Tagebuch Juni 2017/2

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter/Pilze Juni 2017/2

Dieses schöne und junge Exemplar eines Glattstieligen Hexen – Röhrlings (Boletus queletti) sandte mir Christian Ehmke zu. Es entstand vor wenigen Tagen im Schlosspark Wiligrad. Gut zu sehen ist auch die unebene, runzlig – höckerige Hutoberfläche, die wir so bei den gängigen Hexen – Röhrlingen nicht vorfinden. Essbar, aber roh giftig! Wegen seiner Seltenheit aber nicht unbedingt für die Pfanne geeignet, da schonenswert!

Freitag, 16. Juni (Tag des afrikanischen Kindes) – Regen und Gewitter breiteten sich gestern Abend und in der Nacht über unser gesamtes Einzugsgebiet aus. Es gab also wieder eine flächendeckende Überregnung, die Mengen hielten sich aber meist in Grenzen. Heute herrschte nun wieder klassisches Rückseitenwetter, dass dieses mal besonders ausgeprägt war. Wegen sehr kalter Luft in der Höhe trieb der stürmische Westwind zahlreich kurze Regenschauer und Gewitter über das Land. Schauer und Wind werden in den nächsten Tagen schwächer bzw. klingen gänzlich ab. Es wird dann auch wieder wärmer, sprich sommerlicher.

Heute stattete ich der Parkanlage am Schwarzen Busch auf der Ostsee – Insel Poel einen Besuch ab. Überwiegend stehen hier alte Eichen. Teils wächst hier üppige Vegetation, teils ist es auch kurzgrasig und hagerer. Insbesondere dort finden wir Frischpilze. Heute waren es Täublinge, Rißpilze, Perlpilze und vor allem Flockenstielige Hexen – Röhrlinge in allen Altersstadien. Auch ein kapitaler Sommersteinpilz war wieder dabei. Meine Sammelbehältnisse bekamen Kapazitätsprobleme, so dass ich noch einen Beutel nutzen musste. Ausstellungspilze und Hexen – Röhlinge für den Trockner.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis). Viel häufiger als obiger und einer der vorzüglichsten Speisepilze überhaupt. Auch als Trockenpilz hervorragend geeignet. Das sich stark blau verfärbende Fleisch wird in der Pfanne wieder schön appetitlich gelb. Auch beim trocknen verschwindet die Blaufärbung wieder. Roh ist er allerdings, wie die meisten Speisepilze, giftig. Standortfoto am 16.06.2017 im Eichenpark Schwarzer Busch. Auf der Hutoberfläche des rechten Pilzes hat der heftige Gewitterregen seine Spuren hinterlassen.

Sonnabend, 17. Juni (Tag für die Bekämpfung der Dürre) – Dürre ist zwar bei uns noch nicht ausgebrochen, was aber in den kommenden Wochen durchaus Wirklichkeit werden könnte. Derzeit ist es noch feucht genug, nur der starke Wind hat die exponierten Stellen schon wieder abgetrocknet. Flächendeckende und vor allen ergiebige Niederschläge sind aber wohl nicht in Sicht. In der Südwesthälfte Deutschlands steht nun eine Hitzwelle an. Bei uns im Nordosten wird nach angenehmen Sommerwetter im laufe der nächsten Woche vorübergehend richtig kalte Luft wetterbestimmend. Die überaus kräftige Juni – Sonne kann die Temperaturen tagsüber aber  trotz dem bis auf um 20 Grad hochheizen. Das geht mit einigen Schauern und Gewittern einher. Wir dürfen gespannt sein, ob auch unser Einzugsgebiet davon profitieren wird.

Roland Lebendig vom Rehnaer Pilzverein berichtete mir heute, dass auf dem Wismarer Friedhof einiges an frischen Täublingen und Netzstieligen Hexen – Röhrlingen herum steht. Wenn er es noch schaffen sollte, wird er einige davon mit nach Rehna nehmen und sie dem in der Stadt aufgestellten Schaukasten zuführen, den der dort ansässige, einzige Pilzverein Mecklenburg – Vorpommerns, betreibt.

Morgen starten wir von Wismar aus zu einer Vereinsexkursion in das Grambower Moor. Daran dürfen natürlich auch Nichtvereinsmitglieder teilnehmen, es kostet ihnen dann aber die obligatorischen 5 Euro. Siehe unter „Termine“

Ein schöner Anblick, wie ich finde. So hat sich ein Fuchsräude – Tintling (Coprinus alopecia), der noch geschlossen war, nach einem Tag im Petrischälchen auf meiner Ausstellung entfaltet.

Sonntag, 18. Juni (Tag der Musik) – Reichlich Musik haben uns heute die Vögel im Grambower Moor getrillert. Ein Natur – Paradies der Sonderklasse. Im Herbst sicherlich ein Eldorado für Freunde der Birkenpilze. Allerdings sollte man die Wanderwege nicht verlassen, da mit Schwingrasen überwucherte Moorstellen tückisch sein können. Mückenschutz sollte dabei sein, will man im Sommer diesem sehenswerten Moor einen Besuch abstatten. An Frischpilzen gab es heute einiges zu notieren, zum Vorstellen und auch etwas für den Kochtopf. Ausführlicher nachzulesen unter „Frühsommerliche Moorwanderung“.

Das Wetter war zur Zeit unserer Exkursion bewölkt, was wir als sehr angenehm empfanden. Erst am Nachmittag wurde es sonniger. Da wir derzeit den Sonnen – Höchststand haben, wird es sofort warm, ja heiß, wenn die Sonne durchbricht. Morgen können wir einen hochsommerlich warmen Tag erleben. Während es besonders in der Südhälfte Deutschlands die ganze Woche tropisch heiß bleiben soll, ist bei uns ab Dienstag deutlich frischere Luft wetterbestimmend. Niederschlag dürfte zunächst nicht mehr zu erwarten sein. Erst zum Wochenende soll schwülwarme und zu Gewittern neigende Dampfluft ganz Deutschland fluten.

Da kommt man schon ins Schwärmen beim Anblick solch märchenhafter Baumgestalten wie im Grambower Moor.

Montag, 19. Juni (Tag des Baumes) – Passend zum obigen Bild! Heute war bei uns an der Ostsee wohl der heißeste Tag der Woche. Während es in der Südwesthälfte der Bundesrepublik bis Donnerstag nahezu unerträglich heiß werden soll, wird uns wohl ab morgen wieder ein frischer Seewind aus Norden um die Ohren wehen, denn es schleift eine Kaltfront über uns hinweg. Im Vorfeld haben sich aktuell über der Nordsee schwache Schauer – Zellen gebildet, die ziemlich rasch nach Osten ziehen. Örtlich besteht also in der kommenden Nacht ein geringes Schauer- und Gewitter – Risiko. Wahrscheinlich wird aber wohl nichts passieren. Am Donnerstag soll die Hitze dann wieder nach Norden gedrückt werden. Ob sie es bis zu uns an die Küste schafft, ist fraglich, da sich in diesem Zusammenhang wahrscheinlich ein Tief ein mogeln wird und am Donnerstag/Freitag aus jetziger Sicht besonders auch bei uns schwere Gewitter auslösen könnte. Diese können auch mit massiven Niederschlägen einher gehen. Die genaue Lage ist jedoch noch etwas unsicher. Klar scheint nur eines zu sein, es wird bei dieser brisanten Wettermischung wohl auf jeden Fall zu schweren Unwettern kommen!

Heute habe ich die Ausstellung wieder aufgefrischt. Es liegen 80 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal in diesem Jahr dabei: Schwefelporling, Duftender Täubling, Chromgelber Graustiel – Täubling, Flatter – Milchling, Kegeliger Rißpilz, Blaugrauer – Täubling, Großer Camembert – Täubling und Tauben – Täubling.

Dieser kleine Täubling ist nicht selten unter Eichen anzutreffen. Der rötlich, purpurne Hut kann rasch entfärben, die Lamellen sind reif satt gelb und der Stiel weiß. Wenn dann noch ein pelargonienartiger, fruchtig – süßlicher Duft wahrnehmbar ist, dürfte die Bestimmung leicht sein. Es handelt sich dann um den Duftenden Täubling (Russula odorata). Wir finden ihn vor allem in Parkanlagen. Ohne Speisewert. Standortfoto am 16. Juni 2017 im Eichenpark Schwarzer Busch auf der Insel Poel.

Dienstag, 20. Juni (Weltflüchtlingstag) – Heute Vormittag war ich wieder auf der Suche nach Ausstellungsobjekten im Wismarer Seeblickpark. Ich konnte eine ansehnliche Kollektion zusammen bekommen. Es hat sich inzwischen ein recht solides Pilzwachstum eingestellt. Meist kein Massenwachstum, aber kontinuierlich schieben hier schon seit Wochen beispielsweise die Sommersteinpilze aus dem Mergelboden und ein Ende ist nicht absehbar. Auch immer wieder einige Hexen – Röhrlinge, Perlpilze und Täublinge. Zunehmend auch Rißpilze und Milchlinge. Karbol – Champignons haben hier wieder einen deutlichen Wachstumsschub. Inzwischen wird auch die Vielfalt an Täublingen größer.

Das Wetter soll nun doch in unserem Sinne weiter mitspielen. Wurde vor wenigen Tagen noch trockenes Sommerwetter für längere Zeit von den Wettermodellen favorisiert, so sieht es nun für die nächste Zeit wieder deutlich wechselhafter aus. Es geht langsam dem Siebenschläfer – Zeitraum entgegen. Nicht selten werden Ende Juni/Anfang Juli die Weichen für den Sommer gestellt. Es muss zwar noch abgewartet werden, aber mit etwas Glück könnte das Pendel doch eher in Richtung wechselhaft ausschlagen. Kommt es so, stünde, wie schon des Öffteren angedeutet, wohl einem pilzreichen Sommer nichts entgegen, zumindest bei uns im Norden.

Besonders schön fand ich heute diesen jungen Netzstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridus) mit seinem geschwungenen Hut.

Mittwoch, 21. Juni (Sommeranfang) – Heute stand wieder eine Mittwochsexkursion auf dem Programm. Der Messtischblatt – Quadrant 2236/2 war an der Reihe. Dazu traf ich mich mit Andreas Okrent in Blankenberg. Wir fuhren dann nach Groß Labenz. Ziel war das Waldgebiet Wildacker zwischen Groß Labenz und Eickelberg. Sandige, teils kalkhaltige, teils saure Nadelwälder mit eingestreuten Roteichenbeständen. Das allgemeine Frischpilzaufkommen war denkbar gering. Hier die Artenliste: Tigel – Teuerling, Perlpilz, Pantherpilz, Scharfblättriger Schwarztäubling, Orangeroter Helmling, Echter Pfifferling, Olivgelber Rißpilz, Echter Waldchampignon, Rotfuß – Röhrling, Flacher Lackporling, Wildhefe, Gelbe Lohblüte, Grauer Wulstling, Körnchen – Röhrling, Flächiges Eckenscheibchen, Schmetterlingstramete, Himbeerroter Schleimpilz, Wurzelschwamm, Reihige Tramete, Riesen – Champignon und Papagei – Täubling.

Zum Wetter: für morgen besteht akute Unwettergefahr! Eine außergewöhnliche Schwergewitterlage steht an. Bereits ab morgen früh um 4.00 Uhr gelten entsprechende Vorwarnungen für Mecklenburg. Bis Freitag früh kann es zu schweren, blitzreichen Gewittern mit starken Regenfällen, Großhagel und schweren Sturmböen bis hin zur Orkanstärke kommen. Auch die Tornado – Gefahr ist erhöht! Also morgen ist kein Tag für den Wald. Man sollte sich hüten, morgen die Wälder zu betreten, denn die heftigen Gewitter können ganz plötzlich losbrechen!

Diese rötenden Echten Waldchampignons (Agaricus silvaticus) wuchsen aus einem verlassenen Ameisenhaufen heraus. Also aus der Fichtennadelstreu, wo dieser häufige und sehr gute Speisepilz zu hause ist. Foto: 21.06.2017.

Donnerstag, 22. Juni (Schokoladen – Eclair – Tag) – Ja, der heutige Donnerstag machte seinem Namen alle Ehre. Bei fast 1 000 000 Blitze, die heute über den Himmel Deutschlands zuckten, gab es reichlich zu donnern. Bereits am Vormittag zog von der Nordsee her ein gewaltiger Gewitter – Cluster südostwerts mit den ersten schweren Unwettern. Dieser verband sich am Nachmittag mit einer Gewitterzone die von Westen nach Ostdeutschland zog und am Abend folgte von Nordwesten die Kaltfront mit mächtigen, blitzreichen Gewittern nach. Leider gab es auch Tote! Örtlich waren Sturm, Hagel und Wasserschäden zu beklagen. Der Zugverkehr wurde teilweise lahmgelegt und auch mindestens ein Tornado wurde bestätigt. Die Niederschlagssummen waren wie üblich bei derartigen Wetterlagen höchst unterschiedlich. Spitzenreiter in M-V war Heiligendamm an der Ostsee mit 37 l/qm. Aber es steht ja nicht überall ein offizieller Messbecher, es kann punktuell auch noch mehr gewesen sein. Im großen und ganzen haben wir wohl so zwischen 5 und 10 Liter gehabt.

Die Ausstellung habe ich heute auch wieder erneuert. Es liegen 91 Arten auf den Flächen. Erstmals in dieser Saison mit dabei: Brennreizker, Mandel – Täubling, Blutroter Röhrling, Eichen – Filzröhrling, Rotfuß – Röhrling, Gemeiner Wurzel – Rübling, Echter Waldchampignon, Körnchen – Röhrling, Kahler Krempling und Weinroter Heringstäubling.

Am Abend war ich noch kurz im Wismarer Seeblickpark. Weiter habe ich mich nicht getraut, da schon das nächste Donnerwetter im Anmarsch war. Insgesamt recht bedächtiges Pilzaufkommen. Verschiedene Täublinge, Perlpilze, wenige Hexen – Röhrlinge und wie gewohnt Sommersteinpilze, die immer wieder neu schieben.

Von Interesse für Steinpilz – Fans dürfte sein, dass ich heute die ersten Mehlpilze (Clitopilus prunulus) gesichtet habe. Der Sommersteinpilz bekommt nun bald Konkurrenz vom Echten Steinpilz. Der Mehlpilz gilt diesbezüglich als Zeigerart. Das er den Rötlingen nahe steht, ist unschwer bei dem umgedrehten Exemplar zu erkennen. Guter Speisepilz. Standortfoto Seeblickpark 22.06.2017.

Freitag, 23. Juni (Tag der Witwen) – Ich hoffe aber nicht derer, die ihre bessere Hälfte mit Pilzen in die ewigen Jagdgründe befördert haben!

Heute bin ich in die Landeshauptstadt Schwerin gefahren. Ziel war natürlich der Schlossgarten und angrenzende Parkflächen. Das allgemeine Pilzaufkommen war auch hier etwas auf Sparflamme. Unterm Strich hatte es sich aber gelohnt. Verschiedene, durchaus auch andere Täublinge als im Seeblickpark in Wismar, wie beispielsweise der Grüngefelderte Täubling, waren vertreten. Ansonsten u. a.  Perlpilze, einige Hexen – Röhrlinge, Sommersteinpilze und herrlichste Pfifferlinge leuchteten nach den starken Regengüssen im Rasen und Moos. An Raritäten gab es eine überaus schöne und fotogene Rosa – Koralle sowie einige Kornblumen – Röhrlinge. Letztere waren für mich neu in diesem Gebiet und ich hätte eigentlich mit ihnen hier nicht gerechnet.

Morgen steht eine öffentliche Pilzwanderung auf dem Programm. Ziel ist das Revier Warin am Steedersee. Es könnte eine feuchte Angelegenheit werden, denn es ist regnerisches Wetter angesagt. Glaubt man den Niederschlagsprognosen für die kommende Woche bei uns im Norden, so steht Regen satt auf dem Programm. Sollte es so kommen, werden auch die dichtest belaubten Wälder regelrecht durchtränkt. Geht es nun tatsächlich in Richtung klatschnasser Sommer? Für Pfifferlings – Freunde wäre es ein Segen! Warten wir`s ab.  

Der Kornblumen – Röhrling (Gyroporus cyanescens) war für mich heute eine echte Überraschung. Mit ihm hätte ich hier nicht gerechnet, kennen wir ihn doch meist aus reinen Sandwäldern mit Birken. Hier wuchsen sie unter Buchen und Eichen, aber der Boden ist natürlich auch recht nährstoffarm. Essbar, aber wegen seines recht seltenen Vorkommens zu Schade für die Pfanne! Standortfoto am 23.06.2017 im Schweriner Schlossgarten.

Sonnabend, 24. Juni (Johannistag) – Bei grauem, wolkenverhangenem Himmel, aber glücklicherweise ohne nennenswertem Regen, durchwanderten wir heute im Rahmen einer öffentlichen Pilzlehrwanderung einen Teilbereich des Revier` s Warin, am Steedersee. Sandige Mischwälder waren dominant. Frischpilze hielten sich wie erwartet sehr zurück. Eine vollwertige Mahlzeit war für niemanden der 20 Teilnehmer dabei. Das Ziel einer Lehrwanderung konnte aber durchaus erfüllt werden. Zu erwähnen wären hier ganz frische Küchen – Schwindlinge, eine, besonders in der französischen Küche hochgeschätzte Würzpilzart mit markantem Knoblauchgeruch. Es gab einige Täublinge, Filz – Röhrlinge, Pfifferlinge und sogar eine Espen – Rotkappe. Auch wichtige Giftpilze, die jeder Sammler kennen sollte, waren vertreten: Pantherpilz und Grüner Knollenblätterpilz. Ab sofort kann es also richtig gefährlich werden, wenn beispielsweise beim Sammeln grüner Täublinge Hüte des gefährlichsten Giftpilzes ausversehen in den Korb wandern. Genauso muss beim Ernten von Perlpilzen auf die Unterschiede zum Pantherpilz geachtet werden. Graue Wulstlinge sollten lieber gemieden werden. Ausführlichere Informationen zu unserer Wanderung sind unter „Pilzwanderung am Steedersee“ nachzulesen.

Wie immer, wenn Pilzberater Klaus Warning aus Bützow mit dabei ist, bringt er uns einige Frischpilze zum zeigen und vorstellen mit. Hier sehen wir den Leuchtenden Wurzelbecherling (Sowerbyella rhenana), eine der seltensten Pilzarten Deutschlands! Für MV ist es der Erstnachweis! In der Roten Liste Deutschland als extrem seltene Rarität geführt. Demnach ist es erst der siebente Fundnachweis für ganz Deutschland! Die Pilze wuchsen in Mengen in der Nadelstreu eines dichten und dunklen Jungfichtenforstes auf Kalkboden.

Sonntag, 25. Juni (Tag der Architektur) – Den heutigen Sonntag nutzte ich um einen konkreten Zweittreffpunkt für unsere nächste Pilzwanderung ausfindig zu machen. Ziel ist das Buchholz bei Parchim. Der Parkplatz „Am Buchholz“, gegenüber der griechischen Gaststätte, soll es sein. Hier beginnt auch gleich der Wanderweg durch den Wald. Bei dieser Gelegenheit drehte ich auch gleich eine Runde durch das Buchholz. Nicht nur Buchenwälder sind hier vorzufinden, sondern auch Nadelforste mit Kiefern und Fichten. Begrüßt wurde ich gleich von einigen verschimmelten Filzröhrlingen und einem überständigen Sommersteinpilz. Es sollten die einzigen Röhrlinge auf meiner Erkundungstour gewesen sein. Die Ränder des Hauptweges waren von unzähligen Sommer – Trichterlingen, wie sie von den Skandinaviern genannt werden, gesäumt. Bei uns reden wir von Gelbbräunlichen Trichterlingen, die von Kennern als Mischpilze eingesammelt werden können. Vereinzelt Täublinge und Perlpilze, aber ansonsten nichts großartiges. Das bedeutet allerdings nicht, dass es hier keine gute Adresse für Pilzsucher ist. Zu gegebener Zeit ist es sicherlich richtig interessant und vieleicht wird uns zur Pilzwanderung in knapp zwei Wochen schon etwas mehr geboten. Geregnet hat es hier jedenfalls ausgiebig und bis dahin wird sicherlich noch einiges an Wasser vom Himmel fallen.

Es tauchen nun immer häufiger Arten auf, die wir eigentlich so früh im Jahr noch nicht erwarten müssen. So staunte ich im Buchholz nicht schlecht, dass ich hier bereits einige Violettstielige Täublinge (Russula violeipes) fand. Normalerweise Pilze des Spätsommers und Frühherbstes. Übrigens sind die Stiele oft mehr oder weniger violett angehaucht, oft aber auch rein weis. Nur ein etwas weniger schönes Exemplar ließ die Violett – Färbung erkennen. Essbar.

Montag, 26. Juni (Bärengedenktag) – Gestern und heute gab es in kühler Luft gelegentlich einige Regenschauer. Große Mengen waren aber nicht dabei. Derartiges bahnt sich aber in den nächsten Tagen an. Es steht wieder eine Unwetterlage in` s Haus! Schwerpunkt der neuerlichen Unwetter werden wohl hauptsächlich massive Regenfälle sein. Die kleinen Gewittertiefs, die in den nächsten Tagen von Südwest nach Nordost recht langsam über Deutschland ziehen, haben offensichtlich viel Feuchtigkeit über dem Mittelmeer getankt. Auch für Mecklenburg – Vorpommern sind aus heutiger Sicht hohe Regenmengen zu erwarten. Los geht es heute Nacht schon in Südwestdeutschland. 

Da heute Montag war, habe ich die Pilzausstellung wieder aufgestockt. Es liegen 112 Arten auf den Flächen. Das erstemal in diesem Jahr dabei: Wimpern – Erdstern, Gemeine Stinkmorchel, Veränderlicher Spaltporling, Gemeiner Violettporling, Getropfter Saftporling, Samtfuß – Krempling, Krummstiel – Schüppling, Leuchtender Wurzelbecherling, Violettstieliger Täubling, Mehlstiel – Täubling, Dotter – Täubling, Grasgrüner Täubling, Gallenröhrling, Halbkugeliger Ackerling, Feinschuppiger Trichterling, Küchen – Schwindling, Würziger Tellerling, Kerbrandiger Trichterling, Gelbbräunlicher Trichterling, Mehlpilz, Fuchsiger Scheidenstreifling, Kornblumen – Röhrling, Menthol – Schwarztäubling, Weißstieliger Leder – Täubling und Grüngefelderter Täubling.

Diese seltene Rosa – Koralle (Ramaria subbotrytis) habe ich am 23. Juni im Schweriner Schlossgarten fotografiert. Heute brachte mir Andreas Okrent sogar schon Fruchtkörper der ebenfalls seltenen Becherkoralle aus Graal – Müritz mit. Sie wächst dort richtig massiv an einem alten Kiefernstubben. Auch einige Korallenpilze haben es in diesem Jahr eilig!

Dienstag, 27. Juni (Siebenschläfer) – Heute soll sich nun das Wetter des bevorstehenden Hochsommers entscheiden? Dann würde es leicht wechselhaft, mäßig warm und mit einzelnen Gewitterschauern in den nächsten 2 Monaten, bzw. bis Mitte August weitergehen. Aber ein einziger Tag kann kein Richtwert für die Witterung eines so langen Zeitraums sein. Entscheidend ist oft das Wetter ab heute bis zum 7. Juli. Entweder setzt sich meist sonniges Hochdruckwetter mit eingelagerten Gewitterperioden fest. Dann wäre es wohl das gewünschte Sommerwetter für die meisten von uns. Oder aber es dominiert eine straffe Westwetterlage mit vielen Tiefausläufern, häufigen Regenfällen und kleinen Zwischenhochs. Das wäre das perfekte Wetter für uns Pilzfreunde. Wie es letztendlich kommt, weiß niemand. Es ist noch alles offen. Will man aber das Wetter der nächsten Tage schon richtungsweisend deuten, dann steht uns ein klatschnasser Sommer in` s Haus.

Bis einschließlich Wochenende stehen wir nämlich unter Tiefdruckeinfluss. Wellende Wetterfronten und kleine Teiltiefs, die sich über Mitteleuropa ein kreiseln, vermischen feuchtwarme Dampfluft mit kühlerer Atlantik – Luft. Dabei sind regional und gebietsweise enorme Regenfälle möglich. Bei uns geht es voraussichtlich ab morgen Abend mit teils unwetterartigen Gewittern los, die schon einiges an Regen erwarten lassen. Donnerstag/Freitag soll dann ein kleines, sehr intensives Randtief von Italien über Ostdeutschland zu uns in den Norden ziehen. In seinem Einzugsgebiet sind gebietsweise innerhalb recht kurzer Zeit Regenmengen zwischen 50 und 150 l/m möglich! Das bedeutet ziemlich starkes Unwetter mit Überflutungsgefahr! Aktuell werden für die Regionen zwischen Lübeck und Rostock noch moderatere 40 – 60 l/qm berechnet.

Heute stattete ich der Parkanlage am Seeblick wieder einen Besuch ab. Das allgemeine Pilzaufkommen läuft weiter auf Sparflamme. Allerdings wurde  gesammelt, einiges umgestoßen oder rausgerissen. Ich konnte aber noch eine nennenswerte Kollektion für meine Ausstellung zusammen bekommen. 

Stellenweise schoben heute junge Perlpilze (Amanita rubescens) aus dem ausgehagerten Mergelboden unter den Buchengruppen des Seeblickparks. Sommersteinpilze gab nur sehr wenige, aber es wurde vor mir anscheinenden auch gesammelt. Standortfoto 27.06.2017. Essbar, roh giftig!

Mittwoch, 28. Juni (Christopher Street Day) – Heute war wieder die Mittwochsexkursion an der Reihe. Der Messtischblatt – Quadrant 2236/3 – Deichelseegebiet – war das Ziel. Natürlich gehört dieser Quadrant zu den am besten bearbeiteten in unserem Einzugsgebiet, da der Deichelsee mit seinen teils kalkhaltigen und wärmebegünstigten Hängen eine gute Adresse für seltene Pilzarten wie beispielsweise Satans – Röhrlinge ist. Dieser war heute allerdings noch nicht vertreten. Einbezogen wurde aber auch das Umfeld des Roten- und des Hohlsees und angrenzende Laub- und Nadelwälder, teils auf sehr sandigen Böden. Wie schon in den Vorwochen begleitete mich wieder Andreas Okrent aus Graal – Müritz. Vier Augen sehen mehr als zwei! Die Artenvielfalt war für Juni schon sehr beachtlich. Es steht so einiges in den Startlöchern und wenn jetzt noch die angekündigten, ergiebigen Niederschläge folgen, wird es in kürze richtig bunt in unseren Wäldern. Es ist eindeutig der erwartete Nachholebedarf an der Pilzfront im Anmarsch. Hier die Artenliste von heute: Striegelige Tramete, Spaltblättling, Schmetterlings – Tramete, Gelbe Lohblüte, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Rotrandiger Baumschwamm, Birkenporling – Kissenpustelpilz, Verblassender Täubling, Flacher Lackporling, Grünblättriger Schwefelkopf, Duftender Täubling, Widerlicher Täubling, Würziger Tellerling, Eichen – Filzröhrling, Kerbrandiger Napfbecherling, Waldfreund – Rübling, Bitterer Zapfenrübling, Eichen – Rindensprenger, Goldschimmel, Goldmistpilz, Gemeine Stinkmorchel, Flockenstieliger Hexen – Röhrling, Fuchsiger Scheidenstreifling, Echter Pfifferling, Perlpilz, Echter Zunderschwamm, Grauer Wulstling, Kampfer – Milchling, Papagei – Täubling, Sonnen – Täubling, Fleischroter Speisetäubling, Frauen – Täubling, Brandkrustenpilz, Graublauer Täubling, Breitblättriger Rübling, Buckel – Tramete, Kiefern – Braunporling, Bleigrauer Bovist, Buchenwald – Wasserfuß, Grauer Faltentintling, Falscher Rotfuß – Röhrling, Gemeiner Wurzel – Rübling, Rotbraune Kohlenbeere, Ziegelroter Täubling, Buckel – Täubling, Schwefelporling, Halsband – Schwindling, Ziegenlippe, Sommersteinpilz, Rotfuß – Röhrling, Himmbeeroter Schleimpilz, Löwengelber Porling, Vielgestaltige Holzkeule, Süßlicher Milchling, Fenchel – Tramete, Pantherpilz, Orangeroter Heftel – Nabeling, Flatter – Milchling, Maronen – Röhrling, Olivgelber Rißpilz, Schwarzblauender Röhrling, Klebriger Hörnling, Zierlicher Mehlschirmling, Gestreifter Teuerling, Vielfarbiger Täubling, Birken – Spei – Täubling, Körnchen – Röhrling, Fichten – Reizker, Rettich – Helmling, Ziegelroter Mairißpilz, Gelbbräunlicher Trichterling, Tigel – Teuerling, Kerbrandiger Trichterling und Lilablättriger Mürbling. Seit ich im Frühling des letzten Jahres mit meinen Mittwochsexkursionen nach Messtischblättern begonnen habe, war es zusammen mit der Exkursion im Sophienholz am 27. Juli 2016 die bisher artenreichste!  

Reichlich früh erscheinen nun auch schon die ersten Vertreter der Edel – Reizker, so wie hier ein junges Exemplar des Fichten – Reizkers (Lactarius deterrimus). Essbar. Foto am 28.06.2017 im Deichelseegebiet.

Donnerstag, 29. Juni (Peter und Paul) – Wie vor allem gestern schon zu erkennen, steht jetzt ein vielfältiges Pilzwachstum in den Startlöchern. In den nächsten drei bis vier Wochen wird es wohl für uns richtig interessant. Falls die Witterung mitspielt, natürlich auch darüber hinaus. Die bisherigen Regenfälle waren in der Fläche noch recht unterschiedlich, so dass es je nach Region und Bodenverhältnissen noch größere Unterschiede gibt. Das sollte sich nach den nun  zu erwartenden und flächendeckenden Starkregenfällen ausgleichen. Das unwetterträchtige Tiefdrucksystem wütete  seit der vergangenen Nacht zunächst in Bayern und hat im Tagesverlauf vor allem in Berlin/Brandenburg Rekord – Regenmengen gebracht. In Berlin herrscht seit heute Mittag Ausnahmezustand. Die Straßen stehen unter Wasser und es könnte für Berlin die schlimmste Unwetterkatastrophe seit vielen Jahren werden. Es sollen örtlich seit heute morgen schon mehr als 100 l/m gefallen sein! Das kann keine Großstadt ohne entsprechende Folgen verkraften. Bei uns in Wismar setzten die ersten kräftigen Regenfälle mit Unterbrechungen gegen 14.00 Uhr ein. Aber das war nur ein kleines Vorspiel. Inzwischen hat ein umfangreicher Gewitter – Cluster von Polen her Vorpommern erreicht und zieht nun auch nach Mecklenburg rein. Damit wird dann der große Regen auch bei uns eingeleitet. Bis Sonnabend früh können dann flächendeckend zwischen 40 und 80 l/m fallen. Auch mehr sind möglich. Hoffen wir, dass es aber nicht so katastrophal wie in Berlin wird! 

Heute habe ich die Ausstellung erneuert. Es liegen 118 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal in diesem Jahr zu sehen: Gestreifter Teuerling, Becher – Koralle, Birkenporling – Kissenpustelpilz, Schwarze Lorchel, Vielfarbiger Täubling, Birken – Spei – Täubling, Ziegelroter Täubling, Buckel – Täubling, Kampfer – Milchling, Zierlicher Mehlschirmling, Ziegenlippe und Fichten – Reizker.

Auch die seltene Schwarze Lorchel (Helvella atra) ist zu sehen. Gefunden und fotografiert hat sie Andreas Okrent bei Graal – Müritz.

Freitag, 30. Juni (Drachenbootfest) – Dafür braucht man momentan nicht unbedingt klassische Seen oder Flüsse, riesige Wasserlachen oder so wie gestern in Berlin, ganze Straßenzüge, boten und bieten sich dafür an. Rekord – Regenmengen kamen beispielsweise in Berlin vom Himmel. Sage und schreibe 160 l/qm! Auch in M-V schüttete es seit gestern Nachmittag vielfach wie aus Kübeln. In unserem Einzugsbereich waren es verbreitet zwischen 50 und 100 l/qm. In Keez hat Irena von gestern Abend bis heute 18.00 Uhr 65.00 l/qm im Messbecher gehabt. Deutlich höhere Mengen sind im südwestlichen Mecklenburg zusammen gekommen. Von Waren an der Müritz über Ludwigslust bis in die Elbe – Region. Hier einige Daten der letzten 48 Stunden (bis heute 20.00 Uhr): Rostock 69 l/qm, Goldberg 70,00 l/qm, Schwerin 73,00 l/qm, Lübeck 81,00 l/qm und Waren an der Müritz 100,00 l/qm. Solch hohe Regensummen in so kurzer Zeit sind in unserer Region äußerst selten.

Trockenheit ist also vorerst kein Thema und der sommerlichen Entwicklung an der Pilzfront sollte bis auf weiteres kaum etwas im Wege stehen. Der Starkregen wird nicht nur die bereits in den Starlöchern sitzenden Arten hervorlocken, sondern hat einen Grundstein für ein verstärkt einsetzendes Pilzaufkommen ab Mitte Juli gelegt. Nun wird sich zeigen, wie groß das Nachholebedürfnis tatsächlich ist.

Der Juni, das heißt auch, der Frühsommer – Aspekt, geht heute zu Ende. Die Übergangszeit vom Frühling zum Sommer war schon eindeutig vom beginnenden Sommeraspekt geprägt. Insbesondere Parkanlagen boten schon ein recht interessantes Spektrum an. Hier gab es auch schon recht ordentlich Sommersteinpilze. Inzwischen wurden die ersten Echten Steinpilze gesichtet. Beide Arten könnten eventuell einen stärkeren Wachstumsschub im erwähnten Zeitraum bekommen. Auch Freunde der beliebten Pfifferlinge dürfen sich freuen. Diese lieben  klatschnasse Sommer.

Hier sehen wir den großen und fleischigen Blassen Laubwald – Pfifferling (Cantharellus pallidus), der etwas bessere Böden unter Eichen und Buchen bevorzugt. Die blassgelblichen bis fast weißen Fruchtkörper können nach starkem Regen, so wie hier am Freitag vor einer Woche im Schweriner Schlossgarten, auch kräftigere Gelbtöne annehmen.

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