23.04.2025 – MTB 2232/2 bei Kirch Grambow
23.04.2025 – Mittwochsexkursion
Mittwochsexkursion im Messtischblatt Gadebusch
Auch für interessierte Pilzfreundinnen und Pilzfreunde
MTB 2232/2 – Wedendorfer See bei Kirch Grambow

Blick auf den Wedendorfer See aus Richtung Kirch Grambow. Das naturnahe Seeufer ist fast vollständig von einem Schilfgürtel umgeben, an dem sich überwiegend ein Laubwaldgürtel und ausgedehnte Feucht- bzw. Grünlandflächen anschließen.Foto: Christopher Engelhardt
Der zweite Quadrant des Messtischblatts Gadebusch stand an. Ende April ist die Natur langsam erblüht – aber an der Pilzfront tat sich aufgrund der langanhaltenden Trockenheit leider noch nicht so viel. Dementsprechend waren unsere Erwartungen auch nicht sehr hoch.
Ist es nicht zu trocken oder kalt, ist Ende April eine gute Zeit, sich nach den heißbegehrten Morcheln umzusehen. Der 2. Quadrant umfasst das Gebiet zwischen Köchelsdorf, Othensdorf und Botelsdorf. Zu den genannten Morcheln sei gesagt: Es gibt sie auf jeden Fall in diesem Bereich! Wo genau wird natürlich nicht verraten.
Es geht bei den Mittwochsexkursionen allerdings nicht nur um Speisepilze, sondern um alle Pilzarten, die wir finden können, um diese zu kartieren. Interessante Bereiche für die Exkursion boten sich reichlich. Zum einen war das Düsterhorn eine Option. Das Waldgebiet zwischen Othensdorf und Wedendorf war in den letzten Jahren schon einmal Ziel einer geführten Wanderung.
Wir entschieden uns aber aufgrund der Trockenheit für das nördliche Ufer des Wedendorfer Sees und begannen unsere Exkursion beim Friedhof in Kirch Grambow. Friedhöfe sind manchmal lohnende Bereiche, wenn es um interessante und seltene Pilzarten geht.
Wir – das waren insgesamt 11 Teilnehmer des Pilvereins der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. sowie Torsten Richter vom Pilzverein „Heinrich Sternberg“ Rehna e.V.. Unsere Vereinsmitglieder Bea und Christian aus Berlin, die gerade Urlaub in Schwerin machten, ließen es sich nicht nehmen, an dieser Kartierungs-Exkursion teilzunehmen. Am Ende konnten wir wieder fast 50 Pilzarten finden und für die Kartierung bestimmen und aufschreiben.
Auch in diesem Beitrag möchten wir euch einige meist nicht beachtete Kleinpilze nicht vorenthalten, die Torsten Richter nachträglich mikroskopisch bestimmt hat und uns die wunderschönen Fotos zur Verfügung gestellt hat.
Catrin (Text, Fotoauswahl und -beschriftung, Artenliste)

Dieses mal machten wir unser obligatorisches Foto gleich zu Beginn der Exkursion. Der Backsteinbau der Kirche in Kirch Grambow aus dem 13. Jahrhundert mit seinem Fundament aus Feldsteinen bot die beste Kulisse.
Oben v.l.n.r.: Maria, Chris, Torsten, Bea
Unten v.l.n.r.: Angeli, Catrin, Sylvina, Phillip, Christian, Michael
Foto: Angeli Jänichen

Und los ging es vom Friedhof in Richtung See. Was Michael da wohl gefunden hat?
Foto: Angeli Jänichen

Es handelte sich tatsächlich um den 1. Morchelbecherling (Disciotis venosa), den wir dieses Jahr zu Gesicht bekamen. Ein trotz des Chlorgeruches wohlschmeckender Speisepilz, der der Speisemorchel in nichts nachsteht. Selbst die Weinbergschnecke zog bei dem Chlorgeruch ihre Fühler ein, mit denen sie nicht nur sehen, sondern tatsächlich auch riechen kann.
Foto: Angeli Jänichen

Weiter ging es in den Uferbereich, wo uns bereits „Morchelanzeiger-Pflanzen“ begrüßten. Hier Hohler Lerchensporn (Corydalis cava).
Foto: Christopher Engelhardt

Nach diesen Morchelanzeiger-Pflanzen ließ der Fund der ersten Käppchenmorchel (Morchella semilibera) inmitten von Scharbockskraut (Ficaria verna) – einem weiteren Morchelanzeiger – nicht lange auf sich warten.
Fotos: Beatrice Seidel

Und es sollte nicht die einzige Käppchenmorchel bleiben, die sich im Uferbereich finden ließen. Die Käppchenmorchel wird auch Halbfreie Morchel genannt. Merkmale sind ein hohler Stiel, der mit dem Hut zu einem Drittel verwachsen ist (halbfrei) und einem meist zugespitzten Käppchen.
Foto: Angeli Jänichen

Maria guckt Phillip interessiert bei einem weiteren Fund zu, den er zum Mikroskopieren und weiterer Bestimmung mit nach Hause nimmt.
Foto: Angeli Jänichen

Danach sind Torsten und Phillip dann erst einmal „abgetaucht“, um sich ihren heiß geliebten Ascomyceten (Schlauchpilze) im Schilf- und Uferbereich zu widmen.
Foto: Angeli Jänichen

An äußeren Blattscheiden von Ufer-Segge (Carex riparia) kann man „Ufer-Seggen Weichbecherchen“ (Mollisia pilosa) finden.
Foto und Bestimmung: Torsten Richter

Hingegen lassen sich an den äußeren Blattscheiden der Sumpf-Segge (Carex acutiformis) „Sumpf-Seggen Weichbecherchen“ (Mollisia asteroma) finden.
Foto und Bestimmung: Torsten Richter

Und auch an feuchtliegenden Schilfrohr-Stängeln (Phragmites) kann es kleine Pilzchen geben. Hier das „Sumpf-Weichbecherchen“ (Mollisia palustris).
Foto und Bestimmung: Torsten Richter

Aber nicht nur im Schilfgürtel sind Torsten und Phillip fündig geworden. Auch im morastigen Bereich lassen sich mit scharfem Blick Kleinstpilze auf feucht liegenden Ästen, Zweigen oder verrottenden Fruchtkörpern von Bäumen finden.
Foto: Angeli Jänichen

Erlenblatt-Stromabecherling (Ciboria conformata) an skelettierten Erlen-Blättern (Alnus cf).
Foto und Bestimmung: Torsten Richter

Weißbleibendes Laubholz-Haarbecherchen (Lachnum pudibundum) an an feuchtliegenden Weiden-Ästchen (Salix)
Foto und Bestimmung: Torsten Richter

Grevilles Warzen-Haarbecherchen (Cistella grevellei) an vorjährigen Stängelresten vom Wolligen Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus). Dieser Pilz wurde nach Robert Kaye Greville (1794 -1866), einem britischen Botaniker und Mykologen benannt.
Foto und Bestimmung: Torsten Richter

An einem Ast der Roßkastanie hat Torsten dann auch noch die Violette Schneckenbasidie (Helicobasidium brebissonii) gefunden.
Es handelt sich um eine Pilzart aus der Familie der Ohrlappenpilzverwandten (Auriculariaceae). Die Fruchtkörper der fast weltweit verbreiteten Art sind rosa-violett, filzig bis membranös und resupinat. Der Pilz wächst parasitisch an Stämmen, Wurzeln und Rinden von Bäumen, Kräutern und Sträuchern, vor allem in Erdbodennähe.
Foto und Bestimmung: Torsten Richter

Wurzelfäule auf Karotte verursacht durch die Violette Schneckenbasidie. In der Landwirtschaft als Violetter Wurzeltöter bekannt, richtet der Pilz vor allem im Anbau von Zuckerrüben, Karotten, Luzernen und Kartoffeln Schaden an.
Quelle und Foto: Wikipedia

Auch diesen Fund und das grandiose Foto von Torsten wollen wir euch nicht vorenthalten. Ihr seht hier einen Pustelpilz (Dialonectria diatrypicola) , der auf dem Blasigen Eckenscheibchen (Diatrype bullata) fruktiziert. Das ganze an Grauweide-Ästen (Salix cinerea).
Foto und Bestimmung: Torsten Richter

Aber nicht nur Kleinstpilze sind im feuchten morastigen Bereich zu finden. Hier sehen wir den Steifstieligen Tintling (Coprinellus hiascens).
Foto und Bestimmung: Torsten Richter

Jetzt erst einmal genug von den Ascomyceten… Die anderen wanderten inzwischen ohne Gummistiefel den befestigten Weg entlang.
Foto: Angeli Jänichen

Auch hier gab es Interessantes zu entdecken – uns interessiert ja alles in der Natur. Violetter Ölkäfer (Meloe violaceus).
Foto: Christopher Engelhardt

Auch Speisepilze zeigten sich auf unserem weiterem Weg Richtung Schloss Wedendorf. Hier sehen wir den Schuppigen Poring (Polyporus squamosus) an einer Kastanie.
Foto: Angeli Jänichen

Dann erreichten wir Schloss Wedendorf. Die Anlage wurde 1697 für Andreas Gottlieb von Bernstorff errichtet. Das denkmalgeschützte Schloss wurde saniert und befindet sich im Privatbesitz.
Foto: Beatrice Seidel

Und hier wurde es noch einmal richtig interessant! Torsten bringt seine Kamera in Stellung…
Foto: Angeli Jänichen

Endlich Pilze mit Hut und Stiel! Der Behangene Faserling (Psathyrella candolleana) unter einer Schwarzpappel (Populus nigra).
Foto und Bestimmung: Torsten Richter
Die Artenliste vom nördlichen Teil des Wedendorfer Sees bei Kirch Grambow im MTB 2232/232
Judasohr (Auricularia auricula-judae), Münzenförmige Kohlenbeere (Biscogniauxia nummularia), Orangefarbenes Brennnesselbecherchen (Calloria neglecta), Maipilz (Calocybe gambia), Erlenblatt-Stromabecherling (Ciboria conformata), Grevilles Warzen-Haarbecherchen (Cistella grevellei), Steifstieliger Tintling (Coprinellus hiascens), Pokalförmiger Krönchenbecherling (Cyathicula cathoides), Rötende Tramete (Daedaleopsis confragosa), Holzkohle-Kugelpilz (Daldinia concentrica agg.), kein deutscher Trivialname (Dennisiodicus ripariae nom. prov. Baral), „Eckenscheibchen-Pustelpilz“ (Dialonectria diatrypicola), Blasiges Eckenscheibchen (Diatrypella bullata), Buchen-Eckenscheibchen (Diatrype disciformis), Aderiger Morchelbecherling (Disciotis venosa), Zunderschwamm (Fomes fomentarius), Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola), Violette Schneckenbasidie (Helicobasidium brebessonii), Bartloses Nagelbecherchen (Hymenoscyphus imbernis), Rotbraune Kohlenbeere (Hypoxlon fuscum), Eschen-Kohlenbeere (Hypoxlon petriniae), Vielgestaltige Holzkohlenbeere (Jackrogersella multiformis), Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta), Weißbleibendes Laubholz-Haarbecherchen (Lachnum pudibundum), Winterstiel-Porling (Lentinus brumalis), Zugespitzter Kugelpilz (Leptosphaeria acuta), Blutmilchpilz (Lycogala epidendrum), Käppchen-Morchel (Mitrophora semilibera), „Sumpf-Seggen-Weichbecherchen“ (Mollisia asteroama) , „Sumpf-Weichbecherchen“ (Mollisia palustris), „Ufer-Seggen-Weichbecherchen“ (Mollisia pilosa), Kerndrüsling (Myxarium nucleatum), Braunhaariger Scheibchentintling (Parasola auricoma), Rostbrauner Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus), Krauser Adernzähling (Plicatura crispa), Schuppiger Porling (Polyporus squamosus), Sklerotienporling (Polyporus tuberaster), Behangener Faserling (Psathyrella candolleana), Wollbecherchen (Psilachnum acutum), Kastanienbrauner Moschuskrautrost (Puccinia adoxae), Giersch-Rost (Puccinia-aegopodii), Buckeltramete (Trametes gibbosa), Schmetterlingstramete (Trametes versicolor), Scharbockskraut-Rost (Uromyces ficariae), Erlen-Schillerporling (Xanthoporia radiata), Buchenfruchtschalenholzkeule (Xylaria carpophila), Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon)
Wann startet die nächste Lehrwanderung? – Siehe unter Termine!