Tagebuch Mai 2019

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch zu Wetter und Pilze Mai 2019

Speisemorcheln (Morchella esculenta) in ideal – Ausführung am 01. Mai 2019 am Schweriner See am Standort fotografiert.

Mittwoch, 01. Mai – Internationaler Kampf – und Feiertag der Arbeiterklasse. So sollte wohl die auch heute noch gültige Bezeichnung dieses Feiertages lauten, denn es geht an diesem Tag traditionell um Klassenkampf. Leider ist heute nur die verniedlichende Form „Maifeiertag“ amtlich gebräuchlich. Man könnte denken, wir feiern hier nur die Begrüßung des Wonnemonats. Um daran zu erinnern, marschierte die NPD heute durch Wismar. Es herrschte Ausnahmezustand, da natürlich Gegendemonstrationen stattfanden. Mit einem gewaltigen Polizei – Aufgebot wurden die Demonstrationen abgesichert. Über der Stadt kreisten stundenlang Hubschrauber. Die Rechten durften also unter Polizeischutz ihre Botschaft verkünden. Die NPD brauchte anscheinend Aufmerksamkeit, weil in der letzten Zeit kaum noch von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Und das ist ihnen vortrefflich gelungen! Für viele mehr oder weniger rechts denkende Menschen ist die AfD inzwischen ein Sammelbecken geworden. So hatte ich heute auch zu tun, zu meinen Exkursionsgebieten zu gelangen, da die Innenstadt ständig an anderen Stellen von der Polizei abgeriegelt wurde. Letztendlich ist es mir doch gelungen zum Schweriner See und auf die Ostsee – Insel Poel zu fahren.

In Vorbereitung unseres Pilzseminars in Parchim brauchte ich noch einige Frischpilze, in erster Linie Morcheln und Maipilze. In punkto Morcheln wurde ich am Schweriner See fündig, wenn auch nur die beiden fotografierten Exemplare. Die reichten mir vollkommen und ich fuhr zum Laden und kochte mir einen Feiertags – Kaffee. Danach unter Schwierigkeiten, wegen der Straßensperrungen, auf die Ostseeinsel Poel. Maipilze gab es hier natürlich, aber nur in sehr bescheidenen Mengen. Viele Stellen und Ringe haben bisher durch die Trockenheit kaum Fruchtkörper ausgebildet. An den feuchtesten Standorten wurde ich aber fündig und konnte gut 1 Kilo ernten. Dort war der Boden auch wirklich nass. Ich denke, im laufe des Monats, falls es noch reichlich regnen sollte, kann diesbezüglich noch etwas erwartet werden.

Frische Maipilze (Calocybe gambosa) heute am Standort fotografiert. Hier steht normalerweise ein großer, ergiebiger Hexenring. Heute war er stark ausgedünnt, mit nur einzelnen Nestern, teils gerade so unter der bedeckenden Humusschicht zu erahnen. Wie an den glasigen Stielbasen zu erkennen, war der Boden sehr feucht bzw. nass.

Donnerstag, 02. Mai – Gestern, sowie auch heute, dominierte herbstlich anmutendes Wetter mit vielen, grauen Wolken und Wind. Ab und an auch einigen Regentropfen. Jetzt am Abend schwenkt von Norden her eine erste Kaltfront mit Schauern durch. Sie leitet ein für Mai ungewöhnlich kaltes Wochenende ein. Dabei kann es immer wieder Schauern, teils mit Schnee und Graupel. Am besten kommen aus heutiger Sicht wohl die Gebiete nordöstlich der Elbe weg, denn hier kann sich zeitweise die Sonne zeigen und Schauer sollen seltener sein. Das dürfte dann unserem Pilzwochenende zu gute kommen. Wenn schon sehr Maifrisch, dann aber wenigstens nicht noch klatschnass. Richtige Wärme scheint auch danach nicht in Sicht zu sein. Nach etwas milderen Tagen in der nächsten Woche könnte sich ein erneuter Kaltlufteinbruch bemerkbar machen. Wer in der nächsten Zeit den Sommer genießen möchte, sollte sich weit nach Osten oder Nordosten begeben. Dort bahnt sich eine regelrechte Hitzewelle bis zum Polarkreis an. Also auf nach Lappland!

Manche Pilzfreunde denken schon an die ersten Röhrlinge. Die kalte Witterung wird ihnen sicher nicht sehr gefallen, aber dennoch wurden in den letzten Tagen erste Flockenstielige Hexen in einigen Regionen Deutschlands gesichtet. Mal schauen, was uns die Exkursionen zum Frühlingsseminar bei Parchim bringen. Ich freue mich auf ein hoffentlich interessantes Wochenende.

Und hier noch einmal ein Foto von einer Speisemorchel (Morchella esculenta) wie aus dem Bilderbuch. Gewachsen gleich neben einem Aronstab. Fotografiert von Christian Ehmke. Die Morcheln haben nach den Regenfällen nochmals einen Schub bekommen. Auch unser Pilzfreund Peter Kofahl hatte heute auf seinen Rindenmulch – Beeten wieder Glück und konnte nochmals reichlich Spitzmorcheln ernten. Die Pilze haben nur auf den Regen gewartet und streckten sich sogleich.

Freitag, 03. Mai – Heute startete zwischen Parchim und Dargelütz unser diesjähriges Frühlingsseminar in den Pfifferlingstannen. Unter dem Motto „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg“ zogen wir in „luettpuett“ ein. Das weitläufige Areal war früher ein Militärstandort und wird zunehmend zu einer Jugend- und Bildungsstätte ausgebaut. Kurz nach 14.00 Uhr begann Ulrich Klein seine Einführung in die allgemeine Pilzkunde. Nach dem Abendbrot schloss sich ein Beamer Vortrag meinerseits zum Thema Frühlingspilze an. In fröhlicher Runde ließen wir den Tag im gemütlichen Aufenthaltsraum ausklingen und legten bei dieser Gelegenheit unsere morgigen Exkursionsgebiete fest.

Zur Begrüßung der aus nah und fern angereisten Pilzfreunde baute ich wie immer eine kleine Pilzausstellung auf.

Sonnabend, 04. Mai – Heute standen ganztägige Exkursionen auf dem Programm. Ziel war das Landschaftsschutzgebiet Wockertal, das wir in zwei Etappen durchwanderten. Unterbrochen vom Mittagstisch in unserem Schulungsobjekt. Das Wockertal ist ein teils enges Bachtal, mit stellenweise steilen Hängen, die nach Süden und Norden abflachen. Die Talausprägung ist von großer Seltenheit und bietet ein Landschaftsbild von gleichfalls großer Einmaligkeit. Während uns die umgebende Landschaft viel zu bieten hatte, hielt sich das allgemeine Frischpilzaufkommen recht zurück. Geschuldet der Trockenheit. Von der Feuchte bei unserer ersten Begehung einige Tage zuvor, war nicht mehr viel zu spüren. Aber der Blick richtete sich nicht nur auf die Pilzflora, sondern auf vieles mehr, was uns die weitere Flora und Fauna zu bieten hatte.

Der absolute Höhepunkt des Tages war der Fund dieses farbenprächtigen Helmlings am Wegesrand im Gras eines feuchten Erlenbruches. Es handelt sich um den Orange Helmling (Mycena acicula). Zwar keine Seltenheit, aber dennoch ein wunderschönes Fotomotiv. Standortaufnahme im Wockertal am 04.05.2019.

Sonntag, 05. Mai – Letzter Tag unseres Frühlingsseminars. Nachdem wir unser Quartier geräumt und die Schlüssel abgegeben hatten, brachen wir zur Abschlussexkursion auf. Sie führte uns an das Ostufer des Schweriner Innensees bei Raben – Steinfeld. Wir wanderten am Ufer entlang bis Görslow – Ausbau. Während das Wockertal nur geringe Chancen, wegen saurer Bodenverhältnisse, in punkto Morcheln bot, ist hier zumindest die Möglichkeit erhöht noch die eine oder andere dieser begehrten Delikatessen aufzuspüren. Auch diese Landschaft begeisterte durch ihre Urwüchsigkeit und an den steilen Hangterrassen konnten wir zu dem noch unsere bergsteigerischen Fähigkeiten ausloten. Pünktlich um 16.00 Uhr endete nach Kaffee und Kuchen an frischer Frühlingsluft unser Pilzwochenende in Mecklenburg. Der Bericht dazu wird in den nächsten Tagen nach und nach auf dieser Homepage erscheinen.

Und tatsächlich, wir konnten sie noch am Standort bewundern, die beliebte Speisemorchel (Morchella esculenta). Es sollte leider die Einzige bleiben. 05.05.2019.

Montag, 06. Mai – Kalte Polarluft ließ uns heute, wie auch an den Vortagen, frösteln. Dazu ein unangenehmer Wind, der immer wieder mächtige Quellwolken über den zwischenzeitlich blauen Himmel trieb. Auch Schauer sind hin und wieder dabei. Die Niederschlagsmengen hielten sich aber sehr in Grenzen und Sonne sowie Wind trockneten sofort wieder ab. Die derzeitige Wetterlage ist alles andere als pilzfreundlich. Zum Glück bleiben wir aber auch weiterhin unter Tiefdruckeinfluss mit weiteren Niederschlägen. Dabei wird im laufe der Woche zumindest vorübergehend etwas wärmere  Luft heran geführt. In ihr kann es immer wieder regnen, schauern oder gewittern. In Richtung Wochenende droht allerdings ein neuer Kaltlufteinbruch mit zahlreichen Schauern. Aprilwetter mitten im Mai. Die Abkühlung soll aber bei uns im Norden moderater ausfallen als in Süddeutschland. Da die etwas wärmere Luft auch mehr Wasserdampf aufnehmen kann, können Regen und Schauer möglicherweise ergiebiger ausfallen. Wir werden sehen.

Immer wieder schrauben sich in der höhenkalten Luft mächtige Quellwolken empor, so wie hier am Sonnabend über dem Wockertal bei Parchim. Sie bauen sich oft zu kurzen, örtlich kräftigen Schauern und Gewittern aus. Eine Entspannung der Trockenheit war damit bisher kaum verbunden.

Dienstag, 07. Mai – Vormittags, wie jeden ersten Dienstag im Monat, Haushaltstag und am Nachmittag Sprechstunde im Steinpilz. Diese wird derzeit aber kaum in Anspruch genommen, da nicht viel los an der Pilzfront. Während im Südwesten Deutschlands Morcheln, Maipilze und Hexenröhrlinge so manchen Sammlerkorb füllen, sind die Erfolge bei uns in Mecklenburg eher bescheiden, da weiterhin viel zu trocken. Und das, obwohl auch bei uns, so wie auch heute wieder, viele Schauer über `s Land zogen und ziehen. Sie lindern bei oft starkem Wind und zeitweiliger Sonne die Trockenheit kaum bis gar nicht. Das ändert sich hoffentlich mit einem neuen Tief, dass auf seiner Vorderseite ab morgen etwas wärmere Luft heran führt. Diese besitzt ein höheres Wasserdampf – Kapazitätshaltevermögen, so dass weitere, damit verbundene Schauer und Gewitter, saftiger ausfallen dürften. Die höchsten Regenmengen werden zwar wieder für die Südhälfte Deutschlands berechnet, aber ich hoffe, dass auch für uns der eine oder andere Liter dabei sein möge. Zum Wochenende kühlt es dann wieder ab. Die eigentlichen Eisheiligen stehen an. Der mittelfristige Trend deutet dann im laufe der nächsten Woche einen raschen Übergang zu Sonne und Wärme an. Der Frühsommer deutet sich an. Ob es der Auftakt zu einer längeren, trockenen Hochdrucklage sein wird, steht allerdings noch nicht fest. 

Derzeit wenig Frischpilze, dafür offensichtlich um so mehr Maikäfer. Es soll ein Maikäfer – Jahr sein und in den nächsten Wochen werden viele Millionen von ihnen erwartet. Zumindest in den für sie geeigneten Gebieten. Die Käfer lieben leichte, sandige, luftdurchlässige Böden, so wie auch um Parchim herum, wo uns dieses Exemplar auf dem Gelände von luettpuett über den Weg bzw. die Hand krabbellte.

Mittwoch, 08. Mai – Eine Mittwochsexkursion stand heute wieder auf dem Programm. Das Messtischblatt Dobbertin ist an der Reihe. Heute arbeitete ich den ersten Quadranten ab. In ihm liegen umfangreiche Wälder und Seen. So der Holzsee, der Woseriner See oder der Garder See. Das Naturschutzgebiet Kläden wäre des weiteren zu erwähnen. Ich begab mich zunächst von der B 192 ausgehend am Flüsschen Bresenitz entlang auf Pilzpirsch. Auch die angrenzenden Buchenwaldungen und Erlenbrüche tangierte ich. Es war sehr trocken und Frischpilze waren kaum vertreten. Ich fuhr zum Kaffee Kentzler in Dobbertin und genehmigte mir ein Eis. Das gehört einfach dazu, wenn ich in dieser Region unterwegs bin. Schließlich fuhr ich noch zum Gardersee im Bereich des Königsbergs. Sehr schöne Landschaft und auch ein kleines, beliebtes Ferien – Domizil. Sandige Bereiche mit Kiefern, Eichen und Birken. Im Sommer und Herbst bei hinreichender Feuchtigkeit sicher für den Mykophagen von großem Interesse, aber haute einfach nichts los! Siehe auch unter „Mittwochsexkursion am 08.05.2019“.

Das Wetter war wieder etwas milder, aber recht windig und wolkenverhangen. Die Strömung hat auf Südwest gedreht und mit ihr zieht ein neues Tief heran. Dieses mal wohl auch für uns mit reichlich Regen. Die Warmfront bringt uns in der Nacht flächige Regenfälle und die nachfolgende Kaltfront kann morgen für Schauer und Gewitter sorgen. Die heute gültigen Niederschlagsprognosen für die kommenden Tage, für unser Einzugsgebiet, sind zumindest vielversprechend. Mal schauen, was tatsächlich zusammen kommt.

Schuppiger Stielporling (Polyporus squamosus) heute am Standort fotografiert. Jung essbar.

Donnerstag, 09. Mai – Eine Warmfront brachte in der vergangenen Nacht zwar flächendeckenden Regen, aber die Mengen ließen doch sehr zu wünschen übrig. Auch die Schauer und Gewitter am Nachmittag brachten nur örtlich mal einen heftigen Regenguss. Jetzt am Abend (19.00) Uhr wurde auch Wismar von einer Gewitter – Zone erreicht. Insgesamt haben auch diese Niederschläge bisher keine nennenswerte Entspannung der Trockenheit gebracht. Viel wird auch in der nächsten Zeit bei uns nicht zu erwarten sein. Die Niederschlagsprognosen für uns wurden deutlich nach unten korrigiert. Anders in der Südhälfte Deutschlands. Dort regnet es immer wieder kräftig. Immerhin ist das noch kürzlich angekündigte Sommerhoch zunächst nicht zu erwarten. Es kann mittelfristig in meist kühler Luft ab und zu zu Schauern kommen. Auch die Bodenfrost – Gefahr nimmt in den nächsten Tagen eher wieder zu!

Hier sehen wir einen entfernten Verwandten unserer Lorcheln und Morcheln. Den Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia), den hier Christopher Engelhardt für uns am Ufer des Schweriner Sees, bei Raben – Steinfeld, fotografiert und bestimmt hat. 05.05.2019.

Freitag, 10. Mai – Heute hatten wir einen kleinen Imbisstag im Programm. Waffeln backen vor dem Informationszentrum war angesagt. Irena hatte vor einiger Zeit praktische, leicht aufbaubare Klapptische günstig gekauft. Einer von ihnen erlebte heute seinen praktischen Einstand. Kaffee und Tee wurden dazu gereicht. Ich hatte, als gelernter Konditor, einen besonders leckeren und gehaltvollen Waffelteig mit Butter eingerührt. Leider verregnete uns das Wetter das Geschäft. Es schauerte immer wieder, mitunter recht kräftig. Danach kühlte es merklich ab, bei lebhaftem Wind. So hatte auch keiner Lust bei diesen ungemütlichen Verhältnissen an unserem Kaffeetisch Platz zu nehmen. Am Ende blieben eine ganze Mengen leckerer Waffeln übrig, so dass sich Vereinsfreundin Monika, die für den Steinpilz – Wismar heute die Bäckerin war, reichlich mit nach hause nehmen konnte. Auch wird es zu unserer morgigen Pilzwanderung Kaffee und Waffeln geben.

Das Wetter machte uns also einen Strich durch die Rechnung. Lange warteten wir auf Regen, ausgerechnet an unserem Imbisstag sollte er kommen. Ausgereicht haben die schauerartigen Niederschläge aber keineswegs. Es dürften aber zwischen 5 und 10 l/m an den letzten beiden Tagen zusammen gekommen sein. Örtlich, besonders in Richtung Vorpommern, auch deutlich mehr. Grundsteinlegend für einen ersten, möglichen Röhrlings – Schub gegen Ende des Monats, war der Regen aber nicht. In Süddeutschland kann es am Wochenende weiter kräftig schütten. Dort sieht es ganz anders aus. Außerdem sind die dauerhaft unterkühlten Temperaturen diesbezüglich ebenfalls nicht förderlich. Und jetzt soll es mehrere Nächte in Folge wieder Bodenfröste geben. Sommerliche Temperaturen sind eventuell erst gegen Ende Mai möglich. Nach derzeitigem Stand sind bis dahin bei uns auch keine nennenswerten Niederschläge mehr zu erwarten. Dazu viel Sonne und zeitweise ein lebhafter, trockener und kalter Wind. Pilzwetter sieht anders aus!

Kleinarten, wie dieser schöne Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus), wird es allerdings freuen. Für sie reichte der Regen allemal aus. Das Standortfoto habe ich am 04.05.2019 im Wockertal bei Parchim aufgenommen. An ihm hatte es sich auch ein „Tausendfüßler“ gemütlich gemacht.

Sonnabend, 11. Mai – Zehn Pilzfreunde fanden sich heute morgen zu einer vom Steinpilz – Wismar organisierten Pilzwanderung ein. Ziel waren die Wälder zwischen Lübow, Levetzow und Kahlenberg, wenige Kilometer südöstlich der Hansestadt Wismar. Die vielfältigen und teils urwüchsigen Waldgesellschaften boten viel Abwechslung und abseits der Wege waren zeitweise pfadfinderische Fähigkeiten und praktische Ideen zum Brückenbau über Wassergräben gefragt. Trotz der Regenfälle in den letzten Tagen herrschten hier überwiegend trockene Verhältnisse. Nur in natürlicherweise feuchteren Bereichen, lohnte es, sich etwas genauer umzuschauen. Hier war hin und wieder die Suche von Erfolg gekrönt. Keine großen Mengen, aber immerhin zwei der wichtigsten Speisepilze des Frühlings konnten am Standort vorgestellt und kennen gelernt werden. Maipilze und Schild – Rötlinge. Siehe unter „Pfadfinderische Pilzwanderung„.

Zum Wetter: für unsere heutige Wanderung war es ideal. Sonne, kaum Wind und angenehme Temperaturen. Sonnig soll es auch in den nächsten Tagen bleiben, aber der Wind kann wieder auffrischen. Dazu besteht weiterhin Frostgefahr in den Nächten. Die wenige Oberflächenfeuchtigkeit wird sehr schnell verdunstet bzw. fort geweht werden. Wenn wir in die mittleren und südlichen Landesteile blicken, können wir nur neidisch werden. Regen, Regen und nochmals Regen. Teils mehr als 50 l/qm! Das ist schon eine Hausnummer! Bei uns kann frühestens zum nächsten Wochenende wieder etwas nennenswertes vom Himmel fallen. Zumindest vorübergehend kann uns von Osten her feuchtwarme, zu Schauern und Gewittern neigende Luft erreichen. Diese könnte aber schnell wieder von der nächsten Polarluft verdrängt werden. Wollen wir trotzdem optimistisch sein, denn auch heute konnten wir keinen Schwefelporling entdecken. Demnach scheinen wir auf dem Wege zu einem guten Pilzjahr zu sein! 

Unter Rosengehölzen wie Schlehen, Weißdorn, Sanddorn oder Obstbäumen können wir im Mai und Juni diese leckeren Speisepilze finden. Es handelt sich um Schild – Rötlinge (Entoloma clypeatum). Heute am Standort im Wald bei Levetzow/Kahlenberg fotografiert.

Sonntag, 12. Mai – Heute habe ich möglicherweise ein letztes mal in dieser Saison einige Maipilzstellen auf der Ostsee – Insel Poel aufgesucht. Es waren die selben Standorte, an denen ich schon am 1. Mai in bescheidenem Rahmen fündig wurde. Die Standorte sind feuchter gelegen, so dass sich hier durchaus Pilze entwickeln konnten. Aber auch hier ist es nicht so üppg, wie normalerweise üblich. Die Ringe sind nicht vollständig besetzt und wo kaum Vegetation vorhanden ist und zudem noch die Sonne rauf brennen kann, stocken sie immer wieder und bekommen einen Sonnenbrand. Stehen die Pilze hingegen geschützt unter einer dicken Rohhumusschicht, können sie sich gut entwickeln. Oft sind diese Stellen kaum zu sehen und die Pilze müssen mit der Hand ertastet werden. Trockene und kühle Witterung lässt die Fruchtkörper ohnehin nur langsam wachsen, so dass es sich in diesem Jahr hinzieht. Zumindest ist die Qualität aber sehr gut und ohne Madenbefall. Bei warmer Trockenheit wäre das anders. Es sind auch immer noch sehr junge Exemplare dabei. Der Regen hat aber nur ausgereicht, um die vorgebildeten Fruchtkörper zu stärken. Da in den nächsten Tagen kein Regen mehr in Sicht ist, dürfte die Maipilz – Saison in diesem Jahr nicht mehr richtig in Gange kommen. Nachzügler sind aber noch bis Mitte Juni möglich. 

Große, kräftige Maipilze (Calocybe gambosa) von sehr guter Qualität. Die Fruchtkörper – Pulks waren teilweise vollständig mit Humus bedeckt und nicht zu sehen. Vorsichtiges Ertasten der Standorte auf allen vieren war angesagt. Insgesamt kamen knapp 2 Kilo zusammen.

Montag, 13. Mai – Heute habe ich wieder einige, wenige Pilzarten der Dauerausstellung hinzugefügt, bzw. erneuert: Pflaumen – Feuerschwamm, Grünblättriger Schwefelkopf, Maipilz und Spitzmorchel. Es liegen 65 Arten zur Auslage.

Zum Wetter. Während es bei uns in Mecklenburg in sehr kühler Luft den ganzen Tag sonnig war, zogen bei stärkerer Quellbewölkung über Vorpommern von Norden her in höhenkalter Luft immer wieder Schauer hinweg. In der klaren Kaltluft, den Eisheiligen, gibt es auch heute und morgen Nacht wieder Bodenfrost. Ab der zweiten Wochenhälfte soll sich die Großwetterlage umstellen und von Osten her wird zunehmend feuchte und warme Luft heran geführt. In ihr soll es immer wieder Schauer und Gewitter geben, besonders in der nächsten Woche. Schon ab Donnerstag dieser Woche können bei uns im Norden Regenwolken aufziehen. Nach „Wetter – Online“ soll es den ganzen Tag regnerisch sein. Nach dem Modell für signifikantes Wetter bei „Kachelmann – Wetter“ soll der Regen aber im wesentlichen südlich von M-V bleiben. Wir werden sehen! Auf jeden Fall scheint sich endlich pilzfreundlicheres Wetter anzubahnen und das wird auch höchste Zeit, denn es soll ja ein gutes Pilzjahr werden. Das zumindest orakelt uns das Ausbleiben nennenswerter Schwefelporlings – Funde vor!

Ob es so oder so beim Wetter kommt, dürfte dem Mottenkugel – Lederrindenpilz (Skytinostroma hemidichophyticum) relativ egal sein. Der oft viele Dezimeter in resupinater Weise starkes, liegendes Totholz, insbesondere das von Weide, überziehende Pilz, ist nicht auf Regenperioden als auslösendes Wachstumsmoment angewiesen. Sicher aber wird feuchtwarmes Wetter auch ihm nicht unbehaglich sein. Vor allem kann bei derartigen Verhältnissen der Pilz aufgrund seines unverkennbaren „Duftes“ bereits errochen werden, bevor man ihn überhaupt zu Gesicht bekommt. Das Foto entstand gestern auf der Insel Poel.

Dienstag, 14. Mai – Heiter bis wolkig war es heute in weiter sehr kühler und trockener Luft. In der kommenden Nacht besteht ein letztes mal Frostgefahr. Ab Mittwoch beginnt sich die Wetterlage umzustellen. Aus Osten sickert wolkenreiche und feuchtere Luft ein. Besonders die Nächte werden dann bis zu 10 Grad wärmer als bisher verlaufen. Am Wochenende können wir dann auch tagsüber frühsommerliche Wärme genießen. Obwohl es mit 20 – 25 Grad nicht übermäßig warm werden wird, dürften einige Menschen schon wieder in`  Stöhnen geraten und sich eine Abkühlung wünschen, denn die Luft wird zeitweise sehr schwül. Mit der Wetterumstellung sind ab Donnerstag auch bei uns Regenfälle möglich. Bei stark auffrischendem Wind dürfte es in Richtung Küste meist trocken bleiben. Der Regen wird aus heutiger Sicht eher die südlichen Bereiche von M-V tangieren. Erst zum Wochenende und Anfang nächster Woche kann es in der feuchtwarmen Luftmasse recht verbreitet zu teils unwetterartigen Gewittern kommen. Darin liegen nun unsere Hoffnungen. Stellenweise könnte es dann wirklich starke Niederschläge geben. Ansonsten sind vor allem wieder in Süddeutschland hohe Regenmengen angesagt.

Heute habe ich mal von einer auf „Kachelmann – Wetter“ veröffentlichten Niederschlagstabelle zwei Vergleichswerte aus M-V heraus gesucht. Demnach fielen am Kap Arkona, auf der Insel Rügen, seit Jahresbeginn 149 l/qm. Das sollen knapp 3 Liter mehr als für diesen Zeitraum üblich sein! In Schwerin fielen bisher 161 l/qm. In diesem Fall sind es 37 Liter zu wenig als im langjährigen Mittel. Im vergangen Jahr fielen bis zum selben Zeitpunkt in Arkona 187 l/qm und in Schwerin 231 Liter. Es ist also derzeit schon trockener als im letzten Jahr um diese Zeit!

Hier noch ein wohl letzter Gruß von der Morchel – Front in diesem Jahr. Die makellose Spitzmorchel (Morchella conica) ist derzeit auf meiner Ausstellungsfläche zu bewundern. Irena hatte sie am 04. Mai in Warin gefunden. Einige Tage in einer Frischhaltedose im Kühlschrank gelagert, habe ich sie heute Abend auf dem Hinterhof der Pilzberatungsstelle fotografiert.

Mittwoch, 15. Mai – Nach dem ich in Dobbertin mein obligatorisches Eis geschleckt hatte, ging es nach Lohmen zu meiner Mittwochsexkursion. Ich habe mir das Waldgebiet Lohmener Stüde ausgesucht. Es steigt vom Lohmener See etwas an und in ihm befindet sich auch ein bronzezeitlicher Hügel/Steingrab – Lehrpfad. Es wachsen hier hauptsächlich Kiefern und Fichten. Laubwaldbereiche oder sumpfig/moorige Stellen sind ebenfalls vorhanden. Wir finden meist sandigen Untergrund vor. Besonders der Kiefernhang in Richtung Lohmener See ist teils ausgesprochen arm. Grünlinge könnten im Herbst hier durchaus zu erwarten sein. Heute war es natürlich viel zu trocken, um brauchbare Frischpilze vorzufinden. Wenn es welche gab, waren dieses vertrocknet oder überständig. Auf jeden Fall auch ein Gebiet, welches für eine geführte Pilzwanderung durchaus geeignet wäre.


Hier die Handvoll Arten, die ich heute aufschreiben konnte. MTB: 2338/2 – Lohmerner Stüde: Echter Zunderschwamm, Striegeliger Schichtpilz, Rehbrauner Dachpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Zugespitzter Kugelpilz, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Schmetterlings – Tramete, Striegelige Tramete, Stockschwämmchen, Judasohr, Herber Zwergknäuling, Flacher Lackporling und Grünblättriger Schwefelkopf.


Am Abend habe ich mit Irena noch eine kleine Info – Tour unternommen und wir fanden in Warin auf Rindenmulch noch einige Spitzmorcheln.

Auch die beiden Rehbraunen Dachpilze (Pluteus atricapillus) waren schon hinreichend verwelkt. 15.05.2019 – Lohmener Stüde.

Donnerstag, 16. Mai – Heute Mittag um 12 Uhr wurde der Monat geteilt. Der Wonnemonat war bisher, im Gegensatz zum letzten Jahr, ausgesprochen unterkühlt, mit häufigen Bodenfrösten. Dazu auch noch viel zu trocken. Beides ändert sich derzeit, zumindest vorübergehend. Tiefdruck macht sich seit heute bei uns breit. Seit der vergangenen Nacht zieht immer wieder schauerartiger Regen durch. Die Niederschlagsmengen in Mecklenburg hielten sich dabei sehr in Grenzen. Nur in Richtung Oder hat es ergiebiger geregnet. Mit dem Regen sickert nun feuchtwarme Luft ein. In ihr können sich in den nächsten Tagen immer öfter Schauer und Gewitter bilden. Schwerpunktmäßig wohl im Südwesten Deutschlands. Aber auch bei uns im Nordosten könnte diesbezüglich einiges möglich sein, weil sich hier offensichtlich eine Konvergenzlinie bildet. Die einzelnen Berechnungsmodelle sehen es noch recht unterschiedlich. Während der Deutsche Wetterdienst die Schauer und Gewitterneigung am Wochenende bei uns als gering einschätzt, rechnen andere Wettermodelle, so bei Kachelmann – Wetter, auch bei uns mit massiven Entwicklungen, bei denen bis Mitte nächster Woche in Mecklenburg 30 – 50 l/qm möglich sind. Die Unwetterzentrale hält in M-V ab morgen Abend und in der Nacht zum Sonnabend erste Gewitter für möglich. Tendenz an den Folgetagen steigend bis hin zu ausgewachsenen Unwettern mit Überflutungspotenzial! Das Donnerwetter (mit Unterbrechungen) könnte bei uns im Nordosten dann bis Mitte nächster Woche anhalten, weil sich hier die schwülwarme Luft am längsten behaupten kann, während in der Südwesthälfte Deutschlands Anfang kommender Woche schon wieder kühlere Luft die Oberhand gewinnen soll. Danach dürfte auch bei uns eine schrittweise Abkühlung folgen. Im weitern Verlauf könnte dann sogar wieder die kalte Polarluft aus Norden einfließen. Laut Wetter – Online rückt frühsommerliches Wetter erneut in weite Ferne!

Diese Spitzmorcheln (Morchella conica) habe ich heute morgen in Keez fotografiert. Gefunden gestern Abend auf Rindenmulch – Beeten in Warin. Da ich keine Kamera mit hatte, gab es leider kein Standortfoto. Ob das nun wirklich der letzte Gruß von der Morchel – Front war? – Warten wir`s ab!

Freitag, 17. Mai – Der gestrige Regen hat besonders im Südosten von Vorpommern um 20 l/qm gebracht. Bei uns in Mecklenburg waren die südlichen Bereiche etwas bevorzugt, aber nirgendwo anders als in den genannten Bereichen von Vorpommern, hat es ausgereicht, um auch nur ansatzweise einen kleinen Grundstock für einen ersten, zaghaften Wachstumsschub zu legen. Nun werden wir von morgen an bis zum Dienstag Gewitter – Erwartungsgebiet sein. Das Super HD – Modell von „Kachelmann – Wetter“ zeigt derzeit auch in M-V eine recht hohe Gewitterbereitschaft an. Aus aktueller Berechnung (19.00 Uhr) können wir morgen zwischen 14.00 und 18.00 Uhr mit einigen Entwicklungen rechnen. Beginnend in Vorpommern und nach Westen ausbreitend. Am Sonntag rechnet das Modell wie folgt: zwischen 13.00 und 18.00 Uhr verbreitet Gewitter, besonders im Süden von M-V. Auch Abends und Nachts noch vereinzelt mit erhöhter Nebelneigung. Am Montag und Dienstag dann generell im Nordosten Deutschlands hohe Gewittergefahr mit Starkregen! Wirklich ergiebige Niederschläge werden aus heutiger Sicht allerdings vorzugsweise für Brandenburg und Sachsen – Anhalt gerechnet. Mecklenburg wird im Schnitt wohl bis Dienstag Abend mit 5 – 10 l/qm vorlieb nehmen dürfen. Das reicht bei weitem nicht! Aber warten wir es ab. Sollten einige kräftige Gewitter dabei sein, können sie stellenweise trotzdem hohe Regenmengen zustande bringen.

Noch ein Foto von gestern. Es entstand in der Lohmener Stüde. Das Gebiet gehört zur Seeblickregion. Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) wuchs hier an einem alten, liegenden Kiefernstamm.

Sonnabend, 18. Mai – Heute kam endlich mal zumindest eine Vorahnung auf den kommenden Sommer auf. Die Luft war warm und angenehm, wenn auch etwas feucht. So bildeten sich ab dem späten Vormittag zahlreiche Quellwolken und wie vorherberechnet entstanden genau um 13.00 Uhr die ersten Schauerzellen am Oderhaff. Rasch kamen neue hinzu, die von Südost nach Nordwest über M-V entlang einer Konvergenz zogen. Dabei kam es allerdings nur ganz vereinzelt zu einem kurzen, aber heftigen Regenguss. Im Grunde können wir das heutige Geschehen vergessen. Bis Mitte nächster Woche soll sich nun diagonal über Deutschland eine Luftmassengrenze etablieren, an der es gebietsweise zu sehr starken Regenfällen kommen kann. Die Lage der Starkregengebiete wird derzeit aber außerhalb von M-V berechnet. Regen bekommen aber auch wir, meist allerdings in Form von Schauern und Gewittern. Hier gibt es nur die Hoffnung, dass sich mal größere Cluster bilden und zumindest stellenweise ergiebige Mengen produzieren. Während Wetter – Online morgen bei uns nur eine geringe Gewittergefahr sieht, rechnen es derzeit einige Wettermodelle ganz anders. So z. B. das Rapid HD – Modell von Kachelmann – Wetter. Ab etwa 17.00 Uhr verbreitet, teils kräftige Gewitter in Mecklenburg! Das Super HD sieht nur einzelne Gewitter bei uns. Des weiteren sehen diese Modelle Gewitter in der Nacht von Montag zu Dienstag von Südosten her. Das EU – Modell rechnet sogar verbreitet mit Blitz und Donner. Zum Teil starke Gewitter rechnet dieses Modell in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Vorpommern. Das ganze kann sich natürlich jederzeit ändern, sobald die neuesten Daten eingerechnet wurden. Auf jedenfall stehen wir auch die nächste Zeit weiterhin unter Tiefdruckeinfluss, so dass ich hoffe, das auch unsere Einzugsgebiete in absehbarer Zeit mal richtig durchtränkt werden! Zumindest wird der akkumulierte Niederschlag, der innerhalb der nächsten 14 Tage in Mecklenburg fallen kann, derzeit um die 60 l/qm berechnet. In Süddeutschland können es im selben Zeitraum gebietsweise bis etwa 250 Liter sein! Überschwemmungsgefahr!

Den ganzen Nachmittag brodelte es kräftig, Schauer waren aber leider die Ausnahme.

Sonntag, 19. Mai – Heiter bis wolkig und angenehm warm präsentierte sich der heutige Sonntag in Wismar. Nennenswerte Schauer und Gewitter beschränkten sich auf den Vorpommerschen Raum. Bei uns hatten die teils ansehnlichen Quellwolken nur dekorative Funktion. Wo es aber Gewitter gab, vor allem in Süd – und Mitteldeutschland, hieß es regional Land unter. Ganze Ortschaften mussten angesichts der Regen und Hagelmassen zeitweilig zur Sperrzone erklärt werden. Und das war erst der Anfang. Bis Mittwoch drohen in der Mitte und vor allem im Stau der Alpen enorme Regenmengen! Überschwemmungen werden dann wohl nicht nur örtlichen Charakter haben. Aus heutiger Sicht wird bei uns in Mecklenburg auch in den kommenden Tagen nichts großartiges vom Himmel kommen, auch wenn Schauer/Gewitter und Regen weiterhin möglich sind. Wir werden wohl, wenn alle anderen vor all dem Wasser stöhnen, weiterhin mit relativer Trockenheit Leben müssen!

So hatten wir heute zu unserer exklusiven Stadtführung für die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. bestes Wetter.

Hier vor dem Stammhaus der Rudolf Karstadt AG. Gegenüber befand sich viele Jahre die damalige, städtische Pilzberatungsstelle.

Montag, 20. Mai – In der vergangenen Nacht nebelte es sich ein. Ein Zeichen, dass derzeit sehr viel Feuchtigkeit in der Atmosphäre vorhanden ist. Diese wird vom aktuellen Unwettertief Axel aus dem östlichen Mittelmeerraum von Südosten her zu uns gelenkt. Dabei kommt es weiterhin und in zunehmenden Maße zu verbreitetem Starkregen und teils heftigen Gewittern. In Sachsen, bei Leipzig, gab es offensichtlich heute sogar einen Tornado. Am Nachmittag spannte sich eine riesige Gewitterfront von der Adria bis nach Berlin/Brandenburg hoch, mit hunderttausenden Blitzen! Auch außerhalb davon gab es im mittleren Deutschland zahlreiche Gewitter. Derzeit zieht ein Regengebiet mit einer eingelagerten Gewitterfront von Vorpommern in Richtung Mecklenburg. Das Super – HD von Kachelmann – Wetter rechnet aber die derzeit noch aktiven Gewitter in den nächsten Stunden raus, so dass am Abend und in der Nacht nur noch die Reste bei uns ausregnen können. Vielleicht werden es 2 – 5 l/qm. Das können wir in den Skat drücken! Fast überall in Deutschland  schüttet es was das Zeug hält, selbst Vorpommern dürfte inzwischen Grundsteinlegendes erhalten haben, nur wir bleiben außenvor. Und da wird auch in den nächsten Tagen nicht mehr viel Hoffnung sein.

Aber was soll`s! Begnügen wir uns mit solchen Kleinarten, wie dem Bitteren Zapfenrübling (Strobilurus tenacellus). Dort, wo es von Haus aus etwas feuchter ist, wird der wenige Regen zumindest für einige kleine Großpilze ausreichen. Das Foto habe ich am 18.05.2019 im Forst Farpen bei Neuburg aufgenommen.

Dienstag, 21. Mai – Tief Axel dreht auch heute Abend noch seine Runden mit Regenfällen und Gewittern über Deutschland. Ihm geht aber ab morgen die Puste aus und das Wetter soll sich beruhigen. Hier einige Messwerte aus M-V der letzten drei Tage. Kirchdorf, auf der Insel Poel und Goldberg: 3 l/qm, Rostock: 5,5 l/qm, Boltenhagen: 7 l/qm und Spitzenreiter Anklam mit 30 Litern. Nur letzterer Wert hat wirklich Substanz. Natürlich wird es in Vorpommern auch anderen Orts noch vergleichbare Mengen gegeben haben. In Mecklenburg geht es relativ trocken weiter. Aber was soll`s, wir haben ja erst Ende Mai. Genug Hoffnung auf bessere Zeiten bezüglich Niederschlag sollten da noch drin sein. Immerhin soll es auch mittelfristig in Verbindung mit neuen Tiefs Regen geben. Spätestens im laufe des Juni sollte es endlich klappen, denn wir erwarten ja ein gutes Pilzjahr!?

Der Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) benötigt kein Regen als Wachstumsauslöser. Er nimmt sich seine Nahrung aus dem Holz. So werde ich bei meiner morgigen Mittwochsexkursion insbesondere auf Holzpilze achten müssen. Das Foto entstand am 11. Mai am Schmiedeteich bei Lübow.

Mittwoch, 22. Mai – Das Naturschutzgebiet Mildenitz – Durchbruchstal und Klädener Plage war heute Ziel meiner Mittwochsexkursion. Es gehört in den Messtischblatt – Quadranten 2338/3. Natürlich waren wir hier schon öfters unterwegs, aber man kann diesem tollen, landschaftlich urwüchsigen Gebiet nicht oft genug einen Besuch abstatten. Auch pilztechnisch, sowohl für Mykophagen wie auch für Mykologen, ein hervorragendes Eldorado. Selbst eine unserer Nachtwanderungen führte schon hier her. Frischpilze konnte ich heute nur an Holz finden, nämlich Mai – Stielporlinge, Sklerotien – Porlinge und Getigerte Sägeblättlinge. Aber ich denke, dass dürfte sich bald ändern. Der Wald war in diesem Bereich tiefgründig durchfeuchtet. So sehr ich mich auch bemühte, überall auf den sandigen Wegen und auch unter belaubten Bäumen konnte ich nichts trockenes mehr feststellen. Es hatte hier also gut geregnet, obwohl im nicht fernen Goldberg in den letzten Tagen nur gut 3 l/qm gemessen wurden. Aber in den schauereartigen Regengebieten waren durchaus auch intensivere Bereiche mit eingelagert und das offizielle Meßnetz kann nicht alle Werte erfassen. So meldete gestern Kirchdorf, auf der Insel Poel, 3 Liter, heute sind noch 16 dazu gekommen. Nachts und vor allem von heute morgen bis zum Mittag hatte sich ein kleinräumiges Regengebiet rund um die Wismarbucht festgesetzt und ließ es entsprechend und recht ergiebig regnen. Besser hat es aber noch Schleswig – Holstein getroffen. In einem Dreieck zwischen Kiel, Lübeck und Hamburg fielen verbreitet 20 – 30 l/m. Ich denke, wir sollten nun erst einmal nicht mehr jammern. Es hat, wenn auch nicht überall gleich viel, fürs erste ganz gut geregnet. Da kein Dauersonnenschein und auch keine trockene Hitzewelle in Sicht ist, sondern eher weiterer Regen, wollen wir hoffen, dass es allmählich besser wird, denn wir erwarten ja ein gutes Pilzjahr! – Übrigens, die Artenliste von heute erscheint unter „Mittwochsexkursion am 22.05.2019“

Bezüglich gutes Pilzjahr kann uns Christian Ehmke bereits hoffnungsvoll stimmen. Er hat die erste Rotkappe des Jahres entdeckt und fotografiert. Es handelt sich um die Espen – Rotkappe (Leccinum rufum). Rotkappen können sich auch bei trockenen Verhältnissen entwickeln, ähnlich wie unsere Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge. Und für die ersten Rotkappen ist der Zeitraum Ende Mai/Anfang Juni gerade richtig.

Donnerstag, 23. Mai – Noch mal zu oben gezeigter Rotkappe einige Betrachtungen meinerseits. Christian hat sie als Weißschuppige Rotkappe (Leccinum albidostipitata/leucopodium) bestimmt. Eine solche Art soll tatsächlich existieren und vor allem in Bergländern vorkommen. Ich bin in der Betrachtung unserer, unter Zitterpappeln vorkommenden Rotkappen, so auch bei dieser, der Meinung, dass es sich um die ganz normale Espen – Rotkappe (Leccinum aurantiacum) handelt. Nach meinen Beobachtungen sind die Stielschuppen der Espen – Rotkappe bei günstigen Wachstumsbedingungen zunächst immer weiß und färben erst mit zunehmenden Alter rotbräunlich ein. Auch ungünste Wetterreize führen zu einer raschen Verfärbung (Trockenheit, Wind, Frost). So ist dieses Exemplar bereits bei der ungünstigen, kalten und windigen Wetterlage in der vergangenen Woche erschienen und hat, wie bei dem gezeigten Exemplar eindrucksvoll nachzuvollziehen, bei Einsetzen der windschwachen und feuchtwarmen Witterung durch Tief Axel einen rasanten Wachstumsschub erfahren. Bei trockener Luft und windigem Wetter strecken sich die Fruchtkörper kaum und warten auf bessere Zeiten. Dadurch haben sich die Schüppchen im unteren Stielabschnitt bereits rotbräunlich verfärbt. Ich mache mir deshalb Gedanken, weil Chef – Kartierer Benno Westphal im vergangenen Jahr von mir Daten und Fotos von der Weißschuppigen Rotkappe haben wollte. Ich sandte ihm natürlich welche zu mit weißen und rotbräunlichen Schuppen am Stiel, die alle am selben Standort, also sehr wahrscheinlich auch aus dem selben Myzel stammten. Gleichzeitig möchte ich die Praxis anzweifeln, die Eichen- und die Pappel – Rotkappe zu ein und der selben Art zu erklären, nämlich zur Laubwald – Rotkappe. Was soll dieser Irrsinn? Dann dürfen wir die Birken – Rotkappe auch gleich dazu legen, denn meines Wissens ist auch die Birke ein Laubbaum! Das die Eichen – Rotkappe nicht immer bei Eiche wachsen muss, hat vor einigen Jahren bereits unser Vereinsmitglied Andreas Herchenbach festgestellt. Er fand waschechte Eichen – Rotkappen in reinem Buchenwald. Diese hatten aber schon farblich und habituell nicht viel mit hier gezeigter Espen – Rotkappe gemein. Ihre Stielbeschuppung ist von Anfang an kräftig rotbräunlich, wie überhaupt der ganze Fruchtkörper viel dunkler ist. Also kann die Espen – Rotkappe keinesfalls mit der Eichen – Rotkappe zusammen gelegt und zur Laubwald – Rotkappe vereinigt werden! Jedenfalls nicht augenscheinlich. Ein Foto von Andreas ist in der Rubrik „Röhrlinge“ Teil 1 zu finden.

Übrigens ist heute endlich der Bericht von unserem Frühlingsseminar bei Parchim zum Abschluss gelangt.

Auch diese beiden Sklerotien – Porlinge (Polyporus tuberaster) haben von der feuchtwarmen und windschwachen Witterung profitiert. Außerdem auch von einem besonders geschützten Standort im Mildenitztal mit viel Totholz. Die Pilze waren wirklich makellos und sogar noch richtig zart, was ich nur selten bei diesem Stielporling beobachten kann. In diesem Zustand hätte selbst ich einmal einen Speiseversuch mit der angeblich schmackhaften, aber meist ziemlich zähfleischigen Art unternommen. Die Pilze waren so schön, dass ich mich weigerte sie mitzunehmen. Außerdem standen sie auch in einem Naturschutzgebiet. Standortfoto am 22.05.2019.

Freitag, 24. Mai – Gestern Abend fuhr unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski, obwohl gerade von einer Polen – Reise zurück, noch erfolgreich in die Pilze. Mit dem Fahrrad ging es zusammen mit Wilhelm, welcher sie vor vielen Jahren geehelicht hatte, in ein nahes Waldgebiet. Die Veröffentlichung von Christian Ehmkes Rotkappen – Fund ließ ihr keine Ruhe, sie mußte eine ihrer Rotkappen – Standorte inspizieren. Im Handumdrehen war das Mittag für heute eingesammelt. Immerhin waren es 7 Espen – Rotkappen! Ich muss sagen, diese Rauhstiel – Röhrlinge sind in diesem Jahr überaus pünktlich. Sie bekommen traditionell Ende Mai/Anfang Juni ihren ersten Wachstumsschub. Mal mehr, mal weniger deutlich. Und da macht es auch nicht viel aus, dass es in der letzten Zeit für viele Pilzarten einfach zu trocken war. Ähnlich wie beispielsweise Flockenstielige Hexen – Röhrlinge kommen sie mit trockenen Verhältnissen ganz gut klar. Zu dem kommt offensichtlich noch hinzu, dass es in der letzten Zeit deutlich zu kühl war. Das mögen Rotkappen durchaus, denn sie werden, je weiter man nach Norden, sprich Skandinavien kommt, immer häufiger. Also gute Bedingungen derzeit für Rotkappen, und Fans dieser leckeren und ergiebigen Speisepilze sollten unbedingt ihre Stellen kontrollieren! Den Hexen – Röhrlingen könnte es allerdings doch zu frisch gewesen sein, so dass sie sich momentan bei uns wohl noch zurück halten. Und ungewöhnlich kalt für die fortgeschrittene Jahreszeit soll es wieder in der kommenden Woche werden. Von Norden her wird nun wieder zunehmend Polarluft angezapft. Mit ihr soll aber reichlich Feuchtigkeit im Gefolge sein, so dass es häufig regnen oder Schauern kann. Und das ist schließlich auch das Wichtigste!

Morcheln, die auf Rindenmulch wachsen, haben es in diesem Jahr besonders schwer. Es wurden im Februar und März an entsprechenden Standorten durch das milde Wetter viele Primordien angelegt, die sich dann besonders Ende März/Anfang April noch gut entwickeln konnten. Fruchtkörper –  Anlagen, die etwas später nachschieben wollten, hatten es immer schwerer. Gab es mal etwas Wasser von oben, streckten sie sich kleckerweise. Und dieses Szenario hält bis zum heutigen Tag an. Gestern wurde mir jedenfalls noch eine ordentliche, halbwegs frische Spitzmorchel aus Neukloster vorgelegt. Dieses Bild entstand aber auf meiner Ausstellungsfläche. Die Pilze haben wir am 15.05.2019 in Warin eingesammelt.

Sonnabend, 25. Mai – Eine öffentliche Pilzwanderung führte uns heute in den Klappenkrug bei Ventschow. Ein kleineres Waldgebiet mit überwiegendem Laubwald – Anteil. Die moderaten Regenfälle der zurück liegenden Tage zeitigten bereits Wirkung. Es war einiges an Kleinzeug unterwegs, allen voran verschiedene Tintlinge. Aber auch Mürblinge, Ackerlinge, Dachpilze und Rüblinge. Insbesondere auf von Natur aus feuchterem Untergrund oder längst bzw. auf den Mittelstreifen der Waldwege. Ich denke, sollte es in der nächsten Zeit, wie voraus gesagt, weitere Niederschläge geben und es rollt keine trockene Hochdrucklage oder gar eine Hitzewelle auf uns zu, kann es in den nächsten Tagen und Wochen deutlich aufwärts gehen. Damit meine ich die Artenvielfalt an Frischpilzen allgemein und nicht einen großen Schub von Sommerröhrlingen. Denen dürfte es unterm Strich einfach zu kalt sein. Aber mir ist es durchaus recht, hauptsache ich brauche nicht, so wie im letzten Jahr, nur durch staubtrockene, praktisch frischpilzfreie Wälder zu exkursieren. In anderen Regionen Deutschlands, wo die Regenfälle schon früher und ergiebiger einsetzten, wird schon einiges gefunden. Champignons, Täublinge, die ersten Perlpilze und Parasole, um nur einige zu nennen. Natürlich auch Röhrlinge wie die mastigen Hexen – Röhrlinge und einzelne Sommersteinpilze. Auch Rotfüßchen und Gold – Röhrling wurden schon gesichtet. All das und einiges mehr kann in Kürze auch bei uns erwartet werden, voraus gesetzt, es folgen weitere Niederschläge. Der Bericht von unserer heutigen Wanderung erfolgt in Kürze.

Nach dem mich Christian Ehmke um einen Hinweis bat, wo er denn in punkto Birken – Rotkappe (Leccinum testaceoscabrum) fündig werden könnte und ich ihm ein Gebiet nannte, wurde seine Nachsuche auch von Erfolg gekrönt. Ein bildschönes Exemplar, wie ich finde! Für Christian, der es gewohnt ist, Pilze zu fotografieren, die mit dem bloßen Auge kaum erkennbar sind, war dieser dicke Brummer schon eine echte Herausforderung.

Sonntag, 26. Mai – Heute Abend haben Irena und ich noch eine kleine Wanderung durch den Sültener Forst unternommen. Hier gibt es beispielsweise an einigen Stellen auch Birken – Rotkappen, wir konnten aber keine ausmachen. Überhaupt wirkte das sandige Waldgebiet sehr trocken und wir haben nicht einen Frischpilz gefunden. Das Wetter war eigentlich richtig pilzfreundlich. Bedeckter Himmel und sehr schwül. Abends fing es dann auch an zu regenen. Erfolgreicher waren da schon unsere Pilzfreundin Angelika aus Hagebök mit ihrem Mann Wilhelm. Sie waren für zwei Tage in die sandigen Kiefernforste und Heidegebiete im nordöstlichen Niedersachsen gefahren. Am Wegesrand wuchs ein schöner, aber ringloser Butterpilz! Er war zwar ringlos, es handelte sich aber nicht um den viel selteneren Ringlosen Butterpilz!

Hier einmal „Birken – Rotkappen“ ganz anders, nämlich in Form von Abgestutzten Faden- oder Tentakelkeulchen (Vibrissea truncorum). Sie besiedeln altes, Holz, welches sehr feucht und am besten noch im Wasser liegt. Das Foto sandte mir dieser Tage unser Lübecker Pilz- und Naturfreund Christopher Engelhardt zu. Die schönen Pilzchen sind allerdings nur wenige Millimeter groß!

Montag, 27. Mai – In der Nacht zog ein Regengebiet durch. Hier einige Meßwerte: Kirchdorf auf Poel, Goldberg und Schwerin 6 l/qm, Keez 7,5 l/qm und Hagebök sowie Warnemünde: 8 l/qm. Eine schöne Überregnung, aber leider auch nicht grundsteinlegend. Da müssen wir uns schon nach Vorpommern begeben. Dort hat es in den zurückliegenden Wochen besonders nach Nordosten und Osten zu deutlich mehr Niederschlag gegeben. Trotzdem dürfte der Regen auch bei uns nicht folgenlos bleiben. Viele Pilzarten verspüren ein großes Nachholebedürfnis. Wenn es jetzt immer mal wieder etwas nachregnen würde und die Temperaturen im leicht unterkühlten Bereich  blieben, würde es zunehmend artenreicher werden, aber ohne einen großen, ersten Wachstumsschub von Sommerpilzen. Das scheint so aber nicht zu kommen. Die Tendenz geht nun in Richtung Sommer. Ab dem Wochenende wird es deutlich wärmer und auch die Sonne dürfte die Oberhand gewinnen. Da ist die wenige Feuchtigkeit schnell wieder verdunstet, es sei denn, es können sich häufig Wärmegewitter bilden.

Heute habe ich die immer noch bescheidene Ausstellung mal wieder etwas aufgefrischt. Es liegen nun 70 Arten auf der Fläche. Das erste mal in diesem Jahr sind folgende Pilzarten dabei: Frühlings – Ackerling, Tränender Saumpilz, Mai – Stielporling, Sklerotien – Stielporling und Gallertfleischiges Krüppelfüßchen.

Die Gallertfleischigen Stummelfüßchen (Crepidotus mollis) habe ich von einem Baumstamm abgenommen, der nun schon seit mindestens drei Jahren immer wieder frische Fruchtkörper hervorbringt. Er steht auf dem Hinterhof des Ladens in einem schattigen Blumen- und Kräuterbereich und ist der Witterung ausgesetzt, Durch die häufigeren Niederschläge der letzten Zeit beginnen sich nun wieder zahlreiche Fruchtkröper zu entwickeln. Schwerpunkt der Fruktifikation ist allerdings der Herbst. Aber auch im zurückliegenden, milden Winter, wuchsen immer mal welche. Standortfoto am 27.05.2019.

Dienstag, 28. Mai – Viel Regen in der Süd- und Westhälfte Deutschlands auch heute wieder. Vor 10 Tagen habe ich weiter oben im Tagebuch für Süddeutschland, speziell auch im weiteren Vorfeld der Alpen, die möglichen Niederschlagsmengen, die ein amerikanisches Wettermodel berechnet hatte, erwähnt. Damit lag dieses Vorhersagemodell gar nicht so schlecht, denn schon bei der vorigen Starkregen – Situation in der vergangenen Woche kamen dort örtlich bis 200 l/qm zusammen. Derzeit werden bis zu 100 Liter erwartet. Das ist für diese Region zwar auch nicht alltäglich, hohe Regenmengen sind aber aufgrund des Alpenstaus hier immer mal möglich. Für Mecklenburg wurden für den selben Zeitabschnitt bis zu 60 Liter vorhergerechnet. Das Ziel haben wir nicht erreicht. Höchstens Vorpommern könnte in die Nähe kommen. Hunderte Liter, so wie in Südbayern, brauchen wir aber auch nicht, wir sind deutlich genügsamer, aber ein ordentlicher Niederschlags – Hotspot mehrmals im Sommer und Herbst wäre nicht schlecht, um entsprechende Wachstumsschübe auszulösen. Dafür haben die Regenfälle zumindest in unserem Einzugsgebiet noch nicht ausgereicht, aber es tut sich allmählich was. In den Parkanlagen sollte es in den nächsten Tagen etwas belebter werden. Heute fand ich im Parkrasen vor der Haustür, wo u. a. einzelne Birken stehen, die ersten Erdritterlinge. Champignons, einige Täublinge, Wulstlinge, aber auch Röhrlinge wie Hexenpilze und möglicherweise auch Sommersteinpilze sollten folgen. 

Das Wetter wird hoffentlich in der nächsten Zeit mitspielen. Ein sommerliches Dauer – Schönwetterhoch ist zum Glück weiterhin nicht in Sicht. Allenfalls kleine Zwischenhochs können mal für den einen oder anderen störungsfreien Tag sorgen. Ansonsten werden weiterhin viele Tiefs die Wetterküche am Brodeln halten. Und diese Tiefs zapfen in der nächsten Zeit auch immer mal richtig warme Sommerluft an. So zum Wochenende, wo es auf 25 – 30 Grad rauf gehen kann. Vorher sind in den beiden folgenden Nächten in ungünstigen Lagen noch einmal Bodenfröste möglich! Im Gegenzug könnte es am Montag fast bis zu den Küsten 30 Grad geben! Für Fans von wärmeliebenden Röhrlingen ist das auch notwendig, damit Sommersteinpilz und Co. etwas stärker heraus gekitzelt werden können, entsprechende Nachfolgeniederschläge vorausgesetzt.

Aber die heiße Luft wird wohl schon am Dienstag wieder vom Winde verweht sein. So schnell wie sie gekommen ist, wird sie auch schon wieder von einer Kaltfront vertrieben. Da die heiße Luft aber sehr energiegeladen ist, birgt sie ein großes Unwetterpotential! Es bahnt sich wohl die erste Schwergewitter – Situation dieses Sommerhalbjahres an! So jedenfalls die neuesten Berechnungen bei Kachelmann – Wetter heute Abend. Aus jetziger Sicht könnte Mecklenburg in der Nacht von Montag auf Dienstag Unwetteregion sein! Hoffentlich auch mit hohen Regenmengen und nicht nur mit reichlich Spektakel.

Gilbender Erdritterling (Tricholoma sculpturatum) am 28.05.2019 in der Wismarer Erwin – Fischer Straße am Standort fotografiert. Essbar.

Mittwoch, 29. Mai – Nach dem ich noch lange im Laden zu tun hatte, startete ich am späten Nachmittag zu meiner obligatorischen Mittwochsexkursion. Dazu hatten sich auch zwei Pilzfreunde aus Hildesheim angemeldet, dir für einige Tage am Plauer See Urlaub machen wollen und Fans vom Steinpilz – Wismar sind. Da heute ihr Anreisetag war und sie nur schleppend im dichten Straßenverkehr voran kamen, war es von Vorteil, dass ich erst so spät aufbrach. Wir trafen uns gegen 18.00 Uhr in Alt Schwinz. Der letzte Quadrant des Dobbertiner Messtischblattes war heute an der Reihe. Es ging also ein Stück weit durch die Schwinzer Heide. Besonders im Herbst ein sehr beliebtes Revier bei Pilzsuchern. Heute waren wir die einzigen, die im recht trockenen Heidesand zwischen Kiefern, Eichen, Fichten, Birken und Erlen nach Pilzen ausschauten. Es war natürlich recht dürftig in punkto Frischpilze, aber eine leckere Pilzsuppe wäre meinen Gästen sicher gewesen, hätten sie ein Sammelbehältnis mit dabei gehabt. Da aber in ihrem Hotel keine Möglichkeit zur Zubereitung bestand und sie ohnehin nicht mit Speisepilzen rechneten, nahm ich mir nur einige Lilablättrige Mürblinge für die Ausstellung mit. Ansonsten konnte ich hier für mich durchaus einige neue Arten entdecken und aufschreiben, denen ich im Sommer und Herbst hier bisher noch nicht begegnet bin. Ein kleiner Bericht und auch die Artenliste ist unter „Mittwochsexkursion am 29.05.2019“ zu finden.

Lilablättriger Mürbling oder Behangener Faserling (Psathyrella candolleana) heute in der Schwinzer Heide um eine alte Birke herum und im reichlichen Rindenmulch, in zahlreichen und büscheligen Exemplaren. Dazu noch besonders ansehnlich und üppig. Da es sich um einen sehr schmackhaften Suppenpilz handelt, hätte er durchaus den Gaumen des Pilz – Gourmets umschmeicheln können.

Donnerstag, 30. Mai (Christi Himmelfahrt) – Oder auch der Tag des Herrn. Aber auch Weltuntergang, von dem bis jetzt, so wie in jedem Jahr, noch nichts zu spüren ist. Herrentag sah bei mir heute so aus: Kaffee am morgen, noch etwas Zeitungsschau und ein kurzer Blick in eine Klassik – Rockzeitschrift. Danach den Roller volltanken, denn gestern habe ich mal wieder ganz schön Sprit verfahren und dann in den Laden. Aufarbeitung der gestrigen Mittwochsexkursion und Imbiss – Vorbereitungen, denn morgen ist kleiner Imbisstag. Diesesmal muß ich ihn leider alleine austragen, da niemand Zeit gefunden hat, mir unter die Arme zu greifen. So habe ich heute das erste mal selbst unsere leckere Waldpilzsuppe gekocht. Das heißt, ich hoffe sie wird lecker. Sicher nicht so wie bei Irena, aber ich denke, sie ist durchaus zu genießen. Einzig habe ich wohl ein wenig zu viele Möhren bei. Obwohl, so viele sind es gar nicht, aber wohl richtig gute mit einem tollen Geschmack. Die schlagen ganz schön durch, trotz reichlich Hallimasch und einigen Maipilzen. Zum Glück habe ich noch Pilzpulver von unseren Trockenpilzen. So werde ich morgen sowohl die Pilzberatung + Ausstellung absichern und zugleich auch noch den Imbiss meistern müssen. Da ich aber keinen großen Imbissstand aufbauen werde, hoffe ich trotzdem, dass ich meine beiden großen Töpfe an Waldpilzsuppe unter die Leute bringen kann.

Wie schon geschrieben, Maipilze (Calocybe gambosa) sind auch in meiner Pilzsuppe. Ihre Zeit ist im wesentlichen durch. Es gibt aber immer mal einige Nachzügler, insbesondere in Wäldern, wo man sie nicht erwartet hätte. Nämlich in den sandigen Bereichen, so wie hier gestern in der Schwinzer Heide, an einem Straßenrand, wo sonst eigentlich Körnchen – Röhrlinge, Täublinge, Pfifferlinge und Steinpilze wachsen. Hier erscheinen sie traditionell später, sind aber meist nicht besonders ergiebig.

Freitag, 31. Mai – Das war heute schon eine Premiere. Einen Imbisstag ganz alleine zu bewerkstelligen, also vor dem Laden den kleinen Imbissstand zu betreuen, gleichzeitig für Interessierte die Ausstellung  erläutern, abwaschen, Kaffee und Tee kochen usw. Ein ständiges hin und her. Aber in der Ruhe liegt die Kraft und so kam auch keine Hektik auf, zumal sich der Ansturm auf unsere herzhafte Waldpilzsuppe in Grenzen hielt. Und ich muss sagen, ich habe sie ganz gut hinbekommen. Wer nicht davon probiert hat, hatte wirklich etwas versäumt. So waren die Gäste, die sich am kleinen Tisch draußen oder an die eingedeckte Tafel im Laden platzierten, voll des Lobes. Also nicht nur Eigenlob meinerseits. Zum Schluss nahmen sich sogar noch Leute Pilzsuppe für morgen mit nach hause. Da der Imbisstand nur bescheiden war, ohne Pilzpfanne und Waffeln, konnte ich auch nicht so viele Leute binden, wie wir es eigentlich gewohnt sind. Oder liegt es doch eher an unserer weiblichen Standbetreuung?  Wie dem auch sei, ein großer Topf steht noch im Kühlschrank. Den versuche ich morgen unter die Leute zu bringen, denn in der ABC Straße ist richtig was los. Einmal im Jahr wird die gesamte Straße mit Stühlen zugestellt. Es findet die Stuhlparade statt. Leider steht morgen aber auch eine Pilzwanderung auf dem Programm. So werde ich mich sputen und wenn ich aus dem Wald komme, muss es gleich mit dem Imbissgeschäft losgehen. Ich glaube, morgen wird es richtig stressig!

Pünktlich um 11.00 Uhr hatte ich das erste Süppchen eingeschenkt. Schnell noch etwas Holzkohle zum glühen bringen, damit das Süppchen nicht abkühlt. Die großen Töpfe standen noch auf dem Herd und erst am Nachmittag habe ich den Stand noch etwas erweitert.

Noch kurz eine Einschätzung des nun zu Ende gegangenen Frühlingsmonat Mai. Pilztechnisch, wie auch wettertechnisch war er sehr durchwachsen. Deutlich zu kalt und auch wieder zu trocken. Während unsere typischen Frühlingspilze die Kälte nicht wirklich übel nehmen, hat das über weite strecken zu trockene Wetter besseres verhindert. Im großen und ganzen liegt nun der Pilzfrühling hinter uns. Er hatte sehr verheißungsvoll begonnen, dümpelte dann aber so vor sich hin. Frische Schwefelporlinge habe ich bisher keine gesehen. So sollte es eigentlich ein gutes Pilzjahr werden. Der nun beginnende Juni ist der Übergangsmonat vom Frühling zum Sommer. Großes dürfen wir von ihm eigentlich noch nicht erwarten. Sollte aber günstiges Pilzwetter einsetzen, so denke ich, dass schon einiges mehr möglich sollte, mehr als wir eigentlich vom Juni erwarten dürfen.

Zum Ausklang des Wonnemonats noch ein schönes Stimmungsfoto von Christopher Engelhardt aus Lübeck. Wir sehen hier die Fingerhut Verpel (Verpa conica). Chris hat das wunderschöne Foto im Wald nördlich Pelm in der Vulkaneifel aufgenommen. Essbar.

Fortsetzung unter „Wetter/Pilze Juni 2019“