Öffentliche Pilzlehrwanderung
Es ging heute durch die Wälder bei Banzkow
Bei schönstem Spätsommerwetter durchstreiften wir heute im Rahmen einer öffentlichen Pilzlehrwanderung die Lewitz – Region bei Banzkow zwischen Schwerin und Crivitz. Ausgedehnte Wiesen, Felder und Wälder kennzeichnen diese flache Landschaft. Die Bezeichnung Lewitz soll aus dem Slawischen abgeleitet sein und bedeutet so viel wie Land der Jäger, Fischer und Sammler. Damit waren wir mit unserem Anliegen hier genau richtig.
Am Sonnabend, dem 20. September 2014, starteten wir wieder von Wismar aus zu einer öffentlichen Pilzlehrwanderung. Unser Zielgebiet lag heute mal wieder etwas weiter entfernt, nämlich bei Banzkow, südwestlich von Crivitz. Nach einer kleinen Verspätung meinerseits und nach kurzer Begrüßung und Festlegung unserer Fahrtroute, fuhren wir mit den vorhandenen Autos zum Zielgebiet. Interessenten aus der Region konnten hier ab 09.00 Uhr auf dem Parkplatz an der Neddelrad – Waldbühne unsere Ankunft erwarten und sich uns anschließen. Viele hatten sich hier eingefunden, so dass es einer der am besten besuchten Pilzwanderungen seit Jahren war. Unser Pilzrevier bestand aus weitläufigen Laub- und Nadelwaldforsten. Wie in den meisten Wäldern zur Zeit, hielt sich das allgemeine Pilzaufkommen auch hier noch etwas zurück, steht aber unübersehbar in den Startlöchern zu einer neuen Runde. Das Ziel einer Lehrwanderung wurde aber allemal erfüllt und wer wollte konnte viel neues und interessantes aus dem Reich unserer Großpilze erfahren. Hier wie immer in unserem Rückblick einige Impressionen:
Unser obligatorisches Gruppenfoto entstand nicht wie üblich zum Schluss der Wanderung, sondern gleich zu Beginn. Und hier sind noch nicht einmal alle zu sehen. Wir waren heute weit über 30 Leute! 20. September 2014.
Kurz nach dem Start die ersten Fundbesprechungen. So wie es sich für diesen Egerling auch gehört, fanden wir ihn im blanken Erdboden direkt an der Waldstraße. Es handelt sich um den essbaren Straßen- oder Stadtchampignon (Agaricus bitorquis). Man beachte die doppelte Ringzone und bedenke, dass Speisepilze von derartigen Standorten mit Schadstoffen belastet sein könnten.
Gewaltige Rosetten des Riesenporlings (Meripilus giganteus) sorgten für Erstaunen und Begeisterung. Leider waren sie zum Verzehr nicht mehr geeignet und taugten allenfalls als willkommenes Fotomotiv.
So manches Fundobjekt sorgte mitunter für Kopfzerbrechen. Zum Glück ist ja ein Fachmann dabei und konnte mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Schwarze Überzüge am Fuße alter Laubbäume oder deren Stubben bestehen oftmals aus dem Brandkrustenpilz (Hypoxylon deustum). Ein Schlauchpilz und daher aus dem Verwandtschaftskreis der Lorcheln und Morcheln. Selbstverständlich ist er kein Speisepilz.
Dieser junge Mann bewundert hier einen Blätterpilz – hoffentlich kein Knollenblätterpilz!
Der Stiel ist kaum knollig und die Lamellen zwar noch recht blass, aber nicht weiß. Also kein Knollenblätterpilz, sondern ein Champignon aus der Gruppe der weißen Anis – Egerlinge. Die Lamellen verfärben ich im Gegensatz zu den Wulstlingen, die immer weiß bleiben, ziemlich rasch von grau – rosa über schokoladenbraun bis fast schwarz. Guter Speisepilz.
Das genaue betrachten der Pilze ist sehr wichtig, um sich auch die anatomischen Merkmale der jeweiligen Art einzuprägen.
Und natürlich ist auch der Geruch wichtig. Dieser Art entströmt ein feiner Anis Duft.
Die länglichen, fast blattartigen Poren der Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa) verfärben sich auf Druck rotbräunlich.
Die Hüte der recht ansehnlichen Breitblättrigen Rüblinge (Megacollybia platyphylla) besitzen kaum Hutfleisch, dafür aber sehr breite Lamellen. Nicht empfehlenswert.
Der hochbeinige und glockig – kegelige Lederbraune Faserling (Psathyrella conopilus) ist oft in großen und dann auffälligen Trupps an Waldwegrändern, in Parks, Gärten und auf Ruderal – Stellen zu finden. Ohne Speisewert.
Dieses junge Prachtstück eines Riesen – Schirmpilzes (Macrolepiota procera) darf getrost in den Sammelkorb gelegt werden. Man beachte den Riesenwuchs, den genatterten Siel mit dem dicken und doppelt gerandeten Ring, der nur etwas angehäftet ist und der sich mit etwas Vorsicht leicht am Stiel hoch und runter schieben lässt, ohne kaputt zu gehen. Der Hut ist geschuppt, die Lamellen stehen frei und sind weißlich, sein Fleisch riecht nussig und soll auch ähnlich schmecken. Sehr guter Speisepilz.
Geruchsprobe bei der weißen Form des Gelben Knollenblätterpilzes. Er riecht nach Kartoffelkeller. Besser ist es jedoch, unter dem Hut der jeweiligen Pilze zu riechen, da dort die Gerüche intensiver sind und direkt aus dem inneren des Fruchtkörpers kommen.
Bei Champignons, insbesondere beim Anis – Champignon – Typ, ist es oft unerlässlich, einen Reibetest durchzuführen. Giftige Karbol – Champignons können sehr ähnlich aussehen und verfärben sich nach dem Anreiben innerhalb weniger Sekunden chromgelb. Auch dieses Exemplar unterzogen wir dem Reibetest und die intensiv gelbe Reaktion setzte unmittelbar danach ein. Nun heißt es an der Reibestelle zu riechen. Ist so wie hier ein deutlicher Anis – Duft wahrzunehmen, ist alles gut, riecht es aber nach Karbol oder Desinfektionslösung, so handelt es sich um giftige Karbol – Egerlinge.
Diese beiden Täublinge gehören in der Formenkreis um den Pfirsich- oder Violettstieligen Täubling (Russula violeipes), weichen aber von den typisch gelbhütigen Formen ab. Besonders der größere hatte fast schon einen violettschwärzlichen Hut. Auch grünliche Farbtöne sind zu erkennen. Infrage kommen daher auch der Samt – Täubling (Russula amoena) oder der Brätlingstäubling (Russula amoenicolor). Die Huthaut dieser Täublinge ist gummiartig – zäh und die Stiele oft violettlich überlaufen. Essbar.
Auch dieses ist ein Parasol oder Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera), nur noch sehr jung. Die graubräunliche Haut auf Stiel und Hut dehnt sich bei der Streckung des Fruchtkörpers nicht mit aus und es entsteht die charakteristische Natterung am Stiel wie auch die so typische Hutbeschuppung.
Der essbare Schmarotzer – Röhrling (Xerocomus parasiticus) parasitiert auf Dickschaligen Kartoffel – Hartbovisten (Scleroderma citrinum). Bemerkenswert ist dabei, dass der Bovist giftig ist und die Röhrlinge nicht!
Wird ein Dickschaliger Kartoffelbovist (Scleroderma citrinum) durchgeschnitten, so erkennt man seine bis zu fünf Millimeter starke Schale und die sporenproduzierende Innenmaße, die sich frühzeitig schwärzlich färbt. Giftig!
Der Buntfärbende Birkenpilz (Leccinum variicolor) unterscheidet sich vom normalen Birkenpilz durch seinen unregelmäßig rußiggrau schattierten Hut und sein rötlich bis blaugrünlich verfärbendes Fleisch. Essbar.
Leicht wird er mit einem Champignon verwechselt, der Rosablättrige oder Champignonähnliche Schirmpilz (Leucoagaricus leucothites). Ein Reibetest fällt negativ aus. Nach dem Aufschirmen bleiben seine Lamellen lange weiß, erst sehr spät werden sie rosa. Im allgemeinen gilt die Art als essbar und sogar als guter Speisepilz. Seit einiger Zeit geistern allerdings auch Gerüchte herum, dass der Pilz giftig sei. Ich habe ihn in der Pilzberatung immer für essbar deklariert und mir ist bisher nichts von anschließenden Unverträglichkeiten zu Ohren gekommen.
Ein Längsschnitt durch den Pilz legt die noch weißen Lamellen frei. Bei einem Champignon wären sie in der Regel zumindest schon zart grau bis rosa.
Gut sind die schwärzlich gezähnelten Lamellenschneiden des Schwarzgezähnelten Rettich – Helmlings (Mycena pelianthina) schon mit bloßem Auge zu erkennen. Leicht giftig.
Einen interessanten Farbaspekt bilden hier der Braunsamtige After – Leistling (Hygrophoropsis fuscosquamula) und der Schwarzgezähnelte Rettich – Helmling (Mycena pelianthina).
Erste, leicht zu übersehende Gruppen von jungen Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) im moosreichen Fichtenwald, kündigen den neuen Röhrlingsschub an. Essbar.
Am Fichtenstubben ein Büschel sehr schmackhafter Rauchblättriger Schwefelköpfe (Hypholoma capnoides). Man achte auf die grauen Lamellen und den milden, nicht bitteren Geschmack.
Auf den dichten Nadelschichten des Fichtenwaldes fühlen sich neben vielen anderen Großpilzen auch gerade Champignons besonders wohl. Neben den braunschuppigen und rötenden Waldchampignons sind hier auch verschiedene Anis – Egerlinge (Agaricus spec.) zu hause.
Ein moosreicher Fichtenwald, so wie ihn viele Pilzsucher lieben.
Dort sind auch die beliebten Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) zu hause, die in den nächsten Tagen wieder zahlreich erscheinen werden.
Der Schmutzige Rötel – Ritterling (Lepista sordida) ist ein klassischer Spätherbstpilz und ähnelt stark dem Violetten Rötel – Ritterling. Dieser ist meist größer und fleischiger und besitzt im Fleisch auch mehr rotbräunliche Anteile sowie den typischen süßlichen Duft der an Kuchengewürze erinnert. Verwechslungen sind nicht schlimm, da beide Arten essbar und gut sind.
Ein besonders würziger und beliebter Leckerbissen ist die Krause Glucke oder Fette Henne (Sparassis crispa). Leider gestaltet sich das Säubern des Fruchtkörpers oft recht schwierig.
Schließlich haben wir nach einer größeren Runde den Ort Banzkow erreicht und bis zum Parkplatz am Wiesenblick ist es nun nicht mehr weit.
Aber auch hier kommen wir an den Pilzen nicht vorbei und sie bieten uns immer wieder neue Fotomotive.
In diesem Falle waren es verschiedene Bauchpilze, so wie diese Gruppe Wiesen – Staubbecher (Vacsellum pratense). Jung essbar.
Mit diesem Anblick einer weiteren, leckeren Krausen Glucke (Sparassis crispa) möchte ich den Bericht von unserer heutigen Pilzwanderung schließen. Es war herrliches Wetter und ich hoffe, es hat allen viel Spaß gemacht.
Regionalinformationen auch unter: www.gemeinde-banzkow.de
Wann starten wir zur nächsten Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!