Tagebuch Mai 2018

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze Mai 2018

Der Schuppige Schwarzfuß – Stielporling (Polyporus squamosus) gehört zu den auffälligsten Pilzgestalten im Frühling. Mit abnehmender Tendenz ist er bis in den Herbst an altem Laubholz zu finden. Jung ein essbarer Pilz, der zum Stiel hin und im älteren Stadium aber gummiartig zäh wird. Riecht nach frischen Gurken. Standortfoto am 29.04.2018 im Wald bei Tarzow.

Dienstag, 01. Mai (Internationaler Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse) – So hieß es früher. Gekämpft wird heute offiziell meist nicht mehr, nur noch gefeiert.

Wie dem auch sei, kämpfen musste ich heute aber dennoch, nämlich mit dem Wind während der Fahrt auf meinem dienstlichen Leichtkraftroller von Keez in die Hansestadt. Bei dieser Gelegenheit schaute ich in einer kleinen Parkanlage, die fast auf dem Weg lag, nach Maipilzen. Mehrere Hexenringe und Halbkreise existieren hier im Parkrasen unter Linden. Das üppige Wachstum der Gräser lässt die Wachstumszonen der beliebten Schönköpfe schon aus der Ferne erkennen. Um die Fruchtkörper dieser ergiebigen Frühlingsart zu entdecken, musste ich aber schon sehr genau hinschauen, denn sie steckten noch in den Kinderschuhen. Und das, obwohl dieser Standort eigentlich recht früh an der Reihe ist. Die Maipilze brauchen noch einige Tage, zumindest an den meisten Stellen, bevor es sich lohnt, auf Pilzsammlung zu gehen.

Der gestrige Regen war diesbezüglich Gold wert, aber das stürmische Wetter von heute tat ihnen keinen gefallen. Ergiebige Niederschläge sind aus heutiger Sicht erst einmal nicht mehr zu erwarten. Dafür soll es im weiteren Verlauf immer wärmer und sonniger werden. An offeneren und exponierten Standorten schlechte Entwicklungsaussichten. An schattigen, geschützten Stellen sollte es aber etwas besser aussehen.

Das üppige Grün in der Runde ist ein eindeutiges Indiz für einen Pilzstandort, ein sogenannter Hexenring. Fotografiert habe ich ihn am 28.04.2018 an der Ostseeküste bei Brook. Fruchtkörper waren noch keine auszumachen. Meist kommen hier Nelkenschwindlinge oder Mai – Ritterlinge. Beides sehr gute Speisepilze.

Mittwoch, 02. Mai (Trüffeltag in den USA) – Trüffel habe ich heute keine gefunden. Auch sonst war für Frischpilz – Liebhaber nichts zu holen. Ich war an der Marienhofer Weiche im Messtischblatt – Quadranten 2339/2 unterwegs. Damit habe ich am heutigen Mittwoch die Mittwochsexkursion der letzten Woche nachgeholt, die wegen dem stürmischen und regnerischen Wetter ausgefallen war. Teils unter Naturschutz stehende Feuchtbiotope, Seen, Laub – und Nadelwälder auf sandigen Böden. Das vielseitig strukturierte Gebiet ist im Sommer und Herbst sicherlich nicht uninteressant. Hier die Artenliste: Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Eichen – Zystidenrindenpilz, Gemeiner Violettporling, Schmetterlings – Tramete, Samtiger Schichtpilz, Ockergelbe Zonen – Tramete, Flacher Lackporling, Herber Zwergknäuling, Blutmilchpilz, Angebrannter Rauchporling, Mai – Stielporling, Erlen – Schillerporling, Rotrandiger Baumschwamm, Eichen – Spaltlippe, Rötende Tramete, Vielgestaltige Kohlenbeere, Echter Zunderschwamm, Weißes Haarbecherchen, Bovistähnlicher Schleimpilz, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist (vorjährig), Unförmiger Knorpelporling, Buckel – Tramete, Eichenwirrling und Striegeliger Schichtpilz

Heute konnte ich die ersten Blutmilchpilze (Lycogala epidendron) entdecken. Links jüngere, rechts ältere Einzeller. Standortfoto am 02.05.2018 an der Marienhofer Weiche.

Donnerstag, 03. Mai (Welttag der Pressefreiheit) – Sonne satt und ab dem Wochenende auch bei uns an der Küste wieder sommerliche Temperaturen. Sonnenanbeter und Strandfans wird es freuen. Es darf reichlich Sonne getankt werden, aber bitte den Sonnenschutz nicht vergessen, denn die UV – Strahlung ist schon sehr hoch! Da werden auch die in Entwicklung befindlichen Maipilze an exponierten Standorten einen Sonnenbrand bekommen oder vertrocknen. An geschützten, schattigen Stellen, dürften sie sie sich aber zumindest von der Bodenfeuchtigkeit her weiter gut entfalten können. Auch die letzten Morcheln sollten sich inzwischen gestreckt haben. Regen ist frühestens Mitte der kommenden Woche in Sicht. Gewitter könnten dann zumindest örtlich für Entspannung sorgen. Ungünstig sind derzeit auch die Nächte, in denen es immer wieder zu Bodenfrost kommen kann. Gefährlich für manche Pflanzen, aber kaum für unsere Frühlingspilze.

Und erst recht nicht für derart holzige Konsolen, wie sie der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) ausbildet. Außerdem wachsen sie oft in luftiger Höhe. Dieses Exemplar macht seinem Namen alle Ehre. Auf seiner feuchtkühlen Unterseite haben es sich zahlreiche Springschwänze gemütlich gemacht. Foto am 02.05.2018 an der Marienhofer Weiche.

Freitag, 04. Mai (Vogeltag in den USA) – Nicht nur dort sind die Vögel derzeit kaum zu überhören. Ein Hörgenuss in der bunten Frühlingswelt, obwohl ich der Meinung bin, früher war das Vogelkonzert kraftvoller und vielseitiger. Hat wohl mit dem dramatischen Insektenschwund zu tun.

Heute habe ich im vorbeifahren bei Schimm eine Viehweide gesehen, auf der kaum grünes auszumachen war. Gelb leuchteten unzählige Löwenzähne. Auch die Rapsfelder erreichen nun bei uns ihre volle Blütenpracht. Somit ist auch der Frühlings – Apekt auf dem Höhepunkt angelangt.

So wurde mir heute in der Pilzberatung eine zufällig in der Hansestadt entdeckte Speisemorchel vorgelegt. Unbedingt die Morchel – Stellen kontrollieren! Auch Maipilz – Standorte dürften sich inzwischen lohnen.

Beim Wetter ist bis Mitte nächster Woche strahlend blauer Himmel bei immer höheren Temperaturen angesagt. Kein optimales Pilzwetter! Maipilze werden zunehmend welken oder gar vertrocknen. Ein gutes hat diese Entwicklung aber auch. Röhrlingsfreunde, und derer gibt es bekanntlich viele, werden sich freuen. Sie lieben sommerliche Trockenperioden mit viel Wärme. Nach den nächsten, ergiebigen Niederschlägen, dürfen wir den ersten Schub der Saison erwarten. Hexen – Röhrlinge, Sommersteinpilze, Fahle Röhrlinge und Rotkappen können wir dann begrüßen. Flockenstielige Hexen – Röhrlinge werden ab Mitte des Monats auch ohne nennenswerte Niederschläge erscheinen.

Diese junge, wirklich taufrische Speise- Morchel (Morchella esculenta) wurde heute zufällig am Klinikum im Wismarer Stadtteil Friedenshof gefunden und in die Beratungsstelle gebracht. Ich durfte sie für unsere Ausstellung behalten und habe das Foto im Blumenbeet auf dem Hof aufgenommen. Hier hätte sie auch original wachsen können.

Sonnabend, 05. Mai (Tag der Hebammen) – Eine schwierige Geburt war es heute, auf unserer öffentlichen Pilzlehrwanderung am Schweriner Innensee und dem Faulen See, die leckeren Morcheln aufzuspüren. Das war wirklich nicht einfach, denn wir fanden nur sehr wenige von ihnen – Speisemorcheln. Überhaupt scheint der Turbo – Frühling, wie schon erahnt, für unseren Frühlingsaspekt eine schwere Geburt zu sein. Die Vorkommen von Morcheln und auch von Maipilzen sind sehr dürftig. Insbesondere von letzteren hätte ich heute eine ansehnliche Ernte erwartet, denn ich kenne hier mehrere, durchaus ergiebige Myzelien und Hexenringe. Aber an den besten Plätzen war wenige Tage zuvor der Rasenmäher rüber und dieser hatte nicht nur den Rasen gemäht, sondern auch gleich die Bodenkrume aufgelockert. Die Flächen waren regelrecht umgepflügt, da ist nichts mehr zu erwarten. Nur an den Rändern zu den Gehölzen konnten wir noch einige Maipilze finden. Standen sie exponiert, also sonnig und dem Wind ausgesetzt, waren sie schon stark verwelkt und größtenteils völlig vermadet. Aber nichts desto trotz hatte die kleine Gruppe von Pilzwanderern bei sonnigem Kaiserwetter eine sehr schöne Tour. An Frischpilzen waren neben Speisemorcheln und Maipilzen auch noch essbare Frühlings – Mürblinge, Glimmer – Tintlinge, frische Samtfuß – Winterpilze, junge Schuppige Porlinge, Schwefelporlinge, Blasige Becherlinge und Schild – Rötlinge vertreten. Siehe unter „Auf den Spuren der Franzosen“.

Eine Speisemorchel (Morchella esculenta) heute auf dem Franzosenweg am Schweriner Innensee.

Sonntag, 06. Mai (Welttag ohne Diät) – Strahlend blauer Himmel ohne ein Wölkchen. Die sind derzeit bei uns wohl auch auf Diät. Der Wonnemonat macht seinem Namen alle Ehre. Dabei mäßig warm und sehr angenehm. Ein echter Wohlfühltag. Ich nutzte ihn um den Rückstand bei meinen Mittwochs – Exkursionen aufzuholen. Der Messtischblatt – Quadrant 2339/3 war an der Reihe. Ausgedehnte Waldflächen der Schwinzer Heide bedecken  nahezu den gesamten Quadranten. Ein im Sommer und Herbst von mir öfter aufgesuchtes Gebiet, aber noch nie war ich hier im Frühling unterwegs. Ich fuhr nach Neu Sammit bis zur Waldschule „Klaabüsterul“. Ich wanderte in Ufernähe des Langsees bis in Höhe „Hexenwinkel“ und einen parallel gelegenen Waldweg wieder zurück. Ein Paradies der Sonderklasse. Einfach ein Genuss bei diesem Kaiserwetter. So wurde es heute eher ein besinnlicher Waldspaziergang, als verkrampft nach Pilzen aussschau zu halten. Im Sommer und Herbst diesbezüglich sicher sehr interessant, jetzt doch eher bescheiden. Hier die Artenliste: Schmetterlings – Tramete, Zaunblättling, Angebrannter Rauchporling, Buckel – Tramete, Schwefelporling, Eichen – Spaltlippe, Eichen – Zystidenrindenpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Flacher Lackporling, Birken – Zungenporling, Rotbrauner Borstenscheibling, Frühlings – Mürbling, Zugespitzter Kugelpilz, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Striegeliger Schichtpilz und Eichen – Rindensprenger.

Der Hexenwinkel am Langsee in der Schwinzer Heide. Hier wurden in früheren Zeiten menschliche Knochen, Schädel und Werkzeuge gefunden. Das erschien den damaligen Findern unheimlich und der Ort galt als Verhext. Hexen waren aber meist besonders naturverbundene, gescheite Kräuterweibchen und deshalb befindet sich an dieser Stelle auch eine Schautafel zu einigen Wald- und Wildkräutern.

Montag, 07. Mai (Radiotag in Russland) – Heute habe ich unsere Ausstellung wieder auf Vordermann gebracht. Es liegen nun 69 Arten auf der Fläche. Erstmals in diesem Jahr sind folgende Pilze dabei: Schuppiger Porling, Mai – Stielporling, Frühlings – Mürbling, Samtfuß – Winterpilz, April – Rötling, Blasenförmiger Becherling, Speisemorchel, Schwefelporling, Glänzender Lackporling und Stachelbeer – Feuerschwamm.

Das sonnige und trockenwarme Frühsommerwetter setzte sich auch heute fort. Dabei wird es täglich etwas wärmer. Am Mittwoch können wir sogar Spitzenwerte von deutlich über 25 Grad erwarten. Gleichzeitig wird die Luft aber feuchter und labiler. Schauer und Gewitter lassen dann nicht mehr lange auf sich warten. In der Nacht zu Donnerstag und vor allem an Himmelfahrt deutet sich für unsere Region eine ausgewachsene Gewitterlage an. Es kann zu kräftigen Entwicklungen kommen, die zumindest örtlich höhere Niederschläge bringen könnten. An den Folgetagen deutet sich eine Grenzwetterlage an. Zu uns in den Nordosten könnte die feuchtwarme Gewitterluft nach einem kühleren Freitag wieder zurück schwappen, während südwestlich davon deutlich kältere Luft dagegen hält. Neuerliche Gewitter und gebietsweise starke Regenfälle wären die Folge. Es wird also wieder spannend beim Wetter!

Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) sind in diesem Frühjahr wieder zahlreich erschienen. Kein gutes Ohmen, denn in zurückliegenden Jahren gab es dann oft eine sehr bescheidene Saison. Aber vielleicht kommt es auch ganz anders, denn es gibt keinen erklärbaren Zusammenhang mit vielen Schwefelporlingen im Frühling und einem schlechten Pilzjahr. Es dürfte sich um Zufälle handeln und der Zeiger kann durchaus in die andere Richtung ausschlagen. – Dieser Fruchtkörper wuchs am Fuße eines Pflaumenbaumes bei Brüel. Er hat in seinem Wachstum viele Gräser mit eingeschlossen. Foto am 06.05.2018.

Dienstag, 08. Mai (Tag der Befreiung) – Heute sind die Temperaturen bei wolkenlosem Himmel und strahlendem Sonnenschein auch bei uns auf 25 Grad im Schatten angestiegen. Ein echter Sommertag. Morgen und vielleicht auch noch am Feiertag kann es noch etwas wärmer werden. Am Herrentag drohen dann Unwetter durch heftige Gewitter! Ich hoffe, den meist feucht fröhlich feiernden wird neben der inneren und äußeren Dusche nichts weiter passieren. Es ist schon sinnvoll, auf die Entwicklung am Himmel zu achten. Auch bei uns im mecklenburgischen Dabel ist auf der Festwiese am Holzendorfer See wieder einiges los. Vor wenigen Jahren schlug hier genau während der Herrentagsparty ein Blitz ein. Es gab zahlreiche Verletzte. – Zum Freitag folgt dann auch bei uns ein Temperatursturz. Am Wochenende soll es aber wieder wärmer werden und Sonntag folgen neue Gewitter.

Ich habe bisher den meisten meiner ergiebigen Maipilz – Stellen noch keinen Besuch abgestattet. Ich rechne in diesem Jahr auch nicht mehr mit größeren Erträgen, da das Wetter dafür mit dem Dauersonnenschein und der trockenen Luft einfach nicht optimal ist. Viele dürften inzwischen schon vertrocknet oder zumindest welk sein. Vielleicht schaue ich nach dem Regen nochmal nach, ob noch etwas zu retten ist. Maipilze können sich, wenn sie nicht völlig vertrocknet sind, wieder erholen. Allerdings dürfte der Madenbefall groß sein. Aber was soll`s, hoffen wir auf erste Sommerarten. Immerhin wurden weiter südlich schon vereinzelt Sommersteinpilze gesichtet!

Raritäten – Jäger Andreas Okrent aus Graal Müritz sandte mir heute dieses schöne Foto eines Fingerhut – Verpels (Verpa conica) zu, der ein Holzästchen während seiner Streckung empor hob. Die größeren Böhmischen Verpel sind in diesem Jahr am Rande des Großen Ribnitzer Moores leider nicht erschienen.

Mittwoch, 09. Mai (Europatag) – Sonniges und sommerlich warmes Wetter mit Sonne von morgens bis abends in trockener Luft. Von den angekündigten Gewittern ist noch nichts zu spüren. Ich nutzte den Tag für meine obligatorische Mittwochsexkursion. Der Messtischblatt – Quadrant 2339/4 war an der Reihe – Schwinzer Heide. Zunächst ein sandiges Nadelwaldgebiet mit Kiefern und Fichten und dann noch ein saurer Buchenwald. Hier die Artenliste: Striegeliger Schichtpilz, Gemeiner Violettporling, Eichen – Zystidenrindenpilz, Stoppliger Drüsling, Eichen – Spaltlippe, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Judasohr, Holunder – Rindenschichtpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Grauweißer Resupinatporling, Wurzelschwamm, Echter Zunderschwamm, Rötliche Kohlenbeere, Birken – Blättling, Löwengelber Porling, Schmetterlings – Tramete, Angebrannter Rauchporling, Unförmiger Knorpelporling, Vielgestaltige Kohlenbeere, Flächiges Eckenscheibchen und Buckel – Tramete.

Der Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina) gehört zu meiner Fundliste der heutigen Exkursion. In meiner Datei auf jeden Fall ein neuer Fundpunkt in diesem Quadranten.

Donnerstag, 10. Mai (Christi Himmelfahrt) – Und am Himmel war heute, wie vorhergesagt, einiges los, so wie es sich für einen Donnerstag eigentlich auch gehört. Zunächst zogen einige Wolkenfelder mit örtlich schwachen Schauern durch und danach heizte die Sonne die Luft richtig auf, um die entsprechenden Bedingungen für die nachfolgenden Gewitter zu schaffen. Ich beobachtete die Entwicklung von Hamburg aus. Sohn Jonas hatte sich einen Besuch in Hagenbecks Tierpark gewünscht. So fuhren wir per Zug in die Hansestadt an der Elbe. Ab etwa 13.30 Uhr schossen die mächtigen Quellwolken in die Höhe und kurze Zeit späten kam es bereits zur Zündung durch einen gewaltigen Donnerschlag (Jörg Kachelmann würde sagen, durch einen wilden Hausrüttler), der die Kinder im Tierpark panikartig in den Schoß ihrer Eltern eilen ließ. Jonas nahm es allerdings mit 13 Jahren gelassen und wir waren ja auch auf derartiges vorbereitet. Während auf dem Tierparkgelände nur wenige Tropfen fielen, hieß es in benachbarten Stadtteilen Land unter. Sogar Häuser wurden unterspült und drohten einzustürzen. Insgesamt haben sich dann in den folgenden Stunden zwei heftige Gewitterzonen gebildet. Zum einen in Westmecklenburg, Hamburg und Schleswig – Holstein und zum anderen in Vorpommern. Dazwischen blieb es meist trocken. Hier einige Messwerte aus M-V: Goldberg 1,6 l, Rostock/Warnemünde 3,2 l, Schwerin 10,00 l, Boltenhagen 26,01 l und in Keez hatten wir gut 8 l im Messbecher. Typisch bei Gewitterlagen sind die höchst unterschiedlichen Niederschlagsummen. Westmecklenburg wurde am Abend dann noch von breitgelaufenen Gewitterzellen, die sich abregneten, überquert. Auf der Zugbahn der sehr heftigen Nachmittagsgewitter im Westteil von Westmecklenburg kamen örtlich sicherlich auch  noch höhere Regenmengen zusammen. 

Gewaltige Wolken türmen sich über Hamburg auf. Kurze Zeit später ergossen sich Sturzfluten und teils auch Hagel auf einige Stadteile der Hansestadt.

Freitag 11. Mai (Tag der Technologie in Indien) – Übrigens haben wir bei unserem Besuch im Tierpark Hagenbeck in Hamburg gestern auch Frischpilze gesehen. In einem mit Holzschrädder versehenem Gebüsch standen einige Rotbraune Riesenträuschlinge. Ihnen war aber das trockene Vorwetter deutlich anzusehen.

Im großen und ganzen haben wir zunächst etwas Entspannung an der Pilzfront durch die gestrigen Niederschläge bekommen. Zumindest Regional sollte es ausgereicht haben, um einen ersten Schub von Sommerpilzen vorzubereiten. Einige Flockenstielige Hexen – Röhrlinge sind schon raus, in den Parkanlagen werden bald die Netzstieligen Hexen folgen. Es war auch noch nicht tiefgründig ausgetrocknet, so dass durchaus Vorläufer weiterer Arten auftauchen können. Erste Sommersteinpilze dürften wohl spätestens ab übernächster Woche auch bei uns möglich sein. Leider sind in den folgenden Tagen in Mecklenburg keine nennenswerten Niederschläge mehr zu erwarten, dafür wird es wieder deutlich wärmer, während in der Südwesthälfte Deutschlands ab Sonntag sehr frische Luft dominant werden soll.

Im Winter hatte ich mir in einem Supermarkt einen Schminkspiegel gekauft, speziell für die Pilzfotografie im Feld. Einen kleineren hatte ich früher schon einmal und dann im Wald verbummelt. Er ist ein gutes Hilfsmittel, wenn nur ein Fruchtkörper vorhanden ist, um Unter- und Oberseite des Pilzes im Bild festzuhalten. Heute entstand dieses Foto eines Maipilzes (Calocybe gambosa), wobei ich einen weiteren Vorzug dieses Spiegels entdeckte. Er vergrößert oder verkleinert. Auch das bewegliche Bügelgestell ist sehr hilfreich.

Sonnabend, 12. Mai (Tag der Mühlen in den Niederlanden) – Unter dem Motto „Alles neu macht der Mai“ standen heute Renovierungsarbeiten im Mykologischen Informationszentrum auf dem Programm. Nach und nach haben wir nun das gesamte Objekt nach unserem Einzug im Jahre 2004 renoviert. Die Küche war bereits das dritte mal an der Reihe. Daher war ich heute auch nicht unterwegs und kann nichts neues verkünden.

Das Wetter wird in den nächsten Tagen zweigeteilt über Deutschland sein. Während vor allem im Süden kühles und teils regenreiches Wetter die kommenden Tage dominieren soll, ist für uns im Norden Sommerwetter angesagt. Erst im laufe der nächsten Woche soll es auch bei uns kühler werden. Dazu immer mal einige Schauer oder auch etwas Regen. Ungünstig könnte sich der Ostwind Auswirken. Er kann zeitweise kräftiger auffrischen. Im großen und ganzen ist für die nächsten 14 Tage kein trockenes Sommerhoch, aber auch kein besonders kühles oder regenreiches Wetter in Sicht. Komplett trocken wird es auch nicht. Gutes Pilzwetter sieht aber anders aus. Immerhin, wir befinden uns nun allmählich im Übergangsbereich vom Frühlings- zum Frühsommer – Aspekt und da sind die Erwartungen ohnehin nicht sonderlich hoch gesteckt.

Rotbraune Riesenträuschlinge (Stropharia rugosuannulata) vorgestern im Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Sie wuchsen auf Rindenmulch im parkartigen Gelände. Essbar.

Sonntag, 13. Mai (Muttertag) – Wie schon vor kurzem angekündigt, habe ich mich nach dem Regen von Donnerstag in die Maipilze begeben. Es war die erste und letzte Tour in diesem Jahr, die den Mai – Schönköpfen gewidmet sein wird. Die ungünstigen Bedingungen in den zurückliegenden Wochen erlauben in diesem Jahr keine gute Qualität. Anfang April noch tiefster Winter, dann die Turbo – Entwicklung bei zeitweise schon sommerlichen Witterungsverhältnissen. Trockene und sonnige Tage mit Ostwind während ihrer Hauptentwicklungsphase ließen sie stocken und Maden hielten vielfach Einzug. Die teils verwelkten Pilze waren nun größtenteils wieder gut aufgefrischt und auch die Böden waren sehr feucht. Die Hexenringe hatten unterschiedlich angesetzt. Teils große Lücken, teils dicht an dicht und büschellig standen die Pilze. Etwa 10,00 Kilo konnte ich ernten, viele waren aber vermadet oder teils sogar schon überständig.

Zum Wetter: während in der Westhälfte Deutschlands an einer Konvergenz verbreitet heftige Gewitter tobten, war bei uns davon nichts zu bemerken. Sonnig und sommerlich warm. Im Tagesverlauf frischte der Ostwind etwas auf. Auch morgen soll es noch sonnig und warm werden, bevor im weiteren Verlauf auch bei uns wieder Schauer und Gewitter mit zurück gehenden Temperaturen aufkommen sollen.

Durch den Herrentags – Regen waren die Maipilze (Calocybe gambosa) gut aufgefrischt oder sogar richtig voll Wasser gezogen, wie bei diesen Pilzen gut zu erkennen. Standortfoto am 13.05.2018.

Montag, 14. Mai (Welttag der Astronomie) – Die Astronomie spielt für einige Pilzfreunde auch eine wichtige Rolle. Sie knüpfen Wachstumswellen von Speisepilzen an die Mondphasen. Oft kommt es tatsächlich so, dass bei zunehmenden Mond das Pilzaufkommen zulegt, insbesondere wird das ganze mit einem erhöhten Steinpilz – Aufkommen in Verbindung gebracht. Gibt es aber einen neuen Schub von Steinpilzen, so sind auch andere Arten verstärkt im kommen. Zunächst Champignons und weitere Röhrlings – Verwandte und im Verlauf auch viele andere Pilzarten. Voraussetzung sind aber meist ergiebige Niederschläge 10 – 14 Tage vorher als Initial – Zündung. Ohne diese kann nach längeren Trockenperioden der Mond auch nichts ausrichten. Er hat ohnehin nichts mit dem Wetter zu tun! Steinpilz – Zeit ist von Mai bis November, es geht also in kürze los. Neumond ist übrigens morgen. Dem zufolge ist in den kommenden 14 Tagen auch bei uns mit den ersten Sommersteinpilzen zu rechnen. Wir haben zwar bisher höchstens punktuell ein stärkeres, auslösendes Niederschlagsereignis im westlichsten Mecklenburg gehabt (durch die Herrentags – Gewitter), aber allgemein, vor allem auf den schwereren Böden, dürfte in schattigeren Buchenwäldern noch reichlich Feuchtigkeit aus den zurückliegenden, niederschlagsreichen Monaten vorhanden sein. Es werden also in diesem Zeitraum, bis Ende des Monats, sicherlich einige Exemplare erscheinen. Vielleicht auch schon ein etwas deutlicherer Schub, denn wir haben bereits recht viele warme Tage gehabt. Die größeren Wachstumsschübe von Sommersteinpilzen und ab Juli auch Echten Steinpilzen können bei entsprechenden Bedingungen aber erst ab Mitte Juni erwartet werden.

Heute habe ich die Innenausstellung wieder erneuert. Es liegen 67 Arten auf der Fläche. Das erste mal in diesem Jahr mit dabei: Frühlings – Ackerling.

Die gestrige Maipilz – Ernte nach dem putzen. Ein Teil wird kurz aufgekocht und anschließend für unseren Pilzimbiss eingefroren. Der andere gedörrt und zu Pilzpulver verarbeitet.

Dienstag, 15. Mai (Tag der Jeans in Kanada) – Heute hatte ich im Laden voll zu tun. Neben den üblichen Tätigkeiten, die abgekühlten Maipilze portionsweise einfrieren und die Trockenpilze in der Vorratskammer einlagern. Alle Trockenpilze werden in der Winterzeit entweder zu Pilzwürze verarbeitet und abgepackt oder als Trockenpilze in herkömmlicher Form und zu unterschiedlichen Einwaagen zum Verkauf vorbereitet. Es gibt also die meiste Zeit bei uns auch Trockenpilze und Pilzwürze zu kaufen. Die Vorräte aus der letzten Saison sind allerdings nicht mehr sehr üppig, denn fast täglich geht etwas weg. Auch standen heute noch 2 Veranstaltungen auf dem Programm. Das obligatorische Treffen des Vorstandes der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. im Treff im Lindengarten und ein Themenabend im Steinpilz – Wismar. 

Bei der Maipilz – Ernte von Sonntag hatte ich auch eine Gruppe von Frühlings – Ackerlingen (Agrocybe praecox) finden und fotografieren können. Vor allem im Mai und Juni sind diese beringten Dunkelsporer in Wäldern und auch auf Rindenmulch anzutreffen. Essbar, aber nicht sonderlich wohlschmeckend.

Mittwoch, 16. Mai (Tag der Biographen) – Wieder ein recht warmer Frühlingstag mit Wolkenfeldern und schwachen Schauern nach Süden zu. Ich nutze ihn für meine Mittwochs – Exkursion. Ein neues Messtischblatt wurde in Angriff genommen: 2434 – Schwerin. Im ersten Quadranten liegen die Friedrichstannen. Ein sandiges Laub- und Nadelwaldgebiet, dass in früheren Zeiten zum Militärstützpunkt Stern – Buchholz gehörte. Noch heute stehen längst der Wege Schilder, die das Betreten der Waldflächen außerhalb der Wege unter Strafe verbietet. Es besteht Lebensgefahr durch Kampfmittel – Verseuchung! Gut, dass ich dieses ursprünglich für eine öffentliche Pilzlehrwanderung vorgesehene Gebiet aus der offiziellen Planung heraus genommen habe. So hielt ich mich auch größtenteils an diese Auflage und wanderte an den Wegen entlang. Der Waldboden war recht gut durchfeuchtet durch den Herrentags – Regen. Dennoch konnte ich keine bodenbewohnenden Frischpilze ausmachen. Hier die Artenliste von 2434/1 – Friedrichstannen: Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugepitzter Kugelpilz (waren heute besonders gut ausgebildet), Schmetterlings – Tramete, Rötende Tramete, Echter Zunderschwamm, Schuppiger Porling, Samtiger Schichtpilz, Rötliche Kohlenbeere, Angebrannter Rauchporling, Laubholz – Harzporling, Schwefelporling, Eichen – Rindensprenger, Striegeliger Schichtpilz, Runzliger Schichtpilz, Kiefern – Wurzelschwamm, Grauweißer Resupinatporling, Flächiges Eckenscheibchen, Brandkrustenpilz und Geweihförmige Holzkeule. 

Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) Quellen aus diesem Baum. Er ist der Pilz dieser Wochen, denn seit Jahren gab es nicht mehr so viele von ihnen, wie in diesem Frühling. Irena hat sich inzwischen auch mit ihnen eingedeckt für unseren nächsten Imbiss, mit neuer Rezeptur! Schwefelporlinge sind sehr beliebt, wenn wir sie wie Schnitzel gebraten anbieten.

Donnerstag, 17. Mai (Tag der Telekomunikation) – Langer Tag im Steinpilz – Wismar. Letzte Renovierungsarbeiten und aufräumen standen an. Unsere Homepage war nicht mehr erreichbar, da irgendwie ein Fehler beim Anbieter vorlag. Aber nun ist alles wieder gut und an dieser Stelle kann wieder über die Entwicklungen an der Pilzfront berichtet werden.

Schwefelporlinge sind derzeit der Renner. Es gibt sie reichlich. Sie sind praktisch unverwechselbar und kommen besonders häufig an alten Weiden, Robinien und Obstbäumen vor. Wachsen sie aus Eichen heraus, können sie herb schmecken und müssen gewässert werden. Noch bis Mitte Juni sind frische Schwefelporlinge zu finden. Dann klingen sie vorübergehend ab, um ab Mitte August wieder eine zweite Wachstumswelle zu bekommen. In der Regel aber nicht an den Bäumen, wo sie im Frühjahr bereits fruktifizierten.

Gestern Abend war ich mit Irena noch im Schweriner Stadtgebiet unterwegs, um noch einmal einige Maipilz – Standorte aufzusuchen. Das Ergebnis war sehr bescheiden, aber zumindest konnte noch der Trockner bestückt werden. Maipilz (Calocybe gambosa) am Standort fotografiert. 16.05.2018

Freitag, 18. Mai (Internationaler Museumstag) – Das könnte auch mit uns etwas zu tun haben, denn es gibt hier und da Pilz – Museen. Auch das Mykologische Info – Zentrum wird oft für ein Pilzmuseum gehalten. Dem muss ich dann widersprechen, denn eine Frischpilz – Ausstellung hat wenig mit einem Museum gemein!

Zum Wetter: Heute sollten sich eigentlich bei uns einige Schauer und Gewitter bilden. Bis zum Abend ist nichts geschehen, nicht ein einziger Tropfen! Das mag daran gelegen haben, dass die Sonne es nicht schaffte, die aus der Nacht heraus vorhandene, dichte und zähe Wolkendecke aufzulösen und entsprechend einzuheizen. So konnte keine ausreichende Thermik aufgebaut werden. Dafür soll die Sonne über das Pfingstwochenende wieder reichlich über unseren Köpfen strahlen. Pfingsturlauber, die die Ostsee – Region gewählt haben, sind also auf der Sonnenseite. Dazu weiterhin warme, frühsommerliche Temperaturen. Regen ist  nicht mehr in Sicht. Wieder zunehmende Gewittertätigkeit in größeren Teilen Deutschlands im laufe der nächster Woche wird uns wohl kaum tangieren. Danach soll es erst richtig sonnig werden. Eine starke Hochdruck – Allianz über Skandinavien sorgt für bestes Urlaubs- und Strandwetter. Es scheint so, wie wenn das Sonnen- und Wärmedefizit des letzen Sommers ausgeglichen werden soll. Die noch meist grünen Wiesen werden bald verdorren und staubtrockenes Wüstenfeeling dürfte aufkommen. Deratige Wetterlagen sind bei uns im Nordosten und speziell im Ostseeküsten – Umfeld nichts ungewöhnliches, sondern eher die Norm im Mai und Juni.

Die bevorstehende Dürre dürfte diesem Baumbewohner kaum etwas ausmachen – Runzliger Schichtpilz (Stereum rugosum). Der häufige Schichtpilz bildet kaum Hutkannten aus, er wächst also flächig auf dem Substrat, in der Fachsprache resupinat. Standortfoto am 16.05.2018 in den Friedrichstannen.

Sonnabend, 19. Mai (Tag des Kulturfriedens) – Eine öffentliche Pilzlehrwanderung stand heute auf dem Programm. Sie führte bei schönstem Frühsommerwetter durch den Rögebruch bei Pingelshagen. Überwiegend Laubwald mit teils alten Eichen und Buchen sowie hohem Totholz – Anteil. Auch richtig dicke Buchen, die vom Sturm gefällt wurden, dürfen liegen bleiben. Dazwischen immer wieder kleinere Waldtümpel. Ein Paradies für Liebhaber natürlicher Waldgesellschaften. Holzeinschlag wird auch hier betrieben, hält sich aber eher in Grenzen. Der fette, schwere Boden, hat hier noch reichlich Wasser gespeichert und Frischpilzwachstum wird trotzt der bevorstehenden Trockenperiode noch über Wochen möglich sein. So waren fast alle Frischpilze, die wir heute fanden, gut in der Qualität und ohne Trockenschäden. Siehe unter „Frühlingswanderung im Rögebruch“

Breitblättrige Rüblinge (Megacollybia platyphylla) sind nun auch endlich erschienen. Diese ansehnlichen Blätterpilze gehören zu den Charakterarten des Übergangs vom Pilzfrühling zum Pilzsommer. Sie wachsen aber auch noch bis zum Spätherbst in feuchteren Laub- und Nadelwäldern. Nicht empfehlenswert. Foto am 19.05.2018 im Rögebruch.

Sonntag, 20. Mai (Pfingsten) – Allen Lesern des Tagebuchs zunächst ein schönes Pfingstfest, dass wünscht ihnen Reinhold Krakow vom Steinpilz – Wismar. Das Wetter konnte diesbezüglich kaum schöner sein. Vollkommen wolkenloser, blauer Himmel, bei dezenter, angenehmer Frühsommerwärme. Ein lebhafter Ostwind sorgte für Erfrischung. Dieser kann auch in den nächsten Tagen bei ähnlichen Witterungsverhältnissen zeitweise recht kräftig wehen. Kommt er aus Nordost, über die Ostsee, ist er immer noch recht frisch, aber das Wasser wird sich bei der intensiven Sonneneinstrahlung weiter erwärmen. Für Urlauber und Strandfans das beste Wetter, für uns Pilz – Fans leider alles andere als optimal. Zumindest für die aktuelle Pilzlage und für die Entwicklung der ersten Frühsommerpilze.

So entschloss ich mich heute Vormittag das erste mal in der Parkanlage im Seeblick nachzuschauen, ob sich hier schon etwas tut. Der Mond nimmt zu und die Herrentags – Niederschläge sollten allmählich Wirkung zeigen. Es waren zwar in Wismar keine größeren Regenfälle mit 20 und mehr Litern auf den Quadratmeter, aber das war auch noch nicht erforderlich, da wir aus einem niederschlagsreichen Winter kommen und keine große Hitzewelle die Böden übermäßig ausgetrocknet hatte. So schoben heute auch die ersten Sommersteinpilze an verschiedenen Stellen. Die größten von ihnen hatten Hüte von durchschnittlichen Tomaten, die kleineren von Wallnüssen. Etwa 15 Exemplare konnte ich zählen. Für diesen Standort nicht viele, aber immerhin. Der erste Röhrlings – Schub der Saison hat wie erwartet eingesetzt. Er dürfte allerdings sehr bescheiden ausfallen, da die äußeren Bedingungen einfach zu ungünstig sind und es ohnehin erst ein zarteres Aufflackern erster Sommerpilze ist. Außer Sommersteinpilze konnte ich, bis auf Schwefelporlinge, die bekanntlich aus den Bäumen heraus wachsen, keine weiteren Frischpilze ausfindig machen.

Die Steinpilz – Saison 2018 ist eröffnet! Wie mag sie in diesem Jahr wohl ausfallen? Die Qualität der heutigen Pilze schließt an die des letzten Jahres an. Ich konnte zwar einige für meine Ausstellung mitnehmen, ein Teil war jedenfalls derart vermadet, dass sie bei der geringsten Berührung auseinanderfielen. Das kennen wir aus der letzten Saison. Dieses Exemplar war allerdings druckfest, aber nicht madenfrei! Standortfoto am 20.05.2018 in Wismar, Parkanlage am Seeblick.

Montag, 21. Mai (Pfingsten) – Den Tag habe ich heute ruhig angehen lassen. Ich fuhr nach Keez und am Abend ging es noch nach Greven zum Grillen und Fußball auf einer Beamer Leinwand schauen. Eigentlich nichts für mich, aber bei Kiel spielt nun mal ein Mitglied der Verwandtschaft mit. Leider unterlag Holstein Kiel gegen Wolfsburg in der Relegation 0:1.

Das Wetter war leider pilzunfreundlich. In der trockenwarmen Luftmasse frischte der Ostwind bei Dauersonnenschein teils stark auf. Besonders am Nachmittag wehte es heftig.

Neben einigen Sommersteinpilzen hatte ich am Pfingstsonntag noch diesen großen Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) für unsere Ausstellung mitgenommen. Er wächst hier fast jedes Jahr im Doppelpack an einer alten Weide in Strandnähe. Zum essen war er größtenteils schon zu verhärtet, für die Ausstellung aber ideal. Standortfoto am 20. Mai 2018.

Dienstag, 22. Mai (Internationaler Tag der biologischen Diversität) – Unter Biodiversität versteht man meiner Auffassung nach die Vielfalt aller lebenden Organismen und ihre Vernetzung unter- und miteinander sowie ihre Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umweltbedingungen. Das die Bio – Diversiät im erheblichen Maße durch die Menschen beeinflusst und  teils auch zerstört wird, steht außer Zweifel. Die Zerstückelung unserer Landschaft, die Flächenversiegelung, Rodung tropischer Regenwälder und das todpflegen unserer Kulturlandschaft hat dramatische Ausmaße angenommen. Gerade nach den letzten schweren Stürmen hat eine allgemeine Hysterie gegen Bäume eingesetzt. Nicht nur in Wismar werden laufend neue, allmählich die letzten naturnahen Flächen, zu Bauland umgewandelt. Wo städtische Flächen nicht ausreichen, werden von den Umlandgemeinden welche dazugekauft und wertvolle Ackerflächen, Wälder und Brachland zu Steinwüsten. Ich möchte nicht wissen, was in 100 Jahren aus unserem schönen Mecklenburg geworden ist. Schließlich geht es einzig und allein nur ums profitbringende Wirtschaften in jeder Hinsicht. Die Gier nach Geld und daraus resultierender Macht wird diesen Planeten zu Grunde richten, wenn nicht schnellstens gegengesteuert wird! Jeder versiegelte Quadratmeter bringt uns dem ersticken näher!

Zum Wetter: Auch dieses ist schon lange durch unser Tun beeinflussst und der Treibhauseffekt ist die direkte Auswirkung unseres Handelns. Ich denke, die Klimaerwärmung ist hinreichend wissenschaftlich belegt, es gibt aber immer Kräfte die dieses im Interesse der Wirtschaft „hochwissenschaftlich“ widerlegen wollen, damit solche Typen wie US – Trump und Konsorten die Erde in ihrer maßlosen Gier nach Profit weiter ausbeuten können und da darf ihnen niemand in die Quere kommen!

Nun aber wirklich zum aktuellen Wettergeschehen in unseren breiten. Der April war der wärmste seit 135 Jahren in Deutschland. Auch der Mai ist auf Treibhaus – Kurs und wird wahrscheinlich der wärmste seit 100 Jahren. Sommerwetter pur gibt es bei uns ja schon seit Wochen und das geht wohl mindesten noch bis in den Juni hinein  so weiter. Dabei steigert sich die Wärme in den nächsten Tagen zur ersten Hitzewelle des Jahres. Während es in der großen, manchmal auch kleineren Südwesthälfte des Landes nahezu täglich zu kräftigen Regengüssen und Gewittern kommt, wird der Nordosten, also auch unsere Region, davon ausgespart. Sommer Open End und dabei beginnt der Sommer zumindest auf dem Kalender erst in einem Monat. Da Jubeln schon mal die Freunde wärmeliebender Pilzarten!

Und weil es so schön ist, hier noch mal ein Foto von Sonntag aus einem anderen Blickwinkel auf die Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) am Seeblick im Wismarer Stadtteil Wendorf. Offensichtlich hat sich hier schon jemand einige Häppchen abgeschnitten.

Mittwoch, 23. Mai (Welt – Schildkrötentag) – Schildkröten habe ich auf meiner heutigen Mittwochs – Exkursion keine getroffen, dafür Kellerasseln, und die haben zumindest eine gewisse Ähnlichkeit mit diesen Panzertieren. Das Muesser Holz stand heute auf meiner Liste. Das ist ein Waldgebiet in direkter Nähe unserer Landeshauptstadt Schwerin, am gleichnamigen Plattenbau – Wohngebiet. Buchenwälder, teils mit Kiefern und Fichten durchsetzt und stellenweise von urwüchsigen Haselsträuchern begrenzt. Die Bodenverhältnisse sind eher sandig und teils gibt es auch Mergelboden. Im Gegensatz zum Rögebruch, in dem wir am Sonnabend unterwegs waren, ist es hier schon ziemlich ausgetrocknet. Die Artenliste von MTB: 2434/2 – Muesser Holz: Samtiger Schichtpilz, Zugespitzter Kugelpilz, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Eichen – Rindensprenger, Flächiges Eckenscheibchen, Rotbrauner Borstenscheibling, Gemeiner Violettporling, Flacher Lackporling, Striegeliger Schichtpilz, Bovistähnlicher Schleimpilz, Schmetterlings – Tramete, Buckel – Tramete, Striegelige Tramete, Rötliche Kohlenbeere, Polsterförmiger Feuerschwamm, Runzliger Schichtpilz, Angebrannter Rauchporling, Rotrandiger Baumschwamm, Buchenfruchtschalen – Holzkeule und Orangeporiger Knorpelporling.

Da ich nun schon in Schwerin war, besuchte ich im Anschluß noch kurz den Schlosspark. Im Sommer oftmals ein Paradies vieler, teils seltener Pilzarten. Aber heute war es wie erwartet noch sehr dürftig. Auch hier ist es inzwischen einfach zu trocken. Dem einen Perlpilz, Netzstieligen Hexen – Röhrling und den zwei Sommersteinpilzen, die ich fand, war die trockene Ostwindlage mehr als deutlich anzusehen.

Und an diesem Wetter wird sich zunächst nicht viel ändern, nur das es noch wärmer werden soll. Erst ab dem Wochenende, wenn sich die Gewitter in der Südhälfte Deutschlands vorübergehend verziehen, kann es zum Ausgleich bei uns im Nordosten gewittrig werden. In der neuen Woche stehen dann möglicherweise bei schwüler Hitze um 30 Grad Unwetter auf dem Programm. Warten wir`s ab!

Ja, es ist schon fast abstrakte Kunst, die uns hier von der Natur in Eigenschaft dieses Sommersteinpilzes (Boletus reticulatus) geboten wird. Innen fest, saftig und knackig, erlaubt das windgehärtete Korsett keine optimale Entfalltung. Es reißt, platzt und springt auf. Die Fruchtkörper bilden trockengeschädigte Hungerformens aus. Standortfoto am 23.05.2018 im Schlossgarten – Außenbereich in Schwerin.

Donnerstag, 24. Mai (Tag der Nationalparks) – Langer Tag im Steinpilz – Wismar, wie nahezu jeden Montag und Donnerstag. Ich nutzte ihn um u. a. unsere Dauerausstellung auf den neuesten Stand zu bringen. Es liegen 73 Arten auf der Fläche. Zum ersten mal in diesem Jahr dabei: Runzliger Schichtpilz, Buchenwald – Wasserfuß, Warziges Eckenscheibchen, Rötende Tramete, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Sommersteinpilz, Rotbrauner Riesenträuschling, Grünblättriger Schwefelkopf, Breitblättriger Rübling und Getigerter Sägeblättling.

Vom Wetter gibt es aus unserer Region nichts neues zu vermelden. Es herrscht einfach schönes Sommerwetter von früh bis spät. Besonders nachmittags erfrischt der Ostwind ein wenig. Langweiliger geht es kaum. Ein Graus für jeden Meteorologen, der aus Leidenschaft diesen Beruf gewählt hat. Anders in der Südhälfte Deutschlands. Hier gibt es richtiges Wetter, auch wenn es strichweise aus den Fugen gerät. Wo sich die Gewitter festsetzen, steht hier oft Land unter auf dem Programm. Bis zu 150 l/qm waren es heute im Vogtland! Definitiv zu viel des Guten. Erinnerungen an den letzten Sommer werden wach, denn damals war die Nordhälfte Deutschlands von sintflutartigen Regenfällen betroffen. Der grobe Trend bis Mitte Juni prophezeit für die Ostsee – Region nach wie vor viel Sonnenschein bei warmen bis heißen Temperaturen. Nur ab und an wird sich wohl auch mal ein Gewitter bis an die Ostsee – Küste verirren. Ich hoffe im Stillen aber auch auf eine massivere Gewitterfront! Ergiebiger Landregen ist jedenfalls nicht in Sicht.

Netzstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridus) gestern am Schweriner Schlossgarten. Auch ihm ist die ungünstige Witterung anzusehen. So ist im unteren Bereich des Stieles durch Wind und Sonne die rötliche Färbung fast völlig verloren gegangen.

Freitag, 25. Mai (Tag der vermissten Kinder) – Ich habe in meinen Jahresplaner von April bis September an jedem Freitag, bei schönem Sommerwetter und ohne andere, verbindliche Termine, einen Strandbesuch festgelegt. In den letzten Jahren kamen diese einfach viel zu kurz. Heute war es wieder soweit. Der 2. Besuch des Naturstrandes Hinter Wangern auf der Insel Poel. Der Tag war wieder sommerlich warm, bei strahlend blauem Himmel. Da der Strandbereich südwestlich ausgerichtet ist, wehte hier der auch heute wieder stramme Nordost nur als laues Lüftchen. Auch weil noch der Küstenwald dazwischen lag. Am Nachmittag zogen von Osten her einige mittelhohe Schleierwolken mit eingelagerten Castellanus – Straßen (Cirrus castellanus) durch. Castellanus – Wolken sind Vorboten von Gewittern. Aus einer langgezogenen Schichtwolke türmen sich kleine Quellungen auf, die an Zinnen alter Burganlagen erinnern. Gewitter waren zwar für unsere Region nicht vorhergesagt, aber morgen und am Sonntag kann es örtlich zu Entwicklungen in M-V kommen, während die Gewittergefahr im Rest der Bundesrepublik vorübergehend abflaut. Verantwortlich ist ein Höhentief, welches sich von Polen nähert und dort heute für starke Gewitterschauer sorgte.

In der nächsten Woche soll es dann richtig heiß und unerträglich schwül werden. Der Hitzeschwerpunkt wird bei uns im Norden veranlagt. Wir sind ja schon seit längerem die wärmste Ecke Deutschlands. Von Südwest nach Nordost breiten sich dann allmählich heftige Hitzegewitter voraussichtlich auch bis zu uns aus. Wie schon in den letzten Tagen in einigen Regionen, kann es dabei zu enormen Regenmengen kommen. Dies aber wohl nur örtlich bis regional. Mal schauen, ob unser Einzugsgebiet davon profitieren kann.

Als ich am Nachmittag den Laden erreichte, hing, wie nicht selten, ein Beutel mit Pilzen an der Eingangstür. Dabei lag ein Zettel: „Pilze aus dem Seeblickpark“, geschrieben von einer Vereinsfreundin. Darin befanden sich acht Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis). Das passte ja, denn heute ist bei mir traditionell Hexenpilz – Tag. Am 25. Mai schaue ich in der Regel an einer Zeigerstelle dieser Art in einem stadtnahen Waldgebiet nach. Auch heute hatte ich es im Hinterkopf, aber die Zeit drängte, da ich um 15.00 Uhr die Pilzberatung öffnen musste.

Sonnabend, 26. Mai (Tag der Publizisten in der Ukraine) – Einkaufstouren sowohl geschäftlicher, wie auch privater Natur, standen heute auf dem Programm. Am Nachmittag öffnete ich unser Info – Zentrum. Morgen steht eine Vereins- und Kartierungsexkursion an. Es geht in den Haushalt Forst bei Wiligrad. Siehe unter Termine. Mal schauen, ob wir hier trotz der Trockenheit den einen oder anderen Frischpilz entdecken können.

Zum Wetter: Die Sonne dominierte heute wieder eindeutig am Himmel und ließ die Temperaturen wie gehabt auf frühsommerliches Niveau ansteigen. Nur ganz vereinzelt entwickelte sich ein örtlicher Regenguss. Die Hauptgewittertätigkeit fand auch heute wieder über Polen statt. Regional hatte es an der polnischen Ostseeküste hohe Regenmengen gegeben. Mal schauen, ob sich diese Höhenkaltluft bei uns morgen etwas stärker bemerkbar machen kann. Ansonsten erwarten wir für die kommende Woche schwülheiße Gewitterluft. Da aber dieser keine stärker ausgeprägte Kaltfront im Nacken sitzt, werden sich wohl nur Wärme b.z.w. Hitzegewitter entwickeln können. Wie es aussieht, können diese aber zeitweise bis zur Ostseeküste ausgreifen, meist aber wohl auf das Binnenland beschränkt bleiben. Auch mittelfristig (14 Tage – Trend) soll es sommerlich warm weitergehen. Das ist wirklich schon ungewöhlich in diesem Frühjahr, dass inzwischen wohl schon wärmer bei uns im Norden ausgefallen ist, als der letzte Sommer! Warum ans Mittelmeer fahren, die Ostseeküste ruft mit herrlichstem Strandwetter. Und wenn das so weiter geht, hat die Ostsee auch bald Badewannen – Temperaturen. Zumindest sollte es zum Beginn der Sommerferien soweit sein, wenn nichts dazwischen kommt. Immerhin ist es seit Wochen bei uns, und so auch in der kommenden Woche, zeitweise wärmer als in Spanien!

Und hier nochmals ein Beispiel, wie sich die trockene Wärme auf die Entwicklung der wenigen, derzeit wachsenden Pilzfruchtkörper, auswirkt. Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) im Schweriner Schlossgarten. 23.05.2018.

Sonntag, 27. Mai (Dreieinigkeitstag) – Eine Vereinsexkursion führte heute durch den Haushalt Forst bei Wiligrad. Die Tour schlug einen weitläufigen Bogen um den von Wald umgebenen Ort. In manchen Jahren eine Fundgrube der tollsten Pilzarten. Insbesondere im Sommer können hier beispielsweise seltene, wärmeliebende  Röhrlinge angetroffen werden. Dies besonders in heißen Sommern, da sich in kühleren Regensommern die Buchenwälder offensichtlich nicht ausreichend erwärmen können. So stehen also in diesem Jahr die Zeichen auf eine gute Saison im Haushalt Forst und ähnlichen Waldtypen nicht schlecht. Warm ist es schon seit April und in der nun beginnenden Woche bricht die erste Hitzewelle des Jahres über uns herein. Noch haben die schweren Böden hier reichlich Feuchtigkeit aus den regenreichen Herbst- und Wintermonaten gespeichert. Frisches Wasser von oben ist aber auch hier erforderlich, damit die Fruchtkörperbildung eingeleitet werden kann. Mit etwa Glück kann in den nächsten Stunden der Himmel tatsächlich mal wieder seine Schleusen öffnen. Von Süden ziehen derzeit heftige Gewitter auf, die zunächst vor allem Vorpommern tangieren und in kürze auch das zentrale Mecklenburg treffen. Für die kommende Nacht wird dann sogar der Niederschlags – Hotspot genau für unsere Region zwischen Lübeck, Rostock und Schwerin berechnet. 10 – 20 l/m sind bis morgen früh möglich. Drücken wir die Daumen.

Übrigens war das Frischpilzaufkommen heute wie erwartet sehr bescheiden. Nur Breitblättrige Rüblinge und einige Grünblättrige Schwefelköpfe, sowie Sklerotien Porlinge. Siehe unter „Wenig Leute, wenig Pilze“.

Das Motiv habe ich heute heran gezoomt, da sich zwischen den Pilzen und mir ein unüberwindlicher Wassergraben befand. So ist nicht ganz klar, ob es sich um Schuppige- oder Sklerotien – Porlinge handelt.

Montag, 28. Mai (Tag der Menstrualhygiene) – Wie vorhergesagt, bildeten sich im laufe der Nacht Schauer und Gewitter in Mecklenburg und Schleswig – Holstein. Sie zogen heute morgen nach Norden raus. Wie üblich, gab es dabei sehr unterschiedliche Regensummen. Hier einige Beispiele: Rostock/Warnemünde 2 l/qm, Schwerin 3 l/qm, Goldberg 5 l/qm, Boltenhagen 9 l/qm und in Keez waren 8 Liter im Messbecher. Spitzenreiter in M-V war bei den Gewittern gestern Nachmittag/Abend Ueckermünde mit 17 Liter!. Sicher gab es auch bei uns im Westen örtlich höhere Regenmengen, da bei Gewittern oft sehr eng begrenzt große Unterschiede auftreten können und nicht immer wird eine offizielle Messstelle getroffen. Wie dem auch sei, der bisherige Niederschlag hat für die Entwicklung an der Pilzfront kaum Bedeutung. Er verhilft nur den vorgebildeten Fruchtkörperanlagen, die noch in Lauerstellung waren, zum Durchbruch. Und ein flächigeres und bedeutsameres Niederschlagsereignis scheint in weiter Ferne zu liegen. Einzig örtliche Gewitterschauer können noch bis Mitte der Woche bei uns niedergehen. Danach soll sich die Gewitterluft wieder nach Südwesten zurückziehen. Dabei bleiben wir zunächst der Hitzepol Europas! Nirgends ist es in dieser Woche heißer als bei uns an der Ostsee! In der nächsten Woche soll dann Sommer, Sonne und Strandwetter bei wieder etwas moderateren Temperaturen auf dem Programm stehen. Der Sommer 2018 findet in diesen Wochen bei uns statt. Vielleicht hält er sich bis September/Oktober oder er kippt im Hochsommer im Zuge der Siebenschläfer – Regel!

Übrigens habe ich heute die Ausstellung erneuert. Es liegen 74 Arten auf der Fläche. Das erste mal in diesem Jahr dabei: Flockenstieliger Hexen – Röhrling.

Gewaltige Gewittertürme schießen in die Höhe. Das Foto habe ich gestern Abend knapp südlich von Wismar in Blickrichtung Südost aufgenommen.

Dienstag, 29. Mai (Vollmond) – Der Mond ist also heute voll und für die Mondphasen – Theoretiker wird es jetzt wieder uninteressant, denn das allgemeine Pilzaufkommen soll in der abnehmenden Mond – Phase wieder nachlassen. Wir wollen das mal in diesem Jahr beobachten, denn das ist bei dem ersten, kurzen Aufflackern der Sommerpilze im Mai durchaus zutreffend. Aber das liegt natürlich zu aller erst an der inzwischen schon bedenklichen Trockenheit bei uns im Nordosten. Und da sind unsere Pilze sicher das geringste Problem. Hatten die Landwirte zu Frühlingsbeginn große Schwierigkeiten auf ihre Ackerflächen zu kommen, da sie vollkommen aufgeweicht waren, so dürften inzwischen die ersten Trockenschäden an den Kulturen zu verzeichnen sein.

Ganz anders in südlicheren Regionen unseres Landes. Dort gibt es immer wieder starke Regenfälle, meist in Verbindung mit kräftigen Gewittern. Das ist natürlich auch nicht das Gelbe vom Ei, Landregen wäre besser.

Heute gab es gebietsweise wieder sehr schwere Unwetter, die beispielsweise das Bergische Land und das Ruhrgebiet trafen. In Wuppertal sind ganze Stadtteile  abgesoffen! Und dieses Donnerwetter geht noch bis zum Wochenende weiter und weitet sich ab morgen auch wieder etwas zu uns hin aus. Diesbezüglich sind sich die Wetterfrösche aber noch nicht ganz einig, ob die Gewitter es wirklich schaffen, bis in die Küstenregionen vorzudringen. Wetter – Online berechnet für die kommenden vier Tage Gewitter bis nach Wismar hoch. Mal schauen, was sich in den nächsten Tagen bei uns tut.

Initialzündung zu einer Gewitternacht in Schleswig – Holstein, gestern Abend gegen 21.30 Uhr von meiner Wohnung aus aufgenommen. Der Turm quoll derart schnell in schwindelerregende Höhen, das man es fast „kochen“ sah! Das Reifestadium des Gewitters ist gleich erreicht, der Gipfel beginnt zu vereisen. Der daraus resultierende Wolkenbruch zwischen Lübeck und Hamburg war gut auf dem Regenradar zu sehen. Weitere Gewitter bildeten sich im laufe der Nacht immer wieder neu und haben bis heute Mittag dem nördlichen Schleswig – Holstein hohe Regenmengen gebracht.

Mittwoch, 30. Mai (Weltuntergang) – Wie seit Jahr und Tag am 30. eines jeden Mai soll der Weltuntergang auf dem Programm stehen. Hat bisher noch nicht geklappt! Obwohl, es gab heute sicher wieder Orte, wo man derartiges annehmen hätte können, so beispielsweise im Raum Magdeburg, wo heftiger Gewitterregen für Überschwemmungen sorgte. Nahezu täglich trifft es Orte, an dem diesbezüglich Weltuntergangsstimmung aufkommt.

Es war zwar von einer derartigen Stimmung im Gebiet meiner heutigen Mittwochsexkursion keine Rede, aber dennoch musste ich nach 10 Minuten sicherheitshalber abbrechen. Kaum das ich im Wald war, fing es an zu Grummeln. Das kam allerdings nicht überraschend, denn bereits auf den Hinweg schossen rings um mich herum mächtige Wolkentürme in die Höhe. So konnte ich bei meinem Kurzbesuch im Messtischblatt – Quadranten 2434/3 (Wald bei Boldela), nur einen Flachen Lackporling aufschreiben. Sicher ist sicher, bei Gewitterstimmung umgehend raus aus dem Gehölz! Das sollte jeder Waldbesucher und Pilzwanderer beherzigen! Das Gewitter traf schließlich Schwerin, wo an der Messstation 5 Liter registriert wurden. Das war der einzige Regenguss bei der heutigen Gewitterlage, der einen offiziellen Messpunkt in unserem Bundesland traf. Es gab örtlich weitere Schauer, wobei ein doppelkerniges, sehr heftiges Regen/Hagel – Echo auch im weiteren Umfeld von Parchim auf dem Radar zu sehen war. Es ist also ganz vereinzelt sicherlich noch mehr als in Schwerin vom Himmel gekommen, aber für uns Pilzfreunde insgesamt bedeutungslos! Übrigens war das sandige Waldgebiet bei Boldela gut vom letzten Regen in der Nacht zum Montag durchfeuchtet! Allerdings  nur im Waldesinneren. Die sonnigen Kannten waren auch hier schon wieder staubtrocken!

Was nun  anfangen mit dem begonnenen Exkursionstag? Eigentlich stellte sich mir diese Frage erst gar nicht – es war klar, ich fuhr auf Gewitterjagd und musste dabei aufpassen, dass ich nicht selbst zum gejagten wurde. Immer wieder schossen neue Wolkentürme in die Höhe. Ich suchte mir eine vielversprechende Zelle aus und näherte mich so weit wie gefahrlos möglich an. Sie zog über der Region Lübz westwärts. Donnergrollen und Niederschlags – Vorhang deuteten auf ein leichtes Wärmegewitter hin. Nichts dramatisches! Schließlich fuhr ich am Abend über Lübz/ Parchim wieder zurück nach Keez. Dort, wo die kurzen Regengüsse niedergegangen waren, hatten sie auch reichlich Kaltluft aus den Wolken gezogen. So fuhr ich immer wieder durch Regionen mit erfrischender Kühle im schnellen Wechsel mit schwüler Hitze. Und die regenfrisch duftende Landschaft war ein Genuss!

Wild brodelnder Gewitterhimmel bei Ankunft in Boldela. Im Hintergrund ist  der Eisschirm eines bereits aktiven Gewitters zu erahnen.

Donnerstag, 31. Mai (Nichtrauchertag) – Also auch mein Tag, denn geraucht habe ich in meinem Leben noch nie, höchstens als Kind gepafft, um zu sehen, wie Cool Rauchen ist – nichts für mich!

Rauchen kann es aber in einigen Regionen auch in der Landschaft und in den Wäldern. Gebietsweise herrscht sehr hohe Brandgefahr, besonders in den Sandgebieten mit ihren Kiefernwäldern. Auch müssen inzwischen Autobahn- und Landstraßen wegen Hitzeschäden gesperrt und erneuert werden. So auch die B 321 bei Schwerin, auf der ich noch gestern unterwegs war. Flächendeckender Regen ist wohl demnächst bei uns weiterhin nicht in Sicht. Anders in den westlicheren Gebieten Deutschlands. Dort soll sich zusätzlich zu den heftigen Gewittern der letzten Zeit in der kommenden Nacht ein gewaltiger Unwetterbatzen zusammenbrauen. Gab es zuletzt eher punktuell Sturzfluten, können im Zuge des Unwetter – Clusters bis Sonnabend ganze Landstriche Land unter melden!!! Ich habe seit einigen Tagen die Wetterseite von Jörg Kachelmann verlinkt. Nirgenz bekommt man präzisere Informationen über das aktuelle Wettergeschehen. Hier beispielsweise den Live – Ticker verfolgen und man ist über alles informiert, was an der Unwetterfront geschieht und was einem gefährlich werden kann! Das gewaltige Unwetter wird allerdings M-V höchstens am Sonnabend erreichen und dann wohl nur streifen, denn die Ostseeküste soll auch weiterhin meist trocken bleiben.

Der Mai ist damit Geschichte. So wie der April auch schon, der Wärmste seit 130 Jahren. Dazu überaus trocken. Das Getreide auf den Feldern wird teils schon notreif. In Parkanlagen, Weg- und Straßenrändern ist die Vegetation braun und verbrannt, wie sonst nur im Hochsommer! Außerdem scheint es sich allmählich zu bestätigen: viele Schwefelporlinge = schlechtes Pilzjahr!? Dieses trifft auf den Frühlingsaspekt voll und ganz zu. Der schlechteste seit Jahren! Und es scheint so weiter zu gehen. Allerdings dürfen Freunde der wärmeliebende Pilz – Flora voller Hoffnung sein. Sollte es dennoch umschlagen und günstige Wachstumsbedingungen eintreten, könnte das Raritäten – Kabinett seine Schätze offenbaren.

Noch ein schönes Stimmungsfoto von gestern Abend. Es zeigt den letzten Schauer kurz vor Sonnenuntergang. Die Luft war raus! Hoffen wir auf mehr dunkle Wolken mit reichlich Wasser im Juni! 30.05.2018.

Weiter geht es unter „Wetter/Pilze Juni 2018“