Tagebuch November 2018

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter/Pilze November 2018

Der Strohblasse Schüppling (Pholiota gummosa) ist ein eher kleinwüchsiger Vertreter seiner Gattung. Er wächst im Herbst gern an grasigen Stellen in Wäldern. Oft auf Baumwurzeln oder sonstigen Holzresten im Boden. Hier sehen wird ihn in typischer, strohgelber Färbung. Er kann aber auch sehr blass sein, in der Hutmitte findet sich aber immer ein grünlich  – olivlicher Schimmer. Da man seine Huthaut wie eine Gummi – Haube abziehen kann, wird er auch Gummi – Schüppling genannt. Standortfoto am 31.10.2018 im Wald bei Boldebuck. Minderwertig.

Donnerstag, 01. November (Allerheiligen) – Nun starten wir bereits in die letzte Runde des Pilzjahres 2018. Seit Beginn der Saison im April warten wir auf ergiebige Niederschläge. Ostern war`s, als es das letzte mal flächendeckend kräftig geschneit hatte. Und es sieht nicht danach aus, dass bis Mitte des Monats nennenswert etwas vom Himmel fällt. Es sei denn, man wohnt ganz im Nordwesten. Dort drehte heute ein Regengebiet seine Kreise. Es zieht auf seiner Rückseite etwas kühlere Luft heran, so dass es am Wochenende bei Aufklaren geringen Bodenfrost geben kann. Auch in der letzten Nacht gab es diesen vor allem nach Vorpommern zu. Die geringen Fröste können den Pilzen kaum etwas anhaben und bis mindestens zum 17. November soll es aus heutiger Sicht ungewöhnlich mild für die Jahreszeit bleben. Es wird also den Monat noch einiges wachsen und die Vielfalt könnte durchaus größer sein, als in anderen Jahren zu dieser Zeit. Das liegt einfach daran, dass dort, wo es möglich ist, immer noch Arten auftauchen können, die eigentlich in den Vormonaten längst ihre Pflicht und Schuldigkeit hätten tun können, es ihnen aber nicht möglich war. Es ist also immer noch einiges zu erwarten, allerdings wohl kein deutlicher Schub von Steinpilzen mehr. Dafür hätte es wohl ergiebiger regnen müssen. Es wird aber trotzdem noch den einen oder anderen geben.

Hier noch einmal die Gummi – Schüpplinge (Pholiota gummosa) von oben. Der Kontrast zwischen jung und alt könnte kaum größer sein. Das junge Büschel ist nahezu weißlich, nur auf dem Hutscheitel waren sie olivlich angehaucht. Dafür schimmern die Lamellen bereits grünlich. 31.10.2018 im Wald bei Boldebuck.

Freitag, 02. November (Allerseelen) – Schönes, angenehm mildes Novemberwetter stand heute auf dem Programm. Ich nutzte den Tag zum Einkauf von Deko – Material und Kerzenhaltern für das bevorstehende Advents – Basteln. Auch ging es mit Irena zu unserer Wismarer Kleingartenanlage um Obstbäume zu beschneiden und die knorrigsten Äste auch gleich für unsere Gestecke zurecht zu stutzen. Der Rest wurde zur Kompostierung gebracht. Da die Parkanlage am Seeblick direkt daneben liegt, warf ich noch kurz einen Blick dort hinein. Leider wurde auf einem der interessantesten Stellen eine Fitness – Anlage errichtet. Schade, mit Saftling, Ellerling und Co. ist es ein für allemal vorbei. Auch die im Sommer üppige Pilzflora drumherum wird es sehr übel nehmen. Jetzt wurde mir auch klar, warum eine Lindengruppe weichen musste. Im Zuge eines neuen Wohngebietes wird hier ein Parkplatz eingerichtet.  Hier fällt wieder ein beachtliches Stück lebendiger Natur der Landschaftsversiegelung zum Opfer, einschließlich der ehemaligen Ackerfläche an der Reha – Klinik. Ein Glück, dass meine Lebenszeit allmählich dem Ende zu tendiert. Ich möchte nicht wissen, wie Wismar, M-V, Deutschland, Europa und die Welt in 50 – 100 Jahren aussehen. Immer mehr Menschen, immer weniger Natur.

Zu den Pilzen. Während unseres Herbstseminars haben wir vergeblich nach ihm gesucht, dem Gift – Häubling (Galerina marginata). Wir wollten ihn mit dem Stockschwämmchen vergleichen. Am Mittwoch hatte ich ihn dann doch noch, leider zu spät. Typisch ist der unbeschuppte Stiel, der auch etwas silbrig überhaucht sein kann. Foto am Standort im Wald bei Boldebuck am 31.10.2018. Tödlich giftig!

Sonnabend 3. November (Tag des Kindes) – Das war heute ein Wetter! Sonnig und kaum Wind, bei angenehmen Temperaturen. Eigentlich war ich noch kurz auf der Suche nach Bastelmaterial in einem Sonderpostenmarkt in Karow, bei Dorf Mecklenburg. Da das Wetter aber so super war, entschloss ich mich kurzerhand in den Wald zu fahren. Schließlich brauchen wir auch Zapfen für unsere Gestecke. So drehte ich eine kleine Runde durch den ehemals Großherzoglichen Forst Moidentin. Zwar gab es hier viele Kiefern, aber das Zapfen – Material war sehr dürftig und entsprach nicht meinen Anforderungen. Natürlich hielt ich auch nach Pilzen Ausschau. So leer habe ich diesen Wald zu dieser Jahreszeit noch nie gesehen! Zwar gab es die üblichen Verdächtigen wie Hallimasch, und diese waren sogar teils geschnitten, Schwefelköpfe oder Falsche Pfifferlinge. Ansonsten fast tot. Kaum Rüblinge, Trichterlinge, Helmlinge und ähnliche Gattungen, die um diese Zeit die Waldböden oft noch in Mengen bevölkern. Auch keine der jetzt üblichen Täublinge und Milchlinge. Das heißt fast keine. Einen einzigen Süßlichen Milchling konnte im Buchenwald ausmachen, der sonst um diese Zeit oft noch als Bodendecker auftritt. Es war staubtrocken! Nur wo Tau sich sammeln konnte, war es etwas feuchter. Hier wuchsen dann auch die erwähnten Arten.

Nennenswerter Regen ist weit und breit nicht auszumachen. Dadurch wird sich die Situation bis gegen Ende des Monats wohl auch nicht wesentlich verbessern. Immerhin soll am 24. November unsere abschließende Pilzwanderung durch dieses Revier führen. 

Der Großherzogliche Forst Moidentin am Nachmittag des 03. November 2018. Der traumhaft schöne Sonnentag passte so gar nicht zu diesem, an sich tristen Spätherbstmonat.

Sonntag, 04. November (Candy Day in den USA) – Der heutige Sonntag machte zwar seinem Namen keine, dafür aber dem November alle Ehre. Im Gegensatz zu gestern war es grau in grau. Das hielt mich aber nicht davon ab, die Mittwochexkursion, die regulär am 31. Oktober hätte stattfinden sollen, nachzuholen. Der zweite Quadrant des Tarnower Messischblattes sollte eigentlich bearbeitet werden. Da es hier wenig richtigen Wald gibt, hatte ich mir das NSG Gutower Moore und Schöninsel ausgesucht. Das Gebiet ist aber über weite Strecken nicht begehbar und verkrautet bzw. verschilft. Ähnlich dürfte es an den Rändern des Sumpfsees und des Parumer Sees aussehen. Da ich erst am Nachmittag im Gebiet war und es zu dieser Jahreszeit früh dunkel wird, hatte ich keine Zeit mehr, mich an den benachbarten Seen umzuschauen. Es wird hier sicher auch einige interessante Bereiche geben. Da ich im Gebiet Gutow war, suchte ich mir den erstbesten, zugänglichen Wald oder besser: Wäldchen aus. Ein kleines Laub- und Nadelwaldgebiet zwischen Ganzow und Badendiek. Sehr sandiger Untergrund. Im Laubwald und auch im dichteren Kieferwald kaum Frischpilze. Nur an den lichteren Stellen, bzw. wo die Bäume locker standen, Flechten, Moose und viele andere Kräuter und Gräser wuchsen, gab es dann doch einige Frischpilze. Der sehr arme Sandboden hatte vor allem Frostschnecklinge zu bieten. Hier hätte man sich eine Mahlzeit dieses schmackhaften Speisepilzes einsammeln können. Ihm haben die gelegentlichen Bodenfröste gut getan und er scheint jetzt an seinen Orten, wo die Bodenfeuchtigkeit es zulässt, durchzustarten. Leider befindet sich das Gebiet schon im 4. Quadranten des Messtischblattes, der eigentlich erst am übernächsten mal an der Reihe gewesen wäre. Wie dem auch sei, hier die Artenliste von 2238/4 – Wäldchen zwischen Ganzow und Badendiek: Rötende Tramete, Holunder – Rindenschichtpilz, Judasohr, Zugespitzter Kugelpilz, Rehbrauner Dachpilz, Samtiger Schichtpilz, Braunroter Lacktrichterling, Duft –  Trichterling, Dunkelscheibiger Fälbling, Roter Fliegenpilz, Gemeiner Trompetenschnitzling, Orangeroter Heftel – Nabeling, Frostschneckling, Amiant – Körnchenschirmling, Falscher Pfifferling, Trockener Kahlkopf, Mäuseschwänzchen, Horngrauer Rübling, Waldfreund – Rübling, Geflecktblättriger Flämmling, Bleiweißer Trichterling, Flächiges Eckenscheibchen, Dehnbarer Helmling, Schwarzpunktierter Schneckling, Blutender Schichtpilz, Ahorn – Runzelschorf und Kegeliger Helmling.

Der Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus) hat jetzt Saison. Wir hatten des Öfteren schon etwas Bodenfrost und das ruft ihn verstärkt auf den Plan. Wir finden die Wachsblättler stets unter Kiefern auf sandigen Böden. Der Pilz besitzt ein zartes Aroma, nur kann der Schleim etwas stören. Das Foto entstand am 04.11.2018 im Wäldchen zwischen Ganzow und Badendiek.

Montag, 05. November (Bonfire Night in England) – Auch heute machte der November seinem Namen alle Ehre. Grau, teils sogar neblig – trüb, aber recht mild. Sehr mild soll es auch an den nächsten Tagen werden. Dazu könnte morgen wieder die Sonne lachen und einen perfekten Spätherbsttag, oder sollten wir vielleicht schon wieder Vorfrühlingstag sagen, bringen. Aber soweit ist es lange noch nicht. Wir müssen erst die aktuelle Saison zu Ende bringen und den Winter überstehen. Viel wird die Restsaison wohl nicht mehr an Überraschungen zu bieten haben, denn viele Wälder sind so trocken, wie ich es zu dieser Jahreszeit bisher noch nicht erlebt habe. Erst zum Wochenende und zu Beginn der nächsten Woche werden für uns moderate Regenfälle prognostiziert. Lassen wir es herankommen und uns überraschen, was  tatsächlich aus den Wolken fällt. Überdurchschnittliche Temperaturen werden jedenfalls noch für längere Zeit vorhergesagt. Solange die derzeitige Druckkonstellation von kräftigen Tiefs über dem Atlantik und hohem Druck über Osteuropa anhält und die Tiefs uns nahe und kräftig genug sind, um die Warmluftzufuhr aufrecht zu erhalten, können wir nach dem möglichen Regen zumindest noch auf eine Zunahme der Spätherbstarten hoffen.

Lacktrichterlinge waren im Gegensatz zum vergangenem, sehr nassen Jahr, in diesem trockenen kaum vertreten. Gestern fand ich jedoch eine Gruppe Braunroter Bläulinge (Laccaria proxima) an einer lichten Stelle des Kiefernwaldes. Alle Vertreter der Gattung, so sie denn sicher bestimmt werden können, dürfen gegessen werden. Das Bild entstand am 04.11.2018 im Wald zwischen Ganzow und Badendiek.

Dienstag, 06. November (Papierfreier Welttag) – Daran konnte ich mich leider nicht halten, denn ich hatte wichtige Dokumente unseres Vereins, nämlich der Gruppe der Pilzfreunde, auszudrucken.

Das Wetter hielt sich an die gestrige Prognose. Es war eher Frühling als November. Und auch der neue 14 – Tage Trend auf Wetter – Online lässt es kaum abkühlen. Um das Wochenende und auch danach könnte es etwas regnen. Das wird, wie schon vorher erwähnt, zumindest die spätherbstlichen Saprophyten etwas stärker aufleben lassen. Wie weit es noch für Mykorrhiza – Pilze etwas bringen wird, muss abgewartet werden. Die Zeit wird knapp, da die Laubbäume nun verstärkt ihre letzten Blätter abwerfen und in Winterruhe gehen. Damit dürfte auch ihr Stoffwechsel mit den Pilzpartnern reduziert werden. Ich denke aber, sollten es die Niederschläge ermöglichen, können in der zweiten Novemberhälfte vielleicht noch einige Röhrlinge auftauchen. Großes wird nicht mehr passieren.

Heute Abend gab es wieder ein Treffen der Pilzfreunde. Ein Reisebericht aus Sri Lanka stand auf dem Programm. Christopher Engelhard aus Lübeck ließ uns per Beamer – Präsentation an einer Naturreise durch diese endemische Inselwelt teilhaben und stellte eine Vielzahl an Vögeln, Insekten, Reptilien und viele andere Tier und Pflanzen – Arten b. z. w. Gattungen vor. Es waren sogar Pilze dabei. Was für uns nahezu unfassbar ist, dort darf nichts aus den Wäldern mitgenommen werden. Es ist strengstens verboten auch nur einen Grashalm aus der Natur zu entfernen, geschweige denn, einen Pilz! Nicht einmal die Biologen dürfen etwas zur wissenschaftlichen Untersuchung entfernen!

Es wird die Zeit kommen, dann dürfte es wohl überall auf der Erde so sein. Aber vorher wird in anderen Regionen, so beispielsweise in Brasilien, noch mal richtig zugeschlagen. Der neu gewählte, rechtspopulistische Machthaber, wird jetzt erst recht die Regenwälder abholzen lassen. Hoffen wir, dass wenigstens die Wahlen in den USA dem dort amtierenden Präsidenten seine Machtfülle schmälert, damit nicht noch mehr Unheil angerichtet wird. Aber auch in Deutschland sind die Menschen nicht selten blind und geben bei Wahlen ihre Stimme den Rechtspopulisten. Wehe uns, diese Typen kommen auch hier an die Macht! Dieser weltweite Rechtsruck muss unbedingt aufgehalten werden, sonst droht nicht nur eine Humanitäre Katastrophe, sondern Hand in Hand mit noch zügelloserem Profit – Denken und nationalem Egoismus, der Ruin für unseren schönen, blauen Planeten.

Hier sehen wir Fruchtkörper des Gemeinen Trompetenschnitzlings (Tubaria furfuracea). Der überaus häufige Blätterpilz wächst besonders im Winterhalbjahr auf Holzresten. Er soll sogar essbar sein, ist aber wenig ergiebig und nur vom Kenner zu sammeln. Standortfoto am 04.11.2018 im Wald zwischen Ganzow und Badendiek.

Mittwoch, 07. November (Neumond) – Nun ist es wieder soweit. Die Mondanbeter hoffen ein letztes mal in diesem Jahr auf einen Röhrlingsschub. Das dürfte aber wohl nichts werden. Einfach viel zu trocken. Auf meiner gestrigen Mittwochsexkursion fand ich auch nur noch völlig überständige Rotfüßchen und auch eine Marone war dabei, die ebenfalls bereits jähnseits von gut und böse war. Überhaupt haben die Chancen Speisepilze in größeren Mengen zu finden, deutlich abgenommen. Will heißen, dass auch der lang anhaltende und überaus üppige Hallimasch – Schub zu Ende geht. Ich fand von ihnen nur noch letzte Reste und völlig überständig. Für Kochtopf – Mykologen wären noch eine Handvoll junger Stockschwämmchen und Graublättriger Schwefelköpfe dabei gewesen. Auch ein wunderschöner, sich gerade öffnender Riesenschirmpilz und wenige Rehbraune Dachpilze waren im Angebot. Es stand der 3. Quadrant des Messtischblattes Tarnow auf dem Programm. Ich war in einer der schönsten mecklenburgischen Landschaften unterwegs, südöstlich von Lenzen und südlich des Upahler und Lenzener Sees. Eine hügelige Gegend mit Wiesen, Wäldern und Seen. Buchenwald, durchsetzt mit Nadelbäumen auf teils lehmigem, teils sandigem Untergrund. Hier die Artenliste von 2238/3 – Wald südöstlich Lenzen: Schmetterlings – Tramete, Angebrannter Rauchporling, Rosa – Helmling, Weißmilchender Helmling, Striegelige Tramete, Spaltblättling, Buchenlaub – Mürbling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Steife Koralle, Graukappe, Dunkler Hallimasch, Gelbmilchender Helmling, Rehbrauner Dachpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Gefleckter Helmling, Violetter Knorpelschichtpilz, Strohblasser Schüppling, Laubholz – Harzporling, Gelber Knollenblätterpilz, Schuppiger Träuschling, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Gelbweißer Täubling, Hochthronender Schüppling, Stockschwämmchen, Riesenporling, Ahorn – Runzelschorf, Geweihförmige Holzkeule, Widerlicher Ritterling, Lederbrauner Mürbling, Flacher Lackporling, Graublättriger Schwefelkopf, Rotfüßchen, Goldschimmel, Heftel – Nabeling, Flaschen – Stäubling, Marone, Geflecktblättriger Flämmling, Violetter Lacktrichterling, Brennender Rübling, Rostfleckiger Helmling, Mai – Stielporling, Dunkelscheibiger Fälbling, Purpurschwarzer Täubling, Graugrüner Milchling, Gallen – Täubling, Schlanker Riesenschirmpilz, Striegeliger Schichtpilz, Echter Zunderschwamm, Grüner Anis – Trichterling und Gemeiner Trompetenschnitzling.

Junge Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils) auf einem alten Buchen – Stubben. Gut zu erkennen ist noch die Vorgänger – Generation, die von Schimmelpilzen befallen ist. Stockschwämmchen können am selben Stubben mehrere Wachstumsschübe in einer Saison bekommen. Und diese ist sehr lang, nämlich von April bis November und auch in den restlichen Monaten sind bei milder Witterung Fruchtkörper möglich. Der Edelpilz kann also praktisch ganzjährig auftreten! Standortfoto am 07.11.2018 im Wald bei Lenzen.

Donnerstag, 08. November (Internationaler Tag der Radiologie) – Donnerstags und Montags ist immer langer Tag im Steinpilz – Wismar. Das liegt u. a. daran, dass an diesen Tagen jeweils die Frischpilz – Ausstellung zu erneuern ist. Ich habe diese nun schon eine Weile nicht im Tagebuch erwähnt, sie findet aber immer noch statt und wurde heute natürlich auch wieder aufgefrischt. So liegen aktuell 96 Arten auf den Flächen. Gleichzeitig begann ich damit, unser Info – Zentrum allmählich in eine Advents – und Weihnachtsstube zu verwandeln. Die ersten Gestecke stehen zum Verkauf und auch in Keez wurde die Bastelstube bereits aufgebaut. Dazu gibt es große Mengen an Bio – Walnüssen, da der Ertrag in diesem Jahr, wie auch bei anderen Baumfrüchten, besonders üppig ausgefallen ist. Das bedeutet aber auch, dass in Kürze die Moosfläche für die auszustellenden Frischpilze abgebaut wird, da ich auch diesen Platz zur Präsentation unserer Gestecke benötige. Die Frischpilz – Saison im Steinpilz – Wismar neigt sich also mit großen Schritten dem Ende zu!

Hier ein Foto eines ganz besonderen Holzbewohners, dem Spaltblättling (Schizophyllum comune). Der häufige Pilz bevorzugt besonders trockene und besonnte Standorte. Derzeit entwickeln sich die frischen Fruchtkörper und wie auf dem Bild gut zu erkennen, sind seine Lamellen gespalten. Eine Reaktion der Natur auf den extremen Standort. Je nach Witterung können diese geöffnet oder geschlossen werden. Standortfoto am 07.11.2018 im Wald bei Lenzen.

Freitag, 09. November (Schicksalstag) – Das dürfte ganz besonders für die Deutschen gelten, denn an einem 09. November gab es hierzulande einige denkwürdige Ereignisse.

Ein denkwürdiges Ereignis gab es dieser Tage auch bei unserer Pilzfreundin Angelika Boniakowski und ihrer besseren Hälfte Wilhelm. Wie schon im letzten Jahr besuchten die beiden die Nemitzer Heide, die zum Naturpark Elb – Höhen – Wendland gehört. Daran grenzen auch die Gartower Tannen, die ihrerseits an der Grenze von Niedersachsen zu Sachen – Anhalt liegen. Mit 5 600 ha stellt dieses dichte Waldgebiet, dass unbewohnt ist, die größte zusammenhängende Privat – Waldfläche Deutschlands dar. In der Region tobten im Jahre 1975 die legendären Waldbrände und die Nemitzer Heide geriet im Zusammenhang mit dem Atom – Endlager Gorleben immer wieder in die Schlagzeilen (Republik Wendland). Sicher wurde dieses Gebiet ausgesucht, weil hier nur wenige Menschen wohnen. Aktuell erwartet man in der Region das Eintreffen der Wölfe, denn es ist ein ideales Gebiet für dieses Raubtier.

Aber dem denkwürdigen Erlebnis liegt nicht eine Begegnung mit Isegrim zu Grunde, sondern es waren einfach nur Pilze. Uns ist noch die große Maronen – Schwämme von vor zwei Jahren in der Kalißer Heide in Erinnerung. Das war schon Wahnsinn, aber hier wurde es offensichtlich noch überboten. Maronen über Maronen „Ich habe bald aufgehört mich umzuschauen, sondern nur noch auf den Waldboden geguckt, um nicht neue Nester dieser leckeren Speisepilze zu entdecken. Wir sammelten so viel ein, wie unsere mitgebrachten Tragekapazitäten fassen konnten und verschenkten einen Teil dann noch an unsere Gastgeber. So etwas habe ich noch nie gesehen“!

Und ich kann nur sagen, es wurde ja auch Zeit. Geringe Niederschläge gab es zwar auch hier nur, aber die Kiefernforste besitzen nicht so ein geschlossenes Laubdach wie unsere Buchenwälder. Starker Tau – Fall in den Nächten reicht im Spätherbst völlig aus, um reichlich Wasser an den Waldboden abtropfen zu lassen. An jedem Grashalm läuft es stundenlang ab und das hat die Pilz – Flut noch so kurz vor Toresschluss ausgelöst. Und das nicht bei zunehmendem, sondern bei abnehmenden Mond!

Offene, heideartige Landschaften und lichte Nadelwälder profitieren im Spätherbst von reichlich Tauwasser. An der Krautschicht schlägt es sich nieder und läuft direkt auf die Oberböden ab. Selbst an sonnigen Tagen bleibt es dann zumindest im Schatten dauerfeucht. Gerade in den letzten Nächten, mit teils dichtem Nebel, war das gut zu beobachten. Hier sehen wir das Gebiet zwischen Ganzow und Badendiek, in dem ich am Sonntag unterwegs war. Links schlossen sich Kiefern an, bei denen es reichlich Frostschnecklinge gab.

Sonnabend, 10. November (Welttag für Frieden und Entwicklung) – Heute morgen starteten wir von Wismar aus wieder zu einer öffentlichen Pilzlehrwanderung. Es ging in die Region Bad Doberan/Heiligendamm. Zwischen beiden Orten, unweit des Ostsee – Strandes, steht der Große Wohld. Ein langgezogenes Waldgebiet, überwiegend mit Buchen, aber auch anderen Laub- und Nadelbäumen bestanden. Letztmalig waren wir hier im Jahre 2013 zu einer Pilzwanderung unterwegs. Und das zur selben Zeit. Damals war die Artenvielfalt wesentlich größer, bis hin zu Trompeten – Pfifferlingen und Steinpilzen. Von Mykorrhiza – Arten war heute allerdings kaum etwas zu sehen. Nach wie vor prägten Streubewohner und vor allem Stubbenpilze das Bild. Diese befinden sich aber auf dem Rückzug. An Speisepilzen waren immerhin noch einige große Büschel von Honiggelben Hallimasch im Angebot. Auch  Stockschwämmchen und erste Samtfuß – Winterpilze waren dabei.

Ein großes Büschel Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea) und die Pilzmahlzeit ist gesichert. 10.11.2018 im Großen Wohld.

Sonntag, 11. November (11.11 Uhr – Beginn der Faschings- und Karneval – Saison). Fasching habe ich heute nicht gefeiert. Auch habe ich mit dem Martensmann kein Fass Wein von Lübeck über Schönberg und Rehna nach Schwerin gerollt. Aber das war sowieso schon gestern, obwohl heute eigentlich erst Martinstag ist. Ich fuhr dafür nach Keez und mit Irena am Nachmittag in den Wald, um noch Material zum Basteln für unsere Advents – Gestecke zu besorgen. Flache Moospolster von Steinen oder Baumstümpfen. Rentierflechte, in Büschel Blaugräser. Desgleichen mit Striegeligen Trameten bewachsene Äste, die mir bei meiner letzten Mittwochs – Exkursion in` s Auge sprangen. Mit dem Fuchsschwanz sägte ich mir diese verpilzten Hölzer passgerecht für Gestecke zurecht. Reichlich stabile Baumrinde haben wir bereits im Februar geholt und eingelagert. Auch einige Frischpilze gingen für die Dauerausstellung mit. So Leberbraune Milchlinge, Frostschnecklinge, Butterpilz und Marone.

Auch gewaltige Büschel von Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea) erfreuten uns im abendlichen Dämmerlicht am Straßenrand in Lohmen. Das rekordverdächtig große Büschel im Vordergrund hat etwa eine Höhe von einem halben Meter und einen doppelt so großen Durchmesser! Das kleinere Büschel im Hintergrund ging für die Pilzausstellung nach Wismar mit.

Montag, 12. November (Tag der Sardellen – Pizza) – Warum eigentlich nicht Tag der Pilz – Pizza? – Wie dem auch sei, heute war wieder langer Tag im Steinpilz – Wismar. Nach der Erneuerung der Ausstellung (es liegen 90 Arten auf den Flächen), ging es an die Schaufenster. Ausräumen, Putzen und mit Weihnachtservietten auslegen. In Kürze werden sie mit Advents – Gestecken bestückt.

Pilzfreund Thomas Harm teilte mit heute mit, dass er in einem Wald bei Brüel gestern eine leckere Pilzmahlzeit, bestehend aus Maronen, sehr schönen, frischen Birkenpilzen und Rotkappen einsammeln konnte. Trotz der trockenen Verhältnisse gibt es stellenweise immer noch gute Erfolge. Viel Glück gehört aber dazu und vielleicht auch gewusst wo.

Die Regenfälle haben jetzt etwas Feuchtigkeit gebracht, wenn auch nicht sonderlich tiefgründig. Für viele Arten kommen sie dennoch zu spät, aber spätherbstliche Streubewohner wie Nebelkappen oder Violette – Rötel – Ritterlinge könnten in den nächsten Wochen nochmals häufiger werden. Das heißt, sollte es nicht zu kalt werden. Die milden Tage scheinen gezählt. Morgen vielleicht noch letzte Tropfen und dann soll sich der Hochdruckeinfluss wieder verstärken. Von einem neuen Beton – Hoch war sogar die Rede. Und dieses könnte sich im Verlauf so positionieren, dass anstatt von Süden die milde, von Osten her zunehmend kältere Luft einsickert. Die Nachtfrostgefahr nimmt ab der zweiten Wochenhälfte zu. Da sich im Verlauf über Nordosteuropa immer kältere Frostluft ansammelt, ist im letzten Monats – Drittel sogar richtige Winterluft möglich, mit bitterkalten Frösten zumindest in den Nächten!

Im armen Kieferngebiet, so wie hier bei Sternberg, wo wir auch Rentierflechte und Blaugräser vorfinden, Grünlinge und Schwarzfaserige Ritterlinge wachsen, erfreuten mich gestern diese Milchlinge. Es handelt sich um den Späten – Milchling, auch Leberbrauner Milchling (Lactarius hepaticus) genannt. Er ist an Kiefern auf Sand gebunden und seine weiße Milch schlägt nach kurzer Zeit zu gelb um. Der Pilz ist ungenießbar.

Dienstag, 13. November (Welttag der Güte) – Auch das Wetter meinte es heute gut. Es regnete in Verbindung mit Schauern und Gewittern am Nachmittag und Abend stellenweise kräftig. Auslöser war kalte Luft in der Höhe, die am Abend noch stärkere Schauer über dem noch recht warmen Ostsee – Wasser auslösen wird. Das war`s dann aber erst einmal mit dem Niederschlag. Ruhiges Hochdruckwetter steht nun wieder auf dem Plan. Die Temperaturen werden in Richtung Wochenende immer weiter zurück gehen und nachts wird es häufig Frost geben. In der nächsten Woche scheint es noch kälter zu werden und selbst erste Schneefälle rücken in greifbare Nähe. Der Winter scheint sich also langsam, aber sicher, anzupirschen.

Schließlich öffnen bald schon die ersten Weihnachtsmärkte. Auch in unmittelbarer Nähe zum Steinpilz – Wismar findet ein kleiner Weihnachtsmarkt am 28. und 29. November statt. Direkt an der backsteingotischen St. Nikolai – Kirsche. Der Kirche der Seefahrer. Unter dem Motto „Traditionelle Stern Wiehnacht“ gibt es hier einen kleinen, nostalgischen Markt, fern ab vom Trubel der klassischen Weihnachtsmärkte. Geöffnet ist jeweils von 14.00 – 20.00 Uhr. Auch der Steinpilz – Wismar sollte sich mit einen Stand beteiligen und Waldpilz – Spezialitäten sowie Gestecke anbieten. Da unsere Köchin aber leider regulär dienstverpflichtet ist, wird nichts daraus. Gestecke gibt es natürlich bei uns im Info – Zentrum und heute habe ich das erste Schaufenster mit ihnen bestückt.

Trotz der zurück gehenden Temperaturen wird man diesen leckeren Speisepilz noch lange an Nadelholz – Stubben finden. Der Rauchblättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) übersteht moderate Fröste schadlos, anders als sein giftiger Doppelgänger, der Grünblättige Schwefelkopf. Einmal gefroren, bricht dieser beim auftauen matschig zusammen. Erst wenn es im laufe des April oder Mai wieder wärmer wird, stellt die hier gezeigte Art ihr Wachstum ein. Aber auch in richtig strengen Wintern. Standortfoto am 07.11.2018 im Wald bei Lenzen.

Mittwoch, 14. November (Weltdiabetestag) – Natürlich startete ich heute Mittag wieder zu einer Mittwochsexkursion. Der letzte Quadrant des Messtischblattes Tarnow stand auf dem Programm. Zwar bin ich am 04. November schon einmal in diesen Quadranten gerutscht, heute war er aber offiziell an der Reihe. Ich suchte das Waldgebiet südlich des Ortes Zehna auf. Abwechslungsreich und hügelig. Mit guten Buchenbereichen, Nadelforste, Erlenbrüche und kleine Moore. Auch für den klassischen Kochtopf – Mykologen ein sehr empfehlenswertes Gebiet. Zumindest in Jahren mit mehr Niederschlag. So blieb auch die Artenvielfalt deutlich unter dem, was Mitte November möglich und zu erwarten ist. Erwähnter Kochtopf – Mykologe wäre aber trotzdem auf seine Kosten gekommen. Hier vor allem durch die beiden klassischen Winterarten Austern – Seitling und Samtfuß – Winterpilz.

Hier die Artenliste von 2238/4 – Wald südlich Zehna: Rosablättriger Helmling, Angebrannter Rauchporling, Striegelige Tramete, Waldfreund – Rübling, Schmetterlings – Tramete, Geweihförmige Holzkeule, Weißstieliges Stockschwämmchen, Rehbrauner Dachpilz, Süßlicher Milchling, Samtfuß – Winterpilz, Weißmilchender Helmling, Gemeiner Trompetenschnitzling, Gallertfleischiges Stummelfüßchen, Grauweißer Saftporling, Dunkler Hallimasch, Laubholz – Harzporling, Grünblättriger Schwefelkopf, Tonfalber Schüppling, Weißer Rasling, Striegeliger Schichtpilz, Orangeroter Kammpilz, Geflecktblättriger Flämmling, Gelber Knollenblätterpilz, Falscher Pfifferling, Graublättriger Schwefelkopf, Gift – Häubling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Fichten – Zapfenrübling, Graukappe, Duft – Trichterling, Kahler Krempling, Ziegelroter Schwefelkopf, Gelbstieliger Muschelseitling, Hochthronender Schüppling, Austern – Seitling, Goldgelber Zitterling, Buckel – Tramete, Pappel – Schüppling, Flacher Lackporling, Mäuseschwänzchen, Amiant – Körnchenschirmling, Dehnbarer Helmling und Blauer Träuschling.

Auf einem liegenden Buchenstamm hatten es sich etliche Fruchtkörper des Austern – Seitlings (Pleurotus ostreatus) gemütlich gemacht. Der schmackhafte Pilz kann besonders auch um die Weihnachtszeit den Speiseplan bereichern. Zähfleischigere Exemplare kann man noch zu einer herzhaften Brühe auskochen. Standortfoto am 14.11.2018 im Wald südlich Zehna.

Donnerstag, 15. November (Welttag der Philosophie) – Heute habe ich die Ausstellungsfläche für die Frischpilze abgebaut, obwohl ich von der gestrigen Exkursion eine durchaus ansehnliche Ausstellung hinbekommen hätte. Das Interesse der Menschen diesbezüglich ist ohnehin geschwunden und ich muss das Info – Zentrum für unseren Gesteck – Verkauf herrichten. Das ist heute abgeschlossen worden und in den nächsten Tagen werden immer mehr Adventsgestecke im Angebot sein. Derzeit sind allerdings Walnüsse aus Keez der Renner. Der große Nussbaum hat in diesem Jahr eine Rekord – Ernte eingebracht. Tolle Nüsse und immerhin hundert prozentig Bio. Manche Leute, so wie heute, kaufen gleich Kiloweise.

Zu Pilzen und Wetter: Wer jetzt noch den Korb mit Maronen füllen möchte, sollte umgehend in die Nemitzer Heide nach Niedersachsen fahren, denn der Winter hält ab dem kommenden Wochenende Einzug. Heute erlebten wir nochmal einen strahlend schönen und milden Novembertag. Es war eher Frühling als Spätherbst. Das werden wir so wahrscheinlich frühestens erst wieder im März oder April erleben! Auch morgen und Sonnabend soll es zwar noch sonnig werden, aber es wird bereits kühler. Die Nächte werden immer frostiger. Anfang der nächsten Woche könnte ein Kaltlufttropfen sogar den ersten Schnee bringen! Und so wie es derzeit die Modelle berechnen, bleibt das frühwinterliche Wetter auf unabsehbare Zeit. Zum Monatsende könnte dann sogar der Russische Winter mit bitterkalter Frostluft zuschlagen und wir können möglicherweise die erste Kerze auf den Kränzen oder Gestecken bei hochwinterlichen Verhältnissen anzünden. Wenn das nicht romantisch klingt! Jedenfalls freuen sich die Betreiber der Weihnachtsmärkte und fiebern schon seit längerem einem Kaltluft – Einbruch entgegen. Und der Wetterumschwung kommt für uns Pilzfreunde sogar äußerst pünktlich, denn heute beginnt ganz offiziell der Pilzwinter (Mitte November bis Januar).

Dieser büschelig wachsende Holzpilz trägt die kalte Jahreszeit bereits in seinem Namen. Zusammen mit oben gezeigtem Austern – Seitling, bildet er die Speerspitze der essbaren Winterpilze, der Samtfuß – Winterrübling (Flammulina velutipes). Wir finden ihn besonders gern an Weichhölzern wie Weiden, aber auch an Eschen und vielen anderen Laubhölzern. Sein orangegelber bis orangebrauner, fettig glänzender Hut, die gelblichweißen Lamellen und der braunsamtige Stiel lassen kaum Verwechslungen zu. Schmeckt ausgezeichnet und wächst noch bis April, am häufigsten aber um den Jahreswechsel herum. Auch stärkere Fröste können ihm nichts anhaben. Standortfoto am 14.11.2018 im Wald südlich Zehna.

Freitag, 16. November (Tag der Toleranz) – Ich denke, angesichts der Abkühlung auf zunächst der Jahreszeit entsprechendes Niveau, kann man auch aus Sicht des Pilzfreundes Toleranz üben. Es war lange überdurchschnittlich warm, aber nennenswerte Niederschläge blieben auch im zurückliegenden Herbst aus. Nun darf es ruhig kälter werden, denn es wäre ohnehin zu spät, falls es jetzt noch stärker regnen sollte. Und dies könnte nächste Woche durchaus möglich sein, wenn der erwähnte Kaltlufttropfen über unseren Köpfen herum eiert. Dabei wird es möglicherweise bei uns in M-V kräftiger regnen, während es weiter südlich schneien soll. Hier kann sich sogar eine Schneedecke bilden. Bei uns bleibt es nach den derzeitigen Berechnungen wohl bei Regen. Grund ist vor allem das noch recht warme Ostsee – Wasser. Sobald der Wind über die Ostsee streicht, werden die unteren Luftschichten erwärmt. Das schützt uns bei entsprechenden Winden auch vor stärkeren Nachtfrösten, aber nur wenn er merklich unterwegs ist. Und das wird er in großen Teilen Deutschlands zunehmend sein. Ein eisiger Ostwind wird es sich noch kälter anfühlen lassen, als es tatsächlich ist. Erst zum Monatswechsel deutet sich dann ein massiver Kaltluftvorstoß aus Russland an. Sollte diese bitterkalte Luft dann aus nordöstlicher Richtung über die Ostsee heran wehen, wird sie zwar immer noch am Boden erwärmt, aber frostig wird es dann trotzdem. Es kann sich sogar der berühmte Ostsee – Strich einstellen. Das bedeutet, dass durch das warme Wasser viele Wolken entstehen und strichweise starke Schneefälle auslösen können. Diese können dann auf die Küsten zuziehen und teils erhebliche Schneemengen bringen. Eine derartige Tendenz ist derzeit durchaus aus den Berechnungen heraus zu lesen.

Einer der größten, auffälligsten und schönsten Blätterpilze an Holz ist zweifellos der Pappel – Schüppling (Pholiota destruens). Sein wissenschaftlicher Name weist bereits auf die Zerstörungskraft dieses aggressiven Holzschädlings hin. Er wächst an totem, aber recht frischem Pappelholz. Damit bereitet er das Substrat für andere Pilze und Lebewesen vor, denn er zieht sich nach wenigen Jahren wieder zurück, zumindest bildet er dann keine Fruchtkörper mehr aus und das Holz wird zunehmend wertlos. Ungenießbar. Standortfoto am 14.11.2018 im Wald südlich Zehna.

Sonnabend, 17. November (Tag der Überlebenden von Suizid – Versuchen) – Überlebt haben es heute allerdings Gänse und Enten in Keez nicht. Sie mussten ihr Leben für den Weihnachtsbraten lassen. Auch bastelte ich gestern Abend und auch heute neue Adventsgestecke, die unser Angebot in den nächsten Tagen bereichern sollen.

Morgen geht es wieder in den Wald. Die letzte Vereins- und Kartierungsexkursion des Jahres steht an. Ziel ist das Heidenholz bei Lübeck.

In der Pilzberatung wurden mir heute ganz frische Gemeine Rettich – Fälblinge vorgelegt, die als Champignons in der Pfanne brutzeln sollten. Das wäre sicher kein schmackhaftes Gericht geworden, denn roh sind die Pilze giftig und gut durchgegart schmecken sie einfach nicht. Sie sind ungenießbar. Eigentlich bildet diese Art im September und Oktober Massenbestände aus, aber in diesem Jahr fehlte ihnen vielfach die Feuchtigkeit. In der letzten Zeit hatte es nun etwas geregnet, es war mild und oft auch Nebelfeucht, so dass sie jetzt durchstarten wollen. Sicher möchten auch einige andere, durchaus essbare Arten nochmal einen Versuch vorbereiten, der aber meist zum Scheitern verurteilt sein dürfte, da es einfach zu frostig wird. Selbst heute Nachmittag, als ich bei sehr schönem und sonnigem Wetter von Keez nach Wismar fuhr, war an schattigen Waldrändern zu Wiesen und Feldern hin noch der Raureif der Nacht vorhanden. Es erwärmte sich also am Erdboden teilweise nicht mehr über den Gefrierpunkt. Und diese Nachtfröste werden nun immer häufiger, wenn auch nicht in allen bevorstehenden Nächten der nächsten Tage. Es hängt immer vom Bewölkungsgrad ab. Der massive Kaltluftvorstoß, der gestern noch zum Monatswechsel berechnet wurde, scheint nun doch nicht in dieser Form zu kommen. Möglich ist auch eine Milderung durch stärker werdende Atlantik – Tiefs.

Die heute vorgelegten Pilze waren ungenießbar. Weniger attraktiv, weil dünnfleischiger und unscheinbarer ist der Rosablättrige Helmling (Mycena galericulata), den wir fast ganzjährig an Laubholz – Stubben antreffen können. Im Vergleich zu vielen anderen Helmlingen ist er sehr stabil, insbesondere der steife Stiel. Am Grunde der sich erst recht spät rosa verfärbenden Lamellen befinden sich zahlreiche Querverbindungen. Foto am 14.11.2018 im Wald südlich Zehna. Ohne Stiel soll er eine Delikatesse sein!

Sonntag, 18. November (Volkstrauertag) – Bei zunächst gar nicht so traurigem Wetter startete heute morgen unsere letzte Vereinsexkursion des Jahres durch das Heidenholz bei Hof Selmsdorf, 3 Km vor den Toren der Hansestadt Lübeck. Zu früheren Zeiten tiefstes Sperrgebiet. Es war zwar leicht frostig mit Raureif, aber gelegentlich strahlte uns noch die Sonne. Erst im weiteren Verlauf trübte es ein und es fing an zu nieseln. Insgesamt waren wir 10 Leute –  Vereinsmitglieder und Gäste mit Kindern. Das kompakte Waldgebiet ist hauptsächlich von Buchen bestanden. Eine Mittwochsexkursion führte hier in diesem Jahr schon hin und auch während der Sammelaktionen im Zuge unserer Großpilzausstellung tangierten wir dieses Waldgebiet. Damals konnten wir wunderbare Ästige Stachelbärte als Blickfang für unsere große Ausstellung mitnehmen. Auch heute hatten die liegenden Buchenstämme diesbezüglich noch Besatz. Ansonsten ist die Artenvielfalt recht dürftig gewesen, aber interessant war es allemal und unsere Gäste konnten auch eine Waldpilz – Mahlzeit mit nach hause nehmen. Der Bericht dazu folgt in Kürze.

Nach dem im September etliche Fruchtkörper des Ästigen Stachelbartes (Hericium clathroides) an liegenden und bereits stark vermorschten Buchenstämmen wuchsen, waren heute immerhin noch zwei halbwegs frische Exemplare am Stamm. Sie blieben auch im Wald, aber zum vorstellen für unsere Gäste waren sie eine sehr interessante Sache. Übrigens sind auf dem Foto zusätzlich auch Konsolen des Gallertfleischigen Fältlings (Merulius tremmelosus) zu sehen (oben). Standortfoto am 18.11.2018 im Heidenholz bei Hof Selmsdorf.

Montag, 19. November (Suppentag) – Außerdem ist heute auch noch Toilettentag und Männertag. Wir können uns also etwas aussuchen, was für uns am ehesten zutrifft. Für mich sicher letzteres, aber auch der Suppentag würde hinkommen, denn heute Mittag gab es bei mir Tomaten –  Suppe.

Im Wald war ich heute selbstverständlich nicht und ich kann mich auch nicht erinnern, wann ich letztmalig an einem Montag auf Pilzpirsch war. Das ist Jahre her, da jeden Montag, sofern kein Feiertag, das Informationszentrum ganztägig geöffnet ist. Heute gingen dann auch die ersten Gestecke über den Ladentisch und auch für morgen wurde bereits Interesse bekundet. Derweil habe ich weiter eingeweihnachtet und den Ausstellungs- bzw. Verkaufsraum auch weihnachtlich Illuminiert. Das muss sein, denn im stimmungsvollen Ambiente kommen unsere Adventsgestecke erst richtig zur Geltung.

Das Wetter war heute nicht unfreundlich. Zwar zogen einige Quellwolken über den Himmel und es wehte ein lebhafter und kühler Wind, aber die Sonne war auch dabei. Unterkühlt wird es auch in den nächsten Tagen bleiben. Von nennenswerten Schneefällen, die morgen gebietsweise im südlichen Norddeutschland auftreten werden, bleiben wir wohl verschont. Dennoch  können vereinzelt einige Flocken tanzen.

Das derzeitige Wetter wird diesen leckeren Speisepilzen so richtig zusagen. Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) lieben es unterkühlt und ihre Qualität ist bei diesem Wetter besonders gut. Die Prachtstücke habe ich gestern, am 18.11.2018, während unserer Vereinsexkursion im Heidenholz, bei Selmsdorf, am Standort fotografiert.

Dienstag, 20. November (Tag der Industrialisierung in Afrika) – Während es gestern in einigen Wüstengebieten Nordafrikas heftige Hagelgewitter mit entsprechenden Folgen gab, schneite es heute in einigen Regionen Deutschlands. Die Straßen wurden glatt, denn der Schnee blieb teilweise liegen. Die Niederschläge stehen mit dem bereits vor Tagen erwähnten Kaltluft – Tropfen in Verbindung, der eigentlich auch bei uns kräftige Niederschläge bringen sollte. Diese bleiben zunächst aber aus. Der weitere Trend zeigt aber recht feuchte Aussichten. Meist wird es dabei regnen, denn der starke Kaltlufteinbruch, der ebenfalls noch vor einigen Tagen für möglich gehalten wurde, scheint vom Tisch zu sein. Atlantik – Tiefs können nun offensichtlich stärker werden. Uns soll es egal sein, denn die aktive Saison neigt sich mit großen Schritten dem Ende zu. Ich konzentriere mich derzeit ohnehin auf unser Advents – Geschäft. Gleich fünf Gestecke haben heute die Reise nach Berlin angetreten. Vor zwei Jahren wurde der Käufer zufällig auf uns aufmerksam und nahm damals bereits mehrere Unikate in die Hauptstadt mit und diese wurden dort mit großer Begeisterung aufgenommen. Derartiges ist in ganz Berlin nicht zu haben, daher schaute er heute wieder vorbei und nahm so viele mit, wie er tragen konnte.

Dieses Foto sandte mir Ulrich Klein unter dem Motto „Überraschung beim Spaziergang mit dem Hunde“ zu. Es zeigt den Lilastieligen Rötel – Ritterling (Lepista personata). Der gute Speisepilz erinnert mich an meine Jugend, als er in Massen auf alten Viehweiden vorkam und wir den Wismarer Markt mit ihm versorgten. Heute ist der Pilz eher selten.

Mittwoch, 21. November (Buß- und Bettag) – Leider habe ich es heute nicht mehr geschafft, zu meiner obligatorischen Mittwochs – Exkursion aufzubrechen. Es wird leider zu früh schon dunkel, denn ich musste zunächst noch ausstehende Arbeiten für diese Homepage in Angriff nehmen, um nicht zu sehr in` s Hintertreffen zu geraten. So ist nun der Bericht von unserer Vereinsexkursion am vergangenen Sonntag endgültig fertig. Auch habe ich alle bis dato bei uns verfügbaren Advents – Gestecke im Netz. Allerdings ist von denen bereits ein Teil verkauft. Heute Abend geht es nach Keez in die Bastelstube. Auch im Keller in Wismar sind noch alte Gestecke aus der letzten Saison und in Keez werden die neuen hergestellt. So wird es in den nächsten Tagen noch reichlich Nachschub geben. Insbesondere in der kommenden Woche werden sich die Menschen mit Gestecken eindecken, denn der 1. Advent rückt dann zunehmend in den Fokus. So wird der Steinpilz – Wismar in der nächsten Woche auch durchgängig von Montag bis Sonnabend geöffnet haben. Eine Mittwochsexkursion wird es daher in diesem Jahr auch nicht mehr geben. Erst im April geht es weiter. Heute wäre übrigens das Messtischblatt Bützow mit seinem ersten Quadranten an der Reihe gewesen. Hier steht reichlich Waldfläche zur Verfügung. Insbesondere Teile der Schlemminer Staatsforst mit dem Schwarzen See und der Hohen Burg oder auch das Bernitter Holz. Gerne wäre ich heute noch mal um den Schwarzen See gewandert, denn dort ist es eigentlich immer interessant, aber es sollte nicht sein.

Sicher hätte es dort auch einige Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) gegeben. Dieses Foto sandte mir unser Vereinsmitglied Andreas Herchenbach zu. Gut 2 Kilo konnte er von drei verschiedenen Stämmen ernten. Der Winter ist nun eingekehrt und mit ihm auch die entsprechenden Speisepilze.

Donnerstag, 22. November (Tag der Lehrer in Costa Rica) – Grau in grau bei Temperaturen um 0 Grad. Die frühwinterlichen Verhältnisse sind nach den vielen Monaten der Wärme durchaus gewöhnungsbedürftig. Besonders die Fahrten mit meinem Leichtkraftroller von Keez nach HWI oder umgekehrt, sind eine ungemütliche Angelegenheit. Aber was soll`s , es ist gesund und härtet ab. So fuhr ich wie geplant gestern Abend nach Keez, denn Irena hatte Nachtdienst. Sohn Jonas braucht morgens, um seinen Bus zum Gymnasium nach Sternberg nicht zu verpassen, immer einen zweiten Wecker. Bei der Gelegenheit fertigte ich weitere Gestecke, die mir Irena dann heute Vormittag anlieferte.

Beim Wetter soll es zunächst unterkühlt weiter gehen. Am Wochenende kann es sogar etwas regnen oder schneien. Solange es nicht aufklart, bleibt es nachts bei ähnlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Sollten sich in den kommenden Nächten allerdings die Sterne zeigen, kann es mächtig in den Keller gehen. Erst in Richtung Ende des Monats deutet sich eine Erwärmung an. Dabei sind gebietsweise sogar ergiebige Regenfälle möglich und auch die Sturmgefahr dürfte zunehmen. Sollte die Milderung nachhaltig sein, so können zumindest streubewohnende Spätherbstarten wie beispielsweise Graukappen, Violette Rötel – Ritterlinge oder Mönchsköpfe noch mal einen Versuch wagen. Ansonsten werden die Winterpilze weiter zulegen.

Der Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) ist die gesamte Saison über an Laubholz – Stubben zu finden. Ist der Winter mild, kann er aber auch ganzjährig seine essbaren Fruchtkörper ausbilden. Standortfoto am 14.11.2018 im Wald südlich Zehna.

Freitag, 23. November (Vollmond) – Was hat uns die zunehmende Mondphase gebracht? – Es  wurde im Verlauf frühwinterlich kalt mit häufigen Nachtfrösten. Die Hoffnung auf letzte Röhrlinge wurden dadurch zunichte gemacht. Unterkühlt geht es zunächst auch weiter, bevor zum Monatswechsel die Westwetterlage für zunehmende Regenfälle und Wind sorgen soll. Kann sich diese Konstellation durchsetzen, wäre es seit dem Januar das erste mal. Lange haben wir darauf gewartet, aber jetzt sollte es uns relativ egal sein, denn die essbaren Winterpilze wachsen auf Holz und hier sind häufige Regenfälle nicht unbedingt erforderlich. Diese werden für uns frühestens ab März wieder interessant, denn es ist ein Feuchte – Grundstock für die Entwicklung der beliebten Frühlingspilze zu legen.

Vor einigen Tagen kontaktierte mich per E- Mail Naturfreundin Daniela Schrimpf aus Heldrungen in Thüringen bezüglich einer Bestätigung ihres Fundes als Rasling. Das konnte ich bejahen, allerdings nicht den vermuteten Frostrasling. Mich störte der Habitus und vor allem die Marmorierung des Hutes. Ich vermutete eher den sehr seltenen Ulmenrasling (Hypsizygus ulmarius). Darauf hin wurde der Pilz auch mikroskopisch untersucht und meine Vermutung betätigt. Ein Super Fund und hier auch die Koordinaten dazu: MTB:4733/2/21.

Sonnabend, 24. November (Tag der Ölsardine) – Bei standesgemäß trübem November – Wetter führte die letzte öffentliche Pilzwanderung des Jahres heute durch den ehemals großherzoglichen Forst Moidentin. Schon in Kindertagen war dieses nahe Waldgebiet eine beliebte Adresse. 8 Minuten Bahnfahrt und wir waren mitten im Wald. Der Bahnhof Moidentin war dann auch Ausgangs- und Endpunkt der heutigen Tour. Meist sandige Laub- und Nadelforste. Unsere Wanderung tangierte den Waldfriedhof genauso wie das Ufer des Lostener Sees. Das Frischpilzaufkommen war erwartungsgemäß geringer als in anderen, feuchteren Jahren, zu dieser Jahreszeit, aber das wichtigste, die beiden besten Speisepilze des Winters im Original vorzustellen, ist geglückt. Immerhin befinden wir uns im Pilz – Aspekt des Winters, der noch bis Januar anhält. Bis zum Vorfrühlings – Aspekt folgt dann die Wachstumsphase der Schneeschmelze (Januar – März), die natürlich immer noch von den Winterarten dominiert wird. Bei milder Witterung zeigen sich aber schon erste Tendenzen des Frühjahrs – Pilzwachstums. So sind nach dem Handbuch für Pilzfreunde von Michael – Hennig – Kreisel folgende Arten zusätzlich typisch für die Schneeschmelze: Kätzchen – Becherling, Scharlachroter bzw. Österreichischer Kelchbecherling, Winter – Stielporling, Fichten – Zapfenrübling und die Teufelsurne.

Auch Röhrlinge waren heute noch dabei, nämlich zwei Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis). Dieses kapitale Exemplar war noch festfleischig und ist schon eine Mahlzeit für sich. Ufer des Lostener See `s am 24.11.2018.

Sonntag, 25. November (Totensonntag) – Leichte Niederschläge in der Nacht erreichten Wismar nicht. So gehen auch die nächsten Tage trocken weiter. Erst in der zweiten Wochenhälfte können sich vorübergehend die atlantischen Tiefausläufer mit milderer Luft durchsetzen. Vorübergehend bedeutet, dass es nicht klar ist, ob die Westwetterlage tatsächlich stark genug ist, sich endlich für längere Zeit durchzusetzen. Es wird momentan eher der Fortsetzung des seit Februar dominanten Hochdruckeinflusses der Vorrang gegeben. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich im nächsten Jahr wieder ein anderes, nämlich das eigentlich für uns typische Grundmuster in der Großwetterlage durchsetzen möge, denn ein Dürrejahr wie dieses in der Neuauflage, würde sicher drastische Folgen für unser Leben haben. Da ist die Pilzarmut mit Abstand das geringste Problem.

Aber jetzt ist Winter und diese Delikatessen werden in den nächsten Wochen und Monaten sicher die eine oder andere, leckere Pilzmahlzeit ermöglichen. Samtfuß – Winterrübling (Flammulina velutipes) am 24.11.2018 im großherzoglichen Forst Moidentin am Standort fotografiert. Übrigens auch am Gemüsestand des Super – Marktes unter der Bezeichnung Enoki erhältlich.

Montag, 26. November (Anti – Fettleibigkeitstag) – Gestern fuhr ich nach Keez und bis in die Nacht hinein wurden neue Gestecke gefertigt. Heute war natürlich wieder langer Tag im Steinpilz – Wismar. Diese wird es die gesamte Woche über geben, um unseren individuellen und einzigartigen Gestecken eine größtmögliche Chance auf Verkauf zu bieten. Auch heute wechselten wieder sehr schöne Unikate den Besitzer, teils gehen sie bis nach Brandenburg.

Das Wetter zeigte sich heute durchaus von der freundlichen Seite. Besonders zur Mittagszeit herrschte strahlender Sonnenschein, so gar nicht nach November. Morgen kann es aber wieder ganz anders werden. Zähe Hochnebelfelder könnten wieder alles in tristes Novembergrau hüllen. Die Temperaturen pendeln zunächst noch um den Gefrierpunkt. Erst im Laufe der zweiten Wochenhälfte setzt allmählich Milderung ein. Teils sehr mild soll es dann nach heutigem Stand auch bleiben. Der Winter zieht sich wohl wieder zurück.

Hier ein wenig aussagekräftiges Foto von Weißstieligen Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila). Dafür allerdings ein schönes Stimmungsfoto, wie ich meine. Aufgenommen am 24.11.2018 im großherzoglichen Forst Moidentin.

Dienstag, 27. November (Tag der Medizinstudenten in Kuba) – Von 10.00 – 18.00 Uhr hatte ich das Info – Zentrum geöffnet und weiter weihnachtlich dekoriert und ältere Gestecke teils wieder aufgefrischt und fotografiert. Jetzt am Abend ist Internet – Arbeit angesagt und danach geht es nach Keez. Bis weit in die Nacht werde ich hier weitere Gestecke basteln. Morgen früh dann wieder zeitig nach Wismar und den Steinpilz bis zum Abend öffnen. So wird es noch bis Sonnabend weiter gehen. Daher wird es auch nichts mit einem Waldbesuch, auch wenn morgen eigentlich meine Mittwochsexkursion an der Reihe wäre.

Bis in den Januar können wir an Kiefernholz und deren Resten den gallebitteren Geflecktbklättrigen Flämmling (Gymnoplilus penetrans) finden. Manch ein unkundiger Pilzsammler soll ihn schon für Stockschwämmchen gehalten haben. Foto am 24.11.2018 im großherzoglichen Forst Moidentin.

Mittwoch, 28. November (Welttag der Barmherzigkeit) – Recht sonnig, aber kalt war es heute. Bei Temperaturen um 0 Grad eigentlich nicht so schlimm, aber der Ostwind ließ es sich deutlich kühler anfühlen. Der Luftdruckgradient hat sich also wieder verschärft. Das russische Kältehoch und ein umfangreicher Orkan bei den Britischen Inseln kämpfen miteinander. Dieses mal scheint aber das Atlantik – Tief stärker zu sein und schickt seine Regenfronten samt Wind und milderer Luft in Richtung Mitteleuropa. Der Winter scheint vorerst besiegt zu sein und auch gebietsweise reichlich Regen soll dabei sein. Für den Südwesten Deutschlands sind bis Dienstag 30 – 70 l/qm möglich. Das ist schon eine ordentliche Hausnummer. Wichtig ist hier, dass die Flusspegel endlich wieder etwas ansteigen. Auch bei uns kann einiges an Regen dabei sein. Jetzt am Abend fallen in Schleswig – Holstein bereits erste Schneeflocken. Daraus wird bald Regen und zum Wochenende hin wird uns wieder mildere Luft um die Nase wehen.

Wenn es jetzt etwas länger mild bleibt, können auch Rötel – Ritterlinge nochmals frisch wachsen. Hier sehen wir den Schmutzigen- oder Fleischbraunen Rötel – Ritterling (Lepista sordida). Essbar. Foto am 24.11.2018 im großherzoglichen Forst Moidentin.

Donnerstag, 29. November (Unabhängigkeitstag in der Mongolei) – Heute brachte mir Irena nochmals eine Ladung Adventsgestecke, die ich in den letzten Tagen in Keez gebastelt hatte. Es dürften die letzten gewesen sein. So hatte ich heute zu tun, sie für den Verkauf herzurichten. Schauen, welche Kerzen am besten für das jeweilige Gesteck passen könnten. Auspreisen, fotografieren und einen Platz entweder im Schaufenster oder im Innenraum finden. Natürlich läuft dazu seit Montag Weihnachtsmusik, die bei immer noch offen stehender Ladentür bis nach draußen zu vernehmen ist. Brennende Teelichter und Stumpen – Kerzen, Duftkerzen, Räucherstäbchen und Räucherkerzen sowie festliche Weihnachtsbeleuchtung sorgen zusätzlich für das richtige Feeling. In punkto Kerzenfarbe muss sich mein Geschmack allerdings nicht unbedingt mit dem der potentiellen Käufer decken. So waren gestern zwei Berliner, die als Tagesgäste in der Hansestadt weilten, total begeistert von unserem Angebot, aber das Gesteck, welches sie für sich ausgesucht hatten, sollte goldene, statt der von mir favorisierten roten Stumpen – Kerzen haben. Zum Glück konnte ich ihren Wunsch umgehend erfüllen, da ich ohnehin verschiedene Kerzen in Größe und Farbe vorrätig habe.

Die letzte Ladung Gestecke der Saison, die ich in den letzten Tagen in Keez angefertigt habe, ist eingetroffen. Sie werden jetzt mit entsprechenden Kerzen versehen, fotografiert, ausgepreist und präsentiert.

Freitag 30. November (Tag der Computersicherheit) – Ende der Pilzsaison 2018! Damit habe ich ein Jahrzehnt Wetter und Pilzwachstum im nordwestlichen Bereich von Mecklenburg abgewettert. 10 Jahre auf und ab bei Wetter und Pilzaufkommen, mit ihren Höhen und Tiefen, sind somit dokumentiert. Und ich denke, auch für andere Regionen hatten diese Dokumentationen ihren Wert, denn Witterungsabläufe und das daraus resultierende Pilzaufkommen dürfte auch anderswo ähnlichen Faktoren unterliegen. Zu Beginn, im Jahre 2009, war es eine Idee von mir, mal den Ablauf des Pilzjahres in Wort und Bild festzuhalten, zweifelte aber daran, dass ich es überhaupt ein Jahr schaffen würde, am Ball zu bleiben.

Schwierige Zeiten musste der Steinpilz – Wismar seit dem durchschippern, denn dieses Unternehmen passt nicht so recht in die heutige Zeit, in der es nur darauf ankommt, finanziellen Gewinn aus allem zu ziehen, was man macht. Würde ich so denken, gäbe es diese Internetseite nicht, denn sie bringt mir kaum finanziellen Ertrag ein, obwohl 10 Jahre Arbeit darin stecken und viel Wissen über die geheimnisvolle Welt der Großpilze vermittelt wurde. Neben wenigen guten Pilzjahren erlebten wir mittelmäßige und schlechte. 2018 war im negativen sinne die Krönung. Dürre von April bis November. Das habe ich so noch nie erlebt. Bereits im Frühjahr zeichnete sich deprimierendes ab. Als mich unsere Pilzfreundin Angelika Boniakoswki im Mai über viele Schwefelporlinge informierte, ahnten wir es bereits. Unser Orakel sollte recht behalten. Aber das es so trostlos werden würde, hätte doch niemand gedacht. Erst jetzt, mit Beginn des Winters, scheint sich eine straffe Westwetterlage durchsetzen zu können und diese hat nun endlich reichlich Regen im Gepäck.

So wurde das diesjährige Frühjahr durch die beginnende Trockenheit regelrecht abgewürgt. Der Sommer war ein Totalausfall und der Herbst im allgemeinen einer der schlechtesten überhaupt. Allerdings gab es auch Außreißer, denen die klimatischen Bedingungen bestens zusagten. Selten sah ich in unseren Nadelwäldern so viele Falsche Pfifferlinge und auch Hallimasch erlebte von Mitte September – Mitte November eine gigantische, selten erreichte Wachstumswelle. Krause Glucken fanden die Witterung super und brachten im Frühherbst Rekord – Ernten ein. Auch der Pilz des Jahres 2018, der Wiesen – Champignon, trat im Spätsommer nach Regenschauern auf einigen Wiesen als Massenpilz in Erscheinung. Es gab aber auch Regionen in Deutschland, wo zum richtigen Zeitpunkt ausreichend Regen gefallen war. Das führte zu einer großen Schwämme nicht nur von volkstümlichen Klassikern wie Steinpilzen. Das Potential zu einem außergewöhnlich guten Pilzherbst war überall gegeben. Schon alleine durch den langen, trockenen Sommer. Ergiebige Regenfälle im August oder September hätten es auch bei uns regelrecht explodieren lassen. Aber es sollte nicht sein und wir können nur auf Besserung im nächsten Jahr hoffen.

Ganz am Ende erreichte mich noch dieser Lichtblick von unserem Tagebuchleser Konrad Goeritz aus Banzkow. Er hat den, in unseren breiten sehr seltenen Igel – Stachelbart (Hericium erinaceus), gestern im Wald bei Banzkow, MTB: 2435/3, an einer alten, liegenden Buche entdeckt und am Standort fotografiert. Ein super Fund und ich gratuliere dazu ganz herzlich! Die Art wird auch kultiviert und ist unter verschiedenen Bezeichnungen im Handel erhältlich, so beispielsweise als Affenkopfpilz, Pom – Pom oder Löwenmähne. In der chinesischen Naturheilkunde gilt er als Vitalpilz und soll sich positiv auf verschiede Beeinträchtigungen wie beispielsweise Magen- oder Nervenleiden auswirken.

Ich wünschen allen Lesern eine schöne, besinnliche Advents- und Weihnachtszeit sowie einen guten, gesunden Rutsch in das neue Pilzjahr 2019!