Die Schneeschmelze

Unsere Großpilze im Wandel der Jahreszeiten

Die Schneeschmelze

(Januar – März)

Die Zeit zwischen Hochwinter und Vorfrühling ist der Zeitraum, wo es die wenigsten Frischpilze in der Natur gibt. Das heißt, Pilzarten deren Fruchtkörper sich vom Erscheinen bis zum Vergehen nur wenige Tage oder Wochen halten. Pilzarten mit fester Konsistenz wie Porlinge und Schichtpilze bilden viel länger ausdauernde Fruchtkörper die unter Umständen Jahre bis Jahrzehnte überdauern und weiter wachsen können. Sie sind immer zu finden, zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung.

Der eigentliche Hochwintermonat ist der Januar mit teils strengen Frösten, Eis und Schnee. Für die meisten unserer heimischen Großpilze die denkbar schlechtesten Wachstumsbedingungen. Zwar sind unsere Winter in Mecklenburg meist atlantisch geprägt, wobei ein Tiefdruckgebiet mit milder Luft oft das nächste ablöst, aber dennoch, es kommt zwischendurch immer wieder zu Kaltlufteinbrüchen. Dieser ständige Wechsel von Tauwetter und Frostperioden setzt sich bis in den März hinein fort, so dass die Bezeichnung „Schneeschmelze“ meist für den gesamten Zeitraum zutreffend ist.

Typische Pilzarten für diesen Aspekt sind:

Kätzchen Becherling (Ciboria amentacea) – kleine, rund 0,5 cm „große“ Becherchen auf Erlenkätzchen. Ohne Speisewert.

Winterporling (Polyporus brumalis)  – kleine bis mittelgroße Hutpilze auf altem Laubholz, besonders Buche und Birke. Ungenießbar.

Österreichischer Prachtbecherling (Sarcoscypha austriaca) – leuchtend rote Becherlinge auf abgefallenen Laubholzästen. Ungenießbar.

Österreichischer Kelch- oder Prachtbecherling (Sarcoscypha austriaca). Foto Andreas Okrent, Anfang Januar 2013.

Österreichischer Kelch- oder Prachtbecherling (Sarcoscypha austriaca). Foto Andreas Okrent, Anfang Januar 2013.

Fichten – Zapfenrübling (Strobilurus esculentus) – kleine Blätterpilze, die aus alten Fichtenzapfen herauswachsen und essbar sind.

Es gibt aber auch richtig gute und ergiebige Speisepilze um diese Jahreszeit: Austern – Seitling (Pleurotus ostreatus) und Samtfuß – Winterrübling (Flammulina velutipes). Beide sind leicht kenntlich und auch recht häufig zu finden. Sie wachsen an Holz, besonders von Pappel, Buche, Weide und anderen Laubhölzern. Giftpilze gibt es jetzt kaum, es sei denn, es herrscht längere Zeit frostfreie Witterung. Dann können auch giftige Grünblättrige Schwefelköpfe auftauchen, die bei sehr oberflächlicher Betrachtung mit dem Samtfuß – Winterrübling zu Verwechslungen Anlass geben könnten. Ein vorzüglicher Speisepilz ist hingegen der Graublättrige Schwefelkopf, der im Winterhalbjahr gelegentlich an Nadelholz zu finden ist. Auch können anfangs noch einige Nachzügler aus dem Spätherbst auftauchen: Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus), Grauer Erdritterling (Tricholoma terreum), Trompeten – Pfifferling (Cantharellus tubaeformis) und Violetter Rötelritterling (Lepista nuda). Im März können dann schon die ersten „Frühaufsteher“ wie Frühlingsmürbling (Psathyrella spadiceogrisea), Schildförmige Scheibenlorchel (Paxina leucomelaena), Morchelbecherling (Disciotes venosa), die sehr seltene, giftverdächtige Riesen – Lorchel (Gyromitra gigas) und die giftige Frühjahrs – Lorchel (Gyromitra esculenta) auftreten. Voraussetzung ist allerdings ein milder, feuchter Winter.