Tagebuch August 2017/2

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter/Pilze August 2017/2

Mitte August, eigentlich die beste Zeit für wärmeliebende Dickröhrlinge. Aber die Wärme ist in diesem Hochsommer bei uns im wesentlichen ausgeblieben. Deshalb hier ein Vertreter dieser Gattung, der es durchaus kühler mag, da er in Gebirgslagen wesentlich häufiger vorkommt, als bei uns im Flachland. Das Foto entstand am 12.08.2017 in etwa 500 Metern über dem Meeresspiegel, bei Schierke im Harz, am Fuße des Brocken. Der schöne Röhrling wächst dort häufig unter Fichten, bei uns finden wir ihn eher seltener unter Buchen. Ungenießbar.

Mittwoch 16. August (Tag der Achterbahn) – Achterbahn lief dieser Sommer bisher in sofern, dass er nur kurzzeitig mal einen Schwall sommerlich warmer Luft bis zu uns transportierte, der dann aber gleich wieder von Regen und Gewittern vertrieben wurde. Heiß war der Sommer bisher eher in Süddeutschland und natürlich auch in den Alpen – Ländern, die immer wieder heftige Hitzewellen abbekommen haben. Dafür war es bei uns im großen und ganzen Dauerfeucht und besonders in Nadelwäldern und Parkanlagen herrschte ein recht ordentliches Pilzaufkommen. In unseren guten Buchenwäldern war kaum etwas los.

Der Pilzsommer ist damit beendet und in der Aspekt – Abfolge des Jahres beginnt nun der Herbst (Mitte August bis Mitte Oktober). Für die meisten die eigentliche Pilzzeit. Trotz weiterhin genügender Feuchtigkeit, manche Wälder sind durchaus klatschnass, herrscht zur Zeit Flaute. Ich habe es bisher noch nicht thematisiert, aber es ist um diese Jahreszeit durchaus normal und fast in jedem Jahr so, auch wenn gute Bedingungen herrschen. Es ist die Spätsommer – Depression, die in unseren Breiten oft zu beobachten ist und meist von Mitte August bis Mitte September anhält. Der Pilzsommer liegt hinter uns und nun herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Dieser kann durch Starkregenereignisse Ende des Monats oder in der ersten September – Dekade ausgelöst werden oder sich allmählich entwickeln bei weniger impulsiven Niederschlägen. Er kann aber auch ausbleiben, sollte sich auf längere Zeit trockenes Wetter durchsetzen, dann heißt es hoffen auf den Spätherbst. Diese Beurteilung der aktuellen Lage ist natürlich mit Vorsicht zu genießen, aber es sind langjährige Beobachtungen dahinter die durchaus nicht von der Hand zu weisen sind. In anderen Regionen mag die Rhytmik durchaus eine andere sein, so wie wir dieser Tage im Harz gesehen haben. Dort gibt es reichlich, aber der richtige Herbstaspekt steht auch hier erst vor der Tür.

Für Raritäten – Jäger ist aber auch in der Spätsommer – Depression interessantes zu entdecken. Gerade der August und September kann diesbezüglich vieles aus dem Ärmel zaubern, was nicht alltäglich ist. So auch der Kleinste Scheidling (Volvariella pusilla) den Christian Ehmke kürzlich in parkartigem Gelände entdeckte. Er ist in M-V bisher zerstreut nachgewiesen. Kein Speisepilz.

Donnerstag, 17. August (Tag der schwarzen Katze) – Diese lief mir heute zum Glück nicht über den Weg. Großes Glück hatte ich dennoch nicht bei meiner Suche nach einem Ausweichrevier für unsere Nachtwanderung. Nachdem ich gestern ganztägig im Steinpilz war und bis gegen Mitternacht endlich den Bericht von unserer kleinen Harz – Reise fertig hatte, stand heute immer noch einiges an, so dass ich erst am späten Nachmittag in den Wald fuhr. Es ist nicht einfach, ein Plätzchen für unseren Mitternachtsimbiss zu finden, der nicht im Bereich der für den öffentlichen Verkehr gesperrten Waldwege liegt. Das ist mir jetzt um so wichtiger, damit ich nicht erst noch einen neuen, ordentlichen Antrag bei einem anderen Forstamt wegen einer Fahrgenehmigung stellen muss. Jetzt gibt es nur noch die obligatorische Ankündigung an das Zentrale Forstamt in Malchin, wo ich jede Wanderung im Vorfeld anzeige. Kommt keine Gegenanzeige, und das war bisher noch nie der Fall, wird gewandert. Im Forst Gädebehn ging es mir im Prinzip nur um die Fahrgenehmigung. Hätte ich diese nicht beantragt, hätte wohl kein Hahn danach gekräht, ob wir nachts wandern oder nicht. Aber im Zuständigkeitsbereich Gädebehn ist es wohl doch noch etwas anderes. Auch bei ganz normalen Wanderungen hat man schon versucht, uns diese zu untersagen und erschien am Zweittreffpunkt. Das war letztes Jahr in der Demener Räumde. Es waren viele Leute damals dabei und sogar eine Reporterin von der Schweriner Volkszeitung. Man hielt mit vor auf dem Grund und Boden der Privatwaldbesitzer kräftig zu verdienen. Ich führte an, dass 5.00 € pro Teilnehmer ja nun wirklich nicht der Rede wert sind und diese fließen noch in den Erhalt der Wismarer Pilzberatungsstelle ein. Mit Kohle verdienen hat das wirklich nichts zu tun! Da nun auch die Presse dabei war, war dieser Versuch doch wohl eher etwas peinlich. Im übrigen ist gestern in der Schweriner Volkszeitung ein schöner, bebilderter Artikel erschienen, der das Verbot der Nachtwanderung vom Forstamt Gädebehn thematisiert. Ich fürchte aber, er wird nichts mehr an den Tatsachen ändern, da der federführende Amtsleiter wohl im Urlaub sein soll. Gefunden habe ich heute noch nicht das richtige, aber die Zeit drängt, bis Anfang nächster Woche sollte mir etwas eingefallen sein.

Irena teilte mir mit, dass es den beiden Patienten, mit dem Verdacht auf eine Knollenblätterpilzvergiftung vom 03. August in Schwerin, die sich auch bestätigt haben soll, wieder besser geht. Sie sind aber noch krank geschrieben. Bei der Frau war es höchste Eisenbahn. Ihr Glück war, dass sie sofort nach auftreten der ersten Symptome in die Notaufnahme gegangen sind, sonst wäre es wohl zu spät gewesen!

Das Wetter zeigte sich heute recht freundlich zu den aktuell wenigen Pilzen. Feuchtwarm und gegen Abend kamen flächendeckend schauerartige Regenfälle auf, die über ganz M-V hinweg zogen. Ich denke zwischen 5 und 10 l/qm sollten es wieder gewesen sein. Ich bin jedenfalls ordentlich nass geworden!

Auf der Suche nach einem Imbissunterstand war ich heute im Raum Neukloster und Schlemmin unterwegs. Im Schlemminer Forst würde am Fernsehturm eine kleine Hütte stehen und der Platz ist auch öffentlich. Da es anfing zu regnen, hatte ich keine Lust mehr weiter zu fahren und drehte eine kleine Runde im Wald. Es gab kaum Frischpilze. Einige Waldfreund – Rüblinge, wenige, aber verschiedene  Täublinge, Gilbende Erdritterlinge oder dieser Steinpilz (Boletus edulis), der sich an einer Böschung des Straßenrandes postiert hatte und sozusagen der Restposten des vergangenen Schubes sein dürfte. Die Spanische Wegschnecke tut sich gütlich an ihm. Standortfoto 17.08.2017 im Schlemminer Staatsforst.

Freitag, 18. August (Tag der Wissenschaft) – Die Wissenschaft von den Pilzen ist die Mykologie. Ich bin zwar kein Wissenschaftler, betätige mich aber zumindest als Zuträger für wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich der Häufigkeit und Verbreitung der Großpilze, insbesondere im Raum Nordwestmecklenburg. In diesen Sinne war ich heute auch wieder unterwegs. Ich holte die Mittwochsexkursion der letzten Woche nach, als mir die erfolgreiche Kontrolle meiner produktivsten Sommersteinpilz – Standorte wichtiger war. Ich muss meinen Jahresbestand an getrockneten Steinpilzen im wesentlich in den Sommer Monaten zusammentragen, da ich im Herbst zu wenig Zeit dazu habe. So stand heute der Messtischblatt – Quadrant 2034/2 auf dem Programm. Ein nahezu waldfreier Quadrant. Er schließt den südöstlichen Bereich der Insel Poel, ein Stück Ostsee und einen Zipfel Binnenland mit der Ortschaft Groß Strömkendorf ein. Sozusagen das Tor zur Insel. Hier gibt es einen verwilderten Gutspark mit uralten Eichen. Die Strömkendorfer Eichen. Ein wirklich kleines Gebiet, dass heute leider stark eutrophiert ist, so dass sich Brennnesseln, Brombeeren und andere Kräuter stark ausgebreitet haben. Dazu wird er auch noch als Entsorgungsstandort für allerlei pflanzlichen Abfall wie Stroh, Strauch – und Baumschnitt oder Gartenabfälle genutzt. In den 1970er und 80er Jahren war das Gebiet noch besser intakt und es gab sogar Stellen wo einige Röhrlinge und Täublinge wuchsen. Bis auf mögliche Rotfüßchen ist heute wohl dahingehend kaum noch etwas zu erwarten. So war auch meine Artenausbeute denkbar gering. Untersucht man dieses Gebiet aber wirklich intensiv mit Äste und Stämme drehen, dürfte aber durchaus mehr zu holen sein. Auch zu besseren Zeiten, da momentan vorübergehend Flaute herrscht. Hier die Mini – Artenliste: Nelkenschwindling, Spitzschuppiger Schirmpilz, Halsband – Schwindling (er war heute Aspekt – bildend), Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Samtiger Schichtpilz, Eichen – Rindensprenger, Weißer Schirmpilz (bester Fund!), Wulstiger Lackporling und Ansehnlicher Scheidling.

Im übrigen habe ich heute ein neues Gebiet für unsere Nachtwanderung festgelegt. Das heißt, neu ist es eigentlich nicht, da wir hier schon einmal eine sehr erfolgreiche Nachtwanderung absolvierten. Es handelt sich um das Mildenitz – Gebiet. Hier ist eine öffentliche Zufahrt, ein Parkplatz und eine bestens ausgestattet Picknick – Ecke mit mehreren, überdachten Unterständen vorhanden, an der wir gut und gerne 50 Leute verköstigen könnten. Wir werden dieses mal aber eine andere Route nehmen, denn der Wald ist groß und weiträumig sowie von vielversprechender Struktur. Siehe unter „Termine“. Ich habe die Veranstaltung bereits bei der Landesforstzentrale angezeigt und hoffe, sie machen uns hier keine Schwierigkeiten.

Das Wetter zeigte sich heute bei moderater Wärme eher regnerisch. Von Südwesten zogen immer wieder Regenfälle und Gewitter über M-V. Auch das mögliche, beständige Sommerhoch wird sich wohl in der nächsten Zeit kaum etablieren können. Es bleibt wohl wechselhaft und immer wieder können Schauer und Gewitter durchziehen oder auch durchaus kräftigere Regengenbiete. Folgt man der Mondtheorie, sollte es spätestens zum Monatswechsel an der Pilzfront wieder besser werden?!

Der Halsband – Schwindling (Marasmius rotula) war heute der häufigste Frischpilz in den Strömkendorfer Eichen. Er besiedelt oft massenhaft kleine Laubholz – Zweige und kann hier einzeln oder in kleinen Büscheln vorkommen. Sein Hut erinnert von oben an einen aufgespannten Fallschirm. Die weitstehenden Lamellen erreichen nicht den Stiel. Sie enden an einem Collar, das den Stiel ringförmig unterhalb des Hutes umgibt und in das der Stiel hinein läuft. Ohne Speisewert.

Sonnabend, 19. August (Tag der Honigbiene) – Nach Honig riechende Pilze fanden wir auf unserer heutigen Pilzwanderung nicht. Honigartige Gerüche bei Pilzen kommen meist bei sehr gefährlichen Arten vor, allen voran dem Grünen Knollenblätterpilz!

Ziel der heutigen, öffentlichen Pilzlehrwanderung, war  ein Waldgebiet bei Friedrichsruhe, zwischen Crivitz und Parchim. Mischwald mit Buchen, Eichen, Erlen, Fichten, Birken u. a. Bäumen, auf eher leichteren Böden. Die Wanderung war gut besucht und das Interesse der Pilzfreunde an einer lehrreichen Pilzsuche war hoch. So hatte ich viel zu erzählen. Das Pilzaufkommen war insgesamt für die Jahreszeit zwar recht bescheiden, dafür aber sehr vielseitig. Die Körbe der Speisepilzsammler wurden allerdings nur spärlich gefüllt. Es war eben eine Lehrwanderung, die es ja auch sein soll. Für einige bereits zu viel an neuem Pilzwissen um sich alles zu merken und einzuprägen. So hat es mir heute viel Spaß gemacht und ich hoffe auch für die meisten Teilnehmer war es durchaus kurzweilig. Siehe unter „Pilzwanderung bei Friedrichsruh“.

Das Wetter zeigte sich leicht durchwachsen. Wir kamen zwar trocken durch die Wanderung, aber schon auf der Heimfahrt kamen einzelne, durchaus heftige Starkregenschauer auf. So wird es auch in der Nacht und morgen weitergehen. Insbesondere morgen liegt über dem Ostsee – Küstengebiet sehr kalte Luft in der Höhe, die die Schauer und Gewittertätigkeit kräftig anheizen könnte. Mir soll es recht sein, lassen wir es regnen!

Über diese Pilze habe ich mich heute am meisten gefreut, sind sie doch nicht so häufig bei uns zu finden. Es handelt sich um den Seidigen Ritterling (Tricholoma columbetta). Wir finden ihn meist unter Eichen, Birken oder Buchen auf eher sandigen Böden. Er ist rein weis gefärbt. Auf dem Hut seidig und glattfaserig, auf dem Stiel mitunter etwas blaugrünlich schimmernd. Geruch mehlartig. Guter Speisepilz, teils sogar, wo er häufiger vorkommt, als handelsfähiger Marktpilz zugelassen. Aber Achtung, nicht mit ähnlichen, teils stinkenden Ritterlingen wie dem Strohblassen Ritterling unter Birken verwechseln! Standortfoto am 19.08.2017 im Wald bei Friedrichsruhe.

Sonntag, 20. August (Welt – Moskito – Tag) – Mit anderen Worten: Tag der Mücken. In diesem Jahr haben wir sogar einen Sommer der Mücken. Durch die feuchte Witterung haben sie sich massenhaft vermehrt und nicht nur im Wald kommt man ohne Mückenspray kaum aus. Auch beim Schreiben dieser Zeilen nervt mich eine von ihnen, aber nicht mehr lange!

Heute bin ich bei schauerlichem Wetter in das Mildenitzgebiet gefahren, dort wo nun unsere Nachtwanderung am kommenden Freitag stattfinden soll. Im groben kenne ich das umfangreiche Waldgebiet, aber sicherheitshalber bin ich heute die Strecke abgelaufen, die wir Freitag Nacht auf der Suche nach Frischpilzen mit Stirnlampen bewaffnet durchwandern wollen. Ich musste mir dabei einige Eckpunkte einprägen, die auch in dunkler Umgebung gut wieder zu erkennen sind. Vor wenigen Jahren haben wir hier schon einmal sehr erfolgreich nachtgewandert. Dieses mal wollen wir aber eine andere Route einschlagen. Die neue Runde ist wieder recht umfangreich und wir werden drei bis vier Stunden dafür einplanen müssen. Laub- und Nadelforste von allerbester Güte! (Die Mücke ist erledigt!). Ja, streckenweise von einer Qualität, wie wir sie kaum noch in unseren Wäldern und Forste antreffen können. Es wird hinsichtlich des Pilzaufkommens sicher keine Leerwanderung, denn Frischpilze gab es heute mehr als reichlich. Das dürfte sich bis Freitag kaum ändern. Nur die Artenvielfalt und auch das Angebot an volkstümlichen Speisepilzen ließ sehr zu wünschen übig. Es herrschte ein ausgeprägter Russula ochroleuca – Aspekt (Zitronen-, Ocker-, oder Gelbweißer Täubling zu deutsch). Wer diesen minderwertigen, wenig schmackhaften Speisepilz ernten möchte, sollte Waschkörbe und Wannen mitbringen! Die beliebten Klassiker waren hauptsächlich durch Pfifferlinge vertreten. Meist kleinere aber auch richtig große Exemplare, die teils weithin leuchteten. Ich traute mir nicht einen einzigen von ihnen auch nur zu berühren, geschweige denn einzusammeln. Obwohl ich einige  gut für meine Ausstellung, die morgen nach zwei Wochen Pause wieder neu bestückt wird, hätte gebrauchen können. Größere, besonders auffällige Nester mit Prachtpfifferlingen deckte ich etwas ab. Mal schauen, ob wir Freitag Nacht noch welche von ihnen entdecken können. Röhrlinge waren fast nur durch Gallen – Röhrlinge vertreten, sieht man einmal von einem frischen Rotfüßchen und einem jungen Fichtensteinpilz ab. Ich denke also, es werden im Schein unserer Lampen viele Pilze erleuchten und da spielt es keine so große Rolle, ob es die dicksten Steinpilze sind oder nicht. Auf das Entdecken bei Dunkelheit kommt es an und auf die ganz besondere Atmosphäre, die solch eine stimmungsvolle Wanderung in der Dunkelheit und Stille des Waldes auf die Teilnehmer ausübt. Am Ende gibt es ohnehin von unserer guten Seele Irena einen herzhaften Edelpilz – Schmaus zu mitternächtlicher Stunde. Das Waldgebiet war übrigens sehr gut durchfeuchtet. Auf den Waldwegen standen riesige Pfützen, so dass man ohne Gummi – Stiefel, die ich zum Glück an hatte, nicht trockenen Fußes durch diese Wege gekommen wäre.

Als wir im August 2014 schon einmal zur Nachtwanderung hier waren, gerieten wir in eine Steinpilz – Schwämme hinein. Sollte dieser junge Fichtensteinpilz (Boletus edulis) aus dem moosreichen Buchen/Kiefernwald der erste Vorbote einer solchen sein? Ich glaube nicht, aber man weis ja nie, denn ab Dienstag haben wir wieder zunehmenden Mond. Dann sollte es nach den Verfechtern der Mond – Theorie wieder aufwärts gehen. Ich glaube aber, dann hätten wir die Nachtwanderung wohl eine Woche später durchführen müssen. Lassen wir uns also überraschen. Es könnte bald wieder spannend werden!

Montag, 21. August (Fest der Jugend in Marokko) – Wie es in Marokko an der Pilzfront aussieht vermag ich nicht zu beurteilen. Sicher recht düftig, denn viel zu trocken und zu heiß.

Heiße Luft macht sich in dieser Woche wieder auf den Weg nach Süddeutschland. Dort gibt es in diesem Jahr wirklich einen richtigen Sommer. Bei uns kommt auch dieses mal davon maximal ein warmer Hauch an, der dann wohl am Donnerstag schon wieder von Schauern und Gewittern vertrieben wird. Wie schon den ganzen Sommer müssen wir uns auch weiterhin mit Temperaturen um die 20 Grad begnügen, zumindest sind sie ja ganz angenehm.

Pilzfreundin Angelika Boniakowski war in den letzten Tagen auch wieder unterwegs. Pfifferlinge können derzeit das Herz der volkstümlichen Pilzsucher erfreuen, sonst kaum der Rede wert, so ihr Resümee. Diese suchen wir ja bekanntlich vor allem auf leichteren, sauren Sandböden. Wer allerdings in guten, basischen Buchenwäldern unterwegs ist, sollte sein Auge schärfen. Im großen und ganzen ist es hier zwar sehr pilzarm, aber inselweise können große Nester von Totentrompeten schnell einen ansehnlichen Korb füllen. Es scheint ein gutes Jahr für diese Edelpilze zu werden.

Heute habe ich nach zwei Wochen Pause wieder eine Frischpilz – Ausstellung aufgebaut. Es liegen 111 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal in diesem Jahr dabei: Blutblättriger Hautkopf, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Kupferroter Gelbfuß, Wolliger Milchling, Zedernholz – Täubling und Säufernase.

Dunkelbraun bis schwarz sind die Tüten der Trompeten gefärbt. Die Herbst- oder Totentrompete (Craterellus cornucopioides) war in großen Massen schon seit Jahren nicht zu finden. Nur regional gab es mal etwas mehr zwischendurch. In diesem Jahr bahnt sich nun wohl wieder der große Reibach an, der von Fans dieses getrocknet sehr leckeren Speisepilzes unbedingt genutzt werden sollte. Standortfoto von Alexander Glomb.

Dienstag, 22. August (Tag der Fische) – Gleich zwei Bücher mit Angeltricks zum  Fischfang habe ich heute verkauft. Ausgerechnet am Tag der Fische. Sie lagen schon lange zur Auslage, da die meisten, die zu mir kommen, Info – Material und Bücher zum Thema Pilze haben wollen. Da wir ja auch gelegentlich Lehrgänge zum Fischereischein anbieten, gehört natürlich auch ein wenig Lektüre diesbezüglich dazu.

Heute habe ich die Ankündigung zu unserer Nachtwanderung an einige Tageszeitungen und TV – Sender geschickt. Kurz danach meldete sich die Forstbehörde, um die Sachlage noch einmal zu prüfen. Ich musste ihnen meine neu ausgesuchte Wanderstrecke auf einer Karte eingezeichnet zusenden. Nun wird geprüft, ob wir diese Route nehmen dürfen oder ob sie noch verändert werden muss. Sicher scheint zu sein, dass sie auch durch Privat – Waldflächen gehen wird, denn  am großen Waldweg war zu lesen. „Privatweg. Befahren auf eigene Gefahr“. Es ist also immer noch nicht sicher, ob wir die von mir neu angedachte Route nehmen können und ob wir überhaupt, wie jetzt neu geplant, wandern dürfen. Ich hoffe aber sehr, denn beispielsweise bei Wismar – TV läuft die Ankündigung dazu ab heute Abend bis zum Freitag in der Sendeschleife. Schade wäre eine neuerliche Absage ansonsten nicht nur für einen Pilzfreund der sogar aus Wiesbaden, also aus dem Süden der Republik, mit einem Mietwagen anreisen möchte. Auch für alle, die sich das ganze Jahr schon auf diese ganz besondere Pilzwanderung freuen, wäre es ärgerlich.

Zum eigentlichen Thema. Dieses sah heute das Nachholen meiner Mittwochsexkursion der letzten Woche vor. Der Messtischblatt – Quadrant 2034/3 war an der Reihe. Der Prosekener Grund, dem wir erst kürzlich zu unserer Abendwanderung einen pilzarmen Besuch abstatteten. Heute sah es nicht viel anders aus. Ein äußerst dürftiges Angebot an Frischpilzen. Es ist eigentlich auch eher ein Gebiet für den Spätherbst, Winter und Frühling. Mischwälder mit Buchen, Birken, Eichen, Erlen/Eschenbrüchen und ein wenig Fichten- und Lärchenforst. Schwerer, teils lehmiger Boden, teils sumpfig oder auch guter, schwarzer Mutterboden. Hier die Artenliste: Pflaumen – Feuerschwamm, Schwefelporling, Rotbrauner Borstenscheibling, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Striegeliger Schichtpilz, Striegelige Tramete, Karbol – Champignon, Halsband – Schwindling, Warziges Eckenscheibchen, Echter Zunderschwamm, Rotrandiger Baumschwamm, Gelbe Lohblüte, Flächiges Eckenscheibchen, Waldfreund – Rübling, Schuppiger Porling, Knopfstieliger Rübling, Brennender Rübling, Herber Saftporling, Orangegelber Heftel – Nabeling, Zitronen – Täubling, Samtiger Schichtpilz, Ockerrötlicher Resupinatstacheling und Schmetterlingstramete.

Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) haben inzwischen ihren zweiten Wachstumsschub des Jahres bekommen. Der erste findet in der Regel von Mai –  Mitte Juni statt und der Zweite von Mitte August bis September. Angrenzend an das heutige Exkursionsgebiet wuchs dieses Exemplar an einem alten Pflaumen – Baum an der Landstraße bei Wisch. Hier gibt es traditionell Schwefelporlinge an vielen der alten Obstbäume. Jung ein guter Speisepilz, aber roh giftig!

Mittwoch, 23. August (Tag des Sklavenhandels)

Achtung! Auch die alternative Route für unsere angedachte Nachtwanderung am Freitag Abend im Mildenitz – Gebiet dürfen wir nicht nutzen!

Diese unbefriedigende und ärgerliche Nachricht bekam ich heute morgen von der Schweriner Volkszeitung, die einen größeren Artikel zu unserer Nachtwanderung vorbereitete. Der Artikel wird voraussichtlich morgen erscheinen und nochmals die Begründungen der Forstbehörde und meine Gedanken dazu enthalten. Ich bekomme noch schriftlich Bescheid mit ausführlichen Begründungen warum es aus Sicht der Landesforstanstalt nicht möglich ist eine Pilzwanderung bei Nacht zu unternehmen. Im persönlichen, telefonischen Gespräch wurden bedenken über die Sicherheit geäußert, da dort abschnittsweise durchgeforstet wurde. Auch Privatwaldbesitzer müssten informiert werden, genauso wie die Jagdpächter. Es ist Rücksicht auf geschützte Vögel zu nehmen. Außerdem ist es eine organisierte Veranstaltung und ich nehme dafür  Geld (5.00 €), das geht nicht auf den Flächen der Landesforst und schon gar nicht auf Privat – Waldflächen. Außerdem sammelt man bei Tageslicht Pilze! Wahrscheinlich wird der schriftliche Bescheid bei mir morgen oder erst am Freitag eingehen. Hier wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht und ein Szenario aufgebaut, welches anscheinend typisch für den deutschen Amtsschimmel ist! 

Zu den Pilzen. Heute habe ich wieder regulär meine Mittwochs – Exkursion durchgeführt. Es ging in den Messtischblatt – Quadranten 2034/4. Wismar – Seeblickwäldchen und Park. Im Park war nicht mehr viel los. Der Sommeraspekt ist  durch. Dazu begleitete mich der Rasenmäher schwungvoll und mit reichlich Lärm. Hier die Artenliste: Mehlpilz (kommen gerade ganz frisch!), Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Purpurschwarzer Täubling, Perlpilz, Gallen – Täubling, Frauen – Täubling, Wurzel – Schleimrübling, Papagei – Täubling, Goldmistpilz, Falscher Rotfuß – Röhrling, Goldgelber Lärchen – Röhrling, Buchenwald – Wasserfuß, Sonnen – Täubling, Runzliger Korallenpilz, Rotfuß – Röhrling, Rübenstieliger Rißpilz, Spindelstieliger Wasserkopf, Kahler Krempling, Dickblättriger Kohlentäubling, Halsband – Schindling, Karbol – Champignon, Riesenporling, Flacher Lackporling und Steife Koralle (Massenbestände auf dicken Humuspaketen).

Ganz vereinzelt mal ein Röhrling heute im Seeblickpark. Hier ist es ein frischer Gold – Röhrling (Suillus flavus). Guter Speisepilz, der streng an die Lärche gebunden ist.

Donnerstag, 24. August (Tag des Messers) – Gute Nachricht für die Fans unserer Nachtwanderung. Wir dürfen nun doch durch das Mildenitz – Gebiet bei Nacht wandern. Ich habe heute telefonisch die Zusage bekommen. Ich möchte mich auch im Namen den Forstbehörde für das Hin und Her entschuldigen. Ich hoffe, es kommt nicht noch einmal zu solchen Turbulenzen und Unsicherheiten im Vorfeld einer geplanten Veranstaltung.

Es viel mir heute Vormittag, als die erlösende Nachricht per Telefon kam, wirklich ein Stein vom Herzen, denn das Hin und Her der letzten Wochen nagte an meinen Nerven. Nun denke ich, können wir uns auf eine hoffentlich schöne Nachtwanderung freuen.

Herzlichen Dank auch an die Schweriner Volkszeitung, die sich wirklich auch in unserem Interesse um eine Lösung in aller Öffentlichkeit bemühte!

Regnen sollte es nicht, nur könnte es etwas frischer als in den Vorjahren werden, in denen wir bei schwüler Wärme ganz schön in` s Schwitzen kamen. Pilze dürften genügend dort sein und vielleicht wagen sich auch schon wieder einige frische Steinpilze aus dem Waldboden. Ansonsten rechne ich im laufe der nächsten Woche mit einer Verbesserung an der Pilzfront, so dass auch der volkstümliche Pilzsucher wieder öfter auf seine Kosten kommen könnte.

Um alte Buchen- und Eichen und deren Stubben tauchen jetzt auch wieder die massigen, rosettenartig wachsenden Riesenporlinge (Meripilus giganteus) auf. So jung wie hier gestern im Wismarer Seeblickpark können sie gegessen werden. Ein Nachteil ist jedoch ihr schwärzen. Standortfoto 23.08.2017.

Freitag, 25. August (Tag der Konservendose) – Unser Mitternachtsmahl im Wald kam nicht aus der Konserve, sondern wurde ganz frisch von Irena gekocht. Eine leckere Waldpilzsuppe mit Maronen – Röhrlingen. Diese waren allerdings auch irgendwie konserviert, nämlich in Trockenform aus dem letzten Spätherbst. So sind wir heute Abend doch noch wie geplant zu unserer diesjährigen Nachtwanderung in die Mildenitz – Region zwischen Borkow und Dobbertin aufgebrochen. Durch das Hin und Her mit der Genehmigung wurden sicher einige Leute verunsichert, die möglicherweise auch gerne daran teilgenommen hätten. So waren wir nur 12, aber dafür eine gemütliche und übersichtliche Truppe. Das Wetter war gut. Sternenklarer Himmel und trocken und auch nicht so schwül wie in den letzten Jahren. Frischpilze konnten wir reichlich im Lichtschein unserer Stirnlampen erspähen. Die volkstümlichen Klassiker waren allerdings, wie erwartet, nur spärlich vertreten. Dennoch konnten neben Scheidenstreiflingen, Perlpilzen, Täublingen oder Rotgelben Stoppelpilzen auch einzelne Maronen, Pfifferlinge, Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, Ziegenlippen und sogar ein Steinpilz in die Körbe wandern.

Auch die großen, weißlichen Erdschieber (Lactarius vellereus) konnten uns im Schein der Stirnlampen nicht entgehen. Zum trotz ihres Verstecks unter Altlaub bzw. Humus und Erde. Für unseren Gaumen komplett ungenießbar. In Osteuropa und Sibirien allerdings einer der beliebtesten und ergiebigsten Speisepilze, nach besonderer Zubereitung!

Sonnabend, 26. August (Frauen – Gleichstellungstag in den USA) – Heute morgen gegen 2.30 Uhr war ich nach unserer Nachtwanderung zu hause. Es war wieder sehr schön, wenn nur die Aufregung im Vorfeld nicht gewesen wäre, die bei mir immer noch einen schalen Beigeschmack hinterlassen hat. Ein deratiger Zirkus wäre doch wirklich nicht notwendig gewesen!

Gestern Vormittag war ich noch kurz in einem Douglasien/Fichten – Jungwald im Revier Weiße Krug, um die Lage kurz zu peilen. Im Vorfeld ging es an einem unserer artenreichsten Buchenwälder in Hanglage des Radebachs entlang. Hier sah ich keinen einzigen Frischpilz. In der genannten Nadelforst war etwas mehr los. Vor allem Zitronen – Täublinge, aber auch einzelne, junge, wunderschöne Maronen – Röhrlinge und Fichtensteinpilze. Sie kündigen den nächsten Wachstumsschub an, der ab sofort statt findet. Es tut sich also wieder etwas und die Artenvielfalt wird nun wieder reichhaltiger. In punkto Röhrlinge erwarte ich allerdings auch dieses mal nur einen schwachen bis höchstens mittelmäßigen Schub. Es dürfte noch nicht der Hauptschub des Jahres sein. Der wird dann wohl erst Ende Sptember/Anfang Oktober stattfinden, wenn das Wetter mitspielt. Aber ich stecke natürlich nicht drin, vielleicht kommt es auch so, dass es jetzt langsam, aber sicher, immer reichhaltiger wird und der Scheitel des allgemeinen Pilzaufkommens dann zu dem genannten Zeitpunkt erreicht wird. Wir müssen abwarten, ich tendiere aber zu ersterer Variante. So sind beispielsweise die aktuell frischen Steinpilze recht schwach auf der Brust. Mit anderen Worten, sie sind sehr schön, aber nicht besonders mastig. Steht ein heftiger Massenschub an, so schieben sie meist wuchtig und fett aus dem Waldboden. Sie strotzen dann meist vor kraft, dass konnte ich jetzt nicht erkennen!

Das es wieder besser wird, signalisieren auch diese jungen Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis), die ich letzte Nacht gegen 23.45 Uhr am Wegrand unter Buchen während unserer Nachtwanderung im Mildenitz – Gebiet fotografiert habe. Ausgezeichneter Speisepilz, gut durchgaren!

Sonntag, 27. August (Tag des Burgers) – In Vorbereitung unserer nächsten öffentlichen Pilzwanderung am 09. September bin ich heute nach Garwitz gefahren. An der dortigen Schleuße am Elde – Kanal befindet sich ein Parkplatz, hier ist dann der Zweittreffpunkt. Überwiegend sandige Nadelwälder. Entlang des Kanals aber auch Eichen und Birken. Frischpilze gab es hier heute auch, aber eher im bescheidenen Rahmen, so wie überall in unserem Einzugsgebiet momentan. Und das obwohl gerade wieder ein neuer Wachstumsschub läuft. Er ist aber nur schwach ausgebildet. So schaute ich mir heute auch noch drei Stellen bei Weberin, Venzkow und Jülchendorf an. Bei Venzkow einen zuverlässigen Standort von Fichten – Steinpilzen. Schwach besetzt in allen Altersstadien, aber teils extrem madig, so dass die ganz jungen Fruchtkörper, die noch nachschieben, wohl wenig Chancen auf Entfaltung haben werden. Unter Kiefern einige Körnchen – Röhrlinge oder auch ein Edel – Reizker, bei Fichte vereinzelt Fichten – Reizker. Ein Fichtenstandort bei Weberin hatte etwas weniger Steinpilze. Auch hier teils sehr vermadet. Mein produktivster Standort von Sommersteinpilzen hatte zwei Fruchtkörper im Angebot. Dazu prächtige Parasole und Grüne Knollenblätterpilze sowie einiges mehr.

Fichten – Steinpilze (Boletus edulis) heute in den Venzkower/Kobander Tannen.

Montag, 28. August (Tag der Russlanddeutschen) – Heute habe ich meine Ausstellung wieder frisch bestückt. Es liegen 129 Arten auf der Fläche. Das erste mal in diesem Jahr dabei: Fleckender Saftporling, Trompeten – Pfifferling, Bewimperter Filzkrempling, Gemeiner Wirrkopf, Anis – Zähling, Gerippter Gas – Ritterling, Galliger Schleimfuß, Olivgrüner Milchling, Gelber Scheidenstreifling und Edel – Reizker.

Das Wetter zeigte sich heute mit den Ostsee – Urlaubern versöhnlich. Sonnig und recht warm. Morgen soll diesbezüglich der schönste Tag der Woche werden, mit echten Sommertemperaturen um 25 Grad. Danach steht ganz Deutschland wohl ein Wettersturz in` s Haus. Ein markante Kaltfront wird ab Mittwoch wohl für reichlich Turbulenzen sorgen. Zunächst geht es in der großen Nordwest – Hälfte los mit teils heftigen Gewittern und starken Regenfällen. Bis zum Wochenende dürfte die Sommerluft aus dem ganzen Land vertrieben sein. Den Regen können wir auch schon wieder gut gebrauchen, denn insbesondere die sandigeren Bereiche beginnen schon recht trocken zu werden.

Heute habe ich mich vorsorglich mit einer Stirnlampe ausgestattet, da ich ahnte, dass es später werden könnte. So war ich an meiner Sommersteinpilz – Stelle auch erst nach Einbruch der Dunkelheit. Diese Gruppe von Riesen – Schirmpilzen (Macrolepiota procera) nahm ich für die Ausstellung mit und es gelang mir sogar, sie nahezu unversehrt nach Wismar zu transportieren.

Dienstag, 29. August (Tag der Nuklearversuche) – Weniger die Nuklearversuche, als das Reaktor – Unglück von Tschernobyl im Jahre 1986 erregt immer noch die Gemüter einiger Pilzfreunde. Ich denke aber in den meisten Regionen dürfte es kein Thema mehr sein, zumal man nicht täglich Waldpilze verzehrt. Eine Ausnahme bildet hier wohl noch der Bayerische Wald, der damals anscheinend durch Stauniederschläge an den Alpen eine erheblich höhere Bodenkontamination von Cäsium-137 erhalten hat. In Mecklenburg stellte diese Problematik allerdings ohnehin kein großes Problem dar. Einzig im südwestlichen Mecklenburg wurden laut mir zur Verfügung stehender Karte der Hochschule Fulda etwas höhere Werte festgestellt, die aber dennoch deutlich unter denen im Südosten Deutschlands liegen. Diese Hochschule führt auch aktuell immer noch Studien zu diesem Thema durch. Vor zwei Jahren habe ich ihnen eine Probe von Sommersteinpilzen zugesandt, aber konkret dafür noch keine Daten erhalten. Sie werden in einer späteren Untersuchungsliste wohl dabei sein. Weitere Proben sind auch in Zukunft erwünscht. In der mir im Juni zugesandten Ergebnis – Tabelle ist leider auch keine  Untersuchung aus MV enthalten. Stellvertretend hier einige Meßwerte aus Schleswig-Holstein pro 100g Trockenpilze:

Echter Steinpilz: 231, 52 – 487,46 Bq

Maronen – Röhrling: 848,31 Bq

Da es sich um Trockenpilze handelt sind die Werte bei entsprechender Menge Frischpilze durch 10 zu teilen. So würden es bei Steinpilzen knapp 50 Bq und bei Maronen etwa 85 bq sein. Damit wird der Grenzwert von 600 Bq bei Frischpilzen nicht einmal ansatzweise erreicht.

Aus Bayern liegen hingegen deutlich höhere Werte vor. Einige Beispiele:

Echter Steinpilz: 169,83 – 1064,22 bq

Maronen – Röhrling: 1011,28 – 1713,19 bq

Körnchen – Röhrling: 2740,60 bq

Absoluter Spitzenwert bei Semmelstoppelpilzen: 17273,05 bq!

Hier wäre auch bei einem Kilo Frischpilze mit 1727,3 die Toleranzgrenze weit überschritten. Zu beachten ist aber auch hier der jeweilige Sammelort. 

Es gibt aber auch Speisepilze in denen keinerlei Cäsium festgestellt wurde: Frostrasling, Honiggelber Hallimasch, Austern – Seitling in Sachsen, Violetter Rötel – Ritterling in Thüringen, Wiesen – Champignon in Bayern.

Nach diesen Werten dürfte nach meinem Dafürhalten einzig der Semmelstoppelpilz  als bedenklich einzustufen sein. Zumindest in den hoch belasteten Gebieten des Bayerischen Waldes.

Stand: 21.06.2017. Die untersuchten Pilze wurden im Zeitraum von Juni 2016 bis Mai 2017 eingesammelt.

Zum Wetter: Heute erlebten wir in MV einen der wenigen Hochsommertage des Jahres. Auch morgen könnte es noch einmal sehr warm werden, bevor eine Kaltfront mit Schauern und Gewittern die Sommerluft wieder vertreiben wird. An den Folgetagen gibt es dann schon einen frühherbstlichen Gruß mit Regenschauern und deutlich frischerer Luft.

Bemerkenswert erscheint mir in diesem Zusammenhang das Messergebnis aus Bayern für zwei nah verwandte Arten. Der im Bild zu sehende Körnchen – Röhrling (Suillus granulatus) schlägt mit 2740,60 bq in der Trockenmasse zu buche, während beim Butterpilz nur 3,86 bq gefunden wurden! Das Foto stammt vom 27.08.2017 aus den Kobander Tannen.

Mittwoch, 30. August (Consulta) – Meine Mittwochsexkursion führte mich heute in den Messtischblatt – Quadranten 2134/1 – Barnekow – Historischer Naturpark und Wald. Schwere, lehmige Böden mit vielen Altbuchen, kleinen Gewässern und tief eingeschnittenen Bachtälern. Die ausgehagerten Hangterrassen sehen viel versprechend aus, erfordern aber reichlich Kondition. Das Gebiet liegt nur 5 Autominuten von der Hansestadt Wismar entfernt, ist aber von mir bisher kaum begangen worden. Heute sah es leider sehr trübe aus, so wie in den meisten unserer besseren Buchenwald – Standorte derzeit auch. Hier die Artenliste: Angebrannter Rauchporling, Eichen – Filzröhrling, Süßriechender Rettich – Helmling, Rotfuß – Röhrling, Mehlpilz, Holunder – Rindenschichtpilz, Echter Zunderschwamm, Spindeliger Rübling, Gelber Knollenblätterpilz, Dotter – Täubling, Dickblättriger Kohlentäubling, Graugrüner Dachpilz, Flacher Lackporling, Rostbrauner Feuerschwamm und Halbresupinater Knorpelporling. Da hier zu wenige Frischpilze für meine Ausstellungsfläche im Angebot waren, brach ich frühzeitig ab, fuhr in den Laden zum Kaffee und danach noch in den sandigen Nadelwald der Kobander Tannen. Ich mute unbedingt eine ssordentliche Frischpilz – Kollektion zusammen bekommen, da am Freitag ein Drehteam des NDR – Fernsehen zu Gast sein wird. Vorher geht es mit ihnen noch in den Wald. Dazu wären gerne einige Pilzfreunde zu einer kleinen Exkursion vor laufender Kamera gewünscht. Treff ist um 11.00 Uhr an der Alten Mühle am Mildenitztal. Wer also Lust dazu hat, sollte sich zum genannten Zeitpunkt dort einfinden.

So habe ich heute noch drei weitere Stunden nach Ausstellungsstücken geschaut und konnte recht mühselig auch einiges zusammen bekommen. Vor allem Täublinge, Milchlinge, wunderbare Grüne Knollenblätterpilze, einige Maronen – Röhrlinge, Flockenstieliger Hexen – Röhrling und auch Steinpilze. Steinpilze gab es zwar etliche, aber derart madig, dass es kaum lohnt sich nach ihnen zu bücken. Mit Mühe und Not konnte ich wenigstens vier Stück für die Ausstellung zusammen bekommen. Wenn es nicht regnet, werde ich morgen Vormittag nochmals los, daher wird die Pilzberatung erst ab 14.00 Uhr geöffnet sein.

Heute erlebten wir einen der wärmsten Tage dieses Sommers in unseren breiten. Auch jetzt am späteren Abend ist es noch sehr warm und schwül, aber es ziehen nun verstärkt Schauer und Gewitter auf. Mal schauen, was diese an Regen hinterlassen, denn oberflächlich ist es schon sehr trocken!

Neben großen, auffälligen Trupps von Wolligen Milchlingen an den Rändern eines Waldweges der Kobander Tannen gab es auch eine Stelle mit etlichen und frischen Beutel – Stäublingen (Calvatia excipuliformis). Sind sie innen weiß und druckfest können sie gegessen werden. Langsam, aber sicher wird es nun immer vielfältiger in unseren Wäldern!

Donnerstag, 31. August (Iss-draußen-Tag) – Das werden wir wahrscheinlich am Sonnabend am Roten See zu unserem Vereinstreffen wieder tun.

Heute bin ich doch nicht mehr unterwegs nach Ausstellungsmaterial gewesen, so dass ich den ganzen Tag im Laden war. Ich habe leidlich eine recht ansprechende Frischpilzausstellung hin bekommen, hätte sie mir aber dennoch etwas fülliger für die Fernsehkameras gewünscht. Es liegen insgesamt 115 Arten auf den Flächen. Das erste mal in diesem Jahr zu sehen sind: Dichtblättriger Täubling, Rostfleckiger Helmling, Keulenfuß – Trichterling und Schlanker Riesenschirmpilz.

Die nächtlichen Schauer und Gewitter haben nicht viel gebracht. Nur punktuell gab es kräftigere Regengüsse. Ergiebige Mengen gab es aber im nördlichen Schleswig – Holstein! Viel ist in dieser Hinsicht auch in den nächsten Tagen nicht zu erwarten. Vor kurzem wurden für uns noch wesentlich höhere Niederschlagsummen für` s Wochenende berechnet. Damit müssen wir uns wohl nun noch ein wenig gedulden. Die Modell – Läufe berechnen frühestens zum Ende der nächsten Woche wieder stärkere Niederschläge für die Nord- und Ostsee – Region. Die derzeit etwas trockenere Phase und möglicherweise ergiebige Niederschläge bis spätestens Mitte September könnten dann endlich einen stärkeren Schub auslösen, auf den viele Pilzfreunde sehnsüchtig warten. Unabhängig davon sollte die Artenvielfalt nun doch täglich vielseitiger werden.

Es liegt zwar nicht der schlechteste August hinter uns, angesichts der ergiebigen Niederschläge der letzten Monate hätte er aber durchaus besser ausfallen können! Vor allem aus Sicht der klassischen Speisepilz – Fans. Aber auch die wärmeliebende Pilzflora unserer Edelwälder kam anscheinend durch die unterdurchschnittlichen Temperaturen in unseren Breiten nicht so richtig in gang.

Zum Abschluss ein besonders schönes Foto von einem ganz besonderen, seltenen Pilz, dem Samtigen Korkstacheling (Hydnellum spongiosipes). Er ist in MV bisher äußerst selten nachgewiesen und zählt auch in anderen Regionen Deutschlands zu den ganz großen Raritäten! Foto: Christian Ehmke.

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