Tagebuch April 2021

Pilzwachstum und Wetter in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im April 2021

Österreichischer Kelchbecherling (Sarcoscypha austriaca). Standortfoto am 31.03.2021 am Roten See bei Brüel.

Gründonnerstag, 01. April – Nun ist es wieder soweit. Der Winter liegt hinter uns und die neue Pilzsaison geht an den Start. Viel zu schnell ist der Winter für mich wieder entschwunden. Ich nutze ihn für die ausführliche Terminplanung der folgenden 12 Monate, für Exkursionsauswertungen und auch dafür, meine umfangreiche Datenbank auf dieser Homepage öffentlich zu machen. Das wird noch Jahre in Anspruch nehmen und dann müssen schließlich auch wieder die neueren Funddaten eingearbeitet werden. Ich habe also nicht auf der faulen Haut gelegen und nahezu jeder Tag des neuen Jahres war für mich ein vollwertiger Arbeitstag, einschließlich der Wochenenden. So schreitet die Zeit unaufhaltsam voran und es sind inzwischen bereits 13 Jahre her, als ich mit diesen Tagebüchern zu Pilzwachstum und Wetter begann. Auch bin ich dabei, meinen ansehnlichen Fundus von Rechtschreibfehlern auf dieser Homepage nach und nach auszubügeln. So ist es, wenn ein Analphabet auf die Öffentlichkeit losgelassen wird. Jeder blamiert sich eben für sich allein und so gut er kann.  

Frische Scheibenlorcheln (Gyromitra ancilis) gestern am Standort im Kiefernforst bei Jesendorf fotografiert.

Hochwinterliche Februar – Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) von unserer Pilzfreundin Doris aus Bühlertann, in Süddeutschland gefunden und fotogarfiert.

Der Winter liegt hinter uns und es gab natürlich auch zu dieser Jahreszeit ein nennenswertes Pilzaufkommen. Neben den typischen Klassikern wurden in Süddeutschland sogar noch im Februar frische Pfifferlinge entdeckt. Als ich Anfang Januar in Vorbereitung eines NDR – Fernsehbeitrages im Prosekener Grund unterwegs war, begegneten mir  noch Täublinge, Milchlinge, Wulstlinge und Korallenpilze, neben etlichen, weiteren, teils jahreszeittypischen Arten. Im Fokus standen für diesen Beitrag allerdings Austern – Seitling und Winterrübling.

Die drei klassischen Wintermonate brachten im Mittel einen relativ durchschnittlichen Winter zustande, einschließlich einer schneereichen Forstperiode und einem rekordverdächtigen Temperatursprung innerhalb weniger Tage vom eisigen Hochwinter fast schon in den Frühsommer und das alles im Februar. Insgesamt waren die Wintermonate zwar nicht besonders trocken, aber es hätte durchaus ergiebigere Niederschläge geben können. 

Dieses stimmungsvolle Foto sandte mir unsere Pilzfreundin Johanna Davids im März aus dem Raum Berlin zu. Es zeigt einen Gemeinen Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea). Der häufige und essbare Blätterpilz bevorzugt die kalte Jahreszeit und wird deshalb auch Winter – Trompetenschnitzling genannt.

Nicht nur zahlreiche, rote Kelchbecherlinge sorgten gestern für farbenfrohe Tupfer in der immer noch recht tristen Natur. Auch diese Krokusse erfreuten mich und ich kam nicht an ihnen vorbei, ohne mein neues Makroobjektiv an ihnen auszutesten. Das Ergebnis, denke ich, kann sich durchaus sehen lassen.

So starten wir zumindest mit recht passablen Bedingungen in den Pilzfrühling. Herrschte gestern noch Frühsommer, so wurden wir heute in die eigentliche Jahreszeit zurück geholt. Es war grau in grau und die Temperaturen gingen deutlich zurück. Gelegentlich regnete es unwesentlich. Weitere Niederschläge stehen in der ersten April – Dekade in Aussicht. Ein großes Skandinavien – Tief übernimmt ab der kommenden Woche die Regie. In Zusammenarbeit mit einem kräftigen Hoch über dem Nordatlantik schaufelt es direkt aus dem hohen Norden eisigkalte Luftmassen zu uns. In etwa 5,5 Km Höhe herrschen dann teilweise Temperaturen von – 40 Grad. Hervorragende Bedingungen für klassisches Aprilwetter mit kräftigen Regen-, Schnee- und Graupelschauern mit eingelagerten Gewittern. Nun, die Temperaturen werden uns frösteln lassen, aber der Niederschlag ist sehr willkommen und das ist schließlich das Wichtigste!  Mal schauen, was uns die nächsten Wochen bringen. Es wird sicher wieder spannend werden und wir bleiben an dieser Stelle nun wieder am Ball, soweit nichts dazwischen kommt. Trotz Corona oder gerade auch deswegen! 

Und noch einmal die Jesendorfer Scheibenlorcheln (Gyromitra ancillis). Sie waren stellenweise sehr zahlreich und in aller bester Qualität vertreten, wenn auch nicht in den Ausmaßen wie vor genau 2 Jahren. Im vergangenen Frühjahr sind sie nahezu ausgeblieben. Gut erhitzt durchaus essbar. Das ist sehr wichtig, da sie Hitze – instabiles Lorchel – Gift (Gyromitrin) enthalten sollen.

Es müssen ja nicht immer Pilze sein, auch wenn sie geduldiger und nicht so flatterhaft wie beispielsweise Insekten sind. Unser Universal – Gelehrte in Sachen Natur, Christopher Engelhardt, sandte mir vor wenigen Tagen u. a. dieses Bild zu. Wir sehen hier ein Exemplar der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta).

Karfreitag, 02. April – Es ist ganz schön lausig geworden, was die Temperaturen anbelangt. Mittwoch gefühlt schon im Sommer und heute fast schon wieder winterlich anmutend. Und es soll ja noch kälter werden. Klassisches Aprilwetter steht uns in der nächsten Woche bevor. Dazu fließt die für diese Jahreszeit kältest mögliche Luft überhaupt ein, auf direktem Wege aus der Arktis. Zum Glück ist diese Luftmasse hochreichend instabil, so dass sich zahlreiche Schauer und Gewitter entwickeln können. Es sind sogar nochmals weiße Überraschungen möglich und des Nachts droht verbreitet Frost, zumindest am Erdboden. Den Frühlingsklassikern unter unseren Großpilzen wird das kaum etwas ausmachen. Sie müssen frosthart sein, da Frühlingsfröste völlig normal sind. Auch weil Frühjahrslorchel, Morchel und Co. nur diese kurze Vegetationsperiode zur Verfügung steht, wäre es äußerst unklug, wenn sie daran Schaden nehmen würden. Das werden sie also nicht, aber ihre Entwicklung wird verzögert.

Auch dieses Foto haben wir Chris zu verdanken. Es zeigt Zinnoberrote Kelchbecherlinge (Sarcoscyha coccinea). 

Etwas verwundert war ich am Mittwoch, dass ich nicht eine einzige Frühjahrslorchel in einem ihrer Top – Reviere entdecken konnte, während Scheibenlorcheln zumindest inselweise recht zahlreich wuchsen. Unterdessen scheint der Jesendorfer Kiefernforst inzwischen ein regelrechter Pilgerort für Fans dieser Frühlingspilze geworden zu sein. Unser Vereinsmitglied Phillip Müller war heute dort, wie auch tags zuvor schon Christian Ehmke von: http://www.ostseepilze.de

Und hier noch ein Standortfoto von Scheibenlorcheln (Gyromitra ancilis) von Christian Ehmke im Kiefernforst Jesendorf aufgenommen.

Neben Phillip waren dort heute noch mindestens zwei weitere Pilzfans mit Kameras bewaffnet auf mykologischer Motivsuche. Philipp hatte bezüglich Frühjahrslorcheln allerdings ein besseres Auge und konnte zumindest winzige Exemplare entdecken. Selbst Spitzmorcheln sind hier mitunter dabei, und das auch schon zu bester Lochelzeit, wo hingegen wir den Speise- und Käppchenmorcheln noch bis zur Löwenzahnblüte Zeit geben müssen.

Hier noch ein Überbleibsel aus dem letzten Winter, am 31.03.2021 am Roten See fotografiert. Es zeigt einen Winter – Stielporling (Polyporus brumalis). Ungenießbar.

Kaum zu glauben. Jungfichtenschonung im Pröbower Holz. Fichten habe hier Tradition, aber aufgeforstet wird heute in der Regel mit anderen Bäumen. Wir waren begeistert!

Karsamstag, 03. April – Heute morgen startete die erste öffentliche Lehrwanderung der Saison 2021. Wegen der aktuell gültigen Corona – Beschränkungen nur in einem sehr kleinen Kreis von 4 Pilzfreunden und nur unter vorheriger Anmeldung. Diese Praxis gilt auch für die nächsten Termine, mindestens bis zum 18. April. Ziel war das Pöbower Holz bei Jesendorf/Trams. Seit meinem letzten Besuch im Rahmen meiner Mittwochsexkursionen im Sommer vor 5 Jahren hat sich das Revier erheblich verändert. Neben Laubwaldbereichen bestand das Pröbower Holz überwiegend auch aus Fichtenforste. Durch die Trockenheit der letzten Jahre wurden diese auch hier stark geschädigt, so dass im Kernbereich massiv abgeholzt wurde. Ein Teil blieb allerdings stehen und hoffen wir, dass die Bäume durch neuerliche Trockenheit nicht noch weiteren Schaden nehmen. Erfreut haben wir aber auch zur Kenntnis genommen, das hier vor einigen Jahren eine neue Fichtenschonung angelegt wurde. Das passiert eigentlich in jüngster Zeit so gut wie gar nicht mehr. Ob im Herbst hier die schönsten Fliegenpilze Hoffnung auf Steinpilze aufkeimen lassen? Wir werden sehen und wenn ich es nicht vergesse, werde ich hin und wieder mal vorbeischauen. Vielleicht ist es aber nur eine Weihnachtsbaum – Plantage, obwohl diesbezüglich heute ja meist andere Nadelträger im Trend liegen.

In Kiefernforsten zu dieser Jahreszeit häufig: Der Bittere Zapfenrübling oder Nagelschwamm (Strobilurus tenacellus). Standortfoto am 03.04.2021 im Kiefernforst Jesendorf.

Frischpilze haben wir im Pröbower Holz keine gesehen, aber einige Holzpilze wussten trotzdem zu begeistern. Da aber doch ein wenig Lust auf ein zumindest kleines Osterhäppchen Frischpilze aufkam, setzten wir kurzerhand noch in die Jesendorfer Kiefernforst um. Hier kam dann der Feinschmecker doch noch auf seine Kosten. Scheibenlorcheln machten es möglich. 

Ostereier suchen ist morgen, Pilzsuche war heute. Einige Scheibenlorcheln werden den österlichen Speiseplan bereichern. Standortfoto am 03.04.2021.

Ein Licht der Hoffnung in düsteren Zeiten. Das Osterfest steht auch in diesem Jahr ganz im Zeichen der Corona – Pandemie. Hoffen wir auf unbeschwerte Ostern 2022!

Ostersonntag, 04. April – Allen Pilz- und Vereinsfreunden sowie allen Lesern des Pilztagebuchs ein schönes Osterfest! Wie schon im vergangenen Jahr, steht auch Ostern 2021 unter keinem guten Stern. Corona regiert die Welt weiterhin und es bleibt nur die Hoffnung, dass es Ostern 2022 wieder besser werden möge. Wohl kaum jemand hätte Ostern 2020 wohl vermutet, dass die Pandemie ein Jahr später immer noch das öffentliche Leben weitgehend lahmlegt. Das gute daran ist jedoch, dass ein Spaziergang an frischer Luft und ganz besonders auch durch Wald- und Flur, nicht nur das Immunsystem stärkt, sondern auch das Virus weitestgehend auf Abstand hält. Das dabei vielleicht sogar eine frische Pilzmahlzeit abfällt, ist zu dieser Jahreszeit zwar kaum zu erwarten, aber mit etwas Glück und Sachkenntnis nicht ganz ausgeschlossen.

Scheiben – Lorcheln (Gyromitra ancillis) könnten es möglich machen. Standortfoto am 03.04.2021 im Kiefernforst Jesendorf.

Frohe Ostern!

Ostermontag, 05. April – Heute morgen überquerte uns die seit einigen Tagen vorher gesagte arktische Polarfront mit Schneeregen. Schnell folgte die in 5,5 Km höhe – 40 Grad kalte Höhenluft nach, so dass nach einigen Sonnenstrahlen schnell mächtige Quellwolken aufzogen und es Graupeln und schneien ließen. Kurzzeitig herrschte regelrechtes Schneegestöber und örtlich waren auch Blitz und Donner dabei. Derart kalte und maritime Höhenluft ruft unweigerlich zahlreiche Schauer und Gewitter auf den Plan, aber zwischenzeitlich kann auch mal einige Zeit die Sonne scheinen. Sie heitzt die Labilität noch zusätzlich an. Noch bis mindestens Mittwoch oder Donnerstag hat uns dieses typische Aprilwetter im Griff. Ob es danach wieder merklich wärmer wird, ist zumindest bei uns im Norden noch mit Vorsicht zu genießen. Die Wettermodelle sind sich diesbezüglich noch nicht einig. Nach einigen Modellläufen kann auch bei uns eine Erwärmung einsetzen, nach anderen geht das unterkühlte Aprilwetter weiter und selbst bis fast Ende April kann es immer wieder zu Schneefällen kommen. Nachtfröste bleiben bei diesem Szenario selbstverständlich an der Nachtordnung und somit herrschen für die Entwicklung des zu erwartenden Morchel – Aspektes denkbar ungünstige Faktoren vor.

Aber uns interessieren ja nicht nur Fresspilze. Gleichwohl wir diesem Phytoparasiten auch beim Fressen zuschauen. Chris Engelhardt sandte mir dieses Foto Ende März zu. Es zeigt den Mistelbefall (Phaeobotrysphaeria visci).

Da ist die Südhälfte Deutschlands schon wesentlich weiter und zumindest Spitzmorcheln werden dort schon recht zahlreich geerntet. Die ersten wurden dort sogar in den wärmsten Ecken im Februar gesichtet.

Nun will ich jedoch nicht ganz ausschließen, dass auf geschützten und sonnigen Rindenmulch – Beeten auch bei uns im Norden nicht schon die eine oder andere Zipfelmütze zu sehen sein könnte. Auf den eigentlichen Morchel – Aspekt müssen wir aber noch ein Weilchen warten. 

Und noch ein Bild von Christopher Engelhardt. Es zeigt nun wieder einen ordentlichen Großpilz, nämlich den an Laubhölzern resupinat wachsenden Rostbraunen Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus). Kulinarisch allerdings ebenfalls bedeutungslos bis ungenießbar.

  • Im Regenmesser ABC Straße landeten bis heute Abend 19.25 Uhr: 4 Liter!

Auslosung aller meiner 77 Topographischen Karten Mecklenburgs für die Mittwochsexkursionen bis in das Jahr 2030.

Dienstag, 06. April – Ende März habe ich mir weitere Topographische Karten von den südlichen Regionen Mecklenburgs besorgt, da ich einige Funddaten aus diesen Regionen nicht genau zuordnen konnte. So beispielsweise Funde aus dem Schlosspark Ludwigslust oder auch Daten aus den Elbdünenkiefernwäldern bei Laave. Somit befinden sich nun nahezu alle Messtischblätter des westlichen Mecklenburgs im Maßstab 1: 25 000 in meinem Besitz. Angrenzend an Schleswig – Holstein, Niedersachsen und Großraum Hamburg, bis zum Elberaum und Sachsen – Anhalt sowie Brandenburg. Also der größte Teil Mecklenburgs. Insgesamt 77 Karten, inklusive Feldberg in Vorpommern. Demzufolge wurden auch die Karten für meine Mittwochsexkursionen noch einmal neu gemischt, die sich ja an unserem Anfang der 1990er Jahre begonnen Kartierungsschema orientieren. Das heißt, durch das MTB wird ein Kreuz gezogen und es entstehen 4 Quadranten. In dem dazugehörigen Verbreitungskarten – Raster (siehe unter Daten und Verbreitungskarten) bekommt jede im Quadranten nachgewiesene Pilzart einen Punkt in der jeweiligen Ecke. Der Nordwestmecklenburger Raum ist größtenteils, was die häufigen und gängigen Arten anbelangt, durchkartiert, aber in den südlichen Bereichen fehlt zumindest in meinen Datenbanken noch sehr viel. Natürlich gibt es in allen Bereichen auch immer wieder neues zu entdecken, so dass es an sich eine Endlos – Aufgabe ist, die vielleicht spätere Generationen fortsetzen und daran anknüpfen können. Wie schon erwähnt, habe ich die Karten gut vermischt und neu ausgelost. Es geht also nicht der geographischen Reihenfolge nach, sondern nach dem Zufallsprinzip, um immer mal in ganz anderen Regionen unterwegs zu sein. Mal für einige Wochen im Nahbereich, mal etwas weiter weg und auch mal, von Wismar aus gesehen, ganz weit weg. Wobei ganz weit weg natürlich nur relativ zu sehen ist, denn so groß ist Mecklenburg ja schließlich auch nicht. So stehen meine Mittwochsexkursionen nun schon bis zum Jahre 2030 in ausgeloster Reihenfolge fest. Eine ganz schön ehrgeizige Planung in meinem Alter. Immerhin bin ich dann schon Rentner und um die 70 Jahre auf dieser Welt zu Gange. Hoffen wir, dass ich mir die Pilze bis dahin nicht schon von unten anschaue. Aber frische Waldluft und viel Bewegung halten bekanntlich jung und gesund!  

Zinnoberroter Pustelpilz (Nectria cinnabarina) im Pröbower Holz am 03.04.2021. Wir finden die häufigen und auffälligen Pusteln an Laubholzästen.

Übrigens startet morgen die erste Mittwochsexkursion in diesem Jahr. Es wird dort weiter gemacht, dort angeknüpft, wo im November 2020 Schluss war. Nämlich im MTB: 2337 = Dabel. Der 4. und letzte Quadrant ist an der Reihe. Die diesjährigen Mittwochsexkursionen sind noch der alten Auslosung zuzuordnen.

Hoffen wir, dass das Wetter morgen nicht ganz so ungemütlich mit so vielen Regen-, Schnee-  und Graupelschauern wird, wie wir es heute Deutschlandweit, bei äußerst aktivem Aprilwetter, gesehen und erlebt haben. So wie es aussieht, liegen wir morgen tagsüber doch größtenteils im Lee des Norwegischen Gebirges. Der Föneffekt dürfte dafür sorgen, dass es bis zum späteren Nachmittag trocken bleiben sollte. Erst zwischen 16.00 und 18.00 Uhr berechnen die Wettermodelle von Westen her den Durchzug einer Schauer- und Gewitterlinie.

Übrigens akkumuliert werden für Wismar bis zum 21. April – 2.00 Uhr im Mittel 37,4 l/qm Niederschlag berechnet. Minimal 10,9 l/qm und maximal 99,3 l/qm.

Immer an toten Eichenstubben und Stämmen, der Rotbraune (Umberbraune) Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa). 03.04.2021 im Pröbower Holz.

  • Wasserstand im Messbecher ABC Straße 21, am 06. April, 19.00 Uhr: 1 Liter!

Winter- oder Gemeiner Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea) am 07.04.2021 in den Belower Tannen.

Mittwoch, 07. April – Es war schon eine sehr unterkühlte Aktion, die erste Mittwochsexkursion des Jahres 2021. Gegen Mittag bestieg ich meinen Leichtkraftroller und setzte mich von Wismar aus in Richtung Dabel/Borkow in Bewegung. Bei fast noch winterlichen 4 Grad und gefühlt eisigem Südwestwind, war es eine regelrechte Zitterpartie bis zum Zielgebiet. In Borkow erwartete mich unser Pilzfreund Philipp Müller und wir fuhren noch ein Stückchen weiter, bis zur Ortschaft Dinnies. Von hier aus noch ein kleines Stück einen Sandweg entlang, der direkt zu unserem Exkursionsgebiet führte, nämlich in die Belower Tannen. Das heißt, etwas nordöstlich des so bezeichneten Teilbereiches eines doch recht umfänglichen Forstreviers, dass in seiner Gänze zu unseren besten Pilzgebieten zählt, auch hinsichtlich der volkstümlichen Speisepilze des Sommers und Herbstes. Nun haben wir aber Frühling und an klassische Speisepilze war natürlich nicht zu denken, es sei denn, man betrachtet die in Nord- und Osteuropa äußerst beliebten und angeblich sehr schmackhaften Frühjahrslorcheln als solche. In Finnland beispielsweise zählen sie zu den wichtigsten und beliebtesten Speisepilzen, in unseren Breiten zu den gefährlichsten Giftpilzen! Heute hätten sie korbfüllend eingesammelt werden können. So stand beispielsweise der Mitteltreifen eines Waldweges voller delikater Giftlorcheln. Viele Meter entlang nahm es keine Ende, bis wir in einen anderen Waldweg einbogen. Auch Scheibenlorcheln waren stellenweise vertreten. Ansonsten waren wir ja in erster Linie zum Kartieren hier und außer Holzbewohnern gab es nur noch sehr wenige Frischpilze wie Fichten – Zapfenrüblinge oder auch ein Winter – Trompetenschnitzling. Zum Glück blieben wir zumindest während der Exkursion von schauer(der)haften Aprilwetter verschont. Das setzte erst am späteren Nachmittag wieder ein, als wir die Heimfahrt antraten. Damit ist das MTB: Dabel – 2337/4, das wir im November 2020 bereits in Angriff nahmen, abgearbeitet.

Frühjahrs – Lorcheln (Gyromitra esculenta) gab es heute in den Belower Tannen reichlich. 07.04.2021.

  • Regenmesser um 19.30 Uhr: knapp 3 Liter!

Aschgaue Poren auf der Unterseite dieser dünnfleischigen Konsolen, die oft dachziegelartig übereinander an totem Laub- und Nadelholz zu finden sind, charakterisieren den Angebrannten Rauchporling (Bjerkandera adusta).

Donnerstag, 08. April – Das spätwinterlich kalte Wetter nervt allmählich, aber eine Temperaturerholung hin zu angenehmeren, ja warmen Werten, ist allenfalls für die Südosthälfte Deutschlands am kommenden Wochenende zu erwarten. In M-V schwappt allenfalls ein kurzer Hauch davon für wenige Stunden herein, bevor die Kaltluft wieder machtvoll zurückschlagen soll. Am krassesten wird es Anfang der nächsten Woche wohl in der zuvor kurzzeitig warmen Südosthälfte werden. So kann es dort am Sonntag bei Temperaturen um 20 Gad Sonne und später Gewitter geben, bevor am Montag bei wenig über 0 Grad Schneetreiben den Winter zurück bringt. Von einem Tag zum anderen vom Sommer in den Winter! April, April, er weis nicht was er will!

Es baut sich also in den nächsten Tagen eine markante Luftmassengrenze über Deutschland auf, an der es zu enormen Temperatur – Kontrasten kommen wird. Das bleibt nicht ohne Folgen für das restliche Wetter. Während die Menschen im Südosten sich am Sonntag in der warmen Frühlingssonne bräunen können, kann man ganz im Norden und Nordwesten möglicherweise den Schlitten heraus holen. An dieser Luftmassengrenze entwickeln sich nämlich kräftige Niederschlagsgebiete. Auch Mecklenburg dürfte einiges abbekommen. In Vorpommern eher Regen, in Mecklenburg kann es schneien, denn wir liegen genau im Grenzbereich zu eisiger Frostluft. Wer gedacht hat, es geht nicht mehr kälter wie an den letzten Tagen, könnte nochmal eines besseren belehrt werden. Unterkühlt mit Nachtfrösten geht es dann auch in der nächsten Woche weiter. Lorcheln sind ja ganz gut zugange, aber was sagen die Morcheln dazu? Trockenheit ist in diesem April bisher kein Thema, aber die unterkühlten, teils frostigen Temperaturen werden bei ihnen sicher nicht für Begeisterung sorgen.

Hier noch die akkumulierte Niederschlagsprognose für Wismar bis zum 23.04. – 02.00 Uhr: Im Mittel dürften wir bis dahin mit 37,00 l/qm rechnen. Minimal 13,7 l/qm und maximal 70,6 Liter pro Quadratmeter.

Scheibenlorchel (Gyromitra ancillis) in den Belower Tannen am 07.04.2021 am Standort fotografiert.

  • Heute Abend um 18.30 Uhr im Regenmesser: 3 Liter! 

Und noch eine Scheibenlorchel (Gyromitra ancilis) in den Belower Tannen am 07.04.21 am Standort fotografiert.

Freitag, 09. April – Im Süden, insbesondere im Südwesten der Republik, werden nun auch schon die Speisemorcheln eingesammelt. Die Finder sind besonders in alten Kleingartenanlagen unterwegs. Ein idealer Standort für Frühlingspilze. Verschiedene Morchel – Arten und auch Morchelbecherlinge können hier mit recht hoher Wahrscheinlichkeit angetroffen werden. Es sind vor allem auch die Morchel – Reviere der Zukunft, da durch das fortschreitende Eschen – Sterben ihre angestammten Revier in Fluss  – Auen und an Seeuferbereichen in Mitleidenschaft gezogen werden. Die großen Kleingartenanlagen in und um unsere Städte bieten sich nun als Ersatzreviere bestens an. Ein großer Nachteil ist allerdings, dass die meisten Parzellen natürlich Privat sind man sich die Pilze mitunter nur über den Zaun oder der Hecke anschauen kann. Viele unwissende Kleingärtner beseitigen diese Edelpilze auch als unerwünschtes „Unkraut“. Aber oft stehen auch Parzellen leer oder die Flächen sind bis auf die Obstbäume beräumt und zu Streuobstwiesen umgewandelt. Hier lohnt es sich auf jeden Fall genauer hinzuschauen. Nicht nur Morcheln, sondern auch leckere Schild- und Blasse Pflaumenrötlinge sowie Maipilze können im Mai und Juni noch dazu kommen. An Obstbäumen durchaus auch weithin leuchtende Schwefelporlinge.

Auch dieses Foto entstand auf der letzten Mittwochsexkursion in den Belower Tannen. Es zeigt einen Gallertpilz, nämlich den Teerfleckenpilz (Exidia pithya) auf einem toten Kiefernstamm.

Ich selber habe es vor einigen Jahren mal ausprobiert und bin systematisch in einer großen Kleingartenanlage in Wismar auf Morchelsuche gegangen und es dauerte auch nicht lange, bis die ersten Speisemorcheln vor mir standen. Direkt auf dem grasigen Mittelstreifen einiger Nebenwege oder auch unter den Hecken und auf Streuobstwiesen. Auch Käppchen – Morcheln waren am Rande zu einem Acker unter Wildgehölzen anzutreffen.

Wunderbar erhaltene Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum) aus dem letzten Herbst. Im inneren befinden sich noch reichlich Sporen, die durch mechanische Reize, wie beispielsweise Regentropfen, aus der Scheitelöffnung geschleudert werden. Standortfoto am 07.04.2021 in den Belower Tannen.

Aber bei uns dürfte es noch ein Weilchen dauern, bis es soweit ist. Wenn der Löwenzahl in voller Blüte steht, der Vollfrühling sozusagen durchstartet, dann ist es soweit. Einige warme Tage könnten diesbezüglich als Katalysator dienen. Aber die sind bei uns leider nicht auszumachen. Nur die Südosthälfte der BRD bekommt am Wochenende kurzzeitig mal warmes Wetter, bevor Anfang nächster Woche genau in diesen Regionen noch einmal der Winter richtig zuschlagen soll mit länger anhaltenden Schneefällen bis in` s Flachland. Vor allem aber werden die höheren Lagen der Mittelgebirge noch einmal richtig einwintern. M-V wird von diesem kurzen Frühlingsgruß nicht viel mitbekommen. Einzig Vorpommern könnte am Sonntag mal kurz von der Warmluft gestreift werden, während es bei uns in Mecklenburg ungemütlich kalt und nass bleiben soll. Zweitweise kann es kräftig regnen oder schneien. Selbst eine Schneedecke ist nochmal möglich. Einige Wettermodelle simulieren zeitweise sogar sehr starke Schneefälle! Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 24.04.2021 für Wismar: Im Mittel können bis dahin 25,2 l/qm fallen, im Minimum 12,5 l/qm und im Maximum: 50,9 Liter auf den Quadratmeter.

Die Stiele der Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta) sind mitunter so kurz, dass sie sich dem Betrachter erst beim vorsichtigen Herausheben der Fruchtkörper aus den sandigen Böden in ihrer Gänze zeigen. 07.04.2021 in den Belower Tannen.

  • Der Wasserstand in meinen Regenmesser heute Abend 19.20 Uhr: 0,8 Liter!

Der einzige Frischpilz, den ich heute fand, ein Tintling. Gewachsen an einem toten Laubholzstück. Deutlich ist das braunfilzige Ozonium zu erkennen, aus dem der Pilz herausgewachsen ist. Dieser Umstand erhärtet den Verdacht, dass es sich möglicherweise um einen Haus – Tintling (Coprinus domesticus) handeln könnte.

Sonnabend, 10. April – Das Wetter war heute zwar ausgesprochen April – frisch, aber dafür größtenteils sonnig. Gegen Mittag fuhr ich zum Ostsee – Ferienort Zierow, zum dortigen Ostsee – Campingplatz, da ich von dort eine Bitte erhielt, Flyer vom Steinpilz – Wismar vorbei zu bringen. Leider war geschlossen, was natürlich nicht weiter verwunderlich ist und welches ich auch so erwartet hatte. Aber leider war im Außenbereich kein Postkasten für mich ersichtlich und ein Hinweisschild untersagte mir das Betreten des Geländes aus Infektionsschutzgründen. Nun gut, dann werde ich die Info – Flyer auf dem Postweg verschicken.

Da das Wetter zu einem Waldspaziergang einlud, oder besser, zu einer kleinen Exkursion, durchstreifte ich einen Teilbereich des nahen Prosekener Grundes. Vor zwei Jahren hatte ich dort eine kleine Stelle der farbenfrohen Kelchbecherlinge am Rande eines Fichtenforstes mit eingestreuten Laubbäumen entdeckt. Leider war gerade dieser Bereich weitgehend abgeholzt. Überall das selbe Bild. Die Fichten sind zwischenzeitlich vertrocknet und müssen eingeschlagen werden, um den Borkenkäfer nicht explodieren zu lassen. Der Standort ist nachhaltig gestört. So habe ich mich tiefer in den geschützten Grund, in das eingeschnittene Tal des Prosekener Baches, begeben. Es ist ein Morchelgrund und auch Morchelbecherlinge sind hier zu hause. Ich konnte heute zwar keine dieser Leckereien entdecken, aber wachsen tun zumindest die Morchelbecherlinge schon.

Das Beweis – Foto liefert hier Christian Ehmke. Die deutlich nach Chlor riechenden Apothezien sind noch jung und entwicklungsfähig. Der Geruch verschwindet bei der Zubereitung und übrig bleibt ein zartwürzig – aromatischer Frühlingsgenuss. Siehe auch unter http://www.ostseepilze.de

Ohne Fotos von Pilzen wollte ich den Prosekener Grund heute nicht verlassen, da ich immer wieder möglichst aktuelle Bilder für dieses Tagebuch brauche. Und das müssen keinesfalls nur die beliebten Speisepilze sein. Alles, was für mich ansprechbar ist, ist auf dieser Homepage bestens aufgehoben und da blicke ich liebend gerne auch über den Tellerrand hinaus und beleuchte auch dies und jenes, welches von den allermeisten Menschen nur verächtlich zur Kenntnis genommen wird oder gar keine Beachtung erfährt. Am Schluss war ich mehr als zufrieden, zwar keine „Fresspilze“, aber dennoch teils wunderbare Motive für meine kleine Kamera.

Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor). 10.04.2021 im Prosekener Grund.

Zum Wetter: Während bei uns an der Küste heute in kalter Polarluft die Sonne strahlte, war es in großen Teilen Deutschlands wolkenverhangen und es regnete. Ganz im Süden war es auch recht schön, bei deutlich höheren Temperaturen. Dort machte sich bereits der kurze Einschub von warmer Mittelmeerluft bemerkbar, der morgen noch weiter in den Osten und Nordosten der BRD verfrachtet werden soll. So werden auch wir in Mecklenburg bei gelegentlichen Regenfällen einen milden Frühlingshauch verspüren. Die in der kommenden Nacht einsetzenden Niederschläge werden nach den neuesten Berechnungen bei uns als Regen niedergehen. Dabei werden sich die Temperaturgegensätze bis morgen weiter verschärfen. Während es bei uns eher frühlingshaft mild werden soll, wenn auch nur für einige Stunden, darf man wohl im Norden von Schleswig – Holstein einen verspäteten Schnee – Osterhasen bauen.

Begeistert haben mich heute etliche Konsolen des einzigen, giftigen Porlings in unseren Breiten, des Zimtfarbenen Weichporlings (Hapalopilus rutilans). 10.04.2021 im Prosekener Grund.

Hier die neuesten Berechnungen zu den akkumulierten Niederschlagsmengen bis zum 25.04.2021 für die Hansestadt Wismar: Im Mittel ist mit 23,1 l/qm zu rechnen, im Minimum 12,5 l/qm und maximal können es 42,1 Liter werden.

Und was schon seltener zu beobachten ist. Auf der Unterseite eines auf dem Waldboden liegenden Holzknüppels bildete der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus rutilans) sogar resupinate Fruchtkörper aus. 10.04.2021.

  • Der Inhalt meines Regenmesser betrug heute 19.00 Uhr 0,5 Liter!

Sonntag, 11. April – Wettertechnisch lag Westmecklenburg heute zwischen zwei Stühlen. Eine Luftmassengrenze lag genau über unseren Köpfen und trennte sehr kühle Luft im Westen von wärmerer Frühlingsluft im Osten. In der Nacht und teils auch noch am Vormittag regnete es zeitweise. Tagsüber trocknete es ab und jetzt am Abend wird die Luftmassengrenze aktiviert und zieht als Kaltfront bis morgen in den Südosten Deutschlands. Damit wird die Frühlingsluft auch dort wieder von fast noch spätwinterlicher Kälte ersetzt und es kann sogar schneien. Insgesamt gewinnt die kalte Polarluft nun wieder allgemein die Oberhand und es wird bei zunehmendem Hochdruckeinfluss immer trockener. Nachts gibt es vielfach weiterhin leichten Frost. Besonders in Bodennähe kann es empfindlich kalt werden.

Ein ziemlich verwachsenes und vielgestaltiges Gebilde stellt dieser Fruchtkörper einer Buckel – Tramete (Trametes gibbosa) dar. Fotografiert heute Nachmittag an einem alten Baumstumpf im Wismarer Lindengarten.

Im Verlauf soll sich über Nordeuropa ein mächtiges Hoch aufbauen und Tiefdruckgebiete werden dabei meist auf Abstand gehalten. Höhenkaltluft kann aber gelegentlich für einige Schauer sorgen. Durch die immer stärker werdende Sonneneinstrahlung dürfte sich die Kaltluft zumindest tagsüber im Wochenverlauf etwas erwärmen. Der aktuelle Modellauf rechnet erst zur letzten Monatsdekade wieder mit zunehmendem Tiefdruckeinfluss und damit verbundenen Regen und Schneefällen. Dabei wird voraussichtlich wieder ordentlich Kaltluft angezapft, sollte es so kommen.

Buckel – Trameten (Trametes gibbosa) neigen stark dazu, Algen anzusetzen. Außerdem schieben sie Hindernisse beim Wachstum, wie diesen Efeu, nicht zur Seite, sondern umwachsen diese einfach. Standortfoto am gleichen Baumstumpf wie oben am 11.04.2021.

Wir dürfen gespannt sein, wie sich die unterkühlte Witterung auf die Entwicklung an der Pilzfront auswirkt. Die Bodenfeuchtigkeit ist zumindest für die nächsten eins, zwei Wochen durchaus ausreichend. Erste Löwenzähne sah ich an günstigen Stellen gestern blühen. Ein kleiner Nachmittagsspaziergang durch den Lindengarten bis hinüber zum Mühlenteich in Wismar war allerdings bezüglich Frischpilze ernüchternd, aber allmählich sollten Freunde von Morchel und Co. die Augen offen halten.

Am selben Baumstumpf habe ich heute diesen Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius) fotografiert. Zunderschwämme werfen weißes, mehlartiges Sporenpulver ab, welches sich auch auf diesem Fruchtkörper abgelagert hat und den Pilz wie bepudert erscheinen lässt.

Hier die heute prognostizierten, möglichen und akkumulierten Niederschlagsmengen für Wismar bis zum 26.04.2021, 02.00 Uhr. Wir dürfen im Mittel bis dahin mit 17,4 l/qm, im Minimum mit 7,5 l/qm und maximal mit 37,4 Litern pro Quadratmeter rechnen. Demnach scheint aus heutiger Sicht bis gegen Ende des Monats sicher gestellt zu sein, dass es zumindest nicht knochentrocken werden sollte. Wollen wir`s hoffen! 

Unweit des Mühlenteichs und der ehemaligen Wismaria – Brauerei (Gebäude im Hintergrund) habe ich neben zahlreichen, weiteren Graffiti – Arbeiten verschiedener Künstler mit unterschiedlichen Qualitätsansprüchen, auch dieses pilzige Kunstwerk entdeckt. Es soll sicher auf die bewusstseinserweiternde Wirkung einiger Vertreter unserer Großpilze anspielen, denn direkt daneben tummelte sich noch eine kleine Pilzfamilie, die mich an Spitzgebuckelte Kahlköpfe erinnerte.

  • Im Regenmesser befanden sich heute Abend um 19.25 Uhr: 6,8 Liter!

Als regelrechter Massenpilz an toten und feucht liegenden Laubholzstämmen treten im Prosekener Grund diese resupinaten Ziegelroten Kohlenkrusten (Hypoxylon rubiginosum) in Erscheinung. Standortfoto am 10.04.2021.

Montag, 12. April – Nach dem ich auf den ersten Exkursionen einige Frischpilze sicher stellen konnte, lagerte ich diese in einer Frischhaltedose im Kühlschrank. Heute gelangte die kleine Kollektion dann zu Auslage neben zahlreichen Dauerexponaten. Die Ausstellung können sich Interessenten natürlich unter Beachtung der aktuell geltenden Corona – Auflagen anschauen. Werbung, wie sonst durch Aufsteller vor dem Info – Zentrum, mache ich diesbezüglich nicht, da ja Ausstellungen und Museen derzeit auch nicht öffnen dürfen. Außerdem ist zu den Öffnungszeiten durch die dann offen stehende Eingangstür und ein angekipptes Seitenfenster für reichlich Belüftung gesorgt. Insgesamt gibt es derzeit 63 Großpilzarten zu sehen.

Natürlich ist in der Ausstellung auch eine ordentliche Kollektion des wichtigsten Giftpilzes im Vorfrühling zu sehen, der Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta). Ein Foto unseres Ostseepilzes Christian Ehmke. http://www.ostseepilze.de

Zur Wetterlage: Heute hat die polare Kaltluft wieder ganz Deutschland geflutet. Das Wetter zeigte sich dazu in Mecklenburg leicht durchwachsen, neben sonnigen Abschnitten gab es auch einige Regenschauer. Diese stehen auch bis Mittwoch noch auf der Tagesordnung, da wir es mit relativ feuchter und leicht labiler Höhenkaltluft zu tun haben. Im weiteren Verlauf soll die Strömung mehr und mehr von Nordwest, über Nord bis nach Nordost drehen und damit wird die Luft zunehmend trockener, aber kaum wärmer. Erst ab dem Wochenende können sich die Temperaturen wohl etwas erholen, da in die dann östlichere Zirkulation etwas wärmere Luftmassen, auch durch die zunehmende Einstrahlung, heran geführt werden können. Etwas unsicher sind noch die Auswirkungen eines Osteuropa – Tiefs. Es könnte Wolkenfelder und auch etwas Regen mit einbringen. In der nächsten Woche könnten die Temperaturen dann sogar noch etwas ansteigen, bevor die Mittelfrist Modelle in Richtung Ende April wieder das Aufsteilen einer kalten Nordwindlage mit Regen und Schneefällen andeuten. 

Hier ist noch einmal der Mehlstaub – ähnliche Sporenabwurf des Echten Zunderschwamms (Fomes fomentarius) gut zu erkennen. Standortfoto am 10.04.2021 im Prosekener Grund.

Was bedeutet das nun für den zu erwartenden Morchel – Aspekt? Ich weiß es nicht! Die Dauerkälte der letzten Zeit und die weiterhin frostigen Nächte, sind sicher nicht das, was wir uns, und auch diese beliebten Speisepilze sich gerne wünschen würden. Zwar werden an den zunehmend sonnigeren Tagen die exponierten Standorte reichlich erwärmt, kühlen in der Nacht aber bei Frostgefahr wieder entsprechend stark aus. Ausgenommen geschützte und bewaldete Bachtäler und Seeuferbereiche. Gleichzeitig wirkt sich die intensive Sonneneinstrahlung in der zunehmend trockenen Luft an den exponierten Standorten auch nicht gerade wachstumsförderlich aus. Vertrocknungsgefahr! 

Im Jesendorfer Kiefernforst, der auf grobkörnigem Sand-, also Kiesboden, mit einem gewissen Basenanteil stockt, ist die Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomelaena) zu hause und Christian Ehmke hat sie hier am Standort fotografiert. Als die Kiefern vor etwa 15 Jahren noch jünger waren, trat dieser Schlauchpilz hier quasi als Bodendecker in Erscheinung und wurde aufgrund des Überangebotes auch von einigen Pilzfreunden zum Essen ohne negative Folgen eingesammelt. Sein Speisewert b. z. w. Genusswert, hält sich jedoch in Grenzen!

Hier die möglichen, akkumulierten Niederschlagssummen bis zum 27.04.2021, 2.00 Uhr: Mittelwert: 8,5 l/qm. Minimal: 1,4 l/qm und maximal sind überaus wünschenswerte 44,3 Liter auf den Quadratmeter möglich.

Hier noch ein Stimmungsfoto vom 10. April 2021 aus dem Prosekener Grund. Es zeigt wunderbar die vielfarbige Zonierung der Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor) auf der filzigen Konsolen – Oberfläche.

  • Im Messbecher Altstadt Wismar, in der ABC Straße, war heute Abend um 19.25 Uhr 1 Liter enthalten.

Oberflächlich betrachtet besitzt der Samtige Schichtpilz (Stereum subtomentosum) eine gewisse Ähnlichkeit mit der Schmetterlings – Tramete. Auf der Unterseite finden sich allerdings keine Poren, sondern nur eine glatte, gelblich – orange Schicht. Die Konsolen sind auch wesentlich dünnfleischiger und lederartig biegsam. 10.04.2021 im Prosekener Grund.

Dienstag, 13. April – Aprilwetter vom feinsten auch heute wieder. Während es sich in den kurzen, sonnigen Phasen, zumindest im Windschatten, gut aushalten lässt, fühlt man sich wenige Minuten später mitunter in den Winter zurück versetzt. Nicht nur Regen, sondern auch Graupel und stellenweise sogar Schneeflocken fallen aus den dunklen Quellwolken. Besonders in Gewittern gab es heute kurzzeitig sogar intensive Niederschläge, mit einigen Litern pro Quadratmeter. Trotz der wärmenden Sonnenstrahlen ist und bleibt es zunächst teils eisig kalt. Besonders in der Nächten geht es immer wieder in den Frostbereich. Insbesondere am Erdboden werden für die fortgeschrittene Jahreszeit beachtliche Minusgrade gemessen. Das sind wahrlich keine guten Signale bezüglich der zu erwartenden Frühlingspilze, besonders für die beliebten Morcheln äußerst ungünstig.

Dennoch gibt es sie bereits auch im norddeutschen Raum, wie dieses Foto unserer Berliner Pilzfreundin Johanna Davids beweist. Sie fand die Spitzmorcheln (Morchella conica) während einer Exkursion in Brandenburg.

Verarbeitet wurden die beliebten Edelpilze zu einem frühlingshaften und köstlichen Morchel/Spargel – Risotto!

Immerhin scheint der Tiefpunkt dieser Aprilfrische allmählich durchschritten zu sein. Zumindest geht es ab der 2. Wochenhälfte bei uns, insbesondere in Richtung Wochenende, mit den Temperaturen ganz langsam bergauf. Zuerst kann es bei uns im Norddeutschen Raum etwas wärmer werden, denn ein Tief über Osteuropa schaufelt mildere Luft heran. Insgesamt dürfte diese aber nicht so trocken sein, wie gestern noch angenommen. So können zumindest gelegentlich auch einige Niederschläge mit dabei sein. Das Tief ist mit Höhenkaltluft angereichert und davon ausgehend können Kaltluft – Tropfen abtropfen und wie Fettaugen in der Höhe herumeiern. Je nach dem, wo so ein Fettauge „hinschwimmt“, kann es die Luft labilisieren und Schauer oder gar Gewitter auslösen. So zeigt der mittelfristige Profi – Lauf bei Wetter – Online heute Abend immer wieder kräftige Niederschläge von Osten her, bis weit in die nächste Woche hinein an. Die gängigste Version der Wetterfrösche favorisiert allerdings zunehmenden Hochdruckeinfluss und eine Abtrocknung der Luftmassen, so dass bis gegen Ende des Monats, wo ein neuerlicher Kaltluftvorstoß mit Regen- und Schneefällen immer noch auf der Agenda steht, kaum nennenswerte Niederschläge zu erwarten wären. 

Diese kleine Schüssel, Verwandt mit unseren Morcheln, fand Naturfreund Christopher Engelhardt vor einigen Tagen auf seinem Grundstück in Lübeck. Nach reichlicher Forschungsarbeit und einem entscheidenden Tipp von Christian Ehmke, konnte er die Identität des Schlauchpilzes klären. Moravec´scher Kotbecherling (Peziza moravecii). Im krassen Gegensatz zu den kulinarisch hochwertigen Morcheln steht nicht nur sein deutscher Name, sondern auch sein Standort, der ihm schließlich diesen Namen einbrachte. Wächst immer auf von Urin und Kot gedüngten Stellen, hier war es das Hundeklo des glücklichen Finders!

Und hier die dazugehörigen Sporenschläuche. Foto: Chris Engelhardt.

Nun, die mittelfristige Wetterlage ist damit etwas zwiespältig zu bewerten, genauso wie die Qualität und Quantität der bevorstehenden Morchel – Saison. Nicht ausgeschlossen, dass mit der allmählichen, zumindest vorübergehenden Erwärmung, auch der Anfang einer wieder zu trockenen Witterung in Aussicht steht. Grund zu dieser Annahme ist die Tatsache, dass sich über dem Nordatlantik und Richtung Skandinavien weiterhin oft blockierende Hochdrucklagen aufbauen b. z. w. sich immer wieder regenerieren können. Wir bräuchten jetzt eine kräftige Tiefdruckentwicklung über dem Nordatlantik (Islandtief), die über dem östlichen Atlantik und Westeuropa weit nach Süden ausgreift. Damit würde der Zustrom sehr warmer Luftmassen in Gang gesetzt und die Natur würde endlich den benötigten Wachstumsschub bekommen, in dem natürlich die Entwicklung der Frühlingspilze integriert wäre. Ein derartiges Szenario ist auf den Wetterkarten leider nicht auszumachen.

Hier eine weitere Pilzart, die kaum Beachtung findet und von den allermeisten Menschen auch nicht als Pilz erkannt wird. Kommt überaus häufig auf alten Eichenästen vor. Der resupinate Holzbesiedler entwickelt sich zunächst als wachsartige Kruste unter der Rinde, welche er schließlich aufsprengt – Rindensprenger (Vuilleminia comedens). 10.04.2021 im Prosekener Grund.

Der Zwiespalt bei der Niederschlagsentwicklung bis zum 28.04.21, 02.00 Uhr, ist auch bei den aktuell akkumulierten Berechnungen für Wismar gut abzulesen. Im Mittel können wir bis dahin mit 8,3 l/qm rechnen. Minimum wären 1,1 l/qm und im günstigsten Fall (die feuchtere Variante) 67,7 Liter pro Quadratmeter.

Und hier noch ein knallroter Farbtupfen von Johanna Davids im Bild festgehalten. Seit geraumer Zeit war sie bereits auf der Suche nach Kelchbecherlingen (Sarcoscypha spec.) im Raum Berlin/Brandenburg. Nun wurde ihre Beharrlichkeit endlich belohnt, nördlich von Frankfurt/Oder.

  • Wasserstand heute Abend 19.00 Uhr in meinem Regenmesser: 1,5 Liter!

Zwischen gestörten Anemonen –  Beständen, aber auch bei Scharbockskraut, findet sich nicht selten um diese Jahreszeit der Anemonen – Becherling (Dumontinia tuberosa). Standortfoto heute im Tarnewitzer Urwald.

Mittwoch, 14. April – Die Woche wird geteilt und das bedeutet in der Regel: Auf zur nächsten Mittwochsexkursion! Heute wurde mit einem neuem Messtischblatt im Maßstab 1:25 000, 2033 = Boltenhagen, begonnen. Es ging also in unmittelbare Ostseenähe. Wie immer wurde durch das Blatt ein Kreuz gezogen, so dass 4 Quadranten entstanden. Die Exkursion führte natürlich in den ersten, nämlich 2033/1 = Tarnewitzer Urwald, unweit des bekannten Ostseebades Boltenhagen. Dazu fanden sich noch zwei weitere, überaus versierte Interessenten in Bezug auf Flora und Fauna ein. So richtete sich der Blick heute nicht nur auf Pilze, sondern auch viele Pflanzen und Frühblüher waren von Interesse, genauso wie Vögel, Käfer, Wildbienen, Schnecken, Frösche und vieles mehr. Ein wunderschöner Rehbock stand uns wenige Meter entfernt gegenüber und beäugte uns kritisch, kam aber recht zügig zu dem Entschluss, sich lieber aus dem Staub zu machen, bevor wir ihn ablichten konnten. Nichtsdestotrotz standen natürlich die Pilze im Mittelpunkt und nicht nur die Großpilze, sondern auch einige, streng spezialisierte Phytoparasiten konnten wir dank Christopher Engelhardt` s Fachkenntnis auf diesem Gebiet ansprechen. Dabei war auch sehr hilfreich, dass wir eine junge Dame vom NABU dabei hatten.

Ein häufiger Dunkelsporer im Frühling und heute recht zahlreich vertreten ist der essbare Frühlings – Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea). 14.04.2021 im Tarnewitzer Urwald.

Das Wetter spielte dazu wunderbar mit. Sonnig und die dicken Quellwolken hatten sich bis weit in das Binnenland zurückgezogen. Es war eine traumhaft schöne, vielseitige und kurzweilige Frühlingsexkursion. Selbst wenn man es auf eine kleine Pilzmahlzeit abgesehen hätte, wäre man nicht enttäuscht worden. Es gab immer wieder Gruppen von essbaren Frühlings – Mürblingen. Beeindruckend war wieder das Angebot an Holzkohlenpilzen. Ich kenne keinen Wald in Mecklenburg, in dem diese über weite Strecken sogar fehlende Schlauchpilz – Art, so zahlreich und üppig in Erscheinung tritt. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Etwas verwundert waren wir über diese frischen Winter – Stielporlinge (Polyporus brumalis). Eigentlich startet ab April der viel feinporigere Mai – Stielporling durch. Ist wohl der kalten Witterung geschuldet. 14.04.2021 – Tarnewitzer Urwald.

Daldinia concentrica – der Holzkohlenpilz im Schnitt.

Witterungstechnisch soll nun die Königin von England das Zepter übernehmen. Hoch Queen von den britischen Inseln soll für langsam steigende Temperaturen sorgen und Niederschläge unterdrücken. Hoffentlich besitzt die Königin nicht so viel Macht, um die Höhentiefs, die besonders über Osteuropa ihre Kreise ziehen, von uns fern zu halten. Ich würde mich daher freuen, wenn der Royale Einfluss nicht überhand nehmen würde und diese Kaltlufttropfen auch zu uns abtropfen könnten und ihre mitgeführten Regentropfen über unseren Pilzgebieten niedergehen würden. Ansonsten droht neuerliche Dauertrockenheit, denn nach Abdankung von Königin Mutter, soll bereits ein neues Hoch die Amtsgeschäfte übernehmen. Das würde bedeuten, von einem Extrem in das andere, sprich von den ungünstigen Nachtfrösten zur Trockenperiode. Wir warten schließlich auf den Höhepunkt des einzigarten Frühlingsaspektes.

In vielen Wäldern in Mecklenburg eine Rarität oder sogar fehlend, ist der Holzkohlenpilz (Daldinia concentrica) im Tarnewitzer Urwald aspektbildend und sorgte heute immer wieder für Begeisterung.

Hier die akkumulierten Regensummen vom heutigen Abendlauf der Wettercomputer. Bis zum 29.04. um 2.00 Uhr können in Wismar im Mittel 8,6 l/qm fallen, im Minimum 0,5 l/qm und Maximal wären wir noch mit 37,1 Liter dabei.  

Hier noch einmal junge Exemplare des Schmalblättrigen Mürblings, wie der Frühlings – Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea) auch genannt wird. 14.04.2021 im Tarnewitzer Urwald.

  • In meinem Regenmesser befanden sich heute 0,1 Liter!

Hier ein schönes Stimmungsfoto von unserem Pilzfreund Phillip Müller, welches er gestern in Ostseenähe bei Elmenhorst aufgenommen hat. Es zeigt Frühlingsmürblinge (Psathyrella spadiceogrisea).

Donnerstag, 15. April – Das Wetter zeigte sich heute in Mecklenburg entspannt und ruhig. Das Osteuropa – Tief überläuft mit Warmluftadvektion derzeit die bei uns lagernde, arktische Kaltluft. Daraus resultieren die oft hohen Schleierwolken, die heute die Sonne etwas dämpften. Aufgleitniederschläge waren bei  uns nicht dabei, aber ganz im Osten, besonders vom Erzgebirge bis in mittlere Landesteile ziehen verbreitet Regen- und Schneefälle durch. Eine ungestörte und durchweg trockene Hochdrucklage kann sich sehr wahrscheinlich bei uns in Deutschland nicht etablieren. Das Osteuropa – Tief und die in der Höhe herum eiernden Kaltlufttropfen stören die Regentschaft des königlichen Hochdruckgebietes namens Queen. Subversiver Einfluss kann sich somit bemerkbar machen. Aus meteorologischer Sicht ist die Wetterentwicklung im Mittelfristbereich nicht leicht einzuschätzen. Manche Wettermodelle rechnen meist mit trockenem Hochdruckwetter, andere lassen es immer wieder regnen und schneien und auch die Schauer- und Gewitterneigung kann zeitweise erhöht sein. Der letzte Modellauf für Wetterprofis auf Wetter – Online, von heute Abend, lässt es immer wieder schauern und zeitweise regnen. Zum Monatswechsel kann sich demnach der Tiefdruckeinfluss verstärken und es kann teils sogar intensiv regnen. Bei dieser feuchteren Variante würde es zwar auch nicht mehr so kalt sein, wie zuletzt, aber richtige Frühlingswärme steht dann wohl nicht auf dem Programm. Die trockenere Variante lässt hingegen die Temperaturen, auch wegen der immer intensiveren Sonneneinstrahlung, im Verlauf bis gegen die 20 Grad steigen.

Ein derartiger Anblick von so vielen Apothezien des Glänzenden Schwarzborstlings (Pseudoplectania nigrella) war mir bist heute noch nicht vergönnt. Dafür hatte Johanna Davids das Glück in einem Fichtenbestand bei Wentow in Brandenburg. Die Art ist nordöstlich der Elbe zerstreut bis selten und scheint in Nordwestdeutschland sogar weitgehend zu fehlen. Ab der Mittelgebirgsschwelle, mit ihrem hohen Fichtenanteil, gebietsweise häufiger. Ganz herzlichen Dank nach Berlin!

Auch Phillip Müller hatte gestern das Vergnügen gleich eine ganze Versammlung von Apothezien des Anemonen – Becherlings (Dumontinia tuberosa) vor die Kamera zu bekommen.

So steht es für die weitere Entwicklung unseres Frühlingsaspektes erst einmal gar nicht so schlecht. Es besteht weiterhin Hoffnung auf Regenfälle, auch wenn mögliche Trockenheit noch nicht ganz vom Tisch ist. Bisher können wir jedoch nicht klagen. Bis auf die niedrigen Temperaturen sieht es bisher optimistischer aus, als beispielsweise im Frühling 2020. Der Morchel – Schub sollte ohnehin schon vorbereitet sein. Die Pilze brauchen sich nur noch zu strecken (Löwenzahnblüte) und an ihren angestammten Revieren in Bachtälern und an Seeuferbereichen würde ihnen selbst wochenlange Trockenheit kaum noch etwas anhaben können. Hoffen wir nur, dass die Kälte ihre Entwicklung nicht zu sehr gedämpft hat. Auch die Freunde von Maipilzen können hoffnungsvoll in die nächsten Wochen schauen. Hier sollte es jedoch zwischendurch immer noch mal nennenswert regnen, da ihr Wachstumsschub bis in den Juni hinein reicht. Übrigens wurden im Raum Rostock bereits die ersten Exemplare des Mai – Ritterlings gesichtet. Das berichtete mir heute ein sehr interessierter Naturfreund und Fotograf aus der Hansestadt, der mich im Info – Zentrum besuchte. Er ist gerade dabei ein Pilzposter zu entwickeln und hat schon sehr schöne Entwürfe dafür im „Kasten“. Bei dieser Gelegenheit konnten wir auch gleich ein neues Vereinsmitglied in unserer Mitte begrüßen.  

Ein toller Fund gelang uns auf der gestrigen Mittwochsexkursion im Tarnewitzer Urwald. Chris entdeckte diesen Kamm – Erdstern (Geastrum pectinatum).

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 30.04.2021, 02.00 Uhr: Im Mittel dürfen wir mit 9,9 l/qm rechnen, minimal 0,9 l/qm und im günstigsten Fall, auf den wir hoffen, können 34,9 Liter vom Himmel prasseln.

Und hier noch eine hoffnungsvolle Einstimmung auf die nächsten, die schönsten Wochen des Frühlings, mit diesem Standortfoto von Johanna Davids. Ein Spitzmorchel – Pärchen (Morchella conica) im Brandenburgischen Wald. 14.04.2021.

  • In meinem Messbecher waren um 19.00 Uhr 0 Liter enthalten!

Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes). Standortfoto am 14.04.2021 im Tarnewitzer Urwald.

Freitag, 16. April – Das Wetter zeigte sich heute freundlich, aber weiterhin deutlich unterkühlt. Immerhin fühlt sich die Luft nicht mehr ganz so scharf wie zuletzt an. Die nächsten Tage bringen vor allem bei uns im Norden eine merkliche Milderung. Süddeutschland bleibt dafür noch aprilfrisch. Auch wird die Luft feuchter und enthält somit mehr Wasserdampf. Auch in der Höhe wird es etwas milder, es bleibt aber trotzdem, vor allem in den herum eiernden Kaltlufttropfen, kalt genug, um reichlich Konvektion in Gange zu setzen. Vor allem mit dem Tagesgang, am Nachmittag und Abend, können sich an den kommenden Tagen immer wieder Schauer und Gewitter bilden. Nach einigen Wettermodellen kann es dabei am Sonntag, nach heutigem Stand, vor allem im Süden von M-V ganz ordentlich krachen. Da die feuchtere und wärmere Luft ein höheres Wasserdampf – Kapazitätshaltevermögen aufweist, können Schauer und Gewitter punktuell mit heftigem Platzregen einher gehen. So kann es örtlich recht ordentliche Regensummen geben. Trotz überwiegendem Hochdruckeinfluss sorgen diese Höhentiefs  für Abwechslung beim Wetter und die Möglichkeit einer länger trockenen Witterungsperiode hat abgenommen. Allerdings werden die überwiegend konvektiven Niederschläge naturgemäß sehr unterschiedlich verteilt sein. Besonders das direkte Küstenumfeld könnte oft ausgespart werden, da das kalte Ostseewasser die Konvektion behindert oder gar unterdrückt. Also am Strand oft trocken und teils sogar sonnig, im Binnenland dicke Quellwolken mit örtlichem Platzregen.

Immer an alten Eichenstubben zu finden und ausnehmend häufig ist der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa). 14.04.2021 im Tarnewitzer Urwald.

Diesen Phytoparasiten hat Christopher Engelhardt für uns fotografiert und bestimmt. Es handelt sich um den Hahnenfuß – Rispengrasrost (Uromyces poae). 14.04.2021 – Tarnewitzer Urwald

Erst Mitte kommender Woche kann es auch an der Küste wieder stärker Schauern, da dann der bereits seit geraumer Zeit angedeutete Kaltlufteinbruch aus dem hohen Norden erfolgen sollte. Damit könnten dann auch flächigere Niederschläge verbunden sein. Die durchaus auch teilweise wieder in fester Form, sprich als Graupel oder Schnee fallen könnten. Selbst ein ausgewachsener Frühlingssturm könnte für uns auf dem Programm stehen. Wie dem auch sei, eine Dauertrockenheit scheint zunächst nicht auf der Agenda zu stehen. Die Frühlingspilze werden es hoffentlich zu würdigen wissen. Ich denke dabei nicht nur an die Morcheln, sondern vor allem auch an die ergiebigen Maipilze. Die könnten in diesem Frühjahr dann endlich einiges nachholen und mal wieder richtig durchstarten. 

Ein häufiger Kernpilz an alten Buchenästen ist das Buchen – Eckenscheibchen (Diatrype disciformis). Auch dieses Foto habe ich am 14. April 2021 im Tarnewitzer Urwald aufgenommen. 

Hier die akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 1. Mai, 2.00 Uhr: Im Mittel können wir mit 23,4 l/qm rechnen. Minimal mit 1,3 l/qm und maximal können 57,9 Liter den Weg in meinen Messbecher finden, der heute leer blieb.

Ausgesprochen häufig findet sich an toten Laubholz- Ästen auch der Ablösende Rindenpilz (Cylindrobasidion evolvens). 14.04.2021 im Tarnewitzer Urwald.

Ein Highlight der heutigen Wanderung war auf jeden Fall der Glänzende Schwarzborstling (Pseudoplectania nigrella). Auch Torsten Richter war begeistert, denn er fand unabhängig von unserer Sichtung weitere Exemplare. Standortfoto 17.04.2021 im Schildetal.

Sonnabend, 17. April – Die heutige Lehrwanderung führte in die Gemeinde Schildetal bei Renzow. Dort ist unser Pilzfreund Phillip zu hause und wir waren heute so zu sagen in seinem Hauswald unterwegs. Wir, das war ein kleines Häufchen von 5 Pilzfreunden und damit hielten wir auch die aktuell noch geltenden Corona – Bestimmungen ein. Wir durchwanderten den Waldstreifen der sich links und rechts des Flüsschens Schilde von Renzow in Richtung Lützow erstreckt. Ein sehr reizvolles und beliebtes Ausflugs- und Wandergebiet. Das Landschaftsrelief ist hügelig und fällt zur Schilde hin eher sanft ab. Feuchtwiesen sowie auwaldartiger Laubwald wechseln im Schildetal ab und zu den etwas höher gelegenen Flanken schließen sich teils vielseitig strukturierte Mischwälder an, wobei ein Großteil jedoch noch aus moosreichen Fichten – Monokulturen besteht. Im Herbst, so Phillip, treten sich hier die Maronen – Sammler fast auf die Füße, so dass er lieber in andere Wälder fährt. Aber auch hier hat der Waldumbau längst begonnen und wie ich finde, legt man hier sehr viel Wert darauf, von den Monokulturen weg zu kommen. Eine sehr homogene Aufforstung hat hier begonnen und es entstehen zumindest parzellenweise sehr interessant strukturierte Laub- und Nadelforste, ja ich möchte schon meinen, eventuell sogar Flächen, die wieder die Bezeichnung Wald verdienen.

Teils kapitale Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta) überraschten uns heute doch sehr. Von wegen im Kiefernforst – reiner Fichtenbestand!

Frühjahrslorchel im Längsschnitt.

Pilztechnisch wurde uns einiges, teils absolut überraschendes Geboten, so dass die heutige Tour ohne weiteres zu einem bleibenden Erlebnis in der Erinnerung aller Teilnehmer werden dürfte. Selbst Phillip war überrascht, was sein Hauswald im Frühling so alles zu bieten hat. Vor allem auch, das hier sogar die prächtigsten Frühjahrslorcheln im reinen Fichtenforst wachsen. Die hätten wir hier nicht vermutet, da diese Region nicht unbedingt zu unseren Sandergebieten zählt. Dafür fanden wir keine Scheibenlorcheln, die wir eigentlich erwartet hätten. Dafür aber die recht seltenen Glänzenden Schwarzborstlinge, welche natürlich mehr als entschädigten. Anemonen Becherlinge an Scharbockskraut parasitierend waren dabei und ganz prachtvolle Kelchbecherlinge aus der Gattung Sarcoscypha.

Die Vertreter der Gattung Sarcoscypha sind immer wieder eine Pracht. 17.04.2021 im Schildetal. Torsten Richter hat sie uns dankenswerter weise mikroskopiert. Es handelt sich ganz eindeutig um den Österreichischen Kelchbecherling (Sarcoscypha autriaca).

Und für die Liebste müssen es ja nicht immer Blumen sein. Pilzfreund Christian sieht hier ein Herz und nahm das Apothezium mit für seine Frau – rot ist bekanntlich die Liebe!

Da sie mikroskopiert werden müssen, um die genaue Artzugehörigkeit zu klären, war es ein unverhofftes Glück, dass uns Katrin und Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein über den Weg, b. z. w. durch die Schilde entgegen liefen. Torsten Stiefelte durch das Flüsschen, um irgendwelchen, exotischen Asco`s auf die Schliche zu kommen und auch den Reichtum an Köcherfliegen zu bewundern. Da baten wir Torsten ganz lieb, ob er nicht die Freundlichkeit hätte, uns die Roten Schüsseln (Sarcoscypha) mal unter ` s Mikroskop zu legen. Auch war Torsten über die Glänzenden Schwarzborstlinge des Fichtenforstes begeistert und wies uns auch auf die Anemonen – Becherlinge hin. Ja, und zum Schluss waren selbst die Kochtopf – Mykologen begeistert, denn es gab einen unverhofften Pilzsegen von tausenden, dicht gedrängten Glimmer – Tintlingen und dazu noch sehr schöne Frühlings – Mürblinge. Und kein Korb zur Hand! Selbst eine große Kiepe wäre hier randvoll geworden. Allerdings nur ein Gericht für Anti – Alkoholiker!

Um eine alte Baumruine herum etliche Büschel und  dicht gedrängt von tausenden Fruchtkörpern des Glimmer – Tintlings (Coprinus micaceus). Die gute Qualität regte einen Teilnehmer zu einem Speiseversuch ohne Alkohol an. Sofortige Zubereitung bei Ankunft zu hause ist aber Pflicht!

Und zu den Tintlingen noch wunderbar frische Frühlings – Mürblinge (Psathyrella spadiceogrisea). Die Pilze sind hygrophan und erinnern zweifellos an Stockschwämmchen.

Noch kurz zum Wetter. Heute Abend ziehen von Osten her einige Schauer durch. Die gestern noch gerechneten Gewitter wurden in den heutigen Modelläufen etwas südlicher gerechnet. Nördliches Brandenburg, Sachsen – Anhalt bis Niedersachsen. Die mittelfristige Entwicklung scheint weiterhin recht schwierig zu sein. Fest steht immerhin, das uns Mitte kommender Woche der nächste Kaltlufteinbruch bevor steht. Die weitere Niederschlagsentwicklung wird von den verschiedenen Wetterdiensten unterschiedlich interpretiert. Teils kein nennenswerter Niederschlag bis Anfang Mai, andere sehen immer wieder Schauer. 

„Anemonen Becherlinge“ bei Scharbockskraut. Laut Torsten Richter soll es sich um eine eigene Art handeln, dem Scharbockskraut – Becherling (Sclerotinia binucleata). 17.04.2021 im Schildetal.

Hier die akkumulierten Regensummen für Wismar bis zum 2. Mai, 2.00 Uhr: Mittelwert: 18,2 l/qm, minimal 2,0 l/qm und maximal 41,7 Liter auf den Quadratmeter. In meinen Regenmesser befanden sich um 18.00 Uhr 0 Liter!

Und da ist sie, die erste Speisemorchel (Morchella esculenta) des Jahres 2021! Von Chistian Ehmke heute morgen im Wismarer Stadtgebiet gefunden und für uns im Bild festgehalten.

Die Warnow, die bei Grebbin entspringt, ist hier noch ein recht schmales Flüsschen. Im Hintergrund die Barniner Tannen. Mittig links im Bild, am Flussrand, schwimmt ein Riesenbovist.

Sonntag, 18. April – Heute Nachmittag drehte ich mit Irena eine etwas größere Runde im Naturpark Sternberger Seenland zwischen Crivitz und Sternberg. Zunächst fuhren wir entlang der Warnow zwischen Demen und Poggenhof. Immer wieder, aber trotzdem viel zu selten, fahre ich diesen Landweg entlang, da er intensive Erinnerungen an meine Kindheit weckt. War es für mich doch das Größte, wenn es nach Demen zur Verwandtschaft väterlicherseits ging. Onkel und Tanten wohnten über mehrere Orte der Gemeinde Demen verstreut. Zentraler Punkt war jedoch das Geburtshaus meines Vaters in Demen und anfangs konnte ich auch noch meine Oma dort besuchen. Der Wald war nur wenige hundert Meter entfernt und trat man vor das Haus, war er zum greifen nah. Dazu blickte man auch noch genau auf das Waldstück, dass seit der Bodenreform 1946 im Familienbesitz war und es heute in Form einer Erbengemeinschaft immer noch ist. Damals wurde das ehemals private Gut Buerbeck unter der Landbevölkerung aufgeteilt. Jeweils ein ha Wald- und Wiesenfläche und soweit ich mich erinnere, gehörte wohl auch eine Ackerfläche dazu. In den Sommerferien half ich hier gerne bei der Getreide – Ernte, ohne Mähdrescher, richtig mit Sense und Hocken aufstellen. War das Stroh getrocknet, ging es zum Dreschkasten im Ort und die Strohballen wurden schließlich in einer Scheune b. z. w. in das Seitengebäude des kleinen Bauerhofes namens Poggenhof eingelagert. Dort wohnte seinerzeit mein Onkel Robert mit Familie.

Der alte, sporenträchtige Bauchpilz (Langermannia gigantea) hat sich im Schilfgürtel verfangen. Wir haben ihn nicht hinein befördert. Ob er es noch bis Warnemünde schafft?

Spaltblättling (Schizophyllum comune) auf einem umgestürzten Baum in einem Bruchwald an der Warnow bei Poggenhof.

Besagter Landweg an der Warnow führt von Demen direkt nach Poggenhof und weiter in die Barniner Tannen. Wie oft bin ich hier mit dem Fahrrad entlang, hielt inne und schaute den Fischen in der Warnow zu oder hielt die Angel hinein. Ein kleines Kofferradio war manchmal auch dabei, um das Life – Wettergespräch der damaligen Radio DDR – Ferienwelle aus Rostock – Warnemünde nicht zu verpassen. Was freute ich mich, wenn Gewitter angesagt waren. Eines abends, ich glaube Dr. Reiner Tiesel hatte Dienst und erläuterte im Wettergespräch das Nachtwetter und natürlich das Urlaubswetter führ den folgenden August – Tag. Ein Wetterfrosch, dem man die Freude an seinem Beruf auch im Radiogespräch anmerken konnte und der diese Begeisterung auch an die Zuhörer weiterreichen konnte. „Des nachts könnten Gewitter aufkommen, aber wahrscheinlich nicht so intensiv, wie in der Nacht zuvor.“ Er hatte die Lage etwas unterschätzt. Es wurde zu meiner Freude heftiger als zuvor. http://www.tiesel.de

Der Spaltblättling (Schizophyllum comune) ist auf besonders trockene Stellen spezialisiert. Seine Lamellen sind gespalten und können sich je nach Witterung öffnen oder schließen. Damit nimmt er eine Sonderstellung im Pilzreich ein.

Bis spät abends angelten wir noch am Dorfsee und stellt man das Radio auf Mittelwelle, ohne einen Radiosender einzustellen, so konnte man schon das entfernte Knistern der Blitze als atmosphärische Störungen hören. Und das war wie Musik in meinen Ohren. Je lauter das knistern wurde, um so näher rückte das Donnerwetter heran. Als es dann richtig dunkel war, sah man am südwestlichen Horizont bereits das dazu gehörige Wetterleuchten – Romantik – pur! Weniger erfreut war darüber allerdings meine gastgebende Verwandtschaft, als das Gewitter sich näherte, denn auf dem Lande hatte man davor richtig Respekt (den sollte man übrigens immer haben). Schlägt der Blitz in` s kleine Bauernhaus ein, das unterm Dach reichlich Stroh für das im Nebengebäude befindliche Vieh (Kuh und Schweine) gebunkert hatte, brennt der Bauernkaten sofort lichterloh. Deshalb wurde es nicht nur vom donnergrollen her eine unruhige Nacht. Die verclusterten Gewitterzellen waren mal weiter entfernt, mal dichter, mal direkt über uns zu Gange. Dann hieß es sofort raus aus dem Bett und sozusagen auf gepackten Koffern der Dinge harren, die da kommen. Der Blitz hatte jedoch keine Ambitionen, unser Haus in ein Lagerfeuer zu verwandeln.

Hier noch ein wunderbarer Schnappschuss von Christian Ehmke. Er zeigt ein Apothezium des Anemonen – Becherlings (Dumontinia tuberosa)

Am morgen gab es dann das große Finale. Eines der gewaltigsten Gewitter, die ich je erlebt hatte. Gut hundert Meter entfernt befand, und befindet sich auch heute noch, als denkmalgeschütztes Gebäude, die kleine Landmolkerei, wo jeder seine Milch abliefern konnte. Die war zum Glück mit einen Blitzableiter ausgestattet und dort rauschte auch mindestens einer der zahlreichen Blitzschläge rein, die fast im Sekundentakt in der Umgebung einschlugen. Aber nicht nur bei uns, auf dem mecklenburgischen Lande, wütetet es bei diesem Ereignis heftig, auch Berlin wurde damals ordentlich vermöbelt, wie die Bilder in den Nachrichten bezeugten. Ja, dass sind Erinnerungen, die immer noch wach sind und immer wenn ich auf diesem Weg unterwegs bin, werden sie in mir gegenwärtig.

Glänzender Schwarzborstling (Pseudoplectania nigrella). Am Standort fotografiert von Torsten Richter im Schildetal am 17.04.2021.

Wir machten am Warnow – Ufer Picknick und fuhren weiter in die Barniner Tannen. Mich interessierte, ob es auf einem moosreichen Waldweg, der mit Altfichten gesäumt ist, noch den Glänzenden Schwarzborstling gibt, den Irena hier während einer österlichen Eiersuchaktion vor Jahren entdeckte. Lieder nicht, der Weg wurde von der Forst geschottert und ist jetzt eher eine festgefahrene und entsprechend verdichtete Schotterpiste. Statt dessen stand am Rande eine Birke mit Inonotus obliquus. Der musste natürlich heraus operiert werden für einen heilsamen, gesundheitsfördernden Tee.

Schiefer Schillerporling (Innonotus obliquus), bekannter unter der Bezeichnung Chaga oder Tschaga.

Schließlich fuhren wir noch in das Kaarzer Holz bei Kobrow. Vor einem Jahrzehnt wuchsen hier zahlreiche Frühjahrslorcheln in teils monströsen Größenordnungen. Heute konnten wir nur drei Mini – Lorcheln auf der Grasnarbe eines Waldweges entdecken. Dafür teilte mir unser Pilzfreund Phillip Müller mit, das unzählige Giftlorcheln die Waldwege der Rosenower Fichten, zwischen Schwerin und Gadebusch, unweit unserer letzten Pilzwanderung, säumen. 

Frühjahrs- oder Gift – Lorchel (Gyromitra esculenta). Die Siamesischen Zwillinge hat für uns Christian Ehmke im Bild festgehalten.

Das Wetter war heute recht durchwachsen, die Luft ist feuchter und auch etwas milder geworden. Am späteren Nachmittag und am Abend zogen dann noch schauerartige Regenfälle durch. In Berlin/Brandenburg gewitterte es sogar. Die Regenmengen waren in Mecklenburg recht bescheiden. Meist zwischen 2 und 5 l/qm. In Wismar waren 2,3 Liter im Messbecher.

Glänzender Schwarzborstling (Pseudoplectania nigrella). Gut ist die aderige Struktur im Apothecium zu erkennen. Damit versucht der Pilz seine Fruchtschicht zu vergrößern.

Montag, 19. April – Dieses Frühjahr steht ganz im Zeichen des sonst eher selten zu beobachtenden Glänzenden Schwarzborstlings, den wir auf vermodernden Holzresten in moosreichen Fichtenforsten finden können. Es scheint ein gutes Jahr für diesen relativ kleinen Schlauchpilz zu sein. So erreichte mich heute sogar ein Päckchen aus der Bundeshauptstadt von unserer Tagebuch – Leserin und Pilzfreundin Johanna Davids. Das Frischpilze zu mir unterwegs sind, wurde mir bereits angekündigt. Der Inhalt sollte jedoch eine kleine Überraschung sein. Am Nachmittag, gegen 14.30 Uhr, reichte es mir die Postbotin herein in das Info – Zentrum. Da die Pilze bereits einige Tage unterwegs waren, öffnete ich das Päckchen mit gemischten Gefühlen. Zu meiner Überraschung reichlich grünes, frisches, feuchtes Moos und in diesem etliche Fruchtkörper besagter Ascomyceten. Die Pilze wirkten wie frisch gesammelt und haben die Reise ganz wunderbar überstanden. Richtig schöne Teile und auch ganz fotogen. Ich begab mich auf den Hinterhof und machte Fotos. Ein ganz großes Dankeschön geht von der südlichsten Spitze des Ostsee in` s brandenburgische Berlin! Da ich heute noch weitere Frischpilze im Kühlschrank hatte, legte ich auch die Schwarzborstlinge auf die Ausstellung. Besichtigen wird sie wohl kaum jemand, denn nach dem nun wieder verschärften Lockdown dürfen auch keine Museen oder Ausstellungen mehr öffnen.

Die brandenburgischen Schwarzborstlinge haben eine lange Reise hinter sich und sind heute wohlbehalten, dank der liebevollen Verpackung von Johanna Davids, in Wismar eingetroffen, wo ich sie sogleich fotografierte.

Auf der Fahrt von Keez nach Wismar machte ich heute morgen noch einen kleinen Zwischenstopp am Tarzower See. In den dortigen Kiefern gab es einige Schwarzweiße Becherlorcheln (Helvella leucomelaena). Standortfoto 19.04.2021.

Zum Wetter: der Regen von gestern Abend hat die Oberböden ganz gut angefeuchtet. Eigentlich war es nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber der Regen kam abends und die damit eingeflossene Luftmasse war zudem hinreichend feucht. So konnte sich in der Nacht verbreitet dichter Nebel bilden und der ohnehin schwache Wind schlief ein. Die Natur konnte durchatmen und man kann zuschauen, wie die Pflanzenwelt sich nun rasant entwickelt. Es wird zunehmend grüner und viele Bäume sind inzwischen erblüht. Selbst der Raps zeigte heute morgen bereits einen zarten Hauch von gelb. Aber bevor er richtig erblüht, warten wie auf die gelben Tupfen des Löwenzahns, der die Morchel – Saison ankündigt. Allerdings wird diese Entwicklung im weiteren Wochenverlauf wieder ausgebremst. Für die Jahreszeit sehr kalte Polarluft übernimmt spätestens am Donnerstag wieder die Regentschaft. Das typische Aprilwetter mit Regen- und Schneeregenschauern wird mit einem ruppigen Nordwind einhergehen. Es wird also richtig ungemütlich und auch die Frostgefahr nimmt wieder zu.

Es grünt und blüht nun allerorten. Wir starten allmählich in den Vollfrühling. Das Foto entstand heute morgen am Tarzower See.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 04. Mai 2021, 2.00 Uhr: Im Mittel können bis dahin 19,2 l/qm fallen. Im Minimum ist mit 4,4 l/qm zu rechnen und maximal können es 38,4 Liter werden.

Der Tarzower See am heutigen, neblig – trüben Frühlingsmorgen des 19. April 2021, kurz bevor die Sonne die Regentschaft übernahm.

Der Rasen muss gemäht werden, aber was mit der Morchel machen? Am besten vorsichtig heraus heben und zum Steinpilz – Wismar bringen. Standortfoto am 20.04.2021 im Wismarer Stadtgebiet.Foto: Heino Jarmer.

Dienstag, 20. April – Das war heute ein strahlender Sonnentag, richtiges Wohlfühlwetter! Leider habe ich nicht viel davon mitbekommen, da ich im Infozentrum reichlich zu tun hatte. Dafür geht es morgen wieder hinaus an die frische Frühlingsluft, zur Mittwochsexkursion. Apropos frisch. Ab morgen ist es mit dem Wohlfühlwetter wieder vorbei. Eine neue Polarfront macht sich bereit um uns wieder das Bibbern zu lehren. Das seit dem Winter eingespielte Grundmuster geht also weiter. Regen wird damit leider nur wenig verbunden sein. Hier und da vielleicht mal ein Schauer. Dafür frischt der Wind ordentlich auf und lässt das Ganze noch kälter anfühlen. Auch die exponiert sich bereit machenden Frühlingspilze werden einen schweren Stand haben, denn pilzfeindlicher wie in den nächsten Tagen kann es kaum werden. Trockene Kaltluft und viel Wind sind eine unheilvolle Allianz. Aber es gibt natürlich auch windgeschützte Bereiche.  Auch der mittelfristige Wettertrend sieht bei uns kaum warmes Frühlingswetter und auch die möglichen Niederschläge könnten sich durchaus in Grenzen halten. Hier die akkumulierten Regenmengen für die Hansestadt Wismar, die im Bereich des möglichen liegen. Bis zum 05. Mai, 2.00 Uhr, kann es im Mittel 15,9 l/qm geben. Minimal 1,5 Liter und maximal 57,0 l/qm, welches (letzteres) als optimal zu bezeichnen wäre. 

Hier noch ein Foto der Schwarzweißen Becherlorchel (Helvella leucomelaena). Es dominieren bräunliche Farbtöne. Standortfoto bei Tarzow am 19.04.2021.

Immer mehr Blüten des Löwenzahns kündigen die Morchel – Saison an.

Wollen wir also hoffen, dass der nun startende Vollfrühling bei den Pilzen nicht zu sehr durch die zunehmend ungünstigere Witterung in Mitleidenschaft gezogen wird. Unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski aus Hagebök hatte am vergangenen Wochenende Erfolg. Morchelbecherlinge satt, aber nur eine Speisemorchel in einem geschützten Bachtal. Heute Abend wurde mir eine frische Speisemorchel von meinem Computer – Experten aus dem Wismarer Stadtgebiet herein gereicht. Sie wurde während des Rasenmähens auf dem eigenen Grundstück entdeckt. Die Pilze sind dort seit vielen Jahren standortstreu. Es geht also allmählich los mit dem Höhepunkt des Pilzfrühlings!

Dieses Foto von Torsten Richter möchte ich den Tagebuchlesern nicht vorenthalten. Noch einmal sehen wir hier zwei Exemplare des Glänzenden Schwarzborstlings (Pseudoplectania nigrella) am 17.04.2021 bei Renzow/Schildetal.

Ein beringtes Samthäubchen im Frühling, der Ring oberseits gerieft, da kommt mit großer Wahrscheinlchkeit das Frühlings – Samthäubchen (Conocybe aporos) in Frage. Giftverdächtig!

Mittwoch, 21. April – Die heutige Mittwochsexkursion führte zwei Pilzfreunde in den 2. Quadranten von MTB 2033 = Boltenhagen. Er besteht fast nur aus Ostsee. Einzig ein kleiner Zipfel, genannt Hohen Wieschendorfer Huk, die Westhälfte dieser Halbinsel, ragte in den Quadranten hinein. Dieser ist zwar weitgehend bewaldet, aber davon sind mehr als 80 % von einer Weihnachtsbaum – Plantage des Erdbeerhofes Glantz bedeckt und natürlich eingezäunt. So blieb uns nur der schmale Küstensaum. Der Laubwaldstreifen ist ansonsten für Frühlingspilze keine schlechte Adresse, heute sah es hier aber mau aus. Die Vegetation ist noch recht rückständig und somit auch die an ihren Entwicklungszyklus gekoppelte Pilzflora. An Frischpilzen gab es nur wenige Frühlings – Mürblinge und Gemeine Trompetenschnitzlinge. Da wir am Anleger Hohen Wieschendorf zur Umrundung der Halbinsel ansetzten, kartierten wir zunächst auch den östlichen Bereich, der in das Messtischblatt Wismar – Nord gehört. Zu den genannten Frischpilzen konnten wir hier noch ein interessantes Samthäubchen entdecken. Das Mikroskop muss hier noch unsere Artvermutung bestätigen.

Frühlings – Glockenschüppling wäre eine andere Bezeichnung für das Frühlings – Samthäubchen (Conocybe aporos). Standortfoto am 21.04.2021 auf der Hohen Wieschendorfer Huk.

Standortfoto eines Gemeinen Trompetenschnitzlings (Tubaria furfuracea) heute auf der Hohen Wieschendorfer Huk.

Während unserer Exkursion fand dann auch der angekündigte Luftmassenwechsel statt. Ich fuhr noch bei Sonne in Wismar los. Rasch zog es sich aber zu und es wurde vorübergehend von der Ostsee her diesig. Später tauchten auch noch dunklere Quellwolken auf und der Wind legte wie vorhergesagt zu. Es blieb aber trocken und später lockerte es in der frischeren Kaltluft wieder auf und die Sonne zeigte sich abermals. Damit wurde wettertechnisch wieder der altgewohnte Trott hergestellt. Für die Jahreszeit zu kühl, oft trocken und in den Nächten weiterhin und nun auch wieder verstärkt, Bodenfrost. Insbesondere in Richtung Wochenende, wenn der bis dahin anhaltende lebhafte bis starke Wind wieder abflauen soll. Nennenswerter Regen dürfte nun länger auf sich warten lassen. Wahrscheinlich erst in Richtung Ende des Monats. Der Abendlauf der Mittelfristprognose auf Wetter – Online zeigte in Richtung Monatswechsel  eine rege Tiefdrucktätigkeit an und für ganz Deutschland auch zeitweise kräftige Regenfälle. Das Ganze ist aber noch mit Vorsicht zu genießen. Zumindest ist eine derartige und mögliche Entwicklung auch aus den akkumulierten Regensummen für Wismar bis zum 6. Mai, 02.00 Uhr heraus zu lesen. Im Mittel können wir bis dahin mit 19,9 l/qm, im Minimum mit 4,4 und im Maximum mit 78,2 Litern auf den Quadratmeter rechnen. Der Spielraum ist groß. Von fast nichts bis hin zu Maipilz – explosiven 78,2 Litern!    

Die bräunlichen, dicklichen Lamellen des Gemeinen Trompetenschnitzlings (Tubaria furfuracea) stehen ziemlich entfernt und sind mit zahlreichen längeren oder kürzeren Lamelletten zum Hutrand hin ausgestattet. Die essbare Art findet sich ganzjährig, mit Schwerpunkt im Winter. 21.04.2021.

Der Pflaumen – Feuerscherschwamm (Phellinus tuberculosus) an Schlehe (Prunus spinosa). Standortfoto am 21.04.2021 auf der Hohen Wieschendorfer Huk.

Donnerstag, 22. April – Die Morchel – Saison hat nun in ganz Deutschland begonnen. Immer mehr Löwenzähne entfalten an sonnenexponierten Standorten ihre gelben Blütenkörbe. Auch über die Rapsfelder breitet sich ein gelber Hauch aus. Schaut man sich im Pilzticker um, so werden vor allem in Baden – Württemberg Morcheln satt geerntet. Dort herrscht grundsätzlich ein weitaus günstigeres Klima für diese beliebten Köstlichkeiten. Aber auch über das gesamte Bundesgebiet werden zunehmend Sichtungen gemeldet. Nun kommt es auf optimales Streckungswetter an, denn die Fruchtkörper – Anlagen wurden längst vorgebildet und erlangen nun immer öfter ihr Reifestadium, das mit der Streckung der Fruchtkörper einher geht. Insbesondere an Standorten mit günstigem Mikroklima kann es jetzt recht schnell gehen, an weniger günstigen Stellen dauert es wohl noch etwas länger und hier besteht leider auch Vertrocknungsgefahr durch den starken Wind in Kombination mit zeitweise intensiver Sonneneinstrahlung. An Windgeschützten Standorten, mit reichlich und sich auch stärker entwickelnder Vegetation, sollten die Bedingungen um einiges günstiger sein. Hier können sich windgeschützt und bei viel Sonne, trotz des kalten Wetters, Wärmeinseln bilden, denn die Bäume sind noch nicht belaubt und lassen reichlich Einstrahlung zu. Diese Standorte, z. B. in Bachtälern, sind auch nicht so frostanfällig, denn in den kommenden Nächten muss weiterhin mit teils erheblichen Bodenfrösten von bis zu minus 6 Grad gerechnet werden. Auch städtische Anlagen können jetzt Erfolg versprechen. Windgeschützte Hecken, Streuobstwiesen oder auch Schutthalden wie beispielsweise verfallene Grundstücke sind bezüglich der begehrten Morcheln manchmal richtige Oasen.  

Noch mal zu meinem Conocybe aporos verdacht von gestern. Christopher Engelhardt hat sich noch spät abends Zeit genommen und den Fund kritisch untersucht und somit meine Vermutung bestätigen können. 21.04.2021 – Hohen Wieschendorfer Huk.

Diese zarte Conocybe wird als spec. abgeheftet. Zu einer korrekten Bestimmung sah ich mich nicht in der Lage. Gefunden und fotografiert am 21.04.2021 im Prosekener Grund.

Zur Wetterentwicklung: Kalt und ruppig wehte der Wind heute wieder und trieb ab dem Nachmittag auch einige Schauer von der Ostsee her über das Binnenland. In Wismar wurde gerade einmal die Straße kurz nass. Vor allem in einem breiten Streifen von Rostock hinunter zur Seenplatte waren die Schauer zahlreicher und haben vielleicht hier und da mal den einen oder anderen Liter in den Messbecher gebracht. Trotzdem nichts weiter wie ein Tropfen auf den unterkühlten Stein. Immerhin zeigen die Wettermodelle in den nächsten 14 Tagen kein Dauerhoch bei uns an. Es können sich immer mal Störungen ein mogeln und den einen oder anderen Schauer bringen. Besonders Mitte nächster Woche könnte ein Tief über Deutschland ziehen und besonders im Süden Regen bringen und im Rest des Landes Schauer und Gewitter. Eine richtige und dringend benötigte Regenzeit scheint jedoch bis auf weiteres nicht in Sicht zu sein. Gestern stellte http://www.wetter-online.de ein Video ein, dass sich mit dem kommenden Sommer auseinander setzte. Die verschiedenen Wetter – Dienste beschäftigen sich auch mit experimentellen Langfrist – Prognosen. Dem nach wird mal wieder mit einem zu warmen und leider auch zu trockenen Sommer gerechnet. Das passt zum Thema Klimawandel und ich denke, da braucht es keine große wissenschaftliche Begründung mehr. Trockene und heiße Sommer liegen einfach im Trend und sind viel wahrscheinlicher als regenreiche und unterkühlte Sommermonate. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir keinen patschnassen Sommer bekommen können. Ein trockenwarmer Sommer ist nur die wahrscheinlichere Variante.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für die Hansestadt Wismar bis zum 07. Mai, 2.00 Uhr. Mittelwert: 21,7 l/qm, Minimalwert: 2,9 l/qm und maximal können 72,6 Liter vom Himmel kommen!

Dieser Phytoparasit war der herausragende Fund der gestrigen Mittwochsexkursion. Wir sehen den nicht häufigen Kastanienbraunen Moschuskraut – Rost (Puccinia adoxae). Foto und Bestimmung Christopher Engelhardt.

Schwefelköpfe sind in anderen Jahren im Frühling keine Seltenheit. Bisher traten sie jedoch kaum in Erscheinung. Diese Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) entdeckte und fotografierte für uns Phillip Müller am vergangenen Wochenende.

Freitag, 23. April (Georgi) – Wikipedia: „Der Georgstag oder Georgitag ist der Gedenktag des heiligen Georg, eines frühchristlichen Märtyrers aus Kappadokien. Er wird meist am 23. April, in einigen Regionen auch am 24. April, als Frühlingsfest gefeiert“. Es gilt den Drachen Winter zu besiegen. Nun, dieser Drachen, der Drachen Winter, scheint sich in diesem Jahr nicht so leicht besiegen zu lassen. Immer wieder rauscht er aus dem hohen Norden heran und hält den Frühling von uns fern. Und das wohl noch mit großem Erfolg für den Rest des Monats. Wer glaubt, wir haben die Fahnenstange der unterkühlten April – Witterung endlich erreicht, der sei eines besseren belehrt. In Staffeln strömt in den nächsten Tagen immer kältere Polarluft heran. In 5,5 Km Höhe sinken die Temperaturen bis Dienstag auf minus 30 bis minus 35 Grad. Eigentlich gute Voraussetzungen für kräftige, konvektive Umlagerungen, aber die Luftmasse ist dafür einfach zu trocken und auch in der Grundschicht zu kalt. Höchstens schlappe Schauer können hier und da mal auftreten, mit kaum messbaren Niederschlagsmengen. Dafür nimmt nicht nur die Bodenfrostgefahr weiter zu, nein, auch Luftfrost wird in den nächsten Nächten immer wahrscheinlicher. Besonders die Nacht zu Dienstag kann bei uns im großen Nordosten eine böse Frostnacht mit bis zu minus 8 Grad am Erdboden, besonders in den Sandergebieten, werden. In der erblühenden Natur drohen wohl katastrophale Schäden! Schon jetzt sind besonders in Süddeutschland und in der Schweiz beträchtliche Ernteausfälle in den Obst- und Weinanbaugebieten zu erwarten. Nun sind zwar die Frühlingsklassiker wie Lorcheln, Morcheln oder auch Maipilze durchaus an Frühlingsfröste gewöhnt, aber in diesem Umfang und in der Härte, im Zusammenspiel mit trockener Luft und viel Wind, können ihre Entwicklungsbedingungen kaum ungünstiger sein. Mitte nächster Woche könnte ein Tief, verbunden mit neuerlicher Kaltluftzufuhr, aber geringerer Nachtfrostgefahr, die Atmosphäre etwas labilisieren und Schauer sowie einzelne Gewitter produzieren. Insbesondere im Binnenland kann es dann einige Liter geben. Hier die akkumulierten und möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 08. Mai, 2.00 Uhr: Mittelwert: 18,9 l/qm, Minimalwert: 2,5 l/qm und Maximalwert: 46,4 l/qm.

Und hier noch ein filigraner Blick auf einen einzigartigen Mikrokosmos, auf die kleinsten Vertreter unserer Großpilze von Torsten Richter aus dem Schildetal am 17.04.2021. Es zeigt Blassgoldene Spinnwebbecherlinge (Arachnopeziza aurata).

Heute ist Welttag des Buches. Hier ein Einblick in die Tätigkeit des Buchdruckers, den mir Johanna Davids zusandte. Johanna ist selbst im Verlagswesen tätig und übersetzt fremdsprachige Gedichte für den deutschen Leser.

Noch einmal zum heutigen Datum. Heute ist nicht nur Georgstag, sondern seit 1995 auch Welttag des Buches. Wer noch ein Pilzbestimmungs- oder Kochbuch braucht, ich habe für jeden Geschmack und Anspruch reichlich auf Lager. Und in den allermeisten davon findet sich auch der Georgs – Ritterling! Der Georgstag ist eben nicht nur ein frühchristlicher Gedenktag (in Wismar gibt es eine der größten Kirchen der Backsteingotik Europas, die St. Georgen Kirche), nein, er ist für uns Pilzfreunde der Stichtag zum Erscheinen des Georgs – Ritterlings, besser bekannt wohl unter der Bezeichnung Maipilz, Mai – Ritterling oder Mai – Schönkopf. Bereits in der vergangenen Woche sollen bei Rostock die ersten Exemplare gesichtet worden sein. Wie sein Name allerdings vermuten lässt, hat er vor allem im Mai seinen großen Auftritt und kann noch bis in den Juni hinein gefunden werden. Seine Mycelien können dann oft zahlreiche, fleischige und damit ergiebige Fruchtkörper ausbilden. Oft in Halbkreisen und Hexenringen. Er ist eigentlich, von winterlichen Austern – Seitlingen und besonders ergiebigen Morchel – Oasen einmal abgesehen, der erste gute Speisepilz des Jahres, der in größeren und korbfüllenden Mengen eingesammelt werden kann. Dazu brauchst natürlich in den nächsten Wochen entsprechende Bedingungen. Am besten kühles und feuchtes Wetter mit reichlich Regen. Und was sagt der heilige Georg dazu, der auch als Wetter – Lostag gilt. „Ist es an Georg nasskalt, ist mit einer guten Ernte zu rechnen, bei anderem Wetter mit einer schlechten“. Das bezieht sich zwar auf die Landwirtschaft, kann aber auch für den Georgs – Ritterling von Bedeutung sein. Nun, heute war es zwar kalt, aber trocken. Somit hatten wir anderes Wetter.

Es blüht jetzt aller Orten. Die Blüten erwarten ihre Gäste, so wie hier diese Hummel auf einer Blüte vom Adonis – Röschen. Hoffentlich haben Biene, Hummel und Co. bei der Kälte auch rechte Lust zur Bestäubung? Aber warum Hummel? Ich sollte mich lieber auf Pilze konzentrieren! Das es keine Hummel ist, sieht doch ein Blinder mit Krückstock! Es handelt sich um den Zottigen Rosenkäfer (Tropinota hirta). Das seltene, wärmeliebende Tier, gilt in Deutschland als gefährdet und wurde im brandenburgischen Reitweiner Sporn von Johanna Davids fotografiert. Licht in` s dunkel brachte unser lebendes Lexikon Christopher Engelhardt.

Es gibt viele regional bezogene Wettersprüche zum Georgstag, die in Wikipedia aufgelistet sind. So scheint beispielsweise folgender Spruch in diesem Jahr den Nagel auf den Kopf zu treffen: „Georg und Markus (25.04.) ganz ohne Trost, erschrecken uns sehr oft mit Frost“.

Und hier noch ein interessanter Einblick in die Welt der Flechten. Entdeckt auf dem Kirchhof in Hohen Kirchen, bei Wismar, von Christopher Engelhardt. Wir sehen die Schwarze Kuchenflechte (Tephromela atra).

Hier noch ein Foto von der letzten Mittwochsexkursion an der Wohlenberger Wiek, bei Hohen Wieschendorf. Es zeigt einen noch konvexen Frühlings – Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea) am Standort fotografiert.

Sonnabend, 24. April – „Save The Frogs Day“ ist heute. Also Tag der Frösche oder Amphibien. Und denen geht es nicht nur Dank der Klimaerwärmung und der damit einher gehenden Trockenheit immer schlechter. Auch ein Pilz, ein aggressiver Hautpilz, macht ihnen zu schaffen, der durch die menschliche Globalisierung weltweit verbreitet wurde. So wird z. B. auch der grüne Laubfrosch in Deutschland immer seltener. Hoffentlich stirbt uns der „Wetterfrosch“ am Ende nicht noch aus. Wer sagt uns dann das für` s Pilzwachstum so wichtige Wetter voraus? Aber noch gibt es reichlich Wetterfrösche. Und was orakeln diese uns in der nächsten Zeit voraus. Einen Gemischtwarenladen! Soll heißen, dass nicht nur trockene Hochs, sondern auch feuchtere Tiefs Kurs auf Europa nehmen. Es kann also im Mittelfristzeitraum, bis etwa 10. Mai, auch immer mal regnen. Meist wohl in konvektiver Form, sprich Schauer und Gewitter. So kann es vor allem örtlich bis regional mal nennenswert nass werden. Besser wären länger anhaltende Niederschläge in der Fläche, aber damit sieht es im Sommerhalbjahr meist recht dürftig aus. Wenn es aber dazu kommt, dann kann es auch mal richtig Wasser geben. Am ehesten bei einer V b – Wetterlage (Genuatief), dass hart gen Nord/Nordost Kurs nimmt und über der Ostsee nach Westen okkludiert. Alles schon gehabt, aber meist mit Unwetter, sprich Überschwämmungspotenzial, verbunden.

Und noch einmal ein Frühlings – Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea) an der Wohlenberger Wiek fotografiert. Es handelt sich um einen Dunkelsporer. Die Hutränder sind vom Sporenstaub bepudert. Wie kann das sein? Eine Erklärung wäre hier die in Verbindung mit intensiver Sonneneinstrahlung einher gehende Erwärmung des Erdbodens und die dadurch entstehende Thermik am Standort.

Zur Abwechslung mal etwas flatterhaftes, dass sich hier zu meiner Freude eine kleine, sicher nicht uneigennützige Pause gönnte. Es dürfte sich um ein Tagpfauenauge handeln. Fotografiert am 24.04.2021 in der Wismarer Kleingartenanlage am Klingenberg.

Einen Hauch der oben beschriebenen Wetterentwicklung gibt es Mitte nächster Woche, aber ohne Unwettergefahr. Das Schauer und Gewitterrisiko nimmt ab Mitte kommender Woche überall zu, aber in M-V könnte die kalte Ostsee als Spielverderber agieren. Bis in den Mai soll, Stand heute, Tiefdruckeinfluss dominieren. Besonders am nächsten Wochenende rechnen einige Modelle verbreiteter mit Regenfällen, auch bei uns an der Küste. In der ersten Mai – Dekade scheint sich dann der Tiefkomplex wieder über Skandinavien einzunisten und bei den britischen Inseln bildet sich abermals ein ansehnliches Hoch. Damit wäre der Weg wieder frei für kalte Polarluft. Wir dürfen die Eisheiligen begrüßen! Eine nachhaltige Erwärmung bei uns im Nordosten ist weit und breit nicht auszumachen, auch wenn die Temperaturkurve durch die immer intensiver werdende Sonneneinstrahlung allmählich nach oben geht. Es bleibt für die Jahreszeit unterkühlt. Hier noch die heute errechneten, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 09. Mai – 2.00 Uhr: Im Mittel können es 24,4 l/qm werden, minimal 4,7 l/qm und im Maximum 54,4 l/qm.

An der Rinde einiger alter Weiden fand ich heute in der Wendorfer Gartenanlage am Klingenberg zahlreiche Konsolen des Runzligen Schichtpilzes (Stereum rugosum).

Heute habe ich übrigens einen Frühlingsspaziergang durch eine Kleingartenanlage im Wismarer Stadtgebiet unternommen. Morcheln konnte ich leider nicht entdecken, aber es war trotzdem ein tolles Erlebnis. Siehe unter: „Spaziergang am Klingenberg“

Ein uralter Obstbaum war über und über mit Gewöhnlichen Gelbflechten (Xanthoria parietina) überzogen. Ein Dankeschön an Christopher Engelhardt für seine Bestimmungshilfe! 24.04.2021 Kleingartenanlage am Klingenberg.

Heute begehen wir den Tag des Baumes. Eiche im Schlosspark Gamehl am 25.04.2021.

Sonntag, 25. April Internationaler Tag des Baumes. Er ist alljährlich Anlass für Baumpflanzaktionen der Forstämter, kommunaler Verwaltungen oder auch von Natur- und Umweltschutzverbänden. 31 % der weltweiten Landoberfläche ist von Wald bedeckt = 4 Milliarden Hektar. Seit Jahrzehnten schrumpft diese Zahl jedoch. Seit dem Jahr 2010 soll die Waldfläche um 4,7 Millionen Hektar abgenommen haben. Die Hauptursache ist das Roden der Wälder zur Umwandlung in Ackerflächen. Inzwischen breitet sich ein zunehmendes Waldsterben durch Dürreperioden gerade auch bei uns aus. Die waldreichsten Länder der Erde sind Russland, Brasilien, Kanada, die USA, China, die Demokratische Republik Kongo, Australien, Indonesien, Sudan und Indien. Etwa 25 % der Wälder auf unserem Planeten bestehen aus Urwäldern. Die größten, zusammenhängenden Waldbestände bildet der boreale Nadelwaldgürtel auf der Nordhalbkugel, von Skandinavien, Nordasien (Taiga), Alaska bis nach Kanada. In unseren breiten schließen sich die Mischwälder der gemäßigten Zonen an und rund um den Äquator folgen die tropischen Regenwälder mit einem unglaublichen Reichtum an Flora und Fauna. Alle Wälder, besonders aber die nordischen Nadelwälder und die Tropenwälder, haben einen lebenswichtigen Einfluss aus unser Weltklima.

Naturnahe Waldgesellschaft mit Bachlauf im Grundmoränengebiet zwischen Gamehl und Goldebee (bewaldetes Kerbtal). Waldtyp: Erlen – Ufergehölze wechseln mit Eschenwaldpartien und Perlgrasbuchenwald sowie sonstigen Erlenbeständen ab. (teils klassisches Morchelrevier).

Wälder sind natürlich auch das wichtigste Betätigungsfeld der Pilzfreunde. In keinem Ökosystem spielen Pilze eine größere Rolle wie in unseren Wäldern. Und da auch wir aus ihnen hervor gegangen sind, liegt es uns immer noch im Blut (Jäger und Sammler). Und dabei dürfen wir uns glücklich schätzen, dass wir zu denjenigen gehören, die ihre Jagd unblutig und nahezu lautlos ausüben. Von gelegentlichen Erfolgsschreien einmal abgesehen, wenn plötzlich die herrlichsten Steinpilze, oder auch Morcheln, vor uns stehen. Wir betreiben also die vornehme Jagd. Einige Weidmänner*inen (ist wohl derzeit so Mode) mit Hund und Büchse am Mann oder Frau, mögen das eventuell anders sehen.

Teils uralte Rotbuchen (Fagus silvaticus) oberhalb des Kerbtals bei Gamehl.

So war auch ich heute wieder ganz vornehm im Rahmen einer Vereinsexkursion mit einem weiteren Pilzfreund auf der Pilzpirsch nahe der Hansestadt Wismar. Hinsichtlich des erlegten Wildbretts fiel die Aktion allerdings äußerst unbefriedigend aus. Kein Freudenschrei zerriss die Ruhe des Waldes, obwohl wir uns in einem morchelverdächtigem Revier herum trieben. Ziel war das Grundmoränengebiet mit zugehörigem Kerbtal bei Gamehl, einige Kilometer östlich von Wismar. Und was die Vornehmheit anbelangt, wir starteten und endeten standesgemäß am Schloss Gamehl, einschließlich seines kleinen Schlossparks. Ein Bericht folgt in Kürze.

Bäume, welche aus Altersschwäche umfallen oder vom Sturm geworfen werden, dürfen liegen bleiben und geben einer Vielzahl von Organismen, natürlich auch Pilzen, eine Lebensgrundlage. Dieser Baumstamm befindet sich in der Final – Phase der Vermorschung.

Pilze, wie diese Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor), sind auf Totholz angewiesen und tragen ihren Teil im natürlichen Recyclingprozess bei. 25.04.2021 im Bachtal bei Gamehl.

Nun noch kurz zum Wetter. Heute schwenkte ein Kurzwellentrog von Norden her durch, der sich durch reichlich Quellbewölkung und auffrischendem, kalten Nordwind, bemerkbar machte. Er hatte wieder einen Schwall sehr frischer Polarluft mit dabei und morgen soll bereits die nächste Kaltluftwelle, mit noch kälterer Luft folgen. Die Konvektion könnte dabei etwas stärker ausfallen und sogar den einen oder anderen Schauer produzierten. Gut möglich, das dabei vereinzelt auch mal bis zu einem Liter im Messbecher landen könnte. Praktisch nichts! Nennenswerter könnten die Niederschläge ab der 2. Wochenhälfte ausfallen. Die Luft wird dabei geringfügig wärmer und auch feuchter, so dass durchaus mal einige Liter möglich sein können. Meist wird der Niederschlag aber konvektiver Natur sein, also an Schauern und Gewitter gekoppelt sein. Wenn es gut läuft und die heutigen Wettermodelle in der Mittelfrist richtig liegen, könnte Anfang bis Mitte Mai die Tiefdrucktätigkeit stärker angeregt werden und der häutige Lauf zeigt teils starke und flächige Regenfälle in der ersten Mai – Dekade, und das wohl für ganz Deutschland. Wärmer wird es aber bis Mitte Mai kaum. Immer wieder wird aus dem hohen Norden Kaltluft angezapft. Ich weiß nicht, sollte es so kommen, ob es den Morcheln dann nicht schon zu spät ist. Maipilz und Co. könnten aber richtig aufblühen. Kühl darf es dabei bleiben, aber Wasser ist von Nöten! Hier die akkumulierten Regenmengen bis zum 10. Mai – 2.00 Uhr für Wismar. Im Mittel dürfen wir mit 29,9 l/qm rechnen. Minimal sind 7,2 l/qm möglich und im besten Fall dürfen wir uns auf 50,9 Liter im Messbecher freuen. 

Herrlicher Frühlingswald in einer reizvollen Grundmoränenlandschaft bei Gamehl im Landkreis Nordwestmecklenburg am 25. April 2021.

Diese Speisemorchel (Morchella esculenta) wurde in der vergangenen Woche in der Lübschen Straße in Wismar vor dem Rasenmäher gerettet und bereichert ab heute meine Ausstellung. Väterchen Frost macht ihnen in diesem Jahr das Leben schwer.

Montag, 26. April – Die Nacht war wieder frostig. Besonders am Erdboden geht es in diesem April regelmäßig in den Frostbereich. Rekordverdächtige Kälte steht in der kommenden Nacht am Erdboden bevor. Weit verbreitet sollen es – 6  bis – 8 Grad werden. Auch Luftfrost, der in 2 Meter Höhe gemessen wird, ist mit – 3 Grad dabei. Da die meisten unserer Lieblinge aus dem Pilzreich direkt dem Erdboden entspringen, stellt der diesjährige April für sie eine besondere Herausforderung dar. Zwar sind Frühlingsfröste ganz normal und auch die spezielle Pilzflora zu dieser Jahreszeit ist darauf eingestellt und nimmt es in der Regel gelassen. Sie darf dadurch keinen Schaden davon tragen, denn sie haben nur einige Wochen, bestenfalls ein, zwei Monate, um  ihre arterhaltenden Sporenträger an die Frühlingsluft zu schieben. Aber bei so einer Dauerkälte könnte es eventuell doch problematisch werden. Immerhin steht bereits jetzt fest, dass der diesjährige April der Kälteste seit Jahrzehnten werden wird. Wahrscheinlich der Kälteste seit mindestens 6o Jahren! Dazu ist es inzwischen auch recht trocken geworden und der kalte Wind trägt zur weiteren Austrocknung bei.

In der frischen Kaltluft bilden sich zwar zeitweise Quellwolken, aber für Schauer reicht es nur selten. Das Bild habe ich heute Vormittag von meiner Wohnung aus aufgenommen. In Richtung Vorpommern reichte es für einige Schnee- und Regenschauer.

Ein Ende der für die Jahreszeit viel zu kalten Witterung ist in der Nordosthälfte von Deutschland bis Mitte Mai nicht auszumachen. Das Grundmuster der Großwetterlage ist seit Februar wie in Stein gemeißelt. Immer wieder kräftigt sich der Hochdruckeinfluss zwischen den Azoren und Island. Häufig tiefer Luftdruck über Nordeuropa saugt dann immer wieder die Kälte aus den Polarregionen an. Aber in den nächsten Tagen ändert sich dahin gehend etwas, das sich ein Mittelmeertief mit dem Skandinavien – Tief verbinden möchte und es dadurch bei uns unbeständiger mit häufigeren Schauern und Gewittern, teils auch mit größeren Regengebieten wird. Bevor es ab der 2. Wochenhälfte damit losgeht, dreht der meist schwache Wind morgen und am Mittwoch auf Ost. In Verbindung mit der starken Sonneneinstrahlung kann es dann auch bei uns mal etwas wärmer werden und die Nachtfrostgefahr nimmt ab. Aber nur vorübergehend. Ab dem Wochenende lässt die Arktis wieder grüßen und die Serie der Nächte mit Bodenfröste geht in die Verlängerung. In den Modelläufen von heute Abend sind im weitern Verlauf, in der ersten Mai – Dekade, sogar noch einmal Schneeflocken dabei. Auch heute wurde es in Richtung Vorpommern kurz mal weiß!  

Fast schon Supervollmond gestern Abend gegen 22.15 Uhr über Wismar. Im April und Mai kommt der Mond alljährlich der Erde am nächsten. Der Astrologe Richard Nolle prägte für dieses Ereignis im Jahre 1979 den Begriff Supervollmond. Dabei muss der Mond der Erde mindestens bis auf 367 000 Km nahe kommen. Morgen früh um 5.33 Uhr ist es soweit. Von Mai bis November übernimmt er außerdem wieder die Funktion eines Steinpilz – Orakels!

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 11. Mai um 2.00 Uhr für Wismar. Im Mittel können wir 28,9 l/qm erwarten, im Minimum 13,7 l/qm und im Maximum schüttet es bis dahin 68,9 Liter Wasser auf den Quadratmeter.

Unsere Berliner Pilzfreunde können im gleichen Zeitraum mit 26,0 l/qm im Mittel, 9,3 l/qm im Minimum und maximal mit 53,5 Liter auf den Quadratmeter rechnen. Besonders die Norddeutschen Bundesländer Berlin/Brandenburg und Niedersachsen leiden derzeit schon wieder unter einer größeren Trockenheit und haben Regen besonders nötig!

Nicht nur die klassischen Standorte unter Eschen können im Frühling lohnenswerte Pilzgründe darstellen. Auch solche Gehölzgesäumten Feldwege, wie hier bei Gamehl, sind neben Gärten und Streuobstwiesen eine gute Adresse für Morcheln und Maipilz. Unter Schlehenhecken kommen noch leckere Schild – Rötlinge hinzu.

Dienstag, 27. April – Trotz der kalten April – Witterung häufen sich allmählich die Morchelfunde in ganz Deutschland. Der kälteste April seit Jahzehnten scheint ihnen gut zu bekommen. Auch war er zumindest bei uns in M-V nicht so trocken wie beispielsweise im letzten Jahr. Man darf nicht vergessen, dass die Primordien bereits Wochen vor ihrer Streckung vorgebildet in den Startlöchern sitzen und sich analog der Pflanzenentwicklung strecken. Also wenn der Löwenzahn so richtig aufblüht. Stehen die Jungmorcheln in unmittelbarer Gewässernähe oder auch auf vegetationsreichen Streuobstwiesen, reicht ihnen zur Streckung  durchaus der nächtliche Tau und die Luftfeuchtigkeit der Gewässer. Dort sind auch die Böden grundsätzlich feuchter, zumindest in etwas tieferen Schichten. Ich kann mich an Jahre erinnern, an denen es im April so gut wie keine Niederschläge gab und am Ufer des Schweriner Sees standen die schönsten Morcheln wie die Soldaten. Wir haben nun den optimalen Zeitpunkt erreicht, um seinen Morchel – Plätzen einen Besuch abzustatten. Regen ist in der nächsten Zeit auch in Sicht, nur warmes Wetter steht vorerst nicht auf der Karte. So wird die unterkühlte Witterung dafür sorgen, dass wir etwas länger von unserem Pilzfrühling profitieren können. Gute Qualität ist dadurch gesichert und der Wachstumsaspekt wird verlängert. Sollte es im Mai feucht und kühl werden, füllt es nicht nur dem Bauern Scheune und Fass, sondern auch die Körbe der Pilzsucher. Maipilze könnten seit Jahren mal wieder richtig durchstarten und die Qualität würde wegen der unterkühlten Witterung wesentlich besser ausfallen als bei warmem Frühsommerwetter! 

Taufrische Speisemorcheln (Morchella escultena) heute von Christian Ehmke unter alten Obstbäumen bei Wismar entdeckt und fotografiert. 27.04.2021. 

Besonders in Baden – Württemberg geht es in punkto Morcheln richtig zu Sache. Aber auch in anderen Bundesländern häufen sich die Fundmeldungen. Selbst im Berliner Süden wurden, wie  dem Pilzticker zu entnehmen ist, die herrlichsten Speisemorcheln unter Obstbäumen gefunden.

Die Morcheln starten nun durch und die Zeit der Frühjahrslorcheln und Co. geht zu Ende. Hier noch ein Foto einer Scheibenlorchel, die mir unser Schweriner Vereinsmitglied Michael Junge gestern zusandte. Scheibenlorchel (Gyromitra ancilis).

Zur Wetterentwicklung: morgen darf sich Deutschland auf den „wärmsten“ Tag der Woche freuen. Selbst bei uns in M-V können die Temperaturen auf 10 – 15 Grad klettern. Danach wird es unbeständiger und Tiefdruckgebiete übernehmen die Regie. Das wird auch höchste Zeit, denn die Natur befindet sich in ihrer wichtigsten Wachstumsphase und benötigt reichlich Wasser. Im Mittelfirstzeitraum, bis Mitte Mai, wird es überall mal geregnet haben, aber wie das so ist, meist recht ungerecht verteilt. Zunächst kann wohl die Westhälfte der BRD mit Regen rechnen. Mit etwas Glück bekommt Mecklenburg am Donnerstag/Freitag einiges von oben (5 – 20 l/qm). Am Sonntag/Montag wohl der Süden und Osten. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn die Regenschwerpunkte können sich durchaus noch verschieben. So prognostizieren einige Modelle für Mecklenburg keinen nennenswerten Regen, während es andere gerade bei uns kräftig schütten lassen. In der Mittelfrist rechnet das europäische Wettermodel für M-V bis Mitte Mai nur mit 10 – 20 Litern auf den Quadratmeter, während es das US – Modell bei uns kräftig schütten lässt, mit bis zu 80 Liter auf den Quadratmeter! In den Ensemble Werten, die ich hier immer wieder für Wismar angebe, fließen die Berechnung von etwa 50 verschiedenen Wetterdiensten weltweit ein. In den drei folgenden Werten ist natürlich der daraus extrahierte Mittelwert die wahrscheinlichste Variante. Im Vergleich zu den Vortagen lässt sich heute gut ablesen, dass sich die Wahrscheinlichkeiten für nennenswerte Regenfälle in den nächsten zwei Wochen deutlich erhöht haben.

Hier die heutige Berechnung bis zum 12. Mai – 2.00 Uhr für Wismar: Mittelwert: 36,7 l/qm, minimal 14,6 l/qm und maximal 81,0 Liter (US – Lauf).  

Auch dieses schöne Foto haben wir unserem Ostsee – Pilz Christian Ehmke zu verdanken. Es zeigt eine Weißstielige Lorchel (Helvella spadicea). Gefunden auf Sandboden bei Jungkiefern am Farpener Stausee. Die Rarität ist dort seit Jahren standortstreu. Deutschlandweit eine sehr selten nachgewiesene Lorchel.

Übrigens ist oben gezeigte Schlauchpilzart aufgrund ihrer Seltenheit und den wenigen Beschreibungen in einschlägigen Werken früherer Zeiten von verschiedenen Autoren offensichtlich immer wieder neu b. z. w. vermeintlich Erstbeschrieben worden. Wie sonst soll man sich die Fülle der deutschen, wie wissenschaftlichen Bezeichnungen sonst erklären. Aber in der letzten Zeit ist ohnehin in der Systematik wegen der Sequenzierungen ein heilloses durcheinander entstanden. Hier einige Beispiele für oben gezeigte Pilzart. Wissenschaftlich zu finden unter folgenden Bezeichnungen: Helvella spadicea, Helvella monachella, Phallus monachella, Helvella none, Helvella albiepes, Helvella leucopus. Einige deutsche Namen für diesen Pilz: Weißstielige Lorchel, Violettbraune Sattel – Lorchel, Blähstielige Lorchel, Glattstielige Lorchel oder auch Nonnenhütige Lorchel. Siehe auch unter: http://www.ostseepilze.de 

Das Gelbe Buschwindröschen (Anemone ranunculoides).

Mittwoch, 28. April – Der wärmste Tag der Woche bescherte uns heute sehr angenehmes Exkursionswetter. Zumindest im waldesinneren, der von dem beständig wehenden und immer noch recht kalten Ostwind verschont blieb. Ziel war der dritte Quadrant des Messtischblattes Boltenhagen, 2033/3. Hier gibt es mehrere, kleine Wälder. Wir (2 Leute) hatten uns den Wolfsbruch bei Klütz ausgesucht. Im großen und ganzen Laubwald mit feuchte – Inseln im inneren und auch einem noch sehr intakten, soll heißen, nassen Erlenbruch, der sicherlich dem Revier seinen Namen verlieh. Ansonsten trockenere Erlen/Eschenbestände und auch Buchenbereiche und besonders auch an den Waldränder schöne, alte Eichen. Ein herrlicher Frühlingswald und es blühte bodendeckend über weite Strecken. Vor allem natürlich Anemonen in weiß, gelb und sogar lila – rosa. Scharbockskraut, Waldveilchen und imposante Bestände von Wald – Schlüsselblumen sowie vieles mehr. Pilztechnisch konnten wir dieser überschwänglichen Blütenpracht nicht viel entgegen setzen.

So schön kann Frühling sein! Schlüsselblume (Primula elatium).

Luftgetrockener Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus). Dachpilze gehören zu den Freiblättlern. 28.04.2021 im Wolfsbruch.

Nichtsdestotrotz gingen wird natürlich nicht leer aus und kartierten, was uns unter die Augen und teils am Abend unter das Mikroskop kam. Frischpilzarten waren nur sehr wenige vertreten. Zu nennen wären hier erste Mai – Stielporlinge, Anemonen – Becherlinge, ein windgetrockneter Rehbrauner Dachpilz und ein Büschel mir unbekannter Ackerlinge, die sich am Grunde eines alten Laubholzstubbens an die Frühlingsluft quälten. Alle meine Art – Bestimmungsversuche schlugen heute Abend fehl. Und das ausgerechnet bei einer an sich recht übersichtlichen Gattung. Wer auf Speisepilze aus gewesen wäre, hätte sich mit mastigen, aber noch jungen und saftigen Schuppigen Porlingen eindecken können. Bei dieser Gelegenheit fiel mir ein, dass ich mir bereits Ende letzten Jahres vornahm, in der nächsten Saison endlich mal einige essbare Arten zwecks ihres Speisewertes durchzutesten. Also mussten doch einige Exemplare mit und morgen wird es es Schuppige Porlinge geschmort mit frischem Gemüse geben. Ich werde berichten, wie sie mir gemundet haben.

Anemonen – Becherling (Dumontinia tuberosa). Am 28.04.2021 am Standort im Wolfsbruch fotografiert.

Anemonen – Becherlinge gehören zu den Pilzarten, die aus einen sogenannten Sklerotium heraus wachsen.

Zum Wetter: Die Großwetterlage stellt sich nun um. Ein erstes Tief hat heute Abend auf die Südwesthälfte Deutschlands mit Regenfällen übergegriffen. Diese breiten sich mit samt Tief namens Beat, bis morgen früh auch nach M-V aus. So dürfte uns morgen ein regnerischer Tag bevor stehen und nachmittags und abends kann es sogar gewittern. Weitere Tiefs sollen bis Mitte Mai folgen. Am Wochenende kann ein  5 b – ähnliches Tief dem Südosten Deutschlands, bis hinauf in den Dresdner Raum, sehr viel Regen bringen. In der nächsten Woche könnten weitere Tiefdruckgebiete nicht nur viel Regen, sondern möglicherweise auch einen schweren Frühlingssturm bringen. Es ist also endlich mal wieder richtig Musik drin und da die Tiefs nun so stark werden, schaffen sie es vielleicht auch, diese so lange schon anhaltende und kalte Nordlage zu durchbrechen und eine nachhaltige Änderung der Druckverhältnisse herbei zu führen. In den gestrigen Modelläufen waren zwar auch niederschlagsintensive Tiefs in der Rechnung, aber immer wieder mit neuen Kaltlufteinschüben und teils sogar starken Schneefällen in teilen Deutschlands. Heute deutet sich das Gegenteil an. Mit etwas Glück kann es genau zur Zeit der Eisheiligen einen kräftigen Einschub sehr warmer, ja sogar heißer Sommerluft geben. So rechnet der Mittelfristlauf für Wismar in der mutigsten Lösung für den 10. Mai 29,2 Grad als Tageshöchstwert. Und das wohlgemerkt in Wismar, direkt in Ostsee – Nähe. Allerdings liegen an diesem Tag auch die Cape – Werte für energiereiche Luftmassen in Wismar bei 2.700 J/Kg. Diese Werte sagen  etwas aus über die Heftigkeit möglicher Gewitter. Nur mal einen Vergleich: Morgen kann es auch gewittern, durchaus auch kräftig, bei 300 J/Kg! Wie dem auch sei, dass alles in so weite Ferne geschaut, ist nichts weiter wie Kaffeesatz – Leserei, aber es zeigt, dass nun endlich Bewegung in die  eingefahrene, eher spätwinterlich anmutende Großwetterlage kommt. Und das wichtigste dabei ist, dass es endlich den ersehnten Regen gibt.

Diese Blätterpilze, die am Grunde eines alten Laubbaumstumpfes heraus wuchsen, gaben uns ein Rätsel auf. Einzig die Gattung steht fest: Agrocybe = Ackerling. 28.04.2021 im Wolfsbruch.

Hier die akkumulierten Werte für Wismar bis zum 13. Mai 2021, 2.00 Uhr. Im Mittel können wir mit 37,3 l/qm rechnen, minimal mit 18,4 l/qm und maximal können es 78,2 Liter werden.

Junge und mastige Schuppige Porlinge (Polyporus squamosus) boten uns heute wunderbare Fotomotive. Morgen werden sie verkostet. 28.04.2021 im Wolfsbruch.

Heute gab es streng vegetarisches zu Mittag. Schuppige Porlinge mit französischem Pfannengemüse. 

Donnertag, 29. April – Das war heute ein richtiger Landregen. In meinem Messbecher waren es um 20.15 Uhr – 12 Liter. Nicht der ganz große Regen, aber dennoch sehr zufriedenstellend. Weitere Regenfälle sollen bis Mitte Mai folgen. Es bricht sich nun eine klassische Westwetterlage Bahn, an dem ein Tief nach dem anderen seine Feuchtigkeit bei uns abregnen lässt. Mal eher in der Nordhälfte, mal eher im Süden. Ein anderes mal ist der Westen bevorzugt, dann wieder der Osten. Am Wochenende ist besonders der Südosten der BRD an der Reihe. Ein 5 b ähnliches Tief zieht vom Mittelmeerraum nach Nordosten über Polen zum Baltikum. Wie üblich bei einem Tief in 5 b Zugrichtung, mit sehr viel Regen im Gepäck. Die Regenprognose beim Schweizer Modellauf rechnet das Tief auf einer westlicheren Zugbahn. Demnach würde auch Berlin/Brandenburg mit hohen Regensummen rechnen können und auch M-V mit reichlich Regen bedacht werden. Aber das ist eine Außenseiter – Variante.

Das vegetarische Mittag stammte zum Teil aus dem Wolfsbruch bei Klütz. Schuppiger Porling (Polyporus squamosus). Standortfoto 28.04.2021.

Weniger geeignet für kulinarische Experimente scheint der Ablösende Rindenpilz (Cylindrobasidium evolvens) zu sein. Den sahneweißlichen, häutigen Überzug, mit seinen sich ablösenden Rändern, finden wir häufig an Laubholzästen. 28.04.2021 im Wolfsbruch.

Wie dem auch sein, am Dienstag zieht ja schon das nächste (Sturm-) Tief von Westen her auf und seine Regengebiete treffen Norddeutschland dann wieder voll. Und so geht es wohl bis Mitte Mai weiter, wobei durchaus auch mal ein Vorstoß sehr warmer Luftmassen kurzzeitig möglich sein kann. Wenn ja, wird dieser aber wohl rasch nach Osteuropa abgedrängt, denn die kalte Polarluft will einfach nicht aufgeben. Das Garantiert reichlich Turbulenzen beim Wetter, mit dem so wichtigen Niederschlag. Ich denke, dem Anfang Mai beginnenden Frühlingsaspekt (Anfang Mai – Mitte Juni), steht dann zunächst kaum noch etwas im Wege. Maipilz und Co. sollten seit Jahren mal wieder richtig durchstarten, denn es gilt einiges nachzuholen.

An feucht liegendem Laubholz, gern auf dessen Unterseiten, finden sich sehr häufig Vertreter der Gattung Mollisia. Hier ist es das Braungraue Weichbecherchen (Mollisia olivaceocinerea). Foto und Bestimmung Christopher Engelhardt.

Die akkumulierten Regenmengen ab heute Abend bis zum 14. Mai – 2.00 Uhr für die Hansestadt Wismar. Im Mittel dürfen wir bis dahin mit 46,2 l/qm rechnen. Im Minimum mit 26,8 l/qm und bestenfalls können 87,9 Liter auf den Quadratmeter fallen. 

Oft sind ganze Flächen mit hunderten dieser nur wenige Millimeter im Durchmesser erreichenden Ascomyceten übersät und geben ein wunderschönes Bild ab. 28.04.2021 im Wolfsbruch. Graubraunes Weichbecherchen (Mollisia olivaceocinerea). Foto: Chris Engelhardt.

Hoffen wir, dass uns die Hexen, Teufel und Mörder morgen, auf unserer Wanderung durch die Mordkuhle, wohl gesonnen sein mögen.

Freitag, 30. April (Walpurgisnacht) – Heute Nacht sind also die Hexen und Teufel unterwegs. Traditionell natürlich im Harz, auf dem Hexentanzplatz oberhalb der Bode bei Thale oder auf dem Brocken, auch Blocksberg genannt. Aber diesen, den Blocksberg, gibt es nicht nur im Harz, sondern auch bei Crivitz, im tiefsten Mecklenburg. Da passt es ja wie die Faust auf` s Auge, dass morgen dorthin eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Programm steht. Corona bedingt werden hier nur 3 Pilzfreunde unterwegs sein, die sich möglicherweise gegen Hexen, Teufel oder gar Mordgesellen verteidigen müssen. Das Zielgebiet hört nämlich auf die Bezeichnung Mordkuhle. Der Blocksberg ist nicht weit entfernt und ein Flüsschen, der Teufelsbach, mäandert durch b. z. w. an diesem Waldgebiet entlang. Wie dem auch sei, da diese Märchengestalten über Zauberkräfte verfügen, mögen sie uns bitte die richtigen Pilze niesen, so wie in dem russischen Märchenfilm „Der Hirsch mit dem goldenen Geweih“. Aber das waren ja Steinpilze. Zwar ist der Organisator dieser Veranstaltung der Steinpilz – Wismar, aber auf derartige Köstlichkeiten werden wir noch einige Wochen warten müssen. Wir wären auch schon mit Morcheln zufrieden! Also, ihr lieben Hexen und Teufelchen, gebt euch bitte Mühe!

Und ihr Mordgesellen, reißt euch bitte am Riemen!

Und hier noch ein Bild aus dem Wolfsbruch. Es zeigt die Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme). Ein häufiger Pyrenomycet an toten Laubholzstämmen und Ästen. Foto: Chris Engelhardt.

Nun, heute endet auch schon der erste Monat des Pilzjahres 2021. Er gab einen bescheidenen Einstand in die neue Saison. Ein extremer Monat, was das Temperatur – Niveau anbelangt. Im Bundes – Durchschnitt war er 6,1 Grad zu kalt als im Klimamittel der letzten 30 Jahre. Damit war er der kälteste April seit mindestens 40 Jahren. Deutschlandweit gilt er auch wieder als zu trocken. Zumindest in der Südhälfte des Landes, während wir in Norddeutschland etwas besser mit Wasser bedacht worden sind. So war bei uns im Nordwestmecklenburger Raum leidlich Feuchtigkeit für das im April mögliche Frischpilzwachstum vorhanden. Allerdings ließen die Temperaturen zu wünschen übrig. Im Landesdurchschnitt hatten wir 13 Frosttage zu verzeichnen. Das haben wir in so manchem Wintermonaten nicht erreicht. Dieser Umstand erklärt natürlich, dass es mit Fischpilzen allgemein recht dürftig aussah. Diese unterkühlte Witterung hatte aber auch ihr gutes. Die Vegetation entwickelt sich nur sehr zögerlich und Frühlingsfans dürfen das Ergrünen und Erblühen in der Natur viel länger genießen. Hoffen wir nun auf den Mai. Regen ist gefallen und weiterer wird in der nächsten Woche folgen. Dabei geht es allerdings zunächst unterkühlt weiter. 

Zum Schluss noch ein Foto von unserer ersten Pilzwanderung des Jahres, am 03. April 2021. Es zeigt die Unterseiten des Gemeinen Violettporlings (Trichaptum abietinum). Kiefernforst bei Jesendorf.

Hier die voraussichtlichen, akkumulierten Niederschlagsmengen für Wismar bis zum 15. Mai – 2.00 Uhr: Im Mittel dürfen wir 38,1 l/qm erwarten. Im Minimum können 12,7 l/qm fallen und das Maximum rechnet mit 61,1 Liter auf den Quadratmeter.

In meinem Regenmesser waren heute Abend 19.00 Uhr 4 Liter enthalten. Regen aus der vergangenen Nacht.

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