Wetter/Pilze Juni 2024

Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im Juni 2024

Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) am 31. Mai 2024 in Wismar – Wendorf.

Zünftig ging es heute morgen bei mir zur Sache. Genau das Richtige zum Munter werden.

Sonnabend. 01. Juni – Twisted SisterThe Price – Meteorologisch starten wir heute in den Sommer. Kalendarisch dauert es noch drei Wochen und pilztechnisch befinden wir uns bis Mitte des Monats noch im Frühling. Real geht es an der Pilzfront nun aber schon in Richtung Sommer. An der Wetterfront jedoch vom Frühsommer zurück in den Frühling. Waren wir doch den gesamten Mai über auf der warmen Seite Deutschlands und der Süden oft unterkühlt, so kehren sich diese Verhältnisse nun um. Die Großwetterlage stellt sich dahin gehend um, dass Norddeutschland zunehmend in eine zonale West- bis Nordwestwetterlage gelangt, mit der kühlere Luft, teils polaren Ursprungs, zu uns geführt wird. Dabei bleibt es leicht wechselhaft mit gelegentlichen, aber kaum mehr ergiebigen Regenfällen und zweitweise weht ein strammer Wind.

Wiesen – Staubbecher (Vacsellum pratense) leiten den ersten Wachstumsschub des Sommers ein. Heute am Neukloster See fotografiert.

Hier ist es ein Getäfelter Hasenstäubling (Calvatia utriformis) am Standort bei Nakensdorf am 01. Juni 2024. Beide Arten jung essbar.

Das bisherige, gute Pilzwetter, findet somit sein Ende. Mag sein, dass wir es dann schon ein wenig wie Frühherbst empfinden. Zunächst ist aber ein solider Grundstein für ein erstes, sommerliches Aufflackern an der Pilzfront gelegt. Und es flackert bereits, wie wir auf der heutigen Pilzwanderung feststellen durften. Mehr oder weniger große Trupps der Lilablättrigen Mürblinge sind wie immer erste Vorreiter, zusammen mit anderen Kleinarten. Frische Boviste und Stäublinge weisen darauf hin. Vereinzelt sogar ein Parasol! Genau so wie Champignons, und diesbezüglich möchte ich vor allem die schwach giftigen Karbol – Egerlinge erwähnen. In der kommenden Woche werden diese ihren ersten, großen Auftritt in dieser Saison haben und sicher auch wieder für einige erfreute Finderinnen und Finder willkommen in Körben und Beuteln landen. Teils werden einige Küchen „aromatisch karbolartig duften“ und der Abfall – Eimer wird bemüht werden. Teils werden die vermeintlichen Delikatessen auch verspeist, mit oder ohne üble Folgen.

Hier sehen wir den essbaren Gedrungenen Champignon (Agaricus spissicauls). Heute am Neukloster See gefunden und fotografiert. Sein Fleisch gilbt nicht, sondern färbt im Schintt eher etwas rötlich.

Diese kreideweißen werden bei Berührung gelb und riechen nach Desinfektionslösung. Es sind Gift – Egerlinge!

Der vorsichtige Pilzfreund, natürlich auch die Freundin, sucht jedoch eine Beratungsstelle auf, zumindest dort, wo eine in Reichweite ist. Und da ist Wismar zumindest keine schlechte Adresse. In entsprechenden Arealen starten in wenigen Tagen die Körnchen – Röhrlinge durch und die Sommersteinpilze bekommen ihren ersten, allgemeinen Schub! Sicher werden sich darunter auch schon einige Gemeine Steinpilze mischen. Unter Zitterpappeln und Birken dürften einige Rotkappen erfreuen. Natürlich auch Hexen – Röhrlinge, unter Linden viele Netzstielige und besonders in den Wäldern auch Flockenstielige. Dazu gesellen sich Täublinge, Perlpilze, Graue Wulstlinge und Scheidenstreiflinge. Pfifferlinge haben ausgesprochen gute Startpositionen und ab Mitte des Monats dürfte es sich auch lohnen, nach ihnen auf die Jagd zu gehen. Solange sollten wir ihnen noch Zeit geben, damit die Ernte sich auch lohnt und nicht schon die kleinen Knöpfe und vereinzelt auch schon ansehnlichen Stücke heraus gepuhlt werden. Lassen wir uns also überraschen, was ab nächster Woche möglich ist. Zu hoch sollten die Erwartungen jedoch nicht gehängt werden. Es ist noch sehr früh im Jahre und im letzten konnten viele Arten zeitweise gut sprießen, welches eine gewisse Zurückhaltung bedeuten könnte.

An den giftigen Karbol – Champignons kommen viele Menschen, treten sie in Menge auf, selten vorbei, sind sie doch zu verführerisch. Diese Winzlinge finden jedoch kaum Beachtung, sind aber in Kennerkreisen hoch geschätzt. Küchen – Schwindling (Maramius scorodonius). Heute am Neukloster See.

Und schließlich ließ Petrus zum Abschluss diesen „Macrolepiota giganteus“ über der Neukloster Forst aufschirmen. Korrekte Bezeichnung Cumulonimbus, ein Gewitter wie aus dem Lehrbuch! Stattgefunden hatte es zur selben Zeit knapp nordöstlich von Lübz! Foto: Christian Boss.

Unsere öffentliche Wanderung führte uns heute rund um den Neukloster See. Dazu fanden sich 10 Pilz- und Naturbegeisterte ein. Als sich der Hochnebel gelichtet hatte, erwartete uns Frühsommerwetter vom feinsten. Einfach traumhaft schön in der üppig grünen und blühenden Frühsommer – Landschaft unterwegs zu sein. Frischpilze gab es hauptsächlich außerhalb der Waldbereiche, in offener Landschaft. Und es wurde eine Wanderung von der nicht ganz alltäglichen Art, da der Wanderweg an den von Natur aus feuchten Stellen teilweise geflutet war. Kein Vergleich mit den Hochwassergebieten im Süden der Republik, aber der Regen der letzten Zeit war teilweise doch etwas zu viel des Guten. Wohl dem, der Stiefel an hatte, ansonsten Schuhe und Strümpfe aus und Barfuß durch dem Schlamm. Und bei dieser Prozedur hatte ich dann auch noch meine bessere Kamera auf einer Bank vergessen, welches ich erst bemerkte, als wir an der Badestelle des Neukloster Sees zum Kaffee und Kuchen einkehrten. Schnell nochmal zurück und mein Glück war, das kaum jemand unter diesen Verhältnissen den Wanderweg nutzte, nur einige Querköpfe die anders sind, als all die Anderen. 

Ja, was nimmt man nicht alles auf sich, als alter Waldschrat! Im Bild festgehalten von Christian Boss.


Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 16.06.: minimal 3,8; maximal 67,6 und im Mittel 27,6 l/qm.


Musikalisch brach heute morgen mit der irischen Band U 2 der Krieg aus.

Sonntag, 02. JuniU 2 – Trotz dem erlebte ich zum Glück keinen Sunday Bloody Sunday – Seit meiner Jugend war der 2. Juni Stichtag zum Erscheinen der ersten, kleinen Pfifferlinge. Um den 02. 06. wird also die „Brut“ der beliebten Eierschwämme angelegt. In diesem Jahr natürlich schon etwas früher, so dass vereinzelt auch bei ins im Norden schon recht ansehnliche Exemplare gefunden wurden. Ich gehöre jedoch nicht zu denen, die es nicht erwarten können, schon die kleinsten Eierschwämmchen unter dem Motto, „wenn ich sie nicht mitnehme, macht es der Nächste“ abzusammeln. Überhaupt kümmere ich mich nicht weiter darum und latsche nicht extra die dir mir bekannten Standorte ab, sondern wenn mir welche über den Weg laufen, dann ist das auch O.K. So war ich heute nicht unterwegs, um den Pfifferlingen nachzuspüren.

Perlpilz (Amanita rubescens) heute im Park am Seeblick. Guter Speisepilz.

Pantherpilz (Amanita pantherina) am 02. Juni unter Eichen bei Holdorf. Stark giftiger Doppelgänger des Perlpilzes!

Und im Park am Seeblick in Wismar – Wendorf gibt es ohnehin keine Pfifferlinge. Sommersteinpilze schieben seit Mitte Mai kontinuierlich. Nicht übertrieben, aber immer eben weg. Dafür starten hier nun die Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge mächtig durch. Viele kleine und auch schon richtig prächtige waren heute dabei. Auch zwei Fahle Röhrlinge, ansonsten nur wenige Perlpilze und ganz vereinzelt ein Sonnen – Täubling und drei Karbol – Champignons. Die Holzhäcksel – Arten mal außen vor gelassen.

Am Nachmittag brach ich zu einer Rundtour bis in den Naturpark Sternberger Seenland auf, um einige Zeigerstellen für Sommersteinpilze in Augenschein zu nehmen. Beim ersten Halt unter einer Eichengruppe bei Ventschow, an der Mitte Mai schon ein Exemplar wuchs und an der es meist besonders kapitale Stücke gibt, erfreute mich auch heute wieder ein Einzelgänger. Der Hut kaum faustgroß, zu schade, er blieb stehen und darf sich weiter entfalten, falls Maden und Schnecken es zulassen. Er sollte der Einzige seiner Art bleiben, denn an einer meiner ergiebigsten Standorte in den Jülchendorfer Buchen wuchs nicht ein Frischpilz. Absolut tot!

Netzstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridus) auf dem Friedhof in Brüel unter Linden.

Ziegelroter Rißpilz (Inocybe patouilardii). Einer unserer gefährlichsten Giftpilze!

Ja, es sind vor allem Parkanlagen, die jetzt immer interessanter werden. Das dachte ich mir dann auch und stattete dem Friedhof in Brüel einen Besuch ab. Bestanden in erster Linie mit Linden und darunter lohnt es sich eigentlich immer zu suchen. Natürlich einige Netzstielige Hexen, aber was mich wirklich beindruckte, war ein Massenvorkommen des Ziegelroten Risspilzes. Hunderte Fruchtkörper, leider viele bereits recht überständig. Ach Kegelige Rißpilze, Gilbende Erdritterlinge, auch mal ein Stadt – Champignon. Ich geriet in` s schwärmen, machte Bilder und nahm natürlich auch frischere Exemplare für die Ausstellung mit. Während dessen erreichte mich ein Anruf von Irena aus Keez. Sie war heute im Park am Schweriner Schlossgarten und wollte mir mitteilen, dass dort nun viele Sommersteinpilze schieben.

Auf dem Friedhof in Brüel gab es heute ein Massenvorkommen vom stark giftigen Doppelgänger des Maipilzes, dem Mairisspilz oder Ziegelroten Risspilz, neuerdings Inosperma aerubescens.

Und auch heute morgen noch einmal die Irischen – Kult – Rocker U 2.

Montag, 03. JuniU 2 – Pride –  „Für Urlauber, Wochenendausflügler und Spaziergänger ist Pilzesammeln eine interessante, abwechslungsreiche Beschäftigung. Das Umherstreifen im Wald verschafft körperliche Betätigung, mühevolles Suchen und überraschendes, freudiges Entdecken sorgen für Abwechslung. So ist das Sammeln von Pilzen für viele Menschen ein reizvoller Sport, vor allem jedoch ist es eine wohltuende Erholung und Entspannung“. Kleiner Auszug aus dem Büchlein „Pilze – essbar oder giftig?“, 22. Auflage 1988 aus dem A. Ziemsen Verlag Wittenberg – Lutherstadt, in der von Frieder Gröger neubearbeiteten Ausgabe. Dieses Büchlein gehörte zu meinen ersten Pilzbüchern schon in der Kindheit und beschränkt sich wirklich nur auf eine kleine, wichtige Auswahl essbarer und giftiger Pilzarten und ist für den einfachen Pilzsammler gedacht. Die dort vorhandene Abbildung des Hallimasch hatte ich so verinnerlicht, dass ich die Art gleich beim ersten entdecken mit großer Sicherheit ansprechen konnte. Das war Anfang der 1970er Jahre in den Rohlstorfer Tannen, in denen wir kürzlich auch zur Mittwochsexkursion unterwegs waren. Es liegt derzeit, wie viele, teils ältere Bücher, bei mir im Info – Zentrum zum Kauf aus.

Immer weißes Fleisch, ohne Rottöne und meist ungeriefte Manschette – Pantherpilz (Amanita pantherina).

So wie der Pantherpilz, gehören auch diese Risspilze (Inocybe spec.) zu den giftigen Pilzarten und teilen sich zusammen mit Sommersteinpilzen den Standort unter Eichen, mit einem gewissen Kalkanteil im Boden. 02.06.2024 bei Ventschow.

Aber nun zur Realität, denn der Hallimasch gehört bekanntlich in den Herbst, obwohl ich auch schon Einzelstücke ab Mitte Juni gefunden habe! Wer aber tiefer in die geheimnisvolle Welt der Großpilze eintauchen möchte, kann sich natürlich mit wesentlich umfangreicherer Literatur eindecken oder lädt sich heutzutage eine gute Bestimmungs – App auf sein Handy. Und die kann manchmal wirklich  hilfreich sein, obwohl ich diese selber nicht nutze. Aber am Sonnabend haben wir auf unserer öffentlichen Wanderung merkwürdige Blätterpilze auf Rindenmulch in Nakensdorf gefunden. Weder ich, noch jemand anderes konnte sie einordnen und unser Christian befragte schließlich seine App. Die schlug uns den Fettigglänzenden Schüppling (Meottomyces dissimulans) vor. Nun, mit den Namen, ob deutsch oder auf Schlau, ist das manchmal so` n Teil.

Winter – oder Fettigglänzender Schüppling (Pholiota oedipus). 01.06.2024 auf Rindenmulch in Nakensdorf.

Auf Schlau neuerdings Meottomyces dissimulans.

Da die Pilze (alle) irgendwie deformiert schienen, kamen sie mir eigenartig fremd vor. Paradox, denn im April hatte ich diese Art gerade am Wismarer Mühlenteich unter Pappeln und konnte sie damals auch gleich am Standort ansprechen. Hier sahen mir die Pilze irgendwie fremd aus, aber ich habe die Art bisher auch nur sehr selten mal gefunden. Und ich habe die alte Bezeichnung Winter – Schüppling (Pholiota oedipus) in meinen grauen Zellen abgespeichert. Der Pilz bevorzugt also die Wintermonate, kann jedoch ganzjährig auftreten. Gerne in Auwäldern bei Pappeln, Weiden und Eschen soll der Fettigglänzende Schüppling, wie ein weiterer, deutscher Name lautet, wachsen. So dürfte das Häckselmaterial von einer der genannten Baumarten stammen.

Einer der häufigsten Risspilze ist der Kegelige Risspilz (Inocybe rimosa). Gestern auf dem Friedhof Brüel unter Linden. Giftig!

Falb bis Semmelgelb gefärbt, ohne Ring und besonders fleischig im Hut. Falber Ackerling (Agrocybe putaminum) am 02.06. 2024 Friedhof Brüel.

Eine weitere Überraschung erlebte ich gestern auf dem Brüeler Friedhof. Zwischen all den Ziegelroten- und Kegeligen Risspilzen fiel mir ein kleiner, bräunlicher Blätterpilz auf dem blanken Erdboden auf, der irgendwie nicht dazu gehörte. Mein erstaunen war groß, als ich ihn in der Hand hielt. Seit Jahren habe ich gehofft, den vor etwa 20 Jahren nicht selten als Massenpilz Rindenmulch – Flächen bevölkerden Falben Ackerling mal wieder zu finden. Laufend dachte ich auch in diesem Frühling an die Art, suchte ich entsprechende Flächen ab. Aber nun auf nackter Erde, möglicherweise aber auf Holzresten im Boden. Dieser plastische Ackerling, hat man ihn einmal kennen gelernt, ist praktisch nicht verwechselbar. Eine sehr markante und unter den Ackerlingen nackte Gestalt, ohne Velum partiale. Das war mal wieder ein schönes Wiedersehen und eine Freude. Es gibt den Falben Ackerling also noch in unseren Breiten. Mich verwundert nur, dass ich den Pilz schon so lange nicht mehr auf Rindenmulch gefunden habe. Und am Nachmittag erreichte mich ein Anruf von unserem Pilzfreund Peter. Er war ganz aus dem Häuschen und musste mir mitteilen, dass gerade die Hexen – Röhrlinge in den Anlagen mächtig am kommen sind. Dazu auch die ersten Fransigen Wulstlinge. Ja, auf unsere Uhr ist mal wieder verlass! Wie heißt es doch so schön? – Nach 10 – 14 Tagen!

Hier sehen wir nochmals Fahle Röhrlinge (Boletus impolitus) am 02. Juni 2024 im Park am Seeblick fotografiert.


Die möglichen Regenmengen bis zum 18.06. für Wismar in akkumulierter Form nach dem ECMWF: minimal 5,2; maximal 64,1 und im Mittel 25,4 l/qm.


Ab heute geht es morgens nun für einige Tage in die Welt des Schlagers. Ein kleiner Udo – Jürgens – Block ist an der Reihe.

Dienstag, 04. Juni – Auf der Doppel – CD sind ganz frühe Stücke von Udo Jürgens zu hören. Hier ein Titel, der in meiner Kindheit von verschiedenen Interpreten immer wieder in Funk und Fernsehen lief und der mich wohlwollend berührt in Erinnerung an schöne Kindertage: Der lachende Vagabund – Am Vormittag Besuch der Parkanlage am Seeblick. Die zahlreichen Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge waren säuberlich abgesammelt worden. Bereits am Sonntag lief mir diesbezüglich ein Pilzfreund recht eilig über die Stellen. Heute war eine Dame mit Fahrrad an selbigen zu Gange. Am Nachmittag besuchte mich eine ältere Dame mit einem kleinen Sommersteinpilz in der Sprechstunde der Beratung. Sie wohnt gleich in der Nähe und wollte sich vergewissern, ob sie einen Steinpilz gefunden hätte, welches ich ihr bestätigte.

Das derzeit wieder trocknere und windige Wetter hat diese Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades) schwinden lassen. Kurz in Wasser gelegt, sehen sie wieder aus wie frisch. Das Bild entstand heute morgen direkt vor meiner Haustür in Wismar – Wendorf.

Junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) sind zunächst gelbhütig. Die brauen Farbpigmente entwickeln sich beim heranwachsen. Heute am Seeblick fotografiert.

So sind nun täglich Leute dort auf der Pirsch und Sammeln um die Wette. Wie gut, dass ich nicht nur ein Blick für Hexen- und Herrenpilze habe, sondern mich an allem Begeistern kann, welches ich dort und anderswo entdecken kann. Leider immer noch keine größere Artenvielfalt, aber für Bilder für dieses Tagebuch hat es gereicht und auch für meine Dauerausstellung war wieder einiges dabei.

Morgen soll es dann endlich wieder zur Mittwochsexkursion gehen. In die Griese Gegend bei Camin, in den 2. Quadranten des gleichnamigen Messtischblattes. Der erste Quadrant ist in der vergangenen Woche dem regnerischen Wetter zum Opfer gefallen. Es sollte in das Nieklitzer Holz gehen. Ich habe den kommenden Sonntag ausgesucht, um diesen Termin nachzuholen. Vielleicht möchte ja jemand dabei sein?

Typisch für den Herben Dachpilz (Pluteus ephebeus) ist nicht nur sein Geschmack. Er neigt stark dazu radial rissig auf dem Hut zu werden. 04.06.2024 Seeblick.

Junger Sommersteinpilz (Boletus reticulatus). Wie auch bei anderen Steinpilz – Arten können ganz junge Pilze auf dem Hut bereift sein. 04. Juni 2024 Park am Seeblick.

Und wie geht es beim Wetter weiter? Morgen überquert uns eine Kaltfront und dann wird es deutlich frischer. Wir gelangen in den Zustrom von Luftmassen aus den Polargebieten. Die 20 Grad Schwelle wird für einige Zeit eine große Hürde werden, die wir wohl kaum erreichen dürften. Nachts wird es unter klarem Himmel empfindlich kalt und in klassischen Kältelöchern könnte es am Erdboden sogar bis an die Grenze zum Frost gehen. Wir dürfen die Schafskälte begrüßen, die in den Bauernregeln um den 11. Juni herum zu erwarten ist. Ob es in der übernächsten Woche dann wieder sommerlicher wird, so wie es der Abendlauf des GFS heute andeutet? Lassen wir uns überraschen.

Mit Regen wird jetzt aber auch gespart werden. Zwar kann es immer mal den einen oder anderen Schauer geben oder auch mal ein schwaches Regengebiet durchziehen, nennenswertes ist für uns mittelfristig jedoch nicht mehr vorgesehen. Dafür aber teils sehr windige Verhältnisse. Gutes Pilzwetter ist eine andere Geschichte. Und zum Schluss noch ein kleiner Rezept – Vorschlag aus einer bei mir liegenden Broschüre: „Der Verbraucherdienst Informiert über Pilze und Wildfrüchte, August 1979.“ Pilzaufstrich auf Toast: Mischpilze sorgfältig putzen, waschen und feinhacken; mit erhitztem Fett, einer kleingehackten Zwiebel, einer zerkleinerten Tomate und einem Teelöffel Tomatenmark 15 bis 20 Minuten dünsten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Auf frisch geröstete Weißbrotscheiben streichen. Die unten zu sehenden Pilze sind dafür jedoch nicht geeignet!

Kantige, grauweiße Hüte, sind wichtige Erkennungsmerkmale das schwach giftigen Karbol – Champignons. Natürlich auch Geruch und das schnelle gilben. Heute im Park am Seeblick fotografiert.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar nach dem ECMWF: minimal 4,0; maximal 49,3 und im Mittel 19,8 l/qm.


Viel versprechender Buchenwald an der Schaale und Startpunkt der heutigen Mittwochsexkursion.

Mittwoch, 05. JuniUdo Jürgens – Onkel Tom – Am Nachmittag trafen sich Maria, Michael, Phillip und Reinhold am Orts – und Waldrand in Kogel.  Der 2. Quadrant der Topographischen Karte von Camin, 2531/2, stand heute auf dem Programm. Laub- und Nadelwälder bzw. Forste auf meist sandigen Böden. Das Revier gehört zum Biosphärenreservat Schaalsee und an der Schaale starteten wir auch zu unserer Exkursion. Zur Einstimmung hatte Phillip bereits einige wunderbare Sommersteinpilze kurz vorher an einem Kriegerdenkmal einsammeln können. Obwohl wir durchaus entsprechende Bereiche für diese Dickröhrlinge tangierten, war diesbezüglich jedoch nichts mehr zu machen. Es war sogar sehr arm an Frischpilzen. Einzig am Straßenrand mal der eine oder andere Mürbling, Helmling, Ackerling oder Dachpilz. Hexeneier der Stinkmorchel dienten als Nahrung für die Schnecken.

Lichter Mischwald mit Blumenpracht. Prächtig gedeiht hier Unserer – lieben – Frauen – Handschuh.

Eine alte Heilpflanze, der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea). Trotz allem hochgiftig und schon in geringer Menge tödlich! Foto Maria Schramm.

Wir entschlossen uns in parkartiges Gelände zu fahren. Nur eine Mini – Lindenfläche in Camin diente für einen kurzen Anlauf. Risspilze und wenige Täublinge. Uns fiel jedoch ein lichtes Waldgebiet unweit des Ortes auf, welches wir abschließend noch ansteuerten. Ein sonniges, helles Revier, nicht nur mit Eichen, sondern auch Kiefern Fichten, Birken und kleinen Buchenbereichen ausgestattet. Es war ein ganz besonderer Wald, denn mit Forst hatte es zumindest teilweise wenig zu tun, da die Bäume ungewöhnlich licht standen. Auf den grasigen und armen Böden boten unzählige Fingerhüte einen prachtvollen Anblick, der für die auch hier herrschende Frischpilz – Knappheit entschädigte. Der Waldweg, den wir hier nutzten, war von Eichen gesäumt und augenscheinlich für Sommersteinpilze wie geschaffen. Aber Fehlanzeige! Das Wetter war sehr exkursionsfreundlich und nach etwa 3 Stunden brachen Maria und Phillip zur Heimfahrt auf und ich drehte mit Michael noch eine letzte Runde mit weiterhin nur wenigen Pilzen. Der Rote Fingerhut soll vor allem in Fichtenforsten auf sauren und sandigen Böden vorkommen und wuchs ursprünglich vom Schwarzwald bis nordöstlich zum Harz. Inzwischen hat er sich doch stärker ausgebreitet und ist in mecklenburgischen Wäldern/Forsten  keine Seltenheit. Seine giftigen Glycoside wurden in geringer Dosis als wirksames Herzheilmittel genutzt.

Es müssen ja nicht immer nur Pilze sein, die unsere Herzen erfreuen können.

Udo Jürgens auch heute morgen wieder.

Donnerstag, 06. Juni – Hier ein besonders schönes Lied von Anfang der 1970er Jahre. Ja, so sollte es sein, einen Platz an der Sonne hätte wohl jeder verdient? Zeig mir den Platz an der Sonne – Auch heute habe ich wieder etwas Pilzpulver verkaufen können. Aus Steinpilzen sollte es sein, so der Wunsch. War natürlich im Angebot. Daneben auch Würzpulver von Maipilzen, Hexen – Röhrlingen, Wild – Champignons und Mischungen von verschiedenen Arten. Ein Vorteil gegenüber herkömmlichen Trockenpilzen ist, dass es nicht erst aufgeweicht werden muss, sondern auch Suppen und Soßen sogar noch zum Schluss beigegeben werden kann, da es schnell quillt und sein Aroma entfalten kann.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) eignen sich bestens zum trocknen und zur Herstellung von Pilzwürzpulver. 04.06.2024 im Park am Seeblick.

In kleinen Bechern kann Pilzwürzpulver im Steinpilz – Wismar erworben werden.

Einen weiteren Tipp habe ich dem Buch „Pilz in Sicht“ von Renate und Friedhelm Volk entnommen: „Ein Schnitzel oder anderes Fleisch, mit reichlich Pilzpulver bestreut und über Nacht im Kühlschrank mariniert, ist etwas ganz besonderes. Auch für Salate ist Pilzpulver gut zu verwenden“. Das Pulver wird aus gut getrockneten Pilzen gewonnen, die rascheldürr mit einer Mühle gemahlen werden. Ich benutze ein Kaffeemühle. Je feiner gemahlen, um so schneller entfaltet es seine Würzkraft. Und dann immer darauf achten, das es trocken und möglichst luftdicht verschlossen gelagert wird. Derzeit wachsen ja Sommersteinpilze oder auch Hexen – Röhrlinge. Sie trocknen auf Dörrgeräten sehr gut und sind bestens für Pilzwürzpulver geeignet.

Dieser Blätterpilz eignet sich weniger für die Küche. Ist er doch klein und zart. Gestern bei Kogel gefunden und fotografiert. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um den Purpurbraunen Mürbling (Psathyrella bipellis). Phillip legt ihn zur Sicherheit noch unter das Mikroskop, obwohl nach Ehrhard Ludwig auch die Mikromerkmale recht variabel sein können.

Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius). Gefunden und fotografiert von Maria Schramm.

Und wenn es nicht über Wochen zu trocken werden sollte, dürften die Pfifferlinge gute Ernten in diesem Sommer liefern. Falls man die Eierschwämme auf einem entsprechenden Gerät ebenfalls trocknen möchte, so empfiehlt es sich daraus unbedingt Würzpulver zu gewinnen. Es ist ganz hervorragend! Schon alleine der Duft und die gelbliche Farbe des Pilzmehls lässt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Am Stück getrocknete Pfifferlinge bleiben beim Einweichen zäh und deshalb minderwertig.

Und beim Wetter wird sich für uns im Nordosten in absehbarer Zeit nicht all zu viel ändern. Wir verbleiben im Zustrom für die Jahreszeit ziemlich kühler Luftmassen. Nicht nur die letzte, auch die kommende Nacht kann wieder sehr frisch werden. Gelegentlich streifen uns schwache Tiefausläufer mit etwas Regen oder auch mal einem Schauer oder Gewitter. Größeres ist vorerst für uns nicht zu erwarten. Ganz anders in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten im Süden. Hier droht ab dem Wochenende eine neue Unwetterlage mit wieder hohen Regenmengen!

Kaum haben sich die Blätter der Eichen entfaltet, entwickelt sich auf ihnen auch gleich ihr Peiniger. Der Eichen – Mehltau (Erysiphe alphitoides) im Anfangsstadium. Im Hintergrund ein Narzißengelber Wulstling gestern im Wald bei Camin.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 21.06.: minimal 5,6; maximal 96,0 und im Mittel 33,1 l/qm.


Heute morgen ein letztes mal Udo Jürgens.

Freitag, 07. JuniDie Blumen blüh`n überall gleichEwald Gerhard schreibt in seinem kleinen Büchlein „Steinpilz, Pfifferling und Champignon“ folgendes zum Nährwert von Speisepilzen: „Das Fleisch des Waldes, wie Pilze oft bezeichnet werden, ist eine kalorienarme Kost. Selbst der vielgelobte Eiweißgehalt hält sich in Grenzen. Die Wände der Pilzzellen, bestehend aus Chitin, sind für uns kaum verdaulich und werden größtenteils wieder ausgeschieden. Dennoch sind Pilze, ihre Essbarkeit vorausgesetzt,  sehr gesund und vor allem schmackhaft. Ihre Stärke liegt besonders in den unvergleichlichen Aromastoffen. Doch auch hoher Gehalt an Vitamin B und verdauungsfördernde Fermente (Enzyme) machen sie begehrenswert, ebenso ihre spezifischen Heilkräfte.

Der große, ausladende Tauben – Täubling (Russula grisea) hat hier einen minderjährigen Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) adoptiert. So gefunden unter Linden heute auf der Insel Poel.

Pfifferlinge sind beispielsweise reich an Vitamin B3; B5 und Vitamin C. Sie enthalten Kalium und 15 Kcal auf 100g Gramm. Diese Pfifferlinge stehen heute Abend bei unserer Pilzfreundin Maria auf dem Speiseplan.

Antibakterielle Wirkung und Vorbeugung gegen Krebserkrankungen, Stärkung des Immunsystems sowie Senkung des Cholesterin- und Blutzuckerspiegels werden einigen Pilzarten schon lange bescheinigt. Auf der anderen Seite hat die pilzliche Eigenschaft, Schadstoffe aus der Umwelt aufzunehmen, negative Schlagzeilen gemacht. Hohe Gehalte an Schwermetallen und radioaktives Cäsium sind besonders zu nennen. Inzwischen ist man sich weitgehend einig, dass bei maßvollem Pilzkonsum die positiven Eigenschaften überwiegen.“ Na dann, auf das sich die Körbe füllen mögen, so wie bei mir heute. Gegen Mittag fuhr ich auf die Insel Poel. Lindenallee und Eichenpark waren mal wieder angesagt. Neben Ausstellungsexemplaren von Nelkenschwindlingen, Olivgelben Risspilzen, einigen Täublingen, verschiedenen, essbaren Egerlingen, gab es auch die ersten Milchlinge der Saison. Flockenstielige Hexen – Röhrlinge hatten in der vergangenen Woche hier einen großen Auftritt. In Mengen gammelten sie vor sich hin, aber ich konnte selbstverständlich auch noch welche für die Ausstellung und zum trocknen einsammeln. Anders die Sommersteinpilze. Sie starteten hier gerade wieder durch.

Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) heute am Standort fotografiert.

Einem Kornblumen – Röhrling (Gyroporus cyanescens) unter das Dach geschaut. Von Catrin Berseck gefunden und fotografiert.

Da hier noch nicht gemäht wurde, blieb es, wie letztes mal auch im Wismarer Seeblick nicht aus, dass ich immer wieder welche umtrat oder sie auch regelrecht platt latschte. Ein „wundervolles Gefühl“ unter den Füßen, die knackigsten Steinpilze, aber auch Hexen – Röhrlinge, knirschen zu hören. Einfach herrlich, aber nein, es tut schon eher weh! Aber warum verstecken sie sich auch so sehr? Oder liegt es an meinen Augen. Das waren noch nie die Besten! Catrin hat unterdessen bereits den Kornblumen – Röhrling gefunden. Auch der Pfeffer – Röhrling kam ihr bereits unter. Wer findet den ersten Fichten – Steinpilz? Beim Wetter bleibt zunächst alles beim alten. Kühl, windig und gelegentlich mal ein Schauer oder etwas Regen.

Die ersten Süßlichen Milchlinge (Lactarius subdulcis) der Saison unter Rotbuche auf der Insel Poel.

Es ist zwar kein trockener Ostwind, aber exponiert stehenden Pilzen ist es bereits wieder anzusehen. Der Abendlauf des GFS hatte heute eine interessante Variante gerechnet. Nach dem könnte es mittelfristig ähnlich weiter gehen, wie wir es im Mai gewohnt waren. Tiefdrucktätigkeit, teils versumpft über Mitteleuropa und weiterhin auch mit der Gefahr von V – b artigen Tiefentwicklungen. Da wären bei entsprechender Zugbahn nicht nur der Südosten der BRD wieder mit hohen Regenmengen dabei, vielleicht auch wir! Und zeitweise würde es damit auch wieder wärmer und schwüler werden. Am Abend gegen 21.30 Uhr spannte sich noch ein schöner Regenbogen über der Hansestadt Wismar auf!

Das war heute eine wahre Hexen – Gammelei, aber wie wir sehen, waren auch noch sehr schöne Exemplare dabei. Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis). 07.Juni 2024 auf der Insel Poel.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 22.06.: minimal 14,3; maximal 94,9 und im Mittel 44,4 l/qm.


Von Udo Jürgens zu Udo Lindenberg.

Sonnabend, 08. JuniGuten Tag, ich heisse Schmidt – Ein Titel von Udo Lindenberg, den ich früher auch auf Band gebannte hatte und der für mich mal wieder eine ordentliche Portion Zeitgeist verkörpert, aber irgendwie auch immer aktuell ist und bleibt. – Am Vormittag kurz zum Einkaufen und ein Geburtstagsgeschenk besorgen. Dieses dann in Keez überreichen und anschließend in die Pilze. So war der heutige Plan und so ging er auch über die Bühne. Entsprechend hatte ich mich auch gleich mit Korb und kleineren Transportbehältern ausgestattet, denn ich musste dringend einige Plätze von Sommersteinpilzen in Augenschein nehmen. Natürlich zu erst meine wichtigste und beste Zeigerstelle im Naturpark Sternberger Seenland. Waldrandlage unter Eichen. Hier erwarteten mich an der sonnigen, thermophilen Kannte bereits wieder große, teils weithin sichtbare Exemplare.

Schlank und hochbeinig, sowie kaum von Schnecken angefallen, die Pilze auf der sonnigen Seite zum Trockenrasen hin. Sommersteinpilz (Boletus reticulatus).

Etwas stämmiger schon die Pilze in etwas höherer Vegetation und aus der Laubstreu heraus.

Das liebe ich eigentlich nicht so sehr, denn dann dürfte mein Weidenkorb schon alsbald an seine Kapazitätsgrenze stoßen. Und so war es auch. Neben wenigen Überständigen, waren die meisten noch im ordentlichen Altersstadium. Hier starten sie nämlich immer zu erst durch. Aber auch im schattigeren Inneren ging die Post ab. Korb und Behälter waren übervoll und es nahm keine Ende mit den Herrenpilzen des Sommers. Aber ich habe ja als eiserne Reserve noch große Stoffbeutel bei mir. Davon wurde schnell noch einer befüllt, mehr kann ich dann auf meinem Zweirad nicht transportieren. Unter dem Laub schoben immer noch junge nach und natürlich knirschte es auch heute wieder unter meinen Füßen.

Ja, die Schnecken wissen, was lecker schmeckt.

Es war jedoch sehr monoton. Außer Sommersteinpilzen war kaum andere Arten vertreten. Hier ein Papagei – Täubling (Russula ionochlora).

Trotz der nun schon wieder trockenen Oberböden und dem starken Wind sind jedoch die Schnecken mächtig zu Gange, so dass die Steinpilze sich beeilen müssen, um nicht im unteren Stielbereich komplett abgefressen zu werden. Das gelingt ihnen bei dem Wind aber nur bedingt. Es nutze nicht, ich musste abbrechen. Während der Fahrt lachten mich an mir bekannten Stellen weitere Steinpilze an. Nun, die müssen warten, ich muss erst einmal nach Wismar, denn ab 16.00 Uhr habe ich den „Steinpilz“ zu öffnen. Sonnabends ist noch für 2 Stunden die Pilzberatung und natürlich auch die Ausstellung geöffnet. Die Zeit nutze ich, um meine Ausbeute auf die Trockner zu bringen und um 19.00 Uhr startete ich nochmals, um die restlichen Pilze zu holen, die schließlich wie auf dem Präsentierteller an den Wegrändern standen.

Im Gebüsch, es war schon ziemlich dunkel, noch eine Gruppe von Riesenschirmpilzen (Macrolepiota procera).

Die Zeit drängte, denn es dürfte bald das Licht schwinden. Und es schwand teils vorzeitig, da eine schwache Kaltfront dunkle Wolken und einige Regenschauer brachte. Und es hat nochmals gelohnt, mein großer Weidenkorb war wieder gefüllt. Auf der Rückfahrt konnte ich aus der Ferne dann noch ein wenig Feuerwerk sehen, welches anlässlich des Wismarer Hafenfestes abgefeuert wurde. Eigentlich bin ich sonst bei dieser Gelegenheit am Hafen, um eventuell einige schöne Fotos davon zu erhaschen. Aber die Pilze hatten heute Vorrang.

Es wird Zeit, die Heimfahrt anzutreten.

Udo heute morgen wieder und noch an vielen weiteren Tagen.

Sonntag, 09. JuniWozu sind Kriege da – Gegen 10.00 Uhr kurz in den Nikolai – Blick auf genau drei Bierchen und dann sogleich in` s nahe Info – Zentrum. Die Trockner entleeren und die Trockenware in gut verschließbare Behälter auf Lager bringen. Mittagtisch und im Anschluss weiter die Ernte von gestern, zwischengelagert in Kühlschränken, auf die Dörrgeräte schneiden. Von den fünf der mir zur Verfügung stehenden Trockner, habe ich drei bestückt. Allerdings konnte ich noch nicht alles der gestrigen Ernte aufschneiden, da ich wieder in den Wald wollte. Habe ich gestern doch nur zwei von meinen vielen Plätzen für Sommersteinpilze beehren können.

So wünscht man sich die Herrenpilze des Sommers (Boletus reticulatus). Jung, schwer und mastig. Die beiden reichen aus für eine ordentliche Pilzpfanne. Gestern am Standort.

Und so werden sie möglicherweise nicht mehr von einigen Pilzfreunden als solche erkannt. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind! Heute an einem Waldrand bei Crivitz. 

Der starke Wind ist immer noch zu Gange und dass wirkt sich mehr als ungünstig aus. Entsprechend sahen die Sommersteinpilze heute meist auch aus. Teils erhebliche Trockenschäden und sie wachsen auch kaum weiter bei solchen Verhältnissen. Heute steuerte ich weitere 5 Plätze an. Zunächst eine Eichenkannte, die nicht selten schon hohe Erträge brachte. Hier war es enttäuschend. Nur vier Exemplare, die sich der ungünstigen Witterung leidend widersetzten und schließlich von mir erlöst, den Weg in meinen Korb fanden. Angrenzend ebenfalls ein mitunter sehr ertragreicher Bereich mit Eichen und Buchen. Ja, es waren welche dort, aber mit starken Trockenschäden und auch nicht übermäßig viele. Weiter zu einer Eichenkannte, die ich gestern nicht mehr geschafft hatte, aber sah, dass dort etwas Stand. Eine recht launische Stelle und oft habe ich hier auch vergebens gesucht.

Auch ein Resultat des starken Windes. Sie wirken überständig, sind es aber nicht. Immer noch recht festfleischig und die braunen Poren sind nur vom Winde angetrocknet.

Auch diese Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus) sind gut Wind – Konserviert. Heute in den Barniner Tannen.

Heute war an dieser Stelle aber übermäßig viel los. Die wollte sich selber Übertrumpfen, allerdings teils richtig überständig, teils massive Trockenschäden, da direkt an der Windkannte. Weiter führte mich mein Weg an eine größere Eichenkannte, die beispielsweise bei dem Hochsommer – Schub des vergangenen Jahrs massive Erträge erbrachte. Auch hier Stand der Wind permanent drauf und ich ahnte, es sollte wohl nicht all zu viel zu erwarten sein. Aber es stand ganz gut etwas dort, viele jedoch überständig, teils schon komplett windgeschädigt. Im hohen Gras versteckte Sommersteinpilze waren aber OK und wieder knirschte es nicht nur einmal unter meinen Füßen. Soll heißen, hier ist noch einiges an Nachwuchs unterwegs. Der Wind sollte unbedingt abflauen oder wenigstens Regen mitbringen. Ganz zum Schluss noch ein Wegesrand, der sehr locker und weit auseinander mit Eichen gesäumt ist. Zunächst nichts, aber dann ging es zur Sache. Leider teils wieder sehr Große und überständige Exemplare, teils aber auch richtig mastige Stücke, die sich gut auf meinen Dörrgeräten machen sollten.

Wieder wurde es sehr spät. Abendstimmung am 09. Juni 2024. Wolkenbank mit Virga.

Udo Lindenberg hatte heute morgen auch seinen allbekannten Rudi Ratlos mit dabei.

Montag, 10. JuniRudi Ratlos – Ja, das war ein Wochenende, welches ganz im Zeichen des Sommersteinpilzes stand. So zu sagen Großeinsatz Steinpilze und das auch sehr erfolgreich. Die Trockner laufen immer noch auf Hochtouren und ich konnte wieder einiges an Trockenware unter Dach und Fach bringen. Während die Sommersteinpilze ungewöhnlich früh, ungewöhnlich hohe Erträge liefern, sieht es hinsichtlich der Artenvielfalt sehr dürftig aus. Es liegt an der noch sehr frühen Jahreszeit. Eigentlich hatte ich vor, am Sonntag die ausgefallene Mittwochsexkursion im Nieklitzer Holz nachzuholen. Davon musste ich Abstand nehmen, da die Steinpilze ja verarbeitet werden mussten. Und das war schließlich immer so, wenn entsprechende Wachstumsschübe unterwegs waren.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) am späten Abend bei Wendorf, in der Nähe von Crivitz, am Sonnabend fotografiert.

Zwei, der drei Dörrgeräte, eigentlich vier, denn ein Schweizer Trockner habe ich mit sechs, anstatt drei Sieben bestückt. Seit Freitag laufen sie praktisch ununterbrochen.

Der Mai hatte ja einiges an Substanz hinsichtlich durchfeuchteter Böden gebracht. Und tiefergründige Feuchtigkeit ist auch weiter vorhanden. Sehr ungünstig haben sich aber die starken Winde der letzten Tage auf die Oberböden ausgewirkt und das Frischpilzaufkommen besonders an exponierten Standorten stark in Mitleidenschaft gezogen. Das es jetzt besonders kühl geworden ist, stellt kein nennenswertes Problem dar. Das ist die Schafskälte und da müssen wir mit durch. Es wird aber Zeit, dass es wieder regnet. Bis gestern gelangten seit Beginn des Monats ganze drei Liter in meinen Messbecher. Am späteren Nachmittag wurde es regnerischer. Der Regen hängt mit dem kleinen, aber giftigen Randtief „Uljana“ zusammen.

Es gibt manchmal schon kuriose Verwachsungen. Ein dreistieliges bzw. dreihütiges Exemplar von Boletus reticulatus. Einen Stiel hatte ich bereits abgeschnitten und da faszinierte mich diese Struktur doch einigermaßen.

Und damit nicht genug. Hier ist unter der Huthaut eine weinrötliche Zone zu sehen. Das ist charakteristisch für den Gemeinen Steinpilz, aber eigentlich nie für einen Sommersteinpilz. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Es vermöbelte heute Nachmittag schon Nordwestdeutschland mit schweren Sturmböen und kräftigen Regenfällen. Es zieht mit seinem Zentrum in der Nacht auch über uns hinweg. Schauerartige Regenfälle und teils sogar Gewitter sind nachts und morgen zu erwarten. In Gewittern könnten dann auch bei uns die starken Höhenwinde herunter gemischt werden und auch das Potenzial für Tornados ist erhöht! Das kleine Tief saugt dann einen neuen Schwall sehr kalter Polarluft an. Die kälteste Luft, die zu dieser Jahreszeit überhaupt möglich ist! Im weiteren Verlauf sollen sich die Temperaturen allerdings wieder erholen und zum Wochenende könnte es sogar, zumindest kurzeitig, wieder frühsommerlich warm werden. Eine Hitzewelle ist jedoch weiterhin nicht in Sicht. Eher wieder zunehmend besseres Pilzwetter. Auch die Regenprognosen für die nächsten zwei Wochen haben es nun wieder in sich. Es scheint sich neuerlich Grundsteinlegendes anzubahnen. Insbesondere der Entwicklung unserer Eierschwämme wäre dieses sehr zuträglich.

Netzstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridus) am Sonnabend Abend bei Wendorf, in der Nähe von Crivitz, am Standort abgelichtet.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 25.06. für Wismar: minimal 22,3; maximal 124,1 und im Mittel 61,5 l/qm!


Zum Kaffee wieder Lindenberg.

Dienstag, 11. JuniRock `N` Roller – Eine Nummer aus Zeiten, wo ich noch das Mikro auf den Lautsprecher meines Kofferradios stellte und von Mittelwelle aufnahm. In der Hoffnung, dass nun niemand mit mir ein Gespräche anfangen möge und auch mein Wellensittich seinen Schnabel hält, denn wenn ihm ein Musiktitel zusagte oder auch nicht, machte er sich durchaus lautstark bemerkbar. – Heute lag der neue „Tintling“ von Frau Montag aus dem Saarland in meinem Postkasten. Auf dem Titelbild ist ein Sommersteinpilz zu sehen. Ein Exemplar, dass trockener Luft mit Wind ausgesetzt war, aber, bis auf einige Risse an der verhärteten Außenhaut des Stieles, noch keine größeren Trockenschäden aufwies.

Tolle Abendstimmung heute am Rande der Venzkower Tannen

Dieser zwar knackige, aber dennoch vom Wind gezeichnete Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) quält sich aus dem Megelboden der Jülchendorfer Buchen heute Abend.

Aber trotzdem konnte er nicht so schnell heranwachsen, wie bei günstigen Witterungsverhältnissen mit ruhigem Wetter und höherer Luftfeuchtigkeit. Zeit genug, um von „Mädchen“ besiedelt zu werden. Auf der Innenseite der Zeitschrift der selbe Fruchtkörper im Schnitt. Komplett durchlöchert wie es kaum ein Schweizer Käse zustande bringt. Genauso sahen meine ersten Sommersteinpilze aus, die während der Ostwindlage im Mai wuchsen. Es muss natürlich klar gestellt werden, dass ein erhöhter Madenbefall bei Sommersteinpilzen zu ihren wichtigsten Merkmalen gehört. Nicht so wie im Hochsommer des letzten Jahres, als wir einen großen Massenschub von ihnen bekamen. Da konnten bei dem einen oder anderen Pilzfreund Zweifel aufkommen, weil kaum vermadede Exemplare dabei waren. Das war schon ganz schön ungehörig! Derzeit ist wieder alles beim alten und wer auf die Pirsch nach Sommersteinpilzen geht, muss das akzeptieren, will er nicht mehr als die Hälfte, manchmal sogar bis in Richtung 100% Verschnitt in Kauf nehmen. So gestern Abend in den Venzkower Tannen.

Kaum hatte ich das Foto geschossen, fiel der rechte Perlpilz um. Der Schnecke sei Dank. Standortfoto am Abend in den Jülchendorfer Buchen.

Nun sind endlich auch die ersten Scheidenstreiflinge (Amanita fulva) erschienen.

Ich besuchte mal seit langer Zeit eine Waldkannte, die Irena vor einigen Jahren für sich entdeckte hatte. Dort gibt es Pfifferlinge und Flockenstielige Hexen – Röhrlinge. Ich glaube jedoch, die Stelle ist inzwischen wieder aus ihrem Gesichtskreis verschwunden und auch ich fahre hier nur sehr selten mal hin, weil sie mir für Sommersteinpilze zu sauer erscheint. Es ist ein ganz klassischer Pilzstandort, wie ihn die meisten volkstümlichen Pilzsammlerinnen und Sammler lieben. Ausgehagert, mit Eichen, Buchen, Birken, Fichten, Kiefern und jungen Douglasien. So wie in meiner Jugend die Steinpilz- und Pfifferlings – Plätze aussahen und auszusehen hatten. Inzwischen für mich eher langweilig, da hier meist nur Null – Acht – Fünfzehn – Arten zu finden sind. Nichts destotrotz in der Abendsonne eine sehr schöne, nostalgische Stimmung, zumal ich die Region aus meiner Kindheit her sehr liebe. Und ich wurde beobachtet von der Tierwelt. Von Pferden auf einer Weide direkt daneben.

Ja, Pferd wunderte sich doch ein wenig, was ich dort am Waldrand wohl zu tun habe.

Über die Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) wunderte ich mich ein wenig, erschien mir der Standort doch eher zu sauer.

Hunde fühlten sich berufen, mich ordentlich zu verbellen, da nahe Ortslage und dazu noch ein störrisches Reh in unmittelbarer Nähe mit seinem Gebell. Leider hatte es sich im Gebüsch versteckt und entzog sich somit dem Sucher meiner Kamera. Aus der Ferne Muhten einige Kühe und die Vögel sangen ihre Lieder bis hin zum Kuckuck. Also ein wunderschöner Abend im waldreichen Mecklenburg. Gleich beim Halt erblickte ich einen gelben Pilz auf dem grasigen Mittelstreifen des Weges. Ich dachte an einen Narzißengelben Wulstling, aber Fehleinzeige. Ein Täubling, es könnte der Gelbe Graustiel – Täubling sein, also schnell nach einer Birke umschauen, die dann auch etwa 5 m weiter zu sehen war. Am Wegesrand leuchteten mich ansehnliche Eierschwämme an, die ich hier auch vermutet hatte. Ich drehte eine Runde am Waldrand entlang und plötzlich ein Bereich mit reichlich Steinpilz – Verschnitt. Und gerade dachte ich noch, für Sommersteinpilze dürfte es hier zu sauer sein. Aber falsch gedacht. Hier fand ein ganz ordentliches Stiel – Gemetzel statt. Ja, die hochwertige und zusätzliche Eiweißkost wird doch von vielen verschmäht. Aber niemand sieht alles und direkt am Wegesrand lachten mich dann noch einige sehr schöne Exemplare an, in einer Vegetation, wir früher, teils zwischen Moosen und Drahtschmiele. Schöne Momente am Abend des 11. Juni 2024. Außerdem den genannten Arten gab es noch einige Perlpilze und Scheidenstreiflinge.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) am Abend des 11. Juni 2024 in den Venzkower Tannen.

Herr Lindenberg auch heute morgen.

Mittwoch, 12. JuniClub der Millionäre – Die Woche wurde geteilt und was das für uns bedeutet ist klar. Eine Mittwochsexkursion stand wieder auf der Agenda. Derzeit finden sie im Südwesten von Mecklenburg statt. Unweit, bzw. irgendwo zwischen Wittenburg und Zarrentin. Aber was heißt schon irgendwo? Wir können es ziemlich genau benennen. Es ging in den dritten Quadranten der Topographischen Karte von Camin im Maßstab von 1 : 25 000. Die Exkursion fand im Wald westlich des Ortes Schildfeld und im Ort selber statt. Am dortigen Forsthof traf ich mich am Nachmittag mit unserer Ratzeburger Pilzfreundin Dorit. In Schildfeld selbst eine beeindruckende Alteichen – Allee, urwüchsig und knorrig, ja einfach Märchenhaft und sehenswert!

Alte Eichenallee in Schildberg.

Beindruckende Alteichen!

Für Dorit war es kein unbekanntes Revier, denn hier ist sie schon des Öfteren auf der Pirsch nach Speisepilzen, allem voran nach Steinpilzen, gewesen. Allerdings beklagte sie, dass ihr Steinpilzweg dem Aufstauen der Schilde bei Schildfeld zum Opfer gefallen war. Bereits während der Anfahrt durch den Wald südöstlich von Camin, mit integriertem Karkbruch, fand ich das Revier sehr interessant und es wird sicher viele weitere Standorte von Herrenpilzen hier geben. Dorit meinte, nach der Wende war es auch ein vielaufgesuchtes Revier von Menschen, die teils von Hamburg aus hier her zum Pilze suchen gekommen sind. Nun, heute waren wir beide offensichtlich die Einzigen, die nahezu vergebens zweieinhalb Stunden den Wald nach Frischpilzen absuchten. Einfach nichts los im Wald, sogar kaum Porlinge und ähnliches. Es kam daher auch nur eine sehr bescheidene Artenliste zusammen.

Neben Pfifferlingen schoben auch junge Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) unter den Eichen in Schildfeld.

Auf dem ersten Blick ein vielversprechender Buchenwald, aber nicht ein einziger Frischpilz war auszumachen.

Weiterhin gilt, außerhalb der Wälder, an deren Rändern, in Alleen oder Parkanlagen spielt die Musik. So stießen wir gleich zu Beginn, noch im Ort, unter den alten Eichen auf eine Gruppe junger Sommersteinpilze. Das blieb nicht unbeobachtet und eine ältere Dame des Ortes wurde neugierig. Eine Pilzfreundin, wie sich heraus stellte. Sie war in den hiesigen Wäldern die Tage schon sehr erfolgreich in Sachen Pfifferlinge unterwegs. Angesichts der Steinpilze möchte sie nun auch ihre Stellen kontrollieren. Stichpunkt Pfifferlinge! Kaum gingen wir einige Schritte weiter, als Dorit mir Pilze zurief. Wieder unter den alten Eichen eine Gruppe sehr üppiger und fleischiger Blasser Laubwaldpfifferlinge. Zwar nur sieben Exemplare, aber schon eine kleine Mahlzeit mit immerhin an die 160 Gramm Gewicht.

Der fleischige Blasse Laubwaldpfifferling (Cantharellus cibarius var. pallidus).

Sehr schön diese Eichenwirrlinge (Daedalea quercina) im Wald bei Schildberg.

So waren auch wir hinsichtlich der Eierschwämme erfolgreich. Am Abend brachen wir schließlich ab und jeder fuhr wieder in Richtung Heimat. Bei dieser Gelegenheit machte ich nochmals einen Zwischenstopp in dem lichten Eichen- und Nadelmischwald vom letzten Mittwoch mit den vielen Fingerhüten. Immerhin gab es dort auch interessante Eichen – Kannten, die vor einer Woche praktisch keine Mykorrhiza – Pilze hervorgebracht hatten. Wie gut, dass ich meinen großen Weidenkorb dabei hatte. Sommersteinpilze über Sommersteinpilze! Keine 10 Minuten und ich war schon wieder ausgelastet. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Pilzschwämme war jedoch bereits überständig und blieb vor Ort. Wie schnell sich das doch ändern kann. Und auch Petrus hielt schließlich für mich, und nicht nur für mich, noch eine freudigen Überraschung bereit. Er ließ einen imposanten und bedrohlich wirkenden Gewitterschauer genau in meiner Fahrtrichtung sich aufbauen. Ich war begeistert und Fotoapparat raus.

Ein gut organisiertes Gewitter mit Merkmalen einer Superzelle. Es rotiert und kreiselt sich ein, mit einer ausgeprägten Versorgungslinie. Ein tolles Exemplar! Hier in der Nähe von Kogel aus fotografiert.

Und dann bei Lützow, auf der Rückseite des Gewitters, diese wunderbare Stimmung.

Ich hatte mich ja angesichts des Aprilwetters entsprechend mit Ostfriesennerz bekleidet, so dass ich auch mal durch einen Schauer fahren konnte. Zwischen Zarrentin und Wittenburg gesichtet trafen wir dann in Höhe Lützow aufeinander. Ich geriet in den Starkregen und bog in die B 104 in Richtung Gedebusch ein. Starkregen und gleißender Sonnenschein in Fahrtrichtung und die Regennasse Straße wirkte dazu wie ein Spiegel. Eine anspruchsvolle, aber unvergleichlich stimmungsvolle Atmosphäre! Nach etwa 2 Kilometern bog ich dann in die Straße nach Käselow ein und mir zeigte sich ein derart intensiver und doppelter Regenbogen, wie ich ihn in dieser Intensität noch nie gesehen habe. Nicht nur ich fuhr an den Straßenrand, um diesen wunderbaren Moment im Bild festzuhalten. Und damit nicht genug. Der Regenbogen, freilich in abgeschwächter Form, begleitete mich fast die gesamte restliche Fahrt bis kurz vor Wismar. Wunderbare, optische Momente und auch akustisch wusste sich das Gewitter dann auf seinem Weg nach Osten besonders im Raum Blankenberg und Brüel in Szene zu setzen, mit etlichen, starken Knallern, wie ich auf der Blitzortung auf Kachelmannwetter recherchieren konnte. Wundervolle Natur und danke für diesen tollen Tag der Schafskälte, in hochreichend labiler Polarluft.

Und hier noch ein leider etwas überbelichtetes Panorama – Bild des doppelten Regenbogens.

Für eine Stunde hatte er ihn heute morgen bei mir zu hause hingehängt.

Donnerstag, 13. JuniWo ich meinen Hut hinhäng – Heute Vormittag habe ich wieder meine Trockner aktiviert und sie laufen wieder auf Hochtouren. Das Info – Zentrum erfüllt vom Duft der vor sich hin trocknenden Steinpilze. Die Ausstellung mit frischen Exponaten bestückt, allerdings nur wenige Arten. Wie geschrieben, eine Artenvielfalt gab es gestern nicht. Und das liegt sicher auch daran, dass wir uns eigentlich immer noch im Frühlings – Aspekt befinden, der Mitte Juni in den Frühsommer übergeht. Soll heißen, dass nun erst die ersten Sommerpilze allmählich an den Start gehen sollten. Ich hatte derartiges schon geahnt, dass wir in eine Depression fallen würden, nachdem die typischen Frühlingsarten im wesentlichen schon in der ersten  Mai – Dekade mit durch waren. Vor allem aber einige Röhrlinge zeigten sich ob der frühen Jahreszeit unbeeindruckt und legten schon mal ordentlich etwas vor. So Hexen – Röhrlinge und ein für die Jahreszeit ungewöhnlich starker Schub von Sommersteinpilzen, der in einigen Parkanlagen inzwischen auch schon seit fast vier Wochen im Gange ist.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) gestern an einer Eichenkannte bei Camin.

Der Halbmond gestern Abend. Sollen die Steinpilze nun bei zunehmenden oder abnehmenden Mond besser wachsen?

Der Mond nimmt nun zu und dass passt dann auch wieder für die mondgläubigen Pilzfreundinnen und Freunde. Etwas unter den Erwartungen blieb der erste Schub der leicht giftigen Karbol – Champignons. Sie empfanden es offensichtlich doch noch etwas zu früh, jetzt schon invasiv durchzustarten. Gezeigt haben sie sich natürlich. Unser Pilzfreund Phillip äußerste kürzlich bereits Bedenken, sollte es jetzt schon richtig durchstarten, dass in Richtung Herbst schon die Musik raus sein könnte. Das wird sicherlich nicht so sein. Sollte es jedoch durchgehend gute Wachstumsbedingungen geben, wird es sicher allmählich bunter werden und einige, vielleicht auch nicht gerade wenige Arten, könnten zum Beginn des Oktobers im wesentlich schon durch sein und wir dürfen dann mal einen echten Spätherbst – Aspekt erleben, ohne mit noch so vielen Sommer- und Frühherbstarten wie in den zurück liegenden Jahren. Und wie sich der Sommer weiter entwickeln wird, dass weiß niemand.

Wird der Sommer feucht, so ist es ein guter für die beliebten Eierschwämme (Cantharellus cibarius). Am 11. Juni 2024 in den Venzkower Tannen.

Zum Vergleich der wesentlich größere und fleischigere Blasse Laubwald – Pfifferling (Cantharellus cibarius var. pallidus).

Die Schafskälte wird nun ab heute Nacht ausgeräumt. Es hat sich am Abend zunehmend bewölkt, durch die nun einsetzende Warmluft – Advektion. Morgen haben wir eine spürbar andere Luftmasse. Und vielleicht könnte es in der nächsten Woche auch mal sommerlich warm werden. Allerdings nur vorübergehend, denn es bleibt zunächst unbeständig mit häufigen Regenfällen und Gewittern. Obwohl es zeitweise wieder sehr windig werden kann, ist in den nächsten Tagen eine Witterung zu erwarten, die dem Pilzwachstum entgegen kommen dürfte. Aber auch den Schnecken, Mücken und anderen Nutznießern. Leider sieht es Stand heute Abend so aus, dass unsere Öffentliche Lehrwanderung am kommenden Sonnabend am Großen Steedersee bei Warin in` s Wasser fallen könnte. Und nicht nur dieses, es bahnt sich eine recht brisante Wetterlage an. Die kräftigen Regenfälle können von Gewittern begleitet werden und gerade in unseren Breiten herrscht auch eine erhöhte Unwettergefahr. Wir gelangen an eine Trogspitze mit deutlich erhöhter Windscherung. In Gewittern kann diese zu schweren Sturmböen, im Extremfall sogar zu Tornados führen. Mal schauen, was das signifikante Wetter morgen berechnet. Spätestens morgen Abend werde ich entscheiden, ob die Wanderung abgesagt werden muss.

Hier noch ein Foto von gestern Abend. Romantische Abendstimmung nach launischem Aprilwetter mitten im Juni.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 28.06.: minimal 15,7; maximal 136,4 und im Mittel 45,5 l/qm.


Udo heute morgen in meinen Lautsprecherboxen.

Freitag, 14. JuniAirportNun ist es amtlich! Die für morgen geplante Pilzlehrwanderung am Großen Steedersee bei Warin fällt in` s Wasser! Natürlich hätte jeder, der es denn möchte, auch ein Bad im See nehmen und daher auch ins Wasser fallen können, aber während der Wanderung geduscht zu werden, ist nicht so prickelnd. Ja, Petrus hat es einmal mehr nicht mit mir abgestimmt. Genau zu der Zeit, wo wir unterwegs sein wollten, hält er es für richtig und wichtig, seine Schleusen zu öffnen. Ein scharf geschnittener Trog beehrt uns und rauscht ziemlich schnell mit Starkregen und möglichen Gewittern über uns hinweg. Es sind eigentlich fast perfekte Zutaten für Schwergewitter, mit allem was dazu gehören würde, wenn nur die Luftmasse nicht so gemäßigt wäre. So müssen wir leider auf das ganz große Spektakel verzichten.

Hier zur Abwechslung mal ein häufiger Spödblättler, ein Papagei – Täubling (Russula ionochlora) am vergangenen Wochenende in den Jülchendorfer Buchen.

Übrigens brauchts für Sommersteinpilze nicht unbedingt dicke, alte Eichen. Auch dieser Bonsai außerhalb des Waldes bei Demen ist von Sommersteinpilzen umringt.

Dennoch ist die Wetterlage nicht ohne. Sollten sich Gewitter bilden, können die sich dank nahezu idealer Zutaten bezüglich der Scherungsverhältnisse, gut organisieren und in ihrem Bereich kann es dann auch zu schweren Sturmböen kommen. Auch Typ 2 Tornados (Dächer werden als ganzes abgedeckt, Wohnmobile werden vollständig zerstört, große Bäume entwurzelt…, siehe: Fujita – Skala) sind nicht ausgeschlossen. Es verbietet sich also von selbst, morgen während des Durchzugs der wetteraktiven Zone im Wald unterwegs zu sein. Schauer und Gewitter werden uns auch in den nächsten Tagen treu bleiben. Die kommende Woche bietet einiges an Brisanz. Ein Trog über Westeuropa schaufelt sehr warme und feuchte Luft aus der Mittelmeer – Region nach Deutschland. Dabei kann es in der Südosthälfte der BRD sogar heiß werden. Hier wird dann auch ein hohes Maß an Gewitterenergie zu Verfügung gestellt. Diese soll jedoch stark gedeckelt sein und es ist fraglich, ob hier die Lunte zur Zündung gelegt werden kann.

Die stark giftigen Pantherpilze (Amanita pantherina) werden allmählich immer häufiger.

Auch sein essbares Gegenstück, der Perlpilz (Amanita rubescens) ist inzwischen nicht selten zu finden.

Der großen Nordwesthälfte des Landes, Mecklenburg mit einbezogen, stehen weit aus weniger Cape – Werte zur Verfügung, dafür aber eine ausgesprochen feuchte Luftmasse mit entsprechend hohem Potenzial an niederschlagbarem Wasser. Es soll sich eine Luftmassengrenze bilden, die von Südwest nach Nordost, bis hoch zu uns an die Ostsee verläuft. Hier zeichnen sich starke Regenfälle und Gewitter ab. Besonders in Richtung Brandenburg kann es zu schweren Gewittern kommen. Nach kurzer Beruhigung zum Mittwoch hin, könnte es am Donnerstag nochmal sehr spannend bezüglich unwetterartiger Gewitter werden. Die betroffenen Regionen stehen allerdings noch nicht fest. So wie es jetzt also aussieht, können wir wieder einiges an Wasser erwarten und hoffen, dass die Pilzwelt es entsprechend zu würdigen weiß. Zumindest gibt es für den Rest des Monats weiterhin grünes Licht für die Entwicklung der beliebten Eierschwämme. Ansonsten haben ja die Sommersteinpilze wohl schon ihren großen Auftritt in diesem Jahr absolviert. Bleibt es Dauerfeucht, werden sie weiterhin zu finden sein, aber wohl weniger in Form von stärkeren Wachstumsschüben. Da bräuchten wir nun Hitze und Trockenheit möglichst über mehrere Wochen hinweg. Die Pfifferlinge würden sich dann jedoch wieder größtenteils verabschieden. Man kann es also keinem wirklich recht machen, oder? Aber doch! Freuen wir uns auf eine erhöhte Artenvielfalt!

Nach einigen Jahren Pause gibt es ab sofort auch wieder frischen Honig. Unsere Pilzfreundin Maria aus Lübstorf betreibt eine eigene Imkerei und brachte ihn mir am Montag vorbei. Er ist nun im Steinpilz – Wismar zu haben und Maria würde sich freuen, wenn ihre Arbeit entsprechend honoriert würde. 6 € das Glas. Fast geschenkt in Anbetracht ihrer Arbeit!


Die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 29.06.: minimal 21,4; maximal 102,0 und im Mittel 51,5 l/qm.


Heute morgen kam Votan Wahnwitz zu mir. Mein Lieblingsalbum von Udo Lindenberg. Vom ersten bis zum letzten Titel bin ich ziemlich textsicher.

Sonnabend, 15. Juni„Ein Mücklein, schwarz und klitzeklein flog in den tiefen Wald hinein und schwirrte suchend dort umher, ob nicht ein Pilz zu finden wär.

Und siehe da – wie wunderbar: ein prächtig Steinpilz – Exemplar. Das Mücklein war von ihm entzückt, hat freudig ihn ans Herz gedrückt und ihn vierhundertmal geküßt.

Es piekste ihm voll Hinterlist bei jedem Kuß ein Ei hinein, so winzig wie ein Stäubchen fein. Dann flog sie wieder fort und lacht: ich hab mein Lebenswerk vollbracht.

Der Steinpilz wuchs. In seinem Bauch entwickeln sich Mädchen auch. Die schmausten munter drin und keck und fühlten sich wie Maus im Speck.

Diesen Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) hatte das Mücklein im Eichenpark der Insel Poel jedoch übersehen. Er steckte bedeckt im tiefen Eichenlaub angehoben, hatte zu tun, ungeküßt an` s Tageslicht zu gelangen. Aber nein, auf dem Hut ist sie soeben gelandet! 07.06.2024.

Da kam des Wegs von ungefähr ein Mensch mit seinem Pilzkorb her. Der war vom Steinpilz auch entzückt und hat sogleich ihn abgepflückt. Er streichelt ihn. Dann sprach sein Mund: wie stämmig, stark und wie gesund!  Er schnippelte dann Stiel und Kopf daheim in seinen Bratentopf, wobei er, weil die Brill nicht da, die Madenlöchlein übersah.

Wie würzig war des Raumes Luft erfüllt vom Pilze – Bratenduft. Und schmunzelnd aß er frohen Mutes: Das Fleisch des Waldes ist was gutes!

Dieses Gedicht von Kurt Östreich habe ich der 3. Ausgabe des „Tintlings“ entnommen. Datiert auf den 15. Juni 2024!

Ja, besser ist es die Brille mal nicht auf der Nase zu haben, geht man daran sich Sommersteinpilze zu Gemüte zu führen. Auch beim Sammeln die Brille am besten gleich zu hause lassen, aber dann könnte die Ausbeute vielleicht recht mager ausfallen? Wie dem auch sei, der erste Röhrlingsschub scheint zunächst durch zu sein. Zumindest sah es heute im Park am Seeblick so aus, Nur ganz vereinzelt noch ein Netzstieliger Hexen – Röhrling oder ein Sommersteinpilz. Insgesamt immer noch nicht sehr vielfältig, aber wir haben ja erst Mitte Juni. Udo Lindenberg: Der Dirigent

Sehr gefreut habe ich mich heute im Park am Seeblick über das Wiedersehen mit dem Glatten Schirmpilz (Lepiota oreadiformis). Vor einiger Zeit hatte ich ihn genau an gleicher Stelle schon einmal gefunden. Ein Schirmpilz des Graslandes, mit sehr angenehmen, pilzlichen Duft, für mich an den Sommersteinpilz erinnernd.

Der Goldmistpilz (Bolbitius titubans) ist derzeit zum Kartieren in M-V ausgeschrieben. Siehe unter dem Link „Pilze in M-V“. Heute auf Rindenmulch am Seeblick.

Heute wird der Monat geteilt und damit liegt nun auch endgültig der Pilzfrühling hinter uns. Wir starten in den Frühsommer, der den Übergang zum Wachstumsaspekt des Sommers einläutet. Real liegt schon ein erster Sommeraspekt hinter uns, zumindest was einige Röhrlinge anbelangt, allen voran die Sommersteinpilze. Wir dürfen gespannt sein, wie es sich in diesem außergewöhnlichen Jahr weiter entwickelt. Zunächst bekommen wir immer mal wieder Niederschläge, so dass es kontinuierlich bunter an der Pilzfront werden dürfte. Die Farbe gelb wird häufig im Fokus der klassischen Pilzsucherinnen und Sucher stehen und dass auch mit zunehmenden Erfolgen, darf man annehmen.

Wie vorhergesagt kam der Vormittag regnerisch daher und um die Mittagszeit ging eine markante Kaltfront mit heftigen Regenschauern und örtlichen Gewittern durch. Dabei wurde der Höhenwind auch mal kräftig herunter gemischt, aber unwetterartig ging es in Wismar nicht zu. Aber bei solch dynamischen Wetterlagen ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. In meinen Messbecher wurden 5 Liter eingefüllt.

Bot sich mir an gleicher Stelle auf Holzhäcksel am Seeblick vor wenigen Wochen ein ähnliches Bild von Stinkmorcheln, waren es heute die nah verwandten Hundsruten.

Gemeine Hundsrute (Mutinus caninus). Standortfoto heute im Park am Seeblick.

Morgen soll es wieder typisches Aprilwetter geben und besonders am Nachmittag und Abend sind wieder einige Schauer und Gewitter unterwegs. Es steht also neuerlich ein interessanter Wettertag bevor. Noch interessanter wird dann wohl die kommende Woche. Hier ist noch einiges an Überraschungen möglich. Von kräftigen Starkregenfällen bis hin zu schweren Gewittern. Besonders zum Donnerstag und Freitag könnte nach einigen Wettermodellen großes Getöse angesagt sein. Kleine Randtröge und Tiefdruckgebiete zapfen und verwirbeln ganz unterschiedliche Luftmassen über unseren Köpfen. Schwülheiße Luft aus dem Süden und hochreichende Polarluft aus dem Norden. Das könnte sehr brenzlig werden. Der Abendlauf des GFS hatte es besonders im möglichen Temperaturlauf eindrucksvoll drin. Dann könnte noch kurz vor Durchgang der Kaltfront am Freitag in Vorpommern bei Temperaturen um 30 Grad schwitzen angesagt sein, in Mecklenburg dagegen bibbern! Das geht natürlich nicht ohne entsprechendes Geballer über die Bühne. Aber ob es so oder ähnlich kommt, steht noch lange nicht fest. Zu komplex ist die Wetterlage in der kommenden Woche. Sicher ist nur, dass es zeit- und gebietsweise mächtig krachen wird!

Es gibt im Park am Seeblick eine ganz bestimmte und sehr produktive Stelle von Netzstieligen Hexen – Röhrlingen (Boletus luridus), an der die Pilze stets von Schimmel befallen sind. Solche Exemplare dürfen nicht zum essen genutzt werden!


Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 30.06.: minimal 12,9; maximal 72,5 und im Mittel 41,5 l/qm.


Lindenberg live, ein Doppelalbum.

Sonntag, 16. JuniBorn To Be Wild – Nicht nur die gestrige Lehrwanderung ist ungünstigem Wetter zum Opfer gefallen. Auch unsere erste Mittwochsexkursion in der Topographischen Karte von Camin, die am 29. Mai hätte starten sollen. Während öffentliche Wanderungen nicht nachgeholt werden, ist es mir jedoch wichtig die ausgefallenen Mittwochexkursionen nachzuholen. Das sollte eigentlich schon am Sonntag der letzten Woche geschehen, aber da hatte ich mit reichhaltigen Erträgen von Sommersteinpilzen zu kämpfen. Solche Wachstumsschübe sind natürlich längerfristig nicht vorhersagbar, sondern immer nur zeitnah und müssen dann auch entsprechend genutzt werden. So entschloss ich mich heute in das Nieklitzer Holz zu fahren.

Heute im Nieklitzer Holz.

Tote Birke im Nieklitzer Holz mit Birkenporlingen.

Es liegt in der Schalseeregion, unweit von Zarrentin. Die Mittwochsexkursionen dienen ja in erster Linie der Kartierung, aber zu kartieren gab es heute kaum etwas. Ein wichtiger Grund ist für mich aber auch andere Wälder kennen zu lernen. Hier war ich schließlich noch nie unterwegs. Da gelangt man auch mal an Waldgebiete, wo man zu sich sagt, O.K, aber hier muss ich vielleicht nicht noch einmal her. Nicht so das Nieklitzer Holz. Ein Waldgebiet welches mir durchaus gefallen hat. Abwechslungsreiche Mischwaldbestände in unterschiedlicher Alterstruktur. Klar, gibt es hier auch monotone Nadelforste, aber den überwiegenden Teil, den ich heute durchwandert habe, würde ich gerne zu bester Pilzzeit in Augenschein nehmen. In Bezug auf Frischpilze hielt sich das Nieklitzer Holz heute komplett bedeckt. Nicht der kleinste Frischpilz, absolut nichts! Hatten wir im vergangenen Jahr zu dieser Zeit zwar sehr trockene Verhältnisse, aber damals gab es nicht nur auf unseren Mittwochsexkursionen mal einen Grauer Wulstling, Perlpilz oder den einen oder anderen Täubling. Da nützt es auch nichts, dass ich heute morgen nach dem verlassen meiner Haustür sogleich von frischen Nelkenschwindlingen begrüßt wurde.

An mehreren Stellen auf dem Rasen vor meiner Haustür wachsen derzeit die schönsten Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades). 16. Juni 2024.

Auch Stadt – Champignons waren dabei, wenn auch überständig. Beim Halt an einer Ampel in der Wismarer Dahlmannstraße lachte mich ein Netzstieliger Hexen – Röhrling an. Auch Fransige Wulstlinge, Kegeliger Rißpilze und ein Anis – Champignon säumten den parkartigen Straßenrand. An eine derartige „Fülle“ ist in unseren Wäldern derzeit nicht zu denken. Ich hatte mich am Nachmittag trotz des labilen Wetters auf mein Zweirad gesetzt und es ist mir mal wieder gelungen, mich elegant durch die Schauer zu lavieren. Bis auf unangenehme Windböen und wenigen Tropfen ging es gut aus. Vereinzelt waren jedoch recht ordentliche Schauer und Gewitter unterwegs. Morgen geht es damit in die nächste Runde und am Dienstag und in der Nacht zu Mittwoch kann es gebietsweise zu Starkregenfällen kommen. An der Grenze zu Brandenburg sind auch schwere Gewitter möglich. In meinen Messbecher wurden heute 1,5 Liter eingefüllt.

Am Himmel braut sich etwas zusammen. Heute Abend südlich von Wismar.


Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 01. Juli: minimal 8,4; maximal 92,2 und im Mittel 37,4 l/qm.


Sehr gefreut habe ich mich am Sonnabend in der Parkanlage am Seeblick über das Wiedersehen mit dem Großen Camembert – Täubling (Russula sororia). Er findet sich unter Eichen und ist kompakter als der kleinere, ebenfalls unter Eichen wachsende Bruder, der Camembert – Täubling.

Montag, 17. Juni – Der Tag startete musikalisch wieder mit Udo Lindenberg – Grande Finale. Die Nummer ist für mich mit einer gehörigen Portion Zeitgeist verbunden. Es waren die 1980er Jahre, ganz besonders auch das Jahr 1983. Es herrschte eine beklemmende Stimmung. Bei uns in der DDR wurden die Menschen auf den Ernstfall vorbereitet. Auf einen möglichen Atom – Schlag und wie man sich dagegen schützen könnte. Fenster wurden irgendwie verklebt und anderer Schwachsinn wurde deklariert. Es war natürlich klar, wenn´s knallt war´s das für uns. Stichwort: NATO – Doppelbeschluss Am schlimmsten fand ich die Sternenkriegs – Pläne des damaligen US – Präsidenten Ronald Reagan. Wir können von Glück Reden, dass in der früheren Sowjetunion ein jüngerer und kluger Politiker namens Gorbatschow an die Macht gelangt war und schließlich das Misstrauen der großen Blöcke aufweichen konnte, und schließlich mit seiner Politik auch die Wende für uns in Deutschland einleitete. Ronald Reagan und das Reich des Bösen.  Heute will man in Russland von Gorbatschow  nichts mehr wissen und möchte am liebsten die alten Fakten wieder herstellen. Wir sind derzeit wieder soweit, der Wahnsinn greift wieder um sich und die Verbrecher in höchsten Staatsämtern kennen keine Skrupel. So ist der Mensch im kleinen wie im großen. Er wird nie untereinander Frieden halten können. Und das zeichnet ihn meiner Meinung nach auch als humanistisches Wesen aus. Das ist der wahre Humanismus! Solange sie sich die Köpfe einschlagen, sind die Menschen gesund. Das haben sie schon immer so getan und sie werden es niemals lassen können! Eher ruinieren sie unsere Erde komplett. Wirtschaftlich oder Militärisch. Das gefährlichste Jahr im kalten Krieg. Themenwechsel:

Bezüglich der Kostversuche unserer Kleinsten, so wie auch heute wieder, könnten Risspilze ziemlich problematisch werden. Hier der sehr häufige Kegelige Risspilz (Inocybe fastigiata) gestern in der Wismarer Dahlmannstraße gefunden und fotografiert.

Typischer Standort des Heu – Düngerlings. Zugesandtes Foto.

Am Nachmittag ein Anruf eines besorgten Vaters aus Drönnewitz. Zwei Kinder hätten in einer Kita womöglich von einem Pilz genascht. Ja, da war er wieder, der Klassiker. Ich bat um aussagekräftige Bilder. Diese wurden mir umgehend zugesandt und darauf war einmal mehr ein Dunkelsporer zu sehen. Sehr wahrscheinlich ein Heu – Düngerling. Zwischenzeitlich hatte er darüber auch mit der Gift – Notrufzentrale Gespräche geführt. Die wollte natürlich unbedingt den Grünen Knollenblätterpilz und den Gift – Häubling ausgeschlossen haben. Diesbezüglich konnte Entwarnung gegeben werden. Zum Wetter: Gebietsweise zogen auch heute wieder teils kräftige Schauer und Gewitter übers Land. Wismar blieb bis zum frühen Abend davon verschont, obwohl ich mich natürlich gefreut hätte, wenn auch die Hansestadt davon tangiert worden wäre.

Kostversuche der Kleinsten mit dem Sonnen – Täubling (Russula solaris) könnten vielleicht sehr beindruckend und heilsam sein hinsichtlich seiner heftigen Schärfe! Standortfoto am 15. Juni im Park am Seeblick.

Morgen Abend soll sich dann eine Luftmassengrenze bis zu uns herein schieben. Ab dem Abend und in der Nacht zum Mittwoch kann es zu schauerartigen Regenfällen kommen, die auch mal von Blitz und Donner begleitet werden können. Schwere Unwetter sind jedoch in einem Streifen quer über der Mitte Deutschlands möglich. Es ist mit teils extremen Unwettern zu rechnen! Heftiger Starkregen, Großhagel, Orkanböen und auch die Tornado . Gefahr ist erhöht. Es werden mehrere Superzellen berechnet. Also lebensgefährliche Gewitter! Allenfalls der äußerste Süden von M-V könnte davon auch gestreift werden.

Und dieses Teil wäre dann auch gleich zum sattessen prädestiniert. Ein sehr schmackhafter Speisepilz aus der Gattung der Knollenblätterpilze. Und einer der größten mitteleuropäischen Pilze überhaupt. Der Fransige Wulstling (Amanita strobiliformis). 16.06.2024 Dahlmannstraße unter Linden.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 02.07.: minimal 11,2; maximal 90,4 und im Mittel 39,1 l/qm.


Das Beste heute morgen von Udo Lindenberg.

Dienstag, 18. Juni – Und zum Besten gehört der folgende Titel. Ich habe in meiner Jugend eine ganze Zeit gebraucht, bis ich ihn endlich auf Band bannen konnte. Das ist Kult: Ich bin Rocker – Auf der Suche nach Bildern für dieses Tagebuch und Pilze für meine Ausstellung beehrte ich nach langer Zeit mal wieder den Lindenpark am Turnplatz in Wismar. Klar, dass hier natürlich auch der Netzstielige Hexen – Röhrling zu hause ist. Mitunter in Mengen. Heute zeigten schwarze, stinkende Flecken von seiner Anwesenheit vor kurzem. Zwei Exemplare waren sogar noch ansprechbar als solche zu erkennen. Der Röhrlings – Schub ist definitiv durch! Rindenmulch – Flächen gibt es hier nicht, also schauen, ob Mykorrhiza – Pilze zu finden sind. Das sind Pilzarten, die eine Lebensgemeinschaft mit Bäumen eingehen, hier steht ihnen die Linde zur Verfügung. Das ist ein Baum, der recht beliebt bei einer Vielzahl von Pilzarten ist.

Kegeliger Risspilz (Inocybe rimosa) heute am Turnplatz in Wismar unter Tilia.

Die Bezeichnung Risspilz ist hier Programm.

Wie viele andere Bäume auch, ist die Linde ein Bigamist und geht Ehen mit ganz unterschiedlichen Partnern ein. Das Pilzgeflecht umspinnt die Baumwurzeln und ermöglicht dem Baum somit eine bessere Aufnahme von Wasser und Nährsalzen. Im Gegenzug bekommt der Pilz beispielsweise Kohlenhydrate. Mykorrhizabildner sind Schleierlinge, Wulstlinge, fast alle Röhrlinge, sämtliche echte Ritterlinge, Hartboviste,  echte Trüffeln, Erdwarzenpilze, Leistlinge, Milchlinge und Täublinge sowie weitere Gattungen. Dazu gehören auch die den Schleierlingen nahe stehenden Risspilze. Und die hielten mich heute auch bei Laune. Zwar ist es sehr schwer, sich in der Fülle der Arten dieser Gattung zurecht zu finden, aber mit etwas Erfahrung sind sie als Risspilz meist leicht zu erkennen. Wer sich spezialisieren möchte, mit entsprechender Fachliteratur (E. Ludwig, diverse Bestimmungsschlüssel)  und sich mit einem guten Mikroskop ausstattet, dem wird hier ein reichhaltiges Betätigungsfeld geboten.

Vielleicht hätte der gewissenhafte Mykologe dann auch eine reale Chance diesen Risspilzen einen Namen zu geben. Hier sieht man aber auch, das ihre Hüte nicht immer so stark rissig werden müssen, wie beim Kegeligen Risspilz.

Der Gemeine Weißtäubling (Russula delica) wäre zwar fleischig und essbar, aber sicher keine Gaumenfreude. Roh schmeckt er recht unangenehm scharf in den Lamellen. Bei Michael – Hennig – Kreisel steht jedoch „Zum Braten auf Speck und zum Einsalzen geeignet“.

Leider gehöre ich nicht zu diesen akribisch arbeitenden Menschen und bezeichne mich gern als Feld – Hobby – Mykologe. Bei mir sollten die Arten am besten makroskopisch ansprechbar sein. Das ist bei Risspilzen nur bei wenigen Arten möglich, aber trotz dem sind es schöne Pilze in ihrem meist Zipfelmützen – artigen Erscheinungsbild und den meist mehr oder weniger rissig aufgesprungenen Hüten. Für den Mykophagen sind die Risspilze aber das reinste Gift! Fast alle Arten enthalten Muskarin in unterschiedlichen Anteilen. Also wäre heute für den Küchenmykologen nichts zu holen gewesen, oder doch? Ja, es gab noch einige fleischige Sprödblättler, deren Geschmack aber sehr zu wünschen übrig lässt. – Beim Wetter ist es so gekommen, wie voraus gesagt. Über der Mitte Deutschlands haben sich einige, teils schwerer Gewitter und Superzellen gebildet. Neben Starkregen haben sie örtlich Großhagel und schweren Sturm gebracht. Entsprechende Schäden inklusive! Das Schlechtwettergebiet hat uns am Abend auch erfasst, allerdings nur mit schauerartigem Regen, der selbstredend für uns kein schlechtes Wetter ist. Mal schauen, wie viel in meinen Messbecher eingefüllt wird.

Kegeliger Risspilz (Inocybe fastigiata). 18. Juni 2024.


Die vom ECMWF für Wismar berechneten Regenmengen in akkumulierter Form bis zum 03. Juli: minimal 7,4; maximal 104,1 und im Mittel 39.0 l/qm.


Und heute morgen wieder Udo und sein Panik – Orchester.

Mittwoch, 19. JuniMeine erste Liebe – Natürlich stand heute wieder unsere obligatorische Mittwochsexkursion auf der Agenda. Aber zunächst stattete ich einmal mehr dem Park am Seeblick einen Besuch ab. Schließlich war der Treff zur Mittwochsexkursion ja erst gegen 16.00 Uhr am Zielgebiet. Bereits am vergangenen Freitag wurde hier (Park am Seeblick) der Rasen gemäht, aber pünktlich zum Feierabend unterbrochen. Zum Wochenbeginn war dann der Rest an der Reihe und heute war ein Landschaftspflege – Team damit beschäftigt, die Büsche zu beschneiden und sage und schreibe sogar die Rindenmulch – Beete zu fegen. Na ja, wenn`s sein muss? Und ausgerechnet dort, wo seit Wochen die hübschen Gelbstieligen Dachpilze fruktifizieren. Aber Ordnung muss sein!

Weinroter Heringstäubling (Russula graveolens) unter Eiche im Park am Seeblick.

Ein weiterer deutscher Name des essbaren Sprödblättlers lautet Starkriechender Heringstäubling.

Ordnung haben sich auch die Pilze auf die Fahnen geschrieben, denn der Rindenmulch muss schließlich beseitigt werden und hier können sie sich wirklich sattfressen und sicher auch das Gefege überstehen. Sie möchten ihrerseits die Ordnung im Sinne der Natur wieder herstellen. Einige Meter weiter unter Altbuchen und fast nacktem Mergelboden schoben wieder ganz junge Flockenstielige Hexenröhrlinge, neben Perlpilzen und sogar ein Wässriger – Milchling war dort zu finden. Aber ich bin schon zu weit, denn ganz zu Begin meiner Runde startete ich unter Eichen und siehe da, es wird bezüglich Täublinge tatsächlich immer bunter. Im Hochsommer wird hier der Weinrote Heringstäubling zum Massenpilz. Heute sah ich die ersten von ihnen, fotografierte und nahm einige schöne Exemplare für meine Ausstellung mit.

Ab nun wird es bis November wieder ernst. Der Mörder ist wieder unter uns. Nicht weit entfernt befindet sich eine Kita. Hier wollen es die Grünen Knollenblätterpilze (Amanita phalloides) wirklich wissen.

Tief stecken ihre Stiele im Boden und sie betätigen sich hier als Erdschieber. 19.06.2024 Park am Seeblick.

Weiter drehte ich meine Runden und da habe ich ganz bestimmte Plätze, wo ich gerne auch ganz bestimmte Arten erwarte. Einer davon, in unmittelbarer Nähe zur Seebrücke. Hier stehen gelegentlich Karbol – Champignons wie auf dem Präsentierteller. Schon von weiten sah ich, dass hier etwas im Gange ist. Aber mein Erstaunen war nicht schlecht, als ich erkannte, dass es nicht die vermuteten Gift – Egerlinge waren, sondern ein Familien – Verband von Amanita phalloides, also des Grünen Knollenblätterpilzes! Ein Standort der Giftmischer, wie es scheint. Nur das der Karbol – Champignon uns zwar im wahrsten Sinne des Wortes übel mitspielen kann, dieser Wulstling uns jedoch das Lebenslicht auszublasen vermag. Nichtsdestotrotz war ich hoch erfreut und begeistert, diesen tollen Pilz das erste mal in dieser Saison in Augenschein nehmen zu dürfen. Immerhin der wichtigste Pilz einer jeden Ausstellung! Und nicht nur das. Jeder, der Pilze sammeln geht, muss diesen Giftpilz kennen! Jedes Schulkind sollte auf ihn aufmerksam gemacht werden.

Auf Rindenmulch neben den Herben Dachpilzen auch in Mengen diese kleinere Art selbiger Gattung (Pluteus spec.).

An einem, vom Schwefelporling zerlegten Weidenstumpf, diese wunderschönen Myxomyceten.

Sommersteinpilze sind nun vorerst angeklungen und das wurde auch Zeit, sonst wäre es im Tagebuch doch zu monoton geworden. Freuen wir uns also, dass es langsam, aber sicher, etwas vielfältiger wird. Die Rindenmulchflächen unmittelbar an einem schmalen Wanderweg am Strand bieten einen immer imposanteren Anblick mit nun fast schon unzähligen Korallenpilzen. Auch verschiedene Dachpilze, Tintlinge und sogar einige Träuschlinge waren heute dabei. Erwähnen möchte ich noch kurz das Thema invasive Karbol – Champignons. Ja, an einer Stelle standen sie heute wie gewohnt in großen Mengen, jedoch überständig. Als sie zu Beginn des Röhrlingsschubes hier durchstarten wollten, kam der Rasenmäher und Köpfte die kleinen Minipilze. Das beantworteten sie schließlich mit einer verzögerten Welle im Nachgang. Mich wunderts, dass sie niemand eingesammelt hat. So, dass soll zunächst genügen. Zur Mittwochexkursion im morgigen Eintrag noch einige Sätze.

Die Steifen Korallen (Ramaria stricta) werden am Seeblick immer üppiger und zahlreicher. Die bisher meist feuchte Witterung kommt ihnen sehr entgegen. 

Übrigens hat der Regen 6 Liter in meinen Messbecher gefüllt. In Richtung Südmecklenburg kamen teils zwischen 20 und 26 Liter vom Himmel.

Panische Zeiten heute zum Morgenkaffee.

Donnerstag, 20. Juni (Sommeranfang)Die Heizer kommen – Ja, nun haben wir die Sommer – Sonnenwende erreicht. Der längste Tag des Jahres und ab jetzt geht es langsam, aber sicher, wieder bergab. Kein Grund für Depressionen, der astromische Sommer startet ja erst durch und das Sommerhalbjahr geht noch 3 Monate. So richtig Sommer war es bisher auch noch nicht. Der Mai gab sich im Mittel wärmer bei uns, als der Juni. Aber in der kommenden Woche könnte es für einige Tage endlich auch echtes Sommerwetter geben, mit Höchsttemperaturen von mindestens 25 Grad. Aber stabiles Sommerwetter ist höchstens vorübergehend in Sicht. Zunächst sahen die Modelle eine etwas längere Schönwetterperiode, aber die neuesten Läufe lassen in der kommenden Woche wieder energiereiche Gewitterluft nach Deutschland fließen.

Die am Sonntag noch geschlossenen Fransigen Wulstlinge (Amanita strobiliformis) sind inzwischen auf geschirmt und zeigen ihre charakteristischen, quarkigen Fransen am Hutrand.

Hier ein Bild von Catrin Berseck. Sie hat diesen schönen Kegeligen Saftling (Hygrocybe nigrescens) gefunden. Der häufigste, der oft seltenen Saftlinge.

Wiederum könnten einigen Regionen eine Schwergewitterlage ins Haus stehen. Meist jedoch sind wir davon nicht betroffen. Eher der Süden, Westen oder die Mitte der BRD. Nachdem Mitteldeutschland vorgestern von schweren Superzellen – Gewittern betroffen war, hat es heute den Süden von  Bayern regional wieder schwer getroffen, mit sehr blitzreichen Gewittern und Großhagel. Eine Superzelle, die schließlich nach Österreich weiter gezogen ist. Auch morgen drohen dort wieder schwere Unwetter! Aber auch in Ostdeutschland besteht einiges an Unwettergefahr! Nicht ganz so brisant soll es morgen bei uns zugehen. Aber wir werden sehen. Das hochauflösende Super HD sieht morgen drei Schauer – und Gewitterkomplexe über M-V hinweg ziehen. Beginnend schon morgen früh, dann zum späteren Nachmittag und vielleicht sogar noch im Laufe der Nacht einen dritten Cluster. Dabei sieht das Model auch bei uns örtliche Schwergewitter! Es muss mit Sturm, Starkregen und auch größerem Hagel gerechnet werden. Zu gestern: Ein letztes mal ging es zur Mittwochsexkursion in die Topographische Karte von Camin, 2531/4 = Wald südöstlich Goldenbow.

Das ist nicht das Ei des Kolumbus, sondern des Wolligen Scheidlings (Volvariella bombycina) auf einem alten Stubben von Pappel oder Weide. 19.06.2024 Waldrand südlich Goldenbow.

Ein strammer Bursche, oder? Grauer Wulstling (Amanita excelsa) gestern im Wald bei Goldenbow.

Gegen 16.00 Uhr traf ich mich dort mit unserer Pilzfreundin Dorit aus Ratzeburg. Da ich nicht ganz pünktlich war, weil ich noch einige Minuten mit Eisschlecken in Bobitz vertrödelt hatte, konnte sie im Vorfeld schon einige Frischpilze finden: Halsband – Schindlinge, einen frischen Anis – Champignon und als Knüller einen noch im Ei steckenden Wolligen Scheidling. Das war schon mal ein erfreulicher Start, aber im Waldesinneren wurde es dann wieder trister. Zumal das Waldgebiet über weite Strecken stark verkrautet war, mit Brombeeren und anderem Gewucher. Aber wird tangierten auch einen durchaus vielversprechenden Buchenbereich mit Jungfichten. Hier gab es dann auch mal einen Perlpilz oder Grauen Wulstling in Luxusausführung. Schließlich brachen wir hier ab und fuhren in einen kleinen Park in Goldenbow. Am dortigen Wasserturm war unser Haltepunkt. Ein durchaus sehenswertes Bauwerk. Allerdings gab es hier mehr Rasenfläche, als Park, aber gut für frische Nelkenschwindlinge. Schließlich lag auf dem Weg der Heimfahrt noch das lichte Waldstück mit Eichenkannte bei Camin, welches mir den Mittwoch zuvor reichlich Sommersteinpilze bescherte.

Das giftige Gegenstück zu oben, der Pantherpilz (Amanita pantherina). Wald bei Camin. 19.06.2024.

Heute gab es nur noch zwei überständige, dafür jedoch Pantherpilze. Da Dorit vor hat ihren Pilzberater zu machen, kamen ihr diese natürlich auch sehr gelegen, um die Unterscheidungsmerkmale gerade auch in Bezug auf den Grauen Wulstling zu studieren. Es gab auch noch einen Scheidenstreifling und einen Paukenschlägel, also einen jungen Riesenschirmpilz. Auch einen sehr schönen Fleischroten Speise – Täubling möchte ich nicht unerwähnt lassen. So war am Ende sogar noch eine kleine Pilzmahlzeit gesichert. Auf der weiteren Heimfahrt nach Wismar stoppte ich noch kurz in den Goddiner Tannen. Auf einem starken Baumstamm in der Optimalphase der Zersetzung große weiße placken, die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die Weiße Lohblüte voll in Aktion. Vor vielen Jahren waren wir im Zuge der Intensivkartierungen auch in diesem Waldstück mal zu Gange. Wir suchten nach Pilzen und andere Leute nach möglicherweise vergrabenen Schätzen aus dem 3. Reich.

Weiße Lohblüte (Fuligo candida) in den Goddiner Tannen am Abend des 19. Juni 2024.


Die möglichen Regenmengen bis zum 05. Juli für Wismar in akkumulierter Form nach dem ECMWF: minimal 5,4; maximal 97,3 und im Mittel 34,8 l/qm.


Udo Lindenberg berichtete heute morgen über sein Leben als Urmensch.

Freitag, 21. JuniPhantom – Wie jeder weiß, begehen wir den Tag des Baumes seit den 1950er Jahren immer am 21. April. Aber manchmal kommt es anders wie gedacht, denn heute war ich zu einer Veranstaltung des Forstamtes Grevesmühlen eingeladen, die den Tag des Baumes zum Thema hatte. Ursprünglich tatsächlich auch im April geplant, musste der Termin damals kurzfristig wegen Regen abgesagt werden. Ja, so ist dass manchmal und auch wir können darüber ein Lied singen. Heute fand aber alles in trockenen Tüchern statt. In Everstorf war Treff gegen 10.00 Uhr und auch die Ministerin für Gesundheit, Soziales und Sport, Stefanie Drese, war vor Ort. Organisiert hatte die Veranstaltung die Sozialpsychiatrie Mecklenburg – Vorpommern in Zusammenarbeit mit dem Forstamt Grevesmühlen. Verschiedene Organisationen und Sozialvereine hatten auf einer Waldwiese Stände mit unterschiedlichen Angeboten aufgebaut.

Ein Kräuterbaum.

Es lebe der Baum!

So beispielsweise zur Jagd- und Forstwirtschaft, Waldbaden, Basteln mit Naturmaterialien. Wildkräutern und ihrer Verwendung in der Küche. Es gab verschiedene Tees von frisch gesammelten Kräutern, Kräuterbrötchen usw. Nach einleitenden Worten des Amtsleiters wurden entsprechende Interessengruppen gebildet und wer etwas über Pilze erfahren wollte, konnte sich meiner Wenigkeit anschließen. In zwei Gruppen führte ich jeweils für etwa 90 Minuten eine Waldwanderung durch. Eigentlich als Pilzwanderung deklariert, geriet sie aber mehr zu einem Waldspaziergang und wir konnten in der Tat nicht einen einzigen Hutträger finden. Klar, gab es natürlich Pilze: Porlinge, Schichtpilze, Pyrenomyceten, die ganz verwundert und ungläubig von einigen betrachtet worden sind und die sie niemals hätten als Pilze ansprechen können.

Die Gelbe Lohblüte (Fuligo septica) war heute das Highlight der (Schleim) – Pilzwelt.

Aber ich konnte zumindest zeigen, was einen Pilz eigentlich ausmacht. Das Myzel, welches zu gegebener Zeit seine Fruchtkörper ausbildet, die wir dann erst als Pilze wahrnehmen.

Am interessantesten waren da noch die leuchtend Gelben Lohblüten und man staunte nicht schlecht darüber, dass sie sich sogar fortbewegen können. Ich denke, diese Myxomyceten haben sich doch einige eingeprägt und in sofern doch etwas neues an Natur – Wissen gewonnen. Noch kurz zum Wetter. Schwül war es heute und am Nachmittag tröpfelte es auch ein wenig. Von den angekündigten Gewittern keine Spur in Mecklenburg. Wie erwartet traf es vor allem Ostdeutschland, insbesondere Teile von Sachsen und Berlin/Brandenburg, mit teils sehr schweren Gewittern. Auch über Westdeutschland haben sich an einer Konvergenz viele Schauer und Gewitter wie an einer Perlenkette angereiht. Diese Zone wandert am Abend bis in die Nacht hinein unter Abschwächung weiter nach Norden bis Nordosten und könnte auch noch Mecklenburg tangieren.

Und das ist der Weihnachtswald von Everstorf. Ursprünglich für die weihnachtliche Gemütlichkeit gedacht, wurden die Tannenbäume irgendwie vergessen und sind inzwischen schon zu sehr in den Himmel gewachsen. Ich glaube, dass gefällt ihnen auch besser.


Die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 06.07.: minimal 7,8; maximal 83,4 und im Mittel 40,3 l/qm.


Das Panik – Orchester auf der Andrea Doria.

Sonnabend, 22. JuniAlles klar auf der Andrea Doria – Ein echter Lindenberg – Klassiker, oder? Nach der hutpilzlosen Everstofer Forst führte mich der Weg heute Vormittag wieder in den Hutpilz sicheren Park am Seeblick. Frischpilze für die Ausstellung und Bilder für die Homepage galt es zu besorgen. Da ist diese Adresse goldrichtig, denn hier gibt es praktisch immer etwas, es sei denn, es herrscht Wüstenklima. Aber dann können zumindest noch die Flockenstielgen Hexen – Röhrlinge entschädigen. Heute gab es keine, weder Flockenstielige-, noch Netzstielige. An Röhrlingen nur ein überständiger Filzröhrling und ein junger Sommersteinpilz. Aber es war natürlich nicht langweilig, denn es wird tatsächlich immer bunter.

Weinroter Heringstäubling (Russula graviolens). Essbar, jedoch mit starkem Fischgeruch. Eichenbegleiter!

Ein überständiger Filzröhrling. Wahrscheinlich ein Falscher Rotfußröhrling (Xerocomus porosporus).

Braun, grau, gelb, grün, blau bis violett und rot in unterschiedlichen Schattierungen und Abstufungen. Braun der Sommersteinpilz und irgendwie auch die Perlpilze, Pantherpilze, Dünnschalige Kartoffel – Hartboviste und auch ein schöner Kahler Krempling sowie unzählige Steife Korallen und viele kleine Dachpilze. Mehr grau als braun ganz wunderbare Herbe Dachpilze. In leuchtendem Gelb präsentierten sich die Goldmistpilze und die Sonnen – Täublinge. Gelblich zahlreiche Kegelige Risspilze. Gelb und grün kamen die Grünblättrigen Schwefelköpfe daher. Grün in unterschiedlichen Abstufungen waren die wunderbaren und bei Verzehr letalen Grünen Knollenblätterpilze vertreten, welches mich natürlich ganz besonders freute. Weinrot die Starkriechenden Heringstäublinge und in knalligerem rot präsentierten sich die ersten Buchen – Speitäublinge der Saison.

Essbare Papagei – Täublinge (Russula ionochlora). 

Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha). Ausgezeichneter Speisepilz.

Mit violett – blau halten es der Frauen- und Papagei – Täubling. Also, bunt und immer bunter ist Programm! Zumindest in diversen Parkanlagen. Wann wohl die Wälder nachziehen? Schauen wir mal! Wettertechnisch geht es nun erst einmal in den Sommer. Regen ist für uns Nordlichter in den nächsten Tagen nicht mehr in Sichtweite. Der gestrige brachte 2,5 Liter in meinen Messbecher. Statt dessen wird im laufe der kommenden Woche ordentlich eingeheizt. Selbst die 30 Grad kommen für uns das erste mal in diesem Jahr in Reichweite. Dazu trockene Kontinentalluft und wenn es ganz ungünstig läuft, wieder mit ebenfalls trockenem Ostwind! Ich merke es schon, die Fans von Steinpilz und Co. reiben sich die Hände und hoffen, dass diese Witterung noch möglichst lange andauern wird.

Sonnen – Täubling (Russula solaris). Sehr scharfe Art und daher ungenießbar.

Ähnlich pikant mundet der Buchen – Speitäubling (Russula mairei).

Dann irgendwann im Sommer oder Frühherbst ergiebige Auslöse – Regenfälle und nach etwa zwei Wochen die Pilzmesser geschliffen. Aber sind die Freunde der beliebten dottergelben Cantharellen auch damit einverstanden? Sicher nicht, denn hier bräuchten wir Gegenteiliges. Weiterhin feuchtes Wetter und möglichst keine trockene Hitze. Aber wie überall im Leben, man kann es nicht jedem recht machen. So können wir am Wetter glücklicherweise nicht drehen und müssen es so nehmen, wie die Natur es für richtig befindet. Aber wenn ich mir so die mögliche Mittelfrist anschaue, könnte es beide Seiten versöhnlich stimmen. Der Azorenhochkeil, der das sommerliche Wetter einleitet, spaltet sich schnell zu einem eigenständigen Hoch über der Ostsee ab und soll sich schließlich weiter in den hohen Norden verlagern.

Kahler Krempling (Paxillus involutus) Giftig! Ein Röhrling mit Lamellen.

Der Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) gehört natürlich eindeutig zu den Röhrlingen. Er durfte heute weiter wachsen.

Gleichzeitig haben wir zwei Höhentiefs, eines über Norditalien und eines bei Spanien. Diese beiden Gesellen sollen im Verlauf der nächsten Woche die Luft immer mehr anfeuchten, aber auch im Zusammenspiel mit der Sonne weiter aufheizen. Es wird also schwüler und die Gewittergefahr steigt wieder an. Ob auch bei uns im Nordosten, dass bleibt abzuwarten. Das amerikanisch GFS war in seinem Abendlauf diesbezüglich optimistisch und spätestens zum nächsten Wochenende sollte es auch bei uns ordentlich krachen. Die meisten Wettermodelle deuten ab Mitte nächster Woche von Südwest nach Nordost fortschreitend eine mehrtägige Schwergewitterlage an. In der dann tropischen Wachküchenluft liegt der Fokus auf Starkregen und Hagel.

Stämmig und kompakt kommt der Große Camembert – Täubling (Russula sororia) daher. Er ist ungenießbar.

Schadensträchtige Superzellen stehen offensichtlich nicht auf der Agenda, da wir mehr in eine Sumpflage geraten. Dort wo sich Gewitter bilden, bewegen sie sich kaum vom Fleck und können enorme Wassermassen abladen. Ich könnte mir vorstellen, dass ist mal wieder eine Lage, so sie denn eintreffen sollte, wo mal wieder Wasserbomben ein Thema werden könnten. Zuletzt, wenn überhaupt, allerdings bei uns im Nordosten, wie die Erfahrung uns lehrt.

Wunderbar jung sehen wir hier zwei Exemplare des Grünen Knollenblätterpilzes (Amanita phalloides) unter Linden. Letale Dosis für einen erwachsenen Menschen etwa 50g!


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 07.07. für Wismar: minimal 0,5; maximal 82,4 und im Mittel 24,4 l/qm.  

Auch heute morgen wieder Udo mit seinem Panikorchester.

Sonntag, 23. JuniHonky Tonky Show –  Keine Hony Tonky Show, sondern eine Vereinsexkursion führte heute in den Wald  zwischen Golchen, Alt Necheln und Schönlage. Ein relativ kleines Revier mit überwiegenden Mischwaldbeständen, aber auch Lärchen- und Fichtenbereichen sowie Jungeichenwald mit Birken durchsetzt. Dazu fanden sich außer meiner Wenigkeit noch zwei Damen jeweils aus Ratzeburg und Lübeck ein. Eine dritte Teilnehmerin hatte leider den Anschluss nicht hinbekommen, welches uns sehr leid tut. Vielleicht klappt es ja ein anderes mal. Wie in allen Wäldern auch, die wir in der letzten Zeit durchstreiften, hielt sich das Frischpilzaufkommen sehr in Grenzen. Aber so ernüchternd wie am Freitag in der Everstorfer Forst war es dennoch nicht.

In unserem Exkursionsgebiet heute Vormittag.

Die Schnecken fallen fast über jeden Frischpilz her, der sich derzeit zeigt. Hier ist es ein Perlpilz (Amanita rubescens) im Wald bei Golchen.

An Frischpilzen waren beispielsweise Klebrige Hörnlinge, ein Perlpilz, mehrere Scheidenstreiflinge, zwei Rehbraune Dachpilze, mehrere Breitblättrige Rüblinge, zwei Wurzel – Schleimrüblinge, Waldfreund – Rüblinge, Sklerotienporlinge sowie Pfifferlinge vertreten. Natürlich haben wir noch einiges mehr kartiert und am Ende fuhren wir noch in Richtung Demen für einen kleinen Nachschlag. In den Wald zwischen Demen und Buerbeck. Der Wald, in dem ich mit dem Pilzvirus in Kindertagen infiziert wurde und von dem sich auch heute noch ein Hektar in unserem Familienbesitz befindet. Die Handvoll Pfifferlinge langte noch nicht wirklich aus, um die Bratpfanne anzuheizen. Dass sollte sich ändern und wir strebten einen Eichenbereich an, von dem ich weiß, dass er durchaus ein gewisses Potenzial für die gelben Eierschwämme besitzt.

Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius) heute im Wald bei Demen.

Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus) im Wald bei Golchen. Standortfoto.

Natürlich gehen hier auch andere Sammeln, aber schließlich kam dann doch noch einiges für eine zünftige Pfifferlings – Pfanne zusammen. Es gab reichlich junge Cantharellen, so dass wir vorsichtig treten mussten, um die Brut nicht platt zu latschen, welche selbstredend stehen blieb. Und ich denke, diese beliebten Volkstümler haben auch in der nächsten Zeit recht gute Karten. Zunächst befürchtete ich, dass sich für längere Zeit ein Hoch über der Ostsee festsetzen würde, um uns wieder mit trockener Kontinentalluft und viel Wind zu versorgen. Aber das Hoch wird schnell wieder abgebaut. Allerdings führt es in der ersten Wochenhälfte tatsächlich trockenwarme Kontinentalluft zu uns, aber spätestens ab Donnerstag wird diese durch druckend schwüle Luft aus dem östlichen Mittelmeer ersetzt. Diese ist nicht nur warm, sondern wird zunehmend heiß! Besonders wir im Nordosten bekommen sogar die heißeste Luft zu spüren und dazu auch noch Tropennächte, in denen die Temperaturen kaum noch unter 20 Grad zurückgehen. Also am besten noch mal in der kommenden Nacht ordentlich durchlüften!

Ein klassisches Revier für Pfifferlinge.

Die Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme) im Wald bei Golchen.

Mit der schwülen Hitze steigt natürlich auch das Potenzial für teils unwetterartige Gewitter. Zum Wochenende werden dazu auch bei uns teils sehr hohe Cape – Werte berechnet. Das heißt, wir bekommen eine hoch explosive Luftmasse! Ob die Zündschnur dafür auch entsprechend gelegt werden kann, liegt zum einen in der Orografie, also den Bergen. Die haben wir nicht wirklich. Aber wir haben die Ostsee und vielleicht hilft hier die Küstenkonvergenz oder eine anderweitige Windkonvergenz. Wenn nicht, muss gewartet werden, bis sich eine angekündigte Kaltfront von Westen nähert und die energiereiche Luft großflächig heben kann. Auch in der erweiterten Mittelfrist soll es wechselhaft, wenn auch wieder kühler weitergehen. Also dürften sich vor allem die Fans von Pfifferlingen die Hände reiben.

Klebrige Hörnlinge (Calocera viscosa) heute im Wald zwischen Schönlage, Alt Necheln und Golchen.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 08.07.2024: minimal 5,3; maximal 108,6 und im Mittel 32,9 l/qm.


Heute morgen kam noch einmal Votan Wahnwitz zu mir. 

Montag, 24. Juni (Johannistag) – Alles im Lot auf dem Riverboat – Ob auf dem River Boat alles im Lot oder nicht, heute ist Sommerweihnacht! Wir feiern natürlich nicht die Geburt von Jesus, sondern die von Johannes des Täufers. Und natürlich die Sommer – Sonnenwende. Zugleich ist Spargel – Silvester und auch der Rhabarber hat seine Zeit hinter sich gebracht. Die Johannisbeeren dürften in die Ernte gehen. So hoffe ich, dass das Johannesfeuer die Sommernacht erhellt, die allerdings bei uns im Norden nicht besonders finster ausfällt. In 6 Monaten sitzen wir schließlich wieder unter den Tannenbäumen, die uns die dunkle Jahreszeit etwas erhellen und verschönern sollen und träumen vom Sommer. In der Weihnachtszeit geht es mir jedenfalls so. Ich schaue mir dann auch gerne alte Märchenfilme an und in einem wird auch das Johannesfest thematisiert. Wie schön wäre es jetzt an hellen und warmen Tagen!

Kein Risspilz, ein Herber Dachpilz (Pluteus ephebeus) am Sonnabend am Strandweg Seeblick in Wismar – Wendorf.

Und selbigem Freiblättler unter` m Hut geschaut.

Aber je älter man wird, um so schneller läuft die Zeit dahin. Die nächsten Wochen bleiben noch hell, mit langen Tagen und kurzen Nächten. Aber ab August nimmt die Tageslänge schon wieder merklich ab, auch wenn uns die Hitze ordentlich zu schaffen macht. Sind die Hundstage vorbei und es geht in den Spätsommer, liegen die Regale in den Märkten schon wieder voll von Schoko – Weihnachtsmännern, Lebkuchen und Stollen. Aber dann bricht für uns auch die Hochsaison an der Pilzfront an, welche für mich oft mit reichlich Stress verbunden ist. So freue ich mich erst einmal noch auf entspanntere Wochen im bevorstehenden Hochsommer. Aber ob die Entspannt bleiben, liegt auch an der weiteren Entwicklung beim Wetter und der daraus resultierenden Entwicklungen an der Pilzfront. Wir erinnern uns, im vergangen Jahr herrschte in der Zeit der Hundstage Hochsaison in Wald und Flur.

Diese Exemplare des Herben- oder Flaumigen Dachpilzes (Pluteus ephebeus) sind groß und kräftig wie Rehbraune Dachpilze und gedeihen am Seeblick auf Holzhäcksel prächtig. Wer den Pilz einmal in seinen Gesichtskreis aufgenommen hat, erkennt in leicht auch ohne ein Mikroskop zu bemühen. Im Zweifel einfach probieren und seinen herben, zusammenziehenden Geschmack auskosten.

Perlpilz (Amanita rubescens) einmal anders. Wind und trockene Luft haben ihn originell gestaltet. 22.06.2024 am Seeblick.

Aber kein Jahr gleicht dem anderen und die Weichen werden immer wieder neu und anders gestellt. In diesem Jahr geht es wohl eher entspannt weiter. Sommersteinpilze hatten schon einen ersten großen Auftritt und werden auch weiterhin, zumindest in moderater Form, vertreten sein. Für Pfifferlinge könnte es am Ende eine gute Saison werden und vielleicht, sollte der Sommer weiterhin einigermaßen feucht bleiben, geben sich ja auch die beliebten Herbsttrompeten mal wieder ein ausgiebiges Stelldichein. Aber dass sind jetzt Träumereien, ob sie eintreten werden, dass weiß nur die Natur ganz alleine. Die kurz- und mittelfristige Entwicklung beim Wetter scheint uns zumindest wohlgesonnen zu sein. Zunächst gilt es eine kurze hochsommerliche Phase zu überstehen und ein kleiner Hitzepeak ist ja auch nicht verkehrt. Jedoch soll das heiße Wetter nach aktuellem Stand bei uns im Norden schon am Donnerstag seien Höhepunkt erreichen und zum Freitag hin könnte es schon wieder abkühlen.

Auch hier sehen wir ihn nochmal in jung, den schönen Pluteus ephebeus.

Ein Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron) gestern im Wald zwischen Demen und Buerbeck.

Heftige Gewitter, inklusive Wasserbomben, werden für den Luftmassenwechsel sorgen. Zum Freitag ist sogar mehr Windscherung vorhanden, so dass sich die Gewitter besser organisieren können und auch andere Unwetterkriterien auf den Plan rufen können. Große Regenmengen sind gebietsweise für Ost-, Mittel- und Süddeutschland möglich, denn zum Wochenende soll noch ein zusätzliches Tief von Frankreich über Deutschland hinweg ziehen, welches Regenmengen bis in den Unwetterbereich im Schlepptau hat. Geht es nach dem amerikanischen GFS, so ziehen starke Regenfälle und Gewitter auch zu uns in den norden hoch. Es könnte sich von Nord nach Süd eine Luftmassengrenze aufbauen mit konvergenten Strukturen. Ostwind versus Westwind! Andere Wettermodelle sehen eher im Süden hohe Regenmengen und wieder andere haben nichts großes auf der Rechnung. Es wird also spannend!

Auch hier sehen wir keine Risspilze! Viel schlimmer, es sind die tödlichen Amanita phalloides! 22. Juni 2024 im Park am Seeblick.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 09.07.: minimal 7,6; maximal 112,8 und im Mittel 37,1 l/qm.


Ein Stück Torte gefällig? Aber von der herzhaften Sorte. Gebacken von unserer Pilzfreundin Maria aus Lübstorf. Mit Pfifferlingen, Kartoffeln und Speck!

Dienstag, 25. Juni – Wie sollte es auch anders sein, mich zog es am Vormittag wieder an die Wismarbucht, zum Park an der Seebrücke, oder Park am Seeblick. Aber warum ist nun „mein Parkplatz“ gesperrt? Alles klar, die SOKO Wismar ermittelte und der Drehstab hat keinen so unerheblichen Fuhrpark, der hier leider für viele den Parkplatz blockierte. Auch auf die Seebrücke durfte zeitweise kein Besucher hinauf, offensichtlich wurden hier gerade die Ganoven dingfest gemacht. Ja, ganz schön was los in der relativ kleinen Stadt am Südzipfel der Ostsee. Hohe Kriminalität, die eine ständige Sonderkommision erfordert? Nein, wohl eher Werbung für die alte Welterbe- und Hansestadt an der Ostsee. Wie schön, dass es gute und Böse Menschen gibt. Das Leben wäre ansonsten unerträglich. Man stelle sich vor, man käme nach dem Tod in den Himmel mit all den braven Seelen, die zu Engel geworden sind. Und die Unbraven schmoren in der Hölle. Dort dürfte zumindest Action angesagt sein. Aber keine Angst, für uns alle wird eines Tages der Lichtschalter ausgeknipst und dann war`s dass, nicht anders wie in der Zeit vor unserer Geburt. Wir brauchen also weder langweilige und kitschige Engel ertragen, noch teuflische Spiele über uns ergehen lassen.

Hier ein weiteres mal der Weinrote Heringstäubling (Russula graveolens). Wenn man den starken Heringsgeruch ignoriert, darf er in die Pfanne.

Ja und Udo Lindenberg war heute schon mal im Himmel zugange. Zumindest begrüßte er die Herrn vom anderen Stern.

Und er hat auch etwas mit Wismar zu tun. Immerhin singt er das Titellied der Fernsehserie „SOKO – Wismar“. Heute morgen war er auch bei mir wieder akustisch zugange, aber mit einem anderen Repertoire, aus einer Zeit, als an „SOKO – Wismar“ noch nicht zu denken war. Ich war jung und Udo auch. Dieser Titel vom neben stehenden Album, den ich damals noch mit Mikrophon von meinem Kofferradio aufnahm, gehört für mich zu meinen absoluten Kult – Nummern von Lindenberg und seinem Panikorchester. Und er passt auch wunderbar in die derzeitige Massenhysterie im Rahmen der Fußball – Europameisterschaft: Bodo Ballermann – Die Pilzwelt am Seeblick dümpelt derweil ein wenig vor sich hin. Täublinge und Perlpilze sind recht häufig und dies und jenes gesellt sich dazu. Trockene Luft und jetzt auch die Wärme gehen nicht spurlos an den Frischpilzen vorbei. Es wird Zeit, dass es mal wieder ergiebig draufregnet. Und es scheint diesbezüglich auch etwas in Arbeit zu sein.

Noch ein wenig Täublingskunde. Hier nochmals der Große Camembert – Täubling (Russula sororia) heute im Seeblickpark.

Und hier der Camembert – Täubling (Russula amoenolens). Auch heute fotografiert.

Morgen noch ein trockener Hitzetag, aber ab Donnerstag könnte wieder Hoffnung bestehen. Ja, klar, warum sollte es an einem Donnerstag nicht Donnern? Wir haben an diesem Tag mit die höchsten Energiewerte in Deutschland, eine hoch explosive Luftmasse! Sollte es Zünden, dann kracht es ordentlich und aufgrund der sehr feuchten Luft besteht die Gefahr von Wasserbomben. Die Farbkarten der Niederschlagsprognose auf Wetter – Online von gestern war beispielsweise für Mecklenburg dunkelblau – bis violett eingefärbt. Also 10 – 50 l/qm. Heute etwas zurück genommen mit 10 – 20 l/qm. Das sind für konvergente Wetterlagen sehr hohe Werte, weil die Modelle Schauer oder Gewitter meist nicht so gut auflösen können. Also wenn am Donnerstag was geht, dann ordentlich! Zumindest dort wo es zündet.

Der Große Camembert – Täubling (Russula sororia) soll selten sein und wächst unter Eichen. Wie auch hier zu sehen, ist er kompakter als sein viel häufigerer und kleinerer Bruder. Ungenießbar sind sie beide.

Hier schieben junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis). Das nun wärmere Wetter dürften ihnen zusagen. Wenn es nur länger anhalten würde und dazu noch trocken bliebe. Das würde ihnen gefallen.

Am Freitag folgt eine Kaltfront von Westen und weitere Regenfälle, teils auch schwere Gewitter sind die Folge. Das sollte es eigentlich zunächst gewesen sein, aber inzwischen ziehen wohl auch die meisten anderen Wettermodelle mit, mit dem welches das amerikanische GFS schon seit Tagen berechnet. Am Sonnabend bildet sich über Frankreich ein Gewittertief, welches in der Nacht zum Sonntag rasch nach Nordosten, zur Ostsee zieht. Es hat schwere Regenfälle und teils extreme Gewitter im Schlepptau, die in der Nacht auf Sonntag auch von Süden her auf M-V übergreifen sollen. Die schlimmsten Unwetter könnten dabei jedoch mal wieder ganz im Süden auftreten, da das Tief dort eine derart explosive Luftmasse einsteuert, dass sich besonders die Leute in Bayern mal wieder warm anziehen dürften.

Kopfzerbrechen bereiten mir diese fleischigen und mastigen Fäblinge (Hebeloma spec.). Heute unter Eichen am Seeblick. Die Hebelomas sind schon eine undankbare Gattung, jedoch sind diese hier ziemlich markant. Da zweifelt man manchmal wirklich an sich selber. Sollten es Kakao – Fälblinge sein?


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 10.07.2024: minimal 18,5; maximal 89,1 und im Mittel 47,2 l/qm.


Mit Udo und seinem Panikorchester ging es heute morgen u.a. auch zum Planeten der Affen.

Mittwoch, 26. JuniAffensternEin recht heißer Sommertag war das heute für uns in Mecklenburg. Sicher der wärmste bisher in diesem Jahr. Morgen könnte bei zunehmender Schwüle und erhöhter Gewittergefahr noch ein kleine Schippe drauf gelegt werden. Treibhauswetter ist angesagt. Doch wird es auch die Pilze treiben? Teils, teils! Regional bis gebietsweise ist es schon wieder zu trocken geworden. Gebietsweise bis regional könnte es sich ab morgen wieder entspannen. Vor etwa einer Woche hatte es beispielsweise im Süden von Mecklenburg recht verbreitet zwischen 20 und 26 Liter pro Quadratmeter gegeben. Das war heute durchaus zu merken, wenn auch nicht übermäßig. Eine Mittwochsexkursion führte genau in diese Region, nämlich in den Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Die Topographische Karte 2439 = Karow wurde heute mit dem ersten von vier Quadranten in Angriff genommen.

Heute, wie auch in den nächsten drei Wochen, stand und steht einmal mehr die Nossentiner/Schwinzer Heide als Ziel unserer Mittwochsexkursionen auf dem Programm.

Gemeiner Steinpilz (Boletus edulis) im Park Sandhof.

Ziel war die Wooster Heide zwischen den Ortschaften Sandhof und Wooster Teerofen. Es ist bereits das dritte mal, das wir das MTB Karow im Zyklus unserer Mittwochsexkursionen im Programm haben. So trafen sich Catrin, Michael und Reinhold gegen 16.00 Uhr in Sandhof und starteten zu einer mehrstündigen Runde durch die sandigen Forste mit vielen Blaubeersträuchern unter Laub- und Nadelbäumen, zumeist Kiefern und Buchen. Zunächst besuchten wir aber einen kleinen Baumlehrpark am Waldrand, in dem zahlreiche verschiedene Bäume stehen und mit Schrifttafeln vorgestellt werden. Parke sind schließlich um diese Jahreszeit angesagt. Eichen – Filzröhrlinge, Gold – Röhrlinge Perlpilze, einige Täublinge und sogar der für uns erste Gemeine Steinpilz der Saison waren unter anderem vertreten. Aber auch der Wald war schließlich nicht ganz so trostlos, wie wir es in den zurückliegenden Wochen erlebt haben.

Gehölzpark in Sandhof.

Hier und dort Täublinge, allen voran der unter Birken beheimatete Verblassende Täubling. Auch weiterhin einige Perlpilze, Rotfuß – Röhrlinge oder auch die beliebten Pfifferlinge. Scheidenstreiflinge, Samtfuß – Kremplinge, Echte Waldchampignons und zwei kleine, zierliche Dachpilze. Natürlich auch noch dies und jenes für die Kartei. Trotz der anfänglichen Hitze war es heue eine sehr schöne, entspannte und wohltuende Tour durch diese sehr freundliche Gegend im Herzen Mecklenburgs. Und am Ende sprang für Michael sogar noch eine Pilzmahlzeit heraus.

Ein ganz wunderbarer Sommerabend in der Wooster Heide!

Panik – Udo auch heute morgen wieder.

Donnerstag, 27. Juni (Siebenschläfer) – Und hier eines seiner schönsten Stücke mit Heimatbezug: Hoch im Norden – Aber darf man unser Norddeutsches Zuhause überhaupt noch als Heimat bezeichnen? Ist das nicht irgendwie  belastet, Deutschtümelei oder sogar schon rechtsradikal? Der heutige Donnerstag machte seinem Namen in vielen Regionen Deutschland alle Ehre. Weit verbreitet entluden sich Gewitter und örtlich gab es auch die angekündigten Wasserbomben, teils auch Hagel. Der leicht gewittrige Abend in und um Wismar herum brachte bisher jedoch nicht viel zustande. In den nächsten Stunden ziehen jedoch noch einige Gewitter durch. Mal schauen, was da noch in meinem Messbecher eingefüllt werden kann. Bisher würde es wohl kaum lohnen, dort einen Blick hinein zu werfen.

Altocumulus castellanus und floccus kündigten heute morgen noch freundlich einen gewittrigen und heißen Sommertag an.

Am Nachmittag sah es dann schon grimmiger am Himmel aus.

Morgen früh folgt dann noch der Durchgang einer Kaltfront in Mecklenburg, welche zum Nachmittag in Richtung Vorpommern wieder etwas aktiviert wird und nochmals für kräftigere Schauer und Gewitter gut sein könnte. Trotz der für Gewitter ungünstigen Tageszeit rechnen einige Wettermodelle, allen voran das hoch aufgelöste Super HD, morgen früh über Nordwestmecklenburg mit einen starken Gewitter! Lassen wir uns überraschen! Ansonsten stabilisiert es hinter der Kaltfront und es kommt lebhafter Wind auf. Spannend wird es dann ab der Nacht zum Sonntag, wenn das weiter oben im Tagebuch bereits zitierte Gewitter – und Unwettertief aufkommt. Es deute sich an, dass in diesem Zusammenhang zwei wetteraktive Zonen nach Nordosten über uns hinweg ziehen. In Richtung Vorpommern unwetterartige Gewitter und zur Mecklenburger Seite eher der teils gewittrige Starkregen. Dort wo beide Systeme aktiv werden können, sind Regenmengen zwischen 50 und 100 Liter zu erwarten! Teils sogar noch erheblich mehr! Der Starkregen über Mecklenburg würde zumindest noch mit 20 – 40 Liter zu Buche schlagen. Allerdings haben die aktuellen Läufe etwas zurück gerechnet und auch die Starkregenfälle eher in Richtung Vorpommern verlagert. Es gibt also noch einige Fragezeichen.

Ein Camembert – Täubling (Russula amoenolens) in der Wooster Heide am 26. Juni 2024.

Echter Waldchampignon (Agaricus silvaticus) gestern in der Wooster Heide.

Und dann haben wir heute auch noch Siebenschläfer. Und es hat an vielen Orten geregnet. Werden nun die Weichen für einen verregneten Hochsommer gestellt? Wenn ich mir die Modelläufe bis Mitte Juli so betrachte, würde ich mit einem ja antworten. Bis Mitte des Monats soll es unbeständig und allenfalls mäßig warm weitergehen. Immer wieder ziehen Tiefdruckgebiete mit ihren Regenfronten über uns hinweg. Sollte es, trotz Klimawandel, endlich wieder einen ganz normalen Sommer für uns geben? Sollte mal wieder der Mitteleuropäische Sommermonsun zum tragen kommen? Es sieht danach aus! Also Freundinnen und Freunde von Pfifferlingen, sowie diejenigen, die sich zusätzlich auf ein ausgeglichenes Frischpilzwachstum freuen, ihr dürft hoffnungsvoll in den bevorstehenden Pilzsommer blicken. Klar, dass wir gerne auch den Schnecken die Daumen drücken, dass der Tisch für sie reich gedeckt sein möge. Schließlich haben sie das Vorrecht, oder?

Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron). 26. Juni 2024 in der Wooster Heide.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 12.07.: minimal 19,4; maximal 137,5 und im Mittel 54,5 l/qm.


Wie soll es auch anders sein? Lindenberg auch heute morgen wieder.

Freitag, 28. JuniRiki Masorati – Ich weiß, es wird monoton und langweilig, wenn ich immer wieder aus dem Park am Seeblick berichte, aber es ist ja fast vor meiner Haustür und er ist nahezu immer eine gute Adresse um Frischpilze für meine Ausstellung zu organisieren. Bilder für dieses Tagebuch sind wichtig und Tendenzen und Erkenntnisse für die allgemeine Entwicklungen können zum Teil auch gezogen werden. So schlug ich heute Vormittag wieder dort auf und drehte meine obligatorische Runde. Flockenstielige Hexen – Röhrlinge nehmen wieder dezent zu, denn es war jetzt richtig warm und auch recht trocken. Insgesamt waren heute gleich drei verschiedene Hexen anzutreffen. Klar, dass auch die Netzstielige dabei war, aber die Glattstielige Hexe ist schon eine echte Rarität in unseren Breiten.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) heute im Park am Seeblick.

Junger Netzstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridus). Das Netz beginnt hier erst knapp unter dem Hut. Bitte nicht mit dem Trügerischen Hexen – Röhling verwechseln!

Den Standort habe ich aber immer im Auge und wenigstens einmal im Jahr lässt sie sich auch blicken. Immer inmitten einem Hotspot von Flockenstieligen Hexenpilzen. So herrscht auch gleich eine gute Vergleichsmöglichkeit. Seit Wochen habe ich gehofft, den Glattstieligen Hexen – Röhrling mal wieder vor die Linse zu bekommen. Heute hat es endlich geklappt. Ansonsten sind Perpilze in Zunahme begriffen und auch bei den verschiedenen Täublingen geht es immer weiter bergauf. Der wichtigste Großpilz überhaupt, der Grüne Knollenblätterpilz, war heute auch wieder in allen Altersstadien vertreten. Zum Teil direkt mit teils grünhütigen Frauen – Täublingen sich den Standort teilend. Da hier auch Pilzsucher zu Gange sind, eine nicht ganz ungefährliche Geschichte. Zumindest wer auch die leckeren Täublinge sammelt, sollte hier größte Aufmerksamkeit walten lassen. Zum Wetter. Das gestern thematisierte Morgengewitter, welches das Super HD über Nordwestmecklenburg hartnäckig in der Rechnung hatte, ist auch genau so eingetreten. Ich denke unser Pilz- und Vereinsfreund Phillip wird sicher schon zur Arbeit nach Grevesmühlen aufgebrochen sein, als um 7.12 Uhr und 14 Sekunden ein Wilder Hausrüttler mit einer Feldstärke von 163 KA knapp südlich von Renzow auch den letzten Morgenmuffel aus den Federn geschleudert haben sollte.

Glattstieliger Hexen – Röhrling (Boletus queletii). 28.06.2024 im Park am Seeblick in Wismar – Wendorf.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) heute am Seeblick.

Ja, das hat was, da ist Musik drin! Der Donner ist beeindruckend, aber es ist der Blitz, der die Arbeit macht! Übrigens hat Wismar davon kaum etwas mitbekommen (außer einige dunkle Wolken und fernes Donnergrollen) und der Gewitterregen von gestern hatte gerade mal 4 Liter in meinen Messbecher eingefüllt. So ist das bei konvektiven Wetterlagen und vor allem wenn wir, so wie gestern, in einer Sumpflage stecken, in der die Zellen kaum ziehen, hochschießen und sich an Ort und Stelle ausregnen. Aber nun ist vorübergehend stabilere Luft eingeflossen, so dass ab heute Abend bis morgen Mittag mal für einige Stunden im ganzen Land Ruhe einkehrt. Aber das ist nur die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm! Ab den Mittagstunden können sich über den Mittelgebirgsregionen (Thüringer Wald, Erzgebirge) erste, teils heftige Wärmegewitter bilden. Sie entstehen an einer Luftmassengrenze, die warme Sommerluft bei uns im Norden, von schwülheißer Subtropikluft in der Südhälfte der BRD trennt. Diese extrem energetisch aufgeladene Knallluft wird von einem Gewittertief über Frankreich angezapft und nach Norden geführt. Besagtes Tief setzt sich dann in der Nacht zum Sonntag in Richtung Nordosten in Bewegung und erreicht am Sonntag die Ostsee.

Das deutsche ID 2 Modell sieht am Sonntag morgen verbreitet Schwergewitter über Mecklenburg – Vorpommer. Änderungen vorbehalten!

Selbiges Modell mit den möglichen Regenmengen/Sturzfluten innerhalb von nur einer Stunde.

Es zieht also von Südwestdeutschland ausgehend (ursprünglich Frankreich, BeNeLux) auf  einem breiten Streifen hinauf nach M-V. Los geht es im Süden am späten Nachmittag oder frühen Abend und nach Mitternacht auf Sonntag könnten von Süden bereits erste Schauer und Gewitter auf Mecklenburg – Vorpommern übergreifen. Es herrscht verbreitet ein sehr hohes Unwetterpotenzial. Selbst seriöse Wetterdienste rechnen in der Nacht auf Sonntag mit teils katastrophalen Entwicklungen!  Stichwort Pfingstunwetter Ela.  Die temperamentvolle Ela hatte sich damals wirklich übelst benommen und ausgetobt, ob es ihr Annelie, so wurde die Gewitterhexe inzwischen getauft, gleich tun möchte? Wer weiß! Auf jeden Fall kommt da wohl wirklich grobes auf uns zu. Wobei sicher das größte Spektakel weiter südlich stattfinden dürfte. Aber nichtsdestotrotz, was einige Wettermodelle auch für uns auf der Agenda haben, kann sich durchaus noch sehen lassen.

Zwei Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha) heute im Park am Seeblick in trauter Eintracht mit Grünen Knollenblätterpilzen. Hier ist die Farbvariabilität dieses sehr guten Speisepilzes mal ganz gut dargestellt.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 13.07.: minimal 25,2, maximal 116,4 und im Mittel 53,0 l/qm.


Und am morgen wieder Udo Lindenberg.

Sonnabend, 29. JuniReeperbahn – Eine öffentliche Lehrwanderung führte heute nicht über die Reeperbahn, sondern durch das Revier Weiße Krug, zwischen Blankenberg und Weiße Krug. Wir tangierten dabei kurz das Radebachtal, um Kurs auf den Weißen See zu nehmen. Bis auf die namensgebende Ortschaft, ist dieser komplett von Wald umgeben. Vorwiegend Buchenwald. Eine durchaus interessante Route, die mir gelegentlich in früheren Jahren schon einiges zu bieten hatte. Heute sah es jedoch ziemlich flau aus. Das war auch nicht anders zu erwarten und daher auch nicht überraschend oder gar enttäuschend. Fünf Pilzfreundinnen und Freunde waren am Start und auch bis zum Endpunkt dabei. Das Wetter war sehr schön und neben wissenswertem aus dem Pilzreich, konnte zumindest bei unseren beiden Teilnehmerinnen eine Pilzmahlzeit anlässlich des Wochenendes auf dem Speiseplan treten.

Das hätte sich der Schirm des Macrolepiota procera auch nicht träumen lassen, dass er heute Abend zweckentfremdet als Schnitzel des Waldes in einer Pfanne braten wird.

Dieser noch geschlossene Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera) muss dafür allerdings noch erst seinen Schirm aufspannen oder herkömmlich als Pilzgemüse in die Pfanne wandern.

Ich hoffe, die Pfanne ist groß genug, um die frisch aufgespannten Hüte der Parasole in Gänze zu fassen. Auch eine kleine Handvoll Pfifferlinge war dabei. Zum Wetter: Sehr entspannt kam dieses heute daher. Freundlich mit viel Sonne und einigen Schönwetterwolken. Die Luft war trocken und angenehm, aber der Ostwind lebte zeitweise spürbar auf. Dieser Umstand war der Gewittertiefbildung über Frankreich geschuldet. Dort und bis hinauf nach BeNeLux toben jetzt am frühen Abend bereits zahlreiche Gewitter. Diese sollen sich noch deutlich verstärken und dann, wie bereits weiter oben beschrieben, von Südwest nach Nordost über Deutschland hinweg ziehen. Große Unwettergefahr (extremer Starkregen, Großhagel mit bis zu 5 cm Korngröße, schwere Sturmböen bis hin zur Orkanstärke und erhöhte Tornadogefahr) besteht dabei im Südwesten der BRD. Auf dem Weg bis zu uns an die Küste geht dem System auch Tagesgang, bzw. Nachtgang bedingt, einiges an Energie verloren, so dass wir nur noch mit Starkregenfällen bis in den Unwetterbereich rechnen müssen. Natürlich auch weiterhin oft in Begleitung von Blitz und Donner. Im Vergleich zu den gestrigen Prognosen zieht die Bambule wahrscheinlich zügiger auf, wobei die einzelnen Wettermodelle diesbezüglich deutlichere Differenzen aufweisen.  Ab Mitternacht könnten erste Zellen über Mecklenburg auftauchen.

Viel Freude bereitete uns heute auch diese wunderbare Gelbe Lohblüte (Fuligo septica).

Der eigentliche Unwettercluster ist dann in den Frühstunden, etwa zwischen 03.00 – 07.00 Uhr zu erwarten. Nach wie vor soll Mecklenburg die volle Dröhnung an Starkregen abbekommen. Für Wismar stehen nach aktuellem Stand bis morgen Abend zwischen 20 und 50 Liter auf der Agenda. Auch nach Abzug dieses Gewitterclusters kann es im Laufe des Sonntags zu weiteren Gewittern und Starkregenfällen kommen. So wird die kommende Nacht für mich wohl mit wenig bis garkeinem Schlaf verbunden sein. Wer kann sich bei dieser spannenden Wetterlage schon die Decke über den Kopf ziehen? Fußball interessiert vielleicht auch noch den einen oder anderen, in jedem Fall jedoch wohl kaum ein Vergleich mit dem welches uns in der Wetterküche geboten wird. Auf Kachelmannwetter kann die Entwicklung auch live und kommentiert verfolgt werden.

Blick über den mehr blauen als Weißen See hinüber zum ebenfalls wenig weißen Weißen Krug.


Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 14.07.; minimal 39,6; maximal 106,3 und im Mittel 62,6 l/qm.


Heute morgen stand bei mir noch einmal die Dröhnland – Symphonie auf dem Programm.

Sonntag, 30. Juni Höllenfahrt Das war schon eine recht unruhige Nacht. Nicht nur beim Wetter, sondern auch was mein Schlafbedürfnis anbelangt. Zunächst die Live – Begleitung der Gewitterlage auf Kachelmannwetter, auch wenn die Musik am Abend noch weit weg spielte, nämlich vorzugsweise im Südwesten, besonders zum Saarland hin. Sturmjäger hatten sich vor eine sehr impulsive und imposante Gewitterfront gesetzt, die noch über Frankreich tobte und haben beeindruckende, wie beängstige Bilder einfangen können. Da war richtig Musik drin! Blitzradar und Regenradar verfolgen, bis mir irgendwann dann doch die Augen zufielen. Ab ins Bett, aber nicht ohne die Mittelwelle meines Radioweckers einzuschalten, an einem Senderfreien Platz, an dem die atmosphärischen Störungen, also das charakteristische und unverkennbare Knistern eines Blitzes besonders in der Nacht über hunderte Kilometer zu hören ist. Eine relativ gedrosselte Lautstärke eingestellt, so dass die Knistergeräusche bei Annäherung der Zellen entsprechend lauter werden, so dass ich möglichst bevor das Gewitter hoch ist, auch wieder wach werde. Nichts verpassen lautet die Devise!

Dunkle Wolken, kräftiger Regen samt Blitz und Donner heute morgen nicht nur über der Hansestadt Wismar.

Junger Fransiger Wulstling (Amanita strobiliformis) heute auf dem Friedhof in Wismar.

All zu viel gab es in Wismar jedoch nicht zu verpassen. Es war im Prinzip nur gewittriger Regen. Mehr los war da schon in Richtung Südosten (Ludwigslust, Parchim, Goldberg) beispielsweise. Hier zogen über mehrere Stunden immer wieder Gewitterzellen hinweg und hier gab es die höchsten Niederschlagsmengen, in etwa der weiter oben gezeigten Graphik entsprechend. Hier einige Messwerte: Grevesmühlen 16, Wismar (mein Messbecher) mit dem Nachmittagsregen 24 Liter. Gülzow – Prüzen 33 Liter, Goldberg 41, Goldenbow 46 und Spitzenreiter war Grabow mit 62 Litern. Insgesamt lässt sich konstatieren, dass die Gewitter nicht das volle Potenzial ausgenutzt haben, welches ihnen zur Verfügung gestellt wurde und dadurch die ganz großen Unwetter ausblieben. Nun liegt der Monat auch schon wieder hinter uns. Mit 52 Litern, die ich in meinem Messbecher einfangen konnte, war er mal wieder zu trocken. Normal wären nach der mir zur Verfügung stehenden Klimatabelle 79 Liter!

Aufgeschirmter Fransiger Wulstling (Amanita strobiliformis). Friedhof Wismar am 30.06.2024.

Beim Pilzwachstum stellt der Juni ja das Bindeglied vom Frühling zum Sommer dar. Es ist daher in der Regel nichts großes zu erwarten. Ziemlich groß war jedoch der erste Schub von Sommersteinpilzen zu Beginn des Monats und positives, auch durch den viel zu nassen Mai, hat er bezüglich der Entwicklung an der Eierschwamm – Front gebracht. Nun liegt es am morgen beginnenden Pilzsommer, ob es sich diesbezüglich weiterhin gut entwickeln kann und ob auch vieles andere, welches einen ordentlichen Pilzsommer ausmacht, in die Gänge kommt. Gute Startvoraussetzungen sind zumindest gegeben.

Fransige Wulstlinge (Amanita strobiliformis) im Dreier – Verband heute auf dem Wismarer Friedhof.


Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 15.07.2024: minimal 43,2; maximal 108,1 und im Mittel 65,8 l/qm.


Fortsetzung unter: „Wetter/Pilze Juli 2024“