Tagebuch Oktober 2018

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter/Pilze Oktober 2018

Heute Vormittag in der ABC Straße 21. Wir hatten im Schichtwechsel 90 Schüler aus Wismar zu Gast. Foto: Monika Peter.

Montag, 01. Oktober (Habitat – Tag) – Auch heute war unsere Ausstellung noch in voller Pracht zu bewundern. In diesem Zusammenhang haben wir ein Schüler – Projekt mit Unterstützung der Ehrenamtsstiftung des Landes Mecklenburg – Vorpommern durchgeführt. Wir hatten drei 4. Klassen aus Wismarer Schulen zu Gast, da in diesem Schuljahr auch das Thema Wald im Unterricht behandelt wird. Und da ein jeder Wald ohne Pilze undenkbar ist, habe ich in diesem Zusammenhang bei der Vorstellung unserer Ausstellung versucht, die wichtigsten Zusammenhänge zum Thema Wald und Pilze zu erläutern. Im Anschluss hatten wir ein Pilz – Quiz vorbereitet und wer die wenigsten oder gar 0 Fehler hatte, konnte durchaus wertvolle Preise wie Bestimmungsbücher, Kalender oder Fachzeitschriften gewinnen. Als Sponsoren der Bücher währen an dieser Stelle die Wismarer Buchhandlungen Inge Peplau und Hugendubel zu nennen. 

Jetzt kann es losgehen, also ab in den Wald! Am besten mit Mama und Papa oder Oma und Opa. Ein Pilzführer ist ja nun dabei und auch die Pilzberatungsstelle kann im Zweifel sicher weiterhelfen.

Dienstag, 02. Oktober (Welttag der Nutztiere) – Am Nachmittag begann ich die Frischpilze von unseren Ausstellungsflächen abzuräumen. Damit ist die 26. Großpilzausstellung in der Hansestadt Wismar endgültig Geschichte. Wir können eine positive Bilanz ziehen. Während anderen Ortes große Ausstellungen wegen der Trockenheit abgesagt wurden, war es uns doch gelungen eine sehr schöne und sehenswerte wie informative Pilzschau anzubieten. Dafür allen Pilzfreunden die mitgeholfen haben ein sehr herzliches Dankeschön! Ganz besonders auch unseren Gästen aus dem Spreewald, die extra ihren Ostsee – Urlaub so legten, dass sie uns bei unserem Jahreshöhepunkt voll unterstützen konnten! Leider mussten wir auf unseren beliebten Pilz – Imbiss verzichten, da unsere Köchin ihrer regulären Arbeit nachgehen musste. Dieses wurde von einigen mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen, da sich unsere Pilzgerichte seit vielen Jahren großer Beliebtheit erfreuen. 

Zum Wetter: heute war es in sehr kühler Luft regnerisch, windig und damit richtig ungemütlich. Große Mengen sind nicht zusammen gekommen. Diese sind auch weiterhin nicht in Sicht. In den Gebieten, wo es immer noch ausgesprochen trocken ist, wird sich auch weiterhin nicht viel tun. In den Regionen, wo sich doch höhere Niederschläge summieren konnten, dürfte es sich durchaus lohnen nach Frischpilzen Ausschau zu halten. Ergiebiger Regen ist aus heutiger Sicht allenfalls am Sonntag im Westen des Landes möglich. Zuvor wird es überall spätsommerlich warm. Viel Sonne und recht warme Temperaturen werden auch bis Mitte des Monats dominieren. Eigentlich ideal, wenn es nur mehr geregnet hätte. Das Hochdruck – Bollwerk scheint auch im Oktober die Stellung halten zu wollen.

Gallertfleischiges Stummelfüßchen (Crepidotus mollis) heute an einem Baumstumpf in unserer Ausstellung fotografiert. Der Baumstamm steht das ganze Jahr auf dem Hof und wurde ursprünglich von uns mit Austernpilzen beimpft. Diese sind nicht erschienen, aber wie bereits im vergangenen Herbst  immer wieder Krüppelfüße. Die hier gezeigten Fruchtkörper sind innerhalb der letzten sechs Tage heran gewachsen. Ungenießbar.

Mittwoch, 03. Oktober (Tag der deutschen Einheit) – Trotz Feiertag brach ich heute wieder zu einer Mittwochsexkursion auf. Da ich durch die Vorbereitungen unserer Großpilzausstellung die letzten Mittwochsexkursionen ausfallen lassen musste, steht wieder Nachholebedarf an. So fuhr ich heute in den Rapenhorst, welcher eigentlich am 19. September an der Reihe gewesen wäre. Er gehört zum letzten Quadranten des Messtischblattes Schönberg. Das Waldgebiet liegt zwischen Roduchelstorf und Rehna und wird von der B 104 zerschnitten. Ich entschied mich für den Südteil. Laub- und Nadelwald auf schwerem Boden. Integrierte Erlenbrüche waren trocken gefallen. Überhaupt war es hier sehr trocken und es gab außer ansehnliche Bestände von Honiggelben Hallimasch kaum Frischpilze. So entschied ich mich zur Ernte des selben, da er zum einfrieren für spätere Imbiss – Tage sehr willkommen ist.

Hier die kleine Artenliste von MTB: 2131/4 Rapenhorst: Halsband – Schwindling, Rehbrauner Dachpilz, Strahliger Erlen – Schillerporling, Süßriechender Fälbling, Rosablättriger Helmling, Falscher Pfifferling, Grünblättriger Schwefelkopf, Echter Zunderschwamm, Rotrandiger Baumschwamm, Honiggelber Hallimasch, Orange – Milchling, Flacher Lackporling, Eichenwirrling, Eichen – Schichtpilz, Birken – Zungenporling und Samtiger Schichtpilz.

Das Wetter war dazu recht stürmisch, aber ohne heftige Böen, so dass eine Waldexkursion ohne große Gefahren möglich war. In der Nacht und am Vormittag gab es teils noch kräftige Schauer in kühler Luft. Ab morgen geht es mit den Temperaturen wieder bergauf. Der goldene Oktober zieht mit Wärme und wenig Regen ein. Glaubt man den Wettervorhersagen, sogar ohne Ende! Ergiebiger Regen ist auch bis Mitte Oktober nicht in Sicht. 

Hallimasch: Zwei Stunden ernten und zwei Stunden später bereits im Waschbecken meiner Küche. Anschließend in einen großen Topf und eine halbe Stunde köcheln lassen. Abkühlen und morgen in den Gefrierschrank.

Donnerstag, 04. Oktober (Welttag der Tiere) – Heute habe ich die mittlere Moosfläche der zurückliegenden Pilzausstellung abgebaut und einen großen Topf mit Hallimasch in 8 Gefriertüten eingefroren. Außerdem berichtete mir Pilzfreundin Angelika aus Hagebök von ihrer Info – Tour durch Heidegebiete in Niedersachsen. So gut wie keine Frischpilze und vielfach auch weiter viel zu trocken! Gut geregnet hatte es allerdings etwas weiter südlich in Höhe Wolfsburg. Diese Gebiete waren am 23. September von kräftigen Regenfällen bedacht worden. Hier sollte es ab der nächsten Woche etwas zu holen geben. Auch in den Wäldern von M-V, wo sich die Niederschläge der letzten Zeit summiert haben, sollte es etwas besser werden. Insgesamt bleibt die Situation aber angespannt und Entspannung ist kaum in Sicht. Einzig in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag kann es bei uns noch etwas Regen geben. Ansonsten setzt sich für längere Zeit der warme und trockene goldene Oktober durch.

Gestern und ab sofort schwebe ich in Lebensgefahr, denn ich habe trotz dieses eindringlichen Warnschildes den Rapenhorst bei Rehna betreten. Ein derartiges Warnschild müsste überall in der Natur aufgestellt werden, denn jährlich sollen sich etwa 30 Menschen in Deutschland mit dem Fuchsbandwurm infizieren.

Handschuhe und Schutzmaske hatte ich leider nicht dabei, als ich die Hallimasch erntete. Aber zukünftig sollten diese Utensilien zur Ausrüstung eines jeden Spaziergängers und Wanderers gehören, der zu dem noch beabsichtigt Beeren, Kräuter oder Pilze zu ernten. Es ist schon ganz schön schräg, was sich Privat – Waldbesitzer oder Jagdpächter einfallen lassen, um die Menschen aus ihren Revieren fern zu halten. Wäre das nicht ein Beitrag zu der Rubrik „Der Irrsinn der Woche“ beim NDR – Satiremagazin extra drei?!

Freitag, 05. Oktober (Tag der Jeans in den USA) – Traumhafter goldener Oktober bei angenehmer Wärme. So zeigte sich der heutige Einstieg in das Wochenende. Dieses geht morgen ähnlich weiter mit noch etwas höheren Temperaturen. Am Sonntag/Montag kommt ein kleiner Knick durch ein Tief mit feuchtkühler Luft, aber kaum Regen. Noch vor kurzem wurden halbwegs nennenswerte Regenfälle für den Norden prognostiziert und wie in diesem Jahr schon so oft, wieder herunter korrigiert, b. z. w. komplett weggerechnet. Auch mittelfristig geht es golden mit viel Sonne und Wärme weiter. Hätten wir reichlich Feuchtigkeit im Boden, würde jetzt noch mal richtig die Post abgehen. So aber wird es meist weiter vor sich hin dümpeln, nur wo ausreichende Feuchtigkeit durch die vergangenen Schauerstraßen zusammen gekommen ist, wird es sicherlich in den kommenden Tagen deutlich besser werden. Aber wie dem auch sei, fündig kann man derzeit fast überall werden, denn der Hallimasch hat inzwischen zum zweiten Wachstumsschub in dieser Saison angesetzt und dann können die Sammelbehältnisse, so wie bei mir am Sonntag, schnell an ihre Kapazitätsgrenze kommen. Auch in der Pilzberatung wurden mir heute Hallimasch von aller erster Güte vorgelegt!

Hier sehen wir ein dichtes Büschel sporenreifer Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea) am 03.10.2018 im Rapenhorst am Standort fotografiert. Deutlich ist zu sehen, dass die unteren Hüte vom weißen Sporenpulver bestreut sind. Hallimasch ist der einzige Stubbenpilz mit weißem Sporenabwurf. Ähnliche Schüpplinge und Stockschwämmchen sporulieren braun, Schwefelköpfe schwarz.

Sonnabend, 06. Oktober (Welthospiztag) – Goldener Oktober auch heute wieder. Eigentlich wäre der Steinpilz – Wismar an diesem Wochenende bei den Tagen der Pilze in Rehna eingebunden gewesen. Mit Pilzwanderung und Imbiss. Da aufgrund der Pilzarmut, oder besser Artenarmut, diese Veranstaltung abgesagt werden musste, stand heute nichts offizielles auf dem Programm. So nutzte ich den sonnigen Tag um eine weitere Mittwochsexkursion nachzuholen, nämlich die vom 24. September. Ein neues Messtischblatt war an der Reihe: 2437 = Mestlin. Im 1. Quadranten gibt es reichlich Auswahl durch umfangreiche Waldgebiete. So der Ochsenkamp mit den uns bekannten Steinpilz – Standorten. Oder die Torfheide, durch die schon eine öffentliche Wanderung führte und nicht zuletzt „Im großen Holz“. Da ich das große Holz noch nicht kannte, entschied ich mich für dieses Gebiet. Ein herrliches Revier mit Sümpfen und Mooren und viel Laubwald. Eigentlich sind meine Mittwochsexkursionen eher der Kartierung gewidmet, aber so wie bei den letzten auch schon, stand letztendlich Speisepilze – Ernten auf dem Programm. Da ich alleine nicht Herr der Lage werden konnte, rief ich einen Pilzfreund aus unserem Verein zur Hilfe, der mit dem Auto und reichlich leeren Körben vorfuhr. Im letzten Jahr gab es hauptsächlich Pilze zum trocknen, so dass unsere Reserven für Imbisstage (Tiefkühlpilze oder eingewecktes) sehr geschrumpft waren. Heute bot sich die Gelegenheit meinen großen Gefrierschrank endlich bis unters Dach zu füllen. Hallimasch in Top – Qualität und riesigen Büscheln. Wir stellten den Mähdrescher an und ich denke das Endergebnis stellt alles in den Schatten, was wir bisher an einem einzigen Tag aus dem Wald holen konnten. Der Förster dürfte begeistert sein, denn jeder geschnittene Hallimasch ist eine Gefahr weniger für seinen Baumbestand. Nun heißt es kochen und nochmals Kochen, die ganze Nacht hindurch und auch  morgen noch. Die Frischpilze werden zunächst in unseren Kühlschränken zwischengelagert und schließlich Schritt für Schritt b. z. w. Topf für Topf eine halbe Stunde gekocht. Abkühlen lassen und dann in Gefrierbeuteln in den Tiefkühler. Die nächsten Imbisstage sind abgesichert mit einem der schmackhaftesten Speisepilze den unsere Wälder zu bieten haben. Nichts desto trotz habe ich natürlich nebenbei auch noch einige Arten notieren können. Hier die Artenliste von MTBQ: 2437/1 „Im großen Holz“: Ahorn – Runzelschorf, Buchen – Schleimrübling, Breitblättriger Rübling, Gelbschuppiger Hallimasch, Rosablättriger Helmling, Grünblättriger Schwefelkopf, Gefleckter Helmling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Gelbmilchender Helmling, Riesenporling, Flacher Lackporling, Stink – Schirmling, Schmetterlingstramete, Gesäter Tintling, Angebrannter Rauchporling, Buckel – Tramete, Löwengelber Porling, Honiggelber Hallimasch, Schuppiger Porling, Laubholz – Harzporling, Gemeiner Wurzel – Schleimrübling und Rötelblättriger Mürbling.

Trotz des allgemeinen Feuchtigkeitsmangels gedeihen die Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea) prächtig. Groß und mastig viele Büschel, so dass schnell 9 große Weidenkörbe gefüllt waren. Natürlich nur die Hüte!

Nach dem sich hier abzeichnete, dass meine Kapazität angesichts der noch vorhandenen, unabsehbaren Massen, ausgeschöpft war, rief ich zur Hilfe!

Hallimasch von allererster Güte!

Sonntag, 07. Oktober (Erntedanktag) – Gegen 01.30 Uhr bin ich heute morgen aus dem Laden raus. Gut die Hälfte Hallimasch hatte ich bis dahin abgekocht und zum Auskühlen in Schüsseln gefüllt. Heute Vormittag um 10.00 Uhr dann die zweite Schicht. Bis 16.00 Uhr hatte ich zu tun. Alles abgekocht und der Rest geht morgen in den Gefrierschrank. Dieser ist damit restlos voll. Inzwischen werden in Keez weitere fünf große Körbe eingeweckt. Sie sind bereits prophylaktisch für Rehna 2019 vorgesehen. Damit artete das Wochenende, welches ich eigentlich entspannter angehen lassen wollte, richtig in Arbeit aus. Auch hatte ich vor eine noch  ausstehende Mittwochsexkursion nachzuholen. Um 16.00 Uhr machte es aber keinen Sinn mehr bis in die Region Mestlin zu fahren. So entschloss ich mich noch kurz vor dem dunkel werden dem Gebiet Neukloster/Perniek einen Besuch abzustatten, um Ausstellungsmaterial für unsere Dauerausstellung zu besorgen. Dabei schaute ich kurz im Klaasbachtal vorbei. Die Artenvielfalt hat im Vergleich zu meinem letzten Besuch am 25.09. erheblich zugelegt. Erstmals in diesem Jahr sah ich eine derartige  Vielfalt auf kleinem Raum. Ob Schleierlinge, Wulstlinge, Ritterlinge, Täublinge, Milchling u. a., es machte richtig Laune und so hatte ich auch gleich eine schöne Kollektion, teils kalkliebender Laubwald – Arten zusammen. Anschließend ging es noch kurz in Richtung Perniek. Auch hier war einiges los, so dass sich mein mitgeführter Korb recht schnell füllte. Der neue Schub von Birkenpilzen war leider schon über dem Zenit, dafür aber wirklich imposante Teile, die morgen die Ausstellung veredeln werden. Überhaupt protzten hier einige Arten von besonderer Üppigkeit. Gemeine Fälblinge, so mastig, wie ich sie selten gesehen habe. Auch die hier beheimateten Pappel – Grünlinge standen besonders gut im Saft. Es war eine Augenweide! Edelreizker, die mir heute in der Pilzberatung vorgelegt wurden und auch aus diesem Gebiet stammten, waren echte Prachtkerle! Auch der Ritterlings – Aspekt nimmt allmählich Fahrt auf.

Da hilft dann auch der Regen, der in der 2. Nachthälfte doch noch gefallen ist. Der kurze Bodenfrost, der in der kommenden Nacht zu erwarten ist, wird keine nennenswerten Auswirkungen auf das Pilzaufkommen haben. Es soll ja wieder spätsommerlich werden und auch die Nächte deutlich milder!

Auch die Blaublättrigen Weißtäublinge (Russula delica), die es in diesem Herbst in besonders großen Mengen im Klaasbachtal gibt, stehen gut im Futter. Sie ähneln sehr dem Wolligen Milchling und werden ebenfalls als Erdschieber bezeichnet. Während der Milchling für unsere Gaumen komplett ungenießbar ist, könnte von diesen Täublingen auch mal ein Exemplar das Mischgericht bereichern. Standortfoto am 07.10.2018 im Klaasbachtal.

Montag, 08. Oktober (Tag des Columbus) – Gestern Abend waren die Wälder bei Neukloster recht gut durchfeuchtet, auch durch den Regen in der Nacht von Sonnabend zu Sonntag. Da diese Region bereits seit August öfter von nennenswerten Regenfällen bedacht wurde als andere Gebiete, hat sich hier nun ein solides Pilzaufkommen entwickelt. Dort wo es ausreicht, wird es auch in anderen Regionen allmählich wieder oder endlich etwas besser. Auch sollte nun wieder der eine oder andere Steinpilz auftauchen, denn die Zeichen eines neuen Wachstumsschubes mehren sich inzwischen. So wurden mir heute in der Beratung auch wieder frische Karbol- und Wiesen – Champignons vorgelegt. Auch echte Riesenschirmpilze waren dabei. Also nicht nur Hallimasch, der in den letzten Tagen eine gigantische Wachstumswelle hingelegt hat, auch andere, volkstümliche Arten sollten somit wieder zahlreicher werden. Allerdings ist in den Gebieten, wo es einfach immer noch zu trocken ist wohl nichts großes zu erwarten, denn der Spätsommer startet in der nächsten Zeit mit viel Sonne und Wärme nochmals richtig durch und wird zu weiterer b.z.w. neuerlicher Austrocknung führen.

Heute habe ich die Dauerausstellung erstmals seit unserer Großpilzschau erneuert. Die gestrige Kurzexkursion im Raum Neukloster hat ausgereicht, um meine zur Verfügung stehenden Ausstellungsflächen restlos auszufüllen, so dass bis Donnerstag eine sehr attraktive Pilzschau in Augenschein genommen werden kann. Es liegen 127 Arten auf den Flächen.

Auf diesem Foto sehen wir zwei nah verwandte Ritterlings – Arten: Pappel – Grünlinge (Tricholoma equestre var. populinum) und zwei Schwefel – Ritterlinge (Tricholoma sulphureus). Der Schwefel – Ritterling ist mehr ungenießbar als giftig und der leckere Grünling kann oft gegessen zu einer Gefahr werden, da er das Muskelgewebe schädigen soll. Er ist somit potentiell gefährlicher als sein ehemals giftiger Doppelgänger. Foto am 07.10.2018 bei Neukloster.

Dienstag, 09. Oktober (Neumond) – Die Mond – Theoretiker reiben sich die Hände. Es geht wieder aufwärts an der Pilzfront. Aber nur dort, wo ausreichend Feuchtigkeit in den letzten zwei Wochen den Waldboden erreichte. So wurden Pilzwanderer, die heute in der Beratung mit wunderschönen Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen erschienen waren, auch in punkto Steinpilze fündig. Natürlich im Klaasbachtal! Aber was soll`s, Pilze gab es auch in den zurückliegenden Tagen und Wochen, nämlich regional Unmengen an Hallimasch und auch seit dem ersten Röhrlings – Schub Mitte September stellenweise immer mal frische Maronen, Butterpilze, Gold – Röhrlinge oder Birkenpilze, aber sie werden nun wohl wieder zahlreicher werden.

Im Zuge der Vorbereitung unserer nächsten Pilzwanderung am kommenden Sonnabend, bin ich heute kurz zum Zielgebiet gefahren, um zu schauen, wo wir unsere Autos parken können. Kein Problem, der dortige, historische Forsthof in Dümmer, hat einen großen Parkplatz zu bieten. Von dem aus sind es nur noch einige Schritte in den Zielwald. Ich drehte eine kleine Runde. Ein schönes Gebiet, in das ich mich sofort verliebte. Laubwald in erster Linie, aber leider wie viele andere Wälder sehr artenarm. Im wesentlichen nur Stubbenpilze und wenige Streubewohner.

Das Wetter macht nun mindestens eine Woche lang nochmals auf Sommer. Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad mit viel Sonne. Der erhoffte Regen bleibt leider aus. Vielleicht ermöglichen die hohen Temperaturen, falls es danach doch noch zu nennenswerten Niederschlägen kommen sollte und nicht zu kalt wird, eine späte Überraschung. Wer weiß?

Üppige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) heute im Wald bei Dümmer am Stubben fotografiert. Giftig! Auch einige Hallimasch waren im Angebot.

Mittwoch, 10. Oktober (Welttag der mentalen Gesundheit) – Sonnig – warmer, goldener Oktobertag. Ich nutzte ihn um meine Mittwochsexkursion, die eigentlich am 03. Oktober an der Reihe gewesen wäre, nachzuholen. Zunächst fuhr ich jedoch kurz in den Kiefernforst bei Perniek. Hier stehen auch Espen. Unter denen finden sich im Oktober oft große Mengen von Pappel – Ritterlingen, die wir gerne für unseren Pilzimbiss nutzen. Vor einigen Jahren konnten wir hier wannenweise Ernten. Heute sah es hingegen mau aus, aber die ersten schoben sich aus dem Kiesboden. Dafür gab es Edel – Reizker ziemlich reichlich. Ich nahm einige für die Ausstellung mit. Dann aber los in das eigentliche Gebiet. Das Mühlenholz bei Mestlin stand auf dem Programm. Ein uns seit längerem bekanntes Waldgebiet, das wir in den letzten Jahren ein wenig aus den Augen verloren haben. So war es heute schon etwas nostalgisch, denn ich habe immer noch den Jubelschrei von Irena im Ohr, als wir vor ca. 10 Jahren dieses Gebiet das erste mal für uns erschlossen. Im damals ebenfalls recht trockenen Sommer standen sie plötzlich vor uns. Die schönsten Sommersteinpilze. Welch ein Jubel damals! Es ging in den folgenden Wochen öfters dorthin und auch Fichtensteinpilze im Buchenwald gab es schließlich reichlich. Überhaupt war damals eine reichhaltige Pilzflora vorhanden. Davon war heute leider nicht viel zu sehen. Die guten Buchenbereiche so gut wie Pilzleer. Nur an feuchteren Stellen, besonders um die Sumpflöcher herum, im Erlenbruch oder im Lärchenwald gab es Frischpilze. Im letzteren bildeten Rostfleckige Helmlinge und Falsche Pfifferlinge ganze Teppiche aus. Ganz vereinzelt auch eine Marone oder ein Gold – Röhrling. Von Röhrlings – Aufbruch aber keine Spur! Dennoch war ich recht zufrieden, denn ich konnte einiges finden, aufschreiben, fotografieren und für unsere Ausstellung mitnehmen. Übrigens gab es auch hier große Mengen an Hallimasch, so dass der Kochtopf – Mykologe durchaus auf seine Kosten gekommen wäre. Viele allerdings auch schon überständig.

Hier die Artenliste von 2437/2 = Mühlenholz: Lederbrauner Mürbling, Honiggelber Hallimasch, Grünblättriger Schwefelkopf, Rosablättriger Helmling, Rehbrauner Dachpilz, Zugespitzter Kugelpilz, Gelbschuppiger Hallimasch, Hasel – Milchling, Rotrandiger Baumschwamm, Ziegelroter Schwefelkopf, Waldfreund – Rübling, Schmetterlings – Tramete, Schopf – Tintling, Süßriechender Fälbling, Schuppiger Träuschling, Buckel – Tramete, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Breitblättriger Rübling, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Ahorn – Runzelschorf, Falscher Pfifferling, Sparriger Schüppling, Weinrötlicher Zwerg – Champignon, Rostfleckiger Helmling, Orange – Becherling, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Erlen – Schüppling, Erdigriechender Gürtelfuß, Striegelige Tramete, Samtiger Schichtpilz, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Kahler Krempling, Milder Milchling, Gallertfleischiger Fältling, Maronen – Röhrling, Rillstieliger Helmling, Flächiges Eckenscheibchen, Gelbweißer Täubling, Angebrannter Rauchporling, Gefleckter Helmling, Flacher Lackporling, Lilablättriger Mürbling, Dunkelscheibiger Fälbling, Seidiger Rißpilz, Duft – Trichterling, Erlen – Schillerporling, Geflecktblättriger Flämmling, Staubfüßiger Trichterling, Buchenlaub – Mürbling, Lilastieliger Zärtling und Goldgelber Lärchen – Röhrling.

Der Fund des Tages ist für mich eindeutig dieser schöne Rötling. Er gehört in eine Gruppe mit blauen und lila Farben. Auffällig ist der schuppige Hut, die fast cremeweißen Lamellen und der schön lila Stiel. Nach Ludwig könnten gleich mehrere Arten in Betracht kommen. Ich werde ihn morgen mal unter das Mikroskop legen, aber ich kann nur die Sporenform erkennen, nicht aber deren Größe messen. Die Pilze wuchsen im feuchten Laubwald unter Hasel, Erlen, Ahorn…

Leider war nur ein Exemplar vorhanden. Hier in der Verdoppelung mit einem Vergrößerungsspiegel. Ich denke, es sollte sich um den Lilastieligen Zärtling (Entoloma allochroum) handeln.

Donnerstag, 11. Oktober (Welttag des Sehens) – Durchs Mikroskop habe ich heute zwar gesehen, bezüglich des obigen Rötlings, aber leider ist in diesem recht einfachen Schülermikroskop keine Messeinrichtung vorhanden, um Sporenmaße und weitere Zellstrukturen auszumessen. So wird der schöne Rötling erst einmal zu den Akten gelegt, denn es gibt hier einige sehr ähnliche und teils auch recht variablen Arten. Leider habe ich mit diesen Seltenheiten zu wenig Erfahrung.

Das Wetter wird nun immer sommerlicher mit lauen Nächten, fast wie im Hochsommer. Wenn doch nur mehr Feuchtigkeit in den Böden wäre, wir könnten uns in diesem Herbst vor Pilzen nicht retten. Aber es soll nicht sein, nur punktuell kann es richtig zur Sache gehen. So kamen heute zwei Leute von der Insel Poel in die Sprechstunde und legten zwei Körbe voller Wiesen – Champignons vor. Die ganze Wiese steht voll! Der Pilz des Jahres tut eben was er kann. Allerdings hat hier wohl die Feuerwehr nachgeholfen, denn vor einigen Tagen fand auf dem Areal eine Übung mit reichlich Löschwasser statt! Das wäre doch die Idee, ab mit unseren Feuerwehren in die besten Wälder und Wasser marsch!

Die Ausstellung wurde heute wieder erneuert. Es liegen 123 Arten auf den Flächen.

Keine großen Bestimmungsschwierigkeiten dürfte dieser schöne und seltene Schleierling nicht einmal dem Laien bereiten. Wächst besonders gern unter Birken und der dick – schleimige Stiel, mit seiner charakteristischen Zeichnung, sind gute Erkennungsmerkmale. Die genatterten Zonen entstehen beim eintrocknen oder zusammenschnurren des dicken Schleimüberzuges. In Mecklenburg gibt es bisher nur wenige Nachweise dieser Art. Natternstieliger Schleimfuß (Cortinarius trivialis). Standortfoto im Kiefernforst unter Birke bei Perniek am 10.10.2018. Kein Speisepilz.

Freitag, 12. Oktober (Tag des Eies) – Zunächst eine wichtige Information. Angesichts der extremen Trockenheit in der Heide und dem Total – Ausfall an der Pilzfront in dieser Region, haben wir uns entschlossen, unseren für Sonntag geplanten Tagesausflug nach Niedersachsen abzusagen. Wir werden ihn im nächsten Jahr erneut in die Planung nehmen.

 Sommer pur auch heute wieder. Die Trockenheit verschärft sich daher erneut. Selbst die Nächte sind jetzt recht lau und können den Wasserdampf der Luft länger halten, so dass auch der Tau – Fall geringer geworden ist. Eigentlich sollte es in punkto volkstümlicher Speisepilze wieder etwas besser werden. Ich konnte bis auf die Champignons, die regional einen neuen Schub bekommen haben, in den Gebieten, in denen ich in den letzten Tagen unterwegs war,  nichts dergleichen bemerken. Wenn es sich in den nächsten 10 Tagen diesbezüglich bessern sollte, dann wohl nur in den niederschlagsreichsten Gebieten. Also nur strichweise und sehr regional.

Heute habe ich das angenehm warme Sommerwetter dazu genutzt, den restlichen Rückstand meiner Mittwochs – Exkursionen aufzuholen. So fuhr ich in das Gebiet, welches regulär am vergangenen Mittwoch an der Reihe gewesen wäre. Es ging also wieder in die Region um Mestlin. Im dritten Quadranten gibt es nur wenig Wald. Da sind der Vogelsberg auf einem Hügel, den ich zunächst ansteuerte. Sandiger Kiefern- und Fichtenwald mit Eichen und einigen Buchen am Rande. Der von mir begangene, sehr arme Waldrand mit Eichen und Kiefern, wäre bei günstigerem Feuchteangebot sicher sehr interessant gewesen. So arm, dass hier möglicherweise sogar Grünlinge stehen könnten. Stein- und Butterpilze sowieso. Aber in luftiger Höhe war es hier derart trocken und nahezu Pilzleer, dass ich schnell in den Wald bei Grebbin umsetzte. Kiefern- und Fichtenforste, aber auch ein schönes Buchen – und Eichenareal, dass durchaus nicht schlecht aussah. Allerdings auch hier Sandboden und unter den Buchen nicht ein einziger Frischpilz. Nur in den Nadelwäldern, wo sich Moos zeigte oder in feuchteren Senken an Waldwegen gab es frische Pilze. Hier dann plötzlich in großen Schaaren und als Bodendecker. Allen voran Falsche Pfifferlinge, Gefecktblättrige Flämmlinge und Rostfleckige Helmlinge. Der Kochtopf – Mykologe hätte mit einer kleineren, aber frischen Krausen Glucke und ebenfalls einer Handvoll sehr junger Stockschwämmchen vorlieb nehmen müssen. Auch wenige kleine Riesenschirmpilze waren im Angebot. Falsche Pfifferlinge hätten den Korb  voll gemacht, aber eigenartig, in beiden Wäldern nicht ein einziger Hallimasch!

Hier die Artenliste von 2437/3 – Vogelsberg/Grebbin: Flächiges Eckenscheibchen, Schlanker Riesenschirmpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Bleiweißer Trichterling, Birken – Zungenporling, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Flacher Lackporling, Falscher Pfifferling, Eichen – Rindensprenger, Rostfleckiger Helmling, Geflecktblättriger Flämmling, Fahlgelber Rötel – Trichterling, Weißer Polsterpilz, Krause Glucke, Rehbrauner Dachpilz, Eichen – Mehltau, Stockschwämmchen, Behangener Trompetenschnitzling, Rosablättriger Helmling, Kahler Krempling, Ziegelroter Schwefelkopf, Waldfreund – Rübling, Goldschimmel, Flatter – Milchling, Purpurfilziger Holzritterling, Dehnbarer Helmling, Weißmilchender Helmling, Rinnigbereifter Trichterling, Schmetterlings – Tramete, Keulenfuß – Trichterling, Staubfüßiger Trichterling, Mäuseschwänzchen, Rosa – Helmling und Großer Krempling.

Essbare Fahlgelbe Rötel – Trichterlinge (Lepista gilva) auf feuchteren, moosigen Reisigflächen im Fichtenforst bei Grebbin, heute am Standort fotografiert. Rötelritterlinge und viele andere Streubewohner tun sich derzeit noch sehr schwer. Die Streu ist einfach noch zu ausgetrocknet. Es wird sie wohl zu Weihnachten reichlicher geben!

Sonnabend, 13. Oktober (Tag der Katastrophenvorsorge) – Als eine einzige Katastrophe ist dieses Pilzjahr wohl in einigen Regionen Deutschlands anzusehen. Insbesondere die sandigen Böden und Heidegebiete im Süden Mecklenburgs und im mittleren Niedersachsen sind im Prinzip schon das ganze Jahr nahezu Pilzfrei. Gerade um diese Zeit geht dort normalerweise richtig die Post ab. Maronen ohne Ende und viele andere Arten machen einen Pilzausflug in die Heide dann zu einem Erlebnis. Der Grund dafür, dass unser für morgen geplanter Ausflug in die Lüneburger Heide ausfallen muss. Es gibt tatsächlich nichts! Das bestätigten heute auch Irena und Jonas, die für einige Tage bei Verwandten in der Braunschweiger Gegend waren und auf ihrer heutigen Rückreise die Lage in der Elberegion peilten. Einzig einen Champignon konnten sie auf einer Wiese sichten. Von einer derartigen Trostlosigkeit sind wir in Küstennähe meilenweit entfernt, denn unsere Wälder stehen zumindest regional und strichweise voller Pilze. Davon können die dort unten nur träumen. Voller Pilze, damit meine ich Frischpilze ganz allgemein, unabhängig ob giftig oder essbar, groß oder klein. Hallimasch war in den zurückliegenden Wochen stellenweise in riesigen Mengen vorhanden. Inzwischen ist er zwar etwas abgeklungen, aber ich denke, es ist noch nicht Schluss mit diesem Massenpilz. So fanden wir auf unserer heutigen Pilzwanderung bei Dümmerhütte reichlich überständige von ihnen, aber an einzelnen Stubben legten sie wieder ganz frisch los. Nämlich eine nicht so häufige, grauhütige Hallimasch – Art mit weißlichen Schüppchen auf dem Hut. Auch erste Dunkle Hallimasch, die bevorzugt an Nadelholz wachsen, scheinen langsam los zu legen. Sie waren bisher überhaupt noch nicht vertreten. Pilze gab es also auch in diesen Wald reichlich, allerdings kaum Mykorrhiza – Arten, zu denen bekanntlich auch die beliebten Röhrlinge zählen. Ich denke, man sollte die Ansprüche und Erwartungen nach den jeweils gegebenem Angebot ausrichten. Speisepilze gibt es reichlich, auch wenn sich die beliebten Röhrlinge  schwer tun. Wer unsicher ist und sich nicht richtig auskennt, kann gerne einer der nächsten Wanderungen in Anspruch nehmen.

Dazu war es heute rekordverdächtig warm. Bis zu 28 Grad wurden gemessen! Hochsommer pur mitten im Oktober. Sommer und Trockenheit wollen einfach nicht weichen.

Während sich die meisten Teilnehmer heute über Hallimasch freuten, hatte ich einen ganz anderen Grund zu feiern. Aus der Stirnfläche von starkem Totholz wuchsen diese Pilze heraus. Es handelt sich um den extrem seltenen Fuchs- oder Runzeligen Zähling (Lentinellus vulpinus). Für M-V dürfte es der Erstnachweis sein! Der Pilz wurde also noch nie in Mecklenburg – Vorpommern von einem mykologisch interessierten Menschen gefunden! Auch ist er erst ein mal in Schleswig – Holstein, drei mal in Berlin/Brandenburg und fünf mal in Sachsen – Anhalt nachgewiesen. Etwas häufiger scheint die Art im Südwesten der Bundesrepublik zu sein. Für mich auf jeden Fall der Fund des Jahres 2018! MTB: 2433/1, Wald südlich Dümmerhütte. Ungenießbar.

Sonntag, 14. Oktober (Tag des Weltstandards) – Mich interessierte heute allerdings nur der Standard, den einige Wälder in unserem Einzugsgebiet derzeit in punkto Frischpilze zu bieten haben. Immerhin gilt es zu klären, in welchen Regionen es am ehesten Sinn macht, unsere Exkursionen anlässlich des am Wochenende in Keez stattfindenden Herbstseminars durchzuführen. Zunächst brachte ich schon mal reichlich Fachliteratur aus dem Steinpilz – Wismar in unsere Außenstelle. Da Irena zum Kürbisfest in Alt Schwerin weilte und Jonas den Computer bevorzugte, unternahm ich eine kleine Rundreise und inspizierte einige Waldgebiete in östlicher bis südöstlicher Richtung. Hier sind vor einiger Zeit strichweise kräftige Schaustraßen rüber. Eine kleine Einschätzung: ich muss dazu aber sagen, ich weilte in jedem Wald nur kurz, so dass ich nur eine Momentaufnahme des jeweiligen Gebietes machen konnte.

Sültener Forst: sehr trocken schon wieder, aber trotzdem auf und am Waldweg einige Täublinge, auch einen Fliegenpilz. Im Waldesinneren (Kiefern/Fichten) zahlreiche Falsche Pfifferlinge und viele Kahle Kremplinge. Hier gibt es also Pilze.

Der Kreuzgrund, in Nähe des Boitiner Steintanzes: Viele Hallimasch, teils überständig, teils ganz frisch kommend. Auch Täublinge, viele Helmlinge und Mürblinge, schöne, frische Anis – Champignons im Fichtenwald und natürlich Kremplinge. Auch hier würde es durchaus Sinn machen. Der Wald lebt pilztechnisch.

Neben vielen überständigen Hallimasch (Armillaria spec.) aber auch zahlreiche junge Exemplare, so dass es schon wieder in den Fingern juckte sie zu ernten. Ich musste mich aber überwinden und sie im Wald lassen. Nur einige für die Ausstellung landeten in meinem Sammelbehältnis. Standortfoto am 14.10.2018 im Kreuzgrund.

In der Fichtennadelstreu frische Schiefknollige Anis – Champignons (Agaricus abruptibulbus). Wie alle Anis – Egerlinge ein leckerer Speisepilz.

Vierburg Waldung, sandiger Laub- und Nadelwald: Viele Schlanke Riesenschirmpilze, Hallimasch und Kremplinge. An günstigen Stellen scharenweise Milchlinge und einige Täublinge, Gelbe Knollenblätterpilze und auch zahlreiche Kleinarten. Auch hier würde es Sinn machen.

Der Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita cirtina) ist der häufigste der giftigen Wulstlinge in unseren Wäldern, aber auch der harmloseste. Im Prinzip ist er nur roh etwas giftig, schmeckt aber gekocht nicht, so dass er im Wald bleiben kann. Auch wegen der Verwechslungsgefahr mit dem tödlichen Grünen Knollenblätterpilz.

Rühner Holz, Laubwald auf besseren Böden: Falten – Tintlings – Aspekt am Wegrand. Im waldesinneren an feuchten Stellen Milchlinge und Täublinge, Tintlinge, Rötlinge und andere Kleinarten. Weniger gut.

Aber immerhin auch Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus). Essbar.

Schließlich noch der Schlemminer Staatsforst mit dem Schwarzen See und der bekannten Steinpilz – Strecke. Hier waren natürlich schon Leute durch und mindestens ein Steinpilz wurde geschnitten. In der Nähe brachen junge Fliegenpilze durch. Auch Täublinge, Rüblinge, Schleierlinge, Tintlinge und einige andere Arten und Gattungen. Insgesamt für das Edel – Gebiet aber eher schwach. Da wir im letzten Jahr zum Herbstseminar hier waren, werden wir das Gebiet dieses mal nicht aufsuchen.

Auch giftige Fliegenpilze (Amanita muscaria) werden gerne von den Schnecken verspeist. Womöglich verkriechen sie sich dann für eine Weile um ihren Rausch auszukurieren!?

Montag, 15. Oktober (Tag der Pilze in den USA) – Ich hoffe, die Schwämme werden es dort mit reichlichem Wachstum würdigen.

Anders bei uns. Die Trockenheit hat sich nach den sommerlichen Tagen wieder deutlich verschärft. Auch hatten wir jetzt keinen nennenswerten Tau Fall mehr, so dass das Feuchteangebot auch an den dafür prädestinierten Flächen nahezu versiegt ist. Allmählich dürften auch die Hoffnungen auf einen noch pilzreichen Spätherbst schwinden, denn nennenswerter Regen ist für Deutschland bis Ende des Monats nicht in Sicht. Allenfalls bei uns im Norden könnte es noch ein wenig davon geben. Wie schon seit Beginn der Saison im April, werden angedeutete Regenfälle in der Mittelfrist – Prognose beim Näherkommen immer wieder von den Wettercomputern runtergerechnet und verschwinden teilweise gänzlich aus der Prognose. Das eingespielte Muster geht also weiter und sollte sich daran in absehbarer Zeit nichts ändern, könnte es schnell von herbstlicher Wärme zu frühwinterlicher Kälte übergehen. Auch färben sich die Blätter der Buchen schon sehr golden und werden bald fallen. Dann fahren die Bäume ihren Stoffwechsel auf Wintermodus herunter und somit stellen auch ihre Pilz – Partner die Aktivitäten allmählich ein. Ich denke, angesichts dieser Entwicklung, so wie ich sie aus heutiger Sicht sehe, brauchen sich Fans der beliebten Röhrlinge wohl keine großen Hoffnungen mehr machen. Hätten wir jetzt nach der Wärme kräftige Regenfälle bekommen, wäre bald feiern angesagt. Danach sieht es derzeit nicht aus.

Immerhin endet heute der Pilzherbst und morgen beginnt der Spätherbst – Aspekt. Er wird in erster Linie von Streubewohnern geprägt. Also Helmlinge, Riesenschirmlinge, Rötel – Ritterlinge, Trichterlinge, aber auch Stubbenpilze. Der Herbst schließt sich, trotz regional recht zufriedenstellenden Pilzaufkommens, im großen und ganzen der seit Saison – Beginn ab April herrschenden Trostlosigkeit an.

Wie schon seit Wochen ist Hallimasch (Armillaria spec.) der häufigste und ergiebigste Speisepilz in unseren Wäldern. Auch wenn viele schon überständig sind, es kommen immer noch frische nach. Hier sind es gleich zwei verschiedene Unterarten an einem Laubholz – Stubben im Kreuzgrund am 14.10.2018. Hallimasch ist zwar roh giftig, aber mindestens 20 Minuten gegart ein durchaus herzhafter Speisepilz.

Dienstag, 16. Oktober (Welttag des Essens) – Wer gerne Waldpilze isst, wäre heute im Farpener Forst mit Hallimasch bestens bedient gewesen. Wie seit Jahren war ich hier mit Schülern einer 4. Klasse der Regionalschule am Rietberg in Steinhausen – Neuburg zu einer Pilzwanderung verabredet. Ich drehte mit den Kindern und ihrer netten Lehrerin die obligatorische Runde durch den sich am Ortsrand entlang ziehenden Laub- und Nadelwald. Die Kinder sind in diesem alter noch richtig für Pilze zu begeistern. Und diese gab es in Hülle und Fülle. Allen voran, wie schon angedeutet, Hallimasch, in allen Altersstadien. Aber auch sonst recht vielseitig bis hin zur weißen Form des wichtigsten aller Pilze auf einer jeden Pilzwanderung, des Grünen Knollenblätterpilzes. Selbst an den lichteren, moosigen, aber doch schon wieder recht trockenen Rändern des totholzreichen Buchenwaldes, zeigten sich etliche Arten aus verschiedenen Gattungen. Täublinge, Milchlinge, Rüblinge und viele andere. Im Moos des Fichtenwaldes einige schöne Maronen und Rotfüßchen. Dieses Gebiet profitiert immer noch von stärkeren Regenfällen, die hier vor Wochen niedergingen und durch die geringeren Nachfolge – Niederschläge und zeitweiligem Tau Fall. An Südrändern und windoffenen Wald – Kannten ist natürlich auch kaum ein Frischpilz zu sehen.

Das Wetter konnte dazu nicht besser sein. Sonne und spätsommerliche Wärme. Die Luft wird nun aber etwas feuchter. Das hängt auch mit einer Konvergenzzone zusammen, die heute von Hamburg bis runter nach Hessen in einem schmalen Streifen immer wieder Schauer produzierte. So konnten strichweise doch einige Liter auf den Quadratmeter zusammen kommen. Hätten wir Sommer gehabt, währen dort heftige Gewitter niedergegangen. Die Feuchte macht sich allmählich auch bei uns breit, wird sich aber wohl eher durch zunehmende Nebelneigung bemerkbar machen.

Im Buchenwald wagt sich tatsächlich, trotzt der sommerlichen Wärme und Trockenheit, ein erster Herbst – Rotfuß (Xerocomus pruinatus) ans Tageslicht. Wenn es in den nächsten Wochen doch noch feuchter werden sollte, und davon ist auch ohne große Regenfälle auszugehen, kann dieser beliebte, aber säuerlich schmeckende Speisepilz noch richtig zahlreich durchstarten. Wir können ihn bei milden Temperaturen noch den ganzen November über sammeln.

Mittwoch, 17. Oktober (Internationaler Tag der Beseitigung der Armut) – Wer das möchte, muss zunächst dieses Wirtschaftssystem mit seinen Ungerechtigkeiten, in dem Reiche immer reicher werden dürfen und arme immer ärmer werden, beseitigen. Nichts gegen Demokratie, hier zählt aber nur eines – Profit! Ich kann ein Lied davon singen, was meine Arbeit in diesem System wert ist, da sie nicht den staatlich gewünschten Ertrag einbringt!

Zu erfreulicherem oder auch nicht. Die Trockenheit hat inzwischen auch bei uns wieder das Zepter voll in der Hand. Selbst einige städtische Rasenflächen neigen bereits wieder zum vergilben. Nicht nur die spärlichen Niederschläge, die seit April vom Himmel kamen, auch der in den letzten Tagen fehlende Tau hat die Situation inzwischen wieder deutlich verschärft. Die Pilze in unseren Wäldern haben es schon schwer genug, aber jetzt geht es ihnen an die Substanz. So sah ich heute stellenweise reichlich Derbe Rotfüßchen, die sich durch das Buchenlaub quälen und in` s Stocken geraten. Auch die in letzter Zeit begünstigten Standorte versiegen bereits wieder. Nun soll zumindest der Oktober – Sommer bei uns im Norden ab morgen zu Ende sein. Deutlich kühlere Luft macht sich auf den Weg zu uns. Regnen wird es aber kaum. Einzig der Tau – Fall dürfte in den deutlich kälteren Nächte mit Bodenfrostgefahr wieder einsetzen, so hoffe ich zumindest. Feuchte Luft kann dann wenigsten ein wenig Linderung und etwas bessere Wachstumsbedingungen schaffen.

Da heute Mittwoch war, stand eine Exkursion auf dem Programm. Nachmittags musste ich  aber schon wieder zu hause sein, da sich Handwerker angemeldet hatten. So fuhr ich nicht zu meiner regulären Exkursion in den Bereich Mestlin, sondern machte eine Stippvisite in verschiedene Wälder in südöstlicher Richtung. Zunächst die Panzower Tannen. Sehr trocken, einige Hallimasch, Rotfüßchen und sehr schöne Stockschwämmchen. Weiter ging es in den Höltingsdorfer Forst. Natürlich Hallimasch, aber auch zahlreiche Derbe Rotfüßchen, die es bei den trockenen Verhältnissen sichtlich schwer hatten. Zuletzt noch kurz in den Bereich Perniek, der in den zurückliegenden Wochen mit einem reichhaltigen Pilzaufkommen glänzte. Davon war heute kaum noch etwas zu sehen. Die Luft ist hier raus und der Spätherbst kann kommen. Aber etwas erfreuliches gab es für mich hier dennoch. Seit vielen Jahren gibt es hier eine kleine Stelle mit Pappel – Grünlingen. Heute entdeckte ich eine zweite in unmittelbarer Nähe. Die schöne und nicht häufige Art scheint sich hier auszubreiten.

Stellenweise zahlreiche Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus). Die Wärme und die extrem trockene Luft sorgt dafür, dass sie auf den Hüten rissig werden. Das ist bei ihnen sonst kaum zu beobachten, sondern eher typisch für das gemeine Rotfüßchen. Standortfoto am 17.10.2018 im Höltingsdorfer Forst.

Donnerstag, 18. Oktober (Internationaler Tag der Credit – Union) – Kann mir gestohlen bleiben, denn ich bin nicht kreditwürdig.

Nun bleibt der Steinpilz – Wismar bis Montag geschlossen. Die Aktivitäten verlagern sich an diesem Wochenende in unsere Außenstation nach Keez. Dort findet das diesjähriges Herbstseminar oder besser „Pilzwochenende in Mecklenburg“ statt. Morgen gegen 14.00 Uhr geht es mit einer umfassenden Einführung in die Pilzkunde in Form einer PowerPoint Präsentation von und mit Ulrich Klein los. Am Sonnabend sind ganztägig Exkursionen angesagt und abends geht es in gemütlicher Runde an die Fundauswertung. Am Sonntag Vormittag weitere Pilzbestimmungen und nach dem Mittagessen steht noch eine Abschlussexkursion auf dem Programm. Das Wetter ist gut angesagt und ich hoffe das wir trotz der bescheidenen Bedingungen ein interessantes Wochenende erleben können.

Heute zog mit etwas Nieselregen eine Kaltfront durch. Zuvor war es in der Nacht neblig und auch recht feucht, aber leider frischte der Wind nach Frontdurchgang in wieder trockenerer Luft böig auf. Aus heutiger Sicht kann es Anfang nächster Woche einige Liter regnen. Aber warten wir es ab, meist bleiben dann, je näher das Ereignis heranrückt, allenfalls einige Tropfen übrig. Ergiebiger Regen ist auch in den nächsten 14 Tagen offensichtlich außer Sichtweite. Dann befinden wir uns bereits im November und wir können kaum noch großes erwarten. Solange es aber nicht richtig frostig wird, kann immer noch die eine oder andere Überraschung möglich sein.

Jetzt beginnt die große Zeit der Saprophyten und dazu zählt auch der Maskierte oder Lilastielige Rötel – Ritterling (Lepista personata). Dieses Exemplar wurde heute auf einer Rasenfläche in Wismar gefunden und bei mir abgegeben. Ich habe es auf dem Hinterhof fotografiert. Das Lila am Stiel kann sehr schwanken. Es gibt Exemplare, wo es nahezu völlig fehlt. Da ich diesen Pilz in meiner Jugend zentnerweise auf dem Wismarer Markt verkauft habe, konnte ich seine Variationsbreite bestens studieren. Heute ist der gute Speisepilz relativ selten geworden. Pilz des Jahres 2016.

Freitag, 19. Oktober (Daschain – Festival in Nepal) – Kein Festival aber immerhin unser diesjähriges Herbstseminar unter dem Motto ein „Pilzwochenende in Mecklenburg“ startete heute in Keez, bei Brüel. Wie immer baute ich zur Begrüßung eine kleine Pilzausstellung auf. Dazu mußte noch frisches Moos geholt werden. Die Nacht war neblig und ziemlich kalt. Starker Taufall, der auf den Wiesen zu Reif gefror. Die Morgensonne, die teils dichten und flachen Nebelfelder und die winterlich angehauchte Landschaft zauberten eine wundervolle Stimmung, die ich gerne im Bild festgehalten hätte, aber leider hatte ich meine Kamera nicht dabei. Gegen 14.00 Uhr startete schließlich unser kleines Seminar. Ulrich Klein gestaltete den Einstieg mit einer mehrstündigen PowerPoint – Präsentation. 

49 Pilzarten begrüßten unsere Gäste in Keez.

Sonnabend, 20. Oktober (Welt – Osteoporosetag) – 2. Tag unseres Pilzwochenendes in Keez. Nach dem Frühstück starteten wir zu unseren Exkursionen. Ich hatte zwei unterschiedliche Wälder ausgesucht. Zunächst ging es in den Kreuzgrund mit seinem berühmten Steintanz von Boitin. Überwiegend Laubwaldbereiche mit Buchen, aber auch kleinere Fichten – Areale und etwas Erlenbruchwald. Ein artenreiches Gebiet und bei optimalen Bedingungen eine Fundgrube. Optimal waren und sind die Bedingungen in diesem Jahr bekanntlich nicht, aber trotzdem waren wir angenehm überrascht. Es kam keine Langeweile auf, sowohl für den Speisepilz – Fan, wie auch für den fortgeschrittenen Hobby – Mykologen. Neben vielen Erläuterungen der unterschiedlichsten Pilzfunde, füllten sich die Körbe auch mit Speisepilzen. Allen voran mit Hallimasch, Stockschwämmchen, aber auch Maronen – Röhrlingen und Rotfüßchen. Mittag gab es im Wald. Irena bewirtete uns mit allerlei Leckereien, so beispielsweise mit vegetarischem Hühnerfrikassee. Das Hühnerfleisch wurde durch Schwefelporlinge ersetzt.

Schließlich starteten wir in unser zweites Revier. Ich hatte die Vierburg Waldung bei Bützow ausgesucht. Wir folgten dem dortigen Pilzlehrpfad, der vor Jahren vom  Pilzberater Klaus Warning im Auftrag der Stadt Bützow eingerichtet wurde. Sandige Nadelwälder mit reichlich Birken fanden wir hier vor. Das Pilzaufkommen war stellenweise enorm. Neben Kahlen Kremplingen und Falschen Pfifferlingen auch viele Derbe Rotfüßchen und Maronen, so dass bei einigen das Sammelfieber nicht zu dämpfen war. Mit Einbruch der Dunkelheit fuhren wir nach Keez zurück, wo uns bereits die Schweriner Volkszeitung für ein Interview erwartete. Nach dem Abendbrot ging es an die Fundauswertung und das war eine ganze Menge. Schließlich zog sich die Nacht in gemütlicher Runde noch lange hin, denn es mussten auch große Mengen an Speisepilzen verarbeitet werden.

Einfach gigantisch, was der Hallimasch (Armillaria …) in diesem Jahr für einen Auftritt hat. Seit Mitte September brechen immer wieder auf` s neue riesige Büschel dieser Speisepilz – Gattung aus Baumstümpfen, Baumwurzeln und scheinbar aus der Erde heraus. 20.10.2018 im Kreuzgrund.

Sonntag, 21. Oktober (Tag der Jungferninseln) – Am Vormittag haben wir noch die restlichen Pilzarten vorgestellt und besprochen, um anschließend zur Abschlussexkursion in das Klaasbachtal bei Neukloster aufzubrechen. Das naturbelassene, bewaldete Bachtal zählt zu unseren Edel – Revieren mit einer besonders vielseitigen Pilzflora. Das tief eingeschnittene Tal bietet inzwischen Wildnis – pur, da selbst der Wanderpfad, der direkt durch das Bachtal führt, nicht mehr gepflegt wird. Umstürzende Bäume dürften liegen bleiben. Eine wunderbare Welt eröffnet sich dem Naturfreund. So wurden heute neben reichlich Speisepilzen wie gewohnt auch recht seltene Pilzarten entdeckt und vorgestellt. Zum Abschluss servierte uns unsere gute Seele Irena Kaffee und Kuchen. Das Wetter war dazu sehr schön und mild. Ich denke und hoffe, es hat allen auch so gut wie mir gefallen.

Zu unseren schönsten Funden zählte dieser Pilz – Parasit. Er nistet sich auf alten Täublingen ein. Es handelt sich um den Stäubenden Zwitterling (Nyctalis asterophora).

Montag, 22. Oktober (Tag der Nüsse in den USA) – Nicht nur dort, denn gestern Abend habe ich mehrere größere Zwiebelsäcke voller Wallnüsse mit Irena von Keez in den Laden gebracht. Sie erfreuen sich in der Vorweihnachtszeit zusammen mit unserem Gesteck – Angebot großer Beliebtheit. Irena hatte sie in den letzten Wochen vom eigenen Nussbaum im Garten eingesammelt und getrocknet. Anders als bei den meisten Pilzen gab es bei vielen Bäumen in diesem Jahr eine reiche Ernte. Hätte es mehr geregnet, währe auch ein Rekord – Pilzjahr die Folge gewesen. Am Nachmittag erneuerte ich die Ausstellung, hatte aber nicht viel zum Bestücken, da ich mich während des Seminars unseren Teilnehmern widmen musste. So sind derzeit nur 99 Arten zu sehen.

Es gibt einige Pilzarten, die mir in diesem Herbst als besonders häufig aufgefallen sind. Neben Hallimasch, Falschen Pfifferlingen, Kahlen Kremplingen und Wiesen – Champignons profitierte offensichtlich auch dieser kleine Zwerg – Champignon von den ungewöhnlichen Witterungsverhältnissen. Immer wieder fand ich diesen Winzling in den letzten Wochen entlang der Waldwege. Er wird von kaum einem Pilzsucher beachtet und links liegen gelassen. Sicher weil er so klein ist und nicht als Champignon angesprochen wird. Es handelt sich um den stark gilbenden und intensiv nach Anis duftenden Weinrötlichen Zwerg – Champignon (Agaricus semotus). Essbar. Standortfoto am 21.10.2018 im Klaasbachtal.

Dienstag, 23. Oktober (Tag der Schneeleoparden) – Stichwort Schnee. Das Winterhalbjahr hat längst begonnen und zum Wochenende hin steht tatsächlich der erste Schnee auf dem Programm. Kaum zu glauben, regierte doch noch in der letzten Woche der Sommer. Aber das Jahr ist schon weit fortgeschritten und da sind erste frühwinterliche Kapriolen durchaus möglich. Vor allem in den Bergländern soll es teils kräftig schneien und selbst in tieferen Lagen Süddeutschlands kann Frau Holle die ersten Flocken wirbeln lassen. Bei uns im Norden werden wir wohl vorerst noch von solchen Eskapaden verschont. Kälter wird es aber auch bei uns mit Nachtfrostgefahr Anfang nächster Woche. Wichtig bei diesem ersten Startversuch des Winters sind allerdings die damit in Verbindung stehenden Niederschläge. Im Zusammenspiel mit den heutigen, die noch sehr zu wünschen übrig ließen, können sie dafür sorgen, das der nächste und finale Schub von Röhrlingen etwas mehr Steinpilze im Gefolge haben könnte. Der derzeitige Schub war und ist hauptsächlich von Rotfuß – Röhrlingen und Maronen geprägt. Auch sie dürften im November noch einen neuen Versuch wagen und vielleicht ist dann auch in den bisher zu trockenen Kiefern- und Fichten – Regionen im Süden noch einiges möglich. Da sollte auch die vorübergehend deutlich kältere Witterung nicht weiter stören. Überhaupt wird das allgemeine Pilzaufkommen im November nochmals und in den bisher viel zu trockenen Gebieten erstmals deutlich aufleben.

Dieses Foto habe ich am Sonnabend in der Vierburg – Waldung aufgenommen. In einem kürzlich durchgeforsteten Alt – Fichtenbereich stieg das Sammelfieber einiger Seminar – Teilnehmer wieder deutlich. Massen an Frischpilzen bevölkerten den Waldboden. Neben unzähligen Falschen Pfifferlingen und Kahlen Kremplingen auch immer wieder Rotfuß – Röhrlinge und Maronen. Dazu sehen wir hier auch noch einen Rotbrauen Milchling. 21.10.2018.

Mittwoch, 24. Oktober (Vollmond) – Ab heute soll das Pilzwachstum laut Mond – Theorie wieder abnehmen. Da damit wohl in erster Linie die Röhrlinge gemeint sind, mag das wohl hinkommen. Ansonsten wird das allgemeine Pilzaufkommen zumindest in den bisher immer noch zu trockenen Gebieten eher zulegen, bevor Mitte November dann auch die Röhrlinge noch einen Versuch wagen sollten.

Da heute Mittwoch war, stand wieder eine Exkursion nach meinen Topografischen Karten auf dem Programm. Dazu hatte sich auch Raritäten – Jäger Andreas Okrent aus Graal – Müritz angemeldet. Es ist schon fast ein Jahr her, dass wir gemeinsam unterwegs waren. Ich bin inzwischen wieder in Verzug geraten und wir holten den letzten Quadranten im Mestliner Messtischblatt nach, der eigentlich am letzten Mittwoch an der Reihe gewesen wäre. In diesem Quadranten befinden sich drei kleinere Waldgebiete. Wir entschieden uns für das größte, nämlich die Sehlsdorfer Tannen. Der Wald steht auf sehr sandigem Untergrund. Es dominieren, Lärchen, Fichten und Kiefernwälder. Auch einige Laubwaldbereiche sind vorhanden. So etwas Buchenwald, Birken/Espenbereiche und junge Roteichen – Bestände. In dieser Region war es bis zuletzt noch sehr trocken, so dass kaum Mykorrhiza – Pilze auffindbar waren. Es dominierten Streubewohner. Der Kochtopf – Mykologe wäre mit frischem Hallimasch, Graublättrigen Schwefelköpfen und Violetten Rötel – Ritterlingen bestens bedient. Auch eine Handvoll Rotfüßchen und Austern – Seitlinge würden die Pilzmahlzeit komplettieren. Hier die Artenliste von MTB: 2437/4 –  Sehlsdorfer Tannen: Grünblättriger Schwefelkopf, Falscher Pfifferling, Dunkler Hallimasch, Graukappe, Rotfuß – Röhrling, Staubfüßiger Trichterling, Violetter Rötel – Ritterling, Brauner Stäubling, Kahler Krempling, Rostfleckiger Helmling, Echter Zunderschwamm, Graublättriger Schwefelkopf, Unförmiger Knorpelporling, Wasserfleckiger Rötel – Trichterling, Weißstieliges Stockschwämmchen, Ohrlöffel, Rehbrauner Dachpilz, Mäuseschwänzchen, Orangegelber Heftelnabeling, Austern – Seitling, Blauer Saftporling, Gemeiner Violettporling, Zugespitzter Kugelpilz, Samtiger Schichtpilz, Butterpilz, Graublauer Wolkentäubling und Eichen – Mehltau. 

Frische Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) heute in den Sehlsdorfer Tannen. Vor allem in der Zeit zwischen November und Februar ist dieser gute Speisepilz an Laubhölzern zu finden. Standortfoto am 24.10.2018.

Donnerstag, 25. Oktober (Tag der Zöllner in Russland) – Der Herbst hat uns nun voll im Griff. Stürmisch und ungemütlich ist es geworden. Zum Wochenende wird dann auch noch ein Schwall sehr kalter Luft direkt aus dem hohen Norden zu uns geführt. Der Hauptschub der kalten Luft dürfte eher über Westeuropa in` s Mittelmeer vorstoßen. Dort und im Alpenraum sind neue Unwetter zu erwarten. Im Süden Deutschlands kann es dann längere Zeit ergiebig regnen. Teils kann es bis weit runter sogar Schneeflocken geben. Bei aufklaren ist bei uns im Norden kurzzeitig Bodenfrost möglich. Regnen wird es auch bei uns zeitweise, aber große Mengen bleiben wohl ein Wunschtraum. Damit wird auch ein möglicher und letzter, deutlicherer Schub von Steinpilzen im November wieder unwahrscheinlicher. Ergiebiger Regen hätte vielleicht noch einiges möglich gemacht, aber wie schon seit Beginn der Saison im April, werden mögliche Niederschläge immer wieder herunter gerechnet. Die Temperaturen im Mittelfrist – Trend hätten es jedenfalls möglich gemacht, denn es soll im großen und ganzen, bis auf den Ausrutscher um das kommende Wochenende herum, sehr mild bleiben. Bereits am Dienstag könnten die Temperaturen aus heutiger Sicht einen gewaltigen Satz nach oben machen.

Aber wozu auf Steinpilze warten. Wie wer`s mit diesem vorzüglichen Speisepilz, der gerade verstärkt an Nadelholz – Stubben durchstartet. Der Rauch- oder Graublättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides). Ich persönlich würde ein Gericht dieses Edelpilz auf jedem Fall eines von Steinpilzen vorziehen. Er ist sehr aromatisch und von fester Konsistenz. Daher auch besonders gut als Suppenpilz geeignet. Standortfoto am 24.10.2018 in den Sehlsdorfer Tannen.

Freitag, 26. Oktober (Gospeltag) – Mit einer Mittwochsexkursion bin ich wieder in Verzug. Eigentlich hätte ich sie heute in Angriff nehmen können, denn ich brauchte erst um 15.00 Uhr den Steinpilz – Wismar öffnen. Da gestern aber regnerisches Wetter für heute angesagt war, zog ich es vor, seit längerer Zeit mal wieder auszuschlafen und einige Dinge im Haushalt zu erledigen. Da der Regen aber erst gegen 15.00 Uhr einsetzte und es durchaus noch recht mild war, habe ich mich hinterher etwas geärgert. Aber nichts desto trotz, sobald sich die Gelegenheit bietet, wird die noch ausstehende Exkursion nachgeholt.

Geregnet hat es bis zum Abend aber nur wenig. Erst in der Nacht und morgen bestehen für die Küstenregionen Unwetterwarnungen vor Starkregenschauern und Gewittern. Etwas regnen kann es dann auch noch an den Folgetagen, aber große Mengen kommen aus heutiger Sicht nicht zusammen. Und auch mittelfristig sind bis Mitte November keine nennenswerten Niederschläge mehr in den Wettermodellen auszumachen. Anders noch vor wenigen Tagen, wo immer wieder Regen dabei war. Sollte es so kommen, dürfen wir endlich von der Hoffnung auf einen letzten, möglichen Schub von Steinpilzen in diesem Jahr abschied nehmen. Sicher wird noch der eine oder andere von ihnen erscheinen, für größeres fehlt einfach eine nachhaltige Überregnung. Diese hätte dann wirklich noch etwas bewirken können, denn ab Dienstag und dann bis Mitte November steht ungewöhnlich warmes Wetter für die fortgeschrittene Jahreszeit auf dem Programm. Am Dienstag könnten sogar 20 Grad möglich sein! Mich stören diese Aussichten aber nicht weiter, denn so leer wie in den Sommermonaten sind unsere Wälder schon lange nicht mehr und ich freue mich über jeden Frischpilz den ich sehe. Ganz gleich ob essbar, ungenießbar oder giftig, winzig klein oder riesengroß.

Sehr klein, wenn auch nicht gerade winzig, sind diese Ohrlöffel – Stachelinge (Auriscalpium vulgare). Wir finden sie praktisch ganzjährig auf alten, oft bereits im Waldboden versenkten Kiefern – Zapfen. Bei näherer Betrachtung ein wunderschöner, beachtenswerter Pilz der zudem kaum verwechselbar sein dürfte. Selbstverständlich ohne Speisewert. Fotografiert am 24.10.2018 in den Sehlsdorfer Tannen.

Sonnabend, 27. Oktober (Tag des amerikanischen Bieres) – Kein amerikanisches, sondern eher ein Lübzer oder Rostocker Heimatbier könnte heute Abend noch drin sein.

Eine öffentliche Pilzwanderung führte heute durch das Sophienholz, nahe der Hansestadt Wismar. Laub- und Nadelwälder auf besseren Böden. An Speisepilzen gab es wahrlich keinen Mangel. Hallimasch und Stockschwämmchen waren im Überfluss vertreten und jeder konnte soviel einsammeln, wie er gebrauchen bzw. verbrauchen konnte. Es ist einfach unglaublich, was der Hallimasch in diesem Jahr an Fruchtkörpern hervor bringt. Es scheint einfach kein Ende nehmen zu wollen. Zur Zeit erlebt der Dunkle Hallimasch, den wir vorwiegend an Nadelholz finden, seinen großen Auftritt. Aber auch andere, Laubholz – bewohnende Arten dieser Gattung waren heute in gewaltigen Mengen und allen Altersstadien dabei. Wer in diesem Herbst keine Speisepilze findet, ist selbst schuld! Jedes Jahr verläuft anders und die Schwerpunkte werden demzufolge immer unterschiedlich gesetzt. Waren es vor zwei Jahren um diese Zeit riesige Mengen an Maronen – Röhrlingen in den sandigen Kieferngebieten im Süden Mecklenburgs, gab es im letzten Jahr eine Schwämme von Herbsttrompeten und Trompeten – Pfifferlingen in unseren gehaltvolleren Buchenwäldern. In diesem Herbst ist Hallimasch der große Renner. Gut wer über eine entsprechende Artenkenntnis verfügt und nicht nur auf Röhrlinge und Pfifferlinge fokussiert ist. Die sind zwar relativ unproblematisch hinsichtlich möglicher Verwechslungsgefahr mit Giftpilzen, aber es gibt natürlich auch unter den Blätterpilzen und weiteren Pilzgruppen gute Speisepilze, die teilweise viel besser munden, als die oft recht schlabbrigen Röhrlinge. Um seinen Horizont zu erweitern, ist eine geführte Lehrwanderung die beste Möglichkeit.

Hier sind es junge Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura), die in Reih und Glied zwischen Rinde und Holz eines Fichtenstubbens heraus schieben. Standortfoto am 27.10.2018 im Sophienholz.

Sonntag, 28. Oktober (Ende der Sommerzeit) – Ab jetzt fühlen wir uns zumindest von der Tageslänge her bereits in den Winter versetzt. Auch die Temperaturen vermitteln derzeit eher einen frühwinterlichen Eindruck. Das wird sich in der Nacht zu Dienstag drastisch ändern. Gehen wir noch sehr kühl in die Nacht, so könnte gegen Sonnenaufgang gefühlt schon wieder der Sommer da sein. Ein rapider, ja  historischer Temperaturanstieg wird im laufe der Nacht erwartet. So wurde heute bei Kachelmannwetter das Beispiel Leipzig angeführt. Morgen Abend geht es bei etwa 5 Grad in die Nacht und bei Sonnenaufgang werden 20 Grad erwartet! Gleichzeitig wird es im sonst so milden Südwesten kälter mit Schneeflocken bis weit runter. Ein Mittelmeertief trägt für diese außergewöhnlichen Wetterkapriolen die Verantwortung. Es zieht über Westeuropa nach Norden und saugt auf seiner nordöstlichen Flanke diese warme Luft an. Es bringt in Richtung Westen ergiebige Niederschläge. An den Südalpen droht eine Unwetter und Flutkatastrophe. Hier sollen mehrere Hundert Liter innerhalb weniger Tage fallen! Wir bekommen bis auf einige Schauer weiterhin keinen nennenswerten Regen, dafür bleibt es ab Dienstag für längere Zeit sehr mild, wenn auch meist keine 20 Grad mehr!

Diese essbaren Rosa- oder Morgenrot – Täublinge (Russula aurora) habe ich gestern am Standort im Sophienholz fotografiert. Eigentlich bevorzugen sie den Hochsommer als Fruktifikationsperiode. Da es in diesem Jahr viel zu trocken war, sind sie jetzt im Spätherbst erschienen. Bei dem weiterhin für die Jahreszeit hohem Temperaturniveau ist noch mit weiteren, sommerlichen Überraschungen zu rechnen.

Montag, 29. Oktober (Welttag des Schlaganfalls) – Wollen wir hoffen, dass die ungewöhnliche Wetterlage derzeit keine Schlaganfälle begünstigt. In Südeuropa ist jedenfalls der Teufel los. Sintflutartige Regenfälle mit mehreren Hundert Litern auf dem Quadratmeter im Südstau der Alpen und verheerende Gewitter in Italien und zum Balkan herüber. Das Genua – Tief, welches nun über die Alpen springt und in Richtung Nordwesteuropa zieht, bringt auch bei uns außergewöhnliche Wetter – Turbulenzen. Jetzt am Abend ist es noch empfindlich Kalt in Mecklenburg. Im laufe der zweiten Nachthälfte soll ein rasanter Temperaturanstieg erfolgen und morgen können wir uns bei nur leicht bewölktem Wetter wieder in den Sommer zurückversetzt fühlen. Aber bereits zum Abend hin gehen die Temperaturen wieder auf Talfahrt. So kalt wie derzeit wird es aber wohl für längere Zeit nicht mehr werden. Der November wird zunächst sehr mild starten. Leider sind bei uns auch weiterhin keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten. Damit müssen wir uns abfinden und Speisepilze gab es in den zurückliegenden Wochen ja mehr als reichlich. Hallimasch und Stockschwämmchen sind immer noch voll im Gange.

Aber auch Röhrlinge waren und sind weiterhin dabei. Zuletzt viele Derbe Rotfüßchen, stellenweise gut Maronen und auch Steinpilze wurden am letzten Wochenende gefunden. Diese frischen Ziegenlippen (Xerocomus subtomentosus) habe ich am Sonnabend unter Blaufichten im Sophienholz fotografiert.

Dienstag, 30. Oktober (Weltspartag) – Die Warme Luft hat heute, gegenüber den zurückliegenden Tagen, für einen ganz anderen Wettercharakter gesorgt. Nach ungemütlich unterkühlten Vortagen lagen die Höchstwerte zwischen 17 Grad in Boltenhagen und gut 21 Grad in Ueckermünde. Dabei wurde es zeitweise richtig sonnig. Jetzt am Abend vertreibt eine Schauer – und Gewitterlinie die warme Luft schon wieder aus unserem Bundesland. So frisch wie zuletzt wird es aber für einige Zeit nicht wieder werden. Auch nächtlicher Bodenfrost wird die Ausnahme darstellen. Wir gehen also für die Jahreszeit durchaus mild in den November. So können wir an der Pilzfront noch einiges erwarten, zumindest dort, wo Bodenfeuchtigkeit es ermöglicht. Holzbewohner sind ohnehin reichlich vorhanden, auch wenn der Boom von Hallimasch allmählich abklingen sollte.

Hier sehen wir einen optisch durchaus attraktiven Blätterpilz des Herbstes, dem wir vor allem in der dunklen Nadelstreu des Fichtenforstes begegnen können. Der Gefleckte Rübling (Collybia maculata). Er bildet oft größere Gruppen. Seine Lamellen stehen sehr eng und der insgesamt einfarbig weißliche Pilz bekommt mit zunehmendem Alter rotbräunliche Flecken. Da er sehr bitter schmeckt, ist er ungenießbar. Foto am 27.10.2018 im Sophienholz.

31. Oktober (Reformationstag) – Den heutigen Feiertag nutzte ich um eine Mittwochsexkursion, die eigentlich am 24. Oktober hätte stattfinden sollen, nachzuholen. Damals war ich mit Andreas Okrent zu den Sehlsdorfer Tannen gefahren. Ich bin also immer noch im Rückstand und hoffe, dass ich am kommenden Wochenende wieder aufrücken kann. Das Messtischblatt 2238 = Tarnow, ist an der Reihe. Es ging in ein Waldgebiet nordöstlich Boldebuck. Laubwald der besonderen Art. Ein ganz spezielles Gebiet. Größtenteils feucht und mit Erlen, Weiden, dort wo es trockener ist, Pappeln, Ahorn und Eichen bestanden. Sehr unwegsam und mit einer üppigen Krautschicht, teils Schilf und ähnliches. Ein uriges Gelände und anscheinend auch reich an Schwarzwild. Viele Hochsitze tragen dem Rechnung. Teils morastig, teils schwarzer Mutterboden. Absolut kein Revier für den gemeinen Pilzsammler, aber sicher ein Rückzugsgebiet für viele Tier und Pflanzenarten und natürlich auch für viele Pilzarten. Wer auf Hallimasch aus ist, hätte heute wieder zentnerweise Rausschleppen können. Alleine die gewaltigen Büschel, die um nur einen einzigen, der vielen dicken Baumstümpfe herum wucherten, hätten schon einen großen Weidenkorb um sein Fassungsvermögen gebracht. Weiterhin waren alle Entwicklungsstadien dieses Massenpilzes vorhanden. Auf jeden Fall ein sehr spezielles und eigentümliches Gebiet. Da ich erst recht spät dort war, weil ich Irena noch behilflich war, ihre Utensilien nach Warin zu fahren, da dort ein weiterer Lehrgang zum Fischereischein startete, wurde es schon bald wieder dunkel. Deshalb sind auch nicht sehr viele Pilzarten zusammen gekommen. Auf jeden Fall war es irgendwie ein beeindruckendes Gebiet. Hier die Artenliste von 2238/1 – Waldgebiet nordöstlich Boldebuck: Gelbschuppiger Hallimasch, Striegelige Tramete, Tränender Saumpilz, Eichen – Rindensprenger, Leberpilz, Grauer Faltentintling, Strohblasser Schüppling, Schuppiger Porling, Gallertfleischiges Stummelfüßchen, Goldmistpilz, Schmetterlings – Tramete, Gift – Häubling, Rotrandiger Baumschwamm, Stockschwämmchen, Gemeiner Feuerschwamm, Zugespitzter Kugelpilz, Angebrannter Rauchporling, Violetter Knorpelschichtpilz, Geweihförmige Holzkeule, Lederbrauner Mürbling und Büscheliger Zwerg – Mürbling?

Diese kleinen Pilze wuchsen auf einem feuchten Laubholz – Baumstumpf, etwas büschelig und in kleinen Trupps. Man ist geneigt, daraus schnell den Gesäten Tintling zu machen, der viel häufiger ist. Hier vermute ich allerdings, es könnte sich um den Büschelligen Zwerg – Mürbling (Psathyrella pygmaea) handeln. Torsten Richter hatte schon vor vielen Jahren auf diese Verwechslungsart aufmerksam gemacht. Nun ist dies aber nur eine Vermutung, da ich sie nicht mikroskopiert habe. Ich habe auch versäumt, sie zu kosten. Der Mürbling soll bitter schmecken, der Tintling mild! Das werde ich in Zukunft beherzigen. Typisch für P. pygmaea soll u. a. der ockerbraune Hut und der weiß bereifte bis faserig beflockte Stiel sein und die zu blass – braun tendierende Lamellenfarbe. 31.10.2018 im Wald nordwestlich von Boldebuck.

Der Oktober 2018 ist somit Geschichte. Den Umständen entsprechend gab es regional doch einiges in Frischpilzen. Hallimasch erlebte eine denkwürdige Wachstumsperiode, die bereits im September begann und sich bis in den November fortsetzen wird. Viele volkstümliche Speisepilze, allen voran die Röhrlinge, waren nur mit wenigen Arten nennenswert vertreten. Am ehesten noch mit Derben Rotfüßchen und Maronen. Steinpilze gab es kaum. Auch die Rötel – Ritterlinge und ähnliche Spätherbstarten traten nur recht verhalten auf. Grund ist die immer noch deutliche Trockenheit.

Hallimasch – Arten (Armillaria spec.) waren die Pilze des Oktobers 2018! Foto am 31.10.2018 im Wald nordöstlich Boldebuck.

Fortsetzung unter „Wetter/Pilze November 2018“