Tagebuch Juni 2017/1

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmeclenburg

Tagebuch Wetter/Pilze Juni 2017/1

Röhrlinge sind auf dem Vormarsch, so wie der Netzstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridus) vor allem in Parkanlagen unter Linden und Birken. Foto: Christian Ehmke.

Donnerstag, 01. Juni (Kindertag) – Noch ist es zwar recht verhalten, aber ich denke, bis Mitte des Monats wird es mit dem ersten Röhrlings – Schub in diesem Jahr noch etwas aufwärts gehen. Auch in der Pilzberatung werden nun erste Sommersteinpilze und Hexen – Röhrlinge vorgelegt. Auch Karbol – Champignons wurden heute zur Begutachtung gebracht, weil ein Familien – Angehöriger ein ungutes Gefühl hatte. Beim Rest der Familie bestanden keine Bedenken, es waren ja Champignons! Am Ende war die Dame dann doch froh, die Beratungsstelle in Anspruch genommen zu haben. Giftige Karbol Champignons gehören von Mai bis November zu den am häufigsten eingesammelten Zufallsfunden, die mir immer wieder, besonders zu Beginn der einzelnen Wachstumsschübe, oft in großen Mengen vorgelegt werden. Da sie vorzugsweise in städtischen Anlagen und dann sehr zahlreich auftreten, ist die Versuchung groß.

Eine Ergänzung zur gestrigen Artenliste aus dem Haushalt Forst musste ich heute noch einfügen, nämlich den nicht sehr häufigen und leicht giftigen Striegeligen Rübling. Schon im Walde war ich der Meinung, dass er es ist. Nur konnte ich den so typischen Geruch nach faulem Kohl noch nicht feststellen, welcher heute aber um so deutlicher zu tage trat. Damit war es aus kartierungstechnischer Sicht der mit Abstand beste Fund meiner gestrigen Exkursion.

Das Wetter war heute schon etwas angenehmer als gestern. Der starke Wind flaute allmählich ab und morgen soll er kaum noch spürbar sein. Ich glaube, morgen erwartet uns wieder ein echter Wohlfühltag. Angenehme Wärme, wenig Wind und strahlender Sonnenschein. Ich hoffe, die bereits bei uns an der Ostsee eingetroffenen Pfingsturlauber werden es zu schätzen wissen und einen Strandtag einlegen. Am Sonnabend wird es dann wohl wieder schwüler und besonders zum Abend und in der folgenden Nacht kann es zu Gewittern kommen.

Der Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla) war gestern im Haushalt Forst Aspekt – bildend. Hier sehen wir typische Trockenwetterformen mit stark rissigem Hut. Deutlich sind auch die namensgebenden, breiten Lamellen zu erkennen. Nicht empfehlenswert. Standortfoto am 27. Mai 2017 im Forst Raben – Steinfeld.

Freitag, 02. Juni (Welt – Naturisten – Tag) – Was sind eigentlich Naturisten? Ich dachte Leute, die sich speziell um Belange der Natur kümmern, so wie auch wir Pilzfreunde – falsch gedacht! Es sind eher Leute, die in ersten Lienie Nacktheit propagieren. Am FKK – Strand ist das ja o. k. – da bin ich auch gerne Naturist, aber das war`s dann auch schon.

Zu den Pilzen. Gestern hatte ich vergessen zu erwähnen, dass ich die Ausstellung wieder erneuert habe. Heute kamen noch zwei Arten hinzu. Es liegen 71 auf der Fläche. Davon zum ersten mal in diesem Jahr zu sehen: Striegeliger Rübling, Schuppiger Sägeblättling, Sommersteinpilz, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Birken – Rotkappe und Frauen – Täubling.

Da ich Fotos für mein Tagebuch und auch permanent Ausstellungspilze brauche, bin ich heute zum ersten mal in diesem Jahr in den Seeblickpark gefahren. Hier traf ich auch Christian Ehmke mit seinem Sohn, der ebenfalls auf der Jagd nach Fotomotiven war. Da wir erst Anfang Juni haben, war es noch relativ ruhig. Folgende Arten konnte ich hier heute finden: Waldfreund – Rüblinge hier und da im Gras des Parks. Einen schönen Flockenstieligen Hexen – Röhrling, mehrere sehr fotogene Netzstielige Hexen – Röhrlinge, einige, teils überständige Frauen – Täublinge und Perlpilze, einen jungen Papagei – Täubling, hier und da Sommersteinpilze von kirschgroß bis prächtig und truppweise giftige Karbol – Champignons in allen Altersstadien. Sowohl für` s Foto, als auch für die Ausstellung hatte es sich gelohnt. Auch für denjenigen, der Parkpilze zum Verspeisen sammelt, hätte es für eine Mahlzeit gereicht.

Das Wetter war wie gestern schon angedeutet, so richtig zum wohlfühlen. Sonnenschein, tiefblauer Himmel und moderate Wärme bei nur einer leichten See – Brise in trockener Luft. Die trockene Luft ist nun nicht so ideal für unsere Lieblinge, aber schon morgen soll sie wieder feuchter werden. Im Vorfeld einer atlantischen Kaltfront wird schwülwarme Luft herangeführt. Besonders wo der trockenwarme Südostwind auf den feuchtwarmen Südwestwind trifft, bilden sich im Tagesverlauf wieder Konvergenzen mit erheblicher Unwettergefahr aus. Die letzten Unwetter liegen erst wenige Tage zurück und haben örtlich massive Schäden hinterlassen, so wie in der Ortschaft Suckow bei Schwerin, in der Lewitz – Region. Ein Downburst hatte hier gewütet und auch die stärksten Eichen umgelegt. Downburst sind plötzliche, kalte Fallwinde aus einer Gewitterwolke heraus, die teilweise noch verheerender als Tornados sein können. Auch morgen ist derartiges wieder möglich. Also aufpassen, wenn ein Gewitter aufzieht! 

Ein Prachtstück von Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) im Park am Seeblick. In jeder Hinsicht ein typisches Exemplar seiner Art. Weit herab reichendes Stielnetz auf nussbräunlichem Grund. Graubraune, feinsamtige Hutoberfläche, die bei trockenem Wetter schnell rissig wird. Schneidet man einen Sommersteinpilz der länge nach durch, ist er überall weißfleischig. Beim Echten Steinpilz ist es unter der Huthaut weinrötlich durchzogen. Foto: 02.06.2017

Sonnabend, 03. Juni (Tag des Fahrrades) – Unwetter gab es heute zwar  in Deutschland, aber M-V wurde davon verschont. Statt dessen regnete es zeitweise schauerartig in leichter bis mäßiger Intensität.

Nachdem am Nachmittag unser Info – Zentrum geöffnet hatte, fuhren Irena und ich danach noch in den Schlosspark Ludwigslust. Ein sehr großzügiges Gelände mit vielen Sehenswürdigkeiten und Wasserspielen. Allen voran natürlich das Schloss. Uns interessierte allerdings mehr der Park mit seinen alten Bäumen und was darunter zu finden ist. Da das Jahr noch recht jung ist, war es hinsichtlich des Pilzaufkommens noch bescheiden. Einzig Sommersteinpilze waren unter den licht stehenden Eichen und Buchen des Parks häufiger vertreten und es standen noch viele kleine in den Startlöchern. Auch Hexen – Röhrlinge, Perlpilze und vereinzelte Täublinge konnten wir ausfindig machen. Im Hochsommer und Herbst muss es hier vor Pilzen nur so wimmeln, denn das Areal, speziell in Schlossnähe, ist traumhaft mit seinen ausgehagerten, teils kurz – moosigen Böden. Nicht umsonst boten die Schweriner Pilzberater um Brigitte Schurig in vergangenen Jahren hier  Pilzwanderungen an. Vielleicht sollten auch wir diesen Ort irgendwann mal in die Planung mit aufnehmen.

Diese beiden kapitalen Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) fand und fotografierte ich allerdings bereits gestern Abend im Eichenpark Schwarzer Busch auf der Insel Poel. Mit 410g bzw. 490g brachten beide zusammen immerhin genau 900g auf die Waage! Und das beste, sie waren fest und madenfrei! Nur im Stielgrund wollten die Mädchen bereits loslegen. 02.06.2017 auf der Insel Poel.

Sonntag, 04. Juni (Pfingsten) – Pilzwetter vom feinsten! Die Pfingsturlauber an der Ostsee werden es weniger gut empfunden haben, denn bis in den Nachmittag hinein regnete es.

Am Vormittag stattete ich kurz dem Seeblickpark einen weiteren Besuch ab. Wieder einige Sommersteinpilze, Frauen- und Papagei – Täublinge, einen Netzstieligen Hexen – Röhrling, Karbol – Champignons und Waldfreund – Rüblinge. Am Nachmittag war noch der Schweriner Schlossgarten an der Reihe. Hier ein ähnliches Bild mit den selben Arten, aber auch schon ein Schwarzblauender Röhrling! Ziemlich früh für diese Art! Auch sind inzwischen bereits Parasol – Riesenschirmpilze vereinzelt erschienen. Sie sind in der Regel auch erst ab Ende Juni zu erwarten. Da auch weiterhin Niederschläge angesagt sind und somit im allgemeinen gute Entwicklungsbedingen herrschen, gilt es nun die Entwicklung aufmerksam zu verfolgen, denn der vergangene Herbst war fast ein Totalausfall. Es besteht großer Nachholebedarf. Ich erinnere mich beispielsweise an das Jahr 1997. Ebenfalls ein staubtrockener Herbst und kaum Pilze. Ab Ende Juni des Folgejahres herrschte dann Hochsaison! Verwundert rieb ich mir damals die Augen, dass gegen Ende Juni bereits Fliegenpilze auftauchten und im laufe des Juli nicht nur die typischen Sommerpilze, sondern auch schon viele Arten, die wir gewöhnlich nicht vor September finden. Von Juli bis Oktober wuchs fast alles was das Herz begehrte. Es war eines der besten Pilzjahre, die ich je erlebte. Es spielte aber, bis auf eine kleine Trockenphase im damaligen August, das Wetter mit und das ist natürlich die Grundvoraussetzung. 

Schwarzblauender Röhrling (Boletus pulverulentus) gefunden im Schweriner Schlossgarten – Gelände. Mindestens vier Wochen früher als üblich. Der dem Maronen – Röhrling ähnelnde Pilz blaut von allen Röhrlingen am intensivsten. Bei Berührung oder Verletzung innerhalb von Sekunden über blau bis nahezu schwarz. Die Verwachsungen auf dem Hut sind allerdings eine Laune der Natur!

Montag, 05. Juni (Pfingsten) – Heute fuhr ich mit Sohn Jonas in den Rostocker Zoo. Tiere schauen war angesagt und besonders interessierte ihn dort das Darwineum. Die Evolution wird hier an vielen interessanten Beispielen nachvollziehbar dargestellt. Natürlich nur stark vereinfacht. Auch den Pilzen ist eine kleine Ecke gewidmet, gehören sie doch als nicht zu unterschätzendes und sehr komplexes Naturreich der großen „Schöpfungsgeschichte“ an. Einige Vertreter von ihnen waren auf dem weitläufigen Gelände des Barnsdorfer Waldes auch heute zu sehen, wie beispielsweise Rotbraune Riesen – Träuschlinge und Frühlings – Ackerlinge, die auf den reichlich gemulchten Flächen und Wegrändern wuchsen.

Das Wetter war heute moderat. Wir saßen sozusagen zwischen den Stühlen. Ein Tief ist abgezogen und morgen kommt das nächste. Das soll es in sich haben! Es entwickelt sich gerade zum Sturm und wird uns morgen und am Mittwoch ziemlich gruseliges Wetter bringen. Dabei soll es morgen noch recht warm werden und ab dem Nachmittag kann es zu heftigen Gewittern kommen! Auf der Rückseite wird dann hochreichend kalte Polarluft angezapft. Stürmisches Schauerwetter in sehr frischer Luft dann am Mittwoch. Es bleibt also unbeständig mit Niederschlägen. Gut für uns Pilzfreunde!

Durch Sonneneinstrahlung stark entfärbte Rotbraune Riesen – Träuschlinge (Stropharia rugosoannulata). In Kultur wird er als Braunkappe bezeichnet. Guter Speisepilz, kann aber mit Champignons nicht mithalten. Standortfoto im Rostocker Zoo.

Dienstag, 06. Juni (Tag der Sehbehinderten) – Also auch mein Tag. Zeitlebens bin ich auf eine Brille angewiesen wegen starker Kurzsichtigkeit, aber es gibt schlimmeres.

Heute war es recht warm und auch schwül. Wie angekündigt brauten sich am Nachmittag und Abend zahlreiche, teils durchaus kräftige Schauer und Gewitter zusammen. Wir haben nun seit Beginn der Saison, Anfang April, im großen und ganzen durchgehend gute Wachstumsbedingungen und es scheint zumindest in den nächsten zwei Wochen auch so zu bleiben. Damit meine ich in erster Linie kontinuierliche Niederschläge. Das haben wir so lange nicht mehr gehabt. Der Aufwärtstrend an der Pilzfront wird sich dem entsprechend fortsetzen und die Artenvielfalt dürfte weiter zulegen. Auch die Pilzberatung wird immer öfter in Anspruch genommen. Vielleicht gehen wir ja einem pilzreichen Sommer entgegen?!

Die Ausstellung habe ich heute wieder aufgefrischt. Es liegen 77 Arten auf der Fläche. Das erste mal in diesem Jahr dabei: Papagei – Täubling, Widerlicher Täubling, Schwarzblauender Röhrling, Perlpilz und Riesenschirmpilz.

Wie auf dem Präsentierteller standen diese beiden Netzstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridus) mit Spinne im Schweriner Schlossgarten. Standortfoto: 04.06.2017.

Mittwoch, 07. Juni (Tag des Videorekordes) – …die es kaum noch zu kaufen gibt. Relikte aus gar nicht so lang vergangenen Zeiten. Wie dem auch sei, heute ist ihr Ehrentag. Eigentlich wäre ich heute auch wieder im Wald gewesen, um einen weiteren Messtischblatt – Quadranten abzuarbeiten. Aber ich musste diese Aktion ausfallen lassen, da ich am Nachmittag noch zu einer Geburtstagsfeier eingeladen war. So nutzte ich die Zeit davor um zum Garten – Center zu fahren und einige Deko – Pflanzen für meine nun wieder zu erweiternde Ausstellungsfläche zu kaufen. Moos hatten Irena und ich schon an Pfingsten geholt. So baute ich also die zweite Moosfläche auf, da die Artenvielfalt allmählich doch zu groß wird. Ab Montag wird sie mit den aktuellen Frischpilzen bestückt.

Das Wetter zeigte sich heute auch nicht gerade exkursionsfreundlich. Starker Wind und teils kräftige Regengüsse bei frühherbstlichen Temperaturen. Sehen wir es positiv, der Regen ist uns immer willkommen.

Hier mal wieder ein schönes Foto von Christian Ehmke. Es zeigt ein Exemplar der sehr seltenen Grauen Becherlorchel (Helvella costifera). Kein Speisepilz.

Donnerstag, 08. Juni (Tag des Meeres) – Das Meer wurde nun durch den starken Wind wieder ordentlich aufgewühlt und das schon erwärmte Oberflächenwasser mit kühleren Schichten vermischt. Aber bis zum Beginn der Sommerferien wird es schon eine für jeden erträgliche Badetemperatur erlangen, die momentan wohl so um die 16 Grad liegt. Von der Pilzfront kann ich heute keine neuen Erkenntnisse vermitteln. Vielleicht hole ich morgen meine Mittwochstour nach. Behörden – Schreibkram war heute angesagt.

Beim Wetter saßen wir wieder zwischen zwei Stühlen. Das Sturmtief verließ uns in Richtung Norden und gegen Abend erreichte uns die Warmfront des nächsten Tiefs mit etwas Regen. Bereits in der Nacht kann sich im Westen Deutschlands die zugehörige Kaltfront mit ersten Schauern und Gewittern bemerkbar machen. In wärmerer Luft kann es dann ab morgen Mittag bis zum Abend auch bei uns zu Gewittern kommen. Örtlich können diese auch unwetterartig ausfallen mit Hagel und schweren Sturmböen. Also ist es nicht ganz sicher, ob ich morgen tatsächlich dem Wald einen Besuch abstatten werde. Mal schauen, wie es sich entwickelt.

Diese Rötelblättrigen Mürblinge (Psathyrella spadicea) wuchsen im Schweriner Schlossgarten am Fuße einer alten Buche. Der recht große Vertreter seiner Gattung kommt zerstreut an lebenden und totem Holz vor. Der Hut ist zunächst dunkel rotbraun und hellt schließlich zu fleischbraun bis falb auf. Er ist stark hygrophan, wobei er offensichtlich, ähnlich wie beim Stockschwämmchen, von der Hutmitte aus beginnt zu trocknen. So hebt sich hier die noch hygrophane Randzone deutlich ab. Das wesentliche dieses Mürblings ist allerdings sein kakaofarbenes Sporenpulver. Essbar. Foto am 04.06.2017.

Freitag, 09. Juni (Tag der Archive) – Für das Nachholen der Mittwochsexkursion hat es heute leider nicht gereicht. Ein wenig Hausarbeit, Behördengänge, Einkaufen, danach wurde es zeitlich doch ein wenig eng. So zog ich es vor, doch lieber wieder der Wismarer Parkanlage am Seeblick einen kleinen Besuch abzustatten. Das allgemeine, ohnehin noch nicht so üppige Pilzaufkommen, hatte im Vergleich zum letzten mal nachgelassen. Kaum noch Täublinge und Karbol – Champignons. Dafür setzen gerade die Sommersteinpilze zu einer weiteren Wachstumswelle an. Es brachen so einige junge Fruchtkörper mit Kirsch- bis wallnussgroßen Hüten aus dem Mergelboden. Die Qualität scheint nun besser zu werden. Waren bei der ersten Welle doch viele extrem von Maden zerfressen, so sind sie heute alle fest und knackig gewesen. Die meisten habe ich stehen gelassen, nur drei Stück für die Ausstellung gingen mit. Einfach noch zu schade. Zwei Netzstielige Hexen und ein Rotfüßchen waren an weiteren Röhrlingen vertreten

Das Wetter zeigte sich heute wieder sommerlich. Schwülwarm und am Abend kamen in Verbindung mit einer Kaltfront und einer vorlaufenden Konvergenz nicht nur stürmische Böen, sondern auch kräftige Schauer und Gewitter auf. Insbesondere an der Kaltfront gibt es momentan in Westmecklenburg flächendeckend starken Regen samt Blitz und Donner. Das nahezu ideale Pilzwetter setzt sich fort.

Über diese kleinen Pilzchen im Moos habe ich mich heute am meisten gefreut. Es handelt sich um den Violettstieligen Heftelnabeling (Rickenella swartzii). Keine Seltenheit, aber nicht so häufig wie der Orangerote Heftelnabeling. Typisch ist seine violettblaue Stielspitze und eine gleichfarbige Hutmitte. Ohne Speisewert.

Sonnabend, 10. Juni (Tag des Kugelschreibers) – Eine öffentliche Pilzlehrwanderung stand heute auf dem Programm. Kurz nach 08.00 Uhr starteten wir von Wismar aus mit einem Auto in Richtung Gadebusch. Der Gadebuscher Stadtwald war unser Ziel. Dort warteten noch weitere Pilzfreunde auf uns, so dass insgesamt 12 Teilnehmer den dortigen Wald nach allerlei pilzlichem durchstreiften. Buchenwälder, kleine Fichtenbereiche und Bruchwald mit eingelagerten Feuchtbiotopen boten reichlich Abwechslung. Für Mitte Juni war es jedenfalls schon recht ordentlich, was uns hier an pilzlicher Vielfalt geboten wurde. Man merkt nun schon deutlich den beginnenden Pilzsommer. An moosiger Hanglage des Buchenwaldes einiges in Pfifferlingsbrut. Dazwischen schoben junge Sommersteinpilze. Ganz vereinzelt auch einen Täubling oder Perlpilz. Häufiger dann auch Breitblättrige und andere Rüblinge, verschiedene Helmlinge, Lilablättrige Mürblinge und einiges mehr. Die Bedingungen sind weiterhin ideal und wenn das so weiter geht, könnte ab Juli in diesem Jahr bereits die Hochsaison losbrechen. Geschuldet wäre derartiges dann dem vertrockneten Herbst des letzten Jahres.

Das Wetter war für eine Wanderung bestens. Der Wald war nass, die Pilze frisch und das freundliche Wetter mit angenehmen Temperaturen tat das übrige. Ganz so angenehm dürfte es morgen wohl nicht werden. Jetzt am Abend hat es sich zugezogen. Es sind die Wolken einer neuen Warmfront, die morgen fast schon tropische Hitze mitbringen soll. Besonders im Südwesten Deutschlands kann es örtlich bis auf 35 Grad im Schatten hoch gehen, bei uns dürfte bei 28 Grad schluß sein, aber das reicht ja auch schon, um die Wärme bei zunehmender Luftfeuchtigkeit als unangenehm zu empfinden. Abends nähert sich dann die zugehörige Kaltfront und die Schauer und Gewitterneigung steigt wieder an. Allerdings bestehen hier noch Unsicherheiten, ob es überhaupt für nennenswerte Gewitterschauer reicht. Am besten das Wetter – Radar verfolgen und natürlich die Wolkenbildung am Himmel.

Auch frische Filzröhrlinge waren heute schon vertreten. Es handelt sich um drei Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron) und eine Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus). Essbar. Foto am 10.06.2017 im Gadebuscher Stadtwald. Beim linken Exemplar hat sich noch ein Nitrat – Helmling versteckt.

Sonntag, 11. Juni (Tag des Gartens)Heute habe ich mich entschlossen, die Mittwochsexkursion nachzuholen. Der Messtischblatt – Quadrant 2234/4 war an der Reihe. Haushalt Forst, Schlosspark Wiligrad und Park Lübstorf. Insgesamt ausgesprochen artenarm. Hier die Fundliste: Schuppiger Porling, Echter Zunderschwamm, Brandkrustenpilz, Schmetterlings – Tramete, Breitblättriger Rübling, Fleischroter Schönkopf, Frühlings – Ackerling, Rauer Wulstling, Stadt – Champignon, Birken – Zungenporling, Striegeliger Schichtpilz, Blasser Laubwald – Pfifferling, Perlpilz, Fahler Röhrling, Blaublättriger Täubling, Olivgelber Rißpilz, Echter Pfifferling, Netzstieliger Hexen – Röhrling und Sommersteinpilz.

Fahle Röhrlinge (Boletus impolitus) in Lübstorf. Der Eichenbegleiter benötigt schwere, lehmige Kalkböden. Sein kräftiger Phenol – Geruch lädt eigentlich nicht gerade zum verspeisen ein. Dennoch ist in Michael, Hennig, Kreisel zu lesen: „Einer der vorzüglichsten Speisepilze, von besonderem Wohlgeschmack, ergibt eine gelbliche Brühe mit Fleischbrühgeschmack. Dem Steinpilz mindestens ebenbürtig“. Also nicht nur nach dem Geruch gehen, scheint wirklich eine Delikatesse zu sein? Einfach ausprobieren!

Im Anschluss fuhr ich noch in einen anderen Teilbereich des Haushalt Forstes, in dem es genau vor einem Jahr viele Sommersteinpilze gab. Heute nicht ein einziger! Weiter ging die Tagestour in den Schweriner Schlossgarten. Zuvor hielt ich kurz im Park Raben – Steinfeld an. Karbol – Champignons in Mengen. Im Schlossgarten fand ich ein für Mitte Juni angemessenes Pilzaufkommen vor. Schon recht häufige Frauen – Täublinge, Perl- und Pantherpilze, Pfifferlinge, Karbol – Champignons, vereinzelt Netz- und Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, auch ein Rotfüßchen und den ersten Großen Krempling. Sommersteinpilze waren teils geschnitten, aber es waren auch immer noch sehr schöne zu finden. Als Höhepunkt ein kapitaler Fahler Röhrling! Danach kontrollierte ich noch eine sehr produktive Stelle von Sommersteinpilzen bei Jülchendorf. Nur ein Exemplar! Inzwischen setzte Regen ein und ich fuhr in Richtung Wismar. Die schauerartigen Regenfälle zogen flächendeckend über Mecklenburg. Durch den kontinierlichen Feuchtenachschub scheinen nun die Pfifferlinge richtig in Fahrt zu kommen. Heute hatte ich neben vielen kleinen auch schon recht ansehliche, erntefähige Exemplare vorgefunden. Ich nahm aber nur wenige für die Ausstellung mit.  

Zusammen gestellte Gruppe von Sommersteinpilzen (Boletus reticulatus) heute im Schweriner Schlossgarten. 11.06.2017. Ob sie wohl mit dem Fahlen Röhrling geschmacklich mithalten können?

Montag, 12. Juni (Loving – Day) – Nach einer feuchten und lauen Frühsommernacht machte sich heute tagsüber windiges Rückseitenwetter bemerkbar. Der starke Wind trieb auch einige, meist schwache Schauer über das Land. Pilzfreundin Angelika Boniakowski meldete mir heute 9 l/qm bei den gestrigen Regenfällen. Beim Wetter soll das auf und ab bei den Temperaturen weitergehen. Morgen und Mittwoch bleibt es bei uns mit um 20 Grad noch eher frisch. Donnerstag wird es dann im Süden Deutschlands heiß und bei uns etwas wärmer. Bald ziehen aber Schauer und Gewitter auf. Diesesmal geht es wohl wieder etwas heftiger zur Sache und bei uns kann einiges an Regen vom Himmel kommen. Insbesondere die Pfifferlinge wird das sehr freuen. Gute Pfifferlings – Jahre gibt es meist nur in verregneten Sommern.

Heute habe ich das erste mal in diesem Jahr meine erweiterten Ausstellungsflächen mit Frischpilzen bestückt. Ab sofort kostet die Besichtigung der Ausstellung wieder zwei Euro. Hier die Arten, die zum ersten mal in diesem Jahr dabei sind: Lilablättriger Mürbling, Blaustieliger Heftel – Nabeling, Heftel – Nabeling, Halsband – Schwindling, Nadel – Schwindling, Zäher Faden – Helmling, Grauer Nitrat – Helmling, Schwarzgezähnelter Helmling, Rettich – Helmling, Rötelblättriger Mürbling, Fleischroter Schönkopf, Großer Krempling, Blaublättriger Täubling, Pantherpilz, Rauer Wulstling, Blasser Laubwald – Pfifferling, Fahler Röhrling, Brennender Rübling, Treppenförmiger Steifporling und Vielgestaltige Kohlenbeere. Insgesamt 99 Arten.

Ab sofort macht es Sinn in die Pfifferlinge zu gehen. Vor Mitte Juni lohnt meist nicht, da sie einfach noch zu klein sind. Das Wetter ist ihnen derzeit hold. Hier sehen wir eine Gruppe Blasser Laubwald – Pfifferlinge (Cantharellus pallidus). Standortfoto am 11.06.2017.

Dienstag, 13. Juni (Tag der Nähmaschine) – Da nun die Ausstellungsfläche erweitert wurde, muss ich mich auch verstärkt darum bemühen, frisches Ausstellungsmaterial heran zu schaffen. Daher ist es besonders im Sommer sinnvoll, die Parkanlagen aufzusuchen, da das Frischpilzaufkommen hier noch meist größer und konzentrierter ist wie in unseren Wäldern. So stattete ich heute Vormittag wieder dem Seeblickpark in Wismar einen Besuch ab. Er gliedert sich in zwei Teilflächen auf, wobei bei einer gerade der Rasenmäher rüber war. Vorhandene Pilze waren daher meist in ihre Einzelteile zerlegt. Im zweiten Bereich stand schon der Container für den Rasenschnitt, aber der Mäher war noch nicht zu Gange. Trotzdem waren viele Pilze zerstört. Insbesondere Sommersteinpilze umgetreten oder regelrecht platt gemacht. Ganz schön ärgerliche Geschichte, aber einiges konnte ich dann doch noch zusammen bekommen. Insbesondere Perlpilze und ihre giftigen Doppelgänger, die Pantherpilze, schieben frisch. Vereinzelt essbare Papagei- und Frauen – Täublinge und erste Süßliche Milchlinge. Verschiedene Rißpilze und auch wieder frische Karbol – Champignons. Der erste Mairißpilz der Saison schob neben einem jungen Netzstieligen Hexen – Röhrling aus dem Parkboden.

Mairißpilz (Inocybe patouilardii) und Netzstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridus) wuchsen in trauter Eintracht. Der Mairßpilz gilt als giftiger Doppelgänger des Maipilzes. In unseren breiten finden wir ihn meist nicht vor Mitte Juni, dann ist der Maipilz bereits weitgehend verschwunden. Auch die Bezeichnung Mairißpilz ist unglücklich gewählt.

Das Wetter ist derzeit nicht gerade optimal. Starker Wind ist daran schuld. Dieser soll aber vorübergehend abflauen und es wird auch wieder etwas wärmer, vor allem am Donnerstag. Ab Donnerstag Abend, in der Nacht zu Freitag und am Freitag können dann starke Schauer und Gewitter aufkommen. Derzeit werden für unsere Region recht hohe Niederschlagsmengen berechnet. Danach wieder kühler und windiger. Wie es dann weitergeht steht wohl in den Sternen. Die Wettermodelle bevorzugen zwei Extrem – Varianten. 1. Sehr kühles Wetter mit Regenschauern, das wäre dann die Schafskälte. 2. Eine extreme Hitzewelle mit Temperaturen jenseits der 30 Grad. Möglich ist auch eine 3. Variante – ein Mittelweg mit moderatem Wetter und trockenem Süden sowie feuchteren Norden. Es wird also spannend, in welche Richtung das Wetterpendel in der nächsten Woche ausschlägt.

Einige Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) waren aber doch der Zerstörungswut entgangen, von denen dieser der schönste war. Er wird nun die Ausstellung bereichern, was allemal sinnvoller ist als vom drohenden Rasenmäher zerstückelt zu werden.

Mittwoch, 14. Juni (Weltblutspendetag) – Heute war Exkursionstag. Der Messtschblatt – Quadrant 2236/1 war an der Reihe. Hier befindet sich das umfangreiche Revier Weiße Krug mit seinem sehr interessanten Radebachtal. Gegen 11.00 Uhr traf ich mich hier mit Raritäten – Jäger Andreas Okrent. Wir drehten eine größere Runde. Für den Speisepilzsammler wäre es ein einziger Reinfall gewesen, aber wir konnten recht zufrieden sein. Hier die Artenliste: Blasser Laubwald – Pfifferling, Schuppiger Sägeblättling, Schmetterlings – Tramete, Langstieliger Schleimfuß, Rehbrauner Dachpilz, Echter Pfifferling, Flacher Lackporling, Striegelige Tramete, Perlpilz, Schneeweißer Buchen – Dachpilz, Gelbe Lohblüte, Maiporling, Buchenwald – Becherling, Ziegelroter Mairißpilz, Breitblättriger Rübling, Blutmilchpilz, Rotbrauner Borstenscheibling, Sklerotien – Porling, Papagei – Täubling, Schwarzgezähnelter Helmling, Buchenwald – Wasserfuß, Zäher Fadenhelmling, Frühlings – Samthäubchen, Falscher Rotfuß – Röhrling, Narzißengelber Wulstling, Buckel – Tramete, Echter Zunderschwamm, Spaltblättling, Striegeliger Schichtpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Brandkrustenpilz, Löwengelber Porling, Frauen – Täubling, Grauer Wulstling, Pantherpilz, Sommersteinpilz und Gemeine Stinkmorchel. Natürlich waren auch einige andere Arten dabei, die wir nicht ohne weiteres ansprechen konnten. So beispielsweise ein früher Korallenpilz, der hier oft schon ab Mai wächst. Becherlinge, Rißpilze, Mürblinge u.s.w. Bemerkenswert war das frühe Auftreten des Langstieligen Schleimfuß, den wir eher aus dem Herbst kennen.

Im Anschluss fuhren wir noch in den Schweriner Schlossgarten mit angrenzenden Parkflächen. Auch hier konnten wir einiges an Pilzarten finden. Vor allem junge Sommersteinpilze, einige Hexen – Röhrlinge, Pfifferlinge, Täublinge und Wulstlinge, Rüblinge und Tintlinge sowie die sehr seltene Rosa – Koralle, um nur einige zu nennen.

Ein Top – Fund gelang uns im Schweriner Schlossgarten. Der seit jeher und überall in Deutschland seltene Fuchsräude – Tintling (Coprinus alopecia). Typischerweise aus dem Stammgrund einer lebenden Buche hervorbrechend, aber auch an anderen Laubbäumen. In Mecklenburg sind bisher nur wenige Funde nachgewiesen worden. Rote Liste M-V in der Kategorie 4 = potentiell gefährdet. Giftig!

Donnerstag, 15. Juni (Fronleichnam) – In einigen Regionen sogar Feiertag, aber nicht bei uns. So habe ich heute wieder ganztägig den Steinpilz – Wismar geöffnet, wie es sich laut Sprechzeit der Pilzberatung auch gehört. Dabei wurde die Ausstellung  erneuert. Es liegen genau 100 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr zu sehen: Rosafarbene Koralle, Gelbmilchender Becherling, Süßlicher Milchling, Weicher Täubling, Sonnen – Täubling, Narzißengelber Wulstling, Weißer Buchen – Dachpilz, Fuchsräude Tintling, Heu – Düngerling, Ziegelroter Mairißpilz, Strohgelber Rißpilz, Riesen – Champignon, Grauer Scheidenstreifling, Falscher Rotfuß – Röhrling und Spindeliger Rübling.

Das Wetter zeigte sich heute nach den kühleren und windigen Tagen wieder versöhnlich. Sehr freundlich und sommerlich warm. Was noch besser ist, jetzt am Abend nähern sich von Südwesten die seit Tagen angekündigten Schauer und Gewitter. Es hat in den letzten Stunden im Westen Deutschlands regional schon bis zu 40 l/qm in kurzer Zeit gegeben, einschließlich Hagel. Da auch einige rotierende Zellen (Superzellen) in den inzwischen entstandenen Clustern eingelagert sind, gab es außer Überschwemmungen örtlich auch starke Sturmschäden. Ein immer stärker werdender Gewitter – Cluster nimmt nun am frühen Abend auch Kurs auf M-V! Bis in die Nacht hinein kann es dann gewittern. Mal schauen, was bei uns vom Himmel kommt. Der Regen könnte der letzte nennenswerte für längere Zeit sein. Die Wetterlage soll sich auf Sommer, Sonne und Sonnenschein umstellen und ergiebiger Regen rückt in weite Ferne!

Am Fuße alter Eichen und deren Stubben erscheinen inzwischen auch schon die Spindeligen Rüblinge (Collybia fusipes) in vielhütigen Büscheln mit bräunlichen Hüten und den spindelig auslaufenden Stielen. Gilt als minderwertig, obwohl es Leute geben soll, die nichts auf ihn kommen lassen. Foto am 14.06.2017 im Park in Schwerin.

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