Tagebuch Oktober 2023

Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg

Wetter und Pilze im Oktober 2023

30. Großpilzausstellung im Steinpilz – Wismar heute an ihrem 2. Tag.

Ein weiteres Doppelalbum der Doors ging heute morgen an den Start.

Sonntag, 01. Oktober – Zu folgendem Stück der Doors habe ich eine ganz besondere Beziehung bzw. Erinnerung: Riders On The Storm. Es war die erste Zeit meiner Versuche Musik auf Tonband zu bannen und als ich diese noch häufig von Mittelwelle und von meinem Kofferradio mitschnitt. Mit Hilfe eines Mikrofons, dass ich direkt neben dem Lautsprecher platzierte und ich dann auch schon mal Anweisungen geben musste, damit Nebengeräusche möglichst vermieden werden sollten, welches natürlich nicht immer gelang.  Ich hatte damals den westdeutschen Deutschlandfunk angeschaltet und hier wurde oben verlinkter Titel von den Doors gespielt, den ich mitschnitt. Bis dahin hatte ich von der Band noch nichts gehört und ich fand das Stück zunächst doch recht gewöhnungsbedürftig, weil ziemlich dahin plätschernd für meinen damaligen  Glam – Geschmack. Aber Wetter interessierte mich auch schon, so dass ich auf die Idee kam, den Durchzug eines Gewitters akustisch auf Band zu bannen. Es war eine Kaltfront und auf deren Rückseite hörte es sich an, wie auf diesem Titel der Doors. Die frische Luft hatte mit dem restlichen Regen und fernem Donnerrollen einen ganz eigenartigen, kalten Klang, genau so, wie es auf dieser Aufnahme zu hören ist. Immer, wenn ich die Nummer höre, erinnere ich mich an diesen Sommertag mit der ganz besonderen Stimmung. Absoluter Kult für mich und auch sonst ein ganz wunderbares Stück Musik – Geschichte!

Eines der schönsten und wichtigsten Ausstellungsexponate hatte Phillip beigesteuert. Der wunderbare Satan (Boletus satanas) erfreut das Herz eines jeden echten Pilzfreundes, der nicht nur an` s Essen denkt und den Wert dieses seltenen Dickröhrlings zu schätzen weis.

Und einen echten Hingucker steuerte Hanjo aus Bützow bei. Einen ungewöhnlich gewachsenen und auch noch recht frischen Schwefelporling (Laetiporus sulphureus).

Auch heute, am 2. Tag der 30. Großpilzausstellung in der Hansestadt Wismar, war geschäftiges Treiben in den Räumlichkeiten des Mykologischen Informationszentrums angesagt. Das Imbissgeschäft, bei dem unsere Vereinsfreundin Monika den Hut auf hatte, lief auf Hochtouren. Meine Tiefkühlbestände neigten sich bereits gestern dem Ende zu, so dass uns Irena noch mit ihren gesammelten und getrockneten sowie eingefrorenen Pilzen unterstützte. Da Irenas Auto kurzfristig den Geist aufgegeben hatte und in der Werkstatt stand, war unsere Catrin so lieb und fuhr nach Keez um uns mit Nachschub einzudecken. Die Ausstellung war heute auch besser besucht und zeitweise war es recht voll. Pilzberatungen hielten sich jedoch im Vergleich zum vergangenen Jahr, während unserer Großpilzausstellung, sehr in Grenzen. Nur vereinzelt musste ich Pilze prüfen oder es wurden mir/uns auch Ausstellungsstücke entlang gebracht. Das Wetter war leicht durchwachsen und vorübergehend regnete es am Nachmittag auch etwas, welches leider unser Imbissgeschäft beeinträchtigte. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an das Team in der Küche und am Imbissstand, das wirklich großes geleistet hat!

Der harte Kern, der sich besonders einbrachte, um unsere Jubiläums – Ausstellung zu einem Erfolg werden zu lassen.

2 Liter gelangten heute in meinen Regenmesser.

Krause Glucke (Sparassis crispa) heute in der Pilzberatung.

Montag, 02. OktoberThe Doors – The End – Die 30. Großpilzausstellung in Wismar ging heute in die dritte Runde. Ohne leckere Pilzpfanne, Pilzsuppe und frischen Waffeln. Einfach nur Ausstellung und Pilzberatung. Letztere wurde auch heute kaum in Anspruch genommen. Allerdings konnte ich mit den Besucherzahlen am heutigen Tag ganz zufrieden sein. Nicht so wie im letzten Jahr, aber wir haben es auch schon schlechter erlebt. Ich wechselte auch heute immer wieder einige Exponate aus, die drohten sich aufzulösen oder von Schimmelpilzen dahin gerafft zu werden, sofern noch Nachschub diesbezüglich in meinen Kühlschränken lagerte. Einige neue Arten gelangten auf die Flächen, aber einige waren unersetzlich und wurden teils von anderen abgelöst.

Insgesamt waren es drei Fette Hennen, die zwei junge Damen gestern im Wald bei Ventschow fanden und sich ihres Fundes in der Pilzberatung versichern wollten. Ansonsten sahen die Damen im dortigen Wald kaum einen Frischpilz.

Gestern war er noch geschlossen, heute zeigt er schon seine Fransen, der Fransige Wulstling (Amanita strobiliformis). Zwar zu den Wulstlingen, also Knollenblätterpilzen gehörig, gilt er doch als essbar und soll sogar sehr lecker schmecken.

Überrascht war ich schließlich vom unverhofften Besuch unserer beiden Berliner Pilzfreunde Bea und Christian, die das verlängerte Wochenende zu einem Kurzbesuch in Wismar nutzten und sich für eine Nacht ein Zimmer in einem Hotel gebucht hatten. Am Abend luden mich Bea und Christian schließlich zum Abendessen in ein Wismarer Restaurant ein. Danach ging es weiter in den Schlauch , eine gut besuchte Kneipe inmitten der historischen Innenstadt. Und diese Kneipe hat auch etwas mit der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. zu tun. Sie war die Keimzelle des Vereins und Anfänglich auch der Treffpunkt zu unseren Vereinsabenden. Hier entstand die Idee innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. die Gruppe der Pilzfreunde zu gründen. Bei irischem Dunkelbier und Wein überschritten wir die Geisterstunde und das dieses auch so gewünscht und geplant war, wurde mir bewusst, als um Mitternacht Bea plötzlich dem Christian alles Gute zum neuen Lebensjahr wünschte. Ein kleine, private Geburtstagsparty, von der ich völlig überrascht wurde, denn sonnst hätte ich sicher auch ein kleines Geschenk dabei gehabt. So wünsche ich, sicher auch im Namen aller anderen pilzfreundinnen und Freunde, die Christian kennen, alles Gute, Glück und Gesundheit, sowie viele tolle Pilze, insbesondere Täublinge, die es ihm  besonders angetan haben. Schauen wir mal, was uns diesbezüglich in der Märkischen Schweiz und im Raum Teterow in Kürze erwarten möge.

Zwar nicht in den Ausmaßen wie beim Sommerschub im August, aber dennoch landen dieser Tage wieder ansehnliche Mengen des leicht giftigen Karbol – Champignons (Agaricus xanthodermus) auf meinem Beratungstisch und hier auf der Ausstellungsfläche.

Musikalisch driftete ich heute mit den Drifters in den Feiertag.

Dienstag, 03. Oktober (Tag der deutschen Einheit) The DriftersSave The Last Dance For Me Und es war der 4. und somit letzte Tag unserer diesjährigen Großpilzausstellung. Aber ganz stimmt das ja auch nicht. Es gab auch einen Kleinpilz zu sehen, nämlich den Ahorn – Runzelschorf! So mancher mag sich gewundert haben, wo denn der Pilz auf den Ahornblättern sein soll, wird ein dieser doch oft als plastisches Objekt und im Idealfall mit Hut und Stiel betrachtet. Diese Merkmale hatte ja zumindest der König unserer 30. Pilzausstellung in diesem Jahr, der Rostfleckige Helmling. Allerdings war dieser heute nicht mehr dabei und niemand hatte ihn vermisst.

Die Grünlinge gaben immer wieder Stoff für angeregte Diskussionen.

Aber Spaß bei Seite, es gab natürlich andere Arten, die dieses Prädikat eher verdienten. Für die allgemeinen Pilzsucherinnen und Sucher waren es beispielsweise die zahlreich ausgestellten Pfifferlinge, Butterpilze, Birkenpilze, Steinpilze, Rotkappen, aber auch die verschiedenen Hexen – Röhrlinge mit ihrem giftigen Gegenstück, dem Satans – Röhrling. Aber auch die verschiedenen Riesenschirmpilze und Champignons waren immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Als Hingucker zogen aber auch Riesenbovist und Schwefelporling die Blicke auf sich. Nicht zu vergessen die üppigen und farbenfrohen Orangebecherlinge. Mit 284 ausgestellten Pilzarten waren wir fast so gut wie im letzten Jahr, wo 292 Großpilze zur Auslage gelangten. Und heute gab es auch wieder einen kleinen Imbiss. Irena und ihre langjährige Freundin boten frische Waffeln und auch ein Pilzsüppchen an. Unter dem Strich war es wieder eine sehr erfolgreiche Veranstaltung und die Einnahmen kommen dem Erhalt des Steinpilz – Wismar zu gute!

Die 30. Gropilzausstellung in der Hansestadt Wismar ist heute Abend erfolgreich zu Ende gegangen.

Vielen Dank allen Besuchern und auch allen Pilzfreundinnen und Freunde, die aktiv an diesen arbeitsreichen Tagen zum Gelingen des alljährlichen Höhepunktes unserer Vereinsarbeit beitrugen.

Mit der ersten Scheibe dieses Doppelalbums startete ich heute in den Tag.

Mittwoch, 04. Oktober – Als Fan von Black Sabbath empfehle ich vom heutigen Silberling natürlich Kelly and Ozzy Osbourne-Changes. Heute war wieder Mittwoch und das bedeutet bekanntlich: „Auf zu einer weiteren Mittwochsexkursion“. Der 4. und damit letzte Quadrant der Topographischen Karte 2535 = Wöbbelin war an der Reihe. Ganz in der Nähe der Mecklenburgischen Kleinstadt Neustadt- Glewe. Viel Wald hat dieser Kartenausschnitt nicht zu bieten. Nur ganz am östlichen Kartenrand ist ein Waldgebiet angeschnitten oder auch ganz im Süden bei der kleinen Ortschaft Riet Ut. In der Verlinkung ist ein Bild vom Ortseingang zu sehen und genau dort traf ich mich kurz nach 15.00 Uhr mit unserem Ukrainischen Pilzfreund Timur aus Hamburg. Riet Ut ist Plattdeutsch und bedeutet im Hochdeutschen Reiß Aus.

Tolle Waldkannte mit Steinpilz – Gefahr!

Diese waren heute nicht auffindbar, dafür aber einige schöne Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius).

Nach kurzer Begrüßung rissen wir von hier in den angrenzenden Wald aus, um zu Kartieren und Timur wollte lernen und wenn möglich auch eine Mahlzeit Waldpilze mit nach hause nehmen. Alle angestrebten Gesichtspunkte konnten erfüllt werden. Und wenn ich von Wald schreibe, so ist es meist umgangssprachlich, denn in der Regel sind es Forste. Aber diese Fläche südlich von Riet ut und den Neuhöfer Karpfenteichen vereint beide Gesichtspunkte in sich. Teils einfacher Forst, größtenteils aber ein Revier, welches ich als Wald bezeichnen möchte. Dieser steht auf leichten, torfigen bis anmoorigen Sandböden und ist mit vielen Heidelbeeren ausgestattet. Teils sehr dichter und vielfältiger Bestand mit Kiefern, Birken, Fichten, Lärchen, Eichen und Buchen in allen Altersstadien. So wie wir es aus natürlichen Urwäldern in Skandinavien oder einiger unwegsamer Gebirgsregionen kennen. Teils offener, teils so dicht, dass kaum ein Durchkommen ist. Dann wieder Lichtungen mit alten Buchen oder Fichten. Ich war begeistert! Ein tolles Revier!

Timur im Wald bei Reiß aus.

Es wird Herbst! Die Gallertfleischigen Fältlinge (Merulius tremellosus) gehen an den Start. Standortfoto im Wald bei Riet ut.

Das Frischpilzaufkommen fiel zwar auch hier recht verhalten aus, aber keineswegs so trostlos, wie ich es zuletzt in den Dreenkrögener Tannen erlebt hatte. Am Waldrand eine Art Damm, der mit alten Buchen und Eichen zum Steinpilze – Suchen einlud. Diese waren heute zwar nicht aufzutreiben, dafür wurde Timur mit einigen mastigen Maronen – Röhrlingen beglückt. Dazu einige essbare Täublinge und junge Stockschwämmchen. Die Zeit verging wie im Fluge bis schon bald die Dämmerung einsetzte und wir zum Ende kommen mussten. Ab nächsten Mittwoch geht es wieder in die Griese Gegend bei Lübtheen. Bei immer weiter abnehmender Tageslänge war es das letzte mal in diesen Jahr, dass wir so spät zu den Mittwochsexkursionen starteten. Es wird weit zu fahren sein, so dass ab kommenden Mittwoch spätestens gegen Mittag der Beginn unserer Exkursionen im Zielgebiet sein sollte.

Der Oktober ist der Monat der Stubbenpilze. Hier sehen wir gleich zwei wichtige Arten, die im Prinzip ganzjährig anzutreffen sind. Grünblättrige Schwefelköpfe und Stockschwämmchen. Heute im Wald bei Riet ut.

Unweit einer Behausung im Wald bei Reiß aus fanden sich diese originellen Trichterlinge (Clitocybe phaeopthalma), die an ihrem Geruch nach Hühnerstall gut zu erkennen sind.

Donnerstag, 05. OktoberRalph McTell – Streets Of London – Dieses wunderschöne Lied über Obdachlose in London hat mich bereits als Jugendlicher oder Heranwachsenden sehr berührt und daran hat sich bis heute nichts geändert. 8 Liter fanden sich heute in meinem Messbecher. Am morgen hatte es kräftig geregnet und wenige Liter sind noch von den Vortagen dabei gewesen. Es scheint nun allmählich immer feuchter zu werden. Während der September pilztechnisch eher vor sich hin dümpelte, so könnte der Oktober wohl doch bald zu dem Auflaufen, welches er in der Regel ist. Einer der pilzreichsten Monate des Jahres, eben Hochsaison! Noch einmal zu unseren Mittwochsexkursionen, die in den kommenden Wochen weit in den Südwesten Mecklenburgs, teils sogar bis nach Niedersachsen hinein führen sollen. Die Tage werden merklich kürzer und wir müssen den Beginn nun deutlich nach vorne verlegen.

Der Hühnerstall – „Duft“ dieses leicht giftigen Trichterlings wird auch als ranzig beschrieben. Ranziger Trichterling (Clitocybe phaeopthalma) ist daher seine gut bürgerliche Bezeichnung. 04.10.2023 im Wald bei Riet uT.

Trafen wir uns in letzter Zeit meist erst gegen 16.00 Uhr am Zielgebiet, so würde ich diese Uhrzeit nun eher zum Endpunkt unserer Exkursionen machen. Zumindest wenn ich mit meinem Zweirad in die Zielgebiete bei Lübtheen fahre, dann möchte ich möglichst noch bei Tageslicht die Rückfahrt nach Wismar tätigen. Das Fahren bei Dunkelheit ist für mich anstrengend schon aufgrund des ständigen Gegenverkehrs mit Blendwirkung und auch wegen der Gefahr, die der Wildwechsel mit sich bringt. Gründe für mich, langsamer als üblich zu fahren. Außerdem kann es sich zu dieser Jahreszeit auch schon mal einnebeln. Sollte sich die Möglichkeit ergeben, von Wismar aus mit dem Auto eines unserer Pilzfreunde mit zu fahren, kann der Exkursionszeitrahmen auch etwas flexibler gestaltet werden.

Diese beiden häufigen Stockschwämme fanden sich gestern im Wald bei Reiß Aus in trauter Eintracht an einem Buchenstubben. Links dass leckere Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis), rechts der bittere und giftige Grünblättrige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare).

Pop – Musik aus den 1960er Jahren erklang heute morgen bei mir.

Freitag, 06. Oktober – Wer kennt ihn nicht? Tom Jones mit seiner kraftvollen Stimme – Tom Jones – Delilah. Etwas geregnet hat es heute bei zumeist wolkenverhangenen Himmel. Etwa 1 Liter gelangten dabei in meinen Regenmesser. Nicht die Welt und es kleckert sich so zusammen. Immerhin haben die meist zurückhaltenden Niederschläge, im Zusammenspiel mit gelegentlichem Tau, die Myzelien der Nelkenschwindlinge auf der Wiese vor meiner Haustür gut aktiviert. Wie schon im August sind die Hexenringe und Halbkreise wieder gut mit diesen Speisepilzen besetzt. Aber nun sollte das Geklecker wohl bald ein Ende haben. Es kommt Bewegung in die eingefahrene Großwetterlage. Das Gerangel von fast frühwinterlichen Luftmassen aus dem hohen Norden und spätsommerlich warmer Luft aus dem Süden wird stärker und Mitteleuropa zeichnet sich als Schlachtfeld ab.

Und hier ein Rentiergruß von unserem Pilzfreund Christopher Engelhardt aus dem hohen Norden Finnlands. Aufgenommen am 11.09.2023. Dort ist inzwischen schon der Winter mit ersten Schneeflocken ein gekehrt.

Andrea aus dem spätherbstlichen Finnland am 17.09.2023, als wir noch voll den Sommer genießen konnten. Lassen wir uns damit auf den in 10 Tagen auch bei uns beginnenden Spätherbst einstimmen. Von Christopher Engelhardt im Bild festgehalten.

Kalte Luft kommt besonders uns im Nordosten in der nächsten Zeit bedrohlich nahe, ja kann uns zeitweise sogar fluten. Die Wettermodelle springen diesbezüglich immer hin und her. Besonders das amerikanische GFS ist in seinen Läufen derzeit äußerst sprunghaft und hat für uns einmal fast spätsommerliche Wärme, das andere mal frühwinterliche Kälte mit zumindest Frost in Bodennähe auf dem Programm. Das Gute daran, das Gerangel der Luftmassen führt zu einer Zunahme der Niederschlagstätigkeit. Derzeit entsteht eine erste Luftmassengrenze und diese könnte uns morgen einen verregneten Sonnabend bescheren. Sie weicht im Verlauf kurz mal nach Süden zurück und sollte es in der Nacht zum Sonntag aufklaren, ist Bodenfrost zu erwarten. Schnell schiebt sich zum Montag ein kleines Tief dazwischen und könnte für den großen Nordosten sogar ergiebige Regenfälle bringen. Auf seiner Rückseite setzt wieder starke Warmluftadvektion ein, so dass wir am Mittwoch fast schon wieder ins Schwitzen kommen können, bevor eine neue Kaltfront am Donnerstag wieder einen Temperatursturz einleiten soll.

Nordlicht am 25.09.2023 von Chris in Juoksengi im Bild festgehalten.

Und so ähnlich könnte es im Verlauf auch weiter gehen. Da werden einmal lausig kalte Zeiten angedeutet, ein anderes mal milde Wohlfühltemperaturen. Wie dem auch sei, dass Ganze scheint mit viel Regen daher zu kommen, so dass es im Verlauf des Monats an der Frischpilzfront endlich richtig zur Sache gehen sollte. Die möglichen sehr frischen Temperaturen könnten dann endlich auch die echten Herbst- und Spätherbstpilze aus der Reserve locken. Pilzreiche Wochen sind uns nach dieser Prognose so gut wie sicher!

Ornithologischer Gruß aus Tanafjordveien, östlich von Vestertana. Ich hoffe, ich habe es richtig geschrieben, denn finnisch ist nicht meine Stärke. Fotografiert von Christopher Engelhardt.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 21.10.2023 – 2.00 Uhr: minimal 23,2 l/qm, maximal 99,3 l/qm und im Mittel 54,0 Liter.

Musikalisch geht es ab heute für 10 CD´ s in die frühe Welt des Jazz und Zwing bis hin zum Bebob zurück.

Sonnabend, 07. OktoberSarah Vaughan – Ain`t Misbehavin – Wenn es bereits morgens zum Treff regnet, schrieb ich gestern zu meiner Terminankündigung, so fällt die öffentliche Wanderung aus. Es war in Wismar noch trocken, aber offensichtlich hielt es einige Menschen doch zurück, die ansonsten gerne von Wismar aus mit dabei gewesen wären. Ich stand alleine dort. Aber es gibt ja meist einen Zweittreffpunkt und dort sieht es mitunter anders aus. Ich bat Irena, um 09.00 Uhr zu selbigen zu fahren, falls sich dort Interessenten einfinden sollten. Da es in Wismar nicht nennenswert regnete, fuhr ich mit meinem Zweirad ebenfalls nach Demen und kam auch noch trocken dort an.

Das Kaarzer Holz war heute ziel einer öffentlichen Lehrwanderung.

Trotz des Regenwetters waren reichlich Interessenten erschienen.

Tatsächlich warteten etwa 15 Menschen und diese hatten nun auch Lust, trotz des beginnenden Regens, auf pilzkundliche Entdeckungstour in das Kaarzer Holz aufzubrechen. Wir sagten uns, einmal hier und dann müssen wir auch da durch. So ging es dann ab zum Waldbaden im wahrsten Sinne des Wortes, denn es regnete sich richtig ein. Das macht wirklich keinen Spaß und daher sollten solche Aktionen besser abgesagt werden, aber man muss immer damit rechnen, dass dieser Termin schon seit Wochen im Kalender einiger Interessierter steht und die möglichst nicht darauf verzichten wollen. Nun muss ich ja auf meinem Zweirad und nicht im überdachten Vierrad zum Zielgebiet fahren. Hätte der Regen etwas früher eingesetzt, wäre ich nicht los gefahren und werde dieses auch zukünftig nicht bei ähnlichen Wetterlagen tun. Im heutigen Fall hätte dann Irena die Tour übernommen, da sie ganz in der Nähe wohnt und auch die Leute bereits in Empfang genommen hatte. Also immer noch einmal am Vorabend in die Termin – Planung schauen, denn wettertechnische Absagen gibt es hier nur sehr zeitnah.

Das Edelste, welches unsere Wälder an Speisepilzen zu bieten haben, hätten die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer niemals mit nach hause genommen. Edel – Reizker (Lactarius deliciosus).

Den Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) aber ganz sicher.

Gebadet wurde also reichlich, aber wer hätte es gedacht, uns erwartete ein vielseitiges Angebot von Frischpilzen. Wäre ich heute hier für unsere große Ausstellung auf der Suche gewesen, es hätte richtig was gebracht! Endlich starten die bunten Nadelwald – Täublinge durch. Echte Ritterlinge kommen in Fahrt. Milchlinge legen zu. Auch der König der diesjährigen Ausstellung, der Rostfleckige Helmling wird immer zahlreicher. Rißpilze, Rüblinge, Rötlinge, Fälblinge und Flämmlinge werden häufiger. Es gab also reichlich Material zum Vorstellen und Besprechen. Wir konnten Perl und Pantherpilze miteinander vergleichen. Der Blasse Duftmilchling begeisterte uns mit seinem Kokosduft und der Zedernholz – Täubling mit seiner unerträglichen Schärfe. Sein essbares Gegenstück, der Rote Heringstäubling, mit seinen knalligen Farben und seinem Fischgestank.

Roter Heringstäubling (Russula xerampelina) Guter Speisepilz.

Steinpilze (Boletus edulis) waren heute in allen Altersstadien dabei. Kaum Madenbefall, aber die Schnecken waren bei dem feuchten Wetter besonders hungrig.

Auch die Säufernasen sind nun endlich erschienen! Leckere Speisetäublinge und Chromgelbe Täublinge waren dabei. Die Pfifferlinge leuchteten bei der Feuchtigkeit wie Eidotter durch das grüne Moos. Der wichtigste Speisepilz war jedoch der Edel – Reizker, den die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer niemals mitgenommen hätten. Aber auch ohne fachkundige Begleitung wären die Maronen, Ziegenlippe, Butterpilze, Steinpilze in die Körbe gewandert. Wäre nur das Wetter nicht so fürchterlich feucht, es wäre eine Pilzwanderung vom feinsten gewesen. Ein wirklich solides Angebot, welches uns heute geboten wurde. Zum Abschluss große Pilzkontrolle und dann Aufbruch nach hause. Im PKW versteht sich, nur ich, ohnehin schon gut gebadet, schwamm dann im strömenden Regen in Richtung Wismar. Das morgentliche Duschen hätte ich mir sparen können. Übrigens scheint es nun auch in den bisher viel zu trockenen Wäldern um Ventschow herum los zu gehen. Wunderbar junge Maronen wurden mir von dort heute in der Pilzberatung vorgelegt. Der Oktober startet nun durch! Unser Pilzfreund Andreas Herchenbach wurde diesbezüglich ebenfalls gut in den Wäldern bei Labenz fündig.

Da freute sich der Kochtopf – Mykologe heute im Kaarzer Holz!

Bis 18.00 Uhr gelangten in meinen Regenmesser in Wismar 12 Liter.

Und die möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 22.10.2023 – 2.00 Uhr berechnet das ECMWF in akkumulierter Form wie folgt: minimal 23,3 l/qm, maximal 77,7 l/qm und im Mittel 48,3 Liter.

Trockenheit sollte bis auf weiteres kein Thema mehr sein.

Glückspilz heute im Wald bei Weberin.

Sonntag. 08. Oktober – Musik aus längst vergangenen Tagen auch heute morgen wieder bei mir. So auch der legendäre Benny Goodman – Goody Goody – Die Luftmassengrenze, die uns gestern den durchaus nennenswerten Regen brachte, hatte sich heute nach Süden verlagert. Somit auch Regen und Wind und einem freundlicher Sonntag stand nichts im Wege. Gestern Abend kamen dann noch 4 Liter bei mir dazu, so dass insgesamt 16 Liter in Wismar gefallen sind. Es hat auch herbstlich abgekühlt, eigentlich so, wie man es für den Oktober erwarten kann. Allerdings von goldenem Oktober kann noch nicht die Rede sein. Die Bäume tragen fast alle noch ihr sommerliches Grün. Und so kalt, mit ersten Nachtfrösten, wird es in absehbarer Zeit auch nicht, welches die Laubfärbung beschleunigen könnte. Kann gut sein, dass die richtig goldenen Zeiten erst im November stattfinden.

Butterpilze (Suillus luteus) heute immer wieder entlang der Waldwege unter Kiefern im Wald bei Weberin.

Einer der Höhepunkte für mich heute im Wald bei Weberin waren diese Rötenden Gabeltrichterlinge (Cantharellula umbonata). Röten tun sie erst im Alter. Wir finden sie in feuchten, moosreichen Nadelwälder.

Eigentlich wollte ich heute den Tag im Info – Zentrum verbringen und Bilder – Vorträge für die beiden in Kürze stattfindenden Pilzseminare erstellen. Aber das Wetter war doch zu schön, so dass es mich in den Wald zog. Auch Irena wollte los, nachdem wir gestern im Kaarzer Holz so vielseitig gefunden haben und besonders die zahlreichen Pfifferlinge motivierten sie. So trafen wir uns in Weberin und ich lud sie ein, meine dortige Edel – Runde mit mir abzulaufen, die ich auch in Vorbereitung unserer Großpilzschau schon mit Jonas ablief. Es brauchte aber etwas Überredungskunst, denn als uns zwei Menschen mit gefüllten Körben von Maronen – Röhrlingen entgegen kamen, sah sie nicht mehr viel Sinn hier und wollte wo anders hin. Aber dass Revier ist riesig und Maronen – Röhrlinge sind Allerweltspilze, die schafft niemand alle abzusammeln.

Und sie schieben nun immer zahlreicher, die leckeren Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius), nicht nur im Wald bei Weberin.

Hier und dort immer mal der Eine oder Andere Steinpilz (Boletus edulis).

Aber mir persönlich ging es nicht nur um Pfifferlinge und Maronen, sondern wie meist, reizte mich die Vielfalt der Arten. Und diese war heute wirklich sehr gut. Es war schon ein wenig Folter, diese nun so zahlreich stehenden Täublinge, Milchlinge. Schleierlinge usw. nur zu fotografieren und stehen zu lassen. So hätte ich es mir zur Vorbereitung unserer Ausstellung gewünscht. Was hätten wir für eine bunte Pracht präsentieren können! Na ja, es war trotzdem bunt, aber so wie heute, dass wäre perfekt gewesen. Pfifferlinge gab es nicht der Rede wert, aber dafür füllten sich unsere Körbe mit Speisepilzen für den Trockner. Maronen, Steinpilze, Raufuß – Röhrlinge und vor allem Sand – Röhrlinge. Diese schönen und ergiebigen, trockenen und blauenden Schmierröhrlinge unterliegen seit Jahrzehnten einer gewissen Rückgangs – Tendenz und in solchen Mengen wie heute habe ich sie nur selten gesehen. So werde ich mal versuchen, sie zu trocknen und wenn nicht anders zu Pilzwürzpulver zu verarbeiten.

Sand – Röhrlinge (Suillus varigatus) besitzen keine schleimigen Hüte, so wie es sich für die Schmierröhrlinge eigentlich gehört. Sie waren heute im Wald bei Weberin sehr zahlreich vertreten, so dass ich mal einen Versuch starten werde, wie sich diese leider nur mittelmäßigen Speisepilze zum trocknen eignen werden.

Diesen Röhrling hatte Catrin vor einigen Tagen in Bützow gefunden. Das Fleich verfärbte sich grünlich bis grauschwärzlich und die Huthaut hängt etwas über, ähnlich wie bei einer Rotkappe. Es dürfte sich um den Pappel – Raufuß (Leccinum duriusculum) handeln.

Montag, 09. Oktober – Entspannte Klänge aus dem Jahre 1947: Oscar Peterson – Ghost Of A Chance With YouBis zu 5 Liter brachte der Regen in der vergangenen Nacht. 3 Liter waren es in meinem Messbecher. Weitere Regenfälle folgen im laufe der Woche und mit den Temperaturen geht es mal nach oben, mal nach unten. Wir verbleiben bis zum Wochenende unweit einer Luftmassengrenze, die hin und her schwappt. Unsere Exkursion am Mittwoch, in der Griesen Gegend bei Lübtheen, dürfte wieder bei angenehmen Temperaturen von statten gehen. Allerdings droht eine Kaltfront mit Regen. Noch ist nicht sicher, ob es schon am Nachmittag regnet oder der Regen uns erst gegen Abend erfasst. Dahinter fließt kurzzeitig kältere Luft ein, bevor es in Richtung Wochenende wieder nach oben geht. So sollte es zumindest am Freitag und Sonnabend im Berliner Raum wieder um 20 Grad warm werden. Warum gerade im Berliner Raum? Dort findet am kommenden Wochenende wieder ein Pilzseminar in der Märkischen Schweiz statt. Am Sonnabend ist ganztags Exkursion angesagt. Leider wird diese wohl nicht komplett trocken über die Bühne gehen, denn schon wieder erreicht uns von Nordwesten her eine Kaltfront, die es in der Folge wohl in ganz Deutschland nachhaltig abkühlen lässt. Dann droht schon mal im Verlauf häufiger Bodenfrost und der Herbst hält endgültig Einzug.

Ein schöner Fund gestern im Wald bei Weberin war dieser Kornblumen – Röhrling (Gyroporus cyanescens).

Diesen gelben Boletus fand Catrin gestern im Fadernhorst. Ist es ein Gelber Hexenröhrling oder ein Echter bzw. Falscher Schwefelröhrling? Er soll Sequenziert werden.

Diese Entwicklung dürfte die echten Herbst- und Spätherbstarten zusätzlich befeuern und die wärmeliebenden Pilzarten allmählich zum Rückzug drängen. Allerdings nicht bevor es in etwa 10 Tagen noch einmal einen deutlicheren Wachstumsschub geben sollte, wenn die jüngsten Regenfälle ihre Wirkung entfalten.

Eine etwas kuriose Pilzberatung hatte ich heute, welche ich so noch nicht erlebt habe. Ein Ratsuchender hat gestern in Polen jeweils ein Schälchen Pfifferlinge und Steinpilze auf einem Markt gekauft. Er traute dem Frieden dann aber nicht und wollte sich nochmals auf die Genießbarkeit der gekauften Ware versichern. Die Pfifferlinge waren nicht zu beanstanden. Klar, einige braun verfärbte Ränder sollten beschnitten werden, aber das darf vorkommen und ist nicht weiter wild. Die Steinpilze waren auf den ersten Blick ebenfalls von guter Qualität. Junge, feste Pilze und aufgeschnitten, ohne Maden. Aber beim Ausschütten der Portion kam der Betrug dann ans Licht. Die untere Schicht war komplett vermadet, teils sahen die Pilze aus, als hätte jemand auf ihnen herum getrampelt. So wird man über` s Ohr gehauen, wenn man nicht gleich vor Ort die Ware kritisch prüft.

Buckel – Täublinge (Russula caerulea) einmal etwas anders, als Regenauffang im Wald bei Weberin am 07. Oktober 2023. Essbar.

Unter Birken derzeit mitunter als Massenpilz zu beobachten, ist dieser Weißflockige Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus). Standortfoto am 08.10.2023 im Wald bei Weberin.

Dienstag, 10. Oktober – Unter andrem heute früh bei mir zu hören, der großartige Nat King Cole – Don`t Blame Me – Die Luftmassengrenze waberte heute den ganzen Tag über Norddeutschland herum und gelegentlich regnete es auch ein wenig. In meinem Messbecher fanden sich etwa 1 Liter ein. Sie wird uns in der Nacht überqueren und morgen gelangen wir vorübergehend in wärmere Luft, bevor gegen Abend eine neue Kaltfront mit Regen aufzieht. Sie kommt im Verlauf aber nur bis über die Mitte Deutschlands voran, schwächt sich ab, wird stationär, um am Freitag wieder als Warmfront mit neuen Regenfällen nach Nordosten über uns hinweg zu schwenken. Eine letztes mal gelangen wir besonders in der Nacht zum Sonnabend in einen mit subtropischer Luft angefüllten Warmsektor. Es wird noch mal eine laue „Spätsommernacht“ geben, bevor im laufe des Sonnabends eine finale Kaltfront mit neuen Regenfällen auch in Süddeutschland den Spätsommer endgültig beenden wird.

Vom Regen am Sonnabend motivierter Halskrausen – Erdstern am Sonntag im Wald bei Weberin am Standort fotografiert.

Diese Rarität hat Catrin für uns in der Vierburg Waldung am Sonntag fotografiert. Gefleckter Mürbling oder Rußbraunschuppiger Mürbling (Psathyrella maculata). Nach Erhard Ludwig nördlich des Mains sehr selten!

Für uns bedeutet das für die Exkursion am Sonnabend in der Märkischen Schweiz mal wieder, das wir uns auf Waldbaden einstellen sollten. Ja, wir wurden in der letzten Zeit dann doch noch von nennenswerten Regenfällen beehrt, die uns einen pilzreichen Oktober schenken werden. Denke ich an die Gebiete im großen Südwesten der BRD, wo es bei hohen Temperaturen immer trockener geworden ist, so fühle ich mit den dortigen Pilzfreundinnen und Freunden mit. Ergiebiger Regen ist dort bis auf weiteres auch nicht zu erwarten. Dagegen werden die Menschen dort einen regelrechten Temperatur – Schock erleben. Es geht dort ab dem Wochenende vom Spätsommer gefühlt gleich in den Frühwinter. Hochreichend kalte Polarluft flutet ganz Deutschland. Diese ist vor allem bei uns am Sonntag in der Höhe bis zu minus 30 Grad kalt. Das sorgt in Verbindung mit dem warmen Meereswasser für ordentlich Konvektion, die sich in kräftigen Schauern, örtlich sogar mit Blitz und Donner äußern wird. Danach geraten wir unter zunehmender Wetterberuhigung und es baut sich immer mehr Hochdruck auf. Die polare Kaltluft kommt zur Ruhe und uns stehen sehr kalte Nächte mit verbreiteten Bodenfrösten bevor. Im Binnenland teils sogar mit Luftfrost in 2 m Höhe. Und die Kälte könnte sich halten, selbst erste Schneeflocken werden in den Wettermodellen angedeutet. Schlimm gerade für die trockenen Gebiete im Süden.

Auf anmoorigem oder moorigem Gelände findet sich unter Moorbirke sehr häufig der Wollstiel – Raufuß. Er läuft im Stiel bei Schnitt blaugrün an, welches ein herkömmlicher Birkenpilz niemals tun würde. 08.10.2023 im Wald bei Weberin.

Wir im Norden haben mal Glück gehabt und die Kälte sollte uns nicht all zu viel anhaben. Die Herbstarten dürften es sogar begrüßen. Also auch weiterhin Pilz – Heil bei uns im Norden und etwas wärmer anziehen, soll es auch weiterhin auf die Pirsch in Wald und Flur gehen.

Dieser, schon etwas reifere Fichten – Steinpilz (Boletus edulis), brachte genau 500g auf die Waage. Er war zwar noch festfleischig, aber dennoch von reichlich Mädchen bewohnt. 08. Oktober im Wald bei Weberin.

Ja, wir waren heute im Märchenwald der Glückspilze.

Mittwoch, 11. Oktober – Casablanca lässt Grüßen: Frank Sinatra – As Time Goes By – Das Wetter war gut, recht warm und teils sogar mit zeitweiligem Sonnenschein. Also stand der heutigen Mittwochsexkursion nichts im Wege. Kurz nach 08.00 Uhr holte mich mein Wismarer Pilzfreund Hartmut von zu hause ab und wir fuhren zum Zielgebiet. Eine neue Topographische Karte im Maßstab 1: 25 000 wurde in Angriff genommen. Einmal mehr ging es und geht es in den kommenden Wochen in die Griese Gegend. MTB 2732 = Lübtheen – Süd. Gleich südwestlich von Lübtheen war unser Zielgebiet. Zunächst trafen wir uns gegen 10.00 Uhr in Lübtheen mir Irena und fuhren sogleich nur wenige Minuten weiter zum Zielwald. Wie es sich für die Griese Gegend gehört, meist Nadelforste auf sandigen Böden. Kiefern dominieren auf weite Strecken, aber es gibt auch etwas Buchenwald und gemischte Bereiche.

Typisch Griese Gegend.

Der Sand – Röhrling (Suillus varigatus) war heute schwer angesagt.

Gleich beim Aussteigen aus den Autos stellte ich fest, hier geht die Post ab! Ganze Teppiche von Rostfleckigen Helmlingen, so muss das sein, so wollen wir es sehen! Natürlich auch viele andere Pilze, ja man muss sagen, wir waren im Pilzparadies gelandet! Das gesamte Revier voll. Wirklich kein Blick in die Runde möglich, ohne Pilze zu erblicken. Die Saison läuft hier auf Hochtouren. Irena und Hartmut waren natürlich auf Speisepilze, vor allem auf Maronen – Röhrlinge aus, und ich hatte beides (auch kartieren) im Blick. Um es vorweg zu nehmen, die Maronen – Röhrlinge machen hier gerade Winke, winke! Sie sind über den Berg, eine Woche früher wäre ideal gewesen. Sicher, es gab auch noch jüngere Exemplare, aber auch hier nur selten in zufrieden stellender Qualität. Aber Irena und Hartmut waren trotzdem sehr fleißig und konnten noch eine ganze Menge heraus fischen. Ich ignorierte diese Pilze zumeist und sah mich nach Kartierungsarten um. Dem entsprechend suchte ich auch immer nach Abwechslung in dem von Kiefern dominierten Gebiet. Also, dort, wo auch mal andere Baumarten mit eingestreut waren.

Der häufigste Milchling heute und stets unter Kiefern, der Späte- oder Leberbraune Milchling (Lacarius hepaticus). Mit scharf schmeckender, weißer Milch, die sich nach einigen Minuten gelb verfärbt.

Unter Jungfichten teils stattliche Steinpilze (Boletus edulis), so wie wir es aus früheren Zeiten her kennen.

Was mich ganz besonders freute, dass hier zwischen die Altkiefern junge Fichten ein geforstet wurden. Endlich nicht immer nur Douglasie, die aus Sicht von uns Pilzfreunden langweilig ist. Klar, hier leuchteten besonders viele Fliegenpilze, hier erfreute der Fichtensteinpilz! Letztere haben hier gerade einen Schub. Gegen 14.00 Uhr fuhren wir wieder kurz nach Lübtheen herein, um Michael, der gerade aus Schwerin eintraf, abzuholen. Aus beruflichen Gründen konnte er nicht früher. Und nochmals ging es in das selbe Gebiet zurück und nochmals füllten sich unsere Sammelbehältnisse. Selbstverständlich kartierten wir auch weiter, aber ich hatte auch vor noch Speisepilze für meine Trockner zu Sammeln. Maronen nahm ich nur sehr wenige mit, deckte mich dafür aber nochmals mit Sand – Röhrlingen satt ein.

Und die Mykophagen freuten sich auch über insgesamt vier schöne, frische und besonders saubere Krause Glucken (Sparassis crispa).

Dazu Steinpilze und auch die sehr würzigen Maggi – Pilze (Bruchreizker), die sich hervorragend für sehr intensives Würzpulver eignen. Als Speisepilze im herkömmlichen Sinne sind sie jedoch giftig! Ich muss sagen, in meiner langen Laufbahn, solche Massen von Sand – Röhrlingen, wie sie mir derzeit unterkommen, konnte ich noch in keinem Jahr beobachten!

Sand – Röhrlinge und Steinpilze landeten heute vorwiegend in meinem Korb.

Catrin befindet sich derzeit auf einem Raufuß – Tripp. Gleich mehrere Arten hat sie entdeckt. Hier ist es eine Birken – Rotkappe (Leccinum testaceoscabrum).

Donnerstag, 12. OktoberGlenn Miller – American Patrol – Es gab in unserer Mitte mal einen Pilzfreund, der inzwischen leider verstorben ist und die schlechten Zeiten des 2. Weltkrieges und den Aufbruch danach miterlebt hatte. Er genoss in seiner damaligen Jugend diese freie Musik, die bei den Nazis verpönt, ja sogar verboten war. Gestern Abend und in der Nacht zog schleifend eine Kaltfront über M-V. Zeitweise schüttete es wie aus Kübeln. In meinem Messbecher, in der historischen Altstadt von Wismar, gelangten 19 Liter! Eine gute Hausnummer und mit den Regenfällen vom Wochenende sollten die Böden nun gut getränkt und vorbereitet sein, für den zu erwartenden Spätherbst – Aspekt. Die Streu – Zersetzer sollten nun endlich in Gange kommen. Also die vielen Rötel – Ritterlinge, die mehr oder weniger großen Hexenringe der Nebelkappen, viele Trichterlinge, Helmlinge usw. Zu den Streubewohnern gehören natürlich auch die Champignons und Riesenschirmpilze. Auch sie werden nochmals einen deutlichen Wachstumsschub hinlegen. Insbesondere dort, wo es zuletzt immer noch trocken war, gehen jetzt auch die Röhrlinge verstärkt an den Start.

Der Große Krempling (Paxilus validus) heute in Wismar am Standort fotografiert. Eine besonders üppige Form des Kahlen – Kremplings.

Gleich daneben dieses ominöse Exemplar. Ein Krempling, der vom Goldschimmel (Hypomyces chrysospermus) überzogen ist. Dieser mag nur Röhrlinge verspeisen, genau wie viele Menschen. Kremplinge gehören also zu den Röhrlingen!

Vor allem Maronen – Röhrlinge, Butterpilze, Sand – Röhrlinge, aber auch Steinpilze und Raufuß – Röhrlinge wollen es derzeit immer noch einmal wissen. Sicher wird der bisher kaum in Erscheinung getretene Herbst – Rotfuß, das Derbe Rotfüßchen, auch noch die Röhrlings – Freunde erfreuen, zumindest wer sich nicht an dem säuerlichen Aroma stört. Die ersten Hallimasch sollen gesichtet worden sein, Ritterlinge werden zahlreicher, aber wärmeliebende Arten dürften sich immer mehr zurück ziehen. Zumal es jetzt auch deutlich frischer werden soll. Am Sonnabend geht dann endlich auch im Südwesten der BRD der Dauersommer zu Ende. Morgen sind dort ein letztes mal bis an die 30 Grad möglich. Solche Werte werden wir in Deutschland wohl frühestens im Mai wieder erwarten dürfen.

Kuhpilze (Suillus bovinus) gab es gestern im Wald bei Lübtheen immer wieder in großen Inseln. Dort lohnt es sich mal nach dem Rosenroten Schmierling (Gomphidius roseus) umzusehen, denn beide Arten sind unzertrennlich und leben in Symbiose.

Heute Nachmittag musste ich noch fleißig sein und die Ernte (nur ein Teil) von gestern auf meine Trockner schneiden.

Ab morgen bin ich dann bis zum Sonntag wieder in der Märkischen Schweiz zu Gange. Ein kleines Pilzseminar, dass inzwischen bereits eine mehrjährige Tradition besitzt, steht auf dem Plan. Haben wir in den Vorjahren aufgrund von Trockenheit immer gezittert, ob es dort überhaupt einige Frischpilze geben wird, wurden wir aber fast immer eines besseren belehrt. Wir konnten, abgesehen vom ersten mal, wo es sehr trocken und hochsommerlich heiß war, immer reichlich finden. Die Organisatoren sind in diesem Jahr schon im Vorfeld gut gelaunt, denn auch hier hatte es zuletzt reichlich geregnet. Ich denke, wir kommen zum richtigen Moment zusammen. Sollte es dort so aussehen, wie gestern in der Griesen Gegend, dann dürften wir in eine regelrechte Pilzschwämme geraten. Hoffen wir, dass uns das Wetter nicht wegschwämmt, denn morgen regnet es zeitweise in warmer Luft und am Sonnabend soll dann schon wieder eine ruppige Kaltfront durchziehen. Ausgerechnet am Sonnabend, unserem Hauptexkursionstag. Das Super HD rechnet, Stand heute Abend, dass der Regen bis gegen 10.00 Uhr durch sein könnte. Drücken wir die Daumen!

Unmittelbar neben obigen Kremplingen schob sich heute ein sehr mastiger Fransiger Wulstling (Amanita strobiliformis) aus dem Erdboden, unweit von Linden. Pilzfreunde, die ihn verkostet haben, schwärmen von seinem Wohlgeschmack.

Auf dem Gelände des Schulungszentrums Drei Eichen begrüßten uns gleich einige Hallimasch (Armillaria spec.) Die ersten, die ich in diesem Jahr zu Gesicht bekam.

Freitag, 13. OktoberMiles Davis – Chasin`The Bird und andere heute morgen. Freitag und dazu auch noch der 13.! Aber ich bin glücklicherweise nicht abergläubisch und auch Catrin nicht, mit der ich heute den Weg in die Märkische Schweiz angetreten habe. Da ich ja nur zweirädlich motorisiert bin, holte mich Catrin am Vormittag von Wismar mit ihren überdachtem Vierrad ab. Schließlich hatte ich auch einiges an Gepäck mitzunehmen. Schweres, fundiertes Pilz – Wissen in Form von Fachliteratur, denn längst nicht alles zum Thema Großpilze ist in meinen grauen Zellen abgespeichert. Manches verschlischt, manches wird aufgefrischt und mitunter kommt sogar auch noch ein wenig neues hinzu. Von dem, welches aber noch gut in meinen Zellen abrufbar ist, werde ich an diesem Wochenende  den bis zu 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Form von Bilder – Vorträgen, auf Exkursionen in Wald und Flur oder auf abendlichen Bestimmungen in gemütlicher Runde zu vermitteln versuchen. So jedenfalls der Plan für unser 5. Pilzseminar in der Märkischen Schweiz, welches wieder um Umwelt – Schulungszentrum Drei Eichen stattfand.

Unser Seminar – Objekt nennt sich Drei Eichen.

Während der Hinfahrt regnete es im Zuge einer Warmfront permanent, aber Catrin hat die Wasserschlacht auf der Autobahn souverän gemeistert. Kurz vor Erreichen unseres Ziels musste das Autoradio einen Berliner Sender anpeilen, da MV – Radioprogramme entschwanden. Plötzlich ertönten dort Klänge, die mich hellhörig machten und die mir ziemlich vertraut vorkamen. Die markante Stimme kennst du doch? Das kann nur Rob Halford sein und das wunderbar melodische Gitarren – Gewitter kam mir ebenfalls mehr als bekannt vor. Das war ganz unverkennbar Judas Priest! Und das musste die erste Single – Auskopplung aus ihrem neuen Album sein, das am 08. März nächsten Jahres veröffentlicht werden soll. Sohn Jonas hatte mich bereits vor einigen Tagen darauf Aufmerksam gemacht. Und heute, am Freitag dem 13., welch ein Glück, wurde bei Star FM – Radio Berlin Judas Priest – Panic Attack gespielt. Brand neu und erst heute veröffentlicht! Ich genoss den Moment und war selbst einer Panik – Attacke nahe, wäre am liebsten gleich ausgeflippt, aber dann hätte ich den Rest des Weges wohl zu Fuß laufen müssen. Ein schöner Moment, von seinen alten Lieblingen noch einmal neues zu vernehmen.

Einige Pilzfreundinnen und Freunde hatten bereits im Vorfeld einiges an Frischpilzen eingesammelt und mitgebracht.

Schließlich erreichten wir unser Zeil und bezogen erst einmal unsere Unterkünfte. Am Nachmittag begrüßte dann Organisator Oliver Justus die angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nach Kaffee und Kuchen wandten wir uns der Theorie in Form eines Beamer – Vortrages meinerseits zu. Nach dem Abendbrot wurden in gemütlicher Atmosphäre die bereits mitgebrachten Pilze vorgestellt und besprochen.

Oliver Justus (stehend rechts) eröffnet das diesjährige Pilzseminar in der Märkischen Schweiz.

Unscheinbar von oben, aber für mich der Topp – Fund des gesamten Seminars. Er hört auf den wissenschaftlichen Namen Melanophyllum eyrei.

Sonnabend, 14. Oktober – Nach dem Frühstück ging es im Auto – Konvoi vom Umweltschulungszentrum Drei Eichen hinunter nach Buckow. Ausgehend vom Schweizer Haus starteten wir, so wir bereits im Vorjahr, zu einer Tages – Exkursion durch das Stöbbertal. Die vor kurzem noch verzögert berechnete Kaltfront hatte ein Einsehen mit uns und beeilte sich mit ihren Regenfällen, so dass schließlich sogar die Sonne ein Begleiter durch den Tag und durch diesen reizvollen Teil der  Märkischen Schweiz wurde. Natürlich in deutlich frischerer Luft. Finden wir im Brandenburgischen vielfach sauer, sandige Böden, die von der Kiefer dominiert werden, haben eiszeitliche Boden – Verschiebungen hier durchaus auch mal bessere, teils kalkhaltigere Bodenverhältnisse geschaffen.

Von oben unscheinbar, aber um so bemerkenswerter die Farbe der Lamellen des Blaublättrigen Zwergschirmlings (Melanophyllum eyrei). Er stand seit drei Jahrzehnten auf meiner Fahndungsliste und ist in ganz Mitteleuropa eine sehr seltene Art. Auf der Verbreitungskarte der DGfM finden sich für die BRD 15 Nachweise. Zwei davon in Vorpommern. Allerdings scheint er aus diesem Gebiet bereits bekannt zu sein.

Die Königsklasse der Mykologen bezüglich unserer Großpilze sind die Haarschleierlinge der Gattung Cortinarius. Hier sehen wir einen wunderschönen Klumpfuß.

Diese Bodenverhältnisse sorgten dann auch für ein besonderes Angebot derartige Böden liebenden Großpilzarten. Heute waren das vor allem verschiedene Schleierlinge wie Klumpfüße, Dickfüße, Gürtelfüße, aber auch Hautköpfe, Schleimköpfe und Schleimfüße waren vertreten. Viele Violettliche Schwindlinge wiesen auf kalkreicheren Untergrund hin. Die große Vielfalt von Täublingen, Milchlingen oder auch Röhrlingen, so wie im letzten Jahr um Mitte September herum, war heute allerdings nicht gegeben. Am Großen Tornowsee servierten uns Oliver und seine Helfer Kartoffelsuppe und Getränke. Im Anschluss wanderten wir am kleinen Tornowsee entlang, bis wir schließlich wieder am Schweizer Haus ankamen und unsere Exkursion ihr Ende nahm. Nach dem Abendbrot wurden alle Fundstücke auf Pappteller verteilt, nach Weißsporer, Dunkelsporer, Sprödblättler, Röhrlinge, Porlinge, Bauchpilze und Sonstige geordnet, bestimmt und vorgestellt. Es gab natürlich auch Arten, die nicht direkt angesprochen werden konnten, ohne einen Bestimmungsschlüssel, das Mikroskop oder Chemie zu benutzen.

Sehr gefreut haben wir uns auch über diese seltenen Perlhuhn – Champignons (Agaricus placomyces). Rote Liste 3 nach Marcel Bon. Giftig!

Eine sehr schöne Entdeckung konnte Catrin auf dem Gelände des Umweltzentrums machen. Auf einem alten Holzstapel hatte der Bischof insgesamt drei seiner Mützen abgelegt. Bischofsmütze (Gyromitra infula). Giftverdächtig, aber selten zu finden und meist in der Nähe oder auf Fichtenholz.

Sonntag, 15. Oktober – Dritter und letzter Tag unseres diesjährigen Pilzseminars im Naturpark Märkische Schweiz. Nach dem Frühstück ging es, wie jedes Jahr, direkt vom Umweltzentrum aus zur Abschluss – Exkursion zur „Magischen Wiese“ und den Forsten drum herum, einschließlich der angrenzenden Kiefern – Dünen. Um es vorweg zu nehmen, Saftlinge und Ellerlinge waren kaum dabei. Nur ein Schwärzender Saftling, ein blasser Ellerling, aber zumindest doch noch einige, wenige Fruchtkörper des Mäuseklo – Pilzes, also des farb – und geruchsintensiven Braungrünen Zärtlings, dem Pilz des Jahres 2013. An den Sanddünen überraschten uns einige Grüne Knollenblätterpilze unter Jungeichen. So findet sich hier tatsächlich auch etwas Kalk im Sand, denn hier hätte ich ihn nicht unbedingt erwartet. Es waren auch zwei kleine Mädchen mit ihren Eltern dabei und diese riefen mich mitten auf den Sanddünen zu sich, da sie ganz komische Pilze entdeckt hätten. Diese brachen mit ihrem Scheitel durch den Sandboden. In der Tat, durchaus etwas besonderes, denn es waren Trüffeln. Keine Edeltrüffeln, aber immerhin für solche Standorte typische Wurzeltrüffeln der Gattung Rhizopogon.

Es handelte sich um den Rötenden Wurzeltrüffel (Rhizopogon roseolus). Er hat kaum etwas mit den echten Trüffeln gemein und gilt als ungenießbar.

Der in Mecklenburg eher seltene Große oder Bräunende Kakao – Fälbling (Hebeloma senescens) wuchs am Rande der „Magischen Wiese“ in großen Mengen. Ungenießbar.

Bemerkenswert auch in diesem Jahr große Mengen des in Mecklenburg eher selten zu findenden Großen Kakao – Fälblings. Zu erwähnen wäre auch der Rosenrote Schmierling, der, wie es sich gehört, in der Nähe von Kuhröhrlingen gefunden wurde. Fans volkstümlicher Speisepilze mussten schon ein wenig suchen, um noch mal einen Röhrling in akzeptabler Qualität zu finden. Vereinzelt mal eine Marone, etwas häufiger überständige Butterpilze oder Steinpilze und ganz vereinzelt auch mal ein Pfifferling. Edel – Reizker konnten hier mit seinem giftigen Doppelgänger, dem Birken – Milchling verglichen werden. Nach dem Mittag löste sich unsere Gruppe allmählich auf und alle traten die Heimfahrt an. Zu essen gab es neben Reis auch eine herzhafte Pilzsuppe von gemischten Speisepilzen, die am Vortag von uns zu diesem Zweck eingesammelt wurden.

Solche Steinpilze (Boletus edulis) sollte jedoch niemand mehr zum Verzehren einsammeln. Es besteht die Gefahr einer Lebensmittelvergiftung (unechte Pilzvergiftung).

Auf der Rücktour hielt ich mit Catrin kurz noch einmal bei Jesendorf an und wir schauten uns kurz am dortigen Waldsee um. Mich interessierte, ob es hier inzwischen besser geworden ist, im Vergleich zu Ende September, als ich hier im Rahmen unserer Großpilzausstellung auf ganzer Linie enttäuscht worden bin. Klar, die Rostfleckigen Helmlinge waren hier nun Bodendecker und auch sonst war einiges an kleinen Großpilzen dabei, aber kaum die Arten, die dieses Gebiet eigentlich auszeichnen. Einzig zwei Seidige Ritterlinge erfreuten uns, die ja schließlich auch nicht allerorten anzutreffen sind. Viel war hier also immer noch nicht los, aber trotz der allmählich fortschreitenden Jahreszeit könnte nach den intensiven Regenfällen noch Entwicklungspotenzial vorhanden sein.

Eine gut gelaunte und bunt gemischte Truppe beim Start zu unserer großen Exkursion am Sonnabend durch das Stöbbertal und zur Erinnerung an schöne Pilztage in der Märkischen Schweiz im Oktober 2023.

Ein der schönsten Pilzfunde auf unserer Wanderung an der Stöbber am letzten Sonnabend war auch dieser seltene und besonders schöne Gold – Täubling (Russula aurea).

Montag, 16. OktoberZum Morgenkaffee unter anderemGlenn Miller – Chattanooga Choo ChooHeute um 12.00 Uhr wurde der Oktober geteilt. Wir befinden uns als genau in der Mitte des Monats. Streng genommen endet heute der Pilzherbst und wir begeben uns ab sofort in den Spätherbst (Mitte Oktober – Mitte November). Nach M.H.K., Band 1, ist es die Zeit zahlreicher Milchlinge, Ritterlinge, Rötelritterlinge, Trichterlinge und Helmlinge. Dagegen sind Röhrlinge und Wulstlinge schon recht selten. Von Täublingen treten nur noch manche Arten auf. Charakteristisch sind nun: Schmutzbecherlinge, Staubfüßige Trichterlinge, Weiche Trichterlinge, Winter – Fälblinge, Dunkelscheibige Fälblinge, Frostschnecklinge, Marmorierte Rötel – Ritterlinge, Nebelkappen. Violetter- und Lilastieliger Rötel – Ritterlinge, Überhäutete Helmlinge, Buchen – Schleimrüblinge, Orangerote Kammpilze, Kaffeebraune Scheintrichterlinge, Gelbstielige Muschelseitlinge, Grünlinge, Schwarzfaserige Schnee – Ritterlinge und Graue Erdritterlinge.

Auch der Kegelschuppige Schirmling (Lepiota aspera) kann noch im Spätherbst angetroffen werden. Standortfoto in der Märkischen Schweiz am 14.10.2023.

Kann von unkundigen leicht für einen Maronen – Röhrling gehalten werden, der Schwarzblauende Röhrling (Boletus pulverulentus). Er blaut jedoch viel stärker und sollte als Speisepilz möglichst nur in geringen Mengen genutzt werden. 14.10.2023 in der Märkischen Schweiz.

Auf Stubben Stockschwämmchen und Hallimasch sowie alle häufigen Schwefelkopf – Arten gehören in den Spätherbst. Natürlich ist dieses nur eine minimale Auswahl und klare Grenzen können ohnehin nicht gezogen werden. Tatsächlich wollen es einige Röhrlinge, insbesondere in den zuletzt immer noch von relativer Trockenheit betroffenen Regionen noch einmal wissen oder kommen nun noch einmal richtig in Fahrt. So berichtete mir heute ein Pilzsucher, der im Raum Friedrichswalde, Labenz und Klein Görnow unterwegs war folgendes. Nach dem er bisher nur recht verhalten seine geliebten Maronen – Röhrlinge und meist auch in schlechter Qualität finden konnte, starten sie hier nun richtig durch. In bester Qualität, ohne Maden, so wie man es sich wünscht. Unser Vereinsmitglied Andreas Herchenbach berichtet von vielen jungen und noch kleinen Steinpilzen, die zu einem massiven Schub ansetzen könnten! Sicherlich regional unterschiedlich, aber so, wie es nach den jüngsten und ergiebigen Regenfällen nicht anders zu erwarten war. Auch ein anderer Pilzsucher hatte heute ansehnliche Parasole dabei und ganz junge Butterpilze sollen nun in seinem Revier an den Start gehen.

Der Brotpilz oder Heide – Schleimfuß (Cortinarius mucosus) ist ein Pilz sehr sandiger und armer Standorte, so wir hier bei den Kieferndünen im Märkischen bei Buckow. Er soll  essbar sein.

Wollen wir hoffen, dass die Nachtfröste in dieser Woche diese Entwicklung nicht zu sehr beinträchtigen. Und am Wochenende könnte sogar der Winter ein erstes Gastspiel liefern. Eine Luftmassengrenze soll starke Ostwinde mit kontinentaler Kaltluft bringen. Gebietsweise können dabei bis zu 10 cm Neuschnee fallen! Wo der Schneefall – Streifen letztendlich liegen wird, ist noch nicht ganz klar. Wir haben am Wochenende Pilzseminar in Teterow. Sollten wir den Schneebesen, Ski und Schlitten vorsichtshalber dabei haben?

Schön anzusehen, aber wenig schmackhaft sind diese Rötlichen Holzritterlinge (Tricholomopsis rutilans). Standortfoto bei Buckow in der Märkischen Schweiz am 15. Oktober 2023.

Die Treppen hinauf in den Neuburger Wald heute morgen.

Dienstag, 17. Oktober – Verschiedene Interpreten aus vergangener Zeit auch heute morgen wieder. Stellvertretend: Dinah Washington – Feel Like I Wann Cry – Alle Jahre wieder, ich weis nicht mehr, wie viele es inzwischen waren, fahre ich im Herbst in die Ortschaft Neuburg, unweit der Hansestadt Wismar, um mit Schülern der 4. Klassen eine Pilzwanderung durch den nahen Wald zu unternehmen. Die dortige Schule am Rietberg ist sozusagen die einzige Schule weit und breit, die es seit vielen Jahren konstant in ihrem Lehrplan integriert hat. In den 1990er Jahren, als die Pilzberatungsstelle noch dem Umweltamt angegliedert war und wir in Eggerstorf, bei Zierow, einen Landschaftspflegehof betrieben, war es fast an der Tagesordnung im Herbst mit Schulklassen in die nahen Wälder zu fahren und den Kindern ein weinig Wissen zum Thema Pilze beizubringen, oder sie zumindest an die Natur, an Wald und Flur näher heran zu führen. Inzwischen haben auch die Lehrkräfte gewechselt und hier scheint kaum jemand Interesse an derartigem Unterricht in der Natur zu haben.

Besonders an den Weg- und Waldrändern starten in der Forst Farpen nun die Röhrlinge durch. Links ein Butterpilz (Suillus luteus), rechts ein Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron). 17.10.2023.

Der Bewimperte Filzkrempling (Ripartites tricholoma) ist leider kein Pilz für den Kochtopf. Heute im Neuburger Wald.

Wald und Pilze scheinen uncool zu sein, ja gefährlich. Im Wald gibt es Zecken und den Fuchsbandwurm. Dort gibt es Wölfe und Wildschweine, Spinnen und wer weis noch alles für Ungemach. Schade, viele Kinder würden es dankbar annehmen und sind in diesem Alter noch begeisterungsfähig. So war ich heute wieder mit den 4. Klässlern und ihrer Lehrerin im Neuburger Wald zu einer etwa 3 –  stündigen Pilzwanderung unterwegs. Es sind für mich zwar recht anstrengende Stunden, denn wenn mehr als 20 Kinder nahezu gleichzeitig einen gefundenen Pilz in der Hand halten und von mir wissen wollen, ob der wohl auch essbar sei? Und da scheint jeder noch so kleine Fruchtkörper von Interesse zu sein. Egal, Hauptsache Pilz, und ertönt von mir das Wort Essbar, bricht volle Begeisterung aus.

Und essbar waren diese Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus).

Nicht aber diese duftenden Gurken – Schnitzlinge (Macrocystidea cucumis).

So herrschte heute sogar ein Wettbewerb bei den Schülerinnen und Schülern, wer am Ende, aber auch zwischendurch, wohl die meisten essbaren Pilze in sein Körbchen gelegt hat. Wichtig war natürlich auch, dass wir den gefährlichsten aller Giftpilze, den Grünen Knollenblätterpilz, fanden und den ich anschließend bei der Fundauswertung im Klassenzimmer noch besonders vorstellte und hervor hob. Im Gegensatz zu den meisten Schülerwanderungen Mitte bis Ende Oktober, befand sich der Wald heute in Ruhe vor dem Sturm – Position. Kein Hallimasch, der ansonsten als Massenpilz begeisterte, keine Nebelkappen, keine Violetten Rötel – Ritterlinge, sprich, der gestern gestartete Spätherbst ist hier noch nicht verkündet worden. Auch kein buntes Laub, sondern tief grün zeigte sich noch die Forst Farpen am heutigen Vormittag. Einzig Fuchsige Rötel – Trichterlinge deuteten an, in welche Richtung es jetzt eigentlich gehen sollte.

Unter einer Birkenreihe direkt vor dem Schulgebäude musste man aufpassen, wo man hintritt. Nicht nur junge Birkenpilze (Leccinum scabrum) schoben hier dicht an dicht.

Hier dürfte es sich um Birken – Gürtelfüße (Cortinarius bivelus) handeln.

Wo es in den nächsten Tagen jedoch lang gehen wird, zeigte sich unter einer Birkenreihe direkt vor der Schule. Hier startet gerade der Herbst, nicht der Spätherbst durch. Pilze über Pilze, ob die knackigsten Birkenpilze, frische Täublinge, Birken – Gürtelfüße, Rißpilze, Fälblinge usw. Man konnte vor frischen Pilzen kaum treten! Im Wald waren es ganz junge Butterpilze an den Wegrändern und viele essbare Anis – Champignons. Ja, zumindest in den Regionen weitläufig um die Hansestadt herum, startet jetzt endlich und verspätetet der Herbst durch. Es scheint nochmal einen nennenswerten Röhrlingsschub zu geben. Parasole und Champignons werden in den nächsten Tagen zum Einsammeln Animieren und vielleicht noch mal die Schar der Pilzsucherinnern und Sucher aus der Reserve locken, die längst die Hoffnung aufgegeben haben oder den heftigen Sommerschub verpasst hatten. Die ergiebigen Regenfälle und das sehr milde Wetter der letzten Zeit machen es möglich. Oder sollte es der Mond sein, der jetzt wieder zunimmt?

Selbst die Wärme liebenden Wurzelnden Bitter – Röhrlinge (Boletus radicans) wollen es noch einmal wissen. Standortfoto heute in Neuburg.

Ohne den Steinpilz (Boletus edulis) ging es auch heute nicht über die Bühne.

Mittwoch, 18. Oktober – Heute morgen neben anderen Interpreten auch der Große Louis Armstrong – Jazz Lips – Mittwoch, dass heißt Mittwochsexkursion. Diese fand heute im 2. Quadranten der Topographischen Karte 2732 = Lübtheen – Süd, im Maßstab 1: 25 000 statt. Also wieder in der Griesen Gegend. Und zu keiner Jahreszeit ist es dort pilzreicher wie im Vollherbst, denn die Kiefernforste auf den leichten Sandböden fallen selbst im Sommer nach stärkeren Regenfällen schnell wieder trocken. Trockenheit kann aber auch  im Herbst das Frischpilzaufkommen hier drosseln, nicht aber in diesem Oktober, denn es herrschen ideale Bedingungen in der Griesen Gegend. Schließlich hat es ja in der letzten Zeit ergiebig geregnet und weiterer Regen ist in Arbeit. Verabredet war ich gegen Mittag auf dem Lidl – Parkplatz in Lübtheen mit Dorit aus Ratzeburg und Gesa aus Lübeck. Gesa war das erste mal mit dabei war.

Es war heute der Tag der Körnchenschirmlinge. Hier sehen wir den sehr hübschen und nicht besonders häufigen Zinnoberroten Körnchenschirmling (Cystoderma cinnabarina).

Man könnte ihn in der Jugend für einen Haarschleierling halten.

Und es war eine glatte Punktlandung in Lübtheen auf genanntem Parkplatz, denn Dorit, wie auch meine Wenigkeit, trudelten mit dem Gongschlag auf die Minute genau um 12.00 Uhr dort ein. So zusagen High Noon in Lübtheen. Ich bin von mir selbst überrascht, den weiten Anfahrtsweg auch ohne Navi – Berechnung, nur mit meinem Navigationssystem im Kopf, so punkt genau zu treffen. Und Gesa war mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist. Sogleich fuhren wir in unser Zielgebiet, nur wenig südlich von Lübtheen. Die Forste sind Teil des Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Mecklenburg – Vorpommern.  Drei Viertel des Quadranten sind bewaldet, so dass wir uns nur für einen kleinen Teilbereich entscheiden mussten. Dieser lag zwischen der Friedrich – Ludwig Jahn Sportstätte Lübtheen und dem Jessenitz – Werk.

Und beim Anblick dieser Pilze klappte mir fast die Kinnlade runter. Ich hielt sie zunächst für die sehr seltenen Weinbraunen Körnchenschirmlinge (Cystoderma superbum).

Die mikroskopische Untersuchung von Dr. Wulf Schulze aus Hamburg erbrachte aber eher die Erkenntnis, dass es sich um den Rostroten Körnchenschirmling (Cystoderma granulosum) handeln könnte.

Wie zumeist auch wieder saubere, moosreiche Blaubeer – Kiefernforste, nur die Waldwege und Ränder bieten hier eine etwas abwechslungsreichere Gehölz – Palette, die die Artenvielfalt erhöhen. Ihnen galt in erster Linie unser Interesse und ich muss sagen, selten haben wir bisher auf einer Mittwochs – Exkursion so eine geballte Ladung verschiedenster Frischpilze geboten bekommen. Das hat Laune gemacht! Nur die Kiefer, da füllt sich zwar der Korb schnell mit Speisepilzen wie Maronen oder Sandpilzen, aber wir waren ja zum Kartieren hier und wollten Vielfalt haben. Und die wurde uns geboten, ohne auch auf besagte Speisepilze verzichten zu müssen. Hier kamen dann noch Butterpilze, Edel – Reizker oder auch mal ein Steinpilz oder Flockenstieliger Hexen – Röhrling dazu. Die Damen waren kulinarisch gut eingedeckt und die Aufnahmefähigkeit an neuem Pilzwissen stieß bald an ihre Grenzen. Vom Wetter her hatten wir den schönsten Tag der Woche erwischt, so dass auch die Anfahrt mit meinem Zweirad kein Problem für mich darstellte.

Auch der Goldflüssige Milchling (Lactarius chrysorheus) erfreute uns heute, wenn gleich er bei weitem nicht so selten ist wie der Weinbraune Körnchenschirmling.

Heute morgen erklangen aus meinen Boxen frühe Produktionen der Kelly Family.

Donnerstag, 19. Oktober – Einstimmung in den Tag heute mit The Kelly Family  Zu hören auf dieser CD ihre Version des David`s Song, der Titelmusik des Advents – Vierteilers Die Abenteuer des David Balfour. Diese 4 – teilige Fernsehproduktion lief kürzlich auch bei mir wieder am Abend. Abends gibt es also eine DVD, ebenfalls alphabetisch geordnet. Derzeit läuft die Fernsehserie Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer. Allerdings die vielteilige Kinderserie, nicht der ebenfalls als Adventsvierteiler produzierte Fernsehfilm in 4 Folgen, der Anfang der 1070er Jahre im ZDF ausgestrahlt wurde. Es war der erste dieser Produktionen, die ich in der Jugend sah und die mich ungemein angesprochen hatte. Schon damals fand ich Parallelen zu meiner Welt mit meinen Spielkameraden und Jugendkumpels. Ich war nun mal ein Straßenkind voller Neugier und mit mehr oder weniger Blödsinn im Kopf, der vielfach auch verwirklicht wurde. Nicht immer zur Freude der Erwachsenenwelt und ich bin bis heute Dankbar dafür, dass ich ein Straßen- und somit ein Schmuddelkind sein durfte, mit dem ein gut erzogener Junge lieber nicht spielen sollte.

Sand – Röhrlinge (Suillus varigatus) waren auch gestern in der Forst bei Lübtheen unter Kiefern immer wieder dabei. Getrocknet und pulverisiert sollen sie eine sehr gute Pilzwürze ergeben. Also wurden sie wieder mitgenommen.

Immer an Nadelholz findet sich der Muschel – Krempling (Tapinella panuoides). 18.09.2023 bei Lübtheen.

Zu den Pilzen und dem Wetter. Es braut sich gerade eine Unwetterlage zusammen, die mir seit Tagen Kopfzerbrechen bereitet. Zumindest im Hinblick auf unserer morgen beginnendem Pilzseminar in der Mecklenburgischen Schweiz, in Teterow. Der Sonnabend ist immer unser Exkursionstag, an dem wir praktisch ganztägig im Wald unterwegs sind. Vor wenigen Tagen sah es noch so aus, als würden wir bei lausig kaltem Ostwind und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt durch die Botanik laufen. Dazu kräftiger Regen oder sogar Schnee. Wir wären demnach auf der kalten Seite der sich aktuell gerade ausbildenden Luftmassengrenze. Kalte, arktische Luftmassen und warme Subtropikluft kämpfen um die Vorherrschaft in Deutschland und die Schlacht findet bei uns im Norden statt.

Einer meiner Lieblings – Täublinge war gestern immer wieder vertreten. Der extrem scharf schmeckende Zedernholz – Täubling oder auch Heimtükische Täubling (Russula badia). Einfach ein besonders hübscher und stattlicher Pilz mit Charakter, selbst wenn es ein schlechter ist!

Auch Wachsblättler, wie dieser Kegelige Saftling (Hygrocybe conica) waren gestern an den sehr pilzreichen Waldwegen südlich Lübtheen vertreten. Standortfoto.

Inzwischen scheint sicher zu sein, dass die warme Luft stärker ist und wir ab Sonnabend in deutlich milderer Luft unsere Freiluftaktivitäten ausüben dürfen. Zuvor wird es aber sehr lausig. Der Ostwind dreht in den nächsten Stunden immer mehr auf und wächst sich über der Ostsee zu einem schweren Sturm aus, von dem auch die Küstennahen Gebiete betroffen sein werden. Der starke Ostwind drückt zudem das Wasser an die südwestlichen Küsten der Ostsee Schleswig – Holsteins und Mecklenburg – Vorpommerns. Es besteht Hochwassergefahr und ich habe am Abend schon mal mein Zweirad vom Parkplatz in Hafennähe weggefahren, denn morgen oder spätestens am Sonnabend könnte hier Land unter herrschen. Es wird mit einem schweren Sturmhochwasser mit 2 m über normal gerechnet. Im Hafenviertel wurden heute vorsorglich Sandsäcke an besonders gefährdeten Stellen ausgelegt. Läuft das Sturmhochwasser tatsächlich so hoch auf, werden diese allerdings nicht mehr viel nützen, denn dann steht der gesamte Hafenbereich unter Wasser.

Eine andere, treffende Bezeichnung des obigen Saftlings lautet: Schwärzender Saftling (Hygrocybe nigrescens). 18.10.2023 in der Forst südlich Lübtheen.

Und noch ein dritter im Bunde war gestern im Wald südlich Lübtheen der häufige Amiant – Körnchenschirmling (Cystoderma amianthinum).

Da ich mein Fahrzeug dort auch am Wochenende hätte Parken wollen, werde ich es lieber zu Hause im Ortsteil Wendorf belassen. Dieser liegt höher und hier hat das Ostseewasser keine Chance. Außerdem wird der inzwischen begonnene Regen noch bis Sonnabend früh anhalten und im Verlauf immer stärker werden. Die Kaltluft strömt von Norden heran und von Süden drückt die Wasserdampf gesättigte Subtropikluft dagegen. Die Wolken werden regenrecht aus gequetscht und bis Sonnabend früh können verbreitet bis zu 40 Liter auf den Quadratmeter fallen. Läuft es so, wie es am Abend das hochaufgelöste Super HD berechnet, hört der Regen pünktlich zum Beginn unserer Exkursionen am Sonnabend morgen auf. Die warme Luft ist dann auch da und sogar der bis dahin schwere Sturm soll rasch in Richtung Ententeich abflauen. Das wäre Perfekt!

Ein dankbarer Rißpilz ist der Violettseidige Rißpilz (Inocybe violacea). Makroskopisch gut bestimmbar und inzwischen auch als eigene Art vom noch häufigeren und weiß gefärbten Seidigen Rißpilz unterschieden. 18.10.2023 am Standort fotografiert. Giftig!

Die erste von dreien heute morgen.

Freitag, 20. Oktober – Heute morgen legte ich die erste CD von dreien – „The Best Of Kelly Family“ ein. Einst hatte ich die musizierende Familie in den 1990er Jahren ganz unvermittelt und noch vor ihrer großen Kariere auf dem Wismarer Markplatz live erleben können und war eigentlich sehr angetan von ihrer Musik und ihrer erfrischend natürlichen Art. – The Kelly Family – Ares Qui – Mein Zweirad habe ich heute im höher gelegenen Stadtteil Wendorf stehen gelassen und bin mit dem Bus in die Innenstadt gefahren. Schließlich liegt mein kostenfreier Motoradparkplatz kaum 100 Meter vom Hafenbecken entfernt und könnte bei dem zu erwartenden Sturmhochwasser überflutet werden. Am späteren Vormittag holte mich unsere Pilzfreundin Catrin mit ihrem Auto ab und wir luden noch einiges Gepäck für das Herbstseminar ein. Es regnete zunehmend und stürmte, aber im Auto konnte uns das Wetter wenig anhaben. Am Tagungsort, der Jugendherberge in Teterow angelangt, standen wir zunächst vor verschlossenen Türen.

Die Jugendherberge in Teterow.

Unzählige Gesäte Tintlinge (Coprinus disseminatus) begrüßten uns auf dem Gelände der Herberge.

Die Herbergswirtin war noch zu hause, aber gegen 13.30 Uhr schloss sie schließlich für uns die Türen auf. Dr. Schultze war bereits einen Tag früher aus Hamburg angereist und die meisten anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer trudelten nun ziemlich zügig ein. Das unser diesjähriges Herbstseminar hier stattfinden könnte, war der Vorschlag einiger Pilzfreundinnen und Freunde im Vorjahr, die diese Lokalität bereits kannten und schon zu Pilzveranstaltungen, die vom LAGuS organisiert wurden, hier weilten. Wie schon in Drei Eichen wurden auch heute wieder einige Frischpilze mit gebracht und auf Papptellern, in dem uns zur Verfügung gestellten Seminarraum auf Tischen ausgebreitet.

Ich brachte diese Rissigschuppigen Anis – Champignons (Agaricus fissuratus) mit, die ich auf dem Wege zur Bushaltestelle heute in Wismar/Wendorf fand.

Nach dem sich alle angemeldet und ihre Quartiere bezogen hatten, begannen wir mit unserem Theorieteil. Per Beamer und Lichtbildern, die ich vorbereitet hatte, stellte ich wichtige Pilzarten vor, ihre bevorzugten Baumpartner und ihre Vorlieben bezüglich der Bodenverhältnisse. Nach dem Abendbrot ging es an die Vorstellung und Besprechung der mitgebracht Frischpilze. Dabei unterstützte mich ganz hervorragend Herr Dr. Schultze aus Hamburg. Schließlich und in gemütlicher Runde bei Pils und Wein, stellte ich in einem weiteren Beamer – Vortrag die bisherigen Pilze des Jahres vor und zeigte Verbreitungskarten zu den jeweiligen  Arten.

Hella Wobst aus Leer und der Dr. Wulf Schultze aus Hamburg begutachten die mitgebrachten Frischpilze. 

Der Panstorfer Wald war das Ziel unserer heutigen Tagesexkursion.

Sonnabend, 21. Oktober – Sturm und Regen haben sich verzogen und tatsächlich hatte sich das Wetter bis zum Ententeich beruhigt. Es hängte allerdings noch zu, in sehr feuchter, aber wieder etwas milderer Luft mit Dunst und Nebel. In dieser Form durchaus nicht dem heutigen Exkursionstag abträglich, bedenkt man, wie es noch vor wenigen Tagen voraus gesagt wurde. So starteten wir nach dem Frühstück im Auto – Konvoi zum ausgesuchten Exkursionsgebiet. Dieses wurde auch schon von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Pilzberater – Tagungen von Teterow aus gern angesteuert und man konnte hier durchaus schon interessante Pilzarten entdecken. So fanden sich hier  beispielsweise der Schwarzhütige Steinpilz, der Gelbe Raufuß oder der in Mecklenburg ausgesprochen seltene Riesen – Rötling. Mit solchen Knallern konnte der Wald heute leider nicht aufwarten und dass allgemeine Frischpilzaufkommen war hier doch recht gedrosselt.

Oder doch ein Knaller? Sollte es der Mährische Filzröhrling (Aureoboletus moravicus) sein? Ich hatte ihn fotografiert, aber im Wald keine Meinung dazu gehabt, da keiner von den vermuteten Filzröhrlingen zu passen schien und ich die Pilze eher als verregnet abgetan habe. Erst später, in der Sichtung der Bilder, scheint mir nun ein Licht aufzugehen. Es wird aber spekulativ bleiben. Heute im Panstorfer Wald.

Von den Massen an Steinpilzen, die hier schon für Begeisterung sorgten, war heute nichts zu bemerken. Auch scheint hier der Spätherbst noch keine Lust zu haben durchzustarten. Aber es ging ja auch nicht darum, die Körbe möglichst mit Speisepilzen zu füllen, denn wir waren ja im Rahmen eines Pilzseminars hier und da zählt schließlich jede Pilzart, die wir im Feld ansprechen, besprechen und vorstellen können. Und diesbezüglich kam am Ende doch wieder einiges zusammen. Schließlich beschäftigten wir uns dann wieder am Abend in gemütlicher Runde mit unseren Funden.

Krause Glucke (Sparassis crispa) im Panstorfer Wald.

Vereinzelt schoben heute in der Schwinzer Heide Steinpilze (Boletus edulis) von Format und Qualität, wie wir es nur selten erleben.

Sonntag, 22. Oktober – 3. und letzter Tag unseres kleinen Pilzseminars in der Mecklenburgischen Schweiz in und um Teterow. Allerdings fuhren wir nach Räumung unserer Quartiere aus dieser Region hinaus in die Nossentiner/Schwinzer Heide bei Neu Sammit. Dort gedachten wir unsere Abschlussexkursion durchzuführen. Der gehaltvolle Laubwald von gestern konnte uns nicht so ganz überzeugen und hier herrschen saure Nadelwaldbereiche bzw. Forste vor. Dazu sehr moosreich und klassisch aus Sicht vieler Mykophagen. Auch ist es natürlich sinnvoll auf einer solchen Veranstaltung die Reviere zu wechseln. An der Waldschule Klaabüsterul starteten wir zu einer ausgiebigen Tour durch diesen Bereich der Schwinzer Heide. Hier ging es ab sofort zur Sache! Das aufkommen an typischen Großpilzen für solche Sandstandorte zeigte sich sogleich von seiner besten Seite.

Zumindest jung immer eine Augenweide sind diese Purpurfilzigen Holzritterlinge (Tricholomopsis rutilans).

Einer der schönste Funde in der Schwinzer Heide waren für mich heute diese Moos – Schwefelköpfe (Hypholoma polytrichi).

Täublinge, Milchlinge, Ritterlinge, Rißpilze und Schleierlinge, aber auch Wulstlinge und einiges mehr. Hier waren wir genau richtig und der Wald bot dazu ein märchenhaftes Ambiente. Dominant waren natürlich auch die vielen Rostfleckigen Helmlinge als Bodendecker. Diese wurden aber nur am Rande registriert, denn wir fanden durchaus Arten, die nicht unbedingt an der Tagesordnung sind und daher auch nicht erwartbar waren. So freute ich mich über ein Wiedersehen mit dem kleinen Moos – Schwefelkopf. Über den Spangrünen Kiefern – Reizker oder über den Braunfüßigen Häubling aus dem Dunstkreis der sehr giftigen Nadelholzhäublinge. Dieser Fund muss aber noch mikroskopisch abgesichert werden.

Unsere Catrin und Christian aus Berlin fanden diese Röhrlinge im Nadelwald, zu denen mir zunächst gar nichts einfiel. Beim Blättern in Parays Buch der Pilze kam der Löwengelbe Röhrling unseren Pilzen am nächsten, der scheint es jedoch beim näheren Hinsehen nicht zu sein.

Die gelbliche Huthaut ist klebrig, die Röhren und Hutfleisch färben mit Melzer Reagens im Schnitt braun, an den Poren dunkelblau und nach einer Weile verfärbt sich das weißgelbliche Fleisch im Hut zart rosa, am Stiel teilweise bläulich, um nach einiger Zeit wieder die ursprüngliche Farbe anzunehmen.

Und dann fanden wir einen Röhrling mit dem ich zunächst rein gar nichts anfangen konnte. Nicht einmal in welcher Gattung ich ihn verorten sollte. Glücklicherweise fanden wir einen sehr schönen Hinweis in Parays Buch der Pilze. Zumindest von der Abbildung her waren wir uns fast sicher, wir hätten den Löwengelben Röhrling gefunden. Hier, in der alten Auflage aus den 1980er Jahren noch unter der Bezeichnung Xerocomus leonis geführt. Aber bei der näheren Untersuchung muss ich leider von dieser Feldbestimmung Abstand nehmen. Der Hut soll trocken sein, unser Fund besitzt eine klebrige Huthaut. Von einer flockigen Stieloberfläche ist nichts zu erkennen. Er ist eher etwas längsstreifig – faserig, allerdings schlank und spindelig zuspitzend, welches passen könnte. Kein blauen am gesamten Fruchtkörper, dass stimmt nicht! Er blaut langsam im Schnitt, besonders in Richtung Stiel. Das blauen verschwindet nach einiger Zeit wieder. Der Geruch ist schwach angenehm pilzig und etwas säuerlich. So dürfte er in der Gattung Aureoboletus, zu der auch der Goldporige Röhrling und der aus Nordamerika eingewanderte Aureoboletus projektellus gehört, oder aber in der Gattung Buchwaldoboletus zu suchen sein. Also in der Verwandtschaft des seltenen Nadelholz – Röhrlings. Und hier scheinen sich noch einige Raritäten zu tummeln, die wir kaum in irgend einem Bestimmungsbuch finden werden. Ja, es war eine wunderbare Abschlussexkursion bei ebenfalls wundervollem Wetter. Natürlich gab es auch Speisepilze wie Maronen, Butterpilze, Sandröhrlinge oder einige Steinpilze von aller schönstem Format. Kernig und Madenfrei.

Catrin (direkt hinter dem Boletus edulis) hatte so einen prächtigen Steinpilz gefunden, vor dem einige von uns sogleich in die Knie gingen und dem wir mit diesem Bild die Ehre erweisen möchten. Nossentiner/Schwinzer Heide am 22. Oktober 2023.

Hier noch einmal Catrins Prachtkerl von gestern in voller Pracht. Schönheit (Boletus edulis).

Montag, 23. Oktober – The Kelly Family auch heute morgen wieder: Staying Alive – Das 2. Seminarwochenende in Folge liegt nun hinter mir/uns. 2 schöne Wochenenden und zusammen mit unserer 30. Großpilzausstellung gleich zu Beginn des Monats auch der Höhepunkt der diesjährigen Pilzsaison. Aber zurücklehnen ist auch weiterhin nicht drin. Die Saison läuft in den Spätherbst hinein und im Mykologischen Informationszentrum habe ich nach wie vor alle Hände voll zu tun. Es dauert nicht lange und im November geht es dann bald wieder an das Adventsgeschäft mit unseren ganz speziellen Gestecken. Aber noch ist es nicht soweit und an der Pilzfront steht ja noch der eigentliche Spätherbst – Aspekt aus. Unsere Buchenwälder tragen auch Ende Oktober noch ihr Sommergrün und dass scheinen die typischen Arten wie Nebelkappen und diverse Rötel – Ritterlinge oder und auch der Hallimasch zu wissen.

Auf einem sehr armen Sonderstandort im Kaarzer Holz gibt es ähnlich wie im Vorjahr auch dieser Tage wieder den Echten Ritterling (Tricholoma equestre) als Bodendecker. Besser bekannt unter Grünling.

Diese wunderschönen Farbtupfen hat Silja aus Hamburg am vergangenen Sonnabend auf unserer Exkursion durch den Panstorfer Wald entdeckt. Orange – Becherling (Aleuria aurantia).

So zögern die Spätherbstarten ihr Durchstarten noch etwas hinaus. Immerhin konnten wir in Teterow die erste Nebelkappe auf einen Pappteller legen. Auch ein einzelner Hallimasch ist dabei gewesen. In der Pilzberatung werden junge Maronen und sehr frische Derbe Rotfüßchen vorgelegt. Kann gut sein, dass diese Röhrlinge zumindest regional einen stärkeren Schub bekommen. Auch Steinpilze waren dabei. Ganz besonders habe ich mich jedoch darüber gefreut, dass mir heute in der Pilzberatung der Kultpilz meiner Jugend vorgelegt wurde. Viele tolle Erinnerungen kommen da wieder hoch. Zentnerweise habe ich den Lilastieligen Rötelritterling in jungen Jahren auf den Wismarer Markt gebracht und mir damit ein Taschengeld verdient. Alleine an einem Wochenende Mitte November in den 1970er Jahren hatte ich eine Ernte von knapp zwei Zentnern auf den Wiesen bzw. Koppeln zusammen mit Klassenkameraden einsammeln können. In der damaligen Zeit war der Lilastiel in Wismar wohl der bekannteste Speisepilz, denn nicht nur von uns wurde er in Mengen angeboten. Seit dem wurde der Pilz jedoch immer seltener, welches nicht an unseren Sammelaktionen lag, sondern andere Ursachen hat. So freue ich mich immer, wenn mir dieser schöne Rötelritterling hin und wieder mal vor die Augen kommt.

Lilastieliger- oder Maskierter Rötel – Ritterling (Lepista personata) heute auf der Moosfläche meiner Pilzausstellung fotografiert.

Übrigens hat der Regen vom Wochenende 19 Liter in meinen Messbecher gebracht.

Dienstag, 24. Oktober – Ein letztes mal heute die Kelly Family An Angel zum Morgenkaffee. 

Wie auch der Maipilz im Frühling, wird auch der Lilastielige Rötel – Ritterling (Lepista personata) gelegentlich von einem Fremdorganismus oder einer Erkrankung befallen, die Deformierungen, Beulen, Farb- und Konsistenzveränderungen zur Folge haben. Auch der Geruch ist verändert. Hier bei einem der mir gestern vorgelegten Pilze, welche nicht verzehrt werden sollten.

Und auch heute landete der Lilastielige Rötel – Ritterling auf meinem Beratungstisch. Aus dem Stadtgebiet in Wismar – Wendorf, im Kreis, unter einem großen Baum. Ja der Lepista personata ist natürlich ein Hexenring – Bildner. Nicht zwangsläufig, aber er neigt, wie auch der Maipilz, stark dazu. Er ist im Gegensatz zu dem viel häufigeren Violetten Rötel – Ritterling nur auf der Außenhaut des Stieles mehr oder weniger lilaviolett gefärbt. Häufig hört man auf Pilzwanderungen oder in der Pilzberatung bei älteren Ratsuchenden für den Violetten Rötel – Ritterling immer noch den Begriff Lilastiel. Diese Bezeichnung hat sich so eingebürgert und ist auf das damalige Massenauftreten zurück zu führen. Und in diesem Herbst warten wir inzwischen schon recht ungeduldig auf das Massenauftreten des Hallimasch. Am 28. September hatte er ja bereits Termin! Stellenweise sollen auch schon nennenswerte Mengen beobachtet worden sein, aber so richtig durchstarten mag er noch nicht. In den 1970 Jahren gab es ein Jahr, wo er fast komplett ausgeblieben ist!

Statt dessen zeigt sich unserer Pilzfreund Andreas Herchenbach beunruhigt über das zunehmend massive Auftreten von Steinpilzen in einigen Buchenwäldern.

Verrückte Natur. Wir warten auf den Spätherbst, statt dessen schieben Steinpilze und der Winter klopft bereits durch erste Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) an das Tor. Standortfoto am 21.10.2023 im Pansdorfer Wald.

Und dann erreichte mich mal wieder ein telefonisches Hilfeersuchen einer besorgten Mutti. Ihr Kleinkind könnte etwas von einem kleinen Pilz im Mund gehabt haben, die auf der zum Grundstück gehörigen Wiese wuchsen. Ich bat um Fotos, welche mir auch umgehend zugesandt wurden. Schwierig, denn nicht eindeutig waren die darauf gezeigten Pilze, teils auch nur fragmentös zu sehen. Düngerlinge oder Helmlinge, aber auch ein Rötling scheint dabei gewesen zu sein. Auf einem weiteren Standortfoto eventuell auch ein Nelkenschwindling. Nun, von welchem könnte das Kind eventuell eine „Kostprobe“ genommen haben? Den kleinen Erdenbewohner beobachten und bei Auffälligkeiten Hilfe in der Notaufnahme einer Klinik suchen, so mein Rat. Wenig hilfreich erwies sich die Auskunft in der zuvor kontaktierten Gift – Notrufzentrale. Hier wurde von möglicher Todesfolge gesprochen, welches im schlimmsten Fall zwar nicht ganz ausgeschlossen werden kann, aber in der Regel höchst unwahrscheinlich ist. Angst und Verunsicherung sollte nicht geschürt werden. Meist ist noch nicht einmal sicher, ob die Kinder überhaupt etwas von den Pilzen verzehrt haben. Hier gilt es Ruhe zu bewahren und keine zusätzliche Panik zu schüren!

Und Vertreten durch diese Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius) schickt uns der Sommer nochmals letzte Grüße. 21. Oktober an Buchen im Panstorfer Wald.

Gegen 18.00 Uhr fand ich nochmals 2 Liter in meinem Messbecher vor.

Mit The Kinks startete ich heute in den Tag.

Mittwoch, 25. OktoberThe KinksThe Kinks – Mr. Pleasant Kurz nach 10.00 Uhr startete ich von Wismar aus mit meinem Zweirad in Richtung Lübtheen. Hier hatte ich mich mit unserer Pilzfreundin Dorit aus Ratzeburg am dortigen Lidl – Parkplatz verabredet. Zu dieser Jahreszeit mit dem Motorrad schon eine kleine Herausforderung, so eine recht lange Strecke zu fahren. Aber derzeit ist das Wetter ja noch recht mild, nur der Nebel, der sich erst gegen Mittag durchgreifend lichtete, war doch recht behindernd. Von Lübtheen aus ging es dann noch ein Stückchen weiter bis nach Laave. Laave gehört bereits zu Niedersachsen, zum Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalauen.

Start und Endpunkt unserer heutigen Exkursion bei Laave.

Wir betraten die Praxis von Dr. Wald. Und dieses Rezept kam mir sehr bekannt vor, denn es hängt auch in einem meiner Schaufenster aus und ich muss es immer mal für Menschen, die es toll finden, kopieren.

Teile dieses Reviers im dritten Quadranten des MTB 2732/3 sind mir bereits seit längerer Zeit bekannt. Denn in den 1990er Jahren nahmen mich Pilzfreunde mit hier her, die hier einmal im Herbst zum Maronen Sammeln für einen Tag runter fuhren. Die Frau eines bekannten Pilzfreundes ist hier aufgewachsen und hatte noch Verwandte dort wohnen. Sofern es sich lohnte und die Maronen – Röhrlinge in Massen zu Gange waren, informierten Sie uns darüber und dann wurden hier die Körbe voll geladen und Vorrat für ein ganzes Jahr gesammelt. Zum Einfrieren oder Trocknen. Das wäre heute aber nicht möglich gewesen. Nicht das es die Braunkappen nicht gab, die Mengen hielten sich aber sehr in Grenzen. Überhaupt waren die Kiefernbereiche, die wir heute tangierten, ziemlich arm an volkstümlichen Speisepilzen. Nur längst der Wege immer wieder Butterpilze in allen Stadien und dort wo es etwas kalkreicher durch Schotter war, auch Edel – Reizker. Aber wir waren ja nicht nur zum Speisepilze Sammeln hier, sondern wollten in erster Linie Kartieren.

Ich war gerade dabei, diesen schönen Fliegenpilz (Amanita muscaria) zu fotografieren, als Dorit unweit von diesem einen Steinpilz (Boletus edulis) fand. Beide teilen sich gerne den Standort.

Halskrausen – Erdstern (Geastrum triplex) am Standort bei Laave fotografiert.

Und diesbezüglich lohnte es vor allem dort wo auch Laubbäume wie Eichen, Buchen und Birken standen. Und das war gleich zu Beginn unserer Tour der Fall. Hier ist das Pilzaufkommen nun regelrecht explodiert. Zuvor war es  unter den Laubdächern noch zu trocken, aber die starken Regenfälle der letzten Zeit machten es möglich, dass es an den Laubwaldstandorten nun richtig zur Sache gehen kann. Insbesondere größere Mengen von Halskrausen- und Bewimperten Erdsternen sorgten für Begeisterung. Und dann, auf meiner Rückfahrt, zeigte sich meine zunehmende Vertrottelung. Im Wald bei Kaeselow machte ich einen kurzen Zwischenstopp. Auch hier im Mischwald ein reichhaltiges Frischpilzaufkommen, aber zu allem Überfluss vergas ich hier meine Exkursionstasche, welches ich erst in Wismar bemerkte.

Wimpern – Erdstern (Geastrum fimbriatum) in trauter Eintracht mit zahlreichen Halskrausen – Erdsternen heute bei Laave.

Da es bereits im Wald schummerig war und inzwischen richtig finster, wird diese sicher noch dort am Waldwegrand stehen. Nun war guter Rat teuer. Ich fahre nicht so gern größere Strecken in der Dunkelheit und war auch reichlich durchgefroren. Aber was solls, die Tasche musste geholt werden,  befanden sich darin nicht nur mein Handy und meine Kamera. Ich überlegte, ob es vielleicht möglich wäre, mit einem Auto dort hin zu fahren und kontaktierte unseren Pilzfreund Christian. Mir fiel ein Stein vom Herzen. dass er zu hause war und sich bereit erklärte, mit mir meine Tasche zu retten. Ich hatte Glück, sie stand noch dort, so wie ich sie stehen gelassen hatte. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Christian und die nächste Krause Glucke wird die Seine sein.

Ich sah Mehlpilze am Wegesrand und rief gegenüber Dorit lautstark den Steinpilz – Alarm aus. Und siehe da, kaum einen Meter weiter bestätigte sich meine Alarmbereitschaft.

Auch heute morgen ertönte wieder königliche Rockmusik aus längst vergangener Zeit an meine Ohren.

Donnerstag, 26. Oktober – Das war die Steilvorlage für den Stahl – Beton Sound u.a. von Van Halen: You Really Got Me. Nach dem die moosreichen und lichteren Nadelwälder in der letzten Zeit die bessere Adresse zum Pilze suchen waren, ziehen jetzt die Laubwälder, insbesondere die Buchenwälder nach. Endlich wurden diese nun auch hinreichend durchfeuchtet und es scheint so, als würden es die Bäume wissen und tragen größtenteils immer noch ihr grünes Sommerkleid. Bleiben also mit ihrem Stoffwechsel noch aktiv und stützen somit diese Entwicklung. So starten jetzt zunehmend die dunklen und festeren Derben- oder Herbst – Rotfüßchen durch. Vielleicht entwickeln sie sich zu einem Massenwachstum. Allerdings gibt es Freunde, aber auch ablehnende Pilzfreundinnen- und Pilzfreunde ihnen gegenüber, da sie ein säuerliches Aroma besitzen. Aber die Geschmäcker sind unterschiedlich.

Stinkende Schwefel – Ritterlinge (Tricholoma sulphureus) gestern im Wald bei Laave.

Aber nicht jeder Pilz der das Wort Schwefel in seinem Namen enthält ist auch gleich ungenießbar. Der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) stellt zumindest jung ein beliebtes Hähnchenschnitzel für Vegetarier dar. Gesten bei Laave.

Ansonsten wollen es derzeit auch die Steinpilze besonders in den Buchenwäldern noch einmal wissen. Wer aber davon die Nase voll hat, kann noch auf die Spätherbstarten hoffen. Auch in der Pilzberatung kehrt jetzt wieder etwas mehr Leben ein. Schließlich sind nun auch wieder große Ansammlungen der leicht giftigen Karbol – Champignons zum Vorschein gekommen und werden nun auch wieder im Info – Zentrum teils in großen Körben angelandet. Allerdings ist so mancher Sonntagssammler wohl schon im Winterschlaf und bekommt gar nicht mit, dass es sich zu dieser, etwas fortgeschrittenen Jahreszeit durchaus lohnen könnte, nach den regional mageren Zeiten in unseren Laubwäldern. Aber längst nicht alle Nadelwälder treten nun etwas ruhiger, denn in den klassischen Revieren für die besonders delikaten Sachen dürfte jetzt auch der Tisch reichlich gedeckt sein. Ich denke dabei natürlich zu aller erst an unseren Lactarius deliciosus. Zumindest ist er derzeit oft an basenreicheren Waldwegen zu finden und auch an einem Sonderstandort im Kaarzer Holz waren am vergangenen Sonntag viele kleine von ihnen zu sehen.

Junge Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) gestern im Wald bei Laave am Standort fotografiert.

Ebenfalls gestern im Wald bei Laave eine etwas blasse Version des Spangrünen Kiefernreizkers (Lactarius quieticolor).

Der Pilzherbst scheint sich mal wieder zu ziehen und auch das Wetter spielt weiterhin mit. Trockenheit dürfte in diesem Jahr keine Rolle mehr spielen. Nun kommt es darauf an, dass frühwinterliche Kälte dem Austreiben nicht Grenzen setzen möge. Derzeit deutet alles auf ein Fortbestehen der wechselhaften Westwetterlage hin. Diese könnte sich in der nächsten Woche sogar weiter verstärken. Dann kann es womöglich sogar richtig turbulent werden. Der Jetstream soll dann mit Windgeschwindigkeiten von über 300 Km/h in etwas 10 Km Höhe über unseren Köpfen wehen. Das begünstigt die Entwicklung starker Sturmtiefs oder sogar Orkane! Je nach Lage dieser Wirbel können dabei rekordverdächtig warme, aber auch schon frühwinterlich kalte Luftmassen angezapft werden. Stand heute sind die milden Varianten wahrscheinlicher.

Langsam, aber sicher kommt nun aber auch der Spätherbst in Gange. Hier vertreten durch den Veilchen – Rötelritterling (Lepista irina) im Wald bei Laave gestern gefunden und fotografiert. Ein sehr guter Speisepilz, wer sein süßliches Aroma mag.

Heute Abend befanden sich 2 Liter in meinem Messbecher.

Mit dieser Musik startete ich heute in den Tag.

Freitag, 27. OktoberThe Les Humphries Singers sind Kult der 1970er – Jahre. Sie waren Stammgast bei Ilja Richters Disco und liefen in den Radiostationen sowohl im Westen, wie auch im Osten rauf und runter. Ganz nach meinem Geschmack und eine bunte Mischung von Menschen verschiedener Herkunft und musikalisch ein Extrakt aus Gospel, Hippie – Flair und Disco. Prominente in ihren Reihen waren beispielsweise Schlagerstar Jürgen Drews oder John Lawton, zeitweise auch Sänger der britischen Hardrock – Band Uriah Heep. Les Humphries schrieb auch Filmmusiken, so die Titelmelodie der Krimi – Serie Derrick. Mexico

Links und in der Mitte sehen wir den Weißschuppigen Blutegerling (Agaricus benesii) und rechts einen normalen Wald – Champignon (Agaricus silvaticus).

Rotbrauner Erdstern (Geastrum rufescens) heute am Wallberg in Neuburg gefunden und fotografiert

Treff heute morgen gegen 08.00 Uhr an der Schule am Rietberg in Neuburg. Wie auch schon vor 10 Tagen stand wieder eine Pilzwanderung mit einer 4. Klasse auf meinem Programm und auf dem Stundenplan der Schülerinnen und Schüler. Wieder ging es in die nahe Forst Farpen, die sich gleich am Ort anschließt. Wir starteten wieder am Wallberg und drehten die alljährliche, obligatorische Runde durch dieses Mischwaldgebiet, welches zumeist auf sandigen Böden steht. War das allgemeine Frischpilzaufkommen hier vor 10 Tagen noch recht zurückhaltend, aber trotz dem ausreichend für eine Schülerwanderung, so stand der Wald heute wirklich voll. Kein Quadratmeter des Waldbodens ohne Pilze. Gemeint sind natürliche alle Arten bis hin zum winzigsten Helmling.

Der Beste Fund für mich war heute der Graublättrige Trichterling (Atractosporocybe inornata). Lange ist es her, dass er mir untergekommen war. Seltene und recht große Art mit markantem Geruch. Bisher nur wenige Fundpunkte in M-V. 27.10.2023 in der Forst Farpen, bei Neuburg, an einer mir seit langem bekannten Kalkstelle am Waldrand unter Eichen und Buchen, die schon immer für Raritäten gut war.

Sehr gefreute habe ich mich im Buchenwald der Rohlstorfer Tannen über ein Wiederriechen bzw. Wiedersehen mit dem Pelargonien – Gürtelfuß (Cortinarius flexipes).

So wurden die Kinder ständig und immer wieder fündig, so dass ich schließlich am Ende wirklich wusste, wie mein Name lautete. Und das Beste, alle Pilzarten, die im Vorfeld bereits im Unterricht durch ein Quizz oder auch durch Merkmalsbeschreibungen in Form kleiner Texte behandelt und dazu in Wort und Bild an einer Pinnwand dargestellt wurden, konnten wir auch in der Natur finden und Vorstellen. So der wichtigste aller Großpilze, der tödlich giftige Grüne Knollenblätterpilz, die imposanten Parasole, die wundersame Stinkmorchel mit ihren Hexeneiern und natürlich durfte auch der Steinpilz nicht fehlen. Neben häufigen Arten auch einige Besonderheiten wie die seltenen Purpurfaserigen Champignons, der Weiße Blut – Champignon oder der Übelriechende Champignon begeisterten nicht nur mich. Außerdem der ebenfalls seltene Graublättrige Trichterling oder der von den Kindern als Monsterpilz bezeichnete Rotbraune Erdstern.  Auf der Heimfahrt machte ich noch kurz in den Stadtnahen Rohlstorfer Tannen einen Zwischenstopp, Im dortigen Buchenwald. Vor 10 Tagen kaum ein Frischpilz, heute auch hier reichlich Hutträger der verschiedensten Gattungen.

Aber auch wunderbar frische Eselsohren (Otidea onotica) heute im Buchenwald der Rohlstorfer Tannen am Standort fotografiert.

The Les Humphries Singers auch heute morgen noch einmal. Leider funktioniert zur Zeit mein Downloader nicht ordnungsgemäß.

Sonnabend, 28. OktoberMama Loo – Eine spätherbstliche Pilzlehrwanderung stand heute auf dem Programm. Kurz nach 08.00 Uhr starteten 4 Menschen, inklusive meiner Wenigkeit, in Wismar und fuhren zum Zweittreffpunkt und Ausgangspunkt unserer Wanderung am Ortseingang von Sternberg, aus Richtung Brüel kommend. Neben der dortigen Tankstelle befindet sich ein kleiner, naturnaher Parkplatz. Hier trafen weitere Interessenten gegen 09.00 Uhr ein. So auch unsere beiden Vereinsmitglieder Christian Boss und Phillip Buchfink. Durch Phillip hatte ich zugleich eine kompetente Unterstützung und er führt inzwischen auch eigene Lehrwanderungen durch. Morgen soll es in die Palinger Heide gehen. Siehe unter der Verlinkung „Butter bei die Pilze“ ganz unten.

Durch heideartiges Gelände führte auch unsere heutige Wanderung bei Sternberg.

Ein ganz toller Fund gleich zum Einstieg. Der Blutblättrige Zwergschirmling (Melanophyllum haematospermum). Wir finden den von oben unscheinbaren Buntschirmling auf stickstoffreichen Böden.

Kleine Mischwaldbereiche und Pappelwäldchen, lockere Kiefern- und Birken- und Eichengruppen dominieren zwischen teils mit Ginster bestandener Heide und Trockenrasen dieses hügelige Gebiet. Insbesondere jetzt im späteren Herbst eine ganz reizvolle Landschaft und die auch gerade zu dieser Jahreszeit reich an Frischpilzen ist. Zunächst wanderten wir am dortigen Schießstand entlang, welcher zu Beginn die Waldesruhe kontrakarierte. Es knallte was das Zeug hält! Aber im Verlauf kehrte Ruhe ein und wir zogen unsere Kreise durch die Landschaft zwischen dem Oberen – und dem Wustrowsee. Besonders interessant war es an einem Hohlweg mit verschiedenen Gehölzen und somit auch mit einer erhöhten Artenvielfalt. Der absolute Knaller war hier der in M-V bisher nur selten nachgewiesene Olivgestiefelte Schneckling. Ein besonders üppiger und eleganter Eichen – Begleiter.

Der Topp – Fund unserer heutigen Wanderung war ohne Zweifel dieser Olivgestiefelte Schneckling (Hygrophorus persoonii). Ein Eichenbegleiter, der bisher nur selten in M-V nachgewiesen wurde.

Nur ein kleiner Ausschnitt einer größeren Fläche die dicht an dicht mit dem Pilz des Jahres 2024 bestanden war, dem Schopf – Tintling (Coprinus comatus).

Ein Massenaufkommen von Schopf – Tintlingen sorgte für Erstaunen und Bewunderung. Im Verlauf bildeten die Parasole eine nicht enden wollende Begleitung. Immer wieder sorgten sie für Begeisterung und jeder der 11 Pilzfreundinnen- und Freunde hätte sich mit ihnen reichlich eindecken können, welches einige auch taten. Es kam die Idee auf, beim nächsten mal hier mit einem Bollerwagen auf die Pirsch zu gehen. Aber auch andere gute Speisepilze landeten in den Körben, so Butterpilze, Birkenpilze, Steinpilze, Edel – Reizker und Anis – Champignons, um nur einige zu nennen. Es gab viel zu erklären und zu erläutern, so dass sowohl die kulinarischen Ambitionen, wie auch die Wissbegier mehr als zufrieden gestellt werden konnten.

Schön waren auch diese Braunschneidigen Helmlinge (Mycena olivaceomarginata). Eine häufige Art auf ärmeren Wiesenstandorten.

Das Wetter war recht passabel. Zwar grau in grau, aber bis auf ein wenig Nieselregen zwischen durch, blieb es im wesentlichen trocken. Morgen soll es deutlich milder werden, so dass Phillip bei seiner Wanderung zwar ein wenig mehr Wind in Kauf nehmen muss, aber trocken sollte es zumindest bis weit in den Nachmittag bleiben. Erst später können dann teils kräftige Schauer und Gewitter aufkommen, die dann auch mit Sturmböen einher gehen können. Mild, nass und zeitweise stürmisch soll es auch in der kommenden Woche weiter gehen. 

Aber es gab auch solche Allerweltspilze: Steinpilz (Boletus edulis). Immerhin war das heute eine vom Steinpilz – Wismar organisierte Pilz-und Lehrwanderung durch das Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg. Der glückliche Finder dieses Prachtkerls war unser Pilzfreund Christian Boss.   

Gegen 18.00 Uhr befanden sich 2,5 Liter in meinem Messbecher.

Der Sound – Track zu „Der Herr der Ringe“ ertönte heute morgen aus meinen Boxen.

Sonntag, 29. Oktober – Seit längerer Zeit habe ich es heute mal ruhiger angehen lassen. Kein Termin stand in der Planung und ich schlief endlich mal aus. Da kam die Zeit Umstellung gerade recht. Es gab eine Stunde oben drauf, die uns im Frühling geklaut wurde. Ab nun ist gefühlt wirklich das Winterhalbjahr angekommen, denn es wird nun sehr zeitig am späten Nachmittag dunkel. Dafür ist es morgens zunächst wieder etwas heller. Ich überlegte, wo ich heute mal ganz privat hinfahren möchte. Im Kühlschrank lagerte noch ein Steinpilz, den ich am Freitag in den Rohlstorfer Tannen fand. Die Ausstellung wird derzeit nicht mit Frischpilzen bestückt und für den Bio – Eimer wäre er viel zu schade.

Hier schieben keine Steinpilze! Es dürften Haarschleierlinge (Cortinarius spec.) sein. Welche Art? Keine Ahnung! Sie sind auch noch zu jung. Standortfoto heute im Luisenholz.

Immer wieder ein schöner Anblick, der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) heute im Luisenholz. Vergiftung durch betrachten unmöglich!

So beschloss ich seit langer Zeit mal wieder den Herrenpilzen nachzustellen, um wenigstens ausreichend Steinpilze zu finden, dass es sich lohnen würde, ein Dörrgerät zu aktivieren. Ich dachte mir, in unseren Buchenwäldern auf besseren Böden. Da war bis vor kurzen noch nicht viel los, aber stellenweise schoben dort schon seit einiger Zeit gut Steinpilze. Sowohl unser Pilz – und Vereinsfreund Andreas Herchenbach, wie auch Phillip wurden diesbezüglich reichlich fündig. Es wäre in einigen Wälder der Wahnsinn, so Phillip gestern. Steinpilze über Steinpilze! Da sollte es zumindest möglich sein, genügend für einen Trockner zu finden. Aber wo fahre ich hin? Wie schön ist es doch, wenn man in Folge der Terminplanung bereits ein fest stehendes Gebiet hat. Aber immer dieses Kopfzerbrechen, wo es wohl am sinnvollsten sein könnte. Da fiel mir ein, dass ich in diesem Jahr noch kein einziges mal dem nahen Luisenholz einen Besuch abgestattet habe. Spätestens im Oktober oder November bin ich hier wenigstens einmal im Jahr zu Gast.

Das sonnige Luisenholz heute. Grün, statt golden, wie sonst zu dieser Jahreszeit.

Kaum hatte ich mein Fahrzeug abgestellt, ging es bereits los mit dem Boletus edulis im Luisenholz.

Gedacht, getan, ab in das Luisenholz an diesem milden und zunehmend auch sonnigem Sonntag. Genau an meinem Standard – Parkplatz, an dem ich immer meinen Roller abstelle, befindet sich bereits ein Standort von Steinpilzen. Die Mehlpilze leuchteten, aber die Herrenpilze tarnten sich doch etwas besser und es ging bereits an das Zerlatschen der kleinen Steinpilze, die sich gerade aus dem Laub empor schoben bzw. es vor hatten. Der Anfang war getan und ich begab mich zu einem weiteren Standort dieser Edelpilze. Aber ich wurde aufgehalten. Tolle Cortinarien und andere schöne „Sachen“ forderten meine Kameratechnik heraus. Der zweite Bereich, an dem es in der Regel Herrenpilze gibt, hielt sich bedeckt.

Diese Haarschleierlinge gehören in den Formenkreis um den Fuchsigbraunen Schleimkopf (Cortinarius vulpinus). Standortfoto heute im Luisenholz.

Hier dürften es junge Buchen – Klumpfüße (Cortinarius amoenolens) sein. 

Weiter ging es zu einer bei mir seit Jahren verdächtigen Stelle, versteckt im Waldesinneren. Bisher vermutete ich nur, dass es hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Herrenpilze geben müsste. Und diese Vermutung wurde eindrucksvoll bestätigt. Ein Trockner wird nicht reichen, denn an dieser Stelle füllte sich mein großer Weidenkorb. Sie schoben hier wie die Weltmeister, so wie wenn es einen Preis zu gewinnen gäbe. Dann ein Handy – Anruf. Ein Kleinkind hatte in Lübeck mal wieder von einem Pilz gekostet. Diese kleinen Feinschmecker, dachte ich mir. Ich bat um Fotos der oder des Pilzes, welcher in Frage kommen könnte. Bitte an meinen Computer im Info – Zentrum senden, da mein Handy die Bilder mitunter nicht öffnet. So musste ich abbrechen, aber der Korb war ohnehin voll und bleischwer. Die Steinpilze wiegen derzeit gut, welches ja auch schon ihr Name vermuten lässt.

Kein Wunder bei diesen mastigen Dingern.

Da darf der Korb schon mal bleischwer werden.

Im Laden angelangt und den Computer angeheizt, konnte ich Entwarnung geben. Das Kind hatte von einem Weichritterling probiert. Da soll es keine giftigen drunter geben. Auch wenn ein so junger Erdenbewohner sicher empfindlicher als ein Erwachsener reagiert und viele Pilze zumindest roh giftig sind, ist es meist nur sehr geringes Material, welches möglicherweise geschluckt wurde, wenn überhaupt. Das dürfte dann mal wieder gut gegangen sein und der Mutti fiel wieder ein Stein vom Herzen. Apropos Stein. Irena wollte heute auch in die Pilze, aber bis zum Luisenholz war es ihr von Keez aus zu weit. Ich schlug ihr ein anderes Waldgebiet vor, in dem sie in früheren Jahren schon mehr als reichlich Steinpilze ernten konnte.

Er nennt sich Boletus edulis!

Den Namen des Waldes werde ich ihr zu liebe hier nicht nennen. Jedenfalls ist sie in eine Steinpilz – Schwämme geraten, die auf keine Kuhhaut mehr ging. Zusätzlich zu meinen landete sie die Ernte dann am Abend im Infozentrum an. Nun wird es nicht nur ein Trockner voll, sondern alle meine fünf mir zur Verfügung stehenden werde ich jetzt am Abend belegen. Der Rest wartet im Kühlschrank und wird morgen ganz sicher nochmals alle fünf Geräte füllen. Kann gut sein, dass sogar noch eine dritte Runde erforderlich werden könnte. So haben wir in diesem Jahr zwei außergewöhnlich heftige Steinpilz – Schübe zu verarbeiten. Zunächst im Sommer und jetzt im Spätherbst. Wann gab es solches schon einmal?

Natürlich haben auch die Tiere des Waldes schon mal ein Häppchen genommen. Sie wollen schließlich auch Leben und Feinschmecker sind sie obendrein. 29.Oktober 2023 im Luisenholz.

2,5 Liter fand ich heute in meinem Regenmesser vor.

Ja, diese Band aus der Beat – Ära der 1960/70er Jahre ertönte heute morgen bei mir zu hause.

Montag, 30. OktoberThe Lovin Spoonful – Wer kennt ihn nicht, ihren größten Hit? Summer in The CitySo sehr wir in den Frühlings- und Sommermonaten oft den Regen herbei sehnen, so sehr sind derzeit die Böden gut gesättigt mit Regenwasser. Zumindest die oberen Schichten und weiterer Regen ist am Abend bereits wieder im Anmarsch. Bei kräftigen Schauern und Gewittern kamen gestern Abend noch ordentliche Regenmengen in Nordwestmecklenburg und den Küstenregionen zusammen. Ein Gewitter brachte am Abend in meinen Regenmesser 16 Liter. Noch Stunden danach war fast vor meiner Haustür in Wismar – Wendorf die Straße überflutet. Wahrscheinlich hatte das Herbstlaub den Abfluss der Kanalisation verstopft. Und der Regen zeigt nun noch einmal eindrucksvoll seine Wirkung an der Pilzfront. Inzwischen haben es auch viele Pilz- und Naturinteressierte begriffen. Die Hochsaison will es noch einmal wissen! So herrschte heute auch wieder Hochbetrieb in der Pilzberatungsstelle.

Ein schönes Stimmungsfoto gestern im Luisenholz aufgenommen. Es zeigt beringte Glockenschüpplinge der Gattung Pholiotina. Leider gibt es mehrere Arten davon, so dass zur genauen Bestimmung ein Mikroskop zu Rate gezogen werden sollte.

Aber nicht nur giftige Karbol – Champignons sind derzeit zu finden. Hier sorgten leckere Anis – Egerlinge auf unserer Pilzwanderung am letzten Sonnabend bei Sternberg für Freude.

Aller Orten zeigen sich große Trupps der leicht giftigen Karbol – Champignons und werden dann auch gerne eingesammelt. Einige kommen in die Beratung, andere sind sich sicher, tolle Champignons gefunden zu haben und laden zu ihrem Festmahl auch noch Freunde oder Bekannte ein bzw. verschenken einen Teil ihres „Glückes“. So ähnlich berichtete mir heute eine Ratsuchende, die vorsichtshalber auf Nummer Sicher gehen wollte. Ja, es werden wohl wieder einige Küchen unangenehm duften und auch das Klo wird wohl einmal mehr das erstrebenswerte Örtchen kurze Zeit nach der Mahlzeit sein. Die Mahlzeit könnte zumindest empfindlichen Personen übel mitspielen und sie werden nach überstandener Vital – Kur wohl für längere Zeit kein Bock auf Pilze mehr haben. Wer sich dieses ersparen möchte, lässt die vermeintlichen Leckerbissen lieber stehen oder geht zu den im Land tätigen Pilzberaterinnen und Berater. Aber nicht nur Champignons werden verschenkt. Am späten Nachmittag traute ein Ratsuchender seinem Kumpel nicht so recht über den Weg, der ihm Pilze schenkte, weil er davon so viele gefunden hätte und diese alleine nicht verarbeiten kann. Das waren allerdings Steinpilze. Er hatte jedoch nur ein Exemplar dabei. Gallen – Röhrlinge haben keine Saison mehr, so dürfte es wohl keine bittere Überraschung bei ihm geben. Obwohl, in der Schwinzer Heide hatten wir kürzlich noch ein Exemplar finden können.

Ein sehr imposanter, schöner und auffälliger Laubholz – Bewohner ist der Beringte Flämmling (Gymnopilus junonius). Leider wie alle Flämmlinge ungenießbar, da bitter. 29.10.2023 im Luisenholz.

Und nun kommen auch endlich die umstrittenen Nebelkappen (Clitocybe nebularis) in Fahrt. Gestern im Luisenholz fotografiert.

Ja, nun hat es sich allmählich herum gesprochen, dass es wieder reichlich Pilze gibt. Wer den Sommerschub verpasst hatte, der kann jetzt noch auf seine Kosten kommen. Und langsam, aber sicher kommen nun auch die Arten in Fahrt, die schon längst das Bild in unseren Wäldern hätten bestimmen müssen. Dabei denke ich vor allem an Hallimasch oder Nebelkappen. Und bei mir laufen die Trockner weiterhin auf Hochtouren und kein Ende in Sicht. Steinpilze, Steinpilze, Steinpilze und ein Duft im Infozentrum! Ich muss allerdings konstatieren, mit den Sommersteinpilzen können sie zumindest duftmäßig nicht mithalten. Die sind absolut edel im Geruch, sowohl frisch beim Schneiden, wie auch in getrockneter Form. Der normale Boletus edulis duftet eher etwas herb. Wie es sich geschmacklich verhält, kann ich nicht sagen. Aber das ist ohnehin Geschmackssache.

Steinpilze haben sich derzeit in unseren Buchenwäldern zu einer regelrechten Landplage entwickelt, der niemand wirklich Herr werden kann.

Mit den Mamas und Papas startete ich heute morgen in den Reformationstag.

Dienstag, 31. Oktober (Reformationstag)The Mamas & The PapasMonday Monday – Den Tag der Reformation beging ich bei scheußlichem Wetter im Wald. Es war windig und regnerisch. Besonders beim Durchgang einer Kaltfront frischte der Wind kurzzeitig stark auf, so dass die Bäume knurrten. Eigentlich keine gute Idee, sich im Wald aufzuhalten, auch wenn es im Paradies ist. Hier erlebte ich vor einigen Jahren den Niedergang einer wirklich ausgewachsen Rotbuche. Es war wie ein kleines Erdbeben. Platt wie eine Flunder, wer davon getroffen wird. Und damals wehte im Vergleich zu heute nur ein laues Lüftchen. Tage zuvor tobte sich damals jedoch ein starker Sturm aus. Ein solcher soll sich zum Donnerstag in Richtung Westeuropa entwickeln, wird uns aber mit dem Schlimmsten in Ruhe lassen.

Heute im Paradies.

Und da darf dieser Glückspilz (Amanita muscaria) einfach nicht fehlen.

So traf ich mich gegen Mittag mit Irena am Paradies und weil auch Halloween war, brachte sie zur Begrüßung einen entsprechend gespenstisches Stück Kuchen für jeden mit. Der heiße Kaffee tat gut und wir brachen zu einer kleinen Exkursion durch dieses Laubwaldgebiet auf. Ja, einige Steinpilze waren auch unsere, aber wir haben nachgesammelt. Jemand vor uns hatte hier schon gemetzelt was das Zeig hält. Wir setzen um in das Heidenholz bei Ventschow. Ein absoluter Kult – Wald während unserer intensivsten Kartierungszeit in den 1990er Jahren. Ich erinnere mich beispielsweise an den Affenkopfpilz, besser bekannt unter der Bezeichnung Igelstachelbart, oder an den frischen „Weihnachtshallimasch“ von damals. Aber es gab auch heute eine recht interessante Pilzflora. Insbesondere tolle Cortinarien begeisterten mich mal wieder. Einen schönen Klumpfuß hatte vor einigen Jahren bereits Christopher Engelhardt mykologisch untersucht und ihm einen Namen gegeben. Andere Arten gaben mir wieder Rätsel auf.

Nicht jedoch dieser. Es dürfte der Verfärbende Schleimkopf (Cortinarius nemorensis) sein. Absolute Sicherheit liefert nur eine Sequenzierung. 31.10.2023 im Paradies am Standort.

Der Igelstachelbart war heute leider nicht vertreten. Aber dafür beglückte uns der Ästige Stachelbart (Hericium clathroides) mit seiner Anwesenheit im Paradies.

Und wie sollte es auch anders sein, am Ende waren unsere Körbe wieder blei, nein Steinpilzschwer voll geladen. Noch halten meine Dörrgeräte durch. Fragt sich bei dem Dauereinsatz wie lange noch. Nun liegt auch der Oktober schon wieder hinter uns. Anders als in anderen Jahren klang im Verlauf die Hauptsaison nicht allmählich aus, nein, sie lief immer mehr zur Hochform auf und der Oktober endete mit einer großen Steinpilz – Schwämme. Die 2. In diesem Jahr! Der Hochsommer im September und viel Regen im Oktober machten es möglich. Ich habe in meinem Messbecher, in der Innenstadt von Wismar, seit Monatsbeginn 115,5 Liter gezählt. 6,5 Liter kamen davon heute noch vom Himmel. Durchschnitt für den Oktober sind laut der mir zur Verfügung stehenden Klimatabelle 74,3. Er war also deutlich zu nass und er war auch der niederschlagsreichte Monat seit Beginn der Pilzsaison im April.

Mit diesem schönen Stimmungsfoto aus dem Paradies am Reformationstag 2023 möchte ich das Oktober – Tagebuch beschließen.

Weiter geht es unter „Wetter/Pilze November 2023“.