Öffentliche Pilzlehrwanderung
Es ging heute durch den Wald bei Hohen Pritz
Das Gebiet wurde in früheren Zeiten als Standortübungsplatz genutzt und besticht durch teils heideartiges Gelände.
Am Sonnabend, dem 09. August 2014, lud das mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar wieder zu einer öffentlichen Pilzlehrwanderung ein. Nach einer kurzen Begrüßung starteten wir sogleich von Wismar aus zum Zielgebiet. Weitere Pilzfreunde erwarteten uns auf dem Parkplatz in Dabel. Wir fuhren nun noch ein Stück weit in Richtung Hohen Pritz und erreichten sogleich unseren Zielwald. Es handelt sich bei diesem Gebiet vorwiegend um sandige Nadel- und Mischwaldbereiche sowie Heidegebiete auf sauren Böden. Also ein klassisches Speisepilzrevier. Maronen, Butterpilze, Pfifferlinge, Birken- und Steinpilze, aber auch viele Wulstlinge, Milchlinge und Täublinge sind hier zu hause. Solche Gebiete haben allerdings um diese Jahreszeit einen Nachteil. Sie trocknen im Sommer oft schnell aus und sind dann entsprechend pilzarm. Ist der Sommer allerdings eher durchwachsen und regnerisch, dann kann es auch hier schon richtig zur Sache gehen. Es kann viele Pfifferlinge, Perlpilze, Täublinge, aber auch schon Maronen oder Ziegenlippe sowie die ersten schönen Krausen Glucken geben. In feuchten Sommern ist hier allerdings auch ein sehr attraktiver Röhrling zu hause, der schon bei unzähligen Pilzsammlern für eine bittere Überraschung gesorgt hat, der Gallen – Röhrling. Er wandert immer wieder als vermeintlicher Stein- oder Birkenpilz in die Körbe unkundiger Pilzsammler. Ist man allerdings mit einem Fachmann unterwegs, sollte dieses Szenario ausgeschlossen werden können, denn die wichtigen Unterschiede zu den leckeren Speisepilzen können an Ort und Stelle heraus gearbeitet werden. Nun war es in den Vorwochen hochsommerlich warm und ergiebigere Regenfälle setzten erst vor gut 10 Tagen ein. So war das Aufgebot an Frischpilzen noch sehr dürftig, aber viele Kleinarten wiesen bereits darauf hin, dass es bald etwas besser werden könnte. Aufgrund des vorübergehenden Regens verkürtzten wir die Route etwas und waren schon am späten Vormittag durch.
Als wir starteten, schien noch die Sonne, das sollte sich aber bald ändern.
Links sehen wir den Bützower Pilzberater Klaus Warning bei Erläuterungen zu verschiedenen Kleinarten, die den Waldweg säumten.
In diesem Falle ein Düngerling (Panaeolus) oben und ein Ackerling (Agrocybe) unten.
Auch kleine Bauchpilze waren immer wieder dabei. Hier sehen wir den Wiesen – Staubbecher (Vacsellum pratense) Wie alle Stäublinge und Boviste, bis auf die Kartoffel – Hartboviste, sind alle Vertreter im Prinzip jung essbar. Sie müssen noch Druckfest und innen weiß sein. So dürfen die Staubbecher auch in den Korb wandern.
Gleiches gilt für den Bleigrauen Bovist (Bovista plumbea). Besonders wenn er bereits zu reifen beginnt und die Innenmasse gelbgrünlich verfärbt, platzt die äußere Hülle auf Druck wie eine Eierschale auf.
Die heute gestellte Frage, warum die Düngerlinge eigentlich Düngerlinge heißen, konnte eindrucksvoll an diesem Beispiel beantwortet werden, auch wenn nicht alle Vertreter dieser leicht giftigen Gattung direkt auf Mist wachsen.
Es dauerte nicht lange und der Himmel verdunkelte sich. Die angekündigte Regenfront zog auf.
Dieser Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron) war der einzige Röhrling der heutigen Wanderung. Leider darf er nicht mehr gegessen werden. Der stellenweise zu sehende, graue Belag, verrät uns, dass er vom Goldschimmel befallen ist. Dieser macht den Speisepilz zu einem Giftpilz.
Früher wurden von einigen Feinschmeckern hauchdünne Scheiben des giftigen Kartoffel – Hartbovistes (Scleroderma citrinum) zum Würzen von Speisen verwendet. Auch sollen wertvolle Trüffeln mit ihm gefälscht worden sein.
Schon der Blick durch eine Lupe kann dem Betrachter ungeahnte Perspektiven eröffnen. Für jeden Feldmykologen eigentlich unerlässlich. Es wird Zeit, dass ich mir endlich auch wieder eine zulege.
Plötzlich schallten euphorische Begeisterungsrufe durch den Wald. „Kommt alle her, soo viele Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) gibt es hier“!
Da waren auch unsere Jüngsten nicht mehr zu bremsen.
Aber auch der Lilablättrige Mürbling (Psathyrella candolleana) ist eine Delikatesse und als Suppenpilz sicher viel bekömmlicher als Pfifferlinge!
Was man von diesem monströsen Samtfuß – Krempling allerdings nicht behaupten kann. Natürlich ist hier der Pilz und nicht das T – Shirt gemeint, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen!
Der Regen wurde immer stärker. Da war erst einmal unterstellen angesagt.
Und ein Blick in den Korb geworfen. Da wir heute an die 20 Leute waren, wurden die Pfifferlinge schon beim Sammeln aufgeteilt. Für eine kleine Mahlzeit hat es aber für viele gereicht.
Auch diese Rissigen Ackerlinge (Agrocybe dura) dürfen zum Verspeisen in den Korb gelegt werden.
In diesem trockenen und sandigen Heidegebiet war der Regen ein Segen. Es grünt und blüht, als wäre hier der zweite Frühling ausgebrochen.
Schließlich ging es mit großen Schritten wieder in Richtung der Autos.
Unser Abschlusoto. Eigentlich waren wir heute 20, aber drei Pilzwanderer hatten sich schon vorher verabschiedet, da sie ein zweijähriges Kind dabei hatten. 09. August 2014 im Wald zwischen Dabel und Hohen Pritz.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!