmendem, schwachen Tiefdruckeinfluss, so dass in der 2. Wochenhälfte vielleicht einige Schauer möglich sein könnten. In der letzten Aprilwoche soll es demnach vorübergehend deutlich wärmer werden und mögliche Schauer und Gewitter könnten sich verstärken und auf ganz Deutschland ausbreiten. Regional kann also bis Ende des Monats noch einiges an Regen möglich sein. Hoffentlich stabilisiert die Ostsee bei uns nicht zu stark. Anfang Mai wird aber weiterhin ein neuerlicher Kaltlufteinbruch gerechnet, wenn auch nicht mehr so drastisch, wie im gestrigen Abendlauf. 

Einen schönen Ostermontag wünscht der Steinpilz – Wismar.


Hier noch die berechneten, möglichen Regenmengen des ECMWF bis zum 02. Mai – 2.00 Uhr: im Minimum 0,2 l/qm, maximal 47,4 l/qm und im Mittel können es 13,2 Liter werden.


Schick sehen sie aus, die jungen Zapfen der Lärche heute in der Höltingsdofer Forst fotografiert.

Montag, 18. April (Ostern) – Heute Nachmittag unternahm ich eine Fahrt ins Blaue. Soll heißen, ich startete bei blauem Himmel und Sonnenschein eine kleine Rundfahrt von Wismar über Neubukow und zurück. Dabei machte ich Zwischenstopps in der Höltingsdorfer Forst und im Hellbachtal, zwischen Neubukow und Buschmühlen. In Bezug auf Frischpilze sah es äußerst mager aus. Dabei schwelgte ich auch wieder in Erinnerungen, da Neubukow während meiner frühen Kindheit vorübergehend mein zweites Zuhause war. Zur damaligen Zeit weilte meine Mutter für einige Monate in der Lungenheilstätte im Jagdschloss Gelbensande und wir Kinder wurden von Verwandten aufgenommen und betreut. So wohnte ich damals bei meiner Tante Helga und Onkel Adolf direkt am Markt in Neubukow. Die Häuserfront gibt es schon viele Jahre nicht mehr. Schon zu DDR – Zeiten wurden die alten, maroden Gebäude abgerissen und an deren Stelle eine Kaufhalle gebaut. Diese ist seit geraumer Zeit ebenfalls verschwunden und hat einer weiteren Bebauung Platz gemacht. Aber jedes mal, wenn ich durch diese Kleinstadt, unweit des Salzhaffs, fahre, muss ich an diese Zeit zurückdenken. Hier bekam ich aufgrund meiner starken Kurzsichtigkeit  meine erste Brille. Der Optiker befand sich ebenfalls am Markt und ich werde es nie vergessen, als ich erstmals die Häuser des Marktplatzes so klar und deutlich erkennen konnte.

Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina) am Ostermontag in der Höltingsdorfer Forst.

Junge Käppchenmorchel (Morchella semilibera) mit Trocken- und Trampelschäden am 18.04.2022 im Landschaftsschutzgebiet Hellbachtal.

Es soll ja Menschen geben, denen die Vergangenheit egal ist, die nur nach vorne Leben. Nicht bei mir, die Erinnerungen sind mir gerade im fortgeschrittenen Lebensalter sehr wichtig. Wichtig auch, um das einzigartige Leben, welches uns geschenkt wurde, wert zu schätzen. Diese Wertschätzung scheint leider auch in der heutigen Zeit immer noch einigen Typen zu fehlen, weil sie die Menschheit mit Krieg überziehen. Allen solchen Typen sollte endlich der Garaus gemacht werden. Egal aus welcher Ideologie und Weltanschauung dieses geschieht. Jeder, der mit Gewalt gegen andere Menschen und Völker vorgeht, ist ein Krimineller und somit ein Verbrecher! Niemand sollte sich freiwillig oder per Pflicht zum Wehrdienst heran ziehen lassen. Konsequent den Dienst an der Waffe verweigern. Sollen es die Kopf – Kaputten Despoten doch selber richten. Schon aus diesem Grund heraus war es auch gerade in diesem Jahr wieder wichtig, die traditionellen Ostermärsche gegen Krieg und für Frieden auszurichten. Und Deutschland sollte sich nicht dazu heranziehen lassen, auch noch schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Hände weg davon!

Klassisches Morchelgebiet im Hellbachtal und Fundort obiger Käppchenmorchel. Sie stand direkt neben dem Wanderweg und war deshalb bereits Tritt- geschädigt.

So, nun bin ich leider etwas abgeschweift, aber Ostern ist ja auch die Zeit der Friedensmärsche. Ich hatte heute meine eigenen, sehr friedlichen Märsche und durfte den Frieden in heimischer Natur genießen. Im Hellbachtal, dass klimatisch begünstigt liegt und daher immer etwas in der Vegetationsentwicklung voraus ist, sah es heute für Mitte April doch noch ziemlich rückständig aus. Geschuldet der meist ungünstigen Witterung der zurück liegenden Wochen. Morchelbecherlinge gab es natürlich und auch die Morcheln scheinen in Lauerposition den richtigen Moment zur Fruchtkörper – Streckung abzuwarten.

Bereits vor mir waren die Mykophagen durch das Hellbachtal. Sicher nicht zum Ostereier suchen, wie diese Schnittstelle eines Morchelbecherlings beweist.

Zur Wetterentwicklung: Der Hochdruck soll im laufe der Woche allmählich von Süden her abgebaut werden. Ganz allmählich setzt sich bis zum Wochenende überall etwas wärmere und feuchtere Luft durch. Damit verbunden sind auch meist konvektive Regenfälle. Diese können sich am nächsten Wochenende über ganz Deutschland ausbreiten, einzig bei uns im Nordosten sieht es wohl schlecht aus. Bis auf wenige Tropfen im Wochenverlauf gehen wir wohl leer aus. Der Abendlauf des GFS rechnet erst Anfang Mai mit nennenswerten Niederschlägen bei uns in M-V. Ein kräftiges Skandinavien – Tief schickt dem nach Regen- und Schneewolken zu uns.  

Das Hellbachtal bei Buschmühlen am Ostermontag des Jahres 2022.


Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 03. Mai – 2.00 Uhr: minimal  1,3 l/qm, maximal 63,4 l/qm und im Mittel 18,9 Liter.


Gestern hatte ich einen jungen Lärchenzapfen vorgestellt und hier ein älterer, ausgereifter, der aktuell gerade seinen Samen entlassen hat. Die Lärche lag auf der Seite, vom Sturm umgeweht.

Dienstag, 19. April – Sonniges Wohlfühlwetter war das auch heute wieder. Die Luft ist trocken und Tagesgang bedingt kommen die ausgleichenden Windsysteme etwas in Gange. Diese gibt es im Winterhalbjahr nicht, da die Sonneneinstrahlung zu schwach ist. Trotz der derzeit sehr kühlen Luftmasse schafft es die kräftige Aprilsonne den Erdboden und unsere Betonwüsten kräftig aufzuheizen. Gleichzeit bleibt es im Schatten immer noch ziemlich frisch. Kaltluft ist schwerer als Warmluft und das muss ausgeglichen werden. Bei ungestörten Wetterlagen lässt im laufe des Abends der Wind wieder nach und schläft zur Nacht hin oft regelrecht ein. Bei uns in Küstennähe spielt natürlich auch noch das kalte Ostseewasser eine Rolle. Erwärmt sich das Binnenland, so dringt die schwere, kältere Luft vom Wasser her in das Binnenland ein. Der typische Seewind entsteht. In den nächsten Tagen verschärfen sich zu dem noch die Luftdruckunterschiede an der Großwetterlage. Das Skandinavien – Hoch möchte dem tiefen Luftdruck nicht weichen, aber die Tiefs wollen die Oberhand gewinnen. Die Luftdruckunterschiede werden durch auflebenden Ostwind deutlich. Es sind zunächst zwei Tiefdruckgebiete, die versuchen auf unser Wetter immer mehr Einfluss zu gewinnen. Da wäre ein sich wieder verstärkendes Höhentief über Osteuropa und ein Tief über Spanien. Von ersterem soll sich ein kleines, eigenständiges Tief lösen und über Norddeutschland nach Westen driften. Das Osteuropatief wird also für M-V von Bedeutung sein, und das Südwesteuropäische für den Süden Deutschlands. So kann es in den nächsten Tagen bei uns im Norden durchaus mal einige Regentropfen geben, vielleicht auch mal einen Schauer oder gar ein Gewitter. Große Regenmengen werden damit aber nicht verbunden sein. In Süddeutschland können die Schauer und Gewitter am Wochenende aber durchaus Starkregen im Gepäck haben. Insgesamt wird die Luft aber allmählich überall feuchter.

Ich habe gestern im Hellbachtal auch noch einige Morchelbecherlinge (Disciotes venosa) gefunden. Sie waren aber alles andere als fotogen und blieben auch stehen.  

Verwandte der beliebten Morcheln finden sich oft auf in der Laubstreu feucht liegenden Buchen – Fruchtschalen. Nur wenige Milimeter groß werden die Weißen Haarbecherchen (Dasyscyphus virgineus). 18.04.2022 in der Höltingsdorfer Forst.

Das GFS rechnet im heutigen Abendlauf für nächste Woche mit einer deutlichen Erwärmung, fast schon auf frühsommerliches Niveau. Dazu können neue Tiefs zeitweise Schauer und Gewitter produzieren, die dann regional durchaus auch mal einiges an Wasser bringen könnten. Aber das ist alles noch irgendwie Kaffeesatz – Leserei, denn gerade das GFS hatte in den Vorläufen eine viel kältere Variante berechnet, allerdings auch mit Niederschlägen. Wollen wir also hoffen, dass in den kommenden Wochen das von der Natur gerade jetzt so dringend benötigte Nass in ausreichender Menge vom Himmel, nein aus den Wolken fällt. Immerhin soll es im Mai bei uns in Wismar ein Maipilz – Wochenende geben. Ohne Regen keine Maipilze, ohne Maipilze kein Maipilz – Wochenende! Übrigens ist die Morchel – Saison in der Südhälfte Deutschlands auf ihrem Höhepunkt angelangt und nun werden auch die Morchel – Sichtungen im Norddeutschen Bereich zahlreicher. Den Höhepunkt bezüglich Morcheln werden wir in M-V sehr wahrscheinlich zum Monatswechsel erreichen.  

Während die obigen Haarbecherchen nicht einmal den hohlen Zahn auszufüllen vermögen, können für diesen, jung essbaren Holzbewohner, den wir hier noch im embryonalen Zustand sehen, die Teller mitunter nicht groß genug sein. Schuppiger Porling (Polyporus squamosus), im Volksmund „Tellerpilz“, im Hellbachtal am Ostermontag 2022 fotografiert.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 04. Mai 2022 – 2.00 Uhr: Im Minimum 1,8 l/qm, maximal 47,1 l/qm und im Mittel 17,4 Liter.


Mittwoch, 20. April – Heute Nachmittag traf ich mich mit Cartrin aus Katelbogen und Phillip aus Renzow zu unserer obligatorischen Mittwochsexkursion. Zumindest fast obligatorisch, denn am kommenden Mittwoch steht ausnahmsweise keine im Programm, da ich den Tag für die Vorbereitung unseres Frühlingsseminars im Warnowtal bei Karnin nutzen möchte. Das Pilzwochenende in Mecklenburg findet also statt und Nachmeldungen sind nun noch bis nächste Woche Mittwoch möglich.

Der Tressower See war heute Ziel einer Mittwochsexkursion.

Endlich sind nun auch diese typischen Frühlingsboten erschienen: Frühlings- oder Schmalblättriger Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea). Phillip hatte uns diese Kollektion mitgebracht, aber wir fanden die Pilze heute auch am Nordostufer des Tressower Sees.

Heute war der 2. Quadrant der Topographischen Karte Grevesmühlen im Maßstab 1 : 25 000 00 an der Reihe. Hier gibt es reichlich Wald- und Forstfläche durch die Everstorfer Forst und die Forst Jamel. Ganz das Gegenteil zu den zwei folgenden Quadranten des MTB. Aber die Jahreszeit führte unsere Gedanken dann doch in eine andere Richtung und wir entschieden uns für das Nordostufer des Tressower Sees. Teils wirklich vielversprechend aussehende Reviere mit Morchel – Erwartungspotenzial, mit oft noch richtig gesunden und vitalen Eschenbeständen. Natürlich auch Erlenbrüche, Pappelwald sowie Fichtenforst, aber auch einige Buchen inklusive. Teils sumpfige Feuchtbiotope. Also für eine Frühlingsexkursion genau das Richtige. Trotz allem entzogen sich die beliebten Morcheln unseren Blicken. Aber Phillip wird das Revier in den nächsten Wochen im Auge behalten, arbeitet er doch in Grevesmühlen und da kann man nach Feierabend immer mal schnell vorbei schauen. Aber wir waren ja wegen der Kartierung hier und diesbezüglich war es auch nicht umsonst. Der Kochtopf – Mykologe wäre allerdings kaum auf seine Kosten gekommen. Einzig einige, wenige Frühlings – Mürblinge für die Suppentasse wären drin gewesen. Der Bericht folgt in Kürze.

Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa) entpuppten sich auch heute wieder als Massenpilze am Tressower See.

Zur Wetterentwicklung: Es bleibt dabei, Deutschland wird von zwei Tiefs in die Zange genommen, die von Osten und Südwesten Einfluss auf unser Wetter nehmen möchten. Das Skandinavien – Hoch hält aber dagegen, auch wenn es, so wie heute im Osten, auch mal einige Regenwolken bis ins deutsche Hoheitsgebiet schaffen. Bei uns im Nordosten wird zunächst nicht viel ankommen, dafür soll der Ostwind immer stärker auffrischen und denkbar ungünstige Entwicklungsbedingungen für den möglichen Morchel – Schub schaffen. Aber in der Mittelfrist gibt es auch für uns immer mal einige Niederschlagssignale, da die Lage sich reichlich diffus darstellt. Es können immer mal schwer vorhersagbare Kaltlufttropfen herum eiern und diese Schwimmen wie Fettaugen auf der Suppe herum und keiner weiß so genau wie und wann und wen sie letztendlich mit Schauern beehren. 

Weitgehend intakter Eschenbestand am Tressower See. Ein Frühlingswald vom feinsten!

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 05. Mai 2022 – 2.00 Uhr: Im Minimum 1,0 l/qm, maximal 72,8 l/qm und im Mittel können 18,3 l/qm zusammen kommen.


Meist ist es ja unser Chris aus Lübeck, der ein Auge für allerlei Phytoparasiten hat. Aber auch Phillip hat gestern nach ihnen geschaut. So sehen wir hier den Moschuskraut – Rost (Puccinia adoxae) mit seinen dunkelbrauen Telien auf den Stängeln des Moschuskrautes. 20.04.2022 am Tressower See.

Donnerstag, 21. April – Montags und Donnerstag ist langer Tag im Wismarer Informationszentrum „Der Steinpilz“. So also auch heute. Weiterer Frühjahrsputz stand auf dem Plan. Seit wenigen Tagen ist die Dauerausstellung in neuem Glanz zu sehen. Frischpilze sind derzeit zwar kaum dabei, aber ich habe nun wieder meine Werbe- und Hinweisschilder auf unsere Ausstellung vor dem Steinpilz – Wismar postiert. So kommen nun zumindest hin und wieder mal interessierte Menschen herein, um zu schauen, was der Frühling so zu bieten hat. Leider ist es bis dato noch nicht viel. So müssen sie meist mit Ganzjahres – Exponaten vorlieb nehmen, die praktisch immer in Wald und Flur zu finden sind. Porlinge, Schichtpilze, alte Bauchpilze und Pyrenomyceten beispielsweise. An Frischpilzen liegen derzeit Anemonen – Becherlinge, Österreichische Kelchbecherlinge, Frühlings – Mürblinge oder auch Rehbraune Dachpilze auf der Moosfläche. Ab Mai könnte es vielfältiger werden und dann kann auch eine weitere Moos- und Ausstellungsfläche dazu kommen. Aber die Zeichen dafür sind eher ungünstig. 

Ein fetter Bovistähnlicher Schleimpilz (Reticularia lycoperdon) gestern an einem Baumstamm im Wald am Tressower See. Er gehört zu den Myxomyceten.

Der Top – Fund unserer gestrigen Mittwochsexkursion am Tressower See dürfte der Körnige Flockenschüppling (Flammulaster grannulosus) gewesen sein. In M-V laut Verbreitungskarte der DGfM erst zwei Nachweise dieser Art.

Ergiebiger Regen ist für uns an der Küste weit und breit nicht auszumachen. Einzig einige Schauer sind in den nächsten Tagen möglich. Sollte das amerikanische GFS – Model recht behalten, können frühestens an den ersten Maitagen stärkere Niederschläge aufkommen. Zwar versucht ein südeuropäischer Tiefkomplex nach Norden voran zu kommen, aber das Skandinavien – Hoch und ein Osteuropa – Tief halten es auf Distanz. So können feuchtwarme, pilzfreundliche Luftmassen nicht bis zu uns in den Norden vordringen und zu allem Überfluss frischt der Ost – Nordostwind in diesem Zusammenhang  auch noch kräftig auf. Nennenswerte Regenfälle gibt es somit am ehesten im Süden und maximal bis zur Mitte der Bundesrepublik. So befürchte ich, wir könnten in diesem Jahr, wie so oft, wieder einen verhungerten, besser verdursteten Frühlingsaspekt bekommen. Zumindest haben die Morcheln keinen guten Stand. Trotz dem wird es natürlich welche geben. Viel wichtiger sind mir die Maipilze, denn ansonsten müssen wir unser, in diesem Jahr mal wieder geplantes Maipilz – Wochenende, absagen. Wäre schade! 

Und nochmals der Körnige Flockenschüppling (Flammulaster grannulosus). Gebietsweise wurde die Art in der BRD etwas häufiger nachgewiesen. So in Schleswig – Holstein, in den Mittelgebirgsregionen Mitteldeutschlands und vereinzelt auch im Süden der Republik. Der Pilz wuchs auf der Erde im feuchteren Laubwald. 20.04.2022 am Tressower See.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF bis zum 06. Mai 2022 – 2.00 Uhr: minimal 1,6 l/qm, maximal 50,2 l/qm und im Mittel 14,4 Liter.


Freitag, 22. April – Im Laden habe ich heute damit begonnen, die Osterdekoration abzuräumen. Es stimmt mich immer ein wenig wehmütig, denn ich mag die doch etwas verkitschte Zeit durchaus. Auch stimmt  Ostern auf den Vollfrühling ein, der in der Regel in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten statt findet. Ist dann auch Pfingsten vorüber, können wir sagen, wir sind im Sommer angekommen. Meteorologisch beginnt er am 01. Juni. Pfingsten fällt in diesem Jahr auf den 5./6. Juni. In der Abfolge der Pilzaspekte befinden wir uns derzeit noch im Vorfrühling. Dieser geht ab Anfang Mai in den Frühling über und der bleibt bis Mitte Juni. Ab dann befinden wir uns im Frühsommer – Aspekt (bis 30.06.).

Hier noch einmal sogenanntes Giraffenholz. Hervorgerufen durch die Schlanke Ahorn – Holzkeule. Fotografiert am 20. April 2022 am Tressower See.

Und hier sehen wir den Zeichner des Giraffen – Musters auf den toten Ahorn – Holzknüppeln. Schlanke Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes) am selben Stock fruktifizierend. 20.04.2022 am Tressower See.

Der Vorfrühling ist die Zeit der Lorcheln und Morcheln. Schon jetzt können wir wohl davon ausgehen, er wird nicht berühmt. Ein Hungeraspekt scheint so gut wie sicher. Natürlich wird es noch Morcheln geben, insbesondere an windgeschützten, begünstigten Standorten wie Bachtäler oder Seeufer – Bereiche. Aber nicht nur Morcheln machen den Vorfrühling aus. Auch einige andere Frischpilze wären für diesen Aspekt typisch, die sich bis jetzt gar nicht oder nur sehr verhalten zeigten. Ausnahme sind die Anemonen – Becherlinge. Die sind in diesem Jahr zur Höchstform aufgelaufen. Hoffen wir auf den Frühlingsaspekt mit Maipilzen, essbaren Rötlingen unter Rosengewächsen, Schwefel- und Schuppigen Porlingen. Alles Arten, die ergiebige Speisepilze darstellen. Dafür brauchen wir aber viel Regen im Mai, zumindest was die Erdbewohner anbelangt.

Auf toten Eschen – Knüppeln ist der Eschen – Zystidenrindenpilz (Peniophora limitata) zu finden. 20.04.2022 am Tressower See.

Regen ist vorläufig höchstens sehr stiefmütterlich für unsere Breiten in Sicht. Der Süden Deutschlands, vielleicht auch die Mitte, könnten in den nächsten Tagen, zumindest regional, durchaus recht ordentliche Mengen abbekommen. Bei uns im Norden soll zwar zum Sonntag/Montag ein Kaltlufttropfen über unseren Köpfen herum eiern und einige Schauer produzieren, die werden aber keine größeren Regenmengen zustande bringen, weil es die relativ trockene Luftmasse nicht hergibt. Auch ist es in der Höhe, trotz Kaltlufttropfens, zu warm, um kräftige Entwicklungen bis hin zum Gewitter zu Stande zu bringen. Erst Anfang Mai soll uns richtig kalte Luft direkt aus den Polarregionen beehren. Damit nimmt die Nachtfrostgefahr zwar zu, aber da die Luftmasse dann auch hochreichend sehr kalt sein dürfte, könnte sie für kräftigere Schauer und Gewitter gut sein.

Die Zusammenfließende Kohlenbeere (Jackrogersella cohaerens) ist nicht selten auf toten, noch berindeten Buchenstämmen zu beobachten. 20.04.2022 am Tressower See.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 07. Mai 2022 – 2.00 Uhr: minimal 1,3 l/qm, maximal 40,00 l/qm und im Mittel 11,8 Liter.


Junger und noch zartfleischiger Schuppiger Porling (Polyporus squamosus) im Köppernitztal heute am Standort fotografiert.

Sonnabend, 23. April (St. Georg) – Heute ist also der Tag des heiligen Georg. Was das bedeutet, dürfte wohl jeder Pilzfreundin und jedem Pilzfreund, der etwas auf sich hält, bekannt sein. Es ist der Stichtag des Georgs – Ritterlings. Auch Maipilz, Mai – Ritterling oder Mai – Schönkopf genannt. Um den 23. April herum soll er erscheinen. In südlicheren Gefilden wurde er ja bereits gesichtet, ich hatte noch nicht die Ehre, habe aber auch noch keine der mir bekannten Standorte in Augenschein genommen. Vielmehr unternahm ich heute Vormittag eine kleine Exkursion durch das Köppernitztal. Ein naturnahes, bewaldetes Bachtal in mitten der Hansestadt Wismar. Natürlich können hier auch Maipilze wachsen, zumindest aber im angrenzenden, städtischen Umland dieser grünen Oase. Mir ging es auch nicht vordergründig um Maipilze, sondern in erster Linie um einige Fotomotive für unser Tagebuch. 

Es waren etliche Fruchtkörper des Schuppigen Porlings an einem toten Laubholzstamm, so dass ich eine grandiose Idee hatte. Sie mussten mit!

Während dessen erreichte mich ein Anruf von den Betreibern des Hauses der Naturfreunde im Warnowtal Karnin. Ob ich heute Zeit hätte, dort vorbei zu schauen, damit mir der zuständige Hausmeister das Objekt vorstellen und notwendige Absprachen mit mir tätigen könne. Also vorzeitiger Abbruch meiner Exkursion im Köppernitztal und Abfahrt in Richtung Karnin, unweit unserer Landeshauptstadt Schwerin. Am nächsten Wochenende soll hier unser diesjähriges Frühlingsseminar statt finden. Wir haben dann für fast drei Tage dieses schöne Objekt mit großzügiger Außenanlage ganz für uns allein. 

Jung sind die Schuppigen Porlinge durchaus recht annehmbare Speisepilze, und da Jürgen ohnehin ein großer Fan küchentauglicher Poggenstöhle ist, stellte ich für ihn ein kleines Körbchen zusammen.

Schließlich fuhr ich wieder nach Wismar, schnell noch Nachmittag im Infozentrum machen und um 16.30 Uhr wurde ich bereits abgeholt zu einer Geburtstagsparty. Grillen und einarmiges Reißen stand auf dem Programm. Pilse in flüssiger Form an frischer Luft in Petersdorf bei Bobitz. Geburtstag hatte ein ehemaliger Schulkamerad und Jugendkumpel namens Jürgen. In Berufung im Malerhandwerk tätig und auch gern mal im Steinpilz – Wismar gesehen, wenn es heißt, hier müsste mal wieder der Pinsel geschwungen werden. 

Das Pilzkörbchen schnell noch in Frischhaltefolie eingeschlagen, einen passender Karton gesucht, hübsch Verpackt und fertig war das Geburtstagsgeschenk.

Es war nicht das erste mal, dass Jürgen zu seiner Geburtstagsfeier mit frischen Pilzen von mir überrascht worden ist. Vor zwei Jahren musste die Party wegen Lockdowns und den entsprechenden Kontaktbeschränkungen in den Juni verlegt werden. Damals war die Überraschung perfekt und aufsehen erregend, beim Geburtstagskind, wie auch bei allen Gästen. Waren bis dahin die Anwesendinnen und Anwesenden nur klassische Mykophaginnen und Mykophagen, die erst in die Pilze gehen, wenn alle gehen, hat sich dieses seit dem doch ein wenig geändert. Damals war es ein Körbchen junger Sommersteinpilze vom feinsten. Das schlug ein wie eine Bombe! „So tolle Steinpilze fast noch im Frühling, dass haben wir in dieser Form noch nicht einmal im Herbst hinbekommen.“, so oder ähnlich die damaligen Kommentare. Siehe unter „Wetter/Pilze Juni 2020“. Damals, wie auch heute, war es unmittelbar passendes Finderglück meinerseits. Genau zum richtigen Zeitpunkt. 

Das naturnahe Köppernitztal inmitten der Hansestadt Wismar am 23. April 2022.

Sonntag, 24. April (Weißer Sonntag). Was ist das nun schon wieder für ein Tag? Mit Pilzen hat er jedenfalls nichts zu tun. Die Katholiken dürften bescheid wissen. Der weiße Sonntag ist der erste Sonntag nach Ostern, auch Sonntag der weißen Gewänder oder Barmherzigkeitssonntag genannt. Er wird auch gerne in katholischen Familien für die Erstkommunion ihrer Kinder genutzt.

Gemeiner Feuerschwamm (Phellinus igniarius) an einer Weide an der Köppernitz am 23.04.2022.

Frühlings – Samthäubchen (Conocybe aporos) am 23.04.2022 am Standort im Köppernitztal gefunden und fotografiert.

Zur Wetterentwicklung: bis zu den Gestrengen Herrn und der kalten Sophie ist es zwar noch eine weile hin (11. – 15. Mai = Eisheilige), aber kalte Nächte zählen ja seit März fast schon zum Standard. Nachts kühlt es am Boden noch fast täglich bis in den Frostbereich ab. In den kommenden Nächten wieder besonders stark, teils bis in den mäßigen Frostbereich! Zumindest wenn keine Wolken den Sternenhimmel verdecken und der Wind einschläft. Und ein Ende der unterkühlten Witterung ist nicht in Sicht. Anfang Mai können sogar noch kältere Luftmassen einfließen. Zumindest schafft es die kräftige Aprilsonne, die Temperaturen tagsüber auf recht angenehmes Niveau zu treiben. Regen ist zudem bei uns in M-V nicht in Sicht. In der großen Südhälfte, teils auch im Osten und im Nordwesten von Deutschland, kann zumindest gebietsweise bis regional einiges an Wasser vom Himmel fallen oder gar stürzen. So zieht heute Nacht ein Kaltlufttropfen in den Nordwesten der BRD und tropft morgen langsam weiter über Westdeutschland in Richtung Süd/Südwest ab. In der hochreichend kalten Luft können sich teils kräftige Schauer und Gewitter bilden. Durch nur langsame Zuggeschwindigkeit können sie örtlich hohe Regensummen bringen. Eigentlich sollte davon auch Mecklenburg etwas abbekommen, aber wie das so ist mit diesen Kaltlufttropfen, die in der Höhe wie Fettaugen auf der Oberfläche eines Suppentellers herum eiern, sind diese oft schwierig in ihrer Zugbahn vorher zu sagen. So gehen wir also wieder leer aus und nennenswerter Niederschlag ist bei uns frühestens in den ersten Maitagen möglich. Das amerikanische GFS rechnete im heutigen Mittagslauf mit stärkeren Regen- und Schneefällen auch bei uns an der Ostsee. Der Abendlauf war diesbezüglich deutlich zurückhaltender und hatte in der ersten Mai – Dekade allenfalls einige Schauer auf der Rechnung. Auch bei Kachelmannwetter war man heute Skeptisch, ob für uns die dringend benötigten Niederschläge bei dieser Nord – Anströmung überhaupt möglich sein werden. Aber genaues lässt sich so weit im Voraus ohnehin nicht vorhersagen. Wir dürfen unsere Erwartungen an diesen Pilz – Frühling wohl nicht mehr zu hoch ansetzen. 

Der Stiel des giftverdächtigen Frühlings – Samthäubchens ist deutlich beringt. Besonders zu späteren Jahreszeiten wachsen auch noch ähnliche, beringte Arten dieser Gattung. 23.04.2022 Köppernitztal.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 09. Mai 2022 – 2.00 Uhr: minimal 0,3 l/qm, maximal 43,5 l/qm und im Mittel 13,5 Liter.


Moritz Baettig sandte mir heute dieses Foto zu und schrieb: „Auch in der Schweiz hatten wir, wie schon häufig in den letzten Jahren, einen trockenen Frühling. Trotzdem konnte ich in einem steilen Waldstück mit offener Wasserquelle am 22.04.22 endlich die ersten Speisemorcheln finden. Standort 600 m ü. M. in der Zentralschweiz, Kanton Luzern“.

Montag, 25. April (Tag des Baumes) – Ja, eigentlich ein ganz wichtiges Datum auch für uns Pilzfreundinnen und Pilzfreunde, denn die meisten Pilze suchen wir unter oder an Bäumen. Laut Wikipedia verdanken wir, oder besser die Bäume, ihren Ehrentag dem amerikanischen Politiker Julius Sterling Morton. Ursprünglich am 10. April wurde er später auf den Geburtstag seines Schirmherrn, dem 22. April,  verlegt. In den USA wird der Tag des Baumes inzwischen am letzten Freitag im April begannen und in Deutschland am 25. April. Es werden Feierstunden abgehalten, um den Menschen die Bedeutung des Waldes näher zu bringen. Wenn doch bloß viele Waldbesitzer und Forstbetriebe den Wert der Bäume nicht gleich immer in bares umrechnen würden. Der Mehrwert der Bäume und des Waldes liegt für uns alle doch auch ganz wo anders. Zum Beispiel als Klima – Stabilisator, Luftreiniger oder auch Sauerstoffproduzent. Unter Eschen wollen wir Morcheln finden. Unter Birken Rauhfuß – Röhrlinge, unter Kiefern Butterpilze, unter Buchen und Eichen Steinpilze und Pfifferlinge u. s. w. In Deutschland wurde der Tag des Baumes erstmals am 25. April 1952 ausgerufen. Der Naturschutzbund (NABU), in dem auch ich organisiert bin, wirbt am Tag des Waldes für seine Aktion „Wald – Pate“, um die Urwälder b. z. w. urwaldnahen Relikte in Deutschland zu schützen. 

Hier ein Standortfoto von Moritz Baettig von seinen Speisemorcheln (Morchella esculenta) in Hanglage auf 600 m Höhe im Kanton Luzern. Anscheinend richtig satter Kalkboden, den wir im Alpenraum ohnehin oft vorfinden. Das mögen Morcheln. Der Kalk- und Basengehalt der Böden muss stimmen.

Trotzdem haben unsere Bäume und die daraus bestehenden Forste und Wälder einiges auszuhalten. Saurer Regen durch giftige Industrie – Abgase in den 1980er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, Trockenheit und Borkenkäferbefall, Stürme u. a. schwächen die deutschen Wälder. Ein groß angelegter Waldumbau hat begonnen, um unsere grünen Lungen für den Klimawandel zu wappnen. Leider werden hier mitunter Baumarten gepflanzt, die uns Pilzfreunden wenig Freude bereiten werden. Aber wir müssen es hinnehmen. Machen wir das Beste daraus. 

Nun, es müssen nicht immer kalkreiche Berghänge sein. Auch hier sehen wir ein klassisches Morchel – Revier direkt vor meiner Haustür in Wismar – Wendorf. Eine großzügig angelegte Streuobstwiese. Leider eingezäunt, da Betriebsgelände.

Von der Hochschule Fulda veröffentlichte Graphik zur Bodenkontamination durch Caesius 137 im Jahre 1986. Wir sehen gebietsweise leicht bis knapp mäßige Belastungen in weiten Teilen der BRD. Wirklich kritische Werte finden wir praktisch nur im Südosten von Bayern bis runter zum Bodensee. Sicher bedingt durch Stauniederschläge auf der Alpen – Nordseite. Etwas erhöhte Werte auch im südlichen Mecklenburg bis nach Sachsen – Anhalt.

Dienstag, 26. April (Tschernobyl – Gedenktag) – Ja, heute vor 36 Jahren explodierte des Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. Explosionen gibt es seit dem 24. Februar in der Ukraine täglich und seit dem unzählige, die kaum vorstellbares Leid über die Menschen brachten und bringen. Der verbrecherische Überfall der Russen bringt großes Leid über die Menschen. Man stelle sich vor, abends in Ruhe ins Bett gehen zu wollen, mit der Ungewissheit, den morgigen Tag überhaupt noch erleben zu dürfen. Ständig damit rechnen zu müssen, dass eine Rakete jederzeit das Haus treffen kann und alles in Stücke reist. Bis zu diesem berüchtigten Februar – Tag war Russland bei mir eher der Garant des Friedens und der Stabilität in Europa. Das hat sich schlagartig geändert. Das Böse herrscht nicht mehr nur über dem großen Teich, dass heißt, es herrscht dort natürlich weiterhin. Der U.S. amerikanische Imperialismus ist damit nicht verschwunden. Aber die größte Bedrohung für den Weltfrieden geht derzeit eindeutig von Putins Russland aus! Droht doch Putins Außenminister gerade heute wieder unverhohlen mit der Möglichkeit eines 3. Weltkrieges. Hatte Russland große Sorgen mit der Nato – Osterweiterung, hat es diese jetzt regelrecht herauf beschworen.  Eigentlich sollte man meinen, dass der ehemals größte Teil der  Sowjetunion, die die Hauptlast bei der Zerschlagung Hitler – Deutschlands trug, alles dafür tun würde, dass in Europa Krieg der Vergangenheit angehört. Auch wenn in der Ukraine schlimme Dinge durch Separatisten oder sogenannte „Faschisten“ passiert sind, ist es kein Grund, die Welt an den Rand eines, womöglich sogar atomaren Krieges zu bringen. 

Ich schließe mich den Gedanken von Konstantin Wecker an: 890-Antikriegsmanifest-von-Konstantin-Wecker-auf-seiner-Utopia-Tournee-2-Maerz-2022

Aber nicht nur in der Schweiz, auch bei uns in Mecklenburg sind nun die ersten Speisemorcheln (Morchella esculenta) gesichtet worden. Der glückliche Finder in einer Grevesmühlener Kleingartenanlage war Phillip Müller am 25.04.2022.

Und noch ein Bild aus Grevesmühlen von Phillip Müller. Ist das nicht ein Prachtstück von einer Rundmorchel (Morchella esculenta), die sich vielleicht noch zu einer Dickfußmorchel ausgewachsen hätte?

Zu erfreulicherem, oder auch nicht. Das Wetter, es ist mal wieder äußerst unfreundlich für die Belange für uns Natur – und Pilzliebhaber. In großen Teilen der Südhälfte der BRD hat es nun ja teils ergiebig geregnet. Wir müssen uns weiter gedulden. Erst im Laufe des Mai könnte es allmählich auch bei uns feuchter werden, aber kaum wärmer. Immer wieder kommt es von Norden zu neuerlichen Kaltluftausbrüchen, die uns beehren sollen. Heute morgen war es beispielsweise eisig kalt. Echtes Winterfeeling mit Reif und flachen Nebelfeldern. Tagsüber kann die kräftige Aprilsonne die Luft aber ganz gut erwärmen. Bei meist schwachen Windverhältnissen war das heute tagsüber ein echter Wohlfühltag. Stärker noch als die wenigen Frischpilze, leiden aber die Pflanzen und Bäume unter den frostigen Nachttemperaturen und dem fehlenden Regen. Viele Obstbäume blühen gerade. In offenem Gelände kommt es zumindest zu etwas Taufall, der ein wenig Feuchtigkeit bring, aber oft auch kurzzeitig zu Eiskristallen gefriert. Bis in Richtung Eisheilige ist bei uns kaum mit wärmerem Wetter zu rechnen und des nachts wird es immer mal, zumindest Frost in Bodennähe geben.

Und damit nicht genug. Es soll einen schlechten Sommer geben! Zumindest in der Schweiz. Das haben die Schweizer in Zürich beim traditionellen Sechseläuten dem Bööggs entlocken können. Ein mit Wolle und Sprengladungen gefüllter Schneemann wird auf einen großen Scheiterhaufen gestellt und angezündet. Je länger es dauert, bis die Sprengladungen explodieren, um so schlechter soll der Sommer werden. Was das genau heißt, habe ich nicht heraus bekommen. Erst nach 37 Minuten und 59 Sekunden knallte es das erste mal. Könnte ein schlechter Sommer vielleicht viel Regen bedeuten? Dann wäre es für die Schweizer Pilzfreunde ein guter Sommer! Hoffen wir also auch für uns auf einen schlechten Sommer mit viel Regen. Es darf aber auch mal eine zwei – drei wöchige, trockene Hitzewelle geben, damit die Freunde von Steinpilz und Co. richtig auf ihre Kosten kommen können. Und zu denen rechne ich mich natürlich auch, wie soll es auch anders sein!

Und hier noch ein weniger wertvoller Blätterpilz, der recht häufig im Frühling zu finden ist. Der Haus – Tintling (Coprinus domesticus) am 23.04.2022 im Köppernitztal in Wismar am Standort fotografiert.

Zum Schluss noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 11. Mai – 2.00 Uhr: im Minimum 1,5 l/qm, maximal 37,3 l/qm und im Mittel 12,6 Liter.


Mittwoch, 27. April – „Das Schwierige an der Wahrheit ist, dass es viele gibt, weil jeder die seine hat“ – Günter de Bruyn.

Wie wahr! Wir haben es beispielsweise in der Corona – Krise erlebt. Es mag sein gutes haben, dass wir alle heut zu Tage mehr oder weniger digital vernetzt und daher immer auf dem laufenden sind. Neuigkeiten und noch viel mehr Klatsch und Tratsch in Bruchteilen von Sekunden verbreiten können. Aber die Gefahr ist groß, das Wahrheiten schnell verfälscht werden und jeder seine eigenen Versionen der Wahrheit meint der Öffentlichkeit mitteilen zu müssen. Mich natürlich eingeschlossen. Aber in den sozialen Netzwerken mache ich mich rar. Ich muss nicht alles aufsaugen, was manche hier posten. Ähnlich scheint es nun im Ukraine – Konflikt zu sein. Vor wenigen Tagen sandte mir ein Tagebuchleser einen entsprechenden Artikel aus der immer noch existierenden, ehemaligen DDR – Jugendzeitung „Junge Welt“ zu. Dieser Bezog sich auf den Ukraine – Konflikt und da wurde beispielsweise auch auf die Massaker in der Ukraine von den sogenannten Faschisten eingegangen. In diesem Zusammenhang wurde auch unser Bundespräsident genannt, da Deutschland mit Hilfe dieser Faschisten den amtierenden Präsidenten Selenskyj an die Macht geputscht hätte. Damit sich jeder seine Wahrheit bilden kann:

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Sicher steckt hier Wahrheit drin, aber ganz bestimmt nicht die einzig Richtige, weil sie niemand besitzt. So heißt es hier: Putin möchte mit seiner Intervention einen 3. Weltkrieg verhindern. Die Wahrheit scheint wohl entgegen gesetzter Natur zu sein. Die Nato – Osterweiterung war ihm ein Dorn im Auge und wollte verhindern, das auch die Ukraine in dieses Bündnis eintritt. Nun dürfte er das Gegenteil erreicht haben. 

Entschuldigung, passt nicht ganz zum Thema, aber Bilder wollen auch dabei sein. Wir sehen hier den Bingelkrautrost (Melampsora pulcherrima). Chris Engelhardt hat ihn gefunden und fotografiert. Er befindet sich seit Wochen in der Balkanregion auf großer Naturreise und lässt herzlich mit einigen schönen Bildern grüßen.

Nun, ich kenne die näheren Zusammenhänge nicht und möchte sie an dieser Stelle auch nicht kommentieren. Das so wertvolle Model des Sozialismus ist den Bach runter gegangen, auch weil die eigene Bevölkerung  weltpolitisch nur aus Sicht des Ostblocks informiert worden war. Sie bespitzelt und manchmal sogar in Gefängnisse geworfen wurde, anstatt sie in die neue Zeit mitzunehmen, wie es damals so schön in einem Lied hieß. Wo bleibt Karl – Eduard mit seinem Schwarzen Kanal, damit uns endlich wieder die Augen geöffnet werden? Ja, hier wird Putin verstanden. Krieg sei nicht grundsätzlich abzulehnen, wenn er einem höheren, revolutionären Ziel diene. Ja, wenn es darum geht, sich aus Fesseln zu befreien. Aber warum das ganze nicht friedlich lösen, einander zuhören und einen Konsens finden. Nichts anderes ist Demokratie. 

Schlangenaal (Dalophis imberis) von Chistopher Engelhardt in Szene gesetzt.

Was Gorbatschow an Vertrauen zu Russland und zum Aufbau einer friedlicheren Welt beigetragen hat, hat Putin nun für lange Zeit auf Eis gelegt. Das ist zumindest meine Ansicht und vielleicht findet sich in dieser auch ein kleiner Funken Wahrheit. Aber, wie wir oben Lesen, jeder hat seine eigene Wahrheit. Die möchte ich auch nicht in Abrede stellen. Und sicher bin ich damit ein sogenannter Vereinfacher. Das mag sein, denn die Zusammenhänge sind viel komplexer, so Komplex, dass es niemanden geben dürfte, der die Wahrheit für sich in Anspruch nehmen kann. Wenn doch, dann dürfte er nicht von dieser Welt sein. 

Wiedehopf (Upupa epops). Foto: Christopfer Engelhardt.

Es gab in den 1980er Jahren schon eine düstere Zeit, zu Zeiten des Nato – Doppelbeschlusses und des Sternenkriegs – Programms des damaligen U. S. Präsidenten Ronald Reagan. Ja, dass war schon ein ziemlich finsterer Schurke, ein Westernheld, der die Welt in Richtung nuklearer Auseinandersetzung führen wollte, um das Reich des Bösen im Osten zu besiegen. Zum Glück kam zu dieser Zeit im Reich des Bösen Gorbatschow ans Ruder. Ein kluger, umsichtiger Politiker, der erkannt hatte, dass es so nicht weitergehen kann. Gorbatschow war der Hoffnungsträger in dieser düsteren Zeit und hat tatsächlich eine friedliche Annäherung der verfeindeten Machtblöcke erreichen können, so dass endlich auch der  „Antifaschistische Schutzwall“ in Deutschland und in Europa fallen konnte. Im obigen Artikel wird dieses ja ausdrücklich bedauert. Das lässt tief blicken! Die Diktatur des Proletariats hatte ihr Chance und sie haben sie nicht genutzt. Wie jede Diktatur, war sie zum Scheitern verurteilt, weil man nicht nur diktieren, sondern auch zuhören und andere Meinungen gestatten und einbinden muss, sofern sie dem Allgemeinwohl und nicht nur einer Ideologie dienen, die mit Teufel komm raus umgesetzt werden muss. Wie sagte mir jüngst jemand „Die Russen haben ein anderes Menschenbild“. 

Chris und Andrea weilten auch im Muschelparadies Kap Rodon.

Entschuldigung, es geht hier doch eigentlich um Wetter und Pilze. Ja, so soll es auch sein, aber das aktuelle Geschehen in der Welt sollte auch uns nicht kalt lassen. Es könnte uns im schlimmsten Fall eine sehr toxische Pilzart bescheren, auf die ich absolut keine Lust habe. 

Und das Südliche Kleine Nachtpfauenauge (Saturina pavioniella) sicher auch nicht. Chris fotografierte es in der Osum Schlucht.

Als ich den gestrigen Tagebucheintrag schrieb, veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung einen Artikel zum Jahrestag der Tschernobyl – Katastrophe, der sich auch auf die Strahlenbelastung von Speisepilzen bezog. Für die hohen Werte (Siehe Karte oben) im Süddeutschen Voralpenbereich waren damals schwere Gewitter verantwortlich.  

Strahlenbelastung nach 36 Jahren Tschernobil

Michael junge sandte mir kürzlich das erste Hexenei von 2022 zu. Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus).

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 12. Mai – 2.00 Uhr. Im Minimum 1,7 l/qm, maximal 35.00 l/qm und im Mittel 14,6 Liter


Donnerstag, 28. April – (Tag des Unkrauts) – Ja, da haben wir es mal wieder! Wer denkt sich so einen respektlosen Begriff für ganz natürliche Gewächse aus, die für unsere Umwelt und Natur und nicht zuletzt auch für den Menschen so wichtig sind. Welche Respektlosigkeit! Gerade das sogenannte Unkraut ist enorm wichtig im Kreislauf der Natur. Ein ganz wichtiges Unkraut verschönt dieser Tage gerade wieder unsere Umgebung und macht selbst vor unseren Städten und Dörfern kein halt. Völlig anspruchslos, so scheint es, und unglaublich wichtig auch für unsere immer ärmer werdende Insektenwelt und außerdem eine wichtige Zeigerpflanze für uns Pilzfreunde, der Löwenzahn. Also ein schönes und überaus wichtiges Wildkraut im Haushalt der Natur und ganz besonders beliebt nicht nur bei Insekten, sondern auch bei vielen Spießgesellen in unseren Kleingartenanlagen. Wer sollte wohl sonst den Begriff Unkraut deklariert haben? Sicher Landwirte und Kleingärtner. Hoffen wir, es landen auch in diesem Jahr viele kleine Samen – Fallschirme bei diesen „Naturfreunden“. Sie ersparen sich Arbeit! Löwenzahn siedelt sich von ganz alleine an und blüht so wunderbar. Schießt zwar ganz schön ins Kraut und hält sich hartnäckig, ist als Wildkraut somit pflegeleicht. Nicht nur Bienen freuen sich darüber und liefern kräftig gelb gefärbten und intensiv schmeckenden Honig. Auch Kaninchen fressen ihn gerne. Obwohl sehr bitter, gilt er auch als Vital oder Heilkraut für uns Menschen. Liefert Salate und vieles mehr. Sogar als Kaffee – Ersatz kann er verwendet werden.

Hier sehen wir ein Wildkraut, dass im Mittelmeerraum heimisch ist. Die Drohnen – Ragwurz (Ophrys bombyliflora), eine Orchideen – Art. In Szene gesetzt von Christopher Engelhardt.

Wie hat doch ein ehemaliger  Gartennachbar in Wismar – Wendorf getobt, weil unser Naturgarten ein Paradies für Wildkräuter war. Also vor Unkraut nur so strotzte. Ein Eldorado für Vögel und Insekten und um diese Jahreszeit gelb vom Löwenzahn. Er hat schließlich die Flucht ergriffen, hat seinen Garten abgegeben, nach dem er verzweifelt verschiedene Gifte bei uns über den Zaun schmiss. Bei ihm hatte auch das zarteste Wildkräutlein keine Chance. Der Weg war mit Steinplatten locker ausgelegt und nur dort durfte auch der Fuß aufgesetzt werden, es sei denn, es mussten wichtige Gartenarbeiten erledigt werden. Wie beispielsweise verhasste Eindringlinge aus nachbars Garten, die es wagten, bei ihm zu keimen. Und Leute dieses Schlages soll es ja nicht wenige geben. Wenn man sich die Vorgärten vieler Grundstücke anschaut, wird einem schnell die Einstellung zur Natur der zugehörigen Zeitgenossen bewusst. Englischer Rasen und vielleicht noch das eine oder andere exotische Gewächs, welches in unseren Breiten gar nichts zu suchen hat. Oder alles gleich mit einem steinigen Schotterbett oder gar mit vollkommener Bodenversiegelung. Hier sollte der Gesetzgeber mal entsprechende Vorgaben liefern, dass solcher Unfug unterbleibt.  Aber was soll dieses Gemecker schon wieder? Vielen Menschen ist ohnehin nicht mit Vernunft beizukommen. Mein Garten ist der Wald und die naturnahen Landschaften, die nicht tot gepflegt werden. Oder doch? Auch hier haust der Mensch oft in kaum nachvollziehbaren Dimensionen. Welch einen Schädling hat die Evolution doch bloß hervorgebracht? Manche Menschen benutzen für die Evolution ja noch den Begriff Gott. Nun, „Gott“ mag manch schönes hervorgebracht haben, aber auch den Menschen? Das möchte ich stark bezweifeln. Seine Anleihen liegen wohl doch eher beim Gehörnten!

Ein buntes Stileben serviert uns Chris hier: Peyssonnelia squamaria & Flabellia ptiolata (grün) & Dictyota dichotoma (links oben) & Jania rubens, die roten Anteile. Am 12.04.2022 im Aquarium der Akuarium Bucht bei Jal aufgenommen.

Morgen ist es so weit. Nach zwei Jahren Corona – bedingter Zwangspause startet wieder ein frühlingshaftes Pilzwochenende in Mecklenburg. Im wunderschönen Warnowtal und im idyllischen Örtchen Karnin. Tief eingebettet in die Flussniederung und naturnahen Wäldern. Das Warnowtal Karnin steht nämlich unter Naturschutz und der Seminarort ist die ehemalige Naturschutzstation, die sich jetzt Haus der Natur nennt.

Nun wollen wir aber unsere Pilze nicht ganz vernachlässigen. Dieses Bild entstand am Georgstag (23.04) im Köppernitztal in Wismar. Gut nachzuvollziehen, warum sich dieser Phytoparasit Ahorn – Runzelschorf (Rhytisma acerina) nennt.

Noch kurz zur Wetterentwicklung. Während Süddeutschland reichlich Regen bekommen hat und dort auch in den nächsten Tagen weiterer Nachschub in Sicht ist, bleibt es bei uns mindestens bis Mitte nächster Woche im wesentlichen trocken. Auch an den unterkühlten Temperaturen mit zumindest am Boden frostigen Werten, ändert sich zunächst wenig. Und dass soll eigentlich auch bis Mitte Mai so bleiben. Pünktlich zu den Eisheiligen wurde in den letzten Tagen sogar ein weiterer Vorstoß kalter Polarluft aus dem hohen Norden berechnet. Einige Wettermodelle, so auch der Lauf des GFS von heute Abend, sehen aber eher eine Austrogung der dafür verantwortlichen Tiefdruckzone über West/Südwesteuropa, so dass die Strömung in Richtung Eisheilige eher zonalisiert oder sogar auf Südwest kippt. Das würde deutlich wärmeres Wetter endlich auch mal für uns bedeuten. Aber auch feuchte und Gewitteranfällige Luft. Genau die richtige Witterung, die wir bräuchten. Warten wir es ab. 

Der Georgstag war ja auch der Stichtag des gleichnamigen Schönkopfes, des Georgs – Ritterlings oder Maipilzes (Calocybe gambosa). Phillip Müller hat nun die ersten Exemplare entdeckt und sandte mir heute dieses Beweis – Foto zu. Vielen Dank, nun brauchen wir reichlich regen, damit sie richtig durchstarten können.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 13. Mai 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 0,6 l/qm, maximal 37,5 l/qm und im Mittel 13,00 Liter.


Informationstafel zum Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin.

Freitag, 29. April – Heute startete unser diesjähriges Frühlingsseminar im Warnowtal bei Karnin. Das erste mal seit Corona – bedingter Zwangspause lud der Steinpilz – Wismar wieder zu einem Pilzwochenende im Frühling nach Mecklenburg ein. Dazu hatten wir uns im Haus der Natur in Karnin eingemietet. Es handelt sich um die ehemalige Naturschutzstation, die vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) nach der Wende eingerichtet wurde und dem auch ich angehöre. Mit meinem Jahresbeitrag von 48.00 €, und das immerhin seit drei Jahrzehnten, hoffe ich, auch einen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben, dass wertvolle Naturräume, wie das NSG Warnowtal Karnin, dauerhaft vor der Zerstörung durch wirtschaftliche Interessen geschützt werden konnten und können. Dafür habe ich im laufe der Jahre immerhin gut 1.500.00 € an Vereinsbeiträgen geleistet! Es sind meist sehr wertvolle Naturräume, die es gilt zu bewahren. Ich muss gerade mal überlegen, in welchen Vereinen ich sonst noch involviert bin. Da wäre der Christliche Hilfsverein Wismar e.V. – Freundeskreis Albanienhilfe, den ich fast schon genau so lange mit einer monatlichen Spende unterstütze. Dann ist der Tintlingsverlag von Frau Montag im Saarland zu nennen. Der Boletus – Verein, der in diesem Jahr seine Fachtagung in M-V abhält. Und natürlich die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V., wo auch ich meine 25.00 € Jahresbeitrag zahlen muss. Das alles als Hartz IV – Aufstocker und  dabei muss auch noch das Mykogische Informationszentrum Wismar finanziert werden. Da helfen natürlich auch die Beiträge der anderen Mitglieder und gelegentliche Spenden, oft als Dank für die arbeitsintensive Berichterstattung auf dieser Homepage. Da möge man mir Nachsehen, wenn ich gelegentlich auch mal in andere Richtungen abdrifte, wie gegenwärtig zur Ukraine – Krise, die uns alle irgendwie beschäftigt. Jedem Kriegstreiber muss das Handwerk gelegt werden!

Unser Seminargebäude „Haus der Natur“ in Karnin am 29.04.2022.

Naturschutzgebiete müssen vor dem Menschen (wirtschaftliche Ausbeutung) geschützt, aber auch für den Menschen erhalten bleiben. Es handelt sich um jeweils wertvolle, artenreiche Flora und Fauna, wozu auch unsere Pilze gehören.

Die Warnow bei Karnin. 29. April 2022.

Das erste mal war ich im NSG Warnowtal Karnin im Ramen einer AMMV – Tagung in den 1990er Jahren unterwegs. Damals auch mit dem leider bereits verstorbenen Prof. Dr. Hanns Kreisel, dem Herausgeber des 6 – bändigen Werkes „Michael – Hennig – Kreisel“. Es war damals eine sehr ergiebige Kartierungsexkursion, an die ich mich gerne zurück erinnere. Nun, heute und an den kommenden 2 Tagen, müssen wir ohne solche Prominenz auskommen.

Frische Speisemorcheln (Morchella esculenta), gefunden von Beatrice und Christian, die aus Berlin angereist waren.

Nach der Ankunft aller Teilnehmer wurden die Zimmer belegt und anschließend starteten wir mit unserem Theorieteil im gemütlichen Seminarraum. In einer Beamer – Präsentation stellte ich Großpilzarten des Frühlings in Wort und Bild vor. Genauer gesagt, typische Frühlingsklassiker, aber auch Arten, die schon ab Frühling gefunden werden können und dann bis zum Sommer oder Herbst präsent bleiben. Aber auch Pilze, die aus dem Winter heraus in abklingender Form auch noch im Frühling gefunden werden können sowie Herbstpilze, die sich mal in den Frühling verirren. Am Abend wurde in gemütlicher Runde beim Pils und Wein der Grill angeschmissen. 

Beamer – Vortrag zum Thema Frühlingspilze. Eröffnet mit April – Rötlingen.

Wir starteten an dieser denkwürdigen Solitäreiche in Wiligrad. Denkwürdig, weil Raritäten – Jäger Andreas Okrent hier den sehr seltenen Rauhen Wulstling vor Jahren auf einer gemeinsamen Exkursion entdecken konnte. Im hinteren Gebäude – Komplex waren wir auch schon mal zu einem Herbstseminar zu Gast.

Sonnabend, 30. April (Walpurgisnacht) – Nach dem Frühstück brachen wir zu unseren Exkursionen auf. Ziel war das Ufer des Schweriner Sees zwischen Gallentin und Lübstorf. Wir steuerten Wiligrad an, wo noch zwei Leute zu uns stießen. Monika aus Rostock und Christian von den Wismarer Pilzfreunden. Das Wetter war angenehm, teils sonnig, teils wolkig und auch der Wind hielt sich in Grenzen. Nach kurzer Begrüßung starteten wir zunächst am neu angelegten Schlosspark entlang und oberhalb der Hangterrassen des Schweriner Sees, durch die Haushalt Forst. Auch tangierend den dortigen Ruheforst, wo unserer frühere Pilzfreund Josef Gast seine letzte Ruhestätte fand. Er war ein Liebhaber der Morcheln, die er als Kind zahlreich in den Donauauen sammelte und als späterer Mecklenburger auch bei uns für sich wieder entdeckte. Die Trockenheit ließ jedoch kaum Frischpilze wachsen. Später ging es den Hang hinunter und zurück am Wanderweg direkt am Ufer des Schweriner Sees, bis zu unseren Ausgangspunkt Wiligrad und seinem gleichnamigen Schloss. Wir kehrten in das dortige Gartenkaffee zur Mittagspause mit Kaffee, Kuchen, einem Pils, kleinem Imbiss und Eisbecher ein. Dabei fielen auch für die Hühner einige Picken ab.

Fundbesprechung an einem Holzstapel.

Danach ging es wieder hinunter zum Schweriner See in Richtung Lübstorf. War in den letzten Jahren hier kaum noch ein Durchkommen, weil zahlreiche, gestürzte Bäume im Wege lagen und Kletterkünste gefragt waren, ist es inzwischen gut beräumt. Ganz ohne Frischpilze ging es dann aber doch nicht. Glimmer – und Graue Faltentintlinge waren vereinzelt dabei. Auch wenige, kleine Austern – Seitlinge und ein solitärer Buchen – Schleimrübling, den wir aus dem Herbst kennen, lockerten die ansonsten von Porlingen, Pyrenomyceten und Schichtpilzen dominierte Tour auf, Auch einige Sklerotien- und Schuppige Porlinge waren in junger und frischer Qualität dabei.

Schloss Wiligrad am 30. April 2022.

Am Abend machten wir es uns auf dem großzügigen Außengelände am Haus der Natur in Karnin am Lagerfeuer gemütlich und selbstredend wurde wieder der Grill angeschmissen. Die gemütliche Runde bei Wein und Pils verlagerte sich schließlich in den mollig warmen Seminarraum und ich zeigte noch einige Filmbeiträge aus vergangenen Zeiten. So von unseren Großpilzausstellungen im Wismarer Rathaus oder auch im Botanischen Garten in Rostock. Und wir gingen mit Hausschwein Kiki auf Trüffelsuche in Südfrankreich.  

Wärmendes Lagerfeuer am Abend.

Damit endet der erste Monat der Pilzsaison 2022. Nun, was soll man noch dazu sagen. Alles wichtige und nichtige dazu findet sich in diesem Tagebuch. Der April lag deutlich unter dem, welches er uns eigentlich schon hätte bieten können. Wie schon im März, herrschte bis auf wenige Tage, durchgehend pilzfeindliches Wetter. Trockene, sehr kühle Kontinental- und Polarluft war dominant und nachts gab es oft Bodenfröste, teils auch Luftfrost.

Graue Faltentintlinge (Coprinus atramentarius) am Ufer des Schweriner Sees am 30.04.2022 am Standort fotografiert. Jung essbar, aber ohne Alkohol!

In meinem Messbecher landeten 25,5 Liter Wasser. Absolut zu wenig! 

Normal wären für April in Wismar im Durchschnitt 55,4 l/qm.

Weiter geht es unter „Wetter/Pilze Mai 2022“.