Öffentlich im Schlemminer Forst

10. Oktober 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Sie führte durch den Schlemminer Staatsforst

Der Funkturm im Schlemminer Forst war Treff- und Ausganspunkt einer der wichtigsten Lehrwanderung in diesem Jahr.

Der Schlemminer Staatsforst, zumindest hieß er in früherer Zeit so, heute müsste es eher Landesforst heißen, war schon mehrmals Ziel unserer geführten Lehrwanderungen. Das große Waldgebiet ist sehr vielseitig strukturiert und ein beliebtes Revier für Pilzsucher. Auch gerade Mitte Oktober kann es hier sehr artenreich sein. Über Steinpilze, Herbsttrompeten und Hallimasch hinaus gibt es mitunter eine Fülle weiterer Speisepilze zu entdecken. Natürlich auch ungenießbare und giftige Arten, die zu Verwechslungen Anlass geben könnten. Daher ist eine Wanderung unter kompetenter Führung zu bester Pilzzeit durchaus eine sinnvolle Gelegenheit mehr Sicherheit zu erlangen und seinen Horizont zu erweitern. Das dachten sich auch viele Pilz- und Naturliebhaber, so dass die heutige Tour gut besucht war und auch dass Aufgebot an Frischpilzen konnte sich sehen lassen.

Die charakteristische Hutoberfläche des gemeinen Rotfuß – Röhrlings (Xerocomus chrysenteron). Der zu dieser Jahreszeit meist häufigere und bessere Herbst – Rotfuß bricht nicht so schollig auf.

Ein Stapel von Eichen – Stämmen war auf der Rinde mit zahlreichen Schmutzbecherlingen (Bulgaria inquinans) besetzt.

An modrigen Holzresten von Laubbäumen siedelt die Steife Koralle (Ramaria stricta). Sie ist für die Küche von minderer Qualität und es kann zu Verwechslungen mit der giftigen Bauchweh – Koralle kommen.

Wir erreichen den Schwarzen See auf der Hohen Burg. Es handelt sich um den höchst gelegenen See Mecklenburg – Vorpommerns.

Wir wandern an seinem Ufer entlang und umrunden ihn schließlich.

Die Lamellen der stattlichen Gefleckten Rüblinge (Collybia maculata) stehen sehr dicht. Neben den rostroten Flecken auf weißlichem Untergrund, zeichnet sich dieser durchaus attraktive Blätterpilz durch seinen gallebitteren Geschmack aus, welcher ihn natürlich ungenießbar macht.

Freude über den ersten Maronen – Röhrling (Xerocomus badius).

Dickschalige und schwach giftige Kartoffelboviste (Scleroderma citrinum) werden von essbaren Schmarotzer – Röhrlingen (Xerocomus parasiticus) parasitiert.

Ein mastiger Perlpilz (Amanita rubescens). Er darf in den Korb wandern.

Seit der Jahrtausend – Wende zunehmend in M-V in Ausbreitung befindet sich der ungenießbare Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum). Wir finden ihn in der Regel an Buchenholz.

Neben essbaren Hallimasch und Stockschwämmchen ist zur Zeit der giftige Grünblättrige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) der häufigste Stubbenpilz.

Nahezu ganzjährig findet sich der jung essbare Glimmertintling (Coprinus micaceus). Das Einsammeln lohnt meist kaum, wenn er nicht unverzüglich zubereitet werden kann. Falls es doch sein soll, dann bitte auf Alkohol verzichten!

Hier sehen wir einen Herbst – Rotfuß oder Derbes Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus). Bei jungen Exemplaren fehlt oft jede Spur von rot am Stiel.

Nicht alle Porlinge weisen auf der Unterseite eine porige Fruchtschicht auf. Wie hier zu sehen, kann diese durchaus auch lamellig sein. Birken – Blättling (Lenzites betulinus). Wir finden ihn nicht nur, wie der Name vermuten lässt, an Birke. Auffallend häufig kommt er in Mecklenburg auch an totem Buchenholz vor.

Eine dunklere Buchenwaldform des Falschen Pfifferlings ist der Braunsamtige Afterleistling (Hygrophorus aurantiaca var. rufa).

Essbar ist das Weißstielige Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila). Eine weitere, deutsche Bezeichnung lautet: Wässriger Mürbling.

Von diesem fetten Steinpilz (Boletus edulis) haben die Schnecken nicht mehr viel übrig gelassen.

Myxomyceten = Schleimpilze. Hier sehen wir höchst interessante Zusammenfließende Fadenstäubchen (Stemonites spendens).

Der Maipilz des Herbstes: Veilchen Rötelritterling (Lepista irina). Sein feiner Duft nach Veilchenwurzel der Deutschen Schwertlilie (Iris germanica „Florentina“) und sein Wachstumsbild, meist in Hexenringen, sind zwei wichtige Erkennungsmerkmale dieses guten Speisepilzes.

Old man of the woods nennen die Engländer den Strobilomyces floccopus.

Strubbelkopf wird er im deutschsprachigen Raum genannt, der alte Mann des Waldes. Nicht giftig, aber so wie er aussieht, dürfte er auch schmecken.

Und auch das Wetter präsentiert sich mit seinem nebligen Dunst, der hier von einigen Sonnenstrahlen durchbrochen wird, durchaus englisch. Der Schwarze See neigt zum verlanden und bildet eine einzigartige Moor- und Sumpflandschaft aus. Im Jahre 1936 wurde er unter Naturschutz gestellt.

Zimt – Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus) im Moos des Fichtenforstes. Die Farbstoffe der Hautköpfe werden gerne zum Färben von Wolle benutzt.

Zu den umstrittensten Speisepilzen, nicht zuletzt wegen des aufdringlichen Geruchs, zählt die Nebel- oder Graukappe (Clitocybe nebularis). Außerdem enthält der Nebelgraue Trichterling den Stoff Nebularin, der im Verdacht steht, Krebs zu begünstigen.

Wieder am Ausgangspunkt angelangt, wurden die Fundstücke auf Tischen großzügig ausgebreitet und ich stellte nochmal die wichtigsten Pilze vor und sortierte kritische Exemplare aus.

Dieses Pärchen war begeistert das erste mal mit dabei und freute sich bereits auf die nächste Wanderung, die leider wegen der sich wieder zuspitzenden Corona – Lage ausfallen musste.

Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!