Tagebuch Juni 2022

Tagebuch zu Wetter und Pilze in Mecklenburg

Tagebuch zu Wetter und Pilze im Juni 2022

Mächtige Wolkengebirge türmten sich heute immer wieder über Mecklenburg – Vorpommern auf. Das Foto entstand am Abend des 1. Juni auf der Insel Poel in Blickrichtung Osten.

Eine freundliche Sonne lacht Passanten und potentielle Besucher unserer Ausstellung im Eingangsbereich vom Steinpilz-Wismar an.

Mittwoch, 01. Juni (Kindertag) – Meteorologisch endete gestern der Frühling. Laut Deutschem Wetterdienst war es das 9. zu trockenene Frühjahr in Folge und der dritt sonnigste Frühling seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dem zufolge beginnt heute der Sommer 2022. Hoffen wir, dass er nicht zu den trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wird. Sein Einstand war jedenfalls versöhnlich, mit zahlreichen Schauern und Gewittern.  Bereits aus der Nacht heraus zogen teils Multi – Cluster – Systeme von Süden her auf. Besonders der äußerste Nordwesten hat örtlich wieder einiges abbekommen. Aber auch im Großraum Rostock hat es um die Mittagszeit ordentlich gewittert. Auch im Raum Nossentiner/Schwinzer Heide war ein Clustersystem aktiv und ebenfalls im Vorpommerschen gab es regional einiges von oben. Wie bei konvektiven Wetterlagen üblich, gab es in der Regenbilanz große Unterschiede. In meinen Messbecher gelangte nur 1 Liter! Wismar hat also nicht viel abbekommen. Anderen Ortes war sicher das 10 fache oder sogar mehr im Becher. Das verantwortliche Höhentief zieht morgen allmählich nach Nordosten ab. In seiner Schleppe streift uns morgen noch einmal ein Schwall höhenkalter Luft und es kann letzte Schauer geben. Besonders in Richtung Vorpommern.

Allmählich tut sich etwas. Ein erste Weißer Anis – Champignon (Agaricus arvensis) kündigt die Vorhut eines ersten, frühsommerlichen Wachstumsschubes an. Standortfoto am 01.06.2022 im Küstenwald der Insel Poel.

Das war dann erst einmal alles an Regen für uns Fisch(Pilz)köppe an der Küste. Ein Hoch macht sich in Richtung Pfingstwochenende auf zu uns. Das dürfte die zahlreichen Pfingsturlauber freuen, denn es soll in Verbindung mit viel Sonne endlich auch wärmer werden. Angenehme Frühsommertemperaturen werden vorhergesagt. Anders in der großen Südhälfte Deutschlands. Dort wird es zwar noch wärmer, aber die Luft ist feucht und damit schwül. Teils schwere Gewitter lassen nicht lange auf sich warten. An Pfingsten zieht dann voraussichtlich ein Höhentief zu den BENELUX – Staaten und facht den Zustrom schwülwarmer Gewitterluft noch einmal an und kann diese aus heutiger Sicht bis zum Pfingstmontag auch bis zu uns in den Nordosten schaufeln. So können wir in der Folge sogar der Wärmepol Deutschlands werden. Regen und Gewitter inklusive!

Eigentlich stand heute wieder eine Mittwochsexkursion auf dem Programm. Aber da das Wetter sehr wechselhaft mit Gewittergefahr angesagt war und es auch so kam, haben wir uns entschlossen, die Exkursion auf den Pfingstsonntag zu verschieben. Wir, das sind Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen und Naturfreund Chris aus Lübeck.

Auch einige Maipilze (Calocybe gambosa) konnte ich noch entdecken. Es wurde ihnen in diesem Frühjahr viel abverlangt. Pfingsten und Weihnachten müssen vergehen, dann träumen sie wieder von besseren Zeiten und selbstverständlich auch wir.

So öffnete ich heute unser Info – Zentrum und schrieb den Bericht vom letzten Sonnabend, als wir öffentlich im Radebachtal unterwegs waren. Aber ganz ohne in die Natur zu gehen, ging der Tag dann doch nicht über die Bühne. Im Regenradar tauchten immer wieder neue Schauer und Gewitterzellen auf und ich entschied mich, nicht zu weit weg zu fahren. Ziel war einmal mehr die Insel Poel. Im Eichenpark Schwarzer Busch herrschte Tote Hose, so dass ich nochmals in den Küstenschutzwald im nördlichen Bereich der Insel fuhr. Hier gab es bis auf einen frischen Anis – Champignon nichts neues. Letzte Maipilze und wieder Hexeneier von Stinkmorcheln. Das war alles, was mir in punkto Frischpilze heute geboten wurde.

Blick auf das Salzhaff, hinweg über die Vogelschutzinsel Langenwerder und bis hinüber zum Boinsdorfer Werder, vom Strand der Insel Poel bei Gollwitz aus, am Abend des 01. Juni 2022.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 16. Juni 2022 – 2.00 Uhr. Im Minimum 7,4 l/qm, im Maximum 70,5 l/qm und im Mittel 33,7 Liter.


Donnerstag, 02. Juni – Seit meiner Jugend, als ich bei Annalotte Heinrich, ihres Zeichens Kreisbeauftragte für Pilzaufklärung des damaligen Kreises Wismar, in die Lehre ging, galt der 2. Juni als der Stichtag für die erste Pfifferlings – Brut. Nun ist das mit den Stichtagen so eine Sache. Die Pilze halten sich nicht immer an das vorgegebene Datum. Es stellt vielmehr einen Richtwert dar. Da ist es nicht anders wie beispielsweise am 23. April (Maipilz) oder am 28. September (Hallimasch). Wenn jedoch alles stimmt, kann man sich schon ganz gut daran orientieren. In diesem Jahr halten sich die Eierschwämme peinlich genau an diese Vorgabe. Gestern wurden die ersten „Erbsen“ gesichtet.

Phillip Müller schreibt zu seinem Standortfoto: „Was gibt es schöneres als das Plätschern des Regens auf den Waldboden und die ersten Pfifferlinge des Jahres (Cantharellus cibarius) zu finden“!

Pilzfreundin Catrin Berseck fotografierte gestern Abend in ihrem Hauswald diesen jungen Flockenstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) am Standort. „Es tut sich allmählich etwas“, schrieb sie dazu.

An klimatisch günstigen Standorten können Pfifferlinge bereits ab Mitte bis Ende Mai ihre Brut ansetzen oder sie kommen verspätet im laufe des Sommers. Falls es zu trocken ist, sogar erst zum Herbst hin. Pfifferlinge sind also vom Spätfrühling bis in den Winter zu finden. Aber sie bevorzugen eindeutig die Sommermonate. Besonders günstig sind verregnete Sommer, so wie vielfach im letzten Jahr. Da gab es doch in einigen Regionen Deutschlands eine regelrechte Rekord – Ernte. Diese Jahre sind aber oftmals nicht die ganz großen Steinpilz – Jahre, weil relativ ausgeglichenes Feuchteangebot herrscht und viele Pilze (nicht nur Steinpilze) nicht in Stress geraten, welches sie in trockenen Hitzejahren tun. Über Wochen, ja gar Monate zu trocken, da staut sich einiges auf und treten dann plötzlich ergiebige Niederschläge auf, explodiert es an der Pilzfront. Diese Jahre gelten allgemein hin als besonders gute Pilzjahre, welches aber meist ein subjektives Empfinden ist. Gute Pilzjahre zeichnen sich meiner Meinung nach durch ein ausgeglichenes und vielfältiges Frischpilzaufkommen aus, und dass möglichst die gesamte Saison über. Soll 2022 ein gutes, ja überdurchschnittliches Pilzjahr werden, so muss es sich doch sehr sputen. Ich halte es für kaum noch möglich, denn das Frühjahr war bei uns im Nordosten kaum der Rede wert, höchstens im negativen Sinne. Außerdem gab und gibt es in diesem Frühling viele Schwefelporlinge. Das war noch nie ein gutes Zeichen! Aber wollen wir lieber nicht dem Aberglauben anheim fallen. Wie es letztendlich wird, weis niemand und das ist auch gut so. Kein Jahr gleicht dem anderen und es ist immer ein mehr oder weniger spannender Krimi. Am Ende der Saison, am 30. November, (natürlich auch schon einige Tage früher) sind wir schlauer. So stehen uns hoffentlich noch 6 ereignisreiche Monate an der Pilz – und Wetterfront bevor.

Unser Vereinsmitglied Michael Junge sandte mir dieses Foto zu. Gleich eine ganze Gruppe Fahler – Röhrlinge (Boletus impolitus) konnte er in Schwerin unter einer Eiche entdecken.

Apropos Wetterfront: bei unserem Pilz- und Naturfreund Christopher Engelhardt ging gestern um die Mittagszeit fast die Welt in Lübeck unter. Genau wie das westlichste Mecklenburg wurde auch der Hamburger Raum bis hinauf nach Schleswig – Holstein von einem Multi – Cluster – System beehrt und in dieses integriert waren auch einzelne stärkere Zellen. Eine dieser Zellen verwandelte Chris seinen Garten in eine Winterlandschaft. Es war also ganz gut, dass wir unsere, für gestern geplante Mittwochsexkursion, verschoben haben. Niemand weis im voraus, wo und wen es bei Gewitterlagen besonders heftig trifft.  

Eigentlich sollte es zu dieser Jahreszeit heißen: „Hol die Badehose raus, nimm dein kleines Schwesterlein…“ Bei Chris in Lübeck galt gestern „Hohl den Schlitten aus dem Keller“.

Gewitter stehen in den nächsten Tagen nicht auf der Agenda. Zumindest nicht bei uns. In der großen Südhälfte Deutschlands sollte man hingegen immer mal einen Blick zum Himmel richten oder zumindest einen Blick auf das Regen- und Blitz – Radar werfen. Dort sorgt schwülwarme Gewitterluft für Turbulenzen. Bei uns sind stabilere und trockenere Luftmassen  wetterbestimmend. Tagsüber wird es angenehm warm, nachts kühlt es nach wie vor stark ab. Erst ab Sonntag Abend könnte sich das auch bei uns ändern. Von Südwesten sollen uns erste Schauer und Gewitter erreichen, die uns auch am Montag noch beschäftigen könnten. Aber die Gewitter sollen schwächer ausfallen, ohne Unwetterpotenzial. Allerdings hatten einige Modelläufe, insbesondere das Schweizer, in der Niederschlagsprognose durchaus einige saftige Starkniederschlagssignale für Mecklenburg drin. Da sage ich mal, ran kommen lassen. 

Ja, gestern war meteorologischer Sommerbeginn. Nicht in Lübeck, der Winter hielt Einzug! Foto: Christopher Engelhardt.

Hier noch die möglichen Schnee- und Graupel/Hagel/Regenmengen für Wismar, akkumuliert nach dem ECMWF bis zum 17. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 1,7 l/qm, maximal 76,2 l/qm und im Durchschnitt 30,6 Liter.


Das Schlosshotel Wendorf an diesem strahlend schönen 03. Juni 2022.

 

Freitag, 03. Juni – Eine individuelle Wanderung stand heute auf dem Programm. Im Raum Kuhlen – Wendorf, zwischen Brüel und Crivitz. Durch Vermittlung von Irena wurde ich zu einer naturkundlichen Führung vom Team des Schlosshotels Wendorf gebucht. Zu DDR – Zeiten befand sich in diesem ein Kinderheim und Irenas Arbeitsplatz. Inzwischen ist es ein 5 – Sterne – Hotel, also vor allem etwas für betuchtere Leute, um die Ruhe und Schönheit der Mecklenburgischen Natur zu genießen. Derzeit kann man hier sogar für einen Schnäppchenpreis von 149.00 € pro Person und Nacht königlich ruhen. Oder man Mietet ein Chalet für 2 Nächte zu 229.00 €. Dafür darf man sich wie Gott in Frankreich, nein, im armen Mecklenburg fühlen. Auf jeden Fall aber hoch herrschaftlich, mit entsprechender Bedienung.

Blick in den Schlosspark.

Der Höhepunkt der heutigen Führung und von einem jungen Mädchen begeistert entdeckt – Eichen – Feuerschwämme (Phellinus robustus). Spechte wissen die Anwesenheit der Pilze zu schätzen. Ansonsten wäre Eichenholz für ihre Zimmermanns – Arbeiten ein zu harter Brocken.

An diesem Pfingstwochenende hatte der Chef einer Berliner Firma zum 20 – jährigen Jubiläum, sich und seine Mitarbeiter in dieses fürstliche Quartier eingemietet. Dazu soll es ein Rahmenprogramm geben, welches ich nach einer hochherrschaftlichen Kaffee – Tafel eröffnen durfte. Eigentlich hatte das Hotelpersonal eine Führung mit einem Förster angedacht. Die waldreiche Umgebung schrie förmlich danach. Ich machte ihnen aber klar, dass ich eher in punkto Mykologie etwas zum besten geben kann. Aber Wald-/Forst-/Park- und Pilzkunde sind untrennbar mit einander verbunden und deshalb sollte es mir schon gelingen, einen entsprechend interessanten Bogen zu schlagen. Ich wies auf die Bedeutung des Waldes und der Pilze nicht nur für uns Menschen hin, erklärte Zusammenhänge und erläuterte natürlich auch die wenigen Pilzarten, die wir auf unserer Wanderung durch den Schlosspark, dem angrenzenden Wald und bei der Umrundung des Sydowsees fanden. Das Wetter konnte kaum schöner sein. Sonnig, angenehm temperiert und kaum Wind. Echtes Wohlfühlwetter. Es war eine nette Truppe mit Kind und Kegel, wie man so schön sagt. Am Sydowsee wären einige, insbesondere die Kinder, gerne länger geblieben. An der Badestelle kurz mal die Füße erfrischen.

Ein wenig Baumkunde. Wir sehen hier keine Rotbuche, sondern eine sogenannte Blutbuche. Rotbuchen sind die ganz normalen Waldbuchen mit den grünen Blättern.

An der kleinen Badestelle am Sydowsee, ein echter Waldsee. Viel schöner als der See im Schlosspark, vernahm ich aus der Truppe.

Zur Wetterentwicklung: Bis Sonntag Abend soll es bei uns schön und sonnig bleiben. In der Nacht auf Montag können dann von Süden her Schauer und Gewitter auch auf M-V übergreifen. Die großen Unwetter beschränken sich aber eher auf die große Süd- oder auch Westhälfte Deutschlands. Insgesamt sieht es mittelfristig so aus, als sollte sich die Großwetterlage allmählich umbauen und immer pilzfreundlicher gestalten. Soll heißen, dass sich im Isländischen Raum ein steuernder Tiefkomplex aufbaut, anstatt immer wieder ein blockierendes Hoch und Tiefdruckgebiete über Nordosteuropa, die dann immer die kühlen Luftmassen von Norden her anzapfen. Das Islandtief kann dann häufiger weit nach Süden, über dem Ostatlantik, austrogen und somit eine Südwest – Wetterlage anfachen. Diesen Trend sehen momentan alle Wettermodelle. Das würde bedeuten, dass häufig warme, vielleicht auch mal heiße Luftmassen, subtropischen Ursprungs, im Wechsel mit mäßig warmer Luft nach Mitteleuropa geführt werden können. Diese Luft ist dann auch ziemlich feucht und durch kurzwellige Anteile, die die Strömung flatterhaft gestalten können, auch immer mal gewitteranfällig. Feuchtwarm und gewittrig, das wärs doch, was wir Pilzfreunde uns wünschen. Hoffen wir, dass es kein Wunschdenken von uns und den Wettermodellen bleibt und die Natur es wie angedacht in die Realität umsetzen kann.

Ein Blickfang wie immer, der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus). Natürlich erläuterte ich, was man mit dem im jungen Zustand anfangen kann. Es wurde gleich gefragt, wann es den in Wismar wieder zu verkosten gäbe?

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 18. Juni – 2.00 Uhr: im Minimum 11,5 l/qm, maximal 79,5 l/qm und im Mittel 40,7 Liter.


Die Mondsichel des zunehmenden Mondes gestern Abend gegen 23.00 Uhr.

 

Sonnabend, 04. Juni – Da passt ja mal wieder alles. Seit vorgestern sticht mir am Abend die Sichel des wieder zunehmenden Mondes ins Auge. Die Fenster meiner Wohnung legen den Blick in westlicher Richtung frei und so habe ich den Mond in dieser Phase bei entsprechenden Bewölkungsverhältnissen des Abends immer im Blick. Das animiert mich dann oft dazu, ihn auch mal im Bild festzuhalten. So Geschehen gestern Abend. Ja, ihr merkt es schon, worauf ich hinaus will. Die Theorie der Mondanbeter ist es. Geregnet hat es ja, wenn auch in deutlichen, regionalen Unterschieden. Das erste mal nennenswert um den 20. Mai herum. Das sind 2 Wochen her und es gab auch noch Nachfolgeniederschläge. Das passt perfekt, dachte ich mir und schaute heute Vormittag mal kurz an einigen Zeigerstellen im Wismarer Seeblickpark vorbei. Um es vorweg zu nehmen, es tut sich zwar etwas, aber doch sehr verhalten. Das liegt zum einen an den leider immer noch sehr ungünstigen Luftmassen, die seit März fast ständig bei uns lagern. Kalte, häufig trockene Polarluft, wenig Regen, unterkühlte Nächte. Zum anderen reichten die Niederschläge in Wismar nicht aus, um tatsächlich größeres zu bewirken. Aber es schoben einige junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und auch Sommersteinpilze. Nicht viele, jeweils drei junge Kirsch- bis walnussgroße Köpfe. Die Pilze blieben natürlich stehen. Überrascht war ich hingegen, dass die Sommersteinpilze an einer für mich neuen Stelle wuchsen. An den bekannten Plätzen war nichts zu sehen. 

Junger Flockenstieliger Hexen -Röhrling (Boletus luridiformis) heute am Standort im Seeblickpark in Wismar – Wendorf.

Junger Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) an einer für mich neuen Lokalität im Seeblickpark. Drei waren es an der Zahl.

Zum Wetter: heute Vormittag hielt sich noch Gewölk, bevor die starke Juni – Sonne dieses rasch weg zu heizen vermochte. Ein weiterer Wohlfühltag war geboren. Die Luft ist jedoch immer noch kühl und trocken. Aber die Wetterumstellung kommt! Morgen wird es schon etwas wärmer und in der Nacht zu Pfingstmontag kommen von Südwesten schauerartige Regenfälle und einzelne Gewitter auf. Sie leiten eine Umstellung hin zu einer Südwestwetterlage ein. Ich hoffe, sie wird nachhaltig sein. So werden die Luftmassen generell wärmer und feuchter. Immer wieder können mal Schauer und Gewitter durchziehen. Auch eine kurze Hitzewelle ist mal möglich. Dass sollte von nicht geringem Vorteil für die Entwicklung an der Pilzfront sein. Insbesondere die Pfifferlinge werden dann auch bei uns in Gange kommen. Im Südwesten der Republik können die Mykophagen ja nicht mehr an sich halten und sind schon fleißig beim Ernten, obwohl die Masse der Eierschwämme auch dort noch recht klein ausfällt. Meine Devise lautet, vor Mitte Juni lohnt es meist nicht, in die Pfifferlinge zu gehen. Erst dann macht es Spaß, weil nicht nur die kleinen „Erbsen“ oder „Kirschen“ in den Sammelbehältnissen landen.

Auch sind im Seeblickpark die Maipilze (Calocybe gambosa) frisch erschienen. Da es kein Optimalstandort für diese Art ist, kommen die Mai – Schönköpfe an solchen Lokalitäten meist später. Dann kann man gelegentlich auch an Steinpilz – Plätzen einige Fruchtkörper finden. 04. Juni 2022 im Seeblickpark.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 19. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 8,6 l/qm, maximal 85,0 l/qm und im Mittel 40,1 Liter.


Acker – Kratzdiestelrost (Puccinia punctiformis) – Ein Phytoparasit. 05. Juni 2022 am Neumühler See.

 

Sonntag, 5. Juni (Pfingsten) – Heute begehen wir nicht nur das Pfingstfest, mit seinem christlichen Hintergrund, sondern die Hansestädte Wismar und Stralsund auch den 20. Jahrestag ihrer Aufnahme in das Unesco – Welterbe. Wismar hat einen der am besten erhaltenen Altstadtkerne in Norddeutschland. Dank der Wende konnte er größtenteils vor dem Zerfall bewahrt werden. Der Welterbe Status ermöglichte auch Förderungen und der Titel zieht zusätzlich Besucher in unsere Stadt. Viel wichtiger jedoch die Tatsache, dass wir heute den Welt – Umwelttag begehen. Auch ein Jubiläum. Er feiert seinen 50. Geburtstag!  Nach der Wende, als es in Wismar noch ein Umweltamt gab, dem ich mit meiner Pilzberatungsstelle angegliedert war, wurde an diesem Tag durchaus öffentlichkeitswirksames auf die Beine gestellt. Veranstaltungen auf dem Marktplatz und vor dem Rathaus zählten dazu. Unsere Umwelt zu erhalten und vor der immer schnelleren Zerstörung und Ausbeutung zu bewahren, war und ist das Ziel des weltweiten Umwelttages. Sicher ist seit dem die Sensibilisierung für unsere gemeinsame Wohnung Erde in vielen Staaten gestiegen, aber trotz allem scheint die Menschheit noch lange nicht begriffen zu haben, wie wichtig dieser Aspekt für uns alle ist. Immer noch wird die Umwelt ausgebeutet und zerstört. Und oftmals steckt pure Profitgier dahinter. Geht es nach der Ansicht der jugendlichen Umwelt – Aktivistin Greta Thunberg, ist seit Gründung des Welt – Umwelttages, am 05. Juni 1972, nicht viel erreicht worden. Was von den Staaten – Lenkern verkündet wurde und wird bezeichnet sie als nichts weiter wie bla, bla, bla…  

Herrliche Umwelt, knapp westlich unserer Landeshautstadt Schwerin. Der Neumühler See, am 50. Welt – Umwelttag.

Noch einmal Kleinpilzkunde: wir sehen den Brombeerrost (Phragmidium violaceum). Kleinpilze verzichten auf den Luxus Stiele mit Hüten auszubilden. Minimalistisch ist ihre Devise und beim genaueren hinsehen oftmals wunderhübsch anzusehen. 05.06.2022 am Neumühler See.

Zu den Pilzen. Heute traf ich mich mit meiner Pilzfreundin Catrin Berseck und meinem Pilz- und Naturfreund Christopher Engelhardt am Südende des Neumühler Sees bei Schwerin. Da aufgrund der unbeständigen Wetterlage am 01. Juni unsere Mittwochsexkursion ausgefallen war, holten wir diese heute nach. Und auch das Wetter konnte kaum beständiger, sprich schöner sein. Echtes Sonntags- und Feiertagswetter. Ein strahlend schöner und warmer Frühsommertag. Wir umwanderten den Südteil des lang gezogenen Neumühler Sees. Um ihn ganz zu umrunden, wäre eine Tagesreise/Wanderung nötig gewesen. Das habe ich vor vielen Jahren einmal hinbekommen, als mir nicht bewusst war, wie sehr sich dieser See hinzieht. Außerdem gehört der bewaldete Nordteil in ein anderes Messtischblatt. Am Ufer erstreckt sich im Süden nur ein schmaler, bewaldeter Ufersaum. Viele Weiden, Schlehen, Eichen, Erlen und nur wenige Buchen sowie einige andere Gehölze. Für eine Frühlingsexkursion an sich ein sehr vielversprechendes Revier. Nun war das Frühjahr viel zu trocken und die Niederschläge bisher zu spärlich, um eine einigermaßen angemessene Kollektion an bodenbewohnenden Frühaufstehern zu ermöglichen. Aber immerhin haben wir eine Art gefunden, die ich hier um diese Jahreszeit vermutet habe, als wie vor Jahren schon einmal hier, in einem noch trockenerem Frühjahr, im Rahmen einer regulären Pilzwanderung unterwegs waren. Den Blassen Pflaumen- oder Schlehen – Rötling. So schauten wir insbesondere an Bäumen und Stümpfen, versuchten Phytoparasiten zu finden und zu bestimmen. Chris hatte extra sein schlaues Buch mitgebracht. Es ging um Mollusken und Insekten u. s. w. Es ist unglaublich, was es zu dieser Jahreszeit alles zu entdecken gibt, wenn man mit offenen Sinnen durch die Natur streift. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Großpilzkunde: Wir sehen den Blassen Schlehen- oder Pflaumen – Rötling (Entoloma sepium). Eine neue und wichtige Art für Catrin auf ihrem Wege zur Pilzsachverständigen, weil ein leckerer Speisepilz des Frühlings- und Frühsommers. Immer unter Rosengewächsen und oft sehr gesellig. 05.06.2022 am Neumühler See.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 05. Juni 2022 nach dem ECMWF: minimal 12,6 l/qm, maximal 90,1 l/qm und im Mittel 42,0 Liter.


Brigitte Schurig während einer Herbsttagung der Pilzberater in Plau am See um das Jahr 2010 herum.

 

Montag, 06. Juni (Pfingsten) – Gestern erreichte mich die traurige Nachricht, dass meine langjährige Pilzfreundin Brigitte Schurig im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Besonders in den 1990er Jahren war ich mit ihr und zusammen mit Jürgen Schwik so manches Wochenende im Feld, um unsere Mecklenburgische Welt der Großpilze zu kartieren. Brigitte übernahm zu DDR – Zeiten den Posten der Bezirkspilzsachverständigen des damaligen Bezirkes Schwerin. Nach der Wende kämpfte sie an der Seite von Frau Dr. Ingeborg Schmidt aus Stralsund darum, dass es in Mecklenburg – Vorpommern, als Urlaubsregion, wieder eine vom Land gestützte und geförderte Riege von ehrenamtlich tätigen Pilzberaterinnen und Berater gibt. Seit 1994 ist diese Aufgabe beim Landesgesundheitsamt angesiedelt und damit nimmt M-V im Vergleich zur restlichen Bundesrepublik eine vorbildliche Sonderstellung ein. Brigitte engagierte sich in der  Naturforschenden Gesellschaft Mecklenburg e.V., leitete eine Fachgruppe Mykologie in der Naturschutzstation Schwerin – Zippendorf und führte nicht nur dort ihre Pilzberatungen und Ausstellungen durch. Sie war bis zuletzt aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Mykologie Mecklenburg – Vorpommerns im Naturschutzbund Deutschland (AMMV). Zeitweise brachte sie sich auch im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Mykologie ein. Brigitte unterhielt freundschaftliche Kontakte zu namhaften Mykologinnen und Mykologen wie Hanns Kreisel, Frieder Gröger oder auch Rosemarie Dähnke, die sie gelegentlich auch auf La Palma besuchte. Gerne war sie auch bei Veranstaltungen der Wismarer Pilzfreunde dabei. Sei es auf Exkursionen, bei Themenabenden oder bei unseren Weihnachtsfeiern in Keez.

Von links: Reinhold Krakow, Hannelore Michael, Brigitte Schurig und Torsten Richter während der Tage der Pilze in Rehna. Liebe Brigitte, du wirst uns sehr fehlen! 

Heute morgen war ich nochmals zu einen kleinen Besuch in den Wismarer Seeblickpark aufgebrochen. Zaghaft entwickelt es sich, aber fast nur Röhrlinge! Sommersteinpilze und Hexen – Röhrlinge sind auf dem Vormarsch, aber kein Vergleich zu den heftigen Schüben, die hier nach höheren Niederschlagsmengen möglich sind. Ansonsten noch einige junge Maipilze, zwei Frühlings – Ackerlinge und einen Waldfreund – Rübling. Keine Täublinge, keine Wulstlinge, keine Egerlinge!

Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) am Pfingstmontag im Seeblickpark Wendorf. Nur etwas fürs Auge und schön anzusehen, völlig fertig im Inneren!

Auch bei diesem Exemplar war der Stiel bereits völlig hohl. Mehr oder weniger starker Madenbefall ist ein Markenzeichen des Sommer – Steinpilzes (Boletus reticulatus). 06.06.2022.

Ich begab mich in mein Info – Zentrum, machte mir Mittag und dachte mir, schau am Nachmittag doch mal in den Nienhäger Gespensterwald vorbei, was die Lungen – Seitlinge dort machen. Es wird heute sicher eine Völkerwanderung dort herrschen, aber die wenigsten Sommerfrischler interessieren sich für Pilze. Gedacht, getan. Ich saß auf und startete in Richtung Rostock. Während der Fahrt dachte ich, schau doch mal in den mitunter pilzreichen und interessanten Buchenkopf bei Panzow rein. Liegt ja praktisch auf dem Wege. In den letzten beiden Jahren waren wir hier um diese Zeit im Zuge von Pilzwanderungen recht erfolgreich. Von den Klassikern gibt es hier Hexen – Röhrlinge, Sommersteinpilze, Pfifferlinge, viele tolle Täublinge und als Besonderheit Fahle Röhrlinge. Knochen trocken war es hier! Der Wind pustete durch das ziemlich exponiert gelegene Holz und weit und breit nicht die Spur eines Frischpilzes. Ich saß erneut auf und fuhr schließlich in mein eigentliches Zielgebiet.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) am Pfingstmontag im Seeblickpark Wismar – Wendorf am Standort fotografiert.

Voller Besatz heute bei dieser, noch stehenden Rotbuche, mit Lungen – Seitlingen (Pleurotus pulmarius). Verwendbar analog zu Austern – Seitlingen. 06. Juni 2022 im Gespensterwald.

Kurz vor Nienhagen und in Waldesnähe kühlte es plötzlich spürbar ab. Seewind dachte ich mir, aber weit gefehlt. Hier hatte es heute morgen kräftig geschüttet. Welch ein Unterschied zu dem Wald bei Panzow, dem ich gerade vor 20 Minuten ein Besuch abgestattet hatte. Das Nienhäger Holz war völlig durchgeweicht, große Pfützen auf dem schlammigen Waldwegen und es duftete wunderbar frisch nach würziger Waldluft. Die Kühle wurde durch die sogenannte Verdunstungskälte hervorgerufen. Im Wald selbst war es  nicht kalt, im Gegenteil, ziemlich warm und schwül. Und die Verdunstung war enorm, denn als ich mit meiner Tour fertig war, haben sich wieder mächtige Schauer und Gewitterwolken aufgetürmt. Ich konnte dem Starkregen gerade noch entfliehen. Und was zu dieser Jahreszeit mit dem hohen Sonnenstand durchaus nicht üblich ist. Es gab für einen kurzen Moment einen tollen Regenbogen zu bewundern.

Manchmal kommen mir leise Zweifel an meiner Diagnose, wenn ich nämlich einen Rosa – Hauch in den Fruchtkörpern zu sehen glaube. Derartige Farbreflexe werden nämlich dem Rillstieligen Seitling zugeschrieben. 06. Juni 2022 im Gespensterwald.

Und wie sah es pilztechnisch aus? Äußerst mager und kein Vergleich zu dem, welches wir in den Vorjahren zu dieser Zeit hier gewohnt waren. Der moosige, ausgehagerte Waldboden ist oft schon im Juni von einer Vielzahl von Täublingen und Wulstlingen bevölkert. Von genannten Gattungen war nur ein winziger Perlpilz zu sehen. Ansonsten nur junge Sommersteinpilze, an denen sich, dem Regen sei dank, zahlreiche Schnecken gütlich taten. Und was machten die Lungen – Seitlinge? Sie überzeugten, auf sie ist Verlass! Zwar allgemein weniger tote Buchenstämme mit Besatz, im Vergleich zum Juni letzten Jahres, aber eine kranke, noch stehende Rotbuche, saß voll von zahlreichen Büscheln dieser Speisepilze. Das war schon von weitem ein Blickfang.

Und die Lamellen laufen tatsächlich sehr weit den Stiel herunter. Durch nichts anderes entstehen die Rillen des Rillstieligen Seitlings. Pfingstmontag im Gespensterwald.

Noch kurz zum Wetter. Die Luft ist nun feuchter und wärmer geworden. Regen gab es in der Nacht und heute auch. Zwar kaum in Wismar, aber regional bis gebietswiese hat es wieder kräftig geschüttet. Schauer und Gewitter werden uns auch weiterhin erhalten bleiben.

Gewitterstimmung am Nachmittag des Pfingstmontag 2022 im Gespensterwald, mit Blick auf die Ostsee. Dieses mal ohne Saharastaub! Siehe Tagebuch Wetter/Pilze Juni 2019.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 21. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 3,7 l/qm, maximal 66,6 l/qm und im Mittel 33,7 Liter.


Dienstag, 07. Juni – Ja, dass war eine traurige Nachricht, die uns Pilzfreunde an Pfingsten erreichte. Brigitte Schurig hat ihr Lebenswerk vollendet. Lange hat sie sich gegen Krankheit und persönliche Schicksalsschläge zur Wehr gesetzt. Immer gab ihr auch die Beschäftigung mit unseren geliebten Pilzen Kraft und Lebensmut. So ist unser aller Dasein nur auf Zeit. Ist vergänglich, wie alles Leben auf der Erde. Mir scheint, vielen Menschen ist der wahre Wert ihres Daseins gar nicht richtig bewusst. Auch das eigene Ende ist unausweichlich. Geburt – Leben – Tod.

Kaum sind diese jungen Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) geboren, geht es ihnen auch schon an den Kragen. Schnecken sind zur Stelle. Die dürfen das, die Leben im Wald, können nicht einkaufen gehen! Viel schlimmer, der gemeine Mykophage bedroht sie ebenfalls, oft schon im embryonalen Alter, weil er fürchtet, ohne ihren Genusswert nicht auskommen zu können. Standortfoto am 06.06.2022 im Gespensterwald.

Das wahre Gesicht des Steinpilz – Wismar. Irena feiert heute Geburtstag. Viel Glück und Gesundheit im neuen Lebensjahr!

Geburtstag feiert heute unsere ehemals gute Seele Irena. Ende des Jahres 2021 hat sie sich von den Pilzfreunden zurückgezogen und auch unsere private Beziehung abgebrochen. Es hat lange gedauert, bis sie endlich realisiert hat, mit welch einem Typen sie sich eingelassen hat. Ein Taugenichts, der noch nie im Leben richtig gearbeitet hat und entsprechendes Geld nach hause gebracht hat, so wie es sich für einen richtigen Mann gehört. So oder zumindest so ähnlich, habe ich ihr gegenüber von Anfang an argumentiert, aber ich konnte es ihr nicht ausreden, die Finger von mir zu lassen. Nun hat sie endlich erkannt, wie Recht ich schon damals hatte. Liebe macht eben Blind! Ein richtiger Mann steht ihr nun zur Seite und ich wünsche ihr Glück im weiteren Leben.

Trotzdem ist die Geschichte des Steinpilz – Wismar untrennbar mit ihrem Namen verbunden. Wir lernten uns 2003 kennen und lieben, als die Idee des Steinpilz – Wismar bei mir bereits geboren war. Ich hatte mir schon einen Laden ausgesucht und meinen ersten Steinpilz – Aufsteller und Aushänge – Schilder für die Schaufenster gebastelt. Alleine hätte ich vielleicht ein Jahr überlebt, wäre da nicht Irena gewesen, mit ihren Ideen. Advents- und Ostergestecke, Imbisstage- und Wochenenden und zusätzlich unterstützte sie mich noch mit den Erlösen von Fischereischein – Lehrgängen. Das es diese Homepage gibt, ist ebenfalls ihr zu verdanken. Sie arbeitete damals bei der Caritas e. V. in Schwerin und auf Vermittlung durch diesen Verein stellten wir einen Förderantrag bei der „Aktion Mensch“, der über einen Betrag von 4.000.00 € bewilligt wurde. Dadurch konnte u. a. diese Homepage eingerichtet werden, die den Steinpilz – Wismar über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machte. Flyer wurden gedruckt, ein Laptop und ein Beamer wurden gekauft. Sohn Jonas kam darüber zur Welt.

Jonas im dritten Lebensjahr. Die Pilze haben uns zusammen geführt. Ohne sie kein Steinpilz – Wismar, ohne sie kein Jonas!

Wir traten der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. bei und es entstand die Gruppe der Pilzfreunde innerhalb dieses Vereins, zu dem heute auch die Plattdütschrund und die Puppenbühne Firni gehören. Auch eine Kräutergruppe wurde damals auf betreiben von Irena und Tischlermeister sowie Altrocker Helmut Meier ins Leben gerufen. Aber wir lebten uns auseinander. Irena hat in Keez ein großes Grundstück zu versorgen. Kümmerte sich um Jonas und zuletzt um ihren an Demenz erkrankten Vater. Ich versuche in Wismar, dass unser Steinpilz nicht das Zeitliche segnet. Übe meine Berufung aus, kein Hobby, ein echter Beruf, der nur keine Gesellschaftliche Anerkennung erfährt. Es war mein Wunschberuf bereits als Jugendlicher! Trotzdem erlernte ich den handwerklichen Beruf des Konditors. So habe ich bis zur Wende im Dreischichtsystem in einer Großbäckerei gearbeitet. Je nach Schichtdienst  öffnete ich entweder Vormittags oder Nachmittags die städtische Pilzberatungsstelle. Als mein Betrieb während der Wendezeit, im Jahre 1990 geschlossen wurde, gab es die Beratungsstelle noch und ich kümmerte mich nun darum, dass diese mit Hilfe der Stadtverwaltung auch noch bis zum Jahr 2002 erhalten werden konnte. Dann war Schluss. Der Fall in ein tiefes Loch voller Depressionen, bis die Idee vom Steinpilz – Wismar aufkeimte und Irena zur Stelle war, wie durch ein Wunder!

Übrigens neigen Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) zum gilben. Insbesondere im Alter oder wenn sie trocknen. Rillstielige Seitlinge sollen meist zentral gestielt sein. Auch ist der Lungen – Seitling nicht mit dem herkömmlichen Austern – Seitling kreuzbar und somit tatsächlich eine eigenständige Art. 06.06.2022 im Gespensterwald Nienhagen.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 22.06.22 – 02.00 Uhr: im Minimum 8,6 l/qm, maximal 62,5 l/qm und im Mittel 29,1 Liter.


Nur einen jungen Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) konnten wir in einem Gebiet entdecken, dass zu besseren Zeiten korbfüllende Erträge abwerfen kann. Standortfoto am 08.06.2022 unweit des Schweriner Schlossgartens.

 

Mittwoch, 08. Juni – Wie doch die Zeit vergeht! Bald haben wir das erste Halbjahr 2022 schon hinter uns gebracht. Die Pilzsaison hat aber noch fast 6 Monate vor sich. Trotz dem endete heute im Zusammenhang mit unseren Mittwochsexkursionen bereits das Schweriner Messtischblatt 2334 mit seinem vierten Quadranten. Wir suchten uns das angrenzende Gebiet zum Schweriner Schlossgarten aus. Ein Park mit altem Baumbestand und der in Fachkreisen, aber auch bei einigen Mykophagen, bekannt für sein vielfältiges Frischpilz – Aufkommen ist. Besonders der Hochsommer verspricht hier eine hohe Dichte von verschiedenen, teils seltenen Pilzarten, aber auch reichlich Speisepilze bis hin zu Steinpilzen und Pfifferlingen. Auch im Juni kann es hier schon einiges geben, falls es nicht zu trocken in den Wochen zuvor war. Und das war es leider! Zwar hatte auch Schwerin einige Regenfälle in der letzten Zeit abbekommen, aber für ein nennenswertes Frischpilzaufkommen hat es keineswegs gereicht. Es war also sehr dürftig, was uns heute hier geboten wurde. Dass Beste gleich zu Beginn. An einem Baumstumpf ein fetter Wulstiger Lackporling. Für Chris aus Lübeck und einem Biologen aus Rostock die erste, bewusste Begegnung mit dieser Ganoderma – Art.

Gleich zu Beginn ein Fund, der begeisterte. Ein Wulstiger Lackporling (Ganoderma adspersum). Eine für Chris neue, noch nicht registrierte Art. Der Porling ist zwar nicht selten, wir finden ihn aber nur selten in Wäldern. Meist in Parks oder am Fuße von Allee – Bäumen, gerne Linde.

Auf dem ersten Blick einem Frauen Täubling oder Fleischroten Speise – Täubling ähnlich sehen, kann der seltene Honig – Täubling (Russula melliolens). Die Blätter sind allerdings recht spröde im Vergleich zu erst genanntem. Standortfoto am 08.06.2022 unter Eichen in Schlossgarten – Nähe Schwerin.

Der zweite Höhepunkt war für mich ein zunächst ungläubiges Wiedersehen mit einem Täubling, den ich hier vor wenigen Jahren das erste mal überhaupt gefunden habe. Er stand genau wieder dort, wie auch damals schon. Auf den ersten Blick dachte ich zunächst aber an den Frauen – Täubling, der hier auch verbreitet und auch an der selben Stelle vorkommt. Aber es kam mir spanisch vor und ich dachte an den damals hier gefundenen Honig – Täubling. Hielt mich mit meiner Vermutung jedoch noch bedeckt, denn ich wollte es erst in Ruhe nachprüfen. So konnten wir den bemerkenswerten Fund leider nicht vor Ort entsprechend würdigen. Ansonsten einige mumifizierte Fahle Röhrlinge und einen Netzstieligen Hexen – Röhrling. Kaum mal einen Sommersteinpilz, Frühlings – Ackerling oder ein winziges Büschel von Glimmer – Tintlingen. Dafür aber ein stattliches Büschel von Spindeligen Rüblingen. Ja, es hätte besser sein können, aber ich empfahl hier nach stärkeren Regenfällen im Hochsommer noch mal aufzuschlagen. Schließlich umrundeten wir noch die Faulen See.

Vielfarbiger, meist hochroter bis purpurbrauner Hut, milder Geschmack, Stiel, Blätter und Fleisch ockerbraun fleckend und trocken stark nach Honig riechend, schreibt M.-H.-K. in Band V, Nr. 130. Mit Eisen(II)- Sulfat im Fleisch fleischrosa verfärbend. Bis auf einige ältere Funde um Rostock, bisher keine weiteren Nachweise dieser Art in Mecklenburg in der Verbreitungskarte der DGfM, und in der deutschlandweiten Roten Liste in Kategorie 2 geführt. Honig – Täubling (Russula melliolens).

Donnerstag, 09. JuniGestern Nachmittag, abends und bis in die Nacht hinein gab es stellen- bis gebietsweise Schauer, Gewitter oder auch leichten, schauerartigen Regen. Ein etwas größerer Gewittercluster war von der Seenplatte bis hinauf zur Üeckermünder Heide unterwegs. In Mecklenburg zogen am Nachmittag und am späteren Abend örtlich, teils durchaus auch mal kräftigere Regengüsse, auch mal mit Blitz und Donner, durch.

Der seltene Honig – Täubling (Russula melliolens) kann auch stark entfärben. Verantwortlich sind Sonneneinstrahlung, Wind und trockene Luft. Auch die Huthaut dehnt sich nicht mehr mit aus und es kommen Assoziationen zum Speise – Täubling auf. Standortfoto am 08.06.2022 am Schweriner Schlossgarten.

Hier die Regenmengen einzelner Orte von http://www.kachelmannwetter.de Malchow/Insel Poel: 1,8 l/qm; Steinhausen – Neuburg: 4,7 l/qm; Bernitt: 5,1 l/qm; Ventschow: 5,9 l/qm; Malk Göhren: 6,9 l/qm; Schwerin: 11,8 l/qm; Lübstorf: 12,0 l/qm und Spitzenreiter Zemitz in Vorpommern mit 15,0 l/qm. In meinem Messbecher ,in der Altstadt von Wismar, fanden sich 3,8 Liter ein. Alles nichts dolles, aber zumindest punktuell hilfreich.


Unsere Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen hat sich getraut, so schrieb sie mir heute mit entsprechenden Bildern. Getraut das „Eigelb“ der Hexeneier von der Stinkmorchel zu verkosten. Wirklich wie aus dem Ei gepellt!

Ein ausgereifter Phallus impudicus von Catrin Berseck fotografiert. Ein Leckerbissen stellt die sporenreife Stinkmorchel allerdings nur noch für Fliegen dar, die mit Begeisterung den olivgrünen Sporenschleim aufsaugen und somit die Verbreitung dieser Pilzart übernehmen.

Und wie soll es mit dem Wetter mittelfristig weitergehen? Zunächst kommt kaum noch Regen dazu. Die Temperaturen steigen etwas an und es geht eher in Richtung Strandwetter. Am Montag liegen wir aber schon wieder auf der Rückseite einer kaum wetteraktiven Kaltfront. In höhenkalter Luft kann es dann einige Schauer und Gewitter geben. Kein Wetter mehr für Sonnenanbeter und Strandliebhaber. Auch für uns Pilzfreunde nur bedingt brauchbar, bis auf die örtlichen Regengüsse. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht endgültig fest. Bevorzugt wird eine eher kühle und wechselhafte Variante, in der es immer mal regnen, Schauer oder auch mal ein Gewitter geben kann. Eigentlich gar nicht so schlecht, wobei höhere Regenmengen eher nicht dabei sein dürften. Eine ganz andere Möglichkeit tischt uns das amerikanisch GFS auf. Und zwar nun schon in mehreren Läufen. Demnach könnte in Richtung zweiter Wochenhälfte eine Hitzewelle bevor stehen. Über Südwesteuropa baut sich dieser Tage extreme Hitze auf. Nach dem GFS könnte diese Hitze dann auch in leicht abgeschwächter Form auf Deutschland übergreifen. Ich gestehe, diese Variante reizt mich. Das würde unseren wärmeliebenden Sommerarten zu Gute kommen. Immerhin stehen dann wohl auch wieder unwetterartige Gewitter auf der Agenda und je nach Gemengelage, könnten die dann auch sehr viel an niederschlagbarem Wasser im Gepäck haben. Unten habe ich wieder die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF angefügt, dass ebenfalls entsprechende Signale im Maximum der bis zum 24. Juni möglichen Niederschläge für Wismar andeutet.

Sieht das nicht lecker aus? Schön knusprig in der Pfanne gebraten und nach belieben würzen. 


Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 24. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 8,8 l/qm, maximal 135,1 l/qm und im Mittel 30,3 Liter.


Catrins Serviervorschlag! Es war lecker und es gibt tatsächlich Feinschmecker, die lassen nichts auf gebratene Hexeneier kommen. Und das nicht nur bei der Weiblichkeit, wie man vermuten möchte!

Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) heute am Standort im Seeblickpark in Wendorf.

Freitag, 10. Juni – Heute Vormittag begab ich mich mal wieder in zwei Parkanlagen, um die Lage zu peilen. Nach wie vor noch sehr artenarm. Aber allmählich wird es etwas vielfältiger. Vereinzelt nun junge Perlpilze und erste Pantherpilze. Nach wie vor kaum mal ein Champignon. Einzig Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und Sommersteinpilze schieben nach wie vor in eher dezenten Mengen. Von letzteren habe ich heute 19 Stück mitnehmen können. Keine Walnuss – Köpfe, sondern Sommersteinpilze in bester Erntereife. Allerdings, so wie es sich für diesen frühen Steinpilz auch gehört, mit reichlich Madenbesatz, insbesondere in den Stielen. Mit etwas Glück sind die Köpfe noch frei von Mädchen. Wer also Steinpilze ohne die nahrhafte Protein – Zugabe möchte, braucht derzeit nicht los gehen. Leicht bis mäßig durchzogene Steinpilze landen bei mir auf dem Trockner und daraus wird Pilzpulver hergestellt. Anders wird in der Großindustrie auch nicht verfahren und wenn man Trockenpilze beispielsweise auf Italienischen Pilzmärkten kauft, sind sie fast immer gut durchlöchert. Für viel Geld!

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) am Standort im Eichenpark Schwarzer Busch auf der Insel Poel. 10. Juni 2022.

Ich hoffe, ich habe jetzt einigen Gaumen- und Magen – Mykologen/Mykophagen nicht den Appetit verdorben. Als Wiedergutmachung hier ein Rezeptvorschlag aus dem zu DDR – Zeiten erschienen „Kochbuch für Pilzsammler“ von Maria Hallebach und Jochen Kurt:

Bunter Sommersalat 

250g Steinpilze, 150g Spargel, 150g Gurke, 150g Tomaten, 150g Tomatenpaprika, 2 Köpfe Blattsalat, 2 bis 3 Esslöffel Salatöl, 1 Esslöffel 5%iger Speiseessig, Pfeffer und Salz.

Die kleinen, festen Steinpilze säubern, blättrig schneiden, schnell in heißem Öl anbraten, pfeffern, salzen, und kalt stellen. Die Paprikafrüchte überbrühen, abziehen, Kerngehäuse entfernen und in Streifen schneiden.  Die Tomaten ebenfalls überbrühen, abziehen, halbieren und vorsichtig ausdrücken, den Stielansatz entfernen und die Tomaten in Scheiben schneiden. Die zarten Spargelstücke in Salzwasser kochen und abtropfen lassen. Die Gurken in Scheiben schneiden und unter Beigabe von Essig, Pfeffer sowie Salz vorsichtig vermengen. Nun die zarten Blätter des Kopfsalates möglichst unzerdrückt in eine Schüssel legen, das vorbereitete Gemisch darauf verteilen und zum Schluss mit dem zum Braten der Pilze verwendeten Öl begießen.   

Sommersteinpilze vom 10. Juni 2022. Sie landeten auf dem Trockner.

Allmählich machen sich die Perlpilze (Amanita rubescens) bereit. Standortfoto am 10.06.2022 Eichenpark Schwarzer Busch.

Zur Wetterentwicklung: Heute war es ein freundlicher und angenehm temperierter Tag. Zum Nachmittag und Abend zog Warmfrontbewölkung auf und es wurde leicht schwül. Angenehm warm soll auch das Wochenende werden, bevor uns ab Montag von Westen her schwache Tiefausläufer streifen können. Sie führen zur nächsten Woche wieder kühlere Luft heran und gelegentlich kann es auch mal schauern oder ein Gewitter der Marke Kaltluft geben. Größere Regenmengen sind damit nicht verbunden. Zum nächsten Wochenende verdichten sich allmählich die Signale für eine kurze Hitzewelle. Kommt es so, sind Deutschlandweit Spitzenwerte von 35 Grad und mehr zu erwarten. Die größte Hitze wird nach derzeitigem Stand den Südwesten und den Nordosten treffen. Besonders in Berlin/Brandenburg drohen Temperaturen jenseits der 35 Grad im Schatten! Schnell soll es dann aber zu einer markanten Abkühlung kommen. Einem regelrechten Temperatursturz hin zu für Juni ungewöhnlich kaltem Wetter (Schafskälte?). Das ganze soll mit einer ausgewachsen Schwergewitterlage ein her gehen. Besonders bei uns im Norden deuten die mittelfristigen, signifikanten Wettermodelle viel Musik an.

Ebenfalls im Eichenpark der Insel Poel diese Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis). Ausgezeichneter Speisepilz, aber gut erhitzen!

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum  25.06.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 3,8 l/qm, maximal 61,1 l/qm und im Mittel 24,9 Liter.


Erläuterungen zum Kaarzer Holz.

 

Sonnabend – 11. Juni – Eine öffentliche Lehrwanderung war heute wieder angesagt. Sie führte durch das Kaarzer Holz bei Kobrow. Es war für mich eine recht emotionale Tour, da in mir viele Erinnerungen an dieses umfangreiche Forst- und Waldrevier schlummern und immer mal wieder wach werden, wenn ich hier unterwegs bin. Nun war es hier in der letzten Zeit besonders trocken geblieben und es gab kaum Frischpilze und wir waren kaum eine Handvoll Pilzfreundinnen und Pilzfreunde, die hier heute unterwegs waren. Also gab es wenig Pilze zu erläutern, um so mehr war in Erinnerung schwelgen angesagt. Schon als Schulkind durchradelte ich dieses Revier, wenn ich zu meinen Verwandten in den Ort Demen unterwegs war. Mein Vater stammt schließlich von dort. Damals existierte noch die Zugverbindung von der Hansestadt Wismar bis nach Karow in der Nossentiner/Schwinzer Heide. Ich fuhr damals mit dem Zug bis Weitendorf und von hier aus etwa 10 Km durch das Kaarzer Holz. Als Stadtkind liebte ich die weiten Wälder hier und entdeckte dort meine Liebe zu den Pilzen. Noch heute sehe ich beispielsweise meine erste Begegnung mit einer, meinen Weg kreuzenden Ringelnatter, vor mir. Gerne habe ich damals einige Wochen meine Sommerferien in Demen verbracht. Habe in der Ernte geholfen, bin am Dorfsee, Tiefen See oder Faulen See angeln gewesen. Habe in den Wäldern nach Pilzen geschaut und mich gefreut, wenn abends oder nachts mal Gewitter aufzogen. Romantik pur! Als ich eines Tages, nach getaner Arbeit am Dreschkasten, mit dem Fahrrad in den Wald fuhr und mehrere, schöne Sommersteinpilze entdeckte, war ich wirklich stolz, aber bei meiner Verwandtschaft stießen die Pilze auf wenig Gegenliebe. In die Pfanne gelangten nur Pfifferlinge und nicht solche Absonderlichkeiten wie Steinpilze, Maronen oder ähnliches Zeug. So landeten die stattlichen Pilze auf dem Misthaufen!

Im Kaarzer Holz am 11. Juni 2022.

Noch bis kurz vor der Wende wurden im Kaarzer Holz großflächige Fichtenschonungen angelegt. Bis zur Jahrtausendwende gab es in diesen  mitunter große Mengen von Fichtensteinpilzen. Meine Körbe waren manchmal schwer wie blei, wenn sie vor jungen und knackigen Steinpilzen fast überliefen. Nun ist die Pracht vorbei und vor allem die Dürre des Jahres 2018 ging auch an den Kaarzer Fichten nicht spurlos vorbei.

Später zog die Nationale Volksarmee hier ein und das Kaarzer Holz wurde zu großen Teilen Sperrgebiet. Schon als kleines Kind beobachtete ich um Demen herum verstärkte Aktivitäten der Russen. Immer wieder fuhren die Militärfahrzeuge der Roten Armee durch den Ort und wir Kinder durften den damaligen Befreiern zuwinken und freuten uns darüber, wenn unser Gruß erwidert wurde. Erst später, nach der Wende, wurde mir bewusst, was die hier wohl zu tun gehabt haben. Im Kaarzer Holz wurden die modernsten Raketensysteme des Ostblocks stationiert. Zuletzt auch SS 20 Atomraketen gegen den Klassenfeind im Westen. Nun, dass ist lange her. Eine Zeit lang nutzte die Bundeswehr noch den Standort und heute ist alles wieder für die Öffentlichkeit frei gegeben. Da sicherlich noch Altlasten für gewisse Gefahren sorgen könnten, hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt das Kaarzer Holz übernommen. Ich war vor wenigen Jahren in deren Auftrag zu Kartierungen hier unterwegs. Damals auch auf der Insel Rügen und in der Ückermünder Heide. Das Kaarzer Holz soll längerfristig sich selbst überlassen werden und die aktive Forstwirtschaft wird schrittweise zurück gefahren. Das Revier verfügt derzeit bereits über einen hohen Totholzeintrag und stellenweise beginnt sich der Wald auf ganz natürlicher Weise zu verjüngen. Wölfe sind hier zu hause. Von ihnen war heute nichts zu bemerken. Nur ein Schwarzkittel beäugte uns skeptisch und suchte rasch das Weite, bevor ich es auf meiner Kamera verewigen konnte. Da lobe ich doch meine Pilze. 

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) ist ein Nutznießer des Fichtensterbens. Zwar kommt er mit anderen Laub- und Nadelhölzern ebenfalls gut klar, aber die Fichte ist durchaus eines seiner Lieblingssubstrate (Fichten – Porling). 11.06.2022 im Kaarzer Holz.

19. April 2009. Irena und Jonas servierten uns Nudeln mit Tomatensoße am Rande des Kaarzer Holzes. Das schmeckt an frischer Waldluft doppelt gut!

Sonntag, 12. Juni – Noch einmal zum Kaarzer Holz und unserer gestrigen Wanderung. Wir starteten und endeten unsere Runde bei Kobrow. Von hier aus sind wir schon einmal zu einer Exkursion unter gleicher Wegführung aufgebrochen. Am 19. April 2009. Damals als Vereinsexkursion. Ein sonniger Apriltag mit starkem, kalten Ostwind. Es gab zwar auch wenig Frischpilze, aber Frühjahrs- und Scheibenlorcheln waren zumindest zum Zeigen und Erläutern dabei. Am Ende der Tour erwarteten uns Irena und klein Jonas zum Mittag. Sie hatten für uns Nudeln mit Tomatensoße mitgebracht. Ich weis noch genau, wie Jonas immer wieder rief „Papa, komm schnell, die Nudeln werden kalt“. Ich hing damals noch mit einem Pilzfreund etwas zurück, da wir einige Porlinge fanden und fotografierten. Ja, Jonas war damals noch im zarten Kindesalter und wir spielten nebenbei Versteck und Greif um die Autos herum. Auch das waren Erinnerungen, die in mir gestern wieder aufkeimten. Auch als Baby schoben Irena und ich ihn hier im Wagen die Waldwege entlang, gab es hier im April doch ausgesprochen üppige Frühjahrslorcheln. Nun, das ist zwar noch nicht ganz so lange her, aber auch diese Zeiten sind Geschichte. Irena bringt uns kein Süppchen mehr in den Wald und Jonas ist mit Pilzexkursionen auch nicht mehr aus der Reserve zu locken. Ich hoffe nur, dass später etwas davon in ihm wieder zurück kommt. Vielleicht, wenn es Mama und Papa nicht mehr gibt! Ich merke es ja an mir selbst, wie mir meine, aus heutiger Sicht schöne und glückliche Kindheit im Rückblick immer wertvoller wird. Ich bin schließlich in einem Alter angelangt, wo man auf sein Leben zurück blicken darf, kann und sollte. Es ist fast vollbracht! Was noch kommt, weiß niemand, aber was war, sollte man werten dürfen. Und wie das so ist, zum Glück drängt sich in mir das Schöne nach vorne, nicht das hässliche und böse, welches jeder Mensch auch zu ertragen hat. Und ich bin froh, dass sich in mir seit frühester Kindheit ein Bezug zur geheimnisvollen Welt der Großpilze und damit zum Wald und zur Natur heraus gebildet hat. Bin froh, dass es damals in Wismar schon eine Pilzberatungsstelle gab und das mich meine damalige Spielkameradin und Kinderfreundin Conny an die Hand nahm und mich bei Fräulein Heinrich vorstellig machte. Geboren wurde die Liebe zu den Pilzen, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben zog, in den Wäldern um Demen herum. In den Barniner Tannen und im Kaarzer Holz.

Noch eine Erinnerung. Wir schreiben das Jahr 1998 mit seinem  Super – Pilzsommer. Die Fichten links waren damals Schonung. Mitten im Kaarzer Holz und ein heftiges Gewitter zog auf. Wie es sich gehört, rein in die Schonung, weg von hohen Bäumen und Füße zusammen, um mögliche, tödliche Schrittspannung zu vermeiden. Als alles vorbei war, kam die Sonne heraus. Der Waldboden dampfte regelrecht. Erst jetzt offenbarten sich mir die vielen, kleinen, noch weißlichen Köpfe der Fichtensteinpilze, die mir signalisierten, hier drei Tage später nochmals aufzuschlagen.

Der Mond gestern Abend. Er ist bald voll und hat seine Arbeit so gut er konnte verrichtet. Hat den ersten Röhrlingsschub der Saison angekurbelt. Wenn auch nur sehr verhalten, dort wo es die Niederschläge ermöglichten. Und auf diese kommt es an!

Noch kurz zur Wetterentwicklung: Regen, zumindest in nennenswerten Mengen, steht in der kommenden Woche nicht auf der Agenda. Heute zogen örtliche Schauer und Gewitter durch, die punktuell mal eine kurze Dusche brachten. Schauer und Gewitter werden morgen zwar zahlreicher, aber auch sie werden nicht viel zustande bringen. Zumal der Wind wieder kräftig auffrischt und einen neuen Schwall subpolarer Kaltluft mitbringt. Im Laufe der Woche soll es dann wieder schrittweise sommerlicher werden. Dieser Trend könnte zum Wochenende hin in eine erste Hitzewelle oder zumindest in einer Blitz – Hitze enden. Blitz – Hitze nicht nur wegen der möglichen Blitze in diesem Zusammenhang, sondern weil die Heißluft schnell wieder von deutlich frischeren Luftmassen verdrängt werden könnte. Jedenfalls kann es für Mitte Juni ungewöhnlich heiß werden. Mit etwas Glück kommen wir In Mecklenburg mit dem blauen Auge davon und die Temperaturen steigen nicht über die 33 Grad hinaus an. Berlin/Brandenburg darf sich aber wohl auf 35 – 40 Grad im Schatten freuen.

Und nicht nur Pilze, auch Feuerwerk liebe ich über alles. Ob natürliche Blitze des Himmels oder die Kunstformen der Pyrotechniker. Seit zwei Jahren Corona – bedingter Zwangspause fanden an diesem Wochenende wieder die Wismarer Hafentage statt. 11. Juni 2022.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 27. Juni – 2.00 Uhr: minimal 3,9 l/qm, maximal 120,5 l/qm und im Mittel 27,9 Liter.


Unser Tagebuchleser Stephan Drabner sandte mir vor wenigen Tagen einige Fotos aus seinem Hauswald bei Lübeck zu. Hier hat es in der letzten Zeit ganz gut geregnet und die Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) setzen nun dort an. Außer dem sind zahlreiche Goldröhrlinge erschienen.

 

Montag, 13. Juni – Ich habe heute mal kurz den Pilzticker durchgeblättert. Es sind fast immer die selben, südlichen Bundesländer, die dort die aktuellsten Ergebnisse von der Fresspilzfront einstellen. Welch ein derber Ausdruck mal wieder, aber ich habe nur korrekt das wissenschaftliche Wort Mykophage übersetzt. Mykophage = Pilzfresser. Einen echten Mykologen interessiert kaum, ob ein Pilz essbar oder giftig ist. Aber leider ist es so. Die meisten, ja fast alle Menschen, sehen nur diese beiden Aspekte. Nun ja, ist sicher der Urinstinkt, der uns allen noch zu eigen ist. Denn in der Natur dreht sich praktisch alles ums Fressen und gefressen werden. So werden in den niederschlagsreichsten Regionen bereits reichlich Pfifferlinge nach hause getragen. Oft aber noch ziemlich kleine Gesellen, aber man kann es einfach nicht abwarten. Meine These ist jedenfalls, vor Mitte Juni macht es kaum Sinn. Schließlich möchte man ja auch halbwegs entwickelte Eierschwämme in den Korb legen und nicht solche Winzlinge, die noch Gefahr laufen, durch die Maschen der Weidenkörbe gleich wieder verloren zu gehen. Aber inzwischen haben wir ja auch schon Mitte Juni. Da ließe sich schon mal nachschauen, was sich entwickelt hat. Ich fürchte nur, in Mecklenburgischen Wäldern dürfte noch nicht viel zu holen sein. Am Sonnabend waren wir ja in einem klassischen Revier für Pfifferlinge. Nichts dergleichen konnten wir entdecken. Einfach viel zu trocken! Einzig die Regionen, die in den letzten Wochen etwas stärker mit Wasser bedacht worden sind, könnten vielleicht schon etwas diesbezüglich im Angebot haben. Das ist vor allen der Nordwestlichste Teil Mecklenburgs und die direkten Küstenregionen. Pilzsucher, die im Schwarzwald unterwegs sind, schwärmen bereits von einem guten Pfifferlingsjahr. Nun, dass mag dort der Fall sein, in Mecklenburg jedenfalls nicht! Da brauchen wir Regen, Regen und nochmals Regen, und der ist so leider nicht in Sicht. Zum anderen würde dass eine ordentliche Vielfalt auch anderer Arten hervorbringen, geht letztendlich aber auf Kosten von Freunden von Steinpilz und Co. Ausgeglichene Feuchtigkeit über Wochen oder gar Monate lässt sie ebenfalls ausgeglichen wachsen. Keine heftigen Schübe (höchstens zu Beginn), sondern immer mal der eine oder andere oder auch kleinere Wachstumswellen.

Apropos Steinpilze. Dieser Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) musste sich gegen einen kleinen Stein behaupten, der ihn ganz in seinem Interesse formte. Standortfoto am 10. Juni 2022 im Park am Seeblick.

Typisch für den Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) ist auch das grobe, bis zur Stielbasis ausgeprägte Stielnetz. Beim Gemeinen Steinpilz ist dieses meist feinmaschiger und zur Basis oft schon sehr verwaschen.

Die heutigen aprilwetterhaften Schauer und Gewitter haben, wie erwartet, kaum gepunktet. Und das war erst einmal alles. Bis zum Wochenende bleibt es weitgehend trocken, bei moderaten Temperaturen. Ob die Hitze am Wochenende tatsächlich bis nach Mecklenburg voran kommt, ist derzeit noch nicht ganz sicher. Der Abendlauf des GFS lässt sie auch zu uns kommen. Demnach kann es besonders am Sonntag auch im Nordosten brütend heiß werden. Andere Wettermodelle sehen es am Sonntag schon wieder deutlich kühler bei uns im Norden. Wie weit uns in diesem Zusammenhang Regen und Gewitter beehren, steht ebenfalls noch nicht fest. Das GFS zeigte heute Abend Sonntag/Montag fette Niederschlagssignale auch bis zu uns hoch. Nach anderen Berechnungen würden teils unwetterartige Gewitter und Starkniederschläge wieder mehr den Süden Deutschlands beehren. Eine Abkühlung nach Durchzug der Blitz – Hitze, Anfang der kommende Woche, scheint jedoch sicher. Beim Abendlauf des GFS wurde heute bereits die nächste Hitzespitze angedeutet. Zum übernächsten Wochenende und dann vielleicht sogar noch heißer! Aber das ist jetzt Kaffeesatz – Leserei!

Am vergangenen Freitag konnte ich an einer der zahlreichen alten Eichen in Schwarzer Busch noch speisetaugliche Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) entdecken. Pilze von noch lebenden Eichen sollen herb – säuerlich schmecken. Sie sollten vor dem Verzehr lieber gewässert oder ganz darauf verzichtet werden. Wie man sieht, hat sich oben schon jemand bedient.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 28.06.2022 – 2.00 Uhr: Minimal 3,1 l/qm, maximal 70,2 l/qm und im Mittel 29,4 Liter.

In meinem Messbecher, in der Wismarer Innenstadt, befanden sich gegen 18.00 Uhr 1,0 Liter!


Junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) können völlig gelb gefärbte Hüte aufweisen. Standortfoto am 10. Juni 2022 im Park am Seeblick.

 

Dienstag, 14. Juni – Wir haben nun schon wieder fast die Hälfte des Juni hinter uns gebracht. Somit verabschieden wir uns nun endgültig vom Frühling 2022. Der Frühlingsaspekt nach M.H.K. Bd.1 (Anfang Mai bis Mitte Juni) endet nun. Es war leider nur sehr dürftig, was er uns an der Frischpilzfront geboten hat, bis auf Schwefelporlinge! Maipilze und essbare Rötlinge sehr dürftig, aber schließlich punktuell immerhin schon einige Sommersteinpilze und Hexenröhrlinge, die auf den Sommer, zunächst aber auf den Frühsommer, einstimmten. Der Frühsommer – Aspekt (Mitte bis Ende Juni) beginnt jetzt. Es erscheinen vereinzelt Röhrlinge (sind schon längst da!), Milchlinge, Täublinge, Rißpilze, Streiflinge u. a. Mykorrhizapilze, ferner die ersten Stinkmorcheln (sind auch schon eine Weile unterwegs). Häufig sind jetzt (ausreichende Feuchtigkeit voraus gesetzt): Waldfreund – Rübling, Schuppiger Sägeblättling, Breitblättriger Rübling, Zäher Faden – Helmling, Gemeiner Wurzel – Schleimrübling und Schildförmiger Borstling. In Mooren sind jetzt häufig: Sumpf – Ackerling, Sumpf – Häubling und Sumpf – Graublatt. Die Angaben habe ich, wie schon erwähnt, dem Band 1 des „Handbuches für Pilzfreunde“ von Michael – Hennig – Kreisel entnommen.

Im Verlauf bilden sich immer mehr bräunliche Farbpigmente auf der Hutoberfläche des Flockenstieligen Hexen – Röhrlings (Boletus luridiformis). 10.06.2022 Seeblickpark Wismar – Wendorf.

Auch die Hüte junger Steinpilze sind zunächst weißlich, insbesondere die des Gemeinen Steinpilzes. Hier sehen wir jedoch einen jungen Sommersteinpilz (Boletus reticulatus), der einfach zu trocken, in Sonne und Wind steht. Unter diesen Umständen entwickeln sie erst gar nicht ihre bräunliche Färbung b. z. w. sie entfärben und werden zu dem rissig auf dem Hut. 10.06.2022 Park am Seeblick.

So wie es aussieht, wird auch dieser Aspekt eher ein Hungeraspekt werden. Nur punktuell dürfte ausreichend Feuchtigkeit in einigen Wäldern vorhanden sein, um dies und jenes Sprießen zu lassen. Regen ist in den kommenden Tage nicht mehr in Sicht. Erst zum Wochenende hin könnten einige Schauer und Gewitter aufziehen, die aus heutiger Sicht das Potenzial besitzen, örtlich bis zu 15 l/qm zu liefern. Auch nichts großartiges, aber besser als nichts. Bis Freitag ist alles eingetütet, was das Wetter anbelangt. Sicher scheint auch zu sein, dass die Spanische Hitze auch nach Deutschlang kommen soll. Zwar nicht mit 45 Grad, aber immerhin bis zu 40 Grad beispielsweise in Berlin! Wenn alles gut läuft! Und das tut es aus heutiger Sicht eben nicht. Die einzelnen Wettermodelle pendeln sehr stark hin und her. So sieht das eine Modell am Beispiel Berlin für Sonntag angenehme 20 Grad und das andere extrem schweißtreibende 40 Grad vor. Ähnlich sieht es für Mecklenburg – Vorpommern aus. Es gibt Lösungen, die lassen die heiße Luft nicht bis zu uns hochstoßen und wir werden mit sommerlichen 25 Grad abgespeist. Das nächste Modell gesteht uns zumindest für den Sonnabend auch die 30 Grad zu, um am Sonntag bei unter 20 Grad fast schon wieder zu bibbern! Ein weiteres Modell integriert uns gleich in die Berlin/Brandenburgische Extremhitze, zwar wegen der Ostsee – Nähe nicht mit 40, aber immerhin mit bis zu 37 Grad im Schatten! Ein ähnliches Chaos herrscht bei den möglichen Niederschlagsignalen. Die sich von Nordwesten nähernde Kaltfront soll am Wochenende zunächst über der Nordsee schleifen und nicht besonders wetteraktiv sein. Sollte sie jedoch progressiver gegen die Hitze vorstoßen, drohen Unwetter in Form von Schwergewittern. Ein Modell (CH) rechnet damit ab Sonnabend Abend bei uns in Küstennähe und die Gewitter würden dann in der Nacht zum Sonntag oder am Sonntag selbst durchschwenken. Ein anderes Modell lässt es bei uns nur etwas regnen und die starken Gewitter entstehen erst über der Mitte und dem Süden Deutschlands. Also alles noch sehr unberechenbar und genaueres weis man noch nicht.

Manchmal können die Hüte junger Steinpilze auch besonders zu den Rändern wie bereift wirken. Insbesondere junge Kiefern – Steinpilze neigen dazu. Hier sind es jedoch Eichen – Steinpilze, wie der Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) auch genannt wird. Etwas unglücklich, da er zwar ganz eindeutig die Eiche als Lebenspartner bevorzugt, aber auch gerne mit der Rotbuche und vereinzelt sogar mit der Linde oder dem Haselstrauch eine Mykorrhiza eingehen kann. Standortfoto am 10.06.2022 unter Eichen in Schwarzer Busch.

Hier noch die möglichen Regenmengen in akkumulierter Form für Wismar bis zum 29.06.2022: im Minimum 3,0 l/qm, maximal 70,1 l/qm und im Mittel 29,4 Liter.


Kaum haben die Eichen ihr Laub voll entfaltet, legt sich bereits der erste Mehltau (Erysiphe alphitoides) über ihre Blätter. 15.06.2022 Wald bei Raguth und Boddin.

 

Mittwoch, 15. Juni (St. Vitus – Tag) – Wikipedia: „Der Veitstag oder St. Vitustag am 15. Juni ist im Kirchenjahr der Gedenktag des heiligen Veit. In Teilen der Ostkirche, in denen der julianische Kalender verwendet wird, entspricht er im 20. und 21. Jahrhundert dem gregorianischen 28. Juni.“ Er gilt auch als Lostag bei den Wetter- und Bauernregeln. Früher gehörte der Vitus – Tag zu den Feierlichkeiten zur Sommer – Sonnenwende. Jetzt beginnt auch die Haupterntezeit. Davon kann allerdings an der Pilzfront  nicht die Rede sein. So gab es auf meiner heutigen Mittwochsexkursion auch kaum etwas zu Ernten. Einzig eine Handvoll frischer Täublinge waren vertreten. Ansonsten die üblichen Verdächtigen an Totholz. Angemeldet hatte sich niemand, so dass ich heute alleine in den ersten Quadraten des Messtischblattes 2432 = Wittenburg fuhr. Ich suchte mir ein sandiges Mischwaldgebiet südlich des Woezer Sees aus. Das Gebiet liegt am östlichen Rand des Biosphärenreservat Schaalsee, flankiert von den Ortschaften Raguth im Westen und Boddin im Osten. Auch das Flüsschen Schilde tangiert diesen schönen Wald. Hier stehen zwar auch monotone Kiefernforste, aber naturnahe Mischwaldbereiche mit reichlich Totholz dominierten zumindest auf meiner Route. Wenn die Jahreszeit nicht so früh und es feuchter gewesen wäre, sicher auch eine gute Adresse für den Mykophagen. Bereichsweise standen in der Fantasy auf und längst der Wege die herrlichsten Stein- und Fliegenpilze, Birkenpilze und Rotkappen. Natürlich auch die gelb leuchtenden Eierschwämme, Maronen oder Butterpilze. Ein wirklich schönes Gebiet und wenn ich es nicht vergesse, können wir hier vielleicht auch mal öffentlich unterwegs sein. Das wunderbare Wetter tat das seine, so dass ich die heutige Tour als besonders schön an angenehm empfand. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Jungfichten und Douglasien. Nicht nur im Dickicht, auch längst des Weges und auf dem Mittelstreifen sollten hier im Herbst die schönsten Pilze stehen. Wald südlich des Woezer – Sees am 15. Juni 2022.

Wunderbar entwickelt sehen wir hier das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma) an totem Birkenast im Waldgebiet an der Schilde. 15. Juni 2022.

Zur Wetterentwicklung. Noch immer schwanken die Modelle hin und her, wie heiß es denn wirklich auch bei uns in M-V am Wochenende werden wird. Beim durchklicken der verschiedenen Wettermodelle am Abend zeichnet sich inzwischen ein einheitlicherer Trend für uns ab. Demnach kann die große Hitze vielleicht noch den Süden unseres Bundeslandes kurz tangieren. Im Großraum Nordwestmecklenburg wird es wohl nur am Sonnabend sehr warm, aber nicht heiß. Am Sonntag von Nordwesten her abkühlend. Dabei sind ab Sonnabend Nachmittag erste Schauer und Gewitter möglich. Den aktuellen Läufen der meisten Wettermodelle nach, schleift die Kaltfront in der Nacht zum Sonntag entlang der Küstenregionen und kann zeitweise kräftige Regenfälle bringen. Andere Modelle sehen eine ausgewachsene Gewitterfront, die immer mal über die Küstennahen gebiete streift und im Laufe des Sonntags allmählich südlicher ausgreift. Es gilt also die Lage im Auge zu behalten, denn am Sonntag Vormittag steht eine Vereinsexkursion durch den Brümmersaal auf dem Programm. Spätestens Freitag Abend werde ich entscheiden, ob wir es wagen können oder doch lieber wegen möglicher Unwettergefahr absagen. Im Zuge der Kaltfront wird auch mal wieder eine ordentliche Schliere an Saharastaub mitgeführt, so dass vielleicht sogar Blutregen möglich ist. 

Diese Blaugrauen Reiftäublinge (Russula parazurea) waren heute die einzigen Frischpilze, die am Waldweg zu finden waren. Nicht unter Fichten und Douglasien, sondern bei Eichen und Buchen. 15.06.2022 im Wald unweit der Schilde. Die milden Sprödblättler sind übrigens essbar.

Hier die möglichen Regenmengen akkumuliert für Wismar bis zum 30. Juni 2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 3,1 l/qm, maximal 60,3 l/qm und im Mittel 28,8 Liter.


Hier zur Abwechslung mal eine ganz interessante Aufnahme von unserer Pilzfreundin Catrin Berseck. Wir sehen einen Lupen – Ausschnitt von der Fruchtschicht, den Poren, der Fenchel – Tramete (Gloeophyllum odoratum).

 

Donnerstag, 16. Juni (Fronleichnam) – So ist heute in den katholisch geprägten Bundesländern Feiertag. Gefeiert wird wohl der verbleib von Jesus in ihrer Mitte. Es gibt zahlreiche Prozessionen. Nun, unsere Prozessionen finden fast ganzjährig statt und führen in die Wälder und Heiden Mecklenburgs. So auch gestern wieder und laut Plan am kommenden Sonntag. Vereinsexkursion ist angesagt. Aber nach wie vor gilt es die Entwicklung an der Wetterfront im Auge zu behalten. Wie sich ja im allgemeinen schon herum gesprochen haben sollte, haben wir es zum Wochenende mit einer Extrem – Situation zu tun. Rekordverdächtig heiße Luft macht sich auf dem Weg nach Deutschland und wird große Teile der Republik am Sonnabend und Sonntag erfassen. Ziemlich sicher scheint inzwischen, dass der äußerste Nordwesten und allgemein die Küstenregionen von Nord- und Ostsee außen vor bleiben sollen. Hier schleift eine Kaltfront entlang und trennt auf engstem Raum die Heißluft von fast schon spätherbstlicher Kälte! Das diese Konstellation Sprengstoff beladen ist, kann sich wohl jeder denken. Allerdings ist immer noch unsicher, ob die Zündschnur heiß genug ist, um diesen auch hoch gehen zu lassen. Die Heißluft ist relativ trocken und auch gut gedeckelt. Berge haben wir keine, die zur Auslöse gut geeignet wären. Allerdings soll die Kaltfront in der Nacht zum Sonntag von einen kleineren Trog sozusagen einen Tritt von hinten bekommen und dadurch aktiviert werden.

Hier sehen wir einen Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius) der uns sein Fruchtlager präsentiert. 15.06.2022 im Wald bei Boddin.

Das Fruchtlager des Lilablättrigen Mürblings (Psathyrella candolleana) besteht aus Lamellen. Sie sind zunächst blass und werden mit zunehmender Sporenproduktion lilabräunlich. Diesen vorzüglichen Suppenpilz hat ebenfalls Catrin für uns fotografiert.

Laut hoch aufgelöstem Super HD – geht es ab Sonnabend Abend von BENELUX und den Küsten her mit Gewittern los. Stand heute Abend rechnet das Modell mit dem übergreifen der ersten Zellen auf Westmecklenburg gegen Mitternacht. Sollte es tatsächlich dem entsprechend zünden, könnten die Gewitterzellen auch schnell unwetterträchtig werden. Es soll eine gute Windscherung vorhanden sein und diese könnte sogar Superzellen hervorbringen. Dann würden sogar Großhagel und orkanartige Böen auf der Karte stehen. Extremer Starkregen bis 55 Liter in kurzer Zeit ebenfalls. Das wäre allerdings das Extremereignis bezüglich Wetter für uns in Mecklenburg. Andere Modelle lassen es höchsten etwas regnen oder aber, es passiert so gut wie nichts! Das ganze könnte jedoch auch draußen auf der Ostsee stattfinden oder knapp südlich von M-V. So werden die Temperaturen wohl am Sonnabend auf sommerlichem Niveau liegen und am Sonntag könnte die Sommerluft komplett nach Süden abgedrängt sein. Berlin/Brandenburg könnten allerdings noch von fast 40 Grad „profitierten“, während wir in M-V bei nur rund 10 – 15 Grad im Regen stehen und frieren dürften. 

Etwas Kopfzerbrechen macht mir dieser Fund meiner gestrigen Mittwochsexkursion im Wald bei Boddin. Am Fuße eines toten Eichenstrunkes wuchsen diese beiden Porlinge. Für einen Eichen – Feuerschwamm sind mir die Fruchtkörper zu rötlichbraun. Sie erinnern mich eher an den Kupferroten Lackporling (Ganoderma pfeifferi). Den kenne ich jedoch am Fuße von Rotbuchen, aber laut Literatur darf er auch an Eiche vorkommen. Leider waren die Pilze nicht ohne weiteres vom Substrat zu lösen. Eventuell müsste das nochmal vor Ort nachgeprüft werden. Immerhin würde es sich um eine recht seltene Art handeln.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 01. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 4,8 l/qm, maximal 107,5 l/qm und im Mittel 32,4 Liter.


Feuerroter Himmel gestern Abend am westlichen Horizont.

 

Freitag, 17. Juni – (Welttag für die Bekämpfung der Dürre) – Im Jahre 1994 wurde dieser Tag eingeführt und von den meisten Staaten der Erde unterzeichnet. Es soll verhindert werden, dass die Wüstenbildung auf unserem Planeten weiter voran schreitet. Das geht natürlich nur, wenn wir entschieden gegen die vom Menschen gemachte Klimaerwärmung vorgehen. Es sind inzwischen 28 Jahre her, dass dieser Tag ausgerufen wurde. Trotzdem wird der Regenwald weiter abgeholzt und jeden Tag viele Hektar lebende und atmende Erdoberfläche versiegelt. Alleine in Deutschland geht es, zumindest meinem Empfinden nach, immer weiter damit voran. Immer neue städtische, wie ländliche Flächen, werden zu Bauland erklärt, um vor allem Eigenheime und Gewerbegebiete entstehen zu lassen. Die Städte und Gemeinden dehnen sich immer mehr aus und wachsen zusammen. Leider auch in M-V, dass zum Glück, im Vergleich zu vielen anderen Regionen in Deutschland, noch vergleichsweise dünn besiedelt ist. Deshalb, nicht nur wegen der Ostsee, ist es eines der beliebtesten, wenn nicht das beliebteste Urlaubsland der Deutschen. Auch an vielen Straßen werden in den letzten Jahren Radwege gebaut. Einerseits gut für die Gesundheit der Radfahrerinnen und Radfahrer und auch für die Umwelt hinsichtlich des Schadstoff – Ausstoßes. Schlecht für den Boden, da immer mehr versiegelt wird. Führen die Radwege durch Wälder, müssen hier auch gleich viele Bäume weichen. Ja, die Dürre schreitet voran und wir werden daran wohl immer weniger ändern können, weil zu wenig gegengesteuert wird. So erlebt beispielsweise Berlin/Brandenburg derzeit das trockenste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Noch vor dem extremen Dürrejahr 2018! Es herrscht bereits wieder sehr hohe Waldbrandgefahr und erste Brände waren auch schon zu verzeichnen. Aufgrund der Wasserknappheit denkt Thüringen über Einschränkungen des allgemeinen Wasserverbrauchs nach.

Meist an totem, noch berindeten Birkenholz, findet sich die Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme). 15.06.2022 im Wald südlich des Woezer Sees.

Diese tote Rotbuche im Wald südlich des Woezer Sees ist großflächig vom Flächigen Eckenscheibchen (Diatrype stigma) überzogen, welches die Baumrinde sprengt. 15.06.2022.

Und Abhilfe kann zunächst nur das Wetter schaffen. Wir brauchen Regen, Regen, Regen! Und der kommt zwar, aber auch nur Häppchenweise und meist in Form von konvektiven Umlagerungen. Ergiebige, flächige Niederschläge, sind zunächst kaum auszumachen. Und nun wird es gerade in den trockensten Regionen auch noch tierisch heiß. Da haben wir in M-V am Wochenende noch mal Glück. Die größte Hitze verbleibt südlich unseres Bundeslandes. So müssen wir uns morgen mit 25 – 30 Grad zufrieden geben und am Sonntag könnten es gar nur 15 Grad werden! Zumindest an den Küsten und in Nordwestmecklenburg. So schleift in der Nacht zum Sonntag eine Kaltfront entlang der deutschen Küsten, die zunächst kaum Wetteraktiv ist. In der Nacht schiebt sich aber von Südwesten, im Vorfeld dieser Kältefront, eine feuchte Zunge, mit labilerer Luft herein. Sozusagen eine Feuchtekonvergenz, an der sich ein schmaler Streifen mit Regenfällen bis in den Unwetterbereich bilden soll. Darin eingelagert können auch einige Gewitter sein. Sollten diese tatsächlich auftreten, dann geht es mächtig rund! Schwere Sturmböen sind möglich und auch größerer Hagel. Und das Großhagel in der Nacht auftreten kann, verdeutlicht das ungewöhnliche und schwer berechenbare an dieser Wetterfront. Und da die Wetterlage so ungewöhnlich ist, haben auch die Wettercomputer ihre Schwierigkeiten, die Situation richtig zu begreifen und darzustellen. Also die Nacht auf Sonntag könnte für einige Überraschungen gut sein. Super HD hat auch heute die Gewitter ab Mitternacht auf der Agenda. Demnach können mehrere Zellen strömungsparallel zur Front von West nach Ost durchziehen und dadurch die gleichen Gebiete treffen. Und diese Gebiete liegen meist dort, wo es ohnehin schon mehr als feucht ist, nämlich draußen auf der Ostsee. Aber zumindest das nördliche Schleswig – Holstein kann strichweise gut bewässert werden. Bis zu 50 l/qm gibt die Luftmasse her. Entweder durch schauerartigen Starkregen oder durch eingelagerte Gewitter! Hoffen wir, dass sich die Parameter noch etwas nach Süden verschieben, so dass zumindest auch das nördliche Binnenland von M-V abgeduscht werden könnte.

Für die Vielgestaltigkeit dieses Fruchtkörpers eines Rotrandigen Baumschwamms (Fomitopsis pinicola) zeichnet der Geotropismus verantwortlich. 15.06.2022 im Wald südlich des Woezer Sees.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 02.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,2 l/qm, maximal 84,1 l/qm und im Mittel 38,0 Liter.


Es ist schon erstaunlich! Diese Sommersteinpilze bereichern schon die gesamte Woche meine Pilzausstellung und sehen heute Nachmittag immer noch so aus wie am Tage ihres Sammelns, dem 10. Juni. Ich habe sie des nachts in einer Frischhaltedose im Kühlschrank aufbewahrt. Es spricht aber auch für die Super – Qualität der Pilze.

 

Sonnabend, 18. Juni (Internationaler Panik – Tag) – Ruhe bewahren, heißt wohl das Motto des Panik – Tages, sollte man einmal in brenzlige Situationen geraten. Diese Ruhe hat unsere Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen hoffentlich gestern Abend bewahren können, denn sie rief besonnen die Feuerwehr an, als sie bemerkte, dass die Werkstadthalle der Firma eines ihrer Bekannten lichterloh brannte und die Rauchsäule weithin sichtbar war. Offiziell wird mitgeteilt, dass es auch zu Explosionen gekommen ist und die Feuerwehr schließlich das Objekt kontrolliert abbrennen lassen musste. Daher hat Catrin sich von unserer morgigen Vereinsexkursion abgemeldet, weil sie dort erst einmal bürokratische und vielleicht auch seelische Hilfe und Unterstützung leisten möchte.

Es ist Sommer geworden. Das Getreide reift auf dem Halm und Klatschmohn, aber auch Kornblumen, verschönern die Ränder. Das Foto habe ich heute auf der Insel Poel aufgenommen.

Erste Wattebausch – Wolken über mir am Strand der Insel Poel. Sie zeugen von der beginnenden Labilität in der Atmosphäre, die heute Nachmittag aber gut gedeckelt war. Ansonsten wäre es bei angekündigten Gewitterlagen ein erstes Achtungszeichen!

Ob unsere morgige Vereinsexkursion im Brümmersaal bei Rehna überhaupt stattfinden kann, steht heute Abend noch in den Sternen. Das Wetter könnte uns einen Strich durch die Rechnung machen. Schauen wir mal, wie es morgen früh aussieht. Wie schon die Tage zuvor besprochen, schleift eine bis jetzt recht inaktive Kaltfront an der Nordsee und über Dänemark entlang. Diese soll aber in der kommenden Nacht aktiviert werden. Erste Regentropfen sind vereinzelt schon in Schleswig – Holstein gefallen. Auf dem Regenradar sieht man nun immer mehr Niederschlagsignale und in Höhe des Ärmel – Kanals sind auch schon Gewitter dabei. Die verschiedenen Wettermodelle sind sich immer noch nicht ganz einig, was wirklich passieren soll. Das es einen schmalen Regenstreifen geben soll ist sicher. Auch die Zutaten für Gewitter sind gegeben, nur braucht es die richtigen Auslösefaktoren. Diese können in der Nacht durch an die Front entlanglaufende, kleine Wellen oder Mini – Tiefs zu Stande kommen. Das hochauflösende Super HD lässt es gegen Mitternacht an der Grenze zu BENELUX zünden. Rasch entstehen weitere Gewitterzellen, die wie an einer Perlenschnur in Richtung Ost/Nordost an der Front entlang laufen sollen. Die meisten dieser Zellen ziehen auf die Ostsee hinaus. Das Modell für signifikantes Wetter des ECMWF lässt es bereits etwas früher und zahlreicher zünden. Und durchaus auch weiter südlich, also nicht nur entlang der Küsten, sondern bis in das südliche Binnenland M-V. Es hat auch zahlreiche Schwergewittersignale mit drin und lässt es die gesamte zweite Nachthälfte bis in den morgigen Tag hinein munter weiter schauern und gewittern. Die Unwetterzentrale hat inzwischen auch Vorwarnungen heraus gegeben. Aber erst ab 5.00 Uhr bis Nachmittags 16.00 Uhr vor gewittrigen Schauern der Stufe orange. Fakt ist, dass etwas passiert, aber wie heftig es wird, steht immer noch nicht fest. Sollte es jedoch zur Zündung kommen, erscheint mir das mit den gewittrigen Schauern etwas untertrieben. Denn dann ist mit dem vollen Programm zu rechnen, sprich Starkregen bis in den Unwetterbereich, schweren Sturmböen und auch Hagelschlag ist möglich. Also zumindest örtlich durchaus ernst zu nehmendes Unwetter. 

Strahlend blauer Himmel heute Vormittag über der Ostsee. Das wird sich bald ändern. In der kommenden Nacht könnte es über ihr rund gehen. Ich habe heute für mich die Strandsaison 2022 eröffnet und angebadet. Das Wasser war herrlich erfrischend und auch am Strand ließ es sich gut aushalten. Wie haben wir es doch gerade zu solchen Hitzezeiten gut in M-V!

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 03. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 16,4 l/qm, maximal 121,0 l/qm und im Mittel 47,3 Liter.


Chaotischer Gewitterhimmel am frühen morgen von Wismar aus in Blickrichtung Westen.

 

Sonntag, 19. Juni  – Leider wurde es nichts mit dem Regen in der vergangenen Nacht und auch heute tagsüber tröpfelte es höchstens mal ein wenig. Nicht das die möglichen Schauer und Gewitter nicht entstanden sind. Die gab es auf der Linie, wie es das Super HD bereits seit 2 Tagen zuvor simuliert hatte. Nämlich in der Nordhälfte von Schleswig – Holstein bis hinaus auf die Ostsee. Wie an einer Perlenkette zogen die kräftigen Schauer und Gewitter stundenlang über immer die selben Gebiete. Hier ist Entspannung angesagt, wir müssen hingegen weiter in den Himmel blicken und hoffen, eines Tages öffnet er auch für uns ordentlich seine Schleusen. Zwar ziehen in der Nacht und morgen tagsüber noch Schauer und Gewitter über Mecklenburg, die werden aber nichts großartiges mehr bewerkstelligen können. Höchstens lokal, mit Mehrfachtreffern, könnten vielleicht einige Liter in den Becher kommen. So war heute von Hitze bei uns nichts mehr zu spüren. Es war für die Jahreszeit eher kühl.

Kurze Zeit später zogen diese eindrucksvollen Wolkenwellen auf. Ein aktiver Gewitterhimmel unterliegt stetiger Veränderung.

Gar nicht so weit weg, beispielsweise in Dresden, sind hingegen Allzeit – Temperaturrekorde aufgestellt worden. Mit 39 Grad im Schatten war es dort seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie so heiß an einem Juni – Tag! In Cottbus gab es sogar einen Allzeitrekord. Mit 39,2 Grad war es dort so heiß, wie nie zuvor! Aber die große Hitze wird nun auch dort von heftigen Gewittern ausgeräumt. Das bedeutet aber nicht, dass es gleich so kalt wird, wie heute bei uns an der Küste. Eigentlich sollte sich die kühlere Luft Schritt für Schritt bis nach Süddeutschland durchsetzen. So noch die Mittelfristprognose bis vor kurzem. Aber es kommt anders, auch für uns im Norden. Schnell erwärmt sich auch die zu uns eingeflossene Kaltluft wieder und spätestens am Dienstag oder Mittwoch sind auch wir wieder auf Sommerniveau mit Temperaturen zwischen 23 und 28, vielleicht auch mal  30 Grad. Wurde vor kurzem noch eine nordwestliche Anströmung und damit kühlere Anströmung für die kommende Woche berechnet, steht die Norm nun wieder auf Südwest. Das bedeutet, dass im Wochenverlauf neue Schauer und Gewitter aufziehen. Zunächst wohl nur in der Südhälfte der BRD, aber zum nächsten Wochenende auch hoch bis in den Nordosten. Es droht eine Schwergewitterlage mit hohen Regenmengen! Drücken wir die Daumen, dass endlich auch wir davon profitieren können und besonders auch die Dürre – Gebiete im Brandenburgischen. Vielleicht gewittert es dort schon in der kommenden Nacht mit entsprechendem Löschwasser für die Waldbrandgebiete bei Potsdam.

Der Brümmersaal bei Rehna am 19. Juni 2022.

Von der Wetterfront noch kurz zur Pilzfront. Heute stand eine Vereinsexkursion auf dem Programm. Sie führte durch den wunderbaren Brümmersaal bei Rehna. Viel an Frischpilzen wurde uns, wie nicht anders zu erwartet war, nicht geboten. Diesbezüglich Aspekt – bildend traten Schuppige Porlinge und Lungen – Seitlinge in Erscheinung. Also weniger Niederschlagsabhängige Arten, da sie Nährstoffe und Wasser dem Holz entziehen. Ansonsten mal ein Frauen – Täubling, ein Papagei – Täubling, ein Grauer Wulstling und zwei überständige Flockenstielige Hexen – Röhrlinge. Der Bericht dazu ist bereits Online.

Originell geformte Tüten des Schuppigen Porlings (Polyporus squamosus) heute Vormittag im Brümmersaal bei Rehna.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 04.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 13,2 l/qm, maximal 91,8 l/qm und im Mittel 43,00 Liter.


Diesen Glänzenden Lackporling (Ganoderma lucidum) hat uns Phillip gestern mit zur Vereinsexkursion gebracht. Er gehört zu den beliebtesten Vitalpilzen in der asiatischen Naturheilkunde. Reishi wird er dort genannt.

 

Montag, 20. Juni – Heute endet nun auch der astronomische Frühling 2022. Also das kalendarische Frühjahr. Frischpilztechnisch eines der schlechtesten, die ich je erlebt habe. Es war einfach kein Pilzwetter. Zu wenig Regen und fast nur ungeeignete, trockene und oft viel zu kühle Luftmassen. Typisch für den Nordosten, aber in diesem Jahr besonders ungünstig. Morgen steht nun auf dem Kalender Sommeranfang. Ob er das Defizit des Frühlings ausgleichen kann? Es wird schwer mit einem guten Pilzjahr 2022! Sollte der abergläubische Schwefelporling (und da gibt es wohl bloß meine Wenigkeit) recht behalten? Hoffen wir es nicht! Auf jeden Fall geht es zunächst trocken weiter. Somit wird die letzte Juni – Dekade nicht viel besser. Im Gegenteil, es wird tendenziell noch schlechter. Die Chance auf nennenswerten Regen haben wir mal wir verpasst. Immerhin hat es in der vergangenen Nacht bis in den Vormittag hinein in Berlin/Brandenburg gebietsweise einiges an dem dringend benötigten Nass gegeben. Auch die Waldbrandgebiete bei Potsdam wurden von kräftigem Regen erfasst. Angesichts der dort herrschenden Dürre, war das immer noch viel zu wenig, aber besser als nichts. Örtlich sind bis um die 20 Liter zusammen gekommen, auf der Fläche aber meist weniger. Unseren Niederschlag von gestern und heute dürfen wir getrost in den Skat drücken. Nicht der Rede wert, auch wenn es örtlich und kurzzeitig mal ganz ordentlich geschüttet hat. In meinem Messbecher befanden sich um 18.45 Uhr 0,5 Liter!

Einzig diese Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus), die ich gestern im Brümmersaal fotografiert habe, gab es genau so wie Schwefelporlinge in diesem Frühjahr reichlich. Beide sind jung essbar. Irgendwann fiel mir auf, dass in Jahren, wenn es im Frühling viele Schwefelporlinge gab, ein eher dürftiges Rest – Pilzjahr folgte. Hoffen wir gegenteiliges.

Aber es gibt noch einen Speisepilz, auf den ich hinweisen möchte. Lungenseitlinge (Pleurotus pulmarius) sind ganz gut im Gange. Also auf in ältere Buchenwälder mit reichlich Totholz – Anteil! 19. Juni 2022 im Brümmersaal. – Ich weiß nicht, wird Brümmersaal mit einem oder zweimal a geschrieben?

Und wie soll es wettertechnisch weiter gehen? Sommerlich und zunehmend auch wieder hochsommerlich. Die Temperaturen steigen in den nächsten Tagen kontinuierlich an und in Richtung Wochenende könnte der Nordosten sogar die wärmste, vielleicht sogar heißeste Region in Deutschland sein. Nach dem kurzen Kaltlufteinbruch gestern und heute, erholt sich die Temperatur schnell wieder und die Strömung dreht zurück auf Südwest bis Süd. Dabei wird zunächst in die Südhälfte der Bundesrepublik erneut schwülwarme, zu Gewittern neigende Luft geführt, während die Luftmasse in der Nordhälfte zunächst trocken bleibt. Spätestens Donnerstag oder Freitag soll die dann zunehmend schwülheiße Luft auch die Ostsee erreichen. Einher gehend damit auch die konvektiven Umlagerungen, wie es im Sprachgebrauch der Wetterfrösche lautet. Mit anderen Worten, es kommen Schauer und Gewitter auf. Das bedeutet, dass wir wieder genau hinschauen müssen, in welchen Regionen unseres Einzugsgebietes es entsprechend schütten wird, oder auch nicht! Flächendeckendes ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten. Bei Kachelmann – Wetter heißt es heute: „Keine Entspannung der Trockenheit für den Nordosten in Sicht“. Schaut man sich hingegen den aktuellen 14 – Tage Lauf des GFS an, so bleibt im Grundsatz die west- bis südwestliche Grundströmung erhalten und es werden im Wechsel sommerlich warme bis hochsommerliche Luftmassen zu uns geführt und immer wieder können gewittrige Störungen mit kräftigen Niederschlägen durchziehen. Und zwar überall in Deutschland. Es wird aber weiter ein Lotteriespiel sein, wer wann und wo von nennenswerten Regenmengen getroffen wird. Das wir im Nordosten meist die letzten sind, die in den Genuss diesbezüglich kommen, wissen wir ja schon seit langem. Das dürfte die Liebhaber von sommerlichen Röhrlingsschüben freuen. Je länger es trocken bleibt und dazu noch sehr warm bis heiß, um so heftiger und ergiebiger fallen die möglichen Wachstumsschübe aus, sollte es tatsächlich mal in unserem Einzugsgebiet zu Überentwicklungen mit stärkeren Regenereignissen kommen. Ganz anders das Lager der Pfifferlingsfreunde. Die dürften bei diesen Bedingungen meist in die Röhre schauen. Hier bräuchten wir konstantere Niederschläge.

Hoffen wir, dass die Konvektion in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur dekorative Funktion am Himmel ausübt, so wie heute Vormittag über dem Wismarer Hafen, sondern uns öfter zeigt, was in ihr steckt, ganz unter dem Motto: Wasser marsch!

Apropos Wasser marsch. Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 05. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 14,6 l/qm, maximal 91,3 l/qm und im Mittel 43,2 Liter.


Eine Cumulonimbus – Wolke türmt sich im Abendlicht knapp südöstlich von Wismar auf. 20.06.2022. Schaft sie es noch zum Gewitter?

 

Dienstag, 21. Juni (Sommeranfang)Das wollte die Konvektion nun gestern Abend, kaum hatte ich meinen Tagebucheintrag geschrieben, nicht auf sich sitzen lassen. Die Bemerkung, dass sie nicht nur dekoratives am Himmel bieten möchte, sondern auch mal zeigen soll, was in ihr steckt. So hatte ich gerade mein Infozentrum verlassen und strebte an der mittelalterlichen Mühlengrube entlang in Richtung Bahnhof, weil dort der nächst gelegene Postkasten hängt, weil ich noch eine Geburtstagskarte einwerfen wollte. Sogleich bot sich mir diesbezüglich ein tolles Fotomotiv, mit einer, sich in die Höhe schraubenden Cumululonimbus Wolke. Zu deutsch, einer gemeinen Gewitterwolke, kurz vor dem Erreichen ihres Reifestadiums. Ich dachte mir, die Sonne ist gerade am untergehen, dass wird sie in der kalten Polarluft wegen nachlassender Thermik nicht mehr schaffen. Aber denkste! Kaum ein/zwei Minuten später, ich bog zum Bahnhof ein, hörte ich bereits erstes Donnergrollen.

Nur zwei Minuten später. Es wird zunehmend unruhiger. Wolkenfetzen werden in die Dynamik der Gewitterbildung einbezogen. Obwohl noch kein eindeutiger Amboss zu sehen ist, zucken bereits erste Blitze zu Boden, grollt der Donner und links sind Fallstreifen des einsetzenden Niederschlags zu erkennen.

Rasend schnell entwickelte sich der für Gewitter typische Eisschirm. der ihnen das Aussehen eines Hutpilzes verleiht. Aber selbst bevor dieses eindeutige Aussehen eines Gewitters erreicht wurde, zuckten die Blitze bereits zum Erdboden. Das hätte ich in der kühlen Luft nicht erwartet, dass es noch so rasant von statten geht. Da sieht man mal wieder, wie wichtig der Blick zum Himmel ist, wenn konvektive Wetterlagen angesagt sind. Sicher ist der Blick auf das Regenradar sehr sinnvoll, aber bei aktiver Konvektion ist es viel wichtiger, die Sprache der Wolken richtig zu deuten. Es hätte gestern unterwegs echt gefährlich werden können, denn das plötzlich entstandene,  heftige Kaltluftgewitter, war vorher auf keinem Niederschlagsradar sichtbar. Es zog über den Raum Neukloster/Sternberg weiter in die Nossentiner/Schwinzer Heide und unter Abschwächung weiter in die Seenplatte. Es hat im Kern auch heftig geschüttet oder sogar gehagelt, aber auch das war keine echte Entspannung für unsere trockenen Verhältnisse. Wir brauchen mehr!

Der Amboss (Eisschirm) des Gewitters bildet sich nun deutlicher heraus. Das frisch entstandene Gewitter ist in dieser Phase am heftigsten. Starkregen, Hagelschlag, Sturmböen und Blitzschlag –  Gefahr besteht nun.

Der Eisschirm ist nun deutlich ausgebildet und das Gewitter hat seinen Höhepunkt erreicht. Durch Höhenwind wird der Eisschirm in Richtung Südosten verweht. In Höhe der mittleren Straßenlaterne sieht  man Hagel aus der Wolke fallen.

Und mehr ist frühestens in Richtung Wochenende zu erwarten. Natürlich auch wieder in Form von Schauern und Gewittern, die vor allem auch wieder örtlich stark sein können. Außerdem beginnt ja heute der kalendarische Sommer und er scheint sich in diesem Jahr auch wettertechnisch genau daran halten zu wollen. So war es heute ein sehr angenehm temperierter Wohlfühltag mit viel Sonne und nur einigen, dekorativen Quellwolken. Nachts ist es derzeit gut frisch und das sollte man zum Durchlüften nutzen, denn ab morgen geht es schrittweise in Richtung Hochsommer. Es wird also von Tag zu Tage wärmer und in Richtung Wochenende könnte sich gerade auch bei uns im Nordosten teils brütende Hitze breit machen. Auch die Nächte werden fast tropisch. Von Südwesten anlaufende Gewitterstörungen haben es zunächst schwer, zu uns, in den Nordosten, voran zu kommen, da immer heißere und noch recht trockene Luft gegen die schwülwarme Gewitterluft gegen hält. Aber spätestens in der Nacht zum Sonnabend können die Gewitter auch bis zu uns voran kommen.

Die bereits unter gegangene Sonne taucht die Gewitterwolken in ein rosa Licht. So schön kann Wetter sein! Wismar, am Abend des 20. Juni 2022.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 06.07.2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 6,6 l/qm, maximal 76,8 l/qm und im Mittel 33,9 Liter.


Der Startpunkt meiner heutigen Mittwochsexkursion an den Woezer Tannen.

 

Mittwoch, 22. Juni – Meine heutige Mittwochsexkursion führte mich in den 2. Quadranten der Topographischen Karte im Maßstab 1: 25 000 – 2432/2 = Wittenburg. Hier suchte ich mir die Woezer Tannen aus. Praktisch die nordöstliche Verlängerung meines Exkursionsgebietes im 1. Quadranten vor einer Woche. Sandiger, armer Boden prägt das Gebiet, wenn man so will, der nördliche Rand der Griesen Gegend im Südwesten Mecklenburgs. Ich tangierte auch den Woezer See, der vom Flüsschen Schilde durchflossen wird. Hier hat es seit geraumer Zeit keinen nennenswerten Regen mehr gegeben, so dass es staubtrocken war. Es war überhaupt einer der pilzärmsten Exkursionen, die ich je unternommen habe. Es überwogen meist von Kiefern dominierte Standorte, in denen es häufig stark verkrautet war, durch Farne, Himbeeren oder Brombeeren. Daher auch schwierig zu begehen. Aber es gab durchaus auch interessante Teilbereiche mit vielen Birken oder Eichen. Auch einige Buchen und Fichten waren gelegentlich dabei. An den Rändern teils ideale Kannten und auch im inneren immer wieder Stellen, die zu besserer Zeit zumindest den gemeinen Kochtopfmykologen zufrieden stellen würden. Der Hobby – Mykologe darf hier wenig interessantes erwarten. Höchstens auf den Trockenrasen oder den lichteren Kiefernstandorten oder Birkengruppen. So war es heute mehr eine Erkundung des Waldgebietes und seiner Umgebung, als eine Pilz- b. z. w. Kartierungsexkursion.

Vom Waldrand ein herrlicher Blick in die weitläufige Landschaft mit ausgedehnten Trockenwiesen und einigen Baumgruppen. Hier dürfte es zu gegebener Zeit auch interessante Pilzarten zu entdecken geben.

Hier sehen wir die Auswirkungen der Eichen – Spaltlippe (Colpoma quercinum). Ein Schlauchpilz, der die Rinde dünner Eichenzweige lippenförmig aufsprengt. 22.06.2022 in den Woezer Tannen.

Das Wetter war, wie schon vor einer Woche, einfach herrlich. Ich liebe diese sandigen, lichtdurchfluteten Landschaften. Sie erinnern mich an meine Kinder- und Jugendzeit im Raum Sternberg – Demen – Crivitz. Und das kommt besonders bei sonnigem, warmen und daher besonders freundlichem Sommerwetter zur Geltung. Die Luft war heute noch sehr angenehm und nicht zu warm. Aber das ändert sich ab morgen. Es wird hochsommerlicher und am Freitag ist der Nordosten Deutschlands ausnahmsweise mal die Hitze – Hochburg mit bis zu 33 Grad im Schatten. Selbst bis direkt am Strand kann es an die 30 Grad hoch gehen. Im großen Rest der Republik muss man mit teils starken Schauern und Gewittern rechnen. Bei uns kommt davon ab Freitag Abend nur noch ein kläglicher Rest an. Auch an den Folgetagen bleibt es sehr warm. Ob dann am Sonntag und Montag auch der Osten und Nordosten von stärkeren Entwicklungen profitieren kann, muss abgewartet werden. Es sieht heute so aus, dass zu uns nochmals sehr warme Luft gedrückt wird, die sich dann in heftigen Schauern und Gewittern entladen kann. Dabei wären gebietsweise auch hohe Regenmengen möglich. In der nächsten Woche geht es sommerlich weiter. Die Wettermodelle rechnen in der 2. Hälfte der nächsten Woche, b. z. w. zum übernächsten Wochenende, sogar wieder mit extremer Hitze. Weit verbreitet, auch bei uns im Norden. kann es brütend heiß werden. Alles in allem eine Großwetterlage ganz nach meinem Geschmack. So muss Sommer sein! Und zwischendurch ziehen immer mal Gewitter durch, die zumindest punktuell auch mal einiges an Wasser abladen könnten. Wollen wir es zumindest hoffen.

Der Woezer See am 22. Juni 2022. Er ist 57 ha groß, recht flach und wird vom Flüsschen Schilde durchflossen. Ist von ausgedehnten Schilfgürteln und Bruchwäldern sowie Moorlandschaften umsäumt. Er gehört der sogenannten Schaalseelandschaft an.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für die Hansestadt Wismar bis zum 07.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 3,2 l/qm, maximal 115,4 l/qm und im Mittel 38,8 Liter.


Diesen Holzbewohner hat Phillip Müller gefunden. Es dürfte sich um den Grauen Dachpilz (Pluteus cinereofuscus) handeln. Nicht zu verwechseln mit dem etwas größeren und leicht giftigen Graublauen Dachpilz. Typisch für diese Art sind im Gegensatz zu P. salicinus u. a. die bauchigen Lamellen. Ohne Speisewert.

 

Donnerstag, 23. Juni (Tag der Witwen) – Es soll ja Frauen gegeben haben, die sich freiwillig zu Witwen gemacht haben und sich dabei hoch toxischer Pilze bedient haben. Allen voran natürlich des Amanita phalloides. Sollte es dieser Tage eine verheiratete Weiblichkeit geben, die solches im Schilde führt, hat sie zunächst schlechte Karten. Der grüne Mörder beginnt in der Regel ab Juli seine Tätigkeit der Fruchtkörper – Produktion aufzunehmen. Aber wie viele andere Poggenstöhl braucht er natürlich das lebensnotwendige Nass von oben. Es wachsen zwar vereinzelt einige Vertreter der Gattung Amanita, zumindest dort, wo es in den letzten zwei – drei Wochen mal nennenswerte Starkregenschauer gegeben hat und dann in schattigeren Wäldern auf besseren Böden. So hat Phillip gestern den einen oder anderen Amanita excelsa = Grauen Wulstling gefunden. Der erfüllt aber nicht die Eigenschaften des Witwenmachens, ist sogar ein Speisepilz, wenn auch mit sehr gewöhnungsbedürftigem Wohlgeschmack, wie mir kürzlich berichtet wurde. Aber Phillip ist dennoch mit einer ausgiebigen Mahlzeit heim gefahren. Lungen – Seitlinge hat er in großen Mengen und im Optimal – Zustand an einem toten Buchenstamm gefunden und ernten können. Sein Fazit beim Geschmackstest: kann man essen, aber die Oberklasse für den Feinschmecker stellen sie nicht dar. So zumindest sein Urteil, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Es soll ja auch Leute geben, die sammeln beispielsweise Rotfüßchen oder Ziegenlippen für die Pfanne. 

Ich habe heute meine Topographischen Karten nach Doppel – Exemplaren durchgeschaut und hatte drei in doppelter Ausführung finden können. Unsere neue Pilzfreundin Catrin hat Schwierigkeiten, diese Karten zu bekommen. Es sind Auslaufmodelle und werden nicht mehr neu aufgelegt. Das digitale Zeitalter lässt grüßen. Und das sind noch nicht einmal alle Karten, die in den nächsten 10 Jahren für unsere Mittwochsexkursionen verantwortlich zeichnen sollen.

Am Nachmittag traf eine Paketsendung von Catrin bei mir ein. Inhalt diese Röhrlinge aus dem Rühner Holz, die bereits stark in Fäulnis übergegangen waren. Catrin vermutet den Anhängsel – Röhrling. Das könnte gut sein, der passt in das Rühner Holz. Aber es gibt ja auch noch einen sehr seltenen Nadelholz – Anhängsel – Röhrling und dieser würde habituell, mit den bauchigen Stielen, besser passen. Fundort bitte im Auge behalten!

Und wann kommt nun endlich der Regen, nicht nur für unsere potentielle Witwenmacherin? Er kommt, und zwar teils sehr heftig! Heute Abend geht es im Westen und Südwesten Deutschlands los. Bis morgen Abend sollen sich Schauer und Gewitter bis in den Hamburger Raum und an die Südwestgrenze von M-V vorgearbeitet haben. Dann scheint aber zunächst die Luft raus zu sein. Kann sein, das einzelne Zellen auch noch abends oder in der Nacht unser Hoheitsgebiet beehren. Auf jeden Fall sind wir spätestens am Sonnabend voll und ganz in der Gewitterluft, so dass zumindest örtlich mal ein heftiger Regenguss drin sein kann. So geht es dann wohl auch bis in die gesamte nächste Woche weiter. Wir sitzen genau zwischen zwei Stühlen. Einem Trog mit einer Kaltfront über Westeuropa und hochsommerlich heißen Luftmassen im Osten. Also in einer Süd bis Südwestströmung. Darin laufen immer wieder Kurzwellen von Südwest nach Nordost durch und produzierten Schauer und Gewitter. Zum einen besonders entlang der polnischen Grenze, da dürfte Vorpommern bevorzug werden und zum anderen entlang der Bundesdeutschen Westgrenze. Wir liegen also zwischen beiden, besonders aktiven Wetterzonen, so dass es westlich, wie auch östlich von Mecklenburg die stärksten Niederschläge geben könnte. Aber die verschiedenen Modelle sind sich hinsichtlich des Niederschlags und der damit einher gehenden Unwettergefahr alles andere als einig. Fakt ist, es kann überall gewittern und es deutet einiges darauf hin, dass sich ein oder sogar zwei kleine, aber sehr intensive Gewittertiefs über Süddeutschland bilden und dann in dieser Tiefdruckrinne, in deren Zentrum wir wohl zu liegen kommen, nach Norden ziehen. So haben einige Modelle hohe Regenmengen auch bei uns an der Ostsee und in Mecklenburg auf der Karte. Das dürften dann sogenannte Multi – Clustersysteme sein, und die können auch großflächig für eine starke Überregnung bis in den Unwetterbereich sorgen. Auf jeden Fall bleiben wir in den nächsten Tagen (M-V und Berlin/Brandenburg) die Hitzehochburg Deutschlands. Werte zwischen 30 und 35 Grad sind zunächst an der Tagesordnung. Nur dort, wo Wolken oder starke Regenmengen nieder gegangen sind, kann es etwas kühler bleiben, aber keineswegs angenehmer, denn die Luft bleibt sehr schwül. 

Diese Fotoarbeit sandte mir gestern Christopher Engelhardt zu. Sie zeigt einen Kleinpilz auf Drüsenblättriger Kugeldiestel. Chris feierte gestern seinen 65. Geburtstag und deshalb an an dieser Stelle noch mal in aller Öffentlichkeit die herzlichsten Glückwünsche aus dem Steinpilz – Wismar.

Hier wieder die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 08.07.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 1,1 l/qm, maximal 171,6 l/qm und im Mittel dürfen wir mit 52,8 Litern rechnen!


Bis gegen Mittag wolkenloser, blauer Himmel.

 

Freitag, 24. Juni (Johannistag) – Auch Spargelsilvester genannt. Heute ist mit dem Spargelstechen Schluss. Nach früherem Glauben schützte man heute sein Haus mit Girlanden aus Efeu, Johanniskraut, Schafgarbe, Wegerich und Gelber Wucherblume, um sich vor den vielen Hexen und Feen zu schützen, die in der Johannisnacht unterwegs waren. Für Wünschelrutengänger war es in der heutigen Johannisnacht besonders wichtig, Haselnusszweige für ihre Arbeit zu schneiden; sie waren dann besonders wirkungsvoll. So steht es in dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels. Weiter ist hier zu Lesen: Wenn an Johanni die Linde blüht, ist an Jakobi (27.07.) das Korn reif. Die Linde blüht zumindest in Wismar und auch das Korn sieht mir auf einigen Schlägen jetzt schon sehr reif aus. Es steht ja nicht geschrieben, welches Korn, welche Getreideart gemeint ist.

Dieses Korn auf der Insel Poel ist bald reif. Im Hintergrund sieht man die Eisschirme der Hamburger und Schleswig – Holsteiner Gewitter.

Zwei Frachtschiffe begegnen sich auf der Fahrrinne.

Zum Wetter. Heiß war es heute und es wehte ein steifer, ablandiger Wind, der es auch am Strand sehr warm werden ließ. Ich war heute an selbigem auf der Insel Poel. Hinter dem Küstenschutzwald herrschte Ruhe, war vom Wind nichts zu spüren, bis auf das sich der Strandsand derart aufgeheizt hatte, das man sich auf ihm die Fußsohlen verbrennen konnte. Dafür war das Wasser erfrischender als am vergangenen Wochenende. Das warme Oberflächenwasser wurde auf die Ostsee verfrachtet. Das war wirklich erfrischend, angesichts der mehr als 30 Grad im Schatten. Am späteren Nachmittag und Abend zog es sich immer mehr zu, aber Regen ist bisher in Mecklenburg kaum gefallen. Anders in Schleswig – Holstein und Hamburg bis hinauf zur deutschen Bucht. Dort zogen teils kräftige Gewitter durch. Auf dem Radar ist weiterhin hochreichende Konvektionsbewölkung von Süden her unterwegs und nach dem aktuellen Super HD für signifikantes Wetter, können sich daraus in den nächsten Stunden auch noch einige Gewitter entwickeln, die Mecklenburg beehren könnten. Auch morgen kann es stellenweise Blitzen und Donnern. Schwülwarm, teils heiß geht es dann auch in die neue Woche. Immer wieder sind auch Schauer und Gewitter dabei. Besonders Montag/Dienstag und Donnerstag/Freitag besteht aus heutiger Sicht auch das Potential für größere Unwetter- und Schwergewitterlagen. Hoffen wir, dass auch unsere Einzugsgebiete davon betroffen sein werden und reichlich Wasser abgeladen wird. Denn die Tendenz geht dahin, dass sich ab übernächster Woche zunehmend ein starkes und umfangreiches Hoch festsetzen kann. Das fällt dann in die Siebenschläferzeit und könnte bedeuten, sieben Wochen Sommer, Sonne und  Urlaubsfreuden und große Trockenheit für die Natur!

Catrin hatte an selber Stelle bereits im vergangenen Jahr ihre mutmaßlichen Anhängselröhrlinge im Rühner Forst gefunden. Hier einer davon im Schnitt. Das Fleisch scheint nicht zu blauen, welches es in der Regel jedoch beim Anhängselröhrling tun sollte.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 09.07.2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: im Minimum 19,0 l/m, im Maximum 99,7 l/qm und im Mittel 52,6 Liter.

Besonders sehenswert im Lenorenwald sind diese beiden Mammutbäume.

Sonnabend, 25. Juni – Der Klützer Winkel, ganz im Nordwesten von Mecklenburg – Vorpommern, zeichnet sich durch besonders guten und fruchtbaren Boden aus. Das führte dazu, dass die hier einstmals vorhandenen Wälder der Landwirtschaft weichen mussten. Das bedeutet zwar nicht, dass es hier keinerlei Wälder mehr gibt. Neben kleineren Gehölzen und Forste, ist aber der Lenorenwald der mit Abstand größte in dieser Region. Er umfasst 2 600 ha. In ihm gibt es mehr oder weniger große Feuchtgebiete mit teils tieferen Senken, Sümpfen und Mooren. Größere Fichtenforste wechseln mit Buchenbeständen, Erlenbrüchen und Mischwaldbereichen ab. Es gibt hier Hühnengräber und Wendische Steinwälle. Der Lenorenwald war heute das Ziel einer öffentlichen Lehrwanderung. Gewandert sind allerdings nur zwei Leute. Catrin aus Katelbogen und Reinhold aus Wismar. Angesichts der Trockenheit und der daraus resultierenden Knappheit an zu erwartenden Frischpilzen auch kein Wunder. So wäre der Mykophage tatsächlich kaum auf seine Kosten gekommen. Das kaum bezieht sich auf sehr wenige Täublinge, an denen sich die Schnecken gütlich taten. Einige Tage früher wäre jedoch eine Mahlzeit Lungen – Seitlinge rüber gekommen. Sie waren heute dann doch schon etwas zu weit. So haben wir hier Kartiert, was wir finden und im Feld ansprechen konnten. Wie oben schon erwähnt, steht der Wald auf schweren, guten Böden und diese sind zumindest auf den Waldwegen derart verfestigt, dass von den letzten Regenfällen immer noch einige Pfützen standen, ja ganze Waldwege regelrecht gut durchfeuchtet erschienen. Nichts destotrotz, es muss auch hier regnen!

Die Waldwege waren hier stellenweise, auf den verfestigten Böden, noch recht schlammig. Der Klützer Winkel hat in den zurückliegenden Wochen etwas mehr Regen bekommen.

Sobald sich nur einer der wenigen Frischpilze zeigte, waren auch gleich die Schnecken zur Stelle. Violettbrauner Täubling (Russula bruneoviolacea). Essbar.

Und der Trockenheit scheint es nun tatsächlich an den Kragen zu gehen. Heute zogen regional schon mal recht kräftige Gewitter über Teile unseres Einzugsgebietes. Insbesondere vom Raum Parchim – Crivitz und etwas östlicher über die Nossentiner/Schwinzer Heide. Güstrow/Bützow bis hoch zur Ostsee. Auch in Westmecklenburg gab es örtlich mal ein Schauer oder kräftiges Gewitter. Die Konvektion machte aber um Wismar einen Bogen. Grund war die Wismar – Bucht. Hier wehte heute Nordwind, welchen ich auf der Heimfahrt von unserer Pilzwanderung an der Wohlenberger Wiek deutlich zu spüren bekam. Die Straße führt einige Kilometer direkt am Strand entlang und der Wind von der Ostsee war doch sehr erfrischend. Sobald sich die mächtigen Quellwolken von Südosten näherten, fielen sie in sich zusammen. Ihnen wurde die Energie entzogen. Schön beim Auswerten der Radarbilder nachzuvollziehen. Aber es geht ja unbeständig weiter. Eine ganze Woche soll uns diese Wetterlage im großen und ganzen erhalten bleiben. Das heißt, wir liegen an der Vorderseite des Westeuropäischen Troges in einer schwülwarmen bis heißen Südströmung, wo hingegen über Westeuropa, teils sogar Westdeutschland, kühlere Luftmassen lauern. Die dazugehörige Kaltfront kann aber durch Wellen – Bildung kaum nach Osten voran kommen. Kleine Gewittertiefs entwickeln sich an ihr und ziehen an dieser Luftmassengrenze immer wieder nach Norden bis Nordosten. Im Gepäck starke Schauer und Gewitter bis in den Unwetterbereich. Teils auch größere Starkregengebiete. Eine Woche lang eine derartige Wetterlage, da sollte doch eine Grundsteinlegung für alle unsere Pilzreviere drin sein. Ich denke, bis spätestens in einer Woche können wir allgemein die Uhr stellen für den ersten, größeren Frischpilzschub des Sommers 2022.

Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) waren natürlich in den Buchenbereichen auch heute dabei. Leider nicht mehr ganz frisch. Typisch ist auch ihr gilben, wenn sie beginnen trocken zu werden. Jung essbar. 25.06.2022 im Lenorenwald.

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 10.07.2022 – 2.00 Uhr: Im Minimum 20,1 l/qm, maximal 121,1 l/qm und im Mittel 55,3 Liter.


Sonntag, 26. Juni – Schwül und heiß war es heute und die Atmosphäre über Mecklenburg – Vorpommern labil geschichtet mit hohen Cape – Werten und einem recht hohem Wasserdampfgehalt. Beste Zutaten für hochreichende Konvektion. Deshalb war heute weder der Wald, noch der Strand angesagt. Dieses Tagebuch nennt sich ja Wetter und Pilze im jeweiligen Monat, derzeit noch für einige Tage Juni 2022. Also standen meine sonntäglichen Aktivitäten ganz im Zeichen des Wetters, sprich der konvektiven Umwälzungen, die heute über unseren Einzugsgebieten statt fanden.

Blick auf den Alten Hafen in Wismar am Mittag. Die Konvektion setzt ein und ich startete zu meiner kleinen Wetter – Rundreise.

Ungemach braut sich in Fahrtrichtung Süden, in der Nähe der Ortschaft Kobrow, bei Sternberg, zusammen. Mein Ziel sollte Dabel sein, aber ich drehte zunächst wieder um und fuhr zurück in Richtung Sternberg. Wenige Minuten später entwickelte sich aus diesen Wolken ein starkes Gewitter, in das ich ansonsten genau hinein gefahren wäre.

Es gab doch einiges an teils kräftigen Schauern und Gewittern. Es entstanden auch kleinere Clustersysteme und eines davon zog vom Großraum Schwerin zur Mecklenburger Bucht hoch. Örtlich regnete es heftig, um gleich daneben allenfalls einige Topfen zum Besten zu geben. Vielfach blieb es auch komplett trocken. Jetzt am Abend (19.00 Uhr) hat sich im Raum Parchim das wohl stärkste Gewitter des Tages gebildet. Es zieht in Richtung Norden und soll auch noch den Raum Mestlin/Dabel beehren. Für Dabel wäre es dann der 2. Treffer des Tages, denn dort war am Nachmittag bereits ein heftiges, recht blitzreiches Gewitter zugange, welches ich von seiner Entstehungsphase an begleitete und welches ebenfalls seinen Ursprung im Raum Parchim fand. Ich unternahm also eine kleine Rundreise im Großraum Sternberg. Begab mich so zu sagen auf die Sturmjagd, wie es so schön in Fachkreisen heißt. Da ich nicht mit einem schützenden Auto, sondern nur mit meinem Motorrad unterwegs war, versuchte ich mich immer durch die besonders konvektiven Bereiche hindurch zu wurschteln, um nicht direkt in das Geschehen hinein zu kommen. Das gelang mir heute zwar bestens, aber man sollte immer die Möglichkeit im Auge behalten, einen geschützten Ort in der Nähe zu wissen. Zur Not geht ein Buswartehäuschen, aber sicherer ist da schon eine Tankstelle. Es hat also punktuell kräftig geschüttet, aber um die Uhr zu stellen, reicht es keinesfalls. Zwar ein Anfang, aber insgesamt leider nicht viel mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Aber wir dürfen ja weiter hoffen. Heute Nacht ist erstmal Westdeutschland mit Gewittern und teils ergiebigen Regenfällen an der Reihe.

Diese Aufnahme, die etwa eine halbe Stunde vor obiger entstand, nahm ich zwischen Keez und Golchen auf. Es zeigt das beginnende Clustersystem, samt Niederschlagsvorhang bei Schwerin, welches weiter zur Mecklenburger Bucht, also in den Großraum Wismar zog.

Bei uns in M-V wird es ab morgen Mittag wieder explosiv. Die Gewitter können durchaus heftiger ausfallen. Es besteht Unwettergefahr durch schwere Sturmböen, größerem Hagel und heftigen Wolkenbrüchen. In Mecklenburg besonders ab Mittag bis zum Nachmittag und etwas später auch Schwergewitter in Richtung Vorpommern. Dienstag soll sich die Lage vorübergehend beruhigen, bevor ab Mittwoch die schwülwarme Gewitterluft von Süden wieder in Richtung Norden voran kommen soll. Wieder sind starke Gewitter und dieses mal mit etwas Glück auch flächigere und ergiebige Regenfälle zu erwarten. Die nächste Gewitterfront droht dann schon wieder zum Freitag/Sonnabend!

Neue Gewitterbildung am frühen Abend bei Schwerin, weiter in Richtung Nordwestmecklenburg ziehend. Eisschirme der frischen Gewitter werden von der Sonne beleuchtet.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 11. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 14,2 l/qm, maximal 142.4 l/qm und im Mittel 70,8 Liter.


Wilder Gewitterhimmel gestern Nachmittag bei Sternberg.

 

Montag, 27. Juni (Siebenschläfer) – Nun, heute soll sich entscheiden wie das Wetter der nächsten Sieben Wochen werden soll. Also für den bevorstehenden Hochsommer. Geht es danach, was wir heute in Wismar für ein Wetter hatten, dann bleibt es trocken und sehr warm. Würde ich beispielsweise in Bützow oder Bad Doberan wohnen, so würde ich sagen, wir bekommen einen sehr nassen, unwetterträchtigen Hochsommer. Dort hat es heute Nachmittag und am frühen Abend schwere Gewitter gegeben. Extremer Starkregen und auch Hagelschlag war örtlich dabei. Über einige Regionen sind sogar mindestens zwei heftige Zellen gezogen. Los ging es ab 14.00 Uhr knapp nördlich von Parchim mit den ersten Zellen. Schnell bildeten sich weitere, teils auch verclusterte Gewitter im Raum der Seenplatte oder auch über der Nossentiner/Schwinzer Heide. Bei http://www.kachelmannwetter.de kann man genauer in die Unwetterregionen hinein Zoomen. Kann die genaue Blitzrate und Stärke sowie die Niederschlagsummen für die betroffenen Gebiete angezeigt bekommen. Besonders heftig hat es die Umgebung von Bützow bis knapp westlich von Rostock getroffen. Also beispielsweise unsere Pilzwälder wie das Rühner Holz. der Kellerswald, Hütter Wohld, Walkmüllerholz oder auch das Nienhäger Holz inklusive des Gespensterwaldes. In letzterem war ich am 06. Juni unterwegs. Damals hatte es dort auch kräftig geregnet. Das ist nun schon eine Weile her, aber das Waldgebiet hat im Vergleich zu den meisten anderen Revieren doch etwas mehr an Substanz und hier könnte es vielleicht auch in den nächsten Tagen einige Frischpilze mehr geben, als das „so gut wie nix“ in fast allen anderen Gebieten. Auf jeden Fall kann man ab sofort zumindest punktuell die Uhr stellen. Aber auch innerhalb der Gewitterzellen kann es sehr unterschiedlich niedergeschlagen haben, so dass es vielleicht nur für einen bestimmten Bereich eines größeren Waldes ausgereicht hat. Allerdings waren es Sturzfluten, so dass einiges an Wasser gleich wieder abgeflossen sein dürfte. Soll heißen, von einer echten Grundsteinlegung hinsichtlich eines nennenswerten Wachstumsschubes sind wir noch Meilenweit entfernt.

Die Rückseite des kräftigen Gewitters bei Dabel, gestern Nachmittag von Demen aus fotografiert.

Aber ich möchte unsere Pilze nicht ganz vergessen. Flechten bestehen ja zum überwiegenden Teil aus Pilzen. Hier sehen wir die Gewöhnliche Mauerflechte (Lecanora muralis). Gestern auf dem Gehweg eines Gewerbegebietes bei Brüel fotografiert.

Aber es gibt in der heute begonnenen Woche ja noch Nachschub. Nachdem es morgen trocken bleiben soll und auch die Hitze erst einmal ausgeräumt ist, zieht zum Mittwoch der nächste Unwetterbereich auf. Von Süden nähert sich ein intensives Gewittertief dem Nordosten. Davon betroffen ist aus heutiger Sicht vor allem Ostdeutschland. Besonders in Berlin/Brandenburg, die es wirklich bitter nötig haben, kann es auf der Fläche hohe Regenmengen geben. Verbreitet, nicht nur örtlich, können dort zwischen 20 und 50 Liter auf den Quadratmeter fallen. Einige Modelle lassen den Starkregen auch bis nach M-V voran kommen. Weniger nach Mecklenburg, mehr in Richtung Vorpommern. Die dürften sich auch in der kommenden Nacht noch auf einiges gefast machen. Hier können noch einige, heftige Gewitter durchziehen, während bei uns in Mecklenburg am Abend nur noch einige Schauer aufkommen, die nicht viel an der überwiegenden Trockenheit ändern. Eine weitere Gewitterfront ist für Donnerstag/Freitag angesagt. Auch an dieser kann es strichweise zu hohen Regenmengen kommen. Vielleicht hat dann auch Mecklenburg mal die Chance auf flächigere Starkregenfälle. 

Der Silberfleck (Phlyctis argena), den jeder Waldbesucher irgendwie kennt, bildet sich an glattrindigen Bäumen, so wie hier an Rotbuche im Lenorenwald. 26. Juni 2022.

Zumindest lassen die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 12.07.2022 – 2.00 Uhr hoffen. im Minimum 22,9 l/qm, maximal 131,0 l/qm und im Mittel 62,3 Liter.


Dienstag, 28. Juni – Der Siebenschläfer war nun gestern und örtlich goss es sintflutartig, vielfach blieb es trocken. Aber man darf natürlich nicht das Wetter eines einzigen Tages nehmen, denn häufig werden die Weichen des Grundmusters in der Großwetterlage Ende Juni/Anfang Juli gestellt. Folgendes habe ich dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels entnommen: „Siebenschläfer Tag, der Tag der Wetterentscheidung für die schönsten Wochen des Jahres und der Erntezeit, ist seit der gregorianischen Kalenderreform im Jahre 1582 meteorologisch auf den 07. Juli verschoben. Die folgenden Wetterregeln sollte man heute nicht ganz so ernst nehmen. Die Wetterprognose steigt für diesen Zeitraum auf 70 Prozent.“

„Ist der Siebenschläfertag (gestern) nass, regnet es ohne unterlass.“ 

„Regnet es am Siebenschläfertag, so regnet es sieben Wochen nach.“

„Wenn das Wetter vor Johanni grob, ist es nach Johanni lind.“

Weiter ist hier zu lesen: Der Spruch von Regen und Sonne am Siebenschläfertag ist nicht überall zu belegen. Eine 70 %ige Wahrscheinlichkeit ergibt sich im Süden (Alpenvorland), ca. 60 % im Binnenland, im Küstenbereich ist es nicht eindeutig.

Zur Abwechslung mal ein wenig Landschaft mit Ententeich und Wiese bei Kluß, an der südlichen Stadtgrenze der Hansestadt Wismar am 26. Juni 2022.

Wir sind sowohl Küstenbereich, wie auch Binnenland! Ja, ob man dass alles als Kaffeesatz – Leserei ansehen möchte, es ist tatsächlich einiges dran, denn das Grundmuster des Sommers manifestiert sich nicht selten zwischen dem 27. Juni und dem 7. Juli. Und tatsächlich scheint sich die Großwetterlage jetzt umzustellen. Die markanten Hitzewellen mit der Gefahr von Schwergewitterlagen sind erst einmal (noch nicht ganz) vorbei. Das Azorenhoch soll ab der nächsten Woche verstärkt seine Fühler nach Mitteleuropa ausstrecken. So wie es derzeit aussieht, könnte davon vor allem die Südhälfte Deutschlands profitieren, mit schönem und warmen Sommerwetter. Die Nordhälfte könnte näher an über Skandinavien ostwärts ziehende Tiefdruckgebiete liegen und etwas wechselhafter und kühler sein. Aber wir warten ab. Wenn das Wechselhafter und kühler mit entsprechenden Niederschlägen einher gehen sollte, hätten wir Pilzfreunde, so glaube ich zumindest, nichts dagegen. Wechselhaft bedeutet ja nicht nur Regen und Wolken, sondern auch freundliche und sonnige Tage.  Aber dass ist jetzt natürlich nur spekulatives, letztendlich macht es die Natur doch ganz anders.

Die Graugänse würden sich wohl auch freuen, wenn die Wiese etwas saftiger wäre.

Und was macht die Natur in meteorologischer Hinsicht in den nächsten Tagen? Wo bleibt unser Grundsteinlegendes Regenereignis für alle? Nach der Niederschlagsprognose für Wismar auf Wetter – Online können wir am Donnerstag und Freitag zusammen mit 20 – 40 Liter rechnen. Und zwar dieses mal durchaus eher flächig, als punktuell. Ehrlich gesagt, derartige Mengen sehe ich nicht. Halbieren wir das Ganze! Ob die Starkregenfälle in der Nacht zum Donnerstag überhaupt Mecklenburg erreichen und nicht nur in Vorpommern vom Himmel prasseln, scheint noch nicht sicher zu sein. Mehr Hoffnung könnte vielleicht noch ein markanter Kaltfrontdurchgang am Freitag aufkeimen lassen. Vielleicht bring er tatsächlich 10 – 20 Liter zu Boden.

Hier noch einige Messwerte von Orten, die in den letzten beiden Tagen von Gewittern getroffen wurden. Sonntag: Ventschow: 14 l/qm; Parchim: 24 l/qm, Waren – Müritz: 34 l/qm und Spitzenreiter in M-V war Groß Kiesow – Schlagtow in Vorpommern mit 44 Liter. Gestern wurden in Rostock/Warnemünde 11 Liter registriert (knapp westlich dürfte mehr gefallen sein). In Goldberg waren 20 Liter im Messbecher der offiziellen Messstation. 

Nach trockengrüner Wiese und grauen Gänsen hier mal etwas mehr Farbe. Eine Großversammlung (Gottesdienst?) von Feuerwanzen auf einem alten Baumstumpf vor der Dorfkirche in Demen. 26.06.2022.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 13.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 5,6 l/qm, maximal 103,8 l/qm und im Mittel 38,6 Liter.


Die heutige Mittwochsexkursion führte wieder in das Biosphärenreservat Schaalsee.

 

Mittwoch, 29. Juni – (Peter und Paul) – „Ist es schön an Peter und Paul, füllt es uns Taschen und das Maul“, lautet ein Wetterspruch zu diesem kirchlichen Feiertag. Heute ist Wetterherrentag. Im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ findet sich folgendes: Im 16. Jahrhundert wurde bei anhaltender Dürre das Bild vom heiligen Petrus umhergetragen und in Wasser getaucht. In Thüringen z. B. betete man zu Petrus um Wasser. In den Küstengemeinden gab es an diesem Tag Prozessionen und das Meer wurde gesegnet. So, nun wissen wir, was zu tun ist, damit es endlich kräftig schüttet. Der Regen, der in der kommenden Nacht auch Mecklenburg beehren sollte, fällt, wie ich es gestern bereits ahnte, aus. Selbst Vorpommern bleibt wohl im wesentlichen außen vor. Wir dürfen aber auf Freitag hoffen. Nach wie vor werden recht flächig 10 – 20 Liter prognostiziert. Hoffen wir, dass es auch so kommt, ohne Prozessionen und Bilder des heiligen Petrus zu tauchen. Im großen und ganzen scheint es zunächst die letzte Chance auf nennenswerten Regen zu sein. Die Großwetterlage stellt sich um. Es sind zwar auch weiterhin einige Regensignale in den Modellen, aber das Wetter kommt dann mehr aus Richtung Nordwesten. Ergiebiges ist derzeit von dort eher nicht zu erwarten. Das amerikanische GFS hat im gestrigen, wie auch im heutigen Mittelfist – Lauf, nicht sehr viel Regen im Programm, dafür in Richtung Mitte Juli eine erneute Hitzewelle. Es kann sogar wieder extrem heiß mit bis zu 40 Grad werden. Aber abwarten heißt die Devise. Es ist nur ein erster, zaghafter Trend, der sich in den Läufen der nächste Tage erst bestätigen und festigen muss. Kann sein, dass er auch gänzlich verworfen wird.

Heute war Mittwoch und ausgesucht hatte ich ein Waldgebiet westlich der Ortschaft Püttelkow.

Es stand also die nächste Mittwochsexkursion auf dem Programm. Sie führte in den 3. Quadranten des MTB: 2432 = Wittenburg. Ausgesucht hatte ich hier einen sandigen Wald b. z. w. Forst westlich der Ortschaft Püttelkow. Püttelkow, war da nicht etwas? Na klar, „Fru Püttelkow ut Hagenow“, die neugierige Ollsch, der „De Plattfööt“ einst eines ihrer bekanntesten Lieder widmeten. Nun, es könnte natürlich auch Fru Püttekow ut Wittenburg gewesen sein. Oder auch von anderswo, denn neugierige Ollschen gibt es nicht nur in der Griesen Gegend.

Dass Zielgebiet.

Aber Spaß bei Seite. Am späteren Nachmittag traf ich mich hier mit einem neuen und jungen Vereinsmitglied namens Marvin zu unserer Bestandsaufnahme. Das diese äußerst dürftig ausfiel, kann man sich denken. Nicht die Spur eines Frischpilzes, wenn man mal von Schleimpilzen absieht. Pyrenomyceten, Schichtpilze und Porlinge mussten mal wieder herhalten und die Exkursion irgendwie rechtfertigen. Aber wer nun glaubt, wir sind durch den staubtrockenen Wald gelaufen, ist auf dem Holzweg. Das Gebiet wurde am Wochenende von Petrus gut bedient. Bevor er getaucht wird, hat er hier schnell die Schleusen geöffnet. Es war tiefgründig durchfeuchtet! Hier muss es richtig gut geschüttet haben. Hoffen wir, dass es im Nachbarswald, der am kommenden Mittwoch an der Reihe ist, ähnliches gegeben hat. Das kann, muss aber nicht sein. Dann würde zumindest mal wieder eine winzige Hoffnung auf den einen oder anderen Frischpilz bestehen.

Unser Zielwald wurde am Wochenende gut gewässert. Wir sehen hier die Reste einer ehemals wegeinnehmenden Riesenpfütze.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 14.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 8,6 l/qm, maximal 58,5 l/qm und im Mittel 29,7 Liter.


Donnerstag, 30. Juni – Der 3. Monat der diesjährigen Pilzsaison liegt hinter uns. Man möchte fast meinen, weniger wie im April und Mai geht kaum, aber der Juni belehrte uns einmal mehr eines Besseren. Nach einem kurzen Aufflackern einiger Dickröhrlinge in Parkanlagen in der ersten Monatsdekade, ging schließlich so gut wie nichts mehr an der Frischpilzfront. Es sei denn, man begab sich auf die Suche nach Holzbewohnenden Lungen – Seitlingen in Buchenwäldern mit entsprechendem Totholz – Anteil. So fiel ein ganzer Pilzaspekt, nämlich der des Frühsommers (Mitte bis Ende Juni) nahezu völlig aus.

Der Lungen – Seitling (Pleurotus pulmarius) war wohl der Speisepilz des Monats Juni 2022. Hier am 06.06.22 im Gespensterwald fotografiert.

Ab morgen starten wir in den Sommer – Aspekt. Er findet in der Zeit von Juli bis Mitte August statt. An sich eine Zeit, in der die Artenvielfalt schon deutlich zulegen kann und es gab Jahre, da kamen wir uns wie im Herbst vor. Pilze aller Orten, manchmal sogar schon Herbstpilze. Ich muss diesbezüglich immer mal wieder das Jahr 1998 anführen. Ich weiß noch genau, als ich damals im Großherzoglichen Forst Moidentin Ende Juni unterwegs war, und in einer jungen Fichten- und Douglasien – Aufforstung lachten mich neben einigen Steinpilzen schon die schönsten Exemplare des Pilzes 2022 an, des Roten Fliegenpilzes. Im Juli bis Mitte August standen unsere Wälder voller Pilze jeglicher Couleur und selbst herbstliche Ritterlinge ließen sich nicht lumpen. Erst um Mitte August flaute es aufgrund einer Hitzewelle ab um im Herbst nochmals voll durchzustarten. Im Vorjahr erlebten wir einen Knochen trockenen Herbst und der Juni und Juli war im Folgejahr kühl und feucht. Aber ohne das es gleich in ein solches Extrem gehen muss, ab Juli können wir trotzdem einiges erwarten, so es denn die Witterung zulässt.

Anfang Juni gab es einen leichten Schub von Dickröhrlingen in einigen Parkanlagen. Hier sind es Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) im Eichenpark auf der Insel Poel.

Der Start in den Pilzsommer 2022 sieht derzeit eher bedingt optimistisch aus. In Wismar herrscht nach wie vor Dürre. Ich habe in meinem Messbecher in der Wismarer Innenstadt im gesamten Monat 6,2 Liter einfangen können. Das ist nix, nicht einmal das berühmte Mückenpinkeln! Aber es gab ja am Wochenende punktuell kräftige Regengüsse, so dass zumindest stellenweise in den nächsten 10 Tagen etwas in Gange kommen könnte. Phillip bestätigte mir heute meine gestrige Feststellung. Er wohnt in Renzow, nicht weit weg von meinen derzeitigen Mittwochs – Exkursionsgebieten. Es hat in seiner Region ganz gut was gebracht, so Phillip. In einem seiner Wälder sogar mehr als 30 Liter! Auch die Lübberstorfer Forst oder die Wälder zwischen Zölkow und Mestlin sollen gut gewässert worden sein. Und Nachschub ist in Arbeit. Man merkt es irgendwie an der mehr als unangenehmen Wärme des heutigen Tages. Diese Schwüle macht selbst mir zu schaffen. In Westdeutschland und im Süden der Republik rumpelt es am Nachmittag und Abend vielfach wieder recht ordentlich. Ganz im Süden zogen auch wieder Superzellen mit Großhagel durch. Aber auch im Westen bis hoch zur Nordsee sind jetzt am Abend zahlreiche Gewitter aktiv. Während sich die Gewitter im Süden im laufe der Nacht auflösen sollen, halten ihre nördlichen Exemplare wohl auch die Nacht über durch. Sie erreichen Mecklenburg leider in einer für Gewitter sehr ungünstigen Zeit, nämlich in den früh – und Vormittagsstunden, aber die Modelle simulieren sie trotzdem noch recht agil, ja sie könnten sich am Vormittag sogar noch etwas verstärken. Auf jeden Fall dürfte es in Richtung Nachmittag noch mal heftig zur Sache gehen, wenn die Gewitterfront nach Vorpommern hinein läuft. Dort drohen teils schwere Gewitter mit bis zu 40 l/qm in kurzer Zeit. Mecklenburg könnte mit etwas Glück von Regen in der Größenordnung zwischen 10 und 20 Litern bedacht werden. Auf jeden Fall soll es morgen ein regnerischer, ja fast herbstlicher Tag werden, mit einer spürbaren Abkühlung und auffrischenden Winden.

Hoffen wir, dass wir im nächsten Monat, neben blauem Himmel, auch immer mal solch ausgereifte Gewitterwolken am Himmel sehen, die unsere Pilzgründe dann zumindest regional bewässern können. Am Abend des 26. Juni von Wismar in südöstlicher Richtung aufgenommen.


Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 15. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 13,00 l/qm, maximal 58,1 l/qm und im Mittel 28,4 Liter.


Fortsetzung unter „Wetter/Pilze Juli 2022“.