Tagebuch September 2017/1

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter / Pilze September 2017/1

Mit einem, wie gewohnt, sehr schönem Foto von Christian Ehmke möchte ich das diesjährige September – Tagebuch eröffnen. Es zeigt die seltene Rosaspitzige Koralle (Ramaria rubripermanens). Der Korallenpilz ähnelt stark dem ebenfalls seltenen Hahnenkamm. In MV sind aktuell fünf Nachweise bekannt, so auch dieser Standort im Schweriner Schlossgarten. Vermutlich wohl essbar, aber viel zu selten und zu schön um einfach nur aufgegessen zu werden!

Freitag, 01. September (Antikriegstag) – Wie verabredet trafen sich heute Sohn Jonas, Pilzfreund Egon aus Berlin und meine Wenigkeit an der Alten Mühle im Mildenitz – Gebiet mit einem Drehstab des NDR. Das Gebiet hatte ich vorgeschlagen, da es hier im Vergleich zu vielen anderen Wäldern in unserer Region verhältnismäßig viele Frischpilze gibt. So war es heute wahrlich nicht schwer vielfältige und kamerataugliche Exemplare aufzuspüren. Nebenbei reichte es auch noch für eine tolle und leckere Edelpilzpfanne für` s Wochenende. Insbesondere Rotgelbe Stoppelpilze und Pfifferlinge waren gut vertreten. Auch einige Maronen, Steinpilze (äußerst madig) oder Krause Glucke waren neben Täublingen und Milchlingen dabei. Irena hatte uns reichlich mit einer belegten Brötchenplatte und Kaffee versorgt, so dass wir nach getaner Arbeit an den dortigen Wanderhütten kurz Picknicken konnten. Dann ging es nach Wismar in den Laden. Hier wurde der 2. Teil gedreht. Wie der Zufall es wollte kam auch gleich jemand zur Beratung mit einem älteren Schwefelporling. Der Beitrag wird sehr wahrscheinlich am Sonntag im Regionalprogramm des NDR – Fernsehens zwischen 19.30 Uhr und 20.00 Uhr zu sehen sein (Nordmagazin).

Der Rotgelbe Stoppelpilz (Hydnum rufescens) war heute, wie auch schon zu unserer Nachtwanderung in diesem Gebiet, gut vertreten. Neben schönen Pfifferlingen war er der häufigste Speisepilz. Er ist etwas kleinwüchsiger und farbenfroher gefärbt als sein bekannterer Bruder, der Semmelstoppelpilz.

Sonnabend, 02. September (Enthauptungstag) – Enthauptet wurden heute bei uns allenfalls einige Hutpilze, die für die Bratpfanne gedacht waren.

Zum 13. mal in Folge trafen sich nämlich die Pilzfreunde aus Rehna und Wismar am Roten See bei Brüel zu ihrem traditionellen Vereinstreffen. Nach kurzer Begrüßung wurden zwei Exkursionsgruppen gebildet. Irena fuhr mit ihrer Truppe in die Kobander Tannen und die Pilzfreunde um Torsten Richter und meiner Wenigkeit statteten der Sültener Forst einen Besuch ab. Am Ende waren beide Gruppen zufrieden, denn das allgemeine Pilzaufkommen stellte sowohl die Kochtopf – Mykologen wie auch die mehr oder weniger wissenschaftlich interessierten Pilz- und Naturfreunde zufrieden. Wir haben in der Sültener Forst beispielsweise ein ziemlich arten- und formenreiches Spektrum vorfinden können, so dass wir aus dem Fotografieren und Belege einsammeln kaum heraus kamen. Da störte auch zeitweilger Gewitterregen nicht wirklich. Am frühen Nachmittag trafen sich dann alle wieder an der Blockhütte am Roten See zum Mittagstisch. Gleichzeitig standen wir noch der Schweriner Volkszeitung Rede und Antwort über unsere Pilzfunde. Da lachte auch die Sonne wieder und wir können wohl alle auf ein sehr schönes Vereinstreffen in diesem Jahr zurück blicken. Ein ausführlicher Bericht folgt in Kürze.

Das Eselsohr (Otidea onotica) war heute „Der Pilz“ in der Sültener Forst. Neben verschiedenen Becherlingen in allen Größenordnungen und auch Lorcheln waren sie heute die häufigsten der größeren Schlauchpilze. Sie gehören zu einer Gruppe von Becherlingen, die durch ihre Ohrenform auffallen. Und das Eselsohr ist sogar noch essbar! Standortfoto in der Sültener Forst am 02.09.2017.

Sonntag, 03. September (Tag des Wolkenkratzers) – Am Nachmittag war ich wieder mit Mensch und Hund zu einer Pilzwanderung in Weberin verabredet. Die 2. Hundewanderung stand auf dem Programm. Veranstalter war die Hundeschule Martin Rütter, vertreten durch Hundeführer Sven Kunkel. Dabei ging es aber nicht darum die Hunde zum Aufspüren von Speisepilzen auszubilden, sondern einfach um eine Waldwanderung mit verschiedenen Hunderassen und ihren Haltern. Die Tiere wurden auf  ihr Sozialverhalten untereinander getestet und natürlich auch auf ihre Verhaltensweisen im Wald. Herrchen und Frauchen konnten zum Thema essbar oder giftig etwas dazu lernen und auch weitere Erkenntnisse aus der geheimnisvollen Welt der Großpilze gewinnen. Wir wanderten durch Laub- und Nadelforste, vorwiegend Fichten. Das Aufgebot an Frischpilzen war zwar recht dürftig, aber zum Schluss war doch einiges, durchaus auch für den Kochtopf geeignetes, dabei.

Danach traf ich Irena und Jonas in den Kobander Tannen an. Sie waren fleißig beim Pfifferlings – Ernten und dazu noch reichlich Reifpilze. Überhaupt sah es hier artentechnisch besser aus als bei unserer Wanderung im Wald bei Weberin/Kritzow. Zum Schluss ging es noch in ein weiteres Waldgebiet bei Demen. Hier setzte sich die Pfifferlings – Ernte fort. Zahlreich und in Top – Qualität wuchsen sie hier und es kommt noch jede Menge nach. So gab es am Abend Pfifferlinge und Bratkartoffeln. Es ist schon eine Ewigkeit her, ja ich glaube es war noch in meiner Kindheit, dass ich mal wieder Pfifferlinge als größere Portion verspeist habe.

Die Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) wuchsen heute in hervorragender Qualität. Fest, frisch und sauber, es war ein Gedicht!

Montag, 04. September (Tag der Currywurst) – Morgen geht es wieder für drei Tage in die Ueckermünder Heide. Unsere Frühherbstaktionen im Rahmen der DBU – Kartierungen stehen an. Im vergangenen Jahr waren wir zur selben Zeit hier und gerieten in einen Wachstumsschub hinein und konnten dadurch schon einiges an Frischpilzen feststellen und belegen. Sicherlich werden nun wieder neue Funde hinzu kommen. Geregnet hatte es auch hier immer wieder ergiebig, so dass wir optimistisch sein können. Regen ist auch in der nächsten Zeit reichlich angesagt, so dass einem pilzreichen Frühherbst aus meiner Sicht nichts entgegen steht. Besonders am Mittwoch kann es kräftig Schauern und Gewittern. Nicht gerade optimal, da es unser Hauptkartierungstag sein soll. Daher bleibt auch der Steinpilz – Wismar bis einschließlich Donnerstag geschlossen.

Neben vielen Pfifferlingen, Täublingen, Wulstlingen und Milchlingen sowie vereinzelten Birkenpilzen und anderen Vertretern wuchsen auch zahlreiche Reifpilze (Rozites caperatus) im sandigen Eichen/Buchen/Birken – Mischwald. Diesen köstlichen Speisepilz finden wir ansonsten nur sehr zerstreut und er unterliegt seit längerem einer Rückgangstendenz u. a. durch Eutrophierung seiner Standorte.

Dienstag, 05. September (Tag der Wohltätigkeit) – Gegen 10.00 Uhr fuhren Chef – Kartierer Benno Westphal und ich in Richtung Vorpommern. Die Jugendherberge in Bellin, bei Ueckermünde, war unser Ziel. Hier hatten wir für zwei Nächte gebucht. Wir mussten unsere Bereiche der DBU – Kartierung wieder untersuchen. Immerhin das vierte mal seit Frühling 2016. Nachdem wir uns in der Herberge eingebucht haben, ging es sogleich in den Wald. Der Eggesiner Forst gehört zur Ueckermünder Heide. Der Wald war oberflächlich recht trocken, aber im Waldboden schien ausreichend Feuchtigkeit vorhanden zu sein. Das allgemeine Frischpilzaufkommen glich dem in Mecklenburg. Es wuchs etwas, aber auf Sparflamme. Der Leiter der Jugendherberge, ebenfalls ein Pilzfreund, sagte uns, dass es im Sommer außergewöhnlich viele Pfifferlinge gab, aber jetzt eine Flaute eingesetzt hat. Wer klassische Speisepilze sammeln wollte, musste sehr viel Zeit einplanen. Hier und da einige schöne Pfifferlinge und einzelne Maronen in allen Altersstadien. Ansonsten waren für fortgeschrittene Mykophagen reichlich leckere Fleischrote Speise – Täublinge, knallrote Apfel – Täublinge oder Orangerote Graustiel – Täublinge vertreten. Aber wir waren ja nicht zum Pilze sammeln hier, sondern mussten mykologische Bestandsaufnahmen an den gekennzeichneten Punkten vornehmen. 

Absolut neu und ein Wunschpilz seit Kindesbeinen waren für mich Glöckchennabeling der Gattung Xeromphalina. Wir finden sie an Nadelholz, hauptsächlich in Gebirgsregionen. In der Ueckermünder Heide war er gleich mehrfach auf unseren Untersuchungspunkten im Adlerfarn/Blaubeeren – Kiefernwald vertreten. Um welchen Glöckchennabeling es sich handelt, muss das Mikroskop noch klären. Möglich wäre der Bittere Glöckchen – Nabeling (Xeromphalina fellea). Man hätte wohl kosten müssen, aber das konnte ich nicht wissen, da ich noch nie mit dieser Gattung zu tun hatte.

Mittwoch, 06. September (Abfrastag) – Was auch immer mit diesem Tag verbunden sein mag, im Wald herrscht täglich Abfrastag durch Schnecken.

2. Tag in der Ueckermünder Heide. Regen war angesagt und wir fuhren nach dem Frühstück sogleich zu unseren restlichen, festgelegten Punkten. Wir hatten Glück, wir waren gerade mit unseren Arbeit fertig und es setzte Landregen ein. Wir fuhren nach Altwarp und speisten vorzüglich in der dortigen Gaststätte der Fischereigenossenschaft zu Mittag. Preiswert und gut! Der Fang der Fischerboote wird gleich in die an der Kai – Kannte liegende Gaststätte hinein gereicht. Frischer kann Fisch wohl kaum serviert werden. Wir warteten den Regen ab und fuhren unweit von Altwarp wieder in die Heide. Eine Exkursion außerhalb der festgelegten Gebiete. Natürlich wurde auch hier kartiert, aber für unsere Listen. So suchte Benno noch den Reifpilz, den wir tatsächlich auch finden konnten. Benno Westphal war vor Jahren schon hier und hat einiges feststellen können. Ein extrem armes Heidegebiet mit Kiefernforsten, Freiflächen mit lockerem Jungwuchs von Kiefern und Birken, vielen Moosen und Rentierflechten. Grünlinge müßen hier im späteren Herbst in Menge stehen, aber auch Maronen, Butterpilze und vor allen sehr viele Steinpilze soll es in diesem dürren Gebiet geben. Hier holt nicht nur der Leiter der Jugendherberge seine Steinpilze, sondern es kommen sogar Menschen aus dem nahen Polen. Besonders reizvoll ist auch das Wacholdertal. Ein Heidegebiet der Spitzenklasse! Heute gab es neben Täublingen nur vereinzelt Maronen und einige Pfifferlinge.

Nachdem hier in schwüler Luft sogar wieder die Sonne heraus kam, brauten sich am frühen Abend kräftige Gewitter zusammen. Genau zur Abenbrotzeit, wir saßen in der Jugendherberge draußen, da der Chef selber im Ofen Pizza und Flammkuchen für seine Gäste zubereitete, ging in Begleitung von Blitz und Donner ein heftiger Wolkenbruch nieder. Innerhalb weniger Minuten stand das Gelände kurzzeitig unter Wasser. Zum Glück hatten wir aber Überdachungen. Das hat gepunktet! Bei Wetter – Online sind 18 l/qm für Ueckermünde angegeben, mir kam es sogar noch etwas mehr vor. Der meiste Niederschlag wurde in Goldberg mit 23 Liter registriert. 

Wo, wenn nicht hier, sollte wohl der Heide – Schleimfuß (Cortinarius mucosus) zu hause sein. Er ist in den letzten Jahrzehnten durch zunehmenden Nährstoffeintrag in unsere sandigen Kiefernwälder rückläufig. Der Brotpilz, wie er im Volksmund genannt wird, ist recht wohlschmeckend und vor allem als Mischpilz sehr brauchbar. Foto: 06.09.2017.

Donnerstag, 07. September (Welttag des Bartes) – Heute Vormittag fuhren wir nochmals zu den restlichen, zu bearbeitenden Flächen im Eggesiner/Vogelsanger Forst. Überwogen vorher Kiefernforste, die zu bearbeiten waren, sind es hier überwiegend Flächen mit Buchen. Dieses Gebiet war im vergangenen Jahr zu dieser Zeit eine wahre Fundgrube. Wir hatten damals gerade einen beginnenden Wachstumsschub abgepasst. Heute war der attraktive Buchenbestand fast ohne Frischpilze und wir mussten lange suchen, um einige Arten feststellen zu können. Der Regen hinterließ auf den Waldwegen riesige Pfützen. Der Wald wurde regelrecht getränkt. Gute Ausgangsbedingungen für die AMMV, die am übernächsten Wochenende hier tagt und die restlichen DBU – Flächen bearbeiten wird. Es deutet sich auch schon einiges an. Immer wieder ganz junge Täublinge und Milchlinge sind in Entwicklung. Der Regen wird sie nun sprießen lassen. Benno und ich werden im Oktober wieder anreisen, zur letzten Runde unserer zwei – jährigen Kartierungs – Aktion. Ich denke, wir werden dann in die Hauptpilzschwämme des Jahres hinein kommen, denn Regen ist auch in der nächsten Zeit reichlich angesagt.

Heute habe ich übrigens eine Antwort auf meine Anfrage bezüglich Genehmigung künftiger Pilzlehrwanderungen von der Landes – Forstzentrale erhalten. Jahrzehnte lang kümmerte sich niemand darum, wenn wir Pilzwanderungen veranstalteten. Jetzt wird ein aufwendiges Genehmigungsverfahren notwendig. Das heißt im einzelnen: mindestens vier Wochen vorher einen schriftlichen Antrag unter Beifügung der Gemeinnützigkeit bei der jeweils zuständigen Forstbehörde einreichen. Dazu eine genaue Skizze der Wanderroute auf einer Karte einzeichnen. Auch die mögliche Teilnehmerzahl muss gemeldet werden. Dabei besteht immer die Möglichkeit der Ablehnung. Mit anderen Worten, die zukünftige Planung von Pilzwanderungen ist immer mit einem Fragezeichen zu versehen, da wir nie wissen, ob sie genehmigt wird. Die nächste ist am kommenden Sonnabend. Ich habe sie in der vergangenen Woche, so wie in den Vorjahren, bei der Landes – Forstzentrale angezeigt. Das reicht nun nicht mehr aus! Eigentlich darf ich unter Androhung einer Geldstraße von bis zu 7 500.00 € diese Veranstaltung nicht durchführen. Wandern wir am Sonnabend trotzdem, kann das schlecht für mich ausgehen. Ich werde die Wanderung aber nicht absagen, da ich die Mail erst heute erhalten habe und bereits über die Presse diese Veranstaltung habe ankündigen lassen. Unsicher ist, ob die restlichen, für dieses Jahr geplanten öffentlichen Pilzwanderungen, durchgeführt werden können, da der Aufwand für mich einfach zu hoch wird. Immerhin habe ich keine Sekreterin, die den bürokratischen Kram für mich erledigen könnte. Ich arbeite jetzt meist schon bis in die Nacht hinein.

Einer der besten Funde unserer heutigen DBU – Kartierung war der Blutrote Hautkopf (Cortinarius sanguineus). Er ist bisher nur zerstreut in MV nachgewiesen. Giftig!

Freitag, 08. September (Weltbildungstag) – Weiterbilden kann man sich hoffentlich auch auf unserer morgigen Pilzlehrwanderung bei Garwitz, am Elde – Kanal. Siehe unter Termine!

Heute habe ich meine Mittwochsexkursion nachgeholt. Der Messtischblatt – Quadrant 2134/2 war an der Reihe – Hansestadt Wismar. Ich habe dem Ziegeleipark, dem Köppernitztal und einem Park im Stadtteil Friedenshof einen regnerischen Besuch abgestattet. Zu guter Zeit hätte ich hier sicherlich ein reiches Artenspektrum vorgefunden, da ich die Gebiete aus besseren Zeiten kenne und weiß, was hier alles vorkommen kann. Heute gab es so gut wie keine Frischpilze! Ich hatte wirklich zu tun, um wenigstens eine kleine Handvoll Arten zu notieren, Das Köppernitztal ist bewaldet, meist durch Buchen, Eichen, Ahorn, Erlen, Kastanien u.a. Gehölzen. Hier die Mini – Artenliste: Fleischroter Lacktrichterling, Erdigriechender Gürtelfuß, Schmetterlingstramete, Halbresupinater Weichporling, Weißer Anis – Champignon, Schwärzender Saftling, Echter Zunderschwamm und Halsband – Schwindling.

Das Wetter triftet nun langsam, aber sicher, in Richtung Herbst. Heute war es den ganzen Tag wolkenverhangen und regnerisch. Große Mengen gab es bisher zwar nicht, aber weiterer Regen und Tiefdruckgebiete nehmen in der nächsten Zeit Kurs auf uns. Möglich ist sogar im laufe der nächsten Woche ein erster Herbststurm!

Spätestens ab übernächster Woche sollte dann der Pilzherbst in die Offensive gehen!

Zu den wenigen Frischpilzen, die ich heute im Wismarer Stadtgebiet finden konnte, zählten diese Erdigriechenden Gürtelfüße (Cortinarius hinnuleus). Wir finden sie vorzugsweise im Herbst unter verschiedenen Laubbäumen, gerne auch unter Eichen. Hier können sie sehr gesellig bis scharenweise auftreten. Ungenießbar. Das Standortfoto wurde im Ziegeleipark aufgenommen.

Sonnabend, 09. September (Tag der deutschen Sprache) – Bei regnerischem Wetter startete heute die geplante Pilzwanderung durch den Forst bei Garwitz am Elde – Kanal. Auch durch die Ankündigung dieser Veranstaltung im NDR – Regionalfernsehen, in der Sendung Nordmagazin gestern Abend, fanden sich trotz des schlechten Wetters 20 Pilzfreunde auf dem Parkplatz an der Schleuse ein. Übrigens wurde in diesem Zusammenhang der Beitrag von letzter Woche Freitag ausgestrahlt, als ich mit einem Drehstab des NDR im Wald unterwegs war. Das Gebiet steht auf armen Sandböden und ist hauptsächlich von Kiefern, teils auch Fichten bestanden. Im Randbereich auch Eichen oder Birken. Ein Top – Gebiet für Maronen – Sucher. Diese beliebten Röhrlinge waren heute auch vertreten, aber meist bereits ziemlich überaltert. Der Schub war hier gerade durch. Ansonsten auch ein  deutlich besseres Allgemeinpilzaufkommen als in den meisten anderen Wäldern, in denen ich in den letzten Tagen unterwegs war. So war es heute doch recht vielseitig und sogar einige Raritäten waren dabei. Siehe unter „Regenwanderung am Elde – Kanal“. 

Direkt auf der Uferböschung des Elde – Kanals wuchsen diese Stachelpilze teils rosettenartig. Begleitbäume waren u. a. Birken und Eichen. Chef – Kartierer Benno Westphal teilte mir mit, dass es sich um den Starkriechenden Duftstacheling  (Phellodon confluens) handelt. Eine in MV sehr seltene Art. Ungenießbar. Standortfoto 09.09.2017 bei Garwitz.

Sonntag, 10. September (Tag des offenen Denkmals) – Eine individuelle Pilzwanderung stand heute auf dem Programm. Seit vielen Jahren fahre ich im Herbst mit einer kleinen Sportgemeinschaft des Wismarer Stadtteils Dargetzow in die Pilze. Heute war es wieder soweit, nachdem die Veranstaltung im letzten Jahr wegen  Trockenheit abgesagt wurde. Ich schlug den Sültener Forst als Zielgebiet vor, da wir im Zusammenhang mit unserem Vereinstreffen am Roten See hier kürzlich bereits ein deutlich aufkeimendes Wachstum unterschiedlichster Arten registrieren konnten. Heute hatte es sich weiter verbessert. Vor allem Täublinge, Milchlinge, Ritterlinge, Wulstlinge und Schleierlinge waren reichlich vertreten. Auch Bläulinge, Helmlinge, Trichterlinge und einige Röhrenpilze. So Schwarzblauende Röhrlinge, wenige Rotfüßchen, Ziegenlippe, Maronen oder auch jeweils ein madenfreier Steinpilz und Flockenstieliger Hexen – Röhrling. So sah es in den Sammelbehältnissen auch recht bunt und vielfältig aus, wobei die Farbe dottergelb eindeutig überwog, da wir auf eine regelrechte Pfifferlings – Ader gestoßen waren. Überhaupt scheinen Pfifferlinge in unseren Breiten nochmals richtig los zu legen, bevor im laufe der übernächsten Woche auch die Röhrlinge wieder verstärkt auftauchen sollten. Ein ausführlicherer Bericht der heutigen Wanderung ist unter „Individuell in der Sültener Forst“ nachzulesen.

Das Wetter war heute schön. Angenehme Temperaturen, recht viel Sonne und kein starker Wind. Dieser wird aber in der kommenden Woche stramm zulegen und immer wieder kräftige Schauer und Gewitter über das Land treiben. Im Schlepptau haben diese dann immer kühlere Luft – der Herbst lässt grüßen!

Unter Birken fanden wir heute auch diese essbaren Geschmückten Gürtelfüße (Cortinarius armillatus). Beachtet man den Standort und die rötlichen Gürtel um den Stiel, so ist dieser Haarschleierling kaum zu verwechseln. Foto in der Sültener Forst am 10.09.2017 am Standort aufgenommen.

Montag, 11. September (Tag der Wohnungslosen) – Christian Ehmke informierte mich heute über seine Erkundungen an der Pilzfront am vergangenen Wochenende. Er war in einigen Parkanlagen und guten Laubwald – Standorten unterwegs. Er fand kaum Frischpilze, aber immerhin einige Herbsttrompeten, Trompetenpfifferlinge, Täublinge, einen Hasen – Röhrling und Korallenpilze. Es ist nach wir vor so, dass diese Standorte sehr pilzarm sind. Die Laubwälder auf schweren Böden konnten sich im Sommer nicht richtig erwärmen und die Parkanlagen haben ihre hohe Zeit bereits hinter sich. Die sind zunächst ausgepowert, werden im Herbst aber auch noch einiges hervorbringen können. Leichtere Böden haben aber weiterhin etwas anzubieten und in einigen Wäldern ist das allgemeine Frischpilzaufkommen sogar recht gut. In kürze stehen unsere großen Ausstellungen in Wismar und Rehna an. Ich bin optimistisch, dass wir sehenswerte Großpilzausstellungen zeigen können. Die Wismarer findet vom 22. – 25.09. in der ABC – Straße 21 statt. In Rehna stehen die Tage der Pilze am 30.09. und 01.10. auf dem Programm. Siehe unter Termine. Bis dahin wird es an der Pilzfront weiter aufwärts gehen!

Heute habe ich übrigens ein letztes mal vor dem großen Auftritt meine ständige Frischpilzausstellung erneuert. Es liegen 113 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal dabei in diesem Jahr: Starkriechender Duftstacheling, Heidemilchling, Trockener Schneckling, Horngrauer Rübling, Geschmückter Gürtelfuß, Bitterer Schleimkopf, Schärflicher Ritterling, Strohblasser Ritterling und Graubräunlicher Dickfuß.

Der Bittere Schleimkopf (Cortinarius infractus) wächst im Laub- und Nadelwald, gern an geschotterten Waldwegen, da er Kalk benötigt. Natürlich auch auf basischen Standorten im Waldesinneren. Seine Mykorrhiza – Partner sind vor allem Rotbuchen, aber laut Michael/Hennig Kreisel auch Eiche, Hainbuche und Linde. Er schmeckt meist deutlich bitter und ist somit ungenießbar. Standortfoto am 10.09.2017 in der Sültener Forst. Die Art kann besonders in der Färbung sehr veränderlich sein!

Dienstag, 12. September (Tag der Achtsamkeit) – Heute Abend haben wir wie geplant den groben Ablauf für unsere Großpilzausstellung besprochen. Ich hoffe, wir bekommen es auch in diesem Jahr wie gewohnt über die Bühne. Pilztechnisch sieht es jedenfalls nicht so schlecht wie im vergangenen Jahr, wo bei 175 Arten bereits Schluss war. Schuld war Hitze und Trockenheit bis weit in den September hinein. So lagen die Höchsttemperaturen genau vor einem Jahr bei 30 Grad und mehr! Auch wenn die Wälder auf schweren Böden momentan immer noch so gut wie leer sind, gibt es doch auf den leichteren Böden einiges, Tendenz steigend! So berichtete mir Chef – Kartierer Benno Westphal, der heute in den Sandergebieten Südwestmecklenburgs unterwegs war, von einem durchaus befriedigendem Frischpilzaufkommen. Wir werden also in erster Linie sandige Bereiche aufsuchen.

Morgen sollte es eigentlich in das Kaarzer Holz zur DBU – Kartierung gehen, aber das Wetter macht uns leider einen Strich durch die Rechnung. Es droht ein schwerer Herbststurm! Tief Sebastian wird uns morgen richtig einheizen mit Regen am Vormittag und schweren Sturm- bis Orkanböen in Schauer- und Gewitternähe am Nachmittag! Da sollte man sich besser nicht in den Wäldern aufhalten.

Hier mal wieder ein schönes Foto von Christian Ehmke. Es zeigt den häufigen Grauen Korallenpilz (Clavulina cinerea). Der Pilz wächst vor allem in den Herbstmonaten in Mischwäldern und gilt als essbar. Da es aber nicht so einfach ist, sich zwischen den Korallenpilzen zurecht zu finden und es auch leicht giftige Arten gibt, nicht zu empfehlen.

Mittwoch, 13. September (Erdnusstag) – Orkan Sebastian hat uns heute kräftig eingeheizt mit schweren Sturm- und Orkanböen! Er hat leider auch Todesopfer gefordert! Gerade jetzt am Abend, beim Schreiben dieser Zeilen, hat uns sein Hauptwindfeld am Südrand der Okklusion erfasst und es stürmt beängstigend heftig! Gut, dass wir die Kartierungsaktion abgesagt haben. In den Wald zu gehen wäre heute wirklich grob Fahrlässig gewesen!

Unterdessen habe ich mich mit weiteren Vorbereitungen zu unserer Großpilzausstellung beschäftigt, die allerdings nicht direkt mit der Ausstellung zu tun hatten. Fenster putzen, Staub wischen (durch die ständige Frischpilzausstellung lagert sich reichlich Sporenstaub ab), Küche reinigen und natürlich auch den Sanitärbereich auf Vordermann bringen. Auch solche Arbeiten gehören dazu. Im Anschluss wird dann die gesamte Fläche der ständigen Dauerausstellung abgeräumt und in den nächsten Tagen mit frischem Moos belegt. Zusätzlich wird wieder unsere große Mittelfläche aufgebaut, damit die zu erwartenden 250 Großpilzarten genügend Platz finden können.

Pilzfreundin Angelika Boniakowski informierte mich über ihre aktuellen Erkenntnisse an der Pilzfront: Pfifferlinge, Pfifferlinge, Pfifferlinge… Ansonsten für den volkstümlichen Pilzsammler nicht viel! – Ab Ende nächster wird es aber besser!

Gestern hatte ich eine Pilzberatung mit einer Dame, die auf Edel – Reizker aus war und an einer unserer ergiebigsten Standorte unterwegs war. Sie konnte keine finden. Edel – Reizker habe ich aber in der letzten Woche in der Uekermünder Heide gesehen. Auch dieser stammt von dort. Es handelt sich aber offensichtlich um den seltenen Wechselblauen Edelreizker (Lactarius quieticolor). Ansonsten werden auch die rotmilchenden Milchlinge, also Edelreizker, in den nächsten Wochen allgemein häufiger werden. Foto in der Eggesiner Forst am 05.09.2017.

Donnerstag, 14. September (Tag der Tropenwälder) – Eigentlich wäre heute langer Tag im Steinpilz – Wismar gewesen, aber da wir gestern die DBU – Kartierung im Kaarzer Holz wegen der Sturmlage auf heute verschoben haben, blieb die Pilzberatung leider geschlossen. Und das war auch gut so, denn der Sturm hatte mächtig gewütet. Teilweise kamen wir gar nicht die Waldwege mit unseren Fahrzeugen entlang, weil Äste und selbst sogar große Bäume quer lagen. Mitarbeiter der Forst waren aber dabei, die Waldwege zu beräumen. Neben Benno Westphal war auch wieder unser Schichtpilzexperte Reinhard Szymandera aus dem Brandenburgischen dabei. Wir bearbeiteten einen Teil unser gepflockten Kreise und auch größere, festgelegte Außenflächen. Das erste mal seit Beginn unserer Kartierung im vergangen Frühjahr waren heute die Kreise richtig voll mit Frischpilzen. Es war fast ein Feuerwerk der Arten, so dass Benno beinahe schon die Tüten für Belege ausgingen. So hatten wir heute alle Hände voll zu tun um alles zu notieren, zu fotografieren und einzutüten. Wir nutzten unsere maximal vorgeschriebenen Bearbeitungszeiten aus, so dass wir garnicht alle unsere vorgenommen Stellen abarbeiten konnten. Demnächst muss Benno nochmals in` s Holz, dann aber mit Klaus Warning aus Bützow. Nebenher sammelte ich noch eine ordentliche Ladung Pfifferlinge ein. Sie werden getrocknet und dann zu Pulver gemahlen – ein hervorragendes Würzpulver für Suppen und Soßen!

Eine der vielen Frischpilz – Arten, die wir hier noch nicht in früheren Kartierungen festgestellt haben, war der Große Blut – Champignon (Agaricus langei). Er ist ein typischer Waldpilz und rötet stark bei Berührung. Guter Speisepilz.

Freitag, 15. September (Tag des Buches) – Also eigentlich auch mein Tag, denn hier ist wieder ein neuer Tagebuch – Eintrag.

Heute habe ich die große Mittelfläche für die bevorstehende Großpilzausstellung aufgebaut. Im vergangenen Jahr hatte es leider keinen Sinn, da es viel zu trocken war. Ich denke, in der nächsten Woche sollte es uns gelingen, eine wirklich  sehenswerte und vielseitige Präsentation von heimischen Großpilzen zu realisieren. Bereits am Montag wird die erste Gruppe der Pilzfreunde um Thomas Harm in die Wälder fahren und Frischmaterial besorgen. Dienstag und Mittwoch werde  auch ich ganztägig unterwegs sein. Das Wetter soll sich ja pilzfreundlich entwickeln. Die stürmischen Zeiten sind Geschichte und Wetterberuhigung ist angesagt. Zwar sind bis Dienstag noch, genauso wie gestern und heute, einige Schauer und Gewitter unterwegs, die werden aber wohl nicht so sehr stören und bringen noch zusätzliche Feuchtigkeit. Der Wind soll in den nächsten Tagen zeitweise sogar fast ganz einschlafen. Kühle, teils neblige Nächte und ruhige Tage, teils bewölkt, teils heiter, werden für nahezu ideale Wachstumsbedingungen sorgen. Die frischen Pilze werden bei dieser Wetterlage von besonders guter Qualität sein! 

Morgen steht aber wieder eine ganz andere Aktion auf dem Plan. Während die Arbeitsgemeinschaft Mykologie des Landes Mecklenburg – Vorpommern im Naturschutzbund Deutschland an diesem Wochenende zu ihrer Herbsttagung in Ahlbeck weilt, um die restlichen DBU – Flächen in der Ueckermünder Heide zu bearbeiten, werden Chef – Kartierer Benno Westphal und ich morgen auf Deutschlands größte Insel Rügen fahren, um unsere dortigen Cluster ab zu kartieren. Ich bin gespannt, ob es auch so artenreich wie gestern im Kaarzer Holz werden wird.

Frische Pfifferlinge, die gestern bei unserer Kartierungsaktion nebenbei heraus sprangen, habe ich auf einem Sieb zum trocknen auf dem Dörrgerät vorbereitet. Aber es ist zu beachten, dass Pfifferlinge nach dem trocknen am Stück nicht mehr richtig aufquellen und zäh bleiben. Deshalb in einer Mühle mahlen und man erhält ein edles Würzpulver für Suppen und Soßen.

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