Winterimpressionen 2022

Winterschnappschüsse 2021/22

Winterimpressionen 2021/2022

Pünktlich zum meteorologischen Winterbeginn fiel der erste Schnee in Wismar. 02. Dezember 2021.

Als Zeichen dafür, dass der Steinpilz – Wismar auch in der Saison – Pause nicht gänzlich in den Winterschlaf gefallen ist, sollen, wie in den Vorjahren schon, in loser Folge einige Impressionen des aktuellen Winters zu sehen sein.

Wer heute auf die Pilzpirsch in den Wald wollte, hätte wohl besser einen Schneebesen dabei gehabt.

So hatte uns in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember, die offizielle Saison ist kaum zu Ende, schon der erste Schnee des Winters 2021/22 erreicht. Ob da schon das in diesen Tagen und Wochen so oft erklingende Kinderlied „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ nachgeholfen hat?

So sah es am Morgen des 2. Dezembers vor meiner Haustür aus. Der Roller blieb stehen und ich machte mich bei Schneetreiben zu Fuß auf dem Weg in das Infozentrum. Immerhin knapp 5 Kilometer und heute Abend das ganze Retour! Sollen ja gut tun, Spaziergänge an frischer Winterluft, wenn es schon nicht in den Wald geht.

Sturmtief Daniel ließ es nicht nur heftig pusten, er brachte in der Nacht auf den 02. Dezember auch einen regelrechten Schneesturm mit. Nur gut, dass der Schnee nass war, sonst hätte es wohl noch einige Probleme mehr mit Verwehungen gegeben.

Blick über die Eingangspforte eines verschneiten Wallgartens in der Hansestadt Wismar am 02.12.2021.

Sonntag, 05. Dezember (2.Advent)Schon wieder hatte es geschneit! Eine mehrere Zentimeter dicke Nassschneedecke sorgte heute morgen für vorweihnachtliche Stimmung. Zum Glück waren die Straßen in der Stadt gegen Mittag Schnee und eisfrei, so dass ich mit dem Roller fahren konnte. Zum Info – Zentrum, aber auch wieder zum Friedhof, um am Grab meiner Mutter ein Adventslicht anzuzünden. An sich bin ich ja nicht der klassische Friedhofsgänger, aber je älter man wird, um so mehr schwelgt man in Erinnerungen, lässt sein, nun allmählich ebenfalls dem Zielhafen entgegen treibendes Leben, Revue passieren. Immer häufiger muss ich an meine Kindheit denken und warum ich eigentlich die Advents- und Weihnachtszeit so liebe. Weniger aus religiösen Gründen, sondern eher aus romantischer Verliebtheit.

Sieht so eine Pilzberatungsstelle aus? Ja, wenn die Romantik der Kindheit mit einem durchgeht.

So kam es, dass ich in frühester Kindheit wohl schwer mit meinen Mandeln zu kämpfen hatte. Meine Mutter sagte einmal, sie hatte Angst, dass ich an meinen ständig geschwollenen Mandeln ersticken könnte. Die Dinger mussten also raus. Raus musste ich auch aus dem behüteten Nest von Mutter und Vater hinein in ein Krankenhaus. Der damaligen Poliklinik am Lindengarten, gleich um die Ecke vom heutigen Steinpilz – Wismar. Ich erinnere mich an das Flurlicht, das blaugrünlich durch das Türfenster meines Zimmers schimmerte und ich fühlte mich befremdlich. Hatte Sehnsucht nach hause. An der Decke hing ein großes, rundes Etwas, genannt Adventskranz. Meine erste Wahrnehmung vorweihnachtlicher Symbolik. Ich hatte Heimweh und machte mich im zarten Alter von drei oder vier Jahren auf Zehenspitzen aus dem Staub. Ich hatte schon einige der zahlreichen Treppenstufen im Inneren der Klinik  geschafft, als mich eine Krankenschwester ertappte und mich in mein Zimmer mit dem großen Adventskranz an der Decke zurück brachte und mich wieder in mein zugeteiltes Bettchen legte. Und dann war es soweit. Schälchen mit weißen Papiertüchern vor meiner Brust und dann wurde geschnippelt, so dass das Blut so richtig in die Schälchen tropfte. Man erinnert sich in so früher Kindheit sicher nur an das Wenigste, aber dass war schon eine brutale Sache. Ich musste wohl noch einige Tage in der Klinik bleiben und bekam die erste Zeit nichts zu essen und musste statt dessen irgendwelche Medizin oder Säfte trinken. Als ich dann wieder zu hause war, wurde auch dort der Adventkranz rausgeholt. Ein künstlich grüner Tannenkranz. Dazu ein Ständer mit roten Bändchen dran. Das hat mir gefallen, etwas feierliches in der sonst doch eher tristen Altbau – Wohnung einer Arbeiter – Familie. Dazu dann auch noch eine kleine, metallische Weihnachtspyramide mit zwei hell klingenden Glöckchen, die ihre Kreise im Kerzenschein zog. Ich war von diesem Wunderwerk begeistert und schaute diesem Karussell nur zu gerne zu. Jedes Jahr im Advent konnte ich es kaum erwarten, bis diese Jahresend – Utensilien wieder aus dem Schrank geholt wurden. Wie lange ist das nun schon her und wie schön war es doch als Kind, die Welt des Lebens zu entdecken. Leider denken wir ehemaligen Kindern meist erst so spät zurück, an diese wunderbare Zeit, wenn wir merken, dass auch unsere Lebensuhr allmählich dem Herbst entgegen tickt und der ewige Winter auch nicht mehr fern ist. Auch gerade diese dunkle, stille Zeit, ist dazu angetan, Danke zu sagen, wenn auch nur symbolisch.

Natürlich schaute ich auch wieder zu dem Stubben mit den Samtfuß – Rüblingen (Flammulina velutipes), die ich bereits am 1. Advent fotografierte. Sie waren noch da und haben sich prächtig entwickelt.

Was vor einer Woche jedoch nicht dort war, war dieses Herz. Jemand hat ein Herz für Pilze!

Mehrere Büschel hätten eine satte Pilzpfanne ergeben.

Herrliche Winterpilze!

Wer auch immer diesen Pilzen ein Herz gegeben hat, es hat auch meines berührt. Danke! 

An Maria Empfängnis gingen, wie seit Jahren im Dezember, 400 g getrocknete Steinpilze auf die Reise nach Emden.

Unser Vereinsmitglied Michael Junge sandte mir dieses Bild vom 3. Advents – Wochenende zu. Erfolgreiche Pilztour bei Schwerin.

Die Schokoladenbraunen Mürblinge (Psathyrella sarcocephala), am Fuße einer Linde vor St. Nikolai in Wismar, gedeihen nach wie vor prächtig. Standortfoto an St. Lucia.

Einen schönen Fund konnte Johanna Davids am 16. Dezember bei einer Wanderung durch das Brandenburgischen Loben  verbuchen. Der Lärchen – Schneckling (Hygrophorus lucorum). Die Art ist zumindest bei uns in Mecklenburg ziemlich selten.

Frische Winterpilze (Flammulina velutipes) am 18. Dezember 2021 im Prosekener Grund.

Die leckeren Pilze mussten natürlich mit. Pilzfreund Christian in Aktion. 18.12.2021.

Für die Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes) geht ein besonders günstiges Jahr zu Ende. 18.12.2021 im Prosekener Grund.

Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) an altem Pflaumenbaum zwischen Zierow und Wisch. 18. Dezember 2021.

Die Rötelblättrigen Mürblinge (Psathyrella sarcocephala) an der Wismarer St. Nikolai gedeihen nach wie vor prächtig. 18.12.2021.

Trotz Corona allen Leserinnen und Lesern ein schönes und gesundes Weihnachtsfest 2021 und ein guten Rutsch in das hoffentlich beste Pilzjahr aller Zeiten – 2022!

Ein frohes, neues Jahr wünschen Christian Ehmke und Torsten Richter:

http://www.ostseepilze.de/aktuell/

Mit diesem schönen Schnappschuss von Irena Dombrowa möchten wir in das neue Pilzjahr 2022 starten. Sie fotografierte diese Orangeseitlinge (Phyllotopsis nidulans) am 13. Januar 2021 in ihrem Garten in Keez.

Winter im Paradies. 15. Januar 2022.

Orangeseitling (Phyllotopsis nidulans) mit Schnee. Das Bild sandte mir Michael Junge am 26.01.2022 zu.

Hier sehen wir wahrscheinlich den Krumstiel – Schüppling (Pholiota tuberculosa). Foto: Michael Junge.

Tolles Stimmungbild von Judasohren (Hirneola auricula – judae). Ebenfalls von Michael Junge fotografiert.

Michael haben wir auch dieses Foto zu verdanken. Es zeigt Samtfuß – Winterpilze (Flammulina velutipes).

Diese Pilze fand und fotografierte Christopher Engelhardt am 05. Februar 2022 im Forst Schönberg. Es dürfte sich um den Fettigglänzenden Blätterschüppling (Pholiota oedipus) handeln. Ein typischer Winterpilz.

Am 07. Februar sandte mir Frau Dr. Wobst aus Leer dieses Foto zu. Fotografiert an Maria Lichtmess unter Fichte. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um den Schmutzigen Rötel – Ritterling (Lepista sordida).

Aktuelles von Ostseepilz Christian Ehmke: http://www.ostseepilze.de/aktuell

Bei mildem, aber trübfeuchtem und recht windigem Wetter trafen sich Christopher Engelhardt aus Lübeck und Reinhold Krakow aus Wismar zu einer Winterexkursion um den Vielbecker See bei Grevesmühlen.

Gleich zu Beginn an Weide ein kleines Büschel leckerer Speisepilze. Der Weiden – Samtfußrübling (Flammulina elastica). Er unterscheidet sich praktisch nur durch Mikromerkmale (andere Sporengröße) von Winterrrüblingen auf anderen Substraten.

Wer das Judasohr (Hirneola auricula judae) liebt, heute hätte es sich gelohnt!

Hier sehen wir sehr wahrscheinlich das Kugelsporige Stummelfüßchen (Crepidotus cesatii).

Der Weidendrüsling (Exidia recisa).

Frische Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor).

Sehr markant, die Großporige Datronie (Datronia mollis).

Der häufige Runzlige Schichtpilz (Stereum rugosum) liegt meist resupinat dem Substrat (Laubholz) an und rötet auf Reibung.

Ausgereifte Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum).

Durchaus nicht gewöhnlich, der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) an Vogel – Kirsche (Prunus avium).

Schneespanner (Phigalia pilosaria). Natürlich kein Pilz, sondern ein Schmetterling des Winters. Fotografiert und Bestimmt von Christopher Engelhardt.

Chris beim fotografieren winziger Krüppelfüßchen mit seiner Spezialkamera für Makromotive. Man beachte die üppigen Judasohren!

In meiner Datenbank unter der Bezeichnung Skeletocutis nivea (Halbresupinater Weichporling) geführt, soll es diesen Pilz nach neueren Erkenntnissen in Europa gar nicht geben. Er wurde aufgespalten in Skeletocutis semipileata und Skeletocutis nemorales.

Skeletocutis nemoralis noch einmal von Chris Engelhardt in Szene gesetzt.

Die Erlenkätzchen – Becherlinge (Ciboria amentacea) sind bei der milden Witterung inzwischen auch schon kräftig zu Gange. Foto: Christopher Engelhardt.

Ein schöner Fund war der Zarte Helmling (Mycena tenerrima) am Fuße einer Erle direkt am Ufer des Vielbecker Sees. Finder und Bestimmer war Chris Engelhardt aus Lübeck.

Im Prinzip ganzjährig zu finden ist der Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus). Jung zubereitet ein durchaus schmackhafter Suppenpilz zum sofortigen Verbrauch.

Soweit einige Impressionen vom 09. Februar 2022.

Der Valentinstag 2022 war ein sehr milder Wintertag. Montag, der 14. Februar 2022 und der wettertechnisch beste Tag der Woche, die im Verlauf immer stürmischer werden soll. Grund genug, um sich mit Christopher Engelhardt zu einer weiteren Winterexkursion zu verabreden. Wir suchten uns als Ziel die Wälder zwischen den Ortschaften Lübow – Levetzow und Kahlenberg aus. Hier einige Impressionen: 

Wir starteten am Schmiedeteich.

An altem Brennnesselstängel ein Stummelfüßchen. Wahrscheinlich handelt es sich um Crepidotus luteolus.

Welches von Christopher Engelhardt beim näheren Hinsehen bestätigt werden konnte.

Die Fruchtkörperoberfläche ist besonders zur Anwachsstelle gelblich getönt.

Leckere Speisepilze an einem Kiefernstubben: Graublättriger Schwefelkopf (Hypholoma capnoides).

Chris in Aktion mit seiner Unterwasserkamera, die natürlich auch oberhalb des Wasserspiegels ganz vorzügliche Makroaufnahmen bietet.

Unser Interesse galt hier einem besonders auffällig gefärbten, resupinaten Schichtpilz, der auf der Unterseite eines bereits recht stark vermorschten Kiefernstammes wuchs.

Ein sehr schöner Fund war auch der Zweifarbige Knorpelporling (Gloeoporus dichrous) an einem toten Eichenknüppel.

Eine recht häufige, resupinate Art ist der Fleischrote Zystiden – Rindenpilz (Peniophora incarnata) an Laubholz.

An einem am Boden liegenden Eichenstamm fanden sich geradezu monströse Exemplare des Stoppligen Drüslings (Exidia truncata).

Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum).

Der Fichten – Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) ist ein großer Forstschädling in Fichten – Monokulturen.

Wer den Erlenkätzchen – Becherling (Ciboria amentacea) finden und Kartieren möchte, sollte sich jetzt auf die Socken machen. Der milde Februar lässt sie derzeit kräftig sprießen.

Immer wieder mäandern kleine Bachläufe durch das vielseitige Waldgebiet.

Winter – Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea).

Häufig an verschiedenen, toten Laubhölzern, der Winter – Stielporling (Polyporus brumalis).

Ein häufiger Pyrenomycet an toten Eichenästen. Viele Dank an Chris Engelhardt aus Lübeck!

Nicht nur an totem Eichenholz fruktifiziert der Herbe Zwergknäuling (Panellus stypticus).

Weiße Haarbecherchen (Lachnum virigineum) an den im alten Falllaub feucht liegenden Bucheckern – Fruchtschalen das ganz Jahr hindurch zu finden. Foto : Christopher Engelhardt.

Nicht selten und oft in dichten Büscheln findet sich in der kalten Jahreszeit an Laubholzstubben der Winter – Helmling (Mycena tintinabulum).

Junge Pflaumen – Feuerschwämme (Phellinus tuberculosus) an Prunus spinosa.

Xanthoriicola physicae, schwarze Becherlinge, die auf Gelbflechten parasitieren. Fotografiert und bestimmt von Chris Engelhardt am 14. Februar 2022 im Wald bei Levetzow/Kahlenberg.

Und zum Schluss noch etwas Spinnerei von Chris: Schwarzaugenkanker (Rilaena triangularis).

Der Kreis schließt sich allmählich und unsere Exkursion neigt sich dem Ende zu.

Wir konnten knapp 50 Pilzarten notieren.

Der Winter 2021/22 wird als ein milder in die Geschichte eingehen. Ein wirklicher Winter sieht anders aus. Wir liegen meist etwas südlich der Polarfront in einer westlichen Höhenströmung. Mitte Februar lag der Jetstream allerdings zeitweise genau über unseren Köpfen. Daher kann bei Passage kräftiger Tiefdruckgebiete der starke Höhenwind in labiler Schichtung auch bis zum Boden herunter gemischt werden. So auch in der Nacht vom 16. zum 17. Februar 2022. Das Orkan – Tief „Ylenia“ zog über große Teile Deutschlands und sorgte für Schäden, Stromausfälle und Unterbrechungen im Bahnverkehr.

Orkan „Ylenia“ fühlte sich direkt vor meiner Haustür berufen, dem Leben dieses Baumes ein Ende zu setzen, dessen Krone nun den Gehweg versperrt.

Neues Ungemach droht in der Nacht vom 18. zum 19. Februar. Dann folgt ein kleines Schnellläufertief namens „Zeynep“. Es führt ein sehr gefährliches Orkanfeld mit sich, das besonders über die Küstenregionen mit voller Wucht hinweg zieht. Auch Mecklenburg liegt auf seiner Zugbahn und soll voll getroffen werden. Kommt es so, wie es die Wettermodelle 36 Stunden vorher berechnen, ist mit schlimmen Schäden bis hin zu Verwüstungen zu rechnen. Dagegen dürfte „Ylenia“ nur ein lauer Vorgeschmack gewesen sein. Die Generalprobe sozusagen für Größeres. 

Aprilwetter am Alten Hafen in Wismar nach Orkan Zeynep am 19. Februar 2022.

Dunkle Schauerwolken auf der einen Seite, etwas Sonne auf der anderen Seite.

Und noch einen Panorama – Blick auf die Welterbe- und Hansestadt Wismar vom Alten Hafen aus. 19.02.2022.

Orkan Zeynep soll übrigens in den Wäldern von Mecklenburg – Vorpommern katastrophale Schäden angerichtet haben.

Am 20.02.2022 waren Cristopher Engelhardt und Torsten Richter zu einer Exkursion in die Wittenborner Kiesteiche aufgebrochen.

Auch die Braunolivscheibige Velaturina konnten sie dort entdecken und bestimmen.

Etwas seltenes im Winter 2021/22. Dicker Flockenwirbel am Mittag des 21. Februar 2022 in der ABC Straße. Auf der Rückseite von Sturm Antonia hat sich aktives Schauerwetter in höhenkalter Luft eingestellt.

Mittwochsexkursion am 23. Februar 2022

Alle guten Dinge sind drei, so heißt es in einem bekannten Spruch. So traf ich mich heute zum 3. mal in diesem milden Winter mit Christopher Engelhardt aus Lübeck zu einer außerplanmäßigen Exkursion am Mittwoch, dem 23.02.2022, an Renates Grillhütte bei Gressow. Zunächst holte ich jedoch eine junge Dame, die sich gerade auf der Walz befindet und einen Zwischenstopp in Wismar einlegt hat, ab. Wir lernten uns tags zuvor im Info – Zentrum kennen, denn sie hegt im späteren Leben Interesse an einer Ausbildung zur Pilzsachverständigen. So kam sie nicht daran vorbei, bei mir mal herein zu schauen und sich nach den Modalitäten zu erkundigen. Schließlich lud ich sie gleich am nächsten Tag zu unserer geplanten Exkursion ein, denn auch im Winter gibt es Pilzarten, die diesbezüglich durchaus von Interesse sein könnten. Diana, wie die Kirchenmalerin heißt, willigte ein, das Wetter spielte mit und unsere winterliche Exkursion mit Bestandsaufnahme hat nicht nur sie bereichert. Wir konnten allerhand Arten fotografieren und notieren und selbst eine ausgiebige Mahlzeit von Speisepilzen sprang am Ende für Diana heraus.  

Ich suchte ein Gebiet im Messtischblatt (2134) = Wismar aus, in dem ich zu meiner Schande gestehen muss, bisher noch nicht unterwegs gewesen zu sein. Zunächst erkundeten wir einen Teil des Uferbereiches des sogenannten Moorsees bei Tressow und anschließend einen Mischwald bei Krönkenhagen.

Wir starten! links liegt der Moorsee und wir begaben uns zunächst in die ihn umsäumenden Grauweiden.

Diana und Chris beäugen zunächst Flechten.

Wie viele andere Flechten, wird auch die Gemeine Gelbflechte (Xanthoria parientina) von Pilzen dominiert. Gut sind die Aphotezien (Becher) der Schlauchpilze zu erkennen.

Dieser Gemeine Feuerschwamm (Phellinus igniarius) hat sich eine „Pelzmütze“ aufgesetzt. Nicht nötig, der Winter ist mild!

Auf der Walz ist man viel bei Wind und Wetter und in der freien Natur unterwegs. Diesen Goldgelben Zitterling (Tremella mesenterica) verwendet Diana gerne in einem Süppchen. Ein Pilz, den sie als eventuell angehende Pilzberaterin bereits kannte.

Kräftig mit Algen besetzt sind die Konsolenoberflächen dieser Striegeligen Trameten (Trametes hirsuta). Sie dürften wohl kaum aufgrund ihrer holzigen Konsistenz als Nahrungs- und Genussmittel verwendbar sein.

Gerne unter Weiden findet sich der leuchtend rote Österreichische Kelchbecherling (Sarcscypha austriaca). Er ist eher ein Augenschmaus im tristen Wintergrau.

Tabakbrauner Borstenscheibling (Hymenochaete tabacina) an Weidenästen.

Aufgequollene, wachsartige Kruste des Eichen – Rindensprengers (Vuilleminia comedens).

Chris auf dem Boots- und Angelsteg am Moorsee.

Bitte still halten, denn auf den Perithezien des Blasenförmigen Eckenscheibchens sitzen noch winzige Pustelpilze.

Blasige Eckenscheibchen (Diatrype bullata) auf Weidenholz. Besonders rechts oben mit Pustelpilzen.

Blasige Eckenscheibchen mit Nectria diatrypicola. Foto. Chris Engelhardt.

Bild Chris Engelhardt.

An toten Eichenästen findet sich sehr häufig der Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina).

Über diese, bereits sehr wacklige Bank aus massivem Holz haben sich hungrige Schmetterlings – Trameten her gemacht.

Dieser hügelige Wald- und Feldweg führt zum 2. Exkursionsgebiet, dem Wald bei Krönkenhagen im Hintergrund.

An sonnig und trocken liegenden Stämmen von Birke fühlt sich der Gemeine Spaltblättling (Schizophyllum comune) so richtig wohl.

Der Fleischrötliche Zystidenrindenpilz (Peniophora incarnata) an totem Laubholz.

Auch die Großporige Datronie (Datronia mollis) besiedelt totes Laubholz.

Und wird hier von einem hungrigen Monster befallen. 

Es ist ein Fadenfrucht – Schleimpilz mit wissenschaftlichen Namen Badhamia utricularis. Von ihm werden gerne Striegelige Schichtpilze oder wie hier die Großporige Datronie befallen. Beide Bilder von Chris Engelhardt inklusive Bestimmung.

Trotz des vielen Regens der letzten Wochen ein immer noch weitgehend trocken gelegter Erlenbruch.

Erlen – Schnitzlinge der Gattung Naucoria b. z. w. Alnicola oder doch Tubaria?

Ich denke, zwar an totem, feuchtem Laubholz und nicht an abgestorbenen, krautigen Stängeln, sollte es sich doch um das Flaumige Krüppelfüßchen (Crepidotus luteolus) handeln.

Im Herbst meist ein Massenpilz und im Winter eher die Ausnahme, sehen wir hier recht alte Mäuseschwänzchen. (Baeospora myosura).

Gut zu Erkennen an seinem Anis – Geruch ist der Duft – Trichterling (Clitocybe fragrans). Giftig!

Zu den häufigsten Blätterpilzen des Winters zählt der Gemeine Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea).

An den Seitenflächen alter Eichen – Stubben findet sich häufig der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).

Etwas in der Jahreszeit geirrt hat sich auch dieser Horngraue Rübling (Collybia asema).

An einer mächtigen und alten Buche in Waldrandnähe eine große Traube riesiger und frischer Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus). Zwar klassische Winterpilze, aber für Ende Februar dennoch etwas verspätet.

Diana hat sich in luftiger Höhe und voller Freude auf eine Astgabel begeben, um dem unverhofften Pilzsegen habhaft zu werden und von Chris im Bild festgehalten.

Behutsam reicht sie mir ihre Ernte herunter. Foto: Chris Engelhardt.

Gleich daneben lag ein dicker Ast selbiger Buche bereits eine Weile auf dem Waldboden und war großflächig von diesem Rindenpilz überzogen. Er gab uns im ersten Moment Rätsel auf. Aber wie zufällig nahm ich einen sehr markanten wie bekannten „Duft“ war, der uns sogleich die Erleuchtung brachte: Mottenkugel – Lederrindenpilz (Skytinostroma hemidichophyticum).

Sucht man zu dieser Jahreszeit gezielt alte Haselnusssträucher ab, so dauert es meist nicht lange und unsere Augen können den Kleiigen Haselbecher (Encoelia furfuracea) erblicken. Zwar kein Speisepilz, aber für unsere Kartierung, wie auch für ein Foto, immer gut.

Anders an Schwarzem Holunder. Die hier besonders im Winter fruktifizierenden Judasohren (Hirneola auricula – judae) sind beliebte Speisepilze.

Auch Diana sind sie ein Foto wert.

Auch der Rotrandige Baumschwamm ist ein Foto wert. Rechts unten sehen wir noch den Flachen Lackporling.

Auch wenn die Hutkannte hier gerade weißlich erscheint, es ist ein frischer Zuwachsrand, nennt sich dieser häufige und dekorative Porling doch Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).

Fomitopsis pinicola – auch die wissenschaftliche Bezeichnung ist etwas irreführend, denn wir finden den Pilz keineswegs nur an Nadelholz.

Dieser leicht kenntliche Porling geht allerdings niemals fremd. Der Eichenwirrling (Daedalea quercina) bleibt immer seinem Wirtsholz treu.

Alte Birnenstäublinge (Lycoperdon pyriforme) aus dem letzten Herbst.

Nicht nur für Diana ein schönes Erinnerungsfoto von einer schönen Pilztour mitten im Winter und von Christopher Engelhardts Kamera stimmungsvoll im Bild festgehalten. 23. Februar 2022 bei Krönkenhagen.

Nach dem wir uns an Renates Imbisshütte gestärkt haben, wurde nochmals die reiche Ernte bewundert. Chris und Reinhold wünschen dir, liebe Diana, alles gute weiterhin auf deiner Walz. Es soll gleich morgen in Richtung Bayern gehen. Viel Glück und Gesundheit auf den Weg!

Soweit einige Eindrücke und Impressionen aus dem milden Winter 2021/22.