Mittwochsexkursion 28.10.2020

28. Oktober 2020 – Exkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

MTB: 2338/4 – Schwinzer Heide

Zum letzten mal ging es in das Messtischblatt Dobbertin. Große Bereiche des 4. Quadranten sind bewaldet. Nördlich des Goldberger Sees befinden sich die Lüschower Tannen, die zur Nossentiner/Schwinzer Heide gehören. Die Reviere um Alt Schwinz und Jellen zählen zu unseren beliebtesten Pilzrevieren, wenn es um Speisepilze geht, aber auch die Artenvielfalt ist hier enorm. Neben den klassischen Speisepilzen finden sich auch Pilzarten, die durch ihre armen Standortansprüche anderswo bereits stark rückläufig geworden sind. Ein Pilzrevier vom feinsten! Das war heute auch unser Exkursionsgebiet. Dazu traf ich mich mit weiteren Interessenten aus Warin, Lübeck und Berlin am Vormittag in Alt Schwinz. Das Wetter war die meiste Zeit hervorragend, mit viel goldener Oktobersonne. Nur zum Schluss prasselte noch ein ausgiebiger Starkregenschauer auf uns herunter, der die schöne und pilzreiche Exkursion abrupt beendete. Hier einige Impressionen von einer der schönsten Mittwochsexkursionen des Jahres 2020.

Der Kastanienbraune Schirmpilz (Lepiota castanea) steht im Verdacht Amatoxine zu enthalten, also Knollenblätterpilzgifte.

Echte Waldchampignons (Agaricus silvaticus) dürfen hingegen ohne Bedenken den Weg in die heimische Küche finden.

Ähnlich einem strukturierten Wackelpudding präsentiert sich der Kandisfarbene Drüsling (Tremella foliacea). Er soll unbedenklich sein, dürfte aber keinesfalls den Wohlgeschmack besagtem Puddings erreichen.

Am Wohlgeschmack des Fichten – Steinpilzes (Boletus edulis) dürften hingegen kaum Zweifel aufkommen.

Erdwarzenpilz (Thelephora terrestris).

Eine auffallend farbfreudige Porlingserscheinung ist der Nördliche Zinnoberschwamm (Pycnoporus cinnabarinus). Wir finden ihn an trockenem und besonnt liegendem Totholz von Laubbäumen, insbesondere von Birke und Rotbuche.

Ein vor allem im Spätherbst häufiger und leicht kenntlicher Hellsporer ist der Dehnbare Helmling (Mycena epiterygia). Wir finden ihn oft scharenweise in sauren Nadelwäldern. Der ganze Fruchtkörper ist schleimig und von einer durchsichtigen, dehnbaren Haut überzogen. Ein sicheres Merkmal!

Steinpilze machen irgendwie glücklich. Ganz besonders am Fundort im Wald und später sicherlich auch noch zu hause, als Gaumenschmaus.

Diese Schwefelritterlinge (Tricholoma sulphureus) sehen zwar hübsch aus, aber einen Gaumenschmaus darf man von ihnen nicht erwarten. Schon ihr stechender Leuchtgasgeruch ist eine Beleidigung eines jeden Riechorgans.

Schläfrigkeit, Unruhe, Gehstörungen, Rauschzustände, Erregung bis hin zur sogenannten Berserkerwut und Halluzinationen kann der Pantherpilz (Amanita pantherina) auslösen. Der Giftgehalt soll regional schwanken. Es gibt in Europa Regionen, in denen kaum Toxine in ihm gefunden wurden, anderswo ist er stark giftig! Dieser Wulstling ist einer der wichtigsten Giftpilze und Vergiftungen durch ihn kommen relativ häufig vor.

Pantherpilze (Amanita pantherina) besitzen weiße Hüllreste auf dem Hut, die aber aufgrund mechanischer Vorgänge wie starker Regen oder durch Streckungsprozesse des Fruchtkörpers von Moosen und Gräsern abgewaschen b. z. w. abgestreift sein können.

Natternstielige Schnecklinge (Hygrophorus olivaceo – albus) sind strenge Fichtenbegleiter. Durch das Fichtensterben und aufgrund der Tatsache, das in M-V kaum noch Fichten aufgeforstet werden, wird der Pilz in den kommenden Jahrzehnten aus unserem Bundesland allmählich verschwinden. Essbar.

Geruchsmässig orientiert sich der Küchen – Schwindling (Marasmius scorodonius) an einer beliebsten Pflanze, dem Knoblauch. Das macht ihn seit jeher zu einem der begehrtesten und beliebtesten Würzpilze.

Zur gehobenen Pilzküche zählt auch der Edel – Reizker (Lactarius deliciosus). Er findet sich ausschließlich unter Kiefern, auf basenreicheren Sandböden.

Was dem Edel – Reizker die Kiefer, ist dem Weißflockigen Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus) die Birke. Er ist zwingend auf diesen Laubbaum angewiesen. Aber nicht jede Birke geht mit ihm eine Partnerschaft ein. Birken sind durchaus wählerisch, denn viele Pilzarten buhlen um ihre Gunst.

Zu den stark gerieften Kammtäublingen zählt der unter Eichen häufige Camembert – Täubling (Russula amoenolens). Anders als der namensgebende Käse mit dem Edelschimmel (auch Pilz!), an dessen Geruch dieser Sprödblättler erinnert, ist dieser Pilz aufgrund des widerlichen Geschmacks jedoch ungenießbar.

An einem toten Laubholz – Ast brechen massenweise Kugelsporige Stummelfüßchen (Crepidotus cesatii) heraus.

An der Verbindungsstraße zwischen Dobbertin und Krakow am See schieben zwischen Alt Schwinz und dem Abzweig Jellen stellenweise in größeren Gruppen diese gelben Schleierlinge aus dem Waldboden.

Wirklich massige Teile, diese Klumpfüße. Auffallend sind die weißlichen Hüllreste (Velumreste) auf den Hüten.

Als Symbiosepartner kommen Kiefern und Buchen in frage.

Wir waren beeindruckt!

Die Pilze wuchsen oft dicht gedrängt und büschellig. Chris Engelhardt hat sich ausführlich mit diesem schönen Fund beschäftigt. Dem nach dürfte es sich um den Velumgelben Klumpfuß (Cortinarius xantho – ochraceum) handeln.

Auf der gegenüber liegenden, grasig – offeneren Straßenseite, erfreuten uns diese Schnee – Ellerlinge (Camarophyllus niveus). Sie stehen für nährstoffarme, magere Standorte, die in unserer Landschaft immer seltener werden.

Noch seltener scheint der Gestielte Schütterzahn (Cystotrema confluens) zu sein. Ich war hoch erfreut, ihn hier angetroffen zu haben.

Saure Sandböden unter Kiefern liebt der leicht kenntliche Buckel – Täubling (Russula caerulea).

Das dieses Gebiet eine einzigartige Fundgrube ist, habe ich ja schon im Einführungstext erwähnt. Hier erfreute uns der Prächtige Klumpfuß (Cortinarius aurantioturbinatus).

Wir steigen von unserem erhöhtem Niveau herab zu wieder etwas banalerem, aber dafür einem wirklich bildschönen Birkenpilz (Leccinum scabrum).

Der Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus) zählt zu den beliebtesten Speisepilzen des späten Herbstes und frühen Winters. Immer unter Kiefern auf sandigen Böden. Oft sogar in großen Trupps bis Massenhaft.

Inzwischen setzte der Starkregen ein. Wehe dem, der keinen Schirm zur Hand hatte.

Zum Vergleich: links der Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera), rechts der Grobschollige Riesenschirmpilz (Macrolepiota konradii). Nicht nur die Größe, sondern auch die Anzahl und Anordnung der Hutschuppen sind gute Trennungsfaktoren beider Arten. Essbar.

Am Ende waren sowohl die Hobby-, wie auch die Kochtopfmykologen, voll und ganz zufrieden.


Die Artenliste von MTB 2338/4 – Schwinzer Heide: Grobscholliger Riesenschirmpilz, Violetter Lacktrichterling, Dehnbarer Helmling, Graugrüner Milchling, Kastanienbrauner Schirmpilz, Wechselfarbiger Spei – Täubling, Echter Wald – Champignon, Gemeiner Rettich – Fälbling, Goldgelber Lärchen – Röhrling, Horngrauer Rübling, Dunkler Hallimasch, Dunkelscheibiger Fälbling, Falscher Pfifferling, Rostfleckiger Helmling, Kahler Krempling, Heftel – Nabeling, Derbes Rotfüßchen, Geflecktblättriger Flämmling, Maronen – Röhrling, Brauner Stäubling, Blut – Helmling, Fleischroter Lacktrichterling, Fuchsiger Röteltrichterling, Grünspan – Träuschling, Rettich – Helmling, Gelbweißer Täubling, Buchen – Speitäubling, Gelber Knollenblätterpilz, Zedernholz – Täubling, Graukappe, Rosa – Helmling, Brauner Leder – Täubling, Flaschen – Stäubling, Schmetterlings – Tramete, Röhrige Keule, Kandisfarbener Drüsling, Striegeliger Schichtpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Schwefel – Ritterling, Grubenlorchel, Weißflockiger Gürtelfuß, Goldschimmel, Kuhmaul, Rotfuß – Röhrling, Butterpilz, Braunroter Lacktrichterling, Nördlicher Zinnoberschwamm, Winter – Stielporling, Erdwarzenpilz, Ziegelroter Schwefelkopf, Rehbrauner Dachpilz, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Flatter – Milchling, Pantherpilz, Roter Fliegenpilz, Mehlpilz, Gallen – Täubling, Waldfreund – Rübling, Großer Rettich – Fälbling, Birkenpilz, Purpurfilziger Holzritterling, Krauser Aderzähling, Natternstieliger Schneckling, Echter Steinpilz, Küchen – Schwindling, Grauer Erdritterling, Körnchen – Röhrling, Grüner Anis – Trichterling, Brandiger Ritterling, Keulenfuß – Trichterling, Rotbrauner Milchling, Kugelsporiges Stummelfüßchen, Camembert – Täubling, Klebriger Hörnling, Bitterer Schleimkopf, Fuchsiger Scheidenstreifling, Schnee – Ellerling, Beutel – Stäubling, Gestielter Schütterzahn, Gilbender Erdritterling, Prächtiger Klumpfuß, Welker Milchling, Gelbblättriger Birkenritterling, Flaumiger Milchling, Amiant – Körnchenschirmling, Frostschneckling, Grasgrüner Täubling, Striegelige Tramete, Riesenschirmpilz, Zimthautkopf, Gallertfleischiger Fältling, Rostroter Körnchenschirmling und Velumgelber Klumpfuß 


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

E- Mail: steinpilz.wismar@t-online.de