05.04.2025 Öffentliche Wanderung im Tarnewitzer Urwald

05.04.2025 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

05.04.2025 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzwanderung

Pilzwandern im Jahr der Amethystfarbenen Wiesenkoralle

Durch den Tarnewitzer Urwald bei Boltenhagen


Bei freundlichem Frühlingswetter startete heute die erste öffentliche Lehrwanderung des Jahres.

Der Tarnewitzer Urwald ist dabei eines der Gebiete, das Reinhold öfter und sehr gerne aufgesucht hat – hier gibt es feuchte Erlen- und Eschenbrüche mit viel Totholz, aber auch ältere Buchen, Eichen und einige Nadelholzanteile. Diese abwechslungsreiche Habitatstruktur bietet also beste Voraussetzungen für eine große Pilz-Vielfalt. Und wir sollten nicht enttäuscht werden.

Es war kühles, aber strahlend sonniges Frühlingswetter. Aus den Bäumen singen Zaunkönig, Buchfink und Kleiber, es blühen Scharbockskraut, Geflecktes Lungenkraut und Hohe Schlüsselblume, auch frühe Insekten wie Tagpfauenauge und Großer Wollschweber sind bereits unterwegs.

Trotz der seit Wochen herrschenden Trockenheit, die eigentlich kaum Pilze erwarten ließ, konnten wir am Ende an die 35 verschiedene Pilz-Arten notieren. Überwiegend freilich an Holz wachsende und mehrjährige Arten, aber mit dem Frühlingsmürbling – Psathyrella spadiceogrisea ist auch ein echter Frischpilz mit Hut und Stiel dabei. An bekannter Stelle finden wir den Kupferroten Lackporling – Ganoderma pfeifferi wieder. Ein kleiner stummelfüßchenartiger Pilz, allerdings mit filzigem exzentrischen Stiel, lies sich erst später nach weiterer Recherche als Kegelstieliger Olivschnitzling – Simocybe haustellaris ansprechen. Und natürlich fanden wir sehr zahlreich die an sich seltenen Kohlen-Kugelpilze – Daldinia concentrica agg., für deren starkes Vorkommen unser Waldgebiet bekannt ist.

Am Ende sind zweieinhalb Stunden Exkursion wie im Flug vergangen. Es hat allen viel Spaß gemacht, wir haben eine Menge gefunden, einiges dazugelernt. Und fest steht: Fortsetzung folgt!

Chris (Text) und Catrin (Fotoauswahl und -beschriftung, Artenliste)

 

Gleich zu Beginn der Wanderung begrüßten uns diese Rotrandigen Baumschwämme – Fomitopsis pinicola an einer Birke. Bei diesen Exemplaren ist der namensgebende rote Rand wunderschön ausgeprägt. Foto: Christopher Engelhardt

 

Frühlingserwachen in den feuchten Erlen- und Eschenbrüchen – Hohe Schlüsselblume – Primula elatior. Foto: Catrin Berseck

 

Auch die Insektenwelt ist erwacht. Da Chris sich nicht nur für Pilze interessiert, konnten wir auch von seinem umfangreichen Wissen über Insekten und Pflanzen profitieren. Hier der Große Wollschweber – Bombylius major auf Scharbockskraut – Ficaria verna. Foto: Christopher Engelhardt

 

Zu Beginn unserer Wanderung drehte Hanjo ein finalverrottetes Holzstück auf dem feuchten Boden um. Auf der Unterseite fanden wir viele verschiedene holzzersetzende Pilze. Hier nicht näher bestimmte Weichbecherchen aus der Gattung Mollisia. Foto: Christian Boss

 

Auch diesen kleinen Pilz mit seinem filzigen stummelfüßchenartigen Stiel fanden wir unter dem Holzstück. Er erfreute uns besonders – stellte sich doch im Nachgang heraus, dass es sich um den seltenen Kegelstieligen Olivschnitzling – Simocybe haustellaris handelt. Foto: Christian Boss

 

Weiter ging es durch den Urwald. Hier Birnen-Stäublinge – Apioperdon pyriforme aus dem Vorjahr an einem bemoosten Baumstubben. Schön zu sehen die Öffnung in der äußeren Schicht (Peridie) am oberen Ende der Fruchtkörper, durch die die Sporen als brauner Staub entlassen werden. Foto: Christopher Engelhardt

 

Endlich begegneten wir einem Frischpilz! Die eiförmige und geriefte Huthaut des Gemeinen Glimmertintlings – Coprinus micaceus cf ist mit glimmrig glitzernden Schüppchen (Velumreste) besetzt, die krümelig aufreißen. Bei Regen werden sie allerdings schnell abgespült. Foto: Catrin Berseck

 

Und in unmittelbarer Nähe fand Hanjo dann auch noch den Frühlingsmürbling – Psathyrella spadiceogrisea. Dieser häufige Frühlingspilz wächst saprophytisch an abgefallenen Ästen oder in der Nähe alter Stubben, aber auch auf dem Erdboden in feuchten Laubwäldern von März – Mai. Er ist essbar, meist aber wenig ergiebig. Foto: Catrin Berseck

 

Der Frühlingsmürbling wird auch Schmalblättriger Faserling genannt. Die Lamellen sind schmal, erst hell beige, bei der Sporenreife schwarzbraun, mit weißen Schneiden. Ein häufiger Frühjahrspilz und Anzeiger, dass es bald Morcheln geben könnte. Foto: Christopher Engelhardt

 

Auf unserem weiteren Weg zum befestigten Wegrand begegneten wir immer wieder den ansonsten sehr seltenen Kohlen-Kugelpilzen – Daldinia concentrica agg.. Foto: Christopher Engelhardt

 

Der ansonsten eher selten zu findende Kohle-Kugelpilz ist im Tarnewitzer Urwald sehr stark vertreten – man kann schon fast von einem Massenvorkommen sprechen. Foto: Catrin Berseck

 

Und dann entdeckte Hanjo am Wegrand an einem toten Buchenstamm tatsächlich noch frische Austernseitlinge – Pleurotus ostreatus. Ein ausgezeichneter und beliebter Speisepilz, der sich durch seine muschelförmige Form und seinen fleischigen Geschmack auszeichnet. Er wird oft auch als Kalbfleischpilz bezeichnet. Foto: Hanjo Herbort

 

Weiter ging es zu dem uns bekannten Standort des Kupferroten Lackporlings – Ganoderma pfeifferi am Fuße einer alten Rotbuche. Ein sehr seltener Baumbewohner, den wir immer gerne besuchen. Foto Christopher Engelhardt

 

Und am Ende unserer sehr schönen Wanderung fanden wir dann noch diesen an einem toten Buchenstamm hinterlassenen „Pilzgruß“. Wer weiß, wer uns diesen Gruß hinterlassen hat… Foto: Catrin Berseck

 

Unser Erinnerungsfoto an eine schöne Frühlingswanderung durch den Tarnewitzer Urwald. V.l.n.r.: Dorit, Hanjo, Jürgen, Catrin, Eiman, Christian und Chris. Foto: Christopher Engelhardt

 


Die Artenliste aus dem Tarnewitzer Urwald im MTB 2033/14:

Birnen-Stäubling (Apioperdon pyroforme), Buchen-Rindenschorf (Ascodichaena rugosa), Judasohr (Auricularia auricula-judae), Tintenstrichpilz (Bispore antennata), Orangefarbenes Brennnesselbecherchen (Calloria neglecta), Glimmer-Tintling (Coprinellus micaceus cf.); Holzkohle-Kugelpilz (Daldinia concentrica agg.), Zunderschwamm (Fomes fomentarius), Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola), Flacher Lackporling (Ganoderma applanatum), Kupferroter Lackporling (Ganoderma pfeifferi), Rotbraune Borstenscheibe (Hymenochaete rubiginosa), Rotbraune Kohlenbeere (Hypoxlon fuscum), Schwarzbrauner Holzkohlenpilz (Hypoxylon petriniae), Vielgestaltige Holkohlenbeere (Jackrogersella multiformis), Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta), Zugespitzter Kugelpilz (Leptosphaeria acuta), Herber Zwergknäueling (Panellus stipticus), Austernseitling (Pleurotus ostreatus), Löwengelber Schwarzstielporling (Polyporus varius), Früher Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea), Ahorn-Runzelschorf (Rhytisma acerinum), Gemeiner Spaltblättling (Schizophyllum commune), Kegelstieliger Olivschnitzling (Simocybe haustellaris), Striegeliger Schichtpilz (Stereum hirsutum), Rötender Runzel-Schichtpilz (Stereum rugosum), Buckel-Tramete (Trametes gibbosa), Ockertramete (Trametes ochracea), Schmetterlingstramete (Trametes versicolor), Rotköpfiger Schleimpilz (Trichia decipiens), Buchenfruchtschalenholzkeule (Xylaria carpophila), Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon), Langstielige Ahorn-Holzkeule (Xylaria longpipes)


Wann startet die nächste Lehrwanderung? – Siehe unter Termine!