Tagebuch August 2021

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze August 2021

Mit dem Europäischen Goldblatt (Phylloporus pelletieri) wollen wir in einen hoffentlich pilzreichen August starten. Torsten Richter haben wir diesen Fund und das wunderbare Foto zu verdanken. Es entstand am 31. Juli 2021 in den Jülchendorfer Buchen.

Auch dieses Foto hat Torsten Richter am 31.07.2021 in den Jülchendorfer Buchen aufgenommen. Es zeigt den grauen, auffälligen Schleimpilz Arcyria cinerea.

Sonntag, 01. August – Mit einer Vereinsexkursion der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. startete der Steinpilz – Wismar heute in den August. Ab August geht es auch allmählich in die Hochsaison, die in der Regel ab Mitte des Monats beginnen kann. Bis dahin befinden wir uns noch im Sommer – Aspekt und die heutige Tour führte uns durch das Düsterhorn zwischen den Ortschaften Wedendorf und Othensdorf, unweit der Mecklenburgischen Kleinstadt Rehna. Das Mischwaldgebiet gehört zum Naturraum Hügelland mit Stepenitz und Radegast. Neben Buchenwald und Fichtenarealen sind hier auch Walzenseggen Erlen – Bruchwald, Wurmfarn Erlen – Bruchwald und Erlen – Grauweidengebüsche integriert. Wie unschwer zu vernehmen war, fühlen sich hier auch die Kraniche wohl. Uns interessierte natürlich in erster Linie der Bestand an Großpilzen, denn Vereinsexkursionen stehen nicht nur für kulinarische Interessen, sondern sollen in erster Linie der Pilzkartierung dienen. Neun Pilzfreunde und Gäste nahmen daran Teil. Das Aufkommen an Frischpilzen hielt sich jedoch zurück. Wir erlebten vor allem einen Halsband – Schwindlings – Aspekt. Für die Küche war nicht viel zu holen, aber zumindest im Hinblick auf unsere Bestandsaufnahme wurde dies und jenes und auch einiges interessantes gefunden. Wie gewohnt, folgt ein gesonderter Bericht in Kürze.

Und ein ganz besonders auffälliger Schleimpilz ist natürlich der Blutmilchpilz (Lycogala epidenron). Hier in einer besonders farbintensiven Variante am 01.08.2021 im Düsterhorn gefunden und fotografiert.

Er war heute mit Abstand der häufigste Hutträger im Düsterhorn, der Halsband – Schwindling (Marasmius rotula).

Am Abend fuhr ich noch nach Keez, da Sohn Jonas von mir eine wichtige Unterschrift zum Beginn des neuen Schuljahres benötigte. Wie die Kinder so sind, erst auf dem letzten Drücker! Als Dankeschön, und das fand ich doch recht bemerkenswert, bot er mir an, noch zu einer kleinen Pilzwanderung in den abendlichen Wald mitzukommen. Bemerkenswert deshalb, da er sonst kaum zu derartigen Aktivitäten überredet werden kann. Das fand ich natürlich richtig toll! Er hatte wohl ein schlechtes Gewissen und wollte mir mal eine Freude machen, da er sonst meist meine diesbezüglichen Angebote dankend ablehnt und sich lieber mit „Kumpels“ am Computer vernetzt. Als Kind hätte ich Freudensprünge gemacht, beim Angebot, mit in den Wald auf Pilzsuche zu kommen. So ändern sich die Zeiten!

Auffällig und farbintensiv waren auch diese Blutroten Röhrlinge (Xerocomus rubellus) heute im Düsterhorn. Standortfoto am 01.08.2021. Essbar.

Mit Riesenpfifferlingen starteten wir schließlich am Abend in den August 2021. Sohn Jonas war begeistert. Im Handumdrehen hatten wir 1, 5 Kg (genau 1.480 g) Pfifferlinge eingesammelt und ein leckeres Abendbrot war gesichert.

Wie dem auch sei. Viel Zeit hatten wir nicht mehr, denn im August geht bereits gegen 21.00 Uhr das Licht im Gehölz aus. Zunächst besuchten wir einen Eichen – Jungwald bei Golchen. Sauer und in manchen Jahren eine gute Adresse für Fans der beliebten Eierschwämme. Oft auch gut für einige Steinpilze und durch eingestreute Birken, für Birkenpilze. Aber nichts der Gleichen. Vereinzelt mal ein Perlpilz, Scheidenstreifling oder Täubling. Meist aber nur Fragmente dieser, da die Schnecken das nasse Wetter richtig toll fanden und ihnen wohl auch sonst ständig der Magen knurrt. Nun, das war eine Luftnummer und für Jonas wenig befriedigend. Gerne hätte er mal wieder Pfifferlinge gegessen und selbst gesammelte schmecken natürlich um so besser. Mir fiel dann noch, die Zeit drängte ja, meine düstere, kalkreiche Buchenwald Stelle im Kaarzer Holz, wo ich im Juli schon einmal eine satte Ernte von Blassen Laubwald – Pfifferlingen einfahren konnte, ein. In der Regel suche ich diese Lokalität nur einmal im Jahr auf und lasse sie dann in Ruhe. Ich dachte mir, vielleicht ist ja doch noch der eine oder andere blasse Eierschwamm nachgewachsen. Jonas kannte die Stelle noch gut, da ich vor Jahren schon einmal mit ihm hier eine reiche Ernte einfahren konnte. Ich hatte jedoch für heute Abend nicht mehr viel Hoffnung. Aber falsch gedacht b . z. w. gehofft. Schon von weitem sah Jonas die gelbe, fette Pracht leuchten. Angeordnet, zum Teil wie auf einem Parademarsch. Das hätte ich nicht gedacht, dass hier noch eine 2. Welle erschienen ist.

Ja, da waren heute wieder mastige Pfifferlinge (Cantharellus cibarius var. pallidus) dabei. Der obige Fruchtkörper dürfte schon alleine mit 100 g zu Buche schlagen. Einige Pilzfreunde, die meist nur die allgemeinen Winzlinge aus dem Waldboden pulen, würden sicher in Zweifel geraten, ob es sich auf Grund der Größe überhaupt um Pfifferlinge handelt. 01.08.2021 im Kaarzer Holz.

Nun, wir hatten in diesem Gebiet über Wochen verteilt mehrere ergiebige Starkregenereignisse und nach den letzten, oft viel zu trockenen Sommern, holen sie in diesem Jahr anscheinend versäumtes nach. Ein Wunder, dass die Schnecken es dazu überhaupt kommen ließen. Die haben hier inzwischen allerdings ein reichhaltigeres Angebot an Frischpilzen und können sich an den riesigen Rotstieligen Leder – Täublingen, Frauen – Täublingen und Stinktäublingen gütlich tun. Die munden sicher auch den Schnecken, wenigstens zum Teil, viel besser. Rohe Pfifferlinge sind jedenfalls nicht gerade der Hit, zubereitet, dass heißt geschmorrt, allerdings schon. Und so gab es am Abend eine Pfifferlings – Pfanne für uns beide und der Rest landet auf dem Dörrgerät, um daraus leckeres Würzpulver herzustellen.

Vor einer Stunde noch im Wald und nun schon in der brutzelnden Pfanne. Wie heißt es so schön: Aus deutschen (mecklenburgischen) Landen, frisch auf den Tisch!

Montag, 02. August – Die Pfifferlings – Pfanne von gestern Abend werde ich natürlich, trotz aller Spontanität, in die Rubrik meiner Pilzverkostungen  aufnehmen. Obwohl, Pfifferlinge waren die einzigen Waldpilze, überhaupt die einzigen Pilze, die in meiner Kindheit jemals auf den Tisch kamen. Bei Oma, Tante und Onkel in Demen, bei Crivitz, wurden sie damals gesammelt. Gar nicht weit entfernt vom Kaarzer Holz. Es waren die einzigen Speisepilze, denen man traute und die man sicher kannte. Deshalb war mir klar, dass Pfifferlinge den Geschmack meiner Kindertage zurück bringen und das in der Verkostung bereits vorher der Daumen hoch geht.

Blasser Laubwald – Pfifferling (Cantharellus cibarius var. pallidus). 01.08.2021 im Kaarzer Holz.

Ich hatte mir nur eine kleine Portion Pfifferlinge auf den Teller gelegt. Es war ja für mich nur eine Verkostung, Jonas konnte sich hingegen satt essen. Auch wollte ich noch einige für den Trockner übrig behalten, damit es sich lohnt, ihn anzuschmeißen.

Ich hatte in den großen Ferien nicht nur an den umliegenden Seen gerne geangelt, nein, auch der Wald mit seinen Pilzen reizte mich schon damals und zog mich magisch an. Ich erinnere mich noch an einen Hochsommertag, an dem ich in der Getreideernte half. Am Dreschkasten die Strohballen empfangen und auf einen Wagen stapeln. Eine staubige Arbeit und der Duft nach reifem Getreide erinnert mich heute immer noch  an glückliche Kindertage. Ich liebe diese Erntewochen und schnuppere gerne die Luft mit ihrem Duft nach reifem Stroh, wenn ich an den Feldern vorbei fahre oder wandere. insbesondere wenn die Mähdrescher ihre staubige Arbeit verrichten. Auch Jonas ist vor einigen Jahren gerne mit dem Mähdrescher als Beisitzer mitgefahren. Später wird er sich sicher gerne an diese schönen, unbeschwerten Kindertage erinnern. Lange Rede, kurzer Sinn. An diesem arbeitsreichen Tage (oh je – Kinderarbeit!) in den 1970er Jahren, bin ich nach getaner Arbeit noch mit dem Fahrrad in den nahen Wald gefahren. In die Barniner Tannen. Dabei fand ich überraschend einen ansehnlichen Trupp Sommersteinpilze. Ich weiß heute noch genau, wo sie standen. Stolz brachte ich sie mit in` s Dorf, aber niemand fand sich bereit, meine Ernte zu verarbeiten, geschweige denn zu probieren. „Was der Bauer nicht kenn, frisst er nicht“, heißt es in einem Sprichwort. Die Steinpilze landeten auf dem Misthaufen! Erst in späteren Jahren, als man gemerkt hatte, dass mein Pilz – Wissen vertrauenswürdig war, konnte ich sie zumindest überzeugen, eine Krause Glucke in den Kochtopf zu befördern. Steinpilze hatten nach wir vor keine Chance! 

Weg vom Fressnapf und zurück zu ernsthafter Pilzkunde. Arachnopeziza aurata gehört zu den Schlauchpilzen, die oft nur mit der Lupe gefunden werden können, merkt der Autor des Fotos und Bestimmer dieser Pilze an. Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein.

Und hier mal etwas anderes, etwas flatterhaftes. Der Kaisermantel wird immer seltener in unserer Region, schreibt Torsten Richter zu seinem Schnappschuss. Ein tolles Motiv und professionell im Bild festgehalten. Im Gegensatz zu vielen Nachtfaltern, die oft als ungeliebte Motten bezeichnet werden, haben Tagfalter doch bei vielen Menschen ein Stein im Brett.

Zum Wetter: Kühl ist es für hochsommerliche Verhältnisse geworden. Heute herrschte eher schon frühherbstliches Wetter. Windig, mit vielen Wolken und einigen Regentropfen. Gestern gab es verbreitet kräftige Regenschauer und Gewitter. In der Wismarer Altstadt sogar für wenige Minuten einen extremen Platzregen, der 6 Liter in meinen Messbecher einbrachte. In Keez waren es 9 Liter. An den offiziellen Messstationen belegt Schwerin mit 17 Liter in den letzten drei Tagen die Spitzenposition. Vorübergehend wird es nun bei uns trockener und die Regenfälle gehen eher in der Südhälfte Deutschlands nieder. Ab der Wochenmitte schiebt sich die labile und zunehmend feuchtwarme Luft auch wieder in den Norden. Bis zum Anfang der kommenden Woche kann es dann auch bei uns zu vielen Regenschauern und teils kräftigen Gewitter, teils sogar bis in den Unwetterbereich, vor allem durch Starkregen, kommen.

Fast ein wenig an Schmetterlinge erinnern die seitlich am Substratholz ansitzenden Gemeinen Spaltblättlinge (Schizophyllum comune). 01.08.2021 im Düsterhorn.

Pfifferlinge besitzen keine Lamellen, sondern Leisten. Sie gehören daher zu den Leistlingen. Wie man sieht, können diese Leisten auch Querverbindungen aufweisen.

Dienstag, 03. August – Wie immer am ersten Dienstag im Monat, war heute Vormittag Haushaltstag bei mir angesagt. Am Nachmittag ging es wieder in das Info – Zentrum. Neben den täglichen Geschäftsformalitäten mussten die restlichen Pfifferlinge verarbeitet werden. Sie landeten auf dem Trockner. Aber Vorsicht, sie müssen danach zu Pulver gemahlen werden! Trocken – Pfifferlinge am Stück bekommt man nicht mehr richtig weich und sind in dieser Form als Trockenpilze ungeeignet. Rascheldürr getrocknet und in einer Kaffeemühle pulverisiert, sind sie jedoch ein Gedicht. Das Pulver ist richtig schön gelb, wie es sich für Eierschwämme gehört und es duftet wunderbar nach Pfifferlingen. Hervorragend dann an Suppen und Soßen.

Die restlichen Pfifferlinge von Sonntag Abend, kurz bevor ich sie zerschnitten auf den Trockner legte. Mir tut es immer leid, so schöne Teile einfach zu Zerschnippeln. Noch schlimmer, sie in die heiße Bratpfanne zu befördern. Da kommen nicht selten Zweifel an meinen tun auf.

Im Vergleich zu den riesigen Pfifferlingen, zu dem noch in selbiger Farbe, ist die winzige Pilzkanone oder Kugelschneller (Sphaerobolus stellatus) mit bloßem Auge kaum zu Erkennen. Dafür ein weitaus interessanterer Großpilz hinsichtlich seiner Verbreitungs – Strategie. Die im Inneren zu sehende Sporenkugel wird regelrecht heraus geschossen. 01.08.2021 im Düsterhorn. Foto: Chris Engelhardt.

Aber wie geht es nun weiter an der Frischpilzfront? Es hat ja überall geregnet und in den nächsten Tagen kann es durchaus noch Nachschlag geben. Von Süden her macht sich Schauer und Gewitteranfällige Luft wieder auf den Weg in Richtung Norden. In der 2. Wochenhälfte und vor allem ab dem Wochenende werden sie zumindest regional wieder so manche, durchaus kräftige Dusche im Gepäck haben. Wieder sind die Niederschläge meist konvektiver Natur und somit wird die Niederschlagsverteilung und damit auch das ab dem Wochenende wieder vielfältiger werdende Frischpilzaufkommen differenziert zu betrachten sein. Die Mond – Theoretiker werden wieder den Kalender zu Rate ziehen. Neumond ist am Sonntag und in der nächsten Woche werden sie los ziehen und ihren Steinpilz – Plätzen eine Aufwartung machen. In den Regionen, die bei der Gewitterlage am vorletzten Wochenende richtig Wasser bekommen haben, dürfte das auch Sinn machen. Vielleicht auch anderswo, aber etwas verhaltener. Ein neuer Röhrlings – Schub ab dem kommenden Wochenende sollte jedenfalls möglich sein. Ob die Sommersteinpilze, die ja im Juli schon ihren großen Auftritt hatten, nochmals kräftig schieben werden, sei dahin gestellt. Sicher wird es wieder welche geben, aber die Temperaturen der letzten Zeit waren ja alles andere als Hochsommerlich. Ich denke, Freunde von Steinpilzen sollten ihre Plätze des gewöhnlichen Steinpilzes ab sofort im Auge behalten. Ansonsten erwarte ich eine zunehmende Artvielfalt in Wald und Flur.

Der schwach giftige Dünnschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma verrucosum) besitzt, wie der Name schon sagt, im Vergleich zum Dickschaligen, eine deutlich dünnere Exoperidie, die sich im Schnitt violett verfärbt. 01.08.2021 im Düsterhorn.

Nach flattrigem weiter oben, hier noch etwas krabbeliges. Torsten Richter schreibt zu seinem Foto: Der prächtige Laufkäfer (Carabus glabratus) ist ein echtes Raubtier.

Schaut man sich die Ergebnisse im Pilzticker Deutschland an, so fällt auf, das besonders im Süddeutschen Raum Pfifferlinge in diesem Jahr Hochkonjunktur haben. Aber auch Fichtensteinpilze sind immer mal dabei, wie auch Rotkappen oder die wunderbaren Brätlinge. In Rheinland – Pfalz werden sogar Kaiserlinge geerntet! Das wäre für mich noch ein Traumpilz, aber diesen wunderbaren Knollenblätterpilz werden wir in unseren Breiten wohl nie zu Gesicht bekommen. Warten wir`s ab, vielleicht macht es die Klima – Erwärmung ja noch eines Tages möglich, einem der wertvollsten aller Speisepilze auch mal in unseren Breiten zu begegnen. Wertvoller werden natürlich einige Trüffelarten gehandelt. Das sind für mich aber keine Speisepilze im herkömmlichen Sinne, sondern eher Würzpilze.

Der Klebrige Hörnling (Calocera viscosa) wird von nicht wenigen Pilzsuchern als Ziegenbart mit eingesammelt. Standortfoto am 01. August 2021 im Düsterhorn.

Mittwoch, 04. August – Der 2. Quadrant des Messtischblattes 2231 = Carlow war heute im Rahmen unserer Mittwochsexkursionen an der Reihe. Im Kartierungsbereich befinden sich, außer winzigen Waldinseln, nur zwei Waldstücke, die in Frage kamen. Da wäre zunächst das Löwitzer Holz zu nennen. Da aus diesem Holz schon allerhand Daten vorliegen, insbesondere gesammelt und belegt von Torsten Richter und Christopher Engelhardt, fiel die Wahl auf ein Waldgebiet, dass offensichtlich noch keiner Bestandsaufnahme in punkto Großpilze unterzogen wurde und dem wir den Arbeitstitel Lindower Holz verliehen. Es findet sich also unweit der Ortschaft Lindow.

Aspektbildend im Lindower Holz war heute der Halbresupinate Weichporling (Skeletocutis nivea). 04.08.2021.

Ab dem Wochenende dürfen wir ja den nächsten Röhrlings – Schub erwarten. Eine erste Vorhut zeigte sich uns heute, ein junger Filzröhrling.

Über die mykologischen Untersuchungen im Löwitzer Holz erschien sogar ein kleines Büchlein von Torsten und Chris, die hier vor wenigen Jahren, insbesondere in feuchten und daher besonders pilzreichen Spätherbst und Wintermonaten unterwegs waren. Da ich mich heute wieder mit Chris traf, haben wir uns daher dem noch unbekannten Wald, dem Lindower Holz gewidmet. Es befindet sich an der Straße zwischen Carlow und Schönberg und ist recht schmal, aber langgezogen. Ein über weite strecken vielversprechendes Revier, mit Weihern, Sümpfen und anderen Feuchtbiotopen. Durchzogen auch von zahlreichen Gräben. Insbesondere die Buchenstandorte dürften zu besseren Zeiten einiges zu bieten haben. Heute war das Gebiet weitgehend Frischpilzfrei, sieht man mal von einigen Schwindlingen, Waldfreund – Rüblingen und Kartoffelbovisten ab. Dennoch war es für uns eine kurzweilige und durchaus interessante Exkursion und wir konnten eine ansehnliche Liste von Großpilzen notieren. Ein gesonderter Beitrag folgt demnächst.

Hier sehen wir die Spitzwarzige Tramete (Antrodiella hoeneli). Charakteristisch sind die gelben Hutkannten, die zerschlitzten Poren und sein Wachstum an Laubholz. 04.08.2021 im Lindower Holz.

Vom Wetter her hatten wir Glück. Regen war nicht angesagt und bis auf wenige Tropfen hielt sich das Wetter auch an die Vorgaben. Allerdings nur bis zum Ende der Exkursion gegen 15.00 Uhr. Als ich die Heimfahrt antrat und aus dem Wald heraus fuhr, baute sich direkt vor mir eine beeindruckende Schauer und Gewitterzone auf. Das freute mich natürlich und bei Rehna musste ich dann doch mal einen kurzen Halt machen, um das Schauspiel im Bild festzuhalten. Und ich hatte Glück. Ich kam trocken in Wismar an, zog aber die Gewitterzone immer hinter mir her. Schließlich öffnete der Himmel seine Schleusen und in meinem Messbecher befanden sich nach dem Starkregen 7 Liter. Anderen Ortes ist sicher noch mehr aus den Wolken gefallen. Insbesondere auch zwischen Schwerin und Wismar und in Westmecklenburg. Weitere Schauer und Gewitter werden in den nächsten Tagen folgen.

Eine Gewitterfront formiert sich unweit von Rehna. 04.08.2021.

So sah es bei meiner Ankunft am gestrigen späten Nachmittag über dem alten Hafen der Hansestadt aus. Rechts im Bild erkennt man den Niederschlagsschleier der starken Zelle, mit den hohen Regensummen südwestlich der Hansestadt. Die Konvektion über Wismar öffnete etwas später ihre Schleusen und erbrachte 7 Liter in meinen Messbecher.

Donnerstag, 05. August – Bei Kachelmannwetter wurde heute eine Grafik  mit den kalibrierten Niederschlags Hott Spots der gestrigen Gewitterlage eingestellt. Die Schauer und Gewitter verteilten sich recht verbreitet, vor allem über dem Westteil von Mecklenburg. Punktuell gab es ganz ordentliche Regensummen, wohingegen nur wenig entfernt kaum ein Tropfen fiel. Typisch für pulsierende und wenig organsierte Konvektion. Zudem zogen die Zellen nur sehr langsam und regneten sich fast an Ort und Stelle, wo sie entstanden sind, ab. Die Unwetterschwelle für Starkregen wurde dabei knapp südwestlich von Wismar gerissen. Hier sind örtlich teils über 30 Liter auf den Quadratmeter gefallen!

Gut ist eine Starkregen und Gewitterzelle zu erkennen, die kaum Tendenzen zur Verlagerung aufweist. Sie regnet sich an Ort und Stelle ab und kann dadurch hohe Regenmengen hinterlassen. Gestern Nachmittag in Höhe der Mecklenburgischen Kleinstadt Rehna aufgenommen.

Wenn schon der Himmel des öffteren weint, warum sollen es ihm nicht einige Pilze gleich tun. Hier sehen wir den gallebitteren Herben Saftporling (Oligoporus stypticus), der milchweiße Gutationströpfchen absondert. Das schöne Bild haben wir Christian Ehmke zu verdanken.

Heute hielt sich die labile Gewitterluft meist südlich von M-V. Nur in Richtung Seenplatte hatte sich ein einzelnes Gewitter gebildet. Vielleicht ist jetzt am Abend hier und da noch ein Schauer möglich. Morgen sind dann auch wir wieder an der Reihe. Ab dem Mittag dürfte es anfangen zu Brodeln und zum späteren Nachmittag und Abend können dann von Südwesten verstärkt Schauer und Gewitter aufziehen. Die möglichen Regenmengen können örtlich nochmals bis in den Unwetterbereich gehen, da die Gewitter immer noch relativ langsam ziehen dürften. Mit Schauern und Gewittern geht es dann wohl noch bis mindestens Dienstag weiter. Besonders in Richtung Nordwestmecklenburg können diese auch häufiger und kräftiger ausfallen. Danach soll es kurzzeitig stabilisieren und ein Hauch von Sommer soll sich breit machen, bevor spätestens zum übernächsten Wochenende neue Gewitter dem kurzen Sommer – Intermezzo ein Ende setzen sollen. Die Siebenschläfer – Regel bewahrheitet sich in diesem Sommer auf ganzer Linie. 

Wechselhaft zeigt sich also dieser Sommer. Gut für die Natur und auch für uns Pilzfreundinnen- und Freunde. 04. August 2021 bei Rehna aufgenommen.

Manch schönes und überraschendes entdeckt man erst beim Auswerten der Fotos. Hauptdarsteller sollten eigentlich die Gewundenen Kohlenbeeren (Nemania serpens) sein. Allerdings staunte Chris Engelhardt nicht schlecht, als er dabei auch noch zwei Kugelspringer der Gattung Dicyrtomia bei ihrer Inspektion des Substrates im Bild festhielt. Sind die nicht süß? 04.08.2021 im Lindower Holz

Wir dürfen uns also auf einen recht vielseitigen und zunehmend interessanten Pilzmonat freuen. Einen großartigen Schub von Sommerpilzen sehe ich eher nicht mehr. Der Juli hat hier bei oft hochsommerlichen Temperaturen und tropischen Nächten einiges zu Tage gefördert. Wir dürfen dann wohl eher mit einer frühherbstlich zunehmenden Artenvielfalt rechnen. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, inwieweit Sommersteinpilz und Co. sich noch einmal aus der Reserve locken lassen werden. Allerdings darf ich daran erinnern, dass wir es in manchen Jahren mit einer von mir so bezeichneten Sommer- oder August – Depression zu tun bekommen haben. Trotz einigermaßen guter Wachstumsbedingungen, tat sich nicht viel. Man kann sich in diesem Zusammenhang dann des Gefühls nicht erwehren, dass sich die Natur auf den Herbst und damit auf den Hauptschub des Jahres vorbereitet und alle Kräfte für den großen Auftritt bündelt und zurück hält. Schauen wir mal, was uns die nächsten Wochen bringen.

Hier noch ein Foto von Torsten Richter. Es zeigt eine Großpilzart namens Flaumiger Rindenpilz (Hyphoderma puberum), die nur mikroskopisch sicher bestimmt werden kann. Der Pilz hat sehr markante Lamprozystiden, die an Peniophora – Arten erinnern. Gefunden vermutlich in den Jülchendorfer Buchen. Er wächst an totem Laubholz von Eichen und Buchen. Eine weit verbreitete und häufige Art, zumindest dort, wo echte Mykologen ihre Arbeit tun.

Blick in die weite Landschaft bei Groß Görnow im Naturpark Sternberger Seenland am heutigen Nachmittag.

Freitag, 06. August – Um die Mittagszeit habe ich eine kleine Rundtour in umliegende Wälder unternommen. Ich habe an mehreren Zeigerstellen nachgeschaut, ob sich eventuell erste Anzeichen eines neuen Wachstumsschubes zeigen. Das Ergebnis war sehr ernüchternd. Zunächst Kieferstandort bei Perniek. Tote Hose, nicht die Spur eines Frischpilzes! Danach machte ich Halt in einem kleinen, besonders im Herbst sehr pilzreichen Park bei Warin. Sehr offen und kurzgrasig, mit lockeren Baumgruppen von Birken, Kiefern, Weiden und anderen Gehölzen. Das gleiche Bild, bis auf einen Dünnschaligen Kartoffel – Hartbovist.

Leider habe ich keine Flügel, um vom Aussichtsturm bei Groß Görnow durch die Landschaft zu Gleiten. Da haben es Schmetterlinge schon einfacher. Hier sehen wir nochmals den Kaisermantel, den Torsten Richter in voller Schönheit vor seine Kamera bekam.

Statt der weißen Tupfen von Schirmpilzen und Champignons bevölkerten unzählige Schafe die Trockenwiesen bei Groß Görnow.

Ich fuhr weiter in den Naturpark Sternberger Seenland. Hier blickte ich vom dortigen Aussichtsturm auf die hügelige Landschaft am Mildenitz- und Warnow – Durchbruchstal. Die Wiese, die zeitweise von unzähligen Acker – Schirmpilzen und Champignons bevölkert sein kann, war zwar bevölkert, aber nicht mit Pilzen, sondern von Schafen. Inzwischen drängte die Zeit, denn ich musste ja um 15.00 Uhr das Info – Zentrum öffnen. So steuerte ich nur noch eine Stelle bei Sternberg/Weitendorf an. Eutrophierter Laubwald und gleich daneben ein armer Kiefernstandort, ähnlich wie wir ihn bei Perniek vorfinden. Im Laubwald dann erste Zeichen eines neuen Aufbruchs. Mich erfreute ein Trupp der sehr wohlschmeckenden Lilablättrigen Mürblinge. Sie erscheinen in der Regel bereits etwa  1 Woche nach auslösenden Niederschlägen. Deshalb waren sie auch nicht mehr die Jüngsten. Hier gibt es mitunter viele Champignons und Riesenboviste. Aber von diesen war nichts frisches zu sehen. Statt dessen fand ich eines meiner im Laufe des Lebens unzähligen, verlorenen Messer wieder, dass ich hier im Frühling beim Ernten von Maipilzen verloren hatte. Auch irgendwie schön, dieses unverhoffte Wiedersehen.

Lilablättrige Mürblinge (Psathyrella candolleana) sollen als Suppenpilz ganz vorzüglich munden. Wird sicher noch einmal ausgetestet. 06.08.2021 im Wald bei Sternberg.

Ich wechselte noch kurz in den Kiefernbereich. Hier fand ich zur Erleichterung einige Täublinge und schließlich entdeckte ich auch die ersten Köpfchen der nun zu Schieben beginnenden Körnchen Röhrlinge.  Die nächste Röhrlings – Welle steht in den Startlöchern. Allerdings nur dort, wo am vorletzten Wochenende entsprechende Starkniederschläge gefallen sind. Und das war im Raum Sternberg – Crivitz  der Fall. Keez ist nicht fern und damals hatten wir 32 Liter im Messbecher. Die Niederschläge waren konvektiv und auch hier differenziert. Es mag an einer Stelle gut werden, an der nächsten, vielleicht nur einige Hundert Meter entfernt, herrscht wieder Tote Hose. Unsere Pilzfreundin Angelika hat derartige Unterschiede auf ihrer heutigen Erkundungstour allein schon in ihrem nicht ganz so kleinen Hauswald festgestellt. Es gehört also bei diesem Schub, wenn ich ihn mit aller Vorsichtig mal so nennen darf, ein großes Glück dazu, ergiebig fündig zu werden. Es wird ein Lotteriespiel! Ein allgemeiner, durchgreifender Wachstumsschub ist nicht in Sicht!  

Verblassende Täublinge (Russula pulchella) finden sich stets unter Birken. Der wund- bis himbeerrote Hut kann völlig grauweißlich entfärben. Minderwertiger Speisepilz. 06.08.2021 im Wald bei Sternberg.

Immerhin gab es zwischenzeitlich weitere, punktuelle Starkregenereignisse, so dass gestaffelt immer mal ein wenig Hoffnung aufkeimen mag. Auch heute Abend haben wieder konvektive Niederschläge auf Mecklenburg übergegriffen und das selbe Spiel hat von neuem begonnen. Besonders östlich von Wismar bildete sich eine Gewitterlinie mit örtlichen Starkniederschlägen. Bis gegen Mitternacht kann es noch weitere Schauer und Gewitter geben.

Die ersten Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus) schieben. Das Resultat des kräftigen Gewitterregens vom 25. Juli. Es sind 12 Tage her. Die Faustregel lautet nach 10 – 14 Tagen! 06.08.2021 im Wald bei Sternberg.

Unterwegs am Neumühler See, in urwüchsiger Natur. Hoffentlich hält die alte Buche dem Gewicht von Phillipp stand! Aber sie ist ja reichhaltig verwurzelt. 07.08.2021 in der Friedrichsthaler Forst.

Sonnabend, 07. August – Die heutige, öffentliche Pilzlehrwanderung, führte durch die Friedrichsthaler Forst, unweit der Landeshauptstadt Schwerin. Die kleine Gruppe von fünf Pilzfreundinnen und Pilzfreunden erlebte eine schöne Wanderung durch urwüchsige Natur. Sie führte über weite Strecken an den steilen Hangterrassen des langgezogenen Neumühler Sees entlang. Das Revier ist nicht nur landschaftlich eine Perle Mecklenburgs, auch im Hinblick des Großpilzaufkommens ein sehr vielseitiges Gebiet. Hier gibt es neben vielen, weiteren Raritäten, auch den in Mecklenburg – Vorpommern bisher kaum nachgewiesenen Semmelporling und interessante Stachelpilze. Davon war heute leider nichts im Angebot. Auch sind hier alle drei gängigen Steinpilzarten zu hause. Also Sommer-, Fichten- und Kiefernsteinpilz. Von ihnen fehlte heute allerdings auch jede Spur. An Röhrlingen gab es nur einige Filzröhrlinge.

Dickblättrige Kohlentäublinge (Russula nigricans) gab es heute recht zahlreich. Wir haben sie in größerer Gruppe im vergangenen Herbst in einer Wariner Gaststätte verkostet und können sie als bissfeste, etwas knorpelige Speisepilze durchaus empfehlen. Zumindest als Mischpilz durchaus willkommen.

Um Klassen besser und mit jungen, festen Steinpilzen zumindest gleichzusetzen, ist der Grüngefelderte Täubling (Russula virescens). Es gibt kaum einen wertvolleren Speisepilz, der ein Waldpilzgericht aufwerten und damit veredeln kann. 07.08.2021 am Neumühler See.

Dennoch war die heutige Wanderung alles andere als langweilig und wer wollte, konnte sogar seinen Korb mit Speisepilzen ganz gut füllen. Da bei der heutigen Truppe Röhrlinge ohnehin kaum auf der Fahndungsliste standen und in der Pilzpfanne mehrheitlich unerwünscht waren, kamen die dann doch recht zahlreich auftretenden Täublinge gerade recht. Kein Geschlabber in der Pfanne, sondern schön bissfestes Material. Allerdings mussten neben einigen Edel – Täublingen, auch weniger wertvolle Arten das Sammelsurium komplettieren. So beispielsweise der Dickblättrige Kohlentäubling. Er bleibt schön bissfest und knorpelig, hat aber einen Nachteil, er rötet zunächst und schwärzt schließlich. Auch ich hatte ihn vorwiegend bei einem schmackhaften Pilzessen im letzten Herbst in einem Wariner Hotel auf dem Teller. Alle etwa 20 Sammlerrinnen und Sammler und späteren Tischgenossen fanden das Gericht durchaus in Ordnung. Wir hatten damals eine Pilzwanderung im Radebachtal und kehrten anschließend in das Gasthaus ein, wo das Küchenpersonal unser gemeinsam gesammeltes und gesäubertes Material, überwiegend aus besagten Täublingen, zubereitete und wir uns das Gericht bei einem zünftigen Pils schmecken ließen. Auch damals überwogen Täublinge und Röhrlinge waren zum Glück Mangelware. Das kam mir durchaus entgegen. Kein Schlabberkram auf dem Teller. Übrigens kommt es nicht selten vor, das mir Kinder erzählen, dass sie keine Pilze essen mögen. Kann gut sein, wenn ihre Eltern im Herbst vielleicht nicht mehr ganz junge Maronen, Butterpilze, Rotfüßchen (meist als Ziegenlippe eingesammelt) oder Birkenpilze auf den Tisch bringen. Da würde auch ich energisch protestieren.

Ein sehr guter Speisepilz ist auch der große Kurzstielige Leder – Täubling (Russula curtipes). Die roten Farbtöne sind nicht immer so präsent bei dieser Art. Typisch ist die zart bereifte, niedergedrückte Hutmitte und die sich ockergelblich verfärbenden Lamellen. Wir finden ihn vom Frühsommer bis in den Herbst in besseren Laubwäldern. 07.08.2021 am Neumühler See.

Der uneingeschränkte Höhepunkt der heutigen Pilzwanderung war jedoch zweifellos der Anblick eines nicht gerade häufigen und monumentalen Flachen Schillerporlings (Inonotus cuticularis) am Stamm einer alten Rotbuche. 07.08.2021 in der Friedrichstaler Forst.

Zum Wetter: Bis in die Nacht zogen gestern noch teils kräftige Schauer über Mecklenburg. Auch ich wurde bei der Heimfahrt mit meinem Dienstroller im Platzregen ordentlich nass. In meinem Regenmesser in der ABC Straße fanden sich 7 Liter ein. In der Dahlmannstraße (ca. 1,5 Km Luftlinie entfernt), waren es 5 Liter. In Keez kamen 9 Liter auf den Quadratmeter zusammen. Besonders ab dem heutigen, späteren Nachmittag, am Abend und möglicherweise auch noch bis in die Nacht hinein, zogen und ziehen weitere Gewitterschauer übers Land. Bis gegen 20.00 Uhr brachten sie in meinen Regenmesser in der Wismarer Altstadt 3,5 Liter ein und es regnet noch weiter. Das Schauerwetter soll noch bis mindestens Dienstag weiter gehen, so dass zumindest punktuell noch einiges zusammen kommen kann. Danach versucht sich die Großwetterlage auf den Sommer zu besinnen und es soll trockener und wärmer werden. Von langer Dauer wird dieser Sommerrückfall aber wohl nicht sein, so dass wir weiterhin auf einen interessanten August hinsichtlich der Entwicklung an der Pilzfront setzen können. Ich meine damit zunehmende Artenvielfalt und nicht die bis zum überlaufen gefüllten Körbe mit Steinpilzen und Pfifferlingen!

Der Flache Schillerporling (Inonotus cuticularis) befand sich gerade in einer heftigen Wachstumsphase und sonderte massenhaft kandisfarbene Gutationströpfchen ab, die als Rinnsal den Stamm herunter liefen. Noch nie habe ich diesen imposanten Pilz in einer solchen Üppigkeit erleben dürfen. 07. August 2021 am Neumühler See.

Kiefern – Täubling (Russula cessans). Trotz leichter Schärfe in den Lamellen als sehr zarter, gebrechlicher Mischpilz brauchbar. 08.08.2021 im Kaarzer Holz.

Sonntag, 08. August – Wie schon am Vorabend, bin ich auch heute bei meiner Heimfahrt vom Hafen in den Stadtteil Wendorf ordentlich nass geworden. Ein noch gut pulsierender Gewittercluster ist über Westmecklenburg hinaus auf die Ostsee gezogen und hatte sich vorübergehend nochmals intensiviert. Und so nahm ich mir einen Stuhl und setzte mich unter die teils überdachte Hafenpromenade und wartete den heftigsten Regenguss ab und genoss Blitz und Donner. Wie immer ein Augen- und Ohrenschmaus! Das Gewitter erbrachte in meinen Messbecher, in der ABC Straße, 7 Liter ein. Auch in Keez kamen bis gestern Nachmittag nochmals 7 Liter zusammen. Richtig viel hat in den letzten drei Tagen, mit 32 Litern, der Hauptort Kirchdorf, auf der Insel Poel abbekommen. Ich denke, im laufe der letzten Zeit ist es wohl nirgendwo in unserem Einzugsgebiet trocken geblieben. Natürlich waren und werden auch die noch folgenden Niederschläge unterschiedlich sein, aber wir dürfen nun wieder hoffnungsvoller zumindest in die kurzfristige Zukunft blicken.

Der Weinrote Heringstäubling (Russula graveolens) ist ein häufiger Eichenbegleiter. Heringstäublinge neigen zum Bräunen. Neben dem Geruch nach Heringslake ein wesentliches Merkmal dieser Sektion. Essbar. 08.08.2021 in den Jülchendorfer Buchen.

Links ein Körnchen – Röhrling (Suillus granulatus), rechts ein Butterpilz (Suillus luteus). 08.08.2021 im Kaarzer Holz.

Nachdem ich bis zum Nachmittag noch im Info – Zentrum zu tun hatte, startete ich danach zu einer weiteren Info – Tour in die Naturparke Sternberger Seenland und Nossentiner/Schwinzer Heide. Die Ergebnisse waren unterschiedlich, aber noch nicht wirklich überschwänglich. Ist das die Ruhe vor dem Sturm? Nun, der ganz große Sturm steht mit Sicherheit noch nicht bevor, es wird aber in den nächsten Tagen allgemein einen deutlichen, aber differenzierten Wachstumsschub geben, b. z. w. ist er ja schon im Gange. Dieses mal passt alles wie aufs Auge zusammen. Auslösende Niederschläge vor genau zwei Wochen, zumindest regional, und zu allem Überfluss ist heute auch noch Neumond. Somit sollten alle Glaubensrichtungen und Parameter bezüglich des nun durchstartenden Wachstumsaspektes erfüllt sein. 

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) am 08.08.2021 in den Jülchendorfer Buchen. Meine Kamera ist durch feine Sandpartikel, die sich in das Zoom – Objektiv gesetzt haben, nicht mehr in der Lage, Überbelichtungen zu Dimmen.

Pantherpilz (Amanita pantherina) am 08.08.2021 in den Jülchendorfer Buchen.

Zunächst machte ich einen wettertechnischen Halt im Wald bei Holdorf. Es schauerte kräftig und ich wartete den Regenguss, beschirmt, auf einen grasigen Waldweg schlendernd, ab. Frischpilze auf Schritt und Tritt! Waldfreund – Rüblinge und Kerbrandige Trichterlinge satt. Nach der Weiterfahrt ein kurzer Stopp in der kleinen Parkanlage in Schönlage. Eine Gruppe Riesen – Champignons und ein frischer Riesenbovist. Weiter in die Jülchendorfer Buchen zu den Sommersteinpilzen. Ein schöner Pantherpilz begrüßte mich zunächst, den ich im Bild festhalten musste. Und dann standen sie wieder vor mir. Sommersteinpilze vom feinsten! Jung und qualitativ besser als beim Massenschub im Juli unter tropischen Verhältnissen. Fest und kernig und weniger Maden. Dazu einzelne Perlpilze, essbare Täublinge und was mich immer ganz besonders freut, Grüne Knollenblätterpilze. Danach ein kurzer Halt im Kaarzer Holz. Einige Kiefern – Täublinge und ganz vereinzelt mal ein Körnchen – Röhrling oder Butterpilz. Ich fuhr in die Nossentiner/Schwinzer Heide zu einer meiner weiteren, ziemlich verlässlichen Stelle bezüglich Sommersteinpilze. Hier herrschte zu meiner Enttäuschung Funkstille. Nicht die Spur war von ihnen zu sehen. Obwohl, zu trocken kann es hier auch nicht gewesen sein und aktuell war der staubige Sandboden auch tiefergründig durchfeuchtet. Es gab vor allem einige Perl – und Pantherpilze. Ich traf einen Pilzsammler, der hatte im Korb einige, schon recht große Körnchen – Röhrlinge.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) ohne Überbelichtung in den Jülchendorfer Buchen. 08. August 2021.

Junge Anis – Champignons (Agaricus arvensis) auf einer Grundstückswiese in Thurow. Foto: Irena Dombrowa.

Montag, 09. August – Ja, nun ist es amtlich! Der neue Wachstumsschub startet absolut pünktlich und genau nach Fahrplan durch. Regional sprießen die Champignons. Irena hatte heute eine Grundstücksbegehung in Thurow, einem Ortsteil von Brüel. Tolle Anis – Champignons und ein ausgesprochen schöner, geschlossener Hexenring von Nelkenschwindlingen. Im Raum Rehna landen herrliche Wiesen – Champignons in den Körben der glücklichen Finder.

Viele Wiesen – Champignons (Agaricus campestris) im Raum Rehna. Foto: Torsten Richter.

In der Pilzberatung wurden mir heute frische Kornblumen – Röhrlinge vorgelegt. Der begeisterte Finder hatte sie im Raum Grevesmühlen entdeckt und im Vorfeld auch schon selbst bestimmen können. Eine Restunsicherheit bleibt dennoch und er holte sich die Bestätigung zu diesem außergewöhnlichen Fund in der Pilzberatungsstelle. Da die herkömmlichen Fundstücke, bestehend aus vielen, tollen, korbfüllenden Pfifferlingen und einigen Birkenpilzen bereits gestern verspeist wurden, überließ er mir seine Fundstücke. Ich werde sie zusammen, aber trotzdem separat, mit Sommersteinpilzen trocknen. Getrocknete Kornblumen – Röhrlinge hatte ich bisher noch nie im Angebot. Auch weil ich diese relativ seltenen Röhrlinge nicht zum Verspeisen, höchsten als Einzelstücke für meine Ausstellung, einsammle.

Unter dessen freut sich unser Vereinsmitglied Andreas Herchenbach über seine selbst angebauten Braunkappen. Unter dieser vereinfachten Bezeichnung werden die Pilze in Gartenkatalogen angeboten. Korrekt muss es Rotbrauner Riesen – Träuschling (Stropharia rugosoannulata) heißen.

Hier eine möglicherweise coprophile Pilzart aus der Gattung Cercophora. Sie gehört also zu einer interessanten Gruppe von Pilzen, die auf Exkrementen beheimatet sind. Also das ganze Gegenteil von unseren Fresspilzen. Kein Wunder, das Menschen, die Pilze nur unter dem Gesichtspunkt essbar oder giftig betrachten, bei  echten Mykologen manchmal nur ein bemitleidenswertes Lächeln hervorrufen. Foto: Torsten Richter.

So dürfte es jetzt auch zunehmend vielfältiger in Wald und Flur werden und wir können gespannt sein, was uns auf unseren nächsten Exkursionen und Wanderungen geboten wird. Ob das Wetter allerdings mittelfristig mitspielen wird, steht in den Sternen. Zumindest können in der Nacht und morgen noch einige, teils kräftige Schauer und Gewitter durchziehen, bevor es trockener und wärmer werden soll. Manche Wettermodelle rechnen in der Mittelfrist kaum noch mit Niederschlägen. Unklar ist auch, ob der Hochsommer sich nun wieder auch bei uns im Norden richtig festsetzen kann. Das würde eine neue Trockenperiode nach sich ziehen. Die wahrscheinlichste Variante aus heutiger Sicht ist jedoch, dass es bei uns im Norden nur ein kurzes Gastspiel mit der Sommerwärme sein wird. Schnell sollen wir wieder in eine kühlere und feuchtere Westwindstrift gelangen, die dann zumindest etwas Regen im Gepäck haben könnte. Bei Kachelmann – Wetter wurde heute ein Grafik der möglichen, akkumulierten Regenmengen für Deutschland bis zum Wochenende gezeigt. Demnach bekommt M-V noch zwischen 15 und 36 Liter pro Quadratmeter ab. Dieses müssen aber im Wesentlichen die Schauer und Gewitter heute Nacht und morgen bewerkstelligen. Wir werden sehen, was dabei rüber kommt.

Dennoch freut sich auch Torsten Richter als Diplom – Biologe und Biologie – Lehrer über leckere Speisepilze. Und die zarten Wiesen – Champignons können durchaus auch den Gaumen eines Naturwissenschaftlers erfreuen. Übrigens dürfen sich seine Schüler glücklich schätzen. Sie laufen auf jeden Fall Gefahr, sich in die vielfältige Natur und ihre Zusammenhänge zu verlieben und das ist ganz wichtig für die Zukunft unseres blauen Planeten, damit er auch für spätere Generationen noch lebenswert bleibt. 

Dienstag, 10. AugustVorerst letztmalig zogen heute teils kräftige Schauer und Gewitter über unser Einzugsgebiet hinweg. In meinen Messbecher gelangten bis 19.00 Uhr 4 Liter. Das darf selbstverständlich, es war eine konvektive Geschichte, nicht verallgemeinert werden. Stellenweise dürfte weniger gefallen sein, anderen Ortes auch mehr. Damit können und müssen wir nun erst einmal zufrieden sein. Ergiebige Regenfälle geben die Mittelfristmodelle zunächst nicht mehr her.

Diese Mürblinge habe ich heute auf Schreddermaterial im Wismarer Lindengarten gefunden und am Standort fotografiert. Die genaue Artbestimmung gestaltet sich bei dieser Gattung wie so oft schwierig. Eine Idee wäre der Aschgraublättrige Mürbling (Psathyrella tephrophylla).

Einen tollen Fund konnte Phillipp Müller in seinem Hauswald bei Renzow machen. Der Orangegelbe Scheidenstreifling (Amanita crocea) ist nicht nur farblich und habituell ein sehr schöner Pilz, er ist in Mecklenburg auch nicht besonders häufig. Wie alle Scheidenstreiflinge ist er natürlich auch pfannentauglich.

Es wird zunehmend trockener und wärmer. Der Sommer meldet sich zurück. Wir haben Mitte August und der Siebenschläfer – Zeitraum endet auch allmählich. Das könnte bedeuten, die Wetterlage stellt sich um, hin zu stabilerem Wetter. Das letzte Wort diesbezüglich ist aber noch längst nicht gesprochen. Aktuell sieht es eher so aus, dass nach dem kurzen Sommervorstoß ab dem Wochenende im Norddeutschen Raum wieder Tiefdruckgebiete das Zepter in die Hand nehmen. Wir geraten wieder in eine westliche bis nordwestliche Anströmung, mit eher kühlen Temperaturen und auch etwas Regen oder einigen Schauern. Große Mengen sollen dabei jedoch nicht runter kommen.

Hier sehen wir einen echten Würzpilz, den Pfeffer – Röhrling (Chalciporus piperatus). Als alleiniges Gericht ungenießbar und unbekömmlich, ansonsten heißt es, kann er als Pfefferersatz Verwendung finden. Wächst gerne mit Gemeinen Steinpilzen zusammen.

Und noch einmal wunderschöne, gelbe Blätterpilze. Sie wuchsen auf einem toten Baumstamm und geben mir Rätsel auf. Löwengelbe Dachpilze – aber mit beringtem Stiel? Johanna Davids hat die Pilze im Bialowieza – Urwald in Polen fotografiert. Dank eines aufmerksamen Tagebuchlesers konnte das Rätsel gelüftet werden. Es handelt sich um den Gelbberingten Dachpilz (Pluteus fenzlii).

Wie dem auch sei! In den letzten Wochen hat es immer wieder und örtlich auch ergiebig geregnet. Daher geht es jetzt überall an der Pilzfront aufwärts. Das freilich gestaffelt und in unterschiedlicher Intensität. Zumindest in den nächsten zwei bis drei Wochen sollte ein zufrieden stellendes Frischpilzaufkommen gesichert sein. Dabei geht es natürlich nicht in erster Linie um die Handvoll volkstümlicher Speisepilze, die sich größtenteils ohnehin noch zurück halten sollten, sondern um unsere Großpilze ganz allgemein. Von der winzigen Pilzkanone bis hin zu den großen Kanonenkugeln der Marke Riesenbovist. Vom leckeren Pfifferling bis hin zum wunderschönen, tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz und dem vielen, irgendwo dazwischen. Praktisch alles, was unsere Augen erblicken können. Daher bin ich gespannt, was uns auf der morgigen Mittwochsexkursion geboten wird. Sicher mehr als noch vor einer Woche, denn ganz im Westen Mecklenburgs hat es in der zurückliegenden Zeit regional auch einiges an Wasser gegeben.

Hier ein schönes Foto von Torsten Richter. Es zeigt den Herben Dachpilz (Pluteus ephebeus). Wir finden ihn gerne auf Rindenmulch, einzeln und manchmal auch sehr gesellig. Der Geschmack des rohen Pilzes ist seifig zusammenziehend, ähnlich rohem Hallimasch. Kein Speisepilz.

Gleich zur Einstimmung begrüßte uns ein noch geschlossener Riesen – Schirmpilz (Macrolepiota procera).

Mittwoch, 11. August – Die heutige Mittwochsexkursion führte ganz in den Westen Mecklenburgs. Durch das Lankower Holz. Die namensgebende Ortschaft existiert allerdings seit dem Jahre 1976 nicht mehr. Sie lag unmittelbar an der damaligen Staatsgrenze zwischen der DDR und der BRD. Die Menschen verließen nach der Grenzziehung entweder freiwillig den Ort oder wurden einer Zwangsaussiedlung unterzogen und durften Lankow danach nicht mehr betreten. Schließlich rückten im Jahr 1976 Abbruchmaschinen an und schliffen den Ort. Die Gebäude wurden dem Erdboden gleich gemacht. Danach wurde dieser Grenzabschnitt zu einem der am besten bewachten b. z. w. überwachten Bereiche der damaligen innerdeutschen Grenze ausgebaut. Heute gehört diese Region zum Biosphärenreservat Schaalsee.

Bis auf einige Fundament – Reste erinnert nur noch ein Ortseingangsschild an ein Dorf, dass aus politischen und weltanschaulichen Gründen platt gemacht wurde. Der Kalte Krieg lässt Grüßen!

Das Lankower Holz existiert zum Glück noch und hat uns heute voll begeistert. Uns, dass waren zwei Pilzfreundinnen und vier Pilzfreunde. Wir erlebten heute die Generalprobe für den bevorstehenden Pilzherbst. Regen ist hier in der letzten Zeit reichlich gefallen und auch heute war das Exkursionsgebiet gut durchfeuchtet, um nicht zu sagen, regelrecht nass. Die gemäßigten Temperaturen der letzten Wochen und die wiederholten Regenfälle animierten unsere Großpilze schließlich zu einem ersten Versuch in Richtung Herbstaspekt.

Schwarzblauende Röhrlinge (Boletus pulverulentus) im schattigen Laubwald. 11.08.2021 im Lankower Holz am Standort.

Gemeine Hundsrute (Mutinus caninus) im moosreichen Fichtenforst des Lankower Holzes am 11.08.2021.

Tatsächlich haben wir mittlerweile Mitte August. In der Aspekt – Abfolge eines Pilzjahres gilt für den Herbst die Zeitspanne von Mitte August bis Mitte Oktober. So erlebten wir heute die bisher artenreichste Mittwochsexkursion des Jahres. Besonders an den Weg- und Straßenrändern und im moosreichen Fichtenforst kann man mit fug und recht behaupten, es gab Großpilze auf Schritt und Tritt. Viele Wegrand – Trichterlinge, Helmlinge, Schwindlinge, Rüblinge, Nebelinge, Stäublinge und Teuerlinge. Auch Rötlinge, Rißpilze, Mürblinge, aber auch Täublinge, einige Milchlinge und auch Wulstlinge waren vertreten, bis hin zum Grünen Knollenblätterpilz. Hundsruten erfreuten uns und unzählige Teuerlinge am Wegesrand.

Tigel – Teuerlinge (Crucibulum laeve). Die meisten von ihnen waren noch geschlossen. 11.08.2021.

Die ersten Erdsterne des Jahres beginnen sich zu entfalten. Wimpern – Erdstern (Geastrum fimbriatum). Standortfoto am 11.08.2021 im Fichtenforst des Lankower Holzes.

Es gab einen ausgesprochenen Filz – Röhrlings – Aspekt. Fans von Rotfüßchen, Eichen – Filzröhrlingen, Blutroten Röhrlingen, aber auch von wunderbar frischen Maronen – Röhrlingen in den Moospolstern des Fichtenforstes, konnten sich glücklich schätzen. Die ersten frischen Erdsterne entfalteten sich. Egerlinge waren durch Weinrötliche Zwerg – Champignons vertreten. Auch verschiedene Becherlinge wuchsen an den Wegrändern. Lange Rede, kurzer Sinn, für uns war es heute eine sehr ergiebige und schöne Tour. Das Lankower Holz hatte heute viel für Hobby- und Feldmykologen und selbst für den Mykophagen zu bieten. Einzig unter den schattigen Laubwaldbereichen sah es meist noch trist aus. Wo grasige Wegränder und lichte, moosige Bereiche dominierten, lebte es an der Pilzfront.

Frische Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron) gab es heute sehr zahlreich. Überhaupt kann man bei diesem Bild durchaus erahnen, dass es in moosigen Bereichen von Frischpilzen fast zur so wimmelte. Im Vordergrund ein Schleimpilz und im Hintergrund Schwindlinge, die in unzähligen Individuen den Waldboden bevölkerten.

Auch die nah verwandten Eichen – Filzröhrlinge (Xerocomus quercinus) waren heute gut zugange. 11.08.2021 im Lankower Holz.

Das Wetter zeigte sich heute ausgesprochen Exkursionsfreundlich. Das wird sich in den nächsten Tagen ändern, denn der Sommer kehrt zurück. Zum Glück können sich die hohen Temperaturen bei uns im Norden wohl nicht lange halten. Spätestens ab dem Wochenende soll es wieder abkühlen. Die Mittelfrist – Modelle sind sich aber nach wie vor nicht einig, wie es ab der nächsten Woche weitergehen soll. Wahrscheinlich kühler und leicht unbeständiger Norden und sommerlich warmer Süden. Die heutige Abendlauf bei Wetter – Online für Profis simulierte eigentlich recht pilzfreundliche Aussichten. Über weite Strecken soll bis gegen Ende August Tiefdruckeinfluss dominieren und wir können immer mal Regen bekommen. Dazu kann es mal sehr warm, aber auch schon mal frühherbstlich kühl werden. Kommt es so, wie der heutige Abendlauf es zeigte, können wir hoffen, dass sich die derzeitige, überaus positive Entwicklung an der Pilzfront festigt. 

Auch die Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) starten im moosreichen Fichtenforst des Lankower Holzes ein erstes mal in diesem Jahr durch. 11.08.2021.

Donnerstag, 12. August – Das Rätsel des gelben Dachpilzes, der im Tagebucheintrag vom 10. August zu sehen ist, konnte Dank eines aufmerksamen Tagebuchlesers entschlüsselt werden. Es handelt sich um den Gelbberingten Dachpilz. Der Leser schreibt, dass dieser Dachpilz aus dem Bialowieza – Urwald bereits bekannt sei. Bei uns in Deutschland scheint diese auffällige, markante und schöne Art noch nicht gefunden worden zu sein. Jeden Falls habe ich keine Verbreitungskarte bei der DGfM bezüglich Pluteus fenzlii gefunden. Glückwunsch an Johanna Davids nach Berlin. Toller Fund und toller Pilz!

Johanna hat natürlich auch einen Blick für vieles mehr in der Natur. Hier hat sie für uns einen wunderschönen Schmetterling im Bild festgehalten. Den Mittleren Weinschwärmer (Deilephila elpenor). Mit bis zu 6 cm Flügelspannweite gehört dieser Nachtfalter zu den größeren seiner Zunft. Foto: Johanna Davids.

Einen schönen, aber wesentlich häufigeren Dachpilz, mit gelblichen Farben, sehen wir auch hier. Es handelt sich um den Gelbstieligen Dachpilz (Pluteus romellii). Er wuchs gestern im Lankower Holz. Daneben sehen wir den Gelbfleischigen Lilabecherling (Peziza michelii). Ein Dankeschön geht an Torsten Richter aus Rehna für die Bestimmung des Bechers. 11.08.2021.

Heute habe ich mal kurz in den Pilzticker hinein geschaut. Die Pilzsaison läuft in einigen Regionen in Süddeutschland auf Hochtouren. Insbesondere Pfifferlinge gibt es in großen, rekordverdächtigen Mengen. Die oft über Wochen nasse, regenreiche Witterung, machte es möglich. Verregnete Sommer sind Pfifferlings – Sommer. Treten, so wie bei uns, eher sporadische Niederschläge auf, tun sie sich schwer. Es sind keine Champignons oder Steinpilze, die viel schneller und heftiger auf plötzlich günstige Bedingungen reagieren können. Pfifferlinge sind haltbare „Lagerpilze“, sonnst würde es keinen Sinn machen, sie in den allgemeinen Handel für den Obst- und Gemüsestand zu bringen. Sie wachsen langsam und brauchen dauerfeuchtes Wetter, damit sie wirklich üppig gedeihen können. Die Bedingungen sind in den letzten Wochen diesbezüglich auch bei uns für Eierschwämme etwas günstiger geworden und regional kann man durchaus gut fündig werden, aber in den Ausmaßen wie im Süden dürfte es bei uns in dieser Saison nicht mehr in punkto Pfifferlinge zur Sache gehen. Auch die nah verwandten Herbsttrompeten und Trompeten – Pfifferlinge sind schon fleißig am wachsen und füllen so manchen Sammlerkorb und so manches Dörrgerät.

Hier sehen wir einen recht häufigen, waldbewohnenden Vertreter aus der Gattung Agaricus. Den Weinrötlichen Zwergchampignon (Agaricus semotus). Ihn gab es gestern mehrfach im Lankower Holz, wo ich ihn am Standort fotografierte.

Der essbare Gelbbräunliche Trichterling (Clitocybe gibba) ist ein typischer Wegrandpilz. Er wuchs gestern unglaublich frisch und in großen Trupps an Weg – und Staßenrändern des Lankower Holzes.

Aber auch in unseren Breiten lässt der Herbst allmählich grüßen, wie wir gestern im Lankower Holz feststellen konnten. Die Niederschläge waren differenziert und dort wo es für größeres ausreichte, geht nun die Post ab. Kein Wunder, die Witterung der letzten Wochen war wenig hochsommerlich, eher frühherbstlich. Nun hat sich der Sommer kurz mal zurück gemeldet, aber schon bald landen wir wohl wieder bei eher frühherbstlichen Temperaturen. Die geplante Witterungsumstellung zu mehr Hochdruck und sommerlichem Schönwetter scheint nicht zu klappen. Die Großwetterlage fällt in der nächsten Woche wieder in das alte Muster zurück. Tiefdruckgebiete über der Nord- und Ostsee, sowie über Südskandinavien sollen dabei vor allem die Nordhälfte Deutschland unsicher machen. Es kann richtig herbstlich, mit viel Wind und Regen werden. Die Wettermodelle rechnen teils länger anhaltende und flächendeckende und dann durchaus ergiebige Regenfälle in der nächsten Woche für Mecklenburg – Vorpommern. Sollte es so kommen, dürfte es der endgültige Durchbruch zum Pilzherbst 2021 auch in unseren Breiten werden. Eine ungewöhnlich frühe Hauptsaison stünde auch uns dann bevor.

Unzählig die Zahl der ebenfalls unglaublich frischen Purpurschneidigen Bluthelmlinge (Mycena sanguinolenta) im Moos der Fichtenforst im Lankower Holz. Leider finden diese filigranen Kunstwerke bei den meisten Pilzsuchern keinerlei Beachtung. Dabei lohnt es, sie sich mal etwas näher anzuschauen. Die wahre Schönheit dieses Helmlings erschließt sich dem Betrachter erst im Detail. 11.08.2021.

Hier sehen wir kleine Ascomyceten (Schlauchpilze). Torsten Richter schreibt dazu: „Fleischfarbene Apothezien von Orbilia sarrazinianna“. Das Bild stammt natürlich auch von Torsten. Der deutsche Name lautet: Sarrazins Knopfbecherling.

Freitag, 13. August – Heute vor 60 Jahren wurde die Berliner Mauer errichtet, obwohl der Genosse Walter noch Wochen vorher tönte „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, und auch die Grenze in Richtung Westen wurde endgültig dicht gemacht. Da passte es ja ganz gut mit dem Lankower Holz, dass wir zufällig gerade zum richtigen Zeitpunkt in einer so geschichtsträchtigen Region unterwegs waren. Der Zufall wollte es so! Früher, für den DDR – Normalbürger nicht erreichbar, heute muss man schon Suchen, um noch einige Spuren von der damaligen Zeit zu entdecken. Entdeckt haben wir im übrigen am Mittwoch im Lankower Holz auch einen schönen Ascomyceten, der weiter oben zusammen mit dem Gelbstieligen Dachpilz zu sehen ist. Torsten Richter hat ihn uns bestimmt. Siehe Bild oben!

Da wir im Tagebuch in letzter Zeit immer weiter in die Käfer- und Schmetterlingskunde eintauchen, hier noch ein Falter, den Christopher Engelhardt bestimmt und im Bild festgehalten hat. Es handelt sich um den Braunbinden – Wellenstriemenspanner (Scotopteryx chenopodiata).

Wenn schon, denn schon. Hier noch ein schöner Käfer, der sich gerade in einen verwesenden Maulwurf eingräbt. Der Name ist also Programm bei Totengräbern der Gattung Nicrophorus. Allerdings bezieht  sich das Graben darauf, dass die Käfer die gefundene Leiche untergraben und schließlich im Erdreich verbuddeln. Der verstorbene wird also beerdigt. 11. August 2021 im Lankower Holz.

Heute war es nochmal ziemlich warm, aber zeitweise auch durchaus bewölkt. Es brodelte mitunter ganz schön am Himmel, denn eine Kaltfront schleicht sich allmählich heran. Sie ist aber wenig Wetteraktiv. Nur vereinzelt tröpfelte es mal ein wenig und sogar Blitz und Donner waren örtlich mal mit dabei. Der Tiefdruckeinfluss wird in den nächsten Tagen weiter zunehmen und es wird auch wieder windiger. In der nächsten Woche erwartet uns dann ungemütliches Herbstwetter. Die Temperaturen erreichen dann kaum noch die 20 Grad, da aus dem hohen Norden hochreichende Polarluft angezapft wird. Die bringt uns neben zeitweiligen Regenfällen auch richtiges Aprilwetter mit kurzen Schauern und Gewittern mit.

Aber nun wieder zurück zu unseren Pilzen. Hier sehen wir noch einmal Weinrötliche Zwerg – Champignons (Agaricus semotus). Die kleinen Egerlinge gehören der Sektion der Anis – Champignons an. Sie gilben intensiv und duften ziemlich deutlich nach Anis. 11.08.2021 im Lankower Holz.

Es wird nun ein erstes mal richtig herbstlich und die Urlauber, die gerne den Strand genießen wollen, müssen sich etwas anderes einfallen lassen. Dafür könnte durchaus ein Waldbesuch zu empfehlen sein, denn ein derartiger Sturm, dass das Betreten der Wälder zu einer Gefahr werden könnte, steht nicht auf der Agenda. Immerhin scheint in letzter Zeit Waldbaden angesagt zu sein. Also anstatt Ostseebaden, einfach mal ein Bad im Wald nehmen. Und wer dann auch schon mal für sich die herbstliche Pilzsaison eröffnen möchte, könnte durchaus Glück haben, fündig zu werden. Zumindest in den Wäldern, die nennenswerte Regenfälle in den zurück liegenden Wochen abbekommen haben. Ob die in den nächsten Tage zu erwartenden Regenfälle nennenswert ausfallen, bleibt abzuwarten. Entgegen den gestrigen Prognosen wurden die zu erwartenden Regenmengen heute wieder zurück gerechnet. Auf jeden Fall besteht die Möglichkeit, dass in den nächsten Tagen noch einiges an Regen zusammen kommen könnte. Das würde zumindest den derzeitigen Aufbruch stützen und verlängern. Ob es dann tatsächlich schon in den eigentlichen Pilzherbst geht, müssen wir noch aussitzen, denn die Wettermodelle rechnen heute ab übernächstes Wochenende wieder mit einer Stabilisierung der Großwetterlage und es soll trockener und sonniger werden. Sprich, es soll sich Hochdruck über Europa etablieren. Aber diese Tendenzen haben wir jüngst auch schon so in den Modellen gehabt, und nun kippt die Wetterlage wieder in Richtung unbeständig. Das darf uns nur recht sein!

Blutrote Röhrlinge (Xerocomus rubellus) sind nah Verwandt mit Rotfüßchen und Ziegenlippe. Es gab sie reichlich an den Weg- und Straßenrändern des Lankower Holzes am 11. August 2021.

Sonnabend, 14. August – Zunächst auf diesem Wege ein ganz großes Dankeschön an den aufmerksamen Tagebuch – Leser, der unserer Berliner Pilz- und Naturfreundin Johanna ihren Top – Fund aus dem Bialowieza – Urwald bestimmen konnte. Darüber hat sie sich riesig gefreut und es war für sie persönlich der Fund des Jahres 2021, der wohl kaum noch zu überbieten sein dürfte. Sie hat sich über den Gelbberingten Dachpilz zwischenzeitlich schlauer gemacht und konnte ermitteln, dass es weltweit bisher nur etwa 50 Nachweise dieses schönen und markanten Holzbewohners gibt. Liebe Johanna, wir freuen uns mit dir!

Mit derartigen Raritäten kann ich heute an dieser Stelle leider nicht aufwarten. Trotzdem finde ich diese Familie von Perlpilzen (Amanita rubescens) auch ganz nett. 14.08.2021 in den Jülchendorfer Buchen.

So schön kann ein Mörder aussehen! Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) zählt tatsächlich zu unseren schönsten Großpilzen. Er ist der wichtigste Pilz einer jeden Ausstellung und auch sonst liebe ich diesen wunderbaren, anmutigen Giftzwerg.

Heute war ich wieder ein wenig im Naturpark Sternberger Seenland unterwegs. Ich musste zunächst unbedingt meiner aktivsten Sommersteinpilz – Stelle einen Besuch abstatten. Das machte ich mit gemischten Gefühlen, denn ich hatte Mitte der Woche keine Zeit, dort vorbei zu schauen. Ich ahnte nichts gutes, denn bei Steinpilz – Schüben dürfen nicht mehr wie 2 – 3 Tage vergehen, möchte man Pilze im besten Entwicklungsstadium ernten. Fast eine Woche seit dem letzten Besuch ist eine definitiv zu lange Zeitspanne. So sah ich meine Vorahnung sogleich bei meiner Ankunft bestätigt. Die teils gewaltigen Röhrlinge waren schon aus einiger Entfernung zu sehen. Zwar waren auch noch junge Exemplare dabei, aber ein Teil war bereits überständig. In wenigen Minuten war mein ziemlich großer Weidenkorb mit Berg gefüllt und schwer, als hätte ich Steine geladen. Derartiges mag ich nicht so sehr, denn ich wollte nicht gleich nach 10 Minuten die Heimfahrt antreten. So blieb mir nichts weiter übrig, den Korb in einem Gebüsch zu verstecken. Beim letzten mal, im Juli, machten sich bei dieser Praxis sogleich etliche große Nacktschnecken über die Ausbeute her. Das wollte ich unterbinden und umhüllte den Korb mit einem dünnen, luftigen Müllbeutel. Die habe ich immer dabei, damit die Frischpilze mir auf meinen Rollerfahrten nicht durch Fahrtwind vertrocknen. Immerhin sind oftmals Pilze dabei, die hinterher auf meiner Ausstellung noch ein frisches Bild abgeben sollen. Heute war es nur ein ansehnlicher, bereits aufgeschirmter Parasol, der mir bei dem windigen Wetter während der Fahrt nicht nur vertrocknet wäre, er hätte auch die Flucht ergriffen. Die Steinpilze landen ohnehin auf dem Trockner.

Zugegeben, die Steinpilze sind nicht mehr Oberklasse und ungern lege ich so große Teile in meinen Korb. Dennoch sind sie noch gut für den Trockner geeignet.

Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius) am Standort im Eichen/Buchenwald der Venzkower/Kobander Tannen fotografiert. 14.08.2021.

Schließlich ging es von den Jülchendorfer Buchen noch kurz in die Venzkower/Kobander Tannen. Auch hier habe ich einige, durchaus ergiebige Stellen mit Sommersteinpilzen. Beispielsweise gehört dazu auch diejenige, die im Juli bei mir den großen Reibach erbrachte. Mein Korb war voll und ich vermied es, diese Stellen aufzusuchen. Statt dessen wollte ich einfach der Information wegen einem sauren Eichen-, Buchen-, Kiefern – Mischwald einen Besuch abstatten. Ich weiß, dass es hier gut Pfifferlinge geben kann, aber auch das dieses Revier wegen seines klassischen Aussehens als attraktiver Speisepilz – Standort, überlaufen sein würde. So war ich auch während meiner etwa halbstündigen Visite nicht allein. Zwei weitere Pilzsucherinnen waren hier bereits unterwegs, b. z. w. schlugen kurz nach meiner Ankunft hier auf. So verwunderte es kaum. dass die begehrten Eierschwämme nur sehr spärlich vertreten waren. Viel mehr hoffte ich allerdings auf den Zigeuner, der hier auch zu hause ist. Aber der hielt sich verborgen. Es ist für ihm dann wohl doch noch etwas früh. Dafür kam ich zur Erkenntnis, dass wir nun doch vom Pilzsommer 2021 Abschied nehmen müssen. Mehrere Wochen mit gemäßigten, für den Hochsommer fast schon kühlen Temperaturen, und häufige Regenschauer muteten nicht nur bei uns Menschen schon ein wenig frühherbstlich an, nein, auch die Pilz – Welt wertete es als Zeichen des verfrühten Aufbruchs. So waren hier die Maronen – Röhrlinge schon gut im Gange und auch Gruppen von Gelben Knollenblätterpilzen signalisierten mir, dass es Herbst wird.

Über diesen schönen Täubling freute ich mich zunächst sehr. Dachte ich doch, es könnte sich um den nicht häufigen Gelbfleckenden Täubling (Russula luteotacta) handeln. Aber schnell kam die Ernüchterung. Gleich daneben wuchsen einige, typisch aussehende Buchen Spei – Täublinge (Russula marei). Wäre auch vom Boden her kaum möglich. R. luteotacta benötigt bessere, ja sogar kalkhaltige Böden. 14.08.2021 in den Venzkower/Kobander Tannen am Standort fotografiert.

Am dunklen, hässlichen Sommersteinpilz – Standort in den Jülchendorfer Buchen, wo es im Juli vor ständig verwesenden Steinpilzen bestialisch stank, steht oft, so auch in den Vorwochen, eine Rotkappe vom Dienst. Heute hatte ich Glück, endlich mal ein fototaugliches Exemplar der Espen – Rotkappe (Leccinum rufum) vor die Linse zu bekommen. Standortfoto am 14. August 2021.

Und das Wetter spielt mit! In der kommenden Woche wird es regnerisch, kühl und stürmisch. Immer wieder können teils kräftige Schauer und Gewitter niedergehen. Mit etwas Glück kann sogar einiges an Regen zusammen kommen. Sieht man sich die Berechnungen des US – Wetterdienstes für die akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 29. August – 2.00 Uhr, von heute Abend an, dann kann man sich sogar etwas die Augen reiben. Ich habe ja in den zurück liegenden Tagebüchern ziemlich kontinuierlich die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar veröffentlich, aber eine solche Rechnung, wie heute Abend, war dort bisher nicht zu sehen. Im Mittel können bis zum genannten Datum 70,4 l/qm, im Minimum 53,0 l/qm und im Maximum 87,8 Liter zusammen kommen. So dicht liegen die Prognosewerte möglicher Regenmengen nur  selten  beieinander. Ein Zeichen dafür, dass möglicherweise wirklich einiges an Wasser vom Himmel fallen könnte. Insbesondere in den nächsten Tagen, aber einige Modelle rechnen zu Beginn der Übernächsten Woche auch mit einer Schwergewitterlage bei uns im Norden. Zunächst  sehen die Modelle aber in Richtung nächstes Wochenende wieder ein sommerliches Hochdruckgebiet und im Zusammenspiel mit einem kräftigen Atlantik – Tief, könnte aus Süden wieder sehr warme bis heiße Subtropikluft einfließen.

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) waren heute im Eichen-/Buchen – Kiefernmischwald recht häufig. Sie durchlaufen ihren ersten Wachstumsschub in diesem Jahr. Standortfoto am 14.08.2021 in den Venzkower/Kobander Tannen.

Der erste Höhepunkt, der uns voll und ganz begeisterte, war der Fund dieser beiden wunderschönen Orangeroten Helmlinge (Mycena acicula).

Sonntag, 15. August – Heute stand eine Vereinsexkursion der Wismarer Pilzfreunde auf dem Programm. Leider hatten außer meiner Wenigkeit nur zwei jüngere Pilzfreunde Interesse an dieser Tour. Das waren Phillipp und Christian, unsere beiden jüngeren und sehr wissbegierigen Pilzfreunde. Phillipp bereitet sich dadurch praktisch auf eine mögliche Prüfung zum Pilzberater beim Landesgesundheitsamt Mecklenburg – Vorpommerns vor. Christian will einfach tiefer in die Geheimnisvolle Welt der Großpilze eindringen, um in erster Linie seinen vegetarischen Speiseplan zu bereichern. Beide kamen heute auf ihre Kosten und natürlich auch ich, was die Kartierung der Großpilze in Mecklenburg anbelangt. Es war eine recht vielseitige Tour, obwohl das Waldgebiet bei Hindenberg fast noch im Dornröschen Schlaf liegt.

Wenn es einen Pilz des Jahres 2021 in Bezug auf besonderer Häufigkeit geben sollte, so ist es die Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes). Seit dem Frühling ist dieser Schlauchpilz fast bei jedem Waldbesuch zu sehen, sofern Ahörner vorhanden sind. Im Hindenberger Wald mutierte die markante Art heute zum regelrechten Massenpilz.

Beeindruckend war heute auch ein Massenbestand des Langstieligen Kreislings (Cudoniella aciculare). Hunderte Fruchtkörper tummelten sich auf einem alten Eichenstubben. 15.08.2021 im Hindenberger Wald.

Ziel war der Hindenberger Wald, unweit von Mühlen – Eichsen. Irgendwo zwischen der Hansestadt Wismar und Gadebusch, zwischen den Ortschaften Hindenberg und Webelsfelde. Schwerer Boden herrscht hier vor und das überwiegend von Laubbäumen und Fichten bestandene Gehölz ist über weite Strecken durch landwirtschaftliche Aktivitäten mit einer üppigen Krautschicht und Unterbewuchs ausgestattet. Kleine Sölle und Feuchtstellen werten das Revier auf und es gibt besonders in Waldrand – Nähe auch Altbuchenbereiche und schöne alte Eichen. Ansonsten ist Ahorn recht dominant. Es war, bei anfangs regnerischem Wetter, für uns drei eine kurzweilige und für alle lehrreiche Erkundungstour durch dieses etwas speziellere Gebiet. Am Ende sprang für Christian sogar eine reichhaltige Mischpilzmahlzeit heraus, die überwiegend aus wunderbar frischen Stockschwämmchen und Rotfuß – Röhrlingen bestand.

Der Top – Fund der heutigen Vereinsexkursion war dieser Filzporling. Ich vermute den Dreieckigen Filzporling (Onnia triqueter). Mich verwirrte allerdings der Standort mitten auf der Grasnarbe eines Waldweges. Ich kenne ihn eigentlich direkt auf Stubben von Kiefern. Nadelbäume waren immer wieder vertreten, aber meisten Fichte. So wuchs er aus deren Wurzelbereich heraus (Pinus?). Für Onnia triqueter spricht nicht nur die dreieckige Form der Fruchtkörper, sondern zu aller erst die weiten, zerschlitzen Poren. Onnia tomentosa, den ich zunächst vermutet hatte, soll eine viel dichtere Fruchtschicht, die zudem deutlich vom Stiel abgesetzt ist, besitzen. 15.08.2021 im Hindenberger Wald.

Ein weiterer Höhepunkt der interessanten Exkursion waren diese Grünspan – Becherlinge (Chlorosplemium aeruginascens). Standortfoto im Hindenberger Wald.

Der Regen hörte aber alsbald auf und es wurde noch ein recht freundlicher Sonntag. Das ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm. Ab heute Nacht geht es dann für die nächsten Tage rund. Nachts kommen erste Schauer und Gewitter auf. Morgen, im Tagesverlauf, zieht eine bei uns in Küstennähe recht markant ausgebildete Kaltfront durch und in der Nacht zum Dienstag folgt dann hochreichend kalte und labil geschichtete Meereskaltluft. Im Zusammenhang mit diesen Systemen lebt die Schauer- und Gewittertätigkeit so richtig auf. Das Wasser der Nord- und Ostsee ist ziemlich warm und das liefert zusätzlichen Treibstoff für hochreichende Konvektion. Die kräftigen Schauer können mit Sturmböen und Hagel einher gehen und bei günstiger Windscherung besteht auch ein gewisses Risiko für Tornados. Alles andere als Strandwetter für unsere Urlauber, aber vielleicht lohnt sich besonders für naturverbundene Menschen in den kommenden Tagen der Blick aufs Meer hinaus. Insbesondere wenn  die dunklen Schauerwolken durchziehen. Die Wahrscheinlichkeit ist jedenfalls erhöht, dort das eine oder andere Wasserhöschen tanzen zu sehen. Also Tornados über dem Meer. Hier ist die Tornado – Gefahr am größten. 

Und am Ende war auch der Kochtopf – Mykologe zufrieden. Herrlich frische Stockschwämmchen und Rotfüßchen. Letztere tarnten sich perfekt auf dem düsteren Waldboden und es gab sie stellenweise Massenhaft. 15. August 2021 im Hindenberger Wald.

Schwarzgezähnelte Rettich – Helmlinge (Mycena pelianthina) am 15. August 2021 im Hindenberger Wald. Schwach giftig!

Montag, 16. August – Etwa zur gleichen Zeit, als ich gestern Abend meinen Tagebucheintrag schrieb und über der Ostsee die Möglichkeit von „Wasserhöschen“ erwähnte, wirbelte bereits ein solches über der Ostsee bei Kiel. Fotos dazu sind unter http://www.wetter-online.de zu sehen. Allerdings handelte es sich um einen ausgewachsenen Tornado und nicht, wie ich verniedlichend schrieb, um ein Höschen. Er hatte sich an einer Superzelle gebildet. Gestern Abend entstanden über Schleswig – Holstein mehrere Superzellen. Superzellen sind die mächtigsten Gewittersysteme auf unserer Erde und sie rufen auch in den USA immer wieder verheerende Tornados hervor. Die Gewitterzellen rotieren wie ein Brummkreisel um sich selbst und können dadurch viel, für sie lebensnotwendige Energie, aufsaugen. Die Windscherung stimmte gestern Abend perfekt und so konnten sich die Gewittertürme in große Höhen schrauben und diese langlebigen Schwergewitter entstehen lassen. Ich schaute mir das Spektakel aus sicherer Entfernung am Ostseestrand des Seebades Wendorf an. Ich setzte mich auf eine Bank und genoss das Blitzfeuerwerk über der inzwischen stockfinsteren und der fast spiegelglatten Ostsee. Man kann sich vorstellen welch wunderbare Lichtspiele dadurch entstehen. Das war Hochsommer – Romantik pur! Allerdings war es trotz des Blitzreichtums für mich eine Herausforderung, für dieses Tagebuch ein stimmungsvolle Foto einzufangen. Ich bin eben nicht auf Blitzfotografie spezialisiert.

Die Gewitterzone in der letzten Abenddämmerung von der Wismar Bucht aus fotografiert.

Romantische Gewitterstimmung. Wetterleuchten in Blickrichtung Dänemark. 15. August 2021.

Diese Zone zog schließlich über Dänemark ab, aber ab Mitternacht lebte die Gewittertätigkeit vom Hamburger Raum ausgehend in Richtung M-V wieder auf. Teils zogen bis in den frühen Vormittag sehr kräftige Schauer durch. Besonders im Großraum südlich von Schwerin, etwa zwischen Crivitz, Ludwigslust oder Parchim gab es in der Nacht teils unwetterartige Gewitter bis zum Hagelniveau. Tagsüber hat dann die schleifende Kaltfront des nun aufziehenden, für die Jahreszeit kräftigen Sturms, verbreitet schauerartige Regenfälle gebracht. In meinen Messbecher gelangten 13 Liter. Ab der kommenden Nacht folgt nun die Höhenkaltluft und die Schauer und Gewittertätigkeit lebt erneut auf. Das wird auch morgen tagsüber so bleiben, bei einem teils bis Sturmstärke auffrischendem Wind. Besonders in Verbindung mit Gewittern kann es schwere Sturmböen geben! Dort, wo Schauerstraßen immer wieder über die selben Regionen ziehen, können bis morgen Abend stellenweise bis zu 40 Liter auf den Quadratmeter zusammen kommen. Größtenteils wird es aber weniger sein. Schließlich können die Schauer durch Warmluftadvektion sogar in stundenlangen Dauerregen übergehen.

Diese Pilze bereiteten mir heute viel, der Finderin weniger Freude. Sie wuchsen in einem Gewächshaus. Im letzten Jahr waren sie dort schon einmal unerwünschter Weise aufgetaucht und wurden heraus gerissen. Nun sind sie wider erschienen und guter Rat war nicht teuer, nur 2 €! Sie legte mir diese Gift – Riesenschirmpilze (Macrolepiota venenata) heute in der Pilzberatung vor, wo ich sie auf dem Hinterhof fotografierte.

Wir werden also wieder gut mit Wasser versorgt und einer weiteren Verbesserung des allgemeinen Großpilzaufkommens steht zunächst nichts mehr im Wege.

Die Forst Jamel war heute Ziel von Pilzwanderungen unter dem Motto „Wald macht Schule“.

Dienstag, 17. August – Im Auftrag b. z. w. auf Anfrage des Forstamtes Grevesmühlen war ich heute in ein Schüler – Pilotprojekt für einige Stunden in der Forst Jamel eingebunden. Das Forstamt unterhält seit dem Jahre 2004 die Waldschule Gostorf. Ich erinnere mich, dass der Steinpilz – Wismar zur damaligen Eröffnung auch eine kleine Pilzausstellung dort aufgebaut hatte. Sie ist eine waldpädagogische Bildungsstätte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das Objekt befindet sich auf dem Forsthof Gostorf, auf dem auch das Forstamt seinen Sitz hat. Unter dem Motto „Wald macht Schule“ werden dort verschiedene Veranstaltungen zum Thema Wald durchgeführt b. z. w. angeboten. Auf dem Gelände befindet sich ein Backhaus mit Steinbackofen, ein Lagerfeuer- und Fußballplatz, eine kleine Holzwerkstadt, sowie eine Wald – Theaterbühne. Auch eine Streuobstwiese und ein Garten mit Hochbeeten ist vorhanden, ebenso wie ein Dammwildgehege. Reichlich Wald findet sich in der Umgebung von Grevesmühlen/Gostorf.

Gut zu wissen: Pilze verbreiten sich durch Sporen. Diese können ganz unterschiedlich gefärbt sein. Der Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) besitzt fleischfarbenes Sporenpulver. Die Lamellen sind zunächst weiß und je älter der Fruchtkörper wird, um so mehr Sporen produziert er. Die Lamellen färben sich fleischrosa. 17.08.2021 Forst Jamel.

Dieser kaum giftige Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina) hat sich für uns besonders in Schale geschmissen b. z. w. diese für uns kunstvoll springen lassen. Nach dem Regen streckt sich der Fruchtkörper besonders schnell, aber der starke, trockene Wind, hat die Stielrinde verhärtet und sie platz auf. 17.08.2021 Forst Jamel.

Im Rahmen des Lehrplanorientierten Unterrichtes findet diese Woche ein Pilotprojekt statt. Dazu sind Schüler der Waldorfschule aus Schwerin zu Gast. Eine Woche Leben im Wald. Wie die Nomaden und und ohne die ganz normalen Annehmlichkeiten von zu hause. Gestern starteten die Kinder in Grevesmühlen und wanderten im strömenden Regen 10 Km durch Wald und Flur, bis zu einer Waldlichtung im Forst Jamel. Vollkommen durchnässt galt es dann erst einmal die Behausungen zu errichten. Das sind Jurten, so wie wir diese aus den Steppenregionen in der Mongolei kennen. Das war eine große Leistung und ein Kraftakt unter wirklich harten Bedingungen. Die Kleider mussten am wärmenden Lagerfeuer trocknen. Sicher kein schöner, aber in der Erinnerung bleibender Auftakt einer Waldwoche. Heute stand nun dass Thema Pilze auf der Tagesordnung. Ich hatte einige wichtige Exemplare mitgebracht und erläuterte die Aufgabe der Pilze im Haushalt der Natur. Das sie für uns lebenswichtig sind und ohne Pilze die Natur und auch wir Menschen nicht lebensfähig wären und auch nicht existieren würden. Da horchen dann auch gerne mal die Lehrkräfte auf, weil eigentlich kaum jemand das Pilzreich aus diesem Blickwinkel betrachtet. Es geht nur um essbar oder giftig. Selbstverständlich ging auch ich auf dieses Thema ein und hatte als Vertreter der Speisepilze einen Sommersteinpilz mit dabei und die Giftpilze wurden vertreten vom wichtigsten aller Giftzwerge, dem tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz. Aber dann ging es gestaffelt in zwei Gruppen auf die Pilzpirsch und im Handumdrehen waren die jeweils dafür angesetzten 90 Minuten vorstrichen, da immer wieder interessante Pilzarten entdeckt wurden und ich sie ausführlich vorstellte.

Wünschen wir den Kindern und Lehrern in ihrem selbst errichteten Walddorf besseres Wetter und noch viele, schöne Abenteuer in Wald und Flur bei Jamel.

Mit dem Wetter hatten wir Glück. Nur wenige Tropfen, aber sehr windig. Überhaupt hielten sich die zahlreichen und kräftigen Schauer zurück. Es hätte durchaus eine platschnasse Geschichte werden können, aber die Position des Sturmtiefs, mit seinen Niederschlagsbändern, lag derartig günstig für uns, dass es bis auf wenige Schauer, meist trocken blieb und sich zeitweise sogar die Sonne zeigte. Wir profitierten vom Föhn des Norwegischen Gebirges. Die Berge um Bergen herum sorgten für Wolkenauflösung und durch die hohen Windgeschwindigkeiten reichte dieser Schönwetterstreifen bis nach Westmecklenburg. Übrigens gab es gestern Abend wieder einen Tornado, der dieses mal aber über Land zog und eine Ortschaft in Ostfriesland verwüstete.

Sklerotien – Porling (Polyporus tuberaster). Standortfoto am 17.08.2021 in der Forst Jamel.

Ein junger Rotbrauner Scheidenstreifling (Amanita fulva) schiebt sich aus dem Moospolster eines alten Buchenstubbens. 18.08.2021 im Woitendorfer Wald.

Mittwoch, 18. August – Etwas feucht und unangenehm war die Fahrt auf meinem Dienstroller heute Vormittag von HWI bis zum Woitendorfer Wald. Es nieselte zeitweise und es wehte ein steifer Wind. Am Waldabzweig Woitendorf war ich gegen 10.00 Uhr mit Chris aus Lübeck, Phillipp aus Renzow und Egon aus Berlin zur heutigen Mittwochssexkursion verabredet. Der ehemalige Staatsforst Rehna oder landläufig Woitendorfer Wald, ist das größte Waldgebiet im MTB Carlow und liegt komplett im 4. Quadranten. Seit vielen Jahren gibt es hier geführte Pilzwanderungen im Rahmen der Tage der Pilze. Meist bin ich in diesem Zusammenhang mit den mir anvertrauten Menschen im westlichen Bereich, vom Rögeliner See aus, unterwegs und oft kommen wir dann mit gefüllten Körben wieder heraus. So kann hier in manchen Jahren die beliebte Totentrompete, das Logo des einzigen, der Pilzkunde verschriebenen Vereins in Mecklenburg – Vorpommern, zu einer regelrechten Landplage werden. So formulierte es einst ein Mitglied des Pilzvereins Heinrich Sternberg Rehna e.V. Aber auch ganz banale Speisepilze wie Steinpilz, Marone oder Stockschwämmchen und Hallimasch sind hier neben vielen anderen zuhause.

Gemeiner Steinpilz (Boletus edulis) am Rande eines Waldtümpels im Staatsforst Rehna (Woitendorfer Wald) am 18.08.2021 am Standort.

Die leckeren Semmelstoppelpilze (Hydnum repandum) starten im Woitendorfer Wald durch. 18.08.2021.

Der Woitendorfer Wald ist aber in erster Linie eine Fundgrube für wirklich mykologisch interessierte Pilz- und Naturfreunde. Er zählt zu den artenreichsten Wäldern Mecklenburgs. Torsten Richter und seine Vereinsmitglieder haben hier im Laufe der Jahre bereits 1543 Großpilzarten nachweisen und kartieren können. Da sind die gut 100 Arten, die wir heute entdecken konnten, nur ein Bruchteil dessen, was der Woitendorfer Wald zu bieten hat. Aber vielleicht sind unter diesen 100 doch noch Erstfunde dabei. Ich werde unsere Fundliste an den Rehnaer Pilzverein weiterreichen, sobald einige Nachbestimmungen geklärt sind oder auch nicht.

Der für mich mit Abstand interessanteste Fund der heutigen Exkursion war diese alles umwachsende und einbeziehende Wachskruste. Der Chef des Rehnaer Pilzvereins, Torsten Richter, hat den Pilz unter sein Mikroskop gelegt. Es handelt sich um den Gelben Krustenpilz (Hypocrea citrina). Woitendorfer Wald am 18.08.2021.

Über ein Massenvorkommen des Grüngelben Gallertkäppchens (Leotia lubrica) hat sich Phillipp ganz besonders gefreut. War es doch seine erste Begegnung mit dieser markanten Pilzart. 18.08.2021 am Standort im Woitendorfer Wald.

Wie man bei dieser Artenanzahl vermuten darf, hat auch hier der Herbstaspekt eingesetzt und es ging heute Schlag auf Schlag. So macht es Spaß durch die Wälder zu streifen. Der Woitendorfer Wald steht auf besseren, teils basenreicheren Böden, aber es gibt auch saure Bereiche in den Buchen- und Fichtenforsten, die von vielen Waldtümpeln und Mooren durchzogen sind. Dadurch ergibt sich auch diese unglaubliche Vielfalt dieses Waldgebietes. Auch hier war das Frischpilzaufkommen vor allem an etwas lichteren Stellen mit Gräsern und Moosen oder um die Feuchtbiotope herum besonders üppig. Teils richtig vielfältig, wie sonst nur Ende September/Anfang Oktober. Teilweise gab es aber auch gute Bereiche, in denen kaum ein Frischpilz zu sehen war. Ein ausführlicher Bericht folgt später.  

In`s Schwärmen gerieten dann alle bei einem weiteren Massenvorkommen. Im Hexenring wuchsen eine Vielzahl von Flatterigen Fichten – Korallen (Ramaria flaccida). In einigen Jahrzehnten wird es einen derartigen Anblick in Mecklenburg – Vorpommerns Wälder wohl kaum noch geben, da die Fichte ein Auslauf – Modell darstellt. 18.08.2021 im Woitendorfer Wald.

Blaufüßiger Rauhfuß (Leccinum cyanobasileucum) im anmoorigen Birken/Fichtenwald. 18.08.2021 Staatsforst Rehna.

Donnerstag, 19. August – Wir sind also pilztechnisch im Herbst angekommen. Und nicht nur das. Auch die zurückliegende und die vor uns liegende Witterung war und wird nur wenig sommerlich. Im Prinzip verlief der Hochsommermonat August bisher wie ein durchschnittlicher September. Die Pilzwelt reagiert entsprechend und dort wo die Niederschläge richtig ergiebig waren, hat schon ein recht artenreiches Frischpilzaufkommen eingesetzt. Das sind laut einer gestern bei Kachelmann – Wetter veröffentlichen Grafik vor allem die Gebiete ganz im Westen Mecklenburgs, also dort, wo ich in letzter Zeit unterwegs war, aber auch knapp östlich von Wismar, bis etwa zum Rostocker Raum und dann in einem Streifen nach Süden bis in die Region Parchim. Aber auch die Nossentiner/Schwinzer Heide hat stellenweise gut Regen abbekommen. Am meisten gab es im äußersten Nordwesten von Mecklenburg (Raum Palinger Heide) mit über 150 Liter auf den Quadratmeter.

Ein bildschöner Haarschleierling ist der Gallige Schleimfuß (Cortinarius vibratillis). Sein schleimiger Überzug ist Galle bitter. Da darf der Gallen – Röhrling durchaus neidisch werden. Woitendorfer Wald am 18.08.2021 am Standort.

Der Strohgelbe Rißpilz (Inocybe cookei) ist ein häufiger Vertreter seiner artenreichen Giftpilz – Gattung. Während die meisten seiner Verwandten also giftig sind, soll diese Art kein Muskarin enthalten. Wir finden ihn in Parkanlagen und Wäldern. Sein Geruch kann unterschiedlich sein. Diese Kollektion roch angenehm honigartig. 18.08.2021 im Woitendorfer Wald.

Auch Regionen mit vergleichsweise eher zurückhaltenden Niederschlägen, so wie der unmittelbare Bereich um Wismar herum, ziehen allmählich nach. In der Beratung werden Karbol – Champignons und Netzstielige Hexen – Röhrlinge aus dem Stadtgebiet vorgelegt. Andere Regionen haben diese Phase bereits hinter sich gelassen und dort hat nun ein vielfältiges Artenwachstum eingesetzt. Da weitere Niederschläge folgen sollen und das Wetter weiterhin mehr auf Herbst macht, wird sich dieser Trend fortsetzen. Da es noch früh im Jahr ist, wird es in Mecklenburg wohl kaum noch Panik – Reaktionen mit übermäßig heftigen Wachstumsschüben, beispielsweise von Steinpilzen, geben. Es hat sich Entspannung breit gemacht und man darf ohne Stress gemütlich auf die Pilzpirsch gehen. Mit etwas Geduld und entsprechender Arten – Kenntnis dürfte es sich auch für den Kochtopf – Mykologen lohnen.

Ein wunderschöner, überaus häufiger Winzling, mit kaum einem Zentimeter Hutdurchmesser, ist der Orangerote Heftel – Nabeling (Rickenella fibula). Trotz seiner Kleinheit hat er es verdient, ihn sich einmal etwas näher anzuschauen. 18.08.2021 im Staatsforst Rehna.

Braune Filzröhrlinge (Xerocomus spadiceus) gestern im moorigen Fichtenwald. Sie sind nah mit der Ziegenlippe verwandt und unterscheiden sich in erster Linie durch ihre bräunlichen Hutfarben und ihr Vorkommen im Nadelwald. 18.08.2021 im Woitendorfer Wald.

Im Woitendorfer Wald waren beispielsweise neben vereinzelten Steinpilzen und Braunen Filzröhrlingen auch Semmelstoppelpilze und wunderbar frische Stockschwämmchen im Angebot. Vereinzelt mal eine noch taugliche Marone oder Rotfüßchen, aber der Schub war diesbezüglich erst einmal durch. Ansonsten waren verschiedene Täublinge und dies und jenes im Angebot. Ganz anders sieht es in Richtung Vorpommern oder Berlin/Brandenburg aus. Dort hat es über weite Strecken in den zurück liegenden 30 Tagen kaum geregnet und es ist staubtrocken. Je länger dieser Zustand dort anhält, um so größer wird die Wahrscheinlichkeit für einen heftigen Wachstumsschub, je weiter das Jahr voran schreitet. Dort kann es also noch richtig explodieren, während wir ganz gemütlich in die Pilze gehen können und nicht fürchten brauchen, unsere Körbe reichen nicht aus, um die Massen an Steinpilzen und Co. mit nach hause zu bekommen. Natürlich wird es aber auch bei uns Massenwachstum einiger Speisepilze geben, allen voran unserer Stubbenpilze wie Stockschwämmchen und Hallimasch.

Ja, es wurde uns gestern schon so einiges für die Augen geboten. Der Rötliche Holzritterling (Tricholomopsis rutilans) ist bekanntlich einer der schönsten Großpilze in unseren Breiten. Aber in einer solchen Pracht, wie wir sie gestern an einem alten Nadelholzstubben zu sehen bekamen, das hat schon Seltenheitswert. Essbar, aber wohl wenig schmackhaft. Außerdem wäre es fast unverzeihlich so prächtige Teile einfach aufzufressen. 18.08.2021 im Staatsforst Rehna.

Die ominöse Wachskruste hat sich als Gelber Krustenpilz (Hypocrea citrina) entpuppt. Dank gilt Torsten Richter in Rehna für seine mikroskopische Bestimmung. Sie überzog Buchenlaub, Gräser, Moos und teilweise einen Baumstubben. 18.08.2021 im Woitendorfer Wald.

Freitag, 20. August – Zu  gezeigter Wachskruste aus dem Woitendorfer Wald hat Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein noch eine ganz andere Vermutung. Seiner Meinung nach könnte es sich auch um einen Schlauchpilz handeln. Gut möglich, Fakt ist jedoch, dass der resupinate Pilz hart und brüchig, wie zerlaufenes Kerzenwachs ist und sich auch so anfühlt. Was liegt also näher, ihn erst einmal in dieser Richtung zu verorten. Wir dürfen gespannt sein, ob sich dieses Rätsel noch lüften lässt. Ich werde Torsten eine Probe zukommen lassen. Immerhin geht es um weitere Arten für den Woitendorfer Wald, eines der am besten untersuchten Wälder zum Thema Großpilze in Mecklenburg – Vorpommern. Inzwischen ist dank Torsten Richter die Identität des Pilzes geklärt. Es handelt sich um den Gelben Krustenpilz (Hypocrea citrina). Nichts neues für den Woitendorfer Wald!

Auch dieser Fund aus dem Fichtenforst des Woitendorfer Waldes wird sich wohl nicht abschließend klären lassen. Champignongs ist ein schwieriges Feld. Auffallend sind die gelblichem Myzelstränge.

Eine Idee wäre der giftige Wurzelnde Champignon (Agaricus bresadolanus) Standortfoto im Woitendorfer Wald.

Morgen feiern die Rehnaer Pilzfreunde übrigens ihr diesjähriges Sommerfest. In diesem Zusammenhang wird dort auch eine vereinsinterne Pilzausstellung aufgebaut. Die bei dem guten Frischpilzaufkommen im Raum Rehna sicher sehr interessant ausfallen dürfte. Dazu wird auch der Grill angeheizt und ein zünftiges Pils gehoben. Der Steinpilz – Wismar wünscht viel Spaß und ein gutes Gelingen. Derweil startet morgen früh von Wismar aus wieder eine geführte Lehrwanderung. Ziel ist die Höltingsdorfer Forst. Ebenfalls einer der artenreichsten und interessantesten Wälder Mecklenburgs.

Im Schnitt bräunt der Egerling im Stiel. Der Hut ist sehr dickfleischig. Das erinnert mich an den Gedrungenen Champignon (Agaricus spissicaulis), den ich von Trockenrasen und aus lichten Kiefernwäldern sowie Heidegebieten her kenne. Fichtenforst auf besserem Boden passt nicht in mein Habitats – Schema.

Zum Wetter: Wir befinden uns immer noch an der Südseite des abgezogenen Sturmtiefs über Skandinavien und der Ostsee. Der Wind hat zwar nachgelassen, aber es schleifen immer noch Wolkenfelder mit einzelnen Schauern oder etwas Regen über die Küstennahen Regionen entlang. In den letzten drei Tagen sind nochmal 4 Liter in meinen Becher gelangt. Dieses Tief verliert aber nun endgültig den Einfluss auf unser Wetter. Von Westen nähert sich ein schwacher Hochkeil und am Sonntag greift bereits das nächste Tief von Westen her auf Deutschland über. Auch dieses hat es wieder in sich. Weniger mit Wind, eher mit kräftigen Schauern und Gewittern.

Während die nah verwandten Täublinge bereits im Frühling ihre Wachstumsperiode eröffnen, erscheinen die Milchlinge meist erst zu fortgeschrittener Jahreszeit. Inzwischen werden sie immer häufiger und auch die Gruppe der rotmilchenden Edel – Reizker geht jetzt an den Start. Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus) am Standort im Woitendorfer Wald am 18.08.2021.

Hier sind es weißmilchende Kampfer – Milchlinge (Lactarius camphoratus) im Woitendorfer Wald. 18. August 2021. Sie können als Würzpilz Verwendung finden und duften eindringlich nach Maggiwürze.

In weiten Teilen Deutschlands herrscht also wieder Unwettergefahr am Sonntag und Montag. Es kann zu heftigen Gewittern und Starkregen kommen! Aus heutiger Sicht bleibt zumindest die Nordhälfte von Mecklenburg – Vorpommern davon verschont. Im südlichen Bereich, vor allem auch in Richtung Mecklenburgisches Elbetal und Griese Gegend, kann mit etwas Glück jedoch einiges an Regen vom Himmel prasseln. An der Nordflanke des Tiefs soll sich nämlich eine schmale Starkregenzone bilden, in dessen Bereich bis Montag Abend 40 – 80 Liter auf den Quadratmeter fallen können. Einige Modelle haben sogar bis zu 130 Liter auf der Agenda. Überflutungen sind also wieder vorprogrammiert. Gefährdet von diesem Starkregenunwetter ist aus heutiger Sicht vor allem ein Streifen zwischen Hamburg und Hannover bis rüber nach Sachsen – Anhalt und  Berlin/Brandenburg. Gerade Berlin/Brandenburg hat es auch verdient, dass dort mal richtig die Dusche aufgedreht wird. Schließlich trägt der Steinpilz – Wismar Mitte September in der Märkischen Schweiz wieder ein kleines Pilzseminar aus. Siehe unter Termine! Da wäre es schon gut, wenn hier schon mal ein gewisser Grundstein an Feuchtigkeit gelegt würde.

Frische und zarte Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) am 18.08.2021 im Staatsforst Rehna (Woitendorfer Wald).

Ein Purpurschwarzer Täubling (Russula atropurpurea) schiebt sich aus dem Sternbemoosten Boden des Woitendorfer Waldes am 18. August 2021.

Der ganz große Aufbruch an der Pilzfront wird nach den möglichen Starkniederschlägen in Berlin/Brandenburg zum Zeitpunkt unseres Pilzseminars bereits Geschichte sein, aber falls es die Nachfolgewitterung ermöglicht, sollte sich bis dahin auch dort ein solides Pilzaufkommen entwickelt haben. Der Starkregenstreifen kann aber auch durchaus etwas weiter nach Norden ausgreifen. Einige Wettermodelle berechnen auch für West- und Nordwestmecklenburg  hohe Regenmengen. Fest scheint jedoch zu stehen, dass es in Richtung Küste weitgehend trocken bleiben sollte. Da der Starkregen gerade auch die sandigen Heidegebiete und Kiefernforste im nordöstlichen Niedersachsen und dem südwestlichsten Mecklenburg treffen könnte, dürfen dort in diesem Falle tatsächlich noch einmal die Uhren gestellt werden. Freunde von Maronen und Steinpilzen dürfen auf einen üppigen Schub hoffen. Besonders aber in den bis jetzt viel zu trockenen Gebieten im Brandenburgischen.

Schmarotzer Röhrlinge (Xerocomus parasiticus) auf Dickschaligen Kartoffel – Hartbovisten (Scleroderma citrinum). Der Röhrling ist essbar, sein Wirt jedoch giftig. 18.08.2021 am Standort im Woitendorfer Wald.

Goldgelber Lärchen – Röhrling (Suillus flavus). Ein Schmierröhrling unter Lärchen. 21.08.2021 Höltingsdorfer Forst.

Sonnabend, 21. August – Eine klare, ruhige, fast schon frühherbstlich frische und neblige Spätsommernacht liegt am Morgen hinter uns. Die Luft konnte gut abkühlen und durch Nebel und Tau war es heute morgen auf den Wiesen und offenen Stellen in unseren Wäldern sehr feucht, um nicht zu sagen nass. Und nass war es in unserem heutigen Zielwald im Rahmen einer öffentlichen Lehrwanderung nicht nur deshalb. Gestern und an der Vortagen hatte es hier noch ordentlich geschüttet. Große Pfützen im Ort Passee und im Wald kündeten davon. So erlebten die vier Teilnehmerrinnen und Teilnehmer eine absolut herrliche Wanderung durch die Höltingsdorfer Forst. Das Wetter hätte kaum schöner sein können. Angenehm temperiert, wohltuende Sonnenstrahlen nach den zurück liegenden, trüben Tagen und Windstille. Es war ein Traum! Und das nicht nur vom Wetter her, sondern auch an der Pilzfront. Auch hier brach gerade der Pilzherbst durch. Ich habe das Gefühl, dass ich in der letzten Zeit mit meinen Terminen genau richtig liege und bei der Differenziertheit der vergangenen, auslösenden Niederschläge, immer gerade in den Wäldern aufschlage, in denen es losgeht. Nicht übermäßig, keine Panik bei den Frischpilzen, sondern ganz gemütlich. Hier und da dies und jenes. So muss es sein und so macht es Spaß.

Eine frische und saubere Krause Glucke oder Fette Henne (Sparassis crispa). So sehr ich mich auch Mühte, den beiden Damen konnte ich diesen merkwürdigen Pilz nicht schmackhaft machen. Zu ungewöhnlich, so etwas kommt nicht in den Korb, geschweige denn, auf den Tisch. Was der Bauer nicht kennt… 21.08.2021 Höltingsdorfer Forst.

Neben Stammwanderer Robert waren zwei Damen mit dabei, die am Ende ein buntes Sammelsurium in ihren Sammelbehältnissen hatten, welches ohne fachmännische Begleitung und Beratung so niemals in diese gelangt wäre. Eine der beiden Damen, die gerne im Ventschower Wald unterwegs ist, sammelt gar nur Pfifferlinge. Nun, mit Pfifferlingen konnte uns der Wald heute nicht beglücken und so wurde es am Ende richtig bunt, was heute Abend oder morgen auf dem Essenstisch landen dürfte.

Aber wie man sieht, herrschte die Reserviertheit der Damen nur der Krausen Glucke gegenüber. Alles andere, was ich anpries, wurde dankend angenommen und fein säuberlich in das Körbchen gelegt. Das gibt ein wunderbares Mischpilzgericht!

Kegelhütiger/Spitzkegeliger Knollenblätterpilz (Amanita virosa). Die Attraktion der heutigen Wanderung. Tödlich giftig!

Der Top Fund für mich waren aber die tödlich giftigen Kegelhütigen Knollenblätterpilze. Diese sind in unseren Breiten recht selten und heute gab es sie im Höltingsdorfer Forst sogar in Luxus – Ausgaben. Nicht nur das dieser schöne, elegante Wulstling recht selten ist, nein, das erste Exemplar  meines Lebens von dieser Art, fand ich genau in diesem Wald. Das muss etwa drei Jahrzehnte her sein. Damals begannen wir mit unserer systematischen Nordwestmecklenburg – Kartierung. Ich war aus diesem Grunde mit zwei weiteren Pilzfreunden und Hobby – Mykologen in diesem Revier zur Bestandsaufnahme. Wie das meistens so kommt und auch damals kam, geraten wir mitunter etwas auseinander und anschließend wird angesagt, was jeweils der andere Entdeckt hat, um unsere Datenliste zu ergänzen.

Und plötzlich standen wir inmitten von Herbsttrompeten (Craterellus cornucopioides). Unsere Gedanken gingen sofort nach Rehna, zum Pilzverein Heinrich Sternberg e.V. Die feiern heute ihr Sommerfest und die Totentrompete ist das Logo des einzigen Pilzvereins Mecklenburg – Vorpommerns.

Herrlich frische Semmelstoppelpilze (Hydnum repandum). Pfifferlinge einmal anders. 21.08.2021 Höltingsdorfer Forst.

Damals habe ich hier allerdings nur ein Bruchstück besagten Kegelhütigen Knollenblätterpilzes gefunden. Der Hut war nahezu komplett von Schnecken abgefressen und ich konnte den Pilz nur anhand seines markanten, zottig – schuppigen Stieles, ansprechen. So gab ich die Art an, aber ein schräger Blick und ein müdes Lächeln sagte alles. „Aber lieber Reinhold, diese Art gibt es bei uns doch gar nicht! Können wir nicht aufschreiben“. Erst nach längerer Zeit, als wir den Pilz bei einer weiteren Kartierungsaktion in einem anderen Buchenwald wieder entdeckten, wurde mir der damalige Fund geglaubt und in den Datenlisten nachgetragen. Insofern freute ich mich heute ganz besonders über ein Wiedersehen mit dem Spitzkegeligen Knollenblätterpilz, an einem, für mich denkwürdigen Ort. 

Und dann noch so etwas! Unter dem Motto „Das beste zum Schluss“. Wohin mit den kapitalen Steinpilzen? Die Körbe sind zum überlaufen voll, aber die Freude war trotzdem groß. Sie Bereichern nun die Wismarer Pilzausstellung.

Recht charakteristisch auf einem ziemlich frisch abgesägten Buchenstubben, der Tintenstrichpilz (Bispora antennata). 22.08.2021 im Klaasbachtal bei Neukloster.

Sonntag, 22. August – Eigentlich hatte ich im Hinterkopf, heute meine noch ausstehende Mittwochsexkursion in der Griesen Gegend nachzuholen. Aber es war Regen angesagt und es macht keine Laune bei derartigem Wetter so weite Strecken mit dem Roller zu fahren. Also wurde dieses Vorhaben auf Eis gelegt und ich drehte am Nachmittag und Abend eine Runde im Raum Neukloster/Bützow. Zunächst machte ich kurz am Waldhotel bei Neukloster halt. Ich schaute mich am Klaasbachtal um. Nach etwa 10 Minuten entschloss ich mich hier abzubrechen. Der an sich Pilz- und artenreiche Bereich, gleich zu Beginn des Klaasbachtals, gab nicht viel her. Bis auf eine ganze Menge junger Pfifferlinge und einem Braunen Leder – Täubling sah ich nichts weiter.

Junge Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) direkt am Wanderweg im Klaasbachtal. Sie tun mir leid! Sie haben hier keine Chance zu ansehnlichen Eierschwämmen heran zu wachsen. Immerhin deuten sie an, das in punkto Pfifferlinge wohl noch so einiges in Arbeit ist. Standortfoto am 22.08.2021.

Brauner Leder – Täubling (Russula integra) an alt bekannter Stelle unter Altkiefern am Klaasbachtal. Guter Speisepilz. 22.08.2021

Es ging kurz zum Funkturm im Schlemminer Staatsforst. Auch hier sah ich kaum Frischpilze und brach nach etwa 20 Minuten ab. Nächste Station war das Rühner Holz. Hier ging es gleich auf den ersten Metern mit Eichen – Filzröhrlingen, Mehlpilzen und Gilbenden Erdritterlingen los. Also war das Ziel meiner kleinen Abendexkursion erreicht. Ich durchstreifte vor einigen Jahren durchforstete und ausgelichtete Altbuchen – Bereiche. Schließlich hatte ich sie noch gut von einer länger zurückliegenden, öffentliche Pilzwanderung in Erinnerung. Damals fand ich hier beispielsweise einige Langstielige Pfeffer – Michlinge und sogar einen Eichhasen. Natürlich gab es auch mehr, aber diese beiden Arten blieben im Gedächtnis haften. Heute waren genannte Pilze zwar nicht ausfindig zu machen, Frischpilze gab es aber eine ganze Menge. Aspekt – Bildend waren vor allem Täublinge, insbesondere auch die leckeren Frauen – Täublinge und schwach giftige Gelbe Knollenblätterpilze.

Auch sein Bruder, der Mörder, war anwesend. Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Gestern habe ich zwei ausgewachsene Exemplare aus dem Sammelsurium von Ratsuchenden in der Sprechstunde der Pilzberatung heraus gefischt. Das ging noch einmal gut! 22.08.2021 im Rühner Holz.

Einige, dieser hübschen Korallenpilze (Ramaria spec.) wuchsen heute im Rühner Holz an einem schon sehr vermoderten Buchenstubben. 22.08.2021.

Auch Milchlinge waren dezent vertreten. In erster Linie Buchen – Milchlinge. Außer den erwähnten Eichen – Filzröhrlingen war ansonsten bezüglich Röhrlinge nichts zu holen. Vereinzelte Steinpilze oder Maronen waren nur noch ein Schatten ihrer selbst. Im Vergleich zur Höltingsdorfer Forst von gestern oder dem Woitendorfer Wald, am vergangenen Mittwoch, war es hier doch recht monoton. Aber schließlich wich die ermüdende Monotonie doch noch ein wenig, nämlich beim Anblick von jungen Kegelhütigen Knollenblätterpilzen. Es gibt sie also auch hier und sie haben offensichtlich gerade ihren diesjährigen Wachstumsschub. Ganz zum Schluss wurde ich dann doch noch Ernte – Maschine. Ein großer, alter Buchenstubben, war von Stockschwämmchen überzogen. Ihnen wird inzwischen die Feuchtigkeit entzogen. Sie liegen auf dem Trockner.

Der Höhepunkt im Rühner Holz waren unzweifelhaft diese Kegelhütigen Knollenblätterpilze (Amanita virosa). Sie stehen in ihrer Gefährlichkeit dem Grünen Knollenblätterpilz kaum nach. Aufgrund ihrer Seltenheit ist die Vergiftungsgefahr durch diese Art allerdings geringer einzuschätzen. 22.08.2021.

Die große Feuchtigkeit kam dann doch nicht vom Himmel. Es fing zwar bereits am Nachmittag, als ich losfuhr, an zu Tröpfeln, aber dabei blieb es auch. Es Tröpfelte vor sich hin, kaum messbare Mengen, eher unter erhöhter Luftfeuchtigkeit abzubuchen. Hoffen wir, dass bis morgen Abend wenigstens Berlin/Brandenburg einiges abbekommt. Stellen- bis Gebietsweise werden nach wir vor hohe Regenmengen berechnet, teils bis zu 130 Liter auf den Quadratmeter. Allerdings wohl eher im südlichen Brandenburg.

Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus). 22. August 2021 im Rühner Holz.

Den leckeren Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) gab es gestern im Rühner Holz in hinreichender Menge. Erst zu spät dachte ich mir, ich hätte doch einige zur Verkostung einsammeln können. Dieses Bild habe ich allerdings am 21.08.2021 in der Höltingsdorfer Forst aufgenommen.

Montag, 23. August – Heute enden die Hundstage, die heißeste Zeit des Jahres! Nun, dass war in diesem Jahr wohl eher ein Witz! Die Hundstage fanden zeitweise im Juni und Juli statt und hatten auch einen heftigen Schub von Sommersteinpilzen im Gepäck. Der Monat August machte auf September und in den nächsten Tagen kündigt sich bereits der Oktober an. Keine Angst, ich habe mich nicht im Kalendarium vertan. Die Großwetterlage stellt sich nämlich komplett um. Zwischen einen blockierenden Hoch bei den britischen Inseln, bis weit in den hohen Norden, und einem sich bildenden Tiefkomplex über Skandinavien, der zur Ostsee und nach Polen abtropft und sich im Verlauf auch immer wieder regenerieren kann, wird aus den polaren Regionen hochreichende Kaltluft heran geführt.

Hier sehen wir einen kleinen, zerbrechlichen Täubling aus der Gruppe der dottersporenden Weichtäublinge. Wir finden ihn gerne in parkartigem Gelände unter Eichen und er ist auch gut an seinem fruchtigen Geruch zu erkennen. Duftender – Täubling (Russula odorata). Das Bild hat mir Torsten Richter vor einigen Tagen zugesandt.

Das dazu gehörige Sporenbild hat Matthias Reul in Bayern gefertigt. Wir sehen also die Sporen des Duftenden Täublings (Russula odorata).

Im Gegenzug, auf der warmen Flanke des Hoch, strömt sehr warme Sommerluft bis nach Island. Dort bricht eine für diese hohen Breitengrade regelrechte Hitzewelle los, mit Temperaturen über 25 Grad. Gleichzeitig soll die kalte Luft im Verlauf sogar bis nach Nord – Spanien gelangen. So werden wir uns bis in die erste Septemberhälfte wettertechnisch eher in den Oktober versetzt fühlen. Im Binnenland, besonders ganz im Osten Deutschlands, drohen sogar die ersten Bodenfröste! Hätten wir jetzt Winter, würde uns traumhaftes Winterwetter mit bitterer Kälte und Schnee bevor stehen. Für viel Schnee hätte bei dieser Anströmung schon alleine die Ostsee mit ihrem warmen Wasser gesorgt. Der Ostseestrich käme richtig in Fahrt.

Es gibt aber auch noch andere Großpilze, die ihr Duften schon im wissenschaftlichen Namen tragen. Zu ihnen gehört, neben dem Duftenden Täubling, auch die Fenchel – Tramete (Gloleophyllum odoratum). Wo nach sie duftet, sagt ihr deutscher Name bereits. Wir finden den schönen Porling an alten Fichtenstubben. 21.08.2021 in der Höltingsdorfer Forst.

Am Zweittreffpunkt zu unserer Wanderung am vergangenen Sonnabend wuchsen im Ort Passee auf einer Rasenfläche, neben den ungleich größeren Nelkenschwindlingen, auch diese nahezu winzigen Wiesen – Haarschwindlinge (Crinepellis stipitarius). Sie sind ortshäufig und sollen vor allem im Küstenbereich vorkommen.

Aber auch in den nächsten Tagen dürfte sich der Ostseestrich bemerkbar machen. Die kalte Luft strömt von Nordosten nach Südwesten über das warme Wasser und löst reichlich Konvektion aus. Zahlreiche Schauer und Gewitter werden bis in das Binnenland getragen. Randtröge können sogar ergiebige Regenfälle nach Ostdeutschland ausgreifen lassen. Und das ist gut so, fanden wir hier bis vor kurzem noch die trockensten Böden Deutschlands vor, so hat es seit gestern zumindest teilweise sehr ergiebig zwischen Berlin und Halle Leipzig geregnet. Ob die Region Märkisch Oderland bereits genug abbekommen hat? Wenn nicht, kann hier in der nächsten Zeit noch einiges zusammen kommen. Auf jeden Fall dürfen die Pilzfreunde in den nun gut bedienten Regionen ihre Uhren stellen. In 10 – 14 Tagen könnten sich einige die Augen reiben! Vom 17. – 19. September sind wir im Umweltzentrum DreiEichen, in der Märkischen Schweiz, mit einem Pilzseminar zu Gast. Wer dort mit dabei sein möchte, schaut doch bitte mal unter „Termine“ nach!

Und hier noch ein weiterer Fund aus der Höltingsdorfer Forst vom vergangenen Sonnabend. Der Würzige Tellerling (Rhodocybe truncata) ist ein guter Speisepilze und ähnelt habituell den Maipilzen. Er kommt meiner Erfahrung auch gerne an deren Plätzen vor.

Gestern war Vollmond. Für die Gläubigen Mondanbeter ist jetzt Pause angesagt. Ab dem 07. September dürfen sie wieder hoffen.

In den nun reichlich von Regen bedachten Regionen Ost- und Mitteldeutschlands, die zuvor viel zu trocken waren, sollte es also in 10 – 14 Tagen los gehen. Das kommt dann auch wieder ziemlich genau den Mond – Theoretikern entgegen. Vollmond ist am 07. September. Hoffen wir auf eine günstige Nachfolgewitterung. Hier sind in erster Linie die möglichen Niederschläge des neuen Tiefdruck – Komplexes zu nennen. Die für diese Jahreszeit unterkühlten Temperaturen sollten sich kaum negativ auswirken. Ganz im Gegenteil! Sie könnten das Wachstum von Herbstpilzen erst recht aus der Reserve locken. Besonders im Brandenburgischen haben wir ausgedehnte Kiefernforste, die bei zu großer Sommerwärme und Sonne zu dieser Jahreszeit schnell wieder austrocknen würden. Auch täuscht das niedrige Temperaturniveau eine schon fortgeschrittene Jahreszeit vor.

Gerade auch den beliebten Maronen – Röhrlingen (Xerocomus badius) dürfte die kühle Witterung sehr entgegen kommen. 21.08.2021 in der Höltingsdorfer Forst.

Dienstag, 24. August – Heute Abend stand eine Pilzwanderung in den Redentiner Tannen auf dem Programm. Unsere diesjährige Abendwanderung. Haben wir sie in früheren Jahren nahezu ausschließlich im Stadtgebiet von Wismar durchgeführt, habe ich seit dem vergangenen Jahr damit begonnen, unseren Aktionsradius ein wenig zu erweitern. Also  stadtnahe Waldgebiete mit zu integrieren.

Abendwanderung in den Redentiner Tannen am 24. August 2021.

Der beliebte Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus) direkt am Fuß einer älteren Birke. Ungewöhnlich, denn in der Regel tritt der Vitalpilz einige Meter höher am Stamm auf.

Im August 2020 waren wir am Farpener Stausee unterwegs. Leider war es damals viel zu trocken, so dass wir kaum Frischpilze sahen. Heute standen die Redentiner Tannen auf dem Plan. Es ist der Wald meiner Jugend. Im Sommer und Herbst war ich hier in der Regel zwei mal wöchentlich auf meiner Steinpilz – Route unterwegs. Die bildete sich nach einiger Zeit heraus, nachdem ich das Waldgebiet weitgehend für mich erschlossen hatte. Für die damalige Runde hatte ich im Schnitt 6 bis 8 Stunden benötigt und alle relevanten Stein- und Birkenpilz sowie Pfifferlings – Standorte vernetzt. Legendär war der damalige Steinpilzweg, an dem sowohl Gemeine- wie auch Sommersteinpilze wuchsen. Hier habe ich überhaupt erst gelernt, den Sommersteinpilz vom Echten Steinpilz zu unterscheiden. An beiden Wegrändern und manchmal sogar auf der sandigen Mitte des Weges brachen sie heraus. Angrenzend eine damals fast undurchdringliche Fichtenschonung mit zeitweise unglaublichen Mengen von Fichtensteinpilzen. Ein muss war auch der Steinpilzgraben, an dem es mitunter auch eine ganze Menge Birkenpilze gab. In der Spitze bis zu 130 Stück! Das sitzt noch fest im Gedächtnis. Auch die Steinpilze zählte ich damals. Bei starken Wachstumsschüben waren es bis an die 300!

Gleich bei unserer Ankunft, beim Aussteigen aus den Autos, begrüßten uns Sommersteinpilze (Boletus reticulatus). Dieses Exemplar hatte ich gerade noch mit meinem Roller verfehlt. Ein wunder, dass er unseren Ansturm unbeschadet überlebt hat. Eine würdige Begrüßung, die mein ehemaliger Hauswald für uns parat hielt.

Ein essbarer Blaugrauer Reiftäubling (Russula parazurea) im goldenen Licht der tief stehenden Abendsonne. 24.08.2021 in den Redentiner Tannen.

Schließlich war da noch eine größere Kiefernschonung mit einigen Birken und Jungeichen. Hier gab es mitunter richtig gut Pfifferlinge, aber auch Steinpilze, Butterpilze, Sand – Röhrlinge u. a. Zu guter letzt eine Eichen – Waldkannte mit eingestreuten Birken und Kiefern. Dort konnte man die Gemeinen Steinpilze in allen ihren Erscheinungsformen studieren. Von den ganz herkömmlichen, mit nussbräunlichen Hüten, bis hin zu Formen mit fast violett – schwarzen Köpfen und auch eine grauhütige Form, die in der Nähe von Birken wuchs. Dabei könnte es sich um den relativ seltenen Birken – Steinpilz gehandelt haben. Eichensteinpilze (Sommersteinpilze) traten hier nie auf. Es war offensichtlich ein zu geringer Basenanteile im Boden. Nun, bis auf den Steinpilzweg konnten wir die anderen genannten Bereiche nicht tangieren, denn uns standen ja nur knapp 2 Stunden zu Verfügung und gegen 21.00 Uhr war es bereits dunkel. Es sollte ja keine Nachtwanderung werden, denn die steht erst am kommenden Freitag auf der Agenda. Wir waren heute 7 Leute, inklusive Pilzfreunden aus Schwerin und Rostock.

Blutrote Röhrlinge (Xerocomus rubellus) auf unserer heutige Abendwanderung.

Ich hatte am Nachmittag eine Pilzberatung mit zwei Leuten, die gerade aus den Redentiner Tannen kamen und keine großen Erfolge verbuchen konnten. Es gäbe dort kaum Pilze und der Wald sei auch viel zu trocken. Wir erlebten das Gegenteil. Reichlich Frischpilze bis hin zum Sommersteinpilz und fetten Pfifferlingen! Und fast alle Pilze waren frisch. Es geht hier gerade los!

Da blutete doch unserem Phillipp das Herz. Er entdeckte für uns im Unterholz eine üppige Stelle mit zahlreichen, ebenso üppigen Pfifferlingen. Er isst sie für sein Leben gern, aber überließ sie unseren Gästen. Das zeugt von Stil den anderen gegenüber! Sich zurück nehmen, auch wenn die eigene Begehrlichkeit hoch ist. 24. August 2021 in den Redentiner Tannen.

Hier sehen wir die dichte Hutbeschuppung des ganz normalen und essbaren Safran – Schirmpilzes (Macrolepiota rhacodes) aus dem Wald. Zum Vergleich mit dem Gift – Riesenschirmpilz siehe weiter oben in diesem Tagebuch. 25.08.2021 im Holmer Wald.

Mittwoch, 25. August – Bezüglich unserer Mittwochsexkursionen haben wir heute ein neues Messtischblatt in Angriff genommen: 2132 = Mallentin. Seit Beginn der systematischen Mittwochsexkursionen nach Topographischen Karten im Maßstab 1 : 25 000, im April des Jahres 2016, ist das MTB Mallentin ein zweites mal in die Auslosung gekommen. Insbesondere die Wälder im 1. und 2. Quadranten haben wir darüber hinaus schon des öffteren besucht. Sei es bei länger zurück liegenden Kartierungen, ganz privat oder im Zuge von öffentlichen, sowie individuellen Lehrwanderungen. Heute war es eher eine kombinierte Aktion. Sowohl der Kartierung dienend, aber auch in Form einer individuellen Lehrwanderung. Neben Chris und Phillipp waren noch zwei interessierte Urlauberinnen und ein dazu gehöriger Urlauber aus dem Süddeutschen Raum sowie ein WauWau mit dabei!

Der Süßliche Buchenmilchling (Lactarius subdulcis) ist ein Massenpilz des Herbstes und stets unter Buchen zu finden. Dort kann man ihn in manchen Jahren noch bis in den Januar hinein antreffen. Essbar. 25.08.2021 im Holmer Wald.

Einer der farbenfreudigsten Sprödblättler unserer sauren Nadelwälder ist der Rote Heringstäubling (Russula xerampelina). Milder Geschmack, bräunendes Fleisch und Fischgeruch zeichnen diesen guten Speisepilz aus. Der Fischgeruch verliert sich bei der Zubereitung. 25.08.2021 im Holmer Wald.

Der Holmer Wald liegt direkt an der B 105 und stockt weitgehend auf sauren Sandböden. Entsprechend gibt es hier einen hohen Anteil an Nadelbäumen wie Kiefern, Fichten und Douglasien. Natürlich auch Laubwälder mit Eichen, Buchen oder Birken. Wenn man so will, ein klassisches Revier für den ganz normalen Kochtopfmykologen, der in der Regel nur eine Handvoll gemeiner Röhrlinge und Pfifferlinge sammelt. Diese waren heute natürlich auch vertreten, insbesondere in Form von oft noch jungen, knackigen Maronen, einigen Rotfüßchen und Ziegenlippen. Auch ein Steinpilz war dabei und natürlich Pfifferlinge. Aber unser Blick galt wie immer allen möglichen Großpilzen und so wurde es am Ende wieder eine sehr artenreiche Tour. Auch hier wurde deutlich, dass der Pilzherbst in die Vollen geht. Selten haben wir bisher erlebt, dass es pünktlich zu Beginn des Herbstaspektes gleich entsprechend startet. Dafür aber nicht mit einer Explosion, sondern völlig gelassen und entspannt, denn der Herbst ist ja noch lang und die Witterungsbedingungen sind gut bis optimal. 

Am gleichen Standort und zur selben Jahreszeit wächst der ungenießbare Verwechslungspartner des Roten Heringstäublings, der Zedernholz- oder Heimtückische Täubling (Russula badia). Die Kostprobe seiner verzögert, aber extrem scharfen Lamellen, ist immer ein ganz besonderes Erlebnis. 25.08.2021 im Holmer Wald.

Hier sehen wir eine Pilzart, die Phillipp auch schon seit geraumer Zeit auf seiner Wunschliste hatte. Der an Nadelholz wachsende Rotbraune Flämmling (Gymnopilus picreus). Ungenießbar. 25.08.2021 Holmer Wald.

So gab es auch heute für unseren Neueinsteiger Phillipp viel zu entdecken und es waren auch wieder einige Arten dabei, die er bisher noch nie in freier Wildbahn gesehen hatte b. z. w. sicher ansprechen konnte und die auf seiner Wunschliste standen. So der Keulenfuß – Trichterling oder der Würzige Tellerling. Auch unsere Gäste hatten am Ende ein buntes Sammelsurium in ihrem Korb. Von Pfifferlings – gelb, über Röhrlings braun bis hin zu Täublings – bunt. Ein farbenfroher Anblick, den man ansonsten bei den durchschnittlichen Pilzsammlern so kaum sichten würde. Aber am Ende kam Phillipp auch noch auf seine Kosten, als sich unsere Gäste bereits verabschiedet hatten. Verhalf er ihnen zunächst wieder zu einigen schönen Pfifferlingen, entdeckte er schließlich auch für sich noch ein gelbes Areal für die Pfanne.

Dick und mastig brachen einige junge Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) aus der Böschung eines sandigen Nadelwaldweges heraus. Viele unerfahrene Sonntagssammler würden solche boletoiden Formen des Maronen – Röhlings für Steinpilze halten. 25.08.2021 im Holmer Wald.

Hier mal etwas nostalgisches aus DDR – Zeiten, welches ich heute von der Inhaberin des Brause – Kontors, schräg gegenüber vom Steinpilz – Wismar, geschenkt bekommen habe. Drei Geschirrtücher mit Pilzmotiven. Gefertigt in einem volkseigenen Betrieb, der sogar den Karl – Marx – Orden bekommen hat. Heute ist Karl Marx out, auch wenn er nach wie vor recht hat und die falsche, egoistische, habgierige und scheinheilige Natur des Kapitals entlarvt hat! Unser blauer Planet bekommt es vor allem zu spüren und gibt es an uns weiter.

Donnerstag, 26. August Sowohl auf dem Kalender, wie auch meteorologisch befinden wir uns immer noch im Sommer. Von richtigem Sommer war aber schon in den zurück liegenden Wochen kaum noch etwas zu spüren. Nun hat der Herbst aber schon mal ordentlich aufgedreht. Kühles und windiges Schauerwetter, wie im Oktober. Und das wird auch in den nächsten Tagen so bleiben. Immer wieder kann es zu schauerartigen Regenfällen, Schauern und einzelnen Gewittern kommen. Dabei kann das warme Ostseewasser die Schaueraktivität noch verstärken. Diese können strichweise immer wieder über die selben Regionen ziehen. Wo genau, wird immer mal etwas unterschiedlich gerechnet. So sind regional schon in der kommenden Nacht teils über 20 Liter auf den Quadratmeter möglich. Einige Modelle rechnen besonders auch um die Wismar – Bucht mit hohen Regenmengen. Zur Zeit schüttet es geradezu sintflutartig! Auch an den Folgetagen kann noch einiges zusammen kommen. Bis Mitte der nächsten Woche kann M-V mit 20 – 80 Liter auf den Quadratmeter rechnen. Strichweise wird also wieder ordentlich gegossen. Auch im Brandenburgischen sollte in den kommenden Tagen noch so einiges vom Himmel kommen. Es mag durchaus Gebiete geben, in den wieder Überflutungsgefahr herrschen könnte.

Hier mal wieder etwas besonderes aus dem Reich der Ascomyceten. Der Blaumilchende Becherling (Peziza saniosa). Das Foto stammt von Christian Ehmke. Gefunden wahrscheinlich im Woitendorfer Wald.

Und hier sehen wir den Gelbmilchenden Becherling (Peziza succosa). Er wurde noch nicht gemolken. Das Bild stammt wieder von Ostseepilz Christian Ehmke..

Nun soll morgen unsere traditionelle Nachtwanderung starten. In den Vorjahren hatten wir meist Hitzewetter und es war oft auch viel zu trocken. Im letzten Jahr musste ich die Nachtwanderung kurzfristig wegen möglichen Schwergewittern absagen. Diese Gewitter kamen dann aber nicht b. z. w. zündeten am Abend schon direkt im Ostseeumfeld und zogen nach Norden raus. Später, in der abendlichen Dunkelheit, war dann Wetterleuchten westlich von Mecklenburg zu sehen. Es waren nur örtliche, kleinräumige Zellen, aber ich glaube in Niedersachsen war es,  wurde von einer dieser Zellen ein ganzes Waldstück platt gemacht. Auf etwa einem Hektar stand danach kaum noch ein Baum! Daher können geplante Wanderungen auch mal kurzfristig abgesagt werden. Nun, mit Gewittern haben wir es auch in dieser kühlen Witterungsphase zu tun. Aber das sind meist kurze Kaltluftgewitter, die nur selten unwetterartige Ausmaße annehmen können.

Nun, ich bin nun leider auch nicht mehr der Jüngste und werde wohl auch bald der Alte Mann des Waldes genannt werden. So bezeichnen zumindest die Engländer diesen düsteren und eigentümlichen Röhrling. Strubbelkopf (Strobilomyces floccopus). Foto: Christian Ehmke.

Und nochmal eine Trophäe von Christian Ehmke. Hier bekam er vor einigen Tagen einen Kornblumen – Röhrling (Gyroporus cyanescens) vor die Linse.

Nach den aktuellen Berechnungen sollten wir während unserer diesjährigen Wanderung mit dem Wetter Glück haben. Gestern sah es noch so aus, als würde es in der 1. Nachthälfte regnen. Nach heutigem Stand ziehen die teils kräftigen Regenfälle heute Nacht und morgen Vormittag durch, so dass morgen Abend höchstens noch einige Restschauer unterwegs sein könnten. So denke und hoffe ich, wir kommen einigermaßen trocken durch die Nacht und da es auch im Raum Parchim, Ziel sind die dortigen Pfifferlingstannen, immer wieder mehr oder weniger kräftig geregnet hatte, sollte im Lichtkegel unserer Lampen doch einiges an Frischpilzen auftauchen. Vielleicht machen sogar die Pfifferlingstannen ihrem Namen alle Ehre. Näheres dazu siehe unter Termine!

Aber ich weiß natürlich, oder vermute es zumindest, was die Leser des Steinpilz – Wismar sehen möchten. Echter Steinpilz (Boletus edulis) am 25. August 2021 im Holmer Wald. Mir hat mal ein frustrierter Pilzsucher im Radebachtal gesagt, als ich in einem Meehr von vielen, für mich interessanten Pilzarten stand, ich bräuchte nicht weiter zu suchen, es gäbe keine Pilze mehr. Der damalige Steinpilz – Schub war durch und alles andere interessierte ihn nicht, waren für ihn keine Pilze. Nun ja, es gibt schon bedauernswerte Mitmenschen!

Freitag, 27. August 2021 – Nachtwanderung. 

Kurz vor dem Start unserer Nachtwanderung in Voigtsdorf. 27.08.2021.

Es dauerte nicht lange und der erste Steinpilz (Boletus edulis) taucht im Schein unserer Lampen auf.

Eigentlich hätten unsere Nachtwanderungen heute Abend einen runden Geburtstag feiern können. Es wäre die 10. gewesen. Im Jahre 2012 waren wir ein erstes mal zu nachtschlafender Zeit auf der Pilzpirsch und im letzten Jahr hatte ich wegen möglichen Unwettern absagen müssen. Das haben wir heute nachgeholt. Damals, 2012,  durchstreiften wir das Radebachtal bei Blankenberg, am Vorabend eines sehr heißen Augusttages. Entsprechend schweißtreibend war es auch des nachts. Das Frischpilzaufkommen hielt sich damals in Grenzen, reichte aber durchaus, um Lust auf mehr zu machen. Vor allem war es aber etwas völlig neues und wir waren alle gespant, wie es ausgehen möge und ob es überhaupt funktioniert mit Stirn- oder Taschenlampe in stockfinsterer Nacht den Wald nach Pilzen abzusuchen. Aber es klappte wunderbar. Kaum ein Täubling, Hexen – Röhrling, Sommersteinpilz oder Hainbuchen – Röhrling entging uns im Lichtkegel unserer Scheinwerfer. Es war klar, die Nachtwanderungen werden ein fester Bestandteil unserer Terminplanung. Immer in der zweiten August – Hälfte und damit zu Beginn des Herbstaspektes.

Wenn schon in den Pfifferlingstannen, dann dürfen natürlich die namensgebenden Eierschwämme (Cantharellus cibarius) nicht fehlen. 27.08.2021.

Oft war es jedoch zu unseren Nachtwanderungen noch viel zu trocken und es wurde tatsächlich eher ein nächtlicher Spaziergang, denn Pilze Suchen und Sammeln. Aber wir hatten durchaus auch Glück, reichlich fündig zu werden. So vor einigen Jahren im Mildenitzgebiet und auch heute Nacht ging die Post ab.

Stellenweise gab es Pilze auf Schritt und Tritt. Besonders diese weißlichen Erdschieber oder Wolligen Milchlinge sind im Lichtschein unserer Lampen unübersehbar.

Unter Lärchen junge Gold – Röhrlinge (Suillus flavus). Wenn man so möchte, ein Butterpilz unter Lärche.

Die Pfifferlingstannen bei Parchim ließen sich nicht lumpen. Das Waldgebiet hat in den zurück liegenden Wochen regentechnisch mächtig was auf den Deckel bekommen und so brach hier heute Nacht der Pilzherbst voll durch. Hier geht es in diesen Tagen steil auf den Jahreshöhepunkt zu. Das Pilzaufkommen glich eigentlich dem, was wir in der Regel Ende September/Anfang Oktober erwarten dürften. Die Waldwege waren gesäumt von vielen, jungen Flaschen – Stäublingen. Gruppenweise Schopf – Tintlinge, Trichterlinge, Stinkschirmlinge, Täublinge und Milchlinge. Natürlich waren auch die namensgebenden Eierschwämme vertreten, genauso so wie Steinpilze, die hier anscheinend gerade loslegen wollen.

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) sind jetzt überall auf dem aufsteigenden Ast. In den Pfifferlingstannen bahnt sich anscheinend großes diesbezüglich an. In einem Fichtenareal brachen sie jedenfalls in großer Zahl aus dem Waldboden.

Pilzfreund Thomas freut sich über die prächtigen Steinpilze. Nachtwanderung 2021 am 27. August 2021 in den Pfifferlingstannen.

Im moosigen Fichtenforst schossen stellenweise die Maronen in edelster Qualität und dicht an dicht aus dem Waldboden. Flatterige Fichtenkorallen erstrahlten im Licht unserer Lampen in einem Ausmaß, wie ich es selbst bei Tageslicht noch niemals sah. Auch herbstliche Fälblinge und Ritterlinge waren dabei. Wulstlinge wurden durch unzählige Gelbe Knollenblätterpilze, einigen Perlpilzen, Scheidenstreiflingen u. a. Arten vertreten. Selbst der recht seltene Kegelhütige Knollenblätterpilz war dabei. Lange Rede, kurzer Sinn, in den Pfifferlingstannen brummte die Hochsaison. Optimaler hätten wir es mit unserer diesjährigen Nachtwanderung kaum treffen können. 

Die Braunen Ledertäublinge (Russula integra) sind gute Speisepilze des Nadelwaldes. 27.08.2021 in den Pfifferlingstannen.

Ganz wunderbar frische Küchen – Schwindlinge (Marasmius scorodonius). Ihr intensiver Knoblauch – Geruch macht sie in der Gourmet – Küche zu einem beliebten Pilzgewürz. Standortfoto am 28.08.2021 in Loiz.

Sonnabend, 28. August – Heute fuhr ich von Keez aus mit Irena einige Pilzstandorte zur Information ab. Viel Zeit hatten wir nicht, da ich um 16.00 Uhr die Pilzberatung in Wismar öffnen musste. Zunächst steuerten wir die sandigen Forste bei Loiz an. Sie gehören zum Rosenower Wald, in dem wir etwa vor einem Jahr eine recht erfolgreiche Wanderung mit vielen Leuten hatten. Noch im Ort ist ein kleines, parkartiges Rondell mit Birken, welches gleichzeitig Parkmöglichkeiten für mehrere Autos bietet. Hier wimmelte es von Frischpilzen. Insbesondere Täublinge, Perlpilze und den kleinen, wertvollen Küchen – Schwindlingen. Im angrenzenden Kiefernforst wuchs zum Ausgleich kaum ein Frischpilz. Einzig auf einer Waldwiese ein Trupp frisch auf geschirmter Parasole.

Ein Birkenbegleiter, oft in Mooren oder anmoorigen Standorten, hier allerdings in parkartigem Gelände, ist der Chromgelbe Graustieltaübling (Russula clarovlava). Auch Moor – Täubling genannt. Wie alle Graustieltäublinge ein guter Speisepilz. 28.08.2021 Loiz.

Unter Fichten und Birken findet sich der ebenfalls essbare Grasgrüne Täubling (Russula aeruginea). 28.08.2021 Loiz.

Grund unserer Erkundungstour war ein Waldgebiet zu finden, in der ich eine für morgen geplante individuelle Wanderung durchführen möchte. Hier sind wir jedoch fehl am Platze und bis nach Parchim möchte ich die Truppe nicht Lotsen. Wir versuchten es auf einer anderen Ecke des recht umfangreichen Waldgebietes. Hier dominiert ein etwas stärker strukturierter Baumbestand und insgesamt wuchsen hier auch mehr Frischpilze. Vor allem Gelbe Knollenblätterpilze, einige Täublinge und ansonsten Kleinarten wie Trichterlinge oder Helmlinge. Hier war es auch nicht gerade optimal. Zu guter letzt war noch die Schafwiese bei Sternberger Burg an der Reihe, die mitunter enorme Mengen von Acker – Schirmpilzen und essbaren Champignons beherbergt. Diese gab es auch recht zahlreich. Da hier vor kurzem gerade unzählige Schafe ihre Hinterlassenschaften abgelegt hatten, verzichteten wir auf die Ernte dieser möglicherweise gut gewürzten Wiesenpilze.

Acker – Schirmpilz (Macrolepiota excoriata). Dieser kleine Bruder des Riesenschirmpilzes wächst auf den Schafweiden bei Sternberger Burg/Groß Raden in großen Mengen. Oft gemeinsam mit Champignons. Essbar. 28.08.2021.

Aber auch der große Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera) ist auf den Schafwiesen bei Groß Raden zu hause. Standortfoto am 28.08.2021.

Die Zeit drängte nun und ich musste nach Wismar. Irena fuhr im Anschluss noch einmal in die Wälder um Crivitz/Sternberg. Sie suchte dort vergebens nach einem Fichten – Jungbestand, in dem wir vor einigen Jahren Pfifferlinge praktisch als Bodendecker hatten. Tausende gelbe Tupfen im braungünen Fichtendickicht. Den Platz gab es aber nicht mehr. Die Bäume hatten offensichtlich die Trockenjahre 2018/19 nicht überstanden und wurden gerodet. Ziemlich frustriert informierte sie mich telefonisch über diesen deprimierenden Umstand. Aber sie gab nicht auf und fuhr in einen anderen Bereich des sehr umfänglichen Waldgebietes. Hier wurde sie schließlich entschädigt und konnte die Eierschwämme in derartigen Mengen einsammeln, dass sie noch die halbe Nacht mit ihrer Verarbeitung zu tun hatte. Wer sucht, der findet! 

Hasen- oder Getäfelter Stäubling (Calvatia utriformis) in jung und alt. Solange innen weiß und druckfest essbar. 28.08.2021 Schafwiesen bei Groß Raden.

Lacktrichterlinge sind kräftig am kommen. Hier sehen wir den Violetten Lacktrichterling (Laccaria ametystina) heute im Wald bei Weberin. Essbar.

Sonntag, 29. August – Um 08.00 Uhr war heute morgen am ZOB in Wismar Treff zu einer individuellen Pilzwanderung mit der Gruppe Perlebach. Hartmut Perlebach ist mein Rechtsanwalt und Pilzfreund zugleich. Seit vielen Jahren organisiert er für seine Freunde und Bekannten eine Pilzwanderung. Im vergangenen Jahr waren wir im Radebachtal bei Blankenberg unterwegs. Heute hatte ich mich für ein Teilstück der ehemaligen Staatsforst Turloff bei Weberin entschieden. Eines unserer Top – Revier für klassische Speisepilze wie Pfifferlinge, Maronen oder auch Steinpilze. Letztere traten heute nicht in Erscheinung und auch in punkto Maronen – Röhrlinge war es recht dürftig. Einzig Pfifferlinge konnten einigermaßen überzeugen. Ansonsten waren verschiedene essbare Täublinge, einige Perlpilze oder auch mal ein Riesenschirmpilz dabei. Am Ende sprang doch für alle Parteien eine ordentliche Mahlzeit selbst gesammelter Waldpilze heraus. Hier lief das allgemeine und auch das spezielle Pilzaufkommen in Bezug auf die volkstümlichen Klassiker noch auf Sparflamme.

Hände weg vom Kahlen Krempling (Paxillus involutus). Diese Parole musste ich heute des öfteren Ausgeben. Immer wieder fischte ich sie aus den Körben heraus. Standortfoto im Wald bei Weberin am 29.08.2021. Giftig!

In den letzten Tagen, bis einschließlich heute, hat es auch in diesem Revier nochmals ausgiebig geregnet, so dass es mittelfristig auch hier deutlich besser werden sollte. Überhaupt hat es in den letzten Tagen über Mecklenburg – Vorpommer flächendeckend mehr oder weniger ergiebig geregnet. Im allgemeinen zwischen 20 und 80 Litern! Spitzenreiter war in den letzten drei Tagen Groß Lüsewitz mit 82 Liter auf den Quadratmeter. Das meiste kam also östlich Rostock bis zum Darß vom  Himmel. In Wismar hatte ich heute noch einmal 31 Liter, einschließlich der Regenmengen von gestern, im Becher! Es gab also ein letztes mal Wasser satt.

Den Orangeroten Graustiel – Täubling (Russula decolorans) finden wir in den moosigen und Drahtschmiele reichen Kiefern- und Fichtenforsten auf sauren Böden, die gerne nach Maronen abgesucht werden. Guter Speisepilz. 29.08.2021 im Wald bei Weberin.

Die Großwetterlage soll sich umstellen. Hochdruckgebiete werden nun dominanter. Ob sie es letztendlich schaffen, die aufdringlichen Tiefdruckgebiete auf Dauer von uns fern zu halten und dem Sommer noch einmal eine Chance einräumen, steht jedoch noch nicht fest. Derzeit sieht es aber so aus, dass es zumindest in der kommenden Woche allmählich sonniger und etwas wärmer werden soll. Zumindest ist die Möglichkeit auf einen längeren, spätsommerlichen und trockenen Witterungsabschnitt gestiegen.

Mit dem Zitronenblättrigen- oder Tränen-  Täubling (Russula sardonia) wird nun sogar schon der Vollherbst eingeläutet. Er ist ein Pilz des Oktobers und hat Ende August noch nichts in unseren Wäldern verloren. Standortfoto am 29.08.2021 im Wald bei Weberin. Der brennend scharfe Sprödblättler ist ungenießbar.

Sehr ähnlich gegenüber oben gezeigtem Tränen – Täubling, kann auch der Buckel – Täubling aussehen. Er hat keinen violett – blau überlaufenen Stiel und er schmeckt höchstens geringfügig schärflich. Beide Arten sind Kiefernbegleiter. Essbar. 29.08.2021 im Wald bei Weberin.

Der August machte ja auf September, vielleicht kommt der September nun wie ein August daher. Mit Trockenheit und Sommerwärme. Ganz ungelegen kommt mir dieser Umstand nicht. Denn ginge es mit dem derzeitigen Regenwetter bei gedämpften Temperaturen weiter, wäre spätestens ab Oktober die Luft raus. Vieles, der beliebten Klassiker wäre durch und wir würden uns frühzeitig im Spätherbst wiederfinden. Aber ich habe das Gefühl, es ist sowieso schon zu spät. In einigen Regionen haben wir schon die Spitze des Pilzjahres erreicht. So beispielsweise in den Pfifferlingstannen bei Parchim oder auch in Westmecklenburg. Der Chef des Rehnaer Pilzvereins teilte mir heute mit, dass es im Raum Rehna ein unglaubliches Frischpilzwachstum gibt. In einer Intensität, wie er es bisher kaum erlebt hat. Die Wälder stehen brechend voll. Selbst Steinpilze und Pfifferlinge wachsen prächtig. Letztere sind im Raum Rehna ja nicht gerade der Renner. Ich sehe schon unsere Großen Ausstellungen im Oktober in Gefahr. Zum einen könnte das Wesentliche bereits durch sein, zum anderen würde zu lang anhaltendes, stabiles Hochdruckwetter das Frischpilzwachstum allmählich ausdünnen.   

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) waren heute eher dezent vertreten. Hier sehen wir eine etwas hellhütigere Form des beliebten Speisepilzes am Standort im Wald bei Weberin am 29. August 2021 fotografiert.

Montag, 30. August – Unser derzeitiges Regentief lässt es in Teilen Ostdeutschlands weiter Plattern. Auch große Teile von Berlin/Brandenburg haben nun in letzter Zeit einiges an Wasser bekommen. Ich denke auch die Märkische Schweiz dürfte gut bedient worden sein. Spätestens ab der nächsten Woche sollte dort die Post abgehen. So kommt bei mir auch Optimismus bezüglich unseres dortigen Pilzseminars in der Umweltbildungsstätte DreiEichen auf. Siehe unter Termine!

Auch das Angebot der umfangreichen Gattung der Schleierlinge nimmt inzwischen bereits zu. Hier sehen wir den besonders schönen Dunkelvioletten Dickfuß (Cortinarius violaceus). Unsere Berliner Pilzfreundin Johanna Davids hat ihn für uns im Tharandter Wald bei Dresden fotografiert.

Vor einigen Tagen habe ich festgestellt, dass sich auf der Rasenfläche vor meinem Wohnblock in Wismar Nelkenschwundlinge (Marasmius oreades) angesiedelt haben. Mir fiel ein Fleck mit üppig – grünem Gräserwachstum auf. Ob sich daraus ein Hexenring entwickelt? Standortfoto 30.08.2021.

Bei uns läuft die Hauptsaison inzwischen auf Hochtouren. Ein allgemeines, wenn auch immer noch differenziertes Pilzwachstum, hat überall eingesetzt. Die eingefleischten Mondanbeter werden aber derzeit kaum auf die Pilzpirsch gehen. Erst im laufe der kommenden Woche werden sie wieder ausschwärmen. Dann greifen auch die jüngsten Regenfälle wieder. Andererseits stehen viele Wälder derzeit voller Pilze. Auch Steinpilze schieben immer wieder frisch. Regional durchaus nennenswert, anderswo ist kaum einer von ihnen zu finden. Um sie stärker aus der Reserve zu locken, muss der Mond dann wohl erst wieder zunehmen. Aber so richtig im Griff hat er die Situation nicht, denn sie wachsen zwar nicht in Massen, schieben aber immer mal hier und mal dort. Sie haben auch keinerlei Veranlassung zu Übertreibungen. Der Herbst ist noch lang und die Vegetationsperiode der Herrenpilze dauert schließlich noch drei Monate an. Es gibt eben Menschen, bei denen Pilze nur über Steinpilze, Pfifferlinge und Maronen definiert werden. Viel wichtiger und interessanter ist aber die gesamte Vielfalt und Fülle, die uns der Herbst bei günstigen Witterungsbedingungen bietet.

Hier noch eine schöne Grafik von Christopher Engelhart als Nachtrag zu unserer letzten Mittwochsexkursion im Holmer Wald am 25.08.2021.

Auch diese lustigen Erdsterne entdeckte Johanna im Tharandter Wald. Es dürfte sich um Gewimperte Erdsterne (Geastrum fimbriatum) handeln.

Hoffen wir, dass die Saison noch lange mit hoher Artenvielfalt anhalten möge. Ich sehe die Situation aber durchaus zwiespältig. Der septemberhafte August führte zu einem Frühstart. Wichtig und alles entscheidend ist nun die weitere Wetterentwicklung. Die Regentiefs ziehen sich erst einmal zurück und machen Hochdruckgebieten Platz. Die Tage werden sonniger und auch etwas wärmer. Die Frage ist nur, ist das der Anfang von einer länger anhaltenden Schönwetterperiode oder fällt das Ganz in absehbarer Zeit wieder zum alten Muster zurück. Baut sich Dauerhoch auf, könnte die Hochsaison eine Delle bekommen und uns im späteren Herbst dann möglicherweise eine Neuauflage bescheren. Bleiben die Wachstumsbedingungen weiterhin günstig, so könnte es zum Oktober hin schon abflauen, bis auf die Spätherbst – Arten. Die Wettermodelle sind sich noch nicht schlüssig. Sowohl, als auch, ist möglich. 

Immer wieder ein toller Anblick in naturnahen Wäldern ist der Ästige Stachelbart (Hericium coralloides). Johanna Davids hat ihn für uns im Tharandter Wald abgelichtet und selbstverständlich am Baumstamm belassen.

Hier ein August – Fund von Ostseepilz Christian Ehmke. Wir sehen die Breitsporige Lorchel (Helvella laetispora).

Dienstag, 31. August – Wir feiern Monats – Silvester. Ein zunehmend pilzreicher August geht zu Ende. Zunächst nur sehr regional, entwickelte es sich um laufe des Monats immer besser und auch verbreiteter. Wann haben wir so etwas zum letzten mal erlebt? Das ist schon eine Weile her! Somit befanden wir uns ab Mitte des Monats bereits in der Hochsaison wieder. Ganz nach dem Fahrplan eines durchschnittlichen Pilzjahres, entsprechend der diesbezüglichen Aspekt – Abfolge. Dem nach beginnt der Pilzherbst Mitte August und dauert bis Mitte Oktober an. In den oft zu trockenen Vorjahren starteten wir meist erst ab Oktober so richtig durch.

Ein weiterer Schlauchpilz, der nicht sonderlich häufig zu sein scheint, ist das Hasenohr (Otidea leporina). 18.08.2021 im Woitendorfer Wald.

Lacktrichterlinge werden immer zahlreicher. Hier sehen wir den Fleischrötlichen Bläuling (Laccaria laccata). 22.08.2021 im Rühner Holz.

Auch endet heute der meteorologische Sommer 2021. Er war deutschlandweit der nasseste seit 10 Jahren. Obwohl wir es vielleicht nicht so empfanden, er war trotz allem sogar etwas zu warm im 30 – jährigen Klimamittel. So entsprach er etwa einem ganz normalen Sommer der 1960er Jahre. Auch wenn es regional katastrophale Hochwasser gab, der Natur hat es gut getan. Unsere Wälder brauchen noch viel mehr des kostbaren Nass. Besonders ergiebig hat es in Teilen Westmecklenburgs geregnet. So in einem breiten Streifen von Grevesmühlen, südwestlich ausgreifend, bis hinunter in die Schaalsee – Region. Hier kamen in den letzten drei Monaten mehr als 300 Liter vom Himmel. Kein Wunder, dass es im Raum Rehna, mit den oft schweren Böden, ein für diese Region ungewöhnlich frühen Start in die Hochsaison gab. Meist kommen die artenreichen Wälder dort erst ab Oktober richtig in Fahrt.

Die Herbst- oder Totentrompete (Craterellus cornucopioides) ist das Logo des Rehnaer Pilzvereins. In diesem Jahr könnte der wertvolle Würzpilz mal wieder zur Hochform auflaufen und im Raum Rehna vielleicht sogar wieder zu einer Landplage werden, wie es einstmals ein Mitglied des genannten Vereins formulierte. Standortfoto am 21.08.2021 in der Höltingsdorfer Forst.

Auch für Freunde der Leistenpilze waren die zurückliegenden Wochen genau das Richtige. Nachdem im Süddeutschen Raum schon lange eine Schwämme von Pfifferlingen zu beobachten war, zogen die Eierschwämme ab August auch bei uns richtig nach. Es scheint auch ein gutes Jahr für die beliebten Totentrompeten zu werden. Die brauchen schon im Hochsommer reichlich Feuchtigkeit, sollen sie zur Höchstform auflaufen. Und genau dieses zeichnet sich nun ab. In den nächsten Wochen sollte man seine Bestände mit diesem herrlichen Würzpilz auffüllen, denn die nächste, reiche Ernte von Herbsttrompeten könnte vielleicht bis zu 10 Jahre auf sich warten lassen.

Dieses Bild sandte mir vor wenigen Tagen Familie Fasca aus Schleswig – Holstein zu. Sie schrieben: Gefunden im Kreis Herzogtum – Lauenburg unter einer Rotbuche. Im Umkreis von 2 m fanden wir 6 große und gesunde Exemplare. Dabei auch gezeigtes Prachtstück, dass ihr bisher größtes dieser Art darstellt. Der Steinpilz – Wismar gratuliert!

Weiter geht es unter „Wetter und Pilze September 2021“