Tagebuch Juli 2017/2

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze Juli 2017/2

Mit diesem Stimmungsfoto von recht dunklen Steinpilzen (Boletus edulis) möchte ich den zweiten Teil des diesjährigen Juli – Tagebuches eröffnen. Ich fotografierte sie heute, dem 16.07.2017, in der Wooster Heide, nachdem Mehlpilze mich auf einen Steinpilz – Standort aufmerksam machten.

Sonntag, 16. Juli (Weltschlangentag) – Schlangen habe ich heute keine gesehen, aber eine Vielzahl verschiedener Großpilzarten. Es ist nun wirklich schon recht artenreich geworden und auch der durchschnittliche Pilzsucher kann durchaus fündig werden. Heute wären es beispielsweise Pfifferlinge, Maronen – Röhrlinge, Rotfüßchen und Ziegenlippen sowie Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und vereinzelte Steinpilze gewesen. Für den fortgeschrittenen Speisepilz – Kenner auch Perlpilze, Riesen- und Safran Schirmpilze, Scheidenstreiflinge und verschiedene Täublinge.

Zunächst war ich heute im Rahmen einer Vereinsexkursion in der Region Dabel/Borkow unterwegs. Dazu siehe unter „Sommerexkursion bei Dabel“. Im Anschluss wollte ich noch in die Region um Alt Schwinz, in der Nossentiner/Schwinzer Heide. Da aber bei Dobbertin wegen Straßenbauarbeiten die Zufahrt gesperrt war, fuhr ich in einen anderen Bereich des umfangreichen Naturparks, nämlich in die Wooster Heide. Sehr arme Kiefern- und Fichtenwälder, durchmischt mit Jungeichen und Birken, teils aber auch Buchenbereiche und selbst Wacholder ist hier noch zu hause. Ein Paradies auch für Heidelbeer – Fans, für Pilze sowieso. Dies vor allem im Herbst, da diese Gebiete im Sommer oft zu trocken fallen. Ganz anders in diesem Sommer, der eher schon als Herbst daher kommt.  Man kann wirklich höchstens wenige Schritte gehen, ohne nicht auf irgendwelche Frischpilze zu stoßen. An den Wegrändern waren es heute bereits überständige Butterpilze, Täublinge und Rißpilze. Auf kleinen, moosreichen Seitenwegen leuchteten immer wieder Pfifferlinge, aber nicht so winzige Pilzchen, wie sie so oft an Wegrändern stehen, wo öfters Pilzsucher zugreifen, sondern richtig schöne, große Exemplare! Vereinzelt auch mal ein Steinpilz oder Riesenschirmpilz. In Mengen gab es Milchlinge, insbesondere Flatter- und Eichen – Milchlinge. Auf dem Rückweg ging es noch kurz in den Mildenitzbereich. Insgesamt etwas bescheidener, aber auch hier lebte der Wald. Wer Klassiker suchen möchte, sollte sich etwas Zeit nehmen. Massenbestände konnte ich von ihnen heute nicht ausmachen.

Nicht nur beim Wetter herbstelt es mitten im Hochsommer, auch an der Pilzfront kehrt zusehends Herbststimmung ein, wie diese Herbst – Lorcheln (Helvella crispa) heute im Mildenitzgebiet bewiesen. Essbar.

Montag, 17. Juli (Tag der internationalen Justiz) – Wie Hochsommer fühlt sich das Wetter bei uns im Norden derzeit nicht an. Selten kletterten die Temperaturen in diesem Sommerhalbjahr bei uns bisher auf 25 Grad und mehr. Nur ab und an gelingt es der Sommerluft auch mal bis zu uns vorzustoßen. Das wird jetzt wieder eingeleitet. Insbesondere am Mittwoch können wir mal wieder einen echten Sommertag verbuchen. Schon am dem Abend und in der Nacht zum Donnerstag fängt es wohl wieder kräftig an zu Donnern. Starke Gewitter versuchen die subtropische Luft wieder zu vertreiben. Über Mitteleuropa verläuft in diesem Jahr die Polarfront, die kühle Meeresluft im Norden von der Sommerhitze im Süden trennt. Mal schwankt sie nach Norden, dann weicht sie wieder nach Süden zurück. Wir sind dabei meist auf der kühlen Seite. So wie es aussieht, wird sich auch in absehbarer Zeit daran nicht viel ändern. Das Gute für uns sind die ergiebigen Niederschläge, die nun für ein vielseitiges Pilzaufkommen gesorgt haben. Heute war der giftige Karbol – Champignon wieder der Renner in der Pilzberatung.

Wie immer am Montag habe ich heute auch die Ausstellung neu bestückt. Es liegen 123 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal in diesem Jahr zu sehen: Fastblauer Saftporling, Zimt – Hautkopf, Ranziger Trichterling, Tränender Saumpilz, Rissigschuppiger Anis – Champignon, Wurzelnder Bitter – Röhrling, Safran – Schirmpilz, Orangeroter Graustieltäubling und Wechselfarbiger Speitäubling.

Diese jung essbaren Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus) habe ich heute in Schwarzen Busch auf der Insel Poel fotografiert. Ansonsten war hier nicht all zu viel los. Der Rasenmäher hatte im Park ganze Arbeit geleistet, aber hier und da noch einige Täublinge, Perl- und Pantherpilze, junge Sommersteinpilze usw.

Dienstag, 18. Juli (Nelson Mandela Tag) – Bei wunderschöner, sommerlicher Abendstimmung startete heute von Proseken, bei Wismar, aus unsere traditionelle Abendwanderung. Das Interesse der Pilzfreunde war zwar sehr gering, wir waren nur vier, aber dafür wurden wir durch das schöne Wetter entschädigt. Pilze gab es auch immer wieder. Insbesondere giftige Karbol – Champignons begleiteten unsere Wanderung wie ein roter Faden. Von Beginn an bis zum Schluss waren sie mit dabei. Ob in Ortschaften oder im Wald. Siehe unter „Abendwanderung 2017“.

Pilzfreundin Angelika Boniakowski berichtete mir heute von einer Info – Tour in südlichere Gefilde Mecklenburgs. So war sie auch in der Kalißer Heide, dort wo wir im vergangenen Herbst Unmengen von Maronen – Röhrlingen ernten konnten. Das sandige Kieferngebiet war oberflächlich schon wieder sehr trocken und Frischpilze gab es kaum. Eigentlich ist jetzt in den meisten Regionen unseres Einzugsgebietes einiges zu finden. Das es dort so bescheiden ist könnte zwei Ursachen haben. Zum einen trocknen diese Heidegebiete im Sommer wirklich wieder viel zu schnell ab oder aber durch die Pilzschwämme des vergangenen Herbstes in diesem Gebiet besteht kein Nachholebedarf und das Pilzaufkommen wird sich demzufolge hier, wie üblich,  erst im Herbst richtig entfalten. Sommersteinpilz und Co. sollten aber auch hier an entsprechenden Standorten vertreten sein.

Die giftigen Karbol – Champignons (Agaricus xanthodermus) sind in diesem Sommer zur Höchstform aufgelaufen. Der viele Regen machte es möglich. Foto in Proseken am 18.07.2017.

Mittwoch, 19. Juli (Eiskremtag) – Die kann man an so einem, endlich auch bei uns wieder warmen Sommertag, gut gebrauchen. Ich nutzte das schöne Sommerwetter zunächst um den Bericht von unserer gestrigen Abendwanderung zu schreiben und am Nachmittag stand die obligatorische Mittwochsexkursion auf dem Programm. Messtischblatt – Quadrant 2033/3. Hier gibt es ein überschaubares Waldgebiet bei Thorstorf, in dem wir auch schon im Rahmen einer öffentlichen Pilzwanderung unterwegs waren. Damals war es Spätherbst und es gab reichlich Frischpilze. Das war auch gut so, da wir derzeit sogar ein Fernsehteam mit dabei hatten. Schwerer Boden, teils kalkhaltig, mit Erlen/Eschenbrüchen, viel versprechenden Eichen/Buchenstandorten und Fichtenforsten. Heute war in punkto Frischpilze hier absolut nichts zu machen. Der Wald war tot, so dass es die magerste Exkursion war, seitdem ich im letzten Jahr damit begonnen habe, nach Topografischen Karten meine Mittwochsexkursionen auszurichten. Nur ein junger Pfirsich – Täubling war ausfindig zu machen, in einem Bereich, der sicher noch einiges vor mir verborgen hielt. Ich machte hier frustriert nach zwei Stunden Schluß. Sicher, ich hätte Knüppel drehen und beispielsweise nach Schichtpilzen schauen oder um die Waldtümpel herum nach kleinen Ascomyceten suchen können. Aber davon habe ich wenig Ahnung und auch nicht die Möglichkeiten für eine korrekte Bestimmung. So blieb es bei der folgenden Handvoll: Großporige Datronie, Schmetterlings – Tramete, Rotrandiger Baumschwamm, Rotbraune Kohlenbeere, Flächiges Eckenscheibchen, Löwengelber Porling, Violettstieliger Pfirsich – Täubling und Buckel – Tramete. Danach fuhr ich noch mehr oder weniger zufällig durch die Ortslage Damshagen. Hier leuchteten die Frischpilze schon an der Straße (Verblassender Täubling, Netzstieliger Hexen – Röhrling) unter einer moosigen Birken – Allee. Auch die weitere, parkartige Umgebung mit Friedhof, sah hoffnungsvoll aus. Ich schaute auf meine Karte, leider war das Gebiet nicht mehr meines, so dass ich es bleiben ließ und nach Wismar fuhr.

Wie schon angedeutet, hat es die Sommerluft heute auch mal wieder bis zu uns geschafft, aber sogleich sitzen ihr schon wieder die nächsten Gewitter im Nacken. Über dem Westen Deutschlands und an der Schleswig – Holsteinischen Nordseeküste hat sich ein mächtiges Gewittersystem gebildet, das langsam auch auf uns zuzieht. Es hat sich sogar eine Gewitterzone gebildet, die bis hinunter in die Schweiz reicht, mit nur kleinen Unterbrechungen. In der kommenden Nacht und bis morgen Abend bestehen für Mecklenburg – Vorpommern Unwettervorwarnungen vor schweren Gewittern! Also heute Nacht keine Nachtwanderung im Wald und auch morgen keine Pilzexkursionen unternehmen, denn die Gewitter können sehr giftig werden!

Über die erste Pilzart habe ich mich besonders gefreut, denn so oft bekomme ich die Großporige Datronie (Datronia mollis) auch nicht zu Gesicht. Wir finden die teils resupinaten, grauen Konsolen mit ihren weiten, labyrinthischen Poren an altem Laubholz. Selbstverständlich kein Speisepilz. Standortfoto am 19.07.2017 im Wald bei Thorstorf.

Donnerstag, 20. Juli (Tag des Mondes) – Der Mond soll nach Meinung vieler Pilzfreunde Einfluss auf das Pilzwachstum haben. Ich gebe nicht so viel auf diese Theorie, aber wir können es ja im weiteren Verlauf des Jahres beobachten. Ich glaube bei zunehmendem Mond soll das Pilzwachstum besser sein, als bei abnehmender Mondphase. Ab nächster Woche nimmt der Mond wieder zu, so dass demnach wieder ein neuer Wachstumsschub anstünde. Für mich sind eigentlich die ergiebigen Niederschlagsereignisse von größerer Bedeutung und hier kann man ziemlich genau vorhersagen, wann es wieder besser wird. Nun sind in diesem Sommer die Böden bei uns mit Feuchtigkeit gesättigt und kräftige Niederschlagsereignisse häufen sich, so dass ständig Frischpilze wachsen können, ohne starke, impulsive Massenschübe, wie sie nach längeren Trockenperioden meist stattfinden. So wächst beispielsweise der Sommersteinpilz seit Mai praktisch ununterbrochen. Zwar gibt es hier auch Wachstumsspitzen, sie sind aber meist nicht so stark ausgeprägt. Mal sehen wie es weiter geht.

Im laufe des späten Abends und in der Nacht erreichte uns noch der große Gewittercluster, der gestern in Westdeutschland stellenweise für starke Unwetter gesorgt hatte. Unwetter waren bei uns zwar kaum mehr dabei, dennoch gab es eine schöne Blitz – Show und besonders im Raum Boltenhagen kam einiges an Regen vom Himmel. So wurde Mecklenburg noch ganz gut überregnet, bevor den Gewittern schließlich die Puste ausging. Am späteren Nachmittag hat sich knapp östlich von Wismar eine Gewitterzone aufgebaut und hat auf ihrem Weg nach Nordosten dem Rostocker und Güstrower Raum einiges an Regen gebracht. Sie zieht weiter nach Vorpommern, während aus Südwesten die nächste Gewitterfront naht. Wenn sie nicht schlapp macht, wird sie uns am Abend noch erreichen.

Heute habe ich auch die Pilzausstellung wieder erneuert. Es liegen 117 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr dabei: Herbstlorchel, Rotschuppiger Raukopf, Seidiger Rißpilz, Derbes Rotfüßchen, Apfel – Täubling und Rauchbrauner Täubling.

Profiteure des feuchten Sommers sind vor allem auch die beliebten Pfifferlinge (Cantharellus cibarius). Sie können nun auch an exponierten Standorten gut gedeihen, wo sie sonst kaum eine Chance haben. Diese großen Exemplare von etwa 10 cm Höhe wuchsen allerdings gut geschützt im tiefen Moos der Wooster Heide. Hier fallen sie wirklich erst auf, wenn sie eine optimale Erntegröße haben. Das Standortbild entstand am 16. 07.2017.

Freitag, 21. Juli (Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige) – Echte Drogenpilze habe ich heute bei einem weiteren Besuch der Wismarer Parkanlage am Seeblick nicht gefunden und hier bisher auch noch nicht entdeckt, von kaum wirksamen Heu – Düngerlingen einmal abgesehen. Selbst die sind hier Mangelware. Dafür viele Pantherpilze, die ja auch einiges in dieser Richtung mit einem veranstalten können, sind sie doch höher Dosiert als Fliegenpilze. Aber Spaß bei Seite, Pantherpilze sind gefährliche Giftpilze und man sollte mit ihnen diesbezüglich keine Versuche anstellen. Diese könnten im schlimmsten Fall, wenn auch nur sehr selten, auf dem Friedhof enden. Ein wahrer Todestanz fand da heute schon eher unter einer Linde statt. Schätzungsweise an die 20 Grüne Knollenblätterpilze in Reihe und Glied angeordnet (Tödliche Dosis für einen erwachsenen, ansonsten gesunden Menschen etwa 50g!). Als wenn der Baum oder die Pilze es wüssten, standen sie fast alle unter der bis zum Erdboden ausladenden Baumkrone, so dass sie nicht ohne weiteres zu sehen waren. Für mich ein toller Anblick und ich habe mich sehr über diesen Fund gefreut. Es sind einfach wunderschöne Pilze, die jeder kennen sollte! Ansonsten war ich mit der Ausbeute meines heutigen Parkbesuches wieder sehr zufrieden. Es sprießt weiterhin an fast allen Ecken und Kanten. Von wegen Wachstumsschübe. Wir befinden uns seit Wochen im Wachstumsschub und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Pilzarten wechseln nur schubweise einander ab. Zur Zeit sind es neben vielen Täublingen vor allem Perlpilze, Pantherpilze, Grüne Knollenblätterpilze, Weißstielige Rötlinge und Gilbende Erdritterlinge, die hier heute Aspektbildend waren. Auch einige Netz- und Flockenstielige Hexen – Röhrlinge sowie junge Sommersteinpilze waren dabei. Sie wachsen hier seit Mai ununterbrochen, natürlich mit Schwankungen.

Das auch in den nächsten Wochen Pilzzeit angesagt ist, dafür wird das Wetter schon sorgen. Auf dem Atlantik, aber auch bei uns in Mitteleuropa, hat sich ein für die Jahreszeit ungewöhnlich lebhafter Tiefdruckzirkus entwickelt, der in den nächsten Tagen den Regen über Deutschland nur so niederprasseln lassen wird. Die Schleusen werden also wieder reichlich geöffnet und zumindest gebietsweise könnte es wieder Land unter heißen. Los geht es heute Abend schon im Süden Deutschlands. Hier bildet sich gerade ein Gewittertief, dass bis morgen auch zu uns in den Norden zieht. Kräftige Gewitter und starke Regenfälle sind dann auch in M-V wieder angesagt!

Wie angesät, aber schön im Dickicht versteckt, zog sich die Reihe der Grünen Knollenblätterpilze (Amanita phalloides) über einen Meter entlang unter einer Linde. Der gefährlichste Giftpilz, den bereits jedes Kind kennen sollte! Dennoch  einer der schönsten und elegantesten, einheimischen Großpilze und für mich immer eine Freude, ihm zu begegnen. Ist er doch das wichtigste Exponat einer jeden Pilzausstellung! Natürlich darf man ihn anfassen und am besten gleich mit nach hause nehmen, um ihn zu studieren. Der Pilz beißt uns nicht und wir sollten ihm derartiges auch nicht antun, er weiß sich in diesem Fall zu wehren! Standortfoto am 21.07.2017 im Wismarer Seeblickpark.

Sonnabend, 22. Juli (Tag der Hängematte) – In die Hängematte konnte ich mich heute leider nicht legen. Früh morgens raus, denn um 08.00 Uhr war bereits Treff zur nächsten Pilzwanderung. Am Nachmittag ging es im Anschluss gleich in den Laden und der Steinpilz – Wismar wurde geöffnet, inklusive Pilzberatung. Ab 18.00 Uhr Abräumen der Frischpilzausstellung, Schilder säubern und einordnen. Tagesbuchführung und dann Auswertung der Fotos von unserer Wanderung. Im Anschluss den Bericht für` s Internet schreiben und nach Mitternacht dann noch diesen Tagebucheintrag. Mit geregelter Arbeitszeit ist bei mir nichts zu machen. Feierabend ist, wenn alles geschafft ist und das als Langzeit – Arbeitsloser!

Zu unserer Wanderung. Ziel war der Neumühler See im Friedrichsthaler Forst bei Schwerin. Eines unserer artenreichsten Pilzreviere, dass uns auch heute seine Klasse zumindest erahnen ließ. Das Artenaufkommen spannte einen Bogen vom Sommer bis zum Herbst und war für die Jahreszeit ausgesprochen reichhaltig. Für eine Lehrwanderung ideal und vielleicht schon etwas zu füllig. Immer mehr Herbstpilze tauchen nun schon auf und wir sind anscheinend auf dem besten Wege in die Hochsaison. Siehe unter „Artenreiche Sommerwanderung“

Das Wetter war  dazu schwülwarm und am Nachmittag setzte kräftiger Regen ein. Auch Vorpommern wurde mit reichlich nass einer Gewitterfront bedacht, die heute wieder Berlin unter Wasser setzte. Hohe Regenmengen sind auch in der kommenden Woche zu erwarten. Die Böden werden also wieder regelrecht getränkt.

Gleich drei verschiedene Steinpilz – Arten konnten wir heute bewundern. Hier sehen wir einen jungen Kiefern – Steinpilz (Boletus pinophilus), der in Mecklenburg recht selten ist. Wegen seiner rotbraunen Färbungen wird er auch Rothütiger Steinpilz genannt. Ausgezeichneter Speisepilz. Foto: Torsten Richter.

Sonntag, 23. Juli (Tag des Hot Dog)Bedeutsamer finde ich dann schon, dass heute die Hundstage beginnen. Sie dauern bis zum 23. August. Während dieser Zeit kommt es oft zu den größten Hitzespitzen des Jahres. Es ist also in der Regel die heißeste Zeit und der eigentliche Hochsommer. Da aber anscheinend der Siebenschläfer einen eher regnerischen Sommer veranschlagt hat, werden es die Hundstage wohl schwer in diesem Jahr haben. Allerdings scheinen sie demnächst einen Anlauf zu wagen. Es könnte zumindest eine kleine Hitzewelle in` s Haus stehen. Während der deutsche Süden sich diesbezüglich nicht beklagen kann, kam bei uns bisher nur selten echtes Sommer – Feeling auf. Zunächst sind aber noch eher kühlere Tage mit viel Regen angesagt. Heute zogen seit den Frühstunden immer mal einige Schauer und Gewitter durch, die örtlich wieder recht kräftige Regengüsse hinterließen.

Gegen Abend bin ich noch mit Irena zu einer kleineren Exkursion in die Kobander Tannen gefahren. Zuvor kontrollierten wir noch eine unserer ergiebigsten Sommersteinpilz – Stellen. Hier waren wir etwas zu spät. Es stand einiges und das meiste war überständig. Auch bei unserer anschließenden Runde waren immer wieder Sommer – und vor allem Fichtensteinpilze dabei, aber auch die stolzesten Steinpilze unter Jungfichten waren schon zu weit, so dass sie stehen bleiben durften. Ansonsten war unsere zweistündige Exkursion trotzdem erfolgreich. Wir bekamen schließlich sogar Kapazitätsprobleme. Neben verschiedener Ausstellungsexponate viele und ansehnliche Pfifferlinge. Auch Maronen waren häufig, aber viele ebenfalls zu alt. An den Rändern von Fichtenjungwäldern zahlreiche Kuhmäuler und einige überständige Fichten – Reizker. Inselweise größere Gruppen Grüner Knollenblätterpilze! Es war richtig was los im Wald und auch wer nicht nur Steinpilze und Pfifferlinge sammelt, hätte zusätzlich u. a. reichlich Perlpilze und essbare Täublinge ernten können.

Und das war nur ein Teil unserer erfolgreichen Abendrunde. Ein weiterer Frischhaltebehälter wurde mit ähnlicher Artenzusammensetzung gefüllt. Pfifferlinge waren mit Abstand am zahlreichsten vertreten. 23.07.2017.

Montag, 24. Juli (Tag der Freude) – Ob bei den Urlaubern angesichts des vielen Regens in diesem Sommer Freude aufkommt, darf bezweifelt werden. Freude darüber gibt es aber bei uns Pilzfreunde, insbesondere auch bei mir. Viel zu oft kommen die Sommer zu trocken daher. In diesem Jahr sind wir nun einmal dran. Gut das man daran nichts ändern kann und wir es nehmen müssen wie es kommt. Zum Glück kann der Mensch noch nicht alles regeln in einer ohnehin über regulierten Welt. Da wird beispielsweise festgestellt, dass die Insekten einen dramatischen Rückgang erfahren haben. Ist das ein Wunder, in der totgepflegten und totgedüngten Landschaft? Die Rasenmäher laufen aller Orten auf Hochtouren, Straßenränder werden ständig gemäht. Felder werden direkt bis an die Waldkannte gepflügt und gedüngt sowie mit Pestiziden behandelt und mit Gülle zugeschüttet. Bäume und Sträucher werden ständig beschnitten und wenn sich in einer spießbürgerlichen Kleingartenanlage einmal eine verwilderte Parzelle befindet, in dem wächst, was die Natur für richtig hält, so ist es gleich ein Schandfleck. Auch heute war wieder jemand in der Beratung, der fast verzweifelt, weil er die Nelkenschindlinge nicht aus seinem Rasen bekommt. „Wachsen lassen und dem Rasen geht es gleich viel besser“, so meine Antwort und ein entsetzter Blick in meine Richtung. Zudem hat er noch eine schmackhafte Pilzmahlzeit gratis! „Die gehören dort aber nicht, weil ich es so will!“, so seine Antwort! Der englische Rasen sollte lieber verschwinden und sich allerhand Wildkräuter ansiedeln! Das Brett vorm Kopf der Menschen scheint immer breiter zu werden! Wir entziehen uns allmählich, aber sicher, die eigene Lebensgrundlage. Wenn es nach einigen Zeitgenossen ginge, würden alle Wildkräuter und vor allen auch Pilze verboten und vernichtet. Insbesondere die „wertlosen“, die ja giftig oder ungenießbar sind. Das es ohne sie und den vielen Insekten und allem anderen, was eine intakte Natur und Umwelt ausmacht, nicht geht, ist nicht Gegenstand der Überlegungen. Immerhin hat die Natur auch uns Menschen erschaffen und nicht der liebe Gott aus dem Märchen! Oder anders formuliert, die Natur ist der liebe Gott und die Menschen treten ihn ständig mit Füßen, die einen aus Profitgier, die anderen aus Unwissenheit und der Rest aus Dummheit!

Zum Wetter. Tief Alfred dreht seit heute seine Kreise über Deutschland. Alfred ist sehr fleißig und wird die Gießkanne über vielen Regionen noch bis Mittwoch ausschütten. Es bestehen vielfach wieder Unwetterwarnungen wegen Starkregen. Aus jetziger Sicht kann auch das südliche Mecklenburg davon betroffen sein. Ab dem Raum Crivitz und weiter südlich können bis Mittwoch wieder zwischen 50 und 100 l/qm zusammen kommen. Wo genau der meiste Regen fallen wird, ist aber von den Meteorologen nicht genau vorherzusagen. Wir werden sehen, wo Alfred das meiste Wasser abschüttet.

Beinahe hätte ich es vergessen. Natürlich habe ich die Ausstellung heute wieder frisch bestückt. Es liegen 131 Arten auf den Flächen. Erstmals in dieser Saison mit dabei: Glänzender Lackporling, Roter Heringstäubling, Gallentäubling, Graugrüner Milchling, Orangefuchsiger Milchling, Seifen – Ritterling, Fleischroter Lacktrichterling, Weißgrauer Rötling, Hornstiel – Schwindling, Schwefel – Ritterling, Gelber Knollenblätterpilz, Grüner Anis – Trichterling, Bleiweißer Trichterling, Brauner Leder – Täubling, Kirschroter Spei – Täubling, Apfel – Täubling, Weinroter Graustiel – Täubling, Zitronen – Täubling und Scharfer Honig – Täubling.

Die Pilzwelt atmet in diesem Sommer so richtig auf und holt das Defizit des letzten Jahres nach. Die Artenvielfalt ist für Juli schon außergewöhnlich hoch und täglich wird es reichhaltiger. Hier sehen wir den Bruch – Reizker (Lactarius helvus). Er wuchs gestern im feuchten Nadelwald der Kobander Tannen. Als herkömmlicher Speisepilz ist er giftig. Getrocknet aber ein außergewöhnlich guter Würzpilz. Durch seinen dann sehr starken Geruch nach Liebstöckel, wird er auch Maggipilz genannt. Gelegentlich ist dieses Würzpulver dann auch bei mir im Steinpilz erhältlich und erfreut sich großer Beliebtheit.

Dienstag, 25. Juli (Jakobstag) – Alfred ist weiterhin in Aktion und hat in einigen Regionen bereits zu Überflutungen und Hochwasser geführt. Gebietsweise sind über 100 l/qm gefallen. Unser Einzugsgebiet dürfte mit 20 und 50 l/qm auch wieder ganz gut bedacht worden sein. Zumindest beliefen sich die Regensummen zwischen Rostock, Parchim und Boizenburg bis heute Mittag 14.00 Uhr schon zwischen 20 und 35 Liter in den letzten 72 Stunden. Seit dem ist einiges hinzugekommen und der Nachschub von Polen her reißt noch nicht ab, so dass es wohl bis morgen Vormittag zumindest zeitweise weiter regnen sollte. Der Sommer hat seine eingefahrene Linie gefunden und ein Ende dieser Großwetterlage ist nicht in Sicht. Auch der nächste Vorstoß heißer Sommerluft in Richtung Wochenende wird zu Beginn der neuen Woche wieder von Gewittern vertrieben. Die heiße Luft flutet dabei immer mal Süddeutschland und wir bekommen allenfalls einen Streifschuss ab. Das wird auch so weitergehen, wie es aussieht. Die Rote Karte bekommen die Urlauber und zunehmend auch die Landwirte gezeigt. Die Getreideernte muss eingefahren werden und das ist bei diesem Wetter kaum möglich. Dazu sind viele Äcker total aufgeweicht oder stehen sogar unter Wasser.

Die Pilzsaison läuft unterdessen auf Hochtouren und wenn das so weiter geht, sind viele Arten zum Herbstbeginn schon ausgepowert. Vielleicht besinnt sich aber ab Mitte August das Wetter doch noch und bringt Sommer, Sonne und Hitze. Dann läuft häufig der Siebenschläfer – Zeitraum aus und es könnten sich Schönwetterhochs etablieren. So wie aber kürzlich in einem Wetterportal zu lesen war, kann es aber auch ganz anders kommen, da zunehmend alternde Tropenstürme in die Westwindtrift mit einbezogen werden und den Tiefausläufern dann erst den richtigen Nachdruck verleihen. Sollte sich aber sommerlicher Hochdruck einstellen, dann könnte die Hauptsaison geteilt werden. Der erste Teil findet gerade statt und der zweite würde dann im Herbst oder Spätherbst folgen. 

Zu den Arten, die wir vorwiegend aus dem Herbst kennen, zählt auch das Kuhmaul (Gomphidius glutinosus). Es säumte am Sonntag die Wegränder eines  Fichtenforstes in den Kobander Tannen. Trotz der Lamellen zählt es zu den Röhrlingen und ist zumindest jung ein zarter und leckerer Speisepilz. Die schleimige Huthaut sollte entfernt werden. Der Pilz ist praktisch beim beachten des Standortes kaum zu verwechseln. Besonders im Stielgrund ist das Fleisch leuchtend gelb gefärbt. Standortfoto am 23.07.2017.

Mittwoch, 26. Juli (Annentag) – Tief Alfred ist heute im Tagesverlauf von uns abgezogen. Es hat sehr viel Wasser fallen lassen und auch bei uns kam es zu kleineren Überschwemmungen. So war heute auch eine kleine Straße zwischen Zierow und Eggerstorf vorübergehend überflutet, ich konnte aber auf dem Wege zu meiner Mittwochsexkursion noch durchkommen. Es ist allerdings kein Vergleich mit den teils katastrophalen Hochwassern in Niedersachsen und im Harz. Aber auch M-V kann in diesem Zusammenhang mit Rekord – Daten aufwarten. So fielen beispielsweise an der Messstation Schloss Rattey von gestern 08.00 Uhr bis heute 08.00 Uhr 80 l/qm! In einigen Regionen wie beispielsweise in Berlin ist es der nasseste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Der viele Regen lässt hingegen die Pilze nur so schießen. So sind beispielsweise heute Abend im Wismarer Seeblickpark sehr viele Perlpilze, Pantherpilze, Täublinge und neuerdings Hexenringe von Büschel – Raslingen am wachsen. Ich stattete dieser Parkanlage im Anschluss an meiner Mittwochsexkursion einen Besuch ab. Ziel war heute der Messtischblattquadrant 2033/4 – Beckerwitz, Hohen Kirchen, Gramkow. Zunächst war der Küstenwald am Campingplatz Beckerwitz an der Reihe. Danach die Ortslagen Hohen Kirchen, Gramkow und Beckerwitz. Erwähnenswert aus Sicht des Speisepilzsammlers wären heute einige Hexenringe von Würzigen Tellerlingen. Die recht seltene Art erinnert habituell an Maipilze und wächst anscheinend auch gerne an deren Plätzen. Hier erntete ich einen Behälter voll, da sie sehr gute, ergiebige, fleischige Speisepilze sind. Genauso gut währen die größeren Mengen Büschel – Raslinge im Seeblick. Hier hatte ich aber keine Kapazitäten mehr, da meine Behältnisse bereits gefüllt waren. Außerdem gab es immer wieder Nelkenschindlinge in Menge! Hier die heutige Artenliste: Würziger Tellerling, Kugelsporiger Zitterling, Fleischroter Lacktrichterling, Weißer Anis – Champignon, Samtiger Schichtpilz, Seidiger Rißpilz, Riesenbovist, Flächiges Eckenscheibchen, Karbol – Champignon, Schwarzroter Stielporling, Schiefknolliger Anis – Champignon, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Schmetterlings – Tramete, Violetter Knorpelschichtpilz, Holunder – Rindenschichtpilz, Bleigrauer Bovist, Nelkenschwindling, Wiesenchampignon, Widerlicher Täubling, Eichen – Filzröhrling, Goldschimmel, Stadt – Champignon, Weinroter Rißpilz, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Verblassender Täubling, Kahler Krempling, Mehlpilz, Gilbender Erdritterling, Kegeliger Rißpilz, Wiesen – Staubbecher, Eichen – Rindensprenger, Lilastieliger Rißpilz, Waldfreund – Rübling, Krönchen – Träuschling und Wiesen – Zwergchampignon.

Etwas aus der Art geschlagen waren diese Netzstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridus) unter einer Birke in Hohen Kirchen. Stiel und Röhrenmündungen gelb anstatt rot und ein besonders intensives blauen. Ähnliches kennen wir ja auch vom Flockenstieligen Hexen – Röhrling.

Donnerstag, 27. Juli (Unikeonpäivä – Finnland) – Hier ein wichtiger Hinweis. Es ist jetzt erst am Nachmittag und ich bin mit der Erneuerung meiner Pilzausstellung beschäftigt. Da aber mein Computer Schwierigkeiten macht und wahrscheinlich heute noch in die Werkstadt muss, könnte es zu Verzögerungen bei der Pflege des Tagebuches kommen. Ich bitte alle Pilzfreunde, die mir die Treue halten um Verständnis und Nachsicht. Ich bin froh, dass ich diese Zeilen kurz schreiben konnte, da das System ständig abstürzt. Am Abend kann ich Entwarnung geben. Dank der schnellen Hilfe der Jarmer & Roolf Computer und Komunikation Gmbh Wismar konnte der alte Computer ausgewechselt werden, da anscheinend das Betriebssystem den Geist aufgegeben hatte. Alle Daten konnten gesichert werden.

Wie schon erwähnt, habe ich heute die Ausstellung wieder erneuert. Das erste mal in diesem Jahr sind folgende Arten mit dabei: Falber Milchling, Blutroter Täubling, Kuhmaul, Lilastieliger Rißpilz, Weinroter Rißpilz, Breiter Rißpilz, Gepanzerter Büschelrasling, Grauer Scheidenstreifling, Grüner Knollenblätterpilz, weiße Form, Gelbfleckender Täubling und Maggipilz.

Hier noch schnell ein Foto von den gestrigen Würzigen Tellerlingen (Rhodocybe truncata). Ein guter, aber recht seltener Speisepilz, der am Standort durch Hexenringbildung aber recht zahlreich vorkommen kann. Foto im Küstenwald bei Beckerwitz.

Donnerstag, 28. Juli (Tag des Systemadministrators) – Das passt ja, hatte doch gestern mein Betriebssystem schlapp gemacht. Gut das es Menschen gibt, die sich damit auskennen und einem schnell helfen können.

Zur Lage an der Pilzfront. Sie ist zweigeteilt. In unseren Edelwäldern auf besseren Böden herrscht absolute Flaute. Hier ist kaum ein Frischpilz auszumachen. Aber dieser Zustand ist dort fast der Normalzustand, nur noch ein bißchen schlechter als normal! Diese Waldtypen brauchen offensichtlich richtige Hitzeperioden zwischen den Niederschlägen, sonst läuft hier nicht viel. Ganz anders in den sandigen Bereichen. Hier muss es längerfristig feucht sein bei gemäßigten Temperaturen und möglichst wenigen Sonnentagen, sonst bricht alles wieder zusammen. Im derzeitigen Sommer hat die Pilzflora in diesen Gebieten aber erkannt, dass es beständig unbeständig ist und hat kräftig losgelegt. Das Angebot ist vielseitig und auch für den Durchschnittssammler, der in der Regel nur die Allerweltspilze wie Maronen, Butterpilze, Steinpilze oder Pfifferlinge sammelt, kann es sich lohnen. Oftmals sollte man aber etwas Zeit mitbringen, denn bis auf Pfifferlinge sind die anderen Edelpilze zur Zeit oft nur recht spärlich vertreten. Starke Wachstumsschübe sind bei diesem dauerfeuchten Wetter auch kaum zu erwarten. Dennoch sollte es laut Mondtheorie nun wieder besser werden.  Nimmt man den intensiven Dauerregen der letzten Tage zur Grundlage, allerdings erst ab Ende nächster Woche. Es ist ohnehin ein wenig fragwürdig, was mit dieser Mondtheorie überhaupt gemeint ist. Pilze wachsen ja seit Wochen wirklich reichlich, aber  diese Theorie bezieht sich wohl nur auf eine Handvoll der bekanntesten Speisepilze, allen voran auf Steinpilze.

Wie dem auch sei. Aus meiner Sicht haben wir zumindest für die sandigen Wälder und für parkartiges Gelände weiterhin optimale Bedingungen. Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang die Feststellung eines Besuchers meiner Ausstellung, der sich wunderte, dass es um diese Jahreszeit schon so viele verschiedene Pilzarten und sogar schon seine Lieblinge, die er aus dem Herbst her kennt, gibt. Es sei doch viel zu kalt. Mein Antwort: Mitnichten ist es zu kalt, es ist ideal! Im Herbst würden wir Temperaturen um 20 Grad und die lauen Nächte derzeit als warm empfinden. Kalt ist wirklich etwas anderes. Allerdings haben wir Hochsommer und da erwartet man doch schon ein höheres Temperaturniveau. Dieses gibt es ab sofort wieder in der großen Südosthälfte Deutschlands. Es bahnt sich eine für die Hundstage typische Hitzewelle an mit zeitweilen Höchsttemperaturen weit über der 30 Grad Marke, teils auch deutlich über 35 Grad! Mit etwas Glück könnte aber auch M-V in den nächsten Tagen mal an die Hitze angedockt werden. Allerdings bleiben wir immer im Bereich der polaren Frontalzone, so das teils heftige Gewitter fast an der Tagesordnung sein werden. Dazu wird es zeitweise sehr schwül, mit feuchtwarmen Nächten. Wir erleben also einen Sommer, wie wir Pilzfreunde ihn sich kaum besser vorstellen können. Zumindest für diejenigen, die nicht nur für wenige Tage eine Steinpilz – Schwämme mit anschließender Flaute haben wollen. Auch haben die Raritäten – Jäger für wärmeliebende Sommerarten nicht so gute Karten. Die Artenvielfalt ist meiner Meinung aber das A und O! So bekomme ich immer wieder eine sehenswerte Frischpilzausstellung hin und auch für die Kartierung bringt es Pluspunkte.

Inzwischen sind auch schon die ersten Leberpilze (Fistulina hepatica), auch Ochsenzunge genannt, erschienen. Wir finden diesen Porling vom Sommer bis in den späteren Herbst in der Regel an alten Eichen. Beim aufschneiden blutet der Fruchtkörper wie frisches Fleisch oder Leber. Er schmeckt säuerlich herb und hat sicher vereinzelt Liebhaber. Im großen und ganzen sollte man den Pilz aber lieber am Baum belassen und sich an ihm visuell erfreuen. Standortfoto von Christian Ehmke.

Sonnabend, 29. Juli (Tag des Tigers) – Am Abend habe ich die Frischpilzausstellung in die Bio – Tonne befördert. Montag wird sie wieder neu bestückt. Einen Teil habe ich mir heute schon im Seeblickpark zusammengesucht. Es Pilzt dort weiterhin unaufhörlich! Im Trend sind zur Zeit neben Täublingen und Michlingen vor allem unzählige Lacktrichterlinge und Rißpilze, aber auch viele Gapanzerte Büschelraslinge. Vereinzelt Röhrlinge wie die gängigen Hexenpilze und Sommersteinpilze. Insbesondere von letzteren schieben einige noch sehr kleine nach. Ich war allerdings nicht alleine. Vor mir lief eine Oma mit ihren Enkelkindern und sammelten Speisepilze. Ich denke, es werden am Tage einige sein, die hier durchgehen. Ich hoffe nur, sie vergreifen sich nicht an Pantherpilze und Grüne Knollenblätterpilze, die auch heute wieder frisch wuchsen.

Pilzfreundin Angelika Boniakowski berichtete mir von ihren Erkenntnissen aus der Nossentiner/Schwinzer Heide. Strichweise Unmengen an meist kleinen Pfifferlingen, aber auch Trompeten – Pfifferlinge und erste Herbsttrompeten! Herbsttrompeten hätte ich hier nicht erwartet, es scheint aber auch dort, in der Heide, bessere Stellen zu geben. Ansonsten sehr vereinzelt mal ein Steinpilz oder eine Rotkappe. Natürlich Täublinge, Milchlinge und Wulstlinge.

Zum Wetter: Der Regen scheint in diesem Sommer wirklich kein Ende zu nehmen. Was für uns gut ist, wird für die Landwirte mittlerweile zum ernsten Problem. Sie bekommen die gut herangewachsene Ernte kaum vom Halm, da das Getreide zu feucht und die Äcker zu nass sind. Heute hatte es im Bereich einer Warmfront immer wieder geregnet. Nur jetzt am Abend lockerte es etwas auf aber von Benelux her ziehen gerade wieder neue, teils sehr heftige Schauer auf. Diese werden uns im laufe der Nacht wohl auch wieder behelligen. Für Westmecklenburg bestehen ab 20.00 Uhr schon wieder Vorwarnungen vor Gewitter. Auch morgen kann es in sehr warmer und schwüler Luft immer wieder gewittern! 

Die Artenvielfalt wird immer reicher und interessanter. Zunehmend erscheinen jetzt auch die Haarschleierlinge. Hier sehen wir den Bereiften Schleimfuß (Cortinarius causticus). Die bitter schmeckende Art ist auf den Roten Listen der vom Aussterben bedrohten Pilzarten zu finden und gilt in einigen Regionen als sehr selten. Bei uns in Mecklenburg ist er offiziell laut Pilzkartierung MV noch nicht nachgewiesen, befindet sich aber in unserer Roten Liste in der Katergorie 3 = noch nicht seltene Arten, aber gefährdet. Ich habe ihn schon einige male gefunden. Ungenießbar. Standortfoto am 29.07.2017 im Wismarer Seeblickpark unter Eichen auf kalkhaltigem Mergelboden.

Sonntag, 30. Juli (Internationaler Tag der Freundschaft) – Am morgen und vereinzelt auch noch am Nachmittag zogen teils kräftige Gewitter durch. Örtlich waren diese in M-V sogar unwetterhaft mit Orkanböen! Dazu war es schwülwarm, richtig sommerlich.

Am Nachmittag machte ich mich auf in den Wald. Während Irena in der Warnow ein eiweißreiches Abendbrot zusammen angelte, besuchte ich die Barniner Tannen. Es galt zu klären, welche Route wir zu unserer diesjährigen Nachtwanderung laufen, die am 25. August zum 6. mal stattfinden soll. Immerhin wird es im laufe dieser ganz besonderen Pilzwanderung stockfinster, da sollte man sich vorher mit den Lokalitäten vertraut machen und die Wanderwege, die wir nutzen wollen, im Kopf haben. Es geht fast nur durch Nadelforste, aber auch Eichen, Birken und einige Buchen sind eingestreut. Überwiegend moosreiche Kiefern – und Fichtenbestände unterschiedlicher Altersstruktur. Ein klassisches Pilzsammler – Revier wie man es sich schöner kaum wünschen kann. Ob die Pilze dieses dann auch wissen und uns mit zahlreicher Anwesenheit erfreuen werden, können wir jetzt noch nicht sagen. Heute sah es relativ bescheiden aus, was die Klassiker der volkstümlichen Pilzkunde angeht. Nur sehr vereinzelt mal eine Marone, einen Hexen – Röhrling oder Sommersteinpilz. Etwas häufiger waren dann schon ansehnliche Pfifferlinge. Ansonsten hätte ich hier doch schon eine etwas höhere Artenvielfalt erwartet. Es war recht monoton, Aspektbildend waren unzählige Brennende Rüblinge und Zitronen – Täublinge. Letztere kennen wir in diesen Mengen eigentlich eher aus dem Herbst!

Die Barniner Tannen sind ohne Zweifel eine gute Adresse für Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius). Heute gab es nur vereinzelt welche. Diese hat sich sehr fotogen an einer kleinen Böschung im Fichten – Jungbestand postiert. Ein wunder, dass sie noch so gut erhalten war, denn wie man sieht, wurde sie schon reichlich von Schnecken umgarnt. Standortfoto 30.07.2017 in den Barniner Tannen.

Montag, 31. Juli (Tag des Himbeerkuchens) – Die ersten vier Monate der diesjährigen Pilzsaison liegen hinter uns. Die Hälfte ist geschafft und diese war gar nicht schlecht. Von Beginn an hatten wir nicht mit Trockenperioden zu kämpfen, so dass eigentlich durchgängig gute Entwicklungsbedingungen herrschten. Mit dem Frühjahr konnten wir zufrieden sein und auch der bisheriger Sommer glänzte im allgemeinen durch ein vielseitiges Frischpilzaufkommen. Der Dauerregen der letzten Wochen hat auch einen soliden Grundstock gelegt, so dass es zunächst hoffnungsvoll weiter gehen dürfte. Wir sind auf dem Wege zu einem guten Pilzjahr, dass für mich nicht durch vorübergehendes Massenwachstum bestimmter Speisepilze gekennzeichnet ist, sondern von einem möglichst vielseitigen und regen Wachstum vieler, unterschiedlicher Arten ohne größere Zwangspausen. So war auch der zu Ende gehende Sommermmonat von vielen jahreszeittypischen Pilzarten, aber auch schon von ersten Herbstpilzen geprägt. Immerhin tauchten in den letzten Tagen auch schon verschiedentlich Herbsttrompeten auf. Ein gutes Trompetenjahr startet in der Regel im Hochsommer!

Da heute Montag war, wurde auch unsere Ausstellung mit neuem Frischpilz – Material bestückt. Es liegen 127 Arten auf den Moosflächen. Erstmals in diesem Jahr dabei: Rotbrauner Flämmling, Weißer Schirmpilz, Bereifter Schleimfuß, Violetter Lacktrichterling, Wurzelnder Wasserkopf, Reifpilz, Kuhrötlicher Schönkopf, Rötlicher Holzritterling, Anhängsel – Röhrling, Jodoform – Täubling, Mehlstiel – Täubling und Olivockerfarbener Heringstäubling.

Zum Wetter: Heute morgen schauerte es besonders in Westmecklenburg und Richtung Vorpommern etwas. Tagsüber war es aber schön und angenehm warm. So war das Wetter gestern und auch heute durchaus etwas versöhnlich zu den Ostsee – Urlaubern und ich denke, es waren auch mal zwei strandtaugliche Tage dabei. Damit wird morgen wohl wieder Schluß sein. Es bahnt sich eine der gefährlichsten Unwetterlagen des Jahres an! Wir liegen weiterhin im Übergangsbereich sehr unterschiedlicher Luftmassen. Von Süden drücken sehr heiße, subtropische Luftmassen gegen die bei uns liegende, moderate Sommerluft und lassen offensichtlich ein brandgefährliches Gewittertief, das morgen an dieser Grenze von Südwest nach Nordost über Deutschland ziehen soll, entstehen. Schon heute Nacht kann es an ihr unruhig werden. Richtig zur Sache soll es aber ab morgen Nachmittag gehen. Dann sollen sich im Westen Deutschlands starke Gewitter bilden, die sich auf dem Wege nach Nordosten zu schweren Unwettern auswachsen sollen. Riesenhagel, extremer Starkregen, Orkanböen und auch Tornados können auftreten! Dazu unzählige Biltze! Aus jetziger Sicht wird wahrscheinlich auch M-V schwer getroffen!!! Insbesondere in Richtung Vorpommern kann es sehr gefährlich werden. Morgen Nachmittag, abends und Nachts keinesfalls in den Wald gehen!

Diese seltenen Schirmlinge fielen mir gestern während der Fahrt von Wismar nach Keez am Straßenrand in Neuhof, bei Ventschow, auf. Zahlreich und frisch leuchteten sie nach heftigem Gewitterregen im grünen Gras. Es handelt sich möglicherweise um den Weißen – Schirmpilz (Lepiota alba). In M-V auf der Roten Liste in der Kategorie 3 = gefährdet zu finden. Er besiedelt gerne Rasenflächen in Parks und an Straßenrändern, aber auch in Trockenrasen. Kein Speisepilz. Die Gruppe der echten Schirmpilze (Lepiota), zu denen auch er gehört, enthält tödlich giftige Arten! Ein schöner Fund!

Fortsetzung unter „Wetter/Pilze August 2017/1“