Zum Schluß die Kukuksbuchen

23. November 2019 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Grünen Knollenblätterpilzes

Jahresabschlusswanderung durch die Kukuksbuchen

Das Pilzjahr neigt sich dem Ende zu und wir beschlossen es mit einer öffentlichen Wanderung durch die Kukuksbuchen. Das Waldgebiet stand im vergangenen Jahr bei mir im Rahmen einer Mittwochsexkursion auf dem Programm. Aufgrund der damaligen Trockenheit bildeten Frischpilze die große Ausnahme. Das war damals im August. Ende November sollte es nicht so trostlos aussehen. So war die letzte Wanderung des Jahres doch deutlich pilzreicher und es hatten sich auch noch einmal recht viele Menschen dazu eingefunden. Zunächst trafen wir uns auf dem Parkplatz an der Badestelle des Holzendorfer Sees. Hier erwartete uns eine Dame von der Schweriner Volkszeitung zu einem Interview und gleichzeitig hatte ein Pilzfreund einige schöne und wichtige Spätherbstarten zum Vorstellen mitgebracht. Im Auto – Konvoi fuhren wir anschließend zum Zielgebiet.

Die ersten essbaren Pilze wurden sogleich an Laubholz entdeckt. Es handelt sich um Weißstielige Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila).

Ebenfalls an totem Laubholz findet sich nahezu ganzjährig der überaus häufige Rosablättrige Helmling (Mycena galericulata). Der einzige essbare Vertreter dieser umfangreichen Gattung. Neben den erst recht spät sich rosa verfärbenden Lamellen sind auch die zahlreichen Querverbindungen in ihren tiefen charakteristisch. Die Pilze sollen sehr gut schmecken.

Ungefährlich, aber wenig empfehlenswert, ist die Steife Koralle.

Die Steife Koralle (Ramaria stricta) am Standort.

Es ist zwar nicht der wertvolle Küchenschwindling, aber auch die stark nach Knoblauch riechenden Hüte des Langstieligen Knoblauchschwindlings (Marasmius alliaceus) können als Würze Verwendung in Pilzsuppen finden.

Und das sind sie, die wirklich echten und geschätzten Knoblauch – oder Küchen – Schwindlinge (Marasmius scorodonius).

Auch der dichtbeschuppte Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes) des Waldes darf in den Korb zu den Speisepilzen gelegt werden.

Die Lamellen sollten noch weißlich sein und das Hutfleisch saftig und nicht pappig – welk.

So sollten sie nicht mehr mitgenommen werden.

Hier noch ein geschlossenes Exemplar. Bei Verletzung oder Reibung verfärbt sich das Fleisch karottenrötlich.

Ein bereits vollkommen vom Goldschimmel überzogenes Exemplar eines Filzröhrlings. Dieser Schimmelpilz ist ausschließlich auf Röhrlinge spezialisiert und macht sie giftig.

Der Goldschimmel ist Sporenreif.

Die Graukappe (Lepista nebularis) zählt zu den umstrittensten Speisepilzen. Mit ihrem aufdringlichen Geruch polarisiert sie und es gibt viele, die sie ablehnen und denen sie auch nicht bekömmlich ist. Gleichzeitig gibt es entschiedene Liebhaber, die nichts auf ihre Nebelkappen kommen lassen. Jeder Pilzfreund sollte alleine entscheiden, ob er diesen ergiebigen Herbstpilz verzehren möchte oder nicht. Der Pilz soll auch den Stoff Nebularin enthalten, der im Verdacht steht, Krebserkrankungen zu begünstigen.

Von Kennern kann der Kaffeebraune Gabeltrichterling (Pseudoclitocybe cyathiformis) zum verspeisen mitgenommen werden.

Beispielsweise für die Pilzsuppe.

Gar nicht so Langstieliger Knoblauchschwindling (Marasmius alliaceus).

Der nach Lerchensporn riechende Weiße Rasling (Lyophyllum connatum) ist vor einiger Zeit in Verruf geraten, da er die Erbanlagen verändern könnte. Teils wird dieser Sachverhalt neuerdings wieder dementiert. Früher galt der Pilz uneingeschränkt als essbar.

Die Röhrenkeule (Macrotyphula fistulosa) besitzt keinen Speisewert.

Essbar ist hingegen der Papagei – Täubling (Russula ionochlora).

Ein wunderschöner Becherling aus der Gattung Peziza.

Sie waren durchaus ansehnlich und ganz frisch. Möglicherweise Buchenwald – Becherlinge oder Riesenbecherlinge. Die genaue Bestimmung ist nur mikroskopisch möglich.

Auch einige frische Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) waren noch vertreten.

Auf Buchenholz, an möglichst luftfeuchten Standorten, ist der Buchen – Schleimrübling (Oudemansiella mucida) spezialisiert.

Weißen, süßlich – herben Milchsaft, sondert der Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis) des Buchenwaldes ab. Als Mischpilz zu gebrauchen.

Bis zu einem halben Meter kann die Pfahlwurzel des Wurzel – Schleimrüblings (Xerula radicata) in die Tiefen des Waldbodens hinein ragen.

An liegenden Kukuks – Buchenstämmen gehen die Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) an den Start.

Die leicht giftigen Karbol – Champignons (Agaricus xanthodermus) können Verdauungsstörungen auslösen und andererseits laden sie durch ihren besonders beim Erhitzen ausströmenden Karbol – Geruch keinesfalls zum Verspeisen ein.

Judasohren (Hirneola auricula – judae) dürfen in der asiatischen Küche nicht fehlen.

Und dann der Fund des Tages. Ein alter Buchenstamm mit Ästigen Stachelbärten (Hericium clathroides).

Der glückliche Entdecker des Fundes prüft kritisch, ob noch einige Stücke für eine Kostprobe verwendbar sind, denn die Pilze waren doch schon recht gelblich. Zumindest oberflächlich, was auf ungünstige Witterungseinflüsse zurück zu führen wäre.

Der Ästige Stachelbart war Pilz des Jahres 2006.

Am luftigen Waldrand an einer alten Buche ein nicht mehr ganz so junger Schwefelporling (Laetiporus sulphureus).

Obwohl er noch recht farbfreudig ist, war er schon völlig verhärtet durch den ständig wehenden Wind. Die angetrocknete und dadurch abgestorbene Außenhaut beginnt auch schon zu schimmeln. Frisch ist dieser unverwechselbare Baumpilz durchaus küchentauglich und ersetzt dem Vegetarier sein Hähnchenschnitzel.

Während hier im Inneren vor einiger Zeit wohl ein regelrechter Kahlschlag alter Buchen stattgefunden hat, blieb zumindest die Umrandung noch erhalten.

An einem Buchenstumpf Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor) und Laubholz – Harzporlinge (Ischnoderma resinosum) in trauter Eintracht.

Essbare Schmutzige Rötel – Ritterlinge (Lepista sordida) ganz sauber und in bester Qualität. Überhaupt waren hier heute viele Arten nochmals frisch erschienen.

Farbfreudiger Anblick am Waldrand. Orangebecherlinge (Aleuria aurantia). Viel zu schade zum essen.

Nicht mehr ganz junge Sparrige Schüpplinge (Pholiota squarrosa) büschelweise am Fuße einer alten Buche.

Ein Prachtstück von einem Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Groß und schwer und nicht ohne weiteres vom Baumstamm ab zu bekommen. Der ist gerade richtig zum Adventsbasteln. Direkt daneben, am abgebrochenen Rest der alten Buche, weitere, riesige Exemplare. Zum Glück hatte unsere Pilzfreundin Sabine aus Schwerin eine Handsäge dabei, so dass ich ihnen erfolgreich zu Leibe rücken konnte. Wenige Tage später waren sie weihnachtlich geschmückt und mit vier Adventskerzen bestückt.

Liebe Sabine, ganz herzlichen Dank nicht nur für die Säge, sondern auch für diesen tollen Weihnachtsmann und für deine jahrelange Unterstützung zum Erhalt des Steinpilz – Wismar! Foto: Irena Dombrowa.

Zum Schluss noch die gesammelten Werke zur fachkundlichen Begutachtung ausgebreitet.

Und das hatte sich heute für so manchen Pilzfreund nochmal gelohnt.

Bevor am frühen Nachmittag alle die Heimfahrt nach hause und in die Winterpause antraten, noch schnell ein Gruppenfoto zur Erinnerung an eine doch überraschend schöne und pilzreiche Wanderung durch die Kukuksbuchen zum Saisonabschluss. 23. November 2019.

Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!