Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Wetter und Pilze November 2020
Der Oktober hat 31 Tage! – Leider habe ich das Oktober – Tagebuch so voll geladen, dass es keine Speicherkapazität mehr übrig hat. Ich kann nicht einmal mehr die dummen Fehler korrigieren, dir mir immer wieder unterlaufen. So kommt „viel mir ein“ natürlich nicht von viel, sondern von einfallen!
Beginnen wir das November – Tagebuch zunächst mit dem letzten Oktober – Eintrag und einem kleinen Fazit zum vorletzten Monat des Pilzjahres 2020.
Sonnabend, 31. Oktober (Reformationstag) – Heute habe ich mich mit unseren Berliner Pilzfreunden Beatrice und Christian zu einer individuellen Pilzwanderung in den Jülchendorfer Buchen getroffen. Es ging in erster Linie darum, das bereits vorhandene Wissen zu erweitern, zu festigen und vielleicht auch neues kennenzulernen. Dabei standen einige Arten wie Herbsttrompeten und Trompeten – Pfifferlinge auf der Wunschliste. Leider war der Wald nicht in der Verfassung, uns diesen Wunsch zu erfüllen, bis auf drei winzige Trompeten – Pfifferlinge, die in einem Sternenmoospolster steckten. Überraschenderweise begegneten wir auf unserer Tour auch drei Mitgliedern des Rehnaer Pilzvereins. Sie waren auf der Suche nach pilzlichem Grillmaterial für heute Abend. In den Jülchendorfer Buchen fanden sie dafür geeignete Steinpilze. Das reichte aber nicht und sie wollten noch einige andere Spezialitäten, wie beispielsweise Edel – Reizker. Diese konnte ich dann auch den Berliner Pilzfreunden in Aussicht stellen, falls wir das Revier wechseln. Gesagt, getan, ging es sogleich in das nicht weit entfernte Kaarzer Holz. Sowohl die Rehnaer Pilzfreunde, wie auch Beatrice und Christian, kamen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Der Grillabend war gerettet, nein, nicht ganz, Maronen mussten noch eingesammelt werden und die Berliner Gäste hatten am Abend alle Hände voll zu tun, um ihre Ernte zu verarbeiten. Christian schwärmte Regelrecht, es sei hier wie im Märchen. Von so vielen, wunderbaren, rotmilchenden Reizkern kann man bei uns nur träumen! Das Wetter war dazu fast frühlingshaft mild, trotz dauerbewölktem Himmel.
Und nun noch einige Worte zum zu Ende gehenden 7. Monat der Pilzsaison 2020. Wie erwartet, brachte er uns den Höhepunkt des Pilzjahres. Noch zaghaft zu Beginn, steigerte sich das allgemeine Frischpilzaufkommen bis gegen Ende kontinuierlich. Das Maximum erreichten wir um den 20. Oktober herum. Es gab zwar vergleichsweise wenige Röhrlinge, aber dafür reichlich jahreszeittypische Gattungen wie Helmlinge, Trichterlinge, Ritterlinge, Schirmlinge, Schleierlinge. Auch Stubbenpilze wie beispielsweise Stockschwämmchen und Hallimasch waren zumindest regional und punktuell reichlich dabei. Von den Röhrlingen waren hauptsächlich Butterpilze und Derbe Rotfüßchen in größeren Mengen zu finden. Im letzten Oktoberdrittel auch verstärkt Maronen – Röhrlinge.
Sonntag, 01. November (Allerheiligen) – Kein Kirchgang war heute angesagt, obwohl, es ging ja in den Wald! Und das kann spiritueller sein, als der Besuch der kleinsten Dorfkirche oder des prunkvollsten Doms. Einfach Natur pur. Ein Ort der Schöpfung in jeder Hinsicht. Je naturbelassener der Wald, also je wilder und unaufgeräumter, um so göttlicher kommt er daher. Leider vergessen viele gottesgläubige Menschen, zu wem sie ihre Gebete eigentlich sprechen. Gebete aufsagen und Frömmigkeit an den Tag legen, dass ist nichts anderes, als der Natur zu huldigen und Beistand von ihr zu erhoffen. Gott = Natur, Natur = Gott! Anders kann es nicht sein! Heute wird in katholischen Regionen aller Heiligen gedacht. Wir taten es heute auf unsere Art, im Ramen einer Vereinsexkursion. Unsere Heiligtümer begegneten uns auf Schritt und Tritt. Jedes noch so kleine Pilzchen, ein Wunderwerk der Schöpfung! So waren wir am Ende der Exkursion fast erschöpft, von so viel Schöpfungspotential, welches uns heute geboten wurde.
Da ab morgen größere Zusammenkünfte wieder untersagt sind, war es die letzte Pilzwanderung, die der Steinpilz – Wismar in diesem Jahr anbieten kann. Wir erlebten eine kurze Wander- und Exkursionssaison. Anstatt ab April, konnten wir Corona – Bedingt erst Mitte Juni starten und nun wird uns auch schon wieder der Ausklang des Pilzjahres beschnitten. Das heißt allerdings, nur Aktivitäten in größeren Gruppen. Die letzten Mittwochsexkursionen finden wie geplant statt, allerdings mit sehr begrenzter Teilnehmerzahl.
So trafen sich einige Pilzfreunde um 08.00 Uhr in Wismar und fuhren nach Sternberg. Dort erwarteten uns weitere Teilnehmer und wir steuerten von hier aus das Zielgebiet an, die Peeschen Tannen bei Dabel/Holzendorf. Überwiegend Nadelforste, durchsetzt auch von Laubholz, wobei ein Großteil von der Pest des Waldes, der Spätblühenden Traubenkirsche, gebildet wurde. Diese breitet sich seit Jahrzehnten als Neophyt insbesondere in den sandigen Kiefernwäldern immer mehr aus. Ursprünglich stammt der Baum, der in unseren Breiten meist nur in Strauchform daher kommt, aus Nordamerika. Dort ist er ein richtiger Baum und liefert wertvolles Nutzholz. Deshalb wurde er auch nach Europa gebracht. Doch die Klimabedingungen ließen kein optimales Wachstum zu und nun wird der Strauch offensichtlich durch Vögel immer weiter verbreitet.
Wie dem auch sei, die Traubenkirsche behinderte uns heute kaum und der restliche Baumbestand mit seinen Abfallproduckten ließ ein üppiges Frischpilzaufkommen zu. So erlebten die 8 Teilnehmer bei ausgesprochen mildem November – Wetter eine der schönsten und artenreichsten Vereinsexkursionen, die wir jemals durchführten. Eine sehr angenehme Truppe. Alle waren entspannt und wissbegierig bei der Sache. Es wurde zwar immer mal wieder die Zwischenfrage der Essbarkeit gestellt, aber die Kartierung stand eindeutig im Mittelpunkt. Diesbezüglich kam am Ende doch einiges zusammen und eine stattliche Artenliste war das Resultat.
Morgen soll es sogar ein letztes mal in diesem Jahr richtig warm werden. Ehemals tropische Wirbelstürme haben Subtropikluft im Gepäck. Ab Dienstag soll es sich spürbar abkühlen und Hochdruck macht sich allmählich breit. Regen wird dann erstmal kein Thema mehr sein. Die letzten Regenfälle brachten immerhin 14 Liter in meinen Messbecher. Trotz Abkühlung, scheinen die Temperaturen auch mittelfristig eher moderat bis mild auszufallen. Bei uns in M-V ist in klaren Nächten zwar in ungünstigen Lagen geringer Bodenfrost möglich, dass wird aber auf die Entwicklung an der Pilzfront kaum Auswirkungen haben. Die Artenvielfalt wird so oder so geringer, denn Mitte des Monats beginnt bereits der Pilzwinter!
Montag, 02. November – Ein Hauch von Spätsommer lag heute nochmals in der Luft. Zum Teil war es Rekordwarm für November. Auch in M-V wurde die 20 Grad Marke geknackt! Das war`s dann aber auch mit der Wärme in 2020. Am Abend zieht eine Kaltfront durch und morgen befinden wir uns wettertechnisch wieder in der Normalität für diese Jahreszeit. Es weht uns also eine ganz andere Luft um die Ohren, als an den letzten Tagen. Allerdings wird es nicht richtig kalt und die Tageshöchsttemperaturen liegen auch im weiteren Verlauf zwischen 10 und 15 Grad. Insbesondere zum Wochenende hin kann wieder etwas mildere Luft einfließen. Auf den Profi – Wetterkarten der mittelfristigen Trend `s war heute jedenfalls kein frühwinterliches Wetter bis Mitte des Monats auszumachen. Selbst wenn es in ruhigen und wolkenlosen Nächten am Boden, insbesondere weiter im Binnenland, auch mal frieren sollte.
Im Vergleich, zu dem, was derzeit an der Pilzfront los ist, halten sich die Beratungen in Grenzen. Das liegt auch an der vorgerückten Jahreszeit. Die Ausstellung habe ich heute ein letztes mal in diesem Jahr mit Frischpilzen bestückt. 127 Arten liegen nun noch bis Donnerstag Mittag auf den Moosflächen. Danach wird zurück gebaut und es verbleibt der Dauerausstellungsbereich mit Porlingen, Schichtpilzen, Bauchpilzen und all dem, was pflegeleicht und haltbar ist. In meinen Sammelbehältnissen landen ab sofort eher Bastelutensilien aus Wald und Flur für das Adventsgeschäft. Es sei denn, es sind Speisepilze für unsere Trockner in ausreichenden Mengen und guter Qualität vorhanden.
Dienstag, 03. November – Die verschärften Corona – Regeln greifen nun. Das habe ich heute deutlich in der Stadt gespürt. Viele halten sich offensichtlich daran, und das ist auch gut so. Waren seit dem Sommer und noch bis in die letzte Woche hinein sehr viele Menschen in den Straßen unterwegs, auch viele Touristen, so erinnerten mich heute relativ leere Straßenzüge in der historischen Innenstadt von Wismar, in der sich auch der Steinpilz – Wismar befindet, an den Lockdown vom Frühling. Wir erleben im November zwar nur eine weichgespülte Variante, aber es ist dringend notwendig, damit zumindest eine Verringerung der täglichen Neuinfektionen und vielleicht sogar ein Rückwärtstrend möglich sind.
Gesundheitlich versprechen und erhoffen wir uns einen positiven Trend, wirtschaftlich wird es nun auch für den Steinpilz – Wismar wieder schwieriger. Zum Glück ist noch etwas Geld von der bewilligten und ausgezahlten Corona – Soforthilfe vom Frühling vorhanden und auch die zurückliegenden Wochen liefen aus finanzieller Sicht ganz gut, obwohl gerade auch die größeren Veranstaltungen nicht stattfinden konnten. Nicht zu vergessen die Vereinsbeiträge von den Mitgliedern der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V., sowie teils ansehnliche Spenden, die hin und wieder auf das Vereinskonto eingingen und vielleicht auch noch eingehen, werden helfen, dass der Steinpilz – Wismar in den nächsten Monaten nicht in ein zu wildes Fahrwasser gerät und Gefahr läuft, zu stranden.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön all diejenigen, die das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar auch in diesem Jahr wieder mit einer Spende unterstützt haben!
Zum eigentlichen Thema – Wetter und Pilze: Auch heute ist in den mittelfristigen Modellläufen (14 Tage) kein Wintereinbruch auszumachen. Im Gegenteil, die Großwetterlage scheint immer wieder in ihr eingespieltes Muster zurückzufallen. Das heißt, wir werden meist in einer südlichen Anströmung liegen, da ein kräftiges Tiefdrucksystem, gesteuert vom Island – Tief, immer wieder weit nach Süden über den Ostatlantik abtropft und dadurch milde Luftmassen, subtropischen Ursprungs, nach Mitteleuropa gelangen können. In ruhigen, klaren Nächsten kann es allerdings hin und wieder in ungünstigen Lagen zu Bodenfrost kommen, aber das ist im November völlig normal und wird sich kaum auf die Entwicklung an der Pilzfront auswirken. Die meisten Herbstarten sind inzwischen über ihr Maximum hinweg und werden sowieso ihr Wachstum zurückfahren. Andere Arten des Spätherbstes und Frühwinters werden über die erfrischenden Temperaturen hoch erfreut sein und sich eher animiert fühlen.
Es gibt offensichtlich sogar schon Wälder, in denen es pilztechnisch schon sehr ausgedünnt ist. So telefonierte ich heute Abend mit Pilzfreundin Angelika aus Hagebök, die heute in ihrem Hauswald, dem Züsower Forst, unterwegs war. Hier sei Trostlosigkeit eingekehrt. Kaum noch Frischpilze und von ihren geliebten Steinpilzen waren nur noch Leichen zu finden. Ganz anders Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein. Er schrieb mir kürzlich, dass im Staatsforst Rehna nun endlich die Post abgeht. Selbst Herbsttrompeten scheinen hier nun noch loslegen zu wollen. Auch in den Peeschen Tannen erlebten wir am vergangenen Sonntag eine artenreiche Jahresabschlussexkursion. Es kommt also, wie schon seit dem Sommer, immer darauf an, in welcher Region und in welchem Wald man gerade unterwegs ist. Wobei ich anmerken möchte, Pilze gibt es auch dann, wenn die klassischen Speisepilze gerade Pause machen. Für uns ist das so, für viele Mykophagen gibt es jedoch keine Pilze, wenn ihre Handvoll Hausarten gerade nicht wachsen wollen, aber ansonsten der Wald voll steht mit „Giftpilzen“.
Mittwoch, 04. November – Ein neues Messtischblatt wurde heute in Folge unserer Mittwochsexkursionen in Angriff genommen. MTB 2337 = Dabel. Im Dürresommer 2018 war es schon einmal in Arbeit. Damals, wie man sich denken kann, mit äußerst geringem Erfolg. Das ist im Spätherbst selbstverständlich anders, da Trockenheit in der Regel keine große Rolle mehr spielt. Im 1. Quadranten befindet sich jede Menge Wald. So auch die Peeschen Tannen und die Achtertannen. In den Peeschen Tannen waren wir bereits am vergangenen Sonntag im Zuge einer Vereinsexkursion unterwegs. Wir, das waren heute, außer meiner Wenigkeit, noch ein junges und sehr nettes sowie interessiertes Pärchen aus Warin. Wir entschieden uns für die Waldbereiche westlich des Holzendorfer Sees und begannen unsere Tour an der Badestelle in Dabel. Sandboden, Laub- und Nadelwälder, b. z. w. Forste, waren hier im Angebot. In den letzten Wochen und Monaten wurde allerdings massiv Holzeinschlag betrieben und Wiederaufforstungsmaßnahmen durchgeführt. Nicht nur trockengeschädigte Nadelbäume waren davon betroffen, auch reichlich Pappeln mussten dran glauben.
Mit der Artenvielfalt konnten wir durchaus zufrieden sein und auch eine ausgiebige Pilzmahlzeit war für meine Gäste gesichert. Hauptsächlich bestehend aus herrlichsten Stockschwämmchen und Maronen – Röhrlingen. Ich konnte 83 Arten im Feld bestimmen und aufschreiben. Auch Fotos für dieses Tagebuch waren wichtig. Das Wetter spielte mit. Sonnig, aber im Vergleich zum Wochenende relativ frisch. In der Sonne ließ es sich jedoch gut aushalten.
Donnerstag, 05. November – Heute habe ich die letzten Frischpilze der Bio – Tonne anvertraut und die zugehörige Ausstellungsfläche abgebaut. Frische Pilze gibt es jetzt nur noch in geringer Zahl, auf der Fläche der Dauerexponate zu sehen. Winterputz ist angesagt und Adventsgestecke werden in den nächsten Wochen für mich, wie immer zum Jahresende, im Mittelpunkt stehen. Das heißt aber nicht, dass ich die Entwicklung an der Pilzfront aus den Augen verlieren werde. Schon morgen geht es mit einem Wismarer Pilzfreund wieder hinaus in den Wald und auf die Heide. Für ihn stehen Speisepilze zur Fahndung ausgeschrieben und ich werde mich wohl vordergründig um natürliche Adventsdekoration kümmern. Beispielsweise um Moos, Blaugräser, Rentierflechte, Zapfen u. s. w. Dabei kommt mir zu gute, das wir mit dem Auto fahren und somit mehr Ladefläche zur Verfügung steht. Mein dienstlich, wie privat genutzter Leichtkraftroller, geht während dessen in die Werkstadt zum Öl- und Reifenwechsel. Die Bereifung, besser gesagt, das Profil des Hinterreifens ist abgenutzt und kann bei den rutschigen Straßen im Spätherbst und Winter zur Unfallgefahr werden.
Die öffentliche Wanderung, die für den kommenden Sonnabend vorgesehen war, wird Corona – bedingt abgesagt. Im kleinen Kreis ist allerdings weiterhin etwas möglich, so dass ich sowohl am Sonnabend, wie auch am Sonntag, jeweils eine individuelle Wanderung im Familienverband auf dem Plan habe. Ich bin also weiterhin noch ganz gut ausgebucht.
Beim Wetter geht es zunächst mild weiter und von Nachtfrösten bleiben wir vorerst noch weitgehend verschont. Im weiteren Verlauf deutet sich über Deutschland aber eine Zweiteilung der Luftmassen an. Die Atlantik – Tiefs rücken wohl etwas weiter nach Westen, versorgen aber Westdeutschland weiterhin mit milder Luft. Bei uns in den Osten und Nordosten könnte am Rande eines Hochs möglicherweise kältere Kontinentalluft einfließen. Die mittelfristigen Modelläufe von heute Mittag deuten sogar zur letzten November – Dekade das Einsickern von russischer Frostluft an. Damit wären nicht nur Nachtfröste verbunden, selbst tagsüber würden wir dann kaum noch das positive Temperatur – Spektrum erreichen. Der Winter würde seinen Einstand geben. Hoffen wir, dass sich die Modelle verrechnet haben und dieses Szenario noch etwas nach hinten schicken.
Freitag, 06. November – Heute brachte ich meinen Dienstroller in die Werkstadt zum Öl und Reifenwechsel. Am Nachmittag konnte ich ihn wieder abholen. Die Zwischenzeit habe ich genutzt, um mit einem Wismarer Pilzfreund in den Wald zu fahren. Ziel war das Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg. Heideartiges Gelände mit mehr oder weniger großen Bauminseln und kleineren Waldflächen. Die Oberen Seen werden vor allem vom Wustrowsee und dem Oberen See gebildet. Jedes Jahr im Spätherbst steuere ich dieses Revier an, um nicht nur nach interessanten Pilzen Ausschau zu halten, sondern auch Naturmaterialien für das Adventsbasteln zu besorgen. Hier sind es vor allem Rentierflechten, im Volksmund Irisch Moos, und Blaugrasbüschel, die sich auf unseren Adventsgestecken hervorragend machen. Nebenbei wurden Speisepilze und Fotos für dieses Tagebuch gesammelt. Im Angebot waren vor allem reichlich Frostschnecklinge, aber auch Butterpilze, Körnchen – Röhrlinge, Maronen und Edelreizker. Perlpilze, wenige Grünlinge und sogar Habichtspilze waren dabei.
Neuerdings wird zwischen dem Habichtspilz unter Fichten, und dem unter Kiefern unterschieden. Hier sehen wir also den Kiefern – Habichtspilz. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht und berechtigt ist, zwei Arten aufzustellen für ein und den selben Pilz, nur weil er unter verschiedenen Nadelbäumen, b. z. w. im Flachland oder im Bergland vorkommt. Wie dem auch sei, essbar sind beide und geben besonders getrocknet ein gutes Würzpulver ab.
Das Wetter war dazu sehr angenehm. Für November wieder ausgesprochen mild, da über Nacht Warmluftadvektion einsetzte. Die Warmfront sorgte zwar für meist graue Verhältnisse, aber das störte nicht weiter. Mittelfristig bleibt uns wohl der Hochdruckeinfluss erhalten. Dabei kommt es aber immer darauf an, wie sich das Hoch ausrichtet. Grundsätzlich sollte eine südliche Anströmung milde Luftmassen heran wehen. In klaren Nächten kann diese aber sehr auskühlen und es kann sogar leicht frostig werden. Bildet sich dazu Nebel oder Hochnebel, kann es ebenfalls recht frisch sein. Die Tageshöchsttemperaturen können dann deutlich im einstelligen Bereich verharren. Der Mittelfrist – Trend wird aus heutiger Sicht aber wieder deutlich positiver berechnet, als noch gestern. Nach einem Temperaturknick, Mitte nächster Woche, soll es eher wieder milder werden. Also der noch gestern angedeutete Kaltlufteinbruch scheint erst einmal vom Tisch zu sein.
Sonnabend, 07. November – Laut Veranstaltungsplan wäre heute eine öffentliche Lehrwanderung durch das Westenbrügger Holz an der Reihe gewesen. Wegen der Corona – Beschränkungen musste dieser Termin leider abgesagt werden. Statt dessen war ich zu einer individuellen Wanderung mit einem kleinen Familienverbund verabredet. Das Ziel sollte zunächst die Neukloster Forst, bei der ehemaligen Bahnstation Neumühler Forst sein. Hier angelangt, krachten die Schrotflinten und Hundegebell signalisierte uns, dass wir uns hier wohl lieber wieder aus dem Staub machen sollten, um nicht in die Wilde Jagd hinein zu geraten.
Wir entschlossen uns, in das Revier Weiße Krug zu fahren. Hier herrschte jagdtechnisch Ruhe und wir durchstreiften die Buchen, Nadel- und Mischwälder am Weißen See bis hinunter in das Radebachtal. In den Buchenwäldern geht allmählich die Luft raus. Klassiker wie Maronen und Rotfüßchen waren nur noch wenige in guter Qualität vorhanden. Die drei Steinpilze, die wir am Ufer des Weißen Sees fanden, waren schon komplett überständig. Ansonsten vor allem noch sehr viele Violette Lacktrichterlinge, Süßliche Milchlinge, Nebelkappen in allen Altersstadien. Auch vereinzelte Violette Rötel – Ritterlinge und einiges mehr. Zu Erwähnen wäre auch noch ein Halbkreis von Mönchsköpfen.
Am Nachmittag war dann wieder Sprechzeit im Info – Zentrum. Das schöne Wetter nutzten heute viele für einen Waldspaziergang und zur Pilzsuche. So herrschte nochmals Hochbetrieb in der Pilzberatung und ich war über die normalen Sprechzeiten hinaus beschäftigt, das gefundene Material zu sichten und den wissbegierigen Finderinnen und Findern ihre Fundstücke zu erläutern und vor allem auf ihre Essbarkeit zu Prüfen.
Morgen steht schon die nächste Tour auf dem Programm. Wieder im engeren Familienkreis durch die Wälder um Weberin herum. Zuvor müssen wir durch eine kalte Nacht hindurch und am Erdboden kann es, besonders in den südlicheren Landkreisen, verbreitet zu Bodenfrost kommen.
Sonntag, 08. November – Kurz nach 10.00 Uhr traf ich mich mit zwei Pilzbegeisterten aus Crivitz (Vater und Sohn) zu einer individuellen Pilzwanderung am ehemaligen Cafe Naschwerk in Weberin. Ich war einige Minuten später vor Ort, da teils dichter Nebel die Anfahrt von Wismar behinderte. Von hier aus starteten wir meine klassische Runde durch das umgebende, umfangreiche Waldgebiet, dass früher zu den Staatsforsten Turloff gehörte. Überwiegend sandige Nadel- und Mischwälder. Ein Revier vom feinsten, wie es Speisepilzsucher lieben. Das Angebot von Klassikern hielt sich zwar dezent zurück, aber dennoch ist von der Endzeitstimmung, wie wir sie inzwischen in unseren Buchenwäldern auf besseren Böden erleben, noch nicht all zu viel zu spüren. Es sind also noch viele Frischpilze dabei, auch wenn die Vielfalt nicht mehr mit September oder Oktober vergleichbar ist.
Unterwegs trafen wir ein bekanntes Gesicht, nämlich mein Lehrling und leidenschaftlichen Pilzfreund Philipp Müller. Wir einigten uns dahingehend, dass er uns im gebührenden Corona – Abstand begleiten durfte. Sein Ziel war neben weiteren Lehrstunden zum Thema volkstümliche Pilzkunde, auch ein Korb voller Maronen – Röhrlinge mit nach hause zu bringen, welches ihm schließlich auch gelang. Vater und Sohn waren zwei wunderbar angenehme Zeitgenossen und Philipp ist es sowieso, so dass die heutige Tour, bei inzwischen herrlichstem Sonnenschein und milden Temperaturen, eine Wohltat war.
Im Gespräch wurde deutlich, dass die Crivitzer Pilzfreunde in Mecklenburg noch nie einen Edel – Reizker gefunden haben. Nun, so sagte ich, dass können wir gleich heute noch ändern. Wir setzen einfach um in das Karzer Holz, es sind nur wenige Minuten zu fahren, und dort dürfte wohl der mitgeführte Sammelkorb rasch seine Kapazitätsgrenze stoßen. Gesagt, getan, und auf in das Kaarzer Holz! Hier erwartete uns unsere gute Seele Irena nicht ganz zufällig mit Kaffee und Kuchen. Immer auch mit Corona Abstand und im Wald ist es ohnehin kein Problem. Sie hat zwar in diesem Jahr kaum Zeit in die Pilze zu gehen, aber heute sollte es mal für wenige Stunden sein.
Hier gelangten wir in eine regelrechte Pilzschwämme. Frostschnecklinge praktisch als Bodendecker, viele Ritterlinge, allen voran Graue Erdritterlinge und Grünlinge (in Massen!) und auch in punkto Edel – Reizker hatte ich nicht zu viel verspochen. Vater und Sohn konnten es kaum fassen und ein lang gehegter Traum ging in Erfüllung. Maronen kannten sie, Frostschnecklinge wurden kennengelernt und mit den edlen Reizkern erfüllte sich ein Wunschtraum. Ich war natürlich auch glücklich, weil es einfach schön ist, anderen Menschen eine Freude bereiten zu dürfen. Ich glaube, diese Tour wird bei ihnen noch lange nachwirken und in guter Erinnerung bleiben.
Nachdem sich unsere Gäste verabschiedet hatten, drehten Irena und ich noch eine größere Runde und schließlich bekamen auch wir noch genügend Speisepilze für zwei Dörrgeräte in Mischung zusammen.
Wir fuhren in die Steinpilz – Außenstelle nach Keez und beluden unseren Ford Transit mit Bastelmaterial, wie stabile Baumrinde, große und kleine Holzscheiben und weiterem Deko – Material für unsere Adventsgestecke, und auf ging es nach Wismar.
Montag, 09. November – Gestern waren bei dem zeitweise sehr schönen Spätherbstwetter sehr viele Menschen in den Wäldern unterwegs. Teils Spaziergänger, denn in Corona – Zeiten kann es wohl kaum etwas klügeres und gesünderes geben, als der Aufenthalt in unseren Wäldern mit ihrer sauberen Luft. Dr. Wald tut einfach gut. Teils und vielleicht auch überwiegend, Pilzsucher. Dennoch verlief der Beratungstag im Steinpilz – Wismar heute vergleichsweise ruhig ab. So widmete ich mich der Vorbereitung für unser Adventsgeschäft. Tischflächen mit Weihnachtsservietten auslegen und auch Schaufenster Putzen war angesagt. Morgen geht es diesbezüglich weiter und in der 2. Wochenhälfte werde ich anfangen die Vorjahresgestecke aus dem Keller zu holen und wenn nötig, auszubessern. Gestern haben wir von Keez Naturmaterialien für neue Kreationen zum Steinpilz – Wismar gebracht. Ich befürchte nur, in diesem Jahr werden wir wohl wegen der Corona – Beschränkungen nicht sehr viele Gestecke unter die Leute bringen. Irena hat keine Zeit mich zu unterstützen und meiner Kreativität beim Basteln von Gestecken sind eher Grenzen gesetzt und ich neige stark zum Kitsch.
So bin ich immer ganz Stolz, wenn die eine oder andere adventliche Dekoration, die auf meinem Mist gewachsen ist, auch jemand anderem gefällt und gekauft wird. Und so richtig in Vorweihnachtsstimmung bin ich noch nicht, auch weil an der Pilzfront noch einiges los ist. Es gibt keine Weihnachtsmärkte wegen Corona und so stehen Markt und Straßen verlassen dar, wie es so schön im Gedicht „Weihnachten“, von Joseph von Eichendorff, heißt. Im richtigen Tonfall vorgetragen, eines der schönsten Weihnachtsgedichte, dass mich immer wieder tief berührt und mich an die geheimnisvolle Weihnachtsstimmung längst vergangener Kindertage erinnert.
Beim Wetter geht es mild weiter. Nachteilig wirkt sich bei uns im Nordosten allerdings eine trübe Hochnebelpampe aus, die das Temperatur – Niveau drückt. Richtig mild ist es hingegen in Westdeutschland. Ein erster Wintereinbruch könnte ab dem 20.11. herum möglich sein.
Dienstag, 10. November – Zunächst in das Wismarer Einkaufszentrum „Burgwall“, um einen bestellten Karton mit Heißklebestiften abzuholen und auch gleich noch einige Kerzen für die Adventsgestecke eingekauft. Dann zum Info – Zentrum und neben den alltäglichen Formalitäten, um meine beiden Schaufenster gekümmert. Also mit weihnachtlicher Grunddekoration ausgestattet. Das soll erst einmal reichen und am Donnerstag geht es weiter. Morgen steht hingegen wieder eine Mittwochsexkursion auf dem Programm. Es geht ein weiteres mal in das MTB Dabel. Eigentlich hatte eine Familie mit Kindern in der vergangenen Woche dafür Interesse per telefonischer Anfrage signalisiert, sich aber bis heute Abend nicht verbindlich angemeldet. So werde ich seit langer Zeit mal wieder allein unterwegs sein. Der südliche Bereich des 2. Quadranten ist nahezu komplett bewaldet, beginnend mit den Seetannen am Dabeler See im Westen, über Borkow mit den Schlower Tannen bis nach Neu Woserin im Osten. Ein kleineres, kompaktes Waldgebiet findet sich jedoch auch im Nordwesten des Quadranten, die Rothener Tannen. Da ich hier bisher kaum unterwegs war, könnte es das morgige Ziel sein.
Das Wetter wird mit grauer Novemberstimmung daher kommen, so wie schon seit Montag. Grund ist eine zähe Hochnebeldecke, die sich bei winterlichen Hochdruck – Wetterlagen immer dann bildet, wenn in der Höhe wärmere Luft aktiv ist. Diese Konstellation ergibt dann eine sogenannte Inversionswetterlage. Das ändert sich am Donnerstag, da eiert nämlich ein Kaltlufttropfen nach Nordwestdeutschland herein. Statt warme, wird in der höhe recht kalte Luft wetterwirksam. Im Großraum Hamburg herrschen dann Temperaturen um – 25 Grad in 5 500 Metern Höhe. Befänden wir uns im Sommerhalbjahr, hätte dieses, durch intensivere Sonneneinstrahlung, konvektiven Hebungsantrieb mit kräftigen Schauer und Gewittern zur folge. Hebung ist um diese Jahreszeit kaum vorhanden, aber dennoch ist das Regenrisiko erhöht. Dadurch kann es auch bei uns in Mecklenburg etwas Regen geben, aber die graue November – Tristes bleibt uns wohl trotzdem erhalten.
Mittwoch, 11. November – Nicht um 11.11 Uhr, aber nur unwesentlich später, brach ich heute zu meiner obligatorischen Mittwochsexkursion auf. Die Region Dabel war das Ziel. Nicht die langgezogenen Waldbereiche ganz im Süden des Quadraten 2337/2, sondern ein kleineres Waldgebiet im Nordostbereich, südwestlich des unter Naturschutz stehenden Bolzer Sees, war an der Reihe. Eigentlich wollte ich den Rothener Tannen in der Nordostecke des Quadranten einen Besuch abstatten, bin aber in Borkow eine Abfahrt zu spät von der B 192 abgebogen. So landete ich im Waldgebiet am Hohen Berg. Auch nicht schlecht, dachte ich mir, denn ich hatte schon lange einmal vor, diesem übersichtlichen Wald einen etwas ausführlicheren Besuch abzustatten. Bisher war ich hier nur hin und wieder mal für wenigen Minuten an seiner schönsten Buchenkannte, einem Steinpilz – Erwartungsgebiet, unterwegs. Diesbezüglich ist zu dieser späten Jahreszeit meist nicht mehr viel zu erwarten, aber ein überständiges Exemplar reichte mir völlig aus, um diese beliebte Dickröhrlingsart zu notieren. Der Hohe Berg ist mit seinen 77 Metern über normal null nicht gerade einer der höchsten Erhebungen Mecklenburg – Vorpommerns, aber immerhin ist für den bewaldeten Hügel durchaus einiges an Kondition nötig. Ich strengte mich heute aber nicht sonderlich an und durchstreifte eher die unteren Bereiche mit seinen teils feuchteren Tälern. Neben Buchenbeständen finden sich hier auch Fichtenbereiche und feuchtete Erlen/Eschenbestände mit uralten Haselsträuchern. Wie anderswo auch, sind hier die Eschen mächtig am umfallen. Das Eschen – Triebsterben ist die Ursache. Ausgelöst ausgerechnet durch einen kleinen Schlauchpilz.
Das Frischpilzaufkommen war für Mitte November nicht gerade berauschend. Insbesondere die moosreichen Fichtenareale ließen sehr zu wünschen übrig. Der Kochtopf – Mykologe hätte sich mit einigen sehr schönen Mönchsköpfen, Rötel – und Erdritterlingen begnügen müssen. Ist er ein Fan von Nebelkappen, hätte es sich schon eher gelohnt. Apropos Nebel, bei grauem Hochnebel fuhr ich gegen Mittag los und dieser sorgte für einen standesgemäßen Novembertag. Grau in grau und gegen 16.00 Uhr dunkelte es bereits in den Wäldern. Der Nebel verdichtete sich auch in den unteren Schichten und nässte zeitweise sogar. Es wurde Zeit zur Heimfahrt.
Donnerstag, 12. November – Die Beratungen schlafen allmählich ein. Nur ein Ratsuchender war heute mit Nebelkappen im Info – Zentrum. So ist Zeit genug, den Laden weiter für das Adventsgeschäft vorzubereiten. Staubwischen auf Tischen und Schränken, denn Staub gibt es hier besonders viel. Dafür verantwortlich zeichnen die vielen Frischpilze, die in den letzten Wochen in der Ausstellung lagen. Mit dem Einsammeln und somit Abtrennen der Fruchtkörper vom Mycel, lebt dieser durchaus noch einige Tage weiter. Wasser dehnt die Zellen aus, so dass beispielsweise noch geschlossene Champignons einen Tag später oft schon geöffnet sind. Deponiere ich die für die Ausstellung vorgesehenen Frischpilze im Kühlschrank, so muss teilweise darauf geachtet werden, wie ich sie lagere. Sollen beispielsweise die hübschen Fliegenpilze ihre Stellung des Hutes so beibehalten, wie ich sie im Wald gefunden habe, also mit waagerechten Hüten und den Lamellen nach unten, dürfen sie nicht liegend in die Frischhaltedosen gelangen, sondern stehend. Nach Möglichkeit auch nicht zu dicht, falls noch geschlossen, denn sie schirmen weiter auf und können sich dann gegenseitig deformieren. Gelangen sie liegend in die Lagerung, setzt der sogenannte Geotropismus ein. Die Hüte drehen sich der Schwerkraft gehorchend, in die Waagerechte, dass die Lamellen wieder nach unten zeigen. Dabei kann sich der Stiel sogar fast korkenzieherartig verdrehen. Die Sporen können nun wieder ausfallen.
Da die Frischpilze also auch wehrend meiner Ausstellung permanent Sporen produzieren und abwerfen, darf ich auch des Öfteren Staub wischen. Ja, man könnte sogar sagen, liegen Frischpilze in der Ausstellung, so ist auch die Feinstaubbelastung im Info – Zentrum erhöht. Das kann bei längerem Aufenthalt, so wie bei mir, schon mal unangenehme, allergische Reaktionen zur Folge haben. Insbesondere wenn ich reichlich Hallimasch, der bekanntlich massiv sein weißes Sporenpulver abwirft, ausstelle. Das äußert sich bei mir durch juckende Augen. Beim Hallimasch kommt sicher der für ihre rohe Giftigkeit verantwortliche Stoff als Auslöser in Frage, der dann auch für den kratzenden und seifigen Geschmack des rohen Pilzes verantwortlich zeichnen dürfte und auch in den Sporen enthalten ist.
Schließlich war ich am späten Nachmittag mit dem Revierputzen fertig, so dass die erste Weihnachtsdekoration aus dem Keller geholt werden konnte. Auch die ersten beiden Adventsgestecke liegen nun aus gepreist im Schaufenster.
Freitag, 13. November – Bis jetzt ist alles gut gegangen, obwohl heute eine 13 auf dem Kalender steht! Aber ich bin ja nicht abergläubisch und so war am Vormittag zunächst Einkauf angesagt. Kerzenhalter und weitere Deko für` s Adventsbasteln, dann in das Info – Zentrum und nach dem erledigen der täglichen Formalitäten, ging es wieder an die Arbeit, um das Angebot unserer Gestecke zu erweitern. Ein Schaufenster ist nun schon mit ihnen bestückt und weitere werden bis Ende November folgen. Am Wochenende wird diesbezüglich aber wohl nicht viel laufen. Zwar fällt die für Sonntag vorgesehene Vereinsexkursion durch den Mönchskopf – Wald bei Roggow, am Salzhaff, der Corona – Krise zum Ofer, aber inzwischen habe ich für Sonnabend und Sonntag anfragen für individuelle Wanderungen bekommen, die ich natürlich auch zusagte. So werde ich wieder viel an frischer Waldluft unterwegs sein und es gibt aktuelles in diesem Tagebuch zu berichten. Schaut man sich den Pilzticker dieser Tage an, so gibt es doch zumindest regional in einigen Gebieten Deutschlands noch ganz gute Erfolge. Insbesondere Steinpilze waren die letzten Tage wieder frisch dabei.
Das Wetter spielt ja auch immer noch mit. Sollte es so weiter gehen, können wir wohl einen der mildesten November – Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erleben. Selbst am Polarkreis, auf Spitzbergen in Norwegen, werden derzeit Temperaturen von + 9 Grad gemessen. Normal wären – 8 Grad Celsius! Überhaupt war dieses Jahr nördlich des Polarkreises beängstigend warm, mit Höchstwerten im Sommer bis zu + 38 Grad! Große Moor- und Flächenbrände waren die Folge. Am Wochenende wird es auch bei uns nochmal richtig mild, danach soll es aber allmählich etwas abkühlen und ab dem übernächsten Wochenende könnten auch bei uns die ersten Schneeflocken dieses Winterhalbjahres rieseln. Obwohl, rieseln wäre vielleicht nicht der richtige Ausdruck, denn es werden eher nasse Flocken sein. Es soll sich eine turbulente Westwetterlage einstellen, die dann zumindest häppchenweise immer mal einen Schub polarer Kaltluft im Gepäck haben könnte.
Sonnabend, 14. November – Heute habe ich mich mit meinem Wismarer Pilzfreund Hartmut getroffen, um zu unserer letzten gemeinsamen Pilzexkursion in diesem Jahr aufzubrechen. Hartmut ist zugleich mein Anwalt und hat mich schon aus vielen, existenzbedrohenden Verwaltungsentscheidungen herausgeboxt. So hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass der Steinpilz – Wismar schon so lange überdauern konnte. Im Herbst 2003 fiel der Startschuss! Natürlich gilt auch allen anderen Dank, die mit ihren Vereinsbeiträgen und Spenden diese außergewöhnliche und nicht alltägliche Einrichtung unterstützten, und hoffentlich auch weiterhin unterstützen. So kommt mir auch das größte Wohnungsbau – Unternehmen der Hansestadt Wismar, die Wobau, immer wieder durch einen günstigen Mietzins entgegen, der jedoch alljährlich neu beantragt werden muss. Gestern erhielt ich die Bestätigung diesbezüglich für das Jahr 2021. Ganz herzlichen Dank!
Zunächst fuhren wir in den Schlemminer Staatsforst. Da Hartmut Speisepilze sammeln wollte, hoffte ich hier auf Trompeten – Pfifferlinge. Ich kenne hier eine markante Stelle, wo in der Regel im November reichlich Besatz vorhanden sein kann. Wir fanden nicht einen! Überhaupt ist der Buchen- und Mischwald am Schwarzen See schon recht ausgedünnt, was Frischpilze anbelangt. Nur noch wenige Täublinge oder vereinzelt auch noch eine ordentliche Marone. Ansonsten die üblichen Verdächtigen des Spätherbstes, allen voran meist überständige Nebelkappen.
Nach einer halben Stunde brachen wir hier ab und fuhren in den Raum Neukloster/Perniek. Nadelwald auf sandigen/kiesigen Böden. Die Nadelwälder sind zur Zeit teilweise noch viel aktiver in punkto Frischpilze. In den dortigen Kiefernforsten waren zwar deutlich mehr Pilze vorhanden, aber die hochwertigeren Arten, wie beispielsweise Edel – Reizker, musste man schon ganz schön suchen. Vereinzelt gab es auch noch junge Exemplare, neben Überständigen. Auch sehr schöne Frostschnecklinge waren dabei. Am häufigsten gab es Graue Erdritterlinge, die als mäßige Speisepilze relativ schnell den Korb hätten füllen können. Wir wollten aber edleres, sprich Reizker.
Da es aber unter den Kiefern recht mühselig war, begaben wir uns zum dortigen Fichten – Märchenwald, wo ich bereits im Oktober mächtig gefeiert habe. Unmengen von Frischpilzen, allen voran die wunderbaren Marzipan – Schnecklinge, bevölkerten hier als Bodendecker den Waldboden. Nun ist bald Weihnachtszeit und Marzipan darf auf dem bunten Teller nicht fehlen. Aber Spaß bei Seite. Die Wohlriechenden Schnecklinge, wie sie auch genannt werden, sind zwar essbar, aber in Bezug auf lasterhafte Naschereien werden wir doch lieber auf Lübecker Marzipan zurückgreifen.
Es hat im Vergleich zu meinem Oktober – Besuch zwar schon etwas nachgelassen, aber dennoch war es auch heute einfach märchenhaft. Dazu ein traumhaft schönes Gebiet, mit den teils lockeren Gruppen von Tannenbaum – Inseln (Fichten), wie man es nur noch selten in M-V vorfindet. Da der Standort kalkhaltig ist, gibt es hier eine außergewöhnliche Artenzusammensetzung. Die teils bemoosten und mit Rentierflechten ausgestatteten, lichten Bereiche, wie die dunklen Nadelstreuflächen im Fichten – Dickicht, boten auch heute für mich allerbeste Voraussetzungen zum Feiern. Feiern ist aufgrund der Corona – Krise zwar verpönt, ja größtenteils sogar untersagt, aber ich feierte ja fast ganz alleine mit meinen über alles geliebten Pilzen, während Hartmut in gebührender Entfernung seine Sonntagsmahlzeit zusammen suchte, dass heißt, ich suchte natürlich mit, um die schönen Reizker dann in seinen Sammelkorb zu verfrachten. Wo soll mir Corona hier etwas anhaben wollen, an frischer, würziger Waldluft?
Am liebsten wäre ich hier noch bis zum dunkel werden geblieben, aber ich hatte am späteren Nachmittag noch Sprechzeit im Info – Zentrum. So kroch ich fast auf allen vieren von Foto – Termin zu Foto – Termin. Ich kam aus dem Fotografieren kaum noch raus. Egal, wo ich hinblickte, immer wieder entdeckte ich wundervolle Motive. Es war sagenhaft, was mir hier wieder geboten wurde. Ein einzigartiges Paradies! Wenn ich etwas zu sagen hätte, sofort unter Naturschutz stellen, damit es nicht der Kettensäge zum Opfer fällt. Solche tollen und wertvollen Bereiche müssen unbedingt erhalten bleiben! Auch Hartmut war schließlich zufrieden. Schöne, junge und frische Fichten – Reizker, und dort wo Kiefern standen, auch Edel – Reizker. Vereinzelt ganz frische Kuhmäuler sowie dies und jenes, was in der Küche Verwendung finden kann. So waren wir am Schluss beide glücklich und zufrieden. Hartmut hatte eine satte Pilzpfanne zum Sonntagsschmaus in seinem Korb und ich eine Fülle von Bildmaterial im „Kasten“!
Sonntag, 15. November (Volkstrauertag) – Zum trauern war dem Wetter heute wahrlich nicht zumute. Im Gegenteil, es war traumhaft, ja Frühlingshaft, mit viel Sonnenschein und ausgesprochen milden Temperaturen. Perfektes Wetter für einen Ausflug in die coronafreie Natur. Und das nutzten auch tatsächlich viele Menschen zu Wanderungen, Spaziergängen oder Radtouren durch die schönsten Landschaften Mecklenburgs. So hatte auch ich mich wieder mit zwei Leuten zu einer individuellen Pilzwanderung getroffen. Ziel war der Großraum Sternberg. Verabredet hatte ich mich mit dem ehemaligen Marktmeister der Hansestadt Wismar und seiner Frau. Gemeinsam schwelgten wir in Erinnerungen aus der Kinderzeit. Insbesondere seine Frau und meine Wenigkeit. Bin ich doch als Kind unglaublich gerne zu meiner Oma, Onkel und Tante nach Demen auf` s Land gefahren. Damals von Wismar aus mit dem Zug bis Sternberg und dann mit dem Fahrrad weiter ins gut 12 Km entfernte Demen. Von der Kobrower Landstraße über den Feld und Waldweg, dem Demener Weg, bis zur Ortschaft Demen. Genau am Abzweig in den Demener Weg steht ein einzelnes Gehöft, mitten in einer wunderschönen Wiesen- und Weidelandschaft, mit alten Solitär – Bäumen. Dort war sie als Kind oft zu Besuch bei Verwandten und ich bin dort mit dem Fahrrad vorbei nach Demen gefahren.
Wir tangierten einen Ausläufer des Kaarzer Holzes, wo mich schon zu Kindertagen die schönen Parasole am Wegrand begeisterten. Vorbei an einem Waldsee, aus dem ich den einzigen Hecht meines Lebens zog und bei diesem Unterfangen mir sogar meine Angelroute zu Bruch zu gehen drohte. Kurz danach ein weiterer kleiner, versteckter See, an dem ich gerne Plötze angelte, bis eines Tages ein Karpfen mit samt meiner Angel auf den See hinaus wollte, was ich in letzter Sekunde noch zu verhindern wusste. Ich saß und lag oft an seinem Ufer und naschte von den Früchten der alten Sauerkirschbäume an seinem Ufer. Hier verlebte ich die glücklichsten Tage meiner Kindheit! Wir schauten uns kurz unser damaliges Grundstück an und die Waldfläche, die immer noch im Besitz der Familie Krakow ist.
Dann ging es aber in den Wald, in das Kaarzer Holz, zum Pilze zu sammeln. Frost – Schnecklinge, Edel – Reizker, Graue Erdritterlinge, Parasole und einiges mehr summierten sich schließlich für meine beiden Begleiter zu einer ausgiebigen Pilzmahlzeit. Wir fuhren zum Aussichtsturm und den Schafweiden bei Groß Görnow / Sternberger Burg und zum Abschluss noch kurz in das Radebachtal.
Montag, 16. November – Das ganz milde Wetter vom Wochenende war heute Geschichte. In der Nacht zog eine Kaltfront durch und im laufe des Tages sorgte Höhenkaltluft noch für einige Schauer. Morgen zieht bereits wieder eine Warmfront mit deutlich milderer Luft auf. Dazu wird es in M-V grau und regnerisch sein. Keine guten Aussichten für die vorgezogene Mittwochsexkursion. Christopher Engelhardt bat darum, den Termin zu verlegen, da am Mittwoch bei ihm etwas wichtiges dazwischen gekommen ist. Schade, denn am Mittwoch befinden wir uns im breiten Warmsektor des verantwortlichen Tiefdruckgebietes und wir hätten nochmals einen sehr freundlichen und milden Ausklang unserer diesjährigen Mittwochsexkursionen. So hoffe ich, das ich morgen zumindest noch trocken im Zielgebiet bei Dabel ankomme, denn während unserer Exkursion müssen wir wohl den Warmfrontregen über uns ergehen lassen. Immerhin werden aus heutiger Sicht keine großen Mengen berechnet. Die Donnerstag/Freitag folgende Kaltfront macht dann aber ihrem Namen alle Ehre. Während der heutige Luftmassenwechsel mit der kühleren Luft noch weit über den Atlantik geführt wurde und sich diese dabei noch einigermaßen erwärmen konnte, folgt hinter der neuen Front Polarluft fast direkt aus dem hohen Norden. Dadurch wird es zumindest vorübergehen nasskalt und selbst bei uns im Flachland kann der Niederschlag mal in festem Aggregatzustand fallen, als Graupel oder in Form von nassen Flocken. In den Nächten droht Frost!
Im Verlauf soll es jedoch wieder etwas milder werden. Der Mittelfristtrend bis zum Ende der Saison ist noch sehr unsicher. Gestern rechnete das 14 Tage Profi – Wetter bei http://www.wetter-online.de bis zum Monatswechsel wieder eine zunehmende Südwest – Wetterlage mit sehr milden Temperaturen bis Anfang Dezember. Heute zeigte der Datenlauf gegenteiliges. Der Tiefe Luftdruck soll nicht über Westeuropa und dem westlichen Atlantik weit nach Süden ausgreifen, sondern sich rasch über dem Mittelmeerraum einfinden und eine eher östliche Luftströmung auslösen. Das würde bedeuten, dass kalte Festlandsluft nach Deutschland geführt wird und wir somit winterliche Witterungsverhältnisse, teils sogar mit Schneefällen, bekommen würden. So wird es also spannend, mit welchem Wetter die Pilzsaison 2020 schließlich enden wird.
Dienstag, 17. November – Gegen 10.00 Uhr traf ich mich mit Andrea und Chris Engelhardt auf dem Parkplatz an der Badestelle des Holzendorfer Sees bei Dabel. Wir hatten die letzte Mittwochsexkursion des Jahres um einen Tag vorverlegt, da Andrea und Chris morgen einen wichtigen Termin wahrnemen müssen, aber doch noch bei der letzten mittwöchentlichen Exkursionen des Jahres dabei sein wollten. Sicher wäre das Wetter in dem breiten Warmsektor, der morgen noch einmal für freundliches und sehr mildes Wetter sorgen soll, angenehmer wie bei dem heutigen Schmuddelwetter mit Regen und Nieselregen. Immerhin war es nicht kalt und wir drehten dreieinhalb Stunden unsere Runden im 3. Quadranten des Messtischblattes Dabel. Ziel war das bewaldete Gebiet unweit der ehemaligen Moltke Kaserne, die in den 1990er Jahren geschlossen wurde. Wir tangierten den Buchenberg, hielten uns aber hauptsächlich in einer heideartigen Fläche mit Jungkiefern auf. Teils schonungsartig, teils offen mit lockeren Baumgruppen oder Solitärbäumen, tels mit Birken. Größere Flächen waren von Heidekraut, Moosen und Flechten sowie Blaugräsern besiedelt. Teils auch offenere Sandflächen. Schnell wurde uns klar, hier sind wir so schnell nicht durch.
Ein Sonderstandort, der es in sich hatte. Natürlich auch ein Gebiet für Liebhaber von Butterpilzen oder Edel – Reizkern. Frostschnecklinge traten als Massenpilze in Erscheinung. Erdritterlinge, Fälblinge, Helmlinge waren häufig, genauso wie viele Braunrote Lacktrichterlinge, die typisch für derartige Pionierstandorte unter Kiefern sind. Auch Marzipan – Schnecklinge waren in wenigen Exemplaren vorhanden, aber nur in ihrer schmächtigen Kiefern – Variante und somit kaum auffällig. Es gab interessante orange Schüsselchen (Schlauchpilze) , die Chris zum Mikroskopieren mitnahm. Zur mikroskopischen Untersuchung wurden des weiteren interessante Rötlinge, Helmlinge oder auch recht auffällige und imposante Keulenpilze mitgenommen. Grünlinge, die ich hier insbesondere vermutet habe, konnten wir leider nicht entdecken. Dafür wunderschöne Rosenrote Schmierlinge in allen Altersstadien. Auf Kiefernnadeln begeisterte uns ein Massenvorkommen von Löwenfrüchtchen, wie wir es noch niemals sahen.
Im Buchenwald fanden wir eine interessante Gewebehaut mit bernsteinfarben Guttationströpfchen, resupinat auf der Unterseite von liegendem Holz der Rotbuche. Wer auf Speisepilze aus gewesen wäre, hätte mit sehr schönen Edel – Reizkern, Mengen von Frostschnecklingen, einzelnen Butterpilzen, Maronen und selbst Pfifferlingen heimkehren können. Essbare Pilze gab es ansonsten noch viele weitere, weniger wertvolle Arten. Trotz des feuchten Wetters, war es ein würdiger Abschluss der diesjährigen Mittwochsexkursionen. Es verbleibt zwar noch der 4. Quadrant der Topographischen Karte Dabel im Maßstab 1 : 25 000, aber damit starten wir im April des nächsten Jahres in die neue Saison.
Mittwoch, 18. November – Da die obligatorische Mittwochsexkursion bereits gestern vorgezogen wurde, war ich heute den ganzen Tag im Info – Zentrum. Adventsbasteln war angesagt. Bald sind beide Schaufenster mit Gestecken ausgefüllt, zwischenzeitlich wird aber auch schon mal eins verkauft. In der Regel sind die Leute vor dem Totensonntag noch recht zurückhaltend. In diesem Jahr wird es wohl ohnehin eher verhalten mit dem Umsatz sein, da viele Gäste und Kurzurlauber fehlen. Wie dem auch sei, wir haben durchaus Stammkunden, die sich seit vielen Jahren ihre Adventsdekoration bei uns holen. Aber ganz ohne Unwegbarkeiten geht es meist nicht. Heute Nachmittag gab meine Heißklebepistole den Geist auf. Also etwas früher als geplant den Laden geschlossen und ab zum Baumarkt, eine neue organisieren. Bei der Gelegenheit habe ich noch gleich Kerzen und einiges mehr mitgenommen, was in der Weihnachtsbastelstube gebraucht wird.
Vom Wetter war es heute wieder recht mild, aber nicht ganz so warm, wie im Vorfeld angekündigt. Die dichte Wolkendecke wollte einfach nicht der Sonne Platz machen. Erst gegen Abend verzog sie sich endlich und machte im romantischen Abendlicht der Sichel des zunehmenden Mondes Platz. Wir haben also wieder zunehmenden Mond! Ein neuer, ein letzter Wachstumsschub steht also an? – Ja, ich habe ein Fragezeichen gesetzt, da ich nicht mehr mit nennenswertem in punkto Steinpilz und Co. rechne. Sicher kann es hier und da nochmals ein wenig aufflackern. Die zurückliegende Witterung war ja durchweg mild. Von daher ist nichts einzuwenden. Es sollte aber bedacht werden, dass zumindest unsere Laubbäume den Stoffwechsel stark zurückgefahren haben. Die Blätter liegen unten und haben ihre Pflicht und Schuldigkeit getan. Über die Photosynthese bekommen ja auch ihre jeweiligen Mykorrhiza – Partner ihren Anteil ab und umgekehrt liefert der Pilz Mineralstoffe für den Baum. Dieses Export/Import Geschäft funktioniert nun nicht mehr, somit wird auch die Fruchtkörper – Produktion allmählich herunter gefahren. Nichts desto trotz möchte ich die Hoffnung nicht ganz nehmen, dass hier und da tatsächlich noch einmal ein frischer Boletus edulis erscheint.
Allerdings wäre es ratsam, morgen lieber die Wälder bei uns im Norden zu meiden. Die Kaltfront von Ex – Hurrikan ETA ist im Anmarsch und insbesondere in der nachfolgenden Höhenkaltluft kann es in Verbindung mit kräftigen Schauern und Gewittern schwere Sturmböen geben!
Donnerstag, 19. November – Während ich geistig und praktisch bereits Advent und Weihnachten vor Augen habe, kommt es tatsächlich auch vor, dass ich mich in meiner Eigenschaft als Pilzberater betätigen muss. Heute wurden mir frische Frostschnecklinge und Stockschwämmchen vorgelegt. Außerdem auch der Graue Erdritterling und Geflecktblättrige Flämmlinge. Bis auf letzteren alle essbar. Eigentlich wurden im Wald Austern Seitlinge gesucht, aber die waren nicht im Angebot. In der Regel macht es ab Mitte November durchaus Sinn, diesbezüglich auf die vornehme Jagd zu gehen. Immerhin befinden wir uns im Jahreszeiten – Kalender für Pilze bereits im Winter (Mitte November – Januar), aber es scheint so, als hätten die klassischen Speisepilze der kalten Jahreszeit noch nicht so recht Lust, ihre Fruchtkörper an die bis jetzt meist sehr milde Spätherbstluft zu schieben. Die milde Witterung wird dafür wohl als ursächlich anzusehen sein. Denen ist es einfach noch viel zu warm. Wir brauchen Frost, damit wir in den neuen Pilzaspekt starten können.
Ich sagte dem verunsicherten Pilzfreund, dass es im Sommer und Frühherbst stellenweise recht ordentlich Austern – Seitlinge gab, diese aber nun mehrheitlich abgeklungen wären. Die weiße Variante dieses beliebten Speisepilzes, der Lungen – Seitling, bevorzugt den Hochsommer, und je heißer dieser ausfällt, um so wohler fühlt sich anscheinend diese helle Variante. Aber auch graublaue Austernpilze waren in den wärmeren Monaten nicht selten zu beobachten. Ich vermute mal, dass könnten verwilderte Zuchtformen sein, die auch mit den höheren Temperaturen ganz gut klar kommen. Unser einheimische Austernseitling benötigt, so wird es jedenfalls angenommen, Frost als Wachstumsauslöser. Einen frostigen Hauch können wir zumindest in den kommenden beiden Nächten bekommen, denn heute ist mit schweren Sturmböen und einigen Schauern Polarluft eingeflossen. Voraussetzung ist jedoch, dass der Wind einschläft. Ich fürchte nur, das wird nicht wirklich ausreichen, denn am kommenden Wochenende befindet sich Väterchen Frost schon wieder auf dem Rückzug. Schnell soll sich bei uns im Norden wieder mildere Luft durchsetzen und der Kaltluft – Düse wird der Hahn zugedreht.
Freitag, 20. November – An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an unser Vereinsmitglied Christopher Engelhardt. Er hat sich nach unserer vorgezogenen Mittwochsexkursion noch etwas Zeit genommen, um einige kritische und interessante Arten zu schlüsseln und zu mikroskopieren, damit wir ihnen den richtigen Namen geben können. Immerhin dienen die Mittwochsexkursionen auch dem Ziel der Kartierung. Da wäre zunächst eine gelbliche, recht auffällige Keule zu nennen, die in der Kiefernheide gesellig wuchs. Chris hatte diesbezüglich bereits eine Idee im Hinterkopf, die nun mikroskopisch durch ihn abgesichert wurde. Es handelt sich um Clavaria argillacea = Heidekeule.
Des weiteren ein kleiner Blätterpilz, der sehr gesellig im selben, heideartigen Gebiet des ehemaligen Truppenübungsgeländes wuchs. Er fiel mir seit Tagen auch schon in anderen Gebieten mit ähnlichen Standortansprüchen auf. Das es sich um einen Helmling handeln würde, war uns relativ klar. Ein wesentliches, makroskopisches Merkmal soll der klebrige bis schleimige Hut und die leicht lösbare Lamellenschneide sein, so Chris. Es handelt sich um Mycena vulgaris, dem Klebrigen Helmling. Anscheinend eine häufige Helmlingsart des Herbstes in unseren Nadelwäldern.
Des weiteren fanden wir einen Tintling, der Chris zunächst an die Hasenpfote erinnerte. Das passte aber irgendwie doch nicht und er hat sich auch hier die Zeit genommen, Klarheit zu bekommen. Nach E. Ludwig kommt nur Coprinus xanthothrix, der Gelbtintling in frage.
Schließlich war da noch der oben zu sehende, orangefarbene Ascomycet auf b. z. w. an Moosen dieses armen Sandstandortes. Das es sich um die Gattung Neottiella handeln dürfte, hat Chris bereits im Feld erkannt. Aber um welchen Vertreter dieser Gattung, dass konnte nur das Mikroskop beantworten: Warzigsporiges Moosschälchen (Neottiella vivida). Chris hat für uns dazu die untere Tafel gestaltet, mit den wesentlichen Mikromerkmalen dieses schönen Schlauchpilzes.
Das Wetter zeigte sich in der eingeflossenen Polarluft heute von seiner schönen Seite, zumindest im Großraum Wismar. Wir profitierten bei der harten Nordwestanströhmung vom skandinavischen Gebirge, das durch Föhneffekte für Wolkenauflösung sorgte, so dass wir einen strahlenden Sonnentag, so ganz untypisch für November, erleben durften. Aber es war nicht überall so ungetrübt. Im Rostocker Raum zog von der Ostsee eine Schauerlinie in` s Binnenland und regional fiel dort der erste Schnee dieses Winterhalbjahres und verwandelte die Landschaft in eine weiße Winterwunderwelt, die aber nicht von langer Dauer war.
Sonnabend, 21. November – Offiziell fiel die letzte öffentliche Pilzlehrwanderung zum Saison – Abschluss heute aus. Inoffiziell beendeten das Pilzjahr im kleinen Kreis Chis und Christian von den Wismarer Pilzfreunden, sowie meine Wenigkeit, mit einer kleinen Exkursion durch den Züsower Forst. Wir trafen uns gegen 09.00 Uhr auf dem Parkplatz am ZOB in Wismar und starteten von hier aus in das nicht weit entfernte Waldgebiet, dass sich im weiten Bogen U – förmig um die Ortschaft Züsow erstreckt. Von der Gesamtheit eine große Wald bzw. Forstfläche, die wir heute natürlich nicht in Gänze tangierten.
Wir waren im Bereich Tollow unterwegs. Buchen/Eichenbestände, Fichten- und Lärchenforste und ein integriertes Moor, dass insbesondere im August und September recht interessant sein kann. Das Frischpilz – Angebot hielt sich ganz allgemein schon sehr in Grenzen. Mykorrhiza, wie auch Streubewohner, waren nur noch sehr spärlich vertreten. Der Kochtopf – Mykologe hätte eine kleinere Mahlzeit von Stockschwämmchen, Weißstieligen Stockschwämmchen und Kaffeebraunen Scheintrichterlingen sowie einer Handvoll weiteren, eher unbedeutenden Esspilzen, zusammen bekommen. Wie immer, beachteten wir darüber hinaus alles, was uns in mykologischer Hinsicht über den Weg lief, b. z. w. unseren Weg kreuzte und sich unseren Blicken nicht entzog. Und da waren wieder einige Vertreter dabei, die uns Kopfzerbrechen bereiteten. So hat Chris neuerlich einiges mitgenommen, um es im gemütlich beheizten Arbeitsraum zu hause einer ausgiebigen Untersuchung und Prüfung zu unterziehen. Da hätten wir auch gleich das Stichwort zum heutigen Wetter. Es war standesgemäß Novembergrau und dazu wehte ein frischer, kalter Wind, der uns frösteln ließ.
Sonntag, 22. November (Totensonntag) – In der Nacht bzw. gegen Morgen zog von Nordwesten eine Kaltfront durch, die auch etwas Regen brachte und dazu noch mildere Luft. Wie geht das an, eine Kaltfront bringt doch kühlere Luft? Im Winterhalbjahr kommt es durchaus öfter vor, das von Nordwesten eine Kaltfront eher eine Erwärmung mit sich bringt. Der Fachmann spricht hier von einer maskierten Kaltfront. Denn bei ruhigen Hochdrucklagen kühlt die Luft oft stark aus, durchaus auch bis in den Frostbereich. Wenn dann besonders bei uns im Norden Tiefausläufer in die Kaltluft hinein laufen, bringt eine Kaltfront zwar Höhenkaltluft mit, aber am Boden ist die Luft oft milder, da sie vom warmen Atlantikwasser oder auch von der Nordsee erwärmt wurde. Dazu weht oft noch ein lebhafter Wind, der die Luftmassen gut durchmischen kann. So kommt es vor, dass es trotz Kaltfrontdurchgang wärmer wird.
Mittelfristig geht es meist ruhig weiter. Tiefausläufer können weiterhin nur in abgeschwächter Form in das Hoch hineinlaufen und halten die Temperaturen, besonders bei uns, zunächst noch recht hoch. Bodenfrost kann es bei Aufklaren aber trotzdem geben. Richtiges Winterwetter ist derzeit nicht in Sicht, auch wenn der Temperaturtrend allmählich nach unten zeigt.
Montag, 23. November – Totensonntag liegt hinter uns und normalerweise ist die Altstadt um diese Zeit recht bevölkert von Menschen, die nach Weihnachtsgeschenken oder dekorativen Sachen für die Adventszeit Ausschau halten. Auch der Weihnachtsmarkt wäre bereits geöffnet und hätte für reichlich Betrieb in der Innenstadt gesorgt. Durch die Corona – Maßnahmen läuft nun alles auf Sparflamme. Das wirkt sich natürlich auch auf mein Adventsgeschäft aus. Meist sind es Stammkunden, die sich ihre Gestecke jedes Jahr im Steinpilz – Wismar holen. Es fehlt die Laufkundschaft, Tagestouristen und Urlauber. Allerdings haben dennoch einige sehr schöne Teile bereits ihren Besitzer gewechselt und auch in den nächsten Tagen dürfte noch einiges verkauft werden. Den Umsatz, wie in anderen Jahren, werde ich sicher nicht erreichen. Nun, nächstes Jahr ist auch noch Weihnachtszeit und wie immer werden die nicht verkauften Gestecke gut verpackt und im Folgejahr wieder angeboten.
Da die Gestecke teils aus Naturmaterialien, oft auch unbehandelten Pilzen, meist Porlingen, bestehen, kommt es immer wieder vor, das kleine Bewohner während der 10 Monate im Keller ganze Arbeit leisten. So bin ich auch heute damit beschäftigt gewesen, Gestecke, in denen Schmetterlings – Trameten im vergangenen Jahr eingebunden wurden, auszubessern. Teils ist von ihnen nichts wie ascheartiger Staub übrig geblieben. Macht nichts, ich habe mehr als reichlich Bastelmaterial im Laden und könnte wohl die gesamte Weihnachtszeit Gestecke produzieren. Soweit wird es allerdings nicht kommen, aber diese Woche geht es noch voll durch. Vielleicht auch noch am kommenden Montag, aber dann ist Schluss, denn ich habe auch noch anderes zu tun.
Dienstag, 24. November – Der Züsower Forst gehört zu den am besten untersuchten, also kartierten Wäldern in Nordwestmecklenburg. Bereits in den 1990er Jahren war er führend in den hier nachgewiesenen Großpilzen und seit dem ist noch einiges hinzugekommen. Den genauen Überblick habe ich allerdings nicht. Den dürfte aber unser Chef – Kartierer Benno Westphal besitzen. Und dennoch ist hier immer noch neues zu entdecken und so ist es in allen Bereichen, denn unser Wissen vertieft sich und vieles muss ausgiebig untersucht werden, um ihnen einen Namen zu geben. Nun waren wir im kleinen Kreis am vergangenen Sonnabend zum Saisonabschluss mal wieder im Züsower Forst unterwegs. Im Bereich Tollow. Von dort hatte sich Chris Engelhardt einige Arten zur näheren Untersuchung mitgenommen und mir inzwischen seine Ergebnisse mitgeteilt.
Heute habe ich mal wieder kurz den Pilzticker „Passion Pilze“ durchgeblättert, um zu schauen, was in den anderen Bundesländern noch so los ist an der Speisepilzfront. Und da geben einige Enthusiasten einfach noch nicht auf und werden bezüglich Steinpilzen stellenweise noch ganz gut fündig. Selbst Pfifferlinge sieht man dort in diesen Tagen noch in den Körben landen. Was auffällt, kaum wintertypische Arten wie Austern – Seitling oder Samtfuß – Winterrübling. Dafür eben noch letzte Klassiker. Aber die werden in den kommenden Tagen allmählich kalte Füße bekommen, den immer öfter wird es jetzt nicht nur am Erdboden leicht frostig. Große Kälte ist zwar nicht in Sicht, aber die Temperaturen nähern sich nun allmählich der für die Jahreszeit typischen Werte an. In wenigen Tagen beginnt immerhin auch schon der metereologische Winter (01.12.).
Apropos Züsower Forst. Auch unserer Pilzfreundin Angelika Boniakowski war heute in diesem, ihrem Hauswald, unterwegs, denn es ließ ihr keine Ruhe, das anderen Orts immer noch Steinpilze gefunden werden. Sie kontrollierte darauf hin einige ihrer Standorte und wurde tatsächlich fündig. Zwar hatte nur eine Stelle Besatz, aber dafür Bilderbuch – Exemplare. Steinpilze, wie sie jedes Pilzsammlers Herz höher schlagen lassen! Liebe Angelika, der Steinpilz – Wismar gratuliert ganz herzlich!
Mittwoch, 25. November – Keine Mittwochsexkursion mehr, da in der Woche vor dem 1. Advent Weihnachtsgestecke wichtiger sind und das Info – Zentrum die ganze Woche über, zumindest ab dem späteren Vormittag geöffnet ist. Morgen natürlich auch wieder ab 09.00 Uhr! So bin ich weiter fleißig und versuche weitere Gestecke zu Basteln. Natürlich geht es mir nicht so von der Hand wie bei Irena, die aber hat in diesem Jahr leider keine Zeit mich zu unterstützen. So werden die Kreationen, die auf meinem Mist gewachsen sind, auch nicht gerade der Hit. Insbesondere heute bin ich wohl ganz ordentlich in den Kitsch – Bereich gekommen. Mal schauen, was mir morgen so einfällt.
Beim Wetter war es heute schon mal fast frühwinterlich kalt, aber gerade noch frostfrei. Das wird wohl auch noch einige Tage so bleiben, bevor zum Wochenende hin sich kalte Luft aus Russland auf den Weg zu uns macht. Aber auch das wird wohl auch noch nicht der große Kälte – Hammer sein, denn die Luftmassen sind nur moderat frostig. Durch ein Höhentief können vielleicht sogar einige Schneeflocken tanzen.
Donnerstag, 26. November – Erst einmal Entschuldigung! Manchmal vergesse ich am späten Abend das Tagebuch wieder öffentlich zu schalten, da ich es im Bearbeitungsmodus zur Korrekturlesung (wo mir trotzdem nicht alle Fehler auffallen) kurzzeitig auf privat setze. So auch gestern Abend wieder. Also, ich bitte um Nachsicht, mein Arbeitstag ist oft sehr lang und die Konzentration dann nicht mehr die Beste. Oder liegt es etwa schon an meinem Greisenalter? Ich hoffe nicht, ein wenig schusselig war ich schon immer!
Auch heute hatte ich mit meinem Adventsgeschäft zu tun, obwohl von Geschäft kaum die Rede sein kann. Ganze 2 Gestecke gingen heute in fremde Wohnzimmer. Es ist in der Tat so, es fehlt die Laufkundschaft! Die Straßen sind sehr dürftig belebt. Die Leute erledigen anscheinend nur das Nötigste und bleiben lieber zu hause. Bisher haben sich fast nur Stammkunden mit unseren Gestecken versorgt. Keine Gäste, keine Urlauber, kaum Spaziergänger, da läuft einfach nicht viel. Wie dem auch sei, ich fertige weitere Gestecke an und die werden bis nächstes Jahr gut verpackt und trocken gelagert, so habe ich dann schon einen ordentlichen Vorrat und hoffe, dass bis dahin wieder Normalität eingekehrt ist. Ich versuche auch möglichst wenig echte Pilze mit in die Gestecke einzubinden. Im vergangenen Jahr haben wir recht viele Schmetterlings – Trameten mit einbezogen, die waren fast alle zerbröselt, so dass ich diese Gestecke neu gestalten musste. Bestens zur Lagerung sind hingegen Eichen – Wirrlinge und Rotrandige Baumschwämme geeignet. Die Eichen – Wirrlinge halten anscheinend bis in alle Ewigkeit und die Rotrandigen Baumschwämme sind nur selten einmal in Auflösung begriffen.
Freitag, 27. November – Ein schöner Spätherbsttag war das heute. Kein depressives Novembergrau, sondern Licht und sonnig. Wäre ein tolles Wetter für eine Exkursion gewesen, aber derzeit gibt es wichtigeres für mich. Übrigens gehört, anders als bei den meisten Menschen, der November zu meinen Lieblingsmonaten. Ich mag die Stille, die in der Natur nach der langen Vegetationsperiode Einzug hält. Ich mag die Ruhe in den Wäldern, die sich auf den Winter vorbereiten. Ich mag es, wenn die Novembernebel diese Stimmung noch verstärken. Auch weil ich mich auf die stimmungsvolle Vorweihnachtszeit freue, in der uns Kerzenschein Licht in` s dunkel bringt und unsere Herzen mit ihrem warmen Schein erhellt. Eine schöne Zeit und wie schön, dass wir in unseren Breitengraden mit vier Jahreszeiten gesegnet sind. Ich könnte mir kaum vorstellen, in Regionen zu Wohnen, wo dieser Jahreszeiten – Zyklus fehlt und immer irgendwie gleichförmiges, angenehm warmes Wetter herrscht. Langweiliger geht kaum! Wir leben eigentlich in einer der angenehmsten und besten Klimazonen der Erde und unser Wetter ist in Mitteleuropa von einer wunderbaren Vielseitigkeit. Oft gemäßigt, aber manchmal auch etwas extremer mit Hitze oder polarer Kälte. Mit Schnee, Regen, Nebel, manchmal auch Graupel und Hagel. Mal wunderbares Sommerwetter, mal Sturm und Regen und zur Krönung des ganzen im Sommerhalbjahr auch mal heftige Gewitter – das Beste, was uns die weltweite Wetterküche überhaupt zu bieten hat. Einfach wunderbar und im Alter auf die Kanaren oder sonst wohin, dass wäre für mich einfach nur fürchterlich. Die Wechsel der Jahreszeiten würden mir fehlen.
Sonnabend, 28. November – Gestern Abend und heute morgen musste ich erstmals in diesem Winterhalbjahr an meinen Dienstfahrzeug eiskratzen. Der Spätherbst geht und der Frühwinter schleicht sich ein. Zwar ist tiefer Winter nicht auf den Wetterkarten abzulesen, aber zumindest die Nächte werden jetzt häufig frostig. Damit dürfte langsam, aber sicher, auch an der Pilzfront Winterruhe einkehren. Winterruhe bedeutet allerdings nicht, dass es nichts mehr zu holen oder zu entdecken gibt. Wenn ich an den letzten Winter zurückdenke, an dem es bei uns kaum nennenswerten Frost gab, der kam dann erst im Frühling, so waren doch einige Hobby – Mykologen mit ihm voll und ganz zufrieden. Es gab jede Menge zu entdecken und zu mikroskopieren. Endlich Pilzzeit, sagten sie sich und es lohnte endlich auch im Hinblick mit der Erforschung unserer mecklenburgischen Pilzflora. Dabei geht es natürlich kaum um Topf- oder Pfannenpilze, sondern hier wird ernsthafte, mykologische Arbeit geleistet. Dabei denke ich ganz besonders an Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein, Christian Ehmke oder auch Christopher Engelhardt. Dabei werden sogar Pilzarten entdeckt, die es noch gar nicht gibt! Zumindest sind sie bisher noch nicht beschrieben worden. Und das ist dann richtig spannend und macht Spaß. So wird Torsten Richter sicher in die Analen der erfolgreichen Pilzforscher eingehen.
In die Analen der Pilzforscher werde ich natürlich nicht eingehen. Dafür reicht es bei mir lange nicht. Aber trotzdem möchte ich auf dieser Homepage einen kleinen Spagat wagen und über den Tellerrand hinaus blicken. Deshalb werden auch im Tagebuch nicht nur die Speise- und Giftpilze berücksichtigt, sondern auch weit mehr. Es werden also auch Arten vorgestellt, die sonst den Gemeinen Kochtopf – Mykologen kalt lassen. Unsere Großpilz- und Kleinpilze sind eben nicht nur zum essen oder zum uns vergiften da, sie haben eine unschätzbare, ökologische Bedeutung in unserem Naturhaushalt und sind deshalb auch für uns Menschen unbedingt lebensnotwendig. Und da steht der Speisewert einiger, weniger Arten, ganz hinten an!
Sonntag, 29. November (1. Advent) – Selten kommt es vor, dass ich einen ganzen Tag nur zu hause verbringe. Vielleicht sind es zwei/drei Tage im Jahr und es ist für mich völlig ungewohnt, den Tagesgang durch meinen recht weiten Fensterblick, an der westlichen Stadtgrenze und aus der dritten Etage meiner kleinen 2 Raumwohnung zu erleben. Nun war es gestern zwar grau in grau, aber bei sonnigen Verhältnissen strahlt die Sonne zum Nachmittag und Abend in meine Wohnung. Diese Lichtspiele wirken dann völlig fremd auf mich, da ich meine Wohnung so nicht kenne. Grund war gestern mein Haushaltstag, der etwas umfangreicher ausfiel, wie immer am 1. Adventssonntag, da ich es mir auch hinsichtlich der Adventsdekoration etwas gemütlicher mache. Trotz der Arbeit, war es für mich irgendwie wie Feiertag, und das ist der Beginn der Weihnachtszeit ja schließlich auch. So war ich selbstverständlich nicht in Wald und Flur unterwegs, aber dafür einige andere Pilzfreunde. So wurden u. a. immer noch schönste Steinpilze von unserem Vereinsmitglied Phillip Müller gefunden. Aber nun klingt es wohl allmählich ab und wir können uns dann, wer möchte, um die klassischen Winterarten kümmern.
Montag, 30. November – Heute morgen staunte ich nicht schlecht, als vor meinen Fenstern einige Schneeflöckchen, Weißröckchen tanzten. Auch jetzt am Abend hat uns ein Niederschlagsgebiet erreicht, dass teils als Schnee, teils als Regen im Gepäck hat. Die Zeichen stehen also auf Winter, obwohl ein richtiger Wintereinbruch zunächst nicht in Sicht ist.
Wie dem auch sei, für mich endet heute dass Pilzjahr 2020. Acht Monate Berichterstattung zu Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg liegen nun wieder hinter mir und allen, die dieses Tagebuch verfolgen. Viel Zeit und Arbeit hat es wieder in Anspruch genommen, aber das mache ich gerne und es macht auch Spaß, von der Pilz- und Wetterfront zu berichten.
Wie war nun das Pilzjahr 2020? Nun, es wird, wie immer, unterschiedlich interpretiert. Aus Sicht des Mykophagen sicherlich durchwachsen, obwohl es auch hier positive Wortmeldungen gab. So bei einem Pilzfreund aus dem Raum Ludwigslust, der mir in der vergangenen Woche freudestrahlend über das diesjährige Pilzjahr berichtet. Er war mit der Steinpilz- und Maronen – Saison überaus zufrieden und schwärmte regelrecht von seinen außergewöhnlich guten Erfolgen. Nun dürfte diese Ansicht nicht von jedem geteilt werden, da es wirklich recht unterschiedlich war. Oft sind es Sonntagssammler, die irgendwann mal zum richtigen Moment in ihrem Hauswald unterwegs waren und zufällig den optimalen Zeitpunkt erwischt haben. Das bleibt natürlich im Gedächtnis hängen.
Aus meiner Sicht möchte ich 2020 im großen und ganzen als durchschnittlich bezeichnen. Mir haben Naturfotografen vom Rehnaer Pilzvereins erzählt, es wäre das Jahr der Erdsterne gewesen. Da kann ich ohne weiteres mitgehen, denn unser kleines Pilzseminar im September in Drei Eichen, in der Märkischen Schweiz, war ebenfalls ein Seminar der Erdsterne!
Das Frühjahr war, wie so oft, verhungert b. z. w. verdurstet. Nach einem überaus milden und pilzreichen Winter setzte ein trockenes und in den Nächten auch oft frostig kaltes Frühjahr keine guten Akzente für die Frühlingspilze. Da war nicht viel zu holen. Est im laufe des Juni gab es regional stärkere Regenfälle. So setzten Wasserbomben – Gewitter nicht nur die Innenstadt von Wismar unter Wasser. Zwar fließt viel Wasser bei solchen Sturzfluten ab, aber die Wälder können es durchaus besser aufnehmen, wie beispielsweise eine trockene, knochenharte Ackerfläche. Zumindest haben bis in den Juli hinein, regionale Starkregenfälle dafür gesorgt, dass es gebietsweise, besonders in unseren südlichen Regionen, auf den leichten Sandböden, einen ganz ordentlichen Pilzsommer gab, mit reichlich Pfifferlingen und auch sonst schon einer recht ordentlichen Artenvielfalt!
Zum Herbst hin wurde es zunächst wieder recht trocken, so dass vielfach Flaute einsetzte. Zwar wollte es Anfang September schon richtig durchstarten, aber die neuerliche Trockenheit unterdrückte diesen Schub oft weitgehend. Dort, wo die Bedingungen günstiger waren, besonders in den sandigen Revieren im Elberaum und in den angrenzenden Heidegebieten, brach eine enorme Steinpilzschwämme los. Auch Butterpilze wurden in teils in riesigen Mengen gefunden. Schließlich wurde es immer trockener und erst zum Oktober hin begann sich allgemein ein recht gutes Pilzaufkommen zu entwickeln, dass noch bis weit in den November anhielt. Insbesondere Frost – Schnecklinge lieferten regional gute Erträge. Soweit eine ganz grobe, verbale Einschätzung der Pilzsaison 2020 aus meiner Sicht. Ausführlicher kann alles in den zurückliegenden Tagebüchern nachgelesen werden.
Allen Lesern des Tagebuches wünsche ich eine schöne und beschauliche Advents- und Weihnachtszeit sowie einen guten Rutsch in das neue Pilzjahr 2021.
Bleiben Sie gesund und wenn nichts dazwischen kommt, startet das Tagebuch wieder am 01. April 2021.