Vereinsexkursion im Reppener Holz

14. August 2022 – Vereins- und Kartierungsexkursion

Vereinsexkursion

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Sie führte durch das Reppener Holz

Blick auf das Reppener Holz am 14. August 2022.

Am 13. Mai 2017 waren wir im ehemals Großherzoglichen Forst Tankenhagen, wie das Reppener Holz vormals hieß, schon einmal unterwegs. Siehe unter „Maipilzreiche Frühlingswanderung“. Maipilze wurden uns heute nicht geboten, dafür hätte es Mitte August aber immerhin schon wesentlich vielfälliger sein können. Vorausgesetzt, es wäre nicht so trocken wie in diesem Sommer bisher mal wieder gewesen. Zwar hatte es hier 10 Tage zuvor mal kräftig geregnet, aber für die Wälder auf schweren Böden viel zu wenig. So gab es keine Mykorrhiza – Pilze, nur einige saprophytische Arten wie Lungen – Seitlinge an totem Buchenholz oder verschiedene Champignon – Arten. Die Gruppe der Pilzfreunde war heute leider nur durch Catrin und meiner Wenigkeit vertreten.

Catrin hatte mir gleich zur Begrüßung wieder einige Ausstellungsstücke mitgebracht.

Wir starten. An den Wegrändern sollten uns Champignons überraschen.

Weiße Anis – Champignons (Agaricus arvensis) heben die Humusauflage hoch.

Man könnte hier schnell auf die Idee kommen, es würde sich um Rissigschuppige Anis – Champignons handeln. Dem ist nicht so. Sie sind zwar rissig/schuppig, aber das ist der trockenen Luft und der Hitze geschuldet.

Wer es heute auf ein Pilzgericht abgesehen hätte, er wäre fündig geworden. Champignons und junge Riesenporlinge (Meripilus giganteus) bereits auf den ersten Metern.

Ein toller Baumriese, eine „deutsche“ Eiche. Dumme Redensart, wie kann ein Baum deutsch sein? Überhaupt, was ist deutsch? In der Natur ist nichts deutsch, auch der Mensch nicht. Er ist Mensch und weiter nichts!

Deutsche Pflaumen am Waldesrand. Es gibt ja auch deutsche Äpfel, deutsche Kartoffeln u. s. w. Das kann umweltfreundlich sein, weil nicht über den halben Globus transportiert.

Neben reichlich Jungwuchs auch richtig große und alte Eichen und Buchen am Rand des Reppener Holzes.

Hin und wieder geht ein alter Baum zu Boden. Ein gefundenes Fressen nicht nur für diese überaus häufigen Speisepilze, den Lungen – Seitlingen (Pleurotus pulmonarius).

Die an sich weißen bis grauen Pilze neigen bei Wind, Hitze und Trockenheit zum gilben.

Lungen – Seitling (Pleurotus pulmonarius). Übrigens besitzt der Pilz die Eigenschaft zu verwelken und bei einetzendem Regen oder in einem kurzen Wasserbad schnell wieder aufzuleben, ähnlich den Schwindlingen. Zumindest funktioniert dieses bei noch jungen, vitalen Fruchtkörpern ganz gut.

Ein Wiedersehen mit einem meiner Lieblingspilze, dem Mottenkugel – Lederrindenpilz (Scytinostroma hemidichophyticum).

Die Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme).

Am Fuße dieser Rotbuche hat Catrin fast monströse Fruchtkörper entdeckt. Der Baum hat sozusagen Fußpilz.

Es war ein großer Moment mit großen Pilzen. Kupferrote Lackporlinge (Ganoderma pfeifferi) in Prachtausführung.

Diese Ganoderma – Art wurde in weiten Teilen Deutschlands bisher nur selten nachgewiesen. Dank unserer Jahrzehnte langen Kartierung, insbesondere auch unseres früheren Porlingsexperten Jürgen Schwik, findet sich im westlichen Mecklenburg der bisher nachgewiesene Verbreitungsschwerpunkt dieses schönen Porlings innerhalb der BRD.

Er gehört zu den mehrjährigen Porlingen und baut immer wieder an.

Jeder Wulst könnte für ein Jahr stehen. So können wir annehmen, dass dieser Fruchtkörper mindestens 10 – 12 Jahre alt ist. 

Das Sporenpulver ist, wie auch bei anderen Vertretern der Gattung, zimtbraun. Kupferroter Lackporling (Ganoderma pfeiferri) an einer weiteren Rotbuche ganz in der Nähe. Kein Wunder bei einer derartigen Sporenproduktion, dass schnell mal ein altersschwacher Nachbarsbaum neu infiziert werden könnte.

Unweit der Lackporlinge ein Hutpilz. Runzlig und etwas schleimig ist die Hutoberfläche. Keine Frage, es handelt sich um einen Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata).

Eine urwüchsige Waldkante mit alten Rotbuchen, Hainbuchen und Eichen. Catrin betonte, hier wird es im Herbst sicher schöne Hexen und Steinpilze geben. Worauf wir Gift nehmen können! Aber nein, wir sind ja dafür zuständig, dass wir beratend zur Seite stehen, um gerade dieses zu verhindern. Dass heißt, Catrin arbeitet und lernt darauf hin.

Und dann am Rande eines Waldweges eine Pilzart, die sich in ihrer Auswahl der Lokalität vertan hat. Ein Champignon im Wald ist durchaus keine Seltenheit, aber was hat dieser hier zu suchen?

Ist er doch eher ein Stadt – Mensch, Entschuldigung – Pilz. Stadt- oder Straßen – Champignon (Agaricus bitorquis). Vielleicht hat er den Abgasmief der Städte satt und wollte mal gesunde Waldluft schnuppern. Gesünder sind daher auch seine Inhaltsstoffe, so dass der schmackhafte Pilz eine weitere Art für die Pfanne gewesen wäre.

An einem feucht liegenden Holzknüppel ist meist einiges los. Hier eine Schnecke, die offensichtlich Appetit auf Gallerttränen verspürt. Ob sie auch mich im Blick hat?

Aber nun ist das Auge geschlossen. Mein Anblick muss grauenhaft für sie sein! Soll es sich um eine Spanische Wegschnecke (Arion cf.) handeln? Genetische Untersuchungen sollen ergeben haben, dass es diese überhaupt nicht gibt. Das sie auch nicht invasiv eingewandert ist, denn im angenommenen Ursprungsgebiet konnte die Schnecke nicht nachgewiesen werden. Wie bei vielen Pilzen auch, muss wohl auch die Systematik der Mollusken neu geschrieben werden. 

Und um welche Gallertträne könnte es sich hier handeln? Ist es die Gemeine? Aufschluss würde wohl das Mikroskop bringen, aber eine mögliche Sequenzierung würde vielleicht auch dieses gehörig in Frage stellen. Pilze mit bloßem Auge zu bestimmen, ist inzwischen nahezu unmöglich geworden! Wir wissen nur eines meist sicher. Es ist ein Pilz. Wir werden in den meisten Fällen nur vermuten können. Mit oder ohne Mikroskop! So vermute ich, es könnte sich auch um die Gewundene Gallertträne (Dacrymyces lacrymalis) handeln.

Ja, und schauen wir mal etwas genauer hin, so entdecken wir noch zahlreiche, weitere Großpilze. Aber das geht mir dann doch zu weit. Eher ein Fall für die Rehnaer Pilzfreunde um Torsten Richter. Die hätten vielleicht eine Idee. Mollisia oder ganz etwas anderes. Hände hoch!

Das Rindensprengende Birken – Eckenscheibchen (Diatrypella favacea).

Es gibt im Reppener Holz auch Nadelforste.

Dieser Eichen – Wirrling (Daedalea quercina) hat seine Fruchtschicht weitgehend verschlossen. Das Substratholz wurde gedreht und es machte keinen Sinn mehr, Sporen in ungünstiger Lage zu produzieren.

Das Fruchtlager muss immer nach unten ausgerichtet sein.

Und noch einmal Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius).

Und plötzlich ein Freudenschrei von Catrin am Waldrand, mit sofortigem Besitzanspruch über diese wundervollen Hutpilze aus dem Märchenland.

Neben weiteren Gartenabfällen hatte hier jemand sein Weihnachtsgesteck entsorgt.

Und nochmal Pflaumen von der roten Sorte zum Naschen.

Und zum Schluss auch noch mals ein Trupp Champignons am Wegesrand. Kein Anis – Geruch und im Fleisch etwas rötend.

Es handelt sich um den Sommer – Champignon (Agaricus aestivalis), auch Langstieliger Egerling genannt. Die Lamellen sind zunächst rosa. Das Fleisch rötet im Schnitt besonders im oberen Bereich etwas.

Zum Anschluss noch einmal Weiße Anis – Champignons (Agaricus arvensis). Ihre Lamellen sind jung niemals rosa, sondern eher grau, mit rosa Schimmer.

Blick in die Landschaft zwischen Klütz und Dassow.

Wann startet die nächste Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!