Tagebuch Mai 2017/1

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter/Pilze Mai 2017/1

Der Wonnemonat Mai findet in diesem häufigen und ergiebigen Speisepilz seinen bekanntesten und wichtigsten Vertreter des nun stattfindenden Frühlings – Aspektes. Der Maipilz, Mai – Ritterling oder Mai – Schönkopf (Calocybe gambosa). Am Standort bei Jesendorf/Tarzow am 29.04.2017 fotografiert.

Montag, 01. Mai (Maifeiertag) – Heute haben wir in Keez Vorbereitungen zu unserem diesjährigen Frühlingsseminar oder besser „Pilzwochenendes in Mecklenburg“ (siehe unter Termine!) getroffen. Unter anderem habe ich hier wieder eine Ausstellungsfläche aufgebaut, die unsere Teilnehmer dann mit aktuellen Pilzarten auf die Veranstaltung einstimmen soll und die wir von unseren Pilzfunden dann weiter vervollständigen können.

Beim Wetter hat sich seit gestern ein Machtkampf zwischen hohen Luftdruck über der Ostsee und tiefem Druck über Südwesteuropa, mit stark auffrischendem Ostwind, in trockener Kontinentalluft, aufgebaut. Denkbar schlecht für das Wachstum von Frischpilzen, wie wir wissen. Das Tief zieht nun allmählich nach Deutschland herein und wird uns wohl die Woche mit Regen, Schauern und kühler Luft beschäftigen, wobei der Ostwind bei uns morgen noch weiter auffrischen soll. Der Regen wird die Küsten wohl kaum in nennenswerter Ergiebigkeit erreichen. Im Landesinneren könnte es zumindest zeitweise nass werden und die durch den Ostwind abgetrockneten Oberböden wieder mit ausreichend Feuchtigkeit versorgen. Dafür können die bisher viel zu trockenen Gebiete in Richtung Südwestdeutschland hoffentlich reichlich Regen abbekommen. Zu unserem Pilzwochenende könnte es dann kurzzeitig angenehm warm werden, bevor zu Beginn der nächsten Woche dann die Eisheiligen mit empfindlicher Kälte zuschlagen können. Die Nächte werden dann auch wieder frostig!

Eine weitere Pilzart, die den schönsten Frühlingsmonat in ihrem Namen trägt, ist der Mai – Stielporling (Polyporus lepideus). Wir finden ihn an Laubholz. Er löst mit seinem engporigen Hymenophor den grobporigen Winter – Stielporling ab. Ungenießbar.

Dienstag, 02. Mai (Tag der Trüffel) – Drei Tage kräftiger Ostwind hat die Böden insbesondere an exponierten Standorten stark abtrocknen lassen. Auch Fruchtkörper, die ihm ausgesetzt waren, sind angetrocknet oder sogar vertrocknet. So wurden mir heute Spitz- und Speisemorcheln von der Insel Poel vorgelegt, die nahezu perfekt getrocknet waren. Ein wenig nachtrocknen und sie können in einem luftundurchlässigen Gefäß jahrelang gelagert werden. Der Kampf zwischen Hoch und Tief an der Küste ist zwar noch nicht ganz beendet, aber zumindest bei uns in Mecklenburg hat das Tief es am späten Nachmittag geschafft, die trockene Ostluft von feuchter Regenluft aus dem Süden zu ersetzen. Kräftiger Landregen kam auf und ich empfand es wie ein Segen. Nun haben wir wieder gute Wachstumsbedingungen und ich hoffe die Maipilze legen endlich richtig los, denn es gibt immer noch Stellen, an denen sich bisher noch nicht viel tat.

Heute habe ich die Ausstellung aufgefrischt. Es liegen 71 Arten auf der Fläche. Zum ersten mal in diesem Jahr dabei: Rosablättriger Helmling, Moos – Schwefelkopf und Grauer Faltentintling.

Dieses Foto sandte mir Andreas Okrent am Wochenende zu. Er fand die Speisemorcheln (Morchella esculenta) in der Nähe der Lederigen Lorcheln und weit und breit war keine Esche zu sehen. Diese Morchel – Art liebt das Umfeld von Eschen, ist aber nicht auf diese angewiesen. Wir sehen hier voll ausgereifte Fruchtkörper, die kurz vor dem Vergehen stehen. Das kann dann sehr schnell gehen. Die Pilze werden plötzlich glasig und innerhalb weniger Stunden können sie zu einer matschigen Masse zusammensinken.

Mittwoch, 03. Mai (Weltfischbrötchentag) – Heute ist also neben dem Tag der Pressefreiheit auch Weltfischbrötchentag! Was es im laufe des Jahres noch für teils skurrile Feier- oder Gedenktage gibt, ist dem aktuellen Pilzkalender 2017 von Karin Montag zu entnehmen. Frau Montag rief im vergangenen Jahr den 1. Europäischen Pilztag aus und ist bei ihrer Recherche, ob es vielleicht irgendwo schon einen Ehrentag der Pilze gibt, auf allerhand Kuriositäten gestoßen, was die Benennung von besonderen Tagen in der Welt angeht. Ich werde einige davon ab sofort hier mit einbinden.

Nun zum eigentlichen Geschehen des heutigen Tages. Es stand die traditionelle Mittwochsexkursion auf dem Programm. Ich arbeitete den letzten Quadranten im Messtischblatt 2233 ab, also 2233/4. Park und Uferbereich am Cramoner See sowie das Hägerholz waren mein Zielgebiet. Zunächst der Uferbereich des langgezogenen Cramoner Sees. Unterhalb der Ortschaft Cramon von teils mächtigen Buchen auf hageren, kurzmoosigen Waldböden bestanden. Im Sommer und Herbst würde ich meinen, es dürfte ein echtes Raritäten – Kabinett, insbesondere auch von interessanten Röhrlingen sein. Heute bot das Gebiet allerdings nichts besonderes, so dass ich im Anschluss noch in einen nahen Wald gefahren bin, dem Hägerholz. Teils ziemlich unwegsames Gelände durch massiven Holzeinschlag in den zurück liegenden Jahren, teils ein recht ordentlicher Frühlingswald mit Erlen und Eschen sowie Haselsträuchern. Auch Nadelbäume sind immer wieder eingestreut. Hier die Artenliste von heute: Flacher Lackporling, Angebrannter Rauchporling, Schmetterlings – Tramete, Buckel – Tramete, Bovistähnlicher Schleimpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Ockergelbe Tramete, Schuppiger Porling, Weißes Haarbecherchen, Brandkrustenpilz, Echter Zunderschwamm, Striegelige Tramete, Spaltblättling, Hochgerippte Becherlorchel, Zugespitzter Kugelpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Warziger Drüsling, Rötende Tramete, Rotbrauner Borstenscheibling, Frühlings – Ackerling und Glimmer – Tintling.

Das Wetter war dazu recht passable. Mild, Sonne und Wolken, aber wieder ein recht kräftiger Ostwind. Morgen und am Freitag soll es regnerisch werden und am Wochenende recht schön bei steigenden Temperaturen. Ideal für unser „Pilzwochenende in Mecklenburg“!  

An einer der Sonneneinstrahlung und dem Wind ausgesetzten Straßenböschung unter Eichen in Cramon wuchsen zahlreiche, teils büschellig verwachsene Hochgerippte Becherlorcheln (Helvella acetabulum). Sie wiesen größtenteils erhebliche Trockenschäden auf! Essbar.

Donnerstag, 04. Mai (Star – Wars – Tag) – Trübe, regnerisch und kühl verlief der heutige Frühlingstag. Eine Regenzone reicht von Polen bis zur Nordseeküste und es folgt bis in die Nacht hinein weiterer Feuchtenachschub. Am meisten Regen fiel bisher Richtung südlicheres Vorpommern. Der Regen ist auch weiterhin ein Segen. Wir können uns in diesem Frühjahr bisher nicht beschweren. Nur die Temperaturen lassen zu wünschen übrig. Nachdem es zum Wochenende allgemein wieder etwas wärmer werden soll, deutet sich für uns im Norden in der nächsten Woche neue Polarluft an. Es soll aber nicht so krass kommen, wie vor einigen Tagen noch angedeutet. Im süddeutschen Raum wird man davon wohl wenig spüren. Dort soll es wärmer bleiben. Der weitere Trend deutet dann wohl überall auf wärmeres Wetter hin. Dazu soll die Luft feucht und gewittrig werden, regional mit hohen Niederschlagssummen. Hoffen wir, dass es so kommt, denn das wäre ideal, falls uns das kalte Ostseewasser mit seinem stabilisierenden Einfluss keinen Strich durch die Rechnung macht und konvektive Ereignisse von uns fern hält!

Morgen startet in Keez unser diesjähriges Frühlingsseminar unter dem Motto „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg“. Nachdem es morgen Theorie von unserem Experten Ulrich Klein gibt, geht es am Sonnabend ganztägig auf Exkursion. Am Sonntag steht Fundauswertung und Aufbau einer kleinen Ausstellung an. Nach dem Mittag geht es dann nochmals zu einer Abschlussexkursion in ein interessantes Gebiet. Ich freue mich auf ein hoffentlich pilzreiches und für alle lehrreiches Wochenende.

Eine größere Gruppe frischer Frühlings – Ackerlinge (Agrocybe praecox) fand ich gestern zwischen zarten Waldkräutern und Holzresten im Hägerholz bei Cramon. Der häufige Ackerling gehört zu den essbaren, aber nicht besonders schmackhaften Arten des Frühlingsaspektes. Standortfoto am 03. Mai 2017.

Freitag, 05. Mai (Internationaler Hebammentag) – Heute begann in Keez unser diesjähriges Frühlingsseminar. Wie gewohnt gestaltete Ulrich Klein den Theorieteil, der jeweils am ersten Tag in die allgemeine Pilzkunde einführen soll. Dabei stellte er auch kurz die einzelnen Aspekte im Ablauf eines durchschnittlichen Pilzjahres vor. Im Außenbereich hatte ich zur Begrüßung der Teilnehmer bereits eine Pilzausstellung vorbereitet.

Das Wetter war heute ausgesprochen unterkühlt und feucht. Es regnete den ganzen Vormittag kräftig, so dass wir für unsere Exkursionen am Sonnabend und Sonntag beste Bedingungen vorfinden werden.

Mit ca. 30 Pilzarten begrüßte diese Ausstellung Gäste und Teilnehmer des heute in Keez beginnenden „Pilzwochenendes in Mecklenburg“.

Sonnabend, 06. Mai (Welttag für die Berufungen) – Mit diesem Ehrentag fühle ich mich besonders verbunden, denn meine Tätigkeit und die Liebe zu den Pilzen wurden mir in die Wiege gelegt. Es ist eine Berufung für mich und damit ein echter Beruf, der leider nicht als solcher gewertet und anerkannt wird.

Nun zum heutigen Geschehen. Zweiter Tag unseres Pilzwochenendes. Es standen Exkursionen auf dem Programm. Ganztägig ging es durch den Küstenwald der Ostsee – Insel Poel, von Hinter Wangern bis nach Gollwitz. Nur der Bereich zwischen Timmendorf und Schwarzer Busch wurde ausgelassen. Die Küstenwälder sind besonders im Frühling oft eine Fundgrube. Und so war es auch heute, wenngleich ich schon Jahre erlebt habe, in denen das Angebot an Frischpilzen durchaus vielseitiger war. Dennoch war es in jeder Hinsicht eine sehr erfolgreiche Tour. Unsere gute Seele Irena versorgte uns ambulant mit Mittag und Kaffee. Außerdem konnten wir auch Pilzberater Klaus Warning aus Bützow und Raritäten – Jäger Andreas Okrent aus Graal – Müritz in unserer Mitte begrüßen.

Das Wetter war dazu ideal. Mild, aber etwas diesig, sehr angenehm für eine Pilztour. Durch den Regen der letzten Tage waren die Fundstücke auch alle frisch, obwohl einige noch deutliche Spuren der zuvor stattgefundenen Ostwindlage aufwiesen.

Neben vielen Käppchenmorcheln und zahlreichen Maipilzen waren auch prachtvolle Speisemorcheln (Morchella esculenta) dabei. Natürlich noch vieles mehr, was bei einer solchen Veranstaltung von Bedeutung ist. Standortfoto.

Sonntag, 07. Mai (Weltlachtag) – Dritter und letzter Tag unseres kleinen, mecklenburgischen Pilzseminars. Nach dem am Abend zuvor noch einige kritische Funde beäugt und vorgestellt wurden und insbesondere eine große Menge Maipilze und Morcheln zum trocknen und einfrieren verarbeitet wurden, haben wir uns entschlossen, bereits am Vormittag  zu unserer Abschlussexkursion aufzubrechen. Und das gleich zu Fuß von Keez aus. Entlang einer Feldhecke, die in ein kleines, naturbelassenes Bachtal übergeht, arbeiteten wir uns in Richtung Keezer See voran. Kaum erreichten wir dessen Nähe, wurden auch schon wieder die ersten Morcheln gesichtet und das Sammelfieber brach erneut aus. Unser Pilzfreund Egon aus Berlin brachte es am Ende auf insgesamt 540 Morcheln, wobei Käppchen – Morcheln die Überzahl bildeten. Sein persönlicher Rekord in diesem Jahr. Auch wunderbare Maipilze, Schild – Rötlinge und die ersten, ganz frischen Nelkenschwindlinge begeisterten.

Die Badestelle am Keezer See wurde dann zur Entspannung genutzt, denn das Wetter war traumhaft, sonnig und mit reichlich Frühlingswärme. Es grünte und Blüte rings um uns herum, wie es üppiger kaum sein konnte. Insbesondere der Raps und der Löwenzahn standen nun in voller Blüte. Das war wirklich wonniges Maiwetter vom feinsten. Am Mittag brachte uns Irena und Jonas wieder reichlich Speis und Trank, die an frischer Frühlingsluft ganz besonders mundeten. Danach brachen unsere Teilnehmerinnen aus Sachsen zur Heimfahrt auf. Der Rest wanderte noch eine weitere Runde, die wiederum von Erfolg gekrönt war. Ich denke, wir verlebten alle ein sehr schönes „Pilzwochenende in Mecklenburg“. Ein ausführlicher Bericht folgt in Kürze.

Unter Weißdornhecken gab es nicht nur eine ganze Menge Käppchenmorcheln, sondern auch gleich büschelweise Schild – Rötlinge (Entoloma clypeatum). Sie gehören zu den besten und ergiebigsten Speisepilzen im Frühling. Roh sind die schmackhaften Blätterpilze mit dem rötlichen Sporenstaub allerdings giftig und müssen gut durchgegart werden. Standortfoto in Zahrensdorf am 07. Mai 2017, wo unsere letzte Tour ein Ende fand.

Montag, 08. Mai (Weltrotkreuztag) – Heute zog wieder Normalität ein und ich hatte den ganzen Tag unser mykologisches Informationszentrum wie gewohnt am ersten Arbeitstag der Woche geöffnet. Unter anderem galt es Maipilze zu blanchieren und einzufrieren. Morgen geht es dann schon wieder auf Reisen. Wir müssen unsere DBU – Kartierungsflächen auf der Insel Rügen bearbeiten. Es ist die letzte Runde des Frühjahrs und im Spätsommer oder Frühherbst geht es dann wieder von vorne los.

Das Wetter war heute Vormittag zunächst trübe und regnerisch, wobei es allerdings nur etwas nieselte. Das Wetter wurde ausgelöst von einer polaren Kaltfront, die uns aus Norden zum wiederholten male spätwinterlich anmutende Luftmassen bringt. So wird es in der kommenden Nacht wieder sehr frisch und zumindest in Bodennähe ist erneut Frost möglich. In der zweiten Wochenhälfte dreht die Strömung dann auf süd und bringt und das ganze Gegenteil – schwülwarme Gewitterluft. Hoffen wir, dass sich diese pilzfreundliche Luftmasse auch gegen das kalte Ostsee – Umfeld durchsetzen kann.

Dieses Foto sandte mir unser Tagebuchleser Peter Hildebrandt aus Mitteldeutschland zu. Es zeigt die äußerst seltene Braune Lorchel (Helvella fusca). Er beobachtet den Standort unter Pappeln und Weißdorn seit 10 Jahren. Der Art ist standorttreu, erscheint aber nicht in jedem Jahr. In M-V ist diese Lorchel meines Wissens noch nicht nachgewiesen worden. Ein super Fund!!!

Dienstag, 09. Mai (Tag des Orgasmus) – Heute starteten Chef – Kartierer Benno Westphal und meine Wenigkeit von Wismar aus zur Insel Rügen. Die letzte Runde der 4. Kampagne unserer DBU – Kartierung stand an. Wieder quartierten wir uns in der modern gestalteten Jugendherberge im ehemaligen KDF – Gebäude in Prora ein. Am Mittag begannen wir unsere 6 dort zu bearbeitenden Kreise, die jeweils mit einem gelben Pflock und entsprechender Kennnummer versehen sind, zu untersuchen. Es gab kaum neues, insbesondere auch nur sehr wenige Frischpilze, und das am Tag des Orgasmus! Auch Schichtpilze nahmen wir heute kaum zum mikroskopieren mit, da in den vorherigen Durchgängen schon fast alle Stämme gedreht und deren unterseitige Rinden- und Schichtpilze eingesammelt und  mikroskopisch untersucht wurden. Nun haben wir die Frühjahrskartierung auf allen Flächen abgeschlossen und es geht im Spätsommer oder Frühherbst in die nächste Runde. Außer uns war auch die Gruppe von Margitta Schönfeld mit Ria Bütow und Klaus Warning im Revier, die ihrerseits die ihnen zugeteilten Bereiche untersuchten. – Das Wetter war dazu ideal. Sonnig, aber recht kühl.

Einer der wenigen Frischpilze auf unseren Bearbeitungskreisen war dieser große Becherling mit zwei weiteren Artgenossen. Ob es sich um den Blasenförmigen oder doch nur um den Buchenwald – Becherling handelt, darüber wird das Mikroskop Klarheit bringen. Standortfoto.

Mittwoch, 10. Mai (Tag des freien Buches) – In diesem Sinne ein weiterer Eintrag in ein freies Tagebuch. Da wir gestern unsere eigentliche Arbeit geschaft haben, blieb heute noch Zeit für eine dreistündige Exkursion durch die Stubnitz- Buchenwälder mit ihren weltberühmten Kreidefelsen, einschließlich dem Königsstuhl. Die Wissower Klinken mit der Ernst Moritz Arndt Sicht sind 2005 leider in die Ostsee gestürzt. Dennoch ist die Kreideküste des Jasmund – Nationalparks, einer nordöstlich exponierten Halbinsel von Rügen, einmalig schön und zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.  Aber nicht nur der einmaligen Landschaft galt unser Interesse, vielmehr wollten wir hier am Hochuferweg der Kreideküste den Violetten Kronenbecherling aufspüren, welches uns aber leider nicht gelang. Gefunden wurde er hier bereits von dem kürzlich verstorbenen Mykologen und Pilzbuchautor Hanns Kreisel. Der  Buchenwald der Stubbenkammer mit seinen extrem kalkhaltigen Böden dürfte besonders im Sommer und Herbst ein Raritäten – Kabinett der Superlative sein. Vor allem kalkliebende Schleierlinge, Ritterlinge, Täublinge, Röhrlinge u.a. dürften sich hier ein mannigfaltiges Stelldichein geben. Wir werden es bei unseren nächsten Besuchen auf der Insel beobachten.

Das Wetter war dazu regnerisch und kühl. Bereits in der Nacht hatte es auf Rügen kräftig geregnet. Regen wird auch in der nächsten Zeit nahezu an der Tagesordnung bleiben. Ab morgen soll es dazu deutlich wärmer werden und eine schwülwarme Gewitterperiode steht uns in`s Haus. Besser könnte es kaum laufen, damit vielleicht zum Ende des Monats bereits die ersten Sommerpilze auftauchen können.

Benno am Hochuferweg mit den Überresten der Wissower Klinken.

Blick vom Hochuferweg auf die Kreideküste der Stubbenkammer. Teils über hundert Meter stürzen die Kreidewände nahezu senkrecht zur Ostsee ab. Immer wieder kommt es zu weiteren Abbrüchen und Erdrutschen, wie auch hier gut zu erkennen. Es ist immer ein etwas gewagtes Spiel unterhalb der Kreideküste zu spazieren. Noch gefährlicher ist es auf dem Hochuferweg. Erst vor wenigen Tagen stürzte hier eine junge Frau aus Hamburg in den Tod. Bitte unbedingt die Warnschilder beachten! Foto: 10.05.2017.

Donnerstag, 11. Mai (Tag der Menschenrechte) – Strahlender Sonnenschein in trockener, angenehmer Luft, brachten heute wirklich einen wonnigen Maitag, wie man ihn sich schöner kaum wünschen kann. Auch die Temperaturen legten wieder etwas zu. So strahlend wird es in den nächsten Tagen aber nicht weiter gehen. Über Niedersachsen ist mit dichteren Wolken und ersten Schauern und Gewittern bereits die schwüle Luft angekommen und diese wird sich bis morgen auch bei uns breit machen. Ein feuchtwarmes, gewittriges Wochenende steht an. Pilzwetter vom feinsten!

Ich habe heute meine Ausstellung wieder mit einigen Frischpilzen bestückt. Es liegen 70 Arten auf der Fläche. Neu in diesem Jahr sind: Frühlings – Ackerling, Blasser Pflaumen – Rötling, Nelkenschwindling und Buchenwald – Wasserfuß.

Dieses hochqualitative Foto hat mir Christian Ehmke zugesandt. Es zeigt eine Miniatur – Gruben Lorchel (Helvella lacunosa). Sie wuchs auf einer Brandstelle. Im letzten Jahr hat er hier ebenfalls Exemplare der Art gefunden, die immer sehr klein blieben. Nun rätselt Christian, warum ausgerechnet an dieser Stelle die ansonsten durchaus eine ansehnliche Größe erreichenden Lorcheln immer so winzig bleiben. Wer weiß, es gibt auch unter den Menschen Liliputaner oder soll es doch eine eigene Art sein, ebend die Brandstellen – Lorchel?

Freitag, 12. Mai (Tag des chronischen Erschöpfungssyndroms) – Erschöpft waren Irena und ich am Sonntag Nachmittag nach Abschluss unseres kleinen Pilzseminars und mussten einen kleinen Spätnachmittagsschlaf einlegen, aber ich hoffe, dass war nur einmalig und wird nicht chronisch. Erschöpft hat sich nun auch unsere Vorbereitung für den 23. Mai.  Siehe unter Termine! Ulrich und ich sind heute zum Abschluss unseres geplanten PowerPoint – Rückblicks auf sieben Jahrzehnte Pilzberatung in Wismar gekommen. So weilte ich nochmals einige Stunden in Arpshagen. Im Anschluss schauten wir uns noch kurz am morgigen Zielgebiet unserer nächsten Pilzwanderung um. Es galt zu klären, wo wir unsere Fahrzeuge am besten in Waldesnähe parken können. Die Wanderung soll uns durch den ehemals Großherzoglichen Forst Tankenhagen, bei Dassow, führen. Hoffentlich macht uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung.

  • Ab heute Abend 22.00 Uhr bis morgen Abend 22.00 Uhr bestehen für unsere Region Vorwarnungen vor Gewittern mit Starkregen.

Nach den Regenfällen der letzten Woche sind an grasigen Standorten inzwischen auch die ersten Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades) erschienen. Fester, knorpeliger Stiel, in der Mitte recht fleischiger und leicht gebuckelter Hut und die dicklichen, entfernt stehenden Lamellen sowie ziemlich einheitliche ledergelblichbraune Färbung kennzeichnen diesen sehr schmackhaften Speisepilz. Gern steht er auch in Hexenringen auf Wiesen, wo er die Gräser üppiger sprießen und intensiver grün erscheinen lässt. So kann man Standorte des Pilzes schon aus der Ferne erkennen. Zu dieser Jahreszeit können allerdings auch Maipilze an solchen Standorten stehen. Foto am 07. Mai bei Zahrensdorf.

Sonnabend, 13. Mai (Weltzugvogeltag) – Unter dem Motto „Alle Vöglein sind schon da“ sollte inzwischen wohl auch der letzte Piepmatz aus seinen Überwinterungsgebieten bei uns eingetroffen sein. Diesen Eindruck hatte man heute im Großherzoglichen Forst Tankenhagen allemal. Es war ein überaus munteres Gezwitscher und in der Nähe trompeteten auch noch Kraniche. Es gibt in diesem Laub- und Nadelwaldgebiet auch einige Feuchtbereiche, in denen sie zuhause sind. Beim Wetter hatten wir Glück, es war und blieb trocken. Bei angenehm warmen und leicht schwülem Wetter waren wir heute neun Leute, die sich zu einer öffentlichen Lehrwanderung zusammen fanden. Es gab dies und jenes zum Erläutern und kennenzulernen, aber auch reichlich für den Kochtopf – Maipilze satt! So kamen heute sowohl die Mykologen, wie auch die Mykophagen auf ihre Kosten. Auch Käppchen – Morcheln waren vertreten, aber komplett überständig und nicht mehr zu gebrauchen. Ein ausführlicher Rückblick folgt in Kürze. Inzwischen ist nun endlich der komplette Bericht von unserem Frühlingsseminar fertig.

Beim Wetter tat sich bei uns im Wismarer Raum auch bis zum Abend nichts besonderes. Schauer und Gewitter beschränkten sich hauptsächlich auf die Gebiete von Niedersachsen, Schleswig- Holstein und den Hamburger Raum. Hier blitzt und donnert es auch jetzt am Abend stellenweise noch heftig, teils mit unwetterartigen Regenfällen und Hagel. Eventuell kann im laufe des Abends noch der äußerste Bereich von Nordwestmecklenburg davon gestreift werden. Auch an der Seenplatte und Richtung Vorpommern haben sich zum Abend einige Gewitter gebildet.

Mehrere Hexenringe Maipilze vom feinsten galt es heute während unserer Pilzwanderung unter Erlen und Holunderbüschen zu ernten. Standortfoto im Forst Tankenhagen. Ein häufig auftauchendes Merkmal bei Maipilzen sind die hufförmigen Einbuchtungen am Hutrand. Deshalb wird er in einigen Regionen auch als Huf – Ritterling bezeichnet.

Sonntag, 14. Mai (Muttertag) – Heute hatte ich mir endlich mal Zeit genommen um einiges an Maipilzen zum einfrieren für das nächste Imbissgeschäft, was voraussichtlich aber erst im Herbst sein wird, zu sammeln. Es wurden insgesamt zwei große Körbe voll. Zunächst besuchte ich einen Erlen/Eschenwald. Hier war zwar noch ein ausgeprägter Hexenring vorhanden, aber dieser Tage wurden auch hier die meisten Eschen umgelegt. Es ist ein Trauerspiel! Der Standort ist nun verändert und mal schauen wie die Pilze im nächsten Jahr darauf reagieren. Dann war ein Pappelwald an der Reihe, der wieder sehr ergiebig war. Hier gibt es mehrere Hexenringe. Ein Korb und ein Plastebehälter waren voll. Ich fuhr in den Laden, stellte die Ernte in den Kühlschrank und machte Mittag. Im Anschluss noch ein wenig Internet – Arbeit, bis Irena und Jonas mich in den Garten zum Kaffee einluden. Nach ein wenig Gartenarbeit fuhren Irena und Jonas mit dem Auto und ich mit dem Roller an die Ostseeküste. So war es ganz praktisch, dass ich den Roller nun an einer Stelle des Küstengebietes abstellen konnte und Irena setzte mich an einem anderen Ende ab, so dass ich gut von A nach B wandern konnte und dabei nochmals einen Korb Maipilze erntete.

Das Wetter war heute im Nordwestmecklenburger Raum meist sonnig, trocken und warm. Von den Gewitterschauern der letzten Tage haben wir kaum etwas mitbekommen. Jetzt, am späteren Abend, versucht nochmals eine Schauer und Gewitterzone zu uns herein zu ziehen. Mal schauen, ob sie es bis Wismar schafft.

Dieser Korb war gefüllt und es kam noch ein Plastebehälter dazu. Der Ernte vom Vormittag. Am Abend dann nochmals eine ähnliche Menge.

Montag, 15. Mai (Internationaler Tag der Familie) – Am späten Abend hat es besonders in den westlichen Regionen dann doch noch verbreitet kräftig geschüttet. Zwischen 5 und 10 l/qm kamen zusammen. In Wismar waren es deutlich weniger. Der Regen hat nun wieder die Oberböden durchfeuchtet, die teilweise bereits schon recht trocken waren. Auch einige Maipilze von gestern wiesen, insbesondere an besonnten Standorten, schon Trockenschäden auf. Heute erlebten wir dann einen recht schönen Tag mit Sonne und Wolken im Wechsel und angenehmen Temperaturen. Morgen wird es wohl kaum Sonne geben, denn dichte Wolken und etwas Regen, die in Verbindung mit einer Warmfront stehen, sind angesagt. Damit setzt der Zustrom von erster richtiger Sommerluft in diesem Jahr ein. Top – Werte  zwischen 25 und 30 Grad sind dann zumindest in der Südwesthälfte Deutschlands möglich. Aber auch bei uns kann es 25 Grad und mehr geben, bevor von Westen her schwere Gewitter nahen. Inwieweit und wie schnell diese auch bis in unsere Gefilde vorstoßen, steht noch nicht fest, da sich die Sommerluft möglicherweise bei uns noch etwas länger halten kann. Jetzt ist auch der Bericht von unserer Pilzwanderung von Sonnabend unter „Maipilzreiche Frühlingswanderung“ nachzulesen. Außerdem habe ich heute unsere Ausstellung wieder aufgefrischt. Es liegen 73 Arten auf der Fläche. Zum ersten mal in diesem Jahr zu sehen: Weißer Anis – Champignon, Haus – Tintling, Buchenwald – Becherling, Kurzstieliger Holzbecherling, Schild – Rötling und Schuppiger Porling.

Auch diesem jungen Weißen Anis – Champignon (Agaricus arvensis) ist die intensive Sonneneinstrahlung und die Wärme von gestern anzusehen. Er ist in der Entwicklung beeinträchtigt worden und die Huthaut hat sich verkrustet und ist rissig geworden, inklusive eines „Sonnenbrandes“. Der Pilz stand heute morgen am Rande einer kleinen Hecke auf dem Parkplatz, wo ich immer meinen Roller abstelle. Wenn ich nicht wüsste, dass hier A. arvensis wächst, könnte man ihn glattweg für den Rissigschuppigen Anis – Champignon (Agaricus fissuratus) halten.

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