Letzte Pilzwanderung 2017 im Buldt

18. November 2017 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Es ging durch den Buldt bei Warkstorf

Der Buldt bei Warkstorf/Goldebee ist ein hügeliges, eiszeitlich geprägtes Endmoränen – Gebiet, das von Wäldern überzogen ist. Größtenteils sind es Rotbuchenbestände. Ein idealer Lebensraum für viele Großpilze, da  Buchenwälder in Mecklenburg in der Regel die vielseitigste Pilzflora zu bieten haben. 18.11.2017.

Schon neigt sich wieder ein Pilzjahr dem Ende zu und der Steinpilz – Wismar lud zur letzten öffentlichen Pilzwanderung der Saison ein, bevor am nächsten Wochenende mit einer Vereinsexkursion, an der natürlich auch Nichtvereinsmitglieder als Gäste willkommen sind, der endgültige Schlussstrich in punkto Wanderungen und Exkursionen in diesem Jahr gezogen wird. Für heute hatte ich ein sehr hügeliges, ja schon fast mittelgebirgsähnliches Waldgebiet auf einer Endmoränen – Landschaft ausgesucht, dass nur wenige Kilometer von Wismar entfernt liegt. Den Hexenberg und den Buldt zwischen den Ortschaften Warkstorf und Goldebee. Buchenwälder, Erlenbrüche, aber auch etwas Nadelwald sorgen hier für Abwechslung. Die Wanderung war gut besucht, dass Wetter ließ hingegen zu wünschen übrig. Es wehte ein strammer Wind und im Verlauf wurde es zunehmend regnerisch, so dass wir den Hexenberg nicht mehr in Angriff nahmen. Dennoch war es für die vorgerückte Jahreszeit noch eine recht vielseitige Wanderung, was das Artenangebot anbelangt. Bei dem einen oder anderen Pilzfreund stand danach sogar noch ein hoffentlich schmackhaftes Waldpilz – Gericht auf dem Speiseplan. Hier wie gewohnt einige Bilder von der heutigen Tour:

Fröhliche Aufbruchstimmung. Noch sind Körbe und Eimer ler, aber bei einigen Pilzfreunden sollte sich das schnell ändern.

Es waren heute auch wieder Kinder mit dabei und sie wurden als erstes fündig. Hier sehen wir den Spindelstieligen Wasserkopf (Cortinarius duracinus). Leider kein Speisepilz, aber durch seine spindelig zugespitzte Stielbasis ein relativ leicht kenntlicher, aber nicht sehr häufiger Haarschleierling. Voraussetzung ist allerdings, das man ihn zur Gattung Cortinarius zugehörig ansprechen kann.

Einer der häufigsten Blätterpilze des Herbstes, der bis in den tiefsten Winter hinein gefunden werden kann, ist der Horngraue Rübling (Collybia peronata). Seine hellgraubraunen bis nahezu schwarzbraunen Hüte glänzen wie mit Fett eingestrichen, was auf dem Bild leider nicht so gut zu erkennen ist.

Die Lamellen des Horngrauen Rüblings sind grauweißlich gefärbt und bauchig abgerundet zum Stielansatz. Der graubräunliche Stiel ist schwammig und zur Basis hin, besonders bei jungen Fruchtkörpern, keulig aufgeblasen. Als Mischpilz kann er Verwendung finden.

Immer wieder bringen nicht nur Kinderhände mir neues Material zur Bestimmung und vor allem zur Klärung der alles entscheidenden Frage essbar oder giftig. Hier ist von allem etwas dabei. Links ein ungenießbarer Spindelstielige Wasserkopf, in der Mitte der roh giftige und auch sonst ungenießbare Gemeine Fälbling und schließlich der essbare Violette Lacktrichterling.

Ein junger Specht – Tintling (Coprinus picaceus). Im Gegensatz zum ähnlichen Schopf – Tintling gilt dieser nicht als Speisepilz.

Das frisch gefallene Laub macht die Suche nach den begehrten Objekten nicht ganz einfach.

Trotz der Schärfe seiner weißen Milch scheint der Wollige Milchling (Lactarius vellereus) bei Schnecken recht beliebt zu sein. Sie mögen es anscheinend durchaus pikant. Für den menschlichen Gaumen wäre es aber etwas zu viel des guten, obgleich er in Osteuropa und Sibirien gern nach aufwendigen Zubereitungsmethoden gegessen wird.

Diese Art sondert bei Verletzung keinen Milchsaft ab und schmeckt mild. Es ist der Trockene Schneckling (Hygrophorus penarius), den wir relativ häufig in besseren Buchenwäldern antreffen können. Er kann auch gegessen werden, soll aber nicht gerade die große Delikatesse sein. Er gehört wie alle anderen Schnecklinge, Ellerlinge und Saftlinge zu den sogenannten Wachsblättlern.

Der Milde Milchling (Lactarius mitissimus) sondert reichlich weißen Milchsaft ab, der mild schmeckt, so dass man ihn als Mischpilz verwenden kann.

Gleiches gilt für den in Buchenwäldern weitaus häufigeren Süßlichen Milchling (Lactarius subdulcis). Sein Milchsaft schmeckt etwas süßlich – herb.

Nah verwandt mit den Milchlingen sind die Täublinge. Auch hier gilt der Geschmackstest der Lamellen, um die Genießbarkeit abzuklären. Milchsaft sondern sie nicht ab. Eine Kostprobe würde hier sehr schnell die Frage der Essbarkeit klären und den typischen Reflex auslösen, der dieser Täublings – Gruppe ihren Namen gab: Spei – Täublinge. Hier ist es der Buchen Spei – Täubling (Russula mairei).

Nahezu stiellose Blätterpilz – Hütchen an einem Laubholzzweig. Der Kenner ist schnell mit der Diagnose Gemeines Stummelfüßchen dabei. Aber so einfach geht es leider nicht.

Christopher Engelhardt aus Lübeck legte sie für uns unter`s Mikroskop. Heraus kam dabei das Kugelsporige Stummelfüßchen (Crepidotus cesattii), wie wir es bereits vermuteten. Chris schreibt dazu: „typische rundliche, feinwarzige Sporen bis 9 Mikromillimeter – darum heißt der Pilz auf deutsch auch Kugelsporiges Stummelfüßchen.“

Der Blaugraue Dachpilz (Pluteus salicinus) gilt als leicht giftig. Er soll den halluzinogenen Stoff Psilocybin enthalten. Allerdings wohl nur in geringen Mengen, so dass der Verzehr dieses Einzelexemplars wohl keine nennenswerte Aufhellung oder Verfinsterung des Geistes nach sich ziehen dürfte.

Hier sehen wir den Purpurbraunen Rübling (Gymnopus fuscopurpureus). Laut Verbreitungskarte der DGfM in MV außerordentlich selten (nur zwei Fundpunkte). Das wundert mich ein wenig, da die Art zwar nicht häufig bei uns ist, aber keinesfalls derart selten! Sicher werden im laufe der Zeit noch Fundpunkte hinzu kommen. Ungenießbar.

Weitaus häufiger finden wir den Knopfstieligen Rübling (Collybia confluens) mit seinen sehr dicht stehenden Lamellen, dem meist bereift wirkenden Stiel, seinem oft büscheligem Wachstum und der Neigung zur Bildung von Hexenringen. Auch er ist ungenießbar.

Zieht man sein dünnfleischiges Hütchen nach oben ab, bleibt der Sockel eines Druckknöpfchens zurück.

Ein Charakterpilz fast aller Buchenwälder ist der Graugrüne Milchling (Lactarius blennius). Sein weißer Milchsaft ist brennend scharf, daher ist auch er ungenießbar.

Genauso wie der nah verwandte und sehr ähnliche Braunfleckende Milchling (Lactarius fluens). Er bevorzugt aber gehaltvollere Böden, während der Graugrüne Milchling auch auf sandigem Untergrund Massenbestände ausbilden kann. Trocknet der weiße Milchsaft ein, entstehen die typischen braunen Flecken.

Zu der leicht giftigen Gruppe der Rettich – Helmlinge gehört auch der Süßriechende Rettich – Helmling (Mycena diosma). Wir finden ihn oft im Spätherbst im tiefen Falllaub und hier kann er gerne büschellig wachsen. Aus diesem Grunde bildet er auch meist sehr lange Stiele aus. Sein Geruch ist typisch süßlich/lieblich nach Rettichen.

Hier sehen wir zwei  Täublinge, die mild und damit essbar sind. Sie ähneln den Frauen – Täublingen, besitzen aber brüchige Lamellen. Somit gehören sie in eine Gruppe weiterer, violett – blauer Arten wie dem Papagei- oder Tauben – Täubling. Von Papagei – Täublingen kenne ich allerdings keine violett überlaufenen Stiele, daher dürften die Pilze eher zu den Tauben – Täublingen gehören. Für den Speisepilz – Freund spielt es aber keine Rolle, der beide essbar sind.

Gute Speisepilze sind die Semmelstoppelpilze (Hydnum repandum). Allerdings fanden wir von ihnen heute leider nur alte Exemplare, die bitter schmecken können. Auch zahlreiche Rotgelbe Stoppelpilze waren vertreten, aber leider auch überständig.

In den Tälern haben sich Feuchtbiotope gebildet.

Der schwach giftige Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina) riecht muffig nach rohen Kartoffeln.

Auch der aufdringliche Geruch der Graukappe (Clitocybe nebularis) ist nicht jedem angenehm. Daher ist der häufige Herbstpilz in seinem Speisewert sehr umstritten. Es gibt Befürworter, die ihn sehr schätzen, aber auch viele, die ihn ablehnen und bei manchen kann er sogar Unverträglichkeiten auslösen.

Auch dieser Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) sollte nicht mehr gegessen werden. Er steht schon zu lange im Wald, ist also überständig und kann sogenannte unechte Pilzvergiftungen auslösen.

Gut in der tiefen Laubstreu getarnt ganze Straßen von Trompeten – Pfifferlingen. Jetzt hat die beste Zeit für diese schmackhaften Pfifferlinge begonnen, da sie nun besonders groß und üppig werden. Sie wollen durch die Laubschicht noch oben um ihre Sporen besser dem Wind anvertrauen zu können und sind deshalb besonders ergiebig. Nun heißt es zugreifen!

Dicht an dicht durchbrechen sie die Laubschicht. Trompeten – Pfifferlinge (Cantharellus tubaeformis).

Kritisch sollte man sich die Pfifferlinge allerdings schon anschauen. Das linke Exemplar ist bereits überständig. Das zeigt sich wie beim Echten Pfifferling auch durch bräunliche, glasige Verfärbung der Fruchtkörper, die gleichzeitig auch weich und matschig werden.

Nun hat das Sammelfieber um sich gegriffen und so mancher Korb oder Tasche füllt sich.

Während die einen die relativ kleinen Pfifferlinge sammeln, haben sich bei anderen Körbe und Eimer mit mastigen Steinpilzen (Boletus edulis) gefüllt. Leider waren nicht mehr viele zu gebrauchen, da überständig oder Frost – geschädigt.

Die Steinpilze wurden in ihrer Entwicklung durch den Frost gestört und werden weich und notreif. Solche Pilze sollten nicht mehr verzehrt werden.

Ein junger Pantherpilz (Amanita pantherina) wie aus dem Bilderbuch. Gattung Amanita = Knollenblätterpilz und stark giftig! Typisch die umrandete Stielknolle (Bergsteigersöckchen), die ungeriefte Manschette, der geriefte Hutrand und weiße Hüllreste auf dunkelbraunem bis fast weißem Hut, die aber auch fehlen können.

Graukappen und wieder, auf den ersten Blick schöne, junge Steinpilze.

Aber auch sie waren bereits weich und schwammig. Eindeutig Frostschäden!

In diesem Stadium sollten Steinpilze ohnehin nicht mehr mit nach hause genommen werden. Sie dürfen den Rest ihres kurzen Lebens noch ihre letzten Sporen  abwerfen, um ihrer Aufgabe der Arterhaltung nachzukommen.

Der Goldfellschüppling (Pholiota aurivella) ist eine große, auffällige Blätterpilzart an altem Laubholz und teils noch lebenden Bäumen. Im schleimigen Hut schwimmen bräunliche Schüppchen, die durch Regen abgespült sein können.

Die Lamellen streuen braunen Sporenstaub ab und das gelbe Fleisch schmeckt bitter, so dass er nicht gegessen werden kann.

Auch der hier etwas blass erscheinende Ziegelrote Schwefelkopf (Hypholoma sublateritium) hat bitterliches Fleisch und ist daher ebenfalls nicht für den Kochtopf geeignet.

Diesen Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen (Boletus luridiformis) konnte der leichte Nachtfrost nichts anhaben. Sie waren knackig und fest und durften in den Sammelkorb wandern. Immerhin sollen sie sogar den nah verwandten Steinpilzen geschmacklich überlegen sein.

Letzte, altgoldene Farbtöne trotzen dem bereits winterergrauten Buchenwald.

Spätherbstliche Romantik. Das Naturjahr neigt sich seinem Ende entgegen.

Der an Laubholz vorkommenden Grauweiße Saftporling (Oligoporus tephroleucus) ist ungenießbar.

Der Violette Lacktrichterling (Laccaria ametystea) kann auf eine für ihn erfolgreiche Saison zurückblicken. Aufgrund des feuchten Sommer` s lief er zur Höchstform auf und war zeitweise fast ein Bodendecker in unseren Buchenwäldern. Er wird auch gerne, da leicht kenntlich, zum Essen mitgenommen.

Der Gelbstielige Muschelseitling (Sarcomyxa serotina) wird gerne mit dem Austern – Seitling verwechselt. Manchmal kommen beide sogar an einem Stamm vor. Das ist aber ungefährlich, da er nicht giftig ist und praktisch auch essbar wäre, wenn er nur nicht des öffteren recht bitter schmecken würde. Austern – Seitlinge haben niemals gelblich – grüne Farben auf ihren Fruchtkörpern!

Und wieder ein herrlich strammer Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis). Gut durchgaren, da er roh giftig ist!

Hauchdünn überzieht der Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina) tote Eichenäste. Seine äußeren Ränder lösen sich allmählich von der Baumrinde ab.

Ich danke Chris Engelhardt (zweiter von links) für seine mikroskopischen Untersuchungen und den zugehörigen Mikrobildern!

Noch ein letzter Hügel und die Wanderung ist Geschichte. Der Regen wird nun stärker!

Aber es gibt noch Pilze zu entdecken. Hier ist es ein Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha). Für viele Pilzarten ist anscheinend Tageslicht wichtig um ihre Farbpigmente zu entwickeln. Hier ist gut zu sehen, wo Blätter den Hut bedeckten. Der Frauen – Täubling zählt zu unseren wertvollsten Speisepilzen und er wächst von Mai – November unter Buchen und Eichen.

Und zum Schluss noch ein echtes Highlight, der Geschichtete Zähling (Lentinellus ursinus) zahlreich und dachziegelig übereinander an einem liegenden Buchenstamm. Der Pilz ist nicht nur in Mecklenburg recht selten. Für die Küche ist er nicht geeignet! Standortfoto Christopher Engelhardt.

Übersetzt man die wissenschaftliche Bezeichnung ins deutsche müsste er eigentlich Bärenfell – Zähling heißen. Er besitzt auf dem Hut nämlich einen striegeligen Filz, der nicht zuletzt wegen seiner Färbung an ein Bärenfell erinnert. Chris Engelhardt haben wir diese Vergrößerung zu danken!

Auf der Unterseite finden wir Lamellen.

Diese sind an ihrer Schneide gattungstypisch schartig gezähnelt, ähnlich einem Sägeblatt. Für das stark vergrößerte Foto herzlichen Dank an Christopher Engelhardt!

Das hat sich doch gelohnt. Eine schöne Pfifferlings – Pfanne für den sonntäglichen Mittagstisch!

Zur Erinnerung wie immer unser Abschlussbild. Leider waren auch heute nicht mehr alle dabei. 18. November 2017 im Buldt.

Wenn nichts dazwischen kommt, starten wir wieder im April 2018 zu unseren Pilzwanderungen. Siehe dazu unter „Termine“!