Tagebuch Oktober 2017/1

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter/Pilze Oktober 2017/1

Heute Nachmittag gegen 16.00 Uhr endeten die 18. Tage der Pilze in Rehna. Auch diese Riesen – Champignons (Agaricus augustus) waren dort zu bewundern. Standortfoto am 27.09.2017 im Großherzoglichen Forst Moidentin. Sehr guter Speisepilz.

Sonntag, 01. Oktober (Erntedank) – Ein großes Dankeschön dürfen auch wir der Natur und speziell den Wäldern aussprechen, da sie uns mit einem reichhaltigen Aufkommen an frischen Großpilzen belohnt haben, die wir für die Tage der Pilze in Rehna dringend benötigten. So konnten sowohl die Wismarer wie auch die Rehnaer Pilzausstellung mit einem positiven Ergebniss abgeschlossen werden. An den vergangenen beiden Tagen waren in den Kreuzgängen des Klosters Rehna 325 einheimische Pilzarten in Augenschein zu nehmen. Und es hatte sich auch in diesem Jahr herum gesprochen, dass es dort eine der umfangreichsten Pilzausstellungen Deutschlands zu bewundern gibt. Ein zünftiger Pilzimbiss, serviert von Irena Dombrowa und Monika Peter von den Wismarer Pilzfreunden, war ebenfalls wieder dabei.

Zu den ganz großen Raritäten der Rehnaer Pilzausstellung zählten auch diese Goldfüßchen. Es ist in M-V mit bisher drei eingetragenen Fundpunkten auf der Verbreitungskarte der DGfM fast schon extrem selten. Bekannter ist es unter der Bezeichnung Starkriechender Pfifferling (Cantharellus lutescens). Ich fand die Pilze im Woitendorfer Wald im Rahmen der dortigen Pilzwanderung. Er ähnelt dem Trompeten – Pfifferling, besitzt auf der Unterseite aber höchstens angedeutete Adern und keine Leisten. Die Hüte sind meist seitlich, spatelförmig ausgezogen und er betört durch seinen zarten, aber deutlichen Mirabellen – Geruch. Standortfoto am 30.09.2017 im Staatsforst Rehna (Woitendorfer Wald).

Montag, 02. Oktober (Habitat – Tag). Kräftiger Regen zog heute durch. Mit den Niederschlägen vom Wochenende sind nun alle Wälder und Habitate wieder gut durchfeuchtet. Das wird die saprophytischen Pilzarten besonders freuen und sie können weiter zulegen. Auch bricht nun verstärkt die Zeit der Stubbenpilze an. Hallimasch, Stockschwämmchen und Graublättrige Schwefelköpfe können so manchen Korb füllen. Röhrlinge, die mir vorgelegt werden, sind inzwischen oft schon recht überständig, aber auch junge Pilze waren heute noch dabei. Mal schauen wie es weitergeht.

Dieses Foto habe ich vorhin im Laden geschossen. Ich hatte am Abend einen Foto – Arbeitskreis um die Journalistin Nicole Hollatz zu Gast. Sie übten sich in der Kunst der Naturfotografie an allerhand Pilzen meiner Ausstellung. So standen auch diese Gallertartigen Stummelfüßchen (Crepidotus mollis) Modell, die an einem Holzstamm wuchsen, den wir vor längerer Zeit eigentlich mit Stockschwämmchen beimpft hatten.

Dienstag, 03. Oktober (Tag der deutschen Einheit) – Nachdem ich mir am Vormittag einen Haushaltstag genehmigte, bat mich Irena am Nachmittag in den Haushalt – Forst zu kommen. Sie schwimmt in Herbsttrompeten und es wäre gut, wenn ich schon mal eine Ladung abholen könnte. So fuhr ich zu ihr in den Wald und wir trafen uns sogleich zur Übergabe der Pilze. Ich begab mich wieder nach Wismar und befüllte gleich meine drei Dörrgeräte, der Rest ging in den Kühlschrank. Ich kochte Kaffee und kaufte Gebäck für ein kleines Picknick im Wald und danach ging das Ernten weiter. Herbsttrompeten über Herbsttrompeten, wir sammelten bis das Licht ausging. Dazu noch die herrlichsten Trompeten – Pfifferlinge und Stockschwämmchen. Also Edelpilze ohne Ende, da interessierten uns einzelne Derbe Rötfüßchen, die hier herum standen nicht mehr, denn Geschmacklich können sie ohnehin nicht an die genannten Massenpilze heran reichen. War der Haushalt Forst bis vor kurzen fast tot, was Frischpilze anbelangt (Ausnahme Herbsttrompeten), so lebte er heute diesbezüglich auf weite Strecken. Hallimasch war ebenfalls nicht selten und überall Täublinge, Ritterlinge, Rüblinge u.v.a. Nun heißt es tagelang trocknen mit Zwischenlagerung im Kühlschrank. Da ich morgen aber wieder für drei Tage in die Ückermünder Heide fahren muss, wegen unserer DBU – Kartierung, wird Irena sich zwischenzeitlich um die Dörrgeräte kümmern müssen. Wir haben uns in der dortigen Jugendherberge angemeldet. Wir, dass sind Benno Westphal und meine Wenigkeit. Leider werden wir wohl mit widrigen Wetterbedingungen zu kämpfen haben. Sehr viel Regen und möglicherweise auch schwerer Sturm sind für die nächsten Tage angesagt!

Neben Unmengen von Herbsttrompeten gab es heute auch zahlreich Trompeten – Pfifferlinge (Cantharellus tubaeformis) in aller bester Qualität!

Mittwoch, 04. Oktober (Welttierschutztag) – Chef – Kartierer Benno Westphal und ich sind heute wieder nach Ueckermünde gefahren. Der 6. und letzte Durchgang unserer DBU – Clusterkartierung musste durchgeführt werden. Nachdem wir in der dortigen Jugendherberge in Bellin eingezogen waren, ging es sogleich an die Arbeit. Unsere Pflöcke sind hier im Blaubeer- und Adlerfarn – Kiefernwald eingeschlagen und im Umkreis von etwa 17 m muss bis maximal 45 Minuten alles pilzliche festgestellt, geschrieben und Neufunde belegt werden. Auch diesesmal waren wieder neue Arten dabei. Übrigens ist auch hier der Röhrlingsaspekt am abklingen. Vor gut 2 Wochen gab es hier diesbezüglich einen starken Wachstumsschub von Steinpilzen, Maronen, Butterpilzen und Sand – Röhrlingen. Noch nirgenz habe ich zuvor so viele, die der Rückgangstendenz unterliegenden Sand – Röhrlinge, gesehen. Der gesamte Blaubeer – Kiefernwald stand voll mit überständigen Exemplaren. Auch viele alte Maronen waren immer wieder dazwischen. Wie uns die Leitung der Jugendherberge berichtete, waren sie mit dem Steinpilz – Aufkommen mehr als zufrieden. Selbst auf dem Gelände der Herberge konnten sie unter den dortigen Kiefern 25 Exemplare ernten. Steinpilze gab es zwar immer noch in allen Altersstadien, junge und frische Exemplare kamen aber nur an und auf den sandigen, moosreichen Waldwegen des Kiefernwaldes heraus, zusammen mit jungen Butterpilzen und den herrlichsten Fliegenpilzen sowie vielen anderen Pilzarten. So war es eine Freude die Wege entlang zu gehen. Aber wir hatten zu tun und konnten die Pracht nur nebenbei bewundern.

Ein Steinpilz (Boletus edulis) wie man sich ihn wünscht. Standortfoto am 04.10.2017 im Eggesiner Forst.

Donnerstag, 05. Oktober – Nach dem Frühstück ging es wieder in den Wald. Weitere Pflöcke mussten untersucht werden. Teils im Blaubeer – Kieferwald, teils im Buchen/Kiefern – Mischwald. Das allgemeine Pilzaufkommen war an den schattigen Stellen des Buchenwaldes sehr ernüchternd, sobald wir aber in etwas lichtere, moosige Bereiche kamen, wandelte sich das Bild. Viele Täublinge, Milchlinge, Schleierlinge und andere Arten bevölkerten den Waldboden. So konnten wir auch auf den meisten Kreisen einiges aufschreiben. Das Wetter machte uns allerdings zu schaffen. Bei fast windstillen Verhältnissen regnete es zunächst leicht, ab dem Nachmittag setzte dann aber starker Dauerregen ein, so dass es zu unmöglich wurde, um weiter zu machen. Da wir uns während des Waldaufenthaltes im Zentrum des Orkans befanden, war es bis weit in den Nachmittag ruhig. Erst gegen Abend wurden wir vom Starkwindfeld gestreift und auch der eine oder andere Baum umgeworfen. Da waren wir längst vollkommen durchgeweicht in der Herberge.

Ein Pärchen Glückspilze schiebt mitten auf dem Waldweg aus dem Sandboden. Roter Fliegenpilz (Amanita muscaria) am Standort fotografiert am 04.10.2017.

Freitag, 06. Oktober – Letzter Tag in Ueckermünde. Am Vormittag galt es dann die Außenflächen, in denen die Pflöcke integriert sind, abzuarbeiten. Auch hier konnte einiges an Arten notiert werden und auch Neufunde waren vereinzelt nochmal dabei.  Am Mittag waren wir fertig und traten den Heimweg an.

Am Abend brachten Irena und Jonas noch Unmengen von Herbstrompeten vorbei, kaum das die Ernte vom Feiertag aufgearbeitet ist. Irena hatte während meiner Abwesenheit die Trockner bedient und nun geht es schon wieder weiter. Auch Trompeten – Pfifferlinge, Stockschwämmchen und ein madenfreier Steinpilz waren dabei.

Etwas überrascht waren wir, als wir zahlreiche Goldflüßige Milchlinge (Lactarius chrysorheus) im Blaubeer – Kiefernwald fanden. Sie wachsen in der Regel unter Eichen und sind nur zerstreut in M-V zu finden. Allerdings waren einige Buchen und Mini – Eichen eingestreut. Die Milch dieses schönen Gesellen verfärbt ich mit Luftkontakt innerhalb kurzer Zeit deutlich gelb, was zu seiner Namensgebung geführt hat. Ungenießbar.

Sonnabend, 07. Oktober (Welttag für menschenwürdige Arbeit) – Ich glaube, in dieser Beziehung gibt es auf der Welt noch sehr großen Nachholebedarf, leider auch in Deutschland! Daran wird sich wohl in absehbarer Zeit auch nicht viel ändern, solange das Kapital die Macht in den Händen hält!

Zu erfreulicherem. Heute fand von Wismar ausgehend seit längerer Pause wieder eine öffentliche Pilzwanderung statt. Sie führte durch das Glasermoor und den Kritzower Bergen. Landschaftlich ein besonders reizvolles Gebiet, nur das Wetter war weniger reizend. Bei wolkenverhangenem Himmel regnete es zeitweise. Aber wir ließen uns davon nicht abhalten und folgten dem dort befindlichen Archäologischen Lehrpfad. Es ging entlang von Wiesen, Mooren, Sümpfen, dem Warnow – Durchbruchstal bei Karnin bis hin zu den teils bewaldeten Kritzower Bergen. Etliche Schautafeln informieren über dieses Gebiet mit seinen uralten Baumriesen. Die Pilzwelt hatte dazu auch allerhand zu bieten und wer etwas lernen und seinen Horizont erweitern wollte, hatte heute die Gelegenheit dazu. Auch die Kochtopf – Mykologen kamen auf ihre Kosten. Von Hallimasch bis Steinpilz war einiges dabei. Siehe unter „Auf dem Archäologischen Lehrpfad“. Übrigens wurde mir auf der heutigen Wanderung mitgeteilt, dass am Feiertag im Raum Ludwigslust große Mengen junger, frischer Maronen – Röhrlinge geerntet werden konnten.

Ein Büschel junger Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea) in den Kritzower Bergen. Standortfoto 07.10.2017. Gut erhitzt, eventuell vor dem Schmoren kurz blanchieren, sind alle Hallimasch – Arten gute, schmackhafte Speisepilze.

Sonntag, 08. Oktober (Tag der Oma) – Vom Kleinkind bis hin zu Oma und Opa versammelten sich heute am alten Forsthof im Schleswig – Holsteinischen Ritzerau bis zu 80 Menschen zu einer Veranstaltung des BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg. Wie seit Jahren waren auch Irena, Jonas und ich dort hingefahren um Pilzwanderungen durch den dortigen Teil des Lübschen Forstes zu Leiten. Im Lübschen Forst gelten andere Maßstäbe als in den meisten sonstigen Forstrevieren. Hier wird seit 20 Jahren auf Natürlichkeit gesetzt. Mehr Bäume als anderswo dürfen hier alt werden, umfallen und liegen bleiben. Naturnahe Waldbewirtschaftung ist  das A und O. Wir finden hier vorwiegend Buchenwälder mit Eichen, Eschen, Erlen, Ahorn, aber auch Nadelgehölze wie Fichten und Lärchen auf besseren Böden. Das Pilzaufkommen war hoch. Insbesondere Streu – und Holzbewohner wie Trichterlinge, Schwindlinge, Rüblinge, Schwefelköpfe, Hallimasch und Stockschwämmchen, aber auch viele Täublinge, Milchlinge, Ritterlinge und Schleierlinge waren neben anderen Pilzen vertreten. In den kleinen Nadelwaldbereichen gab es sehr schöne Maronen – Röhrlinge und unter den Buchen auch Herbsttrompeten. Stichwort Herbsttrompeten. Ich hatte noch die letzte Ladung in Wismar auf dem Trockner, als wir am späten Nachmittag noch kurz in den Haushalt – Forst fuhren und Nachschub holten. Auch reichlich Stockschwämmchen und Hallimasch zum Einfrieren konnten wir schneiden. 

Es hatte sich bereits im Sommer abgezeichnet. Wenn das Wetter mitspielen sollte, wird es seit langer Zeit mal wieder ein Trompeten – Jahr geben. In unvorstellbaren Mengen bevölkern sie nun geeignete Laubwaldstandorte, wie den Haushalt Forst. Das sollte genutzt werden, um die Bestände dieses getrocknet hervorragenden Würzpilzes aus der Verwandtschaft des Pfifferlings aufzufüllen. Wer weiß, wann es diese Edelpilze wieder in solchen Mengen geben wird? Standortfoto am 08.10.2017 im Haushalt Forst.

Montag, 09. Oktober – (Tag der Ureinwohner) – Nicht nur Herbsttrompeten gibt regional in Massen, sondern vor allem Hallimasch. Diesen sogar in nahezu allen Wäldern. Selbst in Gärten und Parkanlagen, ja überall wo lebendes und totes Holz im Boden steckt. Er kann stellenweise regelrecht gesichelt werden. Neben vielfach schon überständigen Pilzen sprießen aber an anderer Stelle wieder ganz junge und frische Exemplare. Der nächste Stubben kann von edlen Stockschwämmchen überzogen sein, ein weiterer von giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfen. Überhaupt sind jetzt die meisten Wälder von Pilzen regelrecht übersät. Ein gewaltiges Pilzwachstum hat beispielsweise in allen Bereichen des in den letzten Monaten nahezu pilzleren Haushalt Forstes eingesetzt. Von Streu- und Stubbenpilzen bis hin zu den verschiedensten Täublingen, Milchlingen, Ritterlingen u.s.w. Wer allerdings nur nach Röhrlingen Ausschau hält, kann hier mitunter nur mit zwei Pilzen von der Suche heimkehren. So geschehen am Freitag, als Irena und Jonas dort mit vollen Körben Herbsttrompeten und Trompeten – Pfifferlingen, Stockschwämmchen und Hallimasch das Auto befüllten. Es kam ein enttäuschter Pilzsucher vorbei, der nur zwei Derbe Rotfüßchen im Körbchen hatte! Da ist natürlich der Kenner fein aus dem Schneider. Mit entsprechendem Fachwissen hätte auch er mit vollem Korb den Heimweg antreten können und dabei noch viel schmackhafteren Arten als dass diesbezüglich recht bescheidene Rotfüßchen mit seinem säuerlichem Aroma.

Am Fuße eines alten Eichen – Stubbens im Haushalt Forst wuchs ein jung essbarer Klapperschwamm (Grifola frondosa). Die vielhütigen Porlinge können gewaltige Sammelfruchtkörper von mehreren Kilo Gewicht ausbilden. In Asien wird er Tanzpilz genannt. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten Heil- oder Vitalpilze. Der Klapperschwamm wird in der Krebs – Therapie eingesetzt, da er ein weiteres Wachstum schädlicher Zellstrukturen hemmt. Außerdem senkt er den Blutzuckerspiegel und auch zu hohe Cholesterin – Werte. Leider ist er aber recht selten!

Dienstag, 10. Oktober (Welthundetag) – Das schienen heute auch zwei Hunde auf der Insel Rügen zu wissen, als ich mit Benno Westphal zum Auto ging, dass am Wasserwerk und einem Wohnhaus bei Prora im Wald stand. Die Hunde hatten gerade Auslauf und begrüßten uns außerordentlich Temperamentvoll mit Bellen, Tänzeln und Freudensprüngen. Am liebsten hätte einer von ihnen im Hochsprung noch mein Gesicht abgeleckt. Ich fand das ganze dann doch nicht so toll und Frauchen pfiff ihren ABV zurück in`s Haus. Ihr Hund sei hier der ABV (Abschnittsbevollmächtigte). So hießen zu DDR – Zeiten Polizisten, die Ansprechpartner für verschiedenste Probleme der Bürger auf Dörfern oder in Stadtteilen waren. Die Dame bedauerte, dass es diese ABV `s leider nicht mehr gibt – Vielleicht gut so oder auch nicht?!

Damit wäre bereits erwähnt, dass wir heute wieder im Rahmen unserer DBU – Clusterkartierung auf die Insel Rügen gefahren sind. Der 6. und letzte Durchgang stand an. Auch dieses mal war es recht erfolgreich, denn es kamen wieder einige Neufunde hinzu. Wir haben hier nur unsere gepflockten Kreise abgearbeitet und die dazugehörigen Außenflächen werden die Greifswalder Pilzfreunde übernehmen, da es sonst an einem Tag nicht zu schaffen ist. Momentan herrscht auf diesen Flächen noch ein recht hohes und vielseitiges Frischpilzaufkommen. Der Kochtopf – Mykologe hätte sich mit Hallimasch und wenigen Derben Rotfüßchen begnügen müssen.

Auf einem der zu bearbeitenden Kreise bot sich uns ein wunderschöner Anblick auf einem vermodernden Holzstamm. Es sind Myxomyceten, eine Wunderwelt für sich. Schleimpilze bilden das Bindeglied zwischen dem Pilz- und Tierreich und sind einzellige Lebewesen. Hier sehen wir den Rotköpfigen Schleimpilz (Trichia decipiens). Leider sind Myxomyceten nicht für die DBU – Kartierung vorgesehen, aber trotzdem beachtenswert und schön!

Mittwoch, 11. Oktober (Tag der Fossilien) – Damit können auch Pilze gemeint sein. An der Pin – Wand neben meinem Schreibtisch hängt ein interessanter Artikel aus der Ostsee – Zeitung vom 11. Juli 2008. Er zeigt den kürzlich verstorbenen Ostdeutschen Mykologen Prof. Dr. Hanns Kreisel (er war im Jahre 2004 auch Gast im Steinpilz – Wismar anlässlich unserer damaligen Weihnachtsfeier) mit einem großen, 7 000 Jahre alten Fruchtkörper des Echten Zunderschwamms!

Zur Gegenwart. Eigentlich wäre heute die Mittwochsexkursion an der Reihe gewesen. Ich muss mich allerdings auf das am Freitag in Keez beginnende Herbstseminar vorbereiten, so dass ich keine Zeit fand in den Wald zu fahren. Nach einigen, teils terminbedingten Absagen einiger Pilzfreunde, die gerne dabei gewesen wären, starten wir nur mit einer recht kleinen Gruppe unser Pilzwochenende in Mecklenburg. Aber ich denke, es wird um so gemütlicher sein. Da dass Wochenendwetter sich dazu noch von seiner besten Seite und warmen Temperaturen zeigen dürfte, können wir uns wohl auf ein schönes und lehrreichen Pilzwochenende freuen. Wer sich kurzfristig noch entschließen möchte daran teilzunehmen, sollte es uns bis spätestens morgen wissen lassen. Näheres siehe unter „Termine“.

Hier noch ein schöner Fund auf unseren Kartierungspunkten gestern auf der Insel Rügen. Wir sehen den Purpurbraunen – Blasssporrübling (Gymnopus fuscopurpureus). Wir finden die Art im Herbst zerstreut in basenreichen Buchenwäldern. Der Pilz ähnelt etwas dem viel häufigeren Brennenden Rübling. Mit Laugen beträufelt entfärbt sich die Trama ins grünliche. Ungenießbar.

Donnerstag, 12. Oktober (Tag des Sehens) – Pilze werden wir am kommenden Wochenende im Rahmen unseres kleinen Pilzseminars sicher reichlich sehen. Morgen startet es in Keez mit unserem Theorie – Tag. Vereinsfreund Ulrich Klein wird viel wissenswertes zum Thema zu vermitteln versuchen. Am Sonnabend sind wir dann ganztägig unterwegs in Wald und Flur und möglicherweise versorgt uns Irena an frischer Waldluft wieder mit einem warmen Mittagstisch. Abends können dann Bestimmungsübungen in gemütlicher Runde stattfinden. Sonntag wird eine kleine Ausstellung von den wichtigsten Pilzen aufgebaut und nach dem Mittag geht es noch einmal in den Wald zur Abschlusswexkursion. Das Wetter soll ja richtig mitspielen. Von Tag zu Tag trockener, wärmer und sonniger. Geradezu ideal für unser „Pilzwochenende in Mecklenburg“.

Die Formenvielfalt im Pilzreich ist sehr groß. Wie Meereskorallen sehen manche Arten aus. Hier ist es der geringwertige Graue Korallenpilz (Clavulina cinnerea). Standortfoto im Wald bei Prora, auf der Insel Rügen, am 10.10.2017.

Freitag, 13. Oktober (Tag des Eies) – Außerdem kein guter Tag für Abergläubische. Da wir es aber nicht sind, ging alles glatt über die Bühne. Unser diesjähriges „Pilzwochenende in Mecklenburg“ startete gegen 14.00 Uhr in Keez. Ulrich Klein führte wie gewohnt in die Wunderwelt der heimischen Großpilze ein. Irena bewirtete uns wie immer köstlich und ausgiebig und wir legten den Fahrplan für Sonnabend fest. Zuvor baute ich bereits eine Pilzausstellung auf. Dazu fuhr ich kurz in den Wald und Park bei Schönlage um Frischpilze zu besorgen, welches nicht schwierig war. Neben Unmengen an Hallimasch und Edel – Reizkern gab es auch sonst allerhand, so dass die Ausstellung gut auf unser Seminar einstimmen konnte.

Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) gab es bei Schönlage/Jülchendorf in großen Mengen. Diese sind zwar schon recht groß, aber dennoch frisch und entsprechend zubereitet eine Delikatesse. Viele von ihnen waren aber bereits überständig und konnten so ihrer natürlichen Bestimmung nachkommen. Standortfoto am 13.10.2017.

Sonnabend, 14. Oktober (Tag der Standards) – Es ist zwar kein Standard, dass wir anlässlich unseres Herbstseminars in den Schlemminer Staatsforst fahren, so wie auch schon im letzten Jahr, aber ich hatte ein gutes Gefühl hier unsere erste Exkursion durchzuführen. Grund war auch der Parkplatz am Fernsehturm mit Sitzgelegenheit, da Irena uns bei angenehm mildem Wetter das Mittag wieder im Wald servieren wollte. Wir wanderten im Mischwald, dominiert von Buchen. Neben vielen interessanten Pilzarten gab es auch in Mengen Herbsttrompeten und auch Trompeten – Pfifferlinge als leckere Speisepilze. Nach dem Mittag fuhren wir in ein ganz anderen Waldtyp bei Perniek. Kiefern auf sandig/kiesigen Böden, umrandet von Zitterpappeln und Birken. Hier waren Edel – Reizker und Pappel – Ritterlinge als Speisepilze dominant, wobei auch hier schon ein Großteil überständig war. Es gab Kaffee und Kuchen und danach fuhren wir wieder nach Keez, wo uns Irena zunächst  mit einem umfänglichen Abendbrottisch verwöhnte. Danach ging es an die Auswertung und Besprechung unserer Pilzfunde.

Ein besonderer Höhepunkt im Schlemminer Staatsforst war ein Wiedersehen mit den dort bekannten Hohlfuß – Röhrlingen (Boletopsis cavipes), einer in Mecklenburg sehr seltenen, essbaren Röhrlingsart unter Lärchen. Standortfoto am 14.10.2017.

Sonntag, 15. Oktober (Tag der Frauen in ländlichen Gebieten) – Am Vormittag war Pilzbestimmung im Kreise aller Teilnehmer angesagt. Es wurde vorgeschlagen zu Mittag eine Verkostung von verschiedenen Speisepilzen mit entsprechender Bewertung vorzunehmen. So wurden Herbsttrompeten, Trompeten – Pfifferlinge, Edel – Reizker und Pappel – Ritterlinge separat zubereitet und über ihre Geschmacksqualitäten abgestimmt. Da die Geschmäcker unterschiedlich sind, waren auch die Bewertungen etwas differenziert. Gewonnen hat, wie konnte es anders sein, der Edel – Reizker! Nach der Pilzverkostung zu Mittag fuhren wir bei spätsommerlich warmen und sonnigem Oktober – Wetter zu unserer Abschlussexkursion in die Jülchendorfer Buchen. Abgerundet wurde unser diesjähriges Herbstseminar dann bei Kaffee und Kuchen im freien bei Jülchendorf. Nicht nur nach meinem Empfinden, auch nach Meinung aller Teilnehmer, war es ein tolles Wochenende. Es hat alles gestimmt. Gut gelaunte und wissbegierige Teilnehmer und Gastgeber, schönes, warmes Wetter und ein reichhaltiges Pilzaufkommen ließen kaum Wünsche offen. So endete die Veranstaltung gegen 16.30 Uhr.

Leider ging der Tag für Irena und meiner Wenigkeit und natürlich auch für Sohn Jonas nicht so toll zu Ende. Nachdem wir benötigtes Arbeitsmaterial wieder zum Steinpilz in Wismar gebracht hatten, wurden wir am Abend vor der Haustür in Keez Opfer eines Auffahrunfalls. Wir bogen gerade in das Grundstück ein, als es von hinten eine dumpfen Knall und einen schwindelerregen Ruck in unserem Auto gab. Irena konnte das Fahrzeug gerade noch in die Einfahrt steuern, bevor sie unter Schock und mit Schmerzen fast zusammenbrach. Auch ich wurde heftig durch den Druck des Aufpralls gebeutelt und mein Halswirbel macht mir immer noch etwas zu schaffen. Jonas war zum Glück zu hause geblieben und hörte nur das Scheppern und Klirren draußen. Das Unfall verursachende Fahrzeug ist nahezu ungebremst auf uns aufgefahren und kam erst ca. 100 m nach dem Aufprall auf der Bundestraße zum stehen. Totalschaden! Unser Auto wurde am Heck reichlich zerbeult. Die Bundesstraße mußte gesperrt werden. Der Notarzt nahm Irena zur weiteren Untersuchung mit in die Klinik. Diagnose: Schleudertrauma und Schock. Mir war nur kurzzeitig etwas schwindlig, aber sonst ging es mir gut. Jemand musste ja bei Jonas bleiben. Zum Glück wurde auch der Unfall- Verursacher nur leicht verletzt. Es hätte viel schlimmer kommen können! Und das, obwohl nicht Freitag der 13. war!

Leckere Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils) in den Jülchendorfer Buchen. Natürlich wurden sie geerntet und als Delikatesse mit nach Hamburg genommen.

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